Tiffany Extra Hot & Sexy Band 73

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ERFÜLL MIR MEINE FANTASIEN von MICHAELS, TANYA
Netzstrümpfe, Highheels, eine ultraheiße Korsage: Daniel bekommt einen trockenen Mund. Das ist doch Mia! Schon im College ging sie ihm unter die Haut. Damals war er viel zu schüchtern - jetzt muss er schnell handeln, wenn er die Kellnerin beim Junggesellenabschied verführen will …

WILD, HEIß - UNWIDERSTEHLICH! von HAVENS, CANDACE
Brodys intensiver Blick verrät Mari, woran er gerade denkt: Sex. Das macht sie heiß! Ihren neuen Nachbarn, diesen durchtrainierten Marine, würde sie gern sehr viel besser kennen lernen. Da kommt ihre große Valentinsparty gerade recht: Er soll bleiben, wenn alle anderen gehen …

SCHOCKVERLIEBT IN SAN FRANCISCO von STEVENS, KELLY
Aber hallo! Ein junger, nackter Mann öffnet Kristen die Tür. Eigentlich ist sie hier mit einem Kunden verabredet, für den sie das Haus umbauen soll. Stattdessen lässt sich Kristen auf einen Quickie mit dem unwiderstehlichen Adonis ein. Nicht ahnend, wer er wirklich ist …

UNDERCOVER MIT 007 von LEIGH, JO
Als jemand in sein Hotelbett schlüpft, glaubt FBI-Agent Ryan Vail, seine Kollegin Jeannie sei angereist, mit der er undercover als Ehepaar ermittelt. Irrtum! Das Office hat ihm Angie Wolf in das Luxushotel geschickt. Sexy und verführerisch - das wird ein harter Fall für Ryan …


  • Erscheinungstag 16.01.2018
  • Bandnummer 0073
  • ISBN / Artikelnummer 9783733752866
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Tanya Michaels, Candace Havens, Kelly Stevens, Jo Leigh

TIFFANY EXTRA HOT & SEXY BAND 73

TANYA MICHAELS

Erfüll mir meine Fantasien

Auch wenn Daniel im College eine echter Nerd war – in Mias erotischen Träumen spielte er die Hauptrolle! Als sie ihn bei einem Junggesellenabschied wiedersieht, will sie es wissen: Ist er in echt so gut wie in ihren Fantasien?

CANDACE HAVENS

Wild, heiß – unwiderstehlich!

„Wow, du bist einfach der Beste!“ Das hört Brody aus dem Mund seiner sexy Nachbarin Mari gern. Diesmal hat er ihr nur in einer Notlage geholfen. Aber er würde ihr gern zeigen, worin er wirklich der Beste ist …

KELLY STEVENS

Schockverliebt in San Francisco

Sie muss ein Groupie sein! Eine schnelle Nummer, dann wird Vance Kristen bitten zu gehen. Doch als sie in ihrem türkisfarbenen Cabrio davonbraust, wird dem Rockstar klar, dass es die feurige Kristen nicht zweimal gibt …

JO LEIGH

Undercover mit 007

Für einen Erpressungsfall im Luxus-Resort muss sich FBI-Agentin Angie mit ihrem Kollegen Ryan als verliebtes Ehepaar ausgeben. Das Problem dabei: Mit ihm in einem Bett zu liegen, fühlt sich verdammt richtig an …

1. KAPITEL

„Und, was gibt’s Neues bei dir?“

Zum dritten Mal innerhalb von fünfzehn Minuten hörte Daniel Keegan nun diese Frage. Er mochte keine Partys, auf denen er sich mit Fremden unterhalten musste, aber der heutige Abend zeigte, dass es genauso peinlich sein konnte, alte Bekannte auf den neuesten Stand zu bringen.

Daniel nippte an seinem Bier und zögerte. „Ähm …“ Sehr beredt für einen Doktor der Literaturwissenschaft. Er könnte erzählen, wie er vor ein paar Wochen seiner Freundin einen Antrag gemacht hatte. Er hatte es für romantisch gehalten, ihr den Antrag um Punkt Mitternacht an Silvester zu machen.

Es wäre noch romantischer gewesen, hätte Felicity Ja gesagt. Aber sie hatte panisch „Nein!“ gerufen und die große Party bei seinen Eltern schnell verlassen.

Oder er könnte erzählen, dass er möglicherweise eine Festanstellung an der Universität bekommen würde – auch wenn noch drei andere, sehr qualifizierte Kandidaten um den Job wetteiferten. Aber selbst wenn er die Festanstellung bekäme, wäre er immer noch der Versager der Keegan-Familie. Sein älterer Bruder wollte der nächste Gouverneur von Georgia werden.

Zum Glück wurde das Gespräch von den ersten Posaunenklängen eines klassischen Striptease-Songs unterbrochen. Die Männer drehten sich erwartungsvoll zur Bühne um. Daniel lehnte sich an eine Säule im hinteren Teil des Saals. Er wäre jetzt lieber in seiner Wohnung, wo er Arbeiten korrigieren könnte. Du bist der Trauzeuge. Die Teilnahme am Junggesellenabschied ist obligatorisch. Er hatte Glück gehabt, dass Eli ihn nicht gebeten hatte, den Abend zu planen.

Die heutige Party gehörte zu dem Deal mit der Event-Firma, die sich um Elis Hochzeit am nächsten Samstag kümmerte.

Eine üppige Rothaarige in einem strassbesetzten Netzbody schlenderte auf die Bühne, fragte, wo der glückliche Bräutigam sei, und machte Witze über die Flitterwochen. Der Scheinwerfer folgte ihr zum Ehrengast. Sie setzte sich auf Elis Schoß und sang einen improvisierten Song über den Tag, an dem er seinen Führerschein gemacht hatte. Der Text brachte ihr Gelächter und Applaus, aber die Gäste gerieten außer Rand und Band, als sie den nächsten Auftritt ankündigte – zwei Tänzerinnen mit großen Federfächern und aufreizendem Lächeln.

„Möchten Sie noch eins?“ Eine zierliche blonde Kellnerin, die nicht mehr trug als die Frauen auf der Bühne, deutete mit dem Kopf auf Daniels Bier.

„Nein danke.“ Sein erstes Bier war noch halb voll. Partylöwe.

„Müssen Sie noch fahren?“

„Nein, ich bin nur langweilig.“ Damit zog ihn Sean Clark, der Lehrstuhlinhaber für Kinesiologie, einmal wöchentlich auf.

„Das glaube ich nicht“, widersprach die Kellnerin. Sie lächelte ihn schelmisch an. „Sie sehen aus, als könnten Sie unter den richtigen Umständen sehr aufregend sein.“

„Vielleicht haben Sie recht“, stimmte er höflich zu. „Vielleicht überrasche ich mich selbst.“ Lügner. Seit seiner Geburt war ihm eingebläut worden, dass er auf seinen guten Namen und sein Image aufpassen musste. Er hatte seine wilde Seite so lange unterdrückt, vermutlich existierte sie überhaupt nicht mehr.

Auch das war eine Lüge. Daniel wusste nur zu gut, dass tief in seinem Inneren eine rebellische Ader lauerte. Aber nachdem er sich so viele Jahre zusammengerissen hatte, würde er je seine Kontrolle wiedererlangen, wenn er sich gehen ließ?

„Ich sehe später wieder nach Ihnen“, versprach die Kellnerin. „Ich mag Überraschungen.“

Als sie zu den vollbesetzten Tischen weiter vorne ging, erschien Eli Wallace und schlug Daniel auf die Schulter. „Hast du mit der süßen Kellnerin geflirtet? Das nenne ich Fortschritt!“

„Es war nur eine nette Unterhaltung.“

„Zumindest kann ich bei dir darauf vertrauen, dass sie nicht zu freundlich wird.“ Eli hörte auf zu lächeln. „Mein idiotischer Cousin Terrence ist bei der Barkeeperin ein wenig … handgreiflich geworden … Kannst du bitte ein Auge auf ihn haben? Wenn er zu unangenehm wird, rufen wir ihm ein Taxi und schicken ihn nach Hause.“

„Ich passe auf ihn auf“, versprach Daniel.

„Danke. Wenn du mich entschuldigst, ich muss mich unters Volk mischen – und darf den Tänzerinnen nicht zu nahe kommen. Wenn sich noch jemand auf meinen Schoß setzt, wird Bex mich umbringen.“

Verglichen mit Elis knapp zwei Metern war Rebekah winzig, aber die Chirurgin war eine Kämpferin. „Ja, man legt sich lieber nicht mit einer Frau an, die täglich mit Skalpellen hantiert.“

Eli lachte, wurde dann aber schnell ernst. „Ich will sie nur glücklich machen.“

„Das wirst du. Ihr beide passt perfekt zusammen.“ Daniel zuckte beinahe zusammen, als er die unerwartete Ironie bemerkte. Eli hatte dasselbe zu ihm gesagt, als er sich darauf vorbereitet hatte, um Felicitys Hand anzuhalten.

Eli schaute ihn mitleidig an, aber Daniel winkte ab. „Geh. Du musst dich noch mit anderen Gästen unterhalten.“

Ein paar Minuten später blickte Daniel in Terrence’ Richtung, aber sein Blick blieb an der zweiten Kellnerin hängen. Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt, und ihr glänzendes schwarzes Haar fiel glatt über ihre Schultern. Sie erinnerte ihn an eine Frau, an die er zehn Jahre lang nicht gedacht hatte. Mia Hayes. Auf dem College hatte sie ihr Haar so getragen, allerdings mit türkisfarbenen Strähnen. Er versuchte, nicht zu gaffen, und widerstand dem Drang, die Figur der Kellnerin mit Mias zu vergleichen. Es konnte nicht Mia sein. Die hatte Betriebswirtschaft studiert. Mit ihrer Intelligenz und Aggressivität hatte sie inzwischen vermutlich eine Firma übernommen. Es hatte ihn einfach nostalgisch gemacht, alte Bekannte wiederzusehen.

Dennoch erinnerte er sich verblüffend genau an Mia. Das Tattoo einer brennenden Feder in ihrem Nacken, ihre üppigen Kurven und ihr heiseres Lachen. Wie sehr sie ihn verachtet hatte. Daniel hatte einen schrecklichen ersten Eindruck gemacht, und sie hatte es ihm nicht verziehen.

Er ließ die Vergangenheit ruhen und sah erneut zu Elis Cousin, der nun in Richtung Toilette stolperte. Da er sich jetzt die Show ansehen konnte, wandte Daniel sich der Bühne zu. Aber es dauerte nicht lange, bis sein Blick auf der Suche nach der dunkelhaarigen Kellnerin wieder durch die Menge wanderte. Er hatte ihr Gesicht nicht genau sehen können, aber sogar in dem schlechten Licht konnte man erkennen, dass sie üppige Kurven hatte. Schwarze Shorts umschlossen einen runden Hintern, und obwohl sie vermutlich nur durchschnittlich groß war, erschienen ihre Beine in den Netzstrümpfen und den glitzernden High Heels endlos. Da er gerne die lilafarbene Korsage, die sie trug, von vorne gesehen hätte, dachte er darüber nach, zur Bar zu gehen, nur um ihr zu begegnen.

Sei kein schmieriger Blödmann. Lass die Frau ihre Arbeit machen.

Doch dann sah er, wie Terrence sich ihr auf unsicheren Füßen näherte. Daniel eilte in ihre Richtung, als Elis Cousin ihren Ellbogen packte. Alle anderen achteten auf die Bühne. Als Daniel näher kam, hörte er den Kerl lallen, wie kalt es ihr doch in ihrem Outfit sein musste, gefolgt von einem obszönen Vorschlag, wie er sie aufwärmen könnte.

„Wenn ich zwischen Ihnen und Frostbeulen wählen müsste“, erwiderte die Frau mit leiser, gefährlicher Stimme, „dann würde ich mich lieber zu Tode frieren. Und jetzt lassen Sie mich los, bevor ich Ihnen das Knie so fest in den Unterleib ramme, dass Ihr Zahnarzt Ihre nächste Prostatauntersuchung vornehmen kann.“

Verblüfft fragte Daniel: „Mia?

2. KAPITEL

Unmöglich. Diese tiefe, volltönende Stimme strich Mias Rücken hinauf, und sie wirbelte herum. Sie blickte auf ein V-förmiges Stück Brust unter einem aufgeknöpften schwarzen Hemd, dann hob sie den Blick zu dem markanten Gesicht, das im Laufe des letzten Jahrzehnts noch faszinierender geworden war. Ihr stockte der Atem. „Daniel?“

„Freut mich, dass du dich erinnerst.“ Er lächelte sie an, dann wurde seine Miene ernst, als er an ihr vorbei zu Terrence sah, der ihren Arm losgelassen hatte. „Sie nehmen ein Taxi nach Hause. Sofort.“

„Was zum Teufel geht Sie das an?“ Streitlustig reckte der Kerl das Kinn. „Ich kenne Sie ja gar nicht. Und …“

Daniel trat einen Schritt vor. Seine silbergrauen Augen funkelten bedrohlich. „Wollen wir hinausgehen und uns besser kennenlernen?“

Entgegen ihrem Willen war sie beeindruckt. Mann, er hatte sich gemacht, seit sie zusammen studiert hatten. Sie war zwanzig gewesen, und er hatte ein paar sehr erotische Fantasien in ihr ausgelöst. Sie schluckte schwer und trat einen Schritt zurück, um ihre Fassung wiederzuerlangen.

Daniel sah sie auf eine Weise an, die sie erschauern ließ. Dann drehte er sich um und brachte den Idioten weg, entweder um ihm ein Taxi zu rufen oder ihn auf dem Parkplatz zu verprügeln. Mia war beides recht. Sie konnte auf sich selbst aufpassen, aber je länger sie über das Geschehene nachdachte, desto wütender wurde sie. Wenn eine der Bedienungen nicht in letzter Minute krank geworden wäre, wäre diese junge Frau jetzt hier belästigt worden. Hätte die Kellnerin sich verteidigt oder hätte sie das Grapschen ertragen, weil sie den Job brauchte? Mia wurde noch wütender.

Als Daniel zurückkehrte, ging sie zu ihm. „Hast du ihn verdroschen?“ Wunschdenken. Der brave Streber Daniel Keegan in einer Schlägerei? Niemals. Aber er hatte so wundervoll bedrohlich ausgesehen, als er den Kerl herausgefordert hatte.

„Natürlich nicht. Ich habe ihm ein Taxi gerufen. Obwohl …“ Er schürzte die Lippen, und seine Augen funkelten unerwartet schelmisch. „Während ich ihm ins Taxi geholfen habe, könnte er sich den Kopf gestoßen haben. Zwei Mal.“

Grinsend sah sie zu ihm auf, und als er das Lächeln erwiderte, flatterte ihr Puls. Seine Anziehungskraft war jetzt noch stärker als damals, als er einen Vortrag über soziale Motivation gehalten hatte und sie sich gefragt hatte, wie man ihn dazu bringen könnte, aus der Rolle zu fallen und etwas Unanständiges zu tun.

Als sie bemerkte, dass ihr Schweigen peinlich wurde, platzte sie heraus: „Ich kann kaum glauben, dass ich dich hier treffe.“

„Mir geht es auch so. Ich bin überrascht, dass du kellnerst. Obwohl ich vermute, du …“

Und schon wurde sie wieder wütend. Immer hatte er vorschnell geurteilt und war so arrogant zu glauben, er kenne sie. „Was vermutest du?“

„Na ja.“ Er wand sich nervös. „Du hattest gute Noten, aber dich mir im Geschäftsleben vorzustellen …“

War was? Lächerlich? Er glaubte nicht, dass sie es geschafft hatte. Wenn sie an all die Stunden dachte, die sie in den letzten Jahren dafür geopfert hatte, ihr Event-Business erfolgreich zu machen, war es mehr als ärgerlich, dass er es so beiläufig abtat.

„Immer noch der alte Keegan“, fauchte sie. „Du ziehst immer noch voreilige Schlüsse. Wie schade. Für eine Sekunde habe ich darüber nachgedacht, wie viel Spaß wir haben könnten, wenn du dich geändert hättest.“

Welche Art von Spaß? Daniel blieb wie angewurzelt stehen, als Mia sich auf dem Absatz umdrehte und davonstapfte.

Mia Hayes war schon immer sexy gewesen, aber heute Abend – in diesem Outfit, mit den haselnussbraunen Augen, die abwechselnd drohend und verheißungsvoll funkelten – war sie unglaublich verführerisch. Als sie ihn angelächelt hatte, nachdem er erwähnt hatte, dass Terrence sich den Kopf gestoßen hatte, war Daniel von purer Lust ergriffen worden. Er würde gerne ein paar Schädel einschlagen, nur um dieses Lächeln noch mal zu sehen.

Doch ihrem letzten Blick nach zu urteilen, wollte sie wohl am liebsten seinen eingeschlagenen Schädel sehen. Er hatte nicht andeuten wollen, sie könne nichts Besseres sein als eine Bedienung … oder dass etwas daran falsch war, zu bedienen. Aber offensichtlich war er in ein Fettnäpfchen getreten.

Wieder einmal.

Als sie auf dem College gewesen waren, hatte sie an seine Tür geklopft und nach seinem Mitbewohner gesucht. Während sie gewartet hatte, hatte Mia erzählt, dass sie BWL als Hauptfach hatte. Aber wegen ihrer blauen Haarsträhnen und unkonventionellen Kleidung hatte er vermutet, dass sie einen Witz gemacht hatte. Sein Lachen hatte ihm keine Sympathiepunkte eingebracht.

Er versuchte zwei Mal auf Mia zuzugehen, um sich zu entschuldigen, aber sie wich ihm aus. Er wollte keine Szene machen, indem er sie in die Enge trieb, aber als er und die anderen in den Partybus stiegen, um zur nächsten Party zu fahren, bedauerte er, dass er keine Zeit gehabt hatte, um sich zu entschuldigen.

„Ich habe gesehen, wie du Terrence weggebracht hast“, sagte Eli leise. „Danke.“

Daniel nickte. „Dein Cousin hatte ein Problem, ein Nein zu akzeptieren, und die Kellnerin war dabei, ihn in Stücke zu reißen. Wir haben zusammen studiert. Mia Hayes.“

„Ist sie nicht fantastisch? Sie hat nicht nur dafür gesorgt, dass die ganze Hochzeit glatt abläuft, sie ist heute sogar eingesprungen, als eine der Bedienungen in letzter Minute abgesagt hat.“

„Was meinst du mit ‚glatt ablaufen‘?“

„Sie ist unsere Hochzeits-Planerin. Sie hat den ganzen heutigen Abend geplant und für Bex eine Schnitzeljagd für den Junggesellinnenabschied arrangiert.“ Er zog eine Visitenkarte aus seinem Geldbeutel und reichte sie Daniel.

Daniel starrte auf die Visitenkarte. Sie hatte ihre eigene Firma. Also keine Kellnerin. Obwohl es unter den gegebenen Umständen eine naheliegende Vermutung gewesen war, war ihm seine Reaktion jetzt peinlich. Wann würde er endlich lernen, dass Mia einfach nicht den Erwartungen entsprach? Andererseits hatte er jetzt die Telefonnummer ihres Büros.

Wenn man an ihre Vorgeschichte dachte, könnte jeder weitere Kontakt eine Katastrophe werden. Dennoch sah Daniel im Fenster, wie er grinste. Er wusste nicht, ob ein Gespräch mit ihr in einer Katastrophe enden würde. Aber er war ziemlich sicher, dass es nicht langweilig sein würde.

„Wieso habe ich mich von Penelope Wainright beschwatzen lassen, eine Teegesellschaft zu geben?“, fragte Mia, die dankbar war, zurück im Büro zu sein. Sie hatte eine Stunde damit verbracht, fluchend im Nachmittagsverkehr zu stehen. „Von High Society verstehe ich nichts.“

Shannon Diaz, Empfangsdame und Ein-Frau-IT-Abteilung, schloss eine Schublade im Aktenschrank. „Du machst das, weil Penelope eine unserer besten Kundinnen ist. Und es ist eine Wohltätigkeitsaktion. Ganz zu schweigen davon, dass du sie insgeheim bewunderst.“

„Ha! Na gut, ich bewundere einige ihrer Eigenschaften“, gab Mia zu. Die Sechzigjährige konnte zum Beispiel keine dummen Menschen ertragen. „Aber sie ist eine Nervensäge – anstrengend, eigensinnig …“

Shannon warf ihr einen vielsagenden Blick zu.

Mia blickte finster drein. „Ist es klug, anzudeuten, dass ich eine eigensinnige Nervensäge bin, wenn dein Job in meinen Händen liegt?“

„Ohne mich wärst du verloren. Mein Job ist sicher. Übrigens hattest du Anrufe.“ Shannon wedelte mit einem Papier hin und her. „Wren hat über mögliche Orte für die Verlobungsparty ihrer Schwester nachgedacht, und ein Mann hat nach dem Mittagessen angerufen.“

Mia sah Shannon überrascht an. „Hat er gesagt, wer er ist?“

„Nein.“

Auch wenn es unlogisch war, Mia dachte sofort an Daniel Keegan. Es war ein Schock gewesen, ihn wiederzusehen. Es gab Millionen von Menschen in Atlanta, und sie und Daniel verkehrten nicht in den gleichen Kreisen. Er hatte so verdammt gut ausgesehen. Das war nicht überraschend – sein Aussehen hatte sie schon immer angetörnt –, aber sie war verblüfft gewesen, dass er noch attraktiver gewesen war als in ihrer Erinnerung. Einen kurzen, erregenden Moment lang hatte sie geglaubt, die Anziehung beruhe auf Gegenseitigkeit.

Aber auch wenn sie seiner Meinung nach umwerfend sexy in einer Korsage aussah, konnte sie sich nicht vorstellen, dass er Kontakt mit ihr aufnehmen wollte. Früher hatte er nicht viel mit ihr zu tun haben wollen.

Sein Problem. Sie verbannte alle Gedanken an Daniel und seine faszinierenden Augen und die definierten Unterarme, die sie von einem Blick auf die Muskeln unter seinen maßgeschneiderten Sachen träumen ließen.

„Also, was hat dieser mysteriöse Anrufer gesagt?“

„Er wollte dich sprechen und schien enttäuscht zu sein, dass du nicht im Büro warst. Anstatt eine Nachricht zu hinterlassen, hat er gefragt, wann du wiederkommst. Vielleicht ruft er noch mal an. Vielleicht hast du einen heimlichen Verehrer!“

„Ich fand heimliche Verehrer noch nie romantisch. Das hat etwas von Stalking. Ich mag Menschen, die ihre Karten auf den Tisch legen, auch wenn es schiefgeht. Manchmal muss man Risiken eingehen.“

„Ganz meine Meinung“, ertönte eine männliche Stimme hinter ihnen.

Daniel. Verblüfft, dass er hier war, wirbelte Mia herum. Sie schluckte. „Was machst du denn hier?“

„Ich gehe ein Risiko ein.“ Er grinste selbstironisch. „Ich dachte, ich könnte dich vielleicht zum Essen einladen, wenn du nach der Arbeit Zeit hast.“

Verlockend. In seiner abgetragenen Jeans und dem schwarzen Pulli sah er genauso gut aus wie am Freitagabend. Wo bleibt dein Stolz? Er hatte angedeutet, sie hätte keinen richtigen Beruf.

„Also, heute Abend …“ Sie seufzte. Lügen lag nicht in ihrer Natur. „Essen klingt …“, verwirrend, „… gut. Aber ich muss noch mindestens eine Stunde arbeiten.“

„Kein Problem.“ Er hielt eine Aktentasche hoch. „Ich habe auf dem Lageplan gesehen, dass es oben ein Café gibt. Ich trinke einen Kaffee und arbeite auch etwas.“ Er schrieb ihr seine Nummer auf, damit sie ihm einen SMS schicken konnte, wenn sie fertig war. Dann verschwand er und ließ sie verwundert zurück.

Sie versuchte, gleichgültig auszusehen, und ging in ihr Büro.

Aber sie konnte sich nicht auf die Arbeit konzentrieren. Sie wusste nicht, was schwieriger war: zu begreifen, dass Daniel sie einfach so zum Essen eingeladen hatte, oder zu versuchen, nicht vom Nachtisch zu fantasieren.

3. KAPITEL

Obwohl sie verabredet hatten, dass Mia ihm eine SMS schreiben würde, war Daniel überrascht, als ihre Nachricht auf seinem Display erschien. Sie hatte nicht besonders begeistert ausgesehen, als er vorhin in ihrem Büro aufgetaucht war. Eigentlich hatte er gedacht, sie würde ihm absagen. Andererseits hatte Mia noch nie Ausflüchte gesucht. Sie meinte, was sie sagte, und sagte, was sie meinte.

Vor zehn Jahren hatte er ihre direkte Art als aggressiv empfunden. Aber nachdem Felicity ihn verlassen hatte, obwohl sie sich nie hatte anmerken lassen, dass sie Bedenken wegen ihrer Beziehung hatte, wusste er eine Frau zu schätzen, die geradeheraus war. Mia mochte eigensinnig sein, aber bei ihr wusste ein Mann, woran er war.

Versessen darauf, in ihrer Nähe zu sein, stopfte er die korrigierten Arbeiten in seine Aktentasche. Anstatt auf den Lift zu warten, lief er die Treppe hinunter und traf sie in der Lobby. Sie hatte sich an die Wand gelehnt und blickte auf ihr Handy. Ihr Trenchcoat reichte über die Lederstiefel, die beinahe bis zu dem Saum ihres Rocks gingen. Aber obwohl sie keine Haut zeigte, war sie so sexy, als trüge sie Netzstrümpfe und Korsage.

Als sie aufsah und ihn mit ihren haselnussbraunen Augen anschaute, durchzuckte es ihn. In diesem Moment erschien ihm seine Einladung als die beste Entscheidung, die er je getroffen hatte. „Danke, dass du mit mir essen gehst“, sagte er. „Ich hoffe, du hast dich nicht verpflichtet gefühlt, weil ich persönlich aufgetaucht bin.“

Ihre Augen funkelten belustigt. „Keine Sorge. Meine Eltern haben jahrelang versucht, mir Pflichtgefühl einzutrichtern. Ohne Erfolg.“

Er war ein wenig neidisch – könnte er doch die Verpflichtungen seiner Familie gegenüber nur auch so leicht abschütteln. „Schön zu hören.“ Bedeutete das, sie wollte mit ihm ausgehen?

Sie deutete mit einem Nicken auf seinen Koffer. „Hast du viel geschafft?“

Nein. Die Aussicht, mit ihr ausgehen zu können hatte ihn zu sehr abgelenkt. „Ein bisschen.“

„Was machst du überhaupt beruflich?“

„Ich unterrichte.“

Ihre Mundwinkel zuckten, und als sie ihn gemächlich musterte, prickelte seine Haut vor Hitze. Dankbar für die kühle Januarluft, öffnete er die Tür.

„Du bist an der Uni“, meinte sie, als sie nach draußen traten.

„Gut geraten.“

„Nun ja, ich kann mir nicht vorstellen, wie du von kleinen Kindern umringt bist. Und das College ist so viel ernster als die Highschool.“

Einen Augenblick lang wünschte er sich, Teenager zu unterrichten, nur um ihr zu beweisen, dass er nicht so vorhersehbar war, wie sie glaubte. Aber das bist du. Frustrierend.

Andererseits war es für ihn völlig ungewöhnlich gewesen, herzukommen, um sie zu sehen. Was für Überraschungen würde es noch geben? „Und du bist Event-Planerin“, erwiderte er.

Sie drehte sich um und sah ihn an. Jetzt ging sie rückwärts auf dem Gehweg. „Was hättest du denn gedacht? Ich meine, wenn wir uns nicht getroffen hätten und du an mich gedacht hättest?“

Daniel hatte das Gefühl, diese Frage war ein Test. Er hatte sie schon mehrmals unabsichtlich beleidigt und wollte es nicht noch einmal tun, aber sie war auch nicht die Art Mensch, die eine verlogene Antwort hören wollte. „Keine Ahnung. Anwältin vielleicht. Es hat dir immer Spaß gemacht, zu streiten.“

Ihr Lachen bedeutete, dass sie nicht beleidigt war. Stattdessen zwinkerte sie ihm zu. „Es gibt viele Dinge, die mir Spaß machen, Danny.“

Sein Puls donnerte in seinen Ohren. Auf einmal war er dankbar, dass Felicity seinen Antrag abgelehnt hatte.

„Warum bist du heute hergekommen?“, fragte sie. „Falls es nur deswegen ist, weil du neulich ins Fettnäpfchen getreten bist, mach dir keine Gedanken. Ich hatte schon schlechte Laune wegen diesem Vollpfosten …“

„Ich bin hier, um Spaß zu haben.“

Sie sah ihn skeptisch an. Er konnte es ihr nicht übel nehmen. Wann hatte er das letzte Mal etwas zum Spaß gemacht?

Er sah ihr weiter in die Augen und fühlte sich zum ersten Mal seit Langem frei und leicht. „Du hast behauptet, wir könnten Spaß zusammen haben, wenn ich mich geändert hätte. Vielleicht brauche ich eine Veränderung.“ Er hatte sein Leben sorgfältig geplant, sich Ziele gesetzt und darauf hingearbeitet, aber was hatte es ihm gebracht? Er war Single und hatte eine Familie, die ihn wahnsinnig machte, besonders jetzt, da die Wahl anstand. Und so sehr er auch auf seine Festanstellung hoffte, sich deswegen Sorgen zu machen würde seine Chancen nicht erhöhen.

„Daniel Keegan hat Spaß“, neckte Mia ihn. „Das haut mich um.“ Sie hatten den Gehweg verlassen, und sie blieb am Rand des Parkplatzes stehen. „Also, wohin? Hattest du etwas Besonderes im Sinn?“

Nein. Er improvisierte. Eigentlich wollte er nur mit ihr alleine sein, aber das konnte man einer Frau, die man zehn Jahre lang nicht gesehen hatte, wohl kaum sagen. „Worauf hast du Lust?“

„Hast du schon mal einen ‚Kochbananen S’more‘ gegessen?“

„Einen was?“

„Kochbanane, die mit Schokolade, Marshmallow und Graham-Cracker-Krümeln überzogen ist. Etwa eine Viertelstunde entfernt von hier gibt es ein Restaurant mit lateinamerikanischer und karibischer Küche. Tolle Nachspeisen.“

Ihre Prioritäten amüsierten ihn. „Triffst du deine Entscheidungen fürs Abendessen immer aufgrund der Desserts?“

„Ja.“ Ihre heisere Stimme war herausfordernd und einladend zugleich. „Man kann den Abend mehr genießen, wenn man sich auf etwas Verführerisches freut.“

„Da kann ich nicht widersprechen.“ Je länger er ihr in die Augen schaute, desto mehr wollte er über ihre Art der Verführung wissen. Er unterbrach die Verbindung und sah zu seinem Wagen. „Ich, äh, parke dort drüben. Soll ich dir zum Restaurant folgen?“

„Um ganz ehrlich zu sein, ich habe den Nachmittag im Stau verbracht und habe es nicht eilig, mich ans Steuer zu setzen. Macht es dir etwas aus, zu fahren? Ich kann dir den Weg zum Restaurant erklären, nachher bringst du mich wieder hierher. Falls das nicht zu viel verlangt ist.“

„Überhaupt nicht.“ Er würde ein wenig länger fort sein als gedacht, aber das könnte gut sein. Wenn er später als sonst ins Bett ging, würde er vielleicht nicht um vier Uhr morgens aufwachen und nicht mehr einschlafen können.

Seit Silvester litt er unter Schlaflosigkeit. Wenn er sich dann herumwälzte, verfolgte ihn nicht Felicity, sondern die Gesichter seiner Familie, als er es ihnen erzählt hatte. Armer Daniel hatte in der Luft gehangen wie der Smog über L.A. Seine beiden älteren Brüder waren beide verheiratet und erfolgreich. Hatte er sich ihre Selbstgefälligkeit nur eingebildet? In ein paar Wochen hatte Daniel Geburtstag. Das bedeutete, es gab das übliche Familiendinner. So Gott wollte, hatte er bis dahin seine Festanstellung. Dann wäre er nicht der Versager der Keegan-Familie.

Er geleitete Mia zum Auto und öffnete die Beifahrertür für sie. Das brachte ihm ein amüsiertes Lächeln ein.

„Die guten Manieren des galanten Daniel Keegan“, sagte sie leise.

„Ist das deine bezaubernde Art zu sagen, ich sei altmodisch?“ Seine Freunde hielten ihn für spießig. Auf einen Freigeist wie Mia musste er todlangweilig wirken.

„Es ist meine bezaubernde Art zu sagen, ich bin überrascht, dass du freiwillig Zeit mit mir verbringst. Ich bin nicht gerade für Zurückhaltung und Kultiviertheit bekannt … was du des Öfteren erwähnt hast, als wir auf dem College waren.“

Er zuckte zusammen. Rückblickend gesehen war er ein selbstgerechter Mistkerl gewesen. Zum Glück beurteilte er andere nicht mehr aus dem engstirnigen Blickwinkel der Keegans, seit er sein Elternhaus verlassen hatte. Als er Mia kennengelernt hatte, fand er sie faszinierend und beunruhigend. Man hatte ihm eingebläut, seinen erfolgreichen Brüdern nicht die Aufmerksamkeit zu stehlen oder etwas Skandalöses zu tun. Seine Aufgabe war es, sich anzupassen, höflich und charmant zu sein.

Mia Hayes passte sich nicht an.

Als er einstieg, merkte er an: „Es tut mir leid, falls ich manchmal ein moralinsaurer Idiot gewesen bin.“

„Falls?“ Aber sie lächelte und schien sich über seine Entschuldigung zu freuen.

„Du warst so anders als die Mädchen, die ich kannte.“ Und nicht nur, weil es im Country Club seiner Eltern kaum Tattoos oder türkisfarbene Haare gegeben hatte. „Du bist aufgeblüht, wenn es Reibereien gab.“

„Unter den richtigen Umständen ist Reibung eine gute Sache.“

Vor seinem inneren Auge sah er, wie sich ihre Körper aneinanderrieben, und er wollte sie schon bitten, anstatt ins Restaurant in seine Wohnung zu fahren.

Aber dann wies sie ihn an: „Nach der Kreuzung links“, und er konzentrierte sich wieder aufs Fahren. Mehr oder weniger.

Als sie an der roten Ampel warteten, erklärte er: „Ich weiß, wir waren auf dem College keine Freunde, aber ich bewundere dich. Ich habe deine Intelligenz respektiert.“

„Auch, als ich eine bessere Note bekommen habe als du?“, fragte sie provozierend.

Die höfliche Antwort wäre Ja gewesen. „Bei zwei Projekten.“ Er hatte sich große Mühe gegeben, einen perfekten Notendurchschnitt zu erhalten. „Soweit ich mich erinnere, hatte ich eine bessere Note in den beiden Kursen, die wir gemeinsam hatten.“

„Weil du ein Streber warst und alles nachgebetet hast, was die Professoren erzählt haben, anstatt kontroversere Ansätze zu finden.“

„Einfach nur grundsätzlich dagegen zu argumentieren ist eine Angewohnheit, kein Beweis für intellektuelle Überlegenheit.“

„Und ich vermute, wenn du korrigierst, dann belohnst du die Studenten, die stumpfsinnig das wiederholen, was du ihnen erzählt hast?“

„Natürlich“, erwiderte er gereizt. „Denn ich bin ein akademischer Gott, der keine Geduld mit Normalsterblichen hat, die selbstständig denken.“

Sein Sarkasmus brachte sie zum Lachen. „Gut, dass wir jetzt reif und erwachsen sind und uns gut verstehen.“

Er konnte kaum glauben, dass sie ihn so leicht provozieren konnte, aber es war so erfrischend, sich mit ihr zu kabbeln. „Ich habe versucht, dir ein Kompliment zu machen.“

„Das nächste Mal werde ich es gerne annehmen.“

„Pfft. Du glaubst, es gibt ein nächstes Mal?“

„Fällt dir schon nichts Nettes mehr ein, was du sagen könntest, Professor?“

Du bist unabhängig und witzig und so unglaublich sexy, ich kann mich kaum auf die Straße konzentrieren. „Ich glaube nicht, dass ‚nett‘ zu dir passt.“

„Du wärst überrascht.“ Sie grinste sinnlich. „Wenn ich will, kann ich sehr nett sein.“

Als sie so lächelte, wurde die Luft im Auto knapp. Seine Brust zog sich zusammen. Sein Körper erstarrte vor Lust, und er umklammerte das Lenkrad, um sie nicht zu berühren. Hätte er jetzt sprechen können, hätte er sie gefragt, was man tun musste, damit sie nett war.

Aber vielleicht wollte er „nett“ ja gar nicht.

Das Essen mit Daniel war eine Offenbarung. Mia wusste nicht, wann sie das letzte Mal so viel Spaß bei einem Date gehabt hatte. Ist das ein Date? fragte sie sich, als die Bedienung den Nachtisch auf den Tisch stellte. Daniel hatte sie eingeladen, weil er eine „Veränderung“ brauchte, nicht weil es ihn brennend nach ihrer Gesellschaft verlangte.

Aber trotzdem hatte ihr Abend alle Kennzeichen eines Dates. Da Daniel noch nie in dem Restaurant gewesen war, hatten sie sich Tapas-Platten geteilt, anstatt Vorspeisen zu bestellen. Dann hatten sie eng nebeneinandergesessen, um das Essen zu teilen. Während sie das Essen genossen, führten sie eine lebhafte Unterhaltung, sprachen über Literaturverfilmungen und diskutierten, welches Format für die jeweilige Geschichte besser geeignet war. Und was ebenfalls für ein Date sprach, war, dass die Chemie zwischen ihr und ihrem sexy Begleiter definitiv stimmte.

Daniel verbrachte zwar viel Zeit mit Unterrichten und der Veröffentlichung akademischer Artikel, aber sein muskulöser Körper zeigte, dass er den Sport nicht außer Acht ließ. Es war schwierig zu entscheiden, was aufreizender war – seine definierten Muskeln oder das Funkeln in seinen silbergrauen Augen, wenn er sie neckte. Er hatte mehr Sinn für Humor, als sie erwartet hatte. Wenn Daniel Keegan zum Scherzen aufgelegt war, war er beinahe unwiderstehlich.

Mia versuchte, kein Bedauern zu empfinden, aber zum ersten Mal fragte sie sich, wie ihre Beziehung wohl ausgesehen hätte, wäre sie damals nicht so reizbar gewesen. Sie war wütend auf ihren Vater und ihre Stiefmutter gewesen, als sie aufs College gegangen war. Deren mangelnde Unterstützung, als sie sie am meisten gebraucht hätte, hatte sie tief verletzt, und sie hatte sich verraten gefühlt, weil sie versucht hatten, sie zu einem Abbild ihrer ach so perfekten Stiefschwester zu machen. Vergesst es.

„Hey.“ Daniel tippte ihr sanft gegen die Schulter. „Habe ich deine Aufmerksamkeit verloren? Das könnte ich verstehen, wenn ich über Renaissance-Literatur gesprochen hätte, aber ich habe dir eine Anekdote aus meiner Kindheit erzählt, und davon gibt es nicht viele gute. Ich kann die Male, an denen meine Brüder und ich Blödsinn gemacht haben, an einer Hand abzählen.“

„Dann haben wir etwas gemeinsam.“

„Wirklich? Ich dachte, du hättest viel Blödsinn gemacht.“

Wesentlich weniger, als er dachte, und nicht mit ihrer Schwester. „Patience und ich hatten eine schwierige Beziehung.“

„Patience ist deine Schwester?“

„Stiefschwester. Jahrelang gab es nur Dad und mich. Er hat in dem Sommer geheiratet, bevor ich mit der Highschool angefangen habe, und plötzlich hatte ich eine ältere Schwester. Sie ist nur ein Jahr älter, aber Patience …“

„Hat sie dich herumkommandiert? Ich habe jahrelange Erfahrung darin, der Jüngste zu sein.“

„Patience ist schüchtern und ruhig. Sie könnte niemanden herumkommandieren, am wenigsten mich. Wir könnten nicht unterschiedlicher sein.“ Sehr zum Missfallen ihrer Eltern.

Sogar jetzt noch, Jahre später, schmerzten sie die Worte ihres Vaters. Ich behaupte nicht, dass es deine Schuld war, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es Patience passiert wäre.

„Ich möchte nicht über meine Familie reden“, sagte sie rasch.

Daniel nickte. „Wie bist du darauf gekommen, Event-Planerin zu werden?“

„Durch Zufall. Ich habe ein Praktikum bei einer schrecklichen Frau gemacht, für die ich Botengänge erledigen musste – und ich habe mich geweigert. Aber dann hat sie mich beauftragt, die Party zum Hochzeitstag ihrer Eltern zu organisieren, und das hat mehr Spaß gemacht als die Arbeit. Ich meine, wer mag keine Partys?“

Er warf ihr einen verlegenen Blick zu und signalisierte so schweigend, dass er nicht gerne auf Partys ging.

Aber Mia war noch nie einer Herausforderung ausgewichen. „Ich wette, ich könnte die perfekte Party für dich planen.“

„Ich habe Anfang Februar Geburtstag“, erklärte er und schob ihr den Dessertteller hin, damit sie sich das letzte Stück nehmen konnte. „Es ist ein verführerischer Gedanke, dich ein Fest planen zu lassen, anstatt meine Eltern zu besuchen. Wenn ich mit der Tradition breche, werden sie mich vermutlich enterben, aber …“ Er zuckte ein wenig mit der Schulter und deutete so an, dass aus dem Leben seiner Familie verbannt zu werden nicht das Ende der Welt sein würde.

„Meine Mom hat die beste Geburtstagsparty aller Zeiten ausgerichtet.“ Es war eine der wenigen lebhaften Erinnerungen, die sie an ihre Mutter hatte. „Für unseren Hund Saha.“

Er grinste. „Ihr hattet Geburtstagsfeiern für den Hund?“

„Nur das eine Mal. Es war ein unglaublich heißer Sommer, und ich wollte endlich in den Kindergarten gehen. Um mir die Zeit zu vertreiben, sagte Mom, wir sollten eine Party für den Hund schmeißen. Sie hat andere Welpen aus der Nachbarschaft eingeladen und einen Kuchen in Form eines Knochens für mich und meine Freunde gebacken. Ich habe noch das Bild, auf dem alle Hunde ihre Partyhüte tragen.“ Keine sechs Monate später war ihre Mutter bei einem Autounfall gestorben.

Daniel musste lächeln. „Vielleicht hast du damals unbewusst beschlossen, Party-Planerin zu werden.“

Sie versuchte zu lächeln, schaffte es aber nicht. Sie hatte einen Kloß im Hals. Als die Kellnerin ihre Rechnung brachte, war sie erleichtert. Mia wollte ihren Anteil übernehmen, aber Daniel bestand darauf zu zahlen, denn schließlich war das Essen seine Idee gewesen.

„Außerdem“, fügte er hinzu, „schulde ich dir was. Dieses Restaurant ist fantastisch, und ohne dich hätte ich es nie kennengelernt.“

„Nein, sie machen nicht viel Werbung. Zum Glück gibt es Stammgäste und Mundpropaganda.“

„Mundpropaganda muss für dein Geschäft auch wichtig sein. Eli meinte, Bex hätte dich auf einer Party bei einer Freundin einer Freundin getroffen?“

„Ja. Wir haben uns auf Anhieb verstanden, und sie hat mich gebeten, ihre Hochzeit zu organisieren. Ihr Auftrag könnte mir ein halbes Dutzend neue bringen.“

„Nun, eine Ausdehnung des Geschäftsfelds ist meistens ein Anzeichen dafür, dass eine Firma Erfolg hat. Es überrascht mich, dass du in einem kundenorientierten Feld so erfolgreich bist.“

Mia blieb abrupt stehen und kniff die Augen zusammen. „Deine Überraschung ist so schmeichelhaft wie immer.“

„Tut mir leid. Das sollte ein Kompliment sein.“

„Ich muss es überhört haben.“

„Es ist unmöglich, es allen recht zu machen, oder?“ Er schloss sein Auto mit der Fernbedienung auf, während sie sich näherten. „Ich hatte einige Studenten, die sich beim Lehrstuhlinhaber über eine Note beschwert haben – obwohl er mich bis jetzt immer unterstützt hat. Und du musst in deinem Job nett und höflich zu den Leuten sein. Aber es muss Momente geben, in denen du jemanden lieber in der Luft zerreißen würdest.“ Er öffnete die Tür für sie, und seine Miene verfinsterte sich. „So wie bei dem Mistkerl, der dich auf Elis Party angegrapscht hat.“

Sie seufzte. „Da er auch ein Hochzeitsgast ist, hätte ich wohl etwas diplomatischer sein können, aber – nein, vergiss das. Es war schon schlimm genug, auf dem College von den Mitgliedern der Studentenverbindungen begrapscht zu werden, die das für Flirten hielten. Aber er war ein erwachsener Mann, der es besser wissen müsste. Hoffentlich überlegt er es sich demnächst noch mal, bevor er sich an eine Bedienung heranmacht.“ Oder die Babysitterin. Mia ballte die Hände zu Fäusten, während Daniel zur Fahrerseite ging.

Er sah angespannt aus, als er das Auto startete. „Bist du auf dem College oft angegrapscht worden?“ Es klang so, als wolle er in der Zeit zurückreisen und jemanden zusammenschlagen.

„Vermutlich weniger als die meisten.“ Sie hatte sich einen gewissen Ruf erworben, nachdem sie einen Kerl mit Pfefferspray attackiert hatte, der das Wort Nein nicht verstanden hatte. „Ich mag Sex. Aber das bedeutet nicht, dass ich mit jedem schlafe. Oder dass ich diese Entscheidung rechtfertigen muss. Ich habe Shannon vorhin erklärt, dass ich Männer mag, die direkt sind. Ich war noch nie wütend auf einen Mann, weil er Interesse gezeigt hat. Aber wenn das Interesse nicht auf Gegenseitigkeit beruht, dann ist es an der Zeit, sich zurückzuziehen. Zu viele Kerle lügen sich an, wenn es um Ermutigung geht. Das Atmen einer Frau ist kein Zeichen von brennendem Verlangen.“ Und ein Teenager, der an einem heißen Tag ein Tanktop und Shorts trug, wollte nicht von einem doppelt so alten Mann angetatscht werden.

Daniel schwieg, als er in die Straße zurück zu ihrem Büro einbog, und Mia erkannte, dass sie ziemlich wütend gewettert hatte. Sie hatte nicht so feindselig klingen wollen. Daniel hatte nichts falsch gemacht. Er ist einer von den Guten. Sie hatte die Situation auf dem Junggesellenabschied unter Kontrolle gehabt, aber sie wusste es zu schätzen, dass er ihr zu Hilfe gekommen war.

„Also, was sind Anzeichen für Interesse?“, fragte er.

Sie musterte ihn und fragte sich, ob er sich über ihre Tirade lustig machte.

„Ich habe gerade eine lange Beziehung mit einer Frau hinter mir, mit der ich seit der Highschool immer mal wieder zusammen war“, erklärte er.

„Du machst Witze.“

„Nein. Unsere Familien haben uns in der achten Klasse davon überzeugt, zusammen auf den Mittelstufenball zu gehen.“

Uäh. Mia konnte sich nicht vorstellen, mit jemandem auszugehen, den ihre Eltern ausgesucht hatten. Zweifellos hätten sie jemanden ausgesucht, der einen „guten Einfluss“ auf sie gehabt hätte.

„Meine Flirt-Fähigkeiten sind ein wenig eingerostet.“ Daniel parkte neben ihrem Wagen. „Vorausgesetzt, ich hatte je welche.“

„Auch wenn du keine Fähigkeiten hast, du hast auf jeden Fall Potential.“ Sicher, er hatte sie schrecklich genervt, aber manchmal waren ihre Knie seinetwegen weich geworden. „Während Dr. Leonards Vorlesungen habe ich ein oder zwei Mal von dir geträumt.“

Sogar in dem schwachen Licht bemerkte sie, dass Daniel die Augen aufriss. Aber er gewann schnell die Fassung wieder. „Was für Träume?“ Seine Stimme klang seidig und schmeichelnd.

„Vielleicht erzähle ich sie dir eines Tages.“

Die Luft zwischen ihnen knisterte. Sein gespannter Gesichtsausdruck erregte sie. Ihr Selbsterhaltungstrieb ließ sie aussteigen, bevor sie etwas Verrücktes tat. So wie Sex im Auto auf dem Parkplatz vor ihrem Büro?

Es war eine schöne, klare Winternacht. Sie schob die Hände in ihre Manteltaschen, setzte sich auf die Motorhaube ihres Autos und genoss die Aussicht. Daniel stellte sich zu ihr. Wie würde er reagieren, wenn sie ihn am Revers packte und ihn küsste?

„Flirtregel Nummer eins“, sagte sie leichthin. „Wenn eine Frau zugibt, dass sie von dir geträumt hat, ist sie vermutlich interessiert.“

Er lächelte sinnlich. „Vermutlich?“

Verdammt, er hatte einen tollen Mund. Sie mochte ihn als jemanden verspottet haben, der nur den Regeln folgte, aber seine sinnlichen, vollen Lippen erinnerten sie mehr an verschwitzte, erotische Wochenenden als an langweilige Vorlesungen.

„Der Blick kann ein guter Hinweis auf Verlangen sein“, murmelte sie. Hatte er bemerkt, wie sie ihn angestarrt hatte? „Wenn eine Frau sich unwohl fühlt, sieht sie sich vielleicht nach einem Ausgang oder einer Fluchtmöglichkeit um. Wenn sie sich von jemandem angezogen fühlt, gibt es oft viel Augenkontakt.“

Er lehnte sich nahe genug zu ihr, sodass sie Pfefferminz und Sandelholzseife riechen konnte. „Und wenn sie meinen Mund ansieht, als ob sie ihn schmecken möchte?“

Okay, er hatte es bemerkt. Da sie ohnehin ertappt worden war, gab sie dem Impuls nach und fuhr seine Unterlippe mit ihrem Finger nach. Zitternd atmete er aus, und seine Pupillen weiteten sich.

Auch ihr Atem ging unregelmäßig, als sie seine Hand auf seine Brust gleiten ließ. „Folge deinen Instinkten.“

Stöhnend umfasste er ihren Nacken und beugte sich zu ihr hinunter. Er strich über ihre Lippen, wie sie es bei ihm getan hatte, aber er benutzte seine Zunge. Er erkundete und verführte sie, bevor er seinen Kopf zur Seite legte und den Kuss vertiefte. Seine Zunge drängte in ihren Mund. Es durchzuckte sie wie ein kleiner Blitz, aber ohne das Brennen. Das hier war das reine Vergnügen.

Sie hatte Dutzende ungezogener Gedanken Daniel Keegan betreffend gehabt, aber sie hätte nie gedacht, dass sie tatsächlich in seinen Armen liegen und ihn leidenschaftlich küssen würde. Es war das Warten wert gewesen. Er war nicht nur gut, er war unglaublich talentiert und sandte ein prickelndes Verlangen durch ihren gesamten Körper. Ihre Knie fielen auseinander, als er näher kam und den Kuss unterbrach, um mit seinen Zähnen über ihren Hals zu streichen. Sie klammerte sich an seine Schultern und neigte den Kopf, um ihm besseren Zugang zu gewähren. Er stützte sie mit seinem starken Arm in ihrem Rücken.

Mit der anderen Hand schob er ihre Jacke beiseite und streichelte ihre Brust. Sie schloss die Augen, als er sie durch die vielen Schichten Kleidung umfasste. Ein unerträgliches Verlangen baute sich in ihr auf. Ihre Brustspitzen waren hart und verlangten Aufmerksamkeit. Er strich mit dem Daumen über eine, und sie zog ihn in einen hemmungslosen Kuss. Als er in die empfindliche Spitze kniff, dämpfte sein Mund ihren unwillkürlichen Aufschrei. Sie musste sich Mühe geben, ihn nicht sofort auf sich zu ziehen und hier auf der Motorhaube Sex mit ihm zu haben …

„Was macht ihr Kinder hier … Oh …“ Ein Mann räusperte sich, als ein Lichtstrahl auf Mias Gesicht fiel.

Verwirrt blinzelte sie. Daniel reagierte schneller. Noch bevor sie richtig begriffen hatte, dass sie vom Nachtwächter unterbrochen worden waren, hatte Daniel sich aufgerichtet, zog an ihrem Handgelenk, um sie vom Auto zu ziehen und hinter sich zu verbergen. Er stand zwischen ihr und dem hellen Licht der Taschenlampe.

Der Wachmann klang so verwirrt, wie sie sich fühlte. „Ich habe Sie für ein paar Teenager gehalten.“ Plötzlich wippte er auf seinen Fersen zurück. „Miss Hayes?

Es war nicht unüblich, dass sie noch spät abends arbeitete, und der Wachmann hatte ihr mehr als einmal angeboten, sie zu ihrem Auto zu begleiten. Sie winkte ihm schwach zu. „Hi, Myron.“

Er blickte zu Boden und stotterte: „Ich, äh …“

„Wir haben gerade Gute Nacht gesagt“, sagte Daniel. „Wir fahren jetzt.“

Myron nickte erleichtert. „Gut. Fahren Sie vorsichtig.“ Er setzte sich wieder in den kleinen Golfwagen, mit dem er den großen Parkplatz abfuhr.

Mia zog den Trenchcoat fester um sich. Sie fühlte sich entblößt. Aber sie wusste, dass Myron nicht mehr als leidenschaftliches Küssen gesehen hatte. Niemand war nackt gewesen. Noch nicht. Jetzt, da sie ihre Fassung wiedererlangt hatte, konnte sie beinahe darüber lachen, dass er sie für Teenager gehalten hatte.

Mit einem kleinen Grinsen drehte sie sich zu Daniel um. „Nun, das war …“

„Inakzeptabel.“ Er klang grimmig. Beinahe wütend.

Inakzeptabel? Nicht gerade das, was man nach dem ersten Kuss hören wollte. Der letzte Rest des Vergnügens verflog, und sie bemerkte, wie kalt die Nacht geworden war.

„Ich entschuldige mich für mein Verhalten.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Das war nicht ich. Ich würde niemals … Du …“

Sie wollte anmerken, dass sie nicht alleine gehandelt hatte, aber vielleicht ging es genau darum. Gab er ihr die Schuld an ihrem Kuss? Warum regte er sich so auf? Er war nicht derjenige, der Myron wieder unter die Augen treten musste. Sie versuchte zu verstehen, was Daniel fühlte. Aber sein Gesicht war undurchdringlich. Er sah kein bisschen wie der ausgelassene Mann aus, mit dem sie den Abend verbracht hatte.

Weil er wieder er selbst ist.

Er klang distanziert, als er fragte: „Kannst du fahren?“

„Ja.“ Sie war kurz benommen gewesen, nicht betrunken. Es war peinlich, wie sehr sie von ihrem Verlangen benebelt gewesen war, wohingegen Daniel ruhig geblieben war, als man sie unterbrochen hatte. Während sie sich auf dem Auto gewunden und den Kopf verloren hatte, war er unberührt geblieben? Nein, nicht so wie er sie geküsst hatte. Aber er schien wohl kaum von Leidenschaft mitgerissen worden zu sein.

Er sah aus wie ein Mann, der ihr die Schuld am kurzzeitigen Verlust seiner Würde gab. Das war nicht ich, hatte er gesagt. Du … Klar. Sie spürte einen Stich in der Brust. Warum konnten Männer nicht die Verantwortung für ihre Taten übernehmen?

Zähneknirschend schloss sie die Tür ihres Wagens auf. „Gute Nacht, Daniel.“

Er zögerte, und sie versuchte, ihn mit ihrer Willenskraft dazu zu bringen, etwas zu sagen, damit sie diesen Moment nicht bedauerte. Aber er nickte nur steif. „Nacht.“

In ihrem Auto fluchte sie, bevor sie den Rückwärtsgang einlegte. Das war das demütigende Ende eines schönen Abends.

Aber es hätte schlimmer kommen können. Zumindest hatte er sie zurück zu ihrem Auto gebracht, nicht nach Hause. Denn wenn sie in der Nähe eines Bettes gewesen wären und er sie so geküsst hätte … So verächtlich, wie er sie nach dem Küssen angeschaut hatte, konnte sie sich lebhaft vorstellen, wie charmant er gewesen wäre, nachdem sie miteinander geschlafen hätten.

Sie brauchte sich gar nicht fragen, ob er sie am Morgen danach respektierte – er hatte ja jetzt kaum Respekt vor ihr. Zum Teufel mit den Träumen aus der Collegezeit, Sex mit Daniel Keegan kam nicht infrage.

4. KAPITEL

„Was ist los, Keegan?“ Eli sah mürrisch aus. „Hast du überhaupt auf den Korb gezielt?“

Sie spielten zwei gegen zwei, aber so wie Daniel spielte, hätte Eli alleine bessere Chancen gehabt.

Er klang auch eher besorgt als verärgert, als er fragte: „Was ist los mit dir? Nicht genug Koffein?“

Um die Turnhalle auf dem Campus für sich alleine zu haben, trafen sie sich um halb sechs. Daniel machte es nichts aus. Seit er unter Schlaflosigkeit litt, war er um fünf ohnehin wach. Heute war er um vier aus heißen Träumen von Mia und ihren gestrigen Küssen aufgewacht.

In seinen Träumen hatte es keinen Wachmann gegeben. Und sie hatten nicht aufgehört.

Sexuell frustriert war er aufgewacht, und etwas Besseres hatte er auch nicht verdient. Er war immer noch wütend auf sich. Nachdem er sich ein Leben lang Mühe gegeben hatte, sich anständig zu betragen, war er Mias verlockendem Mund erlegen und zu einer hungrigen Bestie geworden. Er hatte nicht eine Sekunde daran gedacht, wer sie sehen könnte oder was für Auswirkungen das auf sie haben könnte. Sie waren direkt vor ihrem Büro gewesen! Was hast du dir dabei gedacht?

Das Licht der Taschenlampe war wie eine Anklage gewesen. Daniel war sofort zurückgewichen und hatte automatisch reagiert. Hunderte von Vorträgen seiner Eltern hatten ihm in den Ohren geklungen. Er war so verärgert über sein undiszipliniertes Verhalten gewesen, dass er sich kaum erinnern konnte, was er zu Mia gesagt hatte. Er erinnerte sich an ihren verletzten Blick. Sie musste ihn für einen Vollidioten halten, der kein bisschen besser war als die Kerle, von denen sie geredet hatte. Die, die Frauen angrapschten.

„Tut mir leid“, antwortete Daniel. „Ich bin in letzter Zeit etwas abgelenkt.“ In letzter Zeit bedeutete seit letzter Nacht, und abgelenkt bedeutete, er konnte an nichts anderes denken als an Mias heißen Mund.

„Machst du dir immer noch Sorgen wegen des Komitees? Ich verstehe, dass es schwer ist zu warten, aber die Entscheidung liegt jetzt beim Dekan und der Berufungskommission. Mach dich deswegen nicht verrückt.“

Die Festanstellung. Richtig. Das Ziel, das er unbedingt hatte erreichen wollen. „Eigentlich habe ich überhaupt nicht an die Arbeit gedacht.“

Eli sah ihn verblüfft an.

Was sagte das über Daniels Leben aus, dass seine Freunde glaubten, es sei darin nur Platz für seine Karriere? „Ich hatte gestern Abend ein Date. Mit Mia.“

„Ernsthaft? Das ist fantas…“

Daniel verzog das Gesicht.

„Nicht fantastisch?“

„Das war es. Aber am Schluss …“ bin ich über sie hergefallen wie ein sexhungriger Wahnsinniger? Sie waren nur ein paar Meter von einer befahrenen Straße entfernt gewesen, und er hatte sie befummelt wie ein notgeiler Teenager. Nur Gott wusste, was er noch getan hätte, hätte Myron sie nicht unterbrochen. „Ich habe es versaut.“

„Nur so ein Tipp“, flüsterte Eli leise. „Ich habe es ein oder zwei Mal bei Bex vermasselt. Meiner Erfahrung nach helfen Blumen.“

„Danke.“

„Und jetzt konzentrier dich. Hör auf, Mist zu bauen.“

Leider hatte Daniel das Gefühl, dass er das schon getan hatte – nicht auf dem Basketballplatz, sondern bei der unglaublich heißen Party-Planerin. Sie hatte ihn voller Abscheu angesehen, bevor sie weggefahren war.

Er wusste nicht, wie er sie dazu überreden könnte, je wieder mit ihm auszugehen. Wenn er seine undisziplinierte Reaktion auf sie bedachte, war es vielleicht das Beste, wenn er sich von ihr fernhielt. Das klang logisch, aber auf einer primitiven Ebene verwarf er den Gedanken sofort. Mia nie wieder küssen? Sie nie wieder berühren? Er war nicht mehr er selbst, seit Mia sich auf dem Junggesellenabschied umgedreht und ihm in die Augen gesehen hatte. Ihr aus dem Weg zu gehen war die einzige Möglichkeit, wieder Normalität einkehren zu lassen.

Vergiss normal. Vielleicht sollte er sich endlich eingestehen, dass er „normal“ nicht wollte. Er wollte eine Veränderung. Er wollte etwas Aufregendes. Und er wollte Mia Hayes.

„Brant ist perfekt“, schwärmte Wren, während sie ihre Yogamatte ausrollte.

Mia und ihre Freundin Wren Kendrick waren zusammen zum Yoga gefahren. Wren hatte einen exklusiven Unterwäscheladen und gab Mia gelegentlich einen großzügigen Preisnachlass. Sie beide hatten in letzter Zeit so viel gearbeitet, dass sie kaum Gelegenheit gehabt hatten, sich zu treffen. Mia hatte Wrens neuen Freund noch nicht kennengelernt. Die quirlige Blondine hatte in den letzten fünfzehn Minuten pausenlos von Brant geredet. Hoffentlich beruhigte sie sich, bevor der Kurs anfing.

„Ich bin noch nie mit einem Mann ausgegangen, mit dem ich so viel gemeinsam habe“, erklärte Wren.

„Das ist toll“, murmelte Mia geistesabwesend. Sie freute sich für Wren, aber ihr fiel langsam nichts mehr ein, was sie einwerfen konnte.

„Wir passen einfach zusammen.“

Wie das wohl war? Ärgerlicherweise musste Mia an Daniel denken. Schon wieder. Sie hatte heute viel zu viel an ihn gedacht – auch wenn das vermutlich nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Er schien sie aus seinen Gedanken verbannt zu haben, bevor sie den Parkplatz verlassen hatte. Sein Gesicht war so ausdruckslos gewesen, sie hatte ihn schütteln wollen. Hey, erinnerst du dich an mich? Mia? Du hattest gerade deine Zunge in meinem Mund?

Gegensätze zogen sich an, aber sie besaß zu viel Selbstachtung, um eine heiße Nacht mit einem Mann zu verbringen, der sie am nächsten Morgen verachten würde. Warum auch immer er angeblich eine Veränderung brauchte, diese Art Veränderung war oftmals nur von kurzer Dauer.

Aber es war peinlich, wie abgelenkt sie heute gewesen war. Yoga war perfekt, um sich wieder Klarheit zu verschaffen. Wren erzählte immer noch von Brant.

„Du weißt, wie es ist, wenn man das erste Mal Sex mit jemandem hat und er noch nicht weiß, was du magst, also versuchst du ihn vorsichtig in die richtige Richtung zu bugsieren, ohne zu herrisch zu klingen.“

Mia gab einen unverbindlichen Laut von sich. Sie sagte offen, was sie meinte, im und außerhalb des Betts, und sie hatte sich nie darüber Sorgen gemacht, ob sie herrisch klingen könnte. Wie Daniel wohl im Bett war? Würde er auf seine Partnerin hören oder war er überzeugt, dass sein Weg der richtige war, so wie auf dem College? Hör auf. Mit zwanzig hatte sie vielleicht davon geträumt, ihm dabei zu helfen, lockerer zu werden, aber jetzt war sie erwachsen. Sie konnte keine Zeit mit einem Mann verschwenden, der sie nicht zu schätzen wusste.

„Guten Abend, die Damen.“ Der Yogalehrer kam herein.

Halleluja.

Ungefähr eine Stunde lang konnte sie Daniel Keegan aus ihren Gedanken verbannen. Aber gegen Ende der Stunde meditierten sie. Das gab ihr Gelegenheit, nachzudenken. Nun, es war ganz normal, dass sie an Daniel dachte. Schließlich hatte er ihr den Atem geraubt und ihre Haut zum Prickeln gebracht.

Sie konnte sich den ganzen Tag einreden, dass er sie nicht verdiente, aber wie sollte sie ihm widerstehen, wenn er sie nochmals küsste? Indem du daran denkst, wie distanziert er danach war. Beinahe so gut wie eine kalte Dusche. Sie wollte einen Liebhaber, der leidenschaftlich war. Der sie so voller Verlangen ansah, dass sie erschauerte. Der sie ganz offen begehrte. Und dieser Mann war nicht Daniel Keegan. Aber der Himmel möge ihr beistehen, wenn er sich je an seine leidenschaftliche Seite gewöhnte. Denn dann würde sie ihm nicht widerstehen können.

„Das muss ein tolles Date gewesen sein.“ Shannon grinste sie über ihre Kaffeetasse hinweg an.

Mia erstarrte. „Wieso sagst du das?“ Sie hatte Myron nie für jemanden gehalten, der tratschte, aber vielleicht hatte sie sich geirrt.

Shannon deutete auf den Empfang. „Wegen der Blumen. Du hast ihn offensichtlich schwer beeindruckt.“

„Mhm.“ Sie ging zu den Blumen, um die Karte zu lesen. Nach der Art, wie er sich verabschiedet hatte, hatte sie nicht erwartet, nochmals von Daniel zu hören, und schon gar nicht in Form einer Vase voller Nelken und Rosen.

Die Nachricht war kurz. Es tut mir leid. Daniel.

Wofür genau entschuldigte er sich? Dafür, dass er sie eingeladen hatte? Sie geküsst hatte? Oder für Myrons schlechtes Timing?

Seufzend zerknüllte sie die Karte.

Shannons Augenbrauen schossen nach oben. „Wow. So schlimm?“ Sie zögerte. „Soll ich ihn durchstellen oder eine Nachricht entgegennehmen, falls er anruft?“

Mia dachte an sein distanziertes Verhalten und die unpersönliche Nachricht auf der Karte. „Das wird er nicht.“

Daniel blickte von dem Stapel Klausuren auf seinem Schreibtisch zur Uhr an der Wand. Ihm zog sich der Magen zusammen. Er war der Berater der Fakultät für zwei Studentenclubs und Teil des Stundenplankomitees, das sich jeden Mittwoch traf. Genauer gesagt in zehn Minuten.

Korrigier schneller.

Als das Telefon in seinem Büro klingelte, wollte er den Anruf gleich auf den Anrufbeantworter weiterleiten. Er hatte keine Zeit, mit jemandem zu reden. Aber was, wenn es Mia war? Sie müsste inzwischen die Blumen bekommen haben, also rief sie vielleicht an, um sich zu bedanken.

Er hob ab. „Professor Keegan.“

„Daniel?“

„Felicity.“ Es schockierte ihn, ihre Stimme zu hören. Er war auch ein wenig verblüfft, weil er in den letzten zwei Tagen überhaupt nicht an sie gedacht hatte. „Wie geht es dir?“

„Gut, danke. Ich wollte dir nur sagen, dass ich nicht zur Hochzeit komme.“

„Felicity, du musst meinetwegen nicht absagen.“ Sie zu treffen wäre nicht mehr so peinlich wie noch vor einer Woche. Seine Reaktion auf Mia hatte ihm gezeigt, dass in seiner Beziehung zu Felicity die Leidenschaft gefehlt hatte. „Eli und Bex sind auch deine Freunde. Und ich gehe davon aus, dass wir irgendwann Freunde sein werden.“ Sobald sein Stolz sich erholt hatte und er sich keine Sorgen mehr machen musste, dass ihre Freundschaft ihren Familien falsche Hoffnungen machen würde. „Schließlich kennen wir uns schon unser ganzes Leben lang.“

„Dann bist du nicht wütend, weil ich mit dir Schluss gemacht habe?“

„Nein. Aber ich wünschte, du hättest mir früher gesagt, dass du unglücklich warst.“

„Ich …“ Sie wählte ihre Worte vorsichtig. „Ich war nicht unglücklich. Du bist mir sehr wichtig. Wir hatten eine gute Beziehung. Es war bloß … nicht genug.“

„Ja, das verstehe ich. Hör zu, ich muss in ein Meeting, aber wenn du deine Meinung änderst, bist du auf der Hochzeit herzlich willkommen.“

„Danke.“

Er legte auf und dachte ein Dutzend Dinge gleichzeitig und war erleichtert, dass es ihm nicht wehgetan hatte, ihre Stimme zu hören. Aber am stärksten war die Enttäuschung darüber, dass es nicht Mia gewesen war. Im Fahrstuhl nach unten beschloss er: Falls Mia sich bis zum Ende seines Meetings nicht gemeldet hatte, würde er sie anrufen.

Sie hatten viel Spaß während des Essens gehabt. Ja, er hatte die letzten zwanzig Minuten vermasselt, aber falls Eli mit den Blumen recht hatte, würde Mia ihn vielleicht wiedersehen wollen.

Wie sich herausstellte, hätte Shannon sich keine Sorgen um einen Anruf von Daniel machen müssen, denn er rief Mia direkt auf dem Handy an. Als sie seinen Namen auf dem Display sah, wollte sie ihn eigentlich ignorieren. Es ist feige, jemandem aus dem Weg zu gehen.

Seufzend hob sie ab. „Hallo.“

„Hi. Hier ist Daniel. Ich äh … Hast du die Blumen bekommen?“

„Ja.“ Aber sie verstand nicht, warum. Was wollte er damit erreichen?

„Gut.“

Sie schwiegen lange und beinahe erwartungsvoll. „Danke für die Blumen, Daniel.“ Hatte er angerufen, damit sie sich bedankte? Falls ja, Mission beendet. Jetzt konnte er verschwinden. „Aber ich habe viel zu tun, und …“

„Ich meine das, was ich auf die Karte geschrieben habe“, platzte er heraus. „Es tut mir wirklich leid.“

„Was genau tut dir leid?“ Wenn er sagte, dass er sie geküsst hatte, würde sie sofort auflegen.

„Dass ich die Kontrolle verloren habe. Wir hatten einen tollen Abend, bis ich in der Öffentlichkeit über dich hergefallen bin.“

„Es waren nur ein paar Küsse“, meinte sie beiläufig, und täuschte so darüber hinweg, wie erregt sie gewesen war. Sie hatte seine Hände unbedingt auf ihrem Körper spüren wollen. „Du bist wohl kaum wirklich über mich hergefallen.“

„Trotzdem. Es war respektlos dir gegenüber. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so wütend auf mich war.“

Es raubte ihr den Atem, als sie seinen Gesichtsausdruck, nachdem Myron fort war, neu deutete. Er war so voller Verachtung gewesen – aber nicht ihretwegen. „Das hatte nichts mit mir zu tun?“

„Oh, Süße, was passiert ist, hatte definitiv mit dir zu tun.“ Seine Stimme war voller Bewunderung. „Weil du so sexy bis, t und weil ich mich vergessen habe, als ich dich geküsst habe.“

Erregung durchzuckte sie und brachte all die alten Fantasien zurück, in denen sie ihn verdorben hatte. Erst jetzt bemerkte sie, wie scheinheilig diese Fantasien gewesen waren. Denn so viel Spaß es auch gemacht hatte, sich vorzustellen, einen schlechten Einfluss auf ihn zu haben, so sollte Lust doch auf Gegenseitigkeit beruhen. Sie wollte nicht als Entschuldigung für die Taten eines Mannes herhalten müssen. Es erinnerte sie zu sehr an die missbilligenden Worte ihrer Eltern. Bist du sicher, dass du nichts getan hast, um ihn zu ermutigen?

Sie atmete langsam aus und verdrängte die Vergangenheit. „Um das klarzustellen, du kannst küssen. Und du musst dich nicht entschuldigen – jedenfalls nicht deswegen. Aber dein Benehmen danach war ein bisschen beleidigend. Du warst so …“

„Reserviert? Ernst?“ Er lachte freudlos auf. „Das ist meine Keegan-DNS. Es tut mir …“

„Sag nicht wieder, dass es dir leidtut. Das ist nicht nötig“, erwiderte sie mit sanfterer Stimme.

„Dann verzeihst du mir?“

„Ja.“

„Und kommst du morgen Abend mit mir zu dem Konzert auf dem Campus?“, drängte er. „Wir haben ein Orchester.“

„Nein danke. Ich glaube nicht, dass wir uns wiedersehen sollten.“

Er hatte gerade erwähnt, dass er die „Keegan-DNS“ besaß. Diese Reserviertheit lag ihm im Blut. Er war wesentlich unterhaltsamer gewesen, als sie erwartet hatte, aber das bedeutete nicht, dass er jemals in der Öffentlichkeit Gefühle zeigen oder spontan sein würde. Ihr fielen Hunderte Möglichkeiten ein, wie sie ihn vor den Kopf stoßen könnte, ohne es zu wollen.

„Oh.“ Er klang verletzt, aber nur kurz. Dann sammelte er sich. „Also sehen wir uns nicht wieder. Außer auf der Hochzeitsprobe am Freitag. Und auf der Hochzeit am Wochenende.“

„Das ist etwas anderes.“

„Das sind Chancen. Vielleicht kann ich deine Meinung ändern.“

„Eher nicht.“ Aber sie klang nicht sehr überzeugend.

„Ich halte dich nicht weiter von der Arbeit ab. Bis bald, Mia.“

Ihr Puls ging schneller. „Ciao, Daniel.“

Mit gemischten Gefühlen legte sie auf.

Als das Telefon fünf Minuten später wieder klingelte, musste sie ein Grinsen unterdrücken, als sie den Namen auf dem Display sah. „Komisch“, begrüßte sie ihn. „Ich hätte dich nicht für einen Stalker gehalten.“

„Ich habe bald Geburtstag“, erinnerte er sie. „Woher willst du wissen, dass ich dich nicht deshalb anrufe?“

„Oh. Das ist ein geschäftlicher Anruf?“

„Nein, ich stalke dich – aber nur zum Wohle des Planeten.“

„Was genau haben Sie in Ihren Kaffee gekippt, Professor?“

„Hör zu. Wir müssen ohnehin beide zur Probe gehen, ja? Und ich weiß, dass Bex dich zum Essen danach eingeladen hat.“

„Richtig.“

„Nun, da wir beide hingehen, sollten wir nicht eine Fahrgemeinschaft bilden? Das wäre umweltfreundlich“, meinte er mit gespieltem Ernst.

Es war schwierig, seiner spielerischen Seite zu widerstehen. Aber welche Version würde am Freitag auftauchen – Mr. Unwiderstehlich oder Dr. Keegan?

„Daniel, ich hatte am Montagabend viel Spaß. Bis es aufhörte.“ Sie verstand sein Verhalten jetzt, aber es war ein solcher Schlag ins Gesicht gewesen, nachdem sie sich so heiß vergnügt hatten. „Ich weiß nicht, was ich erwarten kann.“

„Welche Ironie. Mia Hayes findet mich unberechenbar.“ Er flüsterte verschwörerisch: „Ich verrate dir ein Geheimnis – ich bin ein langweiliger Spießer.“

Seine Küsse waren alles andere als langweilig. Vorfreude stieg in ihr auf. Wenn du am Freitag mit ihm ausgehst, flüsterte das Teufelchen auf ihrer Schulter, dann kannst du ihn wieder küssen. Und wenn kein Nachtwächter in der Nähe war, wozu mochten diese Küsse dann führen? Es gab kein Gegenargument von einem Engelchen. Mias Engel war vor Jahren Kaffee trinken gegangen und nie zurückgekehrt.

„Kannst du mich um sechs abholen?“, wollte sie wissen.

„Klar. Mein letzter Kurs endet um halb vier. Und Mia? Du wirst es nicht bereuen.“ Seine heisere Stimme war noch vielversprechender als seine Worte. Es war ein sinnliches Versprechen, das in kleinen Schauern ihren Rücken emporstieg.

Plötzlich zählte sie die Stunden bis Freitag, sechs Uhr.

5. KAPITEL

Mia bereitete die Zeremonie und den darauffolgenden Empfang vor. Sie war effizient und fröhlich, machte aber jedem klar, dass es Konsequenzen für diejenigen haben würde, die ihren Anweisungen nicht folgten. Ihre Talente erwiesen sich bei Rebekahs Eltern als besonders nützlich. Die beiden waren geschieden und wollten sich nicht im selben Raum aufhalten. Mia war ein höflicher, aber bestimmter Puffer, hielt ihre Streitereien auf einem Minimum und sorgte dafür, dass niemand die Braut verärgerte.

Daniel war beeindruckt, wie sie das alles schaffte, und ihr Befehlston machte ihn ein bisschen an. Eigentlich machte ihn alles an ihr an.

Und er machte sich auch nichts vor: Alle bemerkten seine Bewunderung für sie.

Eli und Bex waren zu sehr mit sich und ihrem großen Tag beschäftigt, aber Sean grinste unverhohlen. Und Elis Mom, die Daniel schon immer gemocht hatte, streckte hinter Mias Rücken ihre Daumen hoch.

Er war so damit beschäftigt, Mia zu beobachten, dass er nicht hörte, was sie sagte. Als sie ihn anschnaubte, begriff er, dass sie ihm erklärt hatte, wo er stehen musste. Er nahm rasch seinen Platz ein und grinste sie entschuldigend an.

Sobald die Probe vorbei war und sie in seinem Wagen saßen, schalt sie ihn für seine schlechte Aufmerksamkeit.

„Ich hoffe, deine Studenten hören besser zu als du.“ Sie verschränkte ihre Arme so, dass ihr Ausschnitt noch unglaublicher aussah, und er gab sein Bestes, die Augen auf die Straße gerichtet zu lassen. „Du hast mich völlig ausgeblendet.“

„Nicht wirklich.“ Er hatte nur Mia im Sinn gehabt, hatte aber ihren Erklärungen nicht konzentriert folgen können. „Ich war damit beschäftigt, mir all die Dinge vorzustellen, die ich mit dir machen will, wenn wir alleine sind.“

„Oh.“ Langsam breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Lass hören.“

Aber sie bogen bereits auf den Parkplatz des Restaurants ein, also imitierte er ihre Neckerei von neulich: „Vielleicht erzähle ich sie dir. Eines Tages.“

In dem marokkanischen Restaurant hatten Eli und Bex ihr erstes Date gehabt. Eine dunkelhaarige Bedienung bat sie, ihre Schuhe auszuziehen, und führte sie dann zu einem privaten, von Kerzen beleuchteten Raum.

Etwa die Hälfte der Gäste war bereits dort und saß auf bunten Kissen. Die sinnliche Umgebung brachte Daniel dazu, sich mehr denn je zu wünschen, er wäre mit Mia allein. Da er schon lange mit Eli befreundet war, kannte Daniel beinahe alle hier. Mia war eigentlich die Außenseiterin, aber trotzdem wurde sie genauso freundlich begrüßt wie er. Es überraschte ihn ein wenig, dass die dreiste junge Frau von früher zu so einem geselligen Menschen geworden war. Sie hatte behauptet, dass es ihr egal sei, was andere von ihr dachten, aber sie hatte das beneidenswerte Talent entwickelt, dass man sich in ihrer Nähe wohlfühlte.

Während die Leute um sie herum Drinks bestellten, murmelte Daniel: „Du bist in vielerlei Hinsicht beeindruckend.“

Mia strahlte. „Ganz meine Meinung. Aber nur, damit wir über dasselbe sprechen, wieso das Lob?“

„So wie du dich den Leuten gegenüber verhältst, als wärst du wirklich fasziniert von ihnen.“

„Das bin ich auch meistens. Ich bin gerne unter Menschen.“ In ihrem Lächeln lag Mitleid. „Du nicht. Du hast schon zwei Mal versucht, nicht auf deine Uhr zu sehen.“

Mist, er war ein schrecklicher Trauzeuge. „Ich freue mich für Eli und …“

Ihr breites Grinsen schalt ihn einen Lügner, aber sie hielt ihm zugute, dass er es versuchte.

„Ich mag keine großen Gruppen. Das ist eine kleine Rebellion meinerseits. Keegans werden dazu erzogen, gesellig zu sein.“

„Mhm. Ich weiß nicht viel über deine Familie, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dich gezwungen haben, ein Partylöwe zu sein.“

„Oh, ich sollte ja keinen Spaß haben. Man hat mir beigebracht, auf einer Veranstaltung wie dieser mit so vielen Leuten wie möglich Beziehungen zu knüpfen und herauszufinden, inwieweit sie mir nützen können.“

Mia pfiff leise. „Klingt, als könne man mit deinen Eltern echt viel Spaß haben. Du musst mich ihnen mal vorstellen.“

Bei diesem Gedanken musste er laut auflachen. „Das ist ein verlockender Gedanke, aber dafür mag ich dich zu sehr.“

Sie rutschte näher, bis ihre Beine seine streiften. Er wollte ihre Haut schmecken. „Ich mag dich auch.“

Obwohl er sich normalerweise unwohl fühlte, wenn er unter so vielen Menschen war, grinste er wie ein Idiot, als die Bedienung ihre Drinks und eine Suppe als Vorspeise brachte. Als die leeren Schüsseln weggeräumt wurden, amüsierte er sich bereits. Er hörte Mia zu, die sich mit einer Frau ihnen gegenüber unterhielt. Sie war Mikrobiologin und erzählte witzige Anekdoten aus dem Labor. Daniel beteiligte sich gelegentlich an dem Gespräch, aber die meiste Zeit entspannte er sich und genoss Mias Gesellschaft. Sie lehnte sich an ihn, als wäre es vollkommen normal, dass sie einander nahe waren. Im Vergleich dazu erschien ihm sein früheres Leben steril und gekünstelt.

Mia fühlte sich wohl in ihrer Haut und hatte kein Problem, Zuneigung zu zeigen, ganz anders als die Keegan-Familie. Nun ja, außer Onkel Truman. Er war nicht zum Senator gewählt worden, weil eine Zeitung Fotos gedruckt hatte, auf denen er Zuneigung zeigte. Drei Prostituierten gleichzeitig. Dieser Skandal war dafür verantwortlich, dass die Keegans ihre Laster und ihre Wünsche unterdrückten.

Hatte Daniel deshalb am Montag nach ihrer Knutscherei überreagiert? Was hatte Mia gesagt? Es waren nur ein paar Küsse, du bist wohl kaum wirklich über mich hergefallen. Ihr erschien seine Reaktion wahrscheinlich lächerlich. Zum Glück hatte sie ihm eine zweite Chance gegeben. Er wollte sie unbedingt wieder küssen. Du willst noch wesentlich mehr tun. Unbehaglich rutschte er ein wenig hin und her. Er war dankbar, dass die Serviette seinen Schoß bedeckte.

„Mm.“ Mia warf ihm einen wissenden Blick zu, und ihre Augen funkelten hungrig. „Ich wüsste zu gerne, was du gerade denkst.“

Er lehnte sich zu ihr herüber. „Es tut mir leid, dass ich ein verklemmter Idiot war, als der Wachmann uns überrascht hat. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich Myron wegschicken und dich mit all der Aufmerksamkeit küssen, die du verdienst.“

„Wirklich?“ Ihre haselnussbraunen Augen weiteten sich ein wenig, als wäre sie beeindruckt.

Mia Hayes zu beeindrucken war berauschend und könnte süchtig machen. Er wollte sehen, wie ihre Augenlider schwer vor Lust wurden, wollte hören, wie ihre Stimme rau wurde, weil ihr gefiel, was er sagte.

Er sprach weiterhin leise, als er ihren Nacken umschloss. „Ich würde dir dein Top und deinen BH ausziehen und zusehen, wie deine Brustspitzen in der Kälte noch härter werden.“ Sein Blick wanderte hinab auf ihre Lippen, hielt kurz an der zarten Kuhle zwischen ihren Schlüsselbeinen inne und glitt dann hinunter auf ihre Brüste.

„Vorsichtig, Professor.“ Ihre Stimme war voller Verlangen. „Ich könnte dich beim Wort nehmen.“

Na, das wollte er doch hoffen. „Sie sind empfindlich, nicht wahr? Deine Brüste? Ich würde sanfte Kreise daraufmalen und immer näher zur Mitte kommen, aber ich würde deine Brustspitzen nicht berühren. Nicht, bevor du darum bettelst. Ich würde dich auf die Motorhaube des Wagens legen und dich verrückt nach mir machen.“

Unter dem Tisch fuhr sie mit ihren Fingernägeln fest genug über sein Bein, dass er das Kratzen ihrer Nägel durch seine Kleidung spüren konnte. Er widerstand dem Drang, ihre Hand zu nehmen und sie auf seine pulsierende Erektion zu legen. Sie kam gerade nahe genug, dass er hörbar nach Luft schnappte, und das Paar neben ihm hatte es vermutlich gehört. Daniel war das egal.

Er ließ seine Hand ihren Rücken hinuntergleiten. „Du bist eine sehr gefährliche Frau.“

„Beschwerst du dich?“

„Nein. Gefährliche Frauen mag ich am liebsten.“ Seit gerade eben.

Was sie auch antworten wollte, sie vergaß es, als sie die Bedienungen mit dem zweiten Gang kommen sah. Sie stellten die Kuchen in die Mitte jedes Tischs.

Daniel war überrascht, als er den Zucker und den Zimt auf den Kuchen sah. „Ziemlich früh für ein Dessert.“

Sie grinste. „Ich mag das Restaurant. Viele Desserts, und das oft, sage ich immer.“

Aber es war kein Dessert, das merkte er, als er hineinbiss. Es war eine pikante Pastete mit Huhn.

„Nicht ganz das, was ich erwartet hatte“, meinte Mia, als könne sie seine Gedanken lesen.

„Enttäuscht?“ Sie liebte ihre Desserts.

„Nein.“ Sie sah ihm in die Augen. „Manchmal sind die besten Sachen im Leben ganz anders, als man es erwartet hat. Ich mag Überraschungen.“

Vor einer Woche hätte Daniel von sich das Gegenteil behauptet. Aber Mia hatte das geändert. Die Chemie zwischen ihnen stimmte. Es war anders als alles, was er je zuvor erlebt hatte, und er wusste nicht, wohin das führen würde. Aber er konnte kaum erwarten, es herauszufinden.

Als Bex’ Brautjungfer lachend Mias Hand ergriff und sie auf die Tanzfläche zog, wo eine der Bauchtänzerinnen des Restaurants spontan eine Unterrichtsstunde gab, ging Mia gerne mit. Nicht nur, weil sie Eli und Bex eine gute Freundin sein wollte, sondern auch, weil sie unruhig war. Unruhig, da sie eineinhalb Stunden neben Daniel gesessen hatte und von seiner ganz eigenen Art von Verführung überwältigt war.

Natürlich kann ein Literaturprofessor seine Worte geschickt einsetzen. Daniel hatte nicht versucht, sie körperlich zu bedrängen. Er hatte sie mit dieser tiefen Stimme verführt. Sie beneidete seine Studentinnen beinahe, die ihm eine Stunde lang zuhören konnten, und fragte sich, wie viele von ihnen in ihn verknallt waren.

Aber so sehr sie Daniels Stimme auch mochte, am besten gefiel ihr das dunkle Knurren, das sich in seine Stimme schlich und das ihr verriet, wie viel Mühe er sich geben musste, die Kontrolle nicht zu verlieren. Da ist er nicht der Einzige. Wusste er, wie feucht sie nach neunzig Minuten Zweideutigkeiten und sinnlicher Versprechen war?

Eine Frau zu ihrer Linken rempelte sie an, und Mia versuchte, sich wieder auf die Bewegungen zu konzentrieren, die ihnen gezeigt wurden. Aber wie sollte sie sich konzentrieren, wenn sie Daniels heißen, hungrigen Blick auf ihrem Körper spürte? Plötzlich war sie kein Teil einer kichernden Frauengruppe mehr. Seine spürbare Lust isolierte sie. Sie war eine Tänzerin, die für einen einzigen Zuschauer tanzte. Sie wiegte die Hüften für ihn und bewegte langsam und geschmeidig ihre Arme. Er lehnte sich nach vorne und blickte sie so aufmerksam an, dass sie beinahe ins Wanken geriet. Es war schwierig, anmutig zu sein, wenn einem die Lust glühend durch die Adern strömte.

Als Mia zum Tisch zurückkehrte, wurden die letzten Teller weggeräumt. Das bedeutete, es war Zeit zu gehen. Und jetzt? Sie glaubte nicht, dass sie die Nacht überleben würde, wenn sie Daniel nicht in sich spüren konnte. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie ihn in ihr Apartment mitnehmen wollte. Bei so viel aufgestauter Lust würde sie sich nicht vor dem Morgengrauen von ihm losreißen können, und sie brauchte Schlaf. Morgen war Rebekahs großer Tag, und es war Mias Aufgabe, dafür zu sorgen, dass er perfekt wurde.

Daniel half ihr in den Mantel, dann verschränkte er seine Finger mit ihren. „Ich kann dich nicht mit zu mir nehmen – Eli übernachtet bei mir –, aber ich will mich noch nicht verabschieden. Was ist mit dir?“

Schweigend schüttelte sie den Kopf.

Er rieb mit dem Daumen über ihre Handfläche und ließ ihn bis zum Puls an ihrem Handgelenk hinuntergleiten. Die Liebkosung wärmte sie und kribbelte. Sie hatte ihn wegen seiner altmodischen Ritterlichkeit geneckt, aber wer hätte gedacht, dass man das Händchenhalten zu einer Kunstform erheben konnte? Er machte es zu einem sexy Vorspiel, und sie konnte kaum atmen, so sehr wollte sie seine Zärtlichkeiten am ganzen Körper spüren.

Nachdem sie Eli und Bex Gute Nacht gesagt hatten, stellte Daniel sicher, dass sein Freund seinen Ersatzschlüssel hatte. „Mach’s dir gemütlich“, meinte er. „Ich komme später nach. Mia und ich wollen erst noch den Campus besuchen. Aus nostalgischen Gründen.“

Erst als sie nach draußen traten, fragte sie: „Wir wollen zum Campus?“ Das war ihr neu, aber es war ihr egal, wohin sie gingen.

„Es erschien mir eine gute Idee“, erwiderte er. „Eine schöne Nacht für einen Spaziergang.“

„Es ist eisig.“

„Es ist belebend.“ Er zog sie an sich. „Und ich verspreche dir, dich zu wärmen.“

Und plötzlich klang es großartig, in einer kalten Januarnacht über den Campus zu schlendern. „Einverstanden.“

Als er den Wagen startete, fragte er: „Hast du das College seit deinem Abschluss besucht?“

Sie schüttelte den Kopf. „Mein Geschäft zu gründen hat mich auf Trab gehalten, und es gab auch nie wirklich einen Grund es zu tun.“

Aber als der Uhrenturm im Zentrum des Campus in Sichtweite kam, verspürte sie tatsächlich ein wenig Nostalgie. „Ich wünschte, ich wäre … in einer besseren Stimmung gewesen, als ich auf dem College war.“

„Hast du dich für die falschen Kurse eingeschrieben, weil du an dem Tag schlechte Laune hattest?“

Schlechte Laune war untertrieben. „Ich war wütend auf meine Eltern, als ich ausgezogen bin. Hauptsächlich auf meinen Dad. Wir haben uns während meines letzten Schuljahres oft gestritten.“ Es wäre ein Wermutstropfen gewesen, Daniel von dem geschiedenen Mann zu erzählen, bei dem sie als Babysitterin gearbeitet hatte und der einen Annäherungsversuch … nein, der sich an ihr hatte vergehen wollen. Sie würde die Sache nicht wie ihre Eltern herunterspielen. Sie war verängstigt und wütend gewesen und hätte irgendeine Form der Gerechtigkeit gebraucht. Eine Bestätigung, dass die Tat eines betrunkenen, doppelt so alten Mannes nicht ihre Schuld gewesen war.

„Wie dem auch sei.“ Sie sah aus dem Fenster und hoffte, gleichgültig zu klingen. „Ich war ziemlich reizbar, als ich von zu Hause weggegangen bin, und es hat auf meine Collegezeit abgefärbt. Aber es war nicht alles schlecht.“

„Natürlich nicht. Du hattest das große Glück, mich kennenzulernen.“

Sie lachte. „Das Highlight meiner Collegezeit“, witzelte sie.

Sie waren am Parkplatz der Fakultät angekommen. „Für mich war das College eine Flucht.“

„Vor deiner Familie?“

„Vor Aufmerksamkeit.“

Sie schnaubte. „Also bitte. Mr. Ich-habe-auf-alles-eine-Antwort? Du wolltest einen Haufen Aufmerksamkeit.“

„Bemerkt zu werden, weil man die widersprüchliche Bedeutung von Stürmen in Shakespeares Dramen aufzählen kann, ist etwas völlig anderes, als bemerkt zu werden, weil man ein Keegan ist. Ich habe inzwischen erkannt, dass die Welt uns nicht beobachtet, als seien wir die Kennedys oder die königliche Familie, auch wenn meine Mutter deswegen paranoid ist. Aber da wo ich groß wurde, erschien es so. Meine Familie war der Mittelpunkt der Welt, und als ich von dort fortging, hielt ich mich für wichtig.“

„Das erklärt, warum du so ein aufgeblasener Wichtigtuer warst.“

Er grinste sie an, als er einparkte. „Wohingegen du ein sanfter, süßer Sonnenstrahl warst.“

„Ich kann süß sein, wenn ich will.“ Vermutlich.

„Ha!“ Er öffnete die Tür. „Das glaube ich, wenn ich es sehe.“

Da haben wir etwas gemeinsam. „Vielleicht überrasche ich dich.“

„Das bezweifle ich nicht.“ Die Belustigung war aus seiner Stimme gewichen und nun lag darin … Bewunderung? Sehnsucht?

Sie stieg aus dem Auto. „Nur um das mal festzuhalten: Du steckst auch voller Überraschungen, Professor. Zum Beispiel der Dirty Talk im Restaurant. Das hat mich überrascht.“

„Mich auch“, gestand er. Sein Lächeln war beinahe selbstgefällig, als er fröhlich erklärte: „Vollkommen unangemessen für einen Keegan.“

Sie betraten den Gehweg, und sie betrachtete all die vertrauten Gebäude. „Also, wohin?“, fragte sie.

„Ich dachte, ich zeige dir mein Büro.“

„Ich kann kaum glauben, dass du hier unterrichtest. Es ist fast so, als hätten wir erst gestern hier studiert. Jetzt sind wir …“ Sie verzog das Gesicht. „Erwachsen.“

„Okay, vergiss mein Büro. Vielleicht sollten wir nur ein paar Wohnheime mit Eiern bewerfen und Klopapier um die Bäume wickeln.“

Wenn er sich danebenbenehmen wollte, hätte sie da einige Vorschläge. „Du könntest flitzen.“

„Mia. Wenn du mich das erste Mal nackt siehst, wird es nicht bei null Grad sein. Lass mir meinen Stolz.“

Der Gedanke, ihn nackt zu sehen und die harten Ebenen seines Körpers zu erkunden, machte sie schwindelig. Ja, bitte. Sie grinste. „Bist du dir so sicher, dass wir uns nackt sehen werden?“

Er blieb stehen und umfasste ihr Gesicht. Sein Lächeln war teuflisch eingebildet. „Sehr sicher. Und sehr bald.“

6. KAPITEL

Mia stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm entgegenzukommen, so sehr wollte sie ihn küssen. Ihr Herz klopfte, als sein Mund ihren in Besitz nahm. Sie hatte die ganze Nacht auf diesen Moment gewartet, und nun wollte sie ihn.

Sie packte die Vorderseite seiner Jacke, umspielte seine Zunge mit ihrer, und ihr wurde schwindelig, als er daran saugte. Er umfasste ihren Po und hielt sie eng genug an sich gedrückt, dass sie seine heiße Erregung an ihrem Bauch spürte. Sie wollte ihn mit den Fingern umschließen, sehen, wie seine Augen vor Verlangen leuchteten, wollte über seine harte Länge lecken und mit ihrer Zunge die Spitze umspielen, als wäre sie eine Kugel Eis. Lass seinen Reißverschluss in Ruhe. Zumindest jetzt, hier, auf dem Gehweg, im Schatten der Universitätsbibliothek.

Sie löste ihre Lippen lange genug von seinen, um zu fragen: „Sollten wir das hier tun? Nicht, dass es mir etwas ausmacht, aber da du hier arbeitest …“ Sie versuchte, genauso rücksichtsvoll ihm gegenüber zu sein, wie er es gewesen war. „Machst du dir Sorgen um deinen Ruf, falls uns jemand sieht?“

„Na ja, ich wollte dich an einen etwas ruhigeren Ort bringen.“

„Na dann los“, antwortete sie. Ihre Stimme war heiser vor Lust.

Er nahm ihre Hand und strich mit dem Daumen langsam über die Haut zwischen ihrem Daumen und ihrem Zeigefinger. „War das dein Ernst? Hast du in Dr. Leonards Unterricht von mir geträumt?“

Sie kniff die Augen zusammen. „Glaubst du, ich sage etwas, das ich nicht meine?“

„Nein. Ich wollte nicht an deinen Worten zweifeln. Ich habe nur …“

„Du bist mir bei einem deiner Referate auf die Nerven gegangen. Der Inhalt war toll, aber du warst so herablassend. Als wüsstest du nicht, ob wir Normalsterblichen deinen genialen Erklärungen folgen könnten.“

„Also, wenn du es so erklärst, dann verstehe ich, warum du scharf auf mich warst.“

„Ich dachte darüber nach, wie viel Spaß es machen würde, dich aus dem Konzept zu bringen. Also habe ich überlegt, blankzuziehen.“

„Wie bitte?“

Sie lächelte ihn engelsgleich an und ließ den Finger an ihrem V-Ausschnitt entlanggleiten, dann zog sie den Stoff beiseite, um ihn einen Blick auf ihren Ausschnitt erhaschen zu lassen. „Es war so eine befriedigende Vorstellung – den Saum meines T-Shirts bis zum Kinn hochzuziehen und dir meine Brüste zu zeigen. Du, wie du vor Lust sprachlos wirst.“

„Ich weiß nicht, ob ich deprimiert oder dankbar sein soll, dass es nie passiert ist. Der plötzliche Blutverlust in meinem Gehirn hätte meinen Notendurchschnitt auf Dauer beeinträchtigen können.“ Er nahm ihre Hand, streifte dabei absichtlich ihre Brust und drückte einen Kuss auf ihre Knöchel. „Aber das wäre es vermutlich wert gewesen.“

„Ich hatte auch noch andere Fantasien.“ Heiße. Sie hatte sich gleichzeitig körperlich von ihm angezogen gefühlt und ihn verabscheut. Was für eine Kombination.

Er war ihr so distanziert vorgekommen, als hielte er sich für besser als seine Kommilitonen. Im Rückblick fragte sie sich, ob er einfach nur einsam gewesen war. Seine Familie war nicht warmherzig und liebevoll gewesen. Es überraschte sie nicht, dass jemand, der immer auf der Hut war, nur schwer Freunde fand.

„Ich wollte dich nach deiner Meinung zu meinem Tattoo befragen“, gestand sie.

Er neigte den Kopf. „Die Feder?“

„Nein. Das, was du noch nicht gesehen hast.“

Seine Augen funkelten interessiert, und er musterte sie sehr genau, als besäße er den Röntgenblick und könnte das geheimnisvolle Tattoo durch ihre Kleidung hindurch erspähen. Da es sich an der Innenseite ihres Schenkels befand, würde er kein Glück haben.

Er gab die Suche auf und fuhr die Feder in ihrem Nacken sanft nach. Es war eine quälend sanfte Empfindung auf ihrer Haut. „Also, warum die brennende Feder?“

Sie verzog das Gesicht. Mit achtzehn war es ihr genial vorgekommen, jetzt erschien es ihr weniger originell. „Eine Phönixfeder, um meine neue Unabhängigkeit zu symbolisieren. Aus der Asche auferstehen und mich selbst neu schaffen. Klischeehaft, oder?“

„Du redest mit einem Literaturprofessor. Wir leben von wenig subtilem Symbolismus.“ Er fuhr es erneut nach. „Dein Tattoo hat mich verrückt gemacht, wenn du dein Haar hochgesteckt hast. So wie heute. Ich glaube, unterbewusst wollte ich das hier unbedingt tun.“ Er neigte sich vor, um ihren Nacken zu küssen, und biss sanft hinein. Aber nicht zu sanft. Woher wusste er so genau, wie viel Druck er ausüben musste, wie er sie zum Erschauern bringen konnte, sodass sie mehr wollte, es aber nicht wehtat? „Ich habe mich nie wieder hinter dich gesetzt, nachdem ich in einer Vorlesung so abgelenkt gewesen war, dass ich mir die Mitschrift von jemand anderem leihen musste.“

„Wirklich?“ Dieses Geständnis erregte sie und brachte ihm ein weiteres Geständnis ihrerseits ein. „Ich habe dich einmal joggen sehen. Ohne T-Shirt. Du hast beim Trinkbrunnen angehalten, und ich habe mich gefragt, was passieren würde, wenn ich den Schweißtropfen ablecken würde, der zwischen deinen Schulterblättern hinunterlief.“

Er hielt ihre Hand fester und zog sie schneller den Gehweg entlang. „Gibt es noch mehr Fantasien?“

„Ja.“

„Erzähl sie mir.“ Sein heiserer Befehlston war zum Dahinschmelzen, und sie wollte schon antworten.

Aber der kleine Teufel auf ihrer Schulter ließ sie widersprechen. „Ich bin nicht sicher, ob ich weiterreden sollte. Einige meiner Lieblingsfantasien hebe ich mir besser … für mein Privatvergnügen auf“, schnurrte sie sinnlich.

Er riss den Kopf herum und sah völlig baff aus. „Du meinst, du …“ Er brach ab, unsicher, wie er die Frage formulieren sollte.

„Ich bin gekommen, während ich an dich gedacht habe?“, bot sie an. „Mhm.“

Sie hatten den Eingang erreicht, und er nutzte seinen Ausweis, um ihn aufzusperren. Direkt hinter den Türen befanden sich Aufzüge. Kaum hatten sie einen davon betreten, legte er die Hände auf ihre Hüften und zog sie an sich. Er küsste sie so leidenschaftlich, als wolle er sie gleichzeitig für ihre Neckerei bestrafen und belohnen.

Sie hatte geglaubt, bereits Leidenschaft in seinen Armen erlebt zu haben? Flammen der Lust verbrannten sie. In ihrem Innersten pulsierte die Erregung. Sie war feucht und ihre Brüste drückten gegen ihren BH. Der Stoff war aus seidiger Spitze, aber nun scheuerte er über ihre überempfindlichen Nippel. Sie wollte keinen Stoff, der sie bedeckte; sie wollte Daniels große Hände und seine geschickten Finger.

Der Aufzug hielt, und sie folgte ihm blind einen leeren Gang entlang. Es interessierte sie nicht, wo sie waren oder ob sie schon einmal in diesem Gebäude gewesen war. Trotz ihrer nostalgischen Gefühle vorhin war die Vergangenheit nicht mehr wichtig. Die Zukunft auch nicht. Das Einzige, für das sie sich interessierte, war die nächste Stunde und wie schnell sie Daniel ausziehen konnte.

Er schloss die Tür am Ende des Gangs auf. Anstatt das Licht einzuschalten, ging er zum Schreibtisch und schaltete die kleine Lampe darauf an.

Autor

Jo Leigh
<p>Seit Jo Leigh 1975 bei der großen Filmgesellschaft 20-Century-Fox als Lektorin in der Abteilung für Comedys einstieg, ist sie im Filmgeschäft zu Hause. Sie war für die Mediengesellschaften CBS, NBC und verschiedene andere große Produktionsfirmen tätig, wobei sie zunehmend Drehbücher konzeptionierte und bearbeitete. Kein Wunder, dass bei so viel Sachkenntnis...
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Tanya Michaels, die eigentlich Tany Michna heißt, hat schon über 25 Auszeichnung für ihre Bücher gewonnen und wurde mehrfach für den RITA-Award, die wichtigste Auszeichnung für Liebesromane, nominiert. Daher wundert es nicht, dass ihre gefühlvollen und mitreißenden Geschichten in viele Sprachen wie Deutsch, Spanisch, Holländisch, Französisch, Griechisch, Koreanisch und Italienisch...
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Kelly Stevens studierte in England Literatur und Kreatives Schreiben und arbeitete in Deutschland in verschiedenen Jobs im Medienbereich. Sie schreibt Erotic Romance in allen möglichen Längen und Variationen, von Kurzgeschichte bis Roman. Als Kelly Stevens veröffentlicht sie bei Verlagen, als Indie-Autorin ist sie als K.C. Stevens unterwegs.
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