Tiffany Sexy Selection Band 3

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

SÜCHTIG NACH DIR von KELLY, LESLIE
"Komm mit mir nach Florida!" Heather ist überglücklich, dass Nate mehr von ihr will als nur ein kurzes Sexabenteuer. Denn der Football-Star ist nicht bloß fantastisch im Bett - er ist auch sonst der perfekte Mann! Bis er sie plötzlich in der Öffentlichkeit verleugnet …

HEIßE AFFÄRE AUF HAWAII von GRAY, SHANA
Vom ersten Moment an sprühen erotische Funken, als der Millionär Grant Rankin der attraktiven Lana auf dem Flug nach Hawaii begegnet. Mit Sex über den Wolken beginnt eine atemberaubende Affäre. Lana darf nur nicht entdecken, wer er wirklich ist! Sonst ist alles vorbei …

ICH WILL DICH - TRAUMFRAU! von SHALVIS, JILL
Über Nacht hat sich seine Kollegin Becca völlig verändert: Aus der unscheinbaren Chemikerin ist eine wahnsinnig sexy Frau geworden! Ganz verrückt vor Verlangen fiebert ihr Boss Kent Wright jedem neuen Tag im Labor entgegen. Wie keine Frau je zuvor begehrt er Becca …


  • Erscheinungstag 19.04.2016
  • Bandnummer 0003
  • ISBN / Artikelnummer 9783733752613
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Leslie Kelly, Shana Grey, Jill Shalvis

TIFFANY SEXY SELECTION BAND 3

LESLIE KELLY

Süchtig nach dir

„Noch nie zuvor habe ich so etwas erlebt!“ Die schöne Heather geht Nate unter die Haut wie keine Frau zuvor. Dabei kennt er sie gerade mal drei Tage – und Nächte! Schon ist er süchtig nach ihren Küssen, ihrem Körper, ihrer ganzen Art. Doch als er ihre super heiße Affäre in seinem Strandhaus in Miami fortsetzen will, droht ein Skandal alles zu zerstören …

SHANA GREY

Heiße Affäre auf Hawaii

Sinnliche Auszeit auf Hawaii: Vor einem wichtigen Job- Meeting braucht Lana Hunter Zeit sich zu entspannen und verwöhnen zu lassen. Wobei Verwöhnen plötzlich eine ganz andere Bedeutung bekommt, als sie den unglaublich attraktiven Grant Rankin trifft. In seinen Armen findet Lana tiefe Befriedigung. Bis sie zufällig entdecken muss, dass er ein Betrüger ist …

JILL SHALVIS

Ich will dich – Traumfrau!

Warum nur hatte Kent Becca niemals zuvor so richtig bemerkt? Von einem Tag zum anderen hat sie sich in eine umwerfende Schönheit verwandelt, die heißes Begehren in ihrem Boss Kent Wright auslöst. Er ahnt nicht, dass seine Traumfrau Becca gerade dreißig geworden ist und endlich mal etwas erleben will – Bergsteigen, heiße Bars, Abenteuer und bald auch mehr …

1. KAPITEL

Noch vor einer Woche hatte Heather Hughes multiple Orgasmen als reine Fantasie abgetan, etwas, an das nur wenige Leute glaubten und das noch weniger Leute tatsächlich selbst erlebt hatten. So wie man an die Zahnfee glaubte, an Liebe auf den ersten Blick oder an eine fettfreie Salatsoße, die wirklich schmeckte.

Doch Heather hatte sich geirrt. Und wie sie sich geirrt hatte!

„Ich glaube, ich brauche einen Defibrillator“, stieß sie schweratmend hervor und sank mit schnell schlagendem Herzen in die seidigen Kissen und Laken. Sie hatte noch immer weiche Knie, und alle Kraft schien aus ihren Muskeln gewichen zu sein. Der Sex an der Wand war unglaublich lustvoll aber auch sehr anstrengend gewesen. Das Einzige, was sie im Moment noch bewegen konnte, waren ihre Lippen, die sich zu einem sattzufriedenen Lächeln verzogen. „Wirst du mich wiederbeleben?“

„Wie wäre es mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung?“, fragte Nathan, ließ sich neben sie fallen und suchte in den zerknitterten Laken ihre Hand.

„Ich glaube, die hatten wir schon. Und zwar mehr als einmal.“

„Beklagst du dich etwa?“, fragte er mit einem selbstbewussten, sehr männlichen Lachen. Er kannte bereits die Antwort.

„Auf gar keinen Fall.“

Um Himmels willen, nein! Nate Watson war der beste Küsser, dem sie je begegnet war. Der beste Liebhaber ebenfalls. Und der bestaussehende, der smarteste, der heißeste, der humorvollste. Er war – ohne Zweifel – der perfekte Mann.

Es war schwer zu glauben, dass sie ihn erst seit zweiundsiebzig Stunden kannte.

Als Heather für ein Mädels-Wochenende nach Las Vegas gefahren war, hätte sie sich nie erträumt, dass sie so einen tollen Mann kennenlernen würde. Und ganz sicher hatte sie nicht erwartet, dass er sie bitten würde, den Trip zu verlängern, damit sie mehr Zeit zusammen verbringen konnten.

Sie hatte zuerst abgelehnt, da zu Hause Verpflichtungen auf sie warteten. Sie besaß eine Kunstgalerie direkt im Zentrum von Santa Fe und nahm sich selten eine Auszeit. Aber ihre beiden besten Freundinnen hatten sie gedrängt zu bleiben. Sie hatten gemeint, jede Frau sollte sich einmal in ihrem Leben auf ein wildes Abenteuer einlassen. Besonders, wenn es sich um einen Mann handelte, von dem man sonst nur träumen konnte. Heather wusste, dass sie recht hatten. Und nachdem ihre Freundinnen ihr versprochen hatten, niemandem zu erzählen, dass sie heißen Sex mit einem Fremden hatte, dem sie am Spieltisch begegnet war, sagte sie Ja.

Heather hatte noch nie so etwas Wildes und Draufgängerisches getan. Sie war die sympathische, zuverlässige, viel zu gutherzige Besitzerin einer Kunstgalerie und man erwartete eher von ihr, dass sie der Heilsarmee beitreten würde, als sich auf eine kurze, heftige Affäre mit einem Fremden einzulassen. Doch sie war hier. Und ganz ehrlich – sie war noch nie glücklicher gewesen.

„Bist du sicher, dass du heute nicht mitkommen willst?“, fragte Nate. „Es gibt auch ein Buffet.“

„Nein, ich denke nicht“, erwiderte sie und schüttelte langsam den Kopf, die einzige Bewegung, zu der sie im Moment fähig war. „Ich muss mich am Pool erholen.“

„Wovon?“

„Von dir.“

„Von uns, meinst du“, korrigierte er und liebkoste ihren Hals. Das Gefühl seiner Bartstoppeln auf ihrer Haut war so gut, dass sie am liebsten geseufzt hätte. Oh Gott, sie liebte es, diesen Mann zu fühlen, zu schmecken und seine Kraft zu spüren.

Aber sie hatte keinen Witz gemacht. Sie hatten sich so oft und so wild geliebt, dass sie glaubte, für mehrere Stunden bewegungslos einfach nur daliegen zu müssen, um wieder zu Kräften zu kommen.

„Du gehst und machst Dinge, die berühmte Leute nun einmal machen, und ich werde schlafen.“

Er lachte leise auf. „Glaubst du immer noch nicht, dass ich bekannt bin?“

Zu Beginn hatte sie es tatsächlich nicht geglaubt, da sie ein Mensch war, der sich absolut nicht für Sport interessierte. Sie hatte den Quarterback, der mit seiner Mannschaft sogar die Meisterschaft gewonnen hatte, einfach nicht erkannt. Sie wusste nur, dass er ein Football-Star war, weil er es ihr gestern Abend erzählt hatte.

„Doch, ich glaube dir“, gab sie zu. „So wie die Frauen hinter dir her sind, muss es stimmen.“ Obwohl sein Aussehen – dichtes dunkles Haar, braune Augen, die einen dahinschmelzen ließen, und der Körper eines Adonis – die Anziehung auf das andere Geschlecht ebenfalls erklären konnten. „Außerdem waren die Casinobesitzer übertrieben freundlich zu dir.“ Was wiederum auch mit seinem offensichtlichen Reichtum zu tun haben konnte. „Das alles wäre noch irgendwie zu erklären, aber nicht die Gruppe von College-Studenten, die gestern Nacht versucht haben, dich durch die Hotellobby zu tragen. Es sei denn, du gehörst in deinem Alter noch einer Studentenverbindung an oder diese Kerle waren eher nach deinem Geschmack als ich.“

Nate umschloss sanft mit der Hand eine ihrer Brüste und erinnerte sie daran, wie sehr er den Körper einer Frau zu schätzen wusste. „Stelle niemals meinen Geschmack in Frage.“

„Du benimmst dich wie ein Alphatier“, sagte Heather kichernd. Der Mann war geradezu die Definition dieses Wortes.

„Sehr witzig.“

„Okay, okay. Nur zur Erinnerung – ist ein Football rund und groß oder ist es der eiförmige, orangefarbene, der an den Enden etwas spitzer wird?“

„Du bist ein hoffnungsloser Fall“, meinte er und fuhr sanft mit den Fingern durch ihre Haare. Er musste zugeben, dass es ihr rotes Haar gewesen war, das seine Aufmerksamkeit erregt und in ihm die Hoffnung geweckt hatte, ihre Wege würden sich kreuzen. Seltsam, dass sie dann mit ihren Freundinnen an dem Spieltisch gestanden hatte, an dem er Wettbeträge setzte, die weit höher waren als ihre. Seltsam … und eine glückliche Fügung.

„Entschuldige, aber das Einzige, was ich je gespielt habe, ist Krocket. Darin bin ich wirklich gut.“

„Das bezweifle ich nicht.“

Und sie zweifelte auch nicht mehr daran, dass er die Wahrheit sagte. Natürlich war sie zuerst skeptisch gewesen. Aber nachdem er ihr lachend gestand, dass der Rest der Welt ihn sofort erkannt hätte, hatte sie ihn gegoogelt. Ja, er war tatsächlich eine große Nummer. Weshalb sie sich nun aber erst recht fragte, warum er ihr in den letzten drei Tagen praktisch nicht von der Seite gewichen war.

Man musste natürlich zugeben, dass ihre Seiten wunderbar zusammenpassten, so wie viele andere Körperteile auch.

Heather erschauerte bei der Erinnerung an die sinnlichen Momente, die sie zusammen erlebt hatten. Nate hatte das offenbar bemerkt, denn er umfasste ihre Taille und zog sie an sich, als ob er sie wärmen wollte. Aber ganz ehrlich, wenn sie Nates Körper spürte, wurde ihr nicht warm, sondern heiß. Glücklicherweise besaß die luxuriöse Suite in einem der exklusivsten Fünf-Sterne-Hotels in Las Vegas eine gut funktionierende Klimaanlage.

„Ich beginne, süchtig nach dir zu werden“, flüsterte er und beugte sich vor, um ihr Ohr zu küssen und an ihrem Ohrläppchen zu knabbern, wobei sie seinen heißen Atem an ihrem Nacken spüren konnte.

„Ich kann mich nicht bewegen“, raunte sie, musste aber trotz allem über seine Hartnäckigkeit lachen.

„Das musst du auch nicht. Du kannst einfach liegen bleiben und genießen.“

Du lieber Himmel! Dieser Mann war unersättlich. Aber als er mit den Lippen langsam an ihrem Hals hinunterglitt, protestierte sie nicht. Sie spürte, wie er ihre Brustspitze mit den Lippen umschloss und fest daran saugte, und musste stöhnen.

„Gott, wie ich sie liebe“, murmelte er, während er zur anderen Brust hinüberglitt, um auch sie mit dem Mund zu verwöhnen.

„Da bin ich aber froh“, schnurrte Heather, während eine Energie ganz anderer Art sie durchströmte und ihr wieder Kraft schenkte.

Er fuhr fort, ihre Brüste zu liebkosen und mit leichtem Druck zu massieren. Die Spannung wuchs, und die süße Lust wurde fast unerträglich. Sie drängte sich seinem warmen Mund entgegen. Ihre Brüste waren immer besonders sensibel gewesen, und wenn er so an ihren Knospen saugte, glaubte sie, allein von den Zärtlichkeiten seiner Lippen und Zunge zum Höhepunkt kommen zu können.

Nate küsste sie zwischen den Brüsten, glitt dann tiefer und hinterließ mit den Lippen eine heiße Spur auf ihrer Haut. Sie bebte unter seinen Berührungen und hielt den Atem an, als er sie Zentimeter für Zentimeter erforschte. Sie hätte am liebsten aufgeschrien, als er an ihrem Bauchnabel anhielt, ihn leckte und dann sanft an ihrer Hüfte knabberte. Allein sein heißer Atem auf ihrer Haut machte sie verrückt.

„Nate, bitte“, bettelte Heather, damit er noch tiefer ging und ihr einen dieser atemberaubenden Orgasmen schenkte, die er so leicht bei ihr hervorrufen konnte. Der Mund dieses Mannes war perfekt zum Lächeln geeignet, aber noch perfekter für Oralsex. Er hatte bereits wiederholt bewiesen, dass er ein Meister darin war.

„Bitte, was?“

„Bitte, geh mit deinem Mund noch tiefer.“ Vor ihm hatte sie keine Hemmungen. Wenn er sie verwöhnte, konnte sie an nichts anderes mehr denken als daran, noch mehr Lust zu empfinden. „Ich will kommen.“

„Gieriges Mädchen.“

Sie wand sich unter ihm, und schließlich glitt er mit den Lippen weiter hinab. Als er endlich mit dem Gesicht die Stelle zwischen ihren Beinen berührte, hatte sie das Gefühl, vor Leidenschaft verglühen zu müssen.

Ja, sie war gierig. Mit ihm wurde sie zu einer anderen Frau. Mit diesem wunderbaren Fremden gab es nichts anderes mehr als Sinnlichkeit und das Verlangen, so viel Lust wie möglich zu spüren.

„Oh Gott, ja“, stöhnte sie, als er mit dem Mund genau dort ankam, wo sie ihn haben wollte, und sie hingebungsvoll mit der Zunge leckte.

Nate stöhnte auf, als er sie schmeckte und durch seine Liebkosungen fast in den Wahnsinn trieb.

Heather hatte vorher auch schon Oralsex gehabt, aber noch nie mit einem Mann, der sich so verausgabte. Nate gab ihr das Gefühl, ein Verhungernder zu sein, den nur sie retten konnte. Seine warme Zunge drang in sie ein, kehrte dann wieder zu ihrer empfindlichen Klitoris zurück und strich immer und immer wieder darüber. Die Intensität des Gefühls war überwältigend und sie drängte sich bebend gegen seinen Mund.

Und dann explodierte die Lust in Heather, und erlösende Wellen durchströmten sie mit einer Stärke, die sie aufschreien ließ. Nate rutschte höher und küsste den Laut von ihren Lippen, während das köstliche Pulsieren immer noch anhielt. Und dann war er in ihr und suchte mit ihr zusammen seine Lust.

„Ich kann einfach nicht genug von dir bekommen“, stöhnte er, während er tief in sie eindrang. „In dem Moment, in dem ich aufhöre, beginne ich bereits, Fantasien über das nächste Mal zu haben.“

„Dito“, murmelte sie und konnte es nicht fassen, dass sie schon wieder so feucht war, obwohl sie in den letzten drei Tagen mehr Sex gehabt hatte als im ganzen letzten Jahr. Aber sie war mit jeder Faser ihres Körpers auf Nate eingestimmt. Sie genoss sein warmes Glied in ihr, seine Wärme, seine Größe und die Art und Weise, wie er in sie eindrang, als ob er seinen Anspruch auf sie geltend machen wollte.

Wenn sie früher an Sex gedacht hatte, war ihr immer der Orgasmus wichtig gewesen. Jetzt war ihr klar geworden, wie unglaublich gut allein der Weg dorthin sein konnte.

„Ich habe so etwas noch nie zuvor erlebt“, sagte Nate.

„Ich auch nicht“, gestand sie.

„Reis morgen nicht ab.“

Sie schlang die Beine noch fester um seine Hüften und drängte sich ihm entgegen, um ihn noch besser aufnehmen zu können. „Ich muss aber.“

„Warum kommst du nicht mit nach Miami?“

Sie lachte, aber das Lachen wurde zu einem hilflosen Stöhnen, als er erneut kraftvoll in sie eindrang.

„Komm mit mir.“

„Ich bin schon dabei“, missdeutete sie seine Aufforderung bewusst. Einige Momente später erreichte er seinen Höhepunkt und Heather schrie leise auf, als er sie erneut zum Gipfel der Lust brachte.

„Komm mit mir“, bat er, immer noch mit ihr vereint, und küsste ihre Wangen, ihre Nase und ihre Lippen.

Sie überlegte. Da war ihre Galerie – ihre Angestellten waren zuverlässig. Ihre Termine – den Zahnarzttermin konnte sie verschieben. Ihre Eltern – sie waren so ineinander verliebt, dass sie sicherlich noch nicht einmal bemerkt hatten, dass sie verreist war. Und ihr Vater war in der Lage, auf ihre verträumte, spontane, oft leichtsinnig handelnde Mutter aufzupassen.

„Mein Haus liegt direkt am Strand“, meinte Nate und rieb seine Wange gegen ihre. „Du gehst nur hundert Schritte aus der Haustür und bist am Meer.“

Oh, das war eine Versuchung! Las Vegas im April war nett, aber nichts gegen einen Strandurlaub in Florida.

„Gib mir Zeit, darüber nachzudenken“, entgegnete Heather, obwohl sie versucht war, Ja zu sagen. Aber sie wollte erst einmal Zeit für sich haben und wieder ihren Verstand einschalten. Jetzt, da ihre nackten, verschwitzten Körper noch aneinander geschmiegt waren und sie dieses Hochgefühl hatte, das sich nach gutem Sex einstellte, sollte sie besser keine größeren Entscheidungen treffen. Und mit einem Football-Superstar nach Florida zu reisen, war definitiv eine größere Entscheidung.

„In Ordnung“, sagte er. „Ich muss heute zu dieser Wohltätigkeitsveranstaltung gehen und eine Pressekonferenz geben. Aber versprich mir, dass du darüber nachdenkst, während du am Pool liegst. Wir werden dann am Abend darüber reden.“

„Ich verspreche es dir.“

„Und falls du dich für Nein entscheidest, warne ich dich. Ich kann sehr überzeugend und ausdauernd sein, wenn ich etwas wirklich will.“

Und Nate wollte Heather wirklich.

Er war sich nicht sicher, warum. Er konnte nicht sagen, was an ihr ihm so unter die Haut gegangen war, aber es war geschehen. Er war in den letzten drei Tagen süchtig nach ihr geworden.

Es lag nicht nur daran, dass sie mit ihren langen rotgoldenen Haaren, den hellgrünen Augen und der schlanken Figur eine Schönheit war. Er fühlte sich vor allem wegen ihres Charakters zu ihr hingezogen und genoss ihren Sinn für Humor und ihre Warmherzigkeit. Sie war so natürlich und unverstellt, ganz anders als die meisten Frauen, die er bisher getroffen hatte. Und ganz sicher anders als die Frau, die er vorgehabt hatte, zu heiraten.

Der Unterschied zwischen Heather Hughes, der Kunstgalerie-Besitzerin, und Felicity Monroe, Popsängerin und seine ehemalige Verlobte, war wie der zwischen einer Fünf-Dollar-Flasche Chianti und echtem Champagner. Mit beidem konnte man sich betrinken, aber nach dem einen bekam man Kopfweh und einen schlechten Geschmack im Mund, während der andere einen einfach herrlich beschwingte. Die Tatsache, dass er Felicity einen Antrag gemacht hatte, beschämte ihn. Er war sehr froh, dass sie dann doch noch rechtzeitig ihren wahren miesen Charakter gezeigt hatte, der sich hinter ihrer hübschen Fassade verbarg.

Als Nate in dem belebten Krankenhausflur stand, versuchte er die Erinnerungen an Felicity aus seinen Gedanken zu verbannen. Er war immer bereit, sich für eine gute Sache einzusetzen. Hier im Krankenhaus wurde heute eine neue Kinderkrebsstation eröffnet und er bedauerte es nicht, sein Erscheinen zugesagt zu haben. Die Pressekonferenz, die anschließend stattfand, war zwar lästig, aber er hoffte, dass er sie schnell würde hinter sich bringen können.

Danach konnte er ins Hotel und zu Heather zurückkehren.

„Möchten Sie etwas zu Felicitys Neuigkeiten sagen?“

Nate, der gerade den Ball eines niedlichen Fünfjährigen signierte, spannte sich an, als er den typischen Reporterton erkannte. Er strich dem Jungen über das Haar und erhob sich. Vor ihm stand ein Mann mittleren Alters, dessen Augen vor Aufregung glitzerten. Nichts ist schöner, als in der schmutzigen Wäsche anderer Leute herumzuwühlen.

„Die Pressekonferenz findet später statt. Wenn Sie Fragen über meine Vergangenheit haben, sparen Sie sich die bitte für später auf. Hier geht es erst einmal um die Kinder.“

Es interessierte ihn nicht einmal, was seine Ex nun wieder in die Schlagzeilen gebracht hatte, und er wollte sich abwenden. Doch ein anderer Mann mit einem Presseausweis am Jackett versperrte ihm den Weg. „Nate, werden Sie Unterhalt für Ihr Kind bezahlen?“

Nate erstarrte. Ein Kind? Was zum Teufel war hier los?

„Haben Sie denn heute Morgen noch nichts von dem Interview mit Felicity gehört?“

„Ich weiß nicht, wovon Sie reden“, erklärte er. Ihm war klar, dass er unbedingt einen ungestörten Ort finden musste, um mit dem Pressebüro seines Teams zu sprechen. Er hatte bewusst sein Handy für einige Tage ausgeschaltet, da er sich ganz auf Heather konzentrieren wollte. Deshalb hatte er wohl noch nichts von diesem Gerücht gehört, das sich offensichtlich rasend schnell verbreitete.

Der Reporter ließ nicht locker. „Sie hat ihre Schwangerschaft bekanntgegeben und erzählt, Sie seien der Vater – und dass Sie sie haben fallenlassen, als Sie von der Schwangerschaft hörten. Sie sprach auch davon, Sie zu verklagen.“

Du lieber Himmel! Das Ganze war so ungeheuerlich, dass Nate es kaum glauben konnte.

„Sie will Unterhalt von Ihnen.“

„Das ist ja verrückt“, antwortete er und fuhr sich mit der Hand durch das Haar.

„Wie werden Sie auf diese Anschuldigungen reagieren?“

„Ich werde sie dementieren“, stieß er hervor. „Wir haben uns getrennt, weil …“ Er wollte gerade sagen, dass sie ihn betrogen hatte, aber er hielt rasch den Mund. Felicity war im Moment sehr beliebt und der Pressesprecher des Teams fand, es wäre das Beste, wenn er behaupten würde, die Trennung hätte in gegenseitigem Einverständnis stattgefunden.

„Weil Sie noch nicht bereit sind, Vater zu werden?“

„Das war nicht der Grund.“ Nate sah sich hilfesuchend nach einem der Organisatoren um. Er hoffte, jemand könne ihn von diesen menschlichen Piranhas befreien, die es liebten, sich auf Prominente zu stürzen. Besonders auf solche, die kürzlich eine Popsängerin hatten fallen lassen, die gerade auf dem Gipfel ihrer Popularität stand. Doch es war niemand in seiner Nähe, der ihm hätte helfen können.

„War es wegen der Rothaarigen?“

Ein Muskel zuckte in seinem Kiefer. „Was für eine Rothaarige?“

„Sie sind die ganze Woche mit einer mysteriösen Rothaarigen namens Heather gesehen worden.“

Nate hätte den Mann am liebsten am Kragen gepackt und ihn ordentlich durchgeschüttelt, doch die Vernunft siegte. „Sie hat nichts damit zu tun.“

Doch der Reporter gab nicht auf. „Ist sie der Grund, warum Sie Felicity und das Baby verlassen haben?“

Es gibt kein Baby, schrie er innerlich und war sich sicher, dass das der Wahrheit entsprach.

Er und Felicity hatten sich erst vor einem Monat getrennt. Aber davor war sie wochenlang durch Australien getourt, und er war mit den Playoffs beschäftigt gewesen. Außerdem hatte ihre Beziehung auf Eis gelegen, seit er vermutet hatte, dass sie ihn betrog. Tatsache war, dass sie seit Weihnachten nicht mehr miteinander geschlafen hatten. Wenn sie seit vier Monaten schwanger war, hätte die Welt es bereits früher erfahren, oder sie hätte es ihm während der hässlichen Trennungsszene gesagt, als sie ihn angefleht hatte, sie nicht zu verlassen.

Er war sicher, dass sie nur Aufsehen erregen wollte, und falls sie tatsächlich schwanger war, konnte das Baby nicht von ihm sein. Wahrscheinlich war der verheiratete Musikproduzent, mit dem sie ins Bett gestiegen war, der Vater.

„Es ist das erste Mal, dass ich davon höre.“

„Haben Sie mit dieser Heather eine Affäre und damit Felicitys Herz gebrochen?“

Es war, als würde Nate gegen eine Wand reden.

Was auch immer passierte, er musste Heather schützen. Ihr Ruf durfte nicht beschmutzt werden. Seine erste Priorität war, sie aus dem Ganzen herauszuhalten.

„Die Rothaarige, von der sie immer wieder sprechen, ist eine Fremde“, erklärte er. „Ich habe sie erst vor einigen Tag kennengelernt und ein paar Mal etwas mit ihr unternommen.“

„Es gab also keine Dreiecksbeziehung zwischen ihr, Felicity und Ihnen?“

„Ganz sicher keine Dreiecksbeziehung“, erwiderte er gelassen. „Es gibt weder eine Beziehung zwischen mir und Felicity, noch zu irgendjemand anderem. Diese Rothaarige habe ich in Las Vegas kennengelernt. Sie ist eine Zufallsbekanntschaft, die mir nichts bedeutet.“

Er entschuldigte sich innerlich bei Heather. Er würde es ihr später erklären, wenn sie sich in seinem Haus in Miami in Sicherheit befanden.

Doch ihm wurde sofort klar, dass das nicht mehr möglich sein würde.

Sie durfte nicht mit ihm kommen. Nicht jetzt. Es war schlimm genug, dass er wegen seiner Bekanntheit im Rampenlicht stand. Felicity hatte seinen Ruhm ausgenutzt und – aus welchen kranken Gründen auch immer – eine Schwangerschaft verkündet und ihm die Vaterschaft untergeschoben.

Die Presse würde jeden seiner Schritte beobachten und bemerken, wenn Heather mit ihm reiste oder sich in seinem Haus befand. Sie würde ebenfalls in die Öffentlichkeit gezerrt werden. Etwas, das sie definitiv nicht wollte.

Es war schwer für Nate, sie gehen zu lassen, aber sie würden sich eine Weile trennen müssen, damit er diese Situation klären konnte. Es mochte eine Weile dauern, aber die Wahrheit würde schließlich ans Licht kommen. Glücklicherweise lebte sein Dad in der Nähe von Santa Fe, in Albuquerque, sodass er und Heather sich wenigstens ab und zu sehen konnten.

Später, während der Fahrt ins Hotel, überlegte er lange, wie er ihr das beibringen sollte. „Ich bin zurück“, rief er, als er schließlich die Suite betrat. Keine Antwort. In den Zimmern herrschte Stille. „Heather?“

Nate ging ins Schlafzimmer. Als er sah, dass all ihre Sachen fort waren, setzte sein Herz für einen Moment aus. Er öffnete den Schrank und fand auch ihn leer vor.

„Heather?“, rief er erneut.

Doch wieder herrschte nur Stille. Er war allein.

Dann bemerkte er einen Zettel auf dem Nachttisch.

Er nahm ihn und war sicher, dass etwas Außergewöhnliches passiert sein musste, das sie zur Abreise veranlasst hatte. Obwohl er niemandem eine Krankheit wünschte, hoffte er doch, dass ein Notfall sie zum Aufbruch gezwungen hatte – und nicht dieses Boulevardblatt-Drama.

Nate, ich musste abreisen. Zuhause gab es einen Notfall. Wirklich.

„Gott sei Dank“, murmelte er, nachdem er die erste Zeile gelesen hatte, und Schuldgefühle stiegen in ihm auf. Doch seine Erleichterung dauerte nur kurze Zeit.

Aber angesichts dessen, was die Reporter gesagt haben, die mich am Pool umringt haben, ist das Timing für meine Abreise perfekt für dich.

„Verdammt.“

Es freut mich, dass wir beide das mit der kurzen, nichtssagenden Affäre ähnlich sehen. Dadurch fällt es mir leichter, abzureisen.

Danke für alles.

Die Zufallsbekanntschaft, die dir nichts bedeutet

Nate las die Nachricht noch einmal und blieb dann an den Worten hängen, mit denen Heather unterschrieben hatte – die Zufallsbekanntschaft, die dir nichts bedeutet. Seine gedankenlose Bemerkung, die sie eigentlich vor der Öffentlichkeit hatte schützen sollen, wurden ihm jetzt zum Verhängnis. Es mochte wirklich einen Notfall gegeben haben, aber er bezweifelte, dass sie ohne einen Anruf gegangen wäre, wenn sich nicht zuvor das mit den Reportern ereignet hätte.

Sein erster Impuls war, ihr nachzufahren und die Dinge richtigzustellen. Vielleicht brauchte sie bei diesem Notfall ja sogar seine Hilfe.

Aber sein Verstand riet ihm, sie lieber gehen zu lassen. Er würde wohl für lange Zeit in einen hässlichen Streit in den Medien und wahrscheinlich sogar vor Gericht verwickelt sein. Eine Beziehung mit Heather würde die Dinge für beide nur noch schlimmer machen. Was für ein Arschloch müsste er sein, sie in die Sache mit hineinzuziehen?

Das konnte er ihr nicht antun.

„Felicity, du Miststück“, murmelte er und wünschte sich, er hätte diese Frau nie getroffen. Sie hatte ihn betrogen und machte nun der Welt vor, sie wäre nicht das eitle, oberflächliche Biest, das sie in Wirklichkeit war.

Jetzt hatte Nate eine andere Frau getroffen – eine, die warmherzig, intelligent und sexy war. Eine Frau, die er wirklich würde lieben können. Aber er musste sie – zu ihrem Schutz – wieder gehen lassen.

Zumindest fürs Erste.

2. KAPITEL

Zehn Monate später

Brautjungfer zu sein, sollte Spaß machen. Und die Trauzeugin für jemanden zu sein, den man liebt, umso mehr.

Doch wenn die Braut die eigene Mutter war, die durch den Tod des geliebten Vaters vor weniger als einem Jahr erst Witwe geworden war, konnte man wohl kaum von Spaß reden. Heather hätte sich lieber das nervtötende Titellied aus dem letzten Disneyfilm in einer Endlosschleife angehört, als ihrer Mutter Amy auf dem Beifahrersitz neben ihr weiterhin bei deren Monolog über die bevorstehende Hochzeit in der Karibik zuzuhören.

„Bist du sicher, dass du genug Sonnencreme mitgenommen hast?“

„Ganz sicher“, antwortete Heather, obwohl sie gerade nachgedacht hatte, ob sie sich nicht einen bösen Sonnenbrand holen sollte, um nicht an der Hochzeit teilnehmen zu müssen.

„Und einen Hut und passende Kleidung? Diese tropische Sonne ist so stark!“

„Zwei Hüte, ein paar langärmlige T-Shirts. Weißt du, wo ich eine Burka finden kann?“ Ihr Tonfall war so gelassen wir ihr Gesichtsausdruck. Ehrlich, sie begann sich für beides zu gratulieren. Sie war ziemlich gut darin geworden, ihre wahren Gefühle zu verbergen.

„Besserwisserin“, antwortete ihre Mutter mit einem Lachen. Sie schien nicht zu bemerken, was mit Heather los war. Sie nahm überhaupt nicht wahr, was in ihrer Tochter vorging.

Amy war eine intelligente Frau, aber sie schien nicht den Hauch einer Ahnung zu haben, dass es Heather, die ihren Vater sehr geliebt hatte, das Herz brach, weil sie so rasch nach seinem Tod wieder heiraten wollte. In zwei Tagen würden sie und zwanzig ihrer Freunde und Verwandten nach Miami fliegen, um dort auf einer Jacht mit einer Besatzung von zehn Leuten an Bord zu gehen. Sie würden fünf Tage segeln, damit ihre Mutter auf Barbados dann einen reichen Fremden heiraten konnte, den Heather nie zuvor gesehen hatte.

An Letzterem war sie allerdings selbst schuld. Sie hatte jede Gelegenheit gemieden, den Mann kennenzulernen, und hätte auch nie geglaubt, dass das, was sie als eine Affäre abgetan hatte, zu einer Ehe führen würde. Nicht, weil sie ihrer Mutter kein Glück wünschte, sondern weil alles einfach viel zu schnell kam. Heather war längst noch nicht über den plötzlichen Tod ihres Vaters hinweggekommen. Immerhin war er erst einundfünfzig Jahre alt gewesen. Wie konnte ihre Mutter das so schnell hinter sich lassen?

Die Antwort war für Heather einfach: Sie hatte es eben nicht hinter sich gelassen. Amy Hughes war immer die Meisterin der Verdrängung gewesen. Heather befürchtete, dass ihre Mutter sich jetzt selbst um die Chance des Trauerns brachte.

Aber sie sagte sich, dass diese Sache mit dem Geschäftsmann aus Albuquerque sie nichts anging. Ihre Mutter war kapriziös und extrovertiert. Sie hatte schon immer ein großes Herz voller Liebe gehabt und sich stets auch selbst nach Liebe gesehnt. Sie war eine lebensfrohe, gut aussehende Einundfünfzigjährige. Natürlich wollte sie nicht ewig trauern und sich neu verlieben.

„Trotzdem, musste das denn so früh passieren?“, murmelte Heather.

„Hast du etwas gesagt, Liebling?“

„Nichts“, meinte sie, während sie den Wagen auf dem Parkplatz des Country Clubs parkte, in dem heute Abend die Verlobungsparty stattfinden sollte.

Es schien albern, eine Woche vor der Hochzeit noch eine Verlobungsparty zu feiern, aber die Braut und der Bräutigam wollten, dass sich alle Hochzeitsgäste auf neutralem Grund trafen, bevor sie an Bord seiner Jacht gingen und fünf Tage dort zusammen verbringen würden.

Heather konnte sich nur wenige Dinge vorstellen, auf die sie weniger Lust hatte als fünf Tage auf dieser Jacht zu verbringen. Dazu gehörten die Haarentfernung gewisser Körperteile mit Wachs und die alte Bee-Gees-Sammlung ihres Vaters.

„Ich bin ganz aufgeregt, dass du endlich Jerry kennenlernen wirst“, meinte Amy, als sie aus dem Wagen ausstiegen. „Du wirst ihn lieben.“

Vielleicht. Sobald sie es geschafft hatte, nicht mehr um ihren Vater zu weinen.

„Ich hoffe nur, dass sein Sohn mich annehmen wird“, fügte ihre Mutter hinzu.

Heather blieb abrupt stehen. „Sein Sohn?“

„Ja, er hat einen Sohn. Habe ich das nicht erwähnt?“

„Nein.“ Ach du lieber Himmel, sie würde nicht nur einen Stiefvater, sondern auch noch einen Stiefbruder bekommen? Nur in der Traumwelt ihrer Mutter konnte es passieren, dass sie so etwas zu erwähnen vergaß.

„Nun, um fair zu bleiben, Liebes, du warst nicht gerade interessiert, etwas über Jerry oder über die Hochzeit zu erfahren.“

„Nein, das war ich wohl nicht.“ Dann, weil sie es einfach loswerden musste, fügte sie hinzu: „Mom, bist du sicher, dass du das Richtige tust?“

Das Lächeln ihrer Mutter flackerte nicht einmal. Es war undenkbar, eine ehrliche Unterhaltung mit ihr zu führen, bei der man unangenehme Fragen stellte. Heathers größte Angst war es, dass ihre Mutter sich zu lange gegen diese Fragen sträubte, bis sie irgendwann aufwachte und sich in einer Ehe mit jemanden befand, den sie nicht liebte.

„Was meinst du?“, fragte Amy und fuhr mit dem Spiel fort, das sie am Tag der Beerdigung ihres Vaters begonnen hatten. Damals hatte sie erklärt, sie wäre zu jung, um Schwarz zu tragen, und hatte ein pinkfarbenes Kleid angezogen. Heathers Mutter war eine große Verdrängungskünstlerin. Verschieb auf morgen, was du heut’ nicht willst besorgen, war ihr Motto.

„Ich meine … es ist noch so früh.“

„Ja, aber ich habe deinen Vater bereits nach neun Monaten geheiratet, und du weißt, wie gut das funktioniert hat. Ich mag Jerry erst vor sechs Monaten getroffen haben, aber ich bin jetzt auch älter und weiser.“

Es ging Heather natürlich gar nicht darum, wie lange ihre Mutter und Jerry sich nun kannten, sondern vielmehr darum, dass der Tod ihres Vaters noch nicht lange her war. Sie war sich sicher, dass Amy das wusste. Aber sie wollte einfach nicht darüber reden. Das bedeutete, dass Heather den Mund halten und ein Lächeln aufsetzen musste, um nicht zu riskieren, dass ihre Mutter vor der Party in Tränen ausbrach.

Heather war unbarmherzig, wenn es um ihr Geschäft ging, aber sie würde niemals ihre Mutter verletzen. „Versprich mir nur, dass es auf dieser Party auch freie Drinks gibt.“

„Ja, natürlich, Liebling.“

Natürlich. Der Bräutigam musste ganze Speicher voller Geld haben. Jerry – wie auch immer er mit Nachnamen hieß – war ein Baulöwe und besaß genug Geld, seiner neuen Braut bis an ihr Lebensende jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Im Gegenteil zu Heathers Dad, dessen Herz größer gewesen war als die Summe auf seinem Bankkonto.

Eigentlich hasste sie diesen Jerry jetzt schon.

„Da ist er“, sagte ihre Mutter und drückte Heathers Arm. „Und dieser große junge Mann an seiner Seite – nun, das muss Nathan sein.“

Heather versteifte sich unwillkürlich. Seit ihrer so unglücklich abgebrochenen Romanze mit dem Football-Superstar Nathan Watson im letzten Jahr blieb ihr fast das Herz stehen, wann immer sie diesen Vornamen hörte. Was sie veranlasste, jeden Sportkanal zu meiden, was ihr allerdings nicht sonderlich schwerfiel. Aber das war noch nicht genug. Sie musste auch jeder TV-Sendung ausweichen, die Promi-Klatsch brachte, und stoisch an Boulevardblättern vorbeigehen. Schließlich war er seit Monaten in einen Vaterschafts-Skandal mit einem weiblichen Popstar verwickelt.

Sie war so dumm gewesen und hatte gehofft, dass er sich irgendwann einmal melden würde. Die Nachricht, die sie hinterlassen hatte, hätte seine Neugierde wecken können. Und vielleicht hätte er sich sogar entschuldigen wollen. Aber es war nichts dergleichen gekommen. Nicht ein einziges Wort. Was alles darüber aussagte, wie er über sie dachte.

Heather war für ihn tatsächlich eine Zufallsbekanntschaft ohne Bedeutung gewesen. Ein Niemand.

Sie zwang sich, nicht mehr an Nate zu denken – an sein schönes Gesicht, an die unglaublichen drei Tage, die sie zusammen verbracht hatten –, und lenkte stattdessen ihre Aufmerksamkeit auf das romantische Drama ihrer Mutter. Ihr eigenes lag in der Vergangenheit, und da würde es auch bleiben. Nates Schweigen bewies das.

„Hier sind wir!“, rief ihre Mutter den beiden Männern zu, die auf der Terrasse des Clubs standen und offensichtlich eine sehr angeregte, wenn nicht sogar hitzige Diskussion führten.

Beide Männer wandten sich ihnen zu und der ältere von beiden trat an den Rand der Veranda. Heathers stellte überrascht fest, dass der Mann sehr attraktiv war und ihre Mutter voller Bewunderung anschaute.

Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, trat der jüngere Mann vor, und plötzlich schien die Welt aufzuhören sich zu drehen.

„Nein“, murmelte sie ungläubig. „Das kann nicht sein.“ So grausam konnte das Schicksal nicht sein, ihr die größte Niederlage ihres Lebens vor die Füße zu werfen, wenn sie mit dieser verrückten Hochzeit schon genug zu verarbeiten hatte.

Glücklicherweise war ihre Mutter weitergegangen und hatte Heathers Worte nicht gehört. Sie stand wie angewurzelt da und blickte den Mann an, der jetzt ebenfalls erstarrte. „Nate? Bist du es?“

Er erkannte sie sofort. Seine Emotionen zeigten sich deutlich auf seinem Gesicht. Erst Überraschung, dann so etwas wie Freude, Bedauern und schließlich Wut. Sie verstand jede einzelne, denn sie empfand genauso.

Nate hatte sich nicht verändert, nur ein paar feine Linien hatten sich in seinem Gesicht gebildet. Wahrscheinlich durch den Stress des letzten Jahres. Sie minderten aber seine Attraktivität in keiner Weise, sondern ließen ihn nur reifer und noch besser aussehen. Was der Grund war, warum Heathers Herz noch schneller schlug und ihr Slip ein wenig feucht wurde, obwohl ihr Magen vor Anspannung schmerzte.

Sie hatte sich in den letzten zehn Monaten immer wieder eingeredet, dass alles, was sie miteinander gehabt hatten, sich auf Lust reduzieren ließ. Es war heißer Sex gewesen. Mehr nicht! Aber jetzt, da sie ihm wieder gegenüberstand, konnte sie sich nicht länger anlügen. Sie war drauf und dran gewesen, sich in diesen Mann zu verlieben. Sein Schweigen hatte sie niedergeschmettert – besonders nach dem Tod ihres Vaters, als sie begriffen hatte, wie wertvoll das Leben war, wie schnell alles vorbei sein konnte … und wie sehr sie sich wünschte, es mit jemandem zu teilen.

Mit jemandem wie Nate.

„Das ist ein Witz, oder?“, stieß er schließlich hervor. „Wie schlimm soll das Ganze noch werden?“

Heather hatte noch nie erlebt, dass Schock und Scham so schnell in Wut umschlagen konnten. So viel über Liebe und zu sie lebten glücklich bis in alle Ewigkeit. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht, sie erst zu bitten, mit ihm nach Florida zu kommen, und dann der Presse zu erzählen, sie hätte keine Bedeutung für ihn? Und sie dann auch noch monatelang zu ignorieren? Und jetzt tat er auch noch so, als ob es ihn verletzen würde, ihr wieder zu begegnen! Was für ein Idiot.

„Wie nett, dich wiederzusehen, Superstar“, fuhr sie ihn an und ging die Treppen zur Veranda hinauf.

Nate fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes dunkles Haar. Er rieb sich die Augen und seufzte schwer, bevor er sie wieder anschaute.

„Es tut mir leid, Heather. Das war nicht an dich gerichtet. Ich bin nur aus allen Wolken gefallen, als ich dich plötzlich gesehen habe.“

„Nicht nur du, ich auch.“

Heathers Mutter und Jerry sahen sie erstaunt an. „Nathan“, sagte ihre Mutter. „Ich bin Amy und es freut mich sehr, dich endlich kennenzulernen. Ich darf doch du sagen, oder?“

Nate nickte und lächelte angespannt.

„Gehe ich richtig in der Annahme, dass ihr euch bereits kennt?“

„Wir sind uns schon einmal begegnet“, erklärte Heather.

Nate nickte erneut. „Wir … hm … haben uns letztes Jahr in Las Vegas kennengelernt.“

„Wie klein doch die Welt ist!“ Sein Vater streckte Heather die Hand entgegen. „Ich bin Jerry. Es freut mich, dich endlich kennenzulernen.“

„Hallo … Jerry.“ Gott, warum hatte sie nie richtig zugehört, wenn ihre Mutter Jerrys Nachnamen erwähnt hatte! Aber hätte es etwas geändert, wenn sie aufmerksamer gewesen wäre? Sie bezweifelte es. Der Familienname war nicht so selten. Wie hätte sie darauf kommen sollen, dass so eine Katastrophe auf sie zukommen würde?

Bebend schüttelte Heather die Hand ihres zukünftigen Stiefvaters.

Sie hatte sich vorgestellt, wie es wäre, Nate wieder zu begegnen. Sie hatte sich hundert Möglichkeiten ausgemalt, wie es passieren könnte. Doch selbst in ihrer Fantasie hätte sie niemals dieses Szenario erfunden.

Es war schlimm genug, dass sie ihren wankelmütigen Exliebhaber genau an diesem Abend wiedertraf, an dem sie das Gefühl hatte, ihr Privatleben und ihre ganze Welt würden implodieren. Noch schlimmer war jedoch, dass Nate über ihre Begegnung so wütend war. Offensichtlich hatte er gehofft, er würde sie nie wiedersehen.

Auch Heather hatte sich viele Male eingeredet, dass sie sich wünschte, Nate nie getroffen zu haben. Im Moment glaubte sie es sogar.

„Das muss ja eine Überraschung sein“, meinte Jerry.

Überraschung ist eine Möglichkeit, es auszudrücken“, erwiderte Heather.

Trotzdem, ob ihr nun flau im Magen war oder nicht, schlug ihr Herz schneller bei dem Gedanken an ihren letzten Morgen im Hotelbett. Nate war so aufmerksam, so sexy, so liebevoll gewesen … und er schien es ernst zu meinen, als er sagte, er wäre süchtig nach ihr.

Manchmal war es ihr so vorgekommen, als wäre das der letzte wirklich glückliche Moment in ihrem Leben gewesen. Denn bereits an jenem Nachmittag war alles den Bach hinuntergegangen. Zuerst war sie von hartnäckigen Reportern in die Enge getrieben worden, die das Geständnis aus ihr herauspressen wollten, dass sie Nates neue Geliebte war – und sich somit in einer Dreiecksbeziehung mit der schwangeren Felicity und Nate befand. Noch schlimmer waren die Bemerkungen der Reporter gewesen, dass er sie verleugnet und behauptet hatte, sie wäre eine Zufallsbekanntschaft und würde ihm nichts bedeuten. Sie hatte noch nicht einmal ansatzweise verarbeitet, was da geschehen war, als der Anruf kam, dass ihr Vater in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert worden war.

Heather war gerade noch rechtzeitig nach Hause gekommen, um sich von ihm verabschieden zu können. Am nächsten Tag war er gestorben. Und seit diesem Tag gab sie sich Mühe, sich zusammenzureißen. Aber während der ganzen Zeit hatte sie sich gefragt, ob sie nicht bereits die Liebe ihres Lebens gefunden hatte, und ob Nate irgendwann einmal sein Schweigen brechen und zu ihr kommen würde.

Sie hatte es sich so sehr gewünscht. Sie sehnte sich nach einer Liebe, die einzigartig war. Sie wünschte sich einen Mann, der sie so liebte wie ihr Vater ihre Mutter. Und sie hatte sich vorgestellt wie es wäre, solch eine Liebe mit Nate zu erleben.

Junge, Junge, hatte sie falschgelegen.

„Ist das nicht witzig?“, bemerkte ihre Mutter, klatschte in die Hände und schien entzückt zu sein. „Ihr beide seid bereits Freunde, und jetzt werdet ihr auch noch Geschwister.“

Ach, du lieber Himmel! Nate Watson, der Liebhaber, mit dem sie im letzten Frühjahr fast nach Florida gereist war, würde ihr Stiefbruder werden.

Heather konnte fast nicht mehr atmen. Seit einem Jahr war ihre kleine Welt nicht mehr heil, und jetzt war sie ganz zusammengebrochen.

Noch bevor sie die Worte zurückhalten konnte, sagte sie das Einzige, was sie im Moment denken konnte.

„Mein Leben ist im Eimer.“

Obwohl nicht Nate selbst es gewesen war, der diese Worte ausgesprochen hatte, gab Heather genau das wieder, was er fühlte. Verdammt, es war schon schwierig gewesen, mit dieser verrückten Verlobung seines Vaters klarzukommen. Nate war hundertprozentig davon überzeugt gewesen, dass diese neue Frau nur auf das Geld aus war. Aber jetzt, da sich herausstellte, dass Jerrys Verlobte die Mutter der Frau war, in die er sich vor über einem Jahr unsterblich verliebt hatte, war alles noch schlimmer.

Sie war es tatsächlich. Heather Hughes. In Fleisch und Blut. Er hatte zuerst seinen Augen nicht getraut, aber als sie ihn mit ihrer sanften, sexy Stimme angesprochen hatte, hatte er es nicht mehr leugnen können.

Sie war immer noch so schön, wie er sie in Erinnerung gehabt hatte. Aber er hatte sie noch nie so bedrückt gesehen und auch die Traurigkeit, die in ihren Augen lag, war neu.

War er für diese Traurigkeit verantwortlich? Nate wusste, dass er Heather verletzt hatte, weil er sich nach ihrer Affäre nie mehr bei ihr gemeldet hatte. Er hatte ihre Nummer und hätte sie jederzeit anrufen können, aber leider war sein Leben so durcheinandergeraten, dass er es nicht übers Herz gebracht hatte, sie da mit hineinzuziehen. Klatschreporter hatten seinen Müll durchwühlt, Privatdetektive waren ihm auf Schritt und Tritt gefolgt und Anwälte hatten seine Arztberichte angefordert. Es war zum Verrücktwerden, und das Ganze war mit einer Saison zusammengefallen, in der sein Team zum ersten Mal verloren hatte.

Diese Erfahrung hatte ihn verändert. Ihn härter gemacht. Um ehrlich zu sein, war er im Moment total durch den Wind und für niemanden gut zu ertragen, schon gar nicht für eine Frau. Was ein weiterer Grund war, warum er sich nicht bei Heather gemeldet hatte.

Der Hauptgrund allerdings war … nun, Felicity hatte ihn verletzt. Sehr verletzt. So gerne er glauben wollte, dass Heather anders war, musste er auch bedenken, dass er sie nur wenige Tage gekannt hatte. Er begann, an jeder Entscheidung zu zweifeln, die er je getroffen hatte – eingeschlossen derer, Heather, eine fast Fremde, zu bitten, mit ihm nach Hause zu kommen. Da er offensichtlich kein gutes Urteilsvermögen besaß, was Frauen betraf, hätte er sich auch diesmal in die Nesseln setzen können. Vielleicht hatte sie ihm nur etwas vorgemacht und von Beginn an ganz genau gewusst, wer er war. Frauen verstellten sich oft, wenn es darum ging, sich einen Mann mit Geld zu angeln. Nate sollte das wissen.

Und ebenso sein Vater, der dreimal verheiratet gewesen war und zwei unschöne Scheidungen mitgemacht hatte.

Und jetzt machte er sich auf, ein fragwürdiges Abenteuer Nummer vier einzugehen.

Mit der Mutter von Nates Exgeliebter.

Heather hatte ihm aus dem Herzen gesprochen. Sein Leben war im Eimer.

„Sollten wir nicht hineingehen? Ich bin sicher, dass die anderen Gäste schon warten“, meinte Amy und gab vor, den leisen Fluch ihrer Tochter nicht gehört zu haben. Sie hakte sich bei Jerry ein und fügte hinzu: „Es wird eine wunderbare Party werden.“ Ihre Bemerkung klang eher wie eine Drohung als ein Versprechen.

Nate blieb nichts übrig, als Heather zu begleiten, die ihn so finster anstarrte, als sei er der Dreck, den sie gerade von ihren Schuhsolen abgekratzt hatte.

„Ich kann nicht glauben, dass du es bist“, stieß er leise hervor, während sie den Country Club betraten und dem Klang von Gelächter aus einem nahegelegenen Bankettsaal folgten.

„Ja, dich zu sehen, ist auch für mich das Highlight der letzten zehn Jahre.“

Sarkasmus. Den war er von ihr nicht gewohnt, aber er musste zugeben, dass er ihn anregend fand. Diese scharfzüngige, freche Heather war jemand, den er zuvor nicht gekannt hatte, und er fand sie unglaublich attraktiv.

„Wir sollten reden.“

Sie schaute ihn aus den Augenwinkeln heraus an. Mit einem Blick, der ihre Gefühle offenbare. Wut. „Seltsam, mir fällt gar nichts ein, was ich dir zu sagen hätte.“

„Dann werde ich reden und du kannst zuhören.“

Was immer sonst auch passieren mochte – egal, ob es ihm gelingen würde, seinen Vater davon zu überzeugen, dass es verrückt war, diese Frau, die dazu noch die Mutter seiner Ex war, zu heiraten –, er musste sich bei Heather entschuldigen. Er musste ihr erklären, warum er diese Dinge über sie gesagt und warum er sie komplett aus seinem Leben ausgeschlossen hatte. Er hoffte nur, sie würde ihm glauben, dass er sie nur beschützen wollte. Danach konnten sie wieder getrennte Wege gehen.

Der Nate, der er vor einem Jahr gewesen war, hätte wahrscheinlich versucht herauszufinden, ob die Anziehung zwischen ihnen immer noch so stark war und ob sie eine Verbindung hätten, die halten könnte. Doch der neue Nate wusste es besser. Da er sicher war, dass ihre Mutter seinen Vater nur heiraten wollte, um an sein Bankkonto zu gelangen, musste er sich fragen, ob Heather in dieses Spiel verwickelt war. Doch selbst wenn sie nichts damit zu tun hatte; sie würde nie mehr mit ihm reden, wenn sie später erfuhr, dass er es war, der diese verrückte Hochzeit verhindert hatte. Also war es das Beste, sich zu entschuldigen und sie dann zu vergessen.

Im gut gefüllten Saal, in dem das Brautpaar von Leuten umarmt und geküsst wurde, die er nicht kannte, gingen er und Heather in schweigender Übereinstimmung zur Bar hinüber. Nate fiel auf, wie viel Aufmerksamkeit Heather erregte – aber wer würde sie nicht anschauen? Zwei Männer in den Dreißigern, die sich an der Bar unterhielten, wechselten vielsagende Blicke und lächelten sie eine Spur zu herzlich an.

Nate hatte keinen Besitzanspruch, in welcher Form auch immer, aber er verspürte immer noch den gefährlichen Drang, ein oder zwei Kinnhaken auszuteilen.

Einer der Typen warf auch noch einen begehrlichen Blick auf Heathers gut geformtes Hinterteil. Ganz klar zwei Kinnhaken.

Nate stellte sich zwischen Heather und diese lüsterne Kerle, damit sie vor ihren Blicken geschützt war. Gegen den Barkeeper war er allerdings machtlos. Der junge Mann flirtete bereits mit ihr. „Möchten Sie vielleicht den Cocktail des Abends probieren? Sex on the Beach?“, säuselte er.

Nate wurde flau im Magen als er an die Strandhochzeit dachte, die nächste Woche stattfinden sollte. „Wir nehmen zwei trockene Martinis. Zwei Oliven für die Lady. Drei für mich“, erklärte er. Er erinnerte sich noch immer an Heathers Lieblingsdrink.

Sie runzelte die Stirn, korrigierte ihn aber nicht. Offensichtlich war der Wunsch, sich mit Alkohol zu stärken, größer als der, ihn an seinen Platz zu verweisen. Sie nickte dem Barkeeper zu und vermied es, Nate anzusehen. „Lass uns einfach jeder in eine andere Ecke des Saales gehen und so tun, als ob wir uns nicht kennen.“

„Das wird auf der Jacht besonders gut funktionieren“, entgegnete er.

„Vielleicht schubs ich dich über Bord.“

„Ich bin ein guter Schwimmer.“

„In einen Schwarm von Haien.“

Ihr zickiges Benehmen ließ ihn auflachen, aber es klang eingerostet. In den letzten Monaten hatte er das Lachen verlernt. „Du musst schon viele Köder ins Wasser werfen, damit ein Schwarm Haie sich an meine Fersen heften.“

Der Barkeeper schob ihr den Drink zu und seine Finger berührten wie zufällig ihre, als sie das Glas nahm.

Nate biss die Zähne zusammen.

„Danke für den Tipp“, erklärte sie, hob den Martini zum Mund und trank einen Schluck. „Ich werde gleich damit beginnen, Fischabfälle zu sammeln.“

Er seufzte schwer. „Du hasst mich, nicht wahr?“

„Nun, was soll ich sagen … du wirktest auch nicht sehr glücklich, als du mich gesehen hast.“

„Doch, das war ich“, meinte er, und dieses Geständnis bestürzte ihn selbst. „Heather, ich muss dir ein paar Dinge erklären.“

„Gib dir keine Mühe. Ich habe schon verstanden. Dein Schweigen hat alles gesagt.“ Sie lächelte kalt und ging hinüber zu einem Tisch in einer ruhigeren Ecke. Offensichtlich meinte sie, sie hätte das letzte Wort behalten.

Nate folgte und schaute fasziniert auf ihr glänzendes rotes Haar, das ihr in Wellen über die Schultern fiel. Seine Hände spannten sich an, als er sich vorstellte, wie es seidig durch seine Finger glitt. Heathers grünes Kleid betonte ihren Körper, den er drei Tage hatte genießen dürfen, auf unnachahmliche Weise, und ihr Hüftschwung machte es ihm schwer, ruhig weiterzuatmen.

Was immer während der letzten zehn Monate passiert war, eines war sicher: Er wollte sie immer noch.

Heather redete mit niemandem. Offensichtlich wollte sie allein in dieser Ecke sitzen, um ihre Wunden zu lecken. Aber Nate konnte noch nicht lockerlassen. Wenn es ihm nicht gelang, seinen Vater von dieser Hochzeit abzubringen, würden sie für einige Tage auf dieser Jacht eingesperrt sein. Und bevor es so weit war, musste er die Situation klären.

Er setzte sich neben sie an den leeren Tisch und kam direkt zum Punkt: „Ich wollte dich beschützen.“

Sie blinzelte und sah ihn dann verständnislos an. „Wie bitte?“

„Das war der Grund, warum ich zu den Reportern gesagt habe, dass du mir nichts bedeutest.“

Sie warf den Kopf zurück. „Oh, das. Schon in Ordnung.“

Ihr Ton war so leicht wie der einer Frau, die ihrem Mann gerade sagte, dass es ihr nichts ausmache, dass er den Hochzeitstag vergessen hatte. Man konnte das Versprechen von Rache geradezu heraushören.

„Das war überhaupt nicht in Ordnung und ich entschuldige mich. Ich habe mich bereits in der Minute gehasst, als die Worte meinen Mund verlassen hatten, aber du musst verstehen …“

„Du musstest deine schwangere Freundin besänftigen.“

Er drückte das Glas in seiner Hand so fest, dass es ein Wunder war, dass es nicht zersplitterte. „Nein, so war das nicht.“

„Ich nehme an, dass ich der einzige Mensch auf dieser Welt war, der nicht gewusst hat, dass du mit einem Popstar liiert warst.“

„Es stimmt, sie war meine Freundin, aber wir hatten unsere Beziehung beendet, bevor ich dich getroffen habe.“ Er legte eine Hand auf ihre Schulter. „Das schwöre ich. Ich bin kein Lügner!“

Heather schaute in seine Augen und suchte nach Antworten. Er hoffte, dass sie die Wahrheit erkennen würde. Was immer er im vergangenen Jahr getan haben mochte – und er war auf eine Menge seiner Handlungen nicht stolz –, er hatte nie jemanden betrogen.

„Okay“, sagte sie schließlich mit einem Nicken. „Du hast deine Freundin also nicht mit mir betrogen.“

Das Atmen fiel ihm schwer. „Nein, und ich habe auch keine Frau im Stich gelassen, die mit meinem Kind schwanger war.“

„Ja, ich habe gehört, dass der Vaterschaftstest bewiesen hat, dass das Baby nicht von dir ist.“

„Die Medien haben das schließlich doch gebracht“, murmelte er. „Aber erst nachdem sie mich durch die Hölle gejagt haben.“

Heather entspannte sich ein wenig. „Das tut mir leid.“

„Es ist nicht deine Schuld.“

„Ich entschuldige mich nicht. Ich fühle nur mit. Es tut mir wirklich leid, dass dir das alles zugestoßen ist.“ Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und ihre Stimme war etwas sanfter, als sie fortfuhr: „Warst du enttäuscht? Ich meine, als du herausgefunden hast, dass du gar nicht der Vater des Babys bist?“

Nate lachte freudlos. „Ich wusste es von Anfang an. Es war gar nicht möglich, dass es mein Kind ist. Sie wurde zwei Monate, nachdem wir aufgehört hatten, miteinander zu schlafen, schwanger. Vielleicht glaubte sie, weil ich ein Football-Spieler bin, kann ich nicht bis neun zählen.“

Heathers Augen weiteten sich. „Du meinst, dass alles nur eine Lüge war? Sie wusste die ganze Zeit über, dass das Kind nicht von dir war?“

„Ja. Ganz schön krank, nicht wahr?“

„Wie konnte sie nur glauben, dass sie damit durchkommt?“

„Felicity bekommt immer, was sie will. Sie hat nie geglaubt, dass ich nicht mehr zu ihr zurückkommen würde. Sie hatte angenommen, dass sie mich so schnell wieder ins Bett bekommt, dass ich keine Fragen über die Schwangerschaft stellen würde.“ Er schenkte Heather ein resigniertes Lächeln. „Als ihr Privatdetektiv mich mit dir in Las Vegas gesehen hat, hat er ihr wohl berichtet, dass es mit uns ernst werden könnte. Da ist sie in Panik geraten und vor die Presse getreten.“

„Dieses Miststück!“

Ja. Das war sie definitiv. Allerdings sah die Öffentlichkeit das nicht so. Selbst nachdem der Beweis vorlag, dass er nicht der Vater war, blieb Nate immer noch der Mann, der das Herz der armen Felicity gebrochen und nicht zu ihr gehalten hatte. Um ihn ging es auch in ihrem neuesten Song Broken Promises – eine Ehre, auf die er gern verzichtet hätte.

Von Felicitys Verhältnis zu dem verheirateten Musikproduzenten sprach niemand. Wie wütend Nate auch gewesen war, er hatte nie die Presse auf diese Affäre aufmerksam gemacht. Der Vater des Babys war also jetzt das große Geheimnis. Und da es weder ein Gesicht noch einen Namen gab, konzentrierten sich die Klatschblätter immer noch auf Nate. Biologische Fakten oder Anstand spielten da kaum eine Rolle.

„Wie dem auch sei“, sagte er und schob die hässlichen Gedanken beiseite, „es begann alles an diesem Tag in Las Vegas. Du warst leider bereits ein Teil des ganzen Szenarios geworden und ich wusste, die Paparazzi würden hinter dir her sein und dir das Leben schwer machen. Deswegen habe ich gesagt, was ich sagte: Ich wollte sie von deiner Spur locken. Und ich entschuldige mich. Ich weiß, wie es für dich geklungen haben und wie du dich gefühlt haben musst.“

Heather schwieg einen Moment und dachte nach. Schließlich nickte sie. „Also gut, das kann ich so annehmen.“

Was den Rest anging – warum er sich nie bei ihr gemeldet hatte –, nun, das war eine lange Geschichte, eine, die nicht zu dieser Umgebung passte. Er war kein Frauenfeind. Er mochte und respektierte Frauen immer noch, aber noch einmal einer richtig zu vertrauen, würde für ihn schwierig werden.

„Ich habe mich nicht bei dir gemeldet, weil mein Leben seit jenem Tag ziemlich durcheinandergeraten ist“, war somit alles, was er sagen konnte.

Sie trank ihren Martini in einem Zug aus. „Willkommen im Club.“

Autor

Leslie Kelly
Leslie Kelly ist als Romance-Autorin bekannt für ihre zauberhaften Charaktere, die geistreichen Dialoge und ihren frechen Humor. Das hat ihr 2006 den Romantic Times Award und weitere Award-Nominierungen eingebracht. Seit Erscheinen ihres ersten Buches 1999 hat sie mehr als dreißig sexy-freche Liebesgeschichten für Harlequin geschrieben. Leslie lebt mit ihrem persönlichen...
Mehr erfahren
Jill Shalvis
Mehr erfahren
Shana Gray
Shana Gray liebt es, das Leben zu genießen! Sie reist durch die ganze Zeit, verbringt aber auch gerne Zeit mit ihren Freunden und ihrer Familie. Viele ihrer Erfahrungen, verarbeitet sie in ihren Bücher. Seit 2010 erfreut Shana ihre Fans mit heißen Romanen, die sie sowohl bei etablierten Verlagen als auch...
Mehr erfahren