Tiffany Pure Lust Band 4

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SKANDAL ROYAL von RILEY PINE
Für jeden Topf gibt es einen Deckel - nach diesem Motto arbeitet die erfolgreiche Matchmakerin Kate Winter Tag für Tag. Und große Pläne hat sie auch für den attraktiven Nikolai: Seine königlichen Eltern haben sie engagiert, um eine standesgemäße Braut für Prinz Nikolai Lorentz, Duke of Westcraven zu finden. Doch der ist ein Playboy und gar nicht begeistert von dem Gedanken an eine Hochzeit. Er setzt lieber alles daran, die schöne Kate zu verführen …

HEISS, HEISSER, VERFÜHRT von NICOLA MARSH
Süß und brav war gestern! Abby hat von Männern genug. Sie will sich nur noch auf ihren Job in der Bäckerei konzentrieren, doch als ihr Chef krank wird, vertritt ihn Tanner - und der weckt unbändiges Verlangen in Abby. War es in der Backstube schon immer so heiß?! Bad Boy Tanner bringt Abbys gute Vorsätze zum Schmelzen wie Zuckerguss in der Sonne …

Unsere erotischsten CORA-Romane wegen großer Nachfrage jetzt im Doppelband neu zusammengestellt!


  • Erscheinungstag 24.01.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751517201
  • Seitenanzahl 320
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Riley Pine, Nicola Marsh

TIFFANY PURE LUST BAND 4

1. KAPITEL

Nikolai

Nach einem One-Night-Stand aufzuwachen und festzustellen, dass ein europäischer Boxchampion wütend auf deinen nackten Hintern starrt, ist nie optimal. Noch unangenehmer ist es, wenn es sich zufällig um den besten Freund aus Kindheitstagen handelt. Besser gesagt: um den ehemaligen besten Freund.

„Einen schönen guten Morgen!“ Ich ziehe das Satinlaken über meine Taille. Ein roter Stringtanga liegt zusammengeknüllt auf den zerwühlten Laken. Genau dort, wo ich ihn meiner Gespielin gegen Mitternacht mit meinen Zähnen ausgezogen habe.

Christian Wurtzer, Baron von Rosegate, funkelt mich an. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt ein toter Mann. „Du bist wirklich ein Bastard ersten Ranges, weißt du das, Nikolai?“

Er ballt die Fäuste, was sinnlos ist. Im Königreich Edenvale ist es gesetzlich untersagt, ein Mitglied der königlichen Familie zu schlagen. Als Prinz Nikolai III, Thronfolger und unübertroffener blaublütiger Bad Boy des Landes, falle ich in diese Kategorie. In meiner Welt sind Regeln oft lästig. Doch dieser Gesetzesparagraf hat sich – insbesondere seitdem ich erwachsen bin – im Hinblick auf das andere Geschlecht als vorteilhaft erwiesen.

„Bastard? Ich bin das Ebenbild meines geliebten Vaters, dem Souverän des Landes. Außerdem war meine arme Mutter, die Königin, gezwungen, mich vor den Augen eines offiziellen Repräsentanten des Hofes auf die Welt zu bringen, um meine Herkunft abzusichern.“

Wie immer, wenn ich an meine Mutter denke, tut mir das Herz schrecklich weh. Sie ist bei der Geburt meines jüngsten Bruders Damien gestorben. Und sie ist nicht die Einzige, die der verstoßene Dreckskerl auf dem Gewissen hat.

„Diesmal bist du zu weit gegangen. Du hast die Unschuld meiner Schwester kompromittiert.“

Sein drohendes Brummen, das dem grimmigen Bären auf der Krone seiner Familie alle Ehre macht, reißt mich aus meinen Gedanken. Auch wenn Edenvale ein kleines Königreich ohne Zugang zum Meer ist, waren unsere Landsleute früher einmal großartige Jäger und die besten Schwertkämpfer Europas. Zudem waren sie als unerbittliche Krieger gefürchtet.

Heutzutage sind wir für luxuriöse Casinos, diskrete Banken und glamouröse Refugien in den Bergen bekannt. Edenvale hat sich einen Namen als Spielplatz für die Reichen und Berühmten gemacht – und diejenigen, die beides noch werden wollen.

„Was sage ich meinen Eltern?“ Christian rauft sich die blonden Haare und geht im Zimmer auf und ab. „Catriona ist ruiniert. Ihre Aussichten auf ein Ehebündnis sind jetzt gleich null.“

„Komm schon. Frag irgendeinen Mann mit einem Treuhandfonds auf Ibiza. Es ist allgemein bekannt, dass deine kostbare kleine Schwester ihre Unschuld schon lange verloren hat, bevor ich zum Zug gekommen bin.“

Wenn seine Familie geplant hatte, sie als Jungfrau zu verheiraten, war diese Chance schon vor Jahren vertan. Es ist typisch für Rosegate, dass etwas so Belangloses wie ein Jungfernhäutchen eine solche Bedeutung hat. Aber sie sind altmodisch – was eine reizende regionale Eigenschaft sein könnte, wenn ihre Moralvorstellungen nicht so mittelalterlich wären.

Catriona Wurtzer regt sich, schnarcht leise und verzieht die rosaroten Lippen zu einem befriedigten Lächeln. Das Blut schießt heiß in meinen Schwanz. Dieser sinnliche Schmollmund ziert allein in diesem Monat die Titelseiten von drei Modemagazinen, und letzte Nacht hat sie mir so virtuos den Schwanz gelutscht, dass dieses Intermezzo mich fast von meiner königlichen Pflicht abgelenkt hätte.

Ich stehe auf und streife die Smokinghose und mein Hemd über. Die Manschettenknöpfe aus vierundzwanzigkarätigem Gold lasse ich auf dem Nachttisch liegen. Es ist ein mehr als großzügiges Trinkgeld für das Zimmermädchen. Catriona mag es, wenn es hart zur Sache geht. Deshalb ist das Zimmer nach dieser Nacht ziemlich verwüstet.

Für mich ist es Zeit, ins Schloss zurückzukehren. Mein Vater und meine Stiefmutter, die Hexe und derzeitige Königin, haben mich um Punkt neun Uhr zu einer Privataudienz zitiert. Das kommt selten vor und bedeutet nichts Gutes. Deshalb habe ich auf einer Wohltätigkeitsgala sehr viel sehr teuren Champagner getrunken, bevor ich meinen Spaß mit dem Supermodel hatte, das zufällig die kleine Schwester meines besten Freundes ist.

„Die Mitglieder deiner Familie sind seit über zwei Jahrhunderten loyale Untertanen. Aufgrund dieser hochgeschätzten Beziehung sollte ich vielleicht ein königliches Dekret erlassen und Catriona als Dank für ihre Mühe zur Komtess ernennen.“

Ich kann nicht widerstehen, süffisant zu grinsen. Als wenn es ihr Mühe gemacht hätte, es mit mir zu treiben. Aber ich bin in Geberlaune. Warum soll sie zusätzlich zu ihren vier Orgasmen nicht noch ein Schloss bekommen?

„Zu liebenswürdig, Hoheit.“

Christian bringt die Worte kaum über die Lippen. Zweifellos würde er mir am liebsten einen kräftigen Tritt in den Hintern versetzen, mit dem er mich bis nach Luxemburg befördert. Aber der Kleinstaat Rosegate ist ein Hoheitsgebiet, um das wir schon lange mit unserem alten Feind Nightgardin, dem Land im Norden, streiten.

Die mächtige Familie Wurtzer ist seit Generationen mit meiner Familie verbündet, und Christian weiß, dass ich ein Arschloch bin und nicht aus meiner Haut kann – und dass nur Edenvales kleine, aber schlagkräftige Armee Rosegate vor Nightgardins Machtergreifung schützt.

Rache ist süß.

Christian und ich sind zusammen aufs Internat gegangen und haben uns fünf Jahre lang ein Zimmer geteilt. Für mich gehört er fast zur Familie. Aber in letzter Zeit hat er Blackjack mit hohen Einsätzen gespielt und eine Menge Spielschulden gemacht.

Laut meinen Quellen hat er entschieden, diese Schulden zu begleichen, indem er der Boulevardpresse pikanten Klatsch über mich verkauft. Ich sage nicht, seine heiße Schwester zu ficken, sei meine Art, ihm diesen Verrat heimzuzahlen. Aber ich streite es auch nicht ab.

Sicherlich würde er mir liebend gern befehlen, „das Richtige zu tun“ und seine Schwester zu heiraten. Aber leider verfügt nur einer von uns über die American Express Centurion Card mit unbegrenztem Kreditrahmen, die nur bestimmten Kunden angeboten wird. Beschränkungen und Grenzen sind für diejenigen Menschen gemacht, die sie brauchen. Ich gehöre nicht dazu.

Die Leute halten mich für einen arroganten Mistkerl. Das kümmert mich nicht. Sie haben recht. Aber zumindest bin ich konsequent. Wenn mich jemand dumm anmacht, zahle ich es mit gleicher Münze heim. Auf diese Weise bleiben Topleute obenauf – und ich kann dafür sorgen, dass es guttut oder wehtut.

Wenn mich jemand nett bittet, kann ich auch beides gleichzeitig.

Ich muss sagen, ein Prinz zu sein, bringt in jeder Hinsicht Vorteile mit sich. Es hat nur einen entscheidenden Nachteil: Ich muss – noch – dem König Folge leisten. Die Krone ist noch nicht mein.

Auf dem Weg aus der Tür werfe ich einen Blick in den Spiegel mit dem vergoldeten Rahmen. Meine rabenschwarzen Haare sind zerzaust, meine Augen dunkelgrau, und mein Mund ist zu einem schalkhaften Grinsen verzogen. Ich bin 1,86 m groß und habe ein unfassbares Stehvermögen.

Letztes Jahr habe ich den ersten Platz auf einer Liste der sexysten Royals belegt. So wie ich es sehe, kann Prinz William drüben im alten, drolligen England vor Neid erblassen.

„Um Himmels willen, Catriona. Wach auf“, befiehlt Christian seiner Schwester.

Ich verlasse das Hotelzimmer, lasse das Drama hinter mir, das jetzt seinen Lauf nimmt, und drücke im Flur den Schalter für den privaten Lift des Penthouse. Mein Bodyguard X wartet im Rolls-Royce, wo er die ganze Nacht verbracht hat. Er ist daran gewöhnt, und schließlich ist er ja auch mein Fahrer.

Wortlos setze ich mich auf den Rücksitz. X hat die Stereoanlage eingeschaltet und hört sich gerade eine Lektion eines Sprachkurses in Mandarin an. Fremdsprachen und Messer aus dem Mittelalter sammelt er mit Leidenschaft. Ich lebe meine Leidenschaftlichkeit lieber anders aus. Aber jedem das Seine.

„Zum Schloss, Majestät?“, fragt er via Interkom und schaltet die Stereoanlage aus.

„Nach Hause, wo es am schönsten ist“, bestätige ich sarkastisch.

X fährt los. Ich nehme eine Handvoll Flachmänner mit Kognak aus der Minibar. Als wir den Schlossgraben überqueren, werfe ich den fünften geleerten Flachmann zu den anderen auf den Boden. Aber der Alkohol bewirkt nicht, dass ich mich besser fühle.

In Ordnung. Die kleine Schwester meines besten Freundes zu vögeln, war unverzeihlich – Rache oder nicht. Aber ich bin eben kein Märchenprinz.

Kate

Ich streiche mit den Händen über meinen Faltenrock und lege sie dann auf die Ledermappe, die mitten auf dem Tisch liegt. Ich könnte mich entspannen, sogar den Luxus genießen, der mich umgibt. Für den gepolsterten Lehnstuhl wurde zweifellos dasselbe butterweiche Leder verwendet wie für die Mappe.

Aber sich zu entspannen, ist nicht so leicht, wenn man an einem sechs Meter langen Mahagonitisch in einem der vielen Räume des Palastes von Edenvale sitzt.

Ich bin nicht zum ersten Mal hier. Allerdings ist ein Besichtigungsrundgang mit der Grundschulklasse nicht vergleichbar mit einer Einladung, die mir persönlich von einem Hofbeamten ausgehändigt wurde. Der Umschlag war sogar mit einem dieser extravaganten Wachssiegel verschlossen.

Sehr geehrte Miss Kate Winter,

Ihre Anwesenheit ist morgen früh um neun Uhr dreißig im Palast von Edenvale erwünscht. Bitte erscheinen Sie ohne Begleitung und planen Sie für den restlichen Tag keine weiteren Termine ein. Ihre Audienz mit dem König und der Königin muss vertraulich bleiben. Sagen Sie niemandem, wohin Sie gehen, und bewahren Sie auch anschließend Stillschweigen über die Audienz, bis der König und die Königin einen Vertrag mit Ihnen abschließen, sollten sie Ihre Dienste weiterhin in Anspruch nehmen wollen.

Die königliche Familie weiß zu schätzen, dass Sie Ihrer Pflicht nachkommen und den oben genannten Wünschen entsprechen.

Ich lache verstimmt, und das Lachen hallt in dem riesigen Raum. Wünsche? Als wenn ich eine Wahl gehabt hätte, nachdem ich das Siegel erst einmal aufgebrochen hatte. Sicherlich entspreche ich Ihren Wünschen, Eure Hoheiten. Natürlich halte ich mir den Tag frei und den Besuch im Palast geheim, meine erlauchten Herrscher.

Aber nicht, weil es meine verdammte Pflicht ist. Wenn es etwas gibt, das ich schätze, sind es mein Beruf und meine Unabhängigkeit – und ich bin entschlossen, die Agentur meiner Schwester am Laufen zu halten und so unabhängig wie möglich zu bleiben. Wenn das bedeutet, Stillschweigen in Bezug auf meine königliche Audienz zu wahren, geht das für mich in Ordnung.

Hoffentlich gibt es zumindest eine Art finanziellen Ausgleich für dieses … dieses Ersuchen. Meine Schwester und ich brauchen das Geld dringend. Unsere Ersparnisse sind durch den immer größer werdenden Berg an Arztrechnungen für meine Großmutter aufgebraucht, was mich enorm unter Druck setzt.

Ich werfe einen Blick auf das schmale Goldarmband an meinem Handgelenk. Meine geliebte Großmutter hat es mir in besseren Zeiten zum achtzehnten Geburtstag geschenkt. Damals hat sie sich noch an meinen Namen erinnert. Ich unterdrücke die aufsteigenden Tränen. Hier ist weder der richtige Ort, noch ist jetzt die richtige Zeit, um mich meinem privaten Leid hinzugeben.

„Wir werden die Wohnung nicht verlieren.“ Diese Worte sind ein Mantra. „Und wir sind immer noch in der Lage, uns um Gran zu kümmern.“ Ich stelle mir vor, dass die Worte wahr werden, wenn ich sie oft genug sage. Also öffne ich den Mund, um sie zu wiederholen.

Doch in diesem Moment werden die Türen des Konferenzsaales geöffnet. Dann tritt derselbe offiziell aussehende Mann, der mir die Einladung überbracht hat, über die Türschwelle und kündigt mit dröhnender Stimme die Herrscher des kleinen Landes an.

„Erheben Sie sich für Seine Hoheit, König Nikolai von Edenvale, und Ihre Eminenz, Königin Adele.“

Im selben Moment betritt das Königspaar den Raum. Natürlich stehe ich auf der Stelle auf. Instinktiv will ich eine Verbeugung oder einen Knicks machen, aber keiner der beiden hat auch nur einen flüchtigen Blick für mich übrig. Obwohl ich die einzige Person im Raum bin. Ich wurde für eine Privataudienz bei den Herrschern des Landes hergebeten, und sie lassen sich nicht einmal dazu herab, mich anzusehen.

Ich sehe den Bediensteten dabei zu, wie sie dem König und der Königin folgen und am Ende des Tisches zwei üppig gepolsterte Lederstühle für sie zurechtrücken. Ich warte, bis die beiden darauf Platz genommen haben.

Als ich im Begriff bin, mich hinzusetzen, platzt ein Mann herein, der eine Smokinghose trägt und damit beschäftigt ist, das zerknitterte Hemd in den Hosenbund zu stecken. Er zwinkert mir zu und grinst schalkhaft, bevor er seine Aufmerksamkeit dem Königspaar zuwendet.

„Entschuldigung, dass ich zu spät komme“, sagt Prinz Nikolai und wirft einen Blick auf die nicht vorhandene Uhr am Handgelenk. Dann küsst er seine Stiefmutter, die Königin, auf die Wange. Der König, der mit seinem grau melierten Haar eine ältere Version des jungen Mannes ist, blickt seinen Sohn nur vielsagend an.

Während sich sein Vater und seine Stiefmutter an der Kopfseite des Tisches niedergelassen haben, setzt der Prinz sich mir gegenüber. Er greift nach der Ledermappe und blättert darin. „Also, wo brennt’s denn heute?“

Unfreiwillig rutsche ich auf meinem Sitz hin und her. Natürlich habe ich schon Fotos von ihm gesehen. Seitdem er volljährig ist, erscheinen fast wöchentlich Bilder von Prinz Nikolai auf den Titelseiten der Boulevardzeitungen. Aber diese Form von Sensationslust war nie meine Sache.

Ich habe nicht zu den vorpubertären Mädchen gehört, die die Wände ihrer Zimmer mit Fotos vom unbekümmert lächelnden Teenieschwarm Prinz Nikolai tapeziert haben – ganz egal, wie toll er ausgesehen hat. Und das hat er. Auch schon damals.

Allerdings war er auch schon damals ein Arschloch ersten Ranges.

Den Schlagzeilen nach zu urteilen, bei denen sein Name immer an prominenter Stelle zu stehen scheint, ändert sich das wohl auch nicht so bald. Doch als er von der Mappe aufschaut und mir in die Augen sieht, wird mir ganz anders.

Auf den Fotos und in den Fernsehberichten, die ich gesehen habe, sah er schon gut aus. Nicht, dass ich mir viel von diesem ganzen Celebrity-Unsinn anschaue, den die Öffentlichkeit täglich über sich ergehen lassen muss. Aber auf meine Reaktion auf den Prinzen in Fleisch und Blut bin ich nicht vorbereitet.

Er ist absolut umwerfend. Er raubt mir den Atem. Außerdem törnt er mich unglaublich an.

„Nikolai …“, sagt die Königin.

Aber der Prinz hält einen Finger hoch und konzentriert sich wieder auf den Inhalt der Ledermappe – der Mappe, die ich nicht aufgeschlagen habe, weil ich auf die Erlaubnis gewartet habe, den Inhalt durchsehen zu dürfen.

Anscheinend stimmen die Gerüchte. Stiefmutter und Stiefsohn kommen nicht besonders gut miteinander aus. Das erklärt seine unverhohlene Respektlosigkeit.

Er überfliegt die erste Seite, dann die zweite und danach noch ein paar weitere. Sein Vater verschränkt die Arme und wirft seinem Sohn einen Blick zu, der besagt, dass der König das letzte Wort haben wird – egal welche Mätzchen Nikolai sich einfallen lässt. Dann klappt der Prinz die Mappe zu und lacht rau.

„Bitte, Nikolai.“ Der König legt die Fingerkuppen aneinander. „Sag uns, was du so amüsant findest.“

Die Königin legt die Hand auf den Unterarm ihres Ehemannes. Aber der König starrt seinen Sohn weiterhin eisig an. Ich schaue dem Geschehen gebannt zu.

Der Prinz kneift die Augen zusammen, sieht mich an, und gegen meinen Willen zieht sich mein Inneres zusammen. In aller Seelenruhe mustert er mich eingehend und verzieht dabei einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. Dann legt er die Hände auf den Tisch und beugt sich nach vorn. Jetzt ist er so nah, dass ich den Alkohol in seinem Atem rieche.

„Ich finde es lustig“, antwortet der Prinz gereizt, „dass du nicht nur von mir erwartest, dass ich heirate, sondern auch noch glaubst, dass die kleine Miss Kupplerin Dotcom sich darum kümmern wird. Ich meine, warum eröffne ich nicht einen königlichen Tinder-Account, und die Angelegenheit hat sich erledigt?“

Er wagt es, mich und meinen Beruf zu verspotten? Oh, zur Hölle. Ich gerate so in Rage, dass mir die unbändige Lust auf ihn vergeht.

Er steht auf und streicht das zerknitterte Hemd glatt. „Vater. Stiefmutter. Es war mir wie immer ein Vergnügen, euch beide zu treffen“, sagt er sarkastisch.

Instinktiv stehe ich auf, als er um den Tisch herumgeht. „Ich … Ich bin nicht irgendeine Dotcomfirma. Die Ehen, die ich stifte, sind wohlüberlegt. Ich suche die jeweiligen Partner persönlich aus und …“ Ich stocke. Denn in diesem Moment wird mir nicht nur bewusst, warum genau ich hier bin, sondern auch, dass mein Klient alles andere als bereit dazu ist.

„Bemühen Sie sich nicht, Schätzchen. Eher vögele ich Sie, als Sie meine Hochzeit arrangieren zu lassen.“

Während die Königin nach Luft schnappt, haut der König mit der Faust auf den Tisch. „Genug“, sagt er mit all der Autorität seines Amtes. „Benedict tritt in den Priesterstand ein. Damien ist verstoßen. Wenn du nicht heiratest, um einen Erben zu zeugen, geht die Krone nicht länger an die unmittelbare Familie, sondern an deine Cousine Ingrid. Du wirst deine Pflicht erfüllen.“

„Richtig, Vater. Ich habe genug.“ Doch die ganze Zeit über sieht er nur durchdringend mich an. Dann beugt er sich zu mir. „Und du hättest jede gottverdammte Sekunde lang deinen Spaß, und das Wort ‚genug‘ würde dir nicht einmal in den Sinn kommen“, flüstert er und verbeugt sich vor seinen offensichtlich erschütterten Eltern, bevor er einen dramatischen Abgang hinlegt.

Der Prinz ist ein Arschloch ersten Ranges.

Mein nasser Slip hingegen hat die Info anscheinend nicht empfangen. Vielleicht wartet er auf eine Notiz mit dem königlichen Siegel.

2. KAPITEL

Nikolai

„Heirat? Vater hat ja wohl den Verstand verloren“, schimpfe ich, als ich die Hintertreppe nehme. Das ist die schnellste Fluchtroute aus dem Schloss.

Mir bricht der Schweiß aus. Ich habe einen bitteren Geschmack im Mund. Mein neunundzwanzigster Geburtstag steht vor der Tür.

Ich bin der Thronfolger. Laut dem Königlichen Heiratsdekret von 1674 muss der Thronfolger vor Sonnenuntergang an seinem neunundzwanzigsten Geburtstag verheiratet sein, um seinen Anspruch geltend zu machen. Zudem muss der Ehepartner aus dem Adel stammen und der Eheschließung aus freien Stücken zustimmen. Das sind die einzigen Bedingungen. Sie sollten sich eigentlich leicht erfüllen lassen.

Abgesehen von der Tatsache, dass eine Heirat nicht für mich infrage kommt.

Natürlich ist mir das Heiratsdekret bekannt. Ich habe die Gesetze und Proklamationen Edenvales schon im Kindesalter auswendig gelernt. Aber wir leben im 21. Jahrhundert. Ich hätte nie geglaubt, dass mein Vater dieses obskure Gesetz wieder ausgräbt.

Es ist genauso abstrus wie das Gesetz, dass hochrangige Minister den Palast nicht betreten dürfen, wenn sie purpurfarbene Kleidung tragen. Oder das Gesetz, laut dem Jagen auf königlichem Boden mit Tod am Galgen bestraft wird. An das Gesetz, das Analverkehr unter Strafe stellt, will ich nicht einmal denken.

Zur Hölle, letzte Woche habe ich es auf diese Weise im höchsten Schlossturm mit einer Hotelerbin getrieben. Es ist zwar nicht meine bevorzugte Sexvariante. Aber sie hat mir das Angebot gemacht, und ich habe es selbstverständlich nicht abgelehnt.

Der Schlossgarten mit dem Heckenschnitt in Form von Schwänen und Hasen ist sehr gepflegt. Vater lebt auf diese Weise seine skurrile Ader aus.

„Sire, Sire, bitte warten Sie!“, schreit eine Frau hinter mir. Ich knirsche mit den Zähnen. Die melodische Stimme gehört der Frau mit den kastanienbraunen Haaren, die diese Heiratsvermittlung betreibt.

Abgesehen vom Heiratsdekret beleidigt mich die Tatsache am meisten, dass mein Vater und meine Stiefmutter ein Ehevermittlungsinstitut beauftragt haben. Als wenn ich auf irgendeine gottverdammte Hilfe angewiesen wäre, um eine willige Frau zu finden.

„Sire!“

Ich sollte so ritterlich sein, auf sie zu warten. Aber ich bin nun mal kein Märchenprinz. Ich biege in den Irrgarten ab und trete wütend in die Kiesel, sodass diese nach allen Seiten davonstieben. Ich biege links ab, dann rechts, dann wieder links. Die dichten Hecken, die mich umgeben, sind gut dreieinhalb Meter hoch.

Dieser Irrgarten – vielleicht der größte in Europa – war während meiner Kindheit mein Spielplatz. Ich wusste immer, wo der Ausgang ist. Es ist Zeit, die hartnäckige Heiratsvermittlerin loszuwerden und herauszufinden, wie ich einer unheilvollen Ehe entgehen kann.

In diesem Moment höre ich ein Knacken, gefolgt von einem unterdrückten Schrei. Mist. Sie ist hingefallen. Ich bin nicht überrascht, denn für die sechzehn Zentimeter hohen Stilettoabsätze ist der Weg zu steinig und uneben.

Vorhin habe ich ihre Wade und den perfekt geformten Oberschenkel in Augenschein nehmen können, bevor ich einen Blick in die Ledermappe mit der Broschüre einer Partnervermittlungsagentur geworfen habe.

Ich bleibe stehen und wäge ab. Sie hat gehört, dass ich ihren Rat nicht brauche und ihre Dienstleistungen nicht in Anspruch nehmen will. Dennoch ist sie mir gefolgt. Es ist ihre eigene Schuld. Ich bin dieser fremden Frau nichts schuldig.

Dann habe ich diesen schön geformten Oberschenkel vor meinem geistigen Auge und stelle mir vor, dass er auf meiner Schulter liegt. In Ordnung. Auch wenn ich auf ihre Fachkompetenz als Ehestifterin verzichte, kann ich eine Frau nicht einfach verletzt im Irrgarten zurücklassen.

Bevor ich mich versehe, kehre ich um und finde sie in weniger als einer halben Minute. Sie sitzt auf dem Boden und reibt sich den anschwellenden Knöchel. Ihre Zehennägel sind leuchtend rot lackiert. Verdammt, das gefällt mir.

Ihre sinnlichen, makellosen Lippen sind in demselben leuchtenden Rotton geschminkt. Das gefällt mir sogar noch besser. Am besten würde es mir gefallen, wenn sie mit diesen Lippen über mein Glied streift. Mein Schwanz zuckt zustimmend.

Fuck. Diese Heiratsvermittlerin und wahnsinnig sexy Frau ist der Feind. Aber es hat keinen Zweck, das meinem Mistkerl von Schwanz zu sagen. Manchmal hat eine überschießende Libido schon erhebliche Nachteile.

Kate

Ich muss mich mit aller Macht zusammenreißen, um dem Blick meines Prinzen standzuhalten. Keinesfalls lasse ich zu, dass dieser Mann erlebt, wie ich die Fassung verliere.

„Alles in Ordnung?“, fragt er.

„Natürlich nicht.“ Ich mustere meinen cremefarbenen Rock. Der seitliche Schlitz ist eingerissen und reicht jetzt bis zu meinem Oberschenkel. Und am Hintern ist jetzt garantiert ein großer Grasfleck.

An meine Frisur darf ich nicht einmal denken. Ich hatte die Haare elegant hochgesteckt, um möglichst professionell zu wirken. Doch jetzt hängen mir die welligen Haarsträhnen ins Gesicht – was wahrscheinlich angesichts der Tatsache, dass mich der Prinz aus der Nähe ins Visier nimmt, das Beste ist.

„Zeigen Sie mir einfach den Weg, der hier herausführt.“ Ich versuche aufzustehen. Aber sobald ich den verstauchten Knöchel belaste, geben meine Knie nach, und ich falle fast wieder auf den Boden. Fast. Denn Nikolai Lorentz, Prinz von Edenvale und Thronfolger, fängt mich auf und hebt mich auf seine Arme.

„Sie sind verletzt.“

„Und Sie riechen, als hätten sie die Minibar einer Limousine geplündert“, erwidere ich geringschätzig, um meine Reaktion auf seine Berührung zu überspielen.

„Es war ein Rolls-Royce. Aber Sie sind ziemlich hellsichtig, Miss …“

„Winter.“ Ich habe keine andere Wahl, als die Arme um seinen Hals zu schlingen und mich festzuhalten. Der Schuh mit dem abgebrochenen Absatz baumelt immer noch an meinen Fingern.

„Aha“, meint er, grinst teuflisch und geht weiter. „Haben Sie Romeo und Julia gelesen? Hat Julia nicht gesagt, Namen seien Schall und Rauch?“

Die Hitze steigt mir in die Wangen. Mit den Fingerspitzen berührt er die nackte Haut meines Oberschenkels und setzt mich total unter Strom. Ich räuspere mich. „Sie haben Shakespeare gelesen?“

„Sie sind so frostig, wie Ihr Name andeutet.“

Empört lehne ich mich in seinen Armen so weit wie möglich zurück. „Das stimmt nicht! Sie sind derjenige, der meine Dienstleistung mit Dating-Portalen im Internet verglichen hat. Ich recherchiere detailliert und beziehe persönliche Daten und psychologische Erkenntnisse in meine Arbeit ein. Außerdem kosten Sie mich gerade die Arbeit eines Tages. Also verzeihen Sie, wenn ich mich nicht gerade für ihren berühmt-berüchtigten Charme erwärmen kann.“

Er bleibt ruckartig stehen.

„Ich werde nicht heiraten“, sagt er mit ruhiger Stimme. „Ist das klar?“

„Ja. Und ich werde den Job nicht aufgeben.“

„Das ist dann wohl eine Pattsituation.“

Zwischen uns sprühen die Funken. Ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Wange und seine Finger auf meinem Oberschenkel. Meine Haut scheint zu glühen. Mein Verstand sagt mir, dass alles falsch ist, was ich empfinde. Aber meine Mitte pulsiert vor immer stärker werdendem Verlangen nach ihm.

Seitdem mein Verlobter Jean-Luc beim Basejumping in Alaska ums Leben gekommen ist, war ich nicht mehr mit einem Mann zusammen. Er war die Liebe meines Lebens. Danach bin ich in die Agentur meiner großen Schwester Madeline eingestiegen. Um anderen Menschen zu dem Happy End zu verhelfen, das mir verwehrt wurde.

Es waren zwei lange Jahre der Entsagung, in denen ich gelegentlich Hand angelegt habe. Wenn er mit den Fingern nur ein paar Zentimeter weiter nach oben fahren würde, könnte er spüren, dass ich feucht bin vor Erregung.

Vielleicht ist das hier das Gefühl, im Augenblick zu leben und ein Risiko einzugehen – etwas, das ich mir nie erlaubt habe. Denn ich musste auf mich und Madeline achtgeben. Ich musste bei ihr einziehen, um Mietkosten zu sparen.

Ich bin wie berauscht vom immer stärker werdenden Verlangen und der Möglichkeit, es hier und jetzt auszuleben.

Ich winde mich in seinen Armen. Hoffentlich glaubt er, dass ich nur meine Position verändern will, um mich besser festhalten zu können. „Ich mag Sie nicht.“ Es ist die reine Wahrheit.

„Das beruht auf Gegenseitigkeit“, sagt er schroff.

Mein ganzes Leben lang bin ich auf Nummer sicher gegangen. Und wohin hat es mich gebracht? Ich bin allein.

Dieser Mann strahlt eine raue Kraft aus, die mich magnetisch anzieht. Ich merke, wie die Frau, für die ich mich gehalten habe, die Kontrolle aufgibt. „Du hast vorhin gesagt, dass du mich eher vögelst, als mich deine Hochzeit arrangieren zu lassen.“

Er nickt. „Stimmt.“

Mir stockt der Atem, als er mit dem Daumen über den Stoff meines Slips streicht.

„Du bist verdammt nass.“ Er sinkt auf die Knie und legt mich dann sanft auf das Gras. „Und ich will dich schmecken bis zum letzten Tropfen.“

Ohne ein weiteres Wort schiebt er meinen Rock hoch und streift mein Höschen über meine Beine und Füße. Ich spüre, wie der Slip am Absatz des Schuhs hängen bleibt, den ich noch trage. Aber es kümmert mich nicht.

Er steckt ihn in seine Hosentasche, und ich weiß, dass er ihn mir nicht zurückgeben wird.

Bevor ich weiß, wie mir geschieht, steckt er den Kopf zwischen meine Schenkel und leckt genüsslich meine Pussy, bevor er meine pochende Klitoris umzüngelt.

Stöhnend vor Verlangen wühle ich in seinen Haaren, während er an mir saugt. Seine Bartstoppeln reiben über meine Haut. Der leichte Schmerz bringt mich nur noch mehr auf Touren. „Nimm deine Finger“, befehle ich. Er gehorcht sofort.

Während er mich weiterhin mit der Zunge und seinen Lippen fast in den Wahnsinn treibt, stößt er erst mit einem und dann mit zwei Fingern tief in mich. Wellen der Erregung durchströmen meinen Körper.

„Meine Güte, ich wünschte, du könntest mich ficken.“ Ich wage auszusprechen, wonach ich mich sehne – und was ich so lange entbehrt habe. Vergeblich versuche ich, ein Wimmern zu unterdrücken, als er mit dem Finger eine besonders empfängliche Stelle in mir reizt. Ich komme zum Orgasmus und werde fast ohnmächtig.

Zwei sehr lange Jahre ist es her, dass mich ein Mann so berührt hat. Dieser Gedanke und seine Hände auf meinem Körper lösen auch eine Flut von Gefühlen aus, die ich jedoch sofort verdränge. Denn darum geht es hier nicht, diese Gefühle sind nicht für den Prinzen bestimmt.

Er blickt zwischen meinen Schenkeln zu mir auf, zieht seine Finger aus meiner brennenden Pussy und leckt sie sorgfältig beide ab.

„Du hast gesagt, dass ich recht damit hatte, dich eher zu vögeln als zu heiraten – und darauf bin ich immer vorbereitet.“ Aus der Hosentasche holt er ein Kondom und hält es hoch, damit ich es sehen kann. „Dein Wunsch ist mir Befehl.“

3. KAPITEL

Nikolai

Ihr Geschmack macht süchtig. Ich hasse die Idee der Heiratsvermittlung. Aber Heiratsvermittlerinnen? Ich nehme mir die Zeit, die Frau zu betrachten, die auf dem Gras liegt und nach Atem ringt.

Ihre dezente Bluse ist einen Knopf zu weit geöffnet und enthüllt ihre helle Haut, üppige weibliche Rundungen und einen weißen BH aus Spitze. Ja, ich glaube, ich könnte lernen, Heiratsvermittlerinnen zu mögen.

Der rote Lippenstift auf ihrer vollen Unterlippe ist verschmiert. Dafür bin ich verantwortlich, und diese Tatsache sorgt dafür, dass ich im wahrsten Sinn des Wortes über mich hinauswachse. Mein praller Schwanz zeichnet sich unübersehbar unter dem Stoff der Smokinghose ab. Meine Muskeln sind zum Zerreißen gespannt vor unterdrücktem Verlangen.

Ich verschränke die Arme, lasse mir Zeit damit, ausführlich das Folienpäckchen mit dem Kondom in Augenschein zu nehmen, und setze mein arrogantes Grinsen auf.

Es ist meine Maske, die der Erwartung der Öffentlichkeit an einen Prinzen entspricht. Besonders an einen Prinzen, dem die Welt zu Füßen liegt. Sie aufzusetzen, gelingt mir mühelos. Denn ich bin es nicht gewohnt, durcheinander zu sein – und diese Frau bringt mich völlig durcheinander.

„Eine interessante Agentur hast du“, sage ich leise mit sinnlicher Stimme.

„Nein, es ist nicht meine. Sie … gehört meiner Schwester“, stammelt sie und fährt mit der Hand über den Riss in ihrem züchtigen Rock, der mir gerade einen Blick auf ihre Oberschenkel gewährt.

„Und du bietest diese Dienste … jedem Klienten an?“

Meine Anspielung sorgt dafür, dass ihr die Zornesröte ins Gesicht steigt. Sie ist sauer, wütend und angetörnt. Das ist meine Lieblingskombination bei Frauen, mit denen ich es treibe. Hassficken bringt maximalen Spaß ohne jegliche Verpflichtungen.

„Natürlich nicht“, fährt sie mich an.

Ich stecke einen Finger in den Mund, sauge lange daran und schmecke sie immer noch. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. „Mmh, lecker. Mich dünkt, die Lady begehrt zu sehr auf.“

„Verdammt.“ Eine Träne kullert über ihren hohen Wangenknochen. „Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.“

Zur Hölle, ich möchte sie trösten. Diese Reaktion habe ich nicht kommen sehen. Ich sollte mich besinnen und sie bezirzen, bis sie die Schenkel öffnet. Ich sollte von hinten brutal und tief in sie stoßen, ihre tolle Frisur restlos ruinieren und sie vollends aus der Fassung bringen.

Wetten, dass so eine Therapie die Schmerzen im Knöchel eher lindern würde als Ibuprofen und eine Eiskompresse? Also warum stecke ich das Kondom wieder ein und streiche ihr dann eine Haarsträhne aus dem Gesicht?

Von einem Moment auf den anderen hat mein feuriges Sexkätzchen die Krallen eingezogen und sich wieder in Miss Etepetete verwandelt. Anscheinend bin ich nicht der Einzige, der eine Maske zur Schau trägt, wenn es schwierig wird.

Langsam rücke ich meinen harten Schwanz unter dem Stoff der Hose zurecht. Sie leckt über ihre Unterlippe. Das Sexkätzchen taucht für eine Sekunde wieder auf.

„Du scheinst ziemlich … spezialisiert zu sein.“

„Und du hast einmal mehr bewiesen, dass meine lange getestete Theorie richtig ist.“

„Welche?“

Mit dem Zeigefinger tippe ich auf ihre Nasenspitze. „In jedem braven Mädchen steckt ein Bad Girl, das herauskommen will.“

„In diesem Punkt widerspreche ich dir nicht. Ich war immer ein braves Mädchen. Oralsex im königlichen Irrgarten ist für mich etwas völlig Neues und sieht mir überhaupt nicht ähnlich.“

Ich glaube ihr. Sie wirkt wie die Unschuld in Person.

„Das war offensichtlich ein Fehler“, murmelt sie vor sich hin, bevor sie schwankend aufsteht. „Wir hatten einen schlechten Start.“

„Du hattest einen schlechten Start.“ Ich deute mit dem Kopf auf ihren rechten Fuß, den sie kaum belasten kann, und biete ihr meinen Arm an. Sie stützt sich darauf. Aber nicht, ohne vorher die Augen zu verdrehen.

Ich führe sie aus dem Irrgarten. Sie humpelt. Aber sie kann sich jetzt auf den Beinen halten.

Ich möchte gern glauben, dass mein virtuoses Zungenspiel zu dieser Heilung beigetragen hat. Sofort bin ich wieder hart.

„Laut Boulevardpresse scheinst du unter keinem großen Leidensdruck zu stehen“, sagt sie. „Wie lange ist es her, dass du zum letzten Mal in einer Frau warst?“

Ich zucke betont lässig die Schultern. „Mund oder Muschi?“

Sie schnappt nach Luft, als ihr die Bedeutung meiner Worte klar wird. Ich gebe vor, die Zeit an meinen Fingern abzuzählen. „Muschi: sechs Stunden. Mund: sieben Stunden. Und es wäre wohl bei Weitem nicht so lange her, wäre ihr Bruder heute Morgen nicht in unser Zimmer geplatzt.“

„Du bist ein Schwein. Ein verkommenes Schwein.“

„Nein, ich bin ein Prinz.“ Ich richte mich zu meiner vollen Größe auf. „Dein Prinz.“

„Und ich bin im Dienst meines Königs hier.“ Sie lässt sich durch mein Machtspiel nicht einschüchtern. „Du bist mein Klient. Das ist eine königliche Anordnung deines Vaters. Ich komme morgen wieder, um dein persönliches Profil zu erstellen.“

„Mein was?“

„Dieses Verfahren ist bei der Partnervermittlung obligatorisch“, sagt sie kurz und knapp. Sie meint es ernst.

„Du verheiratest mich nie, Schätzchen.“

„Meine Erfolgsquote bei Heiratsvermittlungen beträgt hundert Prozent.“ Sie lächelt selbstzufrieden und lässt meinen Arm los, als wir aus dem Irrgarten kommen. „Wir sehen uns morgen, Hoheit“, sagt sie und geht allein weiter.

Aber da ihr Knöchel noch wehtut, fällt ihr stolzer Abgang ins Wasser. Und es wird auch nicht besser, als sie auch noch den anderen Schuh auszieht.

Ich unterdrücke ein Lachen, bevor mir klar wird, dass ich der Gelackmeierte bin. Denn wer hat immer noch eine Riesenlatte? Dennoch sollte ich ihr zum Schloss folgen, damit sie den Boulevardblättern nicht eine erfundene Geschichte darüber andreht, wie schlecht sie im Schlossgarten behandelt worden ist.

Sie liest meine Gedanken und sagt: „Ich kann allein weitergehen.“

„Ich fürchte, ich muss darauf bestehen, dich zu stützen.“ Ich hole sie mit nur wenigen Schritten ein.

„Bitte. Ich … Ich brauche einen Moment für mich.“

Sie dreht sich um und macht sich nur noch leicht humpelnd auf den Weg zu den Palasttoren. Miss Winter hat Mumm. Das muss ich ihr lassen.

Eine solche Frau könnte einen Mann in die Knie zwingen, der sich weniger unter Kontrolle hat als ich. Dieser Engel ist gefährlicher als jeder Teufel.

Kate

Mir ist egal, dass jeder Schritt wehtut. Nichts ist wichtiger, als den Abstand zwischen mir und Nikolai Lorentz zu vergrößern. Allerdings gibt es ein Problem. Als ich durch die Tore schlüpfe, stelle ich fest, dass ich hier nicht vom Schlossgelände herunterkomme, ohne durch den Schlossgraben zu schwimmen.

Meine Güte. Er lebt in einem Schloss, und ich habe in einem Irrgarten gerade fast mit ihm geschlafen. Ich habe den Prinzen unseres Reiches angefleht, mich zu ficken, als ich mit bis über die Hüften hochgeschobenem Rock im Gras gelegen habe.

Was, zur Hölle, ist mit mir los? Ich ficke nicht mit irgendjemandem, sondern habe innigen und bedeutsamen Sex mit einem Mann, der mich liebt und sich an mich bindet.

Als ich überlege, was ich jetzt tue, kommt ein Mann aus einem nahe gelegenen Garten auf mich zu.

„Verzeihen Sie bitte, Miss Winter. Aber mir wurde aufgetragen, Sie nach Hause zu begleiten.“

Ich schüttele den Kopf. „Nein, danke. Das ist nicht nötig. Wenn Sie mir den kürzesten Weg zur Hauptstraße zeigen, kann ich mir dort bestimmt ein Taxi nehmen.“

„Miss, der einzige direkte Weg zur Hauptstraße führt durch das Schloss.“ Er mustert mich von oben bis unten. „Und ich nehme an, dass Sie das Schlossgelände diskret verlassen wollen.“

Seufzend versuche ich, einen Rest Würde zu bewahren. Die zerzausten Haarsträhnen fallen mir ins Gesicht, als ich mit hocherhobenem Kopf sage: „Ich habe durchaus nichts dagegen einzuwenden, durch das Schloss zu …“

Ich verstumme und gebe klein bei.

„Seine Königliche Hoheit, der Prinz, hat mich per SMS angewiesen, Sie wohlbehalten nach Hause zu bringen. Ich kann sie durch die Küche und den Dienstbotenausgang führen, um bis dahin jegliche unliebsame Begegnung zu vermeiden.“

„In meiner derzeitigen Verfassung ist es wohl besser, wenn ich dem König und der Königin nicht über den Weg laufe. Insbesondere, wenn ich den Job behalten will.“

„Hier entlang, Miss.“ Er deutet in Richtung des Gartens, aus dem er gekommen ist.

Ich humpele auf ihn zu und versuche, nicht zu viel in die Geste des Prinzen hineinzuinterpretieren.

„Sie können mich Kate nennen.“

„Wie Sie wünschen, Kate.“

Der Mann zeigt nicht den Hauch einer Gefühlsregung. „Haben Sie einen Namen?“, frage ich, als er eine in der seitlichen Mauer des Palastes versteckte Tür öffnet.

„Seine Hoheit nennt mich X“, sagt er und führt mich durch einen kleinen Flur.

„Wie werden Sie von Ihren Freunden und Verwandten genannt?“

„Ich habe weder Freunde noch Verwandte, Miss – verzeihen Sie – Kate.“

Ich vergesse die herzzerreißende Antwort, als wir eine riesige Küche betreten, in der es nach köstlichem Essen duftet. Mir läuft sofort das Wasser im Mund zusammen.

Heute Morgen war ich zu nervös, um zu frühstücken, und jetzt knurrt mein Magen.

„Möchten Sie ein Macaron als Wegzehrung mitnehmen?“, fragt mich eine Frau, die gerade frisch gebackene Macarons auf eine Etagere legt.

Auf jeden Fall! „Bitte“, sage ich.

Sie nimmt einen Dessertteller und legt fünf dieser herrlichen Köstlichkeiten darauf. „Das bleibt unser Geheimnis“, sagt sie lächelnd, zwinkert mir zu und reicht X den Teller mit meiner Ausbeute.

Der Mann nickt nur und lotst mich zum Ausgang. Bevor ich weiß, wie mir geschieht, sitze ich in einem Rolls-Royce, den Teller mit den Macarons in der Hand und auf meinem Knöchel eine Eiskompresse. Laut X wurde diese Maßnahme ebenfalls von Prinz Nikolai angeordnet.

Die durch das Autofenster hereinwehende Brise streicht über meinen Oberschenkel und erinnert mich an den Umstand, dass mein Slip in der Hosentasche des Prinzen von Edenvale steckt.

Am liebsten würde ich im Erdboden versinken, weil ich ein fleischgewordenes Klischee bin. Ich kann die Schlagzeile in der Klatschpresse förmlich vor mir sehen.

Ich schließe die Augen und versuche, die Erinnerung an sein Grinsen zu löschen, bevor er mich zum Höhepunkt gebracht hat. Aber es gelingt nicht, und ich sehe vor meinem geistigen Auge noch immer, wie Nikolai Lorentz mich in Ekstase versetzt und seinen Spaß dabei hat.

Vielleicht bin ich das personifizierte Klischee, was ich nie für möglich gehalten hätte. Andererseits ist Prinz Nikolai von Edenvale vielleicht auch anders, als ich dachte.

Ich stecke mir ein goldfarbenes Zitronenmacaron in den Mund und seufze genüsslich. Ja, er ist völlig anders, als ich ihn mir vorgestellt habe.

4. KAPITEL

Nikolai

Nach wildem Sex mit der kleinen Schwester deines ehemaligen besten Freundes und darauf folgendem spontanem Cunnilingus mit der von deinem Vater beauftragten Heiratsvermittlerin gibt es nichts Besseres als eine heiße Dusche. Hinter mir liegen seltsame vierundzwanzig Stunden.

Die nach meinen Wünschen angefertigte Dusche ist einem Wasserfall nachempfunden. Meine Muskulatur lockert sich, als das Wasser über meinen Körper strömt. Ich stöhne laut auf. Ja, verdammt. Das fühlt sich gut an.

Fast so gut, wie zwischen den Schenkeln von Miss Winter zu knien. Ich lache leise über mich selbst. Wann habe ich das letzte Mal vor einer Frau gekniet? Ich kann mich nicht erinnern.

Ich nehme die Flasche mit meiner Lieblingsduschlotion und gebe einen großen Klacks auf die Handfläche. Ich benutze die Lotion als Gleitmittel und streiche langsam an meinem Glied auf und ab, bevor ich das Tempo erhöhe und mit beiden Fäusten den Druck verstärke.

Eine Faust über der anderen. Diese Technik hat sich bewährt. Denn so gut, wie ich bestückt bin, kann eine Hand den Job nicht allein machen. Mein Hintern spannt sich an, als ich richtig auf Touren komme.

Tatsache ist: Keine Frau – egal, wie geschickt und versiert sie als Liebhaberin ist – kann einen Mann besser berühren als er sich selbst. Ich allein führe Regie. Dennoch habe ich Kate vor Augen.

Was hat diese Frau an sich, das mich so verrückt macht und meine Gedanken beherrscht? Mein Schwanz ist kurz davor, in Flammen aufzugehen. In diesem Moment erinnere ich mich daran, dass ihr Slip immer noch in meiner Hosentasche steckt.

Ich steige aus der Dusche. Die Wasserpfütze auf dem Boden ist mir völlig egal. Ich ziehe den cremefarbenen Slip aus eleganter französischer Spitze aus der Hosentasche, schnuppere instinktiv daran und verdrehe vor Lust die Augen.

Ich bin ein gottverdammter Pussykenner.

Mit dem Slip in der Hand stelle ich mich wieder unter die Dusche. Ihr Duft hüllt mich ein, als ich meinen Schwanz packe, einen schnelleren Rhythmus anschlage und noch mehr Druck ausübe.

Jede Frau hat ihre eigenen Nuancen. Kate Winter ist eine Klasse für sich, und ich verzehre mich nach ihr.

Noch ein paar Mal reibe ich auf und ab, verschärfe das Tempo und komme zum fantastischsten Orgasmus des letzten Jahrzehnts. Für einen Moment verschwindet die Welt um mich herum. Dann wasche ich meine Hände, drehe das Wasser ab und greife nach einem Handtuch.

Ich brauche fünf Minuten, bis ich wieder richtig zu Atem komme. Nach einer derart intensiven, überwältigenden Erfahrung gibt es nur eine Person, zu der ich gehen kann: zu meinem Bruder, dem Heiligen.

Benedict wird Priester in der St. Egbert Abbey – als Jungfrau. Total verrückt, nicht wahr? Mein Vater ist ungeheuer stolz auf ihn. Für mich wäre dieses Schicksal die Hölle. Außerdem setzt es mich zusätzlich unter Druck, weil er an zweiter Stelle der Thronfolge steht und unser Adelsgeschlecht gefährdet ist.

Mein jüngster Bruder Damien kommt als Nachfolger ohnehin nicht infrage, weil er verstoßen und damit von der Thronfolge ausgeschlossen ist. Wenn ich nicht der nächste König werde, geht die Krone an meine Cousine Ingrid, die ein braves Mädchen ist. Das meine ich nicht herablassend. Sie ist erst zehn Jahre alt.

Beim Gedanken an Damien verfinstert sich meine Stimmung. Laut den jüngsten Gerüchten verbringt das schwarze Schaf der Familie die Hälfte seiner Zeit in London und die andere Hälfte in den USA. Von mir aus könnte er am anderen Ende der Welt leben.

Ich streife eine Jogginghose über, ziehe Sneakers an und erhasche im Fenster einen Blick auf mein Spiegelbild. Ich sehe aus wie ein verkommener Herrscher der Unterwelt. Dann jogge ich durch den Palast an den goldgerahmten Gemälden meiner Ahnen vorbei.

Am Rand des Geländes in der Nähe des Königlichen Flusses steht der Turm, in dem mein Bruder wohnt. Er nennt den Turm sein Heiligtum und liegt damit nicht falsch. Der arme Bastard verzichtet auf Sex, hat aber seinen Frieden.

Vielen Gerüchten zufolge soll meine Mutter eine kurze Affäre mit ihrem Leibgardisten gehabt haben, während mein Vater bei einer Vollversammlung der Vereinten Nationen weilte. Dafür gibt es keinen eindeutigen Beweis. Nur die grünen Augen, die Benedict weder von meiner Mutter noch von meinem Vater geerbt haben kann, sind ein Indiz dafür.

Ich versuche, die Tür des Turms zu öffnen.

„Sie ist verschlossen.“

Ich drehe mich um. X betrachtet mich mit seiner stets undurchdringlichen Miene. Nachdem er jahrelang lautlos an meiner Seite aufgetaucht ist, sollte ich daran gewöhnt sein. Doch es verunsichert mich immer noch jedes Mal.

„Ich fürchte, Mr. Benedict wurde wegen einer dringenden Angelegenheit fortgerufen.“

„Wohin?“

„Vatikanstadt.“

Ich lache humorlos. „Natürlich.“

Benedict ist mein einziger wahrer Freund. Anders als Christian kann ich ihm blind vertrauen. Zudem ist er – was mich angeht – mein einziger Bruder. Wenn ich Damien jemals wieder über den Weg laufe, würde Benedict mir das Messer geben, um ihn zu erstechen. Das weiß ich.

Es sieht so aus, als wenn ich heute keinen Rat mehr bekomme. Also kann ich später nur eine Schlaftablette nehmen und auf einen traumlosen Schlaf hoffen. Denn morgen früh begegne ich wieder Kate Winter – und dann wird sie nicht willig ihre Schenkel öffnen, sondern mir ein Dossier mit potenziellen Ehefrauen präsentieren.

Kate

Als ich am nächsten Morgen aus dem Fenster schaue, warten X und der Rolls-Royce draußen vor der Tür auf mich. Madeline sieht mir über die Schulter.

„Ich verstehe es einfach nicht“, murmelt sie. „Warum haben sie dich und nicht mich in den Palast gerufen? Schließlich ist es meine Heiratsvermittlungsagentur.“

Ich höre die Enttäuschung in ihrer Stimme. Ich werde von einem Rolls-Royce mit einem Nummernschild abgeholt, auf dem Royal steht.

Ich habe den Auftrag angenommen – nachdem der König und die Königin mein Honorar verdoppelt haben, weil ich mit einem derart widerspenstigen Klienten zusammenarbeiten muss. Das war der Vorschlag der Königin.

Die Agentur gehört Madeline. Ich bin davon ausgegangen, dass ich die Ehen der Prominenten diskret vermittelt habe. Dennoch hat die königliche Familie davon erfahren.

„Komm schon, Maddie. Der Auftrag ist für das Geschäft Gold wert – egal, wer von uns beiden den Job erledigt. Außerdem bist du meine Komplizin. Also können wir Nikolais Profil gemeinsam erstellen.“ Tatsache ist, dass die Liste der potenziellen Kandidatinnen das Einzige ist, was ich Madeline preisgeben darf.

Sie schmollt noch ein wenig. Aber so sehr ich meine große Schwester liebe und ihr Händchen für das Geschäft schätze – ich bin diejenige, die allein in den letzten sechs Monaten fünfzehn glückliche Paare zusammengebracht hat.

Die Interviews sind ausschlaggebend. Ein Gespräch unter vier Augen mit jedem der potenziellen Partner – und ich kann spüren, ob zwischen ihnen die Chemie stimmen wird oder nicht. Ich glaube, dass dieser Vorzug und meine Erfahrungen mit Prominenten der Grund dafür sind, warum das Königshaus mich ausgesucht hat. Aber das reibe ich Madeline nicht unter die Nase.

Seit zwei Jahren trage ich mit meiner Arbeit zum Erfolg der Agentur bei. Darauf bin ich stolz. Aber was sagt es über mich aus, dass ich für jeden den Partner finden kann, mit dem er glücklich wird – nur für mich nicht? Dann erinnere ich mich daran, dass ich mein Herz einmal aufs Spiel gesetzt habe. Mit dem Ergebnis, dass ich am Boden zerstört war.

Nein, danke. Ich tue gut daran, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ich winke X zu und bedeute ihm mit einer Geste, dass ich gleich bei ihm bin. Dann drehe ich mich zu meiner Schwester um. „Wir brauchen das Honorar, vergiss das nicht.“

Gran leidet an Alzheimer. Ihr Zustand verschlechtert sich von Woche zu Woche, und sie hat nur noch uns. So gern wir uns zu Hause um sie kümmern würden – so wie sie sich früher um uns gekümmert hat –, dazu ist die Krankheit zu weit fortgeschritten.

Silver Maples ist eine der besten Pflegeeinrichtungen in Europa und dementsprechend teuer. Im Moment sind bei uns die finanziellen Mittel äußerst knapp. Aber ich habe vor, das zu ändern.

Doch eine der Vertragsklauseln verschweige ich Madeline: Wenn es mir nicht gelingt, Nikolai vor den Altar zu bewegen, werde ich überhaupt kein Honorar erhalten.

Auch die Tatsache, dass ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn seine Bartstoppeln über meine Oberschenkel reiben und er meine pralle Klitoris umzüngelt, habe ich nicht erwähnt.

Oder dass ich mit Sicherheit weiß, dass die Chemie zwischen mir und meinem zukünftigen König stimmt.

„Verdammt“, fluche ich kaum leise und gehe an meiner Schwester vorbei. Ich muss aufhören, mich gedanklich zum Orgasmus zu bringen. „Ich bin spät dran.“

Ich nehme mein Dossier vom Küchentisch. „Mist“, sage ich laut und stöhne, weil ich wieder nicht gefrühstückt habe, und stürme aus der Tür.

Nein, ich erwarte nicht, dass Nikolai und ich es erneut miteinander treiben. Aber ich trage meine Haare heute trotzdem offen. Es ist besser, auf den konservativen Look zu verzichten, als am Ende mit völlig zerzausten Haaren und einer ruinierten Frisur dazustehen, falls irgendein Missgeschick passiert.

X hält mir die Tür auf. Als ich einsteige, wartet auf einem kleinen an der Zwischenwand angebrachten Tisch ein wahrer Festschmaus auf mich: eine Schale mit herrlich roten Erdbeeren, ein kleiner Korb mit Scones sowie ein eleganter Thermosbecher. Ich nehme an, er ist mit Kaffee gefüllt.

Ich werfe X einen begeisterten Blick zu. Er deutet eine Verbeugung an und ich erröte verlegen, weil ich so königlich behandelt werde.

„Seine Königliche Hoheit, Prinz Nikolai, sendet Grüße.“

Obwohl ich sicher bin, dass ihn diese Geste nicht mehr als eine kurze Anweisung per SMS gekostet hat, wird mir gegen meinen Willen warm ums Herz, weil er überhaupt an mich gedacht hat. „Danke, X“, sage ich und kann ein Lächeln nicht unterdrücken. Er nickt, bevor er die Tür schließt.

Ich sinke tiefer in den gepolsterten Ledersitz, nehme die in Form eines Schwans gefaltete Serviette vom Tisch und breite sie auf meinem Schoß aus, als X losfährt. Heute trage ich eine schwarze Hose, die ich mit einer grünen Seidenbluse kombiniert habe, und dazu flache Schuhe. Ich lächele selbstzufrieden, weil es heute sehr einfach sein wird, meinen Slip anzubehalten.

Als ich den Deckel des Bechers öffne, atme ich genüsslich das Kaffeearoma ein und unterdrücke einen Seufzer. Was immer auch für eine Kaffeesorte verwendet wurde – zwischen diesem Kaffee und dem Espresso, den ich im Laden an der Ecke kaufe, liegen Welten.

Ich klopfe an die Glasscheibe, die mich von X trennt. Doch er meldet sich über die Gegensprechanlage, statt die Scheibe herunterzufahren.

Autor

Riley Pine
<p>Riley Pine, das ist die Kombination von zwei modernen Romance-Talenten, wie man es bisher noch nie erlebt hat: heiß, spannend, schmutzig und schwindelerregend skandalös. Alles Neue über Riley Pine wie Newsletter, Details zu den Büchern und vieles mehr gibt es auf rileypine.com.</p>
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Nicola Marsh
Als Mädchen hat Nicola Marsh davon geträumt Journalistin zu werden und um die Welt zu reisen, immer auf der Suche nach der nächsten großen Story. Stattdessen hat sie sich für eine Karriere in der Gesundheitsindustrie entschieden und arbeitete dreizehn Jahre als Physiotherapeutin

Doch der Wunsch zu schreiben ließ sie nicht los...
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