Tiffany Exklusiv Band 95

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

PROVOKATION PUR! von CINDI MYERS
Der Ausschnitt ist gewagt, der Lederrock kurz, das Nabelpiercing sexy – Provokation ist Theresas liebste Spielart! Doch dann betritt eines Tages ein umwerfender Fremder ihren Tattoo-Shop. Und plötzlich ist Schluss mit dem Spiel. Jetzt wird es ernst! Denn dieser Mann will herausfinden, wie weit Theresa in der Liebe geht ...

LACK, LEDER – LIEBE? von JENNIFER LABRECQUE
Ein knackiger Hintern – aber wo ist das Tattoo? Erschrocken sieht die Undercover-Agentin Serena, dass der nackte Mann unmöglich der verdächtige Slick Nick sein kann. Nach einem heißen Tipp hat sie sich in sein Hotelzimmer geschlichen. Eine pikante Situation! Was, wenn der Fremde sie entdeckt – in ihrem scharfen Domina-Kostüm?

UNGEZOGEN AUSGEZOGEN von SAMANTHA HUNTER
Bodyguard Ely Berringer hat seine Träume vergessen. Bis zu jener Nacht mit Lydia. Die Tattookünstlerin ist höllisch sexy, unabhängig – und plötzlich verschwunden. Auf einer Ranch findet er sie wieder. Und lüftet in heißen Nächten das Geheimnis hinter ihrer coolen Fassade …


  • Erscheinungstag 04.01.2022
  • Bandnummer 95
  • ISBN / Artikelnummer 9783751507615
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cindi Myers, Jennifer LaBrecque, Samantha Hunter

TIFFANY EXKLUSIV BAND 95

1. KAPITEL

Es geht doch nichts über eine kleine Konfrontation, um einen wunderschönen Aprilmorgen zu beginnen, dachte Theresa Jacobs und blickte zu der kleinen Gruppe von Demonstranten, die sich vor ihrem Tattoo-Studio „Austin Body Art“ versammelt hatte.

„Wir wollen ein sauberes Austin“, stand auf einem der Schilder. „Holt euch die Sixth Street zurück!“, forderte ein weiteres. „Weg mit dem Schund!“, besagte ein drittes. Eins musste Theresa diesen Leuten lassen: Sie gaben nicht auf. In den letzten beiden Wochen waren sie jeden Tag hier draußen gewesen.

Zwei in der Gruppe trugen weiße T-Shirts mit der Aufschrift: „Wählt Darryl ‚Clean‘ Carter in den Stadtrat!“. Dieser selbst ernannte Wächter bürgerlicher Moral und Kämpfer für ein familienfreundliches Austin dachte offenbar, er würde seine Wahlkampagne gewinnen, wenn er Leute wie Theresa aus ihren Geschäften vertrieb.

Nur war Mr. Carter anscheinend nicht klar, wie störrisch Leute aus der „Schundbranche“ sein konnten. Theresa zog ihr knappes Ledertop noch etwas tiefer, damit ihr gewagtes Dekolleté auch richtig gut zur Geltung kam. Ein weiterer kurzer Blick verriet ihr, dass auch ihr Nabelpiercing zu sehen war. Dazu die hochhackigen Stiefel, die schwarze Netzstrumpfhose und der Lederminirock … Wenn Carters Handlanger Sünde, Sex und Sensation erwarteten – bitte sehr! Mit einem sinnlichen Lächeln auf den Lippen und provokantem Hüftschwung ging sie auf die Leute zu.

Wie jeden Morgen in den letzten beiden Wochen blieben die Demonstranten stehen und starrten sie an.

„Guten Morgen“, sagte sie mit einem kühlen Lächeln, als sie ihre Ladentür aufschloss.

„Guten Mor…“ Einer der Männer, ein feister, kahler Typ mit Brille, wollte ihren Gruß erwidern, aber ein Rippenstoß der streng aussehenden Frau an seiner Seite ließ ihn sofort wieder verstummen.

„Wir haben heute Sonderangebote, Leute“, sagte Theresa. „Piercings zum halben Preis. Die werdet ihr euch doch nicht entgehen lassen wollen.“

„Sie sollten sich schämen.“ Eine große Frau mit rotblondem Haar trat vor. „Was würden Sie denn sagen, wenn Sie eine Tochter hätten, die sich so kleidet und aufführt wie Sie?“

Theresa schob ihre Sonnenbrille etwas tiefer auf die Nase und musterte die Frau von Kopf bis Fuß. „Dann würde ich sagen, dass sie sehr viel mehr Spaß hat als jemand, der sich so anzieht und benimmt wie Sie.“ Dann betrat sie ihren Laden, ließ die Katzen Mick und Delilah aus dem Hinterzimmer und fütterte sie.

Zehn Minuten später ging die Tür auf. „Ich liebe euch auch, ihr Süßen!“ Ihr Mitarbeiter Scott warf der Gruppe draußen Kusshändchen zu. „Geben diese Leute eigentlich niemals auf?“, fragte er Theresa.

„Nein. Aber nach der Wahl werden sie wieder verschwinden.“

Scott wirkte skeptisch. „Du weißt nicht, was Geld und Fanatiker wie diese für einen Kandidaten bewirken können.“

„Selbst wenn Carter die Wahl gewinnt, verschwinden die Demonstranten. Er mag uns nicht, aber er kann nichts gegen uns unternehmen. Wir führen ein absolut legales, vorschriftsmäßiges Geschäft.“

„Ja, aber wie lange bleibst du im Geschäft, wenn keine Kunden mehr kommen?“ Scott ließ sich auf den Stuhl hinter der Theke fallen und fuhr sich mit einer Hand durch sein stacheliges blondes Haar.

Theresa ignorierte die leise Furcht, die seine Worte in ihr weckten. „Was redest du da? Natürlich werden wir Kunden haben. Warum auch nicht?“

„Ich weiß es nicht. Diese Aktion für ein sauberes Austin ist ausgesprochen schlecht für das Geschäft.“

„Wir können uns noch nicht beklagen.“

„Das ‚Hot Tamale‘ verringert schon das Personal.“ Scott stützte die Ellbogen auf die Theke und legte den Kopf in seine Hände. „Ich habe gestern Abend meinen Job als Barmann verloren.“

„Oh, Scott.“ Theresa legte die Post beiseite und ging zu ihm. „Das tut mir aber leid.“

Er nickte. „Mir auch. Schließlich bin ich gerade vor Kurzem in mein neues Apartment gezogen.“

„Du kannst hier einen Ganztagsjob haben, wenn du willst.“

Er hob den Kopf. „Ehrlich?“

„Klar. Da Don nicht mehr da ist, könnte ich die Hilfe brauchen.“ Sie blickte zu dem gerahmten Gemälde über der Kasse, eine Darstellung des Navy Piers in Popart-Farben, Dons jüngstes Werk. Ihr großer Bruder machte sich eine schöne Zeit in Chicago, während sie hier den Laden zusammenzuhalten versuchte.

„Aber hast du nicht schon jemand anderen gefunden?“

„Sie fängt nächste Woche an. Aber sie kommt nur halbtags, deshalb kannst du trotzdem eine Ganztagsstelle haben.“

„Okay. Danke.“

Dass das „Hot Tamale“, eine der populärsten Bars der Straße, bereits Personal entließ, bestürzte Theresa. Sie hatte gewusst, dass Carters Kampagne Aufsehen erregte, aber gedacht, die meisten Leute nähmen ihn nicht ernst. Schließlich war Austin für seine Musikszene und das Nachtleben in der Sixth Street bekannt. Warum sollte als jemand der Stadt ausgerechnet das nehmen wollen, was sie so einzigartig machte?

„Es sieht so aus, als hätte Don im richtigen Moment die Stadt verlassen“, sagte Scott. „Glaubst du, dass er jemals wiederkommen wird?“

Theresa zuckte mit den Schultern. „Er hat noch anderthalb Jahre Studium vor sich.“ Und wer wusste schon, wo er danach hingehen würde. Bevor ihr Bruder vor etwa sechs Monaten Jennifer Truitt nach Chicago nachgereist war, hatte er ihr die Schlüssel zum Tattoo-Studio übergeben und ihr gesagt, es sei nun ihr Geschäft. Das hätte er sicher nicht getan, wenn er vorgehabt hätte, irgendwann in nächster Zeit zurückzukehren.

„Ich mache uns Kaffee“, sagte Scott und verschwand im Hinterzimmer.

Kaum war er gegangen, bimmelten die Glöckchen über der Eingangstür, und Theresa drehte sich zu den beiden Männern um, die in den Laden kamen.

Der erste war ein großer, dunkler Typ in abgewetzten Stiefeln, Jeans und Jeanshemd und einem tief in die Stirn gezogenen Strohhut. Er stolzierte in den Laden wie ein Marshal in einem alten Western, der einen Saloon betrat. Mit seinen breiten Schultern, den schmalen Hüften und dem markanten Kinn war er attraktiv wie ein Filmstar. Theresa blinzelte, um sicherzugehen, dass sie nicht träumte, und wünschte, er würde seinen Hut abnehmen, damit sie seine Augen sehen konnte. Nicht, dass sie an einem Cowboy interessiert gewesen wäre, aber wie alle Frauen wusste sie einen gut aussehenden Mann durchaus zu schätzen.

„Was kann ich für Sie tun, meine Herren?“, fragte sie.

Sein Begleiter, ein kleiner, krummbeiniger Mann mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Rodeoreiter bleiben länger drauf“, nahm seinen Hut ab und starrte ihr in den Ausschnitt.

Der größere Mann stieß seinen Begleiter an. „Gaff nicht so und antwortete der Lady.“

Seine Worte brachen den Bann. Erst jetzt bemerkte Theresa den Gips an seinem linken Unterarm. Der blaue Mullverband um den Gips bildete einen auffälligen Kontrast zu seiner tief gebräunten Haut.

Er nickte ihr zu und schob seinen Hut gerade weit genug zurück, um ihr einen Blick auf seine freundlichen braunen Augen zu erlauben.

Theresa war erstaunt, wie sehr ihr Herzschlag sich beschleunigte, und sie musste sich zwingen, ein Lächeln zu unterdrücken, das wahrscheinlich ausgesprochen dämlich gewirkt hätte. Dieser Adonis war bestimmt daran gewöhnt, dass Frauen ihm zu Füßen lagen, und sie hatte nicht die Absicht, sich in seine Fangemeinde einzureihen.

„Ich entschuldige mich für meinen Freund. Er ist es nicht gewöhnt, mit anderen weiblichen Wesen als Kühen oder Pferden umzugehen“, fuhr der gut aussehende Fremde fort.

„Halt die Klappe, Kyle.“ Der kleinere Cowboy richtete seinen Blick auf irgendetwas über Theresas linker Schulter. „Ich möchte mich tätowieren lassen.“

„Dann sind Sie hier genau richtig.“ Theresa nahm ein Formular aus dem Regal neben der Theke und gab es ihm. „Füllen Sie das aus, dann können wir gleich beginnen.“

„Oh. Okay.“

Als er sich hinsetzte, um das Formular auszufüllen, wandte sich Theresa seinem Freund zu. Die Intensität dieses Blicks irritierte sie. „Sind Sie auch wegen eines Tattoos gekommen?“

Er lächelte so charmant, dass Theresa unwillkürlich den Atem anhielt. „Das ist nicht nötig. Wir von Natur aus gut aussehenden Leute brauchen keine zusätzlichen Verzierungen.“ Sein Blick glitt von dem Tiger auf ihrer Schulter zu dem keltischen Knoten zwischen ihren Brüsten, und sein Lächeln vertiefte sich. „Obwohl ich sagen muss, dass Sie mir ganz neue Seiten dieser Kunst vermitteln.“

Sie lachte. „Dann sind Sie wohl ein wahrer Kunstliebhaber.“ Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf den Gips an seinem linken Arm. „Wie ist das passiert?“

Er runzelte die Stirn. „Ich hatte ein bisschen Ärger mit einem unkooperativen Rind.“

„Kyle hat weder Glück bei Rindern noch bei Frauen.“ Der kleinere Mann, der George hieß, wie sich herausstellte, stand auf und gab Theresa das Formular.

„Hören Sie nicht auf ihn“, sagte Kyle. „Er ist einmal zu oft von Bullen abgeworfen worden.“

„Sie reiten Bullen?“ Theresa überprüfte das Formular. Es schien alles richtig ausgefüllt zu sein.

„Ja, Ma’am.“ George straffte die Schultern. „Ich bin derzeit unter den ersten fünfzehn im Rodeozirkus.“

„Und Sie? Reiten Sie auch Bullen?“, fragte Theresa Kyle.

Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin vernünftiger.“

„Er ist zu groß, um Bullen zu reiten“, sagte George. „Er fängt bloß Kälber mit dem Lasso ein. Oder tat es“, fügte er mit einem Blick auf Kyles Gipsarm hinzu.

„Ich kann dich trotzdem noch mit einem Arm hinter dem Rücken auseinandernehmen.“

Typisch Mann, diese Prahlerei. Glaubte er ernsthaft, sie damit beeindrucken zu können? „Haben Sie sich schon für ein Tattoo entschieden?“, wandte sie sich an George.

„Ich möchte eine große Eidechse. Hier“, sagte er und deutete auf seinen Unterarm.

„Eine Eidechse?“

„Weil das mein Spitzname in Rodeokreisen ist. George ‚Lizard‘ Lizardi.“

„Okay.“ Sie führte ihn zu einem Katalog auf einem Pult neben der Theke und schlug die Seite mit den Reptilen auf. „Hier werden Sie sicher etwas finden.“

Scott kam mit zwei Bechern aus dem Hinterzimmer. „Möchten Sie alle Kaffee?“

„Das wäre nett“, sagte Kyle.

„Nicht für mich“, meinte George. „Ich bin nervös genug.“

„George hat Angst vor Nadeln“, bemerkte Kyle.

Theresa nickte. „Das geht vorbei. Für die meisten Leute ist die Vorstellung, sich ein Tattoo machen zu lassen, viel unangenehmer als das Tätowieren selbst.“

„Wie heißen Sie?“

Es war eine ganz normale Frage, die sie aber dennoch etwas überraschte. „Theresa Jacobs“, sagte sie. „Und Sie sind Kyle …?“

„Kyle Cameron.“ Er reichte ihr die Hand. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Theresa.“

Seine Hand war warm und fest, eine sehr maskuline Hand, die Kraft und Selbstvertrauen signalisierte. Wieder bekam sie Herzklopfen, und deshalb begann sie rasch die Utensilien auf dem kleinen Rollwagen zu ordnen, obwohl ihre Haut noch immer von dem Kontakt mit seiner Hand prickelte.

Dicht gefolgt von Mick und Delilah, kam Scott mit einem weiteren Becher Kaffee zurück. Delilah stolzierte auf den gut aussehenden Cowboy zu und begann sich laut schnurrend an seinen Stiefeln zu reiben.

Kyle betrachtete die Katze lächelnd. „Hübsches Tier.“

„Ja, sie ist okay“, erwiderte Theresa und suchte die Materialien zusammen, die sie für die Arbeit brauchte. „Die beiden gehörten meinem Bruder, bis er nach Chicago zog.“

„Was macht er dort?“

„Er studiert.“ Und verliebt sich immer heftiger in Jennifer Truitt. Der Gedanke, dass ihr knallharter Bruder sich bis über beide Ohren in die Tochter des Polizeichefs verliebt hatte, erstaunte sie noch immer. Wer hätte das gedacht?

„Ich habe gefunden, was ich will“, meldete sich George.

Theresa ging zu ihm hinüber und betrachtete die Zeichnung eines zähnefletschenden Warans. Es war einer von Dons Entwürfen. „Gut. Dann setzen Sie sich dort auf die Behandlungsliege, und wir können gleich beginnen.“

„Soll ich dir die Hand halten?“, fragte Kyle grinsend.

„Nur wenn du willst, dass ich dir auch noch den anderen Arm breche.“

Als Theresa Georges Arm desinfizierte, setzte Kyle sich ihnen gegenüber auf einen Stuhl. „Was ist das für eine Versammlung draußen vor der Tür?“

„Haben Sie noch nichts von der Kampagne für ein sauberes Austin gehört?“

Er schüttelte den Kopf. „Bis ich mir den Arm verletzte, war ich auf den Rodeobahnen und versuchte, genügend Punkte zu gewinnen, um in die nationalen Endausscheidungen zu kommen.“

Theresa begann Tintenpatronen aufzufüllen. „Darryl ‚Clean‘ Carter will in den Stadtrat gewählt werden. Er verspricht seinen Wählern, Austin und insbesondere die Sixth Street familienfreundlicher zu machen, was bedeutet, dass er keine Tattoo-Studios, Striplokale, Sexshops oder Bars mit Live-Rockbands mehr auf dieser Straße haben will. Nur nette, biedere Lokale und Spaß für die ganze Familie.“ Sie verdrehte die Augen und nahm eine neue Tätowiernadel aus der Verpackung. „Ich persönlich finde das absurd, aber in den letzten beiden Wochen waren sie jeden Morgen da.“ Sie stellte die Tätowiermaschine an. „Sind Sie bereit, George?“

„Ja“, sagte er und wurde kreidebleich.

„Keine Angst, mein Junge. Wenn du ohnmächtig wirst, helfe ich, dich wiederzubeleben.“ Kyle zwinkerte Theresa zu, die beharrlich das Kribbeln in ihrem Bauch ignorierte, das sein Lächeln in ihr auslöste, und sich auf ihre Arbeit konzentrierte.

George gab einen erstickten Laut von sich, als sie die erste Nadel setzte. „Atmen Sie tief durch und versuchen Sie, sich mit etwas anderem abzulenken“, riet Theresa ihm.

Natürlich glitt sein Blick sofort wieder zu ihrem Dekolleté. „Ein interessantes Tattoo, das Sie da haben. Wer hat es gemacht?“

„Mein Bruder.“

„Ist er auch Tattoo-Künstler?“, fragte Kyle.

„Er hat es mir beigebracht.“

„Ich fragte mich schon, wie so ein hübsches Mädchen wie Sie zu so einem Beruf gekommen ist.“

„Ja.“ Theresa mischte Farben und begann die Augen der Eidechse zu skizzieren. „Das höre ich nicht zum ersten Mal.“

„Wieso, das ist doch gar kein schlechter Job“, erklärte Kyle. „Gute Arbeitszeiten, Sie sind ihr eigener Boss und bekommen dazu noch jede Menge Möglichkeiten, hässlichen Kerlen wie der Eidechse hier Schmerzen zuzufügen.“

„Bring sie ja nicht auf Ideen!“, protestierte George.

Theresa konnte spüren, dass Kyle sie beobachtete. Aber es war nicht der dreiste, unverfrorene Blick, den viele Männer hatten, sondern es war mehr der prüfende Blick von jemandem, der versuchte, sich ein Bild von ihr zu machen. Angestarrt zu werden machte ihr nichts aus, aber diese intensive Musterung war ihr alles andere als angenehm.

„Würden Sie das bitte lassen?“, fragte sie.

„Was?“

„Sie starren mich an.“

„Nein, ich beobachte Sie, weil Sie mich interessieren.“

„Tja, aber Cowboys interessieren mich nicht, also kommen Sie nicht auf Ideen.“

„Oh, die habe ich schon, seit ich Sie zum ersten Mal gesehen habe.“

Seine tiefe, weiche Stimme und sein heißer Blick brachten sie aus dem Konzept, obwohl sie unbeirrt mit ihrer Arbeit fortfuhr und sich bemühte, möglichst kühl zu wirken. „Dann werden Sie und Ihre Ideen aber sehr enttäuscht sein“, sagte sie.

Er lachte. „Jetzt haben Sie es geschafft.“

„Was?“ Warum sah er so zufrieden mit sich aus?

„So etwas zu mir zu sagen, ist, als schwenkte man ein rotes Tuch vor einem Stier. Es gibt nichts, was einen Mann wie mich mehr reizen kann als eine Herausforderung.“

„Das war keine Herausforderung“, entgegnete sie ungehalten.

„Es hörte sich aber ganz so an“, bemerkte George.

Theresa sah von einem Mann zum anderen. Beide trugen ein überlegenes Grinsen im Gesicht, dass sie sie hätte ohrfeigen können. Doch da das sie wahrscheinlich nur noch mehr anstacheln würde, beschränkte sie sich darauf, ihre abweisendste Miene aufzusetzen. „Denken Sie, was Sie wollen. Am Ende werden Sie ja doch enttäuscht.“

Und da sie selbst genug Enttäuschungen erlebt hatte, wusste sie, dass sie lernen würden, damit zu leben.

Kyle sah Theresa bei der Arbeit zu. Er konnte sich nicht entsinnen, wann er je in seinem Leben einer faszinierenderen Frau begegnet war. Sie war überaus attraktiv, hatte Sex-Appeal und Selbstbewusstsein, und dies alles schien auch noch mit einer ordentlichen Portion Intelligenz gepaart zu sein.

Er war froh, dass George ihn überredet hatte, ihn heute Morgen zu begleiten, statt in dem Apartment seines Freundes herumzusitzen und sich in Selbstmitleid zu ergehen, seit dieses verrückte Kalb ihm das Handgelenk gebrochen und seiner Rodeokarriere für diese Saison ein Ende gesetzt hatte.

Und nun konnte er entweder sechs Wochen in der Stadt herumhängen oder, was noch schlimmer wäre, sich auf der Ranch seiner Familie „erholen“, sich die Vorträge seiner Schwester über Verantwortungsbewusstsein anhören, ihre offenkundigen Verkuppelungsversuche ertragen und ihre Fragen nach seinen Zukunftsplänen.

„Was tun Sie, wenn Sie keine Rodeos reiten?“

Theresas Frage riss ihn aus seinen deprimierenden Gedanken.

„Meine Familie hat eine Ranch bei Wimberley“, sagte er. „Dort müsste ich jetzt eigentlich sein, aber im Moment bleibe ich lieber hier in Austin. Ein Freund hat mir für eine Zeit lang sein Apartment überlassen.“ Sein Pferd hatte Kyle gleich nach dem Unfall auf die Ranch bringen lassen, aber er selbst hatte es ganz und gar nicht eilig, sein Hauptquartier dort aufzuschlagen.

„Oh. Dann sind Sie also doch ein richtiger Cowboy.“

„Na ja, das könnte man so sagen.“

„Kyles Familie züchtet schon seit vier Generationen Pferde und Rinder“, warf George ein.

„Ja, die ‚Two-Ks-Ranch‘ gab es schon so gut wie immer.“

„Cool“, bemerkte Theresa. „Aber ich glaube, ich würde mich zu Tode langweilen, wenn ich da draußen leben müsste.“ Sie stellte die Maschine ab und tupfte Georges Tattoo mit Gaze ab. „Dazu bin ich zu sehr Stadtmensch.“

Dann sind wir das wohl beide, dachte Kyle. Seine derzeitige Rastlosigkeit hatte nichts mit dieser Frau zu tun, obwohl er sich natürlich fragte, ob jemand wie sie nicht ein gutes Gegenmittel wäre für seine Sorgen. Die nächsten sechs Wochen mit einer bereitwilligen Frau zu verbringen, wäre auf jeden Fall erheblich interessanter, als freudlos auf der Ranch herumzuschleichen und dem ständigen Gemecker seiner Schwester auszuweichen.

„Wann schließen Sie hier?“, fragte er.

Sie blickte auf, und für einen Moment verließ der harte Ausdruck ihr Gesicht und sie sah weicher, ja, sogar verletzlich aus. „Ich sagte Ihnen ja schon, ich bin nicht interessiert.“

Er legte seinen ganzen Sex-Appeal in sein Lächeln. Er wusste, dass Frauen ihn charmant fanden, und hoffte nur, dass Theresa das genauso sah. „Ich glaube, ich könnte es für uns beide interessant machen.“

„Wollt ihr euch jetzt nur noch schöne Augen machen, oder werden Sie jetzt endlich mein Tattoo beenden?“, nörgelte George und unterbrach, was immer sich auch zwischen ihnen angebahnt haben mochte.

Theresa verband Georges Arm und gab ihm eine Liste mit Anweisungen für die Nachbehandlung des Tattoos.

Während George bezahlte, blickte Kyle sich um. Ein Schild an der Kasse verkündete, dass der Laden an Werktagen von elf bis elf geöffnet war. Das bedeutete, dass er noch etwa zehn Stunden totzuschlagen hatte, bevor er etwas unternehmen konnte.

2. KAPITEL

Es war schon kurz vor Mitternacht, als Theresa das Tattoo-Studio abschloss. Höchste Zeit also, sich nach Hause zu begeben.

Zu wem? Nicht einmal eine Katze erwartete sie in ihrer Wohnung. Niemand würde anrufen, um zu fragen, ob sie gut nach Hause gekommen war. Oder wie ihr Tag gewesen war. Und niemand würde ihr im Bett Gesellschaft leisten wollen.

Ihr selbst gewähltes Einsiedlerleben hatte sie vorher nie gestört. Sie hatte Freunde, und obwohl sie schon seit Jahren keine ernsthafte Beziehung mehr gehabt hatte, hatte sie eigentlich auch nie eine gewollt. Es fehlte ihr nicht an Gesellschaft, wenn sie welche brauchte. Aber seit Don in Chicago war, gab es niemanden mehr, dem sie wirklich nahestand.

Plötzlich war ihr leeres Apartment der letzte Ort, an dem sie sein wollte, und deshalb ging sie nicht zu ihrem Wagen, sondern begann die Sixth Street hinaufzugehen.

Zu dieser Zeit waren die Demonstranten längst verschwunden, aber selbst für einen Abend mitten in der Woche war nur sehr wenig Betrieb. Theresa fragte sich, inwieweit das wohl auf Carters Kampagne zurückzuführen war. Was würde aus den Geschäften auf der Straße werden, wenn das so weiterging?

Ach, wahrscheinlich sorgte sie sich ganz umsonst. Sie würde irgendwo etwas essen und sich dann auf den Heimweg machen.

„Hallo, Pete“, begrüßte sie den Barkeeper der „Library Bar“ und setzte sich zu ihm an den Tresen. „Ist noch Pizza da?“

„Ein paar Portionen.“ Pete nahm ein Glas und gab Eiswürfel hinein. „Diätcola?“

„Ja. Und ein Stück Pizza.“ Sie sah sich um. Außer ihr waren insgesamt nur sieben andere Gäste da.

„Es ist still heute Nacht“, sagte sie, als Pete ihr die Cola brachte.

„Das ist ziemlich oft so neuerdings. Die Leute wollen nicht von einem Haufen Schilder schwenkender Wichtigtuer belästigt werden. Wie läuft’s bei dir?“

Theresa zuckte mit den Schultern. Sie hatte heute noch kein Dutzend Kunden gehabt. Und alle waren Stammkunden bis auf George und Kyle.

Sie hatte den ganzen Tag lang an Kyle denken müssen. Dieser gut aussehende Cowboy besaß ein schon fast unverschämtes Selbstvertrauen, das sie reizte, ihn zu zähmen, und einen Sinn für Humor, der darauf hinzudeuten schien, dass das Zusammensein mit ihm sehr unterhaltsam sein konnte. Ihrer Erfahrung nach konnte das eine Kombination sein, die im Bett fantastisch war – und außerhalb davon unmöglich.

Pete brachte ihre Pizza, und schon beim ersten Bissen verzog sie das Gesicht.

„Sie sehen nicht so aus, als schmeckte es Ihnen.“

Erschrocken ließ sie das Pizzastück fallen und starrte den Mann an, der sich neben sie gesetzt hatte. „Was tun Sie denn hier?“

Kyle schob seinen Hut zurück. „Ich habe Sie gesucht.“

Bei diesen vier Worten verlor sie auch das letzte bisschen Appetit. „Warum sollten Sie mich suchen?“

Sie hatte erwartet, dass er mit ihr flirten oder irgendeine anzügliche Antwort geben würde, aber er sagte nichts. Sie hielt das Schweigen eine volle Minute aus, aber dann konnte sie gar nicht anders, als ihn anzusehen.

„Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte Pete.

„Bourbon und Cola.“ Kyle wandte sich Theresa zu. „Möchten Sie noch etwas?“

Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nur noch weg. Weg von ihm und dieser nervösen Unruhe, die er in ihr weckte.

„Wie lange sind Sie schon selbstständige Tattoo-Künstlerin?“, fragte er.

Die Banalität der Frage überraschte sie. Keine Anspielungen, keine Scherze, nur ganz normale Konversation. Was hatte er vor? Sie rückte ein bisschen von ihm ab und begann mit dem Strohhalm in ihrem Glas zu spielen. „Seit etwa sieben Jahren. Und davor war ich zwei Jahre in der Lehre.“

„Ah. Ich war zehn Jahre auf den Rodeobahnen. Das ist eine lange Zeit, um Pferdemist zu riechen und mit streitlustigen Kühen zu ringen.“

„Wenn es Ihnen keinen Spaß mehr macht, warum hören Sie dann nicht auf?“

„Ich habe schon daran gedacht. Aber ich sehe nicht viele andere Möglichkeiten. Es ist das, was ich am besten kann.“

„Aber mit einem Arm in Gips kann man doch keine Rodeos reiten?“

„Genau.“ Er nahm einen großen Schluck von seinem Drink. „Ich habe viel darüber nachgedacht, was ich in den nächsten sechs Wochen mit mir anfangen soll.“

Dann war er also für sechs Wochen außer Gefecht gesetzt? Es konnte viel geschehen in einer solchen Zeit. Aber sie verdrängte den Gedanken, wandte den Blick wieder ab und setzte eine gleichgültige Miene auf. „Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen helfen könnte.“

Er rückte näher. „Oh, ich glaube aber doch, dass Sie das können.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich glaube, Sie und ich könnten die kommenden sechs Wochen ganz schön interessant machen.“

Obwohl Theresa es mit aller Macht versuchte, konnte sie nicht verhindern, dass sie errötete. „Vergessen Sie es“, erwiderte sie, obwohl sie in Wahrheit sehr gespannt darauf war, was er damit meinte.

Er berührte mit dem Zeigefinger ihren Arm. „Lassen Sie mich ausreden. Ich glaube nämlich, dass wir beide von meinem Vorschlag profitieren würden.“

„Was könnten Sie schon für mich tun, Cowboy?“ Während sie das Spiel von Licht und Schatten auf seinem Gesicht beobachtete, schossen ihr ein Dutzend erotische Ideen durch den Kopf.

„Ich könnte Sie zum Beispiel ausführen und zu einem besseren Essen einladen.“

„Sie brauchen mich nicht zum Essen einzuladen.“

„Und nach dem Essen?“ Er strich ihr so sanft über die Wange, dass sie förmlich spüren konnte, wie ihre Körpertemperatur anstieg. „Vielleicht brauchen Sie mich ja dann.“

„Bestimmt nicht“, entgegnete sie, obwohl ihr Körper anderer Meinung war.

„Das glaube ich aber doch.“ Er rückte noch näher, bis sein Arm ihre Brust streifte und ihre Knie sich berührten. „Und ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich Sie brauche. Als ich Sie heute Nachmittag sah, war mir nämlich sofort klar, was für ein fabelhaftes Paar wir wären.“

„Sie träumen.“ Wieso war es so heiß hier drinnen? Vielleicht sollte sie ja doch besser nach Hause gehen und sich unter die kalte Dusche stellen.

„Falls ich träume, sind es feuchte Träume, Schätzchen.“ Er strich ihr das Haar hinter das Ohr. „Und erzählen Sie mir jetzt nicht, dass Sie das nicht auch spüren.“

„Was?“, stieß sie hervor.

„Dieses Knistern zwischen uns. Unsere Körper kommunizieren miteinander. Möchten Sie das Gespräch denn nicht beenden?“

„Sie haben zu viel getrunken.“

Er schob sein halb geleertes Glas beiseite. „Nicht mal annähernd genug, um Sie mir aus dem Kopf zu schlagen.“

„Ich bin nicht interessiert daran, mich mit Ihnen auf irgendetwas einzulassen.“

„Das kommt darauf an, was Sie mit ‚einlassen‘ meinen. Ich rede von sechs Wochen Spaß ohne irgendwelche Verpflichtungen.“

„Ich sagte doch, ich bin nicht interessiert.“ Sie legte einen Geldschein auf den Tresen und erhob sich, um zu gehen.

Kyle berührte ihren Arm. „Nicht so hastig. Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt und weiß, dass Sie nicht liiert sind.“

„Weil ich es so will.“

„Wirklich? Sie sehen nicht aus wie eine Frau, die dazu geschaffen ist, allein zu leben.“

„Ah, und Sie wollen mich also davor bewahren? Wie edel!“

„Mit edel hat das nichts zu tun. Wie schon gesagt, wir würden beide davon profitieren.“

Sie schüttelte den Kopf. „Suchen Sie sich jemand anderen.“

„Ich will niemand anderen. Ich will Sie.“

Er war ganz schön direkt, das musste man ihm lassen. Würde er auch im Bett so sein? „Warum gerade mich?“

Er stand auf. „Sie faszinieren mich. Sie sind nicht nur ungeheuer sexy, sondern auch intelligent.“ Wieder strich er mit der Hand über ihren Arm. „Wir würden uns bestimmt nicht langweilen.“

Männer hatten sie schon als alles Mögliche bezeichnet, aber „intelligent“ gehörte gewöhnlich nicht dazu. Dass er hinter ihrer gewagten Kleidung und ihrem coolen Auftreten noch etwas anderes sah als eine Femme fatale, berührte Theresa mehr, als sie sich eingestehen wollte. Und dass er sie derart mühelos überlisten konnte, machte ihr richtig Angst. „Ich muss jetzt gehen.“

„Na schön. Ich begleite Sie zu Ihrem Wagen.“

„Das ist nicht nötig.“

„Ich bestehe darauf“, erklärte er.

Er sagte nichts, als sie die verlassene Straße hinuntergingen, aber Theresa war sich seiner Nähe die ganze Zeit sehr stark bewusst. Er ging auf der Straßenseite und nahm ihren Arm, um sie um Hindernisse herumzuführen. Theresa konnte sich nicht entsinnen, sich jemals so beschützt gefühlt zu haben. Und zu ihrer großen Überraschung tat es ihr richtig gut.

Sie begann sich allerdings ein wenig unbehaglich zu fühlen, als sie ihren Wagen erreichten. Was sagte man zu einem Mann, den man gerade abgewiesen hatte? „Tja, dann verabschiede ich mich mal und wünsche Ihnen eine Gute Nacht.“

„Gute Nacht und auf Wiedersehen“, antwortete Kyle und zog sie plötzlich an sich. Theresa konnte nur noch überrascht nach Luft schnappen, bevor sie seinen Mund auf ihrem spürte.

Ihr erster Gedanke war, dass dies ein Mann war, der etwas vom Küssen verstand. Sein Kuss war heiß, aber nicht zu fordernd, und seine Hände glitten selbst dann noch unendlich sanft über ihre Arme, als er den Kuss vertiefte und mit der Zunge in ihren Mund drang. Er schmeckte nach Whiskey und Cola und roch nach gestärkter Baumwolle, Leder und einem herben Aftershave. Als sie seinen Duft wahrnahm, seinen warmen, festen Mund, seine kräftigen Muskeln und seine sanften Hände spürte, schmolz ihr Widerstand.

Die sinnliche Hitze, die schon den ganzen Abend zwischen ihnen geschwelt hatte, flammte auf und drohte sie zu versengen. Auf den Zehenspitzen stehend, presste sie sich an ihn, umfasste mit beiden Händen seinen Kopf und zog ihn noch fester an sich. Sie erschauerte vor Entzücken und dachte daran, wie lange sie allein gewesen war und wie sehr sie wünschte, sie wäre es nicht mehr.

Und dann war dieser zauberhafte Augenblick auch schon zu Ende. Kyle löste sich von ihr und trat zurück. Schwer atmend standen sie einander gegenüber und sahen sich an. Seine verblüffte Miene spiegelte ihre eigenen Gefühle wider.

Theresa blinzelte und kämpfte um Beherrschung. Was war da gerade geschehen? Hatte sie wirklich derart die Kontrolle über sich verloren bei einem Mann, den sie kaum kannte?

Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und kämpfte gegen das Verlangen, wieder seine starken Arme um sich zu fühlen. „Ich muss jetzt fahren.“

Diesmal versuchte er nicht, sie aufzuhalten. Als sie aber den Motor anließ und die Tür schließen wollte, beugte er sich noch einmal zu ihr vor. „Bis bald, Schätzchen“, sagte er mit tiefer, warmer Stimme.

Nicht einmal alle Lampen in Theresa Wohnung verbreiteten genügend Licht, um die düstere Stimmung zu vertreiben, die beim Heimkommen von ihr Besitz ergriffen hatte. Und es war nur Kyle Camerons Schuld, dass sie sich so fühlte! Es war ihr gut gegangen, bis er dahergekommen war und beschlossen hatte, sie auf seinen kleinen Ego-Trip mitzunehmen. Sie war ein bisschen einsam gewesen, ja, aber sie hatte sich nicht schlecht gefühlt dabei. Oder zumindest war sie nicht von dieser Ruhelosigkeit beherrscht gewesen, die ihr nun so auf die Nerven ging.

Nachdem sie sich bis auf einen seidenen G-String ausgezogen hatte, gab sie ein nach Lavendel und Vanille duftendes Schaumbad in die altmodische Wanne mit den Klauenfüßen und ließ Wasser einlaufen. Ein ausgedehntes Bad würde sie bestimmt entspannen und ihr helfen, einzuschlafen.

Vor dem Spiegel hielt sie inne und betrachtete sich kritisch. Obwohl sie schlank war, hatte sie die Art von Kurven, die Männer liebten, und sie hatte auch keine Hemmungen, diese Kurven zu zeigen. Ihre Tattoos waren kleine aparte Kunstwerke: ein zähnefletschender Tiger an ihrer linken Schulter, eine Blumengirlande auf ihrem rechten Oberarm und das chinesische Symbol für Mut an ihrem rechten Fußknöchel.

Ein keltischer Knoten zierte die Mulde zwischen ihren Brüsten, deren zarte Spitzen sich wegen der Kühle in ihrer Wohnung aufgerichtet hatten. Dann senkte sie ihren Blick auf ihren Bauch. Ein goldenes T baumelte von dem Ring in ihrem Nabel, und in seiner Mitte glitzerte ein kleiner Diamant.

Sie schob ihre Daumen unter ihren seidenen G-String und beobachtete im Spiegel, wie sie zu dem weichen dunklen Haar hinunterglitten, das bis auf einen zentimeterbreiten Streifen in der Mitte entfernt war. Sie fragte sich, was Kyle wohl denken würde, wenn er sie jetzt sehen könnte. Würde der Anblick ihres nackten Körpers ihn erregen?

Sie hatte die pulsierende Härte zwischen seinen Schenkeln deutlich spüren können, als er sie geküsst hatte. Und obwohl er Muskeln hatte wie aus Stahl, hatte er sie mit verblüffender Zärtlichkeit gehalten. Ihr wurde ganz heiß, wenn sie nur daran dachte.

Mit einem leisen Seufzer stieg sie in die Wanne. Das warme Wasser war wie ein sanftes Streicheln, und wieder seufzte sie und atmete den angenehmen Duft von Vanille und Lavendel ein. Dann schloss sie die Augen und zwang sich, sich zu entspannen. Dies war ihr Heiligtum, der Ort, an dem alle Sorgen von ihr abfielen.

Doch nicht einmal das heiß geliebte Ritual des Bades konnte die Erinnerung an Kyle verdrängen. Sie sah ihn wieder vor sich, sein attraktives Gesicht, sein umwerfendes Lächeln und seinen Blick, der sie taxierte und sie auszuziehen schien.

Aber es war seine Berührung, die ihr zum Verhängnis geworden war. Die Erinnerung an seine Lippen und seine Hände durchflutete sie mit jäher Hitze und rief Gefühle wach, die viel zu lange in ihr geschlummert hatten.

Sie verrieb etwas Badeschaum auf ihren Brüsten und strich über die empfindlichen Spitzen. Es war nur ein schwacher Ersatz für das, was sie sich wirklich wünschte – die Hände eines Mannes, nein Kyles Hände, auf sich zu spüren.

Und deshalb stellte sie sich vor, es seien seine Hände, die über ihren Bauch und zwischen ihre Beine glitten, und seine Finger, die ihre intimste Stelle streichelten, und sein Körper, der das drängende Verlangen stillen würde, das sich in ihr aufzubauen begann.

Unsere Körper kommunizieren miteinander. Möchtest du das Gespräch denn nicht beenden? Wenn ein Mann sie allein mit seiner Stimme so erregen konnte, was würde dann erst geschehen, wenn sie ihn in ihr Bett einlud?

Theresa bäumte sich auf, als sie den Höhepunkt nahen fühlte, und ihr leiser Aufschrei echote durch das Bad, als sie sich ihren lustvollen Gefühlen überließ. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich ermattet zurück. Sie hatte körperliche Befriedigung gefunden, aber nicht das, was sie wirklich wollte und brauchte.

3. KAPITEL

Kyle wartete einen Tag, bevor er zum Tattoo-Studio ging, um Theresa Zeit zu geben, über seinen Vorschlag nachzudenken.

Die Demonstranten patrouillierten wieder auf dem Bürgersteig vor Theresas Studio. „Lesen Sie das, Sir!“ Eine Frau drückte ihm ein Flugblatt in die Hand, bevor er die Ladentür erreichen konnte.

Auf orangefarbenem Papier stand in fett gedruckten Buchstaben: „Haltet Austin sauber! Holt euch die Straßen zurück für eure Kinder! Kämpft für ein familienfreundliches Austin! Wählt Darryl ‚Clean‘ Carter in den Stadtrat!“

„Hübsche Ausrufezeichen“, sagte Kyle und versuchte, der Frau das Flugblatt zurückzugeben.

„Nein, nein, behalten Sie das.“ Sie runzelte die Stirn, als sie ihn nach dem Türknauf greifen sah. „Sie wollen doch wohl nicht etwa da hineingehen?“

Er zog die Hand zurück und drehte sich zu ihr um. „Und warum nicht?“ Er sah die anderen an, die aufgehört hatten, mit ihren Schildern herumzumarschieren, und sich um ihn scharten wie Geier, die auf ihren Teil der Beute warteten. „Was haben Sie gegen dieses Geschäft?“

„Es gehört zu den Dingen, denen Kinder nicht ausgesetzt sein dürften.“ Ein Mann in einem dunklen Anzug trat nun vor. „Es ist unmoralisch und ermutigt zu unverhohlener Sexualität und Zurschaustellung des Körpers.“

„Sie haben Ihr Vokabular wohl gerade erst wieder aufgefrischt?“ Kyle grinste und tat so, als blickte er hinter die Gruppe. „Ich sehe hier keine Kinder. Sie?“, gab er zurück. „Sie sind wahrscheinlich alle zu Hause und sehen sich Sex und Gewalt im Fernsehen an.“

Der Mann funkelte ihn böse an. „Das ist nichts, was man bagatellisieren sollte.“

„Richtig.“ Kyle streckte die Hand wieder nach dem Türknauf aus. „Übernehmen Sie sich nur ja nicht mit diesem Schilderschwenken und so weiter.“

Die Glöckchen über der Tür kündigten seinen Eintritt an. Eine der Katzen, die zusammengerollt in einem Sessel lag, blinzelte ihn verschlafen an. Der blonde Typ, der neulich auch schon da gewesen war, blickte von dem Computer hinter der Theke auf. „Was kann ich für Sie tun?“

„Ich würde gern Theresa sprechen.“

Als sie ihren Namen hörte, blickte sie von ihrem Platz neben der Behandlungsliege auf. „Kyle! Was machst du denn hier?“

Bildete er sich das nur ein, oder klang ihre Stimme wirklich etwas aufgeregt? Er ließ sich auf einem Sessel ganz in ihrer Nähe nieder. „Ich kam, um dich zu sehen, was sonst?“ Dem Mann neben Theresa, einem Bikertyp mittleren Alters mit einem langen, grauen Pferdeschwanz und Jeans voller Fettflecken, nickte er freundlich zu.

„Eric, das ist Kyle. Wenn du nicht willst, dass er zusieht, schicke ich ihn fort.“

Eric musterte Kyle prüfend. „Von mir aus kann er bleiben“, sagte er.

Theresa wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, was Kyle ganz recht war, da er dadurch Gelegenheit bekam, sie zu beobachten. Ihre gebeugte Haltung erlaubte ihm einen fabelhaften Blick auf ihre vollen Brüste unter ihrer Lederweste. Er konnte sogar ein kleines Tattoo in ihrem Ausschnitt erspähen. Das würde er sich auf jeden Fall noch näher ansehen …

„Müsstest du nicht auf der Ranch sein und Kühe treiben oder so?“

Ihre Stimme riss ihn aus dem Beginn einer ausgesprochen interessanten Fantasie. „Wir treiben sie nicht mehr“, erwiderte er. „Wir empfehlen ihnen nur, weiterzugehen. Das ist politisch korrekter.“

Eric lachte. „Das muss ich mir merken“, sagte er. „Was ist mit Ihrem Arm passiert?“

Kyle blickte auf den Gips. „Eine der Kühe hat zurückgeschubst.“

Der Motorradfahrer lachte wieder. „Sie sind zum Schreien, Kyle!“

„Na ja, wenn es mit den Rodeo-Gigs vorbei ist, kann ich vielleicht als Komiker in einer Biker-Bar auftreten.“

Theresa schätzte seinen Humor jedoch offensichtlich nicht, denn sie runzelte nach wie vor die Stirn. „Und was hast du getan, seit du verletzt wurdest? Nur herumgesessen?“

Er zuckte zusammen. Das war ein Schlag unter die Gürtellinie. Dass er neunundzwanzig war und keinen richtigen Job hatte, hieß noch lange nicht, dass er ein Penner war. „Ich sondiere meine Möglichkeiten.“

„Pah.“ Aber sie errötete, als erinnerte sie sich wieder an seinen Vorschlag, ihm zu helfen, sich die Zeit bis zu seiner Genesung zu vertreiben.

Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. „Ich hatte schon überlegt, ob ich betteln gehen sollte. Aber in diesem Berufszweig herrscht leider schon ein Überangebot an Leuten. Dann hörte ich von einem Vortanzen für Tabledancer und dachte, ich schnalle mir meine ledernen Beinschützer an und probier es einfach mal.“ Er führte einen gekonnten Shimmy vor. „Na, was meinst du, Schätzchen? Habe ich das Zeug dazu?“

Ah! Endlich blickte sie zu ihm hinüber! Er strich sich langsam mit der Zunge über die Lippen und sah ihr lächelnd in die Augen.

„Vielleicht könnten wir ihn anheuern, um diese Typen draußen zu vertreiben“, schlug der Blonde hinter der Theke vor.

„Ich glaube nicht, dass ein angeschlagener Cowboy denen Angst einjagen würde“, bemerkte Theresa trocken.

Hätte Kyle geglaubt, dass sie das wirklich ernst meinte, wäre er vielleicht gekränkt gewesen. Doch dass sie es vermied, ihn anzusehen, verriet ihm, dass sie sich seiner nur zu gut bewusst war. Das gefiel ihm. Sie wirkte nicht wie eine Frau, die leicht aus der Fassung zu bringen war, aber es war ihm immerhin gelungen, sie nervös zu machen. Ein Punkt für den Cowboy, ob angeschlagen oder nicht.

„Außerdem ist dies ein freies Land“, fuhr Theresa fort. „Wir können sie nicht daran hindern, auf dem Bürgersteig herumzulaufen.“

„Diese blöden Spießer“, sagte Eric. „Sie haben ja keine Ahnung, was sie verpassen.“

„Und Sinn für Humor haben sie auch nicht gerade.“ Kyle beugte sich ein wenig vor. „Ein Typ da draußen sagte mir, dieses Geschäft ‚ermutige zu unverhohlener Sexualität und Zurschaustellung des Körpers‘. Als wäre das was Schlechtes.“

„He, was man hat, das sollte man auch zeigen“, meinte der Blonde und beugte seinen mageren Arm.

„Das finde ich auch.“ Kyles Blick glitt wieder zu Theresas aufreizendem Dekolleté. „Was meinst du, Theresa?“

Sie stellte die Tätowiermaschine ab und klopfte Eric auf die Schulter. „Ich glaube, das reicht für heute. Das nächste Mal werde ich die Krallen stechen und die Pyramide beenden.“

„Danke“, erwiderte der Biker und stützte sich auf seine Ellbogen, als sie seinen Arm verband.

Nachdem Eric das Studio verlassen hatte, stand Kyle auf und ging zu Theresa hinüber, die ihren Arbeitsplatz aufräumte. „Ich habe an dich gedacht“, sagte er leise.

Sie versteifte sich, hielt aber nicht in ihrer Arbeit inne und tat so, als beachtete sie ihn nicht.

Er strich mit sanften Händen über ihre Oberarme. „Ich dachte daran, wie du mich geküsst hast.“

Sie schüttelte seine Hände ab und ging zum Arbeitstisch hinüber. „Ich habe dich nicht geküsst. Du hast mich geküsst.“

Er folgte ihr. „Ah, aber du hast den Kuss erwidert.“

Sie streifte ihre Latexhandschuhe ab und drehte sich zu ihm um. „Na und?“ Ihre Brüste hoben und senkten sich heftig, aber Kyle hätte nicht sagen können, ob sie aus Ärger oder aus Erregung schneller atmete.

„Eine Frau, die so küssen kann, sollte sich nicht mit einem Kuss zufriedengeben.“ Obwohl es ihn Mühe kostete, widerstand er dem Bedürfnis, sie erneut zu berühren, und begnügte sich damit, ihr in die Augen zu sehen. Sie waren dunkelbraun, fast schwarz, nur einen Ton heller als ihr Haar. Die mit schwarzem Khol geschminkten Augen mit den dichten, stark getuschten Wimpern wirkten sehr exotisch. Und so erotisch wie der Rest von ihr. Kyle veränderte seine Haltung, um seine wachsende Erregung zu kaschieren. „Erzähl mir nicht, dass du nicht über meinen Vorschlag nachgedacht hast.“

Sie warf einen Blick über seine Schulter. „Du kannst jetzt Mittagspause machen, Scott.“

„Ich wusste es doch, dass du mich wegschickst, wenn es interessant wird“, maulte er, aber er schob seinen Stuhl zurück und ging.

Als sie allein waren, wollte Kyle Theresa an sich ziehen, um sie zu küssen, aber sie wich ihm aus. „Was springt für mich dabei heraus, wenn ich deinen Vorschlag annehme?“

Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Arbeitstisch. „Oh, ich glaube nicht, dass du enttäuscht sein wirst. Das Feuerwerk, das wir neulich erzeugten, war nur eine kleine Vorschau.“

„Bilde dir ja nichts ein, Cowboy.“

Er zuckte mit den Schultern. „Was willst du denn?“

Sie biss sich auf die Lippe, und er war erstaunt, wie unsicher sie plötzlich wirkte. „Okay, ich sag dir, wie es läuft. Falls ich zustimme, gibt es sechs Wochen lang nur dich und mich. Du hast keine anderen Frauen nebenher.“

Das war kein Problem. Er nickte. „Ich werde dafür sorgen, dass wir beide keine Zeit haben werden, jemand anderen zu sehen.“

„Und du wirst nicht versuchen, irgendetwas an mir zu verändern. Weder meine Kleidung, mein Benehmen noch sonst was, hörst du?“

Er musterte sie prüfend. „Ich würde absolut nichts an dir ändern wollen.“

„Und du wirst mich nicht belügen.“

Er blinzelte. „Warum sollte ich dich belügen?“

„Meiner Erfahrung nach lügen manche Männer immer. Also versuch es gar nicht erst bei mir. Sollte ich herausfinden, dass du mich belogen hast, wirst du es bereuen.“

Er bekam allmählich eine Vorstellung von den verlogenen, untreuen, manipulativen Männern, mit denen sie offenbar zusammen gewesen war. „Von mir wirst du keine Lügen hören“, versicherte er ihr. „Denn ob du es glaubst oder nicht, was man so von der Offenheit und Ehrbarkeit der Cowboys hört, ist nicht nur dummes Zeug.“

Sie nickte, obwohl sie kein bisschen entspannter wirkte. „Na schön.“

Er hatte eine etwas enthusiastischere Reaktion erwartet. „Ist das ein Ja?“

„Komm heute Abend nach Ladenschluss“, sagte Theresa und begann den Arbeitstisch aufzuräumen.

Kyle starrte auf ihren Rücken, ihren wohlgeformten Po in dem engen schwarzen Lederminirock und das glatte schwarze Haar, das ihr bis zur Taille reichte. War das alles? Ein Befehl, später wiederzukommen? „So besiegelt man doch keine Vereinbarung. Wir müssen uns zu diesem Anlass etwas geben.“

Sie sah ihn ratlos an. „Du willst mir etwas schenken?“

Er lächelte über ihre Verwirrung. Er mochte diese weiche, feinfühlige Version von ihr fast ebenso sehr wie ihre unabhängige, sexy Seite. Langsam drehte er Theresa herum, bis sie mit dem Rücken zu dem Arbeitstisch stand. Und dann trat er noch näher, zog sie an sich und ließ sie spüren, wie sehr sie ihn erregte. „Ein Kuss, der uns beiden etwas zum Nachdenken gibt bis heute Abend, genügt.“

Ihre Lippen waren so weich und sinnlich, wie er sie in Erinnerung hatte, als sein Mund hungrig über sie glitt. Ihre Zunge vereinte sich zu einem aufregenden Tanz mit seiner, und als er den Kuss vertiefte, reagierte auch Theresa mit wachsendem Verlangen.

Mit einem Laut, der halb ein Stöhnen, halb ein Seufzen war, schlang sie ihm die Arme um den Nacken, presste ihre Brüste an ihn und drängte ihre Hüften an ihn. Er legte seine unverletzte Hand um ihren Po und zog sie an sich. Sie waren sich so nahe, wie es möglich war, ohne nackt zu sein, und das Gefühl war so überwältigend und intensiv, dass es ihn nahezu um den Verstand brachte. Plötzlich dachte er nicht mal mehr daran, bis heute Nacht zu warten. Sie hatten eine recht bequem aussehende Behandlungsliege hier …

Doch Theresa löste sich aus seinen Armen und trat zurück. „Ich … wir sehen uns heute Abend.“

Er wollte Einwände erheben, aber andererseits auch nicht riskieren, sie so nervös zu machen, dass sie vielleicht noch einen Rückzieher machte. „Na schön. Bis heute Abend dann.“

„Was läuft mit dir und diesem Cowboy?“

Falls Theresa gehofft hatte, dass Scott Kyle über seinem Lunch vergessen würde, hatte sie sich getäuscht. Schon eine Viertelstunde, nachdem Kyle gegangen war, kam Scott wieder zurück. Er hatte ihr etwas zu essen mitgebracht.

„Das ist etwas Privates“, sagte Theresa steif, als sie sich an einen Tisch im Hinterzimmer setzte.

Scott ließ sich rittlings auf einem Stuhl ihr gegenüber nieder. „Das war nicht zu übersehen. Aber wie privat?“

„Das geht dich nichts an. Solltest du nicht im Laden sein, falls jemand kommt?“

„Das Klingeln hören wir auch hier.“ Er stützte die Arme auf den Tisch und betrachtete sie prüfend. „Wenn du mich fragst, wird es höchste Zeit, dass du dich mit jemandem zusammentust. Ich glaube nicht, dass du der Typ bist, der wie eine Nonne leben kann.“

„Was soll denn das schon wieder heißen?“

Er zuckte mit den Schultern. „Du bist ständig schlecht gelaunt, seit Don fort ist. Eine kleine Affäre wäre vielleicht genau das Richtige, um dich ein bisschen aufzuheitern.“

„Und wer fragt dich?“, entgegnete sie gereizt.

Er lachte. „He, bei mir funktioniert das immer.“

„Nicht alle von uns stehen darauf, wie streunende Hunde herumzuschlafen, klar?“

Scott grinste nur und fuhr sich mit der Hand durch sein blond gefärbtes Haar. „Was kann ich dafür, dass Frauen mich unwiderstehlich finden?“

Theresa schüttelte den Kopf. „Manche Frauen haben eben keinen Geschmack.“

„Dann erzähl mir doch wenigstens was von dieser neuen Teilzeitkraft, die du eingestellt hast.“

„Sie ist Musikstudentin.“

„Eine Musikerin, die tätowieren kann?“ Scott grinste. „Spielt sie in einer Band?“

„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ihre Eltern ein Tattoo-Studio in Denver haben.“

„Ich bin schon sehr gespannt auf sie. Wann fängt sie an?“

„Heute Nachmittag.“

Scott stand auf, aber Theresa hielt ihn am Arm zurück. „Du wirst nicht versuchen, sie anzumachen, hörst du?“

„Ach, ein kleiner Flirt …“

„Nicht, wenn sie nicht daran interessiert ist, klar? Das wäre sexuelle Belästigung und könnte uns beide in Schwierigkeiten bringen.“

Sie ließ ihn los, und er rieb seinen Arm. „Ich bin doch nicht blöd“, sagte er eingeschnappt und ging hinaus.

Theresa betrachtete ihr halb gegessenes Sandwich. Natürlich würde Scott irgendetwas Dummes tun. Er konnte gar nicht anders. Wenn seine Hormone die Kontrolle übernahmen, hörte er auf zu denken. So einfach war das.

Aber sie hatte gut reden. Sich auf eine sechswöchige, unverbindliche Affäre mit einem Cowboy einzulassen war vermutlich das Dümmste, was sie tun konnte. Wer wusste schon, wohin das führen konnte? Hatte Dons und Jennifers Beziehung nicht genauso angefangen?

Die Türklingel bimmelte. Bis zwei Uhr hatte sie keinen Termin, aber vielleicht war der Kunde ja zu früh gekommen? Außerdem war ihr ohnehin der Appetit vergangen.

Als Theresa in den Laden ging, sah sie Scott bei einem zierlichen Mädchen mit kurzem roten Haar stehen. Sie trug ein knöchellanges geblümtes Sommerkleid und Sandaletten, und außer zwei Ohrsteckern hatte sie keine sichtbaren anderen Piercings. Ein kleines Sonne-und Mond-Tattoo schmückte ihre linke Schulter.

„Wie heißen Sie?“, fragte Scott gerade, als Theresa näher kam.

„Cherry. Cherry Donovan.“

Scotts Augen leuchteten auf. „Ein hübscher Name.“

Sie runzelte die Stirn. „Keine Witze über meinen Namen, ja?“

Er hob die Hände. Aber seine unschuldige Miene hätte nicht einmal seine Großmutter getäuscht. „He, ich habe nichts gesagt.“

Cherry sah Theresa an und verdrehte ihre Augen. „Sie haben es aber gedacht. Das tun alle Männer.“

Scott blickte Theresa hilfesuchend an, und sie reichte dem Mädchen ihre Hand. „Hi, Cherry. Schön, dass Sie gekommen sind.“

„Hi, Theresa. Ich bin ein bisschen früher dran, weil mein Unterricht heute Nachmittag ausfiel, und ich mir dachte, das gäbe mir ein bisschen Zeit, mich mit dem Geschäft vertraut zu machen.“

Cherry hatte ein nettes Lächeln und war feingliedrig und grazil wie eine Elfe. Neben ihr kam Theresa sich schon fast wie eine Amazone vor. „Willkommen an Bord. Wie ich sehe, haben Sie sich mit Scott ja schon bekannt gemacht.“

„Sie sind also die neue Teilzeitkraft?“ Er streckte ihr grinsend seine Hand hin. „Ich bin Scott.“

„Das sagte Theresa schon.“ Cherry berührte nur flüchtig seine Hand und trat zurück. Scott machte ein langes Gesicht.

Theresa biss sich auf die Lippe, um nicht zu lachen. So viel zu Scotts Chancen bei seiner neuen Mitarbeiterin. Cherry war offensichtlich alles andere als beeindruckt.

Aber so schnell gab er nicht auf. „Sie sind Musikerin, hörte ich?“, fragte er.

„Ich studiere Musik, ja.“

„Ich habe früher auch mal in einer Band gespielt“, brüstete er sich.

Cherry verzog verächtlich das Gesicht. „Ich spiele nicht in einer Band, sondern trete mit dem Sinfonieorchester unserer Schule auf. Ich spiele Cello.“

Scott wirkte so enttäuscht, dass er Theresa beinahe leidtat. Sichtlich eingeschnappt ging er zur Theke, und um ihn ein bisschen aufzuheitern, bat sie ihn, Cherry zu zeigen, wie ihr Computer funktionierte. „Wir versuchen, alles auf Computer umzustellen, aber leider sind wir bisher noch nicht ganz so weit.“

Cherry nickte. „Meine Eltern haben auch eine Technikphobie. Ich erkläre ihnen ständig, dass wir im einundzwanzigsten Jahrhundert leben, aber sie wollen es einfach nicht kapieren.“

Jetzt kam Theresa sich nicht nur wie eine Amazone vor, sondern zudem auch noch alt. Sie war nur sieben Jahre älter als diese kleine Elfe, aber es hätten ebenso gut auch zwanzig sein können. „Scott befasst sich bereits mit diesen Dingen“, sagte sie. „Er kann Ihnen unser System erklären.“

„Aber gern“, versicherte er und trat beiseite, um Cherry Platz vor dem PC zu machen.

Zehn Minuten später war Theresa mit ihrem Zwei-Uhr-Kunden, einem Fernfahrer namens Alan, beschäftigt, als die Türglocke wieder bimmelte und eine Frau in einem pinkfarbenen Kittel eintrat. „Ich suche Miss Theresa Jacobs“, sagte sie.

Theresa stellte die Tätowiermaschine ab. „Das bin ich.“

„Oh! Dann bin ich hier ja richtig.“ Die Frau blickte sich mit großen Augen um. „Einen Moment bitte. Ich bin gleich wieder zurück.“ Sie eilte rasch wieder hinaus. Als sie wiederkam, war ihr Gesicht fast vollständig hinter einem großen Strauß gelber Rosen in einer Glasvase verborgen. „Wo soll ich die hinstellen?“, fragte sie.

Theresa starrte die Blumen verwundert an. „Was …?“

„Sie sind doch Theresa Jacobs?“

Sie nickte.

„Die Blumen sind für Sie.“ Die Frau stellte den Strauß auf die Theke und zeigte auf das winzige Emblem an der Brusttasche ihres Kittels. „Sie kommen aus dem Blumenladen auf der Pecan Street.“

„Wieso schickt ein Florist mir Blumen?“

Die Frau lachte. „Oh, sie sind nicht von uns. Wir liefern sie nur. Es steckt ein Kärtchen in dem Strauß.“ Ihr Blick glitt zu dem Mann auf der Behandlungsliege und dem begonnenen Tattoo auf seinem Knöchel. „Tut das weh?“

„Kaum.“ Er grinste. „Sie sollten es mal versuchen.“

Die Frau errötete. „Ich weiß nicht … Oder zumindest habe ich nie …“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich muss jetzt gehen. Viel Spaß mit Ihren Blumen.“

Als sie fort war, starrten alle auf die gelben Rosen. Es waren mindestens ein Dutzend. „Sie sind wunderschön“, bemerkte Cherry.

„Willst du nicht nachsehen, von wem sie sind?“, fragte Scott.

„Später.“ Theresa hatte in ihrem ganzen Leben noch keine Blumen geschickt bekommen und wusste nicht recht, wie sie sich verhalten sollte.

„Nur zu“, sagte ihr Kunde. „Ich bin genauso neugierig wie Sie.“

Widerstrebend nahm sie die einfache weiße Karte heraus, die in dem kleinen Umschlag steckte.

Ich freue mich auf heute Abend. Kyle

„Sie ist rot geworden!“, rief Cherry und stieß Scott in die Rippen. „Das ist ein gutes Zeichen.“

„Sie sind bestimmt von diesem Cowboy.“ Scott beugte sich über die Theke zu Theresa vor. „Hab ich recht?“

„Was für ein Cowboy?“, wollte Cherry wissen.

Theresa ärgerte sich über ihr Erröten. Sie war nicht der Typ Frau, der errötete. Aber andererseits war sie ja auch nicht der Typ Frau, dem Männer Blumen schickten. Sie steckte das Kärtchen in ihr Top, um es vor neugierigen Blicken zu bewahren. „Ich schlage vor, dass wir jetzt alle wieder an die Arbeit gehen“, erklärte sie und wandte sich wieder ihrem Kunden zu.

Der Fernfahrer grinste. „Wer immer diese Blumen geschickt hat, er hat einen sehr guten Geschmack.“

Weil die Blumen so hübsch waren, oder weil er sie ihr geschickt hatte? Theresa verzichtete darauf, zu fragen. „Warum entspannen Sie sich nicht, damit wir weitermachen können?“, sagte sie und zwang sich, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und nicht mehr an die Blumen und Kyle Cameron zu denken. Es war schlimm genug, dass er sie mit seinen Küssen so aus der Fassung gebracht hatte. Was dachte er sich dabei, ihr jetzt auch noch mit der romantischen Tour zu kommen und ihr Rosen zu schicken?

Theresa war allein im Laden, als Kyle kurz nach elf erschien. Einen Moment lang blieb er draußen stehen und beobachtete durch das Fenster, wie sie die Theke aufräumte. Dann sah er die Rosen neben der Kasse und grinste. So nüchtern, wie sie ihrer „Vereinbarung“ zugestimmt hatte, hatte sie bestimmt nicht damit gerechnet, dass er ihr Blumen schickte.

Er warf einen letzten Blick auf sein Spiegelbild und zupfte sein Halstuch zurecht. Auf Hochglanz polierte Stiefel, Jeans, ein weißes Hemd und eine Lederweste vervollständigten den Cowboy-Look, dem er mit seinem besten Stetson noch den letzten Schliff gegeben hatte.

Theresa erschrak, als er hereinkam, und fuhr zu ihm herum. Ihr kurzer Lederrock und die Lederweste passten irgendwie so gar nicht zu dem Staubwedel in ihrer Hand. Aber in gewisser Weise war es auch ausgesprochen sexy, fast so wie ein französisches Dienstmädchenkostüm.

„Ich war nie ein Fan von Hausarbeit“, bemerkte er grinsend, „aber ich könnte mich dazu überreden lassen, wenn du mir versprichst, mich mit diesen Federn da zu kitzeln.“

Sie warf den Staubwedel nach ihm, und Kyle lachte, als er ihn an der Brust traf. Die Hände in die Hüften gestemmt, musterte sie ihn von oben bis unten und bemühte sich um eine ärgerliche Miene, aber das Zucken um ihre Mundwinkel und das Funkeln ihrer dunklen Augen verrieten sie. „Ich bin hier fertig“, sagte sie. „Lass mich nur schnell noch meine Tasche holen.“

Bevor sie allerdings ins Hinterzimmer gehen konnte, hielt er sie am Arm zurück. „Wie wäre es, wenn du mich vorher anständig begrüßen würdest? Wir haben schließlich keine Eile.“

„Wer sagt, ich wäre anständig?“, gab sie zurück, umarmte ihn aber dann und gab ihm einen Kuss, der mehr als nur eine flüchtige Berührung ihrer Lippen mit seinen war. Als sie danach lächelnd zu ihm aufschaute, war er kurz davor, das Atmen zu vergessen.

„Ich bin gleich wieder da.“ Sie verschwand im Hinterzimmer.

Während er auf sie wartete, ging er zu den Blumen. Eine der Katzen lag neben der Vase und beobachtete ihn. „Lass die Blumen in Ruhe“, sagte er. „Sie sind nicht zum Essen da.“

„Ich dachte, du könntest mir zu meiner Wohnung …“ Theresa unterbrach sich und blieb im Eingang zu dem Hinterzimmer stehen.

Kyle blickte von den Rosen auf. „Wie ich sehe, hast du mein kleines Geschenk bekommen.“

Er hatte ein Dankeschön erwartet, ein Lob oder vielleicht sogar einen Kuss, aber stattdessen runzelte sie nur die Stirn. „Warum hast du das getan?“

„Was? Dir Blumen schicken?“

„Mir war noch nie etwas so peinlich. Die Leute haben mich den ganzen Tag danach gefragt. Das ging mir so auf die Nerven, dass ich schon versucht war, sie in den Müll zu werfen.“

Kyle zügelte seinen Ärger. „Und ich dachte, Frauen lieben Blumen.“

Sie sah ihn an, aber es stand mehr Unsicherheit in ihrem Blick als Ärger. „Natürlich mag ich Blumen, aber wenn ein Mann einer Frau Blumen schickt, denken die Leute gleich, es hätte etwas zu bedeuten.“

„Es geht sie nichts an.“ Er straffte sich. „Ich wollte einer schönen Frau Blumen schicken. Was ist so schlimm daran?“

Sie schwieg und senkte den Kopf, sodass ihr langes Haar ihr Gesicht verdeckte. „Danke, aber das war nicht nötig“, sagte sie nach einer Weile. „Es ist ja nicht so, als ob du mich umwerben müsstest oder so.“

Kyle hätte fast über das altmodische Wort gelacht. „Oh, ich weiß nicht. Meinst du nicht, dass jede Frau umworben werden möchte?“ Außerstande, dem Impuls noch länger zu widerstehen, streckte er die Hand aus und strich ihr das Haar hinter das Ohr. Es war so weich, wie er es in Erinnerung hatte. Er begann sich vorzustellen, wie es sich auf seinem nackten Körper anfühlen würde, und schüttelte den Kopf, um das Bild aus seinen Gedanken zu verbannen. Sie hatten noch die ganze Nacht vor sich. Er durfte die Dinge nicht zu schnell außer Kontrolle geraten lassen.

Zusammen gingen sie zu Theresas Wagen, dann fuhr er ihr hinterher zu ihrer Wohnung. Schweigend folgte er ihr die Treppe hinauf und fand es ausgesprochen sexy, wie sie sich beim Gehen in den Hüften wiegte. Sein Herz schlug schneller, als er ihr die Schlüssel aus der Hand nahm und die Tür aufschloss. Beruhige dich, ermahnte er sich. Das ist schließlich nicht dein erstes Rodeo.

Theresa trat ein und schaltete das Licht ein.

Ein Blick auf ihre Wohnung genügte, um ihn vorübergehend abzulenken. Überall Pink, Blumenmuster und Spitze. Kleine goldene und weiße Nippesfiguren. Goldgerahmte Spiegel und Gemälde. Verwundert starrte er die ganz in Leder gekleidete Frau vor sich an. „Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“

„Sehr witzig. Möchtest du etwas trinken?“

„Ein Bier, wenn du eins hast.“

Er lehnte sich an den Küchentresen und sah Theresa nach, als sie durch das Zimmer ging. Die Tapete hier war pinkfarben gestreift, und über dem Herd hing ein Bild, das eine Katze mit einer Kochmütze zeigte. Kyle deutete auf die Katze. „Du kannst es mir nicht übelnehmen, dass ich ein bisschen verwundert über all das bin.“

Theresa nahm zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank und öffnete sie. „Worüber?“

„Das viele Pink zum Beispiel. Du scheinst mir nicht der Typ für Pink zu sein.“

„So? Die Leute sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen.“

Er betrachtete ihren schlanken Hals, als sie trank. Er wollte jeden Zentimeter von ihr küssen, von ihren zarten Fingern so umfasst werden, wie sie die Bierflasche umfasste. Er wollte das Bier wegstellen und Theresa auszuziehen, was aber natürlich ausgesprochen stillos wäre. „Hattest du viel zu tun heute?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Es ging. Ich habe eine neue Teilzeitkraft eingestellt. Eine Studentin.“

„Und wie gefällt sie dir?“

„Ich weiß nicht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Sie ist … sehr selbstsicher. Und sehr vernünftig. Viel mehr, als ich es in ihrem Alter war.“

„Aber heute scheinst du das doch auch zu sein.“

„Ich habe einiges dazugelernt.“ Theresa stellte ihr Bier weg und trat zwei Schritte auf ihn zu. Ihre Brüste streiften seinen Oberkörper, als sie die Hand hob, um den obersten Knopf seines Hemdes zu öffnen.

Aber Kyle bedeckte ihre Hand mit seiner. „Was tust du?“

„Ich dachte, es wird Zeit, dass wir beginnen.“

„Ich habe es nicht eilig.“ Er stellte seine Bierflasche auf die Theke und strich mit den Fingerknöcheln über ihre Wange. „Wir sollten uns die Zeit nehmen, uns ein bisschen besser kennenzulernen.“

Der Blick, den sie ihm zuwarf, brachte sein Blut zum Kochen. Dann ließ sie ihre Hand zwischen sie gleiten, und Kyle stieß verblüfft den Atem aus, als sie die Ausbuchtung in seiner Jeans berührte. „Ich weiß alles, was ich über dich wissen muss.“

Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ihre Direktheit ihm vielleicht gefallen, aber heute hatte er nicht die Absicht, Theresa so schnell die Oberhand gewinnen zu lassen. Und so zog er ihre Hand wieder an seine Brust zurück. „He, nicht so schnell. Sei nicht so nervös.“

„Ich bin nicht nervös.“

Aber ihr Erröten verriet ihm etwas anderes. „Natürlich bist du das“, sagte er und strich ihr übers Haar. „Jeder ist beim ersten Mal nervös.“

„Du wirkst aber nicht nervös.“

„Ich bin es aber, Darling. Sehr sogar.“ Ihre Muskeln waren angespannter als Gitarrensaiten, als er seine Hand auf ihren Nacken legte. „Schließ die Augen.“

Sie machte ein misstrauisches Gesicht. „Warum?“

„Schließ sie einfach nur. Wenn ich mit nervösen Pferden arbeite, verbinde ich ihnen die Augen. Das beseitigt alle Ablenkungen und zwingt sie, sich nur auf mich zu konzentrieren.“

„Ich bin kein Pferd.“ Aber sie schloss die Augen.

„Nein, Ma’am. Aber du bist trotzdem eine temperamentvolle kleine Stute“, sagte er, während er mit seiner gesunden Hand ihre Schultern massierte und dann einen Kuss auf ihren Nacken hauchte.

Theresa riss die Augen auf. „Was machst du da?“

„Na schön, Darling. Du willst es ja nicht anders.“ Er nahm sein Halstuch ab.

Sie starrte ihn an. „Was hast du vor?“

„Wie gesagt, wenn ein Pferd zu nervös ist, verbinde ich ihm die Augen.“ Kyle faltete das Tuch, bedeckte damit ihre Augen und verknotete es hinter ihrem Kopf. „Es ist doch nicht zu eng?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Und nun?“

Er lächelte und genoss das beinahe schmerzhafte Verlangen, das ihn durchzuckte, als er sie mit verbundenen Augen vor sich stehen sah. „Vertrau mir, Schätzchen.“

Theresa kämpfte gegen ihre Angst an und zwang sich, ruhig durchzuatmen. Kyle würde ihr nicht wehtun. Und es hatte auch etwas Aufregendes, nichts sehen zu können und sich auf ihre anderen Sinne verlassen zu müssen, um zu wissen, was er tat.

Seine Hand war etwas rau und schwielig, aber sanft, als er langsam über ihre Arme strich. Dann zog er ihre Hand an seinen Mund und küsste die Innenfläche. Ein elektrisierendes Prickeln durchflutete Theresa, als sie seine Zunge auf ihrer Haut spürte.

Wieder holte sie tief Luft, um sich zu beruhigen, aber nun nahm sie ganz stark seinen maskulinen Duft war, und ihr wurde heiß.

Dann strich er mit der Hand über ihren Bauch und berührte den Anhänger an ihrem Nabelpiercing. „Wie niedlich.“

„Ich betrachte mich nicht gern als niedlich.“

„Nein, dazu bist du viel zu cool, nicht wahr?“

Sie fühlte sich alles andere als cool, als er mit einer Hand ihre Brust umfasste und sie unwillkürlich nach Luft schnappte und sich ihm entgegenbog.

„Du fühlst dich wunderbar an“, murmelte er, während er den Reißverschluss an ihrer Weste öffnete und das Kleidungsstück vorn auseinanderschob. Kühle Luft streifte ihre Brüste, und ihre Spitzen richteten sich augenblicklich auf.

Kyle umfasste eine nach der anderen ihre Brüste und ließ seinen Daumen um ihre harten kleinen Knospen kreisen. Aber obwohl er die Kreise immer kleiner werden ließ, vermied er es, die empfindsamen Spitzen zu berühren.

Mit einem frustrierten kleinen Aufschrei streckte Theresa sich ihm erneut entgegen und schwankte sogar ein bisschen auf ihren hohen Absätzen.

„Zieh die Schuhe aus.“

Sie streifte sie ab und schob sie mit dem Fuß beiseite.

„Und leg deine Hände auf meine Schultern.“

Theresa tat es und fragte sich, was er wohl als Nächstes vorhatte. Das Vorspiel war für sie genauso unerlässlich wie für jede andere Frau, aber diese langsame, gemächliche Erforschung machte sie verrückt.

Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder ihren Brüsten zu, umfasste sie seiner unverletzten Hand und streichelte sie. Dann beugte er sich vor, und sie stöhnte leise auf, als sie seine warme, feuchte Zunge spürte und er eine ihrer Brustspitzen zwischen die Lippen nahm.

Sie lehnte sich an ihn und umklammerte seine Schultern, als er zuerst ihre eine Brust und dann die andere liebkoste. Jede seiner überaus erotischen Berührungen löste eine immer größer werdende Anspannung und ein fast schmerzhaftes Pulsieren tief in ihrem Inneren aus. Sie schon jetzt so stark erregt, dass sie die Zähne zusammenbeißen musste, um ihn nicht anzuflehen, ihr drängendes Verlangen nach ihm zu stillen.

Schließlich ließ er seine Hand über ihren Schenkel zu ihrer Taille hinaufgleiten, schob einen Finger unter ihre Strumpfhose und zog daran. „Lass uns dir das ausziehen, ja?“

Sie konnte die Strumpfhose gar nicht schnell genug abstreifen, und danach auch ihren Rock und ihren Slip, bis sie nichts anderes mehr trug als ihre eigene Haut.

Sie verwünschte das Tuch vor ihren Augen, das sie daran hinderte, Kyles Gesichtsausdruck zu sehen. Er schwieg für eine Weile, und sie wusste, dass er sie betrachtete. Etwas ärgerlich verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. „Was ist? Hast du noch nie eine tätowierte Frau gesehen?“

„Nicht eine mit einer so hübschen Leinwand“, sagte er. Dann legte er seine Arme wieder um sie, zog sie mit seinem eingegipsten Arm noch fester an sich und schob seine andere Hand zu ihrem Venushügel. „Du bist bereit für mich, nicht wahr?“, flüsterte er und glitt mit der Zungenspitze über ihr Ohr, während er mit zwei Fingern in sie eindrang.

Außerstande, sich noch länger zurückzuhalten, bog sie sich seiner liebkosenden Hand entgegen. Ihr Körper gehorchte ihrem Verstand nicht mehr. Es gab nichts anderes mehr als dieses alles verzehrende, glutvolle Begehren. Wenn das so weiterging, würden sogar ihre Beine ihr den Dienst versagen. Sie hatte das Gefühl, von innen heraus zu verglühen.

Und da hob er sie auf seine Arme und fragte sie nach ihrem Schlafzimmer.

„Die erste Tür rechts.“

Sie machte sich auf eine harte Landung auf dem Bett gefasst, aber Kyle schaffte es trotz seines Gipsarms, sie dort sehr behutsam abzulegen. Er war wirklich ganz erstaunlich kräftig. Wo immer sie ihn berührte, traf sie auf harte Muskeln von der Art, die man sich nicht in einem Fitnessstudio erwerben konnte.

Dann entfernte er sich, und ohne seine Wärme war ihr plötzlich kalt. „Was tust du?“

„Ich dachte, es wäre dir vielleicht lieber, wenn ich mich auch ausziehe.“

Dann war er bei ihr im Bett und legte sich auf sie. Theresa schloss die Augen hinter der Binde und versuchte, alles in sich aufzunehmen, was ihre anderen Sinne ihr verrieten: den leicht salzigen Geschmack seiner Haut, als sie mit ihrer Zunge über sein Kinn strich; das raue Haar an seiner Wade, als er sich neben sie kniete; seine Erektion, die sie an ihrem Oberschenkel spürte. Sie umfasste sein Glied, streichelte es. Es entlockte ihr ein Lächeln, dass Kyle geräuschvoll Luft holte. Offenbar war er ebenso erregt wie sie.

„In der Nachttischschublade sind Kondome“, sagte sie.

„Keine Sorge, Darling. Ich habe auch welche mitgebracht.“ Er glitt tiefer und bog ihre Beine noch ein bisschen weiter auseinander.

Sie umfasste seinen Kopf und schob ihre Finger in sein dichtes Haar. „Hör auf, mich so zu nennen. Ich bin nicht dein Darling.“

„Na schön, Theresa“, murmelte er mit heiserer Stimme und ließ die letzte Silbe fast wie einen Seufzer klingen, als sein warmer Atem in einer viel zu sanften Liebkosung über ihre intimste Stelle strich.

Theresa streckte sich ihm entgegen, und sein Mund begann ein aufreizendes Spiel mit ihr. Sie umklammerte die Laken, als die Spannung in ihrem Innersten sogar noch unerträglicher wurde. Aber sie lächelte, weil sie wusste, dass die ersehnte Erfüllung nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.

Und dann vergaß sie alles und konzentrierte sich ganz auf ihren Körper, als Welle um Welle köstlichster Empfindungen sie durchfluteten. Hemmungslos überließ sie sich ihren Gefühlen, und stieß vor Lust einen rauen Schrei aus.

Erst als die Euphorie des Höhepunkts abklang, wurde ihr bewusst, wie schwer auch Kyle jetzt atmete und wie wild ihr Herz raste.

In diesem Augenblick verzieh sie ihm die Blumen, die unerwartete Romantik und alles, was darauf hinzudeuten schien, dass er versuchte, etwas aus ihr zu machen, was sie absolut nicht war. Sie streichelte seine muskulösen Schultern und lächelte im Stillen, als sie seinen maskulinen, ein wenig moschusartigen Duft einatmete. Ein Mann, der solch überwältigende Gefühle in ihr wecken konnte, war es wert, dass sie noch ein Weilchen länger mit ihm zusammenblieb.

Kyle beobachtete Theresa, als sie ekstatisch erschauerte, und betrachtete die zarte Röte, die ihre Brüste und ihren Hals färbte. Tief atmete er ihren femininen Duft ein, der sein eigenes Verlangen ins schier Unerträgliche steigerte. Rasch streifte er sich das Kondom über. Er wollte in ihr sein, bevor sie wieder in die Wirklichkeit zurückkehrte, wollte die letzten Schauer sinnlicher Erregung spüren, die sie immer noch durchliefen.

Langsam drang er in sie ein und nahm ihr dann die Augenbinde ab. Theresa blinzelte, aber dann lächelte sie, und ein überaus zufriedener Blick erschien in ihren Augen. „Hi“, flüsterte sie.

„Hi.“ Er unterstrich das Wort mit einer kraftvollen Bewegung.

Ihre Augen weiteten sich, sie stützte sich auf die Ellbogen und beobachtete, wie er sie mit rhythmischen Bewegungen liebte. „Habe ich den Test bestanden?“, fragte er, ein wenig verunsichert von ihrem Blick.

„Oh ja, ich denke, du bist genau der Richtige.“ Sie ließ sich wieder zurücksinken und bog sich ihm entgegen, um ihn noch tiefer in sich aufzunehmen.

Es war ein so unglaublich erotisches Gefühl, dass Kyles Sicht verschwamm und er plötzlich fast nicht mehr atmen konnte.

„Magst du das?“, fragte sie, als sie ihre Muskeln um ihn zusammenzog und sie wieder entspannte.

Seine Antwort war nur ein ersticktes Stöhnen. Und dann kam er, bäumte sich mit einem rauen Schrei lustvoller Erfüllung auf und umklammerte ihre Hüften, bis er ermattet auf sie sank. Den Kopf an ihrer Brust, umschlang er sie mit beiden Armen, wollte Theresa so nahe wie nur möglich sein in diesem Augenblick.

4. KAPITEL

Theresa war noch ganz erschöpft von ihren leidenschaftlichen Liebesspielen, als sie am nächsten Morgen erwachte. Die Erinnerung entlockte ihr ein Lächeln. Sie hatte den richtigen Instinkt gehabt – Kyle war ein unvergleichlich guter Liebhaber.

Sich genüsslich räkelnd, öffnete sie die Augen, als die Zimmertür aufging und Kyle eintrat. Er hielt zwei Becher mit Kaffee in seiner unverletzten Hand und balancierte einen Teller mit Toast darauf. „Guten Morgen, Schlafmütze.“

Seine Worte und das Lächeln, das sie begleitete, lösten ein angenehmes Prickeln in ihr aus. Oder vielleicht kam es auch davon, dass er nur Jeans trug und sie seine nackten Füße darunter sehen konnte. Seit wann waren nackte Zehen derart sexy? Von seinen kräftigen Oberarmen und seiner muskulösen Brust erst ganz zu schweigen. Wie schaffte ein Cowboy es, so umwerfend gut auszusehen?

Sie setzte sich auf und zog das Laken über ihre Brüste.

Autor

Cindi Myers
Cindi Myers hat ein paar feste Überzeugungen: Liebe auf den ersten Blick gibt es wirklich; gute Schokolade und kühler Champagner passen fast immer; Leuten, die keine Tiere mögen, ist nicht zu trauen, und Gott muss ziemlich viel Humor haben. Außerdem ist sie davon überzeugt, dass es keinen besseren Job gibt,...
Mehr erfahren
Jennifer La Brecque
Mehr erfahren
Samantha Hunter
<p>Bevor Samantha Hunter sich voll und ganz dem Schreiben widmete, arbeitete sie zehn Jahre als Lehrerin für kreatives Schreiben an der Universität. Ihr erster Liebesroman, Virtually Perfect, den sie 2004 fertigstellte, wurde direkt veröffentlicht. Sieben weitere Liebesromane folgten bis heute. Samantha Hunter ist mit Leib und Seele Autorin. Und wenn...
Mehr erfahren