Tiffany hot & sexy Band 20

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Ein brennend heißer Fall von SHALVIS, JILL
Die schöne Bella fährt auf einer Achterbahn der Gefühle: Erst findet sie einen Toten vor ihrer Tür - und dann entpuppt sich der zuständige Detective Jacob Madden als ihr aufregender Lover, aus dessen Bett sie sich gerade erst davongeschlichen hat …

Cowboys sind zum Küssen da von THOMPSON, VICKI LEWIS
Unwiderstehlich - dieser Cowboy mit nacktem Oberkörper! Heißes Verlangen packt die Fotografin Dominique, als der attraktive Nick Chance vor ihrer Kamera posiert. Doch Vorsicht - er scheint die Frau fürs Leben zu suchen, während sie eigentlich nur eins will: Sex mit ihm!

Vom Schreibtisch ins Himmelbett von CARRINGTON, TORI
Bryna würde alles geben, um den Familienbetrieb zu retten. Alles? Der Geschäftsmann Caleb Payne will mehr als ihr Geld: Er will ihren Körper! Bryna ist schockiert. Und fasziniert - denn Caleb hat nicht nur unternehmerische, sondern auch überwältigende erotische Qualitäten


  • Erscheinungstag 09.07.2011
  • Bandnummer 0020
  • ISBN / Artikelnummer 9783863492342
  • Seitenanzahl 304
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

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IMPRESSUM

TIFFANY HOT & SEXY erscheint alle zwei Monate im CORA Verlag GmbH & Co. KG

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CORA Verlag GmbH & Co. KG ist ein Unternehmen der Harlequin Enterprises Ltd., Kanada

Geschäftsführung:

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Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

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Lektorat/Textredaktion:

Anja Ruppel

Produktion:

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Grafik:

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Vertrieb:

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Anzeigen:

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Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

 

© 2010 by Vicki Lewis Thompson

Originaltitel: „Wanted!“

erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

in der Reihe: BLAZE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Johannes Heitmann

© 2010 by Jill Shalvis

Originaltitel: „The Heat Is On“

erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

in der Reihe: BLAZE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Andrea Cieslak

© 2010 by Lori Karayianni & Tony Karayianni

Originaltitel: „Private Sessions“

erschienen bei: Harlequin enterprises Ltd., Toronto

in der Reihe: BLAZE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Christian Trautmann

Fotos: mauritius images

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: TIFFANY HOT & SEXY

Band 20 (4) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Veröffentlicht als eBook in 08/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86349-234-2

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

TIFFANY HOT & SEXY-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY SEXY

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Vicki Lewis Thompson

Cowboys sind zum Küssen da

PROLOG

Mai, 1937

In der Chance-Sippe haben die Männer Glück, wenn es drauf ankommt.

Archibald Chance saß mit ein paar dem Glücksspiel durchaus zugeneigten Gesellen im Hinterzimmer einer Bar in Jackson, Wyoming, an einem Spieltisch. Leise sagte er das Motto seines Vaters vor sich hin, während er seinen letzten Dollar einsetzte. Sein Kumpel Seth hatte eine wertlose Ranch mit Namen „Double Zero“ als Einsatz ins Spiel gebracht, weil er sonst nichts mehr besaß, was irgendeinen Wert hatte.

Als das Spiel beendet war, besaß Archie das heruntergekommene Grundstück, gerade noch genug Treibstoff, um dort hinzugelangen, und ein paar lausige Dollar.

Seth jedoch war völlig pleite und würde von nun an von dem Wenigen leben müssen, was seine Schwester Eleanor als Näherin verdiente, bis er eine Arbeit fand oder sich zu Tode getrunken hatte.

So etwas wollte Archie seinem Freund nicht antun. Außerdem war da noch Eleanor. Archie machte ihr schon seit Monaten den Hof, und er vermutete, dass sie ihn auch sehr mochte. Das wollte er nicht aufgeben.

Er legte Seth einen Arm um die hängenden Schultern. „Du kommst mit Eleanor auf die Ranch und arbeitest für mich. Vorerst kann ich dich nicht bezahlen, aber zumindest habt ihr ein Dach über dem Kopf. Gemeinsam werden wir die Ranch wieder auf Vordermann bringen.“

Zweifelnd sah Seth ihn an. „Bestimmt leckt es durchs Dach. Die Double Zero ist in ziemlich schlimmem Zustand. Seit Jahren lebt dort niemand mehr.“

„Das bringen wir alles wieder in Ordnung. Komm schon, Seth, du bist arbeitslos, und ich bekomme zurzeit als Zimmermann auch kaum Aufträge. Da können wir es genauso gut auch als Rancher versuchen.“

„Wir auf einer Ranch?“ Seth lachte. „Wir haben ja nicht mal Kühe.“

„Mach dir wegen der Details keine Sorgen. So wie ich es sehe, ist es unsere letzte Chance. Von jetzt an soll die Ranch ‚Last Chance Ranch‘ heißen. Was meinst du?“

„Ich glaube, du spinnst, aber was soll’s? Ich komme mit. Allerdings kann ich nicht sagen, was Eleanor davon hält.“

„Sie wird auch mitkommen.“

„Wie kannst du da so sicher sein, Archie?“

„Weil ich sie bitten werde, mich zu heiraten.“

1. KAPITEL

Gegenwart

Nick Chance kochte vor Wut. Es gab überhaupt keinen Grund dafür, diesen felsigen Abschnitt der Last Chance Ranch einzuzäunen. Als Weide war das Gelände nicht geeignet, und für eine Koppel lag es viel zu weit von der Scheune entfernt.

Aber sein großer Bruder Jack hatte es sich nun mal in den Kopf gesetzt, dort einen Zaun zu ziehen. „Nur für alle Fälle“, so hatte er es genannt, falls sie es eines Tages brauchten.

Damit konnte Nick seinen freien Tag vergessen. Jack war aufgefallen, dass Nick heute als Tierarzt keinerlei Verpflichtungen hatte, weder auf der Ranch noch sonst irgendwo im Tal, daher hatte er Nick dazu verdonnert, Pfahllöcher zu graben.

Nick hätte seinem Bruder fast gesagt, wohin er sich die Pfähle stecken konnte, aber es brachte nichts, sich mit Jack anzulegen. Jack war zu sich selbst noch härter als zu allen anderen.

An dem Autounfall, bei dem im letzten Herbst ihr Dad ums Leben gekommen war, trug Jack keine Schuld, doch niemand konnte ihn davon überzeugen, dass es tatsächlich auch so war.

Daher fuhr Nicholas Chance, Doktor der Veterinärmedizin, jetzt im alten Truck über die Ranch, um irgendwo Löcher für Zaunpfähle zu graben.

Egal, dachte er, dann tue ich eben etwas für meine Sonnenbräune.

Er stieg aus, zog sich das Hemd aus und warf es auf die Ladefläche. Dann holte er sich die Arbeitshandschuhe vom Armaturenbrett.

Bevor er die Pfähle von der Ladefläche lud, blieb er noch einen Moment an den Truck gelehnt stehen und genoss die Aussicht über die Weiden und Hügel bis zu den Bergen.

Es roch nach frischer Erde und feuchten Piniennadeln. Die Junisonne schien, doch ihre Wärme reichte noch nicht aus, um den Schnee auf den gezackten Bergspitzen schmelzen zu lassen.

Nick würde sich an diesem Anblick niemals sattsehen.

Er musste lächeln, weil er sich daran erinnerte, wie Jack früher an der Koppel gelehnt und dem damals zehnjährigen Nick und dem neunjährigen Gabe erklärt hatte, die Tetonberge seien von einem Franzosen so benannt worden und Teton sei das französische Wort für Titten. Nick und Gabe hatten vor Lachen am Boden gelegen, doch Jack hatte mit seinen vierzehn Jahren sehr ernsthaft erklärt, eines Tages würden sie dieses Thema faszinierend und nicht mehr zum Schreien komisch finden.

Lächelnd schüttelte Nick jetzt den Kopf. Wie immer hatte Jack recht behalten, obwohl Nick bei einer Frau eher auf die Beine achtete als auf die Brüste. Gabe dagegen bevorzugte Frauen mit großer Oberweite. Jack eigentlich auch, doch in letzter Zeit schien er jedes Interesse an irgendwelchen Vergnügungen in dieser Richtung verloren zu haben.

Nick dagegen ging gern mit Frauen aus, im Moment hatte er allerdings keine feste Freundin, und da Jack sie alle wie ein Sklaventreiber mit Arbeit überhäufte, blieb ihm auch keine Gelegenheit, eine neue Beziehung aufzubauen.

Seufzend stieß Nick sich vom Truck ab und richtete sich auf. Jacks Mom hatte Mann und Kind verlassen, als Jack noch ein Kleinkind war. Umso tiefer hatte ihn der Tod seines Dads getroffen. Obwohl Nicks und Gabes leibliche Mutter auch Jack wie ihren eigenen Sohn behandelt und ihm alle Liebe geschenkt hatte, hatte Jack niemals vergessen, dass Sarah Chance seine Stiefmutter war.

Nick konnte nachvollziehen, dass Jack seine Sorgen nicht von einem Tag auf den nächsten vergessen konnte, aber wenn sich nicht bald etwas änderte, würde Nick einschreiten müssen. Laut Testament stand die Ranch unter Jacks Verantwortung, aber Nick, Gabe und ihrer Mutter Sarah gehörten auch jeweils ein Viertel der Ranch und damit ein Mitspracherecht.

Sie waren sich alle einig, ihren Anteil nicht zu verkaufen, obwohl der Wert der Ranch mittlerweile immens hoch war. In der gesamten Region von Jackson gab es kaum noch Privatbesitz, und damit war die Last Chance Ranch ein Vermögen wert. Doch sie stand nicht zum Verkauf.

Die Arbeitsplätze auf der Ranch waren sicher, und die Angestellten arbeiteten und lebten gern hier. Seit einiger Zeit wurden auf der Last Chance Pferde statt Rinder gezüchtet, doch heutzutage war es für jede Privatranch schwierig, gewinnbringend zu arbeiten.

Jack stellte sich dieser Herausforderung, indem er von allen zu erwarten schien, dass sie täglich zwölf bis fünfzehn Stunden schufteten.

Es dauert nicht mehr lange, bis unsere Hilfsarbeiter eine Meuterei anzetteln, dachte Nick, und der Vorarbeiter kündigt bald, wenn sich nichts ändert.

Gabe hat Glück, dachte Nick, während er das Gerät zum Ausheben der Löcher von der Ladefläche holte. Durch seine Reitwettbewerbe hat er eine Entschuldigung, den Großteil des Sommers unterwegs zu sein. Gabe war von allen drei Brüdern der beste Reiter, und indem er an solchen Wettkämpfen teilnahm, betrieb er die beste Werbung für die Pferde der Last Chance Ranch.

Und er brauchte sich nicht mit Jack und seinen Launen abzugeben.

Seufzend zog Nick einen der Markierungsstäbe, die Jack gesetzt hatte, aus der Erde und rammte den Erdlochausheber in den Boden.

Als er zehn Pfähle gesetzt hatte, glaubte Nick, so viele Steine ausgegraben zu haben, dass es fürs ganze Leben reichte. Er hatte sie zu einem meterhohen Stapel angehäuft. Für ihn sah es aus wie ein Denkmal für Dummheit.

Er war verschwitzt und gelangweilt. Körperliche Arbeit machte ihm nichts aus, aber als Tierarzt fand er geistig anspruchsvolle Arbeit weitaus interessanter als körperliche.

Entnervt rammte er den Ausheber in den Boden, zog die Arbeitshandschuhe aus und steckte sie sich hinten in die Hosentasche. Dann zog er aus der anderen Tasche ein blaues Tuch, nahm sich den Cowboyhut ab und wischte sich übers Gesicht. Anschließend zählte er die übrigen Markierungspunkte, um herauszufinden, wie viele Löcher er noch graben musste.

In diesem Moment entdeckte er sie.

Sie stand knapp sieben Meter entfernt auf dem Weg und sah ihn an. Ganz langsam ließ sie die große Kamera mit Zoomobjektiv sinken, doch Nick vermutete, dass sie bereits Fotos von ihm geschossen hatte.

Wenn sie den Mut hat, einen völlig Fremden ohne Einwilligung zu fotografieren, dachte Nick, dann kann ich sie auch von Kopf bis Fuß mustern, ohne mich wie ein Macho zu fühlen.

Sie war über eins siebzig groß und trug modische braune Boots, dazu einen weiten ockerfarbenen Rock und eine hellgelbe ärmellose Bluse. Bluse und Rock waren vorn durchgeknöpft, und Nick schämte sich ein bisschen, weil er sofort daran dachte, wie leicht man diese Knöpfe öffnen konnte.

Ihr kurzes welliges Haar war braun und schimmerte im Sonnenlicht in allen möglichen bronzefarbenen Schattierungen.

Die Frau war zu weit entfernt, als dass Nick ihre Augenfarbe erkennen konnte, doch er sah, dass sie schön war. Sie hatte hohe Wangenknochen, eine schmale Nase und volle Lippen. Als Ohrringe trug sie große goldene Kreolen.

Über einer Schulter hing ein brauner Lederrucksack.

Eigentlich hätte Nick gedacht, dass sie die Kamera jetzt wegpackte, nachdem sie dabei ertappt worden war, wie sie die Einheimischen fotografierte, als seien es exotische Wildtiere. Doch sie verblüffte ihn, indem sie die Kamera lächelnd wieder vor die Augen hob.

Nick konnte der Versuchung nicht widerstehen. Grinsend spannte er abwechselnd Brustmuskeln und Bizeps an.

Ihr ganzes Leben lang war Dominique Jeffries dafür kritisiert worden, sie sei zu impulsiv. In den zwei Jahren als Hermans Freundin hatte sie gelernt, sich zu beherrschen. Doch jetzt war sie nicht mehr mit Herman zusammen, weil der sie zugunsten der Tochter seines Chefs hatte fallen lassen, und Dominique fragte sich, ob sie es verlernt hatte, impulsiv zu sein.

Zumindest bin ich jetzt hier, dachte sie. Nachdem ihr Ex sie so gedemütigt hatte, hatte sie nur noch weg gewollt. Für ihren Spontanurlaub hatte sie sich den Ort ausgesucht, von dem sie seit ihrer Kindheit träumte: den Wilden Westen.

Insgeheim hoffte sie auch, hier einem richtigen Cowboy zu begegnen, mit dem sie ihr Selbstwertgefühl wieder ein bisschen aufbessern konnte. Diese Reise nach Wyoming war eine Art Test, um zu prüfen, ob es die Dominique von früher noch irgendwo in ihr gab und ob man sie wieder zum Vorschein bringen konnte.

Dieser Cowboy dort würde ihr den Beweis dazu liefern. Sie musste herausfinden, ob sie noch spontan sein konnte. Allerdings würde sie nichts tun, womit sie die Zukunft ihres kleinen Fotostudios in Indianapolis gefährdete. Auch Spontaneität hatte Grenzen.

Sie gab es nur ungern zu, aber ausgerechnet Herman war es gewesen, der ihr geholfen hatte, zum ersten Mal in ihrem Leben finanziell unabhängig zu sein. Durch ihn hatte sie erkannt, dass es sich nicht schlecht anfühlte, ein bisschen Geld auf dem Konto zu haben.

Heute jedoch ging es ihr um völlig andere Gefühle. Der Cowboy dort brachte sie mit seinem Posing zum Lachen. „Hübscher Anblick“, rief sie ihm zu. „Kann ich mal die Rückseite sehen?“

Er wandte sich um und präsentierte ihr den knackigen Hintern und die beeindruckendsten Rückenmuskeln, die sie seit Jahren gesehen hatte.

Herman hatte nie viel von Fitness gehalten.

Sie schoss noch ein paar Fotos, aber letztlich war sie nicht nur zum Fotografieren hier. Die Kamera sollte ihr lediglich dabei helfen, das Eis zu brechen.

Andererseits brachte dieser Cowboy mit seinem nackten Oberkörper zweifellos jedes Eis spielend leicht zum Schmelzen.

Unfassbar, dass sie gleich an ihrem ersten Tag hier so ein Prachtexemplar entdeckte! Dieser Mann war das genaue Gegenteil von Herman. Dominique war zwei Jahre lang sehr artig gewesen, und was hatte es ihr gebracht? Herman hatte sie verlassen.

Jetzt wollte sie zur Abwechslung mal nicht mehr brav sein.

„Haben Sie, was Sie brauchen?“, fragte er.

Noch nicht ganz, aber Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, dachte sie. „Ja, vielen Dank.“

Er wandte sich ihr wieder zu. „Ich sollte Ihnen danken. Sie haben mir Anlass für eine Pause beim stumpfsinnigen Pfahllochgraben gegeben.“

„Gern geschehen.“ Sie schraubte das Objektiv von der Kamera ab und verstaute alles wieder im Rucksack, bevor sie zu dem Cowboy ging. „Ich mache hier Ferien.“

„Tatsächlich?“

Sie musste lachen. „Ich weiß. Schwer zu glauben, zumal ich im Moment sicher wie jemand aus dem Jackson Hole aussehe.“

„Kommt drauf an.“ Ausgiebig musterte er sie. „Ab und zu verirrt sich auch jemand aus Hollywood hierher.“

Dass man sie für einen Star aus Hollywood halten konnte, schmeichelte ihr, und die anerkennende Musterung tat ihr auch gut. Herman war mit Komplimenten genauso sparsam umgegangen wie mit seinem Geld.

Dieser Cowboy schien das genaue Gegenteil zu sein. Sein Dialekt klang nach Freiheit und weiter, offener Landschaft. Erst aus der Nähe fielen ihr seine grünen Augen auf.

„Nein, ich komme nicht aus Hollywood.“ Sie schüttelte den Kopf. „Es spielt auch keine Rolle, woher ich komme. Ich mache hier Urlaub, und nur das zählt.“

„Wo sind Sie untergekommen?“

Eine vielversprechende Frage, fand sie. Fast so, als wolle er wissen, wie leicht er wieder Kontakt zu ihr bekommen konnte. „Hier.“

„Verstehe. Wieder kein Zimmer frei im ‚Bunk and Grub‘, stimmt’s?“

„Stimmt genau. Jemand bleibt unerwartet eine Woche länger, deshalb hat Pam mich hierhergeschickt.“

„So was passiert häufiger. Hoffentlich sind Sie nicht allzu enttäuscht, dass Sie jetzt auf einer Ranch gelandet sind anstatt in einer gemütlichen Pension.“

„Das macht überhaupt nichts. Ich finde es hier fabelhaft.“ Und dich auch, fügte sie in Gedanken hinzu und musterte ihn möglichst unauffällig. Seine muskulöse nackte Brust war mit rotbraunen Härchen bedeckt und schimmerte schweißnass.

Lässig schob er sich den Hut aus der Stirn. „Ich wette, man hat Sie in Ronis Zimmer gesteckt.“

„Das weiß ich nicht genau. Ist sie ein Fan der NASCAR-Rennen? Ein Zimmer voller Poster und Pokale?“

„Sie arbeitet als Mechanikerin für eines der Teams und kommt nur während der Ferien nach Hause.“

Unwillkürlich fragte Dominique sich, ob Roni seine Freundin war. Hoffentlich hat er überhaupt keine Freundin, dachte sie. „Ich bin froh, dass ich ihr Zimmer nutzen kann.“ Sie warf einen Blick auf seine linke Hand, aber heutzutage bedeutete es nicht viel, wenn ein Mann keinen Ring trug.

„Sind Sie das erste Mal in Wyoming?“

„Ja, ich wollte einfach mal was anderes sehen.“

„Wie zum Beispiel Berge und Elche?“ Belustigt sah er sie an.

„Wahrscheinlich finden Sie es seltsam, dass ich Sie fotografiert habe.“ Sie kam jetzt nahe genug, um seinen männlichen Duft zu riechen. Dominique mochte Schweiß auf der Haut beim Sex. Herman war beim Sex sehr kompetent und zuvorkommend gewesen, aber die Klimaanlage musste immer laufen, damit alles sauber blieb.

„Ehrlich gesagt finde ich es schmeichelhaft. Es passiert mir nicht oft, dass eine gut aussehende Frau einfach so ein Foto von mir schießt.“

„Ich hatte einen guten Grund.“ Es hatte nicht so heiser und verführerisch klingen sollen, und Dominique räusperte sich hastig. „Ich meine, ich …“

„Nein, keinen Rückzieher jetzt. Mir gefällt, was in der ersten Antwort mitschwang.“

„Nämlich?“

„Dass Sie mich heiß finden.“

„Könnte sein.“

Er lächelte und zeigte dabei seine ebenmäßigen weißen Zähne. „Nur fürs Protokoll: Ich finde Sie auch ziemlich heiß.“

Gut zu hören, dachte sie. Wenn er so weiße Zähne hat, dann kaut er keinen Tabak. Ein Glück, denn von einem Cowboy, der immer wieder braunen Tabak ausspuckt, hatte sie weiß Gott nicht geträumt.

Er kam einen Schritt auf sie zu. „Und was sollen wir zwei jetzt tun? Wir finden uns heiß, aber wie kühlen wir uns ab?“

Sie hielt den Atem an. Rechnete er jetzt damit, dass sie auf dem Absatz kehrt machte und das Weite suchte?

Ich bin nicht den ganzen Weg nach Wyoming gekommen, um beim ersten Anzeichen eines Abenteuers wieder zu flüchten, dachte sie und blieb mit wild klopfendem Herzen stehen, wo sie war. „Keine Ahnung. Irgendwelche Vorschläge?“

Er hakte die Daumen in die Gürtelschlaufen, sodass seine Finger zwischen seine Beine deuteten. „Ich wüsste da etwas.“

Ihr war klar, dass er ihr immer noch den Rückzug lassen wollte, aber da würde er sich wundern. Sie gab sich Mühe, ruhig weiterzuatmen, während sie ihm in die grünen Augen sah. „Ich auch.“

Einen Moment erwiderte er schweigend ihren Blick. „Sie spielen doch kein Spielchen mit mir, oder?“

„Nein.“ Sie schluckte. „Und Sie?“

„Bis gerade eben schon, aber verdammt, Lady, schlagen Sie mir tatsächlich das vor, woran ich denke?“

Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. „Der letzte Monat war für mich die reine Hölle. Mein Freund hat mich verlassen, um der Tochter seines Chefs einen Antrag zu machen. Dieser Urlaub soll mir helfen, Abstand zu gewinnen, und ich …“ Sie zitterte leicht. „Bei uns in Indianapolis haben wir nicht viele Cowboys.“

Schweigend musterte er sie.

Allmählich wurde die Stille peinlich, und Dominique wand sich innerlich. „Ach, vergessen Sie’s, ich gehe jetzt zum Haus.“ Sie wandte sich um.

„Nein, bleiben Sie.“ Er ergriff ihre Hand.

Sie spürte die Berührung bis in die Zehen. Ja, solche kräftigen Hände würden ihr helfen, über Herman und die Demütigung hinwegzukommen. Aber sie wollte den Mann zu nichts überreden. Er sollte nur tun, was er wirklich wollte.

Sie wandte sich ihm wieder zu. „Wenn Sie nur Mitleid mit mir empfinden, dann …“

„Nein, Mitleid habe ich eher mit dem Idioten, dem seine Karriere wichtiger ist als Sie.“

Diese Worte aus dem Mund eines sexy Cowboys taten ihr gut. „Danke.“

„Kommen Sie.“ Er zog sie zum Truck.

Sie zögerte. „Sie brauchen mich nicht zurückzufahren. Ich kann auch laufen.“

Sein Griff verstärkte sich, und er sah ihr unverwandt in die Augen. „Ich hatte nicht vor, zum Haupthaus zu fahren.“

2. KAPITEL

Nick Chance versuchte immer zu helfen. Für den mittleren von drei Söhnen war das auch nicht ungewöhnlich. Die Arbeit als Tierarzt war für ihn eine Alternative zur körperlich harten Rancharbeit, aber hauptsächlich hatte er diesen Beruf gewählt, weil er verletzten Wesen helfen wollte.

Als Junge hatte er immer irgendwelche Tiere mit nach Hause gebracht, mal einen Vogel mit gebrochenem Flügel, einmal sogar ein Stachelschwein, worüber der Rest seiner Familie weniger begeistert gewesen war. Aber letztlich ging es auf der Last Chance Ranch genau darum: Hier bekamen nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere eine zweite Chance. Nicks Großvater Archie hätte das sicher gefallen.

Was sein Großvater zu dieser Frau gesagt hätte, wusste Nick nicht so genau, aber er wusste, dass sie zumindest seelisch verletzt war. Irgendein Mistkerl hatte ihr wehgetan, und Nick wollte ihr helfen.

Zugegeben, das war nicht sein einziges Motiv. Ihr zu helfen würde Nick zweifellos mehr Spaß machen, als einem Pferd das Bein zu bandagieren oder bei der Geburt eines Fohlens zu helfen. Zum Glück hatte er immer ein Kondom im Handschuhfach.

Jack wäre sicher nicht begeistert darüber, dass Nick nicht alle Löcher gegraben hatte, aber früher hatte es Zeiten gegeben, in denen auch für Jack eine solche Gelegenheit viel wichtiger gewesen wäre als jedes Pfahlloch der Welt.

Sie hat unglaubliche Beine! stellte er fest, während er ihr in den Truck half, wobei sie sich den untersten Knopf am Rock öffnen musste, weil sie sonst nicht hätte einsteigen können.

Der Anblick ihrer langen Beine erregte ihn so sehr, dass sein Reißverschluss spannte. Auf dem Weg zur Fahrerseite wurde ihm jeder Schritt zur Qual.

„Wenn wir nicht zurückfahren, wo fahren wir dann hin?“

„Ich kenne genau den richtigen Platz.“ Er war schließlich auf dieser Ranch aufgewachsen, und Teenager wussten immer, wo der richtige Platz war.

„Pam sagte, es gebe hier eine heilige Indianerstätte auf der Ranch. Sie sprach von einem riesigen Felsblock, der im Sonnenlicht schimmert. Fahren wir dorthin?“

„Nein.“ Er legte den Hut auf eine Ablage hinter den Sitzen und fuhr nach links in den Wald. „Es ist genau der richtige Ort, um für ein bestimmtes Problem eine Lösung zu finden.“ Er wandte sich ihr zu. „Ich will nicht angeben, aber ich habe exakt die richtige Lösung für Ihr Problem.“

Sie wurde rot. „Ich habe Sie bei der Arbeit gestört. Bekommen Sie jetzt Schwierigkeiten?“

„Kann sein.“ Er musste sich auf den Weg konzentrieren, um den schlimmsten Schlaglöchern auszuweichen, doch immer wieder musste er an die geröteten Wangen dieser Frau denken. „Aber den Ärger nehme ich gern in Kauf.“

„Haben Sie eine Freundin?“

„Würden Sie mir denn glauben, wenn ich jetzt Nein sage?“ Die Aussicht, eine nackte Frau in den Armen zu halten, ließ ihn alle Fahrkünste vergessen. Er rumpelte durch sämtliche Kuhlen, die er normalerweise umfahren hätte.

„Ich würde mich nur ungern mit jemandem einlassen, der fest mit einer anderen zusammen ist.“

Ganz bestimmt, dachte er, denn ihr widerlicher Exfreund und seine Neue hatten da offensichtlich weniger Hemmungen. „Glauben Sie mir, im Moment gibt es niemanden in meinem Leben. Ich betrüge niemanden.“

„Das frage ich nicht, weil ich mir erhoffe, es könnte sich irgendetwas hieraus ergeben.“

Er lachte, und die Anspannung löste sich. „Natürlich sollten Sie sich erhoffen, dass sich hieraus etwas ergibt. Schließlich fahren wir extra in den Wald, um ein bisschen ungestört zu sein. Es könnte ja sein, dass Sie etwas lauter werden.“

„Glauben Sie das?“

„Ungewöhnlich wäre es nicht.“ Nick zitterte vor Aufregung. Er kannte nicht mal den Namen dieser Frau, aber er würde gleich Sex mit ihr haben.

Sie wohnte im Ranchhaus, also würden sie vielleicht schon beim Lunch einander vorgestellt werden. Das konnte noch lustig werden, wenn sie erfuhr, dass er einer der Eigentümer der Ranch war.

Nick glaubte auch nicht, dass sich zwischen dieser Frau und ihm etwas entwickeln konnte. Sie hatte bereits gesagt, dass sie nur als Tourist hier in Wyoming war und versuchte, über ihren Exfreund hinwegzukommen. Sobald Nick ihr dabei geholfen hatte, würde sie nach Indianapolis in ihr dortiges Leben zurückkehren. Doch bis dahin war für ihn, wenigstens eine Zeitlang, Schluss mit der Enthaltsamkeit.

Er erreichte die kleine Lichtung. Hierher war er auch zu Highschool-Zeiten immer mit seinen Freundinnen gefahren, als es sich noch niemand von ihnen leisten konnte, sich ein Zimmer zu mieten.

Dieser Ort war für Nick voller erotischer Erinnerungen. Hier klang das Plätschern des Bachs lauter, und die Vögel zwitscherten. Wilde Rosen blühten überall zwischen den grünen Farnwedeln, und der Boden war mit Piniennadeln übersät. Es knirschte unter den Reifen.

Nick schaltete den Motor aus und wandte sich der Frau zu. „Da wären wir.“

„Es ist schön hier.“

Ihre braunen Augen erinnerten ihn an einen verletzten Vogel. Sicher fragte sie sich im Moment, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

„Du bist sehr schön.“ Sanft umfasste er ihren Kopf und ließ ihr seidiges Haar durch die Finger gleiten.

Ihr Duft war erregend. Nick bemerkte einen winzigen Schönheitsfleck an ihrem Mundwinkel.

Sie atmete tief durch. „Willst du wissen, wie ich heiße?“

Er roch ihren nach Pfefferminz duftenden Atem. „Spielen unsere Namen eine Rolle?“

„Nein.“

„Dachte ich mir.“ Er war drauf und dran, eine Frau zu küssen, die er vor zwanzig Minuten das erste Mal gesehen hatte.

Dominique wusste, dass ihr ungefähr zwei Sekunden Zeit blieben, um sich alles noch einmal anders zu überlegen. Wenn der Cowboy sie erst küsste, würde es kein Zurück mehr geben.

Und dann waren die zwei Sekunden vorüber. Er presste die Lippen auf ihren Mund, und der Sturm brach los. Noch nie hatte Dominique einen Mann geküsst, den sie nicht kannte. Wenn das immer so aufregend war, dann war ihr bisher eine Menge entgangen.

Obwohl der Cowboy den Kuss begonnen hatte, erwiderte Dominique ihn voller Leidenschaft. Fast spielerisch und sehr sexy liebkoste er ihre Lippen, bis er schließlich mit der Zunge in ihren Mund eindrang. Tief seufzend schloss sie die Augen und begegnete ihm mit ihrer Zungenspitze.

Keuchend hob der Cowboy den Kopf und lehnte die Stirn an ihre. „Ich liebe deinen Mund.“

„Ich liebe deine Zunge.“

Ohne die Liebkosungen zu unterbrechen, begann er, ihre Bluse aufzuknöpfen.

Sie wusste nicht genau, wie sie es anstellen sollten, in der engen Fahrerkabine Sex zu haben, aber darüber sollte er sich Gedanken machen und nicht sie. Sie griff nach dem Bund seiner Jeans.

Schwer atmend zog er sich zurück. „Das ist verrückt. Wir müssen aus dem Auto raus. Wir brauchen …“ Er holte das Kondom aus dem Handschuhfach. „Warte hier. Ich komme um den Wagen herum und helfe dir.“

Bevor sie etwas erwidern konnte, war er ausgestiegen.

Lieber Himmel, an ein Kondom hätte sie nicht gedacht! Vielleicht hatten die anderen doch recht, und sie war auf sich allein gestellt überhaupt nicht überlebensfähig.

Glücklicherweise war sie an einen Kerl geraten, der praktischer dachte als sie. Noch nie im Leben war Dominique so erregt gewesen. Sie bekam kaum noch Luft. Ihr Slip war feucht, und ihre Brustspitzen waren hart und aufgerichtet. Sie konnte es kaum erwarten, die Kleidung loszuwerden.

Dominique hörte, wie der Cowboy hinten im Truck herumkramte, und dann fiel irgendetwas seitlich vom Fahrzeug auf die Piniennadeln.

Warum sitze ich hier reglos herum und warte? fragte sie sich und zog sich die Boots aus. Gerade als sie sich die Bluse aufknöpfte, öffnete der Cowboy die Tür.

„Ich bin bereit.“

Dem engen Sitz seiner Jeans nach zu urteilen stimmte das. Dominique stellte fest, dass seine Boots neben einer großen Plane auf dem Boden lagen. Sie schluckte. „Ich auch.“

Verlangend musterte er sie. „Dein Exfreund ist ein Idiot.“ Er warf die Kondompackung auf die Plane, umfasste die Taille der Frau und ließ sich mit ihr zusammen auf den Boden sinken.

Ihre nackten Füße berührten die Plane, und sie kostete das Gefühl aus, seine Hände an ihrem nackten Rücken zu spüren. Er öffnete ihren BH sehr geschickt, und keine zwei Sekunden später stand Dominique nur noch mit ihrem winzigen Slip bekleidet vor ihm. Ein Windhauch strich ihr kühlend über die Haut, doch der Cowboy brachte sie mit jedem Blick innerlich wieder zum Kochen.

Aufstöhnend umfasste er ihre Brüste und ließ die Daumen über die erregten Spitzen gleiten. „Wie konnte ich bloß glauben, dies sei ein vergeudeter Tag?“

Sie umklammerte seine Schultern und schloss die Augen, um noch intensiver jede Liebkosung seiner Daumen zu spüren.

Sein Atem streifte ihre Lippen. „Du bist so unglaublich. Danke für dieses unerwartete Geschenk.“ Dann küsste er sie erneut voller Verlangen, und Dominique zerrte ungeduldig an seinem Reißverschluss.

„Hmm.“ Dieses zustimmende Stöhnen jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken, und ihre Lippen bebten.

Sie schob ihm die Jeans über die Hüften, und sobald sie zu Boden gerutscht war, stieg er aus der Hose, ohne den Kuss zu unterbrechen.

Voller Vorfreude erzitterte sie. Auch sie war ihrem Schicksal dankbar dafür, dass es ihr einen Cowboy geschickt hatte, der offenbar genau wusste, worauf es ankam.

Als er die Daumen in den Saum ihres Slips hakte und das winzige Kleidungsstück nach unten streifte, stieg auch Dominique aus dem Slip heraus.

Auf der Fahrt hierher hatte sie sich gefragt, ob sie den Mut besaß, dies hier zu tun, doch jetzt stand sie nackt vor einem umwerfend gut aussehenden Mann, und dieser Mann küsste sie an sehr angenehmen Stellen. Ja, es gab sie noch, die Dominique Jeffries von früher!

Sie hatte schon fast vergessen, wie sehr sie das Vorspiel liebte. Diesem Cowboy bedeutete es offenbar ebenso viel. Ganz langsam ließ er die Zunge von der empfindsamen Stelle hinter ihrem Ohr an ihrem Hals entlang bis zur Schulter gleiten. Mit einer Spur sanfter Küsse näherte er sich ihrem Handgelenk und führte die Spur dann an ihrem anderen Arm wieder nach oben fort.

Ihre Halsbeuge bekam besonders viel Aufmerksamkeit, und als er mit den Lippen endlich ihre Brüste berührte, glaubte Dominique bereits, jeden Augenblick vor Lust zu zerfließen. Sie sehnte sich nach mehr, und das gab er ihr.

Nachdem er ihre Brüste ausgiebig liebkost hatte, senkte er den Kopf zu ihrem Nabel, und als sie seine Zungenspitze dort spürte, kam sie fast.

Er kniete jetzt vor ihr und streichelte ihre Schenkel, während sie seinen warmen Atem direkt an den kleinen Löckchen in ihrem Schoß spürte.

Stützend legte er einen Arm um ihre Hüften, während er mit der anderen Hand an der Innenseite ihre Schenkel nach oben tastete.

Ungehemmt stöhnte Dominique laut auf, als sie ihn mit zwei Fingern in sich eindringen spürte, während er im selben Moment mit der Zungenspitze ihre intimste Stelle liebkoste. Er brauchte nur ein-, zweimal die Zunge darübergleiten zu lassen, und Dominique explodierte auf dem Gipfel der Lust. Laut aufschreiend hielt sie seinen Kopf umklammert und versuchte, das Gleichgewicht zu bewahren. Doch viel wichtiger war es ihr, den Cowboy weiterhin genau an dieser Stelle zu spüren.

Schließlich drängte er sie, sich mit ihm auf die Plane zu legen.

Dominique nahm die raue Plane am Rücken kaum wahr. Der Duft der Piniennadeln war allgegenwärtig, und irgendwo plätscherte ein Bach durch ein steiniges Flussbett. Doch mehr als das alles nahm Dominique den Mann wahr, der im Moment die letzten Kleidungsreste abstreifte.

Trotz ihrer sinnlichen Benommenheit fiel ihr auf, wie groß seine Erektion war.

Lächelnd stützte er sich über sie, und dann drang er in einer fließenden Bewegung in sie ein. „Willkommen in Wyoming.“

Stöhnend kostete sie das Gefühl aus, von ihm erfüllt zu sein.

„Alles in Ordnung?“, fragte er leise nach.

Ihr Pulsschlag dröhnte in ihren Ohren. „Bestens.“

„Das höre ich gern.“

Erwartungsvoll blickte sie ihm in die Augen. Es fühlte sich bereits himmlisch an, ihn in sich zu spüren. Wie viel fantastischer mochte es erst sein, wenn er anfing, sich zu bewegen? Jede Faser ihres Körpers kribbelte vor Anspannung.

Unendlich langsam zog er sich zurück, und die sanfte Reibung steigerte Dominiques Erregung sofort wieder aufs Neue. Als er erneut in sie eindrang, vergaß sie alles um sich herum, und es dauerte keine Minute, bis sie zum zweiten Mal schreiend vor Lust kam.

Doch der Cowboy hörte nicht auf. Er veränderte den Rhythmus seiner Bewegungen und drang in einem neuen Winkel in sie ein. „Noch einmal“, forderte er sie leise auf. „Komm noch mal.“

Dominique glaubte, Erregung an Stellen zu spüren, wo sie noch niemals zuvor berührt worden war. Sie konnte nur hilflos aufstöhnen. Mit beiden Händen umschlang sie den Cowboy.

„Gut so?“ Er atmete schwer, doch immer noch hatte er sich fest unter Kontrolle.

„Oh, ja.“ Er brachte sie um den Verstand, und sie konnte nichts tun, als es geschehen zu lassen.

Gerade als sie den dritten Orgasmus erlebte, stöhnte er auf und drängte sich noch enger an sie. Sein pulsierender Höhepunkt ließ auch Dominique noch länger auf dem Gipfel der Lust erzittern.

Es war ohne jeden Zweifel der beste Sex ihres Lebens.

Zutiefst entspannt und befriedigt fragte sie sich verträumt, ob sie gleich mit dem nächsten Flieger Jackson wieder verlassen sollte. Dieses Erlebnis hatte ihre wildesten Hoffnungen und Träume übertroffen. Von jetzt an konnte dieser Urlaub nur noch zur Enttäuschung werden.

Nick hatte geahnt, dass der Sex mit ihr gut war.

Guten Sex hätte er leicht vergessen können, wenn die Frau wieder aus Wyoming abreiste.

Doch der Sex mit ihr war einzigartig gewesen. Noch dazu hatte er ihr das auch gesagt, als sie lachend ihre Kleidung wieder zusammengesucht hatten.

„Es war großartig.“ Lächelnd hatte sie zu ihrem Rücken gegriffen, um den BH zu schließen.

Er hatte es immer bewundernd beobachtet, wenn eine Frau das tat, und bei dieser Frau sah es besonders anmutig aus. Am liebsten hätte Nick den BH sofort wieder geöffnet, damit sie ihn ein zweites Mal schließen musste. Doch wenn er ihr den BH aufmachte, würde er sie berühren wollen, und das würde zu weiterem Sex führen.

Nick war sich nicht sicher, wie sie im Moment zueinander standen.

„Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr sich dadurch meine Einstellung zur Zukunft geändert hat.“

In seinen Ohren klang diese Äußerung sehr endgültig, so als habe der Sex ihr geholfen und als sei ihr Problem damit gelöst. Verdammt. „Wie lange bleibst du?“

„Fünf Nächte“, sagte sie leise. „Länger kann ich nicht von meiner Arbeit weg.“

„Was arbeitest du denn?“

Sie knöpfte sich die Bluse zu. „Ich habe ein kleines Fotostudio, nichts Besonderes, Familienporträts, Fotos vom Abschlussball und von Hochzeiten. Das Übliche.“

„Daran gibt es nichts auszusetzen.“ Es hatte geklungen, als müsse sie sich dafür entschuldigen. „Meine Mom liebt ihre Hochzeitsfotos, besonders seit mein Dad im letzten Herbst gestorben ist.“

Die Fremde lehnte sich seitlich an den Truck, während sie sich die Boots anzog. Mitten in der Bewegung hielt sie inne. „Das tut mir leid. Kam es unerwartet?“

„Ja.“ Nick wünschte sich, er hätte das Thema nicht angeschnitten. „Er hat sich mit dem Wagen überschlagen.“

„Wie tragisch. Wie lange waren die zwei verheiratet?“

„Fast dreißig Jahre. Sie haben kurz nach meiner Geburt geheiratet. Damals redeten sie alle von freier Liebe, aber als meine Mom schwanger wurde, haben die zwei beschlossen zu heiraten.“ Er hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Wenn er nicht aufpasste, erzählte er ihr noch alles über die Geschichte der Last Chance Ranch. Nick fragte sich, ob er sie wieder bei der Straße absetzen oder zur Ranch zurückbringen sollte.

Vielleicht gab es hier irgendwo noch ein zweites Kondom? Nein, dachte Nick, wir sind hier zwar abgeschieden, aber es könnte gut sein, dass Jack kommt, um nachzusehen, wie viele Löcher ich bereits gegraben habe. Unwillkürlich beeilte er sich damit, die Plane zusammenzulegen und wieder auf die Ladefläche zu werfen.

„Du wirkst auf einmal besorgt.“ Sie kämmte sich mit den Fingern durch das kurze Haar. „Entspann dich, von mir erfährt niemand, was hier passiert ist. Ich will schließlich nicht schuld daran sein, dass du gefeuert wirst.“

„Das weiß ich zu schätzen.“ Er senkte den Blick, damit sie ihn nicht lächeln sah. Jonathan Chance Sr. hatte zwar testamentarisch seinem ältesten Sohn Jack die Leitung der Ranch übertragen, aber er hatte auch bestimmt, dass seine anderen zwei Söhne auf der Last Chance Ranch einen Job haben sollten, solange die Ranch bestand.

Außerdem brauchte Jack Nick. Er war ein sehr guter Tierarzt, und die Pferdezucht auf der Ranch war so wertvoll, dass ein Tierarzt immer auf dem Gelände zugegen sein sollte. Nick hatte auch noch andere Kunden in der Nähe, doch seine Hauptaufgabe bestand in der Pflege der Pferde auf der Ranch. Selbst wenn das Testament anders gelautet hätte, hätte Nick niemand anderem die Aufsicht über diese Tiere überlassen.

Das bedeutete jedoch nicht, dass Nick keinen Ärger mit Jack bekommen würde, wenn der erfuhr, was hier geschehen war. Früher einmal hätte Jack über so etwas nur gelacht, doch bislang war es Nick nicht gelungen, seinen Bruder irgendwie aufzuheitern.

Als habe das lange Denken an ihn Jack heraufbeschworen, hörte Nick das Geräusch von Hufen. Ein paar Sekunden später ritt Jack auf Bandit auf die Lichtung. Das Tier war ein schwarzweißer Schecke, der seinen Namen wegen der maskenartigen Gesichtszeichnung trug.

Bandit, die beste Zuchtstute der Ranch, sah aus wie das stolze Pferd eines Indianerhäuptlings, und auch Jack sah mit seinen schwarzen Haaren und den dunklen Augen im Moment fast wie ein Häuptling aus.

Er hatte seinen schwarzen Stetson auf, der im Moment allerdings genauso mit Staub bedeckt war wie Jacks Jeans, die Lederchaps und das langärmlige Hemd.

Wahrscheinlich hatte er gerade ein Training mit einem der Pferde hinter sich und suchte jetzt nach einer anderen Art, sich abzureagieren. Mit einem Blick hatte er die Situation erfasst und biss die Zähne zusammen.

Nick gab sich alle Mühe, keinerlei schlechtes Gewissen zu zeigen. „Hallo, Jack. Was bringt dich hierher?“

„Die Neugier.“ Er sprach ganz ruhig, aber sein Blick schien Nick zu durchbohren. „Ich dachte mir, du müsstest mit den Bohrungen gegen Mittag fertig sein, und jetzt ist es fast Zeit für den Lunch.“ Er wandte sich im Sattel zur Seite und tippte sich an die Hutkrempe. „Freut mich, Sie wiederzusehen, Miss Jeffries.“

Schlagartig war die Fremde keine Fremde mehr. Nick kannte jetzt den Nachnamen seiner geheimnisvollen Geliebten, und bald schon würde er auch ihren Vornamen erfahren. Seltsam, dachte er, dass Jack sie so förmlich beim Nachnamen nennt.

„Miss Jeffries“ lächelte Jack strahlend an. „Freut mich auch, Mr Chance. Sie müssen Verständnis haben, wenn die Pfahllöcher heute Vormittag nicht alle fertig geworden sind. Ich wollte mir die Wildnis in Wyoming ansehen, und Ihr Mitarbeiter war so nett, mich in den Wald zu begleiten, weil er meinte, hier könne ich mehr von dieser Wildnis finden.“

Nick verschluckte sich fast an seinem eigenen Lachen. Die Frau gefiel ihm immer besser.

„Verstehe.“ Jack verschränkte die Hände auf dem Sattelknopf. „Laut meiner Erfahrung erwacht die Wildnis eher bei Sonnenauf- oder -untergang zum Leben.“

Nick zuckte mit den Schultern. „Normalerweise, aber unserem Gast zuliebe wollte ich einen Versuch riskieren.“

„Es ist ein wunderschönes Fleckchen Erde“, fügte Miss Jeffries hinzu.

„Ja, Madam.“ Jack warf Nick einen vernichtenden Blick zu.

Als Nick und Gabe noch auf die Highschool gingen, hatte jeder von ihnen seinen bevorzugten Platz gehabt, an den er mit seinem Mädchen gegangen war. Jack hatte sie damals in Schutz genommen und sie aus seinem eigenen Vorrat mit Kondomen versorgt und ihnen bereitwillig Ratschläge gegeben.

Nick wünschte sich, der Jack von damals sei auf die Lichtung gekommen. Dann hätte Jack nur wissend gelächelt und wäre sofort wieder zur Ranch zurückgeritten.

Doch Jack musterte seinen Bruder abschätzig. „Ich möchte, dass diese Löcher heute noch gegraben werden. Heute Nachmittag bekommen wir die Pfähle und die Drahtrollen.“

Nick hielt seinem Blick stand. „Ich erledige das.“

„Das hoffe ich. Wir brauchen hier schon seit Langem einen Zaun.“

In diesem Punkt war Nick zwar anderer Ansicht, aber das wollte er im Moment lieber nicht durchdiskutieren.

Jack blickte durch die Baumwipfel zur Sonne. „Es ist schon spät. Wahrscheinlich deckt Mary Lou gerade auf. Ihr zwei solltet jetzt lieber zur Ranch zurückfahren, sonst verpasst ihr den Lunch.“

„Machen wir.“

„Wir sehen uns dort.“ Wieder berührte Jack die Hutkrempe. „Madam.“ Dann lenkte er das Pferd herum und trabte davon.

Nick wünschte, die Frau würde nicht so bewundernd seinem davonreitenden Bruder hinterhersehen. Jack war in letzter Zeit zwar herrisch und unberechenbar, aber die Frauen fühlten sich immer noch zu ihm hingezogen. Vielleicht wünschte Miss Jeffries sich gerade, sie hätte sich mit ihrem Charme lieber auf Jack Chance gestürzt anstatt auf einen namenlosen Cowboy.

Sie wandte sich zu Nick. „Wie nennt man ein Pferd mit so einer Zeichnung?“

„Bandit ist eine Schecke. Eine solche Musterung haben alle Tiere, die wir hier züchten.“ Also hatte sie dem Pferd und nicht Jack so bewundernd nachgesehen.

„Fürs Dressurreiten?“

„Dafür sind sie geeignet, aber wir verkaufen sie in erster Linie zum Hüten von Viehherden.“

Sie strich sich wieder durchs Haar. „Ich fürchte, Mr Chance ahnt, was wir hier getan haben.“

„Wahrscheinlich.“

„Hoffentlich nimmt er diesen Vorfall nicht zum Anlass, dich zu feuern.“

„Das kann er gar nicht.“ Nick beschloss, das Spielchen zu beenden. „Ich bin sein Bruder.“

Verwundert riss sie die Augen auf. „Du bist einer der Chance-Brüder?“

„Tut mir leid, ja.“

„Aber du … du hast dich abgeplagt wie ein …“

„Ich weiß. Jack trauert, indem er rund um die Uhr arbeitet, und dasselbe erwartet er auch von allen anderen. Ich möchte mich nicht mit ihm anlegen, da das schlecht für die Moral auf der Ranch wäre.“

Sie stöhnte auf. „Und durch mich ist jetzt alles noch schlimmer geworden, obwohl ihr mit der gesamten Familie ohnehin gerade eine schwere Zeit durchmacht. Das tut mir leid.“

Nick legte die Hände auf ihre Schultern und sah ihr in die Augen. „Ich bin ein großer Junge und treffe meine eigenen Entscheidungen. Keine Sekunde lang würde ich bereuen, was zwischen uns passiert ist. Ehrlich gesagt dachte ich eher, dass wir … zumal du ja fünf Nächte hier bist … wieder …“

„Oh, nein!“ Sie trat aus seiner Reichweite.

„Hat es dir keinen Spaß gemacht? Das habe ich doch gemerkt. So eine Reaktion kannst du nicht vorgetäuscht haben.“

„Aber da dachte ich, du seiest ein einfacher Cowboy.“

Was sie damit andeutete, gefiel ihm überhaupt nicht. „Jetzt hast du deinen Cowboy flach gelegt und bist glücklich?“

Sie zog die Brauen zusammen. „Ich habe dir doch gesagt, dass sich daraus nichts entwickeln kann.“

„Das bedeutet ja nicht, dass es mit diesem einen kurzen Moment im Wald enden muss! Wir werden die nächsten Nächte unter demselben Dach verbringen.“

„Ein Grund mehr zur Zurückhaltung, zumal dein Bruder uns sicher nicht aus den Augen lassen wird. Ich will nicht der Grund für noch mehr Ärger zwischen euch sein.“

„Wieso lässt du das nicht meine Sorge sein?“ Nick fragte sich, ob er seinen Bruder irgendwie auf Geschäftsreise schicken konnte, damit er nicht mehr im Weg war.

„Lassen wir die Sache einfach auf sich beruhen. Der heutige Tag war perfekt. Wieso sollten wir alles verkomplizieren?“

Nick stieß den Atem aus. „Es muss doch gar nicht kompliziert sein. Wir haben Spaß, solange du auf der Ranch bist, und ich teile meinem herrischen Bruder mit, dass ihn das nichts angeht.“

„Ich glaube nicht, dass …“

„Ich verstehe ja, dass du in fünf Tagen zurück nach Indianapolis willst. Das sehe ich ganz cool.“

„Aber ich vielleicht nicht. Ich will kein Risiko eingehen.“

Verwundert sah Nick sie an. „Sex im Freien mit einem fremden Cowboy war kein Risiko?“

„Nein. Und von nun an werde ich mich beherrschen.“

„Wirklich schade. Womit willst du dir hier denn die Zeit vertreiben? Skifahren geht im Juni nicht sehr gut, und mit mir hast du sicher mehr Spaß als den ganzen Tag auf einem Pferderücken.“

Sie verkniff sich ein Lächeln.

„Denken Sie drüber nach, Miss Jeffries. Und jetzt müssen wir uns sputen, damit wir noch etwas vom Essen abbekommen. Ich habe ziemlichen Appetit.“

„Ich auch, Mr Chance.“ Lächelnd wandte sie sich dem Truck zu.

Er ballte die Hände zu Fäusten, sonst hätte er den Kopf dieser Frau gepackt und sie zu einem Kuss an sich gezogen. Er wusste, dass er ihre Lust gestillt hatte, aber vielleicht hatte es ihr doch keinen so großen Spaß gemacht, wenn sie ihm jetzt so ungerührt den Rücken zuwenden konnte.

„Ich heiße Nick“, rief er ihr nach, als sie in den Truck stieg.

„Gefällt mir“, rief sie über die Schulter zurück. „Ich bin Dominique.“

Dominique. Was für ein toller Name für eine umwerfend sexy Lady. Früher oder später würde er wieder mit ihr im Bett landen, sonst wollte er nicht länger Nick Chance heißen.

3. KAPITEL

Dominique nutzte die Rückfahrt zur Ranch, um ihre Gedanken zu ordnen. Ihr Zusammentreffen mit dem mysteriösen Cowboy war wie ein wunderschöner Traum verlaufen, bis zu dem Zeitpunkt, als sie erfahren hatte, wer er war.

Sie hatte geglaubt, sich mit irgendeinem einfachen Cowboy vergnügt zu haben. Den weiteren Urlaub hatte sie nutzen wollen, um die Landschaft zu fotografieren. Mit frisch gestärktem Selbstbewusstsein wollte sie nach Hause zurückkehren und sich einen Mann suchen, der nicht so langweilig war wie der betrügerische Herman.

Doch das Schicksal hatte ihr einen der Chance-Brüder über den Weg laufen lassen, der jetzt trotz des Unwillens seines Bruders fortführen wollte, was sie eben begonnen hatten. Das Risiko, damit etwas loszutreten, was sie nicht mehr überschauen konnte, war zu groß, sie konnte es nicht eingehen.

Sie hatte ihre perfekte Urlaubserinnerung, und möglicherweise würde dieses Erlebnis durch eine Fortsetzung getrübt. War es nicht denkbar, dass Nick sie langweilig fand, wenn sie ganz normal in einem Bett miteinander schliefen? Dieser Gedanke war ihr unerträglich.

In diesem Moment ergriff Nick ihre Hand, und Dominique musste zugeben, dass es sich sehr gut anfühlte. Sie kannte ihn nicht, doch sie spürte, dass er ein guter Mensch war. Auf jeden Fall war er ein so guter Liebhaber, dass es sie fast einschüchterte.

„Du hast vielleicht einen falschen Eindruck von mir gewonnen“, sagte sie. „Bis heute hatte ich noch nie Sex mit einem Fremden.“

„Ich auch nicht.“

„Wirklich nicht? Du hast so cool gewirkt.“

Er lachte. „Dann habe ich mich gut verstellt. Es war das Ungewöhnlichste, was ich je beim Sex gemacht habe. Ich habe mich schon gefragt, ob du Teil eines Traums bist.“

„Dasselbe habe ich auch über dich gedacht. Ehrlich gesagt habe ich mich sogar gekniffen, bevor ich das erste Foto von dir gemacht habe.“

Er drückte ihre Hand und ließ sie los, weil er schalten musste. „Nur aus Neugier: Was hast du mit den Fotos vor?“

„Das hängt davon ab, ob du mir eine Veröffentlichung erlaubst.“

„Sehr gern.“

„Dann könnte ich …“ Sie verstummte, weil ihr klar wurde, dass dies seit einer Ewigkeit die ersten Fotos waren, die sie nicht im direkten Auftrag eines Kunden geschossen hatte. Alles, was sie vor der Zeit mit Herman aufgenommen hatte, lag verstaut hinten in ihrem Schrank, abgesehen von wenigen Fotos, die sie gerahmt und in ihrem Apartment aufgehängt hatte.

„Ich weiß.“ Er lächelte. „Du hängst sie in deinem Schlafzimmer auf, damit du etwas hast, was dich an mich erinnert.“

Bei so viel Selbstbewusstsein musste sie lachen. „Du hast eine ziemlich hohe Meinung von dir.“

„Das ist ganz allein deine Schuld.“ Er nahm wieder ihre Hand. „Hast du nicht gerade eben erst gesagt, du hättest dich gekniffen, als du mich ohne Hemd gesehen hast?“

„Also schön, ich war ziemlich beeindruckt. Anderen Frauen könnte es genauso gehen. Ich könnte mit diesem Foto Geld verdienen. Vielleicht ist eine Galerie daran interessiert, es zu zeigen.“

„Stellst du häufig in Galerien aus?“

„Nicht mehr. Beim Versuch, meine Fotos als Kunstwerke zu verkaufen, bin ich fast Pleite gegangen und musste mir Geld von meinen Eltern leihen, um mich über Wasser zu halten. In einem hatte mein Exfreund recht: Hochzeiten und Porträts bringen ein regelmäßiges Einkommen, wenn man sich erst einen Ruf erarbeitet hat.“

„Klingt vernünftig.“

„Natürlich ist es das.“ Sie konnte immer noch Hermans Ratschläge hören. Ihre Eltern waren begeistert gewesen, als Herman ihr zeigte, wie man sich finanziell absichert. Von allen Seiten hatte sie gehört, wie gut Herman für sie sei, weil er sie als vernünftig denkender Mensch an die alltäglichen Dinge erinnerte, die sie zuvor oftmals nicht bedacht hatte.

Dadurch, dass er diese vernünftigen Auffassungen jetzt auch auf sein Liebesleben übertragen hatte, war Herman in der Gunst von Dominiques Familie und Freunden zwar gesunken, doch jetzt fürchteten alle, ohne ihn könne sie den Halt völlig verlieren.

„Tja, da wären wir.“ Unter den Reifen des Trucks knirschte Kies, als Nick vor dem großen zweistöckigen Anwesen in der Auffahrt anhielt.

Das Hauptgebäude war mehr als zehn Meter breit, und die Seitenflügel waren in einem Winkel nach vorn angebaut, sodass es aussah, als breite das Haus begrüßend die Arme aus. Eine Veranda zog sich an der Vorderfront entlang, und die hölzernen Schaukelstühle luden dazu ein, sich zu setzen und den Ausblick über die Weiden und Blumenwiesen bis zu den schneebedeckten Bergen zu genießen.

Das anheimelnde Bunk and Grub in Shoshone hatte Dominique mit seinen weißen Fensterläden auch sehr gefallen, doch sie bereute nicht, dass Pam sie hierher umgesiedelt hatte. Ihr gefiel das majestätische Familienanwesen inmitten der Wildnis, und Dominique beneidete Nick darum, hier aufgewachsen zu sein. „War das Haus schon immer so groß?“

„Nein.“ Nick schüttelte den Kopf. „Das ursprüngliche Haus war verfallen, daher hat Großvater Archie ein zweigeschossiges Haus errichtet. Den rechten Flügel hat er zur Geburt meines Dads dazugebaut, und mein Dad hat den linken Flügel hinzugefügt, als Jack geboren wurde. Meine Mom war es, die auf die Veranda bestanden hat und auf eine neue Küche und ein großes Speisezimmer.“

„Dann ist das Haus mit der Familie gewachsen. Wie schön.“

Nick stellte den Motor ab. „Wenn die Zeit kommt, werde ich mir wahrscheinlich mein eigenes Haus bauen.“

Wenn er heiratet, dachte Dominique und verspürte einen Stich der Eifersucht beim Gedanken an die glückliche Frau. War das nicht albern? Sie wusste nichts über ihn, außer dass er einen fantastischen Körper hatte und ihn auch einzusetzen wusste. Aber möglicherweise hatte er unzählige nervige Eigenschaften, die jede Frau in den Wahnsinn trieben, wenn sie ständig in seiner Nähe war.

„Bevor wir hineingehen, möchte ich dir etwas vorschlagen.“ Er wandte sich ihr zu. „Wie wär’s, wenn ich dich heute Abend zum Dinner nach Shoshone ausführe? Hier bekommst du natürlich auch etwas zu essen, aber ich könnte dir das Nachtleben im Ort zeigen.“

Sie geriet in Versuchung, zumal Nick mit seinem Hut, der Jeans und dem hochgekrempelten Western-Hemd so gut aussah. Sie wusste, was für ein Prachtkörper sich unter der Kleidung verbarg, und bei dieser Vorstellung schlug ihr Herz schneller.

Aber ein Mann wie Nick würde sie dazu verleiten, sich immer wieder unüberlegt und impulsiv zu verhalten. Sie musste sich zusammenreißen, damit sie keine Dummheiten machte und dadurch ihr kleines Studio gefährdete, für das sie so hart gearbeitet hatte.

„Es gibt da eine Bar namens ‚Spirits and Spurs‘, in der im Sommer jeden Abend Live-Musik gespielt wird. Die Tanzfläche ist zwar klein, aber es reicht.“

Sie konnte es sich lebhaft vorstellen: eine nette kleine Bar, in der kaltes Bier getrunken wurde, und auf der winzigen Tanzfläche fand das altbekannte Vorspiel namens Tanzen statt. Dominique war eine erbärmliche Tänzerin, aber nach einem oder zwei Gläsern Bier fiel das vielleicht nicht mehr so auf.

Bedauernd gab sie die einzig vernünftige Antwort. „Nick, es wäre unfair, wenn ich dieses Angebot annehme.“

„Wieso denn?“

„Weil ich keinen Sex mehr mit dir haben kann.“

Eindringlich sah er sie aus seinen grünen Augen an. „Du wirst rot, Dominique. Ich glaube, du willst doch noch einmal Sex mit mir.“

„Darum geht es nicht.“

„Ach, nein? Du willst es, und ich will es. Wir sind beide erwachsen und verbringen die nächsten fünf Nächte unter demselben Dach auf diesem Planeten. Ich sehe da kein Problem.“

Aber sie. Herman war ein Widerling, aber er hatte Stabilität in ihr Leben gebracht. Vielleicht schickte ihr das Schicksal diesen Mann hier als Test, um herauszufinden, ob sie sich wieder in die Person von früher verwandelte, die alles stehen und liegen ließ, wenn sich am Horizont die nächste Möglichkeit eröffnete.

Nein, sie musste stark bleiben. Bisher war die Reise bestens verlaufen, und sie würde heute Nacht allein schlafen.

Sie erwiderte Nicks Blick. „Tut mir leid. Ich danke dir für den wundervollen Vormittag, aber es muss hier und jetzt zu Ende sein.“

Resignierend hob er die Hände. „Versteh ich nicht, aber ich habe noch nie eine Frau angebettelt, und damit werde ich auch jetzt nicht anfangen. Warte einen Moment, ich helfe dir beim Aussteigen.“

„Das ist nicht nötig.“ Sie öffnete die Tür, die in den Angeln quietschte. „Aber danke.“

Gereizt sah er sie an. „Bist du wenigstens bereit, gemeinsam mit mir ins Speisezimmer zu gehen? Oder widerspricht das auch deinen Prinzipien?“

„Ganz und gar nicht.“ Sie stieg aus und setzte sich den Rucksack auf.

Als sie um den Truck herumkam, begrüßte Nick gerade zwei mittelgroße Mischlingshunde, die aus der Scheune rechts vom Haus auf ihn zugestürmt kamen. Einer der Hunde hatte langes, welliges schwarzes Fell, der andere ein kurzes braunweiß geschecktes Fell, eine kurze Schnauze und spitze Ohren.

Nick streichelte sie beide, dann richtete er sich auf, während die Tiere ihn weiterhin anhimmelten und mit den Schwänzen wedelten. „Darf ich vorstellen? Das hier ist Butch, und der mit dem schwarzen Fell heißt Sundance. Magst du Hunde?“

„Ja, sehr sogar.“ Herman hatte es ihr ausgeredet, ein Tier aus dem Tierheim zu holen, weil er meinte, sie könne es sich zeitlich und finanziell nicht leisten.

„Na los, Jungs, sagt Hallo.“ Nick gab den Hunden einen auffordernden Schubs, und sie kamen auf Dominique zugestürmt.

Sie hockte sich hin und ließ sich das Gesicht und die Haare beschnüffeln. Sundance leckte ihr sogar über die Nasenspitze.

Am liebsten hätte sie die Tiere umarmt. Sobald ich zu Hause bin, nahm sie sich vor, werde ich mir einen Hund aus dem Tierheim holen. „Was für wundervolle Hunde. Wo habt ihr sie her?“

„Ich habe sie vor drei Jahren auf der Straße aufgelesen. Unser Golden Retriever war kurz zuvor gestorben, und wenn ich sie nicht mitgenommen hätte, hätten sie nicht überlebt. Mein Dad hat sie nach den Figuren aus seinem Lieblingsfilm benannt.“

Sie hörte den Unterton aus Nicks Stimme. Anscheinend vermisste er seinen Dad sehr. „Es sind tolle Namen.“

„Ja.“ Er räusperte sich. „Gehen wir zum Lunch.“

Nach dem schweißtreibenden Sex im Wald fühlte sie sich noch nicht wirklich bereit, sich von den übrigen Ranchbewohnern mustern zu lassen. Sie kraulte die beiden Hunde noch einmal hinter den Ohren und stand auf. „Ich muss noch kurz in mein Zimmer und mich frisch machen, bevor wir essen können.“

Prüfend sah er sie an. „Du siehst doch toll aus.“

Dasselbe konnte sie auch über ihn sagen. „Danke, aber wenn du mit mir zusammen hineingehen willst, musst du fünf Minuten warten. Ich bin gleich wieder da.“ Sie lief die Stufen zur Veranda hinauf und verschwand im Haus.

Ganz wie versprochen kam sie fünf Minuten später aus ihrem Zimmer im ersten Stock und erblickte Nick unten am Fuß der geschwungenen Treppe. Das feuchte Haar hatte er sich nach hinten gekämmt und sich ein sauberes Hemd angezogen.

Gerade als Dominique unten an der Treppe ankam, eilte eine Frau mit zerzaustem grauem Haar auf dem Flur auf sie zu.

„Da seid ihr ja!“ Die Frau trug ein rotes Cowboyhemd mit weißen Ziernähten und eine Stretch-Jeans, die eng an ihrem rundlichen Körper anlag. „Jack sagte, ihr würdet zum Lunch kommen, aber wir haben alle schon angefangen, bevor das Essen kalt wird.“

„Verzeih uns, Mary Lou.“ Nick umfasste ihre Taille. „Von dir schmeckt mir auch kaltes Essen.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Schmeicheleien helfen dir bei mir nichts, Nicholas. Willst du mir nicht unseren Gast vorstellen?“

„Unbedingt.“ Nick wies in Dominiques Richtung. „Dominique Jeffries aus Indianapolis. Sie ist eine berühmte Fotografin.“

Sofort versuchte sie, das Missverständnis aufzuklären. „Nein, nein, ich …“

„Dominique, das hier ist Mary Lou Simms, die beste Köchin von ganz Wyoming.“

Mary Lou strahlte ihn an. „Offenbar bin ich doch nicht so gut, sonst würdest du dich nicht verspäten.“

„Das ist meine Schuld“, warf Dominique ein. „Ich habe mich von den Fotomotiven dieser Gegend zu stark ablenken lassen.“

Nick blickte zum Kronleuchter unter der Decke, der aus einem alten Wagenrad bestand, um nicht zu lachen.

„Ich liebe schöne Fotos.“ Mary Lou war begeistert. „Was haben Sie fotografiert?“

„Ich, äh, ich habe ein paar Fotos von Nick gemacht.“

„Aha!“ Mary Lou sah wieder zu ihm. „Eine gute Wahl. Ich schätze, Sie fotografieren eher Menschen als Landschaften. Ich mag das Werk von Ansel Adams, aber Annie Leibovitz hat auch tolle Bilder gemacht. Ihr Porträt von John Lennon und Yoko Ono, das ist einzigartig.“

„In dieser Liga spiele ich nicht mit, Mrs Simms.“

Mary Lou lachte. „Miss Simms, und darauf bin ich stolz. Ich habe nie eingesehen, wieso ich einen Mann heiraten soll. Ich hatte meine Liebhaber, und da ich ohnehin keine Kinder bekommen kann, habe ich nicht eingesehen, wieso ich mich an einen Mann binden soll.“ Mary Lou straffte die Schultern. „Aber genug der Diskussionen. Mein Gulasch und das Maisbrot werden nicht besser, während wir hier plaudern. Ich sorge jetzt dafür, dass euch noch etwas übrig bleibt, aber bitte kommt bald ins Speisezimmer.“ Sie verschwand wieder im Flur.

„Ich kann’s kaum erwarten“, rief Dominique ihr nach.

Während sie Mary Lou folgten, senkte Nick die Stimme. „Diesen Satz hätte ich mir auch von dir erhofft.“

„Mary Lous Gulasch ist bestimmt nicht so riskant wie ein Abend mit dir auf der Tanzfläche.“

Das große Speisezimmer war vor zwanzig Jahren von Nicks Mutter eingerichtet worden, als der schlichte Küchentisch zu klein geworden war, um auch all die Arbeiter der Ranch mittags zu bewirten. Das Frühstück und das Dinner nahmen die Arbeiter in ihrem Schlafhaus ein, während die Familie in einem kleineren Esszimmer aß, doch zum Lunch trafen sich mittags auf der Last Chance Ranch traditionell Arbeiter und Familie im großen Speisezimmer. Großvater Archie hatte beschlossen, dass sei der beste Weg, um herauszufinden, wie der Tag für jeden Einzelnen verlief.

Das Speisezimmer befand sich am Ende des linken Flügels und hatte an drei Seiten Fensterfronten. Nick versuchte, den Raum mit Dominiques Augen zu sehen. Bestimmt gefiel es ihr.

Anstelle eines einzigen langen Tisches hatte Sarah Chance vier runde Holztische gewählt, an denen jeweils acht Personen Platz fanden. Durchschnittlich arbeiteten auf der Ranch zwölf Arbeiter, daher war der Raum nur voll besetzt, wenn interessierte Pferdekäufer in die Stadt kamen.

Nick wählte einen anderen Tisch als Dominique, setzte sich jedoch so, dass er sie beobachten konnte. Er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, dass sie sich als einzige Frau unwohl fühlte. Sie verhielt sich so natürlich, als sei es für sie alltäglich, das Essen inmitten von Cowboys einzunehmen.

Erst dann wurde ihm bewusst, dass sie es gewohnt sein musste, mit völlig Fremden ein Gespräch anzufangen, seien es nun Männer, Frauen oder Kinder. Als Fotografin musste sie es schaffen, dass die Menschen in ihrer Nähe sich entspannten.

Unwillkürlich fragte Nick sich, ob sie gern auch die übrigen Cowboys hier im Raum fotografiert hätte. Der Gedanke gefiel ihm nicht, obwohl Dominique natürlich fotografieren konnte, wen sie wollte. Wenn es ihr gefiel, konnte sie sich dann zu Hause in Indianapolis in ihrem Schlafzimmer ihre ganz persönliche Foto-Show zusammenstellen.

Ich muss es akzeptieren, dass sie nichts mit mir zu tun haben will, dachte er. Aber vielleicht würde sie anders darüber denken, wenn Jack uns nicht unterbrochen hätte. Dann könnten wir unsere kleine Romanze fortführen, solange sie hier wohnt.

Nick konnte seinen Bruder nicht entdecken und wandte sich an Emmett Sterling, den Vorarbeiter in den Fünfzigern, der mit bei ihm am Tisch saß. „Wo ist Jack?“

Emmett, der mit seinem graumelierten Haar, dem wettergegerbten Gesicht und dem bulligen Körper allen Cowboys auf der Ranch Respekt einflößte, legte seine Gabel weg und hob den Kaffeebecher. „Der hat schnell gegessen und ist wieder gegangen. Er sagte, er wolle noch nach Calamity Jane sehen.“

Nick war für die Stute verantwortlich und wusste, dass sie keinerlei Anzeichen zeigte, in den nächsten vierundzwanzig Stunden ihr Fohlen zu bekommen. „Ich habe erst heute früh nach ihr gesehen. Sie hat noch zwei oder drei Tage.“

Jacks Verhalten gefiel ihm immer weniger. Wenn Jack sagte, er wolle sich um die trächtige Stute kümmern, deutete er damit an, dass Nick seinen Aufgaben nicht nachkam.

„Jack hat nur nach einer Ausrede gesucht.“ Emmett seufzte. „In letzter Zeit bleibt er nie lange beim Lunch.“

„Das war früher anders.“ Nick blickte auf und dankte Mary Lou, die eine Schale mit dampfendem Gulasch vor ihm auf den Tisch stellte.

„Redet ihr von Jack?“ Mary Lou füllte den Korb mit Maisbrot auf. „Der Junge isst kaum noch und benimmt sich, als habe ihm jemand Pfeffer in die Nase gestreut.“

„Den Pfeffer würde ich ihm ganz woanders hinstreuen.“ Emmett grinste. „Was machen wir bloß mit ihm, Nick?“

Nick blickte in die erwartungsvollen Gesichter am Tisch. „Ihm eine Frau besorgen?“ Wie er gehofft hatte, lachten alle auf, und wahrscheinlich vergaßen sie fürs Erste ihren Groll auf Jack.

Emmett brach ein Stück Maisbrot entzwei. „Viel Glück damit. Ich glaube, Jack hat den Ladys für alle Zeiten abgeschworen.“

Das vermutete Nick auch. Am Tag, als ihr Vater gestorben war, war Jack in der Stadt bei seiner Freundin gewesen. Eigentlich hatte er zusammen mit seinem Dad ein Fohlen von einer Nachbarranch abholen sollen, aber er hatte behauptet, ein Sturm würde aufziehen und sie müssten es aufs Wochenende verschieben.

Ihr sturer Dad war losgefahren, um das Fohlen allein zu holen, trotz Gewitter und rutschiger Straßen.

Das Fohlen, eine braunweiße Schecke namens Bertha Mae, hatte den Unfall überlebt. Nick hatte ihre Wunden behandelt und sie gesund gepflegt, doch seit dem Unfall hatte niemand das Tier geritten.

Emmett beugte sich zu Nick. „Wer ist denn die gut aussehende Lady, die du immer im Auge behältst?“

Nick hätte schwören können, dass er sie ganz unauffällig beobachtete. „Dominique Jeffries ist Fotografin, kommt aus Indianapolis und wohnt hier, weil im Bunk and Grub kein Zimmer mehr frei ist.“

Nachdenklich strich Emmett sich über den grauen Schnurrbart. „Ist dir eigentlich mal aufgefallen, dass das Bunk and Grub uns immer nur schöne Frauen schickt? Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals ein Mann, ein Pärchen oder eine Familie mit Kindern zu uns geschickt wurde.“

Da musste Nick ihm recht geben. „Vielleicht kann Pam eine Einzelperson leichter überreden, hier bei uns zu übernachten, und Pam hat nur selten allein reisende Männer.“

„Klingt logisch.“ Emmett nickte. „Aber ich vermute, dass Pam versucht, die Ladys mit einem der Cowboys zu verkuppeln. Könnte sein, oder?“

„Ich glaube eher, dass es reiner Zufall ist.“ Nick aß noch einen Bissen Gulasch.

„Wie du meinst.“ Emmett bediente sich vom Maisbrot. „Übrigens beobachtet die Lady dich genauso eingehend wie du sie. Ich glaube, du solltest sie zum Dinner einladen.“

Nick versuchte es gar nicht erst mit irgendwelchen Ausflüchten. „Das habe ich. Sie hat abgelehnt.“

„Und jetzt sieht sie dich an, als seist du eine Schachtel Pralinen. An deiner Stelle würde ich sie noch einmal fragen.“

Nick schüttelte den Kopf und beschloss, auf Abstand zu gehen. Dominique konnte zu ihm kommen, wenn sie es sich anders überlegte.

Bis dahin würde er zur Scheune gehen und ein Wort mit Jack wechseln. Der sture Kerl raubte ihm noch den letzten Nerv.

4. KAPITEL

Während des gesamten Lunches bereute Dominique es, Nicks Einladung ausgeschlagen zu haben. Fast hatte sie sich schon dazu entschlossen, zu ihm zu gehen und seine Einladung zum Dinner anzunehmen, als Nick plötzlich aufstand und hinausging.

Sie entschuldigte sich, stand auf und holte sich ein Buch aus ihrem Zimmer, um es draußen in einem der Schaukelstühle auf der Veranda zu lesen. Vielleicht kam ja Nick zufällig vorbei, während sie dort saß.

In der Eingangshalle bewunderte sie den großen Kamin, vor dem vier braune Ledersessel und ein kleines Sofa standen. In dem großen Wagenradleuchter steckten antike Öllampen. Auf dem glänzenden dunklen Holzfußboden lag kein einziger Teppich, allerdings hingen einige Teppiche mit authentischen Indianermustern an den Wänden.

Dominique konnte sich gut vorstellen, wie gemütlich es im Winter sein musste, hier vor dem knisternden Feuer mit einem Buch in einem der Sessel zu sitzen. Oder mit einem Cowboy.

Gerade als sie sich die Fotos auf dem Kaminsims ansehen wollte, kam ein gut aussehender älterer Mann aus dem Esszimmer.

Er blieb stehen und lächelte ihr zu. „Nick sagte, Sie seien Fotografin.“

„Stimmt.“ Sie reichte ihm die Hand.

„Emmett Sterling. Ich bin der Vorarbeiter, schon seit fast dreißig Jahren.“

„Wow.“ Sie deutete zum Kaminsims. „Dann können Sie mir wahrscheinlich Näheres über diese Fotos erzählen.“

„Ganz bestimmt. Ich könnte Sie mit Geschichten zu Tode langweilen. Leider muss ich raus zur Scheune, da braut sich was zusammen.“ Er tippte sich an die Hutkrempe.

„Verstehe. Nick sagte, sein Bruder Jack würde alle übrigen ziemlich antreiben.“

„Kann man wohl sagen. Wenn Sie sich die Fotos ansehen, erkennen Sie Nick und Jack sicher wieder. Und der, der immer auf den Pferden sitzt, ist Gabe. Die Trophäen da drüben im Schrank hat er gewonnen.“

„Beeindruckend.“ Sie blickte zu den glänzenden Pokalen. „Er muss ziemlich gut sein.“

„Das ist er, und sein Dad war sehr stolz auf ihn. Jack sieht seinem Dad sehr ähnlich, also können Sie Jonathan Senior auch leicht erkennen. Die Frau an seiner Seite ist Sarah, seine Frau. Tja, ich muss los. War nett, Sie kennenzulernen, Madam.“ Wieder tippte er mit zwei Fingern an seinen Hut und ging zur Tür.

„Danke für den Schnellkurs in Familienkunde.“ Sie wandte sich dem Kaminsims zu, als die Vordertür aufging und Pam Mulholland, die Besitzerin des Bunk and Grub, hereinkam.

Autor

Vicki Lewis Thompson

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