Tiffany Hot & Sexy Band 1

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WILDES VERLANGEN von HARDY, KRISTIN
WILDES VERLANGEN Die erotischen Szenen des freizügigen Films wirken wie eine Liebesdroge: Sabrina verbringt mit dem Regisseur Stefos Costas eine leidenschaftliche Nacht. Nur ein Mal soll er ihr wildes Verlangen stillen! Doch am nächsten Abend brennt es noch heißer. Soll sie der Lust erneut nachgeben?

LICHT AUS - SEX AN! von D'ALESSANDRO, JACQUIE
LICHT AUS - SEX AN! Stromausfall in New York - genau in dem Moment, als Mallory beschließt, ihren Traummann Adam zu verführen. Ein sinnliches Spiel beginnt: heiße Hände auf weicher Haut, erregende Zärtlichkeiten und hemmungslose Erfüllung - bis das Licht wieder angeht. Oder für immer?

DER LIEBESBEWEIS von THOMPSON, VICKI LEWIS
DER LIEBESBEWEIS Der attraktive Jess will Katie beweisen, dass er der beste Liebhaber ist, den sie jemals hatte. Ihre wildesten Wünsche wird er erraten und ihre geheimsten Sehnsüchte befriedigen. Katie ist zu allem bereit .- unter einer Bedingung …


  • Erscheinungstag 11.07.2006
  • Bandnummer 1
  • ISBN / Artikelnummer 9783942031288
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

IMPRESSUM

TIFFANY HOT & SEXY erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

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Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Cheflektorat:

Ilse Bröhl (verantw. f. d. Inhalt i. S. d. P.)

Lektorat/Textredaktion:

Anita Schneider

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Poppe (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg

Telefon 040/347-27013

Anzeigen:

Sousan Nazarian

Verantwortlich für den Inhalt der Anzeigen:

Petra Siemoneit

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2005 by Vicki Lewis Thompson

Originaltitel: „Talking About Sex …“

erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

in der Reihe: BLAZE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

Übersetzung: Christian Trautmann

© 2005 by Jacquie D’Alessandro

Originaltitel: „Why Not Tonight?“

erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

in der Reihe: BLAZE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

Übersetzung: Johannes Heitmann

© 2005 by Kristin Lewotsky

Originaltitel: „Turn Me On“

erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

in der Reihe: BLAZE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

Übersetzung: Angelika Arden

Fotos: IFA-Bilderteam / gettyimages

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY HOT & SEXY

Band 1 (1) 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Veröffentlicht im ePub Format im 02/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN-13: 978-3-942031-28-8

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

TIFFANY HOT & SEXY-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Aus Liebe zur Umwelt: Für CORA-Romanhefte wird ausschließlich 100% umweltfreundliches Papier mit einem hohen Anteil Altpapier verwendet.

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

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Vicki Lewis Thompson

Der Liebesbeweis

1. KAPITEL

Jess Harkins war zu alt für Verkupplungsversuche. Doch das hatte er in einem Moment der Schwäche vergessen, weshalb jetzt diese Frau neben ihm in seinem Jaguar saß – Suzanne Dougherty, eine Bekannte seine Freundes Gabe und von diesem angekündigt als „witzig und genau dein Typ“.

Sie hatten bei einem sehr teuren Abendessen bei „Anthony’s“ angestrengt versucht, eine Unterhaltung in Gang zu halten, und waren jetzt auf dem Weg ins „Flying V“ zum Tanzen, weil es unhöflich wäre, sie um neun Uhr an einem Freitagabend nach Hause zu bringen. Wieso hatte er sich überhaupt darauf eingelassen?

Gabe, seit fünf Jahren Vorarbeiter in seiner Baufirma, hätte wissen müssen, dass es keinen Sinn hatte, ihn mit jemandem wie Suzanne zusammenzubringen. Gabe und er besuchten oft gemeinsam Sportveranstaltungen und machten Bergwanderungen. Inzwischen sollte sein Freund eigentlich wissen, was für Frauen ihm gefielen. Doch entweder besaß Gabe keine allzu gute Menschenkenntnis, oder seine Bekannte hatte ihn dazu gedrängt, dieses Blind Date zu arrangieren. Wie dem auch sei, es funktionierte nicht.

Suzanne stellte das Radio an. „Lass uns Musik hören.“

„Gute Idee.“ Hauptsache, kein peinliches Schweigen, dachte Jess.

Kaum hatte sie den Knopf gedrückt, fiel ihm ein, auf welchen Sender das Radio eingestellt war und was von montags bis freitags nach den Neun-Uhr-Nachrichten kam.

„Hallo, Leute! Hier ist Crazy Katie vom Sender KRZE in Tucson, Arizona. Heute ist Freitag, der siebzehnte Oktober, und dies ist Sex Talk!“

Suzanne lachte schrill. „Ich habe ganz vergessen, dass es neun Uhr ist.“

„Vielleicht sollten wir lieber Musik hören.“

„Nein, lass es an.“ Suzanne hielt seine Hand fest. „Ich mag ihre Sendung. Ich habe sie schon eine Weile nicht mehr gehört.“

Jess hatte die Sendung früher auch gemocht und hatte sie regelmäßig gehört, egal, ob daheim oder wenn er mit seinem Wagen unterwegs war. Katies freche Stimme weckte Erinnerungen, und die Themen, die sie behandelte, interessierten ihn sehr.

Er hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, beim Sender vorbeizufahren und sie um der alten Zeiten willen zu bitten, mit ihm auszugehen. Jetzt, wo er neben dem KRZE-Studio, das in einem kleinen Lehmziegelbau aus den vierziger Jahren untergebracht war, ein Hochhaus baute, lag es sogar auf dem Weg.

Er hatte überlegt, ihr auf dem Heimweg eine Nachricht zu hinterlassen. Würde sie nicht überrascht sein, plötzlich wieder von ihm zu hören? Auch wenn sie vielleicht mit jemandem zusammen war, war es einen Versuch wert.

Aber der Gedanke daran, dass sie seit einigen Wochen sein Projekt attackierte und damit die Demonstranten anfeuerte, mit denen er sich herumärgern musste, hatte ihn von dieser Idee abgebracht. Das Projekt hatte von Beginn an Gegner mobilisiert, doch nachdem das Bauamt das Projekt genehmigt hatte, waren die meisten Proteste verstummt. Nur Katie ließ sich nicht beirren.

Na schön, die Baustelle bedeutete für einige Angestellte des Senders ein Hindernis. Aber das würde sich schon bald erledigt haben, da der Sender umziehen musste. Die Livingston Development Corporation verhandelte mit den Eigentümern des Senders über den Verkauf des Grundstücks.

Das Gebäude von KRZE stand auf einem Grundstück, das schlicht und einfach besser genutzt werden konnte. Die übrigen Grundstücke in der Straße waren für die Errichtung eines mehrstöckigen Einkaufszentrums freigegeben worden. Jess rechnete damit, auch dafür den Bauauftrag zu bekommen. Wie auch immer, sein jetztiges Bauprojekt war das prestigeträchtigste, das er je erhalten hatte. Wenn es fertig war, würde Harkins Construction die angesagte Baufirma in Tucson sein. Und Jess wollte diese Art von Jobsicherheit.

Außerdem machte ihm die Arbeit daran Spaß. Die neuen Gebäude würden das Geschäft in der Innenstadt beleben und der Skyline eine interessante neue Silhouette hinzufügen. Sie würden kein „Schandfleck“ sein, wie Katie sie Mittwochabend genannt hatte, oder ein „Zeugnis menschlicher Gier und Ausschweifung“, ihre Bezeichnung von gestern Abend.

Er hätte Katies Sendung schon nach ihrem ersten Angriff nicht mehr hören sollen, doch die Neugier trieb ihn dazu. Es passte es ihm gar nicht, vor Suzanne beleidigt zu werden. Aber jetzt konnte er nichts mehr tun. Wenn er darauf bestand, den Sender zu wechseln, würde er sich nur in die Defensive begeben.

„In dieser Sendung dreht sich alles um Sex“, kündigte Katie an. „Und hier ist unser allabendlicher Tipp aus dem Kamasutra. Seid ihr der üblichen, ewig gleichen Stellungen überdrüssig? Dann probiert das, Ladys – setzt euch auf ihn, presst die Beine zusammen und vollführt eine Drehbewegung. Lasst mich wissen, ob es bei euch funktioniert, ja?“

Jess hustete, um seine Bestürzung zu verbergen. Suzanne hatte ihm den ganzen Abend sexuelle Signale gesandt. Dieser Beitrag würde sie nur anspornen.

„Eine interessante Vorstellung“, bemerkte sie prompt. „Hat eine Frau das je mit dir probiert?“

„Nicht direkt.“

„Ich finde, es hört sich nach viel …“

„… Arbeit an“, meinte Jess.

„Nein, das wollte ich nicht sagen. Ich finde …“

„Heute Abend begrüßen wir Dr. Janice Astorbrooke im Studio.“ Katies Stimme übertönte, was Suzanne sagen wollte. „Dr. Astorbrooke ist die Autorin von ‚Himmelwärts streben – Sexualsymbolik in der Architektur‘.“

Jess fuhr weiter, obwohl die Ampel Gelb zeigte. Als hätte der Kamasutra-Tipp noch nicht genug Ärger verursacht, musste er sich jetzt auch noch eine Diskussion über Hochhäuser als Phallussymbole anhören.

„Kommen wir gleich zum Thema, Dr. Astorbrooke. Auf Ihrem Weg hierher haben Sie sicher bemerkt, was mit unserem netten kleinen Studio passiert. Eine so tiefe Baugrube bedeutet, dass das Fundament für ein sehr hohes Gebäude entsteht. Vierzig Stockwerke hoch, um genau zu sein.“

Dr. Astorbrooke besaß die tiefe Stimme einer starken Raucherin. „Katie, solange wir Männern erlauben, Gebäude zu entwerfen, werden wir immer höhere Häuser sehen. Mit vierzig Stockwerken ist dieses noch bescheiden.“

„Aber wir sind in Tucson, nicht in Manhattan“, gab Katie Leidenschaft in der Stimme zu bedenken.

„Mir ist aufgefallen, dass es sehr wenige Hochhäuser gibt. Die Motivation ist jedenfalls dieselbe, egal, wie hoch sie sind.“

Jess wappnete sich innerlich.

„Und welche Motivation soll das sein, Dr. Astorbrooke?“, fragte Katie.

„Kompensation für sexuelle Unzulänglichkeit.“

„Vorsicht!“, schrie Suzanne.

Jess trat auf die Bremse und verfehlte nur knapp den Wagen vor ihm. „Tut mir Leid“, sagte er automatisch, in Gedanken jedoch noch ganz bei dem, was er gerade gehört hatte. Sexuelle Unzulänglichkeit? Blödsinn. Er verdiente gutes Geld mit dem Bau des Bürokomplexes und kompensierte überhaupt nichts.

„Faszinierend“, bemerkte Katie. „Es ist also so ähnlich wie die Vorliebe für PS-starke Autos?“

Katie konnte nicht wissen, dass er einen Jaguar fuhr. Trotzdem zuckte er zusammen.

„Genau so, nur noch auffälliger“, bestätigte Dr. Astorbrooke.

Suzanne lachte erneut schrill. „Mir ist gerade etwas klar geworden. Die Frau redet von deinem Hochhaus, stimmt’s?“

„Meine Firma baut es, aber ich habe es nicht entworfen.“ Ja, ja, dachte er, gib ruhig dem Architekten die Schuld. „Aber mir gefällt der Entwurf“, zwang er sich hinzuzufügen.

Während Dr. Astorbrooke ihre Theorie detailliert erklärte, registrierte Jess, dass Suzanne auf seine Hose starrte.

Endlich machte Katie eine Werbepause. Noch nie war Jess so froh gewesen, Werbung für Autoreifen zu hören.

„Du hast mehrere Hochhäuser in der Stadt gebaut, nicht wahr?“, fragte Suzanne.

„Darauf sind wir spezialisiert.“ Ja, er arbeitete gern an hohen Gebäuden, doch hatte es für ihn keinerlei sexuelle Bedeutung. Er mochte Sex. Und er war wahrhaftig kein schlechter Liebhaber. Sex war eine Sache, Arbeit eine andere. Für ihn hatte das eine nichts mit dem anderen zu tun.

„Und wieso bist du darauf spezialisiert?“

„Ich mag die Herausforderung, die mehrstöckige Gebäude darstellen.“ Er hatte nicht vor, von seiner Faszination für Stahlträger oder seine Liebe zu Baukästen als Kind zu erzählen. Das würde bloß falsch interpretiert werden. Wenn er sagen musste, weshalb er gerne an Hochhäusern arbeitete, würde er möglicherweise zugeben, dass er die Macht und das Ansehen bewunderte, das sie repräsentierten. Als Sohn einer Kassiererin und eines Vaters, der ständig auf der Flucht vor dem Gesetz war, waren Macht und Ansehen etwas, das Jess während seiner Kindheit und Jugend nie kennen gelernt hatte.

„Was hältst du von dieser Theorie?“

„Gar nichts. Sie ist Unsinn.“ Jess hielt an einer roten Ampel.

„Natürlich ist sie Unsinn.“ Suzannes Ton war plötzlich anzüglich. „Du bist ganz offensichtlich ein sehr männlicher Typ.“

Verdammt. Was sollte er tun, wenn sie der Ansicht war, er solle seine Männlichkeit beweisen? Er sah sie an, und tatsächlich, sie schien äußerst interessiert zu sein.

Seufzend fuhr er über die Kreuzung und wendete, damit er sie nach Hause fahren konnte. „Suzanne, du bist wirklich eine erstaunliche Person, aber …“

„Das hört sich an wie aus einer dieser Reality-Shows.“

Ertappt. Er hatte diesen Spruch in einer Sendung für männliche Singles aufgeschnappt, die eine Partnerin suchten, und sich für alle Fälle gemerkt. Offenbar funktionierte diese Masche aber nur in solchen Shows. „Na gut, das war ein blöder Spruch.“ Er wartete auf eine Lücke im Verkehr und versuchte, sich etwas Besseres einfallen zu lassen.

„Du fährst mich nach Hause, nicht wahr?“

Er seufzte erneut. „Ich glaube nicht, dass wir beide füreinander bestimmt sind.“ Das klang genauso lahm. Jess war nicht besonders gut darin, jemandem einen Korb zu geben, denn er verletzte die Gefühle einer Frau nur ungern.

„Du warst entspannt, bis das Thema Sex aufkam.“

Er war nicht entspannt gewesen, sondern hatte nur so getan. Anscheinend hatte Suzanne es ihm abgekauft, und er wollte es nicht noch schlimmer machen, indem er ihr das gestand.

Suzanne warf den Kopf zurück. „Vielleicht ist an der Theorie dieser Dr. Astorbrooke doch etwas dran.“

Er musste diesen Schlag gegen seinen männlichen Stolz einstecken, denn andernfalls hätte er etwas Verletzendes erwidern müssen. Es war nicht Suzannes Schuld, dass es zwischen ihnen nicht gefunkt hatte. „Schon möglich.“

„Dann ist es wohl besser, du fährst mich nach Hause. Für jemanden, der unzulänglich ist, bin ich nicht zu haben.“

Erleichtert fädelte Jess sich in den Verkehr ein. „Tut mir Leid, dass es nicht geklappt hat.“

„Du könntest eine Therapie machen.“

„Ja, vielleicht sollte ich das.“ Er erwischte ein paar grüne Ampeln und setzte Suzanne im Nu vor ihrer Haustür ab.

Indirekt hatte Katie ihm heute Abend einen Gefallen getan. Bedanken würde er sich dafür jedoch nicht. Sie hatte sich auf ihn eingeschossen, und er wollte, dass das aufhörte.

Für den Kampf gerüstet, fuhr er zum Sender.

Katie Peterson begleitete Janice Astorbrooke während einer Werbepause aus dem Studio. Anschließend kehrte sie zurück, um das Studio für Jared Williams aufzuräumen, dessen Sendung Sport total! um zehn begann. Zufrieden mit sich packte sie ihre Notizen ein.

Die Wände des kleinen Lehmziegelgebäudes, das sie so liebte, mochten zwar tagsüber vibrieren, wenn das schwere Gerät der Baufirma im Einsatz war, aber heute Abend hatte sie ganz schön zurückgeschlagen. Sie fühlte sich wie eine Kriegerin, die ihren Grund und Boden verteidigte. Dies war ihr Haus, auch wenn es ihr nicht gehörte.

Sie hatte verstanden, weshalb ihr vom Kummer geplagter Großvater es nach dem Tod ihrer Großmutter verkauft hatte. Damals war Katie noch zur High School gegangen. Sie hatte Verständnis dafür gehabt, dass ihre Eltern, die in einer Vorortsiedlung lebten, es nicht wollten, obwohl es sehr hart war, im gleichen Jahr die Großmutter und das Haus zu verlieren. Katie hasste es, keine Kontrolle über wichtige Dinge in ihrem Leben zu haben. Als der Bauantrag gestellt und das Haus bedroht wurde, schwor sie sich, alles zu seiner Rettung Nötige zu tun.

Dr. Astorbrooke war ein echter Gewinn für ihre Kampagne gewesen. Der Zahl der Anrufer während der ersten Hälfte der Sendung nach zu urteilen, hatte das Thema heftige Diskussionen ausgelöst. Und davon lebte Katie. Die Einschaltquoten zu steigern und dabei gleichzeitig Harkins Construction anzugreifen, das war gute Arbeit.

Punkt zehn kam Jared ins Studio geschlendert. Er war ein großer schlaksiger Kerl mit Brille, der seine Frau Ruth und Sportstatistiken liebte, und zwar in dieser Reihenfolge.

Katie stand auf und drehte das Mikrofon zu ihm. „Hast du etwas von meiner Sendung mitbekommen?“

„Und ob.“ Jared setzte sich grinsend und griff nach dem Kopfhörer. „Nur damit das klar ist, ich habe kein Bedürfnis, Hochhäuser zu bauen.“

Katie lachte. „Das habe ich auch nicht angenommen. Ruth scheint mir eine sehr zufriedene Frau zu sein.“

„Ja, ihr hat deine Sendung auch gefallen. Sie saß noch am Radio, als ich losfuhr.“

„Richte ihr aus, dass ich ihre Unterstützung zu schätzen weiß. Jeder Hörer zählt.“

„Wird gemacht.“ Jared setzte sich die Kopfhörer auf. „Schönes Wochenende.“

„Danke.“ Katie winkte ihm zu und ging hinunter in die bescheidene Lobby des Senders.

„Tolle Sendung“, sagte Ava Dinsmore, die Praktikantin vom Pima College. Praktikanten wurden wegen des knappen Budgets gern genommen.

Ava kannte sich mit knappen Budgets aus. An ihrem zweiundzwanzigstens Geburtstag hatte sie beschlossen, ihren schlecht bezahlten Job aufzugeben und zu studieren. Sie mochte Piercings und wechselte gern die Haarfarbe, weshalb sie eher zum Radio passte als zum Fernsehen. Abgesehen davon, dass sie als Mädchen für alles fungierte, nahm sie morgens und abends die Anrufe entgegen.

„Du hattest jede Menge Anrufer“, berichtete sie.

„Ich weiß! War die Reaktion nicht klasse? Wir mussten sogar ein paar Ausdrücke rauspiepen. Es war herrlich.“

„Es gab auch persönliche Anrufe für dich.“ Ava nahm mehrere Notizzettel.

Katie machte keine Anstalten, sich die Zettel zu schnappen. Ava liebte dramatische Augenblicke, und dazu gehörte, dass sie die Mitteilungen laut vorlas, statt sie einfach weiterzureichen. Von Anfang an hatte Katie es bewundert, dass Ava trotz ihres Zungenpiercings eine sehr deutliche Aussprache hatte.

„Ganz oben auf der Prioritätenliste: ein Anruf von Edgecomb. Die Eigentümer sind stocksauer wegen der Sendung heute Abend. Sie befürchten, die Verhandlungen mit Livingston Development könnten scheitern.“

„Sehr gut! Dann kann Livingston sein kostbares Hochhaus woanders bauen.“

„Ja, zum Beispiel auf der anderen Seite von uns, so dass der Sender eingequetscht ist. Unser Signal wird jedenfalls nicht mehr zu empfangen sein.“

„Deshalb müssen wir sämtliche Bauarbeiten stoppen! Ich gebe mich noch nicht geschlagen.“

„Edgecomb will aber, dass du aufgibst. Er will, dass du zum ursprünglichen Sendeformat zurückkehrst – Sexspielzeuge, Vorspieltechniken, solche Sachen.“

„Gestern Abend habe ich zwei Sexfilme besprochen und eine Stripteasetänzerin interviewt.“

„Ich weiß.“ Avas stachelige Haare bewegten sich nicht, als sie nickte. „Aber zwischendurch attackierst du die Baustelle. Und heute Abend drehte sich die ganze Sendung darum. Edgecomb will, dass du damit aufhörst.“

„Das werden wir noch sehen.“ Für den Montagabend hatte Katie einen Gast eingeladen, der über die sexuelle Bedeutung von Eisenwaren wie Bolzen, Schrauben und Muttern sprechen sollte, was ihr die Gelegenheit zu weiteren Attacken gegen den Bau geben würde. Sie freute sich schon auf die Sendung.

„Edgecomb meint, du kannst dich so viel du willst über das Projekt auslassen – in deiner Freizeit.“ Avas rot geschminkte Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Eins muss ich dir ja zugute halten – ich hätte nie für möglich gehalten, dass es dir gelingt, Sex mit einer Baustelle in Verbindung zu bringen.“

„Für mich liegt das auf der Hand.“ Die Verbindung war leicht herzustellen gewesen, da Jess Harkins und Sex für sie untrennbar miteinander verbunden waren. Allerdings würde sie niemals jemandem im Sender verraten, dass sie einen persönlichen Groll gegen den Bauunternehmer hegte, den man mit dem Projekt beauftragt hatte.

„Ich würde zu gern Mäuschen spielen, wenn man dem Bauunternehmer erzählt, dass er in der Sendung heute Abend als Schlappschwanz bezeichnet worden ist.“

„Ich habe ihn nicht Schlappschwanz genannt.“ Katie lächelte verstohlen. „Das war Dr. Astorbrookes Theorie, nicht meine.“ Sie hoffte inständig, dass Jess von der Sendung erfuhr. Das geschah ihm ganz recht.

„Ja, mir ist aufgefallen, dass du dich geschickt davor gehütet hast.“ Avas Grinsen vertiefte sich. „Wirst du nun mit den Angriffen aufhören?“

Niemals, dachte Katie. „Ich werde mit Edgecomb reden.“ Sie schaute zur Uhr an der Wand. „Wie lauten die anderen Nachrichten?“

„Eine stammt von Cheryl.“ Ava las sie vor: „‚Gib’s ihnen, Katie! Lass uns morgen am üblichen Treffpunkt um sechs Margaritas trinken gehen.‘“ Ava sah auf. „Sie sagte noch mehr, aber das war es im Wesentlichen.“

„Gut. Danke.“

„Kann ich mitkommen?“

„Klar, warum nicht?“ Katie vermutete, dass Ava allmählich ihrer alten Clique entwuchs und sich nach neuen Freunden umschaute. Katie und ihre beste Freundin Cheryl, eine erfolgreiche Anwältin, erschienen Ava wohl interessanter.

„Toll! Danke.“

„Das wird lustig. Sonst noch irgendwelche Nachrichten?“

„Ah, ja. Deine Mutter will wissen, wieso du auf dem netten Harkins-Jungen herumhackst.“

„Oh.“ Offenbar hatte Ava sich diese Nachricht bewusst bis zum Schluss aufgespart, weil sie dahinter eine spannende Geschichte vermutete. Sie hatte einen sicheren Instinkt für so etwas.

Cheryl hinterließ vorsichtshalber keine allzu vertraulichen Nachrichten bei Ava, aber Katies Mutter schon. Sie hatte Jess immer gemocht und war außer sich gewesen, als Katie mit ihm Schluss gemacht hatte. Möglicherweise wollte sie sogar, dass die Leute im Sender erfuhren, dass er ein Exfreund war.

Ava musterte Katie neugierig. „Ich nehme an, sie meint den Typen, dem Harkins Construction gehört.“

„Hm, ja.“

„Deine Mom kennt ihn?“

Katie versuchte sich etwas einfallen zu lassen. Sie hatte verhindern wollen, dass jemand vom Sender von ihrer Verbindung zu Jess erfuhr, doch dank ihrer Mutter ahnte Ava etwas. Wenn Katie nichts sagte, würde Ava anfangen zu spekulieren, und das konnte noch schlimmer sein, als wenn sie die Wahrheit wusste.

Sie trat näher an den Schreibtisch und senkte die Stimme. „Hör zu, ich will nicht, dass es jeder weiß.“

„Du kannst dich auf mich verlassen.“ Avas dunkle Augen leuchteten.

„Ich meine es ernst. Wenn sich das herumspricht, könnte es ziemlich übel für mich werden.“

„Es wird sich nicht herumsprechen.“

„Gut.“ Sie musste darauf hoffen, dass Ava etwas an der Freundschaft und weiteren Einladungen zu Happy Hours mit Cheryl lag. „In meinem letzten Jahr auf der High School bin ich mit Jess Harkins gegangen.“

Ava stutzte. „Echt? Wow! Aber dann habt ihr euch wieder getrennt, oder?“

„Ja.“

„Und jetzt willst du dich rächen?“

„Nein.“ Katie redete sich ständig ein, dass es keine Rache war. Es ging eher um Gerechtigkeit und darum, etwas zu schützen, woran ihr Herz hing. „Es ist einer dieser verrückten Zufälle, die einem im Leben passieren.“

„Aber du hast gesagt, er würde seine sexuelle Unzulänglichkeit kompensieren, indem er dieses Hochhaus baut. Das klingt, als hättest du ein persönliches Interesse daran, ihm eins auszuwischen.“

„Nicht ich habe das behauptet, sondern Dr. Astorbrooke …“

„Ich weiß, ich weiß. Aber du hast sie in deine Sendung eingeladen. War er so schlecht im Bett?“

„Ava, darauf werde ich nicht antworten.“ Katie war es bewusst, dass sie durch ihren Versuch, Klatsch zu vermeiden, alles nur schlimmer gemacht hatte.

Ava lehnte sich zurück. „Du wirst mir also nicht verraten, weshalb eure Beziehung auseinander ging?“

„Nein. Tut mir Leid.“

„Deine Mutter weiß es wohl auch nicht, sonst hätte sie nicht gesagt, er sei ein netter Junge.“

Da war Katie nicht so sicher. Sehr viele Mütter wären überglücklich gewesen über Jesses Verhalten auf dem Abschlussball. Katie war jedoch zutiefst verletzt gewesen.

Sie hatte geglaubt, darüber hinweg zu sein, aber dann war das Harkins-Construction-Schild nebenan aufgetaucht. Die langfristigen Pläne von Livingston Development, den ganzen Straßenzug einschließlich des Hauses ihrer Großmutter abzureißen, waren übel genug. Dass Jess daran beteiligt war, setzte dem Ganzen jedoch die Krone auf. Sie fragte sich, ob er sich überhaupt noch daran erinnerte, dass das Haus ihren Großeltern gehört hatte.

Möglicherweise hatte sie es ihm nicht erzählt. Sie waren viel zu sehr mit Petting in seinem alten Ford beschäftigt gewesen, um sich über ihre Familien zu unterhalten. Katie erinnerte sich daran, dass sie das Gefühl gehabt hatte, ihr Leben endlich wieder im Griff zu haben, nachdem sie den Verlust ihrer Großmutter und des geliebten Hauses hatte verschmerzen müssen. Sie war überzeugt gewesen, dass sie alles schaffen konnte – Discjockey zu werden wie ihr Großvater, in Tucson zu bleiben, wo ihre Freunde waren, und ihre Jungfräulichkeit an Jess in jener Nacht des Abschlussballs zu verlieren.

Doch Jess, ihre erste Liebe, der Junge, von dem sie geglaubt hatte, er sei ebenso verrückt nach ihr wie ihr Großvater nach ihrer Großmutter verrückt gewesen war, hatte es abgelehnt, mit ihr zu schlafen. Erneut hatte sie dieses schreckliche Gefühl, die Kontrolle über etwas zu verlieren, was ihr wichtig war. Nie wieder wollte sie sich so verletzlich vorkommen.

„Ich kann verstehen, weshalb niemand wissen soll, dass er dein Freund war“, sagte Ava. „Keine Sorge. Ich werde dichthalten.“

„Dafür bin ich dir unendlich dankbar.“

„Kein Problem.“

Katie blieb keine andere Wahl, als Ava zu vertrauen. „Ich gehe dann. Wir sehen uns morgen um sechs bei ‚Jose’s‘. Du weißt, wo das ist, oder?“

„Natürlich.“

„Vielleicht können wir draußen auf der Terrasse sitzen.“

„Wenn ich zuerst da sein sollte, halte ich uns einen Tisch frei.“ Ava klang überglücklich, eingeladen zu sein, also würde sie der Versuchung, zu tratschen, vielleicht widerstehen.

„Das klingt gut.“ Katie ging zur Tür, einem antiken handgeschnitzten Stück aus Mexiko. Ihr Großvater hatte sie mit seinem Pick-up aus Nogales mitgebracht, zusammen mit mehreren Innentüren, die ebenfalls mit Schnitzereien verziert waren. Es sollte ein besonderes Geschenk für ihre Großmutter sein. Er machte ständig solche Sachen, um ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebte. Und sie war genauso gewesen – sie bereitete ihm sein Lieblingsdessert zu und suchte auf Flohmärkten nach alten LPs, die er sammelte. Die beiden hatten eine ganz besondere Beziehung gehabt.

Bevor Katie die Hand um den Türknopf legen konnte, wurde er mit einem leisen Klicken gedreht. Eine dunkle Vorahnung jagte ihr einen Schauer über den Rücken, als die Tür aufging. Sekunden später blickte Katie in vertraute braune Augen, die vor Wut blitzten, und ihr Herz raste genauso wie damals auf der High School.

Jess Harkins hatte die Sendung heute Abend gehört.

2. KAPITEL

Jess hatte Katie seit dreizehn Jahren nicht persönlich gesehen. Aber an Fotos von ihr war er bei seinen Fahrten durch die Stadt unzählige Male vorbeigekommen. Schon mehrmals hatte er erotische Träume von der Katie auf den Reklametafeln gehabt, und wahrscheinlich war er nicht der einzige Mann, dem es so erging.

Die Katie auf der Reklametafel räkelte sich in einer engen schwarzen Hose und einer schwarzen Bluse mit tiefem Ausschnitt auf einer roten Samtcouch. Ihre blonden Haare umrahmten ein Gesicht, dessen Ausdruck heißen Sex verhieß. Wenn sie ihn auf diese Weise beim Abschlussball angesehen hätte, wäre er nicht in der Lage gewesen, ihr zu widerstehen. Mit achtzehn jedoch hatte auch sie die für diesen Blick nötige Erfahrung noch nicht besessen.

Die Katie aus der Realität trug einen eleganten grauen Hosenanzug und hatte die Haare hochgesteckt. Ihre Miene hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem sinnlichen Gesichtsausdruck auf den Reklametafeln. Sie wirkte eher alarmiert. Und das sollte sie auch sein.

Allerdings fiel es ihm jetzt, wo er vor ihr stand, sehr schwer, die richtigen Worte zu finden. Damit hätte er rechnen müssen, denn Reden war nie seine Stärke gewesen. Katie dagegen hatte sich immer sehr gut ausdrücken können – sie war Klassensprecherin und Leiterin des Debattierclubs gewesen.

„Wir …“ Er räusperte sich. „Wir müssen miteinander reden.“

„Dann redet“, meldete sich eine Frau mit stacheliger Frisur am Empfang zu Wort. „Kümmert euch nicht weiter um mich.“

Jess hatte vollkommen vergessen, dass noch jemand anderes da war. Anscheinend hatte Katie noch immer diese Wirkung auf ihn, dass er außer ihr nichts mehr wahrnahm. Das war eine unwillkommene Entdeckung. Er wollte die Oberhand behalten, und dass Katie ihn aus dem Konzept brachte, war nicht besonders hilfreich.

Katie sah zur Rezeptionistin. „Ava, das ist Jess Harkins, ein alter Freund von der High School. Jess, das ist Ava Dinsmore, unsere Praktikantin vom Pima College.“

„Freut mich, Sie kennen zu lernen“, sagte Jess.

„Gleichfalls.“ Ava musterte ihn interessiert.

„Ich glaube, ich habe einige Unterlagen im Konferenzraum liegen lassen“, wandte Katie sich an Ava. „Würdest du bitte nachsehen, ob sie dort sind?“

„Das würde ich gern, aber ich bleibe lieber beim Telefon. Wir bekommen wegen Jareds Sendung freitagabends immer viele Anrufe.“

„Dann werde ich selbst nachsehen. Jess, komm doch mit, wir können uns unterwegs unterhalten.“

„Es wird nicht lange dauern.“ Er sah Katie in die Augen und fühlte sich um dreizehn Jahre zurückversetzt. Ehe er noch etwas sagen konnte, hatte sie sich umgedreht und eilte den Flur entlang. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.

Katie blieb vor einer offenen Tür stehen und wartete auf ihn. Er zögerte, ehe er an ihr vorbei in den Raum ging. So, wie sie das Kommando übernahm, hätte jeder Außenstehende meinen können, dass sie diese Begegnung herbeigeführt hatte. Er musste dringend das Kräfteverhältnis wieder umkehren, doch kaum atmete er ihr Parfüm ein – es war der gleiche zarte Duft mit Citrusnote, den sie früher benutzt hatte –, da hörte sein Verstand auf zu arbeiten.

Statt die beste Angriffstaktik zu planen, fragte Jess sich, ob Katie mit jemandem zusammen war. Sie trug keinen Ring, das war ihm gleich aufgefallen, obwohl es dumm war, darauf zu achten. Ihre Bemerkungen während der Sendung hatten deutlich gemacht, wie sehr sie ihn verachtete.

Konzentriere dich, befahl er sich. Das konnte er. Harkins Construction, in sieben Jahren aus dem Nichts aufgebaut, war der beste Beweis für seine Konzentrationsfähigkeit und Überzeugungskraft. Obwohl er kein großer Redner war, war es ihm irgendwie gelungen, die Kreditabteilung zu überzeugen, auf ihn zu setzen. Dabei hatte er außer seinem Willen zum Erfolg keine Sicherheiten anzubieten gehabt.

Der Konferenzraum hatte zwei Fenster, die mit Fensterläden verschlossen waren. Die eine Wand schmückte ein Wüstengemälde, und der große Eichentisch in der Mitte sah aus, als käme er von einer Hacienda. Jess konnte sich gut vorstellen, dass Katie gern in dem alten Lehmziegelhaus arbeitete. Sie liebte den Südwesten Amerikas.

Als sich die Tür schloss, drehte er sich um. Zum ersten Mal seit dem Abschlussball waren Katie und er allein. Und genau wie in jener Nacht wusste er nicht, was er sagen sollte.

Während sie sich so nah gegenüberstanden, pochte Katies Herz heftig. Sie war schon immer von Jesses Mund fasziniert gewesen. Es war früher so wundervoll gewesen, an seiner Unterlippe zu knabbern, und als er ihre Brüste geküsst hatte, hatte sie sich wie im Himmel gefühlt.

Sie wandte den Blick ab von seinem verlockenden Mund. Dies war nicht der geeignete Zeitpunkt, um daran zu denken, wie gern sie mit Jess herumgemacht hatte. Mit ihm auf dem Rücksitz eines Autos hatte sie alles andere vergessen. Seinetwegen war sie oft genug zu spät nach Hause gekommen.

„Ich nehme an, du bist wegen meiner Bemerkungen im Radio sauer“, sagte sie.

„Ja, besonders wegen der heute Abend. Du machst eine persönliche Angelegenheit daraus, und das gefällt mir nicht.“

Sie hielt seinem Blick stand, doch innerlich zitterte sie. Da sie nicht wollte, dass er es merkte, hielt sie sich an einer Stuhllehne fest. „Zu schade. Ich sag halt, wie es ist.“

„Ich kompensiere mit meinen Hochhäusern nichts, Katie.“

„Die Experten sehen das anders.“

Er seufzte. „Bitte verrate mir, warum du das tust.“

Sein Seufzen ließ sie fast wieder schwach werden. Als sie zusammen gewesen waren, hatte dieses tiefe Seufzen stets den Wunsch in ihr geweckt, ihn in den Arm zu nehmen und zu trösten. Manchmal hatte Jess den Eindruck gemacht, als trüge er die Last der Welt auf seinen Schultern, und Katie hatte seine Sorgen vertreiben wollen. Doch Seufzer hin oder her, er blieb der Mann, der ihr Erbe zerstörte.

„Ich will dieses wunderschöne alte Lehmziegelhaus vor der Abrissbirne retten“, erklärte sie.

„Mir scheint mehr dahinter zu stecken.“ Er räusperte sich erneut. „Ich glaube, du bist immer noch wütend auf mich wegen des Abschlussballs.“

„Das bin ich nicht“, log sie. „Das ist doch schon Ewigkeiten her.“ Und noch immer konnte sie sich nur allzu gut daran erinnern, wie sie mit Jess im Auto gesessen hatte.

„Aber deine Angriffe heute Abend richteten sich direkt gegen mich, nicht gegen das Bauprojekt. Sag nicht, du glaubst tatsächlich, dass ich das Hochhaus baue, weil ich sexuelle Probleme habe.“

Sie fühlte sich in die Enge getrieben, daher sagte sie das Erstbeste, was ihr in den Sinn kam: „Das ist doch durchaus möglich, oder? Nicht, dass es mich noch interessiert, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass du nicht zu Ende bringst, was du anfängst.“

Er kam einen Schritt näher. „Du hast keine Ahnung, wovon du redest.“

„Oh, doch.“ Sie wich nicht zurück, um ihm nicht zu zeigen, dass er sie einschüchterte.

Angesichts seiner erotischen Ausstrahlung bezweifelte sie stark, dass er mit dem Bau des Hochhauses irgendetwas kompensierte. Um ehrlich zu sein, es war durchaus möglich, dass sie unbewusst darauf gehofft hatte, ihre Sticheleien würden ihn dazu bringen, bei ihr im Sender aufzutauchen.

Er kam noch näher. „Im Gegensatz zu dem, was du denkst, und trotz allem, was vor dreizehn Jahren geschehen ist, habe ich keine Probleme mit Sex.“

„Das kann ich nicht bestätigen.“ Sie nahm sein Aftershave wahr und erinnerte sich daran, wie sehr sie seinen Duft immer gemocht hatte.

„Was genau willst du von mir, Katie?“

Sie wollte, dass er sie küsste, was völlig unsinnig war, denn was wäre damit erreicht? „Ich will, dass du den Bau stoppst.“

„Das wird nicht passieren, und das weißt du. Du und die Demonstranten, ihr habt den Kampf verloren. Das Haus wird gebaut, auch wenn du mich noch so sehr verspottest.“

„Die öffentliche Meinung kann eine starke Macht sein. Ich arbeite daran, sie auf meine Seite zu bekommen.“

„Viel Glück. Ich beabsichtige, dieses Gebäude hochzubringen.“

Katie sah ihn an und dachte daran, wie seidig sich seine braunen Haare angefühlt hatten, wenn sie mit den Fingern hindurchgefahren war. Sie musste die Stuhllehne umklammern, um nicht die Hand nach ihm auszustrecken. „Du müsstest dich mal hören. Du beabsichtigst, dieses Gebäude hochzubringen – wenn das keine Sexualsymbolik ist!“

„Es ist nur ein Gebäude.“ Etwas flackerte in seinen Augen auf. „Das hier ist Sex.“ Er packte ihre Schultern und küsste Katie leidenschaftlich. Dann ließ er sie so abrupt wieder los, dass sie schwankte.

Unfähig, irgendetwas zu herauszubringen – ein ungewöhnlicher Zustand für sie –, starrte sie ihn an und rang nach Atem. Einen langen Moment sahen sie einander nur an.

„Verdammt, Katie.“ Seine Stimme war sanft wie eine Liebkosung.

„Verdammter Kerl“, erwiderte sie ebenso sanft.

„Du hast mich früher um den Verstand gebracht.“

Sie schluckte. „Aber nicht genug.“

„Aha, es geht also doch um den Abschlussball.“

Jetzt konnte sie es nicht mehr gut abstreiten, schon gar nicht, wenn sie sich nach einem weiteren Kuss sehnte. Und nicht nur danach. Nein, sie war kein bisschen über ihn hinweg.

„Es war nicht der richtige Ort, Katie. Und dieser ist es auch nicht, wenn ich es mir genau überlege.“ Er wich zurück und griff nach dem Türknopf.

Katie lehnte sich gegen den Tisch, um Halt zu finden. „Du gehst?“

„Du liebe Zeit, wir befinden uns im Konferenzzimmer von KRZE.“

„Und die Tür kann man abschließen.“

Er zögerte, als denke er darüber nach. Dann schüttelte er den Kopf. „Aber ich würde dich gern wiedersehen. Ich glaube …“

„Damit du mir erst Hoffnungen machen und mich anschließend zurückweisen kannst? Von wegen!“

„Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht küssen.“

„Keine Sorge, es wird nicht wieder passieren.“ Sie schlang schützend die Arme um sich. „Ich hätte wissen müssen, dass sich nichts geändert hat.“

„Unsinn, alles hat sich geändert.“

„Nicht, was dich und mich angeht. Aus irgendeinem Grund macht es dir Spaß, Hoffnungen in mir zu wecken, nur um dann zu verschwinden.“

„Damals waren wir fast noch Kinder! Heute ist das anders.“

„Ach ja?“

Er sah sie lange an. „Ja, da ist es. Und ich werde einen Weg finden, es dir zu beweisen.“ Damit öffnete er die Tür, ging hinaus und schloss sie leise wieder hinter sich.

Benommen blickte Katie auf die kunstvollen Verzierungen der Tür, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Du lieber Himmel, wenn Jess bereit gewesen wäre, hätte sie ihn ein weiteres Mal geküsst. Womöglich hätte sie auch noch mehr getan. Wie dumm sie doch war!

Der Raum war nicht schallisoliert, und Ava lauschte bestimmt neugierig. Aber vermutlich hätte sie nichts gehört. Die Tür war schwer, die Wände waren dick. Doch wenn Katie und Jess miteinander geschlafen hätten, hätte sie es wahrscheinlich irgendwie mitbekommen.

Nur Jesses Zürückweisung hatte Katie davor bewahrt, ihren Job zu riskieren. Edgecomb würde sofort ihre Sendung absetzen, wenn er herausfände, was in seinem Konferenzzimmer vor sich gegangen war, noch dazu mit dem Besitzer von Harkins Construction. Und sie hätte es nicht anders verdient.

Jess hatte also die richtige Entscheidung getroffen, nur bedeutete das nicht, dass er kein Mistkerl war. Er hätte wenigstens versuchen müssen, sie zu verführen, damit sie die Chance hatte, die Sache abzubrechen. Was sie höchstwahrscheinlich nicht getan hätte, aber darum ging es nicht. Sie war fertig mit ihm.

Er mochte zwar der Mann sein, der ihr Verlangen mit einer einzigen leichten Berührung weckte. Er mochte noch besser aussehen als in seiner Jugend – muskulöser und mit einer tiefen, sexy Stimme, die ihr sinnliche Schauer über den Rücken jagte. Doch all das spielte keine Rolle, denn er begehrte sie nicht so, wie ihr Großvater ihre Großmutter begehrt hatte.

Männer sollten die Opfer ihrer Hormone sein, nicht vom Verstand geleitet. Wieso musste ausgerechnet Jess die Ausnahme bilden?

3. KAPITEL

Gegen sechs am Samstagabend lag die Temperatur auf der Terrasse von Katies mexikanischem Lieblingsrestaurant um die fünfundzwanzig Grad – genau richtig, um Margaritas zu schlürfen. In der Wüste gab es kein buntes Herbstlaub, dafür aber warme Oktoberabende und Tequila.

Ava saß an einem Tisch beim Springbrunnen. Für diesen Anlass trug sie ein schwarzes T-Shirt mit rundem Ausschnitt, dazu einen langen schwarzen Rock und Springerstiefel.

„Dieser Tisch ist eine gute Wahl.“ Katie setzte sich ihr gegenüber. „Dies ist mein Lieblingsplatz. Man kann das Wasser plätschern hören.“

„Plätscherndes Wasser erzeugt negative Ionen“, entgegnete Ava. „Und negative Ionen heben die Stimmung.“

„Das kann ich brauchen.“ Katie winkte den Kellner heran. „Und eine Margarita.“

Ava nickte. „Ich habe gemerkt, wie genervt du gestern Abend warst, als du gegangen bist.“

„Ja, tut mir Leid, dass ich so kurz angebunden war.“

„Ist schon gut, das verstehe ich.“

„Es war eine heikle Situation. Ich …“ Katie hielt inne, da der Kellner an ihren Tisch kam.

Er stutzte. „Sind Sie nicht Crazy Katie?“

„Ja.“ Katie war es gewohnt, gelegentlich erkannt zu werden, aber heute passierte es ziemlich oft. Jeder wollte ihr etwas zu ihrer Sendung von Freitagabend sagen. Immerhin hatte sie das von ihren Gedanken an Jess abgelenkt.

„Meine Freunde und ich finden das Gebäude auch blöd.“ Er zwinkerte. „Wir gehören nicht zu den Kerlen, die sich beweisen müssen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

„Das höre ich gern. Je mehr Unterstützung ich finde, umso besser.“

„Ich kenne viele Leute, die hinter Ihnen stehen“, sagte der Kellner. „ Also, was wünschen die Ladys zu trinken?“

„Zwei Margaritas“, antwortete Katie. „Ich lade dich ein, Ava.“

„Oh, das musst du nicht.“

„Aber du studierst nebenbei. Ich weiß, wie es ist, wenig Geld zu haben. Wenn du richtig verdienst, kannst du dich gern revanchieren.“

„Einverstanden.“ Ava schien sich sehr über die Aussicht auf eine dauerhafte Freundschaft mit Katie zu freuen. Nachdem der Kellner gegangen war, beugte sie sich über den Tisch. „Wirst du oft erkannt?“

„Nur gelegentlich. Heute sind mehr Leute als sonst zu mir gekommen und haben etwas zu meiner Sendung gesagt. Das ist gut, denn ich brauche Munition gegen Edgecomb.“

„Allerdings. Und wie ist die Situation mit deinem Ex? Findest du immer noch, dass er ein Mistkerl ist?“

„Ja.“ Katie hatte damit gerechnet, dass dieses Thema zur Sp...

Autor

Vicki Lewis Thompson

Eine Karriere als Liebesroman – Autorin hat Vicki Lewis Thompson viele wunderbare Dinge eingebracht: den New York Times Bestsellerstatus, einen Fernsehauftritt, den Nora – Roberts – Lifetime – Achievement Award, Tausende Leser und viele gute Freunde. Ihre Karriere hat ihr ebenso Arbeit eingebracht, die sie liebt. Sie hat mehr als...

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Jacquie D´Alessandro
Jacquie D'Alessandro wuchs in Long Island auf und verliebte sich schon in jungen Jahren in Liebesromane. Sie träumte immer davon, von einem schneidigen Schurken auf einem lebhaften Hengst entführt zu werden. Als jedoch Joe, ihr zukünftiger Ehemann, zum erste Mal auftauchte, hatte sein Erscheinungsbild nur wenig mit ihren Träumen zu...
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Kristin Hardy
Kristin Hardy studierte Geologie und Physik und arbeitete nach ihrem Abschluss in Connecticut im Auftrag der NASA an der Entwicklung eines Telekops mit, dass mittlerweile die Erde umkreist. Doch der Drang zu schreiben wuchs.
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