Tiffany Sexy Band 60

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

FIT FÜR DIE LIEBE von RAWLINS, DEBBI
Dana bringt Männer zum Schwitzen: Sie joggt mit ihnen, macht Sit-ups und Liegestütze. Aber danach heißt es: Finger weg! Bis Traummann Chase sie als Fitnesstrainerein einstellt. Bei ihm wird Dana schwach - und ahnt nicht, wie gefährlich ein Flirt mit ihm sein kann …

WÜNSCH DIR WAS! von DALTON, CAMI
Ist er ein Einbrecher? Energisch will Cassie den atemberaubend gut aussehenden Eindringling zur Rede stellen - da knistert es plötzlich zwischen ihnen! Hemmungsloses Verlangen überfällt sie beide, und ohne seinen Namen zu kennen, gibt Cassie sich dem Fremden hin …

HEISS WIE DIE SONNE IN TEXAS von SCHULER, CANDACE
Was für ein toller Mann, denkt die Rancherin Jo Beth. Vergessen ist ihr Schwur, um attraktive Männer einen großen Bogen zu machen. Dafür hat der Rodeoreiter Clay einfach zu viel Sex-Appeal! Aber mehr als eine heiße Sommeraffäre kommt nicht in Frage - oder doch?


  • Erscheinungstag 30.05.2009
  • Bandnummer 0060
  • ISBN / Artikelnummer 9783862952274
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

CAMI DALTON

Wünsch dir was!

„Schreib deinen geheimsten Wunsch auf, und leg den Zettel in dieses Kästchen!“ Als Cassie den Brief ihrer Großmutter liest, glaubt sie kein Wort. Aber was hat sie schon zu verlieren? Sie riskiert es: Einen sexy Traummann, der verrückt nach ihr ist, hätte sie gern! Sekunden später kracht es: Ein aufregend attraktiver Fremder bricht gerade in ihr Haus ein …

CANDACE SCHULER

Heiß wie die Sonne in Texas

Nie wieder verlieben, schwört sich Jo Beth und bleibt diesem Vorsatz treu – bis der charmante Naturbursche Clay bei ihr in Texas aufkreuzt. Eine Affäre mit ihm kann sie sich gut vorstellen! Doch als sie Clay zum ersten Mal das Flanellhemd von den breiten Schultern zieht und seine sanften Hände spürt, erkennt sie: Sie will mehr als Sex. Sie will sein Herz …

DEBBI RAWLINS

Fit für die Liebe

Ein Dieb treibt in dem Luxushotel St. Martine sein Unwesen! Privatdetektiv Chase Culver ermittelt undercover. Seine Hauptverdächtige ist die sportliche und hinreißend schöne Fitnesstrainerin Dana. Doch je länger Chase versucht, sie zwischen Sit-ups, Liegestützen und Jogging-Runden zu überführen, desto rettungsloser verfällt er ihr …

PROLOG

Russland, 1920

Rajko Sanderzej, König der Roma, betrachtete seine gefesselten Hände und fluchte leise vor sich hin. Schweißtropfen perlten ihm von der Stirn. Er war völlig nackt. Nackt und erregt. Das hatte man davon, wenn man einer Frau die Freiheit zugestand, sich ihre geheimsten erotischen Wünsche zu erfüllen.

„So gefällst du mir“, sagte Sassia mit verruchter Stimme. Rajko zitterte vor angespannter Erwartung.

Er lächelte gezwungen, erwiderte jedoch nichts – aus Angst, sich zu verraten. Sie sollte nicht wissen, dass dieses schockierende Spiel, das sie sich ausgedacht hatte, ihn schier wahnsinnig machte.

Aufreizend ließ sie eine Hand über seine Hüfte gleiten, während sie langsam um ihn herumging. Rajko verlagerte das Gewicht und schluckte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Während er um den letzten Rest seiner Selbstkontrolle rang, konnte er nichts anderes tun, als im Schein des Feuers Sassias außergewöhnliche Schönheit zu bewundern.

Ihr dunkel gelocktes Haar reichte ihr fast bis zum Po. Sie war genauso nackt wie er, wenn man von dem schwarzen Seidenschal absah, den sie sich um die Hüften geschlungen hatte – der aber rein gar nichts verbarg, sondern sowohl ihre perfekten Rundungen zur Geltung brachte als auch das Dreieck aus dunklen Löckchen zwischen ihren Schenkeln. Der winzige goldene Schlüssel, den sie an einer Kette um den Hals trug, funkelte. Rajkos Herz schlug schneller beim Gedanken daran, welche Macht sie besaß und was dieser Schlüssel symbolisierte. Sie war nur einen Schritt von ihm entfernt, aber diese Entfernung kam ihm unerträglich groß vor.

„Du bist so schön, meine Krasili“, sagte er atemlos. Und dann zerrte er doch an seinen Fesseln. Überwältigend war die Sehnsucht, sie in die Arme zu nehmen. Wie nahe war sie dem Tod gewesen. Fast zwei Jahre war es jetzt her, seit er sie im Wald gefunden hatte, fast verblutet und halb tot.

Sie war kaum noch bei Bewusstsein gewesen, ihr Kleid durchnässt vom Blut ihrer zahlreichen Wunden. Erkannt hatte er sie sofort. Blutjung, noch nicht ganz Frau, eine Angehörige des Hochadels. Und wer immer über sie hergefallen war, würde zurückkehren, um die Untat zu Ende zu bringen, das stand außer Zweifel. Wenn auch nur, um ihr die Juwelen zu entreißen, die sie als Einziges hatte retten können. Rajko hatte das Funkeln im halb zerrissenen Saum ihres Kleides bemerkt. Er hatte beruhigend auf sie eingeredet, sie auf die Arme genommen und sie zu seinen Leuten nach Hause gebracht.

In der Hoffnung, ihr Herz zu gewinnen und sie von ihrer Angst und ihrem Schmerz zu erlösen, hatte er ihr ein Kästchen geschnitzt und es mit einem seltenen, ganz besonders starken Zauber belegt. Kästchen dieser Art, nicht größer als eine Zigarrenschachtel und verschließbar, waren in letzter Zeit bei den Damen der Gesellschaft sehr beliebt. Sie bewahrten darin Liebesbriefe auf oder auch ein Tagebuch, Zeugnisse ihrer heimlichen Leidenschaften. Der Schlüssel dazu, der wie ein Amulett an Hals oder Handgelenk getragen wurde, war für jeden männlichen Bewunderer ein verführerisches Symbol.

Rajkos Zauber sollte bewirken, dass die junge Frau ihre erotischen Wünsche nur aufzuschreiben und in diesem Kästchen zu verwahren brauchte, damit sie in Erfüllung gingen. Natürlich nur mit dem Mann ihrer Träume … also mit niemand anderem als ihm selbst, Rajko.

Bei dem Gedanken, wie perfekt sein Geschenk funktioniert hatte, musste er schmunzeln. Eine richtige Wildkatze war aus seiner Sassia geworden. Fast schon zu wild.

„Nächstes Mal solltest du es einmal auf die gute, altmodische Art versuchen. In einem Bett. Ich oben, du unten. Keine Extravaganzen. Wer weiß, vielleicht würde es dir gefallen.“

Jetzt war sie es, die schmunzelte. Grazil ging sie vor ihm auf die Knie und schmiegte ihre Wange an seinen Schenkel. Heiß strich ihr Atem über seine aufragende Erregung.

„Oh, ich glaube nicht, mein schöner Rom Baro“, sagte sie und liebkoste ihn mit der Zunge. Ein verzweifeltes Stöhnen entfuhr ihm. Ihre Hände glitten über seinen Po. Sie drückte ihn an sich, öffnete die Lippen und nahm ihn tief in sich auf, so tief sie konnte.

Rajko schloss die Augen und legte den Kopf zurück. Sein Herz pochte wild. „Warum nicht?“, fragte er heiser.

Ihre kleine Faust schob sich verlangend zwischen seine Schenkel, während sie antwortete. „Weil unsere Leidenschaft füreinander viel zu stark ist.“

Rajko wusste, dass sie recht hatte, und er konnte nur hoffen, dass der nächste Mann, der unter dem Bann dieser Schatulle stehen würde, ihren wahren Wert erkennen und verstehen würde, welche Erkenntnis sich wirklich darin verbarg: Denn die Fähigkeit, einer Frau Erfüllung zu schenken, war der einzige Schatz, der einen Mann wirklich reich machte …

1. KAPITEL

St. Petersburg, Russland, Gegenwart

Minerva Parker hatte sich im Laufe ihrer achtzig Jahre so manches zuschulden kommen lassen, doch das Stehlen einer Antiquität – noch dazu eines ziemlich mittelmäßigen, eigentlich wertlosen Stücks – gehörte nicht dazu. Bis heute. Aber was hatte sie für einen Spaß dabei gehabt!

Seit fünfzig Jahren schon betätigte sich Minerva als Schatzsucherin. Sie war schon eine echte Abenteurerin gewesen, lange bevor Lara Croft überhaupt erfunden worden war.

Max Stone, den sie gerade so frech bestohlen hatte, saß wohl noch immer am Tresen des Zar-Clubs, einem fragwürdigen Etablissement im Stadtzentrum, und hatte nicht die geringste Ahnung, was passiert war.

Wirklich, es war viel zu einfach gewesen. Es genügte völlig, eine Lesebrille aufzusetzen und die Schultern ein wenig sacken zu lassen, und schon wurde man entweder völlig ignoriert oder mit mitleidigen Blicken bedacht. Von Max jedoch hätte sie etwas anderes erwartet. Sie verkehrten zwar nicht gerade in denselben Kreisen, aber die Welt war klein, und das galt ganz besonders für die Gemeinde der Antiquitätenliebhaber. Max kannte sie, seit er als Teenager seinen Vater – einen Archäologieprofessor – von Ausgrabung zu Ausgrabung begleitet hatte. Der junge Mann hätte es wirklich besser wissen müssen.

Mit Minerva Parker musste man rechnen – auch jetzt noch. Wer sich das nicht klarmachte, handelte auf eigene Gefahr. Natürlich war er im entscheidenden Moment abgelenkt gewesen, weil ihm gerade einer dieser kleinen russischen Hehler eine angebliche Rarität hatte andrehen wollen. So etwas passierte um diese Jahreszeit ständig.

Jeden Sommer veranstaltete die IAL, ein internationaler Verband von Antiquitätenliebhabern, hier in St. Petersburg eine Konferenz, die eine Woche lang nicht nur die führenden Experten verschiedener Universitäten und Museen aus aller Welt anzog.

Auch Studenten, Privatsammler, Schatzsucher – manche bezeichneten sich lieber als Antiquitätenliebhaber –, Schwarzhändler und Hobbyabenteurer überschwemmten dann die Stadt. Wer sich auskannte, konnte in einer Bar wie dem Zar-Club, wo sich der eher zweifelhafte Teil der Antiquitätenliebhaber traf, mindestens genauso viel erfahren wie in einem Hörsaal.

Genau deshalb war Minerva ja auch auf ein Glas Wodka dorthin gegangen – vielleicht waren es auch zwei, eiskalt und ohne Eis. Sie mochte achtzig sein, aber sie war noch lange nicht abgemeldet. Wer sie veräppeln wollte, musste früher aufstehen. Heute Abend jedoch hatte sie sich instinktiv zurückgehalten und vor allem zugehört und beobachtet. Für sie war es ein Kinderspiel, die harmlose alte Lady zu spielen, und es hatte wie immer bestens funktioniert.

Minerva betrat ihre Suite. Was Max wohl für ein Gesicht machen würde, wenn er den Diebstahl bemerkte? Sie lächelte in sich hinein.

Der Gedanke an Max’ männlich schönes Gesicht hätte wohl jeder Frau ein Lächeln entlockt. Er war aber auch zu attraktiv mit seinen einsachtundachtzig, seinem durchtrainierten Körper, den grün-blauen Augen und dichtem goldbraunem, eine Spur zu langem Haar.

Aber Max Stone sah nicht einfach nur gut aus. Er war außerdem auch unberechenbar und brandgefährlich. Was für ein Mann! Eine faszinierende Mischung aus Han Solo und Rhett Butler.

Minerva hatte einmal einen Geliebten gehabt, der ihm zum Verwechseln ähnelte. Fast hätte sie laut geseufzt bei der Erinnerung daran. Jede Frau verdiente wenigstens einmal in ihrem Leben eine aufregende, leidenschaftliche Affäre mit einem Kerl wie Max Stone. Mit einem solchen Mann war jeder Augenblick ein Abenteuer, und solche Männer hatten im Allgemeinen auch im Bett eine Menge zu bieten.

Ganz im Gegensatz zu diesen Dummköpfen ohne Rückgrat, bei denen ihre schöne junge Nichte Cassie immer wieder landete.

Obwohl die junge Frau, die Minerva wie eine Enkelin liebte, sich wirklich bemühte, dem Parker’schen Ruf gerecht zu werden, verlief keine ihrer Affären jemals wirklich nach ihren Wünschen. Das war wohl der Grund, weshalb das dumme Ding jetzt Minervas Antiquitätengeschäft in Palm Shores in Florida führte, anstatt ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Cassie war der Ansicht, sie brauche einfach eine Auszeit, um sich zu überlegen, was sie mit ihrem Leben wirklich anfangen wollte, oder so. Minerva jedoch war überzeugt, dass sie sich einfach nur vor dem Leben versteckte.

Tja, wenn alles so lief, wie sie es sich ausgedacht hatte, dann hatte Minerva gerade eine Kette von Ereignissen ausgelöst, die ihre schöne Großnichte mit einem gewaltigen Feuerwerk zurück ins Leben katapultieren würde. Minervas Lächeln wurde immer breiter. Hochzufrieden nahm sie das Objekt ihrer kriminellen Aktivitäten aus der Handtasche.

Dann betrachtete sie nachdenklich das geschnitzte Holzkästchen, das sie Max gestohlen hatte. Sie öffnete den Deckel, nahm das Tagebuch heraus, das darin lag, blätterte darin und lächelte wohlwollend, bevor sie es wieder in das Kästchen zurücklegte.

Minerva hatte beobachtet, wie Max Stone diese Schatulle einem Hehler für weniger als fünfzig Dollar abgekauft hatte. Andere waren achtlos weitergegangen, offenbar in dem Glauben, dass es sich um wertlosen Plunder handelte. Es war knallig bunt bemalt und nicht sehr gut erhalten, doch das änderte nichts an seinem Wert, jedenfalls nicht für die, die seine wahre Bedeutung kannten.

Allerdings gab es nur wenige, die mit den Legenden vertraut waren, die sich um Rajko Sanderzej rankten, den letzten großen König der Roma. Und noch weniger wussten von der Schatulle, die Rajko einst seiner Geliebten geschenkt hatte.

Einer Legende zufolge enthielt dieses Kästchen den Hinweis zu einem ganz besonderen Schatz, einem Schatz, für den sogar Zaren und Könige bereit gewesen seien zu sterben. Eine andere Legende besagte, dass Rajkos Schatulle für eine Frau der Schlüssel zu ganz besonderen sexuellen Freuden war. Wer diese Schatulle richtig einsetzte, würde eine Ekstase erleben, von der die meisten Frauen nicht einmal zu träumen wagten.

Historiker betrachteten das alles natürlich als blanken Unsinn, und selbst unter den Nachkommen der Sinti und Roma galten die Geschichten von Rajkos Schatulle nur noch als Legende. Und doch, wenn man nur daran dachte, welche Chancen sich einer Frau eröffnen würden mit einem Mann wie Max Stone … und dieser Schatulle.

Nein, diese Chance war einfach zu gut, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen. Minerva hatte nicht den Hauch eines Zweifels, dass Max sich auf die Suche nach der gestohlenen Schatulle machen würde.

Er brauchte sie, um an Rajkos Schatz zu gelangen. Cassie brauchte sie, auch wenn ihr das nicht bewusst war, um endlich die Art von Ekstase zu erleben, die eine Frau dazu brachte, ihre Hemmungen abzuwerfen und wirklich sie selbst zu sein.

Minerva schaute auf ihre Armbanduhr. Sie ging davon aus, dass ihr wohl vierundzwanzig Stunden bleiben würden, bis Max zwei und zwei zusammengezählt hatte. Gerade genug, um das Kästchen per Eilkurier nach Palm Shores zu schicken. Und gerade genug, um Max auf die richtige Spur zu locken und Cassie einen kleinen Vorsprung zu geben, damit sie Gebrauch von dieser Schatulle machen konnte – so wie Rajko es sich damals für die Dame seines Herzens ausgedacht hatte.

Ab dann lag es an Max, zu entscheiden, wie sehr er an dem Schatz des Zaren interessiert war. Und an Cassie, zu entscheiden, wie sehr sie sich nach wirklicher Erfüllung sehnte. Oder, wie man es heutzutage wohl ausdrückte, nach ultimativer Ekstase …

2. KAPITEL

Palm Shores, Florida, drei Tage später

Cassie Parker fiel keine einzige erotische Fantasie ein, die nicht irgendwie gekünstelt oder abgedroschen klang. Oder deren Verwirklichung nicht eine sofortige Nulldiät erforderte. Es war wirklich frustrierend, denn wenn stimmte, was in dem Brief stand, den Tante Minerva ihrem Geschenk beigefügt hatte, dann besaß Cassie seit gestern den Schlüssel zur Erfüllung ihrer geheimsten erotischen Sehnsüchte.

Zu dumm, dass sie seit dem hässlichen Ende ihrer Beziehung zu Ron Figurprobleme hatte.

Gut zehn Pfund zusätzlich, das machte sich schon bemerkbar – vor allem, wenn man gerade knapp einssechzig groß war und ohnehin, sagen wir, üppige Kurven hatte. Das war gar nicht gut für das Ego einer modernen jungen Frau. Aber wenn dieses Zauberkästchen wirklich so wirkte wie behauptet, dann würden ihre geheimen Träume so oder so wahr werden, auch ohne Idealfigur. Also schrieb sie besser einfach drauflos.

Cassie lächelte über sich selbst, nippte an ihrem Weinglas und lehnte sich zurück in die Kissen, die sie am Kopfende des Bettes gestapelt hatte. Auf ihrem Schoß lag ein nagelneues Tagebuch.

Cassie wusste, ihre Tante würde bestimmt nachfragen, ob sie das Kästchen ausprobiert hatte. Also hatte sie sich gesagt, es könne ja nicht schaden, sich ein paar erotische Fantasien auszudenken.

Aber dann …

Verlegen blickte Cassie auf die unbeschriebene erste Seite. Plötzlich kam sie sich einfach nur idiotisch vor. Was sie sich kurz zuvor noch als netten Zeitvertreib vorgestellt hatte, erschien ihr jetzt wie eine ziemlich blöde Verzweiflungstat.

Seufzend ließ sie Tagebuch und Stift neben sich aufs Laken rutschen und nahm das Originaltagebuch zur Hand, das in dem Kästchen gelegen hatte. Meistens hatte die Verfasserin ihre Einträge mit dem Namen Sassia unterschrieben, zum Ende hin aber immer häufiger mit Krasili. Vielleicht ein Kosename, aber wer konnte das wissen?

Wie auch immer, diese Sassia besaß unerhört viel Fantasie und noch mehr Mut. Sie mochte anfangs zu schüchtern gewesen sein, um diese Dinge gegenüber ihrem Roma-König anzusprechen, doch nachdem sie einmal Blut geleckt hatte, war sie offenbar zu einer anderen Frau geworden. Ein Wunder, dass die Seiten kein Feuer gefangen hatten.

Cassie hatte Sassias Tagebuch von Anfang bis Ende durchgelesen. Die Verwandlung dieser Frau von einer scheuen Geliebten in ein wildes, hemmungsloses Sexkätzchen war – nun ja – ungemein inspirierend.

Aber diese Art von Inspiration war es gar nicht, die Cassie brauchte. Vor ihrer Zeit mit Ron hatte sie zu den Frauen gehört, die gerne Sex hatten. Um ehrlich zu sein, mehr als gerne.

Was sie brauchte, war vielmehr eine Anleitung, wie sie sich außerhalb ihres Bettes weiterentwickeln konnte. Ganz gleich, was sie versucht hatte, um dem Vorbild ihrer abenteuerlustigen Großtante gerecht zu werden – von der Teilnahme an archäologischen Ausgrabungen bis hin zu tollkühnen Versuchen in diversen Extremsportarten – es hatte irgendwie nie richtig funktioniert, und Cassie hatte sich am Ende immer wie eine Versagerin gefühlt.

Oh, und genau betrachtet war seit Ron auch im Bett nicht mehr viel mit ihr los. Ihr Exverlobter hatte es geschafft, ihr Selbstvertrauen dermaßen zu unterminieren, dass sie sich kaum noch in den Spiegel zu schauen traute – geschweige denn, die Initiative zu ergreifen und auf einen Mann zuzugehen, als wäre sie Angelina Jolie.

Entschlossen kniff sie die Augen zusammen. Ihr Ex war Vergangenheit. Sie würde sich doch nach so langer Zeit nicht von ihm entmutigen lassen! Ein tiefer Atemzug, dann griff sie beherzt nach Stift und Tagebuch und schlug die erste Seite auf. Ihr Ego mochte angeschlagen sein, aber ihren Stolz hatte sie nicht verloren. Schließlich war sie eine Parker. Und die Parker-Frauen kosteten das Leben in vollen Zügen aus und ließen sich von niemandem einschüchtern. So weit kam es noch!

Wenn sie eine erotische Fantasie aufschreiben sollte, bitte sehr, dann würde sie das tun, und zwar die heißeste, wildeste Fantasie, die jemals zu Papier gebracht worden war.

Cassie begann zu schreiben. Was sie vor allem wollte, war Macht. Sie wollte einen Mann, der sie so begehrte, wie er nie zuvor eine Frau begehrt hatte. Das Verlangen sollte ihn so sehr beherrschen, dass er bei ihrem Anblick nur noch an eines denken konnte: sie zu besitzen. Ein einziger Blick sollte genügen, um seinen Penis hart wie Stein werden zu lassen.

Cassie schrieb und schrieb und konzentrierte sich dabei zunächst auf das Thema ihrer absoluten Unwiderstehlichkeit. Aber das war noch lange nicht alles, was sie sich erträumte. Sie wollte auch etwas erleben. Abenteuer, Risiko, Spannung – darum ging’s.

Mit einem Wort: genau das, wovon Minerva und Cassies Mutter immer geschwärmt hatten. Dabei hatte Cassie das immer als kindisch abgetan. Aber wer hätte ihr das auch verübeln wollen nach den Erfahrungen, die sie gemacht hatte? Doch insgeheim hatte sie selbst es sich übel genommen. Das sollte sich ändern.

Sie würde zu sich selbst stehen und an sich glauben, ganz gleich, was auf sie zukommen mochte. Wozu die vorauseilenden Bedenken, weil ihre Gefühle verletzt werden könnten oder sie sich blamieren könnte? Sie würde tough sein. Sie würde bekommen, was sie wollte. Andere würden neben ihr wie hilflose Schwächlinge wirken und das würde den Mann ihrer Träume so erregen, dass er sie nehmen und bis zur Besinnungslosigkeit lieben würde, wann immer sich die Gelegenheit bot. Selbst im Kugelhagel würde er sie noch begehren. Sie würde das ultimative Sexobjekt sein, aber gleichzeitig stark und unabhängig.

Cassie schmunzelte und setzte mit dramatischer Geste einen Punkt hinter den letzten Satz. Nach einem Moment des Nachdenkens runzelte sie die Stirn. Ob sie auch einen Wunsch in Bezug auf das Aussehen ihres Helden äußern sollte? Die geheimnisvolle Sassia war ja bereits über beide Ohren in ihren Rajko verliebt gewesen, als sie das Zauberkästchen für ihre Zwecke nutzte. Zu dumm, dass es keine genaue Gebrauchsanweisung gab.

Wie auch immer. Es war ihr Kästchen und ihre Fantasie.

Sie konnte tun, was sie wollte. Also schön, wie sollte er aussehen …? Nachdenklich tippte sie mit dem Stift gegen ihre Unterlippe. Eines war klar. Er musste gut ausgestattet sein, was seine Männlichkeit betraf. Er musste ganz einfach groß sein in jeder Hinsicht, oh ja. Rasch schrieb sie es auf.

Kurz darauf fügte sie ein weiteres Wunschmerkmal hinzu: „schön wie ein griechischer Gott“. So, damit dürfte eigentlich nichts schiefgehen. Nach kurzem Zögern fügte sie noch „und mit einem sexy Tattoo“ dazu.

Cassie strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als sie das Tagebuch in das Kästchen legte und den Deckel verschloss. Sorgfältig drehte sie den winzigen Schlüssel herum, ließ ihn jedoch zunächst stecken. Aus Sassias Tagebuch ging hervor, dass ihre Vorgängerin ihn stets bei sich getragen hatte. Cassie aber besaß weder eine Kette noch ein Armband. Blieb nur das Brustpiercing, zu dem sie sich selbst kurz vor dem Ende ihrer Beziehung mit Ron in der Hoffnung, selbige etwas aufzupeppen, überredet hatte.

Aber ob sie den Schlüssel nun am Körper trug oder nicht, spielte doch sicherlich keine Rolle, solange sich das Tagebuch nur in dem Kästchen befand, oder? Andererseits, vielleicht doch. Wer konnte das wissen? Cassie schmunzelte. Was für eine schwierige Entscheidung …

Nicht dass sie tatsächlich an diesen Liebeszauber glaubte, aber falls doch etwas daran war, wäre es doch schade, die Chance zu verpassen, sich mit einem wirklich tollen Mann im Bett zu vergnügen, nur weil sie eine winzige Kleinigkeit falsch gemacht hatte.

Ach, was soll’s, dachte sie. Das Ganze war ja eigentlich nur ein Spaß, aber warum sollte sie die Komödie nicht bis zum Ende spielen? Sie zog den winzigen Schlüssel aus dem Schloss, ging zur Kommode an der gegenüberliegenden Wand und wühlte in der Schublade mit den Accessoires, bis sie zwischen den Ohrringen den feinen Goldring fand. Dann schob sie ihr Top hoch. Kurz darauf baumelte der Schlüssel an ihrer Brustspitze. Sie betrachtete sich im Spiegel.

Wenn das nicht sexy war. Sie schnippte mit der Fingerspitze gegen den Schlüssel, und prompt überlief sie ein köstlicher Schauer. Das Gewicht des Schlüssels war kaum zu spüren, und doch erzeugte es ein Gefühl, das sich nicht ignorieren ließ. Sie zog das Top herunter und strich es glatt. Fast nichts war zu sehen. Fast. Cassie kam sich regelrecht verrucht vor.

Mit leisem Lachen über sich selbst ging sie zurück zum Bett und nahm die Schatulle noch einmal in die Hand. Sie war aus Holz gearbeitet und mit kunstvollen Schnitzereien versehen. Die Außenseiten waren goldverziert und kunterbunt bemalt. Nicht unbedingt sehr geschmackvoll, aber ihr gefiel es. Irgendwie gab dieses Kästchen ihrem Schlafzimmer eine gewisse Note, fand sie.

Wieder musste sie lächeln. Mit langen Schritten ging sie ums Bett herum und stellte die Schatulle auf ihrem Nachttisch ab. Ihre Stimmung hatte sich gewandelt. Ihre geheimsten erotischen Wünsche aufzuschreiben, hatte offenbar eine therapeutische Wirkung gehabt.

Ja, ja, natürlich würde nichts davon in Erfüllung gehen, auch wenn sie diesen Schlüssel wie ein erotisches Accessoire an der Brust trug. Nichtsdestotrotz fühlte sie sich jetzt irgendwie stärker. Freier.

Cassie konnte gar nicht aufhören, vor sich hin zu lächeln. Sie beschloss, sich heute ganz besonders zu verwöhnen, und ging ins Badezimmer. Einige Minuten später befielen sie jedoch erneut Zweifel. Sie hatte begonnen, ihren Körper zu enthaaren, an Stellen, an denen sich eine Frau nur enthaarte, wenn sie damit rechnete, dass der Abend ganz besonders glücklich verlaufen würde. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie etwa unbewusst doch an diesen Liebeszauber glaubte.

Aber nein, sie hatte einfach wieder begonnen, positiv zu denken. Sie sollte also stolz auf sich sein, weil sie sich verhielt, als könne sie tatsächlich ein Mann nackt sehen, noch bevor das Jahr zu Ende war. Auch dass sie ihre Zehennägel perfekt manikürt hatte und besonders großzügigen Gebrauch von dem wundervoll duftenden Schaumbad gemacht hatte, war ein gutes Zeichen. Das jedenfalls sagte sie sich, als sie mit einem Seufzer ins herrlich heiße Badewasser sank. Ihre Füße mit den frisch lackierten Nägeln schauten am Fußende heraus, und der kleine Schlüssel glänzte an der Wasseroberfläche auf ihrer Brustspitze.

Irgendwie schien sie heute Abend an nichts anderes als an Sex denken zu können. Cassie gab sich dieser Stimmung hin und malte sich die wundervollsten Szenen aus, in denen sie sich, frisch gebadet und enthaart, von einem unverschämt gut aussehenden Mann nach allen Regeln der Kunst verwöhnen ließ.

Da hörte sie es. Es war auch gar nicht zu überhören: das Geräusch von zersplitterndem Glas.

Entnervt stöhnte sie auf. Offenbar hatte Minervas Kater im Erdgeschoss etwas angestellt, vielleicht eine antike Vase zerbrochen. Cassie hatte überhaupt keine Lust, sich jetzt mit der Zerstörungswut dieses Tiers auseinanderzusetzen – nicht jetzt, wo sie sich so glücklich und entspannt fühlte.

Da hörte sie ein weiteres Geräusch, es klang wie ein Aufprall. Aber der Kater wog doch kaum fünfzehn Kilo. Der führte sich ja wie ein Berserker auf!

Wutentbrannt sprang Cassie aus der Wanne, griff nach dem nächstbesten Handtuch und machte sich auf die Suche nach dem Übeltäter.

Max Stone war noch nie einem Schloss begegnet, das er nicht mit einem spitzen Gegenstand hätte öffnen können, aber dieses Ding hier war einfach festgerostet. Was sollte er tun? Er blickte sich kurz auf dem nur vom Mondlicht erhellten Hinterhof um. Dann zog er sein Hemd aus, wickelte es sich um die Faust, holte aus und durchstieß die Glasscheibe. Immerhin war das nicht ganz so laut, als wenn er einen Stein benutzt hätte.

Gekonnt schob Max den Arm durch die Öffnung und schob den Riegel zurück. Innerlich tobte er vor Zorn. Wenn ihm diese unverbesserliche Alte, diese Minerva Parker, noch ein einziges Mal unter die Augen kam, er würde sie ohne Zögern erwürgen. Bei dem Gedanken, dass er sich von einer Achtzigjährigen hatte hereinlegen lassen wie ein dummer Schuljunge, hätte er am liebsten noch ein paar Glasscheiben zerschlagen. Er war hin- und hergerissen zwischen Wut und Scham.

Noch vor drei Tagen war er in St. Petersburg gewesen, wo sich die Schatzsucher aus aller Welt während der IAL-Konferenz ein Stelldichein gaben. Unter anderem hatte sich auch Victor Hofford angekündigt. Der gute alte Vic hielt Max auf Trab, seit sie beide Max’Vater auf dessen Exkursionen rund um den Globus begleitet hatten. Victor hatte Max’Vater gut im Griff gehabt, sodass der gar nicht merkte, dass sein junger Assistent ein Grabräuber und Schmuggler war, wie er im Buche stand.

Max hatte nicht unbedingt ein Problem damit, doch damals, als Halbwüchsiger, war es nicht gerade sehr angenehm für ihn gewesen, selbst die ganze Schelte abzubekommen – dabei hatte doch er Victor beim Schmuggeln erwischt! Gerade mal siebzehn war er da gewesen, aber wenn er Gräber geplündert und das Diebesgut außer Landes geschmuggelt hätte, dann, verdammt noch mal, ohne Spuren zu hinterlassen. Ein paar Jahre später hatte er Gelegenheit, das unter Beweis zu stellen. Er war selbst in der zwielichtigen Branche tätig geworden.

Sein Vater war jetzt schon seit über zehn Jahren tot und Victor mittlerweile Professor – einer dieser Ivy-League-Typen, die sich ihres Jobs bis zum Rentenalter sicher sein konnten und deren Berufsethos sich durchaus mit dem eines Mafiabosses vergleichen ließ. Max hatte seine Gründe, weiterhin ein waches Auge auf diesen Mann zu halten. Sich über Victors Machenschaften auf dem Laufenden zu halten, war jedoch nicht alles, was Max tat. Er hatte auch einen beträchtlichen Vorsprung vor seinem Erzfeind, wenn es darum ging, dem anderen ein wertvolles Objekt wegzuschnappen. Ziemlich kindisch, aber es machte einen Heidenspaß.

So wie vor drei Tagen im Zar-Club seine Entdeckung im Angebot eines russischen Kleinhehlers, die ihn vor Freude fast in die Luft springen ließ. Ja, ein Blick auf das bunt bemalte Holzkästchen hatte genügt. Er hatte sofort gewusst, worum es sich handelte. Komischerweise war sein Vater einer der wenigen gewesen, die an die Existenz des alten Zigeunerschatzes glaubten, und deshalb hatte Victor, einstmals seine rechte Hand, die Bedeutung des kleinen Kästchens natürlich sofort erkannt.

Max hatte sich über sein Glück so gefreut, dass er einen Moment lang kaum noch klar denken konnte. Ausgerechnet er hatte Rajkos Schatzkästchen gefunden! Leider hatte er sich vor lauter Begeisterung im nächsten Moment von einer alten Frau nach Strich und Faden austricksen lassen.

Okay, diese Frau war auf ihre Art ein Genie. Wenn er nicht so verdammt wütend wäre, hätte er sie dafür bewundert. Bevor er gewusst hatte, wie ihm geschah, war das Kästchen auch schon verschwunden gewesen. Und als er Minerva schließlich aufgespürt und ihr den Diebstahl auf den Kopf zugesagt hatte – offen gestanden hatte er sich ziemlich lächerlich dabei gefühlt –, da hatte sie nur eine wegwerfende Geste gemacht und behauptet, sie wüsste gar nicht, wovon er spreche. Dann hatte sie noch hinzugefügt, dass ihr Schatzkästchen bereits auf dem Weg zu ihrem Antiquitätengeschäft irgendwo in Florida sei, weil sie es ihrer Großnichte zum Geschenk gemacht habe.

Tja, die Leute, die sich im Zar-Club herumtrieben, verkauften ihre Waren normalerweise nicht mit Urkunden oder Herkunftsnachweisen. Es gab nichts, was Max hätte tun können, außer die alte Dame zum Duell herausfordern. Er hatte keine Ahnung, was sie da zusammen mit ihrer Nichte im Schilde führte, aber es war ihm auch egal, denn er war felsenfest entschlossen, sich das verflixte Kästchen zurückzuholen, um sich den Rest seines Lebens die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Vielleicht auf einer tropischen Insel, in Gesellschaft von zwei oder drei kaffeebraunen Schönheiten.

Was ihn fast noch mehr beunruhigte als die Tatsache, dass er sich von einer Achtzigjährigen hatte aufs Kreuz legen lassen, war dieses merkwürdige Gefühl, das er einfach nicht loswurde. Als ob ihm eine Gefahr bevorstehen würde – aber nicht die Art von Gefahr, an die er gewöhnt war. Es war wirklich zu blöde. Dieses Kästchen an sich zu nehmen und im nächsten Moment über alle Berge zu verschwinden, sollte doch eine der leichtesten Übungen sein.

Und doch verspürte er die gleiche Art von Adrenalinschub wie bei einer wirklich gefährlichen Aktion. Für Max war die Schatzsucherei ein Spiel – je größer das Risiko, desto besser. Und er riskierte immer etwas, manchmal sogar sein Leben. Er liebte das. Erst dabei fühlte er sich richtig lebendig.

Max nahm praktisch jede Herausforderung an, und bis jetzt war er immer ungeschoren davongekommen. Aber aus unerfindlichen Gründen warnte ihn diesmal sein Instinkt.

Egal. Er lächelte siegesgewiss. Max Stone liebte nun mal die Herausforderung … Lautlos schlüpfte er durch das jetzt offene Fenster und knipste seine Taschenlampe an. Was er als Erstes sah, war ein ausgestopfter Wasserbüffel. Dass Minerva ein so bizarres Objekt mitten in ihrem Antiquitätenladen stehen hatte, verwunderte ihn nicht allzu sehr, doch als er um das arme Tier herumging und sich mit etwas sehr viel Lebendigerem konfrontiert sah, war er doch ziemlich überrascht.

Nun ja, man hatte ihn ertappt. Kein Grund zur Beunruhigung. Wenn es sein musste, konnte er mit der Kleinen in Sekundenschnelle fertig werden. Langsam ließ er den Strahl der Taschenlampe an den seidig glatten Beinen aufwärts wandern. Wasser tropfte von ihrem Körper auf den Orientteppich unter ihren zierlichen Füßen. Das Handtuch, mit dem sie sich bedeckte, schien eher zum Abtrocknen von Händen geeignet zu sein als zum Verhüllen eines erwachsenen Frauenkörpers. Doch genau das versuchte die junge Frau gerade. Es war zu beneiden, dieses Handtuch.

Zu Max’ Freude gelang ihr die Verhüllung nur sehr unvollkommen. Das Handtuch reichte kaum bis zu ihren Schenkeln und bedeckte gerade so die Löckchen zwischen ihren Schenkeln, von denen er zu gerne gewusst hätte, ob sie dieselbe Farbe hatten wie ihr Haar. Am liebsten hätte er das Handtuch hochgeschoben.

Mit einem Mal war sein Mund ganz trocken. Er ließ den Lichtstrahl weiter aufwärts wandern. Was er sah, weckte in ihm den Wunsch, auf die Knie zu gehen und diesen kleinen flachen Bauch zu küssen. Er ließ den Strahl noch höher gleiten. Das Handtuch bedeckte knapp ihre Brüste – nebenbei gesagt die wundervollsten Brüste, die er je in seinem Leben gesehen hatte.

Max liebte Brüste, doch dieses Paar hier schien schlichtweg vollkommen. Er hatte seine Traumbrüste gefunden, dabei war ihm bis jetzt gar nicht bewusst gewesen, dass er eine so ausgeprägte Vorliebe hatte.

Du lieber Himmel, wenn das so weiterging, würde er innerhalb der nächsten Sekunden die Kontrolle verlieren. Wie ein Teenager. Bis jetzt entsprach alles, was er von dieser Frau gesehen hatte, seiner Vorstellung von Perfektion: die niedlichen Zehen, die er am liebsten in den Mund genommen hätte, diese wundervollen Beine, die er am liebsten gestreichelt hätte und von denen er sich nichts sehnlicher wünschte, als dass sie sich so schnell wie möglich um seine Taille schlangen … dieser sexy Bauch, den er unter sich spüren wollte, kurz bevor er in sie eindringen würde.

Nicht zu vergessen diese absolut perfekten Brüste, die er am liebsten berührt, massiert, geküsst und abgeschleckt hätte, bis das Gefühl ihrer harten, kleinen Knospen ihn um seine Selbstkontrolle bringen würde.

Merkwürdig, wie sehr er sie begehrte und wie schnell dieses Gefühl ihn überwältigte. Und wie gut er sich dabei fühlte. Wenn er es nicht besser wüsste … er würde denken, da sei Zauberei im Spiel.

Die schöne Fremde sagte: „Ach … du … liebe …“

Max richtete den Strahl der Taschenlampe auf ihr Gesicht und hätte sie im selben Moment beinah fallen gelassen. Sein Herz pochte Beulen in seine Brust. Fast verzweifelt straffte er die Schultern und zwang sich, ganz still zu stehen. Niemals zuvor hatte er eine Frau so begehrt. Er wollte sie. Er musste sie haben. Wenn er sich jetzt auch nur einen Millimeter bewegte, dann würde er die Kontrolle verlieren und sich auf sie stürzen.

Sogar der Klang ihrer Stimme erregte ihn. „Unfassbar“, sagte sie. „Es hat funktioniert.“

3. KAPITEL

Wie betäubt starrte Cassie den Mann an, der vor ihr stand. Ihre Fantasie war tatsächlich Wirklichkeit geworden. Sollte sie entsetzt schreien, um Hilfe rufen oder ihn mit den Fäusten traktieren? Wahnsinn! Der Zauber hatte allen Ernstes gewirkt.

Ja, ja, ja! Trotz der Dunkelheit erschien ihr dieser Mann so attraktiv, dass es sie fast umwarf. Noch dazu entsprach er ziemlich genau ihrer Beschreibung. Am liebsten hätte sie sich ihm ohne Zögern in die Arme geworfen.

Merkwürdig, normalerweise wäre es typisch für sie gewesen zu bereuen, dass sie sich jemanden herbeigewünscht hatte, der in einer ganz anderen Liga spielte. Aber diese altgewohnte innere Stimme schien mit einem Mal verstummt zu sein. Sonst rief sie ihr immer die eigene Wertlosigkeit in Erinnerung und brachte sie dazu, die gleichen Fehler immer wieder zu machen. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich zu beherrschen und keinen Freudentanz aufzuführen.

Als Nächstes holte sie erst einmal tief Luft. Irgendwie hatte sie in der Zwischenzeit das Atmen völlig vergessen. Und ebenso, dass sie bis auf ein knappes Handtuch splitterfasernackt war. Es fiel ihr erst wieder ein, als sie spürte, wie der Frotteestoff ins Rutschen kam.

Der Mann wurde umgehend blass und ließ die Taschenlampe fallen. Plötzlich war es stockfinster um sie herum. Cassie hörte ihn fluchen. Aber da sie ihn nun nicht mehr sehen konnte, gewann die Realistin in ihr wieder die Oberhand. Nur ein Idiot konnte auf die Idee kommen, ihre albernen Fantasien könnten auch nur das Geringste mit diesem attraktiven Einbrecher zu tun haben.

Sie musste dringend etwas unternehmen: entweder die Polizei rufen oder Sex mit diesem Mann haben. Außerdem musste sie etwas sagen, sie musste herausfinden, was hier eigentlich los war.

Plötzlich wurde es wieder hell – der Mann hatte die Taschenlampe aufgehoben – und da erst merkte Cassie, dass er nicht nur der attraktivste Mann der Welt war, sondern ebenfalls halbnackt. Er hatte sich sein Hemd um die Faust gewickelt. Ein paar Glassplitter hingen noch daran.

Nachdem sie ihn zuvor schon schamlos angestarrt hatte, verschlang sie ihn jetzt mit Blicken. Dieser Mann war vollkommen. Wer war dieser Kerl? Falls der Zauber für sein Erscheinen verantwortlich war, dann sollte er gefälligst anfangen, das zu tun, wofür er hergekommen war. Und falls nicht, musste sie sich so schnell wie möglich auf ihn stürzen, bevor er herausfinden konnte, wo der Ausgang war.

Genießerisch ließ sie den Blick über jeden Quadratzentimeter seines gebräunten, muskulösen Oberkörpers gleiten. Irgendwann fiel ihr auf, dass etwas fehlte. „Sie haben ja gar kein Tattoo“, platzte sie heraus.

Er sah sie verblüfft an. „Wie bitte?“

„Ein Tattoo. Ich sehe keins.“ Cassie war klar, dass sie gerade absolut lächerlich wirkte, aber wenn dieser Adonis kein Tattoo hatte, dann konnte sein Auftauchen mitten in der Nacht auch nichts mit dem Zauberkästchen zu tun haben. Oh nein! Sollte sie sich nun heulend auf den Boden werfen und ihr Schicksal verfluchen? In diesem Moment begann der Fremde, seine Hose zu öffnen.

„Äh … was tun Sie da?“

Er lächelte breit. Cassies Knie begannen unkontrolliert zu zittern. Der Mann hatte es wirklich drauf. „Sie wollen doch mein Tattoo sehen, oder?“

Cassie nickte stumm.

„Dazu muss ich meine Hose öffnen.“

Cassie öffnete den Mund, um zu protestieren, doch stattdessen sagte sie: „Geben Sie mir die Taschenlampe. Sie müssen ja die Hände frei haben.“ Sie hätte nicht sagen können, wen sie damit mehr schockierte, den Fremden oder sich selbst.

Er erstarrte mitten in der Bewegung und schloss kurz die Augen. Dann aber reichte er Cassie die Taschenlampe und öffnete seinen Reißverschluss.

Also, das lief ja wirklich ganz hervorragend. Cassie musste sich beherrschen, um nicht lauthals „Danke, Minerva!“ auszurufen.

Dann stand er mit geöffneter Hose vor ihr, wie ein Häftling bei der Leibesvisitation. Cassie richtete den Lichtstrahl auf die Stelle, wo der geöffnete Reißverschluss ein V bildete und den Blick freigab auf die dunklen Umrisse einer Tätowierung. Es schien ein Drachen zu sein oder eine Schlange, die sich über den Hüftknochen des Mannes schlängelte. Cassie seufzte. Genau, wie sie es in dem Tagebuch beschrieben hatte. Nun, damit war alles klar. Der Zauber hatte gewirkt, und der schöne Fremde gehörte ihr. Juchhu!

Plötzlich wurde ihr schwindlig. Ihr Mund wurde trocken und der winzige Schlüssel an ihrer Brust fühlte sich mit einem Mal heiß an. Cassie blieb fast die Luft weg. Ihre Brustspitze prickelte. Was ging da vor?

Der Fremde hatte seinen Reißverschluss halb geöffnet und den Hosenbund auf einer Seite ein Stück weit heruntergezogen, damit Cassie sein Tattoo sehen konnte. Er strich mit dem Finger über die Stelle. Cassie schluckte. Die Tätowierung wirkte so lebendig, fast wie ein Wesen aus Fleisch und Blut.

Der Fremde schüttelte den Kopf, als ob er etwas abschütteln müsste. „Es ist nicht zu fassen“, sagte er.

„Nicht wahr?“, murmelte sie.

„Nein, ich meine mein Tattoo. Es fühlt sich plötzlich so heiß an.“

In dem Augenblick schien der Schlüssel an ihrer Brust regelrecht zu glühen.

„Oh.“ Cassie schloss die Augen. Dann streckte sie die Hand aus, um – ja, um den schönen Fremden zu packen und an sich zu ziehen. Doch mitten in der Bewegung hielt sie inne. Was war los mit ihr? Okay, sie wünschte sich sehnlich, diesen Mann in ihr Schlafzimmer zu locken, aber das ging doch nicht. Außerdem war es bestimmt nicht seine Art, Fensterscheiben zu zerschlagen, nur weil er gerade Lust auf eine Frau hatte.

Daran war nur das Zauberkästchen schuld, also sie, Cassie. Sie nutzte ihn aus, dabei war er eigentlich zu gut für sie. Unglaublich, sie hatte sich im Laufe des Abends von einer sexuell frustrierten Frau in eine Männer mordende Schlampe verwandelt.

Cassie räusperte sich und zwang sich, einen Schritt rückwärts zu machen. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte. Hallo, wie geht’s? Tut mir leid, dass Sie aufgrund eines alten Zaubers hier gelandet sind, um meine unersättliche sexuelle Begierde zu stillen.

Zum Glück sagte er etwas. Er hob die Hand und sah sie beschwörend an. „Ganz ruhig. Ich werde Ihnen nichts tun.“

Cassie erwiderte nichts. Jetzt einfach „Tu es, Baby. Tu es!“, zu rufen, war ja wohl auch nicht wirklich angebracht, oder?

Merkwürdig, Angst machte ihr einzig und allein, dass sie überhaupt keine Angst hatte. Natürlich war sie ein bisschen nervös, aber welche Frau wäre das nicht, wenn sie mit einer so intensiven erotischen Anziehung zu kämpfen hätte? Dieser Mann schien sein ganz persönliches Magnetfeld zu besitzen.

Was zum Teufel hatte sie da in ihr Tagebuch geschrieben? Um der Wahrheit die Ehre zu geben, war sie nicht im Geringsten beunruhigt.

Okay, unter normalen Umständen würde man wohl die 110 wählen – genau das würde sie gaaanz sicher nicht tun – oder wenigstens ein paar Fragen stellen.

Cassie jedoch hatte in diesem Augenblick nicht die geringsten Vorbehalte dagegen, wilden, hemmungslosen Sex mit einem völlig Fremden zu haben. Allerdings fühlte sie sich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass er wenigstens wusste, wo er war und weshalb.

Sie räusperte sich. „Was ist eigentlich los?“, sagte sie. „Ich meine, gibt es einen Grund, weshalb Sie durchs Fenster einsteigen, anstatt an der Tür zu klingeln?“

„Ja.“ Mehr brachte Max beim besten Willen nicht heraus.

Er versuchte es, öffnete den Mund – und schloss ihn wieder. Zum Teufel, das durfte nicht wahr sein. Endlich war er der Frau begegnet, die ihm wie das ultimative Lustobjekt erschien, und nicht einmal die lahmste Entschuldigung wollte ihm einfallen dafür, dass er in ihr Haus eingebrochen war. Dabei war er doch sonst alles andere als auf den Mund gefallen.

Um ehrlich zu sein, nachdem er ihr begegnet war, gab er keinen Pfifferling mehr auf Rajkos Schatzkästchen. Darum konnte er sich auch später noch kümmern. Die ganze Sache erschien ihm plötzlich völlig unwesentlich. Der Sinn seines Lebens war mit einem Mal ein ganz anderer. Es ging darum, diese Frau zu besitzen, dieses Nichts von einem Handtuch beiseite zu schieben und ihren paradiesisch schönen Körper zu erobern.

Auch wenn es angeberisch klang: Max hatte in seinem Leben mehr Frauen gehabt, als einem Mann zustand, doch noch nie hatte eine Frau ihn derart angetörnt. Verdammt, er fühlte sich wie Fleisch gewordene Begierde. Er wollte diese Frau. Auf der Stelle. Aber er musste vorsichtig sein, es langsam angehen, sie nicht verschrecken, bevor er sie überhaupt berühren konnte.

„Oh. Ja, also, dann …“ Sie brach ab, offenbar unsicher, was sie mit seiner einsilbigen Antwort anfangen sollte. Da ihm nach wie vor nichts einfiel, beließ er es dabei. „Das ist gut, schätze ich“, fügte sie noch ziemlich ratlos hinzu.

Sie schien auch nicht mehr ganz sie selbst zu sein, jedenfalls schaute sie ihn einfach nur an, und ihr Blick drückte einerseits Verwirrung aus, andererseits aber auch – Verlangen. Ja, sie sah ihn an, als könne sie nicht genug von ihm bekommen. Das war es, woran er anknüpfen musste. Aber wie, ohne sie zu schockieren?

Nun, er war nicht ganz und gar hilflos. Als er herausgefunden hatte, dass Jungen etwas hatten, was Mädchen nicht hatten, war ihm auch klar geworden, dass eben jene Mädchen ihn offenbar ziemlich attraktiv fanden. Und beim gewissen Etwas von den Göttern großzügig bedacht. Was war er doch für ein Glückspilz.

Dass dieses Mädchen hier sich so ungeniert für sein Tattoo interessierte, das musste er unbedingt ausnutzen. Genauso ungeniert. Jetzt gerade starrte sie wieder auf die Brust des Drachens, die sich genau auf seinem Hüftknochen befand.

Sehr gut. Max verlagerte das Gewicht, seine Cargohose tat genau das, was er von ihr wollte: Sie rutschte herab bis zum Schambein.

Ihre Augen weiteten sich augenblicklich. Unwillkürlich beugte sie sich vor.

Das ist es, Schätzchen. Ja, ich hab da was für dich. Und ich weiß, dass du es willst.

Sie musste mehr als einen Kopf kleiner sein als er. Als sie sich vorbeugte, erhielt er einen tiefen Einblick in das, was sich unter ihrem Handtuch verbarg. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Haut. Zum Teufel, sie war ein süßes kleines Ding. Klein, was die Körperlänge betraf. Ansonsten war sie perfekt proportioniert, sowohl oberhalb als auch unterhalb der Taille. Eine Venus im Taschenformat, sozusagen. Eine Venus mit den längsten Beinen, die er je an einer so zierlichen Frau gesehen hatte. Wundervoll. Es gab ihm das Gefühl, ein toller Kerl zu sein. Groß und stark und überlegen. Bis jetzt hatte er gar nicht gewusst, dass ihm das so viel bedeutete.

Sie fuhr sich mit der Zunge über den Mund und ging auf die Zehenspitzen, so als wollte sie versuchen, noch weiter hinter seinen geöffneten Reißverschluss zu blicken. Der Drachen schien plötzlich heiß zu pulsieren, ein sehr erotisches Gefühl, aber gleichzeitig auch irgendwie unheimlich.

Diese ganze Situation war wirklich unfassbar, doch Max fühlte sich großartig dabei. Er konnte kaum noch an den Roma-Schatz denken, ja es erschien ihm absolut unverständlich, dass er jemals etwas anderes im Sinn gehabt hatte als diese Frau.

Sie gab einen überraschten Laut von sich und presste das Handtuch an ihre Brüste. „Warum passiert das immer wieder?“, murmelte sie.

„Warum passiert was immer wieder?“, fragte er, stöhnte auf und fasste sich an sein Tattoo. Zum Glück lenkte das ihren Blick erst recht dorthin, wo er ihn haben wollte. „Verdammt, das fühlt sich ganz schön heiß an.“

„Bei Ihnen auch?“

Er brummte zustimmend und nutzte die Gunst des Augenblicks, um unauffällig einen Schritt auf sie zu zu machen. Sein Hemd war immer noch um seinen Arm gewickelt. Er schüttelte es ab und holte tief Luft. Nervös fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. Er hatte Angst, jeden Moment die Kontrolle zu verlieren.

Jetzt prickelte auch noch seine Kopfhaut, und er hatte sich noch immer nicht in der Gewalt. Die Kleine folgte mit den Augen jeder seiner Bewegungen. Offenbar gefiel ihr auch sein Haar. Sehr gut.

„Allerdings, ich fühle es ganz deutlich. Und Sie?“ Er wusste kaum, was er sagte. Sie war nur eine Handbreit von ihm entfernt, und das brachte ihn fast um. Er zögerte. Zum ersten Mal hatte er Angst, etwas zu vermasseln. Etwas, das plötzlich zum wichtigsten Ziel seines Lebens geworden war: Sie sollte den ersten Schritt tun. Oder ihm wenigstens irgendein Zeichen geben, damit er wusste, er hatte grünes Licht.

Da streckte sie die Hand aus und strich mit den Fingerspitzen über sein Tattoo. Ja, ja, jaaaa. Genau darauf hatte er gewartet. Er umfasste mit beiden Händen ihre Taille – seine Hände berührten sich fast dabei, so schmal war sie – und schob sie rückwärts, bis sie mit dem Rücken gegen diesen idiotischen Wasserbüffel stieß, der mitten im Raum stand. Max atmete schwer, und sein Herz pochte, als wolle es ihm den Brustkorb sprengen. Das Objekt seiner Begierde starrte ihn aus großen Augen an. Es war zu dunkel, um die Farbe dieser Augen genau erkennen zu können, doch er war fast sicher, dass sie denselben honigfarbenen Ton hatten wie die Strähnen, die sich aus dem losen Knoten auf ihrem Kopf lösten.

„Es klingt wahrscheinlich verrückt. Aber ich muss. Ich meine, Sie müssen mir erlauben …“ Er brach ab und schüttelte den Kopf. Er stotterte. Er hatte sich hoffnungslos verheddert. „Ich werde nichts tun, was du nicht willst“, versicherte er. „Aber ich kann nicht länger warten und …“

Sie griff mit beiden Händen in sein Haar. Die Taschenlampe, die sie immer noch hielt, stieß dabei gegen sein Ohr. „Küss mich. Bitte …“

Max stöhnte auf. „Gott sei Dank.“ Und dann tat er das, worum die Fremde gebeten hatte. Tief drang er mit der Zunge in sie ein. Ein Prickeln überlief ihn von oben bis unten. Allein dieser Kuss brachte ihn schon fast zum Orgasmus. Seine Erektion fühlte sich an, als habe dieser Teil seines Körpers ein ganz eigenes Leben entwickelt.

Leider löste die Schöne sich schon wieder von ihm. „Sind Sie sicher, dass Sie damit einverstanden sind? Ich möchte nicht, dass Sie sich überrumpelt fühlen.“

Max sah sie erstaunt an. „Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen, aber ich bin gern bereit, auf die Knie zu gehen und bitte zu sagen. Sind wir uns einig?“

„Ja“, flüsterte sie. „Ja, ja, ja …“ Sie zog seinen Kopf an sich und ließ dabei die Taschenlampe fallen. Egal. Der Mond schien jetzt viel heller durch die Fenster als zuvor.

Ihr Verlangen schien kein bisschen kleiner zu sein als seines. Jedenfalls ließ sie die Hände über seine Schultern und Arme gleiten, als könne sie nicht genug von ihm bekommen. Sie nur anzuschauen war schon so erregend wie ein intensives Vorspiel. Von ihr berührt zu werden aber war fast mehr, als ein Mann ertragen konnte. Er schmiegte sich an sie, aber dadurch wurde es noch schlimmer. Gleich würde er explodieren. Er hob die Hand und löste die Spange aus ihrem Haar, sodass die seidige Masse locker um ihre Schultern fiel.

„Du riechst so gut“, flüsterte er an ihrem Hals. „Ah, so gut.“

Ihre Hände glitten tiefer und landeten wieder auf seinem Tattoo. Hätte der Drachen aufstöhnen können …

„Was ist das? Eine Schlange?“, fragte sie. Die Tätowierung schien sie wirklich zu faszinieren.

„Ein Drachen“, erwiderte er. „Ich habe ihn vor Jahren machen lassen, in Thailand …“ Er brach ab. Was redete er da? Dies war ja wohl kaum der richtige Augenblick für Smalltalk.

„Er ist wunderschön“, hauchte sie und zeichnete mit der Hand die Form des Drachen nach. Dabei konnte sie es doch gar nicht richtig sehen. Wahrscheinlich spürte sie einfach die Hitze, die von ihm ausging.

„Und so groß …“

„Ich habe da noch etwas, das sehr groß ist“, murmelte Max. Nicht gerade sehr einfallsreich, wie er zugeben musste, aber er war nun mal ein Mann und im Moment nicht mehr in der Lage, mit Worten zu glänzen. „Du darfst ihn dir später in aller Ruhe ansehen. Versprochen.“

Sie lehnte sich zurück, wand sich hilflos hin und her. Max wusste, er hatte jetzt ungefähr noch zehn Sekunden, höchstens zwanzig. Dann würde es kein Zurück mehr geben. „Willst du mich? Wirklich?“ Wenn sie jetzt Nein sagen würde, er hatte keine Ahnung, was er tun würde. Irgendwas kaputt machen. Oder heulen wie ein Schlosshund.

Sie lachte heiser, was seine Erregung noch weiter steigerte, falls das überhaupt möglich war. „Ob ich dich will? Natürlich will ich dich. Du bist genau das, worum ich gebeten habe. Einfach perfekt.“

Worum sie gebeten hatte? Was meinte sie damit? Max ließ diesen Gedanken jedoch gleich wieder fallen. Wichtig war im Augenblick nur eines: dass sie ihn wollte. „Gut“, sagte er. „Du kannst mich haben. Auf sämtliche Arten, die du dir vorstellen kannst. Solange es jetzt gleich ist.“

Das Handtuch rutschte noch ein Stück tiefer, und ihre rechte Brust wurde entblößt. Ein goldener Ring zog sich durch ihre Knospe und schimmerte im Mondlicht. Etwas baumelte daran. Sie drückte mit den Fingern dagegen, als ob sie einen Schmerz oder ein Prickeln unterdrücken wollte.

Ah! Dieses Brustpiercing erschien ihm so sexy wie noch nie etwas zuvor.

Sie stöhnte. „So heiß … es ist so heiß. Ich stehe in Flammen.“

„Da bist du nicht allein“, erwiderte er heiser. Im selben Moment spürte er einen weiteren heißen Schauer an der Stelle, wo sich seine Tätowierung befand. Es war wirklich unfassbar. Und er fühlte sich großartig dabei. Absolut großartig.

Er schob ihre Hand weg und beugte sich vor. „Warte, lass mich.“ Sachte schnippte er mit der Zungenspitze gegen den winzigen Ring an ihrer Brust. Dann nahm er ihn zwischen die Zähne und zog ganz sachte daran. Der Ring und das kleine Ding, das daran hing, fühlten sich erstaunlich heiß an.

Die schöne Fremde drückte sich an ihn. „Nicht aufhören … Mach weiter …“

Er saugte an ihrer Brustspitze, ließ seine Zunge tanzen, angespornt von ihren kleinen lustvollen Seufzern.

Sie blieb indessen nicht untätig. Er spürte ihre Hände auf seinem Bauch. Sie befühlte seine Muskeln und schien gar nicht mehr aufhören zu wollen. Max zupfte an dem Handtuch, sodass es ihr bis zur Taille hinabrutschte.

Er richtete sich auf. Ihre hoch angesetzten, festen Brüste schimmerten unwirklich im Mondlicht. Sie waren fast ein bisschen zu groß für ihren zierlichen Körper. Max’Hände zitterten. Er fluchte lautlos. „Du hast wirklich die schönsten Brüste, die ich je gesehen habe. Ich könnte sie bis in alle Ewigkeit einfach nur anschauen, ohne jemals genug zu bekommen.“

Max konnte selbst nicht glauben, was er da gesagt hatte. Er hörte sich ja an wie ein Teenager. Aber warum sollte er lügen? Ihr Körper brachte ihn nun mal um den Verstand. Und er fand es gut.

Sie wurde ganz still. „Meinst du das im Ernst?“

Er lachte. „Allerdings. Jedes Wort.“ Meine Güte, was war er für ein Blödmann.

Komischerweise schien sie sich über seine Worte mehr zu freuen, als wenn er das romantischste aller Liebesgedichte zitiert hätte. Lieber Himmel, sie wurde von Minute zu Minute perfekter. Aber warum? Warum sollte eine Frau, die so schön und überirdisch sexy war wie sie, von so einem Kompliment überrascht sein? Sie musste das doch schon tausend Mal gehört haben.

Max war allerdings nicht in der Verfassung, über derlei Rätsel nachzudenken. Nur zu gern ließ er sich ablenken, besonders jetzt, da sie ihm mit beiden Händen ihre Brüste bot. Eine eindeutige Aufforderung, sich an ihrem Körper zu erfreuen.

„Willst du mich denn nicht mehr?“

Seine Nasenflügel bebten. „Oh doch. Aber – ich werde gleich die Kontrolle verlieren. Ich habe noch nie eine Frau so sehr begehrt. Es ist, als ob ich dich unbedingt haben müsste, sonst …“, er schüttelte den Kopf, „… nun ja, das wäre schlecht … sehr schlecht …“

Sie lächelte überglücklich. Es war ihm völlig unverständlich, wie sie auch nur die geringsten Zweifel hinsichtlich ihrer Attraktivität haben konnte. Wenige Sekunden in ihrer Gegenwart hatten genügt, dass er sich völlig danebenbenahm. Max war eigentlich ein Verführer, kein Eroberer. Aber wenn sie ihn nicht bald zum Zug kommen ließ, dann würde er wohl sein Repertoire erweitern und sich aufs Bitten und Flehen verlegen müssen.

„Dann … sind wir uns also einig, ja? Ich meine, wir empfinden beide das Gleiche?“

Nachdem ihr Seufzer nur ein Ja bedeuten konnte, nahm er ihre Brüste in beide Hände, hob sie ein wenig an und ließ sie wieder los, wie um ihr Gewicht zu testen. Und dann war es vorbei mit seiner Selbstkontrolle. Er presste seine Lippen auf ihre und küsste sie, als ginge es um sein Leben. Sie erwiderte den Kuss mit derselben Leidenschaft. Innerhalb von Sekunden standen sie lichterloh in Flammen.

Max liebkoste und reizte ihre Brüste, während sie sich am Reißverschluss seiner Hose zu schaffen machte. Schluss mit dem Geplänkel. Sie befreite seine pulsierende Erregung, indem sie ihm die Hose bis zur Schenkelmitte herabzog. Dann schloss sie die Finger um ihn. Um ein Haar hätten seine Knie nachgegeben. Er schob die Füße auseinander, um nicht den Halt zu verlieren. Die Lust war so groß, dass er fast zurückgezuckt wäre. Okay, für ihn reichte das als Vorspiel.

Doch wie sollte es funktionieren? Sie war ja so viel kleiner als er. Er musste eine Unterlage finden, auf der er sie absetzen konnte. Hektisch blickte er sich um. Trotz der Dunkelheit erkannte er eine Ottomane. Er hob seine sexy Partnerin hoch, drehte sich um die eigene Achse – dabei fiel das Handtuch zu Boden – und setzte ihren süßen kleinen Po auf dem mit Samt bezogenen Möbelstück ab. Dann ging er vor ihr auf die Knie. Alles passte perfekt. Er schob den Ellenbogen unter ihr Knie und eine Hand unter ihre Hüfte. Wieder griff sie in sein Haar und zog seinen Kopf zu sich hoch. Ihre Zungen schmiegten sich aneinander wie zwei Liebende.

Mit der freien Hand strich er über die seidigen Löckchen zwischen ihren Schenkeln. Seine Hand zitterte, als er mit dem Mittelfinger in sie eindrang. Sie war ganz feucht, und dennoch leistete ihr Körper Widerstand, als er erst mit einem, dann mit zwei Fingern in sie eindrang. Sie schrie leise auf. „Du bist so eng“, murmelte er heiser.

Sie stöhnte und legte die Hände auf seinen Po, um ihn an sich zu drücken. Sie war ja so bereit, und er war schon mit der Spitze in sie eingedrungen.

Er wollte in ihr sein. Jetzt. Sofort.

Ohne seine Lippen von ihren zu lösen, forderte er sie auf, ein Kondom aus seiner Jeans zu holen. „Du bist näher dran. Mein Portemonnaie … in der Gesäßtasche.“ Um danach zu greifen, musste sie sich noch weiter aufrichten. Dabei stießen ihre Brüste an Max’ Oberkörper. Deutlich spürte er die harten Knospen an seiner Brust. Der kleine Ring verfing sich in seiner Brustbehaarung.

„Ich hab’s“, murmelte sie.

Er löste sich von ihr. „Mach es auf. Die Kondome sind in der hinteren Lasche.“

Sie nahm ein paar heraus, vier oder fünf, und hob lachend die Hand. „Hurra. Ich schätze, das Zauberkästchen hat wirklich hervorragend funktioniert und an alles gedacht.“

Kein Kommentar, was die Anzahl Kondome in seinem Portemonnaie betraf, aber wovon redete sie nur?

„Ich habe einfach für alle Fälle ein paar hineingetan. Jetzt hoffe ich, es sind genug.“ Bis jetzt hatte er sie kein einziges Mal belogen. Und er hatte es geschafft, nicht wie ein Schürzenjäger zu wirken, der ständig auf Beutefang ist. Letzteres war für ihn normalerweise kein Problem, aber das brauchte sie nicht zu wissen. Abgesehen davon war sie selbst eine Klasse für sich, und er wäre ohne Zögern über glühende Kohle gekrochen, um sie haben zu können.

„Du … bist … perfekt“, sagte sie, halb bewundernd, halb belustigt.

Er versuchte, im selben scherzhaften Ton zu antworten. „Ich zeige dir gleich, wie perfekt ich bin. Gib mir eins von den Dingern oder mach dich selbst ans Werk.“ Als sie ihm das Kondom überstreifte, musste er die Augen schließen und die Zähne zusammenbeißen. Dann begann sie, ihn zu streicheln.

Er schob sachte ihre Hand weg und drang – endlich – in sie ein. Erst nur ein kleines Stück, denn sie war wirklich sehr eng.

Sie keuchte und murmelte etwas von einer Liste und dass sie mehr Details hätte aufführen sollen hinsichtlich Umfang und Länge …

Fast nichts von dem, was sie sagte, ergab Sinn, aber sie war eine Sexgöttin und alles andere nicht so wichtig.

Max wollte ihr nicht wehtun, aber der Winkel war zu steil, wenn sie aufrecht sitzen blieb. Also drückte er sie sanft zurück, bis sie rücklings auf der Ottomane lag.

Es musste Vollmond sein, jedenfalls wurde ihr Körper in silbriges Licht getaucht, ein fast unwirklicher Anblick.

Max hatte nie etwas Schöneres gesehen. Er hätte sich für immer in diesen Anblick vertiefen können, wenn da nicht dieses Verlangen gewesen wäre.

„Nicht aufhören …“, drängte sie und steigerte seine Erregung, indem sie die Hüften bewegte. Ihr Bein lag noch immer über seinem Ellenbogen. Er hob ihr anderes ebenfalls hoch und schob ihre Knie weit auseinander, um endlich tief in sie einzudringen.

Ah, süße Qual. Max biss erneut die Zähne zusammen. Er durfte nicht zu schnell vorgehen, durfte ihr nicht wehtun. Aber schon jetzt fühlte es sich besser an als jemals zuvor. Er umfasste ihre Taille mit beiden Händen und zog sie an sich, bis ihr Po an der Kante der Ottomane lag. Langsam löste er sich von ihr, um erneut und diesmal ganz tief in sie einzudringen.

Sie gab sich ihm völlig hin, lieferte sich aus. Der Anblick war so erregend, dass er kurz den Blick abwenden musste, um nicht auf der Stelle zu kommen. Sie stöhnte und wand sich lustvoll unter ihm, dann versenkte sie wieder die Hände in seinem Schopf, was sie anscheinend am liebsten tat, wenn sie nicht gerade seine Muskeln abtastete. Ihre Lippen waren mit seinen verschmolzen, und ihre Zunge brachte ihn fast um den Verstand.

Als er endlich ganz in sie eingedrungen war, stöhnten sie beide. Plötzlich riss er die Augen auf und stieß einen heiseren Laut aus.

„Bleib still. O nein … beweg dich nicht …“ Er zwang sich selbst, regungslos auszuharren. Jeder einzelne Muskel an seinem Körper war angespannt. Max hatte durchaus Schwächen, doch vorzeitige Ejakulation war bis jetzt nie ein Problem für ihn gewesen. Niemals. Warum zum Teufel kam er sich plötzlich wie ein blutiger Anfänger vor?

Ekstatisch warf sie den Kopf hin und her. Offenbar war auch sie kurz davor zu kommen, aber bestimmt würden ein, zwei Stöße nicht ausreichen, oder? Max umklammerte ihre Schenkel in dem Versuch, ihre aufreizenden Bewegungen zu stoppen.

Sie biss sich auf die Lippen und stöhnte auf. „Aber ich will …“

Irgendwie schaffte er es zu antworten: „Ich werde nicht lange genug durchhalten. Tut mir leid.“ Vergeblich versuchte er, langsamer zu atmen. „Ich konnte nicht mehr warten. Ich will dich so sehr. Aber jetzt … es ist einfach zu gut.“ Er schüttelte den Kopf. „Viel … zu … gut.“

Merkwürdig, es schien ihr Spaß zu machen, dass er sich wie ein Teenager beim ersten Petting aufführte.

Sie presste sich an ihn. „Ja! Es ist genau, wie ich es mir vorgestellt habe … Mach schnell …“ Beide Hände auf seinen Po gelegt, drückte sie ihn an sich. Max konnte es nicht fassen. „Jetzt!“, rief sie keuchend. „Bitte. Jetzt …!“

Eigentlich war er schockiert, aber für irgendwelche Vorbehalte war jetzt wirklich nicht der Zeitpunkt. Er fügte sich ihrem Wunsch und beschleunigte seinen Rhythmus. Immer schneller wurden seine Stöße. Sein Tattoo pulsierte heiß, und sein Herz pochte so laut, dass es in seinen Ohren nur so dröhnte.

Seine Partnerin schluchzte fast vor Lust. Offenbar genoss sie jede einzelne Sekunde. Der goldene Ring tanzte auf ihrer Brust.

„Komm schon. Komm“, flüsterte er an ihrer Ohrmuschel. Sie sollte vor ihm kommen. Wenigstens das wollte er für sie tun. Er wollte sie anbeten, ihr die allergrößte Lust ihres Lebens schenken, wieder und wieder. Aber alles, was er tun konnte, war, seinen Rhythmus zu beschleunigen.

Suchend tastete er mit den Lippen über ihr Gesicht, fand ihren Mund und küsste sie. Innerhalb weniger Sekunden erreichte sie ihren Gipfel. Ihre ekstatischen Schauer waren so heftig, dass Max’ Hüften ein Stück angehoben wurden.

Das Zucken ihrer inneren Muskeln brachte ihn um den letzten Rest seiner Selbstkontrolle. Max ergab sich seiner Lust. Nie zuvor hatte er sie so intensiv erlebt. Nach endlos langen Augenblicken der Ekstase fand er sich keuchend auf der Ottomane wieder.

Er hatte sich sofort zur Seite gerollt, schließlich wollte er seine zierliche Gespielin auf keinen Fall erdrücken. Als sich sein Atem wieder beruhigt hatte, räusperte er sich. „Alles okay?“, wollte er sie fragen, doch das Geräusch von splitterndem Glas hielt ihn davon ab.

Sie erstarrte in seinen Armen. Es war ganz deutlich zu hören: Irgendwo auf diesem Stockwerk wurde gerade ein Fenster gewaltsam geöffnet.

Minerva sollte sich andere Fenster einbauen lassen, dachte Max geistesabwesend. Diese hier machten das Einbrechen so laut, man könnte genauso gut die Haustür eintreten …

Er fluchte, als ihm bewusst wurde, dass ein anderer tat, was er selbst kurz zuvor begonnen hatte.

Bevor er durch den ersten richtigen Sex seines Lebens abgelenkt worden war.

„Unmöglich … Das kann nicht sein“, flüsterte seine neue beste Freundin.

Max blickte über die Schulter in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Dann griff er nach seiner Jeans. Er wollte aufstehen, aber da gab sie wieder einen ihrer rätselhaften Aussprüche von sich. Er drehte sich zu ihr um. „Was?“

„Ich kann es kaum glauben“, flüsterte sie. „Ich hatte eigentlich nicht um zwei von deiner Sorte gebeten …“

4. KAPITEL

Das kann nicht sein … Cassie runzelte die Stirn und überlegte fieberhaft. Als ob sie vorhin in ihrem Tagebuch von einem „flotten Dreier“ fantasiert hätte. Zwei Männer und sie selbst. Also wirklich.

Andererseits, sie wusste ja nicht, wie viel Tante Minerva für dieses Zauberkästchen bezahlt hatte, und wenn man so viel wie möglich für sein Geld bekommen wollte …

„Schnell. Komm mit“, drängte der Mann, den sie sich erträumt hatte. Er versuchte, sie aufzurichten und in das Handtuch zu hüllen, das zuletzt irgendwo unter dem Wasserbüffel gelegen hatte. Nie wieder würde sie dieses ausgestopfte Tier mit denselben Augen betrachten.

„Gibt es noch einen anderen Ausgang?“, unterbrach er ihre verträumten Gedanken.

Da er immer noch flüsterte, flüsterte sie zurück. „Was meinst du damit?“

Er fuhr herum. „Was ich damit meine? Ich meine, jemand bricht gerade in dieses Haus ein.“ Das mit dem Flüstern beherrschte er wesentlich besser als sie. Seine Stimme war kaum zu hören, und doch verstand sie deutlich jedes Wort.

Cassie lachte wie ein Schulmädchen. „Nun ja, das letzte Mal, als das passiert ist, ist es doch prima gelaufen.“

„Du bist wirklich verrückt, weißt du das? Du erzählst ein komplettes Durcheinander.“

Sie lächelte. Sie war viel zu gut gelaunt, um sich zu streiten. Toller Sex hatte nun mal diese Wirkung auf Frauen. Max fluchte leise und schüttelte den Kopf.

„Wer auch immer dort hinten ein Fenster aufgebrochen hat, darf auf keinen Fall die gleiche Art von Empfang bekommen wie ich.“ Er schwieg, als ob er von seinen eigenen Worten überrascht sei.

„Bleib hier“, befahl er. Dann duckte er sich und verschwand.

Cassie blieb verträumt sitzen.

Bevor sie wusste, wie ihr geschah, war ihr Traummann wieder da. Er packte sie am Oberarm und zog sie hoch. Sie gab einen erstickten Laut von sich und drückte das Handtuch an ihre Brüste. Er drückte die Hand auf ihren Mund, nicht sehr fest, doch die Botschaft war klar: kein Geräusch! „Sie sind zu dritt“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Und ich weiß, wer das ist.“

Cassies Augenbrauen schossen in die Höhe. Fragend hielt sie drei Finger hoch. Max nickte nur und blickte sich nervös um. Drei? Was hielt dieses Zauberkästchen wohl noch für sie bereit?

Weiter lächelte sie vor sich hin, während Max ihr noch immer den Mund zuhielt. Andererseits, wenn sie alle so waren wie dieser Super-Lover, dann könnte sie sich ja abwechselnd mit ihnen beschäftigen. Vielleicht ließ sich eine Art Dienstplan aufstellen …

Max richtete den Blick auf den Flur, der zum Lagerraum im hinteren Teil des Hauses führte. Er zog Cassie vorsichtig zu dem Fenster, das er selbst eingeschlagen hatte.

„Gla aaa …“, murmelte sie gegen seine Handfläche.

„Was?“

Sie schob seine Hand weg. „Glas“, zischte sie und wies mit dem Kopf auf die kleinen Splitter auf dem Boden. „Ich bin barfuß.“

Er blieb stehen und drückte sie an seine Brust, als müsse er sie gegen einen bösen Geist beschützen. „Tut mir leid“, flüsterte er. „Du brauchst Schuhe.“

„Und du brauchst dir nicht so viele Sorgen zu machen“, erwiderte sie. „Hör zu, ich werde den dreien einfach sagen, dass ich sie nicht brauche. Dass du mehr als bereit und imstande bist, den Job allein zu machen, vielen Dank.“ Sie konnte nicht anders. Sie musste einfach noch einmal über seine herrlichen Bauchmuskeln streichen.

Max schloss die Augen und hielt ihre Hand fest. „Du bist so verdammt sexy, aber ich verstehe kein Wort von dem, was du sagst. Wie auch immer, diese Typen da drin sind vielleicht keine Killer, aber ziemlich skrupellos. Ich muss dich hinausbringen und …“

Sie fiel ihm ins Wort. „Tut mir leid, mein Süßer, aber du bist wohl auch nicht ganz bei Trost. Wovon um alles in der Welt redest du?“

„Wovon ich rede? Ich …“ Er brach ab und schloss entnervt die Augen. „Ich komme mir vor wie in einem Klamaukfilm. Ich muss …“ Im hinteren Teil des Flurs knackte eine Bodendiele. Sofort drückte er Cassie wieder die Hand auf den Mund. Dann drehte er sie um und drückte sie mit dem Rücken an sich.

Wie ein Schraubstock legte sich einer seiner Arme um ihre Taille und zog sie hinter einen in der Nähe stehenden Sarkophag. Es war totenstill. Der Mann, der sie da auf sehr intime Weise an sich drückte, gab kein Geräusch von sich. Plötzlich wirkte er bedrohlich. Zum ersten Mal war Cassie beunruhigt, und ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken. Allerdings spürte sie instinktiv, dass die Bedrohung, die von dem Fremden ausging, nicht gegen sie gerichtet war.

Sein Mund war ganz nah an ihrem Ohr. „Diese Männer werden dir wehtun, wenn du ihnen nicht gibst, was sie wollen. Das ist kein Spiel. Ich kann sie abwehren, aber ich kann nicht gleichzeitig dich beschützen. Wie geht’s am schnellsten hier raus? Deute mit dem Kinn in die Richtung.“

Okay. Jetzt machte er ihr wirklich Angst. Irgendwie. Merkwürdig, sie fand es trotzdem eher aufregend als beängstigend. Warum glaubte er nicht, dass sie diese Männer selbst hinauswerfen könnten? Zugegeben, ihr eigener Anteil am Hinauswurf würde gering ausfallen, aber sie konnte doch zumindest auf sich aufpassen. Sie war schließlich keine von den dummen Gänsen, die in alten Kinofilmen immerzu schrien und jammerten und in ihrer Panik nur erreichten, dass der Held mit ihnen zusammen als Geißel endete.

Moment mal. Erschrocken riss sie die Augen auf und bewegte das Kinn in die Richtung, in der sich der Eingangsbereich für die Kunden befand. Wenn sie dorthin gingen, konnten sie entweder das Haus verlassen oder die Treppe hinauf in den privaten Teil des Hauses flüchten.

Was machte sie sich eigentlich vor? Sie war sehr wohl so eine dumme Gans, wie man sie in Filmen sah. In Panik zu geraten und alles zu vermasseln, das war ihre Spezialität. Merkwürdig nur, dass sie sich im Moment eher wie eine Heldin aus einem modernen Actionfilm vorkam.

Ah, das war wohl jetzt der Teil ihrer Fantasie, in dem sie zu einer toughen Frau wurde, die sich nahm, was sie wollte. War sie jetzt größenwahnsinnig, oder hatte der Zauber tatsächlich eine solche Frau aus ihr gemacht? Zu dumm, dass es keine Möglichkeit gab, es auszuprobieren.

Der Mann hinter ihr hatte ihre Kopfbewegung offenbar verstanden. Sein Arm schloss sich noch fester um ihre Taille. Lautlos bewegten sie sich Schritt für Schritt zum Eingangsbereich. Dort konnten sie nicht gesehen werden und waren für den Augenblick erst einmal sicher.

Erst jetzt wurde Cassie richtig klar, wie idiotisch diese Aktion eigentlich war. Es war völlig unmöglich, dass diese drei Männer ihr wehtun würden, um „zu bekommen, was sie wollten“. So sexy war sie nun auch wieder nicht. Anscheinend hatte sie sich beim Aufschreiben ihrer Fantasie nicht klar genug ausgedrückt. Cassie seufzte. Die Situation wurde immer absurder. Sie hatte es vermasselt, wie immer, und jetzt flogen ihr offenbar ständig neue Männer durchs Fenster zu.

Wenn Mister Supersexy doch wenigstens aufhören würde so zu tun, als ob hinter jeder Ecke Todesgefahr lauerte. Cassie glaubte nicht, dass sie wirklich in Gefahr waren. Aber wie sollte sie ihm das erklären, ohne dass er sie für verrückt halten würde?

Er senkte den Kopf und flüsterte ihr ins Ohr. „Wenn wir diese Tür benutzen, hören sie uns. Gibt es eine Möglichkeit, in den hinteren Teil des Hauses zu gelangen, ohne durch den Laden zu gehen?“

Cassie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich aber anders und zog den Fremden einfach mit sich zur Treppe. Sie wollte gerade den Fuß auf die erste Stufe setzen, als er sie am hinteren Zipfel des Handtuchs festhielt.

„Nein“, flüsterte er. „Du musst weg von hier, bevor Victors Leute merken, dass du hier bist.“

Cassie hatte keine Ahnung, wer Victor war, und dessen Leute waren ihr herzlich egal. „Nackt bis auf ein Handtuch“, bemerkte sie trocken.

Er zögerte. „Eindeutig das kleinere Übel“, sagte er dann. Hör zu, ich habe keine Zeit für Erklärungen. Deine Tante hat dir ein Päckchen geschickt. Hast du es bekommen?“

„Achtung!“, rief ihre innere Stimme, und sie rief es laut und deutlich. Cassie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Woher wusste er von dem Zauberkästchen? Und woher wusste er, dass Minerva es ihr geschickte hatte?

Nun ja, wenn man bedachte, welche Rolle dieses Kästchen spielte, war es eigentlich nicht so erstaunlich, dass er davon wusste und davon, dass sie es erst seit Kurzem besaß.

„Ja“, erwiderte sie.

„Ja, du hast es bekommen, und ja, du hast es noch?“

Das konnte nicht so weitergehen. Selbst Cassie war langsam genervt von dieser rätselhaften Art der Konversation.

„Ja“, sage sie ungeduldig. „Zweimal ja.“

„Gut. Sag mir, wo es ist, und warte dann draußen.“ Er machte einen Schritt auf sie zu.

Im selben Moment jedoch erstarrte er, als ob er das Gefühl hatte, einen Fehler gemacht zu haben. Innerhalb einer Sekunde wechselte seine Ausstrahlung von gefährlich zu erotisch. Cassie konnte ihn nur stumm anblicken.

In dem Moment kam ihr ein Teil des Textes in Erinnerung, den sie aufgeschrieben hatte. Das Verlangen sollte ihn so beherrschen, dass er bei ihrem Anblick nur noch eines denken könnte: sie zu besitzen. Das konnte doch nicht wahr sein! Ein einziger Blick sollte genügen, um seinen Penis hart wie Stein werden zu lassen. Cassie blickte auf die Stelle, wo seine Jeans sich ausbeulten, und musste schlucken. Oh ja, es war wahr. Selbst im Kugelhagel würde er sie noch begehren. Oh Mann, es gab zwar bis jetzt keinen Kugelhagel, aber immerhin … Sie sah ihm in die Augen. Sein Blick drückte pures Verlangen aus. Wieder schluckte sie. War das wirklich möglich?

Er riss sie aus ihren Gedanken. „Wir haben jetzt keine Zeit dafür.“ Doch dann spürte sie seine Hand auf ihrem Po. Er streichelte und massierte sie, als ob ein übermächtiges Verlangen von ihm Besitz ergriffen hätte. Seine Stimme klang heiser und sinnlich. „Ich kann nicht aufhören … Ich weiß, ich sollte es lassen, aber …“

Ihr Seufzer klang fast wie das Schnurren einer Katze, als sie seine Finger in der Vertiefung in der Mitte ihres Pos spürte. Langsam ließ er seine Hand aufwärts gleiten und wieder abwärts. Auf und ab. Ja, sie wusste, ihr Po war zu dick, aber sie war nun mal kein Model von einsachtzig.

Ah, es fühlte sich einfach zu gut an. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um seiner Berührung entgegenzukommen.

„Du kommst mit mir“, sagte er.

Nur zu gern. Jederzeit.

„Du bist hier nicht mehr sicher, jetzt, da Victors Leute von dir wissen und mich bis hierher verfolgt haben. Wenigstens für ein oder zwei Tage. Oder drei. Vielleicht eine Woche. Wir nehmen uns ein Hotel. Nur du und ich und ein Bett. Der Schatz kann warten, solange ich nur das Kästchen habe.“ Er schloss die Augen, als würde er mit sich kämpfen, und zwar vergeblich. „Wir müssen weg. Auf der Stelle. Also … sobald ich das hier …“ Er brach ab und ließ seine Hand wieder abwärts gleiten, noch ein Stück tiefer, zwischen Cassies Schenkel. Er drang mit einem Finger in sie ein.

Mit der anderen Hand streichelte er ihren Hals. Seine Hand fühlte sich warm an.

Eigentlich hätte sie mehr Zeit darauf verwenden können, seine Erektion zu beschreiben. Sie streichelte ihn. Wirklich unglaublich. Sie seufzte glücklich.

Seine Lippen berührten ihre: „Lass uns meine Schatulle holen und verschwinden“, flüsterte er.

Sie achtete nicht wirklich darauf, was er sagte. Er konnte einfach zu gut küssen. Und dieser Mund, wie gemeißelt und dabei so sinnlich. Modelagenturen würden sich um ihn reißen.

„Ich werde mich später um Victor und seine Schergen kümmern“, fuhr er fort. „Ich werde nicht zulassen, dass sie dir wehtun. Niemals. Das verspreche ich.“

Cassie schob die Brauen zusammen, doch als sie etwas sagen wollte, begann er den Daumen in ihrem Nacken kreisförmig zu bewegen, während er die andere Hand wieder von hinten zwischen ihre Schenkel gleiten ließ und abermals mit einem Finger in sie eindrang.

Zum Glück stützte seine Hand ihren Nacken, sonst hätte sie wohl ihren Kopf nicht halten können. Irgendwie schaffte sie es zu sagen: „Du meinst, meine Schatulle …“ Aber wenn er wirklich glaubte, dass sie in Gefahr waren, warum war es ihm so wichtig, dieses Kästchen auf keinen Fall zurückzulassen?

Autor

Candace Schuler
Candace Schuler hat ihrem Mann, Joe, zu verdanken, dass sie ihre Liebe zum Schreiben zu ihrem Beruf gemacht hat. Es waren Joe’s Kommentare bei einer Briefbesprechung auf einer Reise nach New Orleans, die ihr klar machten, dass sie tatsächlich Talent zum Schreiben anderer Dinge als Büromemos und PC – Anleitungen...
Mehr erfahren
Debbi Rawlins
Endlich daheim – so fühlt Debbi Rawlins sich, seit sie mit ihrem Mann in Las Vegas, Nevada, lebt. Nach viel zu vielen Umzügen beabsichtigt sie nicht, noch ein einziges Mal den Wohnort zu wechseln. Debbie Rawlins stammt ursprünglich aus Hawaii, heiratete in Maui und lebte danach u.a. in Cincinnati, Chicago,...
Mehr erfahren
Cami Dalton
Mehr erfahren