Tiffany Sexy Band 82

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Ein Lied von Lust und Liebe von Hoffmann, Kate
"Ich weiß, was du willst", flüstert Riley ihr ins Ohr, ehe er sie auszieht. Nan seufzt. Am liebsten würde sie dem aufregenden irischen Musiker ihre Liebe gestehen! Aber wahrscheinlich ist sie für ihn nur ein Urlaubsflirt, der endet, wenn sie wieder ins Flugzeug steigt …

Verführ mich, geliebter Feind! von Etherington, Wendy
"Übrigens bin ich großartig im Bett." Gavin Fortune lächelt verführerisch, und Brenna wird es ganz heiß. Trotz frecher Bemerkungen wie dieser fühlt sie sich unwiderstehlich zu dem attraktiven Womanizer hingezogen. Doch sie darf nicht vergessen, dass er ihr Feind ist!

Sinnliche Affäre über den Wolken von Jones, Lisa Renee
"Du wirst jede Minute mit mir genießen!", verspricht der sexy Fallschirmlehrer Ryan. Und damit meint er mehr als ihren Tandemsprung, ahnt Sabrina. Denn in Ryans Nähe hat auch sie die erotischsten Fantasien. Doch eine reale Affäre mit diesem Mann kann gefährlich werden …


  • Erscheinungstag 10.06.2012
  • Bandnummer 82
  • ISBN / Artikelnummer 9783864946547
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lisa Renee Jones, Peggy A. Hoffmann, Etherington, Inc.

TIFFANY SEXY, BAND 82

LISA RENEE JONES

Sinnliche Affäre über den Wolken

„Was willst du von mir, Ryan?“, fragt Sabrina. „Dich. Nur dich“, bekennt der sexy Fallschirmlehrer mit sinnlicher, tiefer Stimme. Mit seinem perfekten Körper und den harten Muskeln scheint er wie geschaffen für wilden Sex zu sein. Doch eine erotische Affäre mit diesem Mann könnte nicht nur Sabrinas Karriere, sondern auch ihr Herz in ungeahnte Gefahr bringen …

PEGGY A. HOFFMANN

Ein Lied von Lust und Liebe

Der irische Songwriter Riley Quinn hat sein Leben der Musik verschrieben. Bis er die verführerische Amerikanerin Nan trifft. Noch nie hat er eine Frau so begehrt wie sie. Sie ist seine Muse, seine Geliebte, einfach alles für ihn. Wenn er doch nur die Zeit anhalten könnte! Aber leider darf er nicht vergessen, dass Nans Aufenthalt in Irland bald vorbei ist …

ETHERINGTON

Verführ mich, geliebter Feind!

Gavin Fortune ist ein rücksichtsloser Schatztaucher − aber auch der heißeste Mann der Welt, muss Brenna zugeben. Doch du bist noch nicht so ausgehungert nach Sex, dass du dich ihm an den Hals wirfst, ermahnt sie sich. Nur wie kann sie ihn hindern, ein historisches Schiff vor der Küste ihrer Heimat zu plündern, wenn seine Nähe sie ständig vor Lust erschauern lässt?

1. KAPITEL

„Sabrina! Wo ist Sabrina?“

Als Sabrina Cameron ihren neuen Chefredakteur Frank Roberts ungeduldig ihren Namen rufen hörte, trat sie erstaunt aus einer der Damentoiletten im Bürogebäude des „Austin Herald“. Erst vor einem Monat hatte sie sich nicht nur von New York City und ihrem Vater, dem Senator, verabschiedet. Sie hatte auch bei einer renommierten Zeitung gekündigt, für die sie politische Kolumnen geschrieben und damit große öffentliche Beachtung gefunden hatte. Zu glauben, damit auch das hektische Leben hinter sich gelassen zu haben, war offensichtlich ein Trugschluss gewesen.

„Sabrina!“, rief Frank erneut, während er um die Ecke bog. Der nervöse, angespannte Mann verlangte ständig Überstunden, setzte seine Mitarbeiter unter Druck und stellte sie vor immer neue Herausforderungen. Überrascht musterte er Sabrina, die ihre langen, brünetten Haare zum ersten Mal seit ihrer Ankunft offen trug und mit einem hellblauen Westernhemd und schwarzen Jeans ungewöhnlich lässig gekleidet war. „Warum dieses Outfit?“, fragte er missbilligend. „Wo ist der Hosenanzug, den Sie heute Morgen getragen haben?“

„Ich gehe nachher zum Kyle Strawberry Festival, um über das jährliche Fest anlässlich der Erdbeerernte zu berichten.“ Sie freute sich schon auf den vergnüglichen Abend, bei dem niemand ihre politischen Ansichten analysieren und mit denen ihres Vaters vergleichen würde. Und besonders freute sie sich auf die Cowboys. Ihr gefiel es sehr, dass die Männer hier in Texas enge Jeans und Cowboystiefel wie Businessanzüge trugen. Man wusste nie, ob man einen Millionär oder einen Hilfsarbeiter auf einer Ranch vor sich hatte – und niemanden schien das zu kümmern. Das war erfrischend und sexy.

„Ziehen Sie den Hosenanzug wieder an“, riss Frank sie brüsk aus ihren Gedanken. „Stattdessen gehen Sie zu einer Pressekonferenz mit dem Bürgermeister.“

„Oh nein. Ich schreibe nicht mehr über Politik.“ Sabrina hatte sogar ein Pseudonym angenommen, um sicherzustellen, dass niemand hier sie mit ihrer Vergangenheit als politische Journalistin in Verbindung brächte. Sie brauchte ihr eigenes Leben und vor allem die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, ohne überlegen zu müssen, welchen Einfluss diese Entscheidungen auf die Karriere ihres Vaters haben könnten.

Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich will Sie für die Story.“

„Keine Politik“, beharrte sie. „Das war eine meiner Bedingungen, als ich den Job hier angenommen habe.“

„Ich habe Sie bisher nur zu völlig belanglosen Terminen geschickt“, fuhr Frank sie an. „Und das ist jetzt der Dank dafür. Sie müssen zu dieser Pressekonferenz gehen.“

„Wir hatten vereinbart, dass ich während der ersten sechs Monate nur über harmlose Themen schreibe, damit ich hier nicht auffalle. Ich bin von New York nach Austin gezogen, um mir ein neues Leben aufzubauen. Wegen einer Pressekonferenz mit dem Bürgermeister werde ich nicht riskieren, diesen Neuanfang zu gefährden.“

„Dann haben Sie vermutlich nicht gehört, dass einer unserer Soldaten, der mit einem Drogenkartell in Verbindung stand, gestern Nacht eine Bank ausgeraubt hat. Das hat Nachrichtenwert! Wenn Sie die Story richtig anpacken, könnten Sie im Fernsehen erwähnt oder sogar interviewt werden.“

„Ich habe davon gehört“, meinte Sabrina. „Leute machen jeden Tag dummes Zeug. Das ist traurig. Aber deshalb muss nicht ich darüber berichten. Und Sie werden mich nicht dazu benutzen, um selbst in den Medien Beachtung zu finden. Ich bin hier, um dem Druck zu entkommen, ständig im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen. Im Fernsehen zu sein, ist das Letzte, was ich will.“

„Sie kennen sich in der Welt der Politik aus.“ Frank ließ nicht locker. „Sie können herausfinden, was ich wissen will.“

„Ja, das mag so sein, aber wir haben eine Abmachung miteinander getroffen. Ich bin hergekommen und habe einen Job angenommen, der ausdrücklich nichts mit der Welt der Politik zu tun hat.“ Sie war jetzt zweiunddreißig Jahre alt. Die Zeiten, in denen ihr Vater noch jeden ihrer Schritte gutheißen musste, waren lange vorbei.

„Und wenn ich Ihnen sage, dass mir jemand aus dem Umfeld des Bürgermeisters zugeflüstert hat, dass der Bürgermeister diesen Soldaten nicht nur gekannt hat, sondern zudem versucht, die Sache unter den Teppich zu kehren?“

„Warum sollte er das tun?“, fragte Sabrina, bevor sie sich bremsen konnte.

„Weil der Bürgermeister vielleicht Dreck am Stecken hat“, antwortete Frank. „Ich weiß, wie sehr Sie Politiker hassen, die sich die Finger schmutzig machen. Vielleicht hat er auch etwas mit dem Drogenkartell zu tun. Das ist nur eine der unendlich vielen Möglichkeiten. Deshalb brauche ich eine Expertin für diese Geschichte. Habe ich jetzt Ihr Interesse geweckt?“

„Nein“, log sie. „Das haben Sie nicht.“ Sie war nicht hier, um ihr altes Leben in einem anderen Bundesstaat fortzusetzen. „Deswegen haben Sie mich nicht eingestellt. Und Sie wissen, dass mein Vater große Ambitionen hat und zum Parteivorsitzenden aufsteigen will. Über einen Skandal zu berichten, in den ein Gouverneur verwickelt ist, wäre nicht besonders passend. Besonders da es sich um einen Politiker der Oppositionspartei handelt.“

„Trotzdem übernehmen Sie die Story, Sabrina“, entgegnete Frank hartnäckig. „Hier geht es um investigativen Journalismus und um Fakten, nicht um politische Kommentare. Niemand kann Sie für die Wahrheit verurteilen.“

„Mein Job …“

„Ist zu tun, was ich Ihnen sage. Erdbeerfeste sind unter Ihrem Niveau. Ende der Diskussion.“ Seine Stimme wurde schärfer. „Die Pressekonferenz beginnt um vier Uhr. Seien Sie pünktlich!“

„In Ordnung, Frank“, stimmte sie schließlich notgedrungen zu. „Ich gehe hin. Aber ich will nicht namentlich erwähnt werden. Jemand anders muss den Artikel auf Grundlage meiner Notizen schreiben.“

„Darüber reden wir noch“, murmelte er, bevor er wegging.

Sabrina überlegte, ihm zu folgen, um die Sache sofort mit ihm zu klären. Aber die Tierärztin Jennifer Jones, die seit Kurzem eine Ratgeberrubrik mit dem Thema Haustiere betreute, lief ihr über den Weg.

„Warum hat er nach dir geschrien?“ Sie blieb vor Sabrina stehen. „Ich schwöre, dass ich mich nie an diese Redaktion gewöhnen werde. Ich muss zurück in meine Praxis. Bellende Hunde und fauchende Katzen sind viel netter als das Gebrüll und die Temperamentsausbrüche hier.“

„Kann ich mitkommen?“

„Hängt davon ab, was du zu bieten hast.“ Jennifer lächelte. „Kannst du mit Hühnern umgehen? Heute Nachmittag kommt jemand mit einem Huhn zur Untersuchung.“

„Mit einem Huhn?“ Sabrina lachte. Obwohl sie die zierliche Blondine erst seit einem Monat kannte, betrachtete sie Jennifer schon als Freundin. „Du machst Witze.“

„Mit einer Henne, um genau zu sein. Wir sind in Texas, wo die Leute ihre Hühner sehr ernst nehmen.“ Sie schmunzelte. „Bedeutet Franks Gebrüll, dass du beschäftigt bist? Oder kannst du mit mir irgendwo zu Mittag essen, bevor ich in meine Praxis verschwinde?“

„Es bedeutet, dass ich eine Margarita und Schokolade brauche. Dennoch gebe ich mich mit Mittagessen und einem Dessert zufrieden. Aber ich …“

„Fahre“, sagte Jennifer für sie. „Ich weiß.“

Sabrina runzelte die Stirn. „Ja?“

Sie nickte. „Wir haben dreimal zusammen zu Mittag gegessen, und du hast jedes Mal einen Grund gefunden, um zu fahren. Und deine Kaffeetasse muss immer bis zu einem ganz bestimmten Punkt gefüllt sein. Du bist ein Kontrollfreak.“ Als Sabrina den Mund aufmachte, um zu widersprechen, hob sie die Hand. „Ich hole meine Handtasche.“

Während Jennifer in die Redaktionsräume ging, blieb Sabrina wie angewurzelt stehen und dachte über die Worte ihrer Freundin nach. Im Gegensatz zu ihrem Vater war sie kein Kontrollfreak. Das würde sie Jennifer während des Mittagessens beweisen.

Eine Stunde später waren sie in einem gemütlichen Restaurant beim Dessert angekommen. Sie gönnten sich einen kleinen Schokoladenkuchen mit Eis. „Ich bin kein Kontrollfreak“, behauptete Sabrina nachdrücklich, nachdem sie Jennifer anvertraut hatte, wie und warum sie nach Texas gezogen war.

Ihre Freundin hob nur eine Augenbraue.

Verdammt, dieser Frau konnte sie nichts vormachen. „Gut. Ich gebe es zu. Aber zum Kontrollfreak habe ich mich notgedrungen entwickelt. Zu Hause ist jeder meiner Schritte daraufhin beleuchtet worden, was er politisch bedeuten könnte. Jetzt lebe ich woanders und frei. Aber es ist schwer für mich.“

„Hast du jemals die Sendung ‚Dog Whisperer‘ gesehen?“, fragte Jennifer nach einem Moment.

Sabrina lachte. „Ich bin ein großer Fan des Hundeflüsterers. Obwohl ich nicht einmal einen Hund habe. Es liegt an der Art, wie diese Tiere sich ihm sofort unterwerfen … Diese Art der Kontrolle ist wirklich sexy.“

Ihre Freundin legte die Kuchengabel weg. „Also in diese Richtung sollte das nicht gehen. Wir reden darüber, die Kontrolle abzugeben, nicht darüber, sie so auszuüben, dass es besonders sexy ist.“

„Oh, du meine Güte“, meinte Sabrina, als sie verstand, worauf Jennifer abzielte. „Ich bin total zwiespältig und in viel schlechterer Verfassung, als ich dachte.“

„Wir sind alle durcheinander“, versicherte Jennifer ihr. „Das nennt man menschlich.“

„Dann hattest du vielleicht die richtige Idee. Du verbringst deine Zeit mit Tieren.“ Sie runzelte die Stirn. „Oh nein, warte. Du bist verheiratet, richtig?“

„Ja, das bin ich. Und Bobby weiß zum Glück immer, wann es an der Zeit ist, zum Tier zu werden.“ Die Freundinnen lachten, bevor Jennifer fortfuhr: „Ich wollte darauf hinaus, dass Cesar den Zuschauern im ‚Dog Whisperer‘ zeigt, wie er aggressive Hunde so erzieht, dass sie ihre Unterwerfung akzeptieren. Die Hunde erkennen, dass sie durch weniger aggressives Verhalten bekommen, was sie wollen – in diesem Fall ein Lob“, erklärte sie. „Ich denke, du musst lernen, dass du nicht immer alles kontrollieren kannst. Dann wirst du merken, dass die Welt deshalb nicht untergeht.“ Ihre Augen leuchteten auf. „Und ich weiß auch schon, wie du das tun kannst. Mit Fallschirmspringen. Das ist perfekt.“

Sabrina starrte sie völlig entgeistert an. „Bist du verrückt? Du willst, dass ich aus einem Flugzeug springe?“

„Bobby und zwei seiner Kameraden aus der Armee gehört das Fallschirmsportunternehmen Texas Hotzone außerhalb von Austin. Mit dem Auto bist du in dreißig Minuten dort. Deinen ersten Sprung kannst du mit Caleb, einem von Bobbys besten Freunden, absolvieren. Er ist ein netter und sanfter Mann. Du kannst ihm die Kontrolle überlassen, ohne das Gefühl zu haben, vollkommen hilflos zu sein. Und er sorgt dafür, dass du sicher und wohlauf unten ankommst.“

„Nein.“ Energisch schüttelte Sabrina den Kopf. „Ich bin nach Texas gezogen, um mein Leben zu leben und nicht, um es aufs Spiel zu setzen.“

Jennifer zuckte die Achseln. „Ich liebe das Fallschirmspringen. Aber ich bin auch kein Kontrollfreak. Vermutlich kann ich deshalb Spaß an Dingen haben, die du dir nicht einmal vorstellen kannst.“

„Oh, das war gemein. Wirklich gemein.“

„Ich weiß. Aber es funktioniert, und das weißt du.“ Ihr Handy piepte. „Verdammt, ich muss los.“ Sie nahm ihre Handtasche. „Vor nächster Woche komme ich nicht in die Redaktion.“ Eilig warf sie eine Visitenkarte auf den Tisch. „Hier ist die Adresse von Texas Hotzone. Wir treffen uns dort am Samstag um kurz vor zwei Uhr. Damit bleiben dir drei Tage, um dir eine Ausrede einfallen zu lassen. Aber vergiss nicht: Du bist von New York nach Texas gezogen, um dein Leben zu ändern. Also ändere es.“ Sie stand auf. „Du schaffst das. Wollen wir wetten?“

Gedankenverloren sah Sabrina ihrer Freundin nach. Sie hatte ihr altes Leben hinter sich gelassen. Und wofür? Um weiterhin in der Welt ihres Vaters gefangen zu sein? Sie seufzte leise. Wem wollte sie etwas vormachen? Natürlich wollte sie nicht über Erdbeerfeste schreiben. Frank hatte recht. Über Fakten zu berichten, war etwas anderes, als eine politische Kolumne zu schreiben. Und sie hatte vor Jahren als investigative Journalistin ihre Karriere begonnen. Sie wollte zu dieser Pressekonferenz gehen und die Story schreiben. Sie wollte sich ihre Freunde selbst aussuchen. Und sich für einen Mann entscheiden können, der aufregend war, statt auf Nummer sicher zu gehen.

Verdammt, sie wollte in der Lage sein, sich einen One-Night-Stand zu gönnen, wenn sie Lust darauf hatte, ohne sich Gedanken wegen der Klatschpresse machen zu müssen. Aber bisher hatte sie so etwas nie gewagt. Ein Moment lang gab sie sich ihrer Fantasie hin und stellte sich einen Mann mit einem perfekten Körper und harten Muskeln vor, der wie geschaffen war für wilden Sex.

Sabrina seufzte wieder, verdrängte die Bilder in ihrem Kopf und entschied, jeden weiteren Bissen ihres halb aufgegessenen Desserts in vollen Zügen zu genießen. Denn der Schokoladenkuchen verschaffte ihr vermutlich das lustvollste Erlebnis, das sie in nächster Zeit erwartete. Vielleicht sollte sie doch zum Fallschirmspringen gehen. Zumindest riskierte sie mit einem Sprung aus einem Flugzeug keinen Skandal …

Am Samstagnachmittag spazierte Ryan „Cowboy“ Walker zur Empfangstheke des Hotzone, um seine Eintragungen ins Flugbuch zu vervollständigen. Heute war er zeitig zur Arbeit gekommen, da er zum ersten Mal seit der großen Eröffnung früher Feierabend zu machen plante. Nach Dienstschluss wollte er mit einem Immobilienmakler Häuser besichtigen. Er hatte lange gebraucht, um sich voll und ganz für ein Leben als Zivilist zu entscheiden. Dazu gehörte für ihn ein eigenes Heim. Auch wenn ihm dieser Gedanke weit mehr beunruhigte als jeder Einsatz, in dem er gekämpft hatte. Denn bislang war die Armee der einzige Ort gewesen, den er jemals als Zuhause empfunden hatte.

Erst vor einem Monat hatte er die Armee verlassen und mit zwei ehemaligen Kameraden des Sondereinsatzkommandos Crazy Aces das Hotzone übernommen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er davon ausgegangen war, lebenslang Soldat zu bleiben. Aber Soldaten befolgten Befehle, ohne sie zu hinterfragen – und das konnte er nicht länger. Denn er hatte herausgefunden, dass die Dienststelle, die in diesem Fall das Sagen gehabt hatte, moralisch nicht integer gewesen war. Nichts war so gewesen, wie es den Anschein gehabt hatte. Deshalb war er jetzt hier und machte sich auf die Suche nach einem Haus. Auch wenn er sich wie eine Wildkatze fühlte, die domestiziert werden sollte.

Ryan schlug das Flugbuch zu. Am Montag absolvierten die neuen Rekruten der Special Forces ein Training bei ihm. Dabei würde er ihnen so viel Angst und Schrecken einjagen, dass ihnen hinterher bei ihren Einsätzen jeder Fallschirmsprung wie ein Kinderspiel vorkäme. Gerade als er sich auf den Weg zur Tür machte, fiel sein Blick auf eine Frau, die vom Parkplatz aus auf das Gebäude zukam. Sie war so sexy, dass er wie angewurzelt stehen blieb und einen leisen Pfiff ausstieß.

Sofort vergaß er jeden Gedanken an die Haussuche. Gebannt und mit wachsendem Interesse betrachtete er die Brünette, die sehr selbstsicher wirkte, als sie auf ihn zuging. Oh ja. Diese Frau gefiel ihm. Er konnte es kaum erwarten, sie kennenzulernen. Das Blut pulsierte ihm in den Adern wie schon lange nicht mehr. Sein umfangreiches Arbeitspensum hatte ihm keine Zeit für Verabredungen oder andere Vergnügen gelassen. Diese Trockenperiode würde nun ein Ende haben, entschied er in diesem Moment. Denn allein der Anblick der Frau törnte ihn an. Ihre schwarzen Jeans und das schwarze, eng geschnittene T-Shirt verhüllten ihre Kurven und Rundungen perfekt.

Als sie die Tür aufmachte, flatterten ihre seidigen Haare im Wind, bevor sie ihr über die schmalen Schultern und die Brüste fielen. Ryan wollte diese Haare auf seinem Gesicht und seinem Bauch spüren. Er wollte diese Frau. Sie betrat das spärlich eingerichtete Büro, schob die Sonnenbrille auf den Kopf und sah ihn mit ihren hellgrünen Augen an. Es knisterte sofort zwischen ihnen. Die Luft schien förmlich zu brennen. Im Zimmer war es so still, dass es beinahe unheimlich war.

„Hallo.“

Ihre melodische Stimme elektrisierte ihn. Er ließ den Blick über ihre vollen Brüste wandern, bevor er ihr auf den Mund sah. Sie hatte eine sehr sinnliche Unterlippe. Er wollte sie schmecken. Jeden Zentimeter von ihr. Mit den Fingern tippte er an die Krempe seines Cowboyhuts, während er sie mit unverhohlenem Interesse und Verlangen musterte.

Nach einem weiteren Moment der atemlosen Stille fügte sie hinzu: „Ich bin hier, um Caleb zu treffen.“

Ryan hatte Mühe, den Fluch zu unterdrücken, der ihm auf der Zunge lag. Sie war wegen Caleb hier. Seinem Geschäftspartner, Exkameraden bei den Aces und Freund. Also war sie für ihn tabu. Er presste die Lippen aufeinander, als eine völlig ungewohnte Besitzgier in ihm aufstieg. Einem Kameraden bei den Aces hatte er noch nie irgendetwas streitig gemacht. Die Aces waren wie eine Familie. Aber Caleb sollte seinen Besitzanspruch auf diese Frau besser schnell geltend machen. Denn Ryan wollte sie sehr. Und was Ryan Walker wollte, das nahm er sich.

Er ließ die brünette Schönheit keine Sekunde lang aus den Augen. Denn er hatte nicht vor, sie sich entgehen zu lassen. Und er wollte weit mehr von ihr als nur ihren Namen und ihre Telefonnummer. Doch dann wurde sie von Jennifer abgefangen.

„Sabrina!“ Jennifer lief an ihm vorbei. „Wir waren um kurz vor zwei Uhr verabredet. Du bist spät dran. Ich dachte, du kommst nicht mehr.“

„Du meinst, du hast mich für einen Feigling gehalten“, erwiderte Sabrina und lachte. Ihr sexy Lachen klang rauchig und versetzte Ryan einen zusätzlichen Kick.

Jennifer, die jetzt mit dem Rücken zu ihm stand, stemmte die Hände in die Hüften und versperrte ihm die Sicht. „Wir wissen beide, was deine Verspätung bedeutet. Du hättest fast einen Rückzieher gemacht, nicht wahr?“ Als sie ein Stück nach rechts trat, konnte er sehen, dass Sabrina errötete.

„Okay, fast hätte ich gekniffen“, gab sie zu.

„So etwas hatte ich mir schon gedacht. Und insgeheim hast du gehofft, dass es jetzt zu spät zum Fallschirmspringen ist. Nun, der Plan ist aufgegangen. Caleb ist den ganzen Nachmittag über ausgebucht.“

Ryan stützte sich mit dem Ellbogen auf die Theke. Zur Hölle mit der Haussuche. „Sie kann mit mir hinaufkommen“, sagte er betont lässig, um ihr zu signalisieren, wie sehr sie ihn auf Touren brachte.

Sabrina warf einen Blick um Jennifer herum. Ihre grünen Augen funkelten wie Kristalle, als sie ausgiebig seinen Körper musterte, bevor sie ihm ins Gesicht sah. „Und wer sind Sie?“

„Eine bessere Wahl als Caleb“, versicherte er ihr.

„Nicht für Sabrina“, entgegnete Jennifer und drehte ihm erneut den Rücken zu. „Ryan ist ein heißblütiger Abenteurer. Mit ihm willst du nicht springen, glaub mir. Du willst Caleb.“

Doch nachdem Sabrina Ryan gesehen hatte, war sie sicher, dass sie ihn wollte. Allerdings hatte sie auch das Gefühl, dass ein heißblütiges Abenteuer mit ihm ein Vergnügen wäre, das sie bei Weitem überforderte. Aus einem Flugzeug zu springen war schon tollkühn und beängstigend genug. Ein attraktiver Cowboy mit einem muskulösen Körper, samtig braunen Augen und einem Schlafzimmerblick würde sie wahrscheinlich vollkommen aus dem Konzept bringen, befürchtete sie. „Ich kann auf Caleb warten. Ich habe keine Eile und kann auch gern nächstes Wochenende wiederkommen.“

Ryan verzog den Mund langsam zu einem Lächeln. „Ich schone Sie. Versprochen.“

Versprochen. Sagt die Katze zur Maus, dachte Sabrina zynisch. Dennoch konnte sie nicht anders, als sich vorzustellen, wie er die Hüften an ihren Po presste, während sie mit dem Fallschirm in der Luft schwebten. Oh ja, er war gefährlich. Auf jede erdenkliche Weise.

„Nein, Ryan“, mischte sich Jennifer alarmiert ein und wandte sich Sabrina zu. „Caleb ist ruhig und überlegt. Er wird dein Fels in der Brandung sein, falls du Angst bekommst.“

„Ich bin ebenfalls ruhig und überlegt“, sagte Ryan.

Jennifer warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Es gibt einen Grund dafür, warum du mit den erfahrenen Springern trainierst, und den kennst du.“

„Ja. Weil ich sie lehre, dass es nicht langweilig sein muss, wenn man ruhig und überlegt handelt. Ich bringe sie lieber an ihre Grenzen und zeige ihnen, wie sie diese Grenzen ein Stück weit überwinden können, als ihnen zu wenig abzuverlangen.“

Seine Worte stimmten Sabrina nachdenklich. Sie war ihr Leben lang vernünftig und rational gewesen. Noch nie hatte sie es ausprobiert, wagemutig zu sein und über ihre Grenzen hinauszugehen. Ryan war nicht nur der Mann, den sie wollte. Er war der Mann, den sie brauchte. „Ich springe mit Ryan.“

„Sabrina …“, begann Jennifer zu protestieren.

Sie berührte ihre Freundin am Arm. „Das ist in Ordnung“, sagte sie leise. „Wirklich. Sonst gehe ich dieses Risiko vielleicht nie ein. Und die Idee ist gut.“

„Bist du sicher?“

„Ob ich sicher bin, aus einem Flugzeug springen zu wollen?“, fragte Sabrina ungläubig. „Natürlich nicht. Aber ich kann mich nicht noch einmal stundenlang dazu durchringen, das zu tun. Entweder jetzt oder nie.“

Jennifer schien widersprechen zu wollen, doch dann ergriff sie die Hand ihrer Freundin. „Hier entlang.“

Ryan stand im Weg. Als Sabrina an ihm vorbeiging, war sie nur Zentimeter von ihm entfernt. Bei näherer Betrachtung wirkte er noch heißer. Sie nahm seine langen, muskulösen Oberschenkel unter der Jeans in Augenschein, mit denen er zweifellos in naher Zukunft ihre Oberschenkel umklammerte. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Als sie den Blick nach oben wandern ließ und in seine braunen Augen sah, die im Gegensatz zu seinem Körper samtweich wirkten, wurde sie von einem erregenden Prickeln erfasst. Sie hatte in der Tat Lust auf ein erotisches Abenteuer. Obwohl sie Angst hatte, konnte sie nicht ignorieren, dass sie sich seit Jahren zum ersten Mal wirklich lebendig fühlte. Sie tat etwas, wovon sie noch vor ein paar Monaten nie gewagt hätte zu träumen. Sie änderte ihr Leben und öffnete sich neuen Erfahrungen.

Leider führte der Weg dazu – zumindest für den Moment – weg von Ryan und in einen Raum mit sechs Metallklapptischen, der aussah wie ein Klassenzimmer.

Jennifer legte ihr eine Reihe von Papieren vor, mit denen die Haftpflicht geregelt wurde. „In Ordnung.“ Sie setzte sich neben Sabrina. „Hier bitte die letzte Unterschrift.“ Sie deutete auf das Formular, zog es dann aber weg. „Oder lass es. Du kannst deine Meinung immer noch ändern.“

Sabrina griff nach dem Papier und seufzte. „Das war doch deine Idee. Hast du das vergessen?“

„Es war meine Idee, dich mit Caleb springen zu lassen. Nicht mit Ryan. Ja, er ist einer der Teilhaber des Hotzone. Aber das ist nicht der Punkt.“

„Sondern?“

„Ich habe dich zum Fallschirmspringen gedrängt und will nicht, dass deine Befürchtungen sich bestätigen. Es soll dir Spaß machen und wirklich dabei helfen, einmal loszulassen. Caleb ist vorsichtig, geduldig und weiß, wann du an deine Grenzen stößt. Ryan dagegen kennt keine Grenzen. Er wird dich antreiben und herausfordern. Besonders wenn er weiß, warum du das tust.“

„Ich kann mit Ryan umgehen. Und, um ehrlich zu sein, habe ich meine Gründe, mir ihn auszusuchen.“

„Jennifer“, erklang eine tiefe, weiche Männerstimme hinter ihnen. „Ein Anruf für dich.“

Sabrina wandte sich zur Tür um, wo Ryan in all seiner männlichen Pracht stand und sie ansah.

„Viel Glück, Süße“, meinte Jennifer. „Du willst ihn. Er gehört ganz dir.“ Bevor sie hinausging, blieb sie noch kurz vor Ryan stehen, der inzwischen eingetreten war. „Benimm dich“, ermahnte sie ihn.

„Ich werde ein Engel sein.“ Wie zum Schwur hob er eine Hand. Dann machte er einen Schritt auf Sabrina zu und lehnte sich gegen den Tisch. „Besteht irgendeine Hoffnung, dass mein heißer Körper der Grund dafür ist, dass Sie mich ausgewählt haben?“ Seine Augen blitzten übermütig.

Sie war selten um eine Antwort verlegen. Schließlich war sie die Tochter eines Politikers. „Ja. Wenn Sie außer Form wären und bei jedem Atemzug keuchten, würde ich nicht darauf brennen, mit Ihnen aus einem Flugzeug zu springen.“

„Ich hatte den Eindruck, dass Sie ohnehin nicht darauf brennen, mit irgendjemandem aus einem Flugzeug zu springen.“

„Ich bin sicher, dass es einer Menge Leute so geht, wenn sie all diese Haftpflichtformulare unterschreiben.“

„Nur diejenigen, die zum Fallschirmspringen überredet wurden“, neckte Ryan sie. „Aber diese Leute kommen normalerweise in Begleitung einer Freundin oder ihres Partners, also demjenigen, dem zuliebe sie an ihre Grenzen gehen. Wem wollen Sie gefallen, Sabrina?“

Sie reckte das Kinn. „Mir.“ Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit.

„Indem Sie sich dazu zwingen, etwas zu tun, das Ihnen Angst macht?“

„Eher zu etwas, das ich normalerweise nicht tun würde.“ Sie wollte ihm nicht mehr verraten, als sie musste. Ihre Beweggründe waren ihre Privatangelegenheit.

Ryan gab sich mit ihrer ausweichenden Antwort nicht zufrieden. „Ich brauche mehr Informationen, wenn ich Sie ins Flugzeug mitnehmen soll.“

„Warum?“

„Weil ich dort oben für Sie verantwortlich bin“, antwortete er. „Haben Sie Höhenangst?“

„Nein.“

„Angst vorm Fliegen?“

„Nein.“

„Vor dem Fall?“

„Nein.“

Er betrachtete Sabrina. „Vorm Sterben?“

Sie dachte einen Moment lang nach. „Nein. Wenn es erst einmal vorbei ist, ist es vorbei. Ich denke, dass ich das akzeptiert habe. Stellen Sie jedem diese Fragen, bevor Sie mit ihm springen?“

„Nein. Aber Caleb.“

„Ich habe nicht nach Caleb verlangt, sondern mich für Sie entschieden.“

„Warum?“

Also gut, meinetwegen, dachte sie. Wenn er es unbedingt wissen muss, soll er es erfahren. „Weil ich zu kontrolliert bin und mich damit konfrontieren will, an meine zu eng gesteckten Grenzen zu gehen.“

Ryan wirkte einen Augenblick lang überrascht, bevor er sie sehr interessiert musterte. „Sie denken wirklich, dass Sie mit mir fertigwerden können, Sabrina?“

Sie hatte höllische Angst vor ihm. Aber er war auch ungeheuer aufregend und setzte sie völlig unter Strom. Aber er bedeutete auch eine neue Herausforderung, und genau das war es ja, was sie wollte. „Ich kann mit Ihnen fertigwerden, Cowboy“, meinte sie, obwohl sie sich dessen nicht so sicher war. „Die Frage ist: Können Sie mit mir fertigwerden?“

Er lächelte. „Wenn ich es nicht kann, werde ich es mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen – und mit großem Vergnügen.“

„Ich bin bereit, wenn Sie es sind.“

Ryan sah sie unverwandt an. „Sie müssen eine Entscheidung treffen.“

„Und die wäre?“

„Statt eines Tandemsprungs können Sie vorher auch ein paar Trainingsstunden nehmen und anschließend allein springen. Dann haben Sie alles unter Kontrolle, was Ihnen wichtig zu sein scheint.“

„Aus einem Flugzeug zu springen, ohne jemanden neben mir zu haben, der mir hilft, hört sich für mich nicht nach alles unter Kontrolle haben an“, meinte Sabrina. Tatsächlich fühlte sich ihre Kehle auf einmal wie zusammengeschnürt an. „Ich dachte, ich könnte mit Ihnen springen?“ Sie stand auf.

„Keine Bange“, sagte Ryan weich. „Natürlich können Sie mit mir springen. Aber vielleicht sollten wir stattdessen einfach zusammen ein Bier trinken gehen, damit Sie ein bisschen mehr Zeit haben, noch einmal gründlich darüber nachzudenken.“

Plötzlich realisierte sie, wie albern sie wirken musste. Meine Güte. Wie war sie nur zu diesem Angsthasen geworden, der Panik davor hatte, etwas zu tun, das Millionen andere Leute taten, ohne mit der Wimper zu zucken? „Nein.“ Sabrina wusste, dass sie kneifen würde, wenn sie Zeit hätte, darüber nachzudenken. „Lassen Sie uns gehen. Ich will springen.“

Er hielt ihr die Hand hin. „Ich sorge dafür, dass Sie jede Minute genießen.“

2. KAPITEL

Sicher, langweilig und ohne jedes Risiko. So hatte Sabrina sich ihr bisheriges Leben eingerichtet. Nach demselben Muster hatte sie ihre Männer ausgesucht. Sie sehnte sich nach Aufregung. Sie sehnte sich danach, ihre Angst zu überwinden, frei atmen zu können und das Leben in vollen Zügen auszukosten. Sie starrte auf Ryans Hand, mit der er sie dazu einlud, ein Wagnis einzugehen, das so viel mehr beinhaltete als einen Fallschirmsprung. Das Verlangen, ihn zu berühren, war so stark, dass ihre Haut zu kribbeln begann. Die sexuelle Anziehungskraft zwischen ihnen war überwältigend.

„Okay, Sabrina.“ Jennifer kam ins Zimmer. „Ich habe Neuigkeiten, die dich entweder total frustrieren oder dir den Tag retten.“

Sabrina ignorierte Ryans ausgestreckte Hand und drehte sich zu ihrer Freundin um. „Neuigkeiten?“

Jennifer trat zu ihnen und sah argwöhnisch zwischen Sabrina und Ryan hin und her. „Was ist?“

„Nichts“, sagte sie schnell. „Nur Papierkram. Ich habe alle Formulare ausgefüllt und unterschrieben.“

„Nichts außer Papierkram“, meinte Ryan trocken und setzte sich neben Sabrina. „Welche Neuigkeiten?“

„Marco Montey hatte gestern offenbar viel Spaß und kommt heute Nachmittag wieder. Angeblich hatte er den größten Kick seit Jahren. Also kannst du heute nicht mit Sabrina springen. Um das einmal festzuhalten: Dass du sogar den bekannten Draufgänger Montey beim Fallschirmspringen völlig unter Adrenalin gesetzt hast, ist ein perfektes Beispiel dafür, warum ich Sabrina vor dir bewahren will.“ Sie wandte sich ihrer Freundin zu. „Tut mir leid, Süße. Ich weiß, dass es dich viel gekostet hat, heute herzukommen. Umso mehr bedauere ich, dass ich dich jetzt einfach wieder wegschicken muss. Aber vielleicht ist es am besten so.“

Sabrina bezweifelte, dass Jennifer wirklich klar war, welche Ängste sie seit Tagen ausgestanden und wie sehr sie mit sich gerungen hatte. Und jetzt sollte es am besten sein, nicht zu springen? Davon war sie ganz und gar nicht überzeugt. Es sollte nicht umsonst gewesen sein, dass sie sich so verrückt gemacht hatte. Sie seufzte. Eigentlich sollte sie erleichtert sein. Stattdessen bemerkte sie zu ihrer Überraschung, dass sie enttäuscht war.

Ryan räusperte sich. „Bleiben Sie bis Sonnenuntergang hier. Dann nehme ich Sie mit hinauf.“ In seinen Augen spiegelte sich eher Mitgefühl als Herausforderung wider. „Falls Sie es möglicherweise nur einmal in Ihrem Leben wagen, einen Fallschirmsprung zu machen, sind die Abendstunden der richtige Zeitpunkt dafür. Den Sonnenuntergang auf diese Weise mitzuerleben ist wirklich spektakulär.“

Sie blinzelte verunsichert und kämpfte gegen den Drang an, über die Bartstoppeln auf seinem markanten Kinn zu streichen. Der Mann liebte das Fallschirmspringen. Im Gegensatz zu ihr lebte er sein Leben mit vollem Einsatz. Sie wünschte, sie könnte genauso mutig und spontan sein. Aber in Wahrheit war sie ihm nicht gewachsen. Sabrina schluckte das Bedauern herunter, das nichts mit dem Fallschirmspringen, sondern nur mit Ryan zu tun hatte. „Es ist besser, ich passe. Denn hier zu sitzen und darauf zu warten, bis ich an der Reihe bin, aus einem Flugzeug zu springen – und möglicherweise zu sterben –, macht jegliche Vorfreude auf jegliche ‚spektakuläre‘ Erlebnisse zunichte.“

Seine Mundwinkel zuckten. „Sie sterben nicht. Versprochen.“

„Das können Sie nicht versprechen, und das wissen Sie.“ Als er widersprechen wollte, hob sie eine Hand. Sie konnte seinen männlich-herben Duft wahrnehmen und geriet in Versuchung, ihre Entscheidung zu revidieren. Deshalb fügte sie eilig hinzu: „Ich mag es, wenn Versprechen ohne jede Einschränkung gelten. Fakt ist, dass Leute beim Fallschirmspringen sterben.“

„Leute sterben beim Überqueren der Straße“, konterte er.

„Selten.“

„Öfter als beim Fallschirmspringen.“

„Aber nur, weil viel mehr Leute Straßen überqueren. Ich habe mir die Statistiken angesehen. Es ist erst Juni, und allein in diesem Jahr sind fünfundzwanzig Leute bei Fallschirmsportunfällen gestorben. Ich habe bereits den ganzen Morgen damit verbracht, mich zu fragen, ob ich Nummer sechsundzwanzig sein werde. Ich habe keine Lust, diese Überlegung fortzusetzen, während ich hier stundenlang warten muss“, meinte Sabrina.

„Dann überlassen Sie es mir, mir Gedanken darum zu machen“, sagte Ryan. „Das ist mein Job.“

Sie schnaubte. „Mit anderen Worten: Keiner von uns macht sich Gedanken.“

„Was soll an diesem Plan schlecht sein?“ Er machte ein amüsiertes Gesicht. Und wirkte sehr sexy dabei.

„Leute, die sich sorgen, werden vorsichtig.“ Sabrina hatte sich ihr ganzes Leben lang Sorgen gemacht, um Probleme zu umgehen.

„Leute, die sich sorgen, werden nervös. Dann machen sie Fehler. Training und Erfahrung machen die möglichen Gefahren bewusst, was gleichbedeutend mit Sicherheit ist.“

„Es reicht, Ryan“, mischte sich Jennifer ein. „Es wäre Irrsinn, sie warten zu lassen. Montey besitzt eine Unmenge Geld und hat – laut Bobby – nichts dagegen, es auszugeben. Vielleicht bleibt er den ganzen Abend über hier.“

„Redest du von dem Marco Montey? Dem Rennfahrer?“, erkundigte sich Sabrina.

„Ja. Er hat an der University of Texas studiert und Familie hier. Wenn man der Klatschpresse Glauben schenken darf, kann er nicht einen Tag verbringen, ohne das Schicksal herauszufordern.“

„Kann ich Montey treffen?“, fragte Sabrina. „Oder noch besser: ihn interviewen?“ Trotz Ryans Gegenwart und dem Bedürfnis, ihre Privatsphäre zu schützen, fuhr sie fort: „Ich interessiere mich schon länger für den Rennsport. Also habe ich Ahnung davon und würde euch nicht in Verlegenheit bringen. Außerdem ist Montey bekannt dafür, Journalisten absolut nichts über sein Leben oder seine Karrierepläne zu erzählen. Im Moment hat er einen Disput mit seinem Sponsor Can Cola, weil er vor laufender Kamera Red Coca Cola getrunken hat. Wenn ich diese Geschichte exklusiv bekomme, kann ich Frank beweisen, dass ich fesselnde Stories abliefern kann, auch wenn die nichts mit meinem Vater und Politik zu tun haben. Du weißt, wie viel mir das bedeutet. Bitte.“ Sie sah erst Jennifer und dann Ryan an. „Dieses Interview wäre wirklich sehr wichtig für mich.“

„Ich weiß nicht.“ Jennifer zögerte. „Ryan? Kann sie Montey interviewen? Kannst du ihn dazu überreden, mit ihr zu sprechen?“

Sabrina richtete ihren Blick auf Ryan, der neben ihr saß. Bis sie mit ihren Knien seine streifte, war ihr nicht bewusst gewesen, wie nah sie sich waren. Ihr wurde heiß. „Ich …“ Sie wich ein Stück zurück. „Entschuldigung.“

„Wegzurennen, wenn Sie etwas von mir wollen, ist nicht gerade die beste Strategie“, zog er sie freundlich auf.

„Ryan“, schimpfte Jennifer. „Benimm dich!“

„Gutes Benehmen wird vollkommen überschätzt“, sagte er, ohne Sabrina aus den Augen zu lassen. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wenn ich Ihnen ein Interview beschaffe, gehen Sie mit mir aus.“

Sabrina bekam Herzklopfen. Ein Interview mit Montey und ein Date mit diesem wilden Cowboy. Der Artikel über Montey würde ihr dabei helfen, das neue Leben, das sie sich wünschte, zu führen. Aber zu Ryans Bedingung? Plötzlich hatte sie ein Bild vor Augen, das sie nur mühsam wieder abschütteln konnte: Sie war an ein Bett festgebunden, während der nackte Ryan sie bis zur Ekstase verwöhnte. Wo, zum Teufel, war das hergekommen? Warum machte er sie so scharf? Verzweifelt versuchte sie, sich auf das Interview zu konzentrieren, auf das sie ihre neue Karriere aufbauen wollte. „Schließt diese Verabredung einen Sprung aus einem Flugzeug ein?“

„Oh, du meine Güte, Sabrina, das kannst du doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen?“, rief Jennifer fassungslos. „Ich gehe nach vorn und lasse euch allein, damit ihr das unter euch ausmachen könnt.“ Sie verließ das Zimmer.

„Nur wenn Sie das wollen“, beantwortete Ryan Sabrinas Frage, als ob Jennifer nie etwas gesagt hätte. Er beugte sich zu ihr. „Um das klarzustellen: Mir ist es lieber, wenn Sie unser erstes Date mit Vergnügen und nicht mit Angst in Verbindung bringen. Haben wir einen Deal?“

Eine Abmachung würde sie womöglich im Teufels Küche bringen. „In Ordnung“, sagte sie dennoch schließlich. „Wir haben einen Deal.“ Sie wollte dieses Interview. Sie wollte Ryan. Zum ersten Mal in ihrem Leben verleugnete sie ihre Wünsche nicht, nur um auf der sicheren Seite zu sein, sondern hieß Abenteuer und Gefahr willkommen.

„Ich habe Ihre Unterlagen mit Ihrer Adresse und Telefonnummer“, erklärte er zufrieden. „Sie hören von mir.“ Er erhob sich.

„Was?“ Plötzlich war Sabrina verunsichert. „Wie? Wann bekomme ich mein Interview?“

Ryan schnappte sich die Formulare. „Wenn ich komme, um Sie zu unserem Date abzuholen.“ Damit schlenderte er zur Tür.

„Warten Sie! Oder besser gesagt: Soll ich hier warten? Jetzt?“

Er blieb an der Tür stehen. „Nicht nötig. Ich weiß, wo ich Sie finden kann!“ Er zwinkerte ihr zu. „Und das ist ein Versprechen, das ohne jede Einschränkung gilt.“ Er verschwand in den Flur.

Sabrina ballte die Hände und wollte ihm schon folgen. Doch dann beschloss sie, den Dingen freien Lauf zu lassen.

Sabrina hatte vor, mit Marco ein sehr ausführliches und persönliches Interview zu führen. Mit Verlautbarungen, wie sie der Bürgermeister auf der Pressekonferenz von sich gegeben hatte, würde sie sich nicht abspeisen lassen. Der Bürgermeister hatte behauptet, dass dieser Soldat, der zum Bankräuber geworden war, wie so viele andere Exsoldaten auch mit einer posttraumatischen Belastungsstörung aus dem Einsatz zurückgekommen sei. Doch in diesem Fall hatte diese Geschichte Sabrina nicht überzeugt. Zudem hatte Frank ihr ein Familienfoto des Soldaten gemailt, auf dem der Mann, seine Ehefrau und die beiden Kinder sehr glücklich wirkten.

Laut der Kontaktperson ihres Chefredakteurs hatte die Ehefrau des Soldaten den Bürgermeister nach Feierabend in seinem Büro aufgesucht. Ihr Name war auf der Besucherliste aufgeführt, jedoch nachträglich gelöscht worden. Es lag in Sabrinas Natur, sich für andere Menschen einzusetzen. Die Vorstellung, dass die Ehefrau vielleicht ihre Hilfe brauchte, ließ ihr keine Ruhe. Also hatte sie ein bisschen recherchiert, aber Frank nichts davon erzählt. Und in der Zwischenzeit wollte sie unbedingt dieses Interview mit Marco Montey führen, das die Fans des Rennsports begeistern würde und ihr Talent als Journalistin demonstrieren sollte.

Genau deswegen lag ihr Handy auf dem Rand der fantastischen Badewanne aus Marmor. Wegen dieser Badewanne hatte sie sich dazu entschieden, eine Wohnung mit Kaufoption zu mieten. Allerdings würde sie sich die Wohnung niemals leisten können, ginge es mit ihrer Karriere bergab. Darüber machte sie sich ernsthafte Sorgen. Sie befürchtete, dass sie vielleicht bald ihre schöne Wohnung mit den Holzdielen und den hohen Decken gegen ein enges New Yorker Apartment mit Dusche würde eintauschen müssen. Denn genau das würde passieren, wenn sie wieder über Politik berichtete, wie Frank es gern hätte. Dann könnte sie genauso gut gleich nach New York ziehen, wo sie einen hervorragenden Ruf als Journalistin genoss und jede Menge Geld mit ihrer Arbeit verdienen konnte. Aber sie wollte nicht nach New York, sie wollte hier in Austin bleiben.

Auch weil sie Ryan über den Weg gelaufen war. Er ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Besonders jetzt in der Badewanne. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, stellte sie sich vor, dass ihm das Wasser über seinen nackten, muskulösen Körper rinnen und sie es ihm von der Haut lecken würde. Verdammt. Schon wieder! Ungeduldig warf sie einen Blick auf das Display ihres Handys. Es war neun Uhr abends. Die Chance, so spät noch gute Nachrichten zu erhalten, war gering. Sie widerstand dem Drang, Jennifer anzurufen, um nach dem Interview zu fragen. Sie war ein wenig enttäuscht, weil sie noch nichts deswegen gehört hatte. Und dann war da noch der Deal, den sie mit Ryan hatte. Diese Abmachung lieferte ihr die Entschuldigung dafür, sich gegen alle Vorsicht und Vernunft auf diesen Mann einzulassen. Es war Ryan, der ihr das Interview mit Marco ermöglichen konnte. Es war Ryan, der ihr so viel mehr …

„Mehr als du bewältigen kannst“, murmelte Sabrina, stieg aus der Badewanne und griff nach einem flauschigen weißen Handtuch, das sie im Schlussverkauf bei Macy’s erstanden hatte. Im Schlussverkauf in New York hätte es doppelt so viel gekostet. An die durchweg günstigeren Preise hier könnte sie sich gewöhnen. Sie mochte Austin, das modern war und eine spannende Musik- und Filmszene zu bieten hatte, ohne dass man das Gedränge New Yorks in Kauf nehmen musste. Sie schlang sich das Handtuch um, ging zum Waschbecken und sah in den Spiegel. Ihre Haare hatte sie nachlässig hochgesteckt. Sie sah aus wie ein Wrack und fühlte sich auch so. Sie kam sich kein bisschen sexy vor. Obwohl sie ständig an Sex dachte.

„Du gehst nicht mit Ryan Walker ins Bett. Niemals“, sagte sie streng zu ihrem Spiegelbild. Sie seufzte und holte die Tube mit der neuen Schlammmaske aus dem Schrank. Die Verkäuferin hatte sie davon überzeugt, dass diese Maske ihre Haut frisch und rosig erscheinen lassen würde. „Kein Sex mit Ryan“, wiederholte sie laut nachdrücklich. „Also hör auf, daran zu denken.“ Entschlossen verteilte sie die grüne, klebrige Masse, die eine Stunde lang einwirken sollte, auf ihrem Gesicht.

Gerade als sie das Handtuch gegen ihren silberfarbenen, knielangen Morgenmantel aus Seide getauscht und sich auf den Weg in ihr Wohnzimmer gemacht hatte, hörte sie ein Klopfen an der Wohnungstür. Sie runzelte die Stirn und blieb zögernd vor der Tür stehen. Natürlich wollte sie nicht, dass jemand sie mit diesem Zeug auf dem Gesicht sah. Andererseits … Vielleicht war es ja etwas Wichtiges! „Wer ist da?“, rief sie schließlich.

„Ihr Jumpmaster, Sweetheart. Öffnen Sie die Tür.“

Als sie die tiefe, verführerische Stimme hörte, setzte ihr Herz einen Schlag lang aus. Adrenalin schoss ihr ins Blut.

„Sie schulden mir eine Verabredung. Ich bin hier, um Sie abzuholen.“

„Sie schulden mir ein Interview“, entgegnete Sabrina. Das konnte doch nicht wahr sein! „Sie können hier nicht einfach unangemeldet auftauchen.“

„Nicht einmal, wenn ich Ihnen sage, dass Marco unten im Auto auf uns wartet? Wir sollen ihn auf der Fahrt zum Flughafen begleiten.“

Marco war hier? Ohne nachzudenken, riss sie die Tür auf. „Er ist hier? Sie haben mir das Interview verschafft?“ Erst in diesem Moment realisierte sie, was sie getan hatte. Der Prachtkerl Ryan lehnte lässig mit dem Arm am Türrahmen. Offensichtlich amüsierte es ihn, dass sie nur einen knappen Morgenmantel trug und ihr Gesicht mit einer grünen, klebrigen Masse bedeckt war. In ihren erotischen Fantasien hatte sie sich vorgestellt, wie sie sich mit ihm in unkontrollierter Leidenschaft in den Laken wälzte. Aber so, wie sie sich ihm gerade präsentierte, würde daraus wohl nie etwas werden – und das war auch das einzig Richtige. Sie machte die Augen zu. Nicht ohne vorher zu bemerken, dass ihm die zerzausten, sandbraunen Haare in die Stirn fielen. Seinen Cowboyhut hatte er offensichtlich zu Hause gelassen. „Ich schließe jetzt die Tür, und Sie tun bitte so, als wäre das nie passiert.“

„Ich fürchte, das kann ich nicht.“ Ryan nutzte den kurzen Moment aus, um sie schnell ein Stück zurückzudrängen, bevor er über die Türschwelle trat und mit dem Fuß die Tür hinter sich zustieß. Und weil er auch nur ein Mann war, zog er den Seidenstoff ihres Morgenmantels über den Ansatz ihrer vollen Brüste. „Nicht, wenn du mich mit so viel nackter Haut reizt. Der Ausschnitt war ziemlich tief.“

Eilig griff Sabrina nach dem Stoff und berührte dabei seine Hände. Fast panisch sah sie ihn an. „Ich … Das läuft absolut nicht gut.“

„Da bin ich nicht so sicher“, meinte Ryan. „Obwohl es mir viel mehr Spaß machen würde, dich auszuziehen. Ich frage dich nicht nach dem grünen Zeug auf deinem Gesicht, solange du mich nicht davon abhältst, dich zu küssen.“

„Das kann nicht dein Ernst sein“, sagte sie atemlos. „Dann hast du das Zeug ebenfalls im Gesicht. Und was ist mit Marco?“

„Marco weiß, dass er warten muss.“ Er konnte sie fast schmecken. Er wollte sie schmecken. Zum Teufel mit der verdammten Maske. „Ich bin Soldat, Süße. Ich mag es, dreckig zu werden.“ Er legte ihr die Arme um den Nacken und zog sie näher an sich. „Und wenn du mir nicht ganz schnell sagst, dass ich es nicht tun soll, demonstriere ich es dir.“

„Ryan …“, wisperte sie.

Für ihn klang das wie eine Einladung. Er beugte sich zu ihr und streifte mit seinen Lippen ihren Mund. Seitdem er ihr zum ersten Mal begegnet war, hatte er an nichts anderes mehr denken können als daran, mit ihr Sex zu haben. Ihr Mund war weich und verlockend. Zögernd erwiderte sie sein Zungenspiel. Sie schmeckte süß und exotisch, schien kühn und vorsichtig zugleich zu sein. Sie war eine Frau, die voller Überraschungen steckte. Aber sie hatte Angst. Weil er das spürte, wollte er sie nicht bedrängen, und ließ seine Hände bei sich. Sie war es wert zu warten.

Doch dann stöhnte sie, und er konnte sich nicht länger beherrschen. Ryan musste sie berühren. Und sie ließ ihre Hände über seine Brust gleiten und legte sie um seinen Nacken. Das Wissen, dass ihn nur ein Stück Seide von ihr und ihrer elfenbeinfarbenen Haut trennte, brachte ihn fast um den Verstand. Nur mühsam konnte er sich davon abhalten, ihr den Morgenmantel vom Leib zu reißen und ihre Brüste zu streicheln. Er stellte sich diesen Moment vor, kostete ihn in seiner Fantasie aus – doch dann sorgte das Klingeln seines Handys für ein unsanftes Erwachen. „Das wird Marco sein“, murmelte er.

Sabrina seufzte und wich zurück. „Ich muss mich anziehen und diese Maske abwaschen.“ Sie musterte Ryan und lachte. Mit dem Finger fuhr sie über seine Wange. „Zumindest bin ich jetzt nicht die Einzige, deren Gesicht mit Schlamm verschmiert ist. Du …“

Ryan brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. Verdammt, sie war entzückend. Erneut umspielte er lasziv mit seiner Zunge ihre. „Wir bringen das später zu Ende“, schwor er eindringlich, nachdem er sich wieder von ihr gelöst hatte. „Dir bleiben gut drei Minuten Zeit, um dich anzuziehen. Geh jetzt.“

„Was die Sache anbetrifft, die später stattfinden soll – ich denke darüber nach“, erwiderte Sabrina so streng, wie sie konnte. Dann lächelte sie. „Es war kein Witz, dass du Schlamm im Gesicht hast. Im Gästebad neben der Küche kannst du dir die verräterischen Spuren abwischen. Ich bin sofort zurück.“

Nicht schnell genug. Ryan konnte sich nicht erinnern, wann eine Frau ihn das letzte Mal so scharf gemacht hatte. Fast rannte sie den Flur hinunter. Oh ja, sie rannte weg. Das hatte er heute im Hotzone realisiert. Er kannte das nur zu gut. Denn auch er war schon einmal weggerannt und zur Armee gegangen. Er fragte sich, wovor sie floh. Zweifellos hatte sie mit Problemen zu kämpfen. Eben war sie emotional und distanziert zugleich gewesen. Doch als sie dann seinen Kuss zu erwidern begonnen hatte, war ihre wilde Seite zum Vorschein gekommen. Sie brauchte jemand, an dem sie sich ausprobieren konnte. Jemand, der keine Forderungen stellte, und mit dem sie einfach Spaß haben konnte. Jemand wie ihn, dem ein bisschen Schlamm auf dem Gesicht nichts ausmachte. Er lächelte. Das war ein harter Job. Aber jemand musste ihn erledigen.

Als Sabrina in die Stretchlimousine einstieg, konnte sie nicht glauben, dass sie den derzeit angesagtesten Rennfahrer interviewen würde, während der aufregendste Cowboy in Texas direkt neben ihr saß. Ein sexy Cowboy, den sie gerade geküsst hatte. Neben seinem Ohr klebte immer noch ein Rest der Schlammmaske. Aber sie brachte es nicht über das Herz, ihm das zu sagen. Da sie mit dem Mund nicht in die Nähe seines Ohres gekommen war, hatte sie keine Ahnung, wie der Klecks dorthin gekommen war. Obwohl sein hübsches Ohr durchaus ihre Aufmerksamkeit verdient hätte. Alles an Ryan verdiente Aufmerksamkeit. Tatsächlich fiel es ihr schwer, sich daran zu erinnern, warum sie der Meinung gewesen war, Ryan sei gefährlicher als ein Fallschirmsprung. Sie hatte noch immer seinen Geschmack auf den Lippen.

„Sie müssen Sabrina sein“, wandte sich Marco an sie, der mit seinen blonden Haaren, smarten Gesichtszügen und intelligenten Augen wirklich toll aussah. Dennoch konnte sie an nichts anderes denken als an die muskulösen Oberschenkel ihres toughen Cowboys, der sich gerade neben sie setzte. Der Rennfahrer warf ihr einen amüsierten Blick zu, als er bemerkte, dass sie ungeschminkt war, die Haare achtlos hochgesteckt hatte und einen schwarzen Jogginganzug trug. „Ich habe Ryan gesagt, dass er Sie vorwarnen soll.“

„Ich habe Ryan gerade erst kennengelernt. Aber ich glaube, jetzt schon sagen zu können, dass er Leute gern aus dem Konzept bringt.“ Sie sah Ryan missbilligend an. „Besonders mich.“

„Und dir gefällt es.“ Er zwinkerte ihr zu und schloss die Tür der Limousine. Das Oberlicht ging aus. Im Wagen wurde es fast dunkel.

„Drücken Sie auf die Tube. Ich muss das Flugzeug bekommen“, sagte Marco zum Fahrer. Auf diese Weise ersparte er Sabrina eine schlagfertige Antwort, die ihr einfach nicht einfallen wollte. Denn als sie die Wärme von Ryans Oberschenkel an ihrem spürte, lief ihr ein Schauer über den Rücken.

Der Fahrer trat aufs Gaspedal, worauf die Limousine einen Satz nach vorn machte. Sabrinas große Tasche mit ihrem Block, Stift und dem Aufnahmegerät fiel auf den Boden und landete vor Ryans Füßen. Sie suchte instinktiv Halt und umklammerte mit einer Hand sein Bein. Sofort legte er eine Hand auf ihre und hielt sie fest. Sie schaute ihn an, und er zwinkerte ihr zu.

„Ich nehme an, Ryan hat Ihnen mitgeteilt, dass meine Schwester ein großer Fan von Ihnen ist“, sagte Marco, der links neben ihr saß.

„Ein großer Fan?“ Ihr Gehirn war vor Lust so vernebelt, dass die Frage kaum zu ihr durchgedrungen war. „Entschuldigung. Was habe ich verpasst?“ Sie sah zwischen den beiden Männern hin und her. Ihr war nur zu bewusst, dass Ryan noch immer ihre Hand hielt, die auf seinem Oberschenkel lag. Marco konnte das nicht entgehen.

„Sabrina und ich hatten nicht viel Zeit zum Reden.“ Ryan ließ ihre Hand los.

„Worüber hätten wir denn reden sollen?“ Sie fragte sich, warum ihre Hand noch immer kribbelte.

„Anscheinend ist heute der Tag der Abmachungen“, erwiderte er. „Marcos Schwester hat ihn zum Hotzone begleitet und war dabei, als ich die Sprache auf das Interview gebracht habe. Sie wusste sofort, wer du bist. Sie kennt deine Kolumne in der ‚New York Prime‘.“

„Und dann ging das Schachern los.“ Marco schnaubte entrüstet. „Die geborene Politikerin. Sie sitzt im Stadtrat und hat große Ambitionen.“

„Oh, wirklich.“ Sabrina versuchte, sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen.

„Die Sache ist so: Meine Schwester versucht schon seit Längerem, mich davon zu überzeugen, mit einem bestimmten Mann zu reden, der für eine politische Partei Geld spendet. Für welche Partei sage ich nicht, weil ich nicht über meine politischen Präferenzen spreche. Sonst bekomme ich Probleme mit der Presse.“

„Und Probleme haben Sie schon wegen der Sache mit Red Rock Cola, nicht wahr?“, versuchte sie das Thema weg von der Politik und dem Anliegen seiner Schwester zu bringen.

„Genau.“ Marco lachte. „Ich hatte Durst und habe getrunken, was mir jemand in die Hand gedrückt hat. Aber darüber reden wir während des Interviews.“

„Also führen wir das Interview nicht hier?“ Sabrina gefiel es überhaupt nicht, dass sie offenbar als Gegenleistung an seiner Stelle mit dem Mann reden sollte, der Marcos bevorzugter Partei Geldspenden zukommen ließ.

„Keine Sorge, Marco bittet dich nicht darum, für ihn einzuspringen.“ Ryan schien ihre Gedanken lesen zu können. „Du hast mein Wort.“

Sein Wort. Darauf konnte man in der Politik nicht viel geben. Aber Ryan war kein Politiker, erinnerte sie sich. Er war der Mann, der verdammt gut küsste und sie mit Marco Montey zusammengebracht hatte.

„Alles, was ich Calista versprochen habe, ist die Möglichkeit, mit Ihnen zu reden. Weiter nichts“, versicherte Marco ihr. „Ich erfülle meinen Teil des Deals, indem ich dafür sorge, dass Sie meine Schwester anrufen. Im Gegenzug hört sie auf, mir wegen dieses Parteispenders auf die Nerven zu gehen, und Sie bekommen das Interview. Per Telefon, wenn Ihnen das recht ist. Ich werde so offen zu Ihnen sein wie sonst zu niemandem – unter einer Bedingung: keine Politik. Ich weiß, das ist Ihr Ressort. Doch damit verärgere ich meine Sponsoren. Das sagte ich ja schon.“

„In Ordnung. Gut.“

Marco holte eine Dose Can Cola aus seiner Tasche auf dem Boden und öffnete sie. „Vergessen Sie nicht zu erwähnen, dass ich diese Marke getrunken habe, als Sie mich getroffen haben. Übrigens haben Sie einen guten Zeitpunkt für das Interview erwischt. Im Moment brauche ich dringend gute Presse.“

Sabrina war erleichtert. Dieses Interview würde stattfinden, und das hatte sie Ryan zu verdanken. Ryan, der gefährlich war, sie herausforderte und total heiß machte. Und da sie im selben Wagen saßen, begleitete er sie höchstwahrscheinlich zurück in ihre Wohnung.

Ein paar Minuten später waren sie am Flughafen angekommen und hatten die Termine für das Interview und Sabrinas Anruf bei Calista vereinbart.

„Mein Fahrer bringt Sie zurück zu Ihrer Wohnung. Bis bald.“ Marco lächelte Sabrina an, stieg aus und ließ sie und Ryan allein.

Sie überlegte fieberhaft, was sie als Nächstes tun sollte. Von ihm abrücken oder nicht? Warum ging sie nicht auf Distanz zu ihm? Aber liefe sie dann nicht vor ihm weg? Sie konnte nicht weglaufen. Sie hatte gerade ein neues Leben angefangen, in dem sie die Verantwortung trug und bestimmte, was als Nächstes passierte. Als Ryans Handy klingelte, dankte sie insgeheim dem Himmel und glitt ans andere Ende der Sitzbank, damit er in Ruhe telefonieren konnte. Sie rannte nicht weg. Sie war einfach höflich.

Er stellte den Klingelton ab und ignorierte den Anruf, bevor er Sabrina ihre schwarze Ledertasche reichte. Denn jetzt klingelte ihr Handy. „Das wird Jennifer sein“, sagte er. „Sicherlich will sie wissen, wie das Treffen mit Marco gelaufen ist. Und ob ich ihre Anweisung befolgt und es geschafft habe, die Hände von dir zu lassen.“

Das Gespräch mit ihrer Freundin würde sie sicher nicht in seiner Gegenwart führen. Und das wusste er. Sie stellte ihre Tasche auf den Boden. „Ich rufe sie später zurück und erzähle ihr von Marco. Und dass du ihre Anweisung nicht wie versprochen befolgt hast, wissen wir beide.“

„Ich habe nichts versprochen. Sie hat geredet, und ich habe zugehört. Vermutlich befürchtet sie, dass ich der höchst empfindlichen Politikertochter auf die Füße trete.“

„Ich bin nicht empfindlich.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

Er hob eine Augenbraue. „Jennifer scheint das zu denken.“

„Vielleicht denkt sie schlichtweg, dass du nur Probleme machst.“

„Dann solltest du vielleicht weglaufen“, schlug Ryan vor.

Verdammt, schon wieder dieses Wort. „Ich laufe nicht weg.“

„Warum hast du dann New York verlassen?“

Jetzt wurde Sabrina wütend. „Warum hast du die Armee verlassen?“

Er lachte leise. „Ich hatte meine Gründe.“

„Ich auch.“

„Dann verstehen wir einander vermutlich.“

„Das ist höchst unwahrscheinlich.“

„Wegen deiner Empfindlichkeiten“, neckte Ryan sie.

Sabrina beugte sich nach vorn. „Reiz mich nicht.“

Er beugte sich ebenfalls nach vorn. „Ich kann nicht anders.“ Seine Augen blitzten übermütig.

Sie fand seine Ausgelassenheit sexy. Er sorgte dafür, dass sie sich so lebendig fühlte wie schon sehr lange nicht mehr. Sie realisierte, dass sie ihn küssen wollte. Sie ihn. Nicht andersherum. Wenn sie allerdings noch länger in dieser Position verharrten, würde er sie zuerst küssen. Dann würde sie nie erfahren, ob sie den Mut aufgebracht hätte, die Initiative zu ergreifen. Sie lehnte sich wieder zurück und verschränkte erneut die Arme vor der Brust.

Ryan machte es ihr nach. Dann starrten sie sich lange schweigend an. Seine sexuelle Anspannung übertrug sich auf sie. Oder vielleicht ihre auf ihn. Denn alles an ihm erregte sie – sogar die Narbe, die sie gerade über seiner vollen, schön geschwungenen Oberlippe entdeckt hatte. In Anbetracht der Tatsache, dass der Mann zwei oder sogar drei Armlängen von ihr entfernt saß, war es erstaunlich, wie intensiv ihre körperliche Reaktion auf ihn war.

Sabrina wünschte, sie könne sich einfach gehen lassen, sich ihm mit Haut und Haar hingeben und ihre Lust leben. Aber jetzt, nachdem durch seine Vermittlung Marcos Schwester mit einem politischen Anliegen ins Spiel gekommen war, durfte sie ihrem Verlangen nicht nachgeben. Sie hätte nie gedacht, dass Ryan in die Politik verwickelt sein oder sie an jemanden verraten könnte, der irgendwelche politischen Pläne verfolgte. Dafür kam er ihr zu aufrichtig vor. Dennoch … „Gehst du wählen, Ryan?“

„Vielleicht hältst du mich für paranoid“, sagte er, „aber für oder gegen jemanden zu stimmen, der mich nach der Wahl in eine tödliche Mission schicken könnte, schien mir noch nie eine gute Idee zu sein.“

Meint er das ernst?, fragte sich Sabrina. „Willst du damit sagen, dass du Angst hattest, zur Wahl zu gehen? Schließlich gilt auch für Soldaten das Wahlgeheimnis.“

„Vorsicht“, warnte er sie im Scherz. „Wir Soldaten haben Probleme damit, gesagt zu bekommen, dass wir Angst haben. Ich habe meistens so tief im feindlichen Territorium gekämpft, dass niemand mich finden konnte, um mir einen Stimmzettel zu überreichen. Ich war nicht nur ein Soldat. Ich habe praktisch nicht existiert. Nur sehr wenige Menschen wussten von meinen Missionen.“

„Ein Mensch kann nicht einfach verschwinden. Deine Familie würde dich vermissen und Fragen stellen.“

„Die Armee war meine Familie“, sagte Ryan nach kurzem Schweigen.

Also war er allein und hatte – anders als sie – keine Eltern, die ihn wahnsinnig machten, aber dennoch wie verrückt liebten. Denn ganz egal, wie sehr sie ihrer Familie zu entkommen versuchte, hatte sie nie daran gezweifelt, dass sie geliebt wurde und immer Trost darin gefunden. Unzählige Fragen gingen ihr durch den Kopf. „Dennoch hast du die Armee verlassen.“

„Wie gesagt: Ich hatte meine Gründe.“ Plötzlich rutschte er zu Sabrina hinüber, beugte sich über sie und stützte sich mit den Armen links und rechts neben ihren Schultern ab. „Rede nicht um den heißen Brei herum und frage mich, was du wirklich wissen willst.“

Sie atmete scharf ein. Sein Mund war ihrem so nah, dass sein warmer Atem über ihre Wange strich, und sie glaubte, seine Lippen fast schon auf ihren zu spüren. Sie hatte auch keine Lust darauf, Spielchen mit ihm zu spielen. Dieses Getue war ihr zuwider. Und sie wollte wissen, was sie von ihm zu erwarten hatte. Also fragte sie unumwunden: „Was willst du von mir, Ryan?“

„Dich. Nur dich“, erwiderte er mit sinnlicher, tiefer Stimme.

Ein wohliger Schauer lief ihr über den Rücken. Nur wegen des Fahrers hielt sie sich davon ab, ihn zu küssen. Sie schloss die Augen. Auch der Umzug hatte nichts daran geändert, dass sie sich in der Öffentlichkeit keine Blöße geben durfte. Sie hasste es, dass ihr der Klatsch nicht egal war. Dass sie sich selbst dann, wenn ihr ein Mann wie Ryan so nah war, daran erinnerte, wie schnell sich Gerüchte verbreiteten, die Gift für die politische Karriere ihres Vaters sein könnten. Sie sehnte sich schmerzlich danach, frei zu sein.

„Sabrina, schau mich an“, sagte er rau und energisch.

Sie beugte sich vor und küsste ihn auf den Mund.

Ryan legte die Hände an ihre Wangen und strich mit seinen Lippen über ihre, bevor er sanft mit seiner Zunge ihre umspielte. Sein sinnlicher Kuss sorgte dafür, dass sie alles andere vergaß. Sie fuhr mit den Händen über seine Brust. Er fühlte sich so gut an. Als er den Kuss intensivierte, schmiegte sie sich seufzend an ihn. Er streichelte ihre Taille, Hüften und die Rundungen ihrer Brüste. Ihre Brustwarzen richteten sich auf. Plötzlich merkte sie, wie Ryan eine Hand zwischen ihre Oberschenkel schob, und bekam Panik. Was wäre, wenn der Fahrer jetzt ein Foto machte und es an die Boulevardpresse verkaufte? Sie musste sich aufsetzen. Sie … Er küsste sie lange und leidenschaftlich und verjagte all ihre Gedanken, bevor er sagte: „Wir sind da.“

Sabrina warf einen Blick aus dem Fenster. Sie waren tatsächlich bei ihrer Wohnung angelangt. Damit war sie zwar dem Dilemma entkommen, in dem sie sich eben befunden hatte, aber jetzt nahte der Moment der Wahrheit. In ihrer Wohnung waren sie allein. Dort gab es keine Hindernisse oder Ausflüchte, hinter denen sie sich verstecken oder herausreden könnte. Nicht wenn Ryan bei ihr war.

3. KAPITEL

Ryan war Sabrina beim Aussteigen aus der Limousine behilflich und hatte Mühe, nicht zu lachen, als sie hastig auf Distanz zu ihm ging. Eine so widersprüchliche, schwierige und sexy Frau hatte er noch nie kennengelernt. Er konnte es kaum erwarten, die Geheimnisse hinter der Fassade der spröden und anständigen Politikertochter aufzudecken. Die Vorstellung, dann der einzige Mann zu sein, der diese Geheimnisse kennen würde, heizte ihm zusätzlich ein. „Wenn ich in einer halben Stunde nicht zurück bin, fahren Sie ohne mich weg“, sagte er zum Fahrer, bevor der die Autotür zuschlug.

Er wandte sich Sabrina zu, die ihn mit offenem Mund anstarrte, bevor sie sich auf dem Absatz umdrehte und zur Haustür marschierte. Er folgte ihr, holte aber nicht zu ihr auf, sondern wartete, bis sie die schicke Lobby durchquert und den Fahrstuhl erreicht hatte. Erst dann nahm er ihre Hand und zog Sabrina zu sich herum, sodass sie ihm ins Gesicht sehen musste.

„Weißt du nicht, was Diskretion ist?“, fragte sie empört und warf ihm einen warnenden Blick zu. „Mein Vater hat vor, für die Präsidentschaft zu kandidieren. Wenn der Fahrer der Boulevardpresse erzählt, dass ich in der Öffentlichkeit mit irgendwelchen Männern in Texas herumknutsche, kann mein Vater seine Pläne vergessen.“

Ryan fuhr sich über das Gesicht. Präsident. In Ordnung. Das war ihm nicht klar gewesen. „Der Fahrer hat keine Ahnung, wer du bist. Wir haben nie einen Namen erwähnt. Nur eine Adresse.“

„Vielleicht weiß er, wer ich bin – vielleicht auch nicht. Ich kann mir nicht leisten, dieses Risiko einzugehen. Mein Privatleben muss mein Privatleben bleiben. In dem Moment, in dem ein Politiker ein hohes Amt anstrebt, kriechen die Leute wie die Ratten aus den Löchern, um irgendwelche wahren oder erfundenen Geschichten zum Besten zu geben. Ich will keine Rolle in einer dieser Geschichten spielen.“

Einen Moment lang dachte er nach. Er wollte nicht weggehen, und darauf lief es hinaus. Er wollte diese Frau. Er wollte sie unter sich spüren und seinen Namen rufen hören. Dafür würde er alles tun. Es war egal, dass Sabrina sich selbst finden musste und zweifellos früher oder später wieder nach New York zurückkehrte. Sie nötigte ihm sogar eine neue Art von Respekt ab. Er hatte die Wahl gehabt. Er hatte beschlossen, Soldat zu sein, und später entschieden, wieder aus der Armee auszutreten. Ihr hingegen blieb keine Wahl. Sie sehnte sich danach, sich frei entscheiden zu können. „Ich gehe.“ Aber er schaffte es nicht, ihre Hand loszulassen. Stattdessen streichelte er ihren Handrücken.

In ihren schönen grünen Augen spiegelten sich ihre Unentschlossenheit und Qual wider. Sie senkte kurz den Blick, bevor sie weich sagte: „Richtig. Das wäre besser.“ Doch sie klang enttäuscht, und machte ebenfalls keinerlei Anstalten, sich von ihm zu lösen.

Ryan musterte sie, versuchte, sie zu verstehen. Offensichtlich wollte sie nicht, dass er sie verließ. Sie wollte nicht, dass er sie so einfach aufgab. Gleichzeitig erwartete sie jetzt von ihm, dass er sich umdrehte und wegging. Nun, er hatte noch nie getan, was von ihm erwartet wurde, und würde auch jetzt nicht damit anfangen. Er führte sie zum Treppenhaus.

„Was machst du?“, flüsterte sie. „Ryan!“

Er antwortete nicht. Sabrina würde früh genug herausfinden, was er vorhatte. Sie löste etwas in ihm aus, das mit dem Adrenalinstoß bei einem Fallschirmsprung vergleichbar war. Einmal im Leben musste sie dieses berauschende, überwältigende und unbeschreibliche Gefühl erleben. Und er war der Mann, der ihr dieses Erlebnis verschaffte. Er machte die Tür zum Treppenhaus auf und sah sich nach Kameras um. Erst dann zog er sie hinter sich her, drückte sie mit dem Rücken gegen die geschlossene Tür und ließ sie spüren, wie hart er war. Er konnte ihren Duft wahrnehmen und sie fast schmecken. Oh ja, er würde sie schmecken. Auf alle möglichen Arten.

Sie stemmte die Hände gegen seine Brust. „Ryan! Bist du verrückt geworden?!“ Ihre Augen glitzerten und wirkten jetzt fast dunkelgrün. Normalerweise verlor er sich nicht in den Augen einer Frau. Normalerweise verabschiedete er sich schnell wieder von einer Frau, um zur nächsten Mission aufzubrechen. Aber diesmal war Sabrina seine Mission. „Nein, mutig“, verbesserte er sie und umfasste ihren Nacken. „So mutig, wie du sein willst.“

„Was tust du?“, fragte sie rau und ihr Herz raste. „Jemand wird uns sehen! Was ist, wenn Kameras …“

Er brachte sie mit einem heißen Kuss zum Schweigen.

„Hier gibt es keine Kameras“, sagte Ryan, bevor er sie erneut leidenschaftlich küsste.

Sabrina konnte ihm nicht widerstehen. Die Lust schien ihr den Verstand zu rauben. Sie wollte ihn wegschieben, kämpfte gegen ihr brennendes Verlangen an – vergeblich. Sie fühlte sich wie im Rausch, und er war ihre Droge. Sein Kuss zog sie immer tiefer in den Bann. Obwohl sie noch immer Angst hatte, erwischt zu werden, war sie seinen Berührungen und Küssen machtlos ausgeliefert. Er streichelte ihren Rücken und törnte sie derart an, dass sie mehr wollte, jetzt und hier.

Schließlich vergaß sie, wo sie war, und dass irgendjemand sie sehen könnte. Sie vergaß alles außer Ryan. Sie konnte nicht genug von ihm bekommen. Sie stöhnte, als er sie heftiger küsste, und ließ eine Hand unter sein Hemd gleiten. Als sie seine warme Haut spürte, seufzte sie vor Erregung. Er bedeckte mit den Händen ihre Brüste und fuhr mit den Daumen über ihre Brustwarzen unter dem T-Shirt, das sie unter der Trainingsjacke trug. Mit den Lippen fuhr er über ihren Hals und ihr Kinn. Hingebungsvoll lehnte sie den Kopf an die Tür. Doch ihre Angst und das schlechte Gewissen meldeten sich zurück und drohten, ihr das erotische Abenteuer zu verderben. „Ich sollte das nicht tun“, wisperte sie halbherzig und wenig überzeugend.

„Ich sagte dir doch, dass du dir keine Sorgen machen musst.“ Aufreizend sinnlich streichelte er ihre Brüste, während er an ihrem Ohrläppchen knabberte.

„Ryan“, keuchte sie, als er ihren BH nach unten schob und wieder und wieder mit den Fingerspitzen über ihre Brustwarzen strich.

Er küsste sie erneut. „Sabrina“, murmelte er und zog sie noch fester in die Arme. „Vertrau mir.“

Sie lachte zynisch. „Das sagt jeder, der etwas will“

„Aber du kannst mir wirklich vertrauen.“, versicherte er, kniete sich vor sie und schob ihr T-Shirt nach oben. Sein warmer Atem streifte ihren nackten Bauch.

Sie erbebte vor Lust. „Was machst du?“, fragte sie schockiert. „Steh auf. Jemand könnte uns beobachten.“

„Niemand wird uns beobachten“, versprach Ryan. Mit der Zungenspitze umkreiste er ihren Bauchnabel. „Entspann dich.“ Er schob die Jogginghose über ihre Hüften und übersäte ihren Bauch mit Küssen.

„Oh.“ Sabrina schluckte. „Stopp. Wir müssen …“

Er schob den Stoff der Jogginghose weiter herunter und strich über ihren nackten Po. „Kein Slip“, stellte er anerkennend fest, während er fortfuhr, ihren Po zu streicheln.

Sie erschauerte jedes Mal, wenn er über ihren Bauch und ihre Hüften leckte. Voller Verlangen umfasste sie seinen Kopf, um ihn dorthin zu dirigieren, wo sie ihn haben wollte. Doch dann wurde sie erneut von Panik erfasst. „Warte! Nein! Wir werden bestimmt erwischt. Ich kann das nicht. Wir können das nicht tun.“ Während er zu ihr hochsah, ließ er einen Finger zwischen ihre Oberschenkel gleiten. Ihr stockte der Atem. „Oh, Ryan.“

Mit zwei Fingern drang er in sie ein. Sie rang nach Luft. „Das ist es, Süße“, feuerte er sie an. „Vergiss die Tür. Diese hier blockieren wir, und wenn jemand oben eine Tür öffnet, hören wir es.“ Rhythmisch stimulierte er sie mit den Fingern. „Du bist so feucht. So sexy.“ Erneut strich er mit dem Mund über ihren Bauch.

Sabrina keuchte laut und konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, ihre harten Brustwarzen zu streicheln. Noch nie hatte sie etwas getan, das so gewagt war. Sie sollte das nicht tun. Aber es fühlte sich unglaublich gut an. Und … Er begann, sie zu lecken. „Ryan. Oh. Ich kann nicht … ich … bitte, Ryan.“ Hör nicht auf, mich zu lecken und zu berühren. Ihr war schwindelig vor Lust. Ihre Einwände und Angst schienen sich in Luft aufzulösen. Sie nahm nur noch seine Finger, seine sinnlichen Lippen und seine Zunge wahr. Mit seinen Berührungen versetzte er sie in einen Zustand, den sie noch nie zuvor erlebt hatte – so köstlich, so heiß, so scharf! Sich hier von ihm zum Höhepunkt bringen zu lassen, war ungeheuer aufregend. Und die Gefahr, vielleicht dabei erwischt zu werden, gab ihr einen zusätzlichen Kick. Sie erbebte wieder und wieder, als sie heftig kam. Erst als die letzte Welle der Ekstase verebbt war, hörte er auf, sie zu verwöhnen.

Danach schlug sie sich die Hände vors Gesicht. Was hatte sie getan? Was hatte er mit ihr gemacht? Und wie sollte es jetzt weitergehen? Plötzlich küsste Ryan ihren Bauch und zog sie genauso geschickt und schnell wieder an, wie er sie ausgezogen hatte. Sie ließ ihn gewähren. Völlig verunsichert rührte sie sich nicht. Was sagte man nach einem Orgasmus im Treppenhaus? Danke? Das nächste Mal in der Horizontalen im Bett? Oder auf dem Sofa? Tschüss? Ja, sie sollte sich verabschieden, um einen klaren Kopf zu bekommen. Um … Als er damit fertig war, ihre Kleidung zu richten, versuchte sie, blitzschnell die Flucht zu ergreifen.

„Oh nein“, meinte er weich und schloss Sabrina fest in seine Arme. „Ich bin noch nicht mit dir fertig.“

Sabrina konnte nicht glauben, dass Ryan sie wieder küsste. Sie sollte wütend auf ihn sein, weil er so anmaßend war. Ich bin noch nicht mit dir fertig. Wenn das ein anderer Mann zu ihr gesagt hätte, wäre sie ziemlich sauer geworden. Doch er gab ihr keine Chance, Einspruch zu erheben, denn er machte keinerlei Anstalten, seinen leidenschaftlichen Kuss zu unterbrechen.

Schließlich hielt er inne, ließ sie aber nicht los. Offenbar konnte er sich nicht dazu durchringen, sich von ihr zu lösen. Wie schon einmal spürte sie wieder dieses seltsame Flattern in ihrer Brust. Sie hatte recht gehabt. Er war gefährlich. Dieser Mann bewirkte, dass sie alles außer ihm vergaß. Sie hatte keine Ahnung, was er mit ihr anstellte. Aber es gefiel ihr zu gut.

Langsam gab Ryan sie frei und sah sie voller Wärme an. „So gern ich dich auch bis zu deiner Tür bringen und von einer Zugabe überzeugen würde – Marcos Fahrer wartet auf mich.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Diskretion ist alles, wie du weißt.“

„Für Diskretion ist es ein bisschen spät.“ Sabrina errötete, als sie daran dachte, wie er sie um den Verstand gebracht hatte, während sie an der Tür gelehnt und ihr Bein über seine Schulter gelegt hatte. Allein die Erinnerung daran erregte sie wieder. Sie ärgerte sich darüber, dass er so viel Macht über sie hatte. Wie hatte sie nur derart die Kontrolle verlieren können? „Was ist, wenn uns jemand gesehen hat?“

Er strich über ihre Wange. „Außer dir und mir weiß niemand davon.“ Er senkte die Stimme. „Und niemand erfährt etwas davon“, versprach er, machte die Tür auf und warf noch einen Blick zurück. „Du bist mir immer noch ein Date schuldig.“ Dann ging er.

Sie konnte es einfach nicht glauben. Ryan hatte sie gerade im Treppenhaus zum Höhepunkt gebracht und verschwand einfach? Moment mal! Hatte sie gerade ihn benutzt? Oder er sie? Ohne nachzudenken, rannte sie ihm nach. Sie brauchte etwas mehr als … nun, einen Orgasmus. Wobei sie sich darüber freuen sollte. Denn bei den meisten Männern in ihrem Leben war sie in dieser Hinsicht nicht auf ihre Kosten gekommen. Doch als sie die Lobby durchquert hatte und nach draußen kam, fuhr die Limousine gerade weg.

Sabrina saß auf dem Boden vor ihrem Sofa, ignorierte den sensationellen Ausblick auf Austins sonnige Skyline und seufzte. Sie war schon um sechs Uhr morgens aufgestanden und hatte sich eine Kanne Kaffee gekocht. In dieser Nacht hatte sie kaum ein Auge zugemacht. Jetzt war es sieben Uhr, und sie war bereits angezogen. Sie trug ihre Lieblingsjeans und das coole Harley Davidson-T-Shirt, das sie ein paar Ecken weiter gekauft hatte und liebte. Gerade weil es total unpassend für eine Politikertochter war, die immer dazu angehalten worden war, adrett und anständig auszusehen.

Manchmal malte sie sich aus, es mit einem Mann auf einer Harley zu treiben, während er die schwere Maschine fuhr. Ein Mann wie Ryan, dachte sie. Sie lachte bei der Vorstellung, wie entsetzt ihre Mutter wäre, wenn sie von den geheimen Gelüsten ihrer Tochter wüsste. Sie liebte ihre Mutter, der aber ein Liebesabenteuer sicherlich guttäte. Wann hatte sie ihre Mutter das letzte Mal von Herzen lächeln gesehen?

Sie trank einen Schluck Kaffee, drückte eine Taste ihres Notebooks und versuchte, sich auf das sechsteilige Feature über den Rennsport zu konzentrieren, das sie plante. Darin wollte sie alle Berufe vorstellen, die mit dem populären Sport zusammenhingen – vom Rennfahrer bis hin zum Automechaniker. Doch alles, was sie vor ihrem geistigen Auge sah, war Ryan. Ryan, der sie im Treppenhaus ausgezogen und verführt hatte, der ihr den atemberaubensten Orgasmus ihres Lebens bereitet hatte. „Hör auf, an ihn zu denken, Sabrina“, sagte sie laut, um sich zur Ordnung zu rufen. Doch dann dachte sie wieder an ihn und seine Behauptung, dass sie ihm noch immer ein Date schulde. Natürlich. Warum sollte er auch nicht mit ihr ausgehen wollen? Wahrscheinlich glaubte er, sie wäre leicht zu haben. Möglicherweise würde er sich aber überhaupt nicht mehr bei ihr melden. Vielleicht hatte er das Interesse verloren, weil sie es ihm im Treppenhaus so leicht gemacht hatte. Dann konnte sie sich für den Rest ihres Lebens Sorgen darüber machen, dass er der Presse erzählte, sie sei ein Flittchen.

Sabrina stöhnte und zwang sich zur Arbeit. Aber anstatt sich auf das Interview mit Marco vorzubereiten, suchte sie nach Informationen über den toten Soldaten, der zum Bankräuber und Drogendealer geworden war. Sie öffnete ihr Postfach und entdeckte eine E-Mail von der Kontaktperson im Büro des Bürgermeisters. Eine halbe Stunde später hatte sie am Telefon kaum mehr erfahren, als sie bereits von Frank wusste. Eine Sekretärin im Büro des Bürgermeisters hatte abends Überstunden gemacht und schwor, dort die Frau des toten Soldaten gesehen zu haben. Diese Aussage reichte aber nicht aus, um zu sagen, dass das Treffen tatsächlich stattgefunden hatte. Die Sekretärin konnte sich getäuscht haben oder sich wichtigmachen wollen.

Sie wusste, dass die Frau des Soldaten als vermisst galt. Das Haus stand leer, und die Frau hatte keine Nachsendeadresse oder Telefonnummer hinterlassen. Sabrina bat ihren Boss per E-Mail, mittels seiner Kontakte zu versuchen, die Frau ausfindig zu machen. Gleichzeitig war sie sicher, dass sie die E-Mail noch bereuen würde. Frank würde ihr Anliegen als Zusage missverstehen, dass sie die Story übernehmen wollte. Sie hatte jedoch vor, die Geschichte zu schreiben und jemanden anderen dafür die Lorbeeren einheimsen zu lassen. Auf diese Weise konnte sie dafür Sorge tragen, dass die Wahrheit ans Licht käme, ohne ihre neu gewonnene Freiheit zu gefährden.

Mit demTexas Longhorn-Becher in der Hand, den Sabrina am selben Tag wie das T-Shirt gekauft hatte, stand sie auf und ging zur Küche. Als jemand an die Tür klopfte, schlug ihr Herz höher. „Du hast dich wirklich absolut nicht mehr im Griff“, murmelte sie entrüstet und stellte den Kaffeebecher ab. Sie hoffte tatsächlich, dass es Ryan wäre. Dabei stand vermutlich wie so oft der Nachbarjunge vor der Tür. Ohne zu zögern, machte sie die Tür auf. „Ryan“, brachte sie mühsam über die Lippen. Denn beim Anblick des attraktiven Cowboys mit dem markanten Gesicht, den zerzausten, braunen Haaren und dem muskulösen Körper schien ihr Hals wie zugeschnürt zu sein. Er war alles, was die Frau in ihr wollte.

„Ich habe Frühstück mitgebracht.“ Er schnüffelte. „Oh, gut. Du hast den Kaffee dazu schon gekocht.“ Damit ging er einfach an ihr vorbei und bog nach links zur Küche ab.

„Ryan!“, rief sie ungläubig. Meine Güte, dieser Mann wusste wirklich, wie er sie aus dem Konzept bringen konnte. Sie folgte ihm. „Du kannst nicht einfach ungebeten hier hereinspazieren. Und ist dir klar, dass es sieben Uhr morgens ist?“

In der zum Wohnraum hin offenen Küche legte er die Tüte mit Schokomuffins auf die Granittheke, holte sich einen Becher aus dem Schrank und meinte beiläufig: „Ich wusste überhaupt nicht, dass ich spaziere.“

Sabrina verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte zu ignorieren, dass sich seine Muskeln unter dem T-Shirt abzeichneten. „Du führst dich auf, als wärst du hier zu Hause. Um diese Zeit hätte ich noch im Bett liegen und schlafen können.“

Er schenkte sich Kaffee ein. Anscheinend nahm er sich einfach, was er wollte. „Ich dachte mir, dass Journalisten Frühaufsteher sind. Wir Soldaten sind das auch.“ Er gab mehrere Löffel Zucker in seinen Kaffee, während sie die Bartstoppeln auf seinem Kinn betrachtete. Damit wirkte er sehr tough, gefährlich und sexy. Plötzlich stellte sie sich vor, wie er in Lederkluft eine Harley fahren würde. „Bist du ein Fan?“, fragte er.

Sie blinzelte verwirrt. Ein Fan? Was, um Himmels willen, hatte sie gesagt, ohne dass es ihr bewusst gewesen wäre?

Ryan schien ihre Gedanken zu lesen und hob spöttisch seinen Becher, als wollte er mit ihr anstoßen. „Auf die Longhorns.“

„Oh“, sagte sie erleichtert darüber, dass sie nicht unabsichtlich etwas über ihre geheime Fantasie ausgeplaudert hatte. „Nein. Obwohl ich die Longhorns lieben sollte, schließlich lebe ich ja jetzt in Austin. Und du?“

„Ich stamme aus Houston. Dort hat das Footballfieber nie so wie hier unten grassiert. Aber Bobby hat Dauerkarten und angekündigt, mich zu einem Fan zu machen.“ Seine Augen blitzten amüsiert, als er die Stimme senkte. „Für mich hat Austin auch abgesehen vom Football einen großen Reiz.“

Sabrina stieg die Hitze in die Wangen. Seine Anwesenheit machte sie nervös. „Du kannst das Flirten einfach nicht lassen.“ Sie schnappte sich die Tüte, die auf der Theke lag. „Dafür, dass ich mir das gefallen lasse, verdiene ich ein ordentliches Frühstück.“ Auf dem Absatz drehte sie sich um und kehrte ihm den Rücken zu. Sein tiefes Lachen löste ein Prickeln in ihr aus. Steif setzte sie sich auf den Rand des Sofas. Er folgte ihr. Mit dem Kaffeebecher in der Hand kam er zu ihr. Sie zog eine Grimasse. „Schon wieder spazierst du zum Sofa, als wäre das hier deine Wohnung. Und das ist nicht der Fall“, sagte sie streng, da es einfacher war, ihn anzugreifen, als ihm erneut nicht widerstehen zu können.

„Oh, du meine Güte, Weib.“ Er setzte sich so weit wie möglich von ihr auf das Sofa, sodass sie durch ein Polster voneinander getrennt waren. „Ich habe dir etwas zu essen mitgebracht. Sei nett zu mir.“

Sabrina reckte das Kinn und öffnete die Tüte. „Nein.“

„Nein?“

„Du hast mich verstanden.“

Autor

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