Tiffany Pure Lust Band 24

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

STÜRMISCH EROBERT von J. MARGOT CRITCH

Verkatert erwacht Gabe allein in einem Hotel in Las Vegas – mit einem Ehering am Finger. Langsam kehren die Erinnerungen zurück: Er hatte den besten Sex seines Lebens mit dieser Ellie. Er muss „seine Frau“ wiederfinden! Doch als der verantwortungsbewusste Anwalt ihr zum zweiten Mal begegnet, fällt er aus allen Wolken: Ellie ist die Tochter seines Chefs!

SEX UND NICK UND ROCK ‘N‘ ROLL von BETINA KRAHN

Trenne immer Arbeit und Vergnügen: Daran hält Samantha sich, bis sie für eine heiße Valentinskampagne den sexy Rockstar Nick Stack gewinnen kann. Seine sinnlichen Songs und seine raue Stimme machen sie schwach. Und plötzlich wird auch ihr Vorsatz immer schwächer – um ihn im Rhythmus einer heißen Nacht völlig zu vergessen …


  • Erscheinungstag 01.02.2025
  • ISBN / Artikelnummer 9783751530613
  • Seitenanzahl 320
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

J. Margot Critch

1. KAPITEL

Falls Gabe Foster jemals zu einem Zeitpunkt vollkommen zufrieden war, dann jetzt. Er hatte alles, was ein junger Mann sich nur wünschen konnte: Reichtum, Ansehen, eine erfolgreiche Karriere und eine vielversprechende Zukunft, jede Frau, auf die er scharf war, und gute Freunde. Gerade erst war er nach einem Monat in Hongkong nach Las Vegas zurückgekehrt. In Hongkong hatte er einem seiner größten Klienten bei einer Firmenfusion geholfen und durch diese Geschäftsreise Burnham & Associates, der Kanzlei, für die er arbeitete, eine erhebliche Summe Geld eingebracht. Deswegen war er auf der Anwärterliste für den freien Posten als Teilhaber ganz an die Spitze gerückt. Auf diese Stellung bereitete er sich vor, seit er volljährig war.

„Noch eine Runde, Sir?“, riss ihn eine Stimme von der Seite aus seinen Gedanken.

„Klar doch, danke.“ Um zu überspielen, dass er nicht bei der Sache gewesen war, griff er nach seinem Glas.

„Nein, Sir, Sie sind immer noch dran.“ Der Spielleiter deutete auf die Würfel, die vor Gabe auf dem Würfeltisch lagen.

„Ach, verdammt. Entschuldigung.“ Gabe griff nach den Würfeln und betrachtete den Tisch. Typisch für ihn, dass er mitten im spannenden Spiel abschaltete, wenn der Einsatz bei mittlerweile neunhundert Dollar lag.

Für Gabe lief alles blendend. Er sollte sich als König der Welt fühlen, aber irgendetwas schien zu fehlen. Nur war hier am Würfeltisch, umringt von zahllosen Spielern, nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzugrübeln, was das sein könnte. In sich gehen und in aller Ruhe nachdenken sollte man lieber morgens beim Kaffee und nicht am Würfeltisch während einer Gewinnsträhne.

Er schüttelte die Würfel in der hohlen Hand und warf sie geschickt quer über den Tisch zum Rand, wo sie abprallten und mit einer Fünf und einer Drei liegen blieben.

Mit geschickten Bewegungen drückte der Spielleiter auf dem mit Filz bespannten Tisch den Knopf der Acht, während bereits hektisch weitere Wetten platziert wurden. Zwei Studenten applaudierten und schickten ein Stoßgebet los, um sich vor der „Big Red“ zu schützen, der gewürfelten Sieben, mit der diese Gewinnsträhne beendet würde. Rechts von Gabe genossen ein Zahnarzt im Ruhestand und seine Frau diesen für sie einmalig spannenden Abend in Vegas.

Gabe war heute Abend allein unterwegs. Er hatte sich mit seinen Freunden der Bruderschaft im Di Terrestres getroffen, aber sie waren alle schon am frühen Abend wieder gegangen, entweder nach Hause oder ins Büro. Und allein hatte Gabe nicht bleiben wollen.

Der Erotikclub Di Terrestres gehörte ihnen gemeinsam. Der Club war ein Treffpunkt für Leute, die sich keine Gedanken darüber machen wollten, dass über ihre außergewöhnlichen Vorlieben und körperlichen Neigungen in den Medien und Klatschspalten berichtet wurde. Von allen Unternehmen, die der Bruderschaft gehörten, war das Di Terrestres das Kronjuwel. In diesem sehr exklusiven Club gab es Bereiche, wo die Bekleidungspflicht nur optional war. Separate Playrooms waren besonderen erotischen Vorlieben vorbehalten. Dieser Club hatte sie alle zu mehrfachen Millionären gemacht. Unter den Reichen, Berühmten und Einflussreichen waren sie das Angesagteste, was es zurzeit gab.

Gabe hatte keine Probleme damit, dass seine Freunde an dem ersten Abend, an dem er wieder in der Stadt war, allesamt zu Frau oder Verlobter nach Hause oder zurück zur Arbeit gegangen waren. Als gut aussehender, junger und reicher Single sollte er in der heißesten Partyhöhle der Welt keine Schwierigkeiten haben, auch allein seinen Spaß zu haben. Er blickte zu den Leuten hoch, die um den Tisch herumstanden. Sie alle gewannen und drängten ihn zum Weiterspielen. Diese Fremden mit ihren Chips auf dem Würfeltisch fraßen ihm gerade alle aus der Hand, in der er Würfel hielt, mit denen er anscheinend nicht verlieren konnte.

An der Menge vorbei blickte er durch das Casino und entdeckte zwei Frauen, die gerade aus einem der angrenzenden Nachtclubs in das Casino kamen. Schlagartig waren für ihn die Würfel in seiner Hand nicht mehr das Aufregendste. Diese Frauen sahen beide umwerfend aus, doch eine faszinierte ihn besonders. Sie war groß, und das lange dunkle Haar reichte ihr über die Schultern den halben Rücken hinab. Ihre helle Haut verriet ihm, dass sie noch nicht viel Zeit unter der glühenden Sonne von Las Vegas verbracht hatte. Definitiv eine Touristin.

Die Frauen blieben an einem Bartresen des Casinos stehen. Die Brünette wandte den Kopf, und irgendwie trafen Gabes und ihre Blicke sich über die aufgeheizte Energie des Casinos hinweg. Er lächelte, und sie erwiderte das Lächeln, bevor sie sich wieder ihrer Freundin zuwandte und an dem Glas nippte, das der Barkeeper ihr reichte. Der Lärm, das Chaos und die Lichter wirkten auf einmal wie gedämpft. Gabe nahm nur noch die elegante Schönheit in ihrem kurzen, trägerlosen Kleid war, die gerade etwas zu ihrer Freundin sagte und wieder in seine Richtung sah. Sie lächelte.

Gabe erkannte ein Signal, wenn er es sah.

Er trat einen Schritt vom Spieltisch zurück und reichte dem Spielleiter die Würfel. „Ich denke, für heute habe ich genug“, stellte er an alle gerichtet fest. „Hat Spaß gemacht.“ Im Abwenden blickte er aufs Handy, um zu sehen, wie spät es war. Die Nacht war noch jung, genau wie er.

Der Mann neben ihm, der dank Gabe einen beträchtlichen Stapel Chips gewonnen hatte, rief ihm nach, als Gabe gehen wollte: „Hey, Kumpel, was wird aus Ihren Chips?“

Gabe sah auf seine gerade gewonnenen Chips und deutete auf den Mann. „Sie sind dran. Machen Sie was draus.“

Ellie Carrington bewegte die Zehen in ihren Heels Boots. Wahrscheinlich bildeten sich gerade Blasen an ihren müden Füßen, aber das waren die zwei durchgetanzten Stunden mit ihrer besten Freundin Rachel wert. „Wow, das hat Spaß gemacht“, stellte Ellie fest. „Nicht zu fassen, dass ich diesen Abend fast im Büro verbracht hätte.“

„Bist du jetzt froh, dass ich dich überredet habe, auf die Arbeit zu pfeifen und stattdessen Party zu machen?“

Ellie dachte an die nicht gelesenen E-Mails in ihrem Posteingang und versuchte, das Lächeln nicht zu verlieren. Seit sie vor zwei Wochen in der Anwaltskanzlei ihres Vaters angefangen hatte, hatte sie sich in die Arbeit vertieft und andere Kanzleianwälte bei den Fällen ihrer Klienten unterstützt. „Trotz allem, was ich morgen wieder aufholen muss: Ja, das bin ich. Aber bei diesem einen Mal muss es bleiben.“ Dies war nur ein kleiner Rückschritt für sie, ein Rückfall in die Welt der Damals-Ellie.

„Wieso hast du überhaupt noch gearbeitet? Ich dachte, du seist zum Dinner mit deinem Vater verabredet“, hakte Rachel nach.

Ellies kurzes Lachen klang humorlos. „Er hat abgesagt.“

„Schon wieder?“

„Ja. Das ist jetzt das dritte Mal.“

Vor zwei Wochen war Ellie nach dem Abschluss ihres Jurastudiums nach Las Vegas gezogen und hatte als Junior Associate in der Kanzlei ihres Vaters angefangen.

Aus drei Gründen war sie nach Las Vegas gekommen. In Gedanken zählte sie sie an den Fingern ab: Erstens wollte sie Erfahrung sammeln und für ihren Vater arbeiten, der zu den bekanntesten und angesehensten Anwälten im ganzen Bundesstaat gehörte. Zweitens wollte sie ihr Image aufpolieren. Das Partygirl von früher war erwachsen geworden und hatte sein Leben im Griff. Sie war jetzt eine selbstständige Frau mit einer Karriere, und hoffentlich geriet sie in den Klatschspalten für immer in Vergessenheit. Drittens, und das war der wichtigste Grund, wollte sie die Beziehung zu ihrem Vater Charles verbessern. Ellie hatte gedacht, dieser dritte Grund sei der einfachste Teil. „Keine Ahnung, was er will. Ich bin hergezogen, um für ihn zu arbeiten, und habe gehofft, dass wir dadurch die Beziehung zueinander bekommen, die wir nie hatten, aber wie sich herausstellt, bin ich immer noch nicht die Tochter, die er sich gewünscht hat.“

Rachel legte ihr eine Hand auf den Arm. „Sag so was nicht. Sein Pech. Das bedeutet allerdings, dass du jetzt das Wochenende frei hast, oder? Was hältst du davon, wenn wir morgen Abend nicht ausgehen? Hol so viel Arbeit nach, wie du musst, und dann schalten wir Netflix ein, ziehen uns unsere Pyjamas an und machen es uns mit Pizza und Prosecco gemütlich, ja? Ganz schön lange her seit unserem letzten Abend mit den drei großen Ps.“

Ellie lachte auf. Sie hatte Rachel vor Jahren kennengelernt, als sie noch hart und wild gefeiert hatte. Rachel war als Teenie in der Musikszene eine Sensation gewesen, doch als ihr Stern sank, geriet sie in einen selbstzerstörerischen Abwärtsstrudel. Mit Ellie hatte sie die perfekte Freundin gefunden, um Ängste und exzessive Partynächte auszuleben. Sie hatten zusammen wilde Zeiten verbracht und anschließend ihre Leben wieder auf die Spur gebracht. Gemeinsam hatten sie angefangen, erwachsen zu werden, und die ganze Zeit über waren sie beste Freundinnen geblieben.

„Klingt spaßig“, stellte Ellen fest und trank von ihrem Wein, während sie sich im Casino umblickte. Sie war zwar noch neu in Vegas, doch sie liebte es. Lächelnd genoss sie die pulsierende Energie. Der Trubel um sie herum gab ihr Kraft. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte sie sich wieder zu Hause. Sie war wie geschaffen für Las Vegas.

Für sie war dies wie eine völlig neue Welt. In Vegas folgten ihr keine Paparazzi auf Schritt und Tritt. Niemand versuchte, von ihr oder Rachel ein Foto zu schießen, wie sie betrunken einen Nachtclub verließen oder ganz normal zum Einkaufen gingen. Niemand war an ihr interessiert, nur weil sie die rebellische Teenager-Tochter einer alternden, drittklassigen Schauspielerin war, die unbedingt in den Schlagzeilen bleiben wollte. In Vegas ging Ellie in der Menge unter. Auf merkwürdige Weise gab ihr das wilde Treiben im Casino ein Gefühl der Sicherheit.

Von einem Spieltisch her erklang aufgeregtes Rufen und weckte ihr Interesse. Dort hatte jemand eine Gewinnsträhne. Im Gegensatz zu L. A. konnte in Las Vegas auch ein Normalsterblicher die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Hier gab es für jeden nur den nächsten Wurf, das nächste Blatt, den nächsten Zug am Hebel der Automaten. Berühmtheit oder Prominenz zählten da nicht.

Ellie beobachtete den Aufruhr an dem Tisch und entdeckte den Mann, um den sich alles drehte.

Sobald sein Blick ihren traf, wurde sein aufgeregtes Lächeln schlagartig ernst. Aus dieser Entfernung konnte sie seine Augenfarbe nicht erkennen, doch diese Augen erschienen ihr strahlender als jeder Spot im gesamten Casino. Der offene Kragen von seinem weißen Hemd entblößte gebräunte Haut.

Dieser Mann sah umwerfend aus. Ellie wandte den Blick ab und drehte sich wieder zu Rachel um, die sie genau beobachtete.

„Geh doch hin und rede mit ihm“, schlug Rachel vor.

„Unsinn. Das ist unser Mädelsabend. Da haben Jungs keinen Zutritt.“

„Wer hat denn diese Regel aufgestellt?“

Ellie blickte wieder zu dem Mann, der sie offenbar immer noch beobachtete. Wieder lächelte sie und wusste, dass sie ihn an der Angel hatte. Sie sah, wie er die Würfel abgab und sich zur Enttäuschung der Gäste um ihn herum vom Spieltisch entfernte.

Ellie stand vom Barhocker auf. „Bin gleich zurück“, teilte sie Rachel mit und ging in Richtung des Mannes. Rachels Erwiderung hinter sich konnte sie über den Lärm des Casinos nicht verstehen, deshalb wandte sie sich um. „Was sagst du? Oh …“ Die Luft wich ihr aus den Lungen, als sie gegen eine feste Männerbrust stieß. Auf ihren hohen Absätzen geriet sie ins Schwanken, doch der Mann hielt sie fest, wobei er sein Handy fallen ließ. Er fing Ellie auf, bevor sie stolpern konnte. Sein Handy schlug jedoch auf dem Steinboden auf.

„Oh. Hey.“ Mit seinen kräftigen Händen hielt er Ellie an den Oberarmen fest. „Alles okay?“

„Ja, mir geht’s gut.“ Ellie sah zu Boden. Das Display seines Handys war zersprungen. „Zumindest geht’s mir sehr viel besser als Ihrem Handy.“

Er folgte ihrem Blick. „So ein Mist.“

„Das tut mir leid“, sagte sie, als er sie losließ und sein Handy aufhob.

„Macht nichts. Ich hätte besser aufpassen sollen, wo ich hingehe. War sowieso Zeit für ein neues.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich wollte gerade zu Ihnen, um Sie anzusprechen. Scheint so, als hätte ich meine Mission erfüllt.“ Zur Begrüßung streckte er ihr die Hand hin, und als er ihr in die Augen sah, erkannte Ellie sein Interesse.

„Gabe“, sagte er lächelnd, wobei sich tiefe Grübchen unter seinen ausgeprägten Wangenknochen zeigten.

Sie schüttelte ihm die Hand. Wie groß seine Finger im Vergleich zu ihren waren! „Hi, Gabe. Ich bin Ellie.“

„Ellie“, wiederholte er, als koste er den Klang ihres Namens aus. „Wie schön. Bist du allein hier?“ Er blickte sich um.

„Sie ist mit mir hier“, stellte Rachel dicht hinter Ellie fest.

Ellie konnte kaum glauben, dass sie ihre Freundin an der Bar vollkommen vergessen hatte.

Als Gabe erstaunt die Brauen hochzog und lächelte, konnte Ellie erkennen, welche Frage ihm durch den Kopf ging. „Nicht so, wie du jetzt denkst“, stellte sie richtig. „Wir sind zusammen hier. Aber wir sind nicht zusammen.“

An Ellie vorbei steckte er Rachel die Hand hin. „Ich bin Gabe.“

„Habe ich gehört.“ Sie gab ihm die Hand. „Rachel.“

„Wieso interessiert es dich, ob ich allein hier bin?“ Scherzhaft zog Ellie eine Braue hoch.

„Ich habe mich nur gefragt, ob hier ein Kerl herumläuft, der mir einen Arschtritt verpassen will, wenn ich euch beide auf einen Drink einlade.“

„Was macht dich so sicher, dass du den Arschtritt nicht von uns bekommst?“, hakte Ellie nach. Sie mochte den Mann jetzt schon und würde auf jeden Fall etwas mit ihm trinken, aber das hieß ja nicht, dass sie es ihm leichtmachen musste. Sollte er ruhig ein bisschen zappeln, um sich die Zeit mit ihr zu erkämpfen.

„Gut möglich, dass ihr das versucht.“ Er räusperte sich. „Also auf die Gefahr hin, dass ich damit meine körperliche Unversehrtheit riskiere: Hätten die Ladys Lust auf einen Drink mit mir?“

Ellie blickte zu Rachel, die gerade auf ihrem Handy herumtippte und so tat, als würde sie alles andere ignorieren. Offenbar hatte ihr Freundin keine Lust auf eine gemeinsame Unterhaltung. Sie wandte sich wieder zu Gabe. „Entschuldige uns einen Moment.“ Sie ergriff Rachel am Arm und zog sie ein paar Meter von Gabe weg.

„Was ist?“ Rachel blickte über Ellies Schulter hinweg zu Gabe.

„Hättest du was dagegen, ohne mich nach Hause zu gehen?“ Auch Ellie sah sich nach Gabe um, der sie beide ruhig beobachtete.

„Bist du sicher?“

„Ja, alles bestens. Ich komme klar.“

„Hältst du das für eine kluge Idee?“

Ellie schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich nicht, aber wann war ich jemals ein Fan von klugen Ideen?“

Rachel zuckte mit den Schultern. „Also schön, ich bin ja nicht deine Mutter – obwohl deine Mutter sich über das hier sehr aufregen würde – deshalb mache ich mich jetzt vom Acker. Aber du musst mir versprechen, dass du vorsichtig bist. Schließlich kennst du den Typen nicht.“

„Das Pfefferspray habe ich in der Handtasche, und ich werde nicht zögern, es zu benutzen.“

Rachel nickte und ging an Ellie vorbei zu Gabe. „Hey, Mister Schönredner. Zeig mir mal deinen Ausweis.“

Ellie, die ihrer Freundin folgte, musste über Rachels Direktheit lachen.

„Wie bitte?“, fragte er verblüfft.

Auffordernd streckte Rachel die Hand aus. „Zeig mal her.“

Gabe widersprach nicht, und Ellie sah, wie er seinen Ausweis hervorzog.

Blitzschnell schoss Rachel mit ihrem Handy ein Foto und blickte Gabe grinsend an. „Falls meiner Freundin jetzt irgendwas zustößt, weiß ich genau, wo ich die Polizei hinschicken muss. Ellie, schreib mir später, damit ich weiß, dass es dir gutgeht. Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn ich dich irgendwo abholen soll.“

„Ehrenwort, das mache ich.“ Sie sah, wie Rachel wegging, und als ihre Freundin außer Hörweite war, wandte Ellie sich wieder Gabe zu. „Entschuldige bitte. Sie ist nun mal, wie sie ist.“

„Schon in Ordnung.“ Er schenkte ihr ein weiteres, überwältigendes Lächeln. „Sie passt ja nur auf dich auf, wie eine gute Freundin es eben tut.“

„Ja, sie ist wirklich eine gute Freundin. Sie ist echt der Wahnsinn. Wir kennen uns schon, seit wir Teenager waren.“

„Wie schön. Es ist gut, jemanden zu haben, der zu einem hält.“

„Da ist sie so ziemlich die Einzige“, gab Ellie leise zurück. Sie hatte es nicht sagen wollen, aber die Worte waren draußen, bevor sie sich bremsen konnte.

Stirnrunzelnd sah Gabe sie an, und Ellie erkannte, dass sie zu viel von sich preisgegeben hatte. „Wie wär’s jetzt mit dem Drink?“ Er griff nach ihrer Hand, doch Ellie wich zurück.

„Wieso bist du dir so sicher, dass ich mit einem Fremden irgendwo hingehe?“

„Weil du deine Freundin allein nach Hause geschickt hast.“

„Stimmt“, gab sie zu.

„Also schön, vielleicht sollte ich dir ein bisschen was über mich erzählen, dann bin ich für dich kein vollkommen Fremder mehr.“

„Okay.“ Gelassen lehnte sie sich an eine Betonsäule. „Schieß los. Kommst du von hier?“

„Ja, ich bin hier aufgewachsen. Ein stolzer, echter und kampferprobter Bewohner dieser Stadt.“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite. „Abgesehen von meiner Studienzeit in England.“

„Das ist nett.“

„Und was machst du so?“

„Ich bin Anwältin. Wirtschaftsrecht.“ Es kam ihr immer noch merkwürdig vor, das auszusprechen. Sie fühlte sich gar nicht wie eine Anwältin.

Erstaunt riss er die Augen auf, dann zog er prüfend die Brauen zusammen. „Genau wie ich“, antwortete er. „Komisch, dass wir uns bisher nie begegnet sind. Ich würde mich definitiv erinnern, wenn ich dich schon mal getroffen hätte.“

„Ich bin erst seit ein paar Wochen hier. Erst vor Kurzem habe ich mein Studium an der Ostküste beendet.“

„Ganz neu in der Stadt.“ Er nickte. „Ich hätte dich für eine Touristin gehalten. Dann bist du also noch ganz frisch und unverdorben?“

„Kann man so sagen.“

„Das erklärt natürlich, wieso wir uns noch nicht begegnet sind. Ich komme auch gerade erst aus Hongkong zurück. Da habe ich die letzten Monate gearbeitet.“

„Klingt spannend. Dann besteht das Leben in einer Kanzlei also nicht nur aus Aktenwälzen und Recherche?“

„Das gehört alles mit dazu. Aber manchmal lassen sie dich auch raus und schicken dich an irgendeinen exotischen Ort, um dort Akten zu wälzen und zu recherchieren. Wie gefällt dir das Anwaltsleben bisher?“

„Es ist viel Arbeit, aber das brauche ich dir ja nicht zu erzählen.“ Sie musste an ihren Vater denken, der alles andere als begeistert wäre, wenn er wüsste, dass sie diesen Abend auf der Piste verbrachte und nicht im Büro. Schnell verdrängte sie diesen Gedanken wieder. „Meinst du, wir können über was anderes als die Arbeit reden? Ich muss wirklich mal einen Abend lang abschalten.“

Ihr Vorschlag schien ihn zu erleichtern. „Das klingt für mich fantastisch. Darf ich dir denn jetzt diesen Drink spendieren?“ Er streckte ihr die Hand hin und blickte sich in dem gut besuchten Casino um. „Ich kenne hier eine tolle Bar. Da ist es ruhiger, und wir können uns über alles unterhalten.“

Sie musterte Gabe von Kopf bis Fuß. Klug wäre es, wenn sie sich jetzt für das Angebot bedankte, Rachel nachlief und mir ihr nach Hause fuhr.

Aber wenigstens eine Nacht lang wollte Ellie nicht klug und vernünftig sein. Sie wollte Spaß haben. Im Studium und in den ersten Wochen im Job hatte sie in letzter Zeit so hart gearbeitet und immer nur die schlichten Business-Outfits getragen, dass es an der Zeit war, endlich mal wieder die Damals-Ellie rauszulassen und eine wilde Nacht lang Spaß zu haben. Nur eine Nacht lang Spaß, mehr nicht! Das hatte sie sich verdient. Während sie Gabe mit seinem faszinierenden Lächeln und dem herausfordernden Blick musterte, wurde ihr klar, dass sie mit diesem Mann eine Menge Spaß haben konnte. Daher legte sie lächelnd die Hand in seine und sagte: „Klar doch.“

Als sie die Finger mit seinen verschränkte und die Hand an seine schmiegte, spürte sie eine Art Stromschlag durch ihren Körper rasen. Ihr Blick ging zu Gabes Gesicht, das sie im Profil sah. Anscheinend hatte er das Kribbeln auch gespürt, denn er sah zu ihr und zwinkerte ihr zu.

Es war dumm und leichtsinnig, mit einem Fremden mitzugehen. So etwas hatte sie noch nie getan. Aber Gabe hatte etwas an sich, was bei Ellie den Verstand ausschaltete und sie ihrer Intuition folgen ließ. Sie war überzeugt, ganz genau dort zu sein, wo sie gerade sein wollte.

Die Menge schien sich vor ihnen zu teilen, als sie quer durch das Casino gingen. Elle bekam von den übrigen Gästen kaum etwas mit, während Gabe sie durch das Gedränge führte und sich geschickt seinen Weg bahnte.

Bildete sie sich das nur ein oder wurden sie von vielen angestarrt? Sie verspannte sich und fragte sich, ob jemand sie aus der Zeit wiedererkannte, als sie fast täglich in den Blogs aufgetaucht war. Vielleicht kannten die Leute auch eher Gabe? Aber vielleicht himmelten sie ihn alle auch nur an, weil kein anderer Mann hier so sexy war wie er. Auf jeden Fall hat er meine volle Aufmerksamkeit, dachte Ellie.

Erstaunt sah sie sich um, als er den angesagten Nachtclub links liegen ließ und sie stattdessen an einer Schlange von Wartenden vorbei zu einer Treppe leitete, die in einen ruhigeren Bereich hoch oberhalb des Casinos führte. Die Bar dort oben strahlte kultivierte Eleganz aus. Hier war es ruhiger und nicht so hektisch wie unten im Casino. Diese Bar passte zu Gabe.

Während er den Türsteher begrüßte, drückte er ihm beim Handschlag ein paar Geldscheine in die Hand, bevor ein Kellner sie beide in eine ruhige Ecke am Ende des Raums führte. Die halbrunde Sitznische war in eine Wand eingefügt und bot ihnen Privatsphäre.

Ellie ließ sich auf das edle, weiche Leder sinken, und Gabe folgte ihrem Beispiel. Als die Kellnerin kam, um ihre Bestellung aufzunehmen, griff Gabe nach der Getränkekarte auf dem Tisch.

„Was trinkst du am liebsten?“ Er reichte ihr die Karte.

„Ich bin nicht wählerisch“, erwiderte sie.

Nach kurzer Überlegung bestellte Gabe eine Flasche Champagner für sie beide.

„Gleich eine ganze Flasche?“

„Tja, wenn man nur ein Glas bestellst, bekommt man nicht den wirklich guten Stoff.“ Er zwinkerte ihr zu.

„Aber gleich Champagner?“

Beiläufig zuckte er mit den Schultern. „Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber mir ist nach Feiern zumute.“

Sie rückte etwas näher zu ihm, wobei ihr Knie seinen Schenkel berührte. Auf dem halbrunden Sofa drehte sie sich zu ihm. „Was möchtest du denn feiern?“

„Ich vermute, dass ich in meiner Kanzlei bald zum Teilhaber ernannt werde.“

Bewundernd riss Ellie die Augen auf. Gabe war augenscheinlich ein junger Mann. Wenn er in diesem Alter schon zum Teilhaber einer Anwaltskanzlei ernannt wurde, war das für ihn ein großer Erfolg. „Das ist fantastisch. Wo arbeitest du?“

Er schüttelte den Kopf. „Ich dachte, wir reden nicht über die Arbeit.“

„Hast recht“, stimmte sie zu.

„Aber ich finde, es gibt für mich noch einen anderen Grund zum Feiern.“ Seine Stimme sank zu einem tiefen, sexy Murmeln ab. Vielsagend neigte er den Kopf in ihre Richtung.

Tief atmete sie den leichten, maskulinen Duft seines Rasierwassers ein. Bei Männerdüften kannte sie sich nicht aus, aber sie musste unbedingt herausfinden, welches Parfüm Gabe benutzte. Dann könnte sie es sich aufs Kopfkissen sprühen und auch auf alles andere, was sie besaß. „Was für ein Grund könnte das sein?“ Ihre Stimme war kaum lauter als ein atemloses Flüstern.

Lächelnd beugte er sich dichter zu ihr. Seine Lippen berührten fast ihr Ohr. „Dich zu treffen“, antwortete er flüsternd.

Warm strich ihr sein Atem über die Haut und reizte die empfindsame Stelle an ihrem Hals.

Bei diesem kitschigen Spruch verdrehte sie die Augen und stieß ihn lachend gegen die Schulter. „Ach, bitte.“ Doch es stellte sich als Fehler heraus, ihn zu berühren. Anstatt die Hand zurückzuziehen, strich Ellie ihm über die Brust, unter das Jackett und am weichen Stoff seines Hemds entlang. Seine muskulöse, feste Brust fühlte sich warm an. Anscheinend trainierte dieser Mann sehr konsequent.

Er legte eine Hand auf ihre, hielt sie mitten in der Bewegung fest und drückte ihre Hand dicht über seinem Herzen an sich. Das ruhige Klopfen, das Ellie spürte, schien ihren ganzen Körper zu durchdringen und sich verlangend zwischen ihren Schenkeln zu konzentrieren. In völligem Einklang ging ihr Puls mit Gabes Herzschlag, den sie zu hören glaubte – oder war das ihr eigenes Herz? Ihre Blicke trafen sich, und der Raum um sie herum schien zu verschwinden.

Ellie bekam einen trockenen Mund. Von der Brust aufwärts durchströmte sie eine strahlende Wärme. Die eben noch unbekümmerte Stimmung war verschwunden. Die Luft schien sich sinnlich aufzuladen. Ellie war von diesem Mann – dem Fremden – neben sich so fasziniert, dass sie überhaupt nicht mitbekam, wie die Kellnerin zu ihnen an den Tisch trat. Erschrocken richtete sie sich auf und zog sich widerstrebend von Gabe zurück, während die Kellnerin Gabe die Flasche präsentierte und ihnen beiden ein Glas einschenkte, bevor sie die Flasche in einen Eiskühler stellte und lautlos wieder ging.

Sobald sie wieder allein waren, reichte Gabe Ellie eines der Gläser und nutzte die Gelegenheit, um etwas näher zu ihr zu rücken. Er drehte sich ihr zu und legte einen Arm auf die Lehne des Sofas. Obwohl er Ellie nicht berührte, konnte sie seine Nähe spüren. Gabe war wie ein Kraftfeld, das Ellie anzog. Dagegen hätte sie sich nicht wehren können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Und sie wollte es nicht. Deshalb drehte sie sich zu ihm, schlug die Beine übereinander und ließ ihre Waden sein Schienbein berühren.

Keiner von ihnen sprach ein Wort, doch Ellie spürte die sexuelle Spannung wie Wellen, die zwischen ihnen wogten.

Schließlich hob Gabe sein Glas. „Auf uns.“

„Auf einen neuen Anfang“, fügte sie hinzu und stieß mit ihm an.

Sie tranken von ihrem Champagner und blickten sich dabei über die Gläser hinweg in die Augen.

Ellie seufzte auf, als Gabe den ersten Schritt machte und eine Hand auf ihren Schenkel senkte.

„Weißt du, ich bin mir ziemlich sicher, dass du die schönste Frau bist, die ich je gesehen habe“, stellte er fest.

Egal, ob im luxuriösen Club oder in einer schäbigen Bar, anscheinend waren die Männer überall gleich.

Ellie verdrehte die Augen. „Wie originell“, stellte sie fest und fragte sich, bei wie vielen Frauen dieser Spruch zog, selbst wenn der Mann so gut aussah wie Gabe. Da musste er sich schon ein bisschen mehr anstrengen.

„Okay, und wenn ich dich jetzt frage, ob dir die Beine wehtun?“

„Weil ich die ganze Nacht lang durch deine Träume laufe? Frag doch gleich, ob es wehgetan hat, als ich vom Himmel gefallen bin.“

„Na gut, ich schätze, das war’s.“ Er zog den Arm zurück und zuckte mit den Schultern.

Fast augenblicklich vermisste sie seine Wärme und wünschte sich, er würde den Arm zurücklegen und sie wieder berühren.

„Das waren jetzt all meine guten Sprüche.“ Sein tiefes, männliches Lachen hallte um sie herum wider. Er hob sein Glas und trank es leer, bevor er sich zum Tisch vorbeugte und sich nachschenkte. „Möchtest du auch noch was?“

„Ja, danke.“ Sie hielt ihm ihr leeres Glas hin. Er füllte es, und sie trank noch einen Schluck. Die aufsteigenden Kohlesäurebläschen kribbelten ihr in der Nase.

Gabes Hand landete wieder auf ihrem Oberschenkel, und durch den Nebel aus Lust und Champagnerschwips hindurch überkam Ellie ein Moment der Klarheit. Sie rückte leicht von ihm ab. „Warte kurz.“ Sie schob seine Hand weg und lehnte sich nach hinten, um den Freiraum zu bekommen, den sie jetzt brauchte. Sie wollte nicht mehr unter seinem Einfluss stehen und nicht mehr das Rasierwasser riechen, welche Marke das auch immer sein mochte. Doch als sie tief einatmete, sehnte sie sich sofort wieder nach Gabes Duft.

So was passierte ihr sonst nie. Ellie Carrington gehörte nicht zu den Frauen, die einem Mann so schnell und hilflos verfielen. Sie ging nie auf Männerjagd und sprang nicht mit irgendeinem gut aussehenden Kerl ins Bett. Immer cool bleiben, sagte sie sich. Sie war scharf auf Gabe, und sie merkte, dass er auch auf sie scharf war. Auf keinen Fall wollte sie ihm zeigen, dass er sie schon erobert hatte.

„Stimmt was nicht?“, fragte er nach.

„Glaub bloß nicht, dass ich mit dir schlafe, nur weil du uns diesen Tisch besorgt und wahrscheinlich viel zu viel Geld für diesen Champagner ausgegeben hast“, warnte sie ihn. Wahrscheinlich würde sie im Verlauf dieser Nacht noch wie ein Cowgirl auf ihm reiten, aber er brauchte ja nicht zu wissen, dass es so leicht sein würde.

Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Da waren sie wieder! Diese Grübchen! „Wie kommst du drauf, dass ich dich bitte, mit mir zu schlafen?“

Immer noch glaubte sie, seine Berührung am Schenkel zu spüren. „Wegen der Art, wie du mich ansiehst? Wegen des teuren Champagners? So was hat normalerweise seinen Preis, wenn du verstehst, was ich meine.“

„Oh, ich weiß, was du meinst, aber vielleicht habe ich einfach nur Durst?“

„Den hast du ganz sicher.“ Vielsagend zog sie eine Braue hoch, und er musste lachen.

„Oder ich möchte nur mit einer schönen Frau etwas trinken.“ Wie zum Beweis trank er noch einen Schluck. „Aber nur um es klarzustellen, Ellie: Keiner von uns ist hier dem anderen zu irgendetwas verpflichtet. Wir können einfach nur hier sitzen und als Fremde eine Flasche Champagner leeren. Wenn das im Verlauf des Abends zu mehr führt, und das hoffe ich sehr, dann ist das toll. Falls nicht …“ Er zuckte mit den Schultern und trank noch einen Schluck. „Wer weiß, vielleicht flehst du mich später noch an, dich zu ficken.“ Bei seiner Wortwahl zuckte sie innerlich zusammen, doch er schüttelte unbekümmert den Kopf. „… und vielleicht setze ich dich dann einfach in ein Taxi und lasse dich nach Hause fahren.“

Ellie lachte, weil sie wusste, dass er das nicht ernst meinte. Die Art, wie er sie ansah und wie er ihr Bein streichelte, verriet ihr sehr genau, dass sie nur Ja zu sagen brauchte und dass er sie nie im Leben nach Hause schicken würde. In diesem Moment erkannte sie, dass sie mit diesem Mann heute Nacht im Bett landen würde. Sie war dem Einfluss, den er auf sie ausübte, hilflos ausgeliefert. Der Blick seiner smaragdgrünen Augen hielt sie gefangen, der leichte Schwung seiner sinnlichen Lippen faszinierte sie.

Ellie schlief nicht wild durch die Gegend, und One-Night-Stands waren eher nicht ihr Ding – obwohl sie niemanden deswegen verurteilen würde – seit sie ihre wilde Partyzeit hinter sich gelassen hatte, doch während sie Gabe über den Rand ihres Glases hinweg ansah, wusste sie, dass sie bei ihm eine Ausnahme machen würde. Sie war wie gebannt von ihm, und schon jetzt mochte sie ihn. Deshalb beschloss sie, sich nicht länger gegen das zu sträuben, was zwischen ihnen ablief. Gelassen trank sie von ihrem Champagner.

Nach einer Stunde wurden die Lichter in der Bar etwas gedämpft, und die Atmosphäre wurde noch intimer. Gabe schenkte sich die letzten Tropfen Champagner ein und steckte die leere Flasche kopfüber in den Eiskübel, ehe er sich in der Nische nach hinten lehnte. Trotz des glühenden Verlangens, das ihn durchraste, war er entspannt und gelassen. Ellie hatte sich nicht bewegt. Sie war immer noch ihm zugewandt und hatte die Füße angezogen. Sie saß auf ihren Unterschenkeln, und ihre Knie berührten Gabe am Schenkel, gefährlich dicht an seinem Schwanz.

Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal die Gesellschaft einer Frau so genossen hatte wie von Ellie. Sie war umwerfend und sexy, aber auch klug, schlagfertig und witzig. Zwischen ihnen gab es eine Verbindung, wie Gabe es schon seit einiger Zeit nicht mehr erlebt hatte. Mit ihr konnte er sich unbekümmert unterhalten, und als die Kellnerin kam, wollte Gabe noch nicht gehen, deshalb bestellten sie sich noch eine zweite Flasche.

„Und wonach hast du heute Abend auf dem Strip gesucht?“, fragte Ellie. „Ich bin zwar noch nicht lange hier in der Stadt, aber ich weiß, dass hier zum Großteil Touristen unterwegs sind.“

Gabe dachte lange nach, was er darauf antworten sollte. Da seine Freunde alle mit ihren eigenen Leben beschäftigt waren, war er ganz allein losgezogen. Er hatte nicht allein bei sich zu Hause herumsitzen wollen, und da war ihm der Strip als gute Alternative vorgekommen, um sich den Abend zu vertreiben. Damit hatte er richtig gelegen. Er hatte sich nach Aufregung gesehnt und mal was anderes erleben wollen. Etwas Neues. Noch ein einziges Mal wollte er wild feiern, ehe er sich und sein Leben seinem Boss und Mentor Charles Burnham verschrieb. Jetzt sah er zu Ellie und erkannte, dass er all das bei ihr gefunden hatte. „Ich bin heute Abend hier, weil ich wusste, dass mir hier niemand begegnet, den ich kenne. Ich wollte mal andere Gesichter sehen.“

Ellies prüfender Blick verriet ihm, dass er anscheinend zu viel über sich preisgegeben hatte.

„Klingt, als würde da eine Geschichte dahinterstecken“, stellte sie fest.

Damit hatte sie ins Schwarze getroffen, doch es kam ihm absurd vor, sich über all die Erfolge in seinem Leben zu beschweren. „Stimmt, aber ich habe keine Lust, sie zu erzählen.“

Sie beugte sich dichter zu ihm, als wolle sie ihn eingehend mustern. Die Luft zwischen ihnen wirkte noch stärker aufgeheizt. Sie hatten einen Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gab. Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen.

Mit den Fingerspitzen strich er ihr sachte über die Wange und zog Ellie näher zu sich. Er wollte sie küssen. Nach diesem Kuss sehnte er sich mehr als nach seinem nächsten Atemzug.

In dem Moment, in dem ihre Lippen seine berührten, war Gabe ihr ausgeliefert. Zuerst ein sachtes Ertasten, ein Erkunden der Grenzen, dann saugte er an ihrer Unterlippe und biss leicht zu. Ellies Stöhnen ermutigte ihn. Mit der Zunge glitt er an den Konturen ihrer Lippen entlang, und Ellie öffnete den Mund. Seufzend gestattete sie ihm das Eindringen in ihre heiße, feuchte Mundhöhle.

Nicht lange, und der Kuss war nicht mehr genug.

Gabe umfasste Ellie an den Hüften und hob sie an. Begehrlich zog er sie auf seinen Schoß, sodass sie rittlings auf ihm saß.

Lustvoll stöhnte sie in seinen offenen Mund, und der Laut schien direkt bis zu seinem Schwanz zu reichen. Gabe war erregt. Sie wand sich an seinem harten Schwanz. Es fühlte sich fantastisch an und raubte ihm den Atem. Ellie beugte sich noch dichter zu ihm und vertiefte den Kuss.

Mit beiden Händen packte er ihren Po, hielt sie fest und bestimmte jede ihrer Bewegungen, während er ihren Schoß an seiner Erektion entlanggleiten ließ. Verdammt, Gabe war so scharf auf sie. Entschlossen unterbrach er den Kuss und sah sich prüfend um. Die Sitznische verbarg sie vor den Blicken der übrigen Gäste der Bar. Er könnte sie gleich hier und jetzt nehmen, doch etwas in ihm hielt ihn zurück. Dieses Benehmen würde ins Di Terrestres passen – verdammt, wieso war er mit ihr nicht dorthin gegangen? –, aber es gehörte nicht in eine Sitznische in einem öffentlichen Club. Las Vegas wurde Sin City genannt, doch selbst in der Stadt der Sünde galten die Gesetze gegen Erregung öffentlichen Ärgernisses.

„Scheiße, ich bin so scharf auf dich, Ellie“, stieß er atemlos an ihrer Haut aus und packte ihre Taille noch fester. Innerlich verfluchte er seine vernünftige Gesetzestreue.

„Hast du nicht gesagt, ich sei es, die dich anflehen würde?“

„Das tust du noch nicht, aber schon bald wird es so weit sein. Gehen wir woanders hin, wo ich alles mit dir anstellen kann, worauf ich Lust habe.“

Ellie nickte. „Gute Idee.“

Gabe zog einige Geldscheine aus seiner Brieftasche und warf sie als Bezahlung des Champagners und als Trinkgeld auf den Tisch.

Dann standen Ellie und Gabe auf und verließen scheinbar gelassen die Bar.

Mit einer Hand dicht über ihrem Po führte er Ellie zu den Taxis, die vor dem Eingang des Casinos warteten, doch aus dem Augenwinkel nahm er etwas wahr, was sein Interesse auf sich lenkte. Erst seit ein paar Jahren prägte das gigantische Riesenrad „High Roller“ die Skyline von Las Vegas mit.

Gabe kam eine Idee. Die Idee war genauso schlecht wie die, die ihm in der nicht einsehbaren Sitznische im Club gekommen war, doch diese hier versprach sogar noch mehr Spaß.

„Wo willst du hin?“, fragte Ellie, als sie an den wartenden Taxis vorbei über die Straße gingen.

„Ich habe eine Idee.“

2. KAPITEL

Gabe ergriff Ellies Hand und ging so schnell los, dass er Ellie fast hinter sich herzerrte. Sie näherten sich dem gigantischen Riesenrad, das sich hoch in den Nachthimmel erhob.

Auf ihren gefährlich hohen Absätzen konnte Ellie kaum mit Gabe Schritt halten. Als sie die Attraktion erreichten, blickte sie nach oben. In jede Gondel stiegen Gruppen von ungefähr zehn bis fünfzehn Leuten ein und versammelten sich in den großen Kugeln mit Panoramafenstern, um von dort aus mit einem Drink in der Hand und einem Lächeln auf den Lippen die Lichter des Las Vegas Boulevard zu genießen.

Ellie kam ins Grübeln. Gerade eben noch hätte sie fast den Rock hochgezogen und mit Gabe Sex in einer Sitznische gehabt, und jetzt wollte er ihr auf einmal die Aussicht über den Strip zeigen? Vor ihnen wartete noch eine Reihe von Gruppen auf die nächste freie Gondel, doch Gabe hielt Ellie zurück und wartete, bis die Schlange der Wartenden sich aufgelöst hatte.

Fast hätte Ellie gequiekt, als Gabe sie am Po anfasste. Sie sah zu ihm und entdeckte sein vielsagendes Lächeln. In diesem Moment wurde ihr klar, wieso Gabe sie hierhergebracht hatte und was er vorhatte.

Als sämtliche übrigen Gruppen in ihren Gondeln saßen, näherten Gabe und Ellie sich dem Ordner. Genau wie beim Türsteher in dem Club, in dem sie gewesen waren, drückte Gabe dem Mann einen Geldschein in die Hand. Offenbar kannte Gabe die Spielregeln genau, um zu bekommen, was er wollte. „Wir wüssten es sehr zu schätzen, wenn wir eine Gondel für uns hätten“, teilte er dem Ordner mit.

Der Mann zwinkerte Gabe verschwörerisch zu. „Ich sehe mal, was ich tun kann.“

Sie wurden zu einer der Aussichtsgondeln geführt, und anstatt eine weitere Gruppe in dieselbe Gondel zu lassen, führte der Ordner die übrigen Gäste zur nächsten Gondel, damit Gabe und Ellie ganz allein in der für bis zu vierzig Fahrgästen ausgelegten Gondel blieben. In der luxuriös eingerichteten Kabine befand sich an einer Seite sogar eine Bar. Anscheinend gab man sich in Vegas in jeder Hinsicht nur mit Superlativen zufrieden.

Die Gondel begann ihren Aufstieg. Die Beleuchtung war gedämpft, damit die Fahrgäste die nächtliche Aussicht auf den Strip bestmöglich genießen konnten. Einen kurzen Moment lang fühlte Ellie sich von der Aussicht wie gebannt. In den funkelnden Lichtern der Stadt konnte sie die Nachbildung des Eiffelturms erkennen, den Strahler oben auf der nachgestalteten Luxorpyramide und die Neonlichter des Hotels Flamingo. Die Straßen waren voller Menschen, die die unglaubliche und ansteckende Lebensenergie auf dem Las Vegas Boulevard genossen. Auch Ellie glaubte, diese Energie in sich zu spüren.

Doch all das vergaß sie in dem Moment, in dem Gabe von hinten zu ihr trat, mit seinen kräftigen Händen ihre Hüften umfasste und über ihre Schulter hinweg auf die Stadt hinabsah.

„Unglaublich, oder?“

„Ja“, erwiderte er flüsternd.

„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich jetzt hier lebe.“

„Ich habe fast mein gesamtes Leben hier verbracht, aber auf diese Art habe ich die Stadt noch nie gesehen.“

Sie drehte sich in seinen Armen um und vergaß die Aussicht. Stattdessen konzentrierte sie sich auf das Aufregende innerhalb der Gondel. „Wie viel Zeit haben wir?“

„Ungefähr eine halbe Stunde, denke ich.“ Mit den Lippen glitt er an ihrem Hals entlang. „Jedenfalls nicht genug Zeit“, flüsterte er dicht an ihrer Haut.

Ellie erzitterte unter der Liebkosung. Mit beiden Händen strich sie Gabe über die Brust. „Dann sollten wir uns lieber schnell ans Werk machen.“ Rückwärts drängte sie ihn bis zum entgegengesetzten Rand der Gondel, wo Gabe stolpernd auf der gepolsterten Sitzbank landete. Ellie konnte nicht vergessen, wie er sie in der Sitznische der Bar geküsst hatte, deshalb schob sie sich rittlings über seinen Schoß. Ungestüm zerrte sie vorn an seinem Hemd. Jetzt war sie am Zug, ihn zu küssen. Und das tat sie, heftiger und rauer als nötig. Sie bekam von Gabe einfach nicht genug. Sie wollte nicht aufhören, seine Lippen und seine fordernde Zunge zu spüren.

Er umfasste ihre Oberschenkel und strich ihr unter den Rock. Begehrlich glitt er höher bis zu ihrem Po. Leise aufstöhnend packte er zu. Doch keine Sekunde lang unterbrach er den Kuss. „Gott verdammt“, stieß er leise aus und ließ den Kopf nach hinten an die Rückenlehne der Bank sinken.

„Was ist?“

„Ich habe kein Kondom dabei.“ Seine Brust hob und senkte sich schwer, und Ellie konnte sich seinen Frust gut ausmalen.

„Das ist alles?“, fragte sie nach. „Schon okay.“ Sie stieg von seinem Schoß, um ihre Handtasche zu holen. Sie griff in die Tasche und zog das Kondom hervor, das sie sich ins Schminktäschchen gesteckt hatte. Lächelnd schob sie sich wieder auf Gabes Schoß und spreizte die Beine über seinen Schenkeln. „Zum Glück habe ich vorgesorgt.“

Die Erleichterung konnte sie ihm deutlich ansehen, als sie sich zu ihm beugte, um ihn wieder zu küssen. Er zog ihr das Kondompäckchen aus den Fingern und ließ die Lippen über ihre Wange hinunter zu ihrem Hals gleiten.

Lustvoll fiel er über sie her. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht, küsste ihren süßen Mund und kostete den Champagnergeschmack von ihrer Zunge. „Sehr romantisch ist das hier nicht“, stieß er zwischen zwei Küssen aus.

„Dein Ernst?“, erwiderte sie atemlos. „Sieh dir doch die Aussicht an. Es ist traumhaft romantisch.“

„Welche Aussicht?“, fragte er. „Alles, was ich sehe, bist du. Du verdienst Besseres als eine schnelle Nummer in einer Touristenattraktion.“

„Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bin hier bei dir, und das ist genau der Platz, wo ich sein will.“

Mit beiden Händen strich er ihr über die Haut. „Nächstes Mal nehme ich mir Zeit mit dir. Damit ich jede Stelle deines Körpers erkunden kann.“

Darauf freute Ellie sich schon jetzt. Schöne Worte, dachte sie, aber auf eine zweite Runde mit Gabe darf ich nicht zählen. Es ist nichts als ein One-Night-Stand, das weiß ich.

Deshalb konzentrierte sie sich völlig auf das Hier und Jetzt. Ihr blieb eine halbe Stunde mit Gabe. Sie presste wieder die Lippen auf seinen Mund und küsste ihn glühend heiß, bevor es Zeit für mehr wurde.

„Wahnsinn“, flüsterte er dicht an ihren Lippen.

Geschickt löste sie ihm den Gürtel und öffnete den Knopf an seiner Hose. Sie zog ihm den Reißverschluss nach unten und schob verlangend eine Hand in seine Boxershorts zu seinem Schwanz. Wie hart er war! Und so groß. Am liebsten wäre sie zwischen seinen Schenkeln auf die Knie gesunken, um ihn zu schmecken, aber dafür hatten sie jetzt keine Zeit. Mehr als alles auf der Welt wollte sie ihn jetzt in sich spüren.

Ellie nahm ihm das Kondom wieder aus der Hand, riss die Verpackung auf und rollte ihm das Latex über die Erektion. Bei ihrer Berührung schloss Gabe aufstöhnend die Augen.

Er war so hart, und sie war bereit für ihn. Ellie glaubte, sie müsse zerplatzen, wenn sie ihn nicht sofort tief in sich spürte.

Gabe schob ihr das kurze Kleid hoch. Ein Glück! Sie hatte beim Zurechtmachen für diesen Abend auf einen Slip verzichtet! Jetzt gab es keine Barriere mehr zwischen ihr und ihm.

Sie umfasste ihn am Ansatz seiner Erektion und senkte sich auf ihn.

Ellie stieß die Luft aus, als Gabe sie ausfüllte. Erzitternd sank sie auf ihn. Dann hob sie die Hüften unendlich langsam wieder an, bis er fast aus ihr herausglitt, dann senkte sie sich wieder und nahm ihn vollkommen auf. Gabe hielt ihre Hüften umfasst und lenkte sie, während sie sich immer hemmungsloser auf seinem Schoß bewegte.

Nur aus den Augenwinkeln nahm sie die Lichter der Stadt wahr; für sie gab es nur noch Gabe. Selbst die gerundeten Glasscheiben um sich herum bemerkte sie kaum noch. „Kann man uns hier sehen?“, fragte sie schwer atmend.

„Im Moment sind wir vor fremden Blicken so gut wie abgeschirmt“, erwiderte er keuchend. Leidenschaftlich zerrte er ihr das Kleid mitsamt BH von den Schultern und entblößte ihre Brüste. Er beugte sich hoch, nutzte die Chance und nahm einen ihrer roten Nippel in den Mund auf. Den anderen reizte er währenddessen spielerisch zwischen zwei Fingern. 

Ellie schrie lustvoll auf und drückte den Rücken durch, womit sie ihre Brüste an Gabe presste.

Er übernahm die Führung. Kraftvoll hob er sie an den Hüften an, hielt sie hoch und drang wild immer und immer wieder in sie ein.

Ellie spürte ihren hämmernden Herzschlag. Gabe schien der Atem zu stocken. Sie war ganz dicht davor. Und so, wie Gabe sie festhielt und die Finger in ihre Hüften presste, war auch er kurz davor zu kommen. Mit einem Blick lenkte er ihre Aufmerksamkeit auf die Aussicht. Ganz langsam senkten sie sich wieder zum Erdboden herab. Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. Doch viel länger brauchten sie auch nicht.

Ellie schlang Gabe die Arme um die Schultern und gab sich dem wundervollen Ansteigen ihres Höhepunkts hin. Sie schrie ihre Erlösung hinaus.

Gabe ließ ihre Taille los und stöhnte dicht an ihrer Schulter tief auf, als er sich am ganzen Körper anspannte, erstarrte und wieder löste. Tief ausatmend hob er den Kopf und blickte Ellie an. Innig sahen sie sich in die Augen. Die Verbindung war überwältigend und unzerbrechlich.

Ellie stockte der Atem. Sie konnte nicht fassen, wie nahe sie sich diesem Fremden fühlte. Der Moment war ihr viel zu intim. Dies sollte etwas Flüchtiges und Einmaliges mit einem sexy Fremden sein, aber schon jetzt sehnte sie sich nach einer Wiederholung. „Wir sind gleich wieder unten“, flüsterte sie und musste sich dazu zwingen, sich von Gabe zu lösen.

„Ja“, stimmte er heiser zu und ließ sie los.

Sie zog sich das Kleid wieder über die Schultern, ehe sie sich aufrichtete und in Sicht der Fahrgäste in den übrigen Gondeln und der Wartenden am Boden kam. Zeitgleich stand auch Gabe auf und entsorgte das Kondom in den Mülleimer neben der leeren Bar.

„Also Gabe“, stellte sie fest und zupfte sich beim Blick in einen Spiegel die dunklen Strähnen zurecht, damit man ihr nicht so deutlich ansah, dass sie gerade in einem Riesenrad bis in den Wahnsinn gevögelt worden war. „Das war ja wirklich mal was anderes.“

Gabe trat hinter sie und drehte sie zu sich herum, um mit dem Mund an ihre Lippen heranzukommen. Dann küsste er sie, bis ihr vor Sauerstoffmangel schwindlig wurde. „Tut mir leid, dass das alles so hektisch lief.“ Vor Verlangen klang seine Stimme heiser. „Keine Ahnung, was da in mich gefahren ist.“

„Also, ich weiß sehr genau, was in mich gefahren ist.“

„Nächstes Mal wird es aber nicht so kurz sein“, versprach er ihr.

Bei der Aussicht auf ein weiteres Mal mit Gabe schlug ihr das Herz schneller. „Nächstes Mal?“

„Ja, das habe ich dir doch schon gesagt. Du kannst drauf wetten, dass es ein weiteres Mal geben wird. Definitiv noch heute Nacht, wahrscheinlich schon in der nächsten halben Stunde.“ Er blickte sich in der Gondel um, als sie sich dem Ende der Fahrt näherten. „Aber ganz sicher nicht wieder hier drin.“

Seufzend lehnte sie sich an ihn. „Ich habe ja auch ein paar Geschichten zu erzählen, aber das hier könnte das Wildeste sein, was ich je erlebt habe.“

„Geht mir genauso“, gab er zu.

Sie sah ihm in die Augen und zog einen Mundwinkel hoch. „Ein Kerl wie du? In einer Stadt wie dieser? Das kann ich kaum glauben.“

„Es stimmt aber. Im Vergleich zu meinen Freunden hier bin ich der langweilige Anständige.“

Sachte ließ Ellie die Lippen über seine gleiten. „Klingt so, als würde dich das traurig machen.“

Gabe zuckte mit den Schultern. „Manchmal frage ich mich, wie ich in meinen Zwanzigern so viel Zeit damit vergeuden konnte, ständig über Büchern zu hängen, zu arbeiten und zu lernen.“

Das konnte Ellie gut nachvollziehen. Obwohl sie schon als Minderjährige, als sie von Gesetz wegen noch nicht mal hätte Alkohol trinken dürfen, in Clubs eingelassen worden war, hatte sie die vergangenen Jahren ziemlich auf dieselbe Art verbracht wie Gabe.

„Das soll nicht heißen, dass es falsch ist, strebsam und hart zu arbeiten. Außerdem habe ich seitdem auf jeden Fall gelernt, mich ordentlich zu amüsieren“, fuhr er fort. „Aber wenn ich mir mich als jüngeren Mann vorstelle, sehe ich mich immer in irgendeiner düsteren Ecke in der Rechtsbibliothek.“

Ellie musterte ihn eingehend. „Es ist nicht zu verkennen, dass deine harte Arbeit dir Erfolg gebracht hat, aber im Leben muss es auch um den Ausgleich gehen, findest du nicht?“

„Manchmal frage ich mich, was ich alles verpasst habe, als ich mich jung und dumm hätte aufführen sollen.“

Autor

Betina Krahn
<p>Betina Krahn wurde in Huntington, West Virginia geboren. Bücher und Kunst waren von Beginn an wichtige Bestandteil e ihres Lebens. Mit vier lernte sie lesen, mit fünf nahm sie an ihrem ersten Kunstwettbewerb teil, mit sechs entwickelte sie die ersten Geschichten und schon bald verfasste sie Drehbücher für populäre TV-Shows....
Mehr erfahren