Tiffany Sexy Band 51

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FINGER WEG! VIEL ZU HEISS! von MAYBERRY, SARAH
Ein One-Night-Stand mit dem Schauspieler Lucas Grant? Kommt für Sophie nicht in Frage! Schließlich weiß die erfolgreiche Köchin, wie schnell man sich die Finger verbrennt. Ein einziger Kuss jedoch kann nicht schaden, denkt sie - und hat bald Appetit auf mehr …

ABER BITTE MIT LIEBE von MONROE, JILL
Bloß keine Gefühle in Männer investieren, rät Jessie allen Frauen in einer Talkshow. Entsprechend locker ist ihre Affäre mit Cole - bis sie spürt, dass sie sich langsam in ihn verliebt. Voller Panik hat die sonst so coole Privatdetektivin nur noch einen Gedanken: Flucht!

EROTISCHE NÄCHTE IN NEW YORK von MCBRIDE, JULE
In New York hat Peggy sich vor ihren Verfolgern in einem Hotel versteckt. Sie hofft auf die Hilfe von Oliver Vargo. Doch der smarte FBI-Agent ist ihr erst mal lieber beim Duschen behilflich: Genüsslich seift er Peggy ein und weckt in ihr die wildesten Fantasien ….


  • Erscheinungstag 22.09.2008
  • Bandnummer 0051
  • ISBN / Artikelnummer 9783863495282
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

SARAH MAYBERRY

Finger weg! Viel zu heiß!

Eigentlich passt Sophie so gar nicht in sein Beuteschema. Trotzdem regt die selbstbewusste junge Köchin Lucas’ Appetit ungeheuer an – und das nicht nur mit ihren Leckereien. Seitdem er sie unbekleidet am Fenster gesehen hat, träumt er von ihren aufregenden Kurven.Aber leider scheint Sophie gegen seinen viel gerühmten Charme völlig immun zu sein …

JILL MONROE

Aber bitte mit Liebe

Genau wie seine Jugendliebe Jessie ist Cole ein gebranntes Kind. Von festen Beziehungen hat der TV-Produzent jedenfalls die Nase voll.Eine zwanglose Affäre mit Jessie kommt ihm gerade recht: netter Sex,zwanglose Gespräche – mehr nicht. Wirklich? Irgendwie scheinen nicht nur ihre Umarmungen, sondern auch ihre Gespräche immer intensiver zu werden …

JULE MCBRIDE

Erotische Nächte in New York

Wer ist diese sexy Frau, die Oliver seit Tagen bis in seine Träume verfolgt? Eine Freundin seiner Schwester? Die ist angeblich ganz heiß auf eine Liebesnacht mit ihm. Nun, den Gefallen wird er ihr gerne tun. Bei nächster Gelegenheit spricht Oliver sie an und ist nicht überrascht, als sie ihn bittet mitzukommen. Voller Vorfreude folgt er Peggy ins Hotelzimmer …

1. KAPITEL

„Komm doch rein, Lucas, das Wasser ist herrlich.“

Lucas Grant trank einen Schluck Whiskey und blickte zum Pool am Ende seiner Terrasse hinüber. Ihm war überhaupt nicht aufgefallen, dass die Blondine zurückgeblieben war, als er vor ein paar Minuten seine Gäste verabschiedet hatte.

Nachdenklich blickte er über den Hafen von Sydney. Wie hieß sie doch gleich? Candy? Cindy? Irgendwas mit C, da war er ganz sicher.

Gerade lehnte sie sich im Wasser zurück und stützte die Arme auf den Rand des Beckens. Ihr Haar war zerzaust, der Blick ihrer Augen verhangen.

Lächelnd betrachtete er die Spur aus Kleidungsstücken, die sich bis zum Pool zog und aus einem knappen Kleid und ein paar Dessous bestand. Mit dem Glas in der Hand trat Lucas näher zur Blondine. „Was für eine angenehme Überraschung.“

Eigentlich überraschte es ihn nicht. Seit er mit Anfang zwanzig seine erste Filmrolle gespielt hatte, gab es in seinem Leben immer wieder Momente wie diesen jetzt. Blondinen im Pool, Brünette im Hotelzimmer, Rothaarige in der Garderobe am Filmset – nichts auf der Welt machte so sexy wie Ruhm und Erfolg.

Nach all dem Alkohol, den er an diesem Abend getrunken hatte, war sein Körper gern bereit, von den Verlockungen zu kosten, die ihm so großzügig angeboten wurden.

Sobald er die Holzverkleidung betrat, die den kleinen Pool einrahmte, erhob Candy-Cindy sich aus dem Wasser und präsentierte ihm ihren makellosen, gebräunten und chirurgisch verschönerten Körper. Lucas verdrängte seine Enttäuschung darüber, dass ihre wunderschönen Brüste offensichtlich das Werk eines Arztes waren. Aber spielte das letztlich eine Rolle?

„Ich hoffe, es stört dich nicht, dass …“ Aus großen Augen sah sie ihn an, obwohl die Unschuldsmiene nicht ganz zu ihrem hüllenlosen Auftritt passte.

Lucas grinste. „Baby, genau so was wie dich hat mein Arzt mir verordnet.“ Er stellte sein Glas auf den Poolrand, dann zog er sie an sich. Mit einer Hand strich er ihr über den runden Po, die andere ließ er in Richtung ihrer beiden größten Vorzüge gleiten.

Sie schloss die Augen und öffnete erwartungsvoll die Lippen.

Sie schmeckte nach Wein, und ihr Körper schmiegte sich fest und heiß an seinen. Leise stöhnend strich sie mit einer Hand über seine Erektion.

„Verdammt, das glaubst du mir nie“, ertönte da eine Männerstimme hinter ihnen.

Candy-Cindy gab einen überraschten Laut von sich und löste sich aus Lucas’ Umarmung, um mit den Händen Brüste und Scham zu bedecken.

Er fluchte entnervt. War es wirklich nötig, dass sein Agent und Manager Derek Lambert einen eigenen Schlüssel zu diesem Haus besaß? „Derek. Falls du es nicht bemerkt hast: Ich bin gerade beschäftigt.“ Stirnrunzelnd fuhr er zu Derek herum.

Sein Manager wirkte völlig ungerührt. Seiner Ansicht nach ging das Geschäft immer vor, rund um die Uhr, also auch am späten Samstagabend. „Sieh dir das hier an. Das hat niemand von uns autorisiert. Ein Glück, dass wir vorgewarnt wurden, bevor es erschienen ist.“

Erst jetzt bemerkte Lucas das Taschenbuch in den Händen seines Managers, von dessen Titelseite ihm sein eigenes Gesicht entgegensah. Der Mann mit den goldbraunen Augen: Die echte Biografie des Lucas Grant.

Erneut fluchend griff Lucas nach dem Buch. „Was, in aller Welt … Wieso haben wir nichts davon gewusst?“

„Herausgebracht von einem kleinen Verlag, geschrieben von einem unbekannten Journalisten. Ich hab’s lediglich erfahren, weil jemand mir noch einen Gefallen schuldig war.“ Derek sah zu Candy-Cindy, die sich wieder ins Wasser gelegt hatte und gebannt zuhörte. „Hi, ich bin Derek. Freut mich, Sie kennenzulernen.“ Während er sich auf den Poolrand setzte, strich er sich den maßgeschneiderten Nadelstreifenanzug glatt. „Ich bin Lucas’ Manager.“

„Camilla. Freut mich auch.“

Lucas brauchte gar nicht hinzusehen, um zu wissen, dass sie die Schultern nach hinten zog und sich in Pose warf. Derek war zwar klein, dicklich und fast kahlköpfig, aber er strahlte Macht und Einfluss aus. Bestimmt wollte auch Camilla Schauspielerin oder Model werden – irgendetwas, das ihr Ruhm und Reichtum garantierte –, und Derek ließ gern seine Verbindungen spielen, wenn er dafür eine Gegenleistung bekam.

Lucas blätterte in dem eng bedruckten, schlecht gebundenen Buch. „Das ist Dreck“, stellte er abfällig fest. „Niemand wird es lesen.“

„Mir egal. Wenn wir auch nur eine einzige Behauptung finden, die nicht stimmt, verhindern wir per Gerichtsbeschluss, dass dieser Mist in die Buchläden kommt. Diese Schweine werden bezahlen.“

„Okay. Ich sehe es mir gleich morgen früh an.“ Lucas widmete seine Aufmerksamkeit wieder Camilla, die gerade eines ihrer langen Beine aus dem Wasser streckte.

„Wenn wir die Auslieferung stoppen wollen, müssen wir uns beeilen. Ich bleib heute Nacht bei dir, während du das Buch liest.“ Auch Dereks Blick hing wie gefesselt an Camillas Bein.

„Eigentlich habe ich andere Pläne.“

„Sie wartet bestimmt. Das werden Sie doch, oder, Sweetheart?“

Lächelnd nickte Camilla. „Natürlich. Dann amüsiere ich mich eben allein hier draußen.“

Bei ihrem verheißungsvollen Tonfall grinste Derek. „Bestimmt fällt Ihnen eine Menge ein, um sich die Zeit zu vertreiben.“

Lucas warf seinem Manager einen drohenden Blick zu. „Nicht so hastig, Tiger.“

„Mir macht das nichts aus.“ Camilla drückte den Rücken durch, sodass ihre Brüste aus dem Wasser ragten.

Wie vorherzusehen war, fasste Derek sofort dieses neue Ziel ins Auge.

Auf einmal widerte Lucas das alles an. Camillas unverhohlene Aufforderung, Dereks Bereitwilligkeit, selbst seine eigene Lust, die er gerade eben noch empfunden hatte. Am liebsten wollte er allein sein. „Wisst ihr was?“, schlug er Camilla und Derek vor. „Am besten lese ich das Buch jetzt gleich durch, und wir sprechen uns morgen früh, sobald ich fertig bin.“

Camilla schmollte, doch Derek richtete sich auf. „Ich kann Camilla nach Hause bringen.“

Es war ihr deutlich anzusehen, wie sie die Situation neu einschätzte. Dann lächelte sie. „Okay. Das könnte doch sehr amüsant werden.“

Fünf Minuten später waren die beiden fort, und Lucas setzte sich auf einen Liegestuhl und schlug das erste Kapitel auf. Ein paar gesammelte Pressemitteilungen und Gerüchte, mehr stand in diesem Buch sicher nicht drin. Er würde alles über seine Ausbildung an der Schauspielschule in Sydney, seine ersten Rollen in australischen Filmen und den schnellen Aufstieg zu internationalem Ruhm lesen. Anschließend würde er Derek irgendetwas Beruhigendes auf die Mailbox sprechen und schlafen.

Doch schon nach den ersten Absätzen verspannte er sich.

Das Lächeln und die goldbraunen Augen sind sein Markenzeichen. Lucas Grant zählt zu den größten Stars in Hollywood. Doch über seine Vergangenheit schweigt er sich aus, sodass Millionen von Fans weltweit nur spekulieren können, welcher Weg hinter Lucas Grant, dem berühmtesten Playboy der Welt, liegt.
Dieses Buch beantwortet alle offenen Fragen. Der Autor dieses Werks hat Sensationelles über Lucas Grant aufgedeckt. Schon als Kind verlassen, wuchs er in einer Reihe von Pflegeheimen auf und musste viele Hürden überwinden, um zu dem Mann zu werden, den wir heute kennen.

Lucas blätterte weiter. Hier wurde die Vergangenheit aufgedeckt, die er für alle Zeiten hatte begraben wollen. Entnervt schleuderte er das Buch zur Seite und sprang von seinem Liegestuhl hoch. Am liebsten hätte er diesen Schreiberling, der seine dunkelsten Geheimnisse aufgedeckt hatte, auf der Stelle verprügelt.

Verdammt, verdammt, verdammt!

Er wollte Derek anrufen, damit sein Manager alles in seiner Macht Stehende tat, um die Veröffentlichung des Buchs zu stoppen. Lucas wollte nicht bemitleidet werden, nur damit sich irgend so ein Schmierfink eine goldene Nase verdiente.

Er hatte schon die Hand am Telefonhörer, als er plötzlich verharrte. Nein, diese Publikation konnten sie nur verhindern, indem sie bewiesen, dass die geschilderten Fakten verleumderisch und ungenau waren. Leider entsprach alles, was er bislang gelesen hatte, absolut der Wahrheit.

Angestrengt versuchte er, trotz seines vom Alkohol benebelten Verstands klar zu denken.

Entweder trat er die Flucht nach vorn an und erzählte in aller Öffentlichkeit die ganze Geschichte aus seiner Sicht, oder er ignorierte dieses Buch und hoffte darauf, dass es bald wieder in der Versenkung verschwand.

Beim Gedanken an die erste Möglichkeit ballte er unwillkürlich die Fäuste. Nein, dazu würde es niemals kommen.

Also blieb ihm nur die zweite Alternative. Tatenlos darauf hoffen, dass dieser Schund unterging in der Flut der ständigen Neuerscheinungen.

Diese Ohnmacht machte ihn wütend. Insgeheim hatte er mit der Öffentlichkeit schon vor Langem einen Pakt geschlossen. Im Austausch für die Bewunderung seiner Fans und das Geld, das sie ihm bescherten, indem sie sich seine Filme ansahen, gab er hin und wieder vor laufenden Mikrofonen eine Frechheit von sich, ließ sich in der Partyszene blicken und hatte ständig eine andere Schönheit an seiner Seite. Er versteckte sich nicht, doch dafür behielt er seine Vergangenheit für sich.

Irgendwie musste er seinen Frust loswerden. Lucas trat gegen den Liegestuhl, der über die Terrasse rutschte, bis er gegen eine Topfpalme stieß. Auf der Suche nach etwas, womit er um sich werfen konnte, fiel sein Blick auf das Buch.

Wutentbrannt wollte er es mit aller Kraft wegkicken. Er holte mit dem linken Fuß aus, doch genau in diesem Moment rutschte er mit dem rechten Fuß weg und erkannte zu spät, dass er auf Camillas Tanga stand.

Wild mit den Armen rudernd, glitt er weg, wobei der Schwung des linken Beins ihn nach vorn riss. Er verfehlte das Buch und knallte stattdessen mit aller Kraft in die Terrassentür aus Sicherheitsglas.

Ein heftiger Schmerz fuhr ihm ins linke Bein.

Lucas lag flach auf dem Rücken, nahm nichts mehr wahr außer den stechenden Schmerzen und fluchte laut in den Nachthimmel hinauf.

Mit einem Arm presste Sophie Gallagher die Einkaufstüten an sich, während sie mit der anderen Hand in ihrer Handtasche nach ihrem Hausschlüssel suchte.

„Lass mich das nehmen.“ Ihre beste Freundin Becky streckte die Hände nach den Tüten aus.

„Danke, geht schon.“ Sophie ging voraus in das Apartment, das sie mit ihrem Verlobten Brandon teilte.

„Brandon wird den Verstand verlieren, wenn er dich in diesem Bustier und den Strümpfen sieht.“ Becky stellte ihre Einkäufe neben Sophies Tüten auf dem Sofa ab.

„Hoffen wir es.“

Sinn und Zweck von Sophies Einkaufstour war es, Brandon daran zu erinnern, dass sie früher mal Sex gehabt hatten, anstatt jede Nacht nach einem flüchtigen Gutenachtkuss einzuschlafen.

Sicher lag das nur daran, dass sie zusammen wohnten und auch beide im „Sorrentino’s“, dem Restaurant seiner Familie, arbeiteten. Sophie leitete die Küche, Brandon betreute die Gäste.

Wenn zwei Menschen Tag und Nacht fast ständig zusammen waren, gab es nicht mehr viel Platz für verzehrende Leidenschaft und erotische Überraschungen. Außerdem waren sie seit fast vierzehn Jahren zusammen. Kein Wunder, dass sie beide einen Neuanfang brauchten.

„Er müsste schon blind sein, wenn ihn diese sexy Dessous nicht heißmachen.“ Aufmunternd lächelte Becky. „Allerdings hättest du vielleicht doch dieses pinkfarbene Top mit den Stickereien und den kleinen transparenten Aussparungen nehmen sollen.“

Sophie schüttelte den Kopf. „Das hätte wirklich nicht zu mir gepasst. Schon in dem schwarzen Satin komme ich mir vor, als würde ich schauspielern.“ In Reizwäsche in leuchtenden Farben fühlte sie sich wie eine Femme fatale.

Aber das war sie nicht. Sophie war verlässlich, ruhig und vernünftig, genau das Gegenteil von einem männermordenden Vamp.

Sie leerte die erste Tüte aus. Unwillkürlich musste sie an ihre Kindheit zurückdenken, als ihre Schwester eines Tages auch eine Tüte auf dem gemeinsamen Bett ausgekippt hatte. Es waren Tangas, Push-up-BHs und andere edle Dessous gewesen, alle in leuchtenden Farben. Und alle gestohlen. Gestohlen von Sophies verrückter und impulsiver Schwester Carrie. Gefahr und Spaß waren für ihre Schwester untrennbar miteinander einhergegangen.

Jetzt strich Sophie über die glatte Oberfläche der Wäsche. Carrie hätte sicher das pinkfarbene Top gewählt, und sie hätte es voller Selbstsicherheit getragen.

„Alles okay?“ Becky stieß Sophie mit dem Ellbogen an.

Sie schrak zusammen und schüttelte die bedrückenden Erinnerungen ab. „Natürlich.“ Als ihr Blick auf die Wanduhr fiel, traf sie fast der Schlag. „Verdammt. In zwanzig Minuten ist er hier.“

„Dann ab unter die Dusche. Ich stelle den Champagner kalt.“

Lachend umarmte Sophie ihre Freundin. „Du wärst ein prima Zuhälter, weißt du das?“

„Und ob. Ich bin Anwältin, da gibt’s gar keinen so großen Unterschied.“ Auch Becky lachte. „Und jetzt geh, und brezel dich auf.“

Noch auf dem Weg ins Bad streifte Sophie sich die Kleider ab und sprang unter die Dusche, bevor das Wasser richtig warm war.

Brandon und sie hatten nie viel über Sex gesprochen. Sie waren seit der Highschool zusammen, und für sie beide war es damals das erste Mal gewesen. Umso schwerer war es Sophie gefallen, sich in einer so intimen und persönlichen Angelegenheit jemandem anzuvertrauen. Zum Glück hatte Becky ihr mit viel gutem Rat zur Seite gestanden. Sophie beschloss, ihre Freundin zum Dank demnächst zum Dinner einzuladen.

„Soph, ich mach mich vom Acker. Kommst du allein zurecht?“, rief Becky ins Bad.

Sophie wusste, dass ihre Freundin grinste. „Schon gut, ich glaube, ich kann mich noch vage dran erinnern, wie es geht“, rief sie zurück.

„Dann viel Glück!“, rief Becky auf dem Weg nach draußen.

Hastig beendete Sophie ihr Duschbad, schlang sich ein Badetuch um und lief ins Schlafzimmer, wo sie sich in das Bustier zwängte. Es war zwar höllisch umständlich, das Ding erst einmal mit der Rückseite nach vorn festzuschnüren und dann um den Körper zu drehen, aber hoffentlich war es die Mühe wert.

Schnell streifte sie sich die schwarzen Seidenstrümpfe über und schlüpfte in schwarze Stilettos.

Sophie war nicht sehr groß, besaß aber einen sehr weiblichen Körper – mit Rundungen genau an den richtigen Stellen. Überrascht betrachtete sie jetzt im Spiegel den Effekt, den die hohen Absätze und die dunklen Strümpfe hatten. Zufrieden mit ihrem Aussehen, griff sie nach dem Schminkkoffer. Gerade als sie sich ein Auge geschminkt und die Wimpern getuscht hatte, klingelte das Telefon.

Stöhnend klemmte sie den Hörer zwischen Ohr und Schulter und versuchte, beim Sprechen das andere Auge zu schminken. „Hallo?“

„Sophie, ich bin’s, Julie Jenkins.“

Julie war eine der besten Stammkundinnen des Restaurants. Ein paar Mal hatte Sophie für private Feiern von Julie gekocht, doch noch nie hatte die Frau sie zu Hause angerufen. Sophie versuchte, sachlich und professionell zu klingen, obwohl sie im Moment aussah, als wäre sie der Rocky Horror Picture Show entsprungen. „Julie, wie geht’s Ihnen?“

„Bestens, vielen Dank, Sophie. Ich rufe an, weil ich Sie um einen Gefallen bitten möchte. Ich brauche in den nächsten vier Wochen einen Privatkoch für mein Anwesen in den Blue Mountains. Dort erholt sich ein guter Freund von mir von einer Verletzung. Wäre das für Sie interessant?“

Sophie legte den Mascara beiseite. „Tut mir leid, aber so kurzfristig kann ich mir im ‚Sorrentino’s‘ nicht freinehmen.“

„Und wenn ich Ihnen verrate, dass es sich bei meinem Freund um Lucas Grant handelt?“

Erstaunt riss Sophie die Augen auf. Sie hielt Lucas Grant zwar für einen guten Schauspieler, aber sie konnte nicht verstehen, wieso ein Mann in den Dreißigern immer noch wie ein Teenager von einer Party zur nächsten hetzte.

„Interessiert?“

„Tut mir wirklich leid, aber ich wüsste nicht, wie ich die Zeit dafür finden sollte.“

„Zu schade. Das Honorar wäre erstklassig, und Sie waren die Erste, die mir für diesen Job einfiel.“ Julie seufzte auf. „Sie wissen ja, wie gut es John und mir immer bei Ihnen schmeckt.“

„Danke, Julie, dass Sie an mich gedacht haben. Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen.“

„Kein Problem. Und Sophie: Niemand, der etwas von gutem Essen versteht, wird sich von der dummen Restaurantkritik im letzten Monat beeinflussen lassen. Das ‚Sorrentino’s‘ wird immer unsere erste Wahl bleiben.“

Sie plauderten noch kurz miteinander, dann legte Sophie auf. Doch anstatt sich weiter zu schminken, blickte Sophie auf ihre Hände und dachte wieder an die vernichtende Kritik, die im letzten Monat erschienen war.

Sie hatte nicht einmal gewusst, dass ein Kritiker im Restaurant saß. Als der Fotograf gekommen war, um ein paar Bilder für den Artikel zu schießen, hatte er verkündet, der Reporter wäre schon da gewesen.

Sophie hatte sich hintergangen gefühlt. Dennoch hatte sie sich keine großen Sorgen gemacht. Das „Sorrentino’s“ besaß einen erstklassigen Ruf, und schon fünf Jahre zuvor hatte die Zeitschrift sehr positiv über ihre Kochkünste berichtet.

Diesmal jedoch hatte es anders geklungen. Sophie kannte den Artikel auswendig.

Als wir vor fünf Jahren im „Sorrentino’s“ in Surry Hills gegessen haben, war Sophie Gallagher auf dem Weg, einer der besten Köche in ganz Australien zu werden. Doch anscheinend ist in der Küche vom „Sorrentino’s“ die Zeit stehen geblieben. Die Speisekarte war fast unverändert, während sich die meisten Restaurants in Sydney im Lauf der letzten fünf Jahre unglaublich weiterentwickelt haben. Es schmeckte alles sehr ordentlich, doch die Speisekarte bietet nichts Ungewöhnliches oder Aufregendes. Offenbar ist Miss Gallagher schon sehr frühzeitig die Lust an Neuem vergangen.

Immer wenn Sophie an diese letzte Zeile dachte, wurde ihr übel. Wie konnte dieser Schmierfink die Kritik an ihrer Küche auch auf ihre Person projizieren? Tagelang hatte Sophie sich aufgeregt, aber zum Glück hatte die Kritik sich nicht auf die Anzahl der Gäste ausgewirkt.

In den vergangenen fünf Jahren hatte sie ab und zu mit neuen Gerichten experimentiert, doch letztlich war das „Sorrentino’s“ ein elegantes Familienrestaurant in guter Lage. Dorthin führten Ehemänner ihre Ehefrauen am Hochzeitstag aus. Dort gingen Familien an Geburtstagen ihrer Kinder essen. Der Kundschaft gefiel die Speisekarte, die Sophie vor fünf Jahren zusammengestellt hatte. Warum sollte sie daran etwas ändern?

Das Geräusch eines Schlüssels im Türschloss riss sie aus ihren Gedanken. Sie sprang auf. Sie hatte nur ein Auge geschminkt, und das kurze dunkelrote Haar klebte ihr feucht am Schädel. Hastig kämmte sie es mit den Fingern durch und trug schnell etwas Lippenstift auf. Genau in diesem Augenblick ging die Tür zum Schlafzimmer auf, und Brandon kam herein.

Es war Sonntag, und ihnen blieben genau drei Stunden Zeit, bevor sie wieder im Restaurant sein mussten. Sie hatten Champagner, schwarzen Satin und sexy Musik, also alles für ein bisschen Spaß zu zweit.

Sophie straffte sich und warf sich in Pose. „Überraschung!“

Brandon erstarrte und betrachtete sie von Kopf bis Fuß. Dann ließ er die Schultern sinken und atmete tief aus.

Bei seinem Blick wurde ihr vor Angst ganz flau im Magen.

„Sophie, wir müssen reden.“

2. KAPITEL

Zwei Stunden später bog Sophie in die dunkle Auffahrt von Julie Jenkins’ Anwesen in den Blue Mountains westlich von Sydney ein. Auf dem Rücksitz ihres alten VW-Käfers stand ein Karton mit Kochbüchern und ihrer Rezeptsammlung, daneben lagen die Rolle mit ihren Küchenmessern und ein Dosenöffner.

All das hatte sie, ohne groß nachzudenken, zusammengepackt, nachdem Brandons Worte zu ihr durchgedrungen waren.

Es war aus und vorbei. Nach vierzehn Jahren. Einfach so.

Sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und schluckte, während sie weiter auf das Haus zusteuerte.

Brandon hatte nicht einmal diskutieren wollen. Das hatte sie am meisten verletzt. Er hatte sie einfach vor vollendete Tatsachen gestellt.

Es könnte nicht so weitergehen, er wäre es leid, darauf zu hoffen, dass sich alles ändern würde, er wollte sich mit vierzig nicht fragen müssen, was mit seinem Leben passiert wäre. Ihr Leben wäre in Routinen erstarrt, ihre Beziehung hätte ihr Haltbarkeitsdatum längst überschritten, und obwohl sie sich liebten, würde es keine Leidenschaft mehr zwischen ihnen geben.

„Ich möchte mit anderen Frauen schlafen“, hatte er gesagt, und das hatte Sophie den Rest gegeben.

Ob sie sich nicht auch hin und wieder fragte, wie es mit jemand anderem sein könnte?

Nein, das tat sie nicht.

Er hatte nur genickt. „Das stimmt wahrscheinlich. Du magst es, wenn alles immer gleich abläuft. Dadurch wird jeder Tag für dich berechenbar. Aber ich ertrage das nicht mehr. Ich habe das Gefühl zu ersticken.“

Dann hatte er angefangen, einen Koffer zu packen, und Sophie hatte nur starr zugesehen und versucht zu begreifen, was da vor ihren Augen geschah.

„Du wirst mir noch dankbar sein, Sophie. Du brauchst nur einen kleinen Schubs, um deine Flügel auszubreiten. Wir zwei machen uns schon viel zu lange etwas vor.“

Fast hätte sie ihn angefleht, ihnen beiden noch eine Chance zu geben, doch sein kalter und distanzierter Tonfall hatte sie wütend gemacht. Also hatte sie getan, was ihr als Erstes in den Sinn kam: Sie hatte Julie Jenkins’ Angebot angenommen.

Jetzt stand sie vor dem zweistöckigen Anwesen, in dem sie in den kommenden vier Wochen einen der begehrtesten Männer der Welt bekochen würde.

Sie war Single. Unvorstellbar. Seit sie sechzehn war, war sie mit Brandon zusammen. Und jetzt, mit dreißig, war sie auf einmal Single. Ganz allein und ohne Halt. All ihre Träume für die Zukunft waren in dem Moment zerplatzt, als Brandon seinen Koffer gepackt hatte.

Einen Moment lang lehnte sie die Stirn ans Lenkrad. Was würde die Zukunft bringen? Wo würde sie in einem Monat sein? Oder in einem Jahr? Sie fühlte sich zutiefst verunsichert.

Brandon hatte behauptet, sie würde die Routine lieben. Na und? War Sicherheit nichts Erstrebenswertes?

Aber letztlich hatte er Schluss gemacht, weil er glaubte, sich in ihrer Beziehung seine Träume und Sehnsüchte nicht erfüllen zu können.

Entschlossen reckte Sophie das Kinn vor und stieg aus. Am nächsten Morgen würde Lucas Grant hier eintreffen, um sich vier Wochen lang von einer Verletzung zu erholen, die er sich laut Julie Jenkins bei Dreharbeiten zugezogen hatte.

Ihr blieb nur der heutige Abend, um sich den Ernährungsplan, der ihr zugeschickt worden war, genau durchzulesen und sich mit der Küche vertraut zu machen.

Klang beides nicht sehr schwierig, auch wenn Brandon ihr jegliche Flexibilität absprach.

„Mistkerl!“, stieß sie aus, denn sie war lieber wütend als traurig.

Am nächsten Morgen stellte Lucas seine Reisetasche ab und blickte sich um. Er kannte die Jenkins’ schon, seit er von John in der Schauspielschule unterrichtet worden war. Aber erst jetzt wurde ihm bewusst, wie wohlhabend die beiden waren. Dieses Haus in den Bergen besaß einen beheizten Pool, ein Cottage für den Verwalter und insgesamt sieben Schlafzimmer mit hohen Decken, gefliesten Böden und allen modernen Annehmlichkeiten.

Wenn er schon vier Wochen an Krücken laufen musste, dann gab es sicher schlimmere Orte, um diese Zeit zu überstehen.

Stirnrunzelnd blickte er auf die Kniebandage, die sich unter der Jeans abzeichnete. Kreuzbandanriss und Bänderdehnung am Fußgelenk. Sein ganzer Fuß war geschwollen, doch das konnte man nicht sehen, denn sein Bein steckte in einem Stützverband aus Neopren, damit die Bänder fixiert waren und wieder richtig verheilten. Der Arzt meinte, es wäre ein Wunder, dass er sich nichts gebrochen hatte.

Zwei Tage lag der Unfall jetzt zurück, und das Bein tat immer noch weh. Zum Glück hatten sie Lucas mit ausreichend Schmerzmitteln ausgestattet und ihm vier Wochen Erholung verordnet. Derek hatte vorgeschlagen, dass Lucas endlich die Einladung von Julie annahm und sich in ihr Anwesen in den Bergen zurückzog.

In der kommenden Woche sollten eigentlich die Dreharbeiten zu Lucas’ nächstem Film beginnen, aber die gesamte Produktion wurde jetzt verschoben, um ihm Zeit zum Auskurieren zu geben.

Lucas humpelte ins Haus und ließ sich aufs Bett fallen. Vier Wochen Pause. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lauschte. Hier war es vollkommen still. Nur ein paar Vögel, die draußen in den Gummibäumen zwitscherten, waren zu hören. Es war sehr friedlich und ruhig.

Nach ungefähr fünf Minuten angenehmer Stille wurde Lucas unruhig. Er war Untätigkeit nicht gewohnt. Täglich absolvierte er zwei Stunden Hanteltraining, lief oder machte Yoga, um gelenkig zu bleiben. Wenn er nicht gerade einen Film drehte, musste er zur Kostümprobe, zu Make-up-Tests, Besprechungen im Studio oder mit Medienvertretern. Abends folgten Premieren, Eröffnungen und Partys. Er kam niemals zur Ruhe, und genauso gefiel es ihm.

Lucas runzelte die Stirn. Sollte er vier Wochen lang den Vögeln beim Zwitschern zuhören? Jeder Tag würde sich wie eine Ewigkeit vor ihm erstrecken.

Vielleicht hätte er doch nicht herkommen sollen. Aber als er vollgepumpt mit Schmerzmitteln im Krankenhaus gelegen hatte, hatte Dereks Vorschlag für Lucas sehr verlockend geklungen.

Seufzend zog er sein Handy aus der Tasche und rief ein paar Freunde an, doch keiner seiner Kumpel aus L. A. hatte Zeit, sich ins Flugzeug zu setzen und um den halben Globus zu fliegen, um ihm hier in seiner Einöde beizustehen.

„Verdammt.“ Lucas rieb sich die Nase. Die Schmerzmittel ließen nach, und im Fußgelenk und im Knie setzte der pochende Schmerz wieder ein.

Am meisten machte ihm jedoch die Einsamkeit zu schaffen. Wie sollte er vier Wochen Nichtstun überstehen?

Eigentlich tragisch, dass er so wenig mit sich selbst anzufangen wusste. Vielleicht sollte er die Chance dieser neuen Erfahrung nutzen. Früh schlafen gehen, früh aufstehen, sich schonen, das konnte doch nur gesund sein.

Aber schon bei dem Gedanken daran bekam er eine Gänsehaut.

Er rief Derek an und sprach ihm auf die Mailbox: „Hör zu, es war ein Fehler, hier herauf in die Berge zu fahren. Ruf mich an, sobald du kannst, damit wir uns etwas anderes überlegen.“

Dann warf er noch zwei Schmerztabletten ein, stützte sich auf die Ellbogen und sah sich um. Draußen auf dem Balkon entdeckte er die erste positive Überraschung des Tages – ein großes Fernrohr. Auf Krücken humpelte er zu den Glasschiebetüren und hinkte nach draußen. Die heiße Luft duftete nach Eukalyptus.

Schon immer hatte Lucas sich ein Fernrohr kaufen wollen, aber bisher war er nie lange genug in einem seiner drei Häuser geblieben, um sich eines zuzulegen.

Er nahm die Schutzkappen ab und hielt sich mit einer Hand an dem Stativ fest, während er durch das Fernrohr sah. „Lieber Himmel!“ Verblüfft hob er einen Moment den Kopf, bevor er sich lächelnd wieder vorbeugte und sich davon überzeugte, dass er sich nicht getäuscht hatte.

An dem kleinen Haus für den Verwalter waren die Jalousien nicht ganz verschlossen. Durch eines der Fenster konnte Lucas die hübschesten sinnlichsten Brüste sehen, die ihm seit Langem vor die Augen gekommen waren. Sie waren voll und prall, und die kleinen rosigen Spitzen sahen sehr einladend aus – wie zum Anbeißen.

Die Frau, der die Brüste gehörten, lief hin und her und räumte Sachen ein. Ein Buch, ein gefaltetes Kleidungsstück. Dabei trug sie nur ein Handtuch um die Hüften. Wie mochte der Rest ihres Körpers aussehen? Hatte sie lange Beine? Einen festen Po?

„Verdammt“, fluchte Lucas, als die Frau das Handtuch abstreifte. „Oh, Baby!“

Er betrachtete ihren festen runden Po.

Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass seine Jeans spannte. Er war aufs Äußerste erregt, und in dem Moment wurde ihm auch klar, was er hier tat: Wie ein Spanner betrachtete er eine fremde Frau durch ein Fernrohr. Wie ein Perverser oder ein lüsterner Teenager. Beides war wenig schmeichelhaft. Lucas trank zu viel, war ein Frauenheld und Partylöwe, aber er war nicht so verzweifelt, dass er sich als Spanner betätigen musste.

Nach einem letzten Blick auf die wundervollen Brüste der Frau zwang er sich, von dem Fernrohr zurückzutreten.

Wer war diese Frau? Kümmerte sie sich um dieses Haus? Hatte Julie nicht etwas gesagt? Ja, sie hatte von einer Köchin gesprochen, die eigentlich als Chefköchin in einem Restaurant arbeitete.

So, so, diese Frau dort war also eine Chefköchin.

Er musste lächeln. Wenn die Köchin selbst schon so appetitlich aussah … Vielleicht bot sich hier doch noch ein angenehmer Zeitvertreib.

Sein Lächeln verstärkte sich. Er hatte einen Plan. Ausgezeichnet.

Sophie zog sich eine schwarze Yoga-Hose und ein Tanktop aus Stretchstoff an. Hinter ihr lag eine fast schlaflose Nacht. Immer wieder waren ihr Dinge eingefallen, die sie Brandon hätte sagen können, anstatt nur stumm dazustehen, während er ihr seine Ansprache hielt.

Er wollte mit anderen Frauen schlafen und frei sein. Sophie wäre langweilig und in ihrem Alltagstrott glücklich, hatte er gesagt.

Was für ein Mistkerl! Wie konnte er vierzehn gemeinsame Jahre einfach so wegwerfen? Er hatte ihr ja nie zu erkennen gegeben, dass er unglücklich war.

Plötzlich fiel ihr ein Abend ein, als Brandon wortlos aufgesprungen und nach draußen gestürmt war, als Sophie vorgeschlagen hatte, sie könnten doch noch mal „Verrückt nach Mary“ anschauen. Das war einer ihrer Lieblingsfilme, und Brandon hatte ihn auch immer gemocht. Aber an jenem Abend war er wortlos hinausgestürmt und zwanzig Minuten später mit ein paar neu erschienenen DVDs aus der Videothek zurückgekommen.

War das ein Warnsignal gewesen? Sie hatte ihn nie gefragt, wieso er sich so verhalten hatte. Hatte sie nur Angst vor der Antwort gehabt?

Sophie schüttelte den Kopf. Sie sollte sich lieber auf ihre Arbeit konzentrieren. Barfuß lief sie über den polierten Holzboden des kleinen, aber luxuriös eingerichteten Cottage in die Küche, um die erste Mahlzeit für ihren Stargast zuzubereiten.

Vorhin hatte sie vom Pool her eine Männerstimme gehört. Anscheinend war Mr. Grant bereits eingetroffen. Für die Mahlzeiten hatte sie nicht nur einen Zeit-, sondern auch einen sehr strengen Speiseplan bekommen. Ein bisschen gegartes Hühnchen mit grünem Gemüse und Hüttenkäse, das war nicht gerade kompliziert, aber Sophie wollte sich nicht beschweren. Dieser Job gab ihr die Chance, sich eine Zeit lang abzulenken.

Zehn Minuten eher als gedacht war sie mit der Zubereitung des Essens fertig. Mit dem Teller ging Sophie ins Wohnzimmer des Haupthauses. Sobald sie die Schwelle übertrat, empfand sie ein nervöses Kribbeln im Magen. War sie etwa unsicher, weil sie zum ersten Mal im Leben Lucas Grant traf? Der Mann wechselte die Frauen wie andere Leute die Socken. Abgesehen davon, dass er viel Geld mit seinem Job verdiente, war an ihm überhaupt nichts Besonderes. Er war kein Weltverbesserer, so wie zum Beispiel Mutter Theresa oder Nelson Mandela.

Trotzdem war sie aufgeregt bei dem Gedanken, den Mann zu treffen, der drei Jahre in Folge zum „Sexiest Man Alive“ gewählt worden war.

Sie durchsuchte eine Kommode nach Besteck und sagte sich, dass Lucas Grant bestimmt falsche weiße Zähne im Mund und eine von Selbstbräuner orange getönte Gesichtshaut hatte.

Leider war ihr Triumph nur von kurzer Dauer.

Als sie sich wieder aufrichten wollte, bemerkte sie einen einzelnen gebräunten Männerfuß direkt vor sich, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Der Fuß daneben steckte in einer hellblauen Neopren-Bandage, und seitlich waren die Gummifüße von zwei Metallkrücken zu sehen. Wie hatte er es geschafft, sich ihr auf Krücken so vollkommen lautlos zu nähern? War er so eine Art Ninja?

Sophies Herz raste, während sie den Blick am Körper des Mannes emporgleiten ließ. Sie sah die Beule am Knie, und die Wölbung zwischen seinen Schenkeln begutachtete sie noch eingehender. Immer höher, über Bauch und Brust, die beide von einem engen T-Shirt bedeckt waren, bis schließlich zum gebräunten, kantigen und absolut fantastischen Gesicht. Als sie in die erstaunlichsten braunen Augen blickte, die sie je im Leben gesehen hatte, schrak sie fast zurück. Wie warmes Karamell!, dachte sie.

„Hallo, ich bin Lucas.“

„Sophie. Sophie Gallagher.“ Sie sprang auf.

Er war … einfach traumhaft. Von seinem zerzausten schwarzen Haar bis zu den Zehenspitzen seiner großen nackten Füße war er hundert Prozent Mann. Feste Muskeln, glatte Haut, tiefe Stimme. Selbst auf Krücken wirkte er sexy.

„Freut mich, Sophie.“ Er streckte die Hand aus.

Sie schlug ein. Ein sinnlicher Schauer lief ihr über den Rücken, als Lucas’ Haut über ihre glitt. Unwillkürlich malte sie sich aus, wie es wäre, mit ihm im Bett zu liegen, sein Gewicht auf sich zu spüren, seine breiten Schultern, die langen Beine, die kräftigen Arme, seinen Po …

Ganz plötzlich merkte sie, dass sie ihm wieder auf den Schoß blickte. Was war nur los mit ihr? Sie war erregt, nur weil Lucas Grant sie anlächelte und ihr die Hand gab. Erst vierundzwanzig Stunden lag die Trennung von Brandon zurück, und sie fühlte sich zu einem Mann hingezogen, den sie gerade eben noch in Gedanken als egoistischen, vergnügungssüchtigen Macho beschimpft hatte.

Sie trat einen Schritt zurück. „Der Lunch ist in ein paar Minuten fertig.“ Rückwärts näherte sie sich der Speisekammer.

„Nur keine Eile.“

Sie spürte seinen Blick auf ihrem Körper, und ihre Brustspitzen richteten sich auf. Hinter sich ertastete sie die Tür zur Speisekammer. „Ich … ich muss mich noch um etwas kümmern.“ Damit wandte sie sich um und trat in die düstere Kammer.

Zwischen all den Konserven und Packungen stand sie da, und der Atem klang ihr laut in den Ohren. Das musste eine verzögerte Reaktion auf das sein, was Brandon ihr angetan hatte. Ihr ganzes Leben war auf den Kopf gestellt worden, da war es sehr verständlich, dass sie erschrocken reagierte. Aber erregt?

Sie schloss die Augen und seufzte. Noch nie im Leben hatte sie sich so verwirrt und hilflos gefühlt.

Lucas blickte der Köchin nach. Bei diesen Brüsten und so einem Po hatte er unwillkürlich angenommen, sie würden zu einer Schönheit gehören, wie es sie in Hollywood hundertfach gab. Aber Sophie Gallagher reichte ihm kaum bis an die Schulter. Ihr Gesicht war eher rund und freundlich als sexy und schön im klassischen Sinn. Sie hatte große samtbraune Augen, eine Stupsnase, volle Lippen und dunkelrotes kurzes Haar. Sie war nicht unattraktiv, ganz im Gegenteil, lediglich anders als die Frauen, mit denen er sich sonst umgab.

Er humpelte ins Wohnzimmer und setzte sich an den Esstisch. Er schätzte Sophie auf Ende zwanzig, und sie hatte etwas sehr Warmes und Natürliches an sich. Als er die Schritte nackter Füße auf den Steinfliesen hörte, blickte er ihr entgegen. Ihm fiel ihr Hüftschwung auf. Bei jedem Schritt wiegte sie den Po von einer Seite zur anderen. Und sie besaß wirklich einen ganz unglaublichen Po!

Gerade als er ein unverschämtes Lächeln aufsetzen wollte, fiel sein Blick auf das Essen, das sie vor ihm abstellte. Gekochtes Hühnerfleisch, und das Gemüse sah noch unappetitlicher aus. Dazu ein weißlicher Haufen, wahrscheinlich Hüttenkäse.

„Was ist das da?“ Er kam fast um vor Hunger, aber das hier würde er sicher kaum herunterbekommen.

„Lunch. Genau gemäß Ihrem Ernährungsplan.“ Verunsichert sah sie ihm in die Augen.

„Ich habe einen Ernährungsplan?“ Dann begriff er. Derek und die Leute vom Studio! Es dauerte keine fünf Sekunden, da hatte er sein Handy gezückt.

Während Lucas die Nummer eintippte, trat Sophie etwas vom Tisch zurück. Sie konnte einfach nicht wegsehen. Er sah so unglaublich gut aus. Nicht ganz perfekt, sondern mit Lachfältchen in den Mundwinkeln und einer dünnen weißen Narbe am Ende einer Augenbraue. Menschlich, männlich und umwerfend.

So was nennt man wohl Starqualitäten, dachte sie hilflos. Ausstrahlung, Anziehungskraft und Charme, was auch immer, Lucas hatte es im Überfluss.

Obwohl sie sich in der Speisekammer fest vorgenommen hatte, ihn nicht wieder so anzustarren, konnte sie es jetzt nicht verhindern. Weil er so groß war. Und so muskulös. Mit dieser gebräunten Haut. Und noch dazu diese Augen …

„Kannst du mir erklären, wieso ich auf Diät bin?“, brüllte er ins Telefon.

Sie zuckte fast zusammen. Wenn man berühmt war, verzichtete man anscheinend auf Förmlichkeiten wie ein Hallo oder eine Begrüßung.

„Ich hatte noch nie Gewichtsprobleme, Derek. Ich habe es nicht nötig, dass mir jemand täglich vorschreibt, was ich zu essen habe. Schon gar nicht, wenn es so ein widerliches Zeug ist, das ich nicht mal einem Hund vorsetzen würde.“

Widerliches Zeug? Gekränkt richtete Sophie sich auf. Schlagartig kehrten all ihre Vorurteile zurück. Verächtlich verzog sie die Lippen. Genau wie sie vermutet hatte, war Lucas Grant ein verwöhnter, arroganter und unhöflicher Widerling.

Es spielte keine Rolle, dass sie die Mahlzeit auch unappetitlich fand. Sie nahm den Teller vom Tisch und wandte sich zur Küche. Sie würde ihm etwas anderes zubereiten, denn dafür wurde sie bezahlt. Offenbar standen ihr endlose vier Wochen bevor, in denen sie diesen Egomanen von vorn bis hinten bedienen musste.

„Lieber Himmel, Derek, ich hatte doch nicht vor, gegen das verdammte Ding zu treten! Ich war betrunken. Und wenn Candy, oder wie immer sie auch hieß, ihren verdammten Tanga nicht hätte herumliegen lassen, wäre das alles nicht passiert.“

Kopfschüttelnd ging Sophie in die Küche. Ein Unfall bei Dreharbeiten? Anscheinend hatte er sich selbst verletzt, noch dazu waren Alkohol und die Unterwäsche einer Frau im Spiel gewesen. Ab jetzt würde sie nicht mehr vor Lust umkommen, sobald er in ihre Nähe kam.

Als sie Schinken aus dem Kühlschrank geholt hatte und sich umdrehte, stand Lucas direkt vor ihr. Im Vergleich zu ihm fühlte sie sich winzig, und sofort hätte sie sich am liebsten an ihn geschmiegt, seine Lippen mit ihren liebkost und ihm mit den Fingern durchs Haar gestrichen …

„Es tut mir leid.“ Verlegen lächelte er. „Mein Bein schmerzt höllisch, ich könnte vor Hunger ein ganzes Pferd verschlingen, und ich hatte nicht damit gerechnet, einen Teller mit Grünzeug und weißem Matsch vorgesetzt zu bekommen.“

Sollte das eine Entschuldigung sein? Aber andererseits wäre sie auch enttäuscht gewesen, wenn ihr jemand so ein Essen serviert hätte. Außerdem lächelte er, und Sophie staunte über die vielen Farbschattierungen und Brauntöne in seinen Augen.

Es passiert schon wieder, dachte sie und riss sich zusammen. „Ich kann Ihnen etwas anderes zubereiten“, erwiderte sie kühl. „Ein Omelett? Ein Club-Sandwich?“

Er zuckte mit den Schultern und wirkte auf einmal wie ein großer Junge.

Nein, nein, nein. Sophie straffte die Schultern und wehrte sich gegen seine Ausstrahlung.

„Das Studio ist besorgt, ich könnte fett werden, weil ich jetzt wochenlang herumsitze.“ Seufzend zog er den Teller zu sich. „Also werde ich mich während der nächsten vier Wochen mit dem abgeben, was mir der Speiseplan zubilligt.“ Er lehnte sich mit der Hüfte an die Anrichte, griff nach der Gabel und fing an zu essen.

Fasziniert sah sie ihm zu, bis ihr beim Anblick seiner Zungenspitze sehr warm wurde. Sofort wandte sie den Blick ab.

Seine Zunge interessiert mich nicht, sagte sie sich.

Ob sie sich nicht schon einmal gefragt hätte, wie es mit jemand anderem wäre, hatte Brandon wissen wollen. Bis zu dem Zeitpunkt, als Lucas Grant in die Küche gekommen war, hätte sie diese Frage jederzeit ehrlich mit Nein beantwortet.

Entschlossen, sich seinem Charme zu widersetzen, packte Sophie den Schinken zurück in den Kühlschrank, um sich davon abzulenken, dass sie nur die Hand auszustrecken bräuchte, um herauszufinden, ob Lucas’ Körper sich genauso fest und männlich anfühlte, wie er aussah.

„So. Fertig.“

Sophie riskierte einen Blick in seine Richtung. Dieses Funkeln in seinen Augen war ihr vorher nicht aufgefallen. Peinlich berührt bemerkte sie, dass er ihre Brüste ansah. Und dann auch ihre Schenkel!

Als er ihr wieder ins Gesicht sah, lächelte er. Dieses strahlende Lächeln brachte ihr Herz zum Rasen, obwohl sie sich doch geschworen hatte, nicht auf seine Playboy-Masche hereinzufallen.

„Ein langer Nachmittag liegt vor uns, Sophie“, stellte er leise fest.

Kam ihr das nur so vor, oder war seine Stimme plötzlich eine Oktave tiefer? Wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht erstarrte sie, als er näher kam und dabei die Anrichte als Halt benutzte. Als ihr klar wurde, dass sie in der Falle saß, war es schon zu spät.

„Was könnten wir denn unternehmen, um uns die Zeit zu vertreiben?“

Die Zeit vertreiben? Seit wann klang das so erotisch? „Ich … ich weiß nicht.“

„Tja, wahrscheinlich fällt uns trotzdem eine Menge ein, wenn wir die Köpfe zusammenstecken.“

Er stand so nahe bei ihr, dass sie seine Körperwärme spürte. Dieser Mann war wirklich unglaublich sexy.

Sie atmete tief ein, und der würzige Duft seines Rasierwassers und sein ganz eigener Duft erfüllten ihre Lungen. Zum ersten Mal im Leben fühlte sie sich wie benommen vom Wunsch, einen anderen Menschen zu streicheln und von ihm berührt zu werden. Es spielte überhaupt keine Rolle mehr, dass dieser Mensch wahrscheinlich ein selbstsüchtiger Mistkerl war. Sophie wollte Sex mit ihm.

Lucas stützte sich mit beiden Händen auf die Anrichte, sodass Sophie zwischen seinen Armen gefangen war. Begehrlich sah er auf ihren Mund. „Ich hätte schon ein paar sehr gute Ideen. Darf ich Ihnen ein paar davon erläutern?“

Er würde sie küssen! Er würde seinen festen Körper an sie schmiegen, und dann würde er mit seiner Zunge ihren Mund erforschen und mit beiden Händen ihren Körper liebkosen! Ohne sich dessen bewusst zu werden, stützte sie die Hände gegen seine Brust, um ihn von sich zu schieben. Doch sobald sie seine festen Brustmuskeln spürte, packte sie das T-Shirt, um ihn eng an sich zu ziehen.

Selbstsicher lächelnd senkte er den Kopf.

In Sophie tobte ein Kampf zwischen Lust und Angst. Was tue ich hier eigentlich?, schoss es ihr durch den Kopf. Sie brauchte ihre gesamte Selbstbeherrschung, um sich gegen Lucas zu stemmen, als er sie gerade küssen wollte. Trotz seiner Körpergröße wankte er zurück und hielt sich an der Anrichte fest.

„Was …“ Verwirrt und verärgert sah er sie an.

Sophie tauchte unter seinem Arm hindurch.

„Hey, hey, hey.“ Er klang schon wieder belustigt, als er ihr auf dem Weg aus der Küche nachsah. „Was haben Sie vor?“

„Dinner gibt’s um sechs“, rief sie über die Schulter zurück und atmete erleichtert auf. Ein Glück, dass sie noch zur Vernunft gekommen war, bevor sie einen Fehler begehen konnte.

3. KAPITEL

Fluchend fuhr Lucas sich durchs Haar und blickte auf seine Erektion hinab, die sich unter der Jeans abzeichnete. Es würden sehr enthaltsame vier Wochen werden. Hatte er all die körperlichen Anzeichen bei Sophie falsch gedeutet? Den verlangenden Blick ihrer großen braunen Augen, den Puls an ihrem Hals? Hatten ihre Brüste sich nicht immer wieder erwartungsvoll gehoben und gesenkt? Sie hatte ihn doch sogar gepackt, um ihn an sich zu ziehen. Es hatte fast aggressiv gewirkt und war für Lucas ziemlich überraschend gekommen, obwohl ihm Frauen gefielen, die deutlich zeigten, was sie wollten. Nur bei einer Frau, die eher warm und herzlich als kühl und verführerisch wirkte, hatte ihn so eine Geste erstaunt.

Dann hatte sie ihn so abrupt von sich gestoßen, dass er fast auf dem Hintern gelandet wäre, und war geflüchtet, als stünde das Haus in Flammen.

Lucas schüttelte den Kopf. Wann hatte er sich das letzte Mal anstrengen müssen, um eine Frau ins Bett zu bekommen?

Eine sehr frustrierende Erfahrung. Er hatte herausfinden wollen, ob sich ihre Lippen so sinnlich anfühlten, wie sie aussahen, und dann hatte sie ihn einfach stehen lassen. In mehr als nur einer Hinsicht.

Er packte seine Krücken, humpelte ins Wohnzimmer und blickte starr auf den Kamin. Wenn er den Nachmittag nicht mit Sophie verbringen konnte, was sollte er dann tun?

Da fiel ihm ein, dass er beim Telefonat mit Derek überhaupt nicht darüber gesprochen hatte, aus dieser Art Straflager in den Bergen befreit zu werden. Sofort rief er erneut bei Derek an und war nicht überrascht, dass wieder einmal sofort die Mailbox ansprang. „Hol mich hier raus!“, rief er nur und legte auf.

Endlos erstreckte sich der Nachmittag vor ihm. Er musste ein paar Drehbücher lesen, denn Derek würde ihn bald drängen, sich für ein neues Projekt zu entscheiden. Am besten fing er sofort mit dem Lesen an, doch im Moment hatte er überhaupt keine Lust, sich durch endlose langweilige Dialoge und vorhersehbare Handlungsstränge zu kämpfen.

Er konnte E-Mails an Freunde versenden, Zeitschriften oder Bücher lesen, sich sonnen oder schwimmen. Doch zu nichts davon hatte er Lust.

Normalerweise würde er in so einer Situation bis zur Erschöpfung joggen, ein paar Kumpel anrufen, vielleicht die Harley aus der Garage holen und eine Runde drehen. Zwischendurch irgendwas trinken. Leider ging das alles nicht, solange sein Bein in der Bandage steckte.

Und vor ihm lagen noch vier solcher Wochen! Er humpelte in Richtung des Fitnessraums. Wenigstens für den Oberkörper konnte er ein paar Übungen machen. Wenn er hart trainierte, durfte er zum Dinner vielleicht sogar etwas essen, das auch tatsächlich gut schmeckte.

Aber bei seinem Glück würde ihm Sophie sicher eine Selleriestange mit noch mehr Hüttenkäse servieren und dabei eine Ritterrüstung tragen.

„Ich kann es nicht fassen, dass es so schnell vorbei ist.“

Sophie lehnte sich an das Kissen am Kopfende des Betts und schloss die Augen. Nachdem sie fast über den selbstsüchtigen Schauspieler hergefallen wäre, kam ihr Beckys Mitleid gerade recht.

Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Und er?

Aber Lucas nahm sich bestimmt immer, was ihm das Leben bot. Sie entsprach zwar nicht dem Typ Frau, mit dem er in den Klatschspalten auftauchte, aber außer ihr würde er in den nächsten vier Wochen keine Frau zu sehen bekommen.

Zum Glück war sie noch rechtzeitig zur Vernunft gekommen.

„Sophie? Bist du noch dran?“

Sie riss sich gedanklich von Lucas los und konzentrierte sich auf das, was ihre Freundin sagte. Richtig, sie sprachen über Brandon und die Trennung. „Tut mir leid, ich versuche immer noch, das alles zu realisieren.“ Und nur deshalb bin ich auch so empfänglich für Lucas’ Charme, dachte sie und ignorierte die Tatsache, dass sie es gewesen war, die ihn berührt hatte. Sie hatte die Hände auf seine Brust gelegt. Auf seine feste, männliche …

„Wie kommst du zurecht?“

Abgesehen von dem unwiderstehlichen Drang, Sex mit einem Fremden zu haben? „Ich heule nicht den ganzen Tag, falls du das meinst. Aber ich bin immer noch verletzt, weil Brandon nicht eher darüber gesprochen hat, was in ihm vorgeht. Es ist so, als sei er eines Morgens aufgewacht und habe seinen Entschluss gefasst.“

Erst durch das lange Schweigen am anderen Ende der Leitung wurde Sophie bewusst, was Becky kurz zuvor gesagt hatte. Dass es so schnell vorbei ist? So schnell? Hatte Becky damit gerechnet, dass so etwas geschah, nur nicht so bald? „Becky?“ Sie beide waren immer ehrlich zueinander gewesen.

„Also … es ist ja nicht wirklich so, dass es keine Warnzeichen gegeben hätte, Soph.“ Becky zögerte, bevor sie weitersprach: „Brandon wollte immer gern an exotische Orte reisen, nach Afrika oder Südamerika. Und als du nicht mitwolltest, fing er an, Italienisch zu lernen, ist Klettern gegangen, hat getaucht. So verhält sich kein Mann, der glücklich in seiner Beziehung ist.“

Sophie wollte schon widersprechen, als ihr einfiel, dass Brandon sich einen brandneuen Sportwagen angeschafft hatte, ohne es vorher mit ihr zu besprechen. Sie hatte Brandon zwar darauf angesprochen, doch sie hatte nicht auf eine Erklärung gedrängt. Denn im Grunde hatte sie die Antwort nicht hören wollen.

„Ich hätte den Mund halten sollen, es geht mich ja auch nichts an“, sagte Becky.

„Schon gut, ich … ich glaube, du hast recht.“ Es fiel ihr schwer, es auszusprechen. „Ich habe geahnt, dass er unglücklich war, aber ich habe nichts unternommen, weil ich nicht wollte, dass sich etwas an unserem Leben ändert.“

Lange schwiegen sie beide.

„Ich bin so ein Idiot, Becky. Bin ich schuld am Scheitern meiner Beziehung?“

„Soph, er hätte doch genauso gut etwas sagen können. Vielleicht habt ihr euch beide an eure Beziehung geklammert, weil ihr beide nichts anderes kanntet.“

Hatten sie sich tatsächlich viel zu lange etwas vorgemacht? Hatte Brandon recht? Es fiel Sophie zwar schwer, sich das einzugestehen, aber seltsamerweise machte dies ihr es leichter, die Art zu akzeptieren, wie sie auf Lucas reagierte. Gut möglich, dass auch sie schon seit Langem nicht mehr in Brandon verliebt war.

„Soll ich mir ein paar Tage freinehmen und zu dir kommen?“ Becky klang besorgt. „Es macht mir Sorgen, dass du da oben ganz allein in den Bergen bist.“

„Lucas Grant ist ja bei mir“, antwortete Sophie in Gedanken versunken.

„Wie bitte?“

„Lucas Grant. Ich habe dir doch gesagt, dass ich für Lucas Grant arbeite, oder nicht?“

„Ich fasse es nicht. Lucas Grant, das kann ich kaum glauben!“

Sophie lachte laut auf. „Er ist auch nur ein Mann wie alle anderen.“

„Nein, das ist er nicht. Auf keinen Fall. Er ist ein Gott, der unter uns auf Erden wandelt. Er ist alles, aber auf keinen Fall ein Mann wie alle anderen.“

Sophie schüttelte den Kopf. „Ein widerliches Ekelpaket ist er. Obwohl ich ihn kaum kenne, hat er schon versucht, mich ins Bett zu bekommen.“

„Lass mich das noch einmal klarstellen, ja?“ Becky klang atemlos. „Lucas Grant will mit dir schlafen? Und du sagst Nein?“

„Genau.“

„Sophie, ist dir eigentlich klar, dass er angeblich einer der besten Liebhaber von ganz Hollywood ist?“

„Gibt’s für so was repräsentative Umfragen? Füllen die Frauen nach einer Nacht mit ihm einen Fragebogen aus?“ Doch insgeheim horchte sie auf. Der beste Liebhaber Hollywoods? Bezog sich so ein Titel auf die Technik? Die Ausdauer? Oder gar die körperlichen Vorzüge?

„Anscheinend hat er auch den Größten …“, fügte Becky schwärmerisch hinzu.

„Das ist sicher nur ein PR-Gag, den sein eigener Agent in Umlauf gebracht hat.“ Es fiel ihr schwer, weiterhin ruhig zu bleiben. Den Größten? Sie rutschte unruhig hin und her und war froh, dass ihre Freundin sie nicht sehen konnte. „Ich kann nicht glauben, dass wir über so etwas sprechen. Erst gestern hat Brandon sich von mir getrennt.“

Einen Moment lang herrschte Schweigen.

„Entschuldige, Sophie, das hatte ich einen Moment lang tatsächlich vergessen. Du musst wissen: Lucas Grant ist mein absoluter Schwarm. Er ist so … Aber du willst ja nicht mehr über ihn sprechen. Dabei wäre es vielleicht gar nicht schlecht, wenn du dich sofort wieder ins Leben stürzt.“

„Wie bitte?“

„Du weißt schon. Lenk dich mit Lucas ab. Mit ihm und seinem großen …“

„Danke, schon begriffen. Aber dazu wird es nicht kommen.“

„Wenn du meinst.“ Becky klang enttäuscht.

„Ganz sicher.“ Im Hintergrund hörte sie Beckys anderes Telefon klingeln.

„Tut mir leid, das ist ein Klient“, entschuldigte Becky sich. „Aber ich melde mich bald wieder bei dir.“

Nach dem Gespräch grübelte Sophie noch lange über Beckys Worte nach. Lucas Grant war ein großartiger und bestens ausgestatteter Liebhaber. Das würde ihr jetzt sicher immer durch den Kopf gehen, wenn sie ihn sah.

Schweißgebadet wachte Lucas auf. Die Decke hatte sich um sein verletztes Bein geschlungen, und es tat weh, als er sie jetzt entwirrte.

Er setzte sich auf den Bettrand und ließ den Kopf hängen. Diesen Albtraum hatte er seit Jahrzehnten nicht mehr gehabt. Drei Jahre lang hatte er als Kind unter diesem Traum gelitten.

Lucas humpelte ins Bad und lehnte sich an den Waschtisch aus Marmor, während er sich Wasser ins Gesicht spritzte. Als er in den Spiegel sah, wurde ihm klar, dass er seit Jahren nicht mehr so verunsichert gewesen war.

Mit fünfunddreißig fühlte er sich auf dem absoluten Höhepunkt. Er hatte all seine Karriereziele erreicht und besaß mehr Geld, als er jemals ausgeben konnte. Es gab für ihn absolut keinen Grund, dass er auf einmal den Albtraum von damals wieder bekam. Oder hing es mit dieser verdammten Biografie zusammen?

Entnervt schlug er mit der Faust auf den Marmor. Wenn dieses Buch bei den richtigen Leuten landete, würde ihn jeder Talkmaster in seiner Show haben wollen. Man würde die Kinder aufspüren, mit denen er damals zusammen im Pflegeheim gewesen war. Sie würden mit den Pflegeeltern und Lehrern von damals reden, und alles würde in der Öffentlichkeit breitgetreten.

Derek dagegen war mittlerweile überzeugt, dass das Buch ihm nur nutzen würde. „Die Menschen werden dich dafür lieben“, hatte er gesagt. „Du hast es von ganz unten bis ganz nach oben geschafft. Aus deiner Lebensgeschichte könnte man auch einen Film machen.“

An Dereks Gesichtsausdruck hatte Lucas erkannt, dass sein Manager in Gedanken bereits das Drehbuch verfasste, durch das Lucas auf ewig zum Objekt des allgemeinen Mitleids würde. Diesen Gedanken hatte Lucas Derek gleich wieder ausgetrieben. Er hielt sich an seinen Vorsatz: Er würde das Buch ignorieren und abwarten, bis sich der Rummel legte.

Die Klimaanlage lief auf Hochtouren, und allmählich wurde ihm kalt. Er zog sich ein T-Shirt an und überlegte, was er jetzt tun konnte.

Sophie Gallagher hatte er nicht mehr gesehen. Als er zur Dinnerzeit ins Wohnzimmer gegangen war, hatten auf dem Tisch ein Salat mit gedünstetem Lachs und ein kleiner Obstsalat gestanden. Nach der einsamen Mahlzeit hatte er ein paar Stunden lang ferngesehen und sich schließlich ins Bett gelegt, um noch einige von den Drehbüchern zu lesen.

Jetzt war es drei Uhr früh, und er war hellwach. Er klemmte sich die Krücken unter die Arme und humpelte nach unten ins Wohnzimmer. Ohne das Licht einzuschalten, holte er sich eine Flasche Scotch und schenkte sich großzügig ein.

Mit der Flasche in der einen und dem Schwenker in der anderen Hand, humpelte er zum breiten Sofa vor dem Kamin. Dort streckte er sich lang aus, machte es sich mit den Kissen bequem und genoss das Brennen in der Kehle, wenn er einen Schluck trank.

Während er in die Dunkelheit sah, musste er wieder an Sophie denken. War sie verheiratet? Sie trug zwar keinen Ehering, aber das hatte nichts zu bedeuten. Mit verheirateten Frauen ließ er sich nicht ein, weil er sich keinerlei Ärger einhandeln wollte. Und selbst wollte er auch keinerlei Verpflichtung eingehen. Vielleicht war es sogar ganz gut, dass Sophie am Nachmittag vor ihm geflüchtet war. Er musste an den Blick ihrer braunen Augen denken, als er sie hatte küssen wollen. Sie war nicht wie Candy-Cindy, die ihren Körper dafür einsetzte, berühmt zu werden.

Sophie strahlte Freundlichkeit und Wärme aus. Besser, wenn nichts zwischen ihnen beiden lief. Bitter lachend trank er noch einen Schluck Scotch.

Wem wollte er eigentlich etwas vormachen? Wenn sich ihm die Gelegenheit bot, dann griff er zu. Vielleicht provozierte er auch eine dieser Gelegenheiten.

Lächelnd griff er nach der Flasche und schenkte sich nach.

Er war betrunken. Zumindest war er das offenbar irgendwann während der vergangenen Nacht gewesen. Jetzt war es acht Uhr früh, und obwohl Sophie ein paar Meter von Lucas entfernt stand, konnte sie den Alkohol riechen, den sein fast nackter Körper ausdünstete, während er ausgestreckt auf dem Sofa lag.

Die schwarzen Boxershorts lagen genauso eng an seinem Körper an wie das T-Shirt, und Sophie konnte seine muskulösen Beine erkennen. Auch die Schwellungen am Knöchel und am Knie waren deutlich zu sehen. Das T-Shirt war ein Stück nach oben gerutscht, und sie sah ein Stück seines muskulösen Bauchs. Die Wölbung in den Boxershorts betrachtete sie nach Beckys Äußerungen vom Vorabend mit völlig neuen Augen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich gefragt, wie das Glied irgendeines Mannes aussah, doch jetzt versuchte sie, die Größe abzuschätzen, und fragte sich …

Er bewegte sich im Schlaf und runzelte kurz die Stirn.

Erschrocken trat sie einen Schritt zurück. Wenn er jetzt aufwachte, dann sah er sie hier direkt vor sich stehen und ihn anhimmeln.

Ging ihr Atem tatsächlich so schnell? Wie konnte sie sich nach Sex mit jemandem sehnen, vor dem sie keinerlei Respekt hatte? Sie empfand sich nicht als prüde, aber Sex ging für sie mit gegenseitiger Sympathie einher. Lag sie da falsch?

Eingehend betrachtete sie sein Gesicht. Die dunklen langen Wimpern lagen auf den Wangen, sein Mund war im Schlaf leicht geöffnet. Ohne die Wirkung seines Blicks, mit dem er alle Welt auf Abstand halten konnte, kam er Sophie hilflos vor, so wie ein ganz gewöhnlicher Mensch.

Nein, sagte sie sich, er ist kein Mensch wie wir alle. Er schwelgt im absoluten Luxus, und sein Leben unterscheidet sich so sehr von meinem, als würden wir von verschiedenen Planeten stammen. Nur weil er jetzt im Schlaf wie ein verlorener kleiner Junge wirkt, hat das nichts über ihn zu sagen.

Wieder bewegte er sich, und Sophie beschloss, sich zurückzuziehen und so zu tun, als hätte sie ihn niemals hier auf dem Sofa gesehen. Ein letztes Mal betrachtete sie seinen schönen Körper.

„Genug gesehen?“

Fast hätte sie den Teller mit Obstsalat und Hüttenkäse fallen lassen, den sie in den Händen hielt, als Lucas die Augen öffnete. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. „Ich … ich hatte mich nur gefragt, ob Ihnen vielleicht kalt ist. Und jetzt wollte ich Ihnen eine Decke holen.“

„Eine Decke im November? Mitten im australischen Sommer?“

„Aber durch die Klimaanlage ist es hier eiskalt.“

„Sehe ich aus, als würde ich frieren?“

Vor Verlegenheit wurde sie rot und schloss peinlich berührt die Augen. Es gab keine Entschuldigung dafür, dass sie ihn gemustert hatte wie ein Steak in der Fleischtheke oder wie ein Paar Schuhe, das sie gern mal probeweise angezogen hätte, um zu erfahren, wie es sich anfühlte. „Soll ich Ihnen das Frühstück hier servieren?“ Sie traute sich nicht, die Augen wieder zu öffnen.

Lucas lachte. „Keine Angst, Sophie, ich beiße nicht. Es sei denn, Sie bitten mich darum.“

Ungläubig sah sie ihn an, und er lachte wieder. „Ich … ich wollte nicht … Sie lagen hier, und da dachte ich … ich …“ Sie spürte, dass sie errötete. Am liebsten wäre sie vor Scham im Boden versunken.

Sein Lächeln erstarb. Eindringlich blickte er sie an. „Sie haben eine wunderschöne makellose Haut“, stellte er leise fest.

Jetzt sollte sie wirklich gehen. Doch sie stand da wie angewurzelt.

„Na, dann sind wir jetzt wenigstens quitt.“ Lucas lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Wie bitte?“ Sein T-Shirt war noch etwas höher gerutscht, aber Sophie sah nicht hin.

„Ich muss Ihnen etwas gestehen.“

Obwohl sie ihn noch keine vierundzwanzig Stunden kannte, verriet ihr sein Blick, dass jetzt nichts Gutes kam. „Ein Geständnis?“

„Gestern früh habe ich bei meiner Ankunft hier das Fernrohr auf dem Balkon meines Zimmers entdeckt. Und da habe ich durchgesehen.“

„Und?“

„Sie sollten die Jalousien lieber ganz herunterlassen, bevor Sie nach dem Duschen nackt herumlaufen. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich bin im Lauf der Jahre oft genug heimlich von Paparazzi fotografiert worden.“

Was redete er da? Dann fiel es ihr wieder ein. Am Vortag war sie ein paar Minuten nackt im Schlafzimmer herumgelaufen, während sie ihre Sachen ausgepackt hatte. Hatte er sie so gesehen? Lucas Grant hatte sie durchs Fernrohr beobachtet?

Angewidert und gleichzeitig erregt wusste sie nicht, was sie sagen oder tun sollte. Er hatte sie nackt gesehen?

„Sehen Sie? Folglich sind wir jetzt quitt.“ Er lächelte selbstzufrieden.

„Sie Widerling.“ Erst als sie es ausgesprochen hatte, wurde ihr klar, dass er der Filmstar war und sie die bezahlte Küchenkraft. „Wissen Sie eigentlich, wie … verachtenswert es ist, jemanden heimlich zu beobachten?“

„Es war reiner Zufall. Ich habe es nicht absichtlich getan.“

Er lächelte immer noch, und Sophie hätte ihm am liebsten das Frühstück ins Gesicht geschleudert. Stattdessen wandte sie sich ab und kehrte in die Küche zurück.

Wie viel hatte er gesehen? Ihre Brüste, ihren Po? Alles?

„Ich schwöre, wer auch immer diesen Ernährungsplan aufgestellt hat, muss Anteile an einer Firma für Hüttenkäse besitzen.“

Wieder zuckte sie zusammen. Wie hatte er sich so schnell und lautlos anschleichen können? Noch dazu auf Krücken?

„Sehen Sie sich das doch an.“ Er stellte die Krücken weg. „Es ist ja nicht mal richtiger Käse. Es gibt köstliche Käsesorten, aber das hier schmeckt wie Joghurt jenseits des Haltbarkeitsdatums.“

Wieder hatte er das charmante Lächeln aufgesetzt.

Sophie stützte die Hände in die Seiten. „Sie können noch so nett sein, das ändert nichts an der Tatsache, dass Sie in meine Privatsphäre eingedrungen sind.“

„War ich nett? Das fällt mir manchmal gar nicht auf.“

„Natürlich nicht.“

Jetzt musste er lachen. „Wissen Sie, Sophie, ich glaube, trotz des ersten Eindrucks werden wir zwei gut miteinander auskommen.“ Er steckte sich ein Stück Ananas in den Mund.

Als er sich den Saft von den Fingern leckte, traute Sophie sich kaum hinzusehen. Ihre Brustspitzen hatten sich ohnehin schon aufgerichtet. „Wir werden uns kaum sehen.“ Gebannt beobachtete sie, wie er nach einer Erdbeere griff.

„Ach, kommen Sie. Das wäre aber sehr unhöflich. Schließlich sitzen wir hier zu zweit fest.“ Er biss die Spitze der Erdbeere ab. Seine Zähne blitzten weiß, bevor sie in dem roten Fruchtfleisch verschwanden.

Beim Zusehen verspürte sie ein wohliges Kribbeln zwischen den Schenkeln. Hastig verschränkte sie die Arme vor der Brust. Bestimmt sah man ganz deutlich ihre aufgerichteten Knospen unter dem T-Shirt. „Ich bin aber nicht zu Ihrer Unterhaltung hier.“ Was war nur los mit ihr? Dieser Mann hatte gerade offen zugegeben, dass er sie heimlich beobachtet hatte, und trotzdem erregte es sie, ihm beim Essen zuzusehen.

„Sie sind doch nicht verheiratet, oder?“

Verwundert blinzelte sie. „Nein.“ Als sie sein zufriedenes Nicken sah, ärgerte sie sich über ihre Antwort.

„Kein fester Freund? Verlobter?“

„Sie sind unglaublich.“

„Das nehme ich mal als Kompliment.“

„Sollten Sie aber nicht.“

„Autsch.“ Er lächelte immer noch und biss in ein Stück Melone.

„Wirkt diese ganze Show eigentlich bei anderen Frauen? Zähne zeigen, diese Blicke, halb nackt herumlaufen?“

Im Grunde wussten sie beide, dass Sophie auf verlorenem Posten kämpfte.

Sie hatte Lucas im Kino den Planeten retten sehen. Er hatte am Schluss die Schöne aus den Armen der Schurken befreit und die Bösen niedergemetzelt. Wie konnte Sophie sich da ernsthaft gegen seine Ausstrahlung wehren? Noch dazu war er sehr attraktiv. Ruhm und gutes Aussehen – das war einfach eine todsichere Kombination.

„Ehrlich gesagt, Sophie: keine Ahnung. Normalerweise muss ich mich nicht sonderlich anstrengen, wenn Sie mich verstehen.“ Er sah sie ernst an. „Das ist für mich eine neue Erfahrung.“

Wahrscheinlich muss er jedes Mal, wenn er das Haus verlässt, über die Körper williger Frauen klettern, dachte sie. Zugegeben, dieser Mann war von der Natur sehr gesegnet worden, aber durfte er deshalb alles bekommen, was er sich wünschte?

Ich jedenfalls werde mich ihm nicht an den Hals werfen, dachte sie. Auch wenn sie vierzehn Jahre lang mit demselben Mann zusammen gewesen war, so hatte Sophie trotzdem ihren Stolz. Lucas mochte in Hollywood der beste Lover mit dem größten Penis sein, aber er besaß auch das größte Ego. In Bezug auf Sophie würde er eine große Enttäuschung erleben, und zwar jetzt gleich. „Wirklich? Wie interessant. Aber bei mir wären Sie an der völlig falschen Adresse.“

„Unter welcher Adresse erreiche ich Sie denn?“

Fast hätte sie gelacht, aber sie beherrschte sich gerade noch. „Ich bin lesbisch“, verkündete sie. „Von Männern halte ich überhaupt nichts.“

Er lachte nur. „Sweetheart, Sie sind ganz bestimmt nicht lesbisch.“

„Ach nein?“ Sie zählte die Punkte an den Fingern ab: „Ich trage die Haare kurz, benutze kein Make-up, rasiere mir nicht die Achseln, und ich bin an Ihnen nicht interessiert.“

Als sie sein Stirnrunzeln sah, lächelte sie zufrieden. Da hatte sie ihm etwas zum Nachdenken gegeben.

„Und wieso haben Sie mich dann eben so angestarrt? Genau hierhin haben Sie gesehen, direkt auf meinen …“

„Es ist schon lange her, seit ich einen gesehen habe“, erwiderte sie schnell. „Ich wollte nur wissen, ob sie so abstoßend sind, wie ich sie in Erinnerung habe. Die Antwort lautet übrigens Ja.“

Er lächelte. „Nie im Leben sind Sie lesbisch“, erwiderte er nur.

„Mir ist es egal, ob Sie mir glauben oder nicht. Ich wünsche lediglich, dass Sie meine sexuelle Orientierung respektieren.“ Entschlossen reckte sie das Kinn und ging zur Tür. „Den Lunch gibt’s um eins. Und essen Sie Ihren Hüttenkäse auf.“

4. KAPITEL

Lesbisch? Das war doch lächerlich. Lucas war sicher, dass sie ihn verlangend gemustert hatte. Und als sie am Vortag ein Tanktop getragen hatte, war ihm keinerlei Behaarung unter den Armen aufgefallen. Aber es würde ihm Spaß machen, sie dazu zu bringen, einzugestehen, dass sie auf Männer stand.

Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, desto anziehender fand er sie. Wenn sie nicht über etwas lachen wollte, biss sie sich auf die Lippe. Wenn sie ihm zeigen wollte, wie wütend sie auf ihn war, stemmte sie die Hände in die Hüften, und bei jedem Schritt schwenkte sie ihren süßen Po hin und her. Und dann ihre Brüste …

Seufzend blickte er an sich hinunter auf seine Erektion. Sexuell unbefriedigt zu sein war ein Zustand, den er schon lange nicht mehr erlebt hatte. Aber gleichzeitig machte ihm das Flirten mit Sophie großen Spaß. Es war spannend, weil er nicht sicher war, ob er bei ihr Erfolg hatte. Zwei Erwachsene vier Wochen lang in völliger Abgeschiedenheit, da war das Ergebnis doch klar, oder?

Seine Erregung wuchs. „Ja, ja, ich hab’s verstanden, Kumpel. Je eher, desto besser.“

Das Klingeln seines Handys riss ihn aus den Gedanken. „Hi, Derek.“ Er legte sich aufs Bett.

„Yo, Lucas. Ich hätte früher angerufen, aber ich wollte erst alles geklärt haben.“

„Was geklärt haben?“

„Hast du mir nicht auf die Mailbox gebrüllt, ich solle dich da rausholen?“

Lucas hatte schon fast vergessen, wie sehr er sich am Tag zuvor gelangweilt hatte. „Richtig, ich bin ein bisschen ausgerastet.“

„Was hältst du von einer großen gecharterten Yacht? Die bringt dich rauf zu den Whitsunday-Inseln, und da kannst du angeln und die Tier- und Pflanzenwelt erkunden.“ Dereks Stimme nahm einen vielsagenden Unterton an. „Es gibt genug Kabinen an Bord, du musst also nur einen Ton sagen, und ich sorge für unterhaltsame Reisebegleitung.“

„Danke, aber ich werde hierbleiben.“ Glaubte er wirklich, sich vier Wochen mit dem Versuch, Sophie ins Bett zu bekommen, beschäftigen zu können?

„Bist du sicher?“

„Alles wieder bestens.“

„Okay. Wenn du willst, komme ich mit ein bisschen Gesellschaft zu dir rauf.“

Derek mit Sophie bekannt machen? Bei der Vorstellung fühlte Lucas sich sehr unwohl. „Nein, nein, mir gefällt die Ruhe jetzt ganz gut. Wir sehen uns in vier Wochen wieder.“

Nach dem Gespräch blickte Lucas eine Weile zur Decke. Die friedvolle Stille begann ihm tatsächlich zu gefallen. Wer hätte das gedacht?

Er zog sich aus und humpelte unter die Dusche. Er rasierte sich nicht, um durch den Bartschatten besser ins Klischee des Bad Boys zu passen. Aus Erfahrung wusste er, dass das bei allen Frauen zog.

Nachdenklich blickte er auf seine Kleidung, die er immer noch nicht aus dem Koffer geräumt hatte. Dann hatte er eine Idee. Natürlich! Der Pool. Er griff nach seinen Badeshorts.

Fünf Minuten später humpelte Lucas auf seinen Krücken zum Cottage hinunter. Die Morgensonne schien ihm auf die nackte Brust, als er an Sophies Tür klopfte. Es würde ein typischer australischer Sommertag werden.

Sie ließ ihn lange warten, und als sie die Tür öffnete, fiel Lucas auf, dass sie sofort seine nackte Brust musterte.

„Ich dachte, wir könnten schwimmen gehen.“

„Das dachten Sie, ja?“ Es fiel ihr schwer, ihm nur ins Gesicht zu sehen. Als er sich jetzt dicht zu ihr vorbeugte, nahm sie den Duft seines Aftershaves wahr.

„Genau. Das Wasser ist bestimmt schon ein bisschen aufgewärmt, und wir zwei haben doch nichts Besseres zu tun.“ Sie wollte schon widersprechen, doch er legte ihr einen Finger auf die Lippen, die sich sehr weich anfühlten. „Ich weiß schon: Sie stehen nicht auf Kerle, aber das bedeutet doch nicht, dass wir nichts gemeinsam unternehmen. Wenn vier Wochen kein Mensch mit mir spricht, drehe ich durch.“

Sie zögerte einen Moment, dann nickte sie. „Also schön, wir treffen uns am Pool.“

„Ich warte so lange.“ Er lehnte sich an den Türrahmen.

Sie öffnete den Mund, machte ihn aber wieder zu und verschwand im Haus.

Lucas sah sich um. Polierte Holzböden. Die Tür zur Küche stand offen, und dahinter konnte er das Wohnzimmer erkennen. Bestimmt führte von dort eine Tür in Sophies Schlafzimmer. Es war alles nicht so luxuriös wie im Haupthaus, aber freundlich und hell eingerichtet. Als er hörte, wie eine Tür geöffnet wurde, zog er sich schnell wieder zurück.

Mit T-Shirt und Shorts bekleidet und einem Handtuch in der Hand, kehrte Sophie zurück. Nur am hellblauen Träger, der um ihren Nacken führte, war überhaupt zu erkennen, dass sie vorhatte zu baden.

Bestimmt trug sie einen Einteiler und keinen Bikini. Das störte Lucas nicht sonderlich, denn auch ein Einteiler konnte nicht viel verbergen.

„Das Wasser ist warm“, sagte er aufmunternd, als sie vor ihm her zum Pool ging.

Aber dann brachte er kein Wort mehr heraus, denn Sophie trat an den nächsten Liegestuhl und zog sich das T-Shirt aus. Ihre Brüste wurden von den kleinen hellblauen Stoffstücken nur knapp bedeckt.

Sie trug doch einen Bikini! Wie gebannt sah Lucas sie an, als sie beide Daumen in den Bund ihrer Shorts schob und die Hose nach unten streifte. Der Bikinislip darunter war fast wie eine Männerbadehose geschnitten. Als sie sich umdrehte und zum Pool ging, starrte Lucas ihr begehrlich auf den festen runden Po.

Schwimmen gehen! War das wirklich seine Idee gewesen? Jetzt musste er Sophie nur noch dazu bringen, sich ihm willig zu fügen. „Wer als Letzter im Wasser ist, hat verloren“, rief er, warf die Krücken zur Seite und sprang ins Wasser.

Sophie stand zögernd am Rand des Pools. Als Lucas wieder vor ihr auftauchte, klebte das dunkle Haar glänzend an seinem Kopf, und seine Haut schimmerte feucht.

Wie kam es nur, dass er im Wasser noch besser aussah als an Land? Das war doch unfair.

Aber das alles spielte ohnehin keine Rolle, denn sie war schließlich eine überzeugte Lesbierin.

„Muss ich erst rauskommen und Sie reinschubsen?“ Mit der flachen Hand spritzte er einen Schwall Wasser in ihre Richtung.

„Was ist denn mit Ihrer Verletzung? Müssen Sie die Bandagen nicht ständig tragen?“

Er gab einen verächtlichen Laut von sich. „Das geht schon. Jetzt sehen Sie zu, dass Sie Ihren Hintern ins Wasser bekommen.“

Dass er ihren Po erwähnte, den er ja schon nackt gesehen hatte, machte sie verlegen, weil sie wusste, dass er zusammen mit Cameron Diaz gedreht hatte und auch mit Halle Berry und Jessica Alba. Angeblich hatte er Affären mit Supermodels gehabt, und mit diesen Frauen konnte Sophie sich nicht vergleichen. Macht nichts, sagte sie sich, ich bin ja lesbisch.

Wenn Brandon nicht von einem Tag auf den anderen Schluss gemacht und behauptet hätte, das Leben fände dort draußen ohne sie beide statt, dann wäre Sophie nie in diese Situation geraten.

Autor

Jill Monroe
Jill Monroes Großeltern glaubten fest daran, dass ihre Enkel erfahren sollten, wie befriedigend harte Arbeit ist. Im Klartext hieß das, Kartoffeln ernten bei einer Temperatur von 38 Grad. Ihre Großmutter hielt es für ihre persönliche Pflicht, die aussterbende Kunst des Einmachens, Nähens und der Haushaltführen an ihre einzige Enkelin weiterzugeben....
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<p>Sarah Mayberry wurde in Melbourne in Australien als mittleres von drei Kindern geboren. Sie hat die Leidenschaft für Liebesromane von Ihren beiden Großmüttern geerbt und wollte Schriftstellerin werden, solange sie denken kann. Dieses Ziel verfolgte sie ehrgeizig, indem sie zunächst eine Bachelor in professionellem Schreiben und Literatur machte. Trotzdem hat...
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