Tiffany Extra Hot & Sexy Band 64

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WAS ICH IMMER SCHON MIT DIR MACHEN WOLLTE von MICHAELS, TANYA
Ihr Ex ist mit seiner Neuen auf der Party erschienen! Phoebe ist entsetzt. Doch ihr bester Freund Heath ist zur Stelle - und küsst sie heiß. Ihre Würde als begehrenswerte Frau ist gerettet. Aber noch etwas ist passiert: Für Phoebe ist Heath plötzlich nicht mehr nur Kumpel …

DIE NÄCHTE MIT SHANE von WEBER, TAWNY
Sie macht wirklich ganz Erstaunliches mit ihm! Shane kann nicht genug bekommen von der aufregenden Lark. Doch so erregend die Nächte mit seiner sexy Geliebten sind - das darf nicht für immer sein. Denn sie hat keine Ahnung, womit er seinen Lebensunterhalt verdient …

KÜSSE ON THE ROCKS von CRITCH, J. MARGOT
Eine dumme Wette ist schuld: Maya gibt einem Fremden an der Bar den Kuss ihres Lebens. Nur gut, dass sie ihn nie wieder sehen wird - er ist gefährlich attraktiv! Doch schon am nächsten Tag läuft sie dem Mann mit den weichen Lippen erneut über den Weg …

FÜHR MICH IN VERSUCHUNG, COWBOY von THOMPSON, VICKI LEWIS
Liebe und ein romantisches Happy End? Daran glaubt Hope nach einem Betrug nicht mehr. Sex und eine heiße Nacht dagegen mit ihrem Party-Flirt Liam? Sehr gern! Doch zu ihrer großen Überraschung ist für Liam am nächsten Morgen nichts vorbei - sondern fängt erst richtig an …


  • Erscheinungstag 04.04.2017
  • Bandnummer 0064
  • ISBN / Artikelnummer 9783733752842
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Tanya Michaels, Tawny Weber, J. Margot Critch, Vicki Lewis Thompson

TIFFANY EXTRA HOT & SEXY BAND 64

TANYA MICHAELS

Was ich immer schon mit dir machen wollte

„Traust du mir?“ Als Phoebe nickt, küsst Heath sie heiß. Schon ewig begehrt er seine beste Freundin! Sie traut ihm also – aber er selbst weiß nicht, wie er Phoebes Reizen widerstehen soll …

TAWNY WEBER

Die Nächte mit Shane

Eigentlich wollte die hübsche Lark nur eine kurze Affäre mit Shane, um auf andere Gedanken zu kommen. Aber der Sex mit ihm hat einen gefährlichen Suchtfaktor. Was wird aus ihr, wenn Shane die Stadt wieder verlässt?

J. MARGOT CRITCH

Küsse on the Rocks

Das hat Hotelmagnat Jamie Sellers noch nie erlebt: Eine atemberaubende Schönheit küsst ihn spontan an der Bar – und verschwindet dann spurlos. Schade … bis er sie an dem unwahrscheinlichsten Ort wiedertrifft!

VICKI LEWIS THOMPSON

Führ mich in Versuchung, Cowboy

Party-Girl Hope zu verführen ist leicht für den Naturburschen Liam. Aber seit er sie das erste Mal leidenschaftlich geliebt hat, will er mehr. Nicht nur ihren attraktiven Körper – sondern auch ihr Herz …

1. KAPITEL

„Wie kannst du nur!“

Phoebe Mars starrte ihre Mitbewohnerin fassungslos an. Gwen saß mit unbeeindruckter Miene auf dem Bettrand und hielt Phoebe den Telefonhörer hin.

„Sprichst du jetzt mit deinem Boss, oder soll ich das machen? Ich kenne ihn länger als du, wie wir beide wissen.“

Das stimmte. Genau genommen hatte Phoebe den Traumjob als Chefin der Patisserie bei All The Right Notes nur bekommen, weil Gwen ihr den Betreiber der Tapas Bar vorgestellt hatte. Sie und James waren schon lange befreundet. Das gab Gwen aber dennoch nicht das Recht, heimliche Absprachen mit James über Phoebes Abendgestaltung zu treffen!

Phoebe nahm den Telefonhörer. „Hallo?“

„Phoebe!“ James verlor keine Zeit mit Small Talk. „Warum hast du nicht gesagt, dass du heute zu dieser Party musst? Ich bestehe darauf, dass du den Abend freinimmst und dich amüsierst!“

Phoebe schluckte schwer. Gwen hatte also mit James darüber gesprochen. Und dabei wusste sie doch genau, warum Phoebe nicht zu der Feier wollte!

„Aber … Samstag ist der belebteste Tag im Restaurant“, entgegnete sie. „Ich möchte euch nicht hängenlassen.“

„Süße, das weiß ich zu schätzen“, sagte James. „Und du weißt, ich liebe die Desserts, die du für unser Restaurant kreierst. Es sind Kunstwerke! Aber wir haben Monate ohne dich überstanden und wir werden diesen einen Samstagabend auch ohne dich auskommen. Nach allem, was du hinter dir hast, brauchst du ein wenig Ablenkung!“

Wunderbar! Gwen hatte James also wirklich alles erzählt.

Allerdings hatte sie vergessen, zu erwähnen, dass Phoebes Exfreund auch auf der Party sein würde…

Die Trennung war jetzt zehn Tage her, doch Phoebe fühlte sich nicht in der Lage, Cameron zu begegnen. Es war einfach zu schmerzhaft.

„Ich könnte vielleicht für einige Stunden vorbeikommen“, sagte Phoebe matt. Doch natürlich ließ James das nicht zu.

„Kommt gar nicht in die Tüte. Du amüsierst dich heute. Ich muss los, Phoebe – hab einen schönen Abend.“

Er legte auf. Phoebe atmete tief durch und ließ den Telefonhörer sinken.

Gwen lächelte ihr zu. „So. Und jetzt steh auf und geh duschen. Ich mache Kaffee. Wir haben einen anstrengenden Shoppingmarathon vor uns.“

„Shopping?“ Phoebe schloss die Augen. „Warum?“

„Weil ich möchte, dass du umwerfend aussiehst, wenn du Cameron heute Abend begegnest. Wie konnte er eine so tolle Frau wie dich nur verlassen? Er wird es bitter bereuen, glaub mir. Und er wird dich zurückhaben wollen. Dafür sorgen wir.“

Phoebe zog sich das Kissen über den Kopf. Sie wollte Cam nicht treffen, aber natürlich konnte sie sich auch nicht ewig verkriechen. Dass Gwen ihr helfen wollte, war ein Geschenk des Himmels. Ihre beste Freundin und Mitbewohnerin war Make-up-Artist und arbeitete für Filmproduktionen. Sie würde ganz sicher dafür sorgen, dass Phoebe hinreißend aussah.

Trotzdem. Am liebsten wäre sie schreiend davongerannt. Sie und Cam waren zwei Jahre zusammen gewesen und hatten einige Zeit auch im gleichen Restaurant gearbeitet. Er war Chefkoch in einem der besten Lokale von Atlanta.

Vor zehn Tagen hatte Cam sie um ein Treffen gebeten. Er hatte merkwürdig ernst ausgesehen, als er während eines Spaziergangs im Park ihre Hand genommen hatte. Und für einen Moment hatte Phoebe mit wild klopfendem Herzen tatsächlich geglaubt, er würde ihr einen Antrag machen. Doch dann war alles ganz anders gekommen …

Als hätte Gwen ihre Gedanken gelesen, zupfte sie Phoebe das Kissen weg. „Mal ehrlich, wir sind zu jung zum Heiraten“, sagte sie. „Du bist erst fünfundzwanzig! Man legt sich da noch nicht fest! Mit Mitte 30 können wir langweilig werden. Jetzt müssen wir das Leben genießen!“

Phoebe musste lachen. Sie war dankbar, denn Gwen wusste immer, wie man das Beste aus jeder Situation machte.

„Meinst du wirklich, Cameron will mich zurück, wenn er mich sieht?“ Phoebe bemerkte den hoffnungsvollen Klang in ihrer Stimme und hasste sich sofort selbst dafür. Sie sollte so etwas nicht denken.

„Natürlich“, erwiderte Gwen. „Du bist die beste Frau, die ihm jemals passieren konnte. Doch die Frage ist, ob du ihm verzeihen kannst, dass er dich so sehr verletzt hat.“

Phoebe schluckte schwer. „Ich weiß es nicht.“

Doch sie wünschte sich wenigstens die Chance, es herauszufinden.

„Heath Jensen ist da! Jetzt ist es wirklich eine Party!“

Bobbi Barrett, Geburtstagskind und Heaths liebste Food-Bloggerin, begrüßte ihn mit Küsschen auf beide Wangen.

„Herzlichen Glückwunsch, meine Schöne“, sagte er und lächelte ihr zu. „Danke für die Einladung.“ Er spähte ins Wohnzimmer. „Meine Güte, es ist ja halb Atlanta zu Besuch! Keine Angst, dass die Nachbarn sich beschweren?“

„Nein“, erwiderte Bobbi. „Die haben nämlich als Erste eine Einladung bekommen.“

„Clever.“ Er überreichte Bobbi eine kleine goldene Schachtel, die ihr Geschenk enthielt. Bobbi musterte die Schachtel mit Röntgenblick. „Danke! Ich bin gespannt. Aber du weißt, dass du mir eigentlich nichts schenken musst? Außer einer Tischreservierung im Piri. An die kommt man ja überhaupt nicht mehr.“

Heath hatte immer daran geglaubt, dass das Restaurant, das er zusammen mit Cameron Pala eröffnet hatte, ein Erfolg werden würde. Dass sie allerdings mit ihrer portugiesischen Fusionsküche so ein Hit in Atlanta werden würden – damit hatte auch Heath nicht gerechnet.

„Du brauchst keine Reservierung“, sagte er zu Bobbi. „Fühl dich jederzeit herzlich willkommen.“

„Okay, damit bist du jetzt offiziell mein Lieblingsfreund.“ Bobbi lehnte sich ein wenig dichter heran. „Übrigens, nimm dich heute vor den Kemp-Schwestern in Acht. Sie haben eine Wette laufen, welche von ihnen dich heute ins Bett bekommt.“

„Ich hasse es, wenn jemand verliert“, erwiderte Heath. „Um das zu vermeiden, sollte ich wohl beide mit nach Hause nehmen, oder?“

Bobbi stieß ihm mit dem Ellbogen in die Seite. „Du bist unmöglich!“

„Nein. Vielleicht werde ich nur immer missverstanden.“ Er blickte Bobbi tief in die Augen und bemühte sich, ernst zu bleiben. „Was ist, wenn ich mich eigentlich nach dir verzehre? Und mein wildes Liebesleben nur aus nutzlosen Ablenkungsmanövern besteht? Ich verfluche die Tatsache, dass Matt dich zuerst kennengelernt hat.“

„Höre ich da meinen Namen?“ Matt Grantham, Bobbis Freund, kam zu ihnen und legte einen Arm um Bobbis Taille.

„Oh, ich habe Bobbi nur gerade wissen lassen, dass alle Single-Männer in Atlanta dich um sie beneiden. Du kannst dich glücklich schätzen, Matt.“

„Das tue ich“, erwiderte Matt und küsste Bobbi in den Nacken. „Heath, wie wäre es mit einem Drink? Was kann ich dir anbieten?“

Bobbi entließ die beiden Männer in Richtung Hausbar, und Heath entschied sich für ein Glas exzellenten Bourbon. Plötzlich sah er aus den Augenwinkeln eine wilde rotgoldene Lockenmähne auftauchen.

Phoebe?

Soweit er wusste, hatte sie nicht zu der Party kommen wollen. Doch anscheinend hatte sie es sich anders überlegt.

Bemerkenswert, denn schließlich hatte sein Geschäftspartner Cameron sie auf schäbigste Art abserviert. Und zuvor noch dafür gesorgt, dass sie sich eine andere Arbeit suchte. Nur weil er zu feige war, um mit seiner Exfreundin weiterhin zusammenzuarbeiten. Dadurch hatte das Piri die beste Dessert-Kreateurin verloren, die es hätte finden können. Ärgerlich.

Heath war etwas hin und her gerissen. Einerseits tat es ihm leid, dass Phoebe von Cam so verletzt worden war. Andererseits erfreute ihn der Gedanke, dass sie jetzt wieder Single war …

Heath ließ von Matt einen Wodka Martini mixen und folgte dann Phoebe mit den beiden Drinks auf die Dachterrasse.

Phoebe stand am Geländer und blickte auf die Lichter der Stadt. Sie wirkte merkwürdig verlassen – und dennoch unfassbar sexy in dem kurzen blauen Kleid, das ihre perfekte Figur eindrucksvoll zur Geltung brachte, und den wilden Locken, die ihr bis über die Schultern fielen. Heath spürte, dass sein Herz schneller zu schlagen begann.

„Ein Drink für die Lady?“ Heath stellte sich neben Phoebe und reichte ihr den Martini.

Phoebe blickte ihn überrascht an, dann legte sich ein Lächeln auf ihr hübsches Gesicht. „Heath!“

Sie umarmte ihn so ungestüm, dass Heath beinahe die Getränke verschüttet hätte.

„Wow, was für eine Begrüßung“, sagte er und lachte.

Phoebe ließ ihn los. „Entschuldige.“ Röte legte sich auf ihre Wangen. „Ich bin nur so froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Oder besser gesagt – ein bekanntes Gesicht ohne Begleitung. Es sind nur Paare hier.“ Sie blickte sich um. „Oder bist du auch nicht alleine?“

Heath schmunzelte. „Doch. Ich bin alleine. Und ich weiß aus vertrauenswürdiger Quelle, dass auch die Kemp-Schwestern heute Abend solo sind – und in Jagdlaune. Beschützt du mich bitte vor ihnen?“

Phoebe lachte. „Als hättest du jemals Hilfe gebraucht, um mit Frauen umzugehen.“

„Wenn, dann würde ich das niemals zugeben.“

Phoebe nahm ihm lächelnd eines der Gläser ab. „Was hast du mir Schönes mitgebracht?“

„Martini. Klassisch, ohne Schnickschnack, dirty und gut. Ganz, wie du es magst.“

Phoebe lachte und die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich. Heath mochte es, sie zu necken. Sie reagierte immer auf etwas anzügliche Bemerkungen. Niemals aber verlor sie dabei den Stil, und genau das machte sie so interessant.

Als Phoebe ihm das Glas abnahm, berührten sich ihre Hände, und Heath spürte es wie einen feinen elektrischen Strom. Verlangen erfasste ihn mit einer Intensität, die ihn selbst erstaunte.

Wie oft hatten sie beide sich berührt, während sie zusammen in der Küche arbeiteten? Und niemals hatte es eine solche Reaktion bei ihm ausgelöst.

Aber damals war Phoebe auch noch vergeben gewesen …

„Du siehst umwerfend aus“, sagte er und ließ den Blick langsam an ihr herunterwandern, bevor er ihr wieder tief in die Augen blickte. „Du bist immer umwerfend, aber so wie heute habe ich dich noch nie gesehen.“

Phoebe lächelte. „Es ist leicht, umwerfend auszusehen, wenn die Mitbewohnerin eine der besten Stylistinnen der Stadt ist. Du kannst dich bei ihr bedanken. Für mein neues Kleid, die Frisur, das perfekte Make-up. Und für die Tatsache, dass ich überhaupt hier bin.“

„Gwen hat dich hergelotst? Dann bin ich ihr wirklich dankbar.“ Er verstand sich nicht besonders gut mit Phoebes bester Freundin, aber sie standen auch nicht so eng in Kontakt.

„Ja“, sagte Phoebe. „Ich muss sagen, es ist gut so. Ich habe mich in der Arbeit vergraben, seit … Du weißt schon.“

In diesem Moment glitt ihr Blick durch die Terrassentür ins Wohnzimmer, und Heath sah, dass Phoebe innerhalb von Sekunden erbleichte. Er musste nicht nachfragen, um sicher zu sein, dass Cam auf der Party aufgetaucht war. Wahrscheinlich sogar gemeinsam mit einem Date.

„Phoebe?“ Heath nahm ihr das Glas ab und stellte es neben seines.

„Ja?“, sagte sie und riss den Blick nur schwer von dem Szenario im Wohnzimmer los.

Heath sah ihr in die Augen und legte sanft eine Handfläche an Phoebes Wange. „Vertraust du mir?“

Sie blinzelte, dann nickte sie stumm.

„Okay. Ich habe nämlich einen Plan.“

Ohne eine weitere Erklärung zog er Phoebe an sich und küsste sie leidenschaftlich.

Die ganze Welt drehte sich plötzlich. Phoebe konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Heaths Kuss kam so unerwartet, und er fühlte sich so unglaublich gut an … Ihr Körper reagierte ganz von selbst. Heftiges Verlangen erfüllte sie und heiße und kalte Schauer glitten ihr über den Rücken, als ihre Zungen sich zu einem verlockenden Spiel trafen.

Heath zog sie dichter an sich und küsste sie tiefer, inniger. Es war der Kuss eines Mannes, der ganz genau wusste, was er einer Frau geben musste, um sie glücklich zu machen. Und er schien wild entschlossen zu sein, Phoebe an diesem Abend glücklich zu machen.

In den vergangenen zehn Tagen hatte sie vollkommen neben sich gestanden. Sie hatte sich wie betäubt gefühlt, und jetzt merkte sie, wie leidenschaftliche Lust sie intensiv durchströmte.

Phoebe spürte Heaths durchtrainierten Körper an sich, fühlte die Wärme, die von ihm ausging, und vergrub die Finger in seinem dichten dunklen Haar. Es fühlte sich weich an, fast seidig – kein Vergleich zu Cams Haaren, die durch Haargel immer ein wenig störrisch waren …

Oh Gott. Cam.

Die Erinnerung an ihren Exfreund traf sie wie ein Blitz. Sie löste sich von Heath. „Was soll das?“, fragte sie und starrte Heath fassungslos an. Ihre Stimme zitterte.

Heath blickte sie an und der Ausdruck in seinen grünen Augen ließ sich nicht deuten. Tat ihm leid, was geschehen war? Oder war es eher Bedauern darüber, dass sie sich seinem Kuss entzogen hatte?

Phoebe merkte, wie sie knallrot anlief. Ohne ein weiteres Wort stürmte sie nach drinnen und realisierte zu spät, dass sie damit Cam direkt in die Arme lief.

Heath war innerhalb von Sekunden wieder bei ihr und legte ihr sanft die Hand auf den Rücken.

Warum tat er das? Und wieso nur fühlte es sich in diesem Moment so richtig an?

„Ihr beide seid zusammen hier?“

Cams Worte drangen wie durch dichten Nebel zu Phoebe durch. Sie sah, dass ihr Exfreund ein förmliches Lächeln aufgesetzt hatte.

„Oh, Phoebe und ich sind nicht direkt zusammen hergekommen“, sagte Heath in diesem Moment. „Wir haben uns hier getroffen. Zufällig. Und wie das so ist mit zufälligen Begegnungen – sie führen oft zu den interessantesten Abenden.“

Heath blickte Phoebe bei den letzten Worten so vielsagend an, dass ihr die Knie weich wurden. Zugleich fragte sie sich, was nur in ihn gefahren war!

Er legte es auf einen Streit mit seinem Geschäftspartner an! Sie wusste, dass Heath und Cam noch ein zweites Restaurant gemeinsam planten, und die Verhandlungen würden mit Sicherheit harmonischer verlaufen, wenn sich jetzt keine Differenzen zwischen den beiden einstellten. Warum also tat Heath das?

Cam war sichtlich irritiert. Sein Blick wanderte von Heath zu Phoebe, die sich alle Mühe gab, so gelassen und glücklich wie nur möglich zu wirken. Es ging Cam nichts an, dass sie seinetwegen Nächte durchgeweint hatte!

In diesem Moment räusperte sich die Frau an Cams Seite. Cameron beeilte sich, sie vorzustellen.

„Oh, entschuldigt bitte! Das hier ist Donna Moore.“

Die Blondine schnaubte entrüstet. „Mein Name ist Dana.“

„Natürlich! Dana. Das wollte ich sagen. Dana, das hier sind Phoebe und Heath.“

„Freut mich.“ Die Stimme der Frau war eisig.

Als sie und Heath sich verabschiedeten und zum Gehen wandten, spürte sie, dass Cam ihr nachblickte. Und plötzlich durchschaute sie das Spiel! Heath hatte es darauf angelegt, Cameron eifersüchtig zu machen.

Er hat etwas von einem Plan gesagt …

Der Plan war ganz offensichtlich aufgegangen. Es passte Cam nicht, dass sie mit Heath den Abend verbrachte. Und das Gefühl, plötzlich im Mittepunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, war für Phoebe ungewohnt und großartig zugleich.

Normalerweise lag die Aufmerksamkeit aller immer bei Cameron, dem gefeierten Starkoch. Jetzt aber blickte er ihr nach.

„Du hast mich geküsst, um meinen Ex eifersüchtig zu machen“, sagte sie zu Heath.

„Stimmt“, antwortete er. „Ich hoffe, das ist dir nicht zu kindisch?“

Phoebe dachte daran, wie oft Cameron sie als seine Muse bezeichnet, wie häufig er von Heirat gesprochen hatte. Nur, um sie dann einfach so sitzenzulassen. Er hatte nicht einmal den Mumm gehabt, sich vernünftig zu trennen. Stattdessen hatte er gesagt, sie könnten ja in Zukunft ab und an noch miteinander ausgehen und es locker sehen.

Nein, herzlichen Dank …

Die grinste Heath an. „Im Gegenteil: es war hervorragend. Ich danke dir.“ Sie hoffte nur, Heath hatte nicht mitbekommen, welche Leidenschaft er in ihr geweckt hatte. Für ihn war der Kuss nur Show gewesen.

„Du hättest das aber nicht tun müssen“, schob sie nach.

„Eine wunderschöne Frau wie dich zu küssen ist nicht gerade das Schlimmste, was einem passieren kann“, entgegnete Heath.

Er hält mich für schön?

Phoebe musste sich zur Ordnung rufen. Heath war ein Frauenheld. Ein Kompliment aus seinem Mund hatte keine tiefere Bedeutung.

„Abgesehen davon“, fuhr Heath fort und warf einen Blick zurück zu Cameron, „hat er nichts anderes verdient. Du warst das Beste, was ihm jemals passieren konnte. Und er hat dir das Herz gebrochen. Nur ein Mistkerl macht so etwas.“

„Gwen sagt das auch“, antwortete Phoebe und seufzte leise.

„Es wird ihm noch leidtun“, sagte Heath. „Aber wenn er denkt, dass du jemand anderen gefunden hast, beschleunigt das die ganze Sache wahrscheinlich.“

Phoebe blinzelte irritiert. „Moment mal … Schlägst du gerade vor, dass wir so tun, als würden wir miteinander ausgehen?“

Heath blickte sie seelenruhig an. „Ja. Genau das schlage ich vor.“

Phoebe lachte leise auf. „Heath, ich will dir nicht zu nahe treten, aber das nimmt uns doch niemand ab. Du gehst nie zweimal mit der gleichen Frau aus.“

Die Frauen, mit denen Heath einmal etwas gehabt hatte, wirkten immer ein wenig traurig. Und zugleich war keine einzige wütend auf ihn.

Wahrscheinlich ist er fantastisch im Bett.

Phoebe musste aufpassen, dass ihre Gedanken nicht abwanderten. Es war verlockend, sich auszumalen, Heath nicht nur zu küssen … Allein sein verführerisches Lächeln sprach Bände. Wahrscheinlich konnte er ihr noch Dinge beibringen, denen sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hinzugeben wagte.

„Warum nur so tun, als würden wir Dates haben?“, schlug Heath vor. „Du willst, dass Cameron richtig eifersüchtig wird, oder? Dann sollten wir ihm auch allen Grund dafür geben. Er soll glauben, dass wir die heißeste Affäre des Jahres sind.“

Er lächelte und blickte Phoebe tief in die Augen. „Und dass uns niemand glauben wird … darüber mach dir bitte keine Gedanken. Ich kann sehr überzeugend sein.“

Phoebes Kehle fühlte sich plötzlich staubtrocken an. „Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.“

Heath mochte überzeugend sein. Aber was war mit ihr selbst? Sie war eine unglaublich schlechte Lügnerin und kämpfte noch immer mit den Nachwirkungen der Trennung. Außerdem war sie sich nicht einmal sicher, ob sie Cameron überhaupt zurück wollte. Er hatte sie sehr verletzt. Und doch waren sie lange Zeit sehr glücklich gewesen. Was war richtig, und was war falsch?

Heath vor sich zu haben, der sie anblickte, als würde er am liebsten geschmolzene Schokolade von ihrer Haut lecken, erleichterte die Entscheidung nicht wirklich.

Er machte bewusst einen Schritt zurück. „Ich überlasse das ganz dir“, sagte er. „Denk in Ruhe darüber nach. Du weißt, wo du mich findest. Und jetzt entschuldige mich bitte, eine der Kemp-Schwestern steuert direkt auf uns zu. Ich verschwinde lieber.“ Er zwinkerte und Phoebe musste lachen.

„Heath“, sagte sie, bevor er ging. „Wenn alle glauben, dass wir beide etwas miteinander haben, wird das dann nicht dein Sexleben stark beeinflussen?“

„Ein Opfer, das ich gerne zu bringen bereit bin“, antwortete Heath. „Zumindest für eine Weile. Momentan bin ich bei der Arbeit so eingespannt, dass ich kaum Zeit für neue Dates habe.“

„Trotzdem erscheint es mir sehr einseitig. Du hilfst mir dabei, Cam eifersüchtig zu machen. Und was hast du davon?“

„Ich stehe zur Verfügung für was auch immer dir einfällt“, sagte Heath ein wenig mysteriös.

Nichts hineininterpretieren. Er sagt so etwas zu jeder Frau.

Phoebe musste sich zwingen, die Fakten zu sehen. Heath war ein Kumpel, nicht mehr. Trotzdem konnte sie das elektrisierende Gefühl seines Kusses nicht vergessen.

„Wie bitte? Heath hat dich geküsst? Wie meinst du das?“

Gwen richtete sich kerzengerade auf und wirkte so alarmiert, dass Phoebe lachen musste.

„Was gibt es daran nicht zu verstehen? Seine Lippen. Meine Lippen. Das Konzept sollte dir bekannt sein.“

Gwen stöhnte genervt. „Natürlich! Aber warum ausgerechnet dieser Kerl?“

Sie kann ihn wirklich nicht leiden.

Phoebe wünschte, Gwen und Heath würden sich besser verstehen. Doch die beiden kamen einfach nicht miteinander aus.

„Es war kein echter Kuss“, sagte sie. „Heath wollte mir dabei helfen, Cameron eifersüchtig zu machen. Er hat mir angeboten, das Spiel noch ein wenig weiterzutreiben.“ Sie spürte einen heißen Schauer auf der Haut. Ja, sie würde das Spiel gerne noch weitertreiben. Viel weiter.

Gwen schüttelte entschieden den Kopf. „Das ist eine dämliche Idee. Cameron soll ruhig merken, was für eine tolle Frau du bist. Aber solche Aktionen gehen immer nach hinten los.“

„Vielleicht geht es nach hinten los, vielleicht aber auch nicht?“ Phoebe lächelte beim Gedanken daran, wie fassungslos Cam gewesen war, als er sie mit Heath gesehen hatte. „Und außerdem passt es nicht zu dir, den Moralapostel zu spielen“, fuhr sie dann fort. „Du sagst doch immer, ich solle mehr Abenteuer wagen.“

„Richtig. Aber Heath ist nicht gerade ein Abenteuer für Anfängerinnen!“

Phoebe seufzte. „Ich weiß, du magst ihn nicht. Aber er würde mich niemals verletzen.“

„Nicht absichtlich. Aber du wirst mit der ganzen Situation komplett überfordert sein. Du bist für solche Spielchen nicht gemacht. Und nicht für sexuelle Abenteuer. Wenn ich mich recht erinnere, dann sagtest du immer, dass zwischen Cam und dir alles sehr harmlos abläuft? Vertraut? Gemütlich? Mit Heath wird es nicht gemütlich, so viel ist sicher.“

„Aber vielleicht möchte ich mich verändern?“ Phoebe runzelte die Stirn. Stimmte das? War ihr Sexleben bisher wirklich einfach nur gemütlich gewesen? Und hatte Cam sie vielleicht sogar deswegen verlassen? Weil sie zu langweilig und zu wenig experimentierfreudig gewesen war?

Dieser Gedanke war niederschmetternd.

Phoebe straffte sich. „Die Lage ist ernst. Ich muss etwas ändern. Und Heath kommt mir sehr gelegen.“

Gwen hob die Brauen. „Wie meinst du das?“

„Er hat gesagt, ich kann über ihn verfügen, wie ich möchte. Und genau das werde ich tun. Wenn Cameron und ich wieder zusammenfinden, dann habe ich bis dahin eine hervorragende Zeit und werde ganz sicher noch eine Menge über Sex lernen. Und falls wir nicht wieder zusammenkommen, habe ich immerhin mein Selbstbewusstsein mächtig aufgebaut. Cam wird mitbekommen, dass ich ihm nicht nachtrauere. Ich sehe nur Vorteile.“

„Bis auf Heath. Er ist das große Problem in dem Plan.“

Nein. Gwen irrte sich. Da war Phoebe sich sicher. Es hatte sich sehr gut angefühlt, Heath zu küssen. Sie wollte mehr davon. Und herausfinden, welche atemberaubenden Erfahrungen er ihr noch bieten konnte.

2. KAPITEL

Heath atmete tief durch und zog sich noch ein weiteres Mal an seiner Klimmzugstange hoch. Sein Training nahm er sehr ernst. Es war wichtig, in Form zu bleiben. Gerade weil er in einem Job tätig war, der mit Essen zu tun hatte.

Als sein Handy klingelte, wollte er erst nicht rangehen, doch dann sah er Phoebes Nummer auf dem Display aufleuchten.

„Hallo? Phoebe?“

„Hi, Heath. Störe ich dich?“

Ihre Stimme klang so samtig, dass Heath’s Herz schneller zu schlagen begann. „Nein. Ich war gerade am Trainieren, bin aber fertig. Was kann ich für dich tun?“

„Bring mir bei, sexy zu sein.“

Heath war froh, dass er noch keinen Schluck aus der Wasserflasche genommen hatte. Bei dieser Aufforderung hätte er das Wasser wahrscheinlich durch den halben Raum geprustet.

„Phoebe? Du brauchst niemanden, der dir das beibringt. Du bist sexy.“

„Nein. Ich bin niedlich. Zumindest sagen das alle.“

Dann waren diese Menschen Idioten. Auf ihn wirkte Phoebe mehr als aufreizend, und das schon seit Monaten. Bisher hatte er sich jeden Gedanken an mehr mit ihr verkneifen müssen. Doch jetzt war das anders. Sie war Single und er nicht mehr ihr Chef …

„Ich weiß, dass ich attraktiv bin“, sagte Phoebe. „Ich bin nur eben einfach nicht so … geübt.“

„Du hast aber gestern Abend in den Spiegel gesehen, bevor du das Haus verlassen hast, oder?“ Und du hast gemerkt, wie sehr mich unser Kuss erregt hat?

Immer wenn er sich daran erinnerte, wurde er innerhalb von Sekunden hart.

„Mit dem richtigen Make-up und einem kurzen Kleid ist es nicht schwer, hübsch zu sein“, sagte sie. „Ich möchte aber etwas an meiner Ausstrahlung verändern. Ich möchte verführerischer sein. Immer.“

Noch verführerischer? Um Himmels willen …

„Wenn Cam und ich doch noch eine Chance haben, dann möchte ich mir keine Gedanken darüber machen müssen, ob ich ihn als Frau halten kann.“

Daher wehte also der Wind. Es ging um Cameron. Natürlich.

Heath hatte fast vergessen, dass sie ja all das nur angezettelt hatten, um Cameron eifersüchtig zu machen. Und dass diese Idee auf seinem Mist gewachsen war. Wie dämlich war er eigentlich? Phoebe ging lediglich auf sein Angebot ein, und das konnte er ihr nun schlecht abschlagen.

„Ich dachte, wenn wir schon Zeit miteinander verbringen, dann könntest du mir auch wirklich von Nutzen sein“, sagte Phoebe jetzt. „In jeglicher Hinsicht.“

Heath schluckte schwer. Die ganzen Monate, in denen sie zusammen gearbeitet hatten, hatte er seine Hände bei sich behalten. Es war ihm schwergefallen. Und jetzt bat Phoebe ihn darum, ihr Nachhilfe in sexuellen Dingen zu geben?

Er sollte sie warnen. Vor sich selbst.

„Wie wäre es mit einem gemeinsamen Essen?“, fragte er stattdessen.

„Heute?“ Sie klang ein wenig unsicher.

„Ja. Obwohl – nein, morgen wäre besser. Wir haben heute wichtige Gäste im Piri.“

„Ja, morgen passt auch mir gut“, antwortete Phoebe. „Heute wäre es schwierig, aber morgen habe ich Zeit.“

„Wie wäre es, wenn du morgen Abend vorbeikommst und ich koche etwas für dich?“

Phoebe lachte leise. „Oder du kommst zu mir und ich koche? Ich schulde dir schließlich etwas für dein Angebot.“

Auslegungssache … „Kannst du meine Sicherheit garantieren? Deine Mitbewohnerin würde wahrscheinlich gerne auf mich losgehen.“

„Da sprichst du einen wunden Punkt an.“ Phoebe seufzte. „Also gut. Ich komme zu dir. Da sind wir ungestört.“

Als sie das Telefonat beendet hatte, konnte Heath nicht fassen, was gerade geschah. Verführungs-Nachhilfe für Phoebe. Nein, das hätte er sich auch in seinen wildesten Träumen nicht ausgemalt.

„Das gehört aber nicht so, oder?“

Amy Huang, eine Nachwuchsköchin, die bei Phoebe lernte, blickte skeptisch auf die Karamellsoße.

Phoebe stöhnte entnervt auf. „Nein. Das soll wirklich nicht so aussehen. Es ist nicht mein Tag, irgendwie misslingt alles.“ Bevor sie die Soße ruiniert hatte, war schon ein Kuchen nichts geworden. Sie war einfach nicht bei der Sache. Und das lag sicher an dem Treffen mit Heath am Abend.

Dieser Mann war etwas Besonderes. Er war ein Frauenheld, aber trotzdem vertraute sie ihm. Er würde sie nicht verletzen, wie Gwen befürchtete. Dafür waren die Fronten zu klar. Sie waren Freunde, die sich gegenseitig schätzten. In ihrer Vereinbarung ging es nur um Sex. Aber die Aussicht auf diesen Sex jagte Phoebe ein erregendes Prickeln über die Haut.

Was sie wohl an diesem Abend erwartete? Wie würde es sein, Heath mit dieser Aussicht zu treffen? Er hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass Sex ein wichtiger Bestandteil seines Lebens war. Und dass er Frauen glücklich machen konnte.

Du bist sexy, hatte er gesagt.

War das wirklich so?

James kam in die Küche, und Phoebe sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er bereits von ihrer Pechsträhne erfahren hatte. Mit einem breiten Grinsen stellte ihr Chef sich neben sie.

„Du gehst heute früher?“

„Ja. Bevor ich noch aus Versehen das Lokal niederbrenne.“

James lachte. „Jeder hat mal einen schlechten Tag.“

Phoebe wusste, dass James froh war, sie im Küchenteam zu haben. Bereits im Piri hatte sie bewiesen, wie gut sie in ihrem Job war. Und seitdem sie in James’ Tapas Bar die Desserts zubereitete, wurde das Lokal stetig erfolgreicher.

James wurde ernst. „Bist du ein wenig durcheinander, weil du auf dieser Party Cameron begegnet bist? Es tut mir leid, Gwen und ich hätten dich nicht drängen dürfen, hinzugehen. Ich kann verstehen, dass es noch schmerzt. Allein die Vorstellung, Steve und ich würden uns irgendwann trennen …“ Seine Stimme begann zu zittern. „Nein. Ich will mir das gar nicht vorstellen.“

„Ich auch nicht. Ihr beide passt perfekt zusammen.“

Was sagte sie da? Woher wollte sie das wissen? Das hatte sie schließlich auch einmal über Cameron und sich selbst gedacht, und sie hatte fürchterlich falsch gelegen.

Von Cam zurückgewiesen und verlassen worden zu sein, tat wirklich noch immer fürchterlich weh. Doch inzwischen ärgerte Phoebe sich auch darüber, es nicht kommen sehen zu haben. Wie hatte sie nur so blind sein können?

Aber heute Abend würde alles anders werden. Sie würde ein neues Leben anfangen und eine neue Phoebe in sich entdecken. Mit Heaths Hilfe.

Der Gedanke ließ ihr die Röte in die Wangen steigen. Was, wenn er gnadenlos ehrlich war? Konnte sie damit umgehen, wenn er sie kritisierte?

Sie war nicht sicher, doch jetzt war es ohnehin zu spät. Sie konnte nicht kneifen.

James musterte sie und pfiff leise durch die Zähne. „So, wie du aussiehst, hast du heute noch einen interessanten Abend vor dir. Ein Date?“

Phoebe atmete tief durch. „Ich treffe mich zum Essen mit Heath.“

„Heath Jensen? Na so was.“ James stieß ihr spielerisch den Ellbogen in die Seite. „Ich wusste nicht, dass zwischen euch beiden etwas läuft.“

Phoebe biss sich kurz auf die Lippen. Der Plan war, alle glauben zu lassen, dass sie und Heath etwas miteinander hatten. Also konnte sie auch direkt jetzt damit anfangen, das Gerücht in Umlauf zu bringen. „Wir sind uns auf der Party am Samstag über den Weg gelaufen“, sagte sie. „Und die Begegnung hielt einige Überraschungen bereit. Ich habe noch nichts erzählt, weil ich nicht weiß, wie es weitergeht.“

James zwinkerte ihr zu. „Du wirst es herausfinden.“

Als Phoebe später am Abend mit dem Fahrstuhl zu Heaths Wohnung hinauffuhr, wagte sie kaum, sich im Spiegel zu betrachten. Alles an ihr wirkte niedlich – und nichts verführerisch.

Sie war einfach keine Femme fatale.

Am liebsten wäre sie wieder umgedreht. Sie könnte Heath anrufen und sagen, ihr wäre übel oder sie hätte eine Grippe bekommen. Aber das war natürlich Unsinn. Sie würde nur vor sich selbst davonlaufen.

Der Fahrstuhl hielt, und Phoebe stieg aus.

Nein, sie wollte sich endlich wie eine Frau fühlen, die Männern den Kopf verdrehen konnte, nicht nur wie eine schüchterne graue Maus. Ihr ganzes Leben hatte sie damit verbracht, sich zu verstecken. Wahrscheinlich hing das mit der Erziehung durch ihre Mutter zusammen. Bei Phoebes Geburt war ihre Mutter selbst fast noch ein naiver Teenager gewesen, und das hatte sich auf alles im Leben ausgewirkt.

Phoebe hatte immer versucht, die perfekte Tochter zu sein, um alles nicht noch schwerer zu machen. Und dann hatte sie versucht, die perfekte Partnerin für Cameron zu sein. Und, was hatte es ihr gebracht?

Phoebe merkte, dass Wut in ihr aufstieg. Sie wollte nicht mehr brav und perfekt sein. Sie wollte Seiten an sich entdecken, die sie bisher immer verleugnet hatte. Und dieser Abend war der perfekte Anlass für einen Neubeginn.

In diesem Moment öffnete sich eine Wohnungstür und Heath trat barfuß auf den Gang hinaus. Er trug eine dunkle Hose, die ihm tief auf den Hüften saß, und ein blaues Hemd, dessen Knöpfe er gerade noch schloss.

Als er Phoebe sah, lächelte er. „Ich dachte mir doch, ich hätte den Fahrstuhl gehört“, sagte er. „Möchtest du zu mir?“

Phoebe straffte sich. „Ja. Ich möchte zu dir.“

3. KAPITEL

Heath machte einen Schritt zur Seite und ließ Phoebe an sich vorbei in die Wohnung. Sie versuchte, selbstsicher zu wirken, doch er spürte ihr leichtes Zögern.

Bereute sie, dass sie ihn angerufen hatte?

Er wusste, dass er Phoebe nicht mit seiner Wohnung beeindrucken konnte. Üblicherweise waren seine Dates erst einmal damit beschäftigt, die Skyline durch die bodentiefen Fenster zu betrachten oder die Glasskulpturen im Loft zu bewundern. Doch Phoebe war als gute Freundin schon so oft hier gewesen, dass ihr das nicht mehr auffiel.

Stattdessen blieb sie mitten im Raum stehen, schloss die Augen und atmete tief ein. „Ich liebe den Geruch von frischem Basilikum“, sagte sie.

Heath musste lächeln. Wie sie da stand, in einem schwarzen Rock, der knapp oberhalb des Knies endete, und einem schlichten Tanktop aus Seide, war sie einfach hinreißend. Und er konnte nicht verhindern, dass sein Blick an den verführerischen Rundungen ihrer Brüste hängen blieb, die sich beim Atmen hoben und senkten.

„Ich hoffe, du magst auch den Geschmack von Basilikum“, sagte Heath und geleitete Phoebe in die Küche. „Es gibt Muscheln à la Caprese.“

„Wundervoll!“ Phoebe lächelte und setzte sich auf einen der Barhocker. „Ich freue mich immer, wenn jemand für mich kocht.“

„Hat Cameron nie für dich gekocht?“, fragte Heath. „Er ist einer der besten seiner Zunft.“

„Doch, ab und zu hat er das getan“, antwortete Phoebe. „Immer, wenn er neue Gerichte ausprobieren wollte. Er hat damals gesagt, ich wäre seine Muse. Aber wahrscheinlich hat er nur einen Vorkoster gebraucht.“

Heath presste die Kiefer aufeinander. Je mehr er über die Beziehung von Cameron und Phoebe erfuhr, desto mehr kam er zu der Erkenntnis, dass sein Geschäftspartner ein Mistkerl war.

„Ich probiere heute nichts Neues aus“, sagte er. „Nur eines der Gerichte, mit denen ich Frauen beindrucken kann.“ Er kam zu Phoebe, legte sanft die Hand unter ihr Kinn und brachte sie dazu, ihm in die Augen zu sehen. „Vor allem solche mit hinreißenden roten Haaren, die küssen wie eine Göttin.“

Phoebe blinzelte irritiert, dann wich sie Heaths Blick aus. „Du trägst ein wenig dick auf, findest du nicht?“

„Ich bin nicht verlegen um Worte, das weißt du. Und darüber hinaus kenne ich mich mit Wein aus. Möchtest du einen Pinot Gris probieren?“

„Sehr gern. Ein großes Glas, bitte.“

„So durstig? Oder eher nervös?“

„Ich muss Gwens Stimme in meinem Kopf ertränken. Sie hält unser Treffen für eine miserable Idee.“

„Das wird sich herausstellen. Nur weil wir gemeinsam essen, bedeutet das nicht, dass noch mehr passieren muss. Wir können den Abend jederzeit beenden. Du entscheidest.“

Heath war es wichtig, das klarzustellen. Er wollte Phoebe mehr, als er je eine Frau gewollt hatte. Aber sie sollte die Kontrolle über alles behalten.

Phoebe blickte ihn an. „Ja. Ich weiß.“

Spürte sie dieses erregte Prickeln ebenfalls? Diese wundervolle Verbindung zwischen ihnen?

Rasch öffnete er den Wein und goss Phoebe und sich je ein Glas ein.

„Dankeschön“, sagte sie leise. „Nicht nur für das Essen und den Wein. Für alles. Ich brauche deine Hilfe, schätze ich. Ohne dich könnte ich Cameron nie eifersüchtig machen.“

„Du hast also entschieden, dass du ihn wirklich zurück möchtest?“ Heath wandte sich der Essenszubereitung zu.

Phoebe seufzte. „Ich weiß es nicht. Ich bin durcheinander. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass er der Mann ist, mit dem ich mein Leben verbringe. Und ein Teil von mir möchte das noch immer.“ Sie nippte an ihrem Wein. „Denkst du je über die Zukunft nach, Heath?“

„Ja. Natürlich.“ Heath stellte eine Pfanne auf den Herd und erhitzte Olivenöl. „Ich lag oft wach in letzter Zeit und habe darüber nachgedacht, wie ich es anstellen könnte, ein weiteres Lokal in Miami zu eröffnen.“

Phoebe lachte leise auf. „Ich meinte eher Gedanken an eine romantische Zukunft. Glaubst du, irgendwann kommt die richtige Frau für dich? Eine, mit der du nicht nur einen One Night Stand möchtest?“

„Oh, mit manchen verbringe ich sogar ein ganzes Wochenende. Ich kann auch länger als nur eine Nacht.“

Phoebe grinste Heath an. „Du bist nicht so lässig, wie du immer tust.“

„Tatsächlich? Ja, vielleicht.“

Phoebe nahm noch einen Schluck von ihrem Wein. „Vielleicht denke ich auch einfach zu viel über meine Zukunft nach. Gwen hat mir geraten, es einfach mal locker anzugehen. Und mich auf Abenteuer einzulassen.“

Heath hob eine Braue. „Welche Art von Abenteuer? Solche, bei denen man mich verwenden kann?“

Phoebe errötete leicht und deutete dann mit einem Nicken auf den Gasherd. „Du solltest die Hitze etwas runterdrehen. Es wird zu heiß.“

Heath folgte der Anweisung und gab die Muscheln in die Pfanne. „Merkwürdig. Ich dachte, ich wäre dafür zuständig, mehr Hitze in dein Leben zu bringen. Du willst wissen, wie du verführerischer werden kannst. Oder?“

Phoebe nickte stumm.

Heath legte den Kopf schief. „Okay. Was war deine aufregendste sexuelle Erfahrung?“

Phoebes Gesicht verfinsterte sich. „Leute wie Gwen und du verstehen das nicht. Manche Menschen sind eben nicht aufregend. Und tun keine heißen Dinge. Genau deshalb bin ich ja jetzt hier bei dir.“

„Okay. Verstanden.“ Wenn Phoebes bisheriges Sexleben wirklich langweilig gewesen war, dann lag ein großer Teil der Verantwortung auch bei ihren Expartnern. Aber er wollte nicht schon wieder Cameron ins Gespräch einbringen.

„Dann erzähl mir, von welchen wilden Dingen du heimlich träumst. Denn da gibt es etwas. Das weiß ich. Sonst hättest du mich nicht um Hilfe gebeten.“

Ein mysteriöses Lächeln legte sich in Phoebes Mundwinkel und Heath merkte, dass das erregte Prickeln sich in seinem ganzen Körper ausbreitete. Phoebe war umwerfend sexy, auch wenn sie selbst das nicht glauben konnte.

„Phoebe Mars“, sagte er leise. „Was sind deine geheimen Fantasien?“ Und brauchst du jemanden, mit dem zusammen du sie entdecken kannst?

Phoebe zögerte einen Moment. „Als Gwen und ich in unsere Wohnung gezogen sind, lebte in dem Haus auf der anderen Straßenseite ein Mann, der in einem Fitnessstudio arbeitete. Ich war damals Single. Jedenfalls habe ich eines Tages gemerkt, dass man durch eines der Fenster in das Schlafzimmer des Mannes sehen konnte. Er hatte die Jalousien nicht geschlossen. Und er war nackt.“

Die Röte auf Phoebes Wangen nahm zu. „Er war allerdings nicht nur nackt. Er war auch erregt. Bevor er aus meinem Blickfeld verschwand, habe ich noch sehen können, dass er sich selbst anfasste.“

„Und du hättest gerne weiter zugeguckt? Wie er es sich selbst besorgt?“

„Nein. Ich meine … Ja. Vielleicht. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall fand ich es erregend. Und ich habe mir vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn er mir zusehen würde. Während ich … du weißt schon.“

Heaths Blick wanderte zu Phoebes Händen. Mit Sicherheit war sie sehr geschickt. Was sie wohl besonders liebte? Machte sie es sich schnell und gierig oder eher langsam, voller Genuss, und zögerte es immer wieder hinaus?

Wenn er geglaubt hatte, dass er schon bei Phoebes Ankunft in seiner Wohnung erregt gewesen war, dann war das kein Vergleich zu jetzt. Seine Erektion war mehr als deutlich zu spüren.

Phoebe biss sich auf die Unterlippe. „Habe ich dich damit schockiert?“

„Nur in positivem Sinn“, antwortete Heath. „Mich schockiert nichts so schnell. Und Masturbationsfantasien sind weit verbreitet.“

„Wirklich?“

„Ja. Viele mögen es, sich vorzustellen, dass ihnen dabei noch jemand zusieht.“

Phoebe lächelte. „Ich bin froh, dass du mich nicht verurteilst. Weißt du, ich bin in einer etwas schwierigen Familienkonstellation aufgewachsen. Sex war immer tabu oder aber etwas, das man auf keinen Fall haben sollte. Meine Mutter wurde sehr früh ungewollt schwanger, und sie wollte mir eine ähnliche Erfahrung wohl ersparen. Ich bin froh, dass ich jetzt dich habe und wir reden können. Du bist ein wirklich guter Freund, Heath.“

Ein noch besserer Freund würde Phoebe dabei helfen, ihren Expartner zurückzugewinnen, ohne sie sich nackt vorzustellen. Aber Heath konnte auch nicht aus seiner Haut.

„Wahrscheinlich bin ich eher ein egoistischer Hedonist“, antwortete er. „Aber das macht mir inzwischen auch nichts mehr aus.“

Phoebe lächelte und hob ihr Glas. „Dann stoßen wir an. Auf schamlose Lust und Genuss ohne Reue.“

„Ich bin dabei.“

Phoebe lehnte sich auf dem Ledersofa zurück und atmete tief durch. Das Essen war hervorragend gewesen und das Gespräch mit Heath nicht halb so beängstigend, wie sie befürchtet hatte. Im Gegenteil.

Heath war der perfekte Gentleman und sehr darauf bedacht, ihr den Abend so schön wie nur möglich zu machen. Auch war er in keiner Weise anzüglich geworden, wofür Phoebe ihm dankbar war. Es war schwer genug, in dieses Experiment hineinzufinden. Doch mit jeder Minute fühlte sie sich wohler bei ihm. War das ein gutes Zeichen?

Wenn Phoebe sich gegenüber ganz ehrlich war, dann spürte sie durchaus dieses erotische Flirren. Es funkte zwischen ihnen, und sie wusste, dass auch Heath es bemerkte. Sie war alles andere als entspannt, wenn er sich ihr näherte, um zum Beispiel Wein nachzuschenken. Nein, sie war voller Erwartung, was wohl geschehen würde, sollten sie sich wie zufällig berühren.

Irritierend war vor allem, dass sie so stark auf Heath reagierte. Sie kannten sich eine Ewigkeit, und nie war etwas zwischen ihnen gewesen. Heath war ein gut aussehender Mann, aber weshalb fühlte sie sich auf einmal so von ihm angezogen? Lag es daran, dass er sie geküsst hatte?

Es war nicht einfach nur ein Kuss. Es war der großartigste Kuss, den du je bekommen hast …

Phoebe verstand sich selbst nicht mehr. Sie wollte doch eigentlich Cameron zurück. Warum nur verdrehte Heath ihr dann so sehr den Kopf? Jede Faser ihres Körpers reagierte mit Verlangen auf ihn, und das war einfach nur verrückt.

In diesem Moment trat Heath aus der Küche ins Wohnzimmer. Er hatte darauf bestanden, sich alleine um den Abwasch zu kümmern. „Möchtest du noch etwas Wein?“

„Lieber nicht“, sagte Phoebe. „Wenn ich noch ein drittes Glas trinke, werde ich hier auf deinem Sofa übernachten müssen.“

Heath ließ sich neben sie auf die weichen Polster fallen und grinste verwegen. „Mein Bett ist komfortabler.“

Phoebe spürte, wie sie errötete. Heath zwinkerte ihr zu und nahm dann sanft einen ihrer nackten Füße in die Hände.

Für einen Moment hätte Phoebe ihren Fuß am liebsten weggezogen – sie war fürchterlich kitzelig. Doch Heath stellte sich so geschickt an, dass die Berührung zum Genuss wurde.

Phoebe schloss die Augen, während er ihre Füße mit sanftem Druck massierte. „Das machst du wunderbar.“

„Übung macht den Meister“, antwortete Heath.

Phoebe ahnte das verschmitzte Lächeln in seinem Gesicht und wusste, dass sich dieser Hinweis auf seine Fähigkeiten nicht nur auf Fußmassagen beziehen sollte.

Phoebe löste sich von Heath und stellte beide Füße auf den Boden. Dann beugte sie sich ein Stückchen zu ihm hinüber. „Wie schaffst du es nur, dass jeder deiner Sätze wie eine sexuelle Verführung klingt?“

„Indem ich ständig an Sex denke. Und an Essen. Und manchmal denke ich darüber nach, wie sich beides verbinden lässt.“

„Ich meine es ernst, Heath“, sagte Phoebe. „Frauen werfen sich dir reihenweise an den Hals. Wie machst du das? Dein Charisma ist unwiderstehlich.“ Heath wirkte nicht nur auf Frauen. Menschen fühlten sich generell von ihm angezogen. Es gelang ihm spielerisch, Männer und Frauen gleichermaßen mit seinem Charme und seiner Ausstrahlung zu begeistern.

Heath überlegte kurz. „Ich glaube, Charisma kann man nicht lernen. Man findet heraus, wie es bei einem selbst funktioniert. Und es gibt sicher einige Dinge, mit denen man sein Charisma hervorlocken kann.“ Er blickte sie an. „Welche Farbe hat dein BH?“

Phoebe hob überrascht die Brauen. „Wie bitte?“

„Ich frage aus wissenschaftlichem Interesse. Du möchtest dich selbst als verführerische Frau sehen. Eine solche Frau würde wahrscheinlich rote Spitze tragen. Oder etwas aus Leder. Bondage-Style? Vielleicht. Siehst du dich selbst als eine solche Frau?“

Phoebe konnte nicht verhindern, dass ihr die Röte erneut in die Wangen schoss. Das Wort Bondage klang aus Heaths Mund wie eine Verlockung … Und es war schwer, die Bilder wieder loszuwerden, die sich sofort aufdrängten.

Sie räusperte sich. „Wie war doch gleich die Frage?“

Heath lächelte und rutschte ein wenig dichter an sie heran. Ein Glitzern lag in seinen Augen, als er mit den Fingerspitzen sanft über einen ihrer nackten Arme strich. „Die Frage, liebe Phoebe, drehte sich um die Farbe deines BHs.“

Er hakte einen Finger in den BH-Träger ein, der unter ihrem Tank Top zum Vorschein kam, und warf einen Blick darauf. Dann nickte er. „Schwarz. Baumwolle. Kein schlechter Start, aber ausbaufähig.“

Phoebe sprang auf. Sie hatte das Gefühl, keine Sekunde länger neben Heath sitzen zu können, ohne in Flammen aufzugehen. Seine Berührungen fühlten sich wie Glut auf ihrer Haut an.

„Ich bin sicher, du hast Erfahrung mit vielen BHs sammeln können. Aber daraus auf den Charakter und das Charisma zu schließen, ist gewagt.“

„Meine Meinung zählt nicht“, erwiderte Heath gelassen. „Es geht um das Bild, das man selbst von sich hat. Genau das trägt man in der Ausstrahlung mit sich herum. Charisma entsteht aus Selbstvertrauen – oder durch die Fähigkeit, Sicherheit vorzugaukeln.“ Er stand auf und reichte Phoebe eine Hand. „Komm mit.“

„Wohin? Zum Lingerie-Shopping?“ Phoebe konnte die Ironie in ihrer Stimme nicht verbergen.

„Nein. Aber wenn du das nächste Mal einen Berater dabeihaben möchtest, stehe ich gerne zur Verfügung.“

Phoebe boxte Heath in die Seite und er jaulte spielerisch auf. „Uh, war das wirklich nötig?“

„Allerdings. Das war es. Weil du unverschämt bist.“ Phoebe musste lächeln.

„Es steckt eine brutale Ader in dir. Gut zu wissen.“ Er wandte sich um und durchquerte den Raum. Phoebe blieb mit wild klopfendem Herzen wie angewurzelt stehen. Was hatte Heath vor? War er auf dem Weg ins Schlafzimmer?

Sie wusste, dass Heath niemals etwas von ihr verlangen würde, das sie nicht wollte. Das Problem an der Sache war nur, dass sie nicht wusste, was sie wollte.

Lügnerin. Du weißt sehr genau, was du von Heath willst. Eine heiße Affäre.

Aber war das nicht die normale Reaktion nach einer Trennung? Ablenkung von dem, was früher war? Das hier allerdings war eine besondere Konstellation. Heath war nicht nur ein Freund, er war auch der Geschäftspartner von Cameron!

Am anderen Ende des Raumes blieb Heath vor einem großen Spiegel stehen.

„Komm her, Phoebe.“

Sie ging langsam zu Heath hinüber.

„Habe ich übrigens erwähnt, dass ich für die Over-Under-Honorees gelistet bin?“

Phoebe starrte ihn an. „Das ist ja großartig! Warum hast du das bisher nicht erzählt? Gratuliere!“

Die Liste erschien jährlich und führte die fünf erfolgreichsten Restaurantbetreiber der Stadt auf.

Heath zuckte mit den Schultern. „Ich freue mich, weil das zusätzliche Werbung für das Piri bedeutet. Aber solche Listen bedeuten mir nicht besonders viel.“

„Wahrscheinlich weil du es gewohnt bist, darauf zu landen. Es geht um Popularität, und damit hattest du noch nie Probleme.“

„Ha! Da kennst du mich aber schlecht. Ich …“ Er brach ab, und irgendetwas in Heaths Gesicht irritierte Phoebe. Er wirkte, als hätte er kurzzeitig den Faden verloren.

„Was?“

Heath lächelte. „Nichts. Ich hatte wirklich noch nie Probleme damit. Und jetzt lass uns wieder über das reden, was wirklich wichtig ist. Über dich.“

Er fasste Phoebe sanft an der Taille und schob sie vor den Spiegel.

„Ich habe das Thema mit der Liste nur aufgebracht, um zu erwähnen, welche wundervolle und bezaubernd schöne Frau ich gerne zum Essen der Preisträger mitnehmen würde.“

Phoebe spürte einen Stich im Herzen. „Oh. Es gibt da jemanden?“

Heath schnaubte leise und tippte ihr leicht mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Ja. Dich, Phoebe Mars. Würdest du mir die Ehre erweisen und mich begleiten? Sieh dich im Spiegel an. Du bist hinreißend. Es würde mich zum glücklichsten Mann auf der Welt machen.“

Phoebe blinzelte. Dieser Preis war wichtig, auch wenn Heath nicht viel darauf zu geben schien. Es war eine der begehrtesten Auszeichnungen in der Restaurantszene. Sollte Heath nicht lieber ein echtes Date mitnehmen statt einer Frau, die nur ihren Ex eifersüchtig machen wollte?

„Bist du sicher?“

„Wie hast du deine Ausbildung eigentlich überstanden? Du bist nicht besonders gut darin, Anweisungen zu befolgen.“

Er drehte Phoebe mit sanfter Bestimmtheit so, dass sie sich im Spiegel ansehen musste.

Sie senkte den Blick. „Ich sehe mich nicht gerne an“, sagte sie. „Ich fühle mich dabei albern.“

Das war nur die halbe Wahrheit. Viel bedrückender waren die Selbstzweifel, die sie jedes Mal überkamen, wenn sie sich im Spiegel erblickte.

Sie konzentrierte sich stattdessen lieber auf Heath, der so dicht hinter ihr stand, dass sie die Wärme seines Körpers spüren und den Duft seines After Shaves wahrnehmen konnte. Es fühlte sich gut an, wie seine Hände an ihrer Taille lagen. Phoebes Herzschlag beschleunigte sich. Unwillkürlich lehnte sie sich ein wenig dichter an Heath.

Ihre Blicke trafen sich im Spiegel, und Heath sah sie so intensiv an, dass sie wusste, er hatte die ganz leichte Bewegung bemerkt.

Seine Stimme war dunkel und sanft, als er sich leicht hinunterbeugte und dicht neben ihrem Ohr zu sprechen begann. „Was siehst du, wenn du in den Spiegel blickst, Phoebe?“

Einen verdammt heißen Typen, mit dem ich gerne den Sex meines Lebens hätte …

Aber das war wahrscheinlich nicht das, was Heath von ihr hören wollte.

Ob er das feine Beben spürte, das sie erfasst hatte, seit er ihr so nah war? Alles in ihr schrie regelrecht danach, mehr von Heath zu spüren. Sich ihm hinzugeben. Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen, um die Intensität ihrer Gefühle zu verbergen.

Sie hatte schon immer wahrgenommen, dass Heath ein schöner Mann war, doch erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, wie sehr sie wirklich auf ihn reagierte. Auf die breiten Schultern und die schmalen Hüften, die leicht gebräunte Haut und sein ausdrucksstarkes Gesicht. Auf seine Hände, die sanft waren und zugleich genau wussten, was sie wollten.

Phoebe zwang sich dazu, diese Gedanken abzuschütteln. Heath opferte hier seine Zeit, um ihr dabei zu helfen, selbstsicherer zu werden. Also sollte sie zumindest mitarbeiten! Sie richtete den Blick auf ihr Spiegelbild.

„Ich sehe eine attraktive …“

„Bildschöne.“

Phoebe musste lächeln. „Ich dachte, hier geht es darum, was ich sehe?“

„Da deine Selbstwahrnehmung offensichtlich getrübt ist, helfe ich nach. Versuch es noch einmal.“

„Ich sehe eine bildschöne rothaarige Frau mit hellbraunen Augen.“

„Augen wie kostbares Gold. Dafür gemacht, Männern den Kopf zu verdrehen.“

„Du lieber Himmel …“, murmelte Phoebe, doch sie konnte nicht verhindern, dass sich erneut ein Lächeln in ihre Mundwinkel schlich. Heaths Worte wirkten so extravagant, dass sie Mühe hatte, diese Eindrücke für sich anzunehmen.

Sie versuchte, in ihrem Spiegelbild das wahrzunehmen, was Heath sah.

„Ich sollte meine Haare vielleicht offen tragen.“

Heath legte seine Hände in ihren Nacken. Seine Finger berührten sie zart wie Schmetterlinge. „Grundsätzlich eine gute Idee. Deine Locken sind wunderschön. Aber du hast auch einen sehr verführerischen Nacken, und den sollte man nicht zu oft verbergen. Sonst könnte dir einiges entgehen. Das hier, zum Beispiel.“

Wie in Zeitlupe senkte Heath seine Lippen auf die sensible Haut. Phoebe biss sich auf die Unterlippe. Lust flutete sie, und es war gut, dass Heath in dem Moment ihre Hüften umfasste und sie festhielt.

Phoebe nahm wahr, wie ihr Spiegelbild den Kopf in den Nacken legte. Die Brustwarzen zeichneten sich hart und deutlich unter dem feinen Top aus Seide ab, und der Rock, dessen Länge bis knapp über das Knie sie vorhin noch als langweilig empfunden hatte, wirkte plötzlich verführerisch.

Wie es wohl wäre, wenn Heath ihn ganz langsam hochschieben und mit den Händen über die Innenseite ihrer Oberschenkel streichen würde? Der Gedanke brachte sie innerlich zum Erzittern.

Einen Moment trafen sich Heaths und Phoebes Blicke im Spiegel. Dann ließ Heath seine Lippen federleicht über Phoebes Hals wandern. Millimeter um Millimeter ihrer Haut erkundete er, als hätten sie alle Zeit der Welt.

Phoebe schloss die Augen und gab sich ganz seinen Küssen hin. Heaths Erregung war deutlich durch den Stoff seiner Hose zu spüren und Phoebe konnte nicht anders, als sich mit dem Po noch ein wenig dichter an ihn zu drängen.

Heath zog scharf die Luft ein, der Griff seiner Hände an ihrer Hüfte wurde fester.

Ja, sie war vielleicht keine Verführungsgöttin. Aber in diesem Moment erregte sie Heath.

Genau wie Millionen andere Frauen auch.

Der Gedanke wirkte wie eine kalte Dusche. Wollte sie wirklich eine von vielen sein? Wenn sie sich jetzt auf Heath einließ, verlor sie ihren Status der Besonderen. Phoebe öffnete die Augen und löste sich aus Heaths Umarmung. „Moment, warte.“

Heath ließ sie los und legte seine Stirn auf ihre Schulter. Phoebe war froh, dass er nicht den Blickkontakt im Spiegel suchte.

„Warum machst du das alles?“, fragte sie, die Stimme noch ein wenig zittrig. „Wir haben die Vereinbarung, dass wir in der Öffentlichkeit so tun, als würden wir miteinander ausgehen. Hier sind wir aber nicht in der Öffentlichkeit.“

„Je mehr du es gewohnt bist, dass wir uns berühren, desto echter wird es auch vor anderen Leuten wirken“, erwiderte Heath. „Aber das ist nicht der eigentliche Grund.“

„Und was ist der eigentliche Grund?“

„Ich möchte es“, antwortete Heath. „Ich möchte dich küssen, dich berühren. Ich bin ein egoistischer Lebemann, schon vergessen? Und es fühlt sich verdammt gut an, dich in meinen Armen zu halten. Trotzdem bin ich nicht so egoistisch, über meine eigenen Wünsche zu vergessen, dass du einen langen Tag hattest. Du gehörst nach Hause. Ins Bett.“

Phoebe schluckte und nickte hastig. „Ja. Ich sollte gehen.“ Der Abend war so aufregend gewesen, dass sie ganz sicher nicht würde schlafen können. Aber es war klüger, Heath auszuweichen. Zumindest für den Moment.

„Sehen wir uns am Donnerstag?“, fragte Heath. „Zum Lunch der Preisträger?“

Phoebe blinzelte. Richtig, das Essen der erfolgreichsten Restaurantbetreiber.

Sie nickte. „Ja, ich komme gerne mit.“

„Wundervoll. Ich freue mich. Cameron wird ganz sicher zu Ohren kommen, dass wir gemeinsam dort waren. Und dass ich meine Finger kaum von dir lassen konnte. Glaub mir, ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich möchte.“

Daran hatte Phoebe nicht den geringsten Zweifel. Immerhin hatte Heath sie noch vor wenigen Minuten fast davon überzeugt, dass sie die unwiderstehlichste Frau war, die er jemals in seinen Armen gehalten hatte.

Vielleicht war es gar nicht so schwer, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass zwischen ihnen beiden etwas lief. Viel schwieriger würde es sein, selbst nicht auf diesen verlockenden Gedanken hereinzufallen …

4. KAPITEL

Seit wann denke ich an Sex, während ich eine Speisekarte lese?

Phoebe gab sich alle Mühe, ihre Gedanken unter Kontrolle zu halten, doch mit Heath neben sich war das nicht leicht. Er hatte nicht zu viel versprochen, als er sagte, dass er beim Lunch der Preisträger die Finger nicht von ihr lassen würde. Immer wieder berührte er sie fast beiläufig. Und Phoebe war sich sicher, dass alle anderen am Tisch es mitbekamen.

Phoebe schlug die Beine übereinander, was das Glühen in ihrem Schoß nicht weiter beeindruckte, und griff nach ihrem Glas. Vielleicht würde das eisgekühlte Wasser sie ein wenig zur Besinnung bringen. Und sie konnte nur hoffen, dass niemand hier ihr ansah, dass sie Heath in diesem Moment am liebsten die Kleider vom Leib gerissen hätte! Er sah einfach unglaublich gut aus in diesem maßgeschneiderten Anzug, der seinen durchtrainierten Körper perfekt zur Geltung brachte.

Phoebe selbst hatte sich lange nicht entscheiden können, was sie zu der Veranstaltung anziehen sollte. Der Beschluss, ab sofort eine selbstsichere und verführerische Frau zu sein, war eine Sache. Die Umsetzung in der Realität dann aber etwas völlig anderes.

Schließlich hatte sie sich für ein blauviolettes Kleid entschieden, das ihre Kurven gut zur Geltung brachte, aber nicht übertrieben sexy war. Ihre Haare hatte sie mit einer Spange so gebändigt, dass die Locken über eine ihrer Schultern fielen und die andere Seite des Halses frei ließen, und das Make-up war natürlich dezent.

„Entschuldigung, sind diese Plätze noch frei?“

Phoebe blickte auf und sah neben sich eine attraktive Dame um die vierzig stehen, die auf die beiden Sitze neben Heath und ihr deutete.

„Ja, setzen Sie sich gerne zu uns“, sagte Phoebe.

„Gloria!“ Heath erhob sich und begrüßte die Frau herzlich. „Wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen. Ist das dein Mann, Adam? Freut mich sehr!“

Er begrüßte den Mann mit einem Handschlag und stellte dann Phoebe vor: „Das ist Phoebe Mars. Sie kreiert die besten Desserts der Welt. Solltet ihr jemals im Piri ein Dessert geordert haben, war ganz sicher Phoebe der kreative Kopf hinter der Idee. Leider hat sie unser Lokal verlassen. Ich würde verraten, wo sie jetzt arbeitet, aber ich schicke niemanden zur Konkurrenz.“

„Ich bin im All the Right Notes“, konterte Phoebe. „Kommen Sie vorbei, die Desserts gehen auf mich.“

Heath presste eine Hand gegen seine Brust. „Warum sind schöne Frauen immer auch grausam?“

Gloria lachte und setzte sich. „Ich merke schon, Sie sind gut für Heath, Phoebe. Wie kam es dazu? Eine Romanze am Arbeitsplatz?“

„Nein“, antwortete Heath. „Wir haben uns kürzlich auf einer Party wiedergetroffen. Und da hat es gefunkt. Phoebe hat mir anvertraut, dass sie schon sehr lange hinter mir her war.“

„Wie bitte? Das habe ich nie gesagt!“ Phoebe blickte Heath entrüstet an.

„Doch. Sie hat mir einen Drink von der Bar mitgebracht und …“

„Du warst es, der mir einen Drink gebracht hat!“

„Und sie sagte, sie würde sich nach mir verzehren.“

Phoebe konnte nicht anders, sie musste lachen. Genauso wie Gloria und Adam. Heath war einfach zu komisch.

„Erinnerst du dich etwa anders an unser Wiedersehen?“, fragte Heath und musterte Phoebe mit einem breiten Grinsen.

Phoebe straffte die Schultern. „Geringfügig. Du hast den Moment vergessen, in dem ich mich dir zu Füßen geworfen habe.“

„Wie könnte ich das jemals vergessen. Ich wollte nur nicht den Eindruck vermitteln, du hättest es übertrieben.“

„Was bist du nur für ein rücksichtsvoller Gentleman“, entgegnete Phoebe lächelnd.

In der nächsten halben Stunde unterhielt Heath alle Gäste hervorragend. Doch Phoebe merkte, dass er dabei nicht nur über sich selbst redete. Im Gegenteil. Er bezog alle mit ein, fragte, wie es in den Restaurants lief, gratulierte zu Preisen und bot Unterstützung an. Es war unmöglich, Heath nicht zu Füßen zu liegen.

Sie beobachtete ihn und stellte fest, dass Heath vielschichtiger war, als man auf den ersten Eindruck annehmen konnte. Das macht ihn nur noch interessanter.

Nein, sie sollte sich keine Hoffnungen machen. Andererseits: Heath hatte sie gewollt, als sie bei ihm gewesen war. Nicht nur seine Erektion hatte das eindrücklich bewiesen. Und auch sie hatten die Berührungen fast um den Verstand gebracht. Doch es war klar, dass es zwischen ihnen beiden keine feste Beziehung geben konnte.

Würdest du das denn überhaupt wollen?

Phoebe wusste selbst nicht mehr, was sie wollte. Doch sie wusste, dass Heaths Küsse und Berührungen in ihr eine so intensive Erregung auslösten, wie kein Mann vor ihm es geschafft hatte. Selbst hier, an diesem öffentlichen Ort, konnte sie die Lust kaum verbergen, die sie durchströmte, wenn Heath ihr wie beiläufig mit den Fingerspitzen über den Rücken strich.

Phoebe schob ihren Stuhl zurück. „Entschuldige mich bitte“, sagte sie zu Heath. „Ich mache mich noch kurz frisch, bevor die Preisverleihung losgeht.“

Etwas Abstand würde ihr guttun.

Doch Phoebe hatte nicht damit gerechnet, wer bereits alles mitbekommen hatte, dass sie beide gemeinsam hier waren.

Am Waschbecken der Damentoilette musterte sie eine große, schlanke Frau. „Habe ich Sie nicht gerade mit Heath Jensen gesehen?“

Phoebe nickte stumm und die Frau seufzte. „Sie Glückliche. Ich bin Starla Brown, Sommelière bei Gideon’s Westside.“

Die Tür einer der Toilettenkabinen öffnete sich, und eine weitere Frau trat zu ihnen ans Waschbecken. Sie musterte Phoebe abschätzig. „Ha. Dann bist du also seine Neue?“

Die große Frau runzelte die Stirn. „Lass sie in Ruhe, Lianne. Sie kann nichts dafür, dass Heath sich nicht mehr bei dir gemeldet hat.“

Sie lächelte Phoebe zu. „Ich hoffe, das ist jetzt keine böse Überraschung, aber Heath Jensen ist nicht gerade für langjährige Beziehungen bekannt.“

„Du liebe Güte“, murmelte Phoebe. „Heißt das, Sie waren beide mit ihm im Bett?“

„Nein“. Starla lachte. „Keine von uns, um genau zu sein.“

„Das geht sie nichts an“, zischte Lianne. Dann wandte sie sich an Phoebe. „Vielleicht vermittelt er dir gerade, dass du anders bist als alle anderen Frauen bisher. Aber glaube mir, das haben schon viele Frauen gedacht. Er wird dich genauso sitzenlassen wie alle anderen.“

Phoebe riss sich zusammen und lächelte sanft. „Vielleicht wird er das. Vielleicht auch nicht. Aber in der Zwischenzeit genieße ich einfach unseren hervorragenden Sex.“

Die Vögel zwitscherten, und die Sonne schien strahlend schön, als Heath am Freitag aus dem Auto sprang und die Stufen zu Phoebes Wohnung hinaufging. Er war blendend gelaunt – und er wusste auch, warum.

Phoebe macht ihn glücklich. Immerhin konnte er sich gerade noch verkneifen, ihr Blumen mitzubringen. Das würde die Grenzen zwischen zweckmäßiger Vereinbarung und realem Date doch zu sehr verwischen. Außerdem liebte sie immer noch Cameron.

Also keine Blumen. Dafür aber Tickets für einen Kurzurlaub, was wahrscheinlich nicht weniger grenzüberschreitend war. Er war gespannt, was Phoebe dazu sagen würde.

Er klopfte an die Tür.

„Moment“, hörte er jemanden drinnen rufen.

Die Tür wurde geöffnet, und Phoebe stand vor ihm. Sie lächelte. „Heath. Was für eine Überraschung.“

„Hätte ich vorher anrufen sollen?“, fragte er. Es war eine rhetorische Frage. Er rief niemals vorher an, weil er wusste, dass er persönlich überzeugender war.

„Du bist immer willkommen.“

Sie ließ ihn in die Wohnung, und Heath konnte sich einen genaueren Blick auf Phoebes wohlgeformten Hintern in den Jeansshorts nicht verkneifen. Dazu trug sie eine bequeme Kapuzenjacke, und ihre Haare fielen ihr in wilden Locken über die Schultern.

Phoebe merkte, dass sein Blick an ihren Haaren hängen blieb, und lächelte. „Je mehr ich versuche, die Löwenmähne zu bändigen, desto rebellischer wird sie. Eigentlich ganz sympathisch, oder?“

„Unterdrückung rächt sich immer“, antwortete Heath. „In jeder Beziehung.“

Phoebe schnaubte leise. „Als hättest du jemals irgendetwas unterdrückt.“

„Oh. Vielleicht öfter und mehr, als du denkst“, sagte er.

Er hatte Phoebe zum Beispiel zur Begrüßung nicht geküsst, obwohl er sie am liebsten sofort in seine Arme gezogen hätte. Immer und immer wieder schlich sich der Abend in seiner Wohnung in seine Gedanken. Wie weit wäre er noch gegangen, wenn die Vernunft nicht gesiegt hätte?

„Möchtest du Kaffee?“, fragte Phoebe und führte Heath in die Küche. Er nickte. „Gerne. Ist Gwen schon weg?“

„Ja, sie hat heute auf einem Filmset zu tun. Wir können frei sprechen. Was führt dich her?“

„Ich wollte dich fragen, ob du mich auf eine berufliche Reise begleiten möchtest. Oder sagen wir, es ist eine Mischung aus Geschäftsreise und Urlaub. Einige Tage. Cameron und ich fliegen morgen nach Miami, um uns verschiedene Restaurants anzusehen, von denen wir vielleicht eines kaufen werden. Möchtest du mitkommen?“

Phoebe starrte Heath ungläubig an. „Machst du Witze? Ich habe es kaum ertragen, Cameron auf der Party wenige Sekunden zu sehen. Und jetzt soll ich mit euch beiden in den Urlaub?“

„Es spricht einiges dafür“, erwiderte Heath ruhig. „Erstens: Du möchtest meine Hilfe, um dich begehrenswerter und verführerischer zu fühlen. Wo könnte man besser daran arbeiten als in Miami? Die Stadt ist sexy. Zweitens: Du möchtest Cameron eifersüchtig machen. Das kriegen wir locker hin. Und drittens bist du dir nicht sicher, ob du ihn überhaupt zurück möchtest. Es gibt keine bessere Gelegenheit, um das herauszufinden. Vielleicht weißt du danach, dass du mit ihm gar keine Beziehung mehr möchtest?“ Er lächelte. „Ich sehe uns schon am Strand, du in einem wunderbaren Bikini …“

„Ich habe keinen Bikini“, entgegnete Phoebe trocken.

„Das lässt sich ändern.“

Phoebe seufzte. „Du bist nicht leicht abzuwimmeln, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast.“

„Das hat dein Boss auch zu mir gesagt.“

„Wie bitte? Du hast schon mit Jamie geredet?“

„Natürlich. Es hätte wenig Sinn ergeben, dich einzuladen, wenn dein Boss dann nicht zustimmt. Für ihn ist es in Ordnung.“

Heath verschwieg, dass er einiges an Überredungskünsten – und eine sehr teure Flasche Wein – hatte aufbringen müssen.

Phoebe schüttelte den Kopf. „Ich fasse das einfach nicht! Du bist genauso manipulativ wie Gwen! Ich habe offenbar ein Händchen für die falschen Freunde!“

„Ja, wir sind die Pest, aber immerhin bleibt das Leben mit uns spannend.“ Heath lächelte. „Sag Ja, Phoebe.“

Phoebe biss sich auf die Unterlippe. „Ich glaube, ich kann mir die Reise nicht leisten“, murmelte sie dann.

Heath machte eine wegwischende Handbewegung. „Darum habe ich mich bereits gekümmert. Das Ticket geht auf Restaurantkosten.“ Als Phoebe ihn anstarrte, lächelte er. „Ernsthaft. Die Handtasche meiner Mutter kostete mehr als alle unsere Flugtickets zusammen. Mach dir keine Gedanken.“

Das stimmte. Nachdem sein Vater gestorben war, hatte seine Mutter beschlossen, erneut zu heiraten. Und sie hatte einen reichen Mann gewollt. Das Geld der Lebensversicherung war unter anderem in teure Designerkleidung und Taschen geflossen, damit sie den richtigen Eindruck vermittelte. Die Rechnung war aufgegangen. Heute war sie erneut glücklich verheiratet – mit einem sehr erfolgreichen Geschäftsmann.

Heath hatte von seiner Mutter die Lehre übernommen, dass es hilfreich sein konnte, Erfolg auszustrahlen, selbst, wenn man noch gar keinen hatte. Und dieser Plan war auch beim Piri aufgegangen.

„Ich wünsche mir auch aus rein egoistischen Gründen, dass du mit nach Miami kommst“, sagte Heath schließlich. „Ich mag Cameron, aber die Vorstellung, vier Tage mit ihm zu verbringen, ist nicht gerade mein Traum. Er würde mir auf die Nerven gehen. Du bist der menschliche Schutzschild zwischen uns.“ Er grinste Phoebe zu. „Übrigens, ich habe auch noch zwei Tickets für das Spiel der Braves gegen die Marlins in Miami. Interesse?“

Phoebe seufzte leise. „Das ist nicht fair.“

„Ich weiß. Es geht nicht um Fairness. Es geht ums Gewinnen.“ Er legte den Kopf schief. „Bitte, Phoebe. Begleite mich nach Miami.“

Phoebe zögerte noch einen Moment, doch dann atmete sie tief durch und nickte. „Okay. Überredet. Ich komme mit. Ein wenig Urlaub wird mir auch gut tun.“

Am liebsten hätte Heath einen Freudentanz aufgeführt, doch er hielt sich zurück. „Betrachte es einfach als einen Urlaub vom Alltag“, sagte er. „Zeit für Abenteuer.“

Phoebe kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Wieso klingt das bei dir schon wieder so anzüglich?“

„Weil du mich eben sehr gut kennst. Du hast mich darum gebeten, dir dabei zu helfen, verführerischer zu werden. Darf ich fragen, wie intim diese Lehrstunden werden dürfen?“

Phoebe starrte auf Heaths Hände. Dann räusperte sie sich. „Ich genieße es sehr, mit dir Zeit zu verbringen. Und die Art, wie du mich küsst … Das, was du mich hast spüren lassen, als wir gemeinsam bei dir waren … Dafür bin ich dir wirklich dankbar. Aber wir sind gute Freunde, und ich denke, wir sollten es nicht zu weit treiben.“

„Du befürchtest, dass es kompliziert werden könnte. Das ist sehr vorausschauend“, sagte Heath. „Aber kompliziert wird es nur, wenn wir keine klaren Regeln aufstellen. Und vielleicht könnte Miami eine Art Ausnahmezustand sein?“

Phoebe blickte ihn an. „Du meinst, was in Miami passiert, bleibt unter uns und es wird nie wieder darüber gesprochen?“

„Ja, das wäre eine Möglichkeit.“ Er lächelte. „Vier Nächte, Phoebe. Viel Zeit für Abenteuer. Ich würde mir Mühe geben, das kannst du mir glauben.“

Phoebe errötete und Heath sah, dass sie schwer schluckte. „Ich denke darüber nach.“

Dann sind wir schon zwei.

Heath bezweifelte, dass er noch an irgendetwas anderes als Phoebe in seinen Armen denken würde, bis das Flugzeug kommende Woche in Miami landete.

„Herzlich willkommen bei Vivien’s Armoire! Ich bin Wren, wie kann ich helfen?“

Phoebe musterte die junge Frau, die sie freundlich anlächelte. Doch bevor sie etwas sagen konnte, sprang Gwen bereits ein. „Keuschheitsgürtel. Wenn Sie mich fragen.“

Phoebe stieß ihre Freundin in die Seite. „Blödsinn. Ich brauche schöne Dessous. Und einen Bikini, wenn das möglich ist.“

„Falsch. Du brauchst eine Ritterrüstung und einen Elektroschocker!“

„Gwendolyn! Du hast versprochen, deine zynischen Kommentare für dich zu behalten. Ich weiß, dass du Heath nicht leiden kannst.“

„Entschuldige“, antwortete Gwen und verzog die Mundwinkel. „Ich mache mir einfach nur ein wenig Sorgen um dich. Es kann einfach so viel während dieser Urlaubsreise passieren.“

Ja. Das glaubte Phoebe auch. Und die Vorfreude jagte ihr prickelnd wie Champagner über die Haut. Sie und Heath würden mehrere Tage gemeinsam verbringen. Und mehrere Nächte. Viel Zeit für Abenteuer … Ihr war schon bewusst, dass Heath ein Frauenheld war. Dafür kannte sie ihn lange genug. Und sie würde sich keinen Illusionen hingeben, beschloss sie. Das zwischen ihnen war ein Experiment. Und sie würde es in vollen Zügen genießen.

„Ich bin erwachsen; du musst dir keine Sorgen machen“, sagte sie zu Gwen.

Die Verkäuferin lächelte ihr zu. „Die Bikinis sind dort hinten, und Lingerie finden Sie im vorderen Shopbereich. Wenn Sie Beratung oder Hilfe benötigen, geben Sie mir einfach Bescheid.“ Sie zwinkerte. „Übrigens, falls das von Interesse ist – die Sextoys sind im Nebenraum.“

Gwen packte Phoebe an den Schultern und schob sie in Richtung der Bikinis. „Nein, darüber denkst du nicht einmal nach.“

„Entspann dich“, sagte Phoebe lachend. „Ich bin nicht hergekommen, um mich mit Sexspielzeug einzudecken.“

Doch jetzt, da das Thema angesprochen war, fand sie den Gedanken gar nicht so übel. Wie Heath wohl darüber dachte? Cameron hatte gewusst, dass sie einen Vibrator besaß. Und er hatte es nie verstanden. Seiner Meinung nach brauchten Frauen so etwas nicht, wenn sie mit dem richtigen Mann zusammen waren …

Warum nur war sie sich sicher, dass Heath für solche Spiele offener war?

Gwen war der Überzeugung, dass Heath einen schlechten Einfluss auf sie hatte. Aber das Gegenteil war der Fall. Er brachte Phoebe dazu, auch ihre verborgenen und verleugneten Seiten zu entdecken, und das war aufregend.

Phoebe konnte es kaum erwarten, endlich in Miami anzukommen.

5. KAPITEL

„Ich kann dich nicht noch umstimmen? Du willst das wirklich durchziehen?“ Gwen hielt den Wagen vor dem Flughafen und drehte sich Phoebe zu.

Phoebe kicherte leise. Es war ungewohnt, sich selbst in der Rolle der unbesorgten Abenteurerin zu erleben, während Gwen sich Sorgen machte.

„Wünsch mir doch einfach eine gute Reise“, sagte sie.

„Eine sichere Reise wäre mir lieber. Hast du Kondome dabei?“

Phoebe seufzte leise. „Heath und ich haben uns nur geküsst.“

„Ja. Und mir wäre es lieber, ihr würdet es auch dabei belassen. Aber ich bin sicher, das wird nicht der Fall sein. Also, hast du Kondome eingepackt?“

„Selbstverständlich.“ Sie lächelte Gwen zu. „Wenn ich zurückkomme, mache ich uns ein schönes Abendessen, in Ordnung? Und dann reden wir darüber, wie die Reise war.“

Kurze Zeit später war Phoebe in der Abflughalle, und es dauerte nur Sekunden, bis sie Heath erspäht hatte. Er trug eine helle Hose zu einem lässigen Hemd, und Phoebe konnte beim besten Willen nicht sagen, wie sie ihn attraktiver fand – so, oder in einem seiner maßgeschneiderten Anzüge.

Offenbar hatte er sich an diesem Tag nicht rasiert, denn an Kinn und Wangen zeigte sich ein leichter Schimmer von Bartstoppeln. Konnte dieser Mann noch mehr Sex ausstrahlen als bisher schon? Offensichtlich.

Phoebe konnte es kaum erwarten, ihrerseits endlich zu zeigen, was sie zu bieten hatte. Zwei neue Bikinis warteten darauf, die Blicke am Strand von Miami auf sie zu lenken. Selbst Gwen hatte zugeben müssen, dass sie darin phänomenal gut aussah …

Nur wenige Momente später waren Phoebe und Heath auf dem Weg zur Gepäckaufgabe.

Heath musterte Phoebes Rollkoffer. „Kann ich dir damit behilflich sein?“, fragte er.

„Warum? Er ist nicht besonders schwer. Und er hat Räder.“

„Eben. Eine Aufgabe, die mich nicht besonders anstrengt, mich aber trotzdem wie einen Gentleman wirken lässt.“

Phoebe lachte, überließ Heath aber dann tatsächlich ihr Gepäck.

Nachdem sie ihre Koffer aufgegeben und die Sicherheitskontrollen passiert hatten, brachte ein Bus sie zum richtigen Abfluggate.

Heath grinste Phoebe an. „Ein wackliger Bus, und wir haben keine Sitzplätze. Ich werde aufpassen müssen, dass du nicht hinfällst.“

Bevor Phoebe etwas entgegnen konnte, hatte er bereits die Arme um sie gelegt. Seine Hände strichen mit aufreizender Selbstverständlichkeit über ihren Po.

Ein erregtes Prickeln erfasste Phoebe von Kopf bis Fuß. Es war einfach unglaublich, wie sehr sie auf Heath reagierte! Sanft legte sie die Hände in seinen Nacken und zog ihn zu sich herunter. Der Kuss war tief und innig.

Heath stöhnte leise auf und umfasste Phoebes Po fester.

Phoebe lächelte. „Ich freue mich auf unsere gemeinsame Zeit“, flüsterte sie. „Und ich bin sehr gespannt, was alles passieren wird.“ Vier Nächte, in denen sie neue Seiten an sich entdecken und mit Heaths Hilfe herausfinden konnte, was noch alles in ihr schlummerte. „Müssen wir bis Miami warten, oder fangen wir gleich hier an?“

Heath küsste sie erneut, noch hungriger als zuvor. „Ich fürchte, wir müssen hier aussteigen“, sagte er dann leise. „Es sei denn, wir drehen noch eine Extrarunde.“

„Und verpassen den Flieger? Auf keinen Fall …“

Sie machten sich auf den Weg zum Gate, und Heath ergriff ganz selbstverständlich Phoebes Hand.

Ein warmes, zärtliches Gefühl breitete sich in ihr aus. Und im nächsten Moment brachte ein Gedanke sie in die Realität zurück.

Stopp! Du bist zu glücklich! Das alles hier ist keine Romanze. Es geht nur um Sex.

Phoebe biss sich auf die Unterlippe. Sie musste wirklich auf sich aufpassen.

„Phoebe, Heath, da seid ihr ja!“ Cameron wartete bereits auf sie. Phoebe bemerkte, dass sein Lächeln gezwungen wurde, als er ihre ineinander verschlungenen Hände sah. Und zum ersten Mal erschien es ihr, als würde Cameron neben Heath nicht besonders gut zur Geltung kommen. Er war ein gut aussehender Mann, aber an Heaths Ausstrahlung kam er einfach nicht heran. Es hatte etwas mit dem Charisma zu tun, das Heath ganz selbstverständlich umgab. Cameron wirkte dagegen blass und seelenlos.

Heath küsste Phoebe zärtlich auf den Handrücken, bevor er ihre Hand losließ. „Ich besorge uns noch ein Wasser für den Flug. Möchtest du auch etwas, Cam?“

Cameron schüttelte den Kopf und lächelte etwas gezwungen. „Danke, nein. Ich nehme dann lieber einen Drink an Bord.“

Heath joggte lässig davon und Phoebe schluckte schwer. Was sollte sie zu Cameron sagen, jetzt, wo sie alleine hier standen?

„Wie geht es Dana?“, fragte sie schließlich.

„Wem?“

„Der Frau, mit der du auf Bobbis Party warst.“

Keine zwei Wochen, nachdem du mich abserviert hattest.

„Ach, Dana! Ich habe sie nicht mehr gesehen. Ich glaube, ich habe keinen besonders guten Eindruck auf sie gemacht. Ich war den ganzen Abend damit beschäftigt, dich aus der Ferne zu bewundern. Du hast umwerfend ausgesehen.“

Memo an mich: Gwen sagen, dass ihr Styling ein Volltreffer war.

Cameron kam zwar nicht auf Knien zurückgekrochen, aber er wirkte definitiv wie jemand, dem bewusst war, dass er einen Fehler gemacht hatte. Merkwürdigerweise ließ das Phoebe völlig kalt. Hätte sie Cameron jemals so leidenschaftlich geküsst wie Heath eben in diesem Bus? Nein …

Cameron räusperte sich. „Tja. Und nun also du und Heath. Ich muss zugeben, ich bin überrascht.“

„Nicht so überrascht, wie ich es gewesen bin.“

„Ist das etwas Ernstes zwischen euch?“

Etwas Ernstes … Schwer zu sagen, wenn doch alles nur gespielt war. „Wir haben eine gute Zeit miteinander“, antwortete Phoebe diplomatisch. „Genau das brauche ich gerade in meinem Leben.“ Sie verbarg nicht den Ärger in ihrer Stimme. Cameron war es schließlich gewesen, der alles zunichte gemacht hatte. „Du hast mir sehr wehgetan“, fuhr sie fort. „Und es hat mich auch noch den Job im Piri gekostet.“

„Ich hörte, es läuft sehr gut für dich in der neuen Arbeitsstelle.“

„Und was, wenn es anders gekommen wäre? Warum warst du nicht einfach ehrlich zu mir? Wir sind erwachsen! Wir hätten auch weiterhin im gleichen Lokal arbeiten können. Ich frage mich, warum du mich die ganze Zeit im Glauben gelassen hast, wir hätten eine gemeinsame Zukunft.“

„Vielleicht hatten wir die. Und vielleicht hat mir der Gedanke Angst gemacht, weil es mir zu schnell ging.“

Er klang sensibler als sonst und für einen Moment hatte Phoebe fast Mitleid mit ihm. Doch dann fiel ihr wieder ein, dass er alles genau geplant hatte. Nein, er war nicht in Panik verfallen vor dem Gedanken an eine Hochzeit. Er hatte abgebrüht dafür gesorgt, dass sie nicht nur den Job wechselte, sondern auch immer weniger Zeit mit ihm verbringen konnte. Es war ein Plan gewesen, und er hatte ihn durchgezogen.

„Ich würde es verstehen, wenn du das nicht möchtest“, sagte Cameron leise. „Aber wenn wir von dieser Reise zurück sind – kann ich dich dann mal anrufen?“

Sein Lächeln war so traurig, dass Phoebe hin und her gerissen war. Cameron hatte Charme. Doch dann sagte er noch etwas:

„Ich könnte für dich kochen! Es gibt ein paar neue Kreationen, zu denen ich gerne deine Meinung wüsste.“

Phoebe runzelte die Stirn. Zwei Jahre Beziehung, eine Trennung, und noch immer war sie für ihn vor allem eine Testesserin?

Sie straffte sich. „Du kannst gerne anrufen, aber es könnte sein, dass ich sehr beschäftigt bin.“

Beschäftigt mit meinem neuen Leben.

„Ich kann noch immer nicht fassen, dass ich dir tatsächlich erlaubt habe, mir ein Flugticket zu spendieren.“

Das Flugzeug rollte auf die Startbahn und Phoebe lehnte sich bequem in ihrem Sitz zurück.

„Oh, nicht der Rede wert. Immerhin ist es auch nicht die Erste Klasse.“

„Der Service war aber jetzt schon erstklassig.“

Hoffentlich klang sie nicht zu schnippisch? Es war ein wenig anstrengend gewesen, zu bemerken, wie sehr die Flugbegleiterinnen auf Heath reagierten. Wo immer er auftauchte, wickelte er Menschen um den Finger.

Es ist nicht richtig von einer Stewardess, mit einem Mann zu flirten, der ganz offensichtlich mit seiner Freundin reist …

Nicht, dass sie sich als Heaths Freundin bezeichnen würde. Aber das konnte die Flugbegleiterin nicht wissen. Heath verhielt sich wie der perfekte, liebende Partner.

Cameron bekam das selbstverständlich mit, und seine Laune wurde immer schlechter. Phoebe war froh, dass ihr Exfreund in einem anderen Teil des Flugzeugs saß.

Das Flugzeug beschleunigte und hob schließlich ab. Phoebe klammerte sich an die Armstützen.

Heath musterte sie. „Du hast Flugangst?“

„Ich bin noch nicht besonders oft geflogen“, erwiderte Phoebe.

Heath grinste. „Ich nehme also an, du hattest auch noch nie Sex in einem Flugzeug?“

„Nein. Und ich habe auch ernsthaft kein Interesse daran. Ich kann mir Erotischeres vorstellen, als in einem winzigen Waschraum eingezwängt Sex zu haben.“

„Und wenn dir ein Mann nur zusieht, während …“

„Hey! Wir sind hier nicht alleine“, zischte sie Heath zu.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht in eine unangenehme Situation bringen“, erwiderte Heath seelenruhig. „Mich interessiert eben, welche Fantasien du hast. Und was du noch ausprobieren möchtest.“

Phoebe biss sich auf die Unterlippe. „Doch, es gibt da etwas“, murmelte sie. Wahrscheinlich war es keine sexuelle Fantasie von der Art, wie Heath sie erwartete. Genau genommen war es nicht einmal eine wirkliche Fantasie. Es ging eher um die Art, wie sie Sex erleben wollte.

Durch ihre strenge Erziehung war Sex immer etwas gewesen, dem sie reserviert gegenüberstand. Auf dem College hatte sie nicht viel Gelegenheit zum hemmungslosen Experimentieren gehabt, da die Wände im Wohnheim sehr dünn gewesen waren.

Der Sex mit Cameron war schön gewesen, ja. Doch es hatte immer die Spontanität gefehlt. Phoebe wünschte sich wilden, hemmungslosen Sex, der ihr den Atem raubte.

„Ich möchte Sex, der nicht höflich ist“, sagte sie schließlich.

Heath hob eine Braue. „Wie meinst du das?“

„Ich möchte, dass es mir egal ist, ob es laut wird, irgendjemand etwas mitbekommt oder ob man hinterher Muskelkater und blaue Flecken hat. Ich will Leidenschaft, in der ich alles andere vergesse. Und einen Mann, der keine Scheu hat, mich auch mal an den Haaren zu ziehen.“ Sie pausierte kurz. „Ich mag höfliche Männer, und gegenseitiger Respekt ist absolut unverzichtbar. Aber beim Sex darf es auch gerne mal heiß hergehen. Ich finde den Gedanken aufregend, dass jemand meinetwegen all seine Hemmungen vergisst.“

Heath lehnte sich noch ein wenig näher an sie heran und brachte seine Lippen dicht an ihr Ohr. „Du möchtest einen Mann, der dir ins Ohr flüstert, dass er es kaum erwarten kann, dich zu schmecken. Überall. Richtig? Der keine Scheu hat, auch mal schmutzige Dinge zu sagen? Und sie dann zu tun?“

„Heath!“ Phoebe merkte, wie ihr Gesicht dunkelrot anlief, doch ihre körperliche Reaktion auf seine Worte war umwerfend. Innerhalb von Sekundenbruchteilen flammte Lust auf, glühte sehnsüchtig zwischen ihren Beinen.

„Was denn?“, fragte er mit unschuldiger Miene. „Ich habe nur eine Vermutung angestellt. Und ich glaube, dir gefällt das. Du lächelst nämlich. Ganz heimlich.“

Er strich mit dem Daumen sanft über ihre Unterlippe und Phoebe konnte nur mit Mühe ein Stöhnen unterdrücken.

Ja … Wir werden die Kondome brauchen. Alle.

Als sie in Miami landeten, war Phoebe ungeduldig und erschöpft zugleich. Die angespannte Vorfreude auf das, was sie mit Heath erwartete, und zugleich die Gewissheit, die nächsten Tage auch immer Cameron sehen zu müssen, überforderte sie.

„Miranda freut sich, uns zu treffen“, sagte Cameron nach einem Blick auf sein Handy, während sie am Taxistand warteten. „Besonders freut sie sich auf dich, Heath.“

Phoebe spürte einen Stich in der Herzgegend. „Wer ist Miranda?“

„Die Maklerin“, antwortete Heath gelassen. „Wir treffen sie morgen. Heute kommen wir an, fahren ins Hotel, machen uns frisch und genießen dann ein Dinner im ersten Restaurant, das Cameron und ich eventuell übernehmen möchten.“

Cameron schien gar nicht zuzuhören. „Miranda ist ganz hingerissen von Heath“, sagte er, an Phoebe gewandt. „Sie hat ihm sogar angeboten, dass er bei ihr übernachten kann, anstatt in einem Hotel zu wohnen. Ich nehme nicht an, dass sie diesen Service all ihren Klienten bietet. Aber so ist das. Alle Frauen sind verrückt nach Heath.“

Phoebe presste die Kiefer aufeinander. Ja. Alle Frauen liebten ihn.

„Miranda ist übrigens auch sehr hübsch“, fuhr Cameron fort.

„Dann solltest du sie fragen, ob sie mit dir ausgeht“, konterte Heath mit einem Lächeln. „Schließlich bist du Single und ganz allein.“

Phoebe war froh, dass in diesem Moment ein Taxi hielt. Das brodelnde Testosteron zwischen Heath und Cameron war geradezu mit Händen zu greifen.

Glücklicherweise lag das Designerhotel, in dem sie unterkamen, nicht weit entfernt. Es war klein und gefiel Phoebe, weil es sich von den anderen viel größeren Hotels in der Straße unterschied. Sie war sehr gespannt auf das Zimmer, das sie sich mit Heath teilen würde.

„Ein Zimmer mit Meerblick und Kingsizebett“, sagte die Mitarbeiterin, als sie an der Rezeption ihre Reservierung aufrief.

„Kingsize?“ Phoebe kam sich albern vor, doch die Worte waren aus ihr herausgesprudelt, bevor sie es hatte verhindern können. Aber was hatte sie erwartet? Dass sie und Heath in zwei getrennten Einzelbetten übernachten würden?

Plötzlich wurde die Fantasie, mit Heath in einem Bett zu schlafen, zur Realität.

Autor

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