Tiffany Season Band 2

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DIE WELLEN DER LUST von KENNER, JULIE
Wenn Laci die Surfmeisterschaften auf Hawaii gewinnen will, darf sie dem Sportpromoter Taylor Dutton nicht zu nahe kommen! Sonst wird sie noch verdächtigt, ihren Startplatz nur durch Sex bekommen zu haben. Doch Taylor ist einfach zu verführerisch, um ihm lange zu widerstehen …

IN DER HITZE EINER SOMMERNACHT von KELLY, LESLIE
"Hallo Lauren." Beim Klassentreffen hört Lauren eine erotische Männerstimme hinter sich und dreht sie sich schockiert um. Ihr sexy Ex Seth Crowder! Vor zehn Jahren verschwand er spurlos. Warum kehrt er ausgerechnet jetzt, an diesem heißen Sommerwochenende zurück?

HEIßER SOMMER IN DEN HIGHLANDS von NELSON, RHONDA
Welch unwiderstehliche Rundungen! Auf seiner Wanderung durch die Highlands will der Schotte Ewan McKinnon zu sich selbst finden. Doch solange diese Amerikanerin mit dem prallen Po vor ihm läuft, kann er nur daran denken, wie es wohl wäre, wenn sie zueinander fänden …

EXKLUSIV FÜR DICH von WILDE, LORI
Schlimm genug, dass Journalistin Olivia sich als Verlobte von Date-Blogger Nick Greer ausgeben muss. Alles nur, um ein Exklusiv-Interview mit dem derzeit heißesten Promipaar zu ergattern. Und jetzt muss sie mit ihrem Erzfeind auch noch das Bett teilen


  • Erscheinungstag 21.04.2015
  • Bandnummer 2
  • ISBN / Artikelnummer 9783733752194
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Julie Kenner, Leslie Kelly, Rhonda Nelson, Lori Wilde

TIFFANY SEASON BAND 2

JULIE KENNER

Die Wellen der Lust

Sonne, Strand und eine süße Surferin dazu – mit Laci könnte Taylor Dutton viel Spaß haben. Er weiß auch schon wie. Dumm nur, dass Laci plötzlich bloß noch ihre Karriere im Kopf zu haben scheint …

LESLIE KELLY

In der Hitze einer Sommernacht

Seth hat nur dieses eine Sommerwochenende, um Lauren zu erklären, warum er sie einst ohne ein Wort des Abschieds verlassen musste. Und um sie zu einem Neuanfang zu verführen …

RHONDA NELSON

Heißer Sommer in den Highlands

Sündige Fantasien verfolgen Gemma, seit sie einem supersexy Schotten auf dem Wanderweg begegnet ist. Dabei ist sie auf der Suche nach innerer Ruhe und Klarheit – nicht nach erotischen Abenteuern!

LORI WILDE

Exklusiv für dich

Eine Exklusivstory! Mehr hat der Blogger Nick Greer nicht im Sinn, als er sich mit der Journalistin Olivia bei einer Promihochzeit einschleicht. Bis er anfängt Olivias sinnliche Reize zu recherchieren …

1. KAPITEL

Laci Montgomery stürzte in den Sand, ihr Körper kribbelte vor Anstrengung und Erregung. Gerade noch war sie auf einer gigantischen Bombora-Welle geritten, die den ganzen Weg zum Ufer versucht hatte, sie vom Brett zu werfen und unter Wasser zu ziehen. Laci hatte sie jedoch besiegt, und ihr Triumph war eine Schönheit gewesen.

„Verdammt“, rief ihre Freundin Drea, als sie ihr mit der Videokamera in der Hand über den Strand entgegengelaufen kam. „Zu dumm, dass der Wettbewerb noch nicht angefangen hat. Mit diesem Ritt hättest du eine Menge Punkte gesammelt.“

„Genug, um dich zu schlagen“, erwiderte Laci und verkniff sich ein Lächeln.

„Das stimmt allerdings. Na, dann hat der Wettkampf eben zu meinem Glück noch nicht begonnen.“

„Genieße deinen Status als Newcomerin, solange du es noch kannst“, fuhr Laci fort, ihre Freundin zu necken. „Denn wenn du erst einmal gegen mich antrittst, siehst du kein Land mehr.“

„Lächle, während du das sagst.“ Drea richtete die Videokamera auf sie.

Folgsam grinste Laci breit und streckte ihr dann die Zunge heraus. Ihre Freundin wusste natürlich, dass sie nur Spaß machte. Größtenteils jedenfalls. Die Wahrheit war, dass Andrea Powell, ihre Freundin und Mitbewohnerin, die heiße Neuentdeckung im Kreis der weiblichen Profisurferinnen war. Als Newcomerin des Jahres stand gewöhnlich sie im Fokus der Kameras.

Obwohl sie sich erst seit ein paar Wochen kannten, hatten sie sich schnell angefreundet. Laci wünschte ihr wirklich nur das Beste. Nun, nicht in jeder Hinsicht. Denn wenn es nach ihr ginge, würde Drea aus dem Rennen geworfen werden. Von Laci Montgomery, die als Ausnahmetalent über eine Wildcard am Girls Go Banzai auf Hawaii teilnahm. „Du gehst unter, meine Liebe“, sagte sie, lächelte jedoch dabei.

„Meinst du?“ Drea deutete mit dem Kopf auf die Brandung. Dort ritt JC Wilcox die Wellen. Die Weltklassesurferin hatte schon zahlreiche Trophäen gesammelt. „Oder können wir beide einpacken?“

Laci müsste JC hassen, wenn sie nicht eine so großartige Freundin wäre. Also gab sie sich damit zufrieden, sich über deren Angewohnheit zu ärgern, im Badezimmer ihr Handtuch über die Gardinenstange zu hängen. Denn die drei Freundinnen bewohnten während des Wettkampfes zusammen einen Bungalow mit nur einem Bad. „Sie sieht wirklich gut aus, auf dem Brett“, sagte sie mit einer Mischung aus Neid und Stolz.

Sie und JC waren seit über einem Jahr befreundet. Während dieser Zeit hatte sie viel über die auf Hawaii geborene Schönheit erfahren. Vor allem, dass sie eine verdammt gute Surferin war und ihr all die Auszeichnungen und die große Anerkennung zustanden. Vor allem hatte sie derzeit das, wonach Laci wie versessen suchte: ein Unternehmen, das sie sponserte. Seufzend sagte sie sich, dass es das durch einen Sponsor gewährleistete, regelmäßige Einkommen war, das sie wollte. Das stimmte jedoch nicht ganz. Sie konnte immer einen Weg finden, Geld zu verdienen.

Vielmehr bedeuteten die Trophäen und finanziellen Förderer ihrer Freundin, dass JC sich ihren Platz im Surfsport verdient hatte. Diesen Nachweis hatte Laci bislang noch nicht erbracht. Obwohl sie sich ungeheuer danach sehnte, alles dafür getan und auch einige Auszeichnungen eingeheimst hatte.

„Bist du in Ordnung?“ Drea musterte sie aufmerksam.

„Alles bestens.“ Doch das entsprach nicht den Tatsachen. Sie wollte sich unbedingt beweisen und Girls Go Banzai gewinnen. So sehr, dass sie deswegen ein schlechtes Gewissen hatte. Aber sie konnte es nicht ändern. Sie wollte und brauchte den Sieg. Mehr noch – sie war sich sicher, dass Drea und JC den Sieg ebenso sehr wollten.

Doch das zählte zu den Dingen, über die sie nicht redeten. Sie beschränkten sich darauf, sich deswegen zu necken. Natürlich waren sie Freundinnen. Aber am Strand Spaß miteinander zu haben und sich über ihre Vergangenheit, ihre Freunde und das Wachs für ihre Surfbretter auszutauschen war eine Sache. Zu hoffen, ihre beiden Freundinnen zu schlagen und die Weltklassemeisterschaft für sich zu gewinnen, stand dagegen auf einem anderen Blatt und blieb unausgesprochen.

„Du machst aber nicht den Eindruck“, meinte Drea. „Bist du nervös?“

„Ein bisschen“, gab Laci zu. „Ich stehe wohl immer noch ein wenig unter Schock. Ich meine, ich bin auf Hawaii und nehme an einer der weltweit renommiertesten Surfveranstaltungen teil. Ich habe mein Foto im Internet und in einer Lokalzeitung gesehen, und wenn wir in Lokale und Bars gehen, kennen die Kellnerinnen und Kellner tatsächlich meinen Namen. Es ist …“

„Ein Kick.“

„Irritierend“, entgegnete sie. Mehr noch – exakt diese unerwartete öffentliche Aufmerksamkeit war der Grund dafür, dass sie sich um jeden Preis beweisen wollte. Als Wildcard-Teilnehmerin war sie für viele Experten eine unbekannte Variable und wurde als eher geringe Anwärterin auf den Titel betrachtet. XtremeSportNet, der Veranstalter und Sponsor von Girls Go Banzai, hatte sie aus einer Unmenge von Topsurferinnen auserkoren, weil sie unter anderem bei Leistungsschauen positiv aufgefallen war. Offenbar betrachteten wenigstens die Verantwortlichen sie als potenziellen Gewinn für den Wettbewerb.

Die meisten ihrer Konkurrentinnen hatten sich dagegen über den üblichen Weg – also die Ochsentour – für die Teilnahme qualifiziert. Sie hatten zunächst an einem weniger prestigeträchtigen, eher lokal orientierten Wettkampf erfolgreich teilgenommen. Danach hatten sie sich bei zahlreichen weiteren, jeweils immer renommierteren Wettbewerben profiliert – bis sie schließlich zu den Surferinnen an der Weltspitze zählten, die berechtigt waren, bei Banzai anzutreten.

Laci machte ein finsteres Gesicht, als sie überlegte, welche Eigenschaften eine Surferin haben musste, damit ein Sponsor sie als Gewinn betrachtete. Dazu zählte etwa, dass sie ein großes Interesse bei den Medien weckte. Aber daran war Laci absolut nicht interessiert. Jetzt, da sie hier war, war es ihre Aufgabe, allen zu zeigen, dass sie einzig und allein wegen ihres Talents ausgesucht worden war.

Drea betrachtete sie. „Was macht dir zu schaffen?“

„Lass es mich so sagen: Ich verstehe es einfach nicht. Ich habe noch keinen der bedeutendsten Wettkämpfe gewonnen. Also, wieso all diese Aufmerksamkeit? Ich habe das Gefühl, etwas zu bekommen, das mir nicht zusteht.“ Diese Vorstellung behagte ihr definitiv nicht. Das war schon immer so gewesen und würde auch immer so sein.

Nach einem Moment fügte Laci hinzu: „Ich habe noch nicht einmal an den Vorausscheidungen teilgenommen.“ Sie war zu der fraglichen Zeit in Australien gewesen, um sich um ihre kleine Schwester zu kümmern; Millie hatte einen Autounfall gehabt, der nicht schlimm gewesen war. Aber sie hatte ihre Schwester praktisch großgezogen. Nicht einmal die Vorrunden für Banzai hielten sie jemals davon ab, ihr zur Seite zu stehen.

„Na, und? Schließlich hast du das Surfen ja nicht aufgegeben oder deinen Biss verloren. Während der vergangenen vierzehn Monate hast du pausenlos an Leistungsschauen und Wettkämpfen teilgenommen. Genauer gesagt, seit du in San Clemente ausgestiegen bist.“

Laci zuckte zusammen. Die letzte Bemerkung versetzte ihr einen Stich.

Drea warf ihr von der Seite einen Blick zu. „Also hast du etwas unter Beweis zu stellen, denke ich.“

„Vielleicht“, gab Laci zu.

Ihre Freundin musterte sie und nickte dann. „Nun, offensichtlich funktioniert es. Wildcards werden nur an Surferinnen vergeben, die es verdienen – und du verdienst es.“

„Die es verdienen“, wiederholte sie und dachte an San Clemente. Der neu ins Leben gerufene Surfwettkampf dort war als heißer Tipp gehandelt worden. Einer der Mitbewerber von XtremeSportNet hatte ihn veranstaltet und gesponsert. Auch damals war sie über eine Wildcard ins Teilnehmerfeld gekommen und vor Aufregung und Freude ganz aus dem Häuschen gewesen.

Zumindest, bis ihr Andeutungen zu Ohren gekommen waren, dass sie angeblich durch Sex an den Startplatz gekommen wäre. Sosehr sie diese perfide Unterstellung auch bestritten hatte, die üblen Gerüchte waren nicht mehr aus der Welt zu schaffen gewesen. Wie auch? Denn ihr damaliger Freund Taylor Dutton war der Mann gewesen, der diese Veranstaltung federführend promotet hatte.

Er hatte die Gerüchte natürlich ebenfalls bestritten. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass die Medien die Story bereits ausgeschlachtet hatten, war ihr guter Ruf ruiniert gewesen. Es hatte keinen Unterschied mehr gemacht, was Taylor dazu gesagt hatte.

Laci hatte ihm vertraut. Das war das Problem gewesen. Nein, mehr noch – sie hatte ihn sogar geliebt. Sie hatten sich zwei Monate lang getroffen. Dieses gewisse Prickeln hatte in der Luft gelegen. Sie hatten sich sehr gut verstanden und eine große Vertrautheit und Nähe aufgebaut. Nur neben ihm am Frühstückstisch zu sitzen war etwas Besonderes für sie gewesen. Sie war dahingeschmolzen, wenn er ihr sanft über die Wange gestrichen oder sie leidenschaftlich in den Armen gehalten hatte. Vom sensationellen Sex ganz zu schweigen.

Sie hatte Taylor geliebt und ihm vertraut. Deshalb war der Schmerz umso größer gewesen, als die Medien die Story verbreitet hatten, dass er seine Beziehungen hatte spielen lassen, um sie zu einer heißen Kandidatin für eine Wildcard zu machen. Nicht weil sie es tatsächlich verdient, sondern weil sie mit ihm geschlafen hatte.

Laci hatte ihn verfluchen und ihm mit einer lautstarken Szene den Laufpass geben wollen. Stattdessen hatte sie ihre Wut in sich hineingefressen und sich auf eine Art von ihm getrennt, die sie für elegant und kontrolliert gehalten hatte. Dann hatte sie sich hastig davongemacht, um ihre Wunden zu lecken, und sich gesagt, dass sie Taylor Dutton niemals wiedersehen wollte.

Ein paar Wochen lang hatte sie sogar in Erwägung gezogen, mit dem Surfsport aufzuhören. Aber dann hatte JC ihr den Kopf zurechtgerückt. Ihre Freundin hatte ihr gesagt, sie solle stattdessen beweisen, was für eine ausgezeichnete Surferin sie war. Sie solle allen zeigen, dass sie es gar nicht nötig habe, durch Sex an eine Trophäe oder an einen Platz auf der Weltbestenliste zu kommen.

Trotz der Aufmerksamkeit der Medien vor Ort hatte es ihrer Karriere allerdings nicht besonders geschadet, dass sie aus dem Wettbewerb in San Clemente ausgestiegen war. Denn die Surfveranstaltung dort hatte noch keinen Weltklasserang besessen. Selbst wenn das der Fall gewesen wäre, hätte Laci keinesfalls weiter daran teilgenommen und die Leute die Verleumdungen glauben lassen.

Vielmehr hatte sie sich in den darauffolgenden vierzehn Monaten nur auf die renommiertesten Wettbewerbe und Veranstaltungen konzentriert, bei denen sie sich einen Platz auf der Weltrangliste erkämpfen und einem etwaigen Sponsor auffallen konnte. Girls Go Banzai zählte zu diesen Wettbewerben.

Der Umstand, dass sie durch Millies Autounfall die Vorausscheidungen verpasst hatte, änderte nichts an der Tatsache, dass sie als Surferin ihr Bestes gegeben hatte und mit ihren Leistungen positiv aufgefallen war. Der Schuft, mit dem sie ehemals das Bett geteilt hatte, war daran vollkommen unbeteiligt. Also ja, sie verdiente den Startplatz über die Wildcard, was sie Drea auch schnell sagte: „Ich verdiene es total.“

„Na bitte! Wo ist das Problem?“

Ja, vielleicht waren damit ja wirklich alle Probleme gelöst. Laci seufzte. Bestimmt schlüge sie sich nicht mehr mit diesen Bedenken herum, wenn sie Girls Go Banzai erst einmal gewonnen hätte. Dann könnte niemand mehr behaupten, dass ihr die öffentliche Aufmerksamkeit nicht zustünde – und die Unterstützung durch einen Sponsor, auf die sie hoffte. Aber bis dahin konnte sie das ungute Gefühl nicht abschütteln, mehr zu scheinen, als zu sein – und das behagte ihr absolut nicht.

„Kommt Millie nach Hawaii, um sich den Wettkampf anzusehen?“, fragte Drea.

Laci schüttelte den Kopf. „Schön wär’s. Sie tritt zu der Zeit in Sydney in der Zauberflöte auf. Es ist nur eine kleine Rolle. Doch sie singt ein Solo und stiehlt allen anderen die Schau.“ Der Autounfall hatte sich zum Glück nicht negativ auf die Karriere ihrer kleinen Schwester ausgewirkt.

„Wirklich? Das ist toll. Du musst sehr stolz auf sie sein.“

„Und wie!“, gab Laci zu. Sie war eher eine Mutter als eine Schwester für Millie gewesen. Niemand kannte die ganze Geschichte, denn sie hatte sich niemals jemandem nahe genug gefühlt, um sie zu erzählen. Hinzu kam, dass es nicht gerade Spaß machte, die Erinnerungen an ihre schlimme Kindheit hervorzukramen. Für eine unbeschwerte Unterhaltung war das Thema definitiv nicht geeignet.

Nicht einmal mit Taylor hatte sie jemals darüber geredet. Natürlich hatte er gewusst, dass sie eine enge Beziehung zu ihrer kleinen Schwester hatte. Doch das Päckchen aus der Vergangenheit, das sie zu tragen hatte, blieb am besten unerwähnt.

Drea nahm das Handtuch ab, das sie um ihre Hüften geschlungen hatte, und breitete es auf dem Sand aus. Dann ließ sie sich darauf nieder und streckte das Gesicht in die Sonne. Die rosafarbene Zinksalbe auf der Nase – zuverlässiger UV-Schutz gehörte zur Standardausrüstung aller Surferinnen – sorgte dafür, dass sie noch süßer als sonst aussah.

Laci legte sich ebenfalls hin – ohne vorher ein Handtuch auf dem Sand auszubreiten. Neben Drea und JC kam sie sich immer unscheinbar vor. Sie hatte dunkelblonde Haare, Sommersprossen und ihrer Ansicht nach eine zu große Nase. Die Presse bescheinigte ihr jetzt ein „frisches“ Aussehen. Laci interpretierte dieses Etikett als Umschreibung von „nicht im geringsten sexy“. Aber es spielte keine Rolle. Sie war hier, um zu surfen, und nicht, um einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen. Außerdem war es viel besser, wenn die Presse über ihr Aussehen schrieb als über den Skandal in San Clemente.

Ihre Freundin schlug die Augen auf und runzelte die Stirn. „Willst du dich neben mich aufs Handtuch legen?“

Laci rutschte ein wenig hin und her. „Nein, danke.“ Sie genoss das Gefühl, den warmen Sand unter ihrem Körper zu spüren. Es erinnerte sie daran, warum sie hier war und wie weit der Weg gewesen war, den sie bis hierher zurückgelegt hatte. Während ihrer Kindheit in Laguna Beach, Kalifornien, war es nicht erlaubt gewesen, ein Handtuch an den Strand mitzunehmen. Ihre Mutter hatte penibel darauf geachtet, dass nicht ein Sand- oder Staubkorn in die blendend weiße, von anderen Leuten bezahlte Eigentumswohnung mit Meerblick gelangen konnte.

Das hatte Laci damals nicht gekümmert – und tat es auch heute nicht. Sie hatte Millie an der Hand genommen und war mit ihr unbeschwert durch den mit Marmor gestalteten, glitzernden Eingangsbereich spaziert. Dann waren sie zu den Dünen gegangen und hatten sich in den Sand gesetzt. Laci war mit ihren sechs Jahren zwei Jahre älter als Millie gewesen und hatte sich als große Schwester für sie verantwortlich gefühlt. Die Strände in Kalifornien waren nicht so warm wie die auf Hawaii. Aber sie glaubte noch immer, den feuchten Sand der Brandung spüren zu können, als sie ihre Zehen darin eingegraben hatte.

Sie waren so lange wie möglich am Strand geblieben, hatten in der Sonne gespielt und sich gelegentlich im Meer abgekühlt. Als sie dann zur Eigentumswohnung zurückgekehrt waren, hatte Manuel, der Pförtner, sie wie so oft aufgehalten. Er hatte ihnen gesagt, dass ihre Mom einen „besonderen Gast“ zu Besuch hätte. Anschließend hatte er vorgeschlagen, dass sie die Dusche am Swimmingpool benutzten, um sich zu reinigen. Außerdem könnten sie noch einmal kurz darin schwimmen – für etwa weitere fünfunddreißig Minuten.

Millie war noch zu jung gewesen, um zu verstehen, was vor sich ging. Aber Laci hatte gewusst, was das bedeutete. Wenn sie ihre Mom noch eine Weile lang nicht störten, hätten Millie und sie am nächsten Tag neue Kleider, Essen im Kühlschrank und eine Mutter, die ausnahmsweise einmal nicht mieser Stimmung wäre. Gewöhnlich hatte Laci zudem ein neues Spielzeug bekommen, das sie umgehend in die Spendenbox im Lebensmittelladen geworfen hatte.

Davon hatte sie ihrer Mutter natürlich nie ein Wort gesagt. Denn sie hatte Angst gehabt, eine gehörige Tracht Prügel zu bekommen. Alysha Montgomery hatte zweifellos ihre Launen gehabt. Und wehe dem, der missbilligt hatte, wie sie für ihre Kinder sorgte. Während des Schuljahres hatten die anderen Mütter dann ihren Töchtern gesagt, dass Laci und Millie nicht der geeignete Umgang für sie wären. Schließlich hatte Laci es gehasst, dass ihre gut aussehende Mutter sich ständig von Männern hatte hofieren lassen.

Zu dieser Zeit hatte sie natürlich nicht gewusst, dass Alysha sich auf ihre Art verkauft und noch nie etwas getan hatte, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ihre Mom hatte sich nicht in dem Sinne prostituiert, aber Sex benutzt, um sich aushalten zu lassen. Irgendwann hatte sich schließlich das Jugendamt dafür interessiert, wie gut Alysha sich um ihre beiden Töchter kümmerte. Ihre Mutter hatte entschieden, nicht um ihre Kinder zu kämpfen. Stattdessen hatte sie darauf bestanden, dass ihr Vater aus Australien kam, um Laci und Millie abzuholen.

Zuerst hatte Laci große Angst davor gehabt, mit einem Mann fortzugehen, an den sie sich nicht erinnern konnte. Doch dann war ihr klar geworden, dass sie ihre Mutter, die Schmarotzerin, verlassen würde. Das konnte nur gut sein. Glücklicherweise hatte sie recht behalten.

Von der piekfeinen Eigentumswohnung ihrer Mutter in die Bruchbude ihres Vaters zu ziehen war ein Kulturschock gewesen. Aber Duncan hatte ihnen sehr schnell das Gefühl vermittelt, willkommen zu sein – was ihre Mom nie getan hatte. Er hatte seine Töchter ohne Schwierigkeiten in sein Leben integriert und sich niemals beklagt. Sie waren in den Sommermonaten eingetroffen und hatten am Strand gespielt, während Duncan als Strandwächter gearbeitet hatte. Dabei hatten sie die Händler kennengelernt, die Snacks, Getränke, Luftmatratzen und Surfbretter an die Touristen und Einheimischen verkauften.

Am Ende dieses ersten Sommers hatte Laci surfen gelernt und drei Monate später an ihrem ersten Surfwettbewerb teilgenommen. Aus dem Stand hatte sie sich den zweiten Platz in der Nachwuchsriege erkämpft. Danach hatte sie gewusst, was sie den Rest ihres Lebens tun wollte. Ihr Ziel hatte sie zielstrebig und besessen verfolgt.

Das erste Surfbrett hatte Duncan ihr geschenkt. Doch danach hatte sie stets vermieden, sich im Gegenzug für Gefälligkeiten zu bereichern. Auf gar keinen Fall würde sie so werden wie ihre Mutter. Sie beabsichtigte, als Surferin an die Weltspitze zu gelangen, Trophäen und Weltmeisterschaften zu gewinnen und in ihrer Sportart eine Werbeikone zu werden. Und das wäre dann allein ihr Verdienst – oder, verdammt, sie erreichte dieses Ziel nie.

„Du wirkst so ernst. Machst du dir schwerwiegende Gedanken?“, fragte JC, die gerade aus dem Wasser gekommen war und jetzt vor Laci stand.

„Immer.“ Sie stützte sich auf die Ellbogen und zauberte ein Lächeln hervor.

Drea drehte sich JC zu. „Du hast auf den Wellen ein gutes Bild abgegeben.“ Laci nickte zustimmend.

„Danke.“ Sie ließ sich neben ihnen auf dem Sand nieder. „Kaum zu glauben, dass Banzai erst in zwei Wochen anfängt. Ich genieße es, so viel Zeit zur Erholung zu haben.“

Laci lachte. „Schöne Erholung! Wir trainieren wie die Verrückten.“

„Okay, da hast du recht.“

„Sollen wir es jetzt sagen?“, fragte Drea. „Einfach, um es aus dem Weg zu räumen?“

Die drei Freundinnen sahen sich an und grinsten, als sie ihre Hände ausstreckten und aufeinanderlegten. „Viel Glück“, sagten sie wie aus einem Mund. „Aber ich lasse dir nicht die geringste Chance.“ Lachend hoben sie die Hände in die Luft und ließen sie wieder fallen.

Es ist nett, darüber zu lachen. Laci fragte sich, ob die beiden Frauen es auch nur ansatzweise genauso ernst meinten, wie sie es tat.

Kurz darauf stand JC auf. „Ich gehe duschen und dann einen Happen zu Mittag essen. Und ihr?“

„Ich komme mit.“ Drea erhob sich ebenfalls, schüttelte ihr Handtuch aus und schlang es um die Hüften. „Und du, Laci?“

Sie schüttelte den Kopf. Der Gedanke, ein bisschen Zeit allein am Strand zu verbringen, war zu verlockend. „Ich bleibe noch eine Weile hier. Aber vielleicht schaue ich später auf einen Snack im Da Kine vorbei. Soll ich euch anrufen?“

„Sicher“, antwortete Drea.

Laci bemerkte, dass JC offenbar noch etwas auf der Seele lag. „Was ist?“

„Wahrscheinlich nichts.“

„Dann spuck es aus.“

„Es ist nur so, dass ich gestern Abend gedacht habe, jemanden gesehen zu haben, als ich im Da Kine war. Aber ich bin noch nicht einmal sicher.“

Laci setzte sich ruckartig hoch. „Wen hast du gesehen?“

„Ich habe gedacht, jemanden zu sehen“, stellte JC klar.

Sie verschränkte die Arme und sah ihre Freundin durchdringend an.

„Also gut. Ich glaube, Taylor Dutton gesehen zu haben.“

Drea stieß einen leisen Pfiff aus, während Laci innerlich erstarrte. „Hier? Um Banzai zu promoten? Das ergibt keinen Sinn. Er arbeitet ja nicht einmal für XtremeSportNet.“

Ihre Freundinnen wechselten einen Blick. „Doch, das tut er“, sagte JC dann. „Sogar schon seit einer Weile. Aber ich kann ihn auf keinen Fall gesehen haben“, fügte sie schnell hinzu, als sie den panischen Ausdruck in Lacis Augen bemerkte. „Ich meine, er hat absolut keinen Grund, hier zu sein. Morgan Castle betreut Banzai. Ich habe gestern mit ihm geredet.“ Sie winkte ab. „Wahrscheinlich war es jemand, der Taylor einfach nur ähnlich gesehen hat. Ich hätte den Mund halten sollen.“

„Nein. Es ist okay. Taylor bedeutet mir überhaupt nichts mehr. Das hat er übrigens nie getan. Es war nur eine Affäre – mehr nicht“, log sie wie gedruckt und sah ihren Freundinnen an, dass sie ihr kein Wort glaubten.

„Geht nur“, fuhr sie fort. „Ich bleibe noch eine Weile hier und gehe dann zurück in den Bungalow. Und macht nicht so ein betroffenes Gesicht. Mir geht es gut. Er ist ja nicht einmal hier, nicht wahr? Ich kann absolut damit umgehen, jemandem über den Weg zu laufen, der einem Mann ein bisschen ähnlich sieht, mit dem ich vor einiger Zeit etwas hatte. Wirklich“, fügte sie hinzu, weil ihre Freundinnen immer noch Zweifel zu haben schienen.

Drea und JC zögerten. „Versprich uns, dass du anrufst, wenn du etwas brauchst.“ Als Laci nickte, machten sie sich auf den Weg.

Doch sie rief nicht an. Selbst wenn Taylor auf Hawaii wäre – und warum sollte er, wenn Morgan mit der Surfveranstaltung Pluspunkte bei seinem Chef sammeln wollte –, sehnte Laci sich schließlich nicht schmerzlich nach ihm. Ja, sie hatte sich Hals über Kopf in ihn verknallt gehabt. Aber inzwischen war sie erheblich klüger geworden. Sie hatte Pheromone mit Liebe verwechselt, sich als Resultat gehörig die Finger verbrannt, und ihre Erfolge als Surferin hatten wegen der Gerüchte einen zweifelhaften Beigeschmack bekommen. Verdammter Dreckskerl! Sie hatte ihn auf dem Strand in Kalifornien einfach stehen lassen und nie zurückgeschaut.

Sie war nicht wie ihre Mom. Sie hatte sich alles verdient, was sie vorzuweisen hatte. Und jetzt nahm sie an Girls Go Banzai teil – wovon sie bislang nur geträumt hatte. Sie hatte nicht geglaubt, dieses Ziel so bald zu erreichen. Wie Drea gesagt hatte: XtremeSportNet hatte ihr den Startplatz über die Wildcard gegeben, weil sie als Ausnahmetalent aufgefallen war. Laci sorgte dafür, dass sich der Veranstalter einen kommenden Star ausgesucht hatte.

Damit das passierte, müsste sie natürlich mit dem Faulenzen am Strand aufhören. Aber in diesem Moment fiel ihr das unglaublich schwer. Seufzend drückte sie den Rücken noch ein bisschen tiefer in den Sand. Zum Glück fing der Wettbewerb erst in zwei Wochen an.

JC hatte recht. Natürlich mussten sie bis dahin hart trainieren. Aber Erholung stand auch auf der Tagesordnung. Laci liebte Hawaii und wollte sich neben den Vorbereitungen auch entspannen. Denn das Klischee stimmte: Eine relaxte Surferin schlug sich im Wettkampf viel besser als eine verkrampfte Surferin. Und bei der Neuigkeit, dass Taylor möglicherweise auf der Insel war, war sie definitiv unter große Anspannung geraten.

Sie atmete tief ein und genoss es, den Sonnenschein auf der Haut zu spüren. Noch mehr genoss sie die Tatsache, dass sie es aus eigener Kraft geschafft hatte, diese Chance zu bekommen. Taylor Dutton mochte sich wie ein ausgemachter Schuft verhalten haben. Doch sie hatte ihn umgehend ad acta gelegt. Sie war hier, auf dieser wunderschönen Insel, und hatte vor, jeden Augenblick davon zu genießen. „Himmlisch!“, hauchte sie.

„Von hier aus sieht es ganz danach aus“, erklang eine tiefe Männerstimme mit charmantem Südstaatenakzent.

Laci riss die Augen auf und sah in die eisblauen Augen des Mannes, der sie zum Narren gehalten und ihren Ruf ruiniert hatte. Taylor Dutton. Sie hatte gehofft, ihn nie wiederzusehen. Und ja, sie hatte ihn aus tiefstem Herzen geliebt.

2. KAPITEL

Schön zu wissen, dass sich manche Dinge niemals ändern, dachte Taylor, als Laci ihn wütend anfunkelte. Genau so hatte er ihr hitziges Temperament in Erinnerung – ganz zu schweigen von dem sexy Blitzen in den Augen. Und genau das hatte er vermisst. Laci Montgomery war ihm letztes Jahr unter die Haut gegangen. Er hatte es nie geschafft, sie zu vergessen. Trotz der Tatsache, dass sie ihn wegen etwas hasste, das er nicht einmal getan hatte.

Wie, zum Teufel, hätte er wissen sollen, dass die Presse voreilig dachte, Laci wäre nur deshalb an den Startplatz in San Clemente gekommen, weil sie mit ihm das Bett geteilt hatte? Aufsehenerregende neue Talente für den Wettkampf zu entdecken war sein Job gewesen. Dann hatte er sich Hals über Kopf in die sexieste, aufregendste Frau verliebt, die ihm jemals im Surfzirkus über den Weg gelaufen war.

Ja, Taylor hatte sich in sie verliebt und gewollt, dass sich die ganze Welt ebenfalls in sie verliebte. Also hatte er sie als Wildcard-Teilnehmerin ins Rennen geschickt. Dass ein idiotischer Reporter auf der Suche nach einer Schlagzeile bemerkt hatte, wie es um sie beide gestanden hatte, war einfach Pech gewesen – aber halb so wild.

Er hatte Laci gesagt, dass sie sich darüber keine Gedanken machen sollte. Er hatte es sogar geschafft, die Presse dazu zu bringen, sich auf ihr herausragendes Talent und den kometenhaften Aufstieg in den Ranglisten zu konzentrieren. Aber die Reporter hatten sich in ihre angebliche Sexstory verbissen und sich geweigert, die Berichte zu dementieren oder die Angelegenheit auch nur auf sich beruhen zu lassen.

In Ordnung, er hatte bei einem Reporter erwähnt, dass er und Laci sich verabredeten. Das war ihm vielleicht anzulasten. Doch das hatte er nur getan, weil er so stolz auf sie gewesen war. Sie hatte das jedoch anders gesehen – insbesondere, nachdem die Presse die wilden Spekulationen veröffentlicht hatte. Deswegen hatte sie ihn sitzen lassen. Sie hatte ihm die Schuld daran gegeben, weil er als Promoter des Wettkampfes verantwortlich für die Beziehungen zu den Medien gewesen war. Als wenn er der Presse absichtlich eine heiße Story zugespielt hätte!

Taylor war sauer gewesen. Laci hatte ihn noch mehr in Rage gebracht, als sie dann auch noch aus dem Wettbewerb ausgestiegen war. Seitdem war er verletzt, gekränkt und wütend. Er ärgerte sich darüber, mit der gesamten Situation falsch umgegangen zu sein. Und darüber, dass Laci nicht genug Mumm gehabt hatte, den Medien die Stirn zu bieten. Warum hatte sie den Reportern nicht einfach gesagt, dass sie sich zum Teufel scheren sollten?

Sie hatte wegen ihrer Leistungen als Surferin einen Startplatz in dem Wettkampf erhalten. Wenn sie die Wellen ritt, konnte sich jeder mit eigenen Augen davon überzeugen. Er verstand einfach nicht, warum sie nie auch nur versucht hatte, ihr Talent und ihre Qualifikation zu verteidigen. Das nagte an ihm. Besonders, da sie durch ihre Kurzschlussreaktion den wilden Spekulationen in den Medien nur neuen Auftrieb gegeben hatte.

Zuerst hatte Taylor gedacht, dass sie es nicht besser verdiente, weil sie so leichtfertig mit seinen Gefühlen für sie umgegangen war. Dann war sein Zorn verraucht, und er hatte sich eingestehen müssen, sich wie ein Schuft aufgeführt zu haben. Die Wahrheit war, dass er sie in den Wettbewerb geholt hatte, weil sie eine verdammt gute Surferin war. Als frischgebackener Promoter, der seinen Teil dazu beitragen sollte, eine neue Surfveranstaltung zu lancieren, hatte er möglichst viele verdammt gute Surferinnen gebraucht. Dabei hatte es natürlich nicht geschadet, wenn die Surferinnen fotogen waren – was Laci fraglos war.

Und ja, er hatte sie ausgewählt, weil sie seine Freundin gewesen war. Zu der Zeit hatte er geglaubt, ihr einen Gefallen zu tun, wenn er ihren Namen bekannt machte und der Öffentlichkeit ihr Talent präsentierte. Ihm wäre doch niemals in den Sinn gekommen, dass die Medien ihr unterstellten, sie wäre nur in den Wettkampf gekommen, weil sie mit ihm geschlafen hatte. Das war eine unliebsame Überraschung für ihn gewesen, und er hatte die Situation nicht gut gehandhabt. Jetzt konnte er das zugeben.

Tatsächlich war er auch mit Laci nicht gut umgegangen. Im Wesentlichen hatte er ihr gesagt, dass sie sich zusammenreißen sollte. Kein einziges Mal hatte er sie getröstet. Sie hatte sich nicht an seiner Brust ausweinen können. Er hatte sich in dieser Situation wie der Promoter verhalten – und nicht wie ihr Freund. Dieses Versagen – zusammen mit all seinen anderen Fehlern – hatte die Beziehung zerstört. Aber selbst jetzt, da ihm all das klar war, verstand er immer noch nicht, warum sie sich nicht gewehrt hatte. Warum hatte sie keine Stellung bezogen oder die Berichterstattung ignoriert oder einfach Rückgrat gezeigt? Taylor wusste nur, dass er sie sehr verletzt hatte – und fühlte sich deswegen mies.

Viele Monate lang hatte er sie anrufen wollen. Doch er hatte zu viel Angst davor gehabt, wieder eine Abfuhr zu bekommen. Also hatte er lediglich aus der Ferne beobachtet, dass Laci sich auf die vorderen Plätze der Ranglisten zurückkämpft und mit ihren Leistungen überzeugt hatte. Die angebliche Skandalstory und die verleumderischen Gerüchte waren darüber bald in Vergessenheit geraten.

Jetzt allerdings wurde es für Taylor zunehmend schwieriger, auf Distanz zu ihr zu bleiben. Denn sie nahm an allen renommierten Wettbewerben teil, und sein Chef Reginald Pierce hatte seine eigenen Pläne und setzte ihn unter Druck. In Wahrheit war er Reggie dankbar. Der Eigentümer von XtremeSportNet hatte ihn letzte Woche in sein Büro gerufen und ihm aufgetragen, einen Flug nach Hawaii zu buchen.

Er hatte erstaunt den Kopf geschüttelt. „Ich habe auf Hawaii nichts verloren“, hatte er erwidert, obwohl er halb wünschte, es wäre anders. Schließlich wäre Laci dort, und er sehnte sich danach, sie wiederzusehen. „Morgan ist für Girls Go Banzai verantwortlich. Ich mache mich auf den Weg nach Sydney, um weitere Vorbereitungen für Danger zu treffen.“

Danger Down Under war eine brandneue Surfveranstaltung, die XtremeSportNet aus der Taufe heben wollte. Entgegen allen Erwartungen hatte Reggie entschieden, Taylor die Verantwortung dafür zu übertragen. Wenn er es schaffte, den Wettkampf erfolgreich zu etablieren, wäre das ein großer Karriereschritt auf dem Weg ins Topmanagement des Unternehmens.

Er beabsichtigte definitiv, einen Riesenerfolg aus Danger Down Under zu machen. Er hatte bereits die erforderlichen Medienkontakte hergestellt und Mitsponsoren an Bord geholt. Zudem standen einige der Topstars der Surfszene auf der fast schon kompletten Startliste. Diese Ausnahmesportler verschafften dem Wettbewerb ein großes Medienecho. Also konnte er sich nicht vorstellen, warum Reggie wollte, dass er auch nur eine Minute Zeit auf Hawaii verschwendete. Schließlich musste er am anderen Ende des Pazifiks sein, um dort sein Bestes zu geben.

Aber was seinen Chef anging, hatte Taylor gelernt, ihm zuerst zu vertrauen und erst später Fragen zu stellen. Schließlich hatte Reggie ihn nur einen Monat, nachdem er den Wettkampf in San Clemente promotet hatte, von dem Konkurrenzunternehmen abgeworben. Sein Chef hatte ihm gesagt, dass er eine Menge Potenzial in ihm sähe, dem man Entfaltungsspielraum geben müsste. Also hatte Taylor sich während des letzten Jahres bei XtremeSportNet hochgearbeitet. Wenn sein Aufstieg in diesem Tempo weiterging, bezog er noch vor seinem dreißigsten Geburtstag ein Büro in der Firmenzentrale.

Seit seinem Wechsel zu dem Unternehmen wurden all seine Träume wahr. Der in Georgia aufgewachsene Junge aus ärmlichen Verhältnissen hatte jetzt ein prall gefülltes Bankkonto vorzuweisen. Geld, Respekt und eine solide Karriere – all das, was seine Eltern nie gehabt hatten, war jetzt für ihn greifbar. Er musste nur seinen Job gut machen und Reggie zufriedenstellen. Und wenn Letzteres bedeutete, dass er den Horror erleiden musste, jemanden auf der schönen, exotischen Insel Hawaii zu begegnen – nun, es gab schlimmere Dinge, die ein Chef von einem Mitarbeiter verlangen konnte. Doch Reggie hatte einen Hintergedanken dabei.

„Vertragen Sie sich wieder mit unserer Wildcard-Surferin“, hatte sein Chef ihm kurz vor Abreise auf den Weg mitgegeben. „Wenn es zwischen Ihnen beiden noch etwas gibt, das böses Blut macht, klären Sie es“, hatte er hinzugefügt, als er die Verblüffung und Verwirrung auf Taylors Gesicht bemerkt hatte. „Wenn Banzai anfängt, möchte ich, dass alles aus der Welt geschafft ist. Verstanden?“

„Verstanden“, hatte er mit zusammengebissenen Zähnen geantwortet. „Sagen Sie mir auch, warum?“ Ihm fiel kein einziger Grund dafür ein, warum es sein Chef kümmerte, ob Laci und er wieder Umgang miteinander hätten. Und wenn es keinen verdammt guten Grund dafür gäbe, ärgerte er sich maßlos darüber, vorübergehend von seinen Aufgaben in Sydney abgezogen worden zu sein.

Reggie hatte sich im Stuhl zurückgelehnt. „Normalerweise erkläre ich meinen Mitarbeitern meine Beweggründe nicht, Dutton. Aber ich mag Sie und glaube, dass Sie eine große Zukunft vor sich haben. Lassen Sie es mich einfach so sagen: Meiner Meinung nach kann kein Wettbewerb ein Erfolg werden, wenn es böses Blut unter den Beteiligten gibt. Und ich möchte, dass Laci unseren neuen Wettbewerb in Sydney auf ihre Liste setzt. Doch wenn sie Danger Down Under wegen alter Geschichten mit Ihnen meidet …“

„Und Sie finden, dass wir uns jetzt damit befassen müssen? Die Surfer für den ersten Wettkampf stehen bereits fest, und Laci ist nicht unter den Kandidatinnen. Ich sollte dort im Einsatz sein, statt mich auf Hawaii um ein mögliches Problem in der Zukunft zu kümmern.“ Er hatte sich bemüht, sich seinen Ärger nicht anmerken zu lassen. Reggies Gründe waren lächerlich. Während Taylor auf Hawaii wäre, baute seine übereifrige, kleine Assistentin namens Darlene in Sydney Geschäftsbeziehungen aus, die er pflegen musste.

„Ich bin kein großer Fan von Trödeleien. Wenn Laci den Wettbewerb auf Hawaii gewinnt, möchte ich sie groß herausbringen. Dann sollte sie noch vor Ort zusagen, an jeder von uns gesponserten Surfveranstaltung teilzunehmen. Ich will nicht, dass sie wegen verletzter Gefühle zögert. In Ordnung?“

Obwohl Reggies Motive und Pläne Taylor frustriert hatten, musste er zugeben, dass ihm gefiel, wo er gelandet war. Besonders jetzt, da er vor Laci stand. Ich sollte meinem Chef als Dankeschön eine Kiste Zigarren schicken, dachte er. Denn diesen Tritt in den Hintern hatte er gebraucht, um zu versuchen, wiedergutzumachen, was in der Vergangenheit passiert war – und von einer möglichen Zukunft mit ihr zu träumen.

Das mochte nicht auf Reggies Agenda stehen. Aber im Augenblick kümmerte Taylor das nicht. Im Moment wollte er Laci nur so lächeln sehen, wie er es sich während des Fluges von Los Angeles nach Hawaii ausgemalt hatte. Er hatte sich vorgestellt, zu ihr zu gehen und ihr zu sagen, dass er sie vermisst hatte. In so brutal ehrlichen Worten, dass es einer poetischen Liebeserklärung gleichkäme. Daraufhin hatte sie ihn angelächelt und die Hand nach ihm ausgestreckt.

Doch als er ihren finsteren Gesichtsausdruck musterte, wurde ihm klar, dass seine Träume absoluter Quatsch gewesen waren. Sie würde nicht so bald in seine Arme sinken. Wenn er sie zurückgewinnen wollte, musste er sich gewaltig ins Zeug legen.

„Was machst du hier?“

„Es ist ein öffentlicher Strand“, erwiderte Taylor, der sich innerlich dafür ohrfeigte. Wenn er sich sofort angegriffen fühlte und gereizt reagierte, käme er keinen Schritt weiter.

„Du hast wirklich Eier, hier aufzutauchen und mit mir zu reden“, meinte Laci.

Er sah dasselbe Feuer in ihren Augen aufleuchten wie früher im gemeinsamen Bett. Nur wurde es diesmal durch Hass und nicht durch Verlangen geschürt. Sein Magen brannte. Wie ein verliebter Idiot hatte er davon geträumt, dass sie ihn zurückwollte. Das war dumm und kindisch gewesen. Diese Hoffnung erfüllte sich wohl nie. Das wurde ihm jetzt klar. „Stahlharte Eier“, sagte er und stellte sich noch ein wenig aufrechter hin.

Sie wandte den Blick ab und verzog den Mund grimmig, bevor sie ihn wieder ansah. „Das weiß ich wohl besser als jeder andere. Stahlhart ist das richtige Wort. Du hast dich nicht im Mindesten erweichen lassen, als ich damals abgereist bin.“

Taylor zuckte zusammen.

Sie stand auf und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ach, du lieber Himmel. Ich muss los“, meinte sie und reckte das Kinn.

Ihre Körperhaltung war perfekt. Mit den von Schaum bedeckten Wellen im Hintergrund und der golden gebräunten Haut sah sie wie die dem Meer entstiegene Göttin Aphrodite aus. Ihn juckte es in den Fingern, die Sandkörner von ihrer weichen Haut zu streichen. Eine Mischung aus Anmut und Stärke zeichnete sie aus. Ihm wurde bewusst, wie viel er verloren hatte, als Laci aus seinem Leben verschwunden war.

„Gehst du mir bitte aus dem Weg? Mir wird es zu eng hier.“

Taylor sah sich um. Der Strand war menschenleer. Er griff nach ihrer Hand. „Warte.“ Er sagte sich, dass er nur hier war, um gutes Wetter zu machen und wieder Kontakt zu ihr herzustellen. Es ging lediglich darum, seinen Chef zufriedenzustellen. Jegliche Illusionen, dass Laci und er wieder ein Paar würden, hatte er sich abgeschminkt, als er den Groll gegen ihn in ihren Augen gesehen hatte.

Ja, das sagte er sich. Aber es stimmte nicht. Er wollte – musste – sie berühren. Und jetzt, da er ihre Hand festhielt, wusste er, dass dieser Instinkt richtig gewesen war. Ihre Haut fühlte sich warm und weich an. Sie erbebte leicht bei seiner Berührung und ließ zu, dass er ihre Hand länger als nötig in seiner hielt. Ihre Wangen glühten, als sie schließlich ihre Hand wegzog. Ihm wurde leichter ums Herz. Er hatte noch immer eine Chance bei ihr. Was für ein Glück!

Laci machte sich auf den Weg und bemerkte dann, dass er neben ihr herlief. „Verdammt, Taylor.“

„Zwei Leute gehen in dieselbe Richtung. So was soll vorkommen.“

Sie blieb stehen, drehte sich ihm zu und stützte die Hände in die Hüften. „Was willst du von mir?“

„Wie kommst du darauf, dass ich etwas von dir will?“

„Willst da damit sagen, dass du nichts von mir willst?“

„Nein“, gab er zu. „Ich will etwas von dir, Laci.“

„Also dann. Was willst du?“

„Ein gemeinsames Abendessen.“ Taylor bemerkte amüsiert, wie baff sie war.

„Ein Abendessen.“

„Das ist alles. Etwas essen, trinken und miteinander reden. All das haben wir schon oft getan und uns gut dabei unterhalten. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir im Anschluss daran auch immer viel Spaß miteinander.“

„Du bist so ein Schuft.“ Laci lief weiter.

Taylor hätte sich ohrfeigen können, weil er zu weit gegangen war. Wenn er in ihrer Nähe war, sagte er immer freimütig, was ihm durch den Kopf schoss. Damit machte er sich angreifbar. Das war ihm noch bei keiner anderen Frau passiert. Er hatte angenommen, dass die Trennung und die Distanz, die sie seitdem eingelegt hatten, ihn von diesem Fehler kuriert hätten. Doch das war anscheinend nicht der Fall.

„Warte.“ Er beeilte sich und holte sie ein. Er stellte sich vor sie, sodass sie entweder stehen bleiben oder um ihn herumgehen musste. Er hielt den Atem an. Sie blieb stehen. Bingo. Ich habe definitiv noch eine Chance bei ihr.

„Warum?“

„Brauche ich einen Grund dafür?“

„Du hast einen weiten Weg zurückgelegt. Also ja, ich denke, du brauchst einen Grund.“

„Ich will es wiedergutmachen“, sagte Taylor.

„Wie bitte?“

„Verdammt, Laci.“ Jetzt, da sie endlich vor ihm stand, kochten die Enttäuschung und der Frust hoch, die ihm in den letzten vierzehn Monaten zu schaffen gemacht hatten. „Wir waren gut zusammen, und es hat böse geendet. Ob das meine oder deine Schuld war, spielt doch keine Rolle mehr.“

„Von wegen!“

„Gut. Ich habe es vermasselt. Kann ich dich zum Abendessen einladen? Kann ich versuchen, es wiedergutzumachen? Ich bin für den Wettbewerb auf Hawaii nicht einmal zuständig.“ Als er das Interesse und die Neugier in ihren blauen Augen aufleuchten sah, bekam er ein schlechtes Gewissen. Er hatte die Wahrheit gesagt. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass er nicht alle Fakten auf den Tisch gelegt hatte.

„Warum genau bist du hier?“, fragte Laci.

„Weil du hier bist“, antwortete Taylor erneut vollkommen ehrlich, ohne ihr die ganze Wahrheit zu sagen.

„Meinetwegen?“, meinte sie ausdruckslos. Für sie schien das keinen Sinn zu ergeben. „Du promotest Girls Go Banzai also nicht?“

Er schüttelte den Kopf. „Darum kümmert sich Morgan. Ich habe momentan auf Sydney eine Menge damit zu tun, Danger Down Under vorzubereiten.“ Ihre Reaktion überraschte ihn absolut nicht. Die angekündigte Veranstaltung stieß bei den professionellen Surfern bereits auf große Begeisterung und entwickelte sich zu einem Wettkampf, den die Sportler nicht verpassen wollten.

„Von Sydney aus ist es definitiv eine weite Reise“, sagte Laci.

„Nicht wirklich. Ich nenne es einen langen Zwischenstopp.“ Er trat näher und steckte die Hände in die Hosentaschen, um seinem Drang zu widerstehen, Laci zu berühren. Als sie seinen Blick erwiderte, lächelte er. „Die Wahrheit ist, dass ich mir die Chance nicht entgehen lassen möchte, dich wiederzusehen.“

Sie verzog amüsiert den Mund. „Chance? Ich bin ja nicht vom Erdboden verschluckt worden, Taylor. Nicht einmal eine andere Handynummer habe ich mir inzwischen zugelegt. Im letzten Jahr hättest du unzählige Chancen gehabt, mich wiederzusehen.“ Sie musterte ihn durchdringend. „Also warum jetzt?“

Er konnte ihr nicht die ganze Wahrheit sagen. Ebenso wenig konnte er sie anlügen. Er schaute ihr in die Augen. Würde es sich lohnen, wenn er das Risiko einging, ihr seine Gefühle zu gestehen? Dann müsste er sich weit aus dem Fenster lehnen. In seinem Job war das an der Tagesordnung. In seinem Privatleben war er dagegen vorsichtiger.

„Warum?“, wiederholte Laci.

Er rückte so nah an sie heran, dass er den Salzgeruch des Ozeans auf ihrer Haut wahrnahm und die Hitze ihres Körpers spürte. Er war verrückt nach ihr. „Weil ich mir dich nicht aus dem Kopf schlagen konnte“, gab er zu. „Weil ich dich vom ersten Augenblick an gewollt habe – und daran hat sich nichts geändert. Weil ich mich immer noch daran erinnere, wie sich deine Haut anfühlt. Und weil ich einfach keine andere Wahl hatte. Ich musste einfach herkommen.“

3. KAPITEL

Lacis Herz schlug schneller. Sie versuchte, die Kontrolle nicht zu verlieren. Taylor musste herkommen? Nach all der Zeit? Nachdem sie sich von seinem Verrat und ihrem Liebeskummer erholt und schließlich wieder gefangen hatte? Jetzt hatte er herkommen müssen? Wut stieg in ihr auf. Sie wollte ihm eine Ohrfeige verpassen. Sie wollte es so sehr. Aber sie riss sich zusammen.

Das Schlimmste dabei war, dass sie ihm gleichzeitig um den Hals fallen und in seinen Armen liegen wollte. Sie verzehrte sich vor Verlangen nach ihm und wollte, dass sein Duft sie einhüllte. Sie wollte, dass sein Atem ihre Haut streifte, wenn er süße Worte in ihr Ohr flüsterte. All das wollte sie brennend. Doch diese Genugtuung verschaffte sie ihm auf keinen Fall.

Stattdessen setzte Laci eine misstrauische Miene auf, sah ihm in die Augen und versuchte, etwas zu sagen. Aber ihr fielen die richtigen Worte nicht ein. Er hatte sie vollkommen durcheinandergebracht. Also hielt sie mit zusammengebissenen Zähnen einfach den Blickkontakt aufrecht. Dann drehte sie ihm den Rücken zu und ging zur Brandung. Sie wusste, dass er ihr nachsah. Jetzt nicht einen Blick über die Schulter auf ihn zu werfen fiel ihr unglaublich schwer. Sie wollte unbedingt wissen, was für ein Gesicht er machte. Noch schlimmer – sie wollte zu ihm zurückrennen.

Das wäre erbärmlich. Absolut erbärmlich. Nein, das würde sie nicht tun! Ihr ging es gut, auch ohne dass Taylor Dutton in ihrem Leben eine Rolle spielte. Bislang hatte sie nie einen besonders ausgeprägten Hang zum Masochismus gehabt. Gerade jetzt war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt, um sich an einen Mann zu klammern, der eindeutig schlecht für sie war.

Laci schnappte sich ihr Surfbrett, das sie einige Meter vor der Brandung in den Sand gesteckt hatte und lief damit ins Wasser. Dann nahm sie darauf ihre Position ein und paddelte mit den Armen weiter hinaus in die Fluten. Ihre Gedanken drehten sich aber immer noch um Taylor. Er ist schlecht für mich. Schlecht. Aber war das wirklich so? Ich muss sofort damit aufhören. So etwas darf ich nicht einmal denken. Er hatte ihr Vertrauen missbraucht. Schlimmer hätte es nicht kommen können. Doch davor …

Nun, davor war er das Beste gewesen, was ihr jemals passiert war. Vertrauensbruch wiegt schwerer als Seelenverwandtschaft. Nur, weil ich ausgehungert nach Sex bin, bedeutet das nicht, dass ich mich Taylor und seinesgleichen an den Hals werfen muss. Er hat mich benutzt und mir unendlich wehgetan.

Offensichtlich war es keine gute Idee gewesen, weiter aufs Meer hinauszupaddeln. Wenn Laci im Wasser war, hatte sie immer die Angewohnheit, Selbstgespräche zu führen. Normalerweise empfahl sie sich dann, ihre innere Mitte zu finden oder auf die nächste Welle zu warten. Oder sie kommentierte die Leistung einer anderen Surferin, die das Potenzial hatte, auf dem Surfbrett eine bessere Figur zu machen als sie. Heute drehten sich ihre Selbstgespräche jedoch nur um Taylor.

Das war vermutlich zu erwarten gewesen. Besonders, da alles stimmte, was ihre innere Stimme ihr zuflüsterte. Dennoch konnte sie nicht verhindern, sich an die langen Abendspaziergänge mit ihm zu erinnern. Die Unterhaltungen, die sie bis in die frühen Morgenstunden miteinander geführt hatten. Oft hatten sie nur über Belanglosigkeiten geredet. Trotzdem hatten ihr diese Gespräche alles bedeutet.

Denn in der Beziehung mit Taylor war es nicht nur um Sex gegangen, sondern um viel mehr. Zwischen ihnen hatte es tiefe Gefühle, ein großes gegenseitiges Verständnis und eine enge Verbindung gegeben. Etwas, das sie nie zuvor empfunden hatte und nie mehr danach. Das vermisste sie. Wenn sie ganz ehrlich war, vermisste sie Taylor. Das ist schlecht für mich.

Unter Aufbringung all ihrer Willenskraft verdrängte Laci die Gedanken an Taylor und konzentrierte sich auf den Ozean, den Wellengang und die Strömung. In der Regel war Surfen ein sicherer Sport. Aber insbesondere auf ihrem hohen Niveau waren auch erhebliche Risiken damit verbunden. Deswegen wagte sie sich normalerweise nicht völlig allein auf den Ozean. Aber Taylor hatte sie vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht. Zudem brauchte sie das Wasser und das damit verbundene Gefühl der grenzenlosen Freiheit. Und ja, sie brauchte den Kick, um die ungezügelte sexuelle Energie abzubauen.

Sie musste vorsichtig sein und es langsam und locker angehen. Dieser Strand lag in einiger Entfernung vom legendären Surf-Spot Banzai – Pipeline. Dennoch herrschte auch hier im Normalfall ein heftiger Wellengang. Vor ein paar Stunden, als sie mit Drea gesurft hatte, war das Wasser ziemlich aufgepeitscht gewesen. Das hatte zum Teil natürlich auch an dem Sturm gelegen, der sich laut der Vorhersage der Meteorologen zusammenbraute. Am Abend sollte er mit Windböen in Orkanstärke über das Wasser fegen.

Momentan war der Ozean allerdings ein bisschen zur Ruhe gekommen – die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Zum ersten Mal in ihrem Leben als Surferin war Laci tatsächlich dankbar für den flauen Wellengang. Denn sie war nur halb bei der Sache, weil sie nicht verhindern konnte, dass ihre Gedanken immer wieder zu Taylor abschweiften.

Mit finsterer Miene konzentrierte sie sich und glitt auf der Wasseroberfläche unter den hereinrollenden Wellen hindurch. Im Moment war sie noch nicht weit genug draußen. Obwohl die Bedingungen als andere als gut waren, hoffte sie auf einen schönen Ritt zurück zum Strand. Nachdem sie unter den Wellen wieder auftauchte, blinzelte sie das Wasser aus den Augen und schmeckte das Salz auf den Lippen. Das war ein Stück vom Himmel.

Laci hatte sich in ihrem Leben nie irgendwo mehr zu Hause gefühlt als auf den Wellen – mit der traurigen Ausnahme von Taylors Armen. Das kreidete sie jedoch ihrer eigenen Naivität und Dummheit an. Taylor war kein Zuhause für sie gewesen. Oder um genau zu sein: Wenn er ihr dieses Gefühl vermittelt hatte, dann war es genauso wenig ein wirkliches Zuhause gewesen wie damals bei ihrer Mutter.

Autor

Leslie Kelly
Leslie Kelly ist als Romance-Autorin bekannt für ihre zauberhaften Charaktere, die geistreichen Dialoge und ihren frechen Humor. Das hat ihr 2006 den Romantic Times Award und weitere Award-Nominierungen eingebracht. Seit Erscheinen ihres ersten Buches 1999 hat sie mehr als dreißig sexy-freche Liebesgeschichten für Harlequin geschrieben. Leslie lebt mit ihrem persönlichen...
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<p>Lori Wilde hat mehr als neununddreißig erfolgreiche Bücher geschrieben, von denen etliche auf der Bestsellerliste der New York Times landeten. Sie arbeitete 20 Jahre als Krankenschwester, doch ihre große Liebe ist die Schriftstellerei. Lori Wilde liebt das Abenteuer. Unter anderem läuft sie Marathon, nimmt Flugstunden, tritt mit einer professionellen Jazzband...
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<p>Die New York Times-Bestsellerautorin Julie Kenner war eine erfolgreiche Rechtsanwältin, bevor sie sich 2004 ganz dem Schreiben ihrer erotischen Lovestorys widmete. Mittlerweile hat sie über 40 Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht. Zusammen mit ihrem Ehemann, zwei Töchtern und mehreren Katzen lebt sie in Texas.</p>
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