Traumhochzeit auf Sizilien?

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Wie soll sie den sexy Millionär nur überzeugen? Hochzeitsplanerin Dara Devlin würde so gern Leo Valentes Castello auf Sizilien für eine Traumhochzeit mieten. Doch er scheint davon nichts zu halten – bis er ihr einen skandalösen Vorschlag macht, der Dara den Atem raubt …


  • Erscheinungstag 25.07.2024
  • ISBN / Artikelnummer 9783751530521
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Dara Devlin hatte in ihrem Job als Hochzeitsplanerin schon ein paar brenzlige Situationen erlebt, aber diese war mit Abstand die gefährlichste.

Als Profi hätte sie niemals unangemeldet in eine Party hineinplatzen dürfen. Noch dazu kletterte sie gerade in High Heels über ein Terrassengeländer im ersten Stock des exklusivsten Klubs von ganz Mailand.

Und das alles nur, weil sie den Auftrag unbedingt haben wollte.

Die zehn Zentimeter hohen Absätze hatten ihr den Aufstieg über die rutschige Feuertreppe nicht gerade erleichtert, aber es wäre undenkbar gewesen, sie auszuziehen und auf der Straße stehen zu lassen. Eine Frau wie Dara ließ ihre Schuhe nie im Stich, da mochte die Situation noch so brenzlig sein.

Die Handtasche fest unter den Arm geklemmt, zog sie den Rock ihres Kostüms ein wenig höher, um sich wenig elegant über das Geländer zu hieven. Sie landete auf harten Marmorfliesen. Das erste Hindernis war geschafft. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass es erst zehn Uhr abends war. Viel zu früh, um in einen angesagten Klub zu gehen. Aber Tanzen stand an diesem Abend sowieso nicht auf ihrem Programm.

Der Klub Platinum I war der beliebteste Treffpunkt der Reichen und Schönen in Mailand. Nach kleineren Umbauarbeiten feierte er heute Abend Wiedereröffnung, und natürlich kam man nur mit persönlicher Einladung hinein. Auch unter Einsatz ihres gesamten irischen Charmes wäre Dara nie an der arroganten Empfangsdame mit dem schwarzen Klemmbrett vorbeigekommen, die sie vor der Tür erspäht hatte.

Aber Dara war wild entschlossen, auf die Party zu gehen. Und wenn es auf offiziellem Wege nicht klappte, dann eben anders. Sie war nur dieses Wochenende in der Stadt und würde am Montagmorgen nach Sizilien zurückfliegen, wo sie in Syrakus ihr Büro hatte. Sie durfte heute Abend also auf keinen Fall versagen.

Als sie von ihren Kontakten aus der High Society erfahren hatte, dass Leonardo Valente für Normalsterbliche unerreichbar war, hatte sie die Herausforderung mit Begeisterung angenommen. Schließlich stand sie kurz davor, die wichtigste Hochzeit ihrer gesamten Karriere zu organisieren – dafür musste sie lediglich diesen Mann überreden, ihr sein Okay zu geben.

Das konnte doch nicht so schwer sein, oder?

Selbst nachdem er drei Wochen lang weder auf ihre E-Mails noch auf ihre Anrufe reagiert hatte, weigerte sie sich, das Handtuch zu werfen. Bewaffnet mit ihrem Laptop und einem todschicken Designerkostüm, hatte sie naiverweise geglaubt, sie könnte einfach so in sein Mailänder Büro marschieren und darum bitten, zu ihm vorgelassen zu werden.

Wie sehr sie sich getäuscht hatte. Leonardo Valente schien in der Stadt gar kein Büro zu haben. Die Adresse, die sie in der automatischen E-Mail-Antwort seiner Sekretärin gelesen hatte, hatte sie zu einem Bürogebäude geführt, in dem lediglich die Telefonzentrale untergebracht war.

Nur durch pures Glück hatte sie von der Party erfahren. Der erste Klub in der weltweit erfolgreichen Platinum-Kette feierte heute sein zehnjähriges Jubiläum, und eines stand fest: Leonardo Valente hielt sich irgendwo hinter diesen Mauern auf. Jetzt musste sie nur noch einen Weg hinein finden.

Dara sah sich auf der menschenleeren Terrasse um, und ihr Magen zog sich zusammen. Sie hatte gehofft, hier oben befände sich ein Sitzbereich für Gäste und sie hätte sich einfach unter die Menge mischen können. Nachdenklich kaute sie auf der Unterlippe. Die Terrasse gehörte zum Klub. Von hier aus musste es einen Weg in die Innenräume geben. Das war ihre letzte Hoffnung.

Die Wand des Gebäudes bestand aus dunkel getöntem Glas, sodass man keinen Blick hineinwerfen konnte. Das Dröhnen der Musik, das im Erdgeschoss noch ohrenbetäubend laut gewesen war, klang hier oben gedämpft.

Sie ignorierte das unangenehme Stechen in der Magengegend. Vermutlich waren das nur die Nerven. Sie schlich sich auf eine schicke Party für geladene Gäste, da war ein wenig Nervosität nicht verwunderlich. Aber um im Leben voranzukommen, musste man eben ab und an gegen die Regeln verstoßen – auch wenn Dara sich mit jeder Faser ihres Körpers dagegen sträubte.

Sie strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und legte eine Hand auf eine der dunklen Scheiben. Ihre blasse Haut spiegelte sich in dem dunklen Glas, aber ihre stahlgrauen Augen blickten ruhig und konzentriert, während sie Scheibe für Scheibe absuchte. Irgendwo musste doch ein Scharnier sein, das auf ein Fenster oder eine Tür hindeutete.

Nachdem sie jeden Winkel abgesucht hatte, drehte sie sich um und inspizierte den übrigen Teil der Terrasse. Irgendwo musste eine Tür sein.

Plötzlich verspürte sie große Lust, eine Scheibe einzuschlagen und sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen. Wie absurd. Dara Devlin verlor schließlich nie die Fassung – ganz gleich, wie ausweglos eine Situation auch schien. Das war einer der Hauptgründe, warum Bräute aus aller Welt sie beauftragten, ihre Traumhochzeit auf Sizilien zu organisieren.

Dara atmete tief durch. Es über die Terrasse zu versuchen, war ihre letzte Chance gewesen. Leider stand sie jetzt im ersten Stock und kam nicht weiter. Sie lehnte sich über die Brüstung und spähte auf die Straße hinunter. Von hier oben wirkte sie ziemlich weit entfernt. Plötzlich fühlte Dara sich nicht mehr ganz so mutig.

„Signorina, gibt es irgendeinen Grund, warum Sie hier im Dunkeln herumschnüffeln?“

Die tiefe, sinnliche Stimme hinter ihr war praktisch aus dem Nichts gekommen. Vor Schreck blieb Dara die Luft weg.

Langsam drehte sie sich um. Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, dass eine der Scheiben auf wundersame Weise verschwunden war. Stattdessen stand ein Mann dort und beobachtete sie.

Wieso hatte sie ihn nicht gehört? Jetzt war es zu spät, um über die Leiter nach unten zu entwischen. Fieberhaft überlegte sie, wie sie sich herausreden konnte, damit sie nicht wegen Hausfriedensbruch verhaftet wurde.

„Ich warte auf eine Erklärung.“

Ein Schatten verdunkelte das Gesicht des Mannes, aber der schwarze Anzug und die vor der Brust verschränkten Arme ließen vermuten, dass er hier das Sagen hatte – wahrscheinlich gehörte er zum Sicherheitsdienst. Verflixt und zugenäht. Die Sache würde nicht gut ausgehen.

Dara zwang sich zu einem Lachen und fing an, in schnellem Englisch auf ihn einzureden. Niemand würde eine Blondine in Schwierigkeiten verhaften.

„Na endlich kommt jemand und hilft mir.“ Sie seufzte theatralisch. „Seit zwanzig Minuten hämmere ich schon gegen die Scheibe, damit man mich wieder reinlässt.“

„Warum haben Sie es nicht mit der Tür versucht?“

Sein perfektes Englisch überraschte sie, aber sein spöttischer Tonfall verriet, dass er ihr die Geschichte nicht abkaufte. Trotzdem redete sie einfach weiter.

„Das ist ein Sicherheitsrisiko für Ihre Gäste. Ich wollte nur frische Luft schnappen, und jemand meinte zu mir, ich dürfte für einen Moment auf die Terrasse …“

„Und da haben Sie sich gedacht, Sie klettern mal eben am Gebäude hoch?“ Eigentlich war es keine Frage, sondern eine amüsierte Feststellung. „Machen Sie das immer so? In High Heels eine Fassade hochklettern? Nicht schlecht.“

Dara wollte etwas erwidern, besann sich dann aber eines Besseren und schwieg.

„Das sind Einwegscheiben.“ Er wies mit der Hand hinter seine Schulter. Obwohl sein Gesicht nicht zu erkennen war, konnte man deutlich das Grinsen in seiner samtweichen Stimme hören. „Der Moment, als Sie festgestellt haben, dass Sie nicht reinkommen, war unbezahlbar. Wahnsinnig unterhaltsam. Ich war überzeugt, Sie würden einen Wutanfall kriegen.“

Dara stieß scharf die Luft aus. Schön für ihn, dass er die Situation so komisch fand. Für sie bedeutete es nämlich nur, dass ihre Mission kläglich gescheitert war. Vermutlich würde man sie jetzt am Kragen ihrer weißen Bluse hinausschleifen und am Ende noch wegen Hausfriedensbruch verklagen.

„Mir ist klar, welchen Eindruck das hier machen muss …“ Sie war bemüht, sich die innere Panik nicht anmerken zu lassen.

„Ach, ja? Auf mich macht es nämlich den Eindruck, als hätten sie versucht, in die Privatetage meines Klubs einzudringen, und das in der Verkleidung einer ungezogenen Sekretärin.“

Dara runzelte die Stirn. „Wie bitte? Ich bin keine ungezogene …“ Sie sprach nicht weiter, weil ihr im selben Moment aufging, welche Folgen der erste Teil des Satzes für sie haben konnte. Er würde doch nicht die Polizei rufen?

Der Mann trat aus dem dunklen Schatten und enthüllte ein Gesicht, das sie unzählige Male in den Klatschblättern gesehen hatte. Dara erstarrte, als ihr klar wurde, wen sie so dreist angelogen hatte.

„Oh, Gott, Sie sind es.“

Ihr rasiermesserscharfer Verstand setzte für einen Moment aus, als sie den knapp eins neunzig großen, durchtrainierten Sizilianer vor sich stehen sah.

„Wenn Sie damit den Besitzer des Gebäudes meinen, in das Sie sich gerade unerlaubt Zutritt verschaffen wollten, dann muss ich Ihnen recht geben.“ Seine Stimme triefte vor Spott. „Ich vermute mal, Sie möchten jetzt mit reinkommen und mir erzählen, dass es sich hier um ein dummes Missverständnis handelt, nicht wahr?“

Er verschränkte die Arme vor der beeindruckenden Brust und wartete darauf, dass sie sich ihr eigenes Grab noch tiefer schaufelte.

Heiße Scham kroch Daras Nacken hoch. Er schien zu glauben, sie hätte den Plan nur ausgeheckt, um in seine Nähe zu gelangen. Sie hatte die Promiblätter gelesen: Leonardo Valente war ein Mann, dem sich die Frauen reihenweise an den Hals warfen. Das lag nicht nur daran, dass er superreich war – obwohl das für viele bestimmt schon Grund genug war –, er war auch irrsinnig attraktiv. Für einen Mann wie ihn wählten Frauen gern die Bezeichnung lecker oder sexy wie die Sünde.

Obwohl Dara über solche albernen Beschreibungen bisher immer nur gelacht hatte, verstand sie nun zum ersten Mal, wie Frauen darauf kamen.

Eigentlich war er gar nicht ihr Typ. Sein dunkles Haar, das ihm bis kurz über den Hemdkragen reichte, war eine Spur zu verstrubbelt, seine Wimpern waren eindeutig zu lang, und an seinem Kinn zeigten sich dunkle Bartstoppeln. Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass er ein echter Hingucker war. Er dagegen hatte nur einen Blick auf ihren dunklen Blazer und die weiße Bluse geworfen und sofort gemutmaßt, sie wäre ein Groupie, das sich für den Abend verkleidet hatte.

Vor Peinlichkeit hätte sie beinahe aufgestöhnt. Sie hatte geplant, einen seriösen ersten Eindruck bei ihm zu hinterlassen, und alles vermasselt.

„So gern ich mich auch anstarren lasse, ich habe nicht den ganzen Abend Zeit.“

Daras Herz tat einen dumpfen Schlag. „Ich habe Sie nicht angestarrt“, sagte sie schnell. „Sondern nur … nachgedacht.“

Himmel, mit ihrem Gefasel machte sie es nur noch schlimmer. Der Augenblick, auf den sie drei Wochen lang hingearbeitet hatte, war endlich gekommen, und ihr Hirn legte ausgerechnet jetzt ein Nickerchen ein.

Spöttisch zog er eine Augenbraue hoch. „Haben Sie über die Situation hier nachgedacht, oder haben Sie heute Abend noch andere Einbrüche begangen?“

Einbrüche? Panik machte sich in ihr breit. „Mr. Valente, ich versichere Ihnen, ich wollte nicht bei Ihnen einbrechen.“

„Entspannen Sie sich. Noch werde ich die Polizei nicht holen. Aber Sie haben wohl die Überwachungskamera übersehen, die jede Ihrer Bewegungen aufgezeichnet hat.“ Er zeigte auf ein winziges rotes Blinklicht über ihrem Kopf. „Meine Sicherheitsleute waren schon auf dem Weg nach oben, als ich ihnen gesagt habe, ich würde mich selbst darum kümmern.“

„Warum tun Sie das?“ Die Frage war heraus, bevor sie es sich anders überlegen konnte.

Er zuckte die Schultern. „Ich hatte Langeweile. Sie sahen interessant aus.“

Dara dachte kurz nach, doch ihr fiel keine schlagfertige Bemerkung ein. Aber wenn er sie wirklich interessant fand, dann konnte sie ihn vielleicht so lange fesseln, bis sie ihm ihren Vorschlag unterbreitet hatte.

Sie räusperte sich. „Nur um eins klarzustellen: Ich bin keine Diebin. Ich bin Hochzeitsplanerin.“

„Das ist für mich kein großer Unterschied.“ Er grinste. „Meine Theorie mit der ungezogenen Sekretärin hat mir besser gefallen.“

Und dann spürte Dara den berühmt-berüchtigten glühenden Blick von Leonardo Valente zum ersten Mal am eigenen Leib. Sie räusperte sich. Mit einem Mal war die Luft viel zu dünn, und das lag nicht etwa an der Höhe.

„Mit Ihrer Theorie liegen Sie vollkommen falsch. Ich bin nicht wegen irgendwelcher … Spielchen hier.“

„Wie schade. Trotzdem haben Sie jetzt meine volle Aufmerksamkeit.“ Er drehte sich abrupt um und ging zur Tür zurück. „Sofern Sie nicht über die Leiter nach unten klettern wollen, würde ich vorschlagen, Sie kommen mit mir.“

Damit war er verschwunden. Dara hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen.

Der Raum auf der anderen Seite der Glaswand war doppelt so groß wie ihre Wohnung. Dara sah, wie Leonardo Valente einen Schalter drückte, und sofort wurde der Saal von sanftem Licht erhellt. Die Einrichtung aus stylishen Klubsesseln und einem großen gläsernen Kamin erinnerte an die Lobby eines modernen Luxushotels.

Wofür ein Klub einen Raum wie diesen brauchte, konnte sie sich nicht erklären – vielleicht benutzte Leonardo Valente ihn, um mit weiblichen Gästen ungestört zu sein. Bei dem Gedanken drückte sie die Handtasche fest an die Brust, in der Hoffnung, das harte Gehäuse des Laptops, den sie darin verstaut hatte, würde sie an den Grund ihres Besuchs erinnern.

Leonardo Valente drückte auf einen weiteren Schalter, und die Glastür, durch die sie gekommen waren, glitt lautlos zu. Dara erkannte, dass es sich tatsächlich um Einwegscheiben handelte. Ihre Ohren brannten wie Feuer, als sie daran dachte, dass er sie die ganze Zeit über beobachtet hatte.

Er drehte sich zu ihr um, und zum ersten Mal fiel ihr die Farbe seiner Augen auf. Sie waren nicht dunkelbraun, wie sie von den Zeitungsfotos her geschlossen hatte, sondern von einem eigenartigen dunklen Grün. Sie schüttelte den Kopf. Um Himmels willen, wieso schaute sie ihm überhaupt in die Augen? Hier ging es um ein Geschäft, nicht um die Wahl eines Partners für den Abtanzball.

„Und haben Sie auch einen Namen, oder soll ich Sie einfach Spiderwoman nennen?“ Er kam grinsend auf sie zu.

Die professionelle Hochzeitsplanerin in ihr witterte die perfekte Gelegenheit. „Ich gebe Ihnen meine Karte … eine Sekunde.“ Sie fing an, in ihrer Tasche zu wühlen. Vielleicht sollte sie ihm die Präsentation auf ihrem Laptop zeigen, bevor er sie hinauswerfen konnte?

Ohne Vorwarnung baute er sich vor ihr auf, nahm ihr die Tasche aus der Hand und stellte sie auf den Boden. „Ich habe Sie nicht nach Ihrer Karte gefragt, sondern nach Ihrem Namen. Und den würde ich jetzt gern von Ihren Lippen hören.“

Sein Blick wanderte zu ihrem Mund. Sofort begann es in ihrem Bauch zu kribbeln. Sie ignorierte das Gefühl, reckte das Kinn vor und schaute ihm in die Augen. „Ich bin Dara Devlin.“

„Dara, die Hochzeitsplanerin …“ Er sprach ihren Namen aus, als würde er ihn auf der Zunge kosten. „Und was verschafft mir das Vergnügen?“

„Ich bin nicht zum Vergnügen hier.“ Sie trat einen Schritt zurück. „Ich habe Sie aufgesucht, weil ich mit Ihnen über ein Geschäft sprechen möchte.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Wer geht denn in einen Klub, um über Geschäfte zu sprechen?“

„Nun, Sie zum Beispiel“, sagte sie selbstbewusst. „Ich möchte Ihnen ein Geschäft mit einer sehr prominenten Klientin von mir vorschlagen. Dafür bitte ich Sie nur um fünf Minuten Ihrer kostbaren Zeit.“

„Unten im Klub wartet ein ganzer Schwarm Mediengeier, die ‚nur fünf Minuten‘ von meiner kostbaren Zeit haben wollen. Warum sollten ausgerechnet Sie an der Schlange vorbeiziehen dürfen?“

„Wenn diese Leute fünf Minuten wert wären, dann hätten sie sicherlich auch den Weg über die Terrasse gefunden.“

Zu ihrer Überraschung warf er den Kopf in den Nacken und lachte – es war ein tiefes, echtes Lachen, das Dara durch und durch ging. Unwillkürlich wanderte ihr Blick zur muskulösen Säule seines Halses und zu den dunklen Haaren, die im geöffneten Hemdkragen verschwanden.

Ihre Kehle fühlte sich seltsam trocken an. Sie schluckte und schaute wieder hoch – nur um sich von einem spöttischen Blick aus smaragdgrünen Augen durchbohren zu lassen.

„Obwohl Sie sich bei Ihrer Kletteraktion das Genick hätten brechen können, muss ich zugeben, dass ich schwer beeindruckt bin“, sagte er. „Allein durch Ihren Mut und Ihre Kreativität haben Sie sich die fünf Minuten verdient.“

Dara lächelte triumphierend und griff nach ihrer Tasche, um den Laptop herauszuholen. „Wunderbar. Ich habe eine kleine Präsentation vorbereitet und …“

„Nein“, sagte er knapp.

Sofort ließ sie die Tasche wieder zu Boden gleiten. „Aber Sie haben doch gesagt …“

„Ich habe gesagt, Sie bekommen fünf Minuten, Dara Devlin. Wann, habe ich nicht gesagt.“

Er wies auf eine Tür am Ende des Raums. „Sie können mit meiner Sekretärin einen Termin vereinbaren. In der Zwischenzeit sollten Sie die Party genießen.“

Jetzt konnte Dara ihre Wut nicht länger zurückhalten. „Seit drei Wochen rufe ich täglich bei Ihrer Sekretärin an – was glauben Sie wohl, warum ich diese waghalsige Klettertour unternommen habe?“

„Ich dachte, Sie würden freitagabends einfach gern ein bisschen rumspionieren.“ Er grinste.

„Sind Sie denn überhaupt nicht neugierig, warum ich hier bin?“, fragte sie verzweifelt.

Er trat auf sie zu. „Ich bin vor allem neugierig, warum Sie mich so interessieren.“ Sein Blick wanderte über ihren Körper.

Dara spürte, dass Hitze in ihre Wangen stieg. Vielleicht war sie, was Männer und Flirten anging, nicht besonders erfahren, aber das Glitzern in seinen Augen verriet, dass er genau das mit ihr tat: flirten. Dieser Mann war genauso, wie ihn die Klatschblätter darstellten. Sinnlich, sexy und offenbar zu jeder Schandtat bereit.

„Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine Frau zum Erröten gebracht habe.“ Seine Stimme klang noch tiefer. „Kommen Sie, Dara, und trinken Sie einen Cocktail mit mir. Und machen Sie endlich Ihr wunderschönes blondes Haar auf.“

„Das wäre wohl kaum angemessen, Mr. Valente.“ Sein Blick machte sie mehr als verlegen, und sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Mr. Valente war mein Vater – nennen Sie mich Leo.“ Er lächelte. „Was für ein Geschäft kann so wichtig sein, dass es nicht bis Montagvormittag warten kann?“

Dara witterte eine Chance, das Gespräch wieder in andere Bahnen zu lenken. „Mein aufrichtiges Beileid zum Verlust Ihres Vaters. Wie ich gehört habe, fand die Trauerfeier in Ihrem Castello in Ragusa statt?“

„Ja, das habe ich auch gehört.“ Er zuckte die Schultern. „Menschen sterben jeden Tag, Miss Devlin. Ich beschäftige mich lieber mit erfreulicheren Dingen.“

Selbst nachdem sie den Tod seines Vaters angesprochen hatte, flirtete dieser Mann noch mit ihr. Was für ein Playboy! Sie beschloss, einen direkten Vorstoß zu wagen.

„Ihr Castello ist ein echtes Schmuckstück. Ein Jammer, dass es die meiste Zeit über ungenutzt bleibt.“

„Warum nur habe ich den Eindruck, dass Sie nicht nur Small Talk halten wollen?“ Er kniff die Augen zusammen, offenbar nicht länger in Flirtlaune.

„Nun, deswegen bin ich unter anderem hier“, sagte sie schnell. „Ich will Ihnen ein Angebot für Castello Bellamo machen, das für Sie äußerst lukrativ sein dürfte.“

Ein Muskel zuckte an seinem Kinn. Er schaute sie lange an. Als er dann sprach, war sein italienischer Akzent viel stärker herauszuhören. „Wie es aussieht, haben Sie nicht nur meine, sondern auch Ihre Zeit verschwendet. Ich sage Ihnen das, was ich schon den anderen Geiern gesagt habe, die mich seit dem Tod meines Vaters belästigt haben: Das Castello steht nicht zum Verkauf.“

Dara schüttelte den Kopf. „Ich will es nicht kaufen, sondern nur eine Hochzeit dort veranstalten. Ich bin mir sicher, wir finden einen Weg …“

Mit einer energischen Handbewegung ließ er sie mitten im Satz verstummen. „Und wenn Sie dort blinde Waisenkinder unterbringen wollen – es interessiert mich nicht. Ende der Diskussion.“

„Aber wie ich höre, ist das Castello schon seit einer Weile dem Verfall überlassen und …“

„Meinetwegen muss sich daran nichts ändern. Miss Devlin, ich habe für diese Sorte Spielchen nichts übrig – ganz gleich, wie hübsch die Person ist, die man zu mir schickt.“ Mit übertriebener Langsamkeit wanderte sein Blick jeden Zentimeter ihres Körpers entlang, bevor er ihr wieder in die Augen sah.

„Dieses Gespräch ist beendet“, sagte er kalt. „Ich schicke jemanden rauf, der Sie hinausführt. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, unten wartet eine Party auf mich.“

Er drehte sich um und ging mit schnellen Schritten aus dem Zimmer. Dara schaute ihm ungläubig hinterher.

Der Abend hatte eine unerwartete Wendung genommen. Sie hatte gewusst, dass sein Vater vor Kurzem gestorben war, und es war taktlos gewesen, ihn überhaupt zu erwähnen. Aber blieb ihr eine andere Wahl, als alle Möglichkeiten auszuschöpfen? Sie war kurz davor, den vielversprechendsten Vertrag ihrer Karriere abzuschließen. Und dafür hatte sie der Braut ihr Wort gegeben, dass die Hochzeit im Castello Bellamo stattfinden würde. Wenn sie versagte, konnte sie ihren Plan, die erste Adresse für Promihochzeiten zu werden, wohl vergessen. Ihr guter Ruf als Hochzeitsplanerin wäre dann nämlich dahin.

Aber sie würde sich nicht kampflos geschlagen geben.

Leo ging hinter die Bar im menschenleeren Zwischengeschoss des Klubs. Er zog eine Flasche Whiskey aus dem Regal, goss einen Fingerbreit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in ein Glas und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter.

Die Blondine hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Schöne Frauen gab es in seiner Welt zwar zur Genüge – Supermodels und Filmsternchen, die sich gern an seiner Seite blicken ließen –, aber in den entschlossenen grauen Augen der Frau hatte er etwas entdeckt, das sein seit Monaten kaum vorhandenes sexuelles Interesse wieder geschürt hatte.

Seit die Meldungen vom Tod seines Vaters durch die Presse gegangen waren, hatte es kein Mensch mehr gewagt, ihn auf diesen Mann anzusprechen. Aber dass sie seinen Vater benutzen wollte, um an das Castello heranzukommen … Er goss sich noch einen Whiskey ein und nahm einen Schluck. Der Alkohol brannte in seiner Kehle. Leo stieß ein raues Lachen aus. Die Frau hatte wirklich Nerven, das musste er ihr lassen.

Während seine Wut langsam verrauchte, bemerkte er mit einem Mal, dass er nicht länger allein an der Bar war. Miss Devlin stand auf der anderen Seite des Tresens.

„Um eins klarzustellen: Ich bin weder von irgendjemandem geschickt worden, noch will ich Spielchen spielen.“

Sie war sichtlich wütend, und der Anblick gefiel ihm.

„Keine Spielchen? Sie wollen wohl heute Abend alle meine Fantasien zunichtemachen, Miss Devlin.“ Leo starrte auf die weiße Bluse, unter der sich ein weißer Spitzen-BH abzeichnete. Hitze schoss durch seine Adern, und er krampfte die Hand ums Glas. Verdammt, war es schon so lange her, dass ihn inzwischen bereits die Andeutung eines BHs erregte?

„Nehmen Sie eigentlich irgendetwas ernst, Mr. Valente?“

Sie verdrehte die Augen, als würde er sie tödlich langweilen. Aber Leo entging die leichte Röte auf ihren Wangen nicht. Seine Nähe ließ sie also nicht so kalt, wie sie vorgab.

Er lehnte sich zu ihr vor. „Sie können mir glauben, es gibt ein paar Dinge, die ich sehr ernst nehme.“ Er ließ den Blick auf ihren Lippen ruhen und lächelte, als Dara einen Schritt zurücktrat. „Schauen Sie sich um. Diesen Klub habe ich vor zehn Jahren aufgemacht. Heute gehört mir einer in jeder großen Stadt der Welt. Sie sehen also, das Geschäft mit dem Vergnügen nehme ich absolut ernst.“

„Ich bin hier, um über mein Angebot zu reden – nicht übers Vergnügen“, erklärte sie.

„Zu schade. Ich bin mir sicher, über dieses Thema könnten wir uns sehr gut austauschen.“ Er sah, wie die leichte Röte sich in ihrem Gesicht ausbreitete.

Energisch legte sie die Handtasche auf den Tresen. „Sind Sie immer so dreist?“ Ihre Stimme klang gleichzeitig bestimmt und aufgebracht.

Verdammt, sie hatte recht. Er benahm sich wie ein Höhlenmensch. Was hatte diese Frau bloß an sich, dass er so auf sie reagierte? Sie war kratzbürstig und direkt – und wahnsinnig sexy. Aber sie drängte ihn, über die einzige Sache zu reden, über die er nie wieder ein Wort verlieren wollte.

„Sie haben mich auf dem falschen Fuß erwischt. Wenn eine unbewaffnete Frau ein millionenteures Sicherheitssystem überwindet, kann das schon mal passieren.“

„Hätte es Sie weniger beeindruckt, wenn ich ein Mann wäre?“ Sie straffte die Schultern und schaute ihm in die Augen.

Leo lachte und goss Whiskey in ein zweites Glas. „Sie sind herrlich erfrischend, Dara. Nehmen Sie den Drink als Friedensangebot an? Weil ich mich so ungehobelt benommen habe?“

Autor

Amanda Cinelli
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