Tiffany Pure Lust Band 1

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LEKTIONEN DER LUST von KATEE ROBERT
Lucy braucht dringend einen Ehemann, ist aber im Bett leider total aus der Übung! Ihr bester Freund Gideon soll helfen, denn zwischen ihnen knistert es sowieso gewaltig. Und wirklich: Gideon nimmt ihr alle Hemmungen und weckt brennende Lust in ihr … Als es mit der Ehe ernst wird, muss Lucy entscheiden: Sicherheit oder Verlangen?

PURE VERLOCKUNG von JC HARROWAY
Arroganter Schnösel! Am liebsten würde Libby den reichen Alex Lancaster stehen lassen, statt für ihn zu arbeiten. Doch die gefährlichen Ausstrahlung des gut aussehenden Adrenalinjunkies ist unwiderstehlich. Libby gibt ihm eine Woche Zeit, in der er sie von seinem Projekt überzeugen kann. Ob Alex wohl fair spielt? Oder schmutzig?

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  • Erscheinungstag 19.07.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751514910
  • Seitenanzahl 320
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Katee Robert, JC Harroway

TIFFANY PURE LUST BAND 1

Für Tim.

Die besten Geschichten entstehen oft erst aus zweiten Chancen.

1. KAPITEL

Beinahe hätte Gideon Novak das Treffen abgesagt. Und wenn er auch nur einen Funken Ehrgefühl in der Brust gehabt hätte, dann hätte er es auch getan. Einige Dinge im Leben waren einfach zu gut für ihn, und Lucy Baudin stand zweifellos an erster Stelle auf der Liste. Dass sie sich jetzt wieder gemeldet hatte – zwei Jahre danach …

Die Anwaltskanzlei Parker & Jones sah noch genauso aus wie bei seinem letzten Besuch. Das Team von Anwälten kümmerte sich überwiegend um Wirtschaftskriminalität – und hier vor allem um jene Fälle, die viel Geld versprachen. Diese Vorliebe spiegelte sich auch in der luxuriösen Ausstattung der Geschäftsräume. Pastelltöne an den Wänden und eine elegante, aber sachlich-nüchterne Inneneinrichtung vermittelten Vertrauen und sorgten für ein beruhigendes Ambiente.

Doch die Geradlinigkeit der Ausstattung konnte nicht verhindern, dass Gideons Anspannung mit jedem Schritt wuchs.

Normalerweise übernahm er keine Aufträge von Anwaltskanzleien. Als Headhunter bevorzugte er Technologie- oder Start-up-Unternehmen – oder anders gesagt: alles außer Juristen. Die litten nämlich ausnahmslos unter Kontrollzwang und bestanden darauf, bei jeder Kleinigkeit mitzureden – und zwar von Anfang bis Ende. Es war absolut lästig.

Du tust es für Lucy.

Im Lift auf dem Weg nach oben bemühte er sich um einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck. Als er noch mit ihr befreundet gewesen war, hatte sie ihr Büro auf der fünften Etage gehabt und sich mit Fällen herumschlagen müssen, die den erfahreneren Anwälten zu unwichtig erschienen. Inzwischen saß sie in der neunzehnten Etage, nur zwei Stockwerke unter Parker und Jones persönlich. Seit ihrer letzten Begegnung vor zwei Jahren hatte sie also vermutlich ordentlich Karriere gemacht.

Die Aufzugtüren öffneten sich und gaben den Blick frei auf einen weitläufigen Empfangsraum mit einer Kaffeebar und Sitzgruppen mit Sofas und Wirtschaftsmagazinen auf den Beistelltischen. Hinter dem Tresen am Anfang des Korridors saß die Empfangsdame. Als sie zu ihm aufschaute, hatte er das Gefühl, er sei in das Hoheitsgebiet eines Feldherrn eingedrungen. Sieh mal an! Sie hatten also jemanden eingestellt, der sich nicht einschüchtern ließ. Das musste jedem Besucher sofort ins Auge springen. Sehr praktisch, wenn es darum ging, unangenehme Klienten in Schach zu halten.

Vor dem Empfangstresen blieb Gideon stehen und bemühte sich, einen möglichst freundlichen Eindruck zu machen. „Ich möchte zu Lucy Baudin.“

„Sie erwartet Sie bereits.“ Damit wandte sich die Frau wieder ihrem Computer zu und beachtete ihn nicht weiter.

Während der vergangenen Woche hatte er immer wieder darüber nachgedacht, warum Lucy ausgerechnet auf ihn gekommen war. In New York wimmelte es von Headhuntern. Gideon war zwar gut – um nicht zu sagen: einer der Besten –, aber angesichts ihrer gemeinsamen Vergangenheit hätte es doch bestimmt jemanden gegeben, der besser für diesen Auftrag geeignet wäre.

Du hättest ja Nein sagen können.

Aber er schuldete Lucy Baudin etwas. Ein einziges Treffen war nichts, das er ihr abschlagen konnte.

Er klopfte an die dunkle Holztür und öffnete sie sofort. Das Büro war hell und groß. Durch bodentiefe Fenster konnte man auf New York hinunterschauen. Ein L-förmiger Schreibtisch, vor dem zwei bequeme Sessel standen, beherrschte den Raum.

Lucy saß aufrecht und mit gestrafften Schultern auf ihrem Stuhl. Ihr langes dunkles Haar hatte sie auf eine Art zusammengebunden, die lässig aussah, aber vermutlich viel Zeit in Anspruch nahm. Sie streckte das schmale Kinn vor, was Gideon automatisch auf ihren Mund schauen ließ. Lucys Gesichtszüge waren ein bisschen zu markant, um als klassisch schön durchzugehen, aber ihre vollen Lippen waren von elegantem Schwung und immer zu einem Lächeln bereit.

Im Moment lächelte sie jedoch nicht.

„Lucy.“ Er schloss die Tür hinter sich und blieb erwartungsvoll stehen. Sie war es, die ihn hergebeten hatte. Eigentlich war er es nicht gewohnt, das Heft aus der Hand zu geben, aber für sie würde er eine Ausnahme machen.

Jedenfalls so lange, bis er erfahren hatte, was sie von ihm wollte.

„Gideon. Setz dich bitte.“ Sie deutete auf die Sessel vor ihrem Schreibtisch.

Sie konnte vielleicht so tun, als sei ihre Zusammenkunft nur ein ganz gewöhnliches Bewerbungsgespräch, aber er konnte den Blick nicht von ihr wenden. Sie trug ein dunkelgraues Kleid, das die Blässe ihrer Haut unterstrich. Die einzigen Farbtupfer waren ihre blauen Augen und die roten Lippen, und das alles ergab ein bewundernswertes Gesamtbild.

Sie hatte ihn nicht wegen ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu diesem Treffen gebeten. Wenn sie auf professionelle Distanz bestand, würde er das respektieren. Es war das Mindeste, das er für sie tun konnte.

Gideon ließ sich auf den Sessel fallen, beugte sich nach vorn und stützte die Ellenbogen auf seine Knie. „Du hast gesagt, es geht um einen Job.“

„Ja. Die Angelegenheit ist natürlich streng vertraulich.“

Es war keine Frage, aber er gab ihr trotzdem eine Antwort. „Ich habe keine Geheimhaltungsvereinbarung vorbereitet, doch ich könnte das selbstverständlich tun, wenn das Ganze hier offiziell sein soll.“

„Das ist nicht nötig. Dein Wort, dass die Sache unter uns bleibt, reicht mir völlig aus.“

Allmählich wurde er neugierig. Viele seiner Klienten hatten in der Vergangenheit um Vertraulichkeit gebeten – es war eher die Regel als die Ausnahme –, aber dieses Mal fühlte es sich irgendwie anders an. Er verjagte den Gedanken und konzentrierte sich auf seinen Job.

„Die Position, die ich besetzen muss, ist die eines Ehemanns.“

Verdutzt schüttelte Gideon den Kopf. Er glaubte, nicht recht gehört zu haben. „Wie bitte?“

„Ein Ehemann.“ Sie hob die linke Hand und bewegte ihren Ringfinger. „Bevor du mich weiterhin anschaust wie ein Esel, will ich es dir erklären.“

Er schaute sie ganz bestimmt nicht wie ein Esel an. Ein Ehemann. Woher zum Teufel soll ich einen Ehemann für sie nehmen? Er öffnete den Mund, um ihr diese Frage zu stellen, aber Lucy kam ihm zuvor. „Der Zeitpunkt ist nicht ideal, aber mir ist gerüchteweise zu Ohren gekommen, dass ich am Ende des Jahres Teilhaberin werden soll. Normalerweise wäre das ein Grund zum Feiern, aber ein paar von den Alteingesessenen in der Kanzlei haben gewisse Vorurteile gegenüber alleinstehenden Frauen.“ Sie verdrehte die Augen. „Es wäre lächerlich, wenn es nicht eine ernst zu nehmende Hürde auf dem Weg zu meinem angestrebten Ziel wäre. Aber ich habe erlebt, dass Georgia im letzten Jahr aus genau diesem Grund bei einer Beförderung übergangen wurde. Sie wollte nicht nachgeben, und deshalb haben sie sich für ihren männlichen Mitbewerber entschieden.“

Gideon holte tief Luft und versuchte, die Sache logisch anzugehen. Offenbar hatte sie lange darüber nachgedacht, und selbst wenn sie sich da in irgendeine verrückte Sache verrannt haben sollte, bedeutete das nicht, dass er es ihr ausreden musste. Diese Lucy war eine vollkommen andere Person als die, die er zuletzt gesehen hatte – in Tränen aufgelöst und am Boden zerstört. Er würde ganz professionell reagieren und versuchen, sie zur Vernunft zu bringen.

Aber er schaffte es nicht, ruhig und gelassen zu antworten. „Bist du vollkommen verrückt geworden, Lucy? Ich bin Personal- und kein Heiratsvermittler. Und selbst, wenn ich einer wäre: Heiraten, nur um befördert zu werden, ist absolut schwachsinnig.“

„Wirklich?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Die Leute heiraten aus viel schwachsinnigeren Gründen. Ich hätte fast mal aus Liebe geheiratet, und wir wissen beide, wie das ausgegangen ist. Es ist doch nichts Falsches daran, eine Ehe wie eine geschäftliche Vereinbarung zu betrachten. In vielen Kulturkreisen ist das durchaus üblich.“

„Wir reden nicht über andere Kulturkreise. Wir reden über dich.“

Wieder zuckte sie mit den Schultern. Als ob es ihr egal sei. Er hasste diese gespielte Gleichgültigkeit, aber es stand ihm nicht zu, ihr deswegen Vorwürfe zu machen.

Sie hielt seinem Blick stand. „Das ist sehr wichtig für mich, Gideon. Mit Kindern habe ich nichts am Hut – ich liebe meine Arbeit, und ein Baby wäre da nur im Weg –, aber ich bin einsam. Es wäre nicht schlecht, wenn es da jemanden gäbe, der abends auf einen wartet, selbst wenn es nicht die Liebe deines Lebens ist. Vor allem, wenn es nicht die ganz große Liebe ist.“

„Lucy, das ist verrückt.“ Jedes ihrer Worte drohte, seine professionelle Fassade zum Einsturz zu bringen, was er auf jeden Fall vermeiden wollte. „Wo zum Teufel soll ich einen Ehemann für dich finden?“

„Genau da, wo du auch sonst deine Kandidaten für offene Stellen findest. Bei Bewerbungsgesprächen. Wir sind in New York – wenn du es nicht schaffst, einen Mann zu finden, der zumindest gewillt ist, darüber nachzudenken, dann schafft es keiner.“

Ein plötzliches Schuldgefühl ließ ihn innehalten. Er hielt diesen Plan zwar für vollkommen bescheuert, und die Vorstellung, dass Lucy in einer Vernunftehe stranden könnte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Aber das hatte er schließlich nicht zu entscheiden.

Und zum Teil war es ja seine Schuld, dass sie im Moment allein war.

Verflucht!

Er wusste, dass ihr letzter Freund, dieser Mistkerl Jeff, sie nach Strich und Faden betrogen hatte. Trotzdem hatte Gideon einen Monat lang geschwiegen, ehe er ihr reinen Wein eingeschenkt hatte. Ein solches Schuldgefühl löste sich nicht einfach in Luft auf.

Ihm blieb tatsächlich keine Wahl. Vor etwa zwei Jahren hatte er Lucy zuletzt gesehen. Er betrachtete sie immer noch als Freundin, und eine Freundin würde er niemals im Stich lassen, wenn sie ihn brauchte. Über Gideons moralische Integrität ließ sich vielleicht streiten. Aber seine Loyalität hatte niemals außer Zweifel gestanden.

Und wenn er bei diesem irrwitzigen Plan mitmachen würde, könnte er zumindest einen kühlen Kopf bewahren, um sie vor dem Schlimmsten zu schützen – wenn er sie schon nicht vor dem Leid hatte schützen können, das Jeff ihr zugefügt hatte.

„Okay. Ich mache es.“

Lucy traute ihren Ohren nicht. Hatte er das wirklich gesagt? Es war zu schön, um wahr zu sein. Gideon Novak für ihre Absicht zu gewinnen war ihr letztes Ass im Ärmel. In ihrer verzweifelten Situation war er der Einzige, dem sie genug vertraute, um ihn mit der Suche nach einem Ehemann zu beauftragen. Obwohl sie tief in ihrem Herzen nicht mit seiner Zustimmung gerechnet hatte …

„Entschuldige bitte – hast du gerade Ja gesagt?“

„Ja.“ Er sah sie mit seinen dunklen Augen an. Um seine dichten langen Wimpern hatte sie ihn insgeheim immer beneidet. Für Lucy war Gideon immer schon auf verwirrende Weise viel zu attraktiv gewesen. Sein schwarzes Haar war auf lässige Art unordentlich, und sein markantes Kinn sowie seine vollen Lippen hätten sie nachts bestimmt um den Schlaf gebracht, wenn er nicht bloß ein Freund gewesen wäre.

Sie vertrieb den Gedanken – ebenso wie die schmerzhaften Gefühle, die immer dann hochzukommen drohten, wenn sie an ihre verkorkste Beziehung mit Jeff Larson dachte. Die war endgültig Geschichte. Bedauerlich war, dass ihre Freundschaft mit Gideon damals ebenfalls Schaden genommen hatte.

Doch das konnte sich jetzt ändern.

Gideon rutschte auf seinem Stuhl nach vorn. „Wie hast du dir die Sache denn nun vorgestellt?“, riss er sie aus ihren Überlegungen.

Wenigstens darauf hatte sie eine Antwort. Lucy hatte sehr viel Zeit darauf verwendet, einen Schlachtplan zu entwickeln. Sie hatte sich vorgenommen, ihre Ziele mit so wenig Aufwand wie möglich zu erreichen: einen Ehemann ergattern und befördert werden. „Ich habe mir überlegt, dass du mir eine Aufstellung mit potenziellen Kandidaten zur Verfügung stellen könntest. Ich würde mich dann ein oder zwei Mal mit jedem treffen, und dann würden wir nach und nach die Liste zusammenstreichen, bis nur noch einer übrig bleibt.“

„Hmm.“ Nachdenklich trommelte er mit dem Finger auf sein Knie.

Sie versuchte, unter seinem durchdringenden Blick nicht nervös zu werden. Normalerweise fiel es ihr leicht, distanziert und professionell zu bleiben, wenn sie ihr Anliegen erst einmal vorgebracht hatte. Genauso war es auch bei Gerichtsverhandlungen, wenn sie ihr Eröffnungs- und Schlussplädoyer hielt. Das weitere Vorgehen war dann allerdings eine andere Sache …

„Natürlich bin ich offen für Vorschläge.“

„Natürlich.“ Er nickte, als träfe er soeben eine Entscheidung. „Sollten wir allerdings zusammenkommen – ich meine, geschäftlich –, dann zu meinen Konditionen. Ich suche die Männer aus. Ich organisiere die Treffen. Und wenn mir einer von ihnen nicht gefällt, habe ich ein Vetorecht.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein! Kommt nicht infrage.“

„Du hast mich um Rat gefragt, Lucy. Das bedeutet, du hast Vertrauen in mein Urteilsvermögen.“ Er musterte sie so intensiv, dass sie sich ein wenig unbehaglich fühlte. „So sind die Bedingungen.“

Bedingungen. Verdammt, da fiel ihr noch etwas ein – das Wichtigste hatte sie glatt vergessen.

Es muss nicht das Wichtigste sein. Er weiß noch nicht, dass es ein Teil meines Plans ist. Ich könnte noch einen Rückzieher machen. Noch ist es nicht zu spät dafür …

Aber wenn sie jetzt einen Rückzieher machte, würde sie die tief sitzende Furcht vor ihrem Ex niemals verlieren. Für den Rest ihres Lebens – und ihrer zukünftigen Ehe – würde sie dann an sich und an ihrem Mann zweifeln.

Das durfte sie auf keinen Fall zulassen, egal, wie demütigend es für sie auch sein mochte, Gideon in dieser Angelegenheit um Hilfe zu bitten.

Lucy schlug die Augen nieder, ehe sie weitersprach. Dabei zupfte sie ein wenig verlegen am Saum ihres Rocks. „Da ist noch etwas.“

„Ich höre.“

Plötzlich waren ihre Handflächen ganz feucht. Sie presste sie auf den Schreibtisch. „Triffst du dich momentan mit jemandem?“

„Was zum Teufel hat das mit deinem Auftrag zu tun?“

Eine ganze Menge! Sie hatte noch nie erlebt, dass Gideons Beziehungen länger als ein paar Wochen hielten, aber das bedeutete ja nicht unbedingt, dass er sich in den vergangenen zwei Jahren nicht geändert hatte. Der gesamte zweite Teil ihres Vorhabens beruhte jedoch darauf, dass er sich nicht verändert hatte.

Der Gideon, den sie gekannt hatte, war zwar ihr Freund gewesen, aber auch ein Playboy, wie er im Buche stand. Wenn er sich mit einer Frau traf, war es nie etwas Ernstes gewesen. Wenigstens nicht für ihn. Natürlich hatte er die Frauen nicht schlecht behandelt, aber er war auch nie lange mit ihnen zusammengeblieben.

Kurz gesagt: Er passte perfekt in Lucys Plan.

Sie musste es nur noch über sich bringen, die verflixten Worte auszusprechen. „Ich brauche … Nachhilfe“, gestand sie schließlich, während sie den Blick nicht von ihren Händen nahm, die immer noch auf der Schreibtischplatte lagen.

„Lucy, schau mich an.“

Betreten folgte sie seiner Aufforderung. Er betrachtete sie stirnrunzelnd, als bemühte er sich, ihre Gedanken zu lesen. „Erklär mir mal bitte, wovon zum Teufel du da redest.“

Wenn sie ihn anschauen musste, fiel es ihr viel schwerer, die Worte auszusprechen. Sie presste die Lippen zusammen. Sie hatte ein paar von den gewieftesten Staatsanwälten New Yorks offen und furchtlos ins Gesicht geschaut. Da würde sie es doch wohl auch schaffen, Gideons Blick standzuhalten.

Du weißt, was du zu sagen hast. Du hast es oft genug geübt.

„Ich brauche ein paar Lektionen in … Sex.“ Er sagte kein Wort. Stattdessen saß er vor ihr wie versteinert. Also fuhr sie fort: „Es würde eine arrangierte Hochzeit werden, aber eine ehrliche Ehe. Und da ich nicht noch einmal von einem Verlobten betrogen werden möchte, bedeutet es, dass Sex ein Teil der Abmachung sein muss. Es ist schon so lange her, und ich muss meine Kenntnisse ein bisschen auffrischen.“

Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Jeff der einzige Mann war, mit dem ich je geschlafen habe. Und er hat keine Gelegenheit ausgelassen, mich darauf hinzuweisen, wie langweilig er unser Sexleben fand.

Und dann hatte er auch noch die Stirn, mir zu erzählen, er habe mich nur betrogen, weil ich seine Bedürfnisse nicht erfüllen konnte.

Zwar spielten Jeffs Ansichten in ihrem Leben schon lange keine Rolle mehr, aber Lucy hätte lügen müssen, wenn sie behauptete, dass sie seine Worte vollkommen vergessen hätte – und dass sie sich in den zwei Jahren ihres unfreiwilligen Single-Daseins nicht von ihnen hätte beeinflussen lassen. Sex hatte ihr immer Spaß gemacht. Und sie hatte geglaubt, Jeff hätte ebenfalls Spaß gehabt. Aber wenn sie in dieser Beziehung so falsch gelegen hatte – wer konnte garantieren, dass es ihr nicht noch einmal passieren würde?

Wenn sie Gideon zutraute, einen Mann für sie zu finden, dann traute sie ihm auch zu, ihr alles beizubringen, was sie wissen musste, um eine erfolgreiche Ehefrau zu sein. Die Gerüchte über seine Talente ließen darauf schließen, dass es keine schlechte Idee war; er war erfahren genug, um ihr einen Crashkurs in der Kunst der Verführung zu erteilen.

„Das reicht jetzt.“ Er erhob sich und knöpfte sein Jackett zu. „Für die Suche nach einem passenden Ehemann werde ich dir eine Rechnung stellen – die gleiche Summe, die ich jedem Kunden berechne. Aber ich bin kein Sex-Arbeiter, Lucy. Du kannst von einem Mann nicht verlangen, dass er dir Unterricht im Vögeln erteilt.“

Sie tat ihre Bestes, um Haltung zu bewahren.

„Ich verstehe.“

„Dennoch …“ Er schüttelte den Kopf, als könne er nicht glauben, was er da sagte. „Komm heute Abend zu mir. Wir werden über alles reden. Und danach schauen wir weiter.“

Das … war zumindest kein Nein. Es war allerdings auch kein Ja.

„Okay.“ Mehr wagte sie nicht zu erwidern aus Angst, dass er seine Meinung ändern könnte. Nach Gideons Miene zu urteilen schien er seine Einladung bereits zu bereuen.

Er musterte sie mit einem kühlen Blick. „Um sieben Uhr. Die Adresse kennst du ja noch.“

Obwohl es keine Frage war, nickte sie bestätigend. „Ich werde da sein.“

„Komm nicht zu spät.“ Damit drehte er sich auf dem Absatz um und verließ ihr Büro. Mit offenem Mund sah sie ihm hinterher.

Ein wohliger Schauer durchfuhr sie. Gideon hatte sich soeben bereit erklärt, ihr zu helfen. Ihm eilte der Ruf voraus, immer den richtigen Kandidaten zu finden, und was ihn persönlich anbetraf, verfügte er über alles, um ihre bevorstehende Hochzeit von Anfang an auf die richtige Schiene zu setzen.

Mit seiner Unterstützung konnte nichts schiefgehen.

Damit hatte sie die Beförderung bereits so gut wie in der Tasche. Dessen war sie sich vollkommen sicher.

2. KAPITEL

Gideon schwamm so viele Bahnen, bis jeder Muskel in seinem Körper vor Erschöpfung schmerzte. Doch es half nichts. Lucys ernste Miene und ihre Lippen, die eine Sünde wert waren, gingen ihm nicht aus dem Kopf. Wie gerne hätte er diese Sätze früher aus ihrem Mund gehört. Bring es mir bei. Die Anziehungskraft, die diese Frau auf ihn ausübte, hatte ihm nur Probleme bereitet, und offenbar würde es jetzt noch schlimmer werden, weil er ihr Ansinnen nicht kategorisch abgelehnt hatte, wie er es hätte tun sollen. Stattdessen hatte er sie zu sich nach Hause eingeladen.

Damit sie sich unterhalten konnten.

Darüber, dass er ihr Unterricht im Vögeln erteilte.

Er zog sich aus dem Becken und stellte sich auf den Rand. Was zum Teufel hatte er sich nur dabei gedacht?

Du weißt ganz genau, was du dir dabei gedacht hast.

Gideon begehrte Lucy.

Er begehrte sie seit dem Moment, als er sie vor sechs Jahren zum ersten Mal in jener überfüllten Bar in Queens gesehen hatte. Ihre positive Ausstrahlung hatte ihn sofort beeindruckt, und obwohl er schon einige Drinks intus hatte, wusste er instinktiv, dass sie etwas Besonderes war.

Leider hatte das auch Jeff Larson gewusst, und dieser Bastard war ihm zuvorgekommen. Er hatte Lucy angerufen, sich mit ihr verabredet – und ihr schließlich einen Heiratsantrag gemacht.

Gideon hatte wirklich versucht, sich für seinen besten Freund zu freuen – und sein Begehren für dessen Freundin zu vergessen. Aber so ganz war ihm das nie gelungen. Egal, mit wie vielen Frauen er danach noch ausgegangen war – sein Herz war niemals bei der Sache gewesen. Als Jeff einmal beiläufig Gideons Talent erwähnte, immer wieder gertenschlanke Brünette mit Sommersprossen zu finden, verzichtete er fortan auf Dates und beschränkte sich auf One-Night-Stands.

Er duschte und zog sich schnell an. Er würde sich beeilen müssen, um vor ihr zu sich nach Hause zu kommen. Die Versuchung, Lucy in sein Bett zu bekommen, selbst wenn es nur aus diesem bescheuerten Grund war …

Er müsste schon ein ziemlicher Mistkerl sein, wenn er so etwas täte.

Nein. Gideon wollte bei Lucys Lieblingschinesen etwas zu essen besorgen und ihr dann in aller Ruhe erklären, warum Sex für sie beide nicht infrage käme. Er würde ganz ruhig und vernünftig bleiben und sämtliche Argumente auffahren, um ihr seinen Standpunkt klarzumachen. Sie brauchte keine Unterrichtsstunden. Kein Mann mit Blut in den Adern und einem funktionierenden Schwanz würde ein Problem mit Lucy haben – und mit dem, was sie zu bieten hatte.

Bei der Vorstellung, dass irgendein anderer jeden Morgen neben ihr aufwachen würde, geriet er fast ins Stolpern. Die Vorstellung, in langen Nächten zwischen ihren Schenkeln zu liegen, sich an ihrer Haut zu reiben und die Feuchtigkeit zu spüren …

Mist!

Er ließ seinen Blick durch das Fitnessstudio schweifen und überlegte ernsthaft, die ganze Sache abzublasen und auch die nächsten drei Stunden im Schwimmbecken zu verbringen. Vielleicht würde sich der Gedanke an sie in Gesellschaft eines anderen Mannes dann in Luft auflösen.

Aber er wusste es besser.

Wenn er sich damals nicht darüber hatte freuen können, dass sein bester Freund mit ihr zusammen war, würde er bei der Vorstellung von einem vollkommen Fremden an ihrer Seite kaum glücklicher sein. Es nutzte alles nichts. Lucy würde ihren Plan in die Tat umsetzen – egal, ob er dafür oder dagegen stimmte. Vielleicht konnte er ihr den Teil mit dem Sex ausreden, aber ganz sicher nicht den Ehemann.

Bei Jeff hatte er vollkommen versagt. Obwohl er Gideons bester Freund gewesen war, hatte er die Warnzeichen erst bemerkt, als es schon fast zu spät war. Und dann hatte er noch einen ganzen Monat lang gewartet, ehe er Lucy reinen Wein eingeschenkt hatte. Er war auf ganzer Linie gescheitert, und das hatte ihn ihre Freundschaft gekostet – etwas, das ihm mehr wert war, als er sich hatte eingestehen wollen.

Solchen Mist würde er nicht noch einmal bauen!

Sie wollte einen Ehemann? Nun, dann würde Gideon sich bemühen, den anständigsten Mann für sie zu finden, um sie glücklich zu machen. Das war er ihr schuldig.

Zuhause angekommen blieb ihm kaum Zeit, das mitgebrachte Essen auf die Küchentheke zu stellen, da klopfte es bereits. Er umrundete die Couch und ging zur Tür. „Du bist früh dran.“

„Ich hoffe, es macht dir nichts aus. Dein Portier hat sich noch an mich erinnert, deshalb hat er sich nicht die Mühe gemacht, dir Bescheid zu geben, und mich einfach hereingelassen.“ Das schüchterne Lächeln, mit dem sie ihn begrüßte, versetzte ihm einen Stich ins Herz. Trotzdem war er fest entschlossen, distanziert zu bleiben.

Lucy musste zuvor noch zu Hause gewesen sein, denn sie hatte sich umgezogen: schwarze Leggings und ein leichtes, weit geschnittenes T-Shirt, das jeden Moment über ihre Schulter zu rutschen drohte. Als sie seinen Blick bemerkte, biss sie sich auf die Unterlippe. „Ich weiß, wir haben über Nachhilfe gesprochen, und ich sehe gerade nicht aus wie die geborene Verführerin, aber als ich meinen Kleiderschrank durchsucht habe, konnte ich beim besten Willen nichts Verführerisches finden. So was besitze ich gar nicht.“

Himmel, sie brachte ihn noch um den Verstand. Gideon trat einen Schritt zurück und hielt ihr die Tür auf. „Du siehst toll aus.“

„Toll?“ Sie runzelte die Stirn. „Ich weiß, dass du die ganze Sache ziemlich abgedreht findest, aber du brauchst dir jetzt keine Komplimente abzuringen. Ich habe dich darum gebeten, weil ich dir vertraue. Ich habe immer darauf vertraut, dass du mir gegenüber ehrlich bist.“

Hätte sie ihm ein Messer ins Herz gerammt, der Schmerz wäre kaum geringer gewesen. Leise schloss Gideon die Tür hinter ihr und versuchte, gelassen zu bleiben. Es war egal, für wie aufrichtig sie ihn hielt – er würde nicht mit ihr ins Bett gehen. Er konnte es einfach nicht. „Das wird nicht funktionieren, wenn du alles, was ich sage, hinterfragst. Ich habe gesagt, du siehst toll aus. Und das tust du wirklich. Ich habe dir nicht geraten, dir aufreizende Klamotten anzuziehen, Lucy. Ich habe nur gesagt, komm vorbei, damit wir reden können.“ Und auf ihre Kleidung deutend fügte er hinzu: „Das ist genau richtig für eine Unterhaltung zwischen Freunden.“

„Okay. Gut. Es tut mir leid. Ich bin nervös.“ Sie zupfte an ihrem T-Shirt, was zur Folge hatte, dass es ihr noch tiefer über die Schulter rutschte.

Gideon hatte Schultern nie besonders aufreizend gefunden, aber jetzt hätte er sie am liebsten sofort geküsst. Reiß dich zusammen, Idiot. Er räusperte sich und wandte den Blick ab. „Du brauchst keinen Unterricht, Lucy. Nicht von mir. Von niemandem. Du bist wunderschön, und jeder Mann wäre froh, dich im Bett zu haben.“

„Wenn du mir nichts beibringen willst, ist das okay. Das habe ich dir ja heute Morgen gesagt.“ Sie ging in sein Wohnzimmer und umrundete das Sofa. Lucy nahm eines der Kissen in die Hand und drückte es sich gegen die Brust. Sie holte tief Luft. „Darf ich ganz ehrlich sein?“

„Warst du das bis jetzt nicht?“ Er befürchtete, nicht an sich halten zu können, wenn sie noch ehrlicher wurde.

„Jeff mag ein betrügerischer Mistkerl sein, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er niemals befriedigt war, bevor er angefangen hat, mit anderen Frauen zu schlafen. Da die ihm offenbar geben konnten, was er brauchte, kann man nicht alles ihm allein zum Vorwurf machen.“

„Aber seitdem bist du mit anderen Männern zusammen gewesen.“

„Nein.“ Noch immer schaute sie ihn nicht an. „Einmal beinahe. Aber mir sind Jeffs gemeine Bemerkungen nicht aus dem Kopf gegangen. Er hat zwar immer beteuert, dass er es witzig meinte, aber ich habe es überhaupt nicht lustig finden können. Ich weiß, das klingt dramatisch, doch nach einer Weile kam ich zu dem Schluss, dass ich es lieber nicht darauf anlegen wollte, herauszufinden, ob Jeff tatsächlich recht gehabt hatte. Deshalb habe ich mich auf die Arbeit konzentriert und mein Privatleben … zurückgefahren. Und jetzt sind wir hier.“

Gideon wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen und Jeff ein paar gezielte Schläge in sein makelloses Gesicht verpassen. Er hatte gewusst, dass es zwischen Jeff und Lucy nicht zum Besten stand, aber ihm war nicht bewusst gewesen, was für ein Mistkerl sein Freund wirklich war. „Er ist ein richtiger Scheißkerl.“

„Glaub mir, das bestreite ich nicht.“ Sie lächelte schwach. „Und danke noch mal dafür, dass du mich vor einer Ehe mit ihm gerettet hast. Ich weiß nicht, ob ich dir das schon mal gesagt habe. Es war bestimmt nicht leicht für dich. Immerhin wart ihr sehr lange beste Freunde.“

Gideon fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Er hatte ein sehr gutes Urteilsvermögen, was andere Menschen betraf – sowohl, was seine Auftraggeber als auch die Bewerber anging, die er für sie auswählte. Von dieser Fähigkeit lebte er schließlich. Und er war sehr gut in seinem Job. Manche hielten ihn sogar für den Besten in seiner Branche.

Und jetzt sagte ihm sein Instinkt, dass Lucy hinter ihrem traurigen Lächeln eine zutiefst verletzte Seele verbarg. Es war durchaus möglich, dass er einen passenden Ehemann für sie finden würde. Aber er wollte nicht, dass es irgendjemand anders war.

Er wollte es selbst sein.

„Setz dich doch.“

Sie ließ sich auf die Couch fallen. Das Kissen hielt sie noch immer an sich gedrückt. „Danke.“

Dummerweise gab es kein Handbuch für solche Situationen. Aber sie mussten sich unbedingt unterhalten, ehe sich die Situation in irgendeine Richtung weiterentwickelte. „Ich … werde dir Nachhilfe geben. Unter zwei Bedingungen.“

„Einverstanden.“

Er schaute sie verdutzt an. „Willst du nicht erst die Bedingungen erfahren? Dann kannst du immer noch entscheiden, was du tun möchtest.“

Sie nickte.

„Erstens: Du musst mit mir reden“, fuhr Gideon fort. „Stehst du auf etwas Besonderes? Dann sag es mir. Gefällt dir irgendetwas nicht? Das musst du mir auch sagen. Wenn du mir in irgendeinem Moment etwas vorspielst, beenden wir das Ganze sofort. Ich kann dir nämlich nicht helfen, wenn du mir und dir gegenüber nicht ehrlich bist.“

Sie zog die Nase kraus. „Einverstanden. Ich bin erwachsen. Ich kann über Sex reden.“

Er schaute darüber hinweg, dass sie sich offensichtlich gerade selbst von ihren Worten zu überzeugen versuchte. Das Selbstvertrauen der Eisprinzessin, das sie in ihrem Büro an den Tag gelegt hatte, war wie weggeblasen, und er fragte sich, wer wohl die wahre Lucy sein mochte – die kühle und professionelle Anwältin oder die verunsicherte Frau, die jetzt vor ihm saß.

Gideon beugte sich nach vorn. „Die zweite Bedingung: Während wir das hier machen, fängst du nichts mit einem anderen Mann an.“

„Warum nicht? Ich habe nicht vor, mit irgendeinem anderen etwas anzufangen, aber ich würde gerne deinen Grund wissen. Nur aus Neugier …“

„Es geht um Respekt.“ Lügner. Es geht um Eifersucht! Er ignorierte die höhnische Stimme in seinem Ohr und fuhr in neutralem Ton fort. „Wir beide schließen einen Exklusivvertrag – mit einem klar geregelten Ablaufdatum.“

„Exklusivvertrag.“ Sie sprach das Wort aus, als würde sie es abschmecken. „Wann ist denn das Ablaufdatum?“

Niemals. Mist. Er war ihr schon total verfallen, obwohl er sie noch nicht einmal berührt hatte. „Sobald du dich für einen Kandidaten entschieden hast, hören wir auf.“

Lucy nickte. „Das klingt vernünftig. Sollen wir sofort anfangen?“ Sie machte Anstalten, ihr T-Shirt auszuziehen.

„Moment mal. Langsam.“ Unwillkürlich war er lauter geworden. Er streckte eine Hand aus. „Wenn du Unterrichtsstunden willst, fangen wir ganz am Anfang an. Komm her.“

Zögernd ließ sie das Kissen los, stand auf und kam zu ihm hinüber. Ein paar Sekunden lang betrachtete Lucy seine Hand, ehe sie sie ergriff. Ganz langsam, um ihr Zeit zu lassen, zog Gideon sie zu sich hinunter. Sie setzte sich auf seinen Schoß, aber sie war so verkrampft, dass sie befürchtete, einen Muskelkater zu bekommen.

Mit einer Hand hielt er die ihre fest, und die andere legte er um ihre Hüfte. Es wäre eine ganz harmlose Geste gewesen, hätte sie sich nicht mit gespreizten Beinen auf ihn gesetzt. Und dummerweise hatte sein Schwanz nicht mitbekommen, dass Gideon es ganz behutsam angehen lassen wollte.

Sie bewegte sich. Ihre Augen wurden groß. „Oh …“

„Ist es dir unbequem?“, fragte er, bevor sie genauer darüber nachdenken konnte.

„Nein.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Nun ja, ehrlich gesagt … das fühlt sich schon etwas sonderbar an. Sehr merkwürdig. Ich weiß nicht, wo ich meine Hände hintun soll. Außerdem spüre ich dich, und das macht mich nervös.“

Sie hatte recht. Es war wirklich sehr merkwürdig. Aber Gideon hatte nicht vor, sie gleich am ersten Abend ins kalte Wasser zu werfen – egal, wie unwirklich das alles war. Sie vertraute ihm voll und ganz, und er würde alles tun, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen. Alles, um sie davon abzuhalten, ihre Meinung zu ändern. Und weil er sie nicht überrumpeln wollte, erklärte er mit leiser Stimme: „Ich werde dich jetzt küssen.“

„Okay.“ Sie leckte sich die Lippen und neigte den Kopf nach vorn.

Gideon ließ ihre Hüfte los und streichelte ihre Wange. Dann richtete er sich auf und berührte mit den Lippen ihren Mund. Sie roch nach Zitronen, und er musste sich zusammenreißen, um nicht aufzustöhnen. Ganz locker bleiben. Er knabberte an ihrer Unterlippe und fuhr mit der Zungenspitze darüber. Sie legte die Hand auf seinen Bizeps und entspannte sich ein wenig. Gideon ließ es ganz langsam angehen. Er küsste sie vorsichtig – bloß nicht zu heftig! –, bis sie sich noch näher zu ihm beugte.

Erst jetzt drang er mit der Zunge in ihren Mund ein.

Als er Lucy schmeckte, war das wie eine Explosion in seinem Kopf. Er zog sie noch tiefer zu sich hinunter und begann, mit ihrer Zunge zu spielen. Langsam, ganz langsam.

Lucy seufzte leise und schmiegte sich an ihn. Ihr Körper schien mit seinem zu verschmelzen, ihre Brüste drückten gegen seinen Oberkörper. Er konnte sie mit jedem Atemzug spüren. Sie ließ seine Hand los und streichelte vorsichtig durch sein Haar. So vorsichtig, als sei sie sich nicht sicher, ob das in Ordnung war.

Gideon lehnte sich zurück. Dabei rutschte sie noch näher zu ihm, und ihre Knie versanken in den Kissen neben seinen Hüften. Sie stöhnte leise auf, und er genoss das Geräusch. Er küsste sie, wie er sie immer schon hatte küssen wollen, seit er sie zum ersten Mal gesehen und ihr ansteckendes Lachen gehört hatte.

Er würde bestimmt nicht genug von ihr bekommen können.

3. KAPITEL

In dem Moment, als Gideon Lucy küsste, löste sich ihr Unbehagen in Luft auf. Sie hatte damit gerechnet … nun ja, sie war sich eigentlich nicht sicher, womit sie gerechnet hatte. Vielleicht, dass er sie ins Schlafzimmer führte, sie sich auszogen und einfach loslegten. Und das am besten bei ausgeschaltetem Licht, um ihr das Gefühl der Peinlichkeit zu nehmen.

Er nahm ihr Gesicht in die Hände, streichelte es, fuhr mit den Fingern durch ihr Haar. Bei dieser Bewegung lösten sich ihre Lippen voneinander. Gideon fuhr mit der Zunge über ihren Nacken und sorgte damit für Gänsehaut.

Zwischen ihren Beinen begann eine kleine Flamme zu lodern, die nach und nach ihren ganzen Körper wärmte.

„Sei ganz locker. Entspann dich“, flüsterte er ihr ins Ohr.

„Ich kann nicht glauben, dass das hier gerade passiert.“

Er küsste ihr Schlüsselbein. „Wenn du deine Meinung geändert hast …“

„Nein.“ Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hatte sie sich so etwas mit ihm vorgestellt. Das war eine rote Linie, die sie bislang nicht zu überschreiten gewagt hatte. Aber jetzt wollte sie diese Erfahrung um nichts auf der Welt mehr missen. Mit jedem Atemzug wurde ihr heißer. Die Hitze konzentrierte sich zwischen ihren Schenkeln, wo sie seinen Schwanz spüren konnte. Genau dort wollte sie ihn haben.

Ich will es.

Die Erkenntnis erschreckte sie, obwohl eigentlich kein Grund dazu bestanden hätte. Gideon war Mr. Sex persönlich, und dass er sich in diesem Moment voll und ganz auf sie konzentrierte, war ein berauschendes Gefühl. Sie wollte … noch mehr. Alles. Alles, was er ihr geben konnte. Sie stöhnte auf. „Mehr.“

Gideon eroberte ihren Mund. Er beanspruchte sie, und mit einer kleinen Bewegung seiner Zungenspitze gab er ihr zu verstehen, wer das Sagen hatte. Alles in ihr konzentrierte sich auf diese Berührung.

Es reichte nicht. Zwischen ihnen waren zu viele Kleidungsstücke. Sie spürte die Bewegungen seiner breiten Schultern, die Muskeln seines Brustkorbs, als sie mit den Händen darüberfuhr, aber sein bis zum Kragen zugeknöpftes Hemd verwehrte ihr den Hautkontakt, nach dem sie sich verzehrte.

Ihre Brüste waren angespannt, ihre Nippel so hart, dass es beinahe schmerzte. Durch den Stoff seiner Hose konnte sie die Größe seines Schwanzes erahnen, und wenn sie sich an ihm rieb, fühlte es sich fantastisch an. Geradezu berauschend. Deshalb tat sie es erneut.

Gideon legte eine Hand auf ihre Hüfte. Er hörte nicht auf, sie zu küssen, ließ nicht ab von ihrem Mund. Als ob das Küssen bereits seine Erfüllung wäre – und nicht die Vorstufe zum Sex.

Himmel, ich bin total durcheinander.

Er kniff ihr in den Po und knabberte an ihrer Unterlippe. „Na, wie schlagen wir uns?“

„Gut.“ War das etwa ihre Stimme? Sie klang, als täte sie etwas viel Anspruchsvolleres und Anstrengenderes, als Gideon zu küssen. Wenn sich das Küssen schon so anfühlt, wie wird dann erst der Sex sein?

Er zog sie noch näher an sich und presste sein hartes Glied gegen ihre Pussy. „Und jetzt?“

Sie atmete scharf aus. Bitte hör nicht auf. Wenn sie so weitermachten, würde sie gleich kommen. „Sehr gut. Aber …“ Sie wollte nicht darüber reden, sie wollte nichts tun, was zu einem abrupten Ende führen könnte. Also beugte sie sich näher, um ihn erneut zu küssen.

Doch Gideon griff in ihr Haar und hielt sie fest, sodass sie sich nicht bewegen konnte. „Aber?“

Gerade eben hatte sie es noch für gut befunden, dass sie ehrlich und aufrichtig miteinander umgehen wollten. Wie sonst konnte sie besser werden, wenn sie nicht wusste, was sie falsch machte? Aber in der Praxis hatte sie das Gefühl, dass er sie in einer Art und Weise entblößte, die nichts mit Sex zu tun hatte. Sie schloss die Augen, denn die Antwort fiel ihr leichter, wenn sie ihn nicht anschauen musste. „Ist dieser ‚Trockensex‘ nicht ein bisschen kindisch?“ Wirst du mich aufziehen, wenn ich dabei schon einen Orgasmus bekomme? Oder dich darüber lustig machen, dass ich so rasch komme, weil es bei mir schon so lange her ist?

Er lachte auf. „Fühlt sich das hier etwa kindisch an?“

„Nein.“ Es fühlte sich heißer an, als sie erwartet hatte, und sogar ein bisschen schmutzig. Sie sehnte sich so sehr danach – und genau das war das Problem. Sie zwang sich, die Augen wieder zu öffnen, und stellte fest, dass er sie nachdenklich betrachtete. „Was ist?“

„Dem Vergnügen kann man keine Grenzen setzen, Lucy. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg dorthin. Warum also sollte das hier denn falsch sein? Für mich fühlt es sich gut an. Für dich fühlt es sich gut an. Also brauchen wir uns gar keine Gedanken darüber zu machen.“

So, wie Gideon es ausdrückte, hörte es sich so einfach an. Sie wollte gerade eine weitere Frage stellen, besann sich aber eines Besseren. Sonst war sie doch gar nicht so unsicher. Es musste an der Beziehung mit Jeff liegen. Diese Erfahrung schwebte wie ein dunkler Schatten über ihr und beeinflusste alles, was sie gerade tat.

Genau davor hatte sie Angst gehabt.

„Danke, dass du mir hilfst, Gideon. Du hättest das nicht tun müssen, und …“

„Lucy.“ Er nahm ihr Gesicht in seine großen Hände, sodass sie seinem Blick nicht ausweichen konnte. Seine Augen schauten unglaublich ernst drein. „Hör endlich auf, dich bei mir zu bedanken. Diese Heiratsvermittlung – okay, meinetwegen. Aber nicht hierfür. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich nicht auch einen Gewinn daraus ziehe?“ Er grinste spitzbübisch. „Genau wie du. Genieße es einfach. Genieße mich.“

Leichter gesagt als getan. Die boshafte Stimme, die schon viel zu lange in ihrem Hinterkopf ihr Unwesen trieb, ließ sich nicht so schnell zum Schweigen bringen. Jedenfalls nicht ganz. Nur ein Mitleidsfick? Sie presste die Lippen zusammen. „Ich möchte Sex haben. Jetzt.“

„Nein.“

Erstaunt runzelte sie die Stirn. „Wie bitte?“

„Nein.“ Er setzte sich aufrecht hin. Dann erhob er sich und nahm sie mit; sie hielt sich an seinem Hals fest und schlang die Beine um seine Taille. „Du willst, dass ich dich unterrichte? Dann aber nur zu meinen Bedingungen. Es hat dir doch gerade höllischen Spaß gemacht – aber auf einmal scheint dich etwas zu stören.“ Er legte sich mit ihr auf seine ausgesprochen bequeme Couch. Sie versank in den Polstern, und er schob sich auf sie. Es fühlte sich gut an.

Es machte ihr eine Höllenangst.

„Gideon.“

„Zu meinen Bedingungen, Lucy!“ Erneut küsste er sie. Die ersten Küsse waren zärtlich gewesen, dann leidenschaftlicher geworden, aber sie hatte nicht gewusst, dass er sich bis zu diesem Moment zurückgehalten hatte. Denn jetzt küsste Gideon sie mit einer Begehrlichkeit, als wolle er sie besitzen. Er zwang sie, die Lippen zu öffnen, und eroberte ihren Mund.

Sie zögerte nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch es war natürlich unmöglich für sie, Distanz zu wahren, wenn er mit dem ganzen Gewicht seines Körpers auf ihr lag. Also ließ sie ihn gewähren und spielte bereitwillig mit seiner Zunge, als er begann, sich auf ihr zu bewegen.

Er drückte sie auf die Couch und fuhr mit seinem harten Glied, das sie durch die Hose deutlich spüren konnte, über ihre Muschi. Langsam nach oben und genauso langsam wieder nach unten. Das Begehren, das sie verdrängt hatte, weil sie auf einmal unsicher geworden war, gewann sofort wieder die Oberhand. Es war das reine Vergnügen für sie. Lust, die man nicht hinterfragen sollte.

Sie richtete sich ein wenig auf. „Das fühlt sich gut an.“

Gideon schob eine Hand in ihre Kniekehle und spreizte ihre Beine. Während er sie erneut küsste, fuhr er mit seinen auf- und abgleitenden Bewegungen fort, die das Feuer in ihr erst so recht entfachten. Lucy hatte das Gefühl, am Rande eines Abgrunds entlangzubalancieren. Sie drängte sich an Gideon, wollte ihm so nahe wie möglich sein, wollte, dass er sie dort anfasste, wo sie ihn brauchte. Er sollte alles tun, damit sie kopfüber in diesen Abgrund hineinstürzen konnte. „Gideon, bitte!“

Er zog sich zurück, und sie stieß einen Seufzer der Enttäuschung aus. Es klang fast wie ein Schluchzen. Aber er ließ sie nicht lange warten. Er schob eine Hand in ihre Yogahose und unter den Bund ihres Höschens.

Er spreizte die Finger zu einem V und streichelte damit ihre Klitoris, wie er es vor wenigen Minuten mit seinem Schwanz getan hatte. Er brauchte nur drei Mal mit dem Finger auf- und abzufahren, bis sie in seinen Armen explodierte. Das Vergnügen ließ sie laut aufschreien. Alle Gedanken waren aus ihrem Kopf verschwunden und hatten eine wunderbar süße Leere hinterlassen.

Als er sich von ihr herunterrollte, schaute Lucy blinzelnd zu der hellgrauen Decke hoch und versuchte, sich darüber klar zu werden, was gerade geschehen war. Ich bin gekommen. Ohne jeden Druck. Ohne es erzwingen oder vortäuschen zu müssen. Ein gigantischer Orgasmus, und Gideon war der Mann, der sie dazu gebracht hatte. „Wow!“

Gideon ließ erneut sein sonores Lachen hören. „Gern geschehen, Lucy.“

Wider besseres Wissen konnte sie nicht verhindern, dieses Erlebnis automatisch mit den Erfahrungen zu vergleichen, die sie mit Jeff zu Beginn ihrer Beziehung immer wieder gemacht hatte. Obwohl sie und Jeff es langsam hatten angehen wollen, schien es ihm nicht schnell genug zu gehen, den nächsten Schritt zu machen, und Lucy hatte immer das Gefühl gehabt, dass er von Mal zu Mal ungeduldiger wurde. Außerdem war er besessen gewesen von dem Gedanken, sie gleich mehrfach zum Orgasmus bringen zu müssen – weniger, um ihr Lust zu bereiten, sondern weil er sich beweisen wollte, wie fantastisch er als Liebhaber war. Mit der Zeit war die Lust für Lucy immer mehr zu einem Zwang geworden. Das hatte schließlich dazu geführt, dass sie immer nervöser wurde, wenn sie zusammen waren. Als sie dann zum ersten Mal richtigen Sex hatten, war es – zumindest eine Zeit lang – etwas besser und entspannter geworden, aber das hatte sich schnell geändert, und Jeff hatte keinen Hehl daraus gemacht, wie er den Sex mit ihr empfand.

Langweilig.

Einfallslos.

Als würde er eine Gummipuppe vögeln.

„Lucy, sieh mich an.“ Gideons Stimme riss sie aus ihren schrecklichen Erinnerungen.

Sie schüttelte den Kopf. Himmel, nicht einmal das kann ich richtig machen. Das, was sie gerade getan hatten, war so unglaublich vollkommen gewesen, und sie hatte nichts Besseres zu tun, als an ihren Ex zu denken. „Es tut mir leid.“

„Nein, mir tut es leid.“ Er fuhr mit der Hand durch ihr Haar. Es war eine so zärtliche Geste, dass ihr das Herz schwer wurde. Sein Blick wurde ernst und schien in die Ferne zu schweifen. „Ich weiß, dass Jeff ein Arschloch war, aber wenn ich gewusst hätte, wie schlimm er wirklich war, dann hätte ich dich gewarnt, bevor er sich an dich herangemacht hat.“

„Es hätte nichts gebracht.“ Vor sechs Jahren, als sie nicht schnell genug hatte erwachsen werden können, war sie sich so sicher gewesen, alles besser zu wissen, dass sie ohnehin auf niemand anderen gehört hätte. Nicht auf ihre Schwester, nicht auf ihre Freunde, nicht auf ihr Bauchgefühl. Ganz bestimmt hätte sie auch nicht auf Gideon gehört …

Und jetzt war sie ihm so nahe, redete mit ihm über all das, während ihr Körper noch ganz warm war von der Lust, die er ihr verschafft hatte. Es war einfach zu intim. Zu gewagt. Einfach zu viel von allem.

Sie rutschte von der Couch und erhob sich. Mit einem kurzen Blick auf seinen Schritt stellte sie fest, dass sein Glied immer noch steinhart war. Geradezu schmerzhaft hart. „Möchtest du, dass ich …“

„Bei diesen Lektionen geht es nicht um mich.“ Er setzte sich aufrecht hin. „Vielmehr sollst du etwas lernen. Ich habe das Gefühl, dass du jetzt erst mal etwas Abstand brauchst.“

Da hatte er vollkommen recht. Sein großzügiges Wohnzimmer erschien auf einmal viel zu klein. Sie hatte das Gefühl, dass die Wände auf sie zukamen, während ihr Herz immer schneller schlug. „Ich habe dich darum gebeten.“

„Du brauchst mir nichts zu erklären. Heute Abend haben wir in ein paar alten Wunden gebohrt. Wenn das dazu führt, dass du ein wenig Abstand brauchst, dann ist das eben so. Du spielst mit offenen Karten, und ich werde den Teufel tun, dich dafür zu bestrafen.“ Er nahm sein Handy, das auf dem Couchtisch lag. „Wenn du jetzt nach Hause willst, rufe ich dir ein Taxi.“

„Okay.“

Er bestellte einen Wagen und legte das Telefon beiseite. „Wie sieht dein Terminplan morgen aus?“

Der abrupte Themenwechsel irritierte sie. „Morgen Nachmittag habe ich einen Gerichtstermin. Ich muss mich noch ein wenig darauf vorbereiten.“ Der Fall war ziemlich eindeutig und der Ausgang vorhersehbar.

„Ich kenne diesen Ausdruck in deinem Gesicht. Du hast den Fall schon in der Tasche.“

Ihr wurde leicht ums Herz – ein Gefühl, das ganz und gar nicht unangenehm war. Er hatte es so überzeugt gesagt, als würde er nicht im Geringsten an ihrem Sieg zweifeln. Lucy schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Morgen Abend müsste ich Zeit haben.“ Für eine weitere Unterrichtsstunde? Sie wusste nicht so recht, ob sie sich darauf freuen oder davor fürchten sollte. Lügnerin! Du bist noch nicht einmal gegangen und kannst es kaum abwarten, wiederzukommen.

„Gut.“ Er stand auf. Auf einmal schien es ihm nicht schnell genug gehen zu können, sie loszuwerden. Sie verspannte sich in der Erwartung, dass er sie berührte. Stattdessen lief Gideon zur Tür. „Bis morgen werde ich eine Liste mit passenden Kandidaten für dich vorbereitet haben. Wir können beim Abendessen darüber reden.“

„Ich lade dich ein.“ Sie konnte sehen, wie er sich bei diesem Vorschlag anspannte. „Mach dir darüber keinen Kopf. Wäre ich eine normale Kundin, würdest du nicht mit der Wimper zucken, wenn ich dein Essen bezahlen würde. So läuft das nun mal im Geschäftsleben.“

„Du bist aber keine normale Kundin, Lucy. Nichts von dem, was wir hier tun, ist normal.“

„Ich reserviere einen Tisch und schicke dir dann eine SMS.“

„Ganz schön starrsinnig.“ Er öffnete ihr die Tür. „Dann bis morgen.“

„Bis morgen.“

Sie lief zum Aufzug, entschloss sich dann aber, die Treppe zu nehmen. Ein paar Stockwerke tiefer lehnte sie sich an die Wand und versuchte, ihr rasendes Herz zu beruhigen. Sie hatte nicht gewusst, dass es so sein würde. Er hatte sich einfach nur um sie … gekümmert. Sowohl seelisch wie körperlich. Er hatte sie zum Orgasmus gebracht und anschließend kein Wort über ihre Panik verloren, die sie zu ihrem hastigen Aufbruch getrieben hatte. Das hatte Lucy nicht erwartet. Sie wusste nicht, wie sie einem Gideon gegenübertreten sollte, der so ganz anders war, als sie geglaubt hatte.

Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?

4. KAPITEL

„Du bist total durchgeknallt.“

Gideon schaute nicht von seinem Computerbildschirm auf. „Das brauchst du mir nicht zu erzählen.“

„Trotzdem sag ich’s dir. Was zum Teufel hast du dir bloß dabei gedacht? Du machst jetzt auf Heiratsvermittler? Und ausgerechnet für Lucy Baudin?“ Erregt lief sein Kumpel Roman im Zimmer auf und ab und ging Gideon dabei ziemlich auf die Nerven.

Autor

Katee Robert
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JC Harroway
JC Harroway beschreibt sich selbst als "liebesromansüchtig". Für ihre Autorinnenkarierre gab sie sogar ihren Job im medizinischen Bereich auf. Und sie hat es nie bereut. Sie ist geradezu besessen von Happy Ends und dem Endorphinrausch, den sie verursachen. Die Autorin lebt und schreibt in Neuseeland.
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