Traummänner & Traumziele: Las Vegas

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LIEBEREISE NACH LAS VEGAS

"Willst du mir Tag und Nacht zu Diensten stehen? Mich zu Geschäftsessen begleiten - und meine Geliebte sein?" Ohne zu zögern, nimmt Elena das ebenso unmoralische wie prickelnde Angebot des erfolgreichen Unternehmers Chase Ramsey an. Um die Firma ihres Vaters zu retten ... Und weil sie bei dem Gedanken, für einen so gut aussehenden Mann wie Chase in die Rolle der sinnlichen Verführerin zu schlüpfen, plötzlich einen nie gekannten lustvollen Reiz verspürt. Doch dann kommt schon auf der ersten Geschäftsreise nach Las Vegas unvermutet ihr Herz ins Spiel ..."

VERFÜHRUNG IN LAS VEGAS

Ohne Gepäck und Papiere - nur mit einem Bademantel bekleidet - sitzt Kate Denton in einem Luxushotel in Las Vegas fest. Woher soll sie bloß das Geld für den Rückflug nehmen? In ihrer Not wendet sie sich an den Hotelbesitzer Nicolas Boudreaux. Der ist nicht nur äußerst hilfsbereit, sondern auch so sexy, dass Kate sich in das heißeste Liebesabenteuer ihres Lebens stürzt. Doch was als Affäre begann, wird bald mehr: Gegen ihren Willen muss sie sich eingestehen: Sie ist dabei, unrettbar ihr Herz zu verlieren! Ausgerechnet an einen Mann, der behauptet, nicht lieben zu können …

VIVA LAS VEGAS!

Um die Leidenschaft zwischen ihr und Tony etwas anzukurbeln, will Corinne ihn überraschen. Die roten Locken blond gefärbt - an den Füßen hochhackige Pumps - und sonst völlig nackt - das richtige Rezept? In diesem Fall wohl eher nicht! Tony, der seine Verlobte um diese Zeit nicht erwartet, kommt in weiblicher Begleitung! Wütend braust Corinne mit seinem Ferrari direkt nach Las Vegas. Schluss mit dem braven Leben! Sexy gekleidet wie noch nie, tritt Corinne als Nummerngirl in Las Vegas auf - jeder begehrliche Blick ist Balsam für ihre Seele, bis sie sich in Leo verliebt. Sieht auch er in ihr nur ein williges Sexobjekt?

DAS FEUER UNSERER LIEBE

"Wir sind noch immer Mann und Frau!" In Alexis tobt ein Sturm der Gefühle, als sie diese Worte von Jordan hört. Acht Jahre lang hat sie den Ölbaron nicht gesehen - und nur davon geträumt, die schmerzlichen Erinnerungen loszuwerden. Bei Nacht und Nebel hatten sie damals in Las Vegas geheiratet, bevor es dann plötzlich aus war. Nun schaut Jordan sie aus seinen tiefgrünen Augen an - und alles in ihr sehnt sich danach, wieder in seinen Armen zu liegen. Alexis weiß nur eins: Sie muss noch einmal seine sinnlichen Zärtlichkeiten genießen, bevor sie einen anderen heiratet …

WO IMMER DU BIST ...

"Du hast mich belogen. Warum hast du mich geheiratet? Versuch nicht, mich zu finden." Weinend zieht Anna sich den Goldring vom Finger. Sie muss weg von Connor Storm, diesem Lügner! Er ist kein Rancher, sondern Privatdetektiv. Bestimmt haben ihre Blitzhochzeit in Las Vegas, die Flitterwochen in dem Luxushotel und die wundervollen Liebesnächte zu seinem durchtriebenen Plan gehört … Für ihren Ehemann war sie offenbar nur ein Auftrag! Anna beschließt, neu anzufangen - ohne zu wissen, wie stark ihre Liebe zu Connor ist und dass sie alle Grenzen überwindet.


  • Erscheinungstag 29.04.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733787868
  • Seitenanzahl 752
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Heidi Betts, Heidi Rice, Colleen Collins, Barbara Mccauley, Ann Major

Traummänner & Traumziele: Las Vegas

Heidi Betts

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1. KAPITEL

Elena Sanchez schaute suchend den langen Gang hinauf und hinunter. Bei jedem ihrer Schritte klackten die hohen Absätze ihrer Schuhe auf dem Fliesenboden. Die Rezeption war verwaist, was sie nicht überraschte, denn es war Mittagszeit.

Sie musterte die Bürotüren, an denen sie vorbeiging, und suchte nach dem Namen des Mannes, mit dem sie sprechen musste, ob sie wollte oder nicht. Und sie wollte es nicht.

Sie hätte gut den Rest ihres Lebens verbringen können, ohne noch einmal mit Chase Ramsey zusammenzutreffen. Doch es führte kein Weg daran vorbei, denn ihr Vater war verzweifelt, und sie machte sich deshalb große Sorgen um ihn.

Als Elena seinen Namen in schwarzen Blockbuchstaben auf dem goldenen Schild an der Tür ganz am Ende des Ganges entdeckte, hatte sie plötzlich ein flaues Gefühl im Magen. Am liebsten hätte sich umgedreht und wäre weggerannt. Aber sie hatte sich fest vorgenommen, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, deshalb durfte sie nicht kneifen.

Sie klopfte an und wischte sich die feuchten Handflächen an ihrem Leinenrock ab. Für den Fall, dass er ihr die Hand schütteln würde, sollte er nicht merken, wie nervös sie war.

Von der anderen Seite der Tür hörte sie ein Murmeln, dann etwas, das wie ein Fluch klang. Dann rief jemand: „Herein!“

Mit klopfendem Herzen betrat Elena das weiträumige Büro mit der langen Fensterfront, die einen fantastischen Ausblick auf die Innenstadt Austins bot. Vor dem großen Schreibtisch aus Kirschholz lag ein dicker Orientteppich, auf dem zwei dunkelgrüne Lederstühle standen.

Hinter dem Schreibtisch saß Chase Ramsey. Er telefonierte in hitzigem Ton und machte sich dabei Notizen. Er war so in das Gespräch vertieft, dass er nicht einmal hochsah, obwohl er bestimmt gehört hatte, dass sie hereinkommen war.

Elena blieb an der Tür stehen, weil sie nicht so anmaßend sein wollte, unaufgefordert Platz zu nehmen. Nervös umklammerte sie den Schulterriemen ihrer Handtasche. Verdammt, fluchte sie im Geist. Chase sah so gut aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Er wirkte jetzt allerdings reifer. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit sie beide Teenager gewesen waren.

Sein Haar war tiefschwarz und kurz geschnitten. Eine widerspenstige Strähne fiel ihm in die Stirn. Er füllte das Jackett seines dunkelgrauen Anzuges mit seinen breiten Schultern und dem durchtrainierten Oberkörper perfekt aus. Seine von der Sonne gebräunten Hände wirkten kräftig und gleichzeitig sinnlich. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er damit über den Oberschenkel einer Frau strich.

Als ihr bewusst wurde, was sie dachte, schüttelte Elena unwillig den Kopf. Wie komme ich denn auf so etwas, fragte sie sich und umklammerte den Schulterriemen ihrer Handtasche noch fester. Sie hatte plötzlich das Gefühl, ihre Beine würden gleich unter ihr nachgeben, und ein heißer Schauer rieselte ihr über den Rücken. Es kostete sie Mühe, dem Drang, sich Luft zuzufächeln, zu widerstehen.

Okay, er hat also angenehm aussehende Hände. Die Tatsache, dass sie das bemerkt hatte – und sich dadurch offensichtlich hatte ablenken lassen –, bedeutete gar nichts. Der Grund dafür war einfach, dass es schon eine Weile her war, seitdem sie sich in attraktiver männlicher Gesellschaft befunden hatte. Dass ein Mann in die Nähe ihrer Oberschenkel gekommen war – mit den Händen oder sonst wie –, lag noch länger zurück.

Wie aus weiter Ferne nahm Elena ein Klicken wahr und blinzelte. Dann richtete sich ihr Blick wieder auf den Mann hinter dem Schreibtisch. Während sie sich vorgestellt hatte, wie er die Hände unter ihren Rock schob, hatte Chase Ramsey sein Telefongespräch beendet. Er starrte sie ungeduldig und leicht verärgert an.

„Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“

Elena holte tief Luft und trat an den Schreibtisch. „Ja, in der Tat.“ Sie strich sich nervös die Haare hinter das Ohr, dann umfasste sie Halt suchend die Rücklehne eines der Stühle. „Mein Name ist Elena Sanchez“, erklärte sie mit leicht belegter Stimme. „Und ich würde gerne mit Ihnen über Ihr Interesse an der Sanchez Restaurant Supply Company reden.“

Einen Moment starrte Chase sie verwirrt an, dann war ihm deutlich anzusehen, dass er sie wiedererkannte und sich nicht nur an den Namen der Firma ihres Vaters erinnerte.

Er erinnerte sich an sie, und seine Augen nahmen einen harten, kalten Ausdruck an, und er presste die Lippen zusammen. Mit einer heftigen Bewegung warf er den Stift auf den Schreibtisch, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und stemmte die Ellbogen auf die gepolsterten Armlehnen, während er sie ins Visier nahm.

Elena wand sich innerlich unter seinem Blick. Seine Geringschätzung war berechtigt. Sie war ein verwöhnter, unsicherer, arroganter Teenager gewesen und hatte viele Leute schlecht behandelt, Chase eingeschlossen. Ihre Jugend konnte sie dafür nicht als Entschuldigung anführen.

Chase Ramsey erneut gegenübertreten und vor ihm kriechen zu müssen, weil sie ihrem Vater bei der Rettung des Familienunternehmens helfen wollte, war vermutlich die Strafe dafür, dass sie sich als Teenager so schlecht benommen hatte. Es war nicht leicht, doch sie würde diese Aufgabe wie die reife, erwachsene Frau bewältigen, zu der sie sich inzwischen entwickelt hatte.

Das Telefon klingelte, aber Chase ignorierte es. Er starrte sie so eindringlich an, als könnte er direkt in ihre Seele sehen. Und vielleicht konnte er das tatsächlich.

Elena fühlte sich ihm ausgeliefert. Sie hätte genauso gut splitternackt mitten in seinem Büro stehen können. Dabei hatte sie sich an diesem Morgen bewusst für das rote, etwas streng wirkende Kostüm entschieden. Der rote Leinenrock und die passende Jacke über der weißen Bluse ließen sie normalerweise kompetent und selbstbewusst aussehen. Aber jetzt wurde ihr klar, dass sie ebenso gut eine Rüstung tragen könnte, und es würde sie nicht weniger nervös machen, vor Chase Ramsey zu stehen und darauf zu warten, dass er sie hinauswarf.

Chase hob eine Augenbraue und verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. „Elena Sanchez“, murmelte er kalt, stand langsam auf und ging um den Schreibtisch herum. „Ich hätte nie gedacht, diesen Namen noch einmal zu hören. Und noch weniger hätte ich erwartet, dass du irgendwann einmal in mein Büro spaziert kommst.“

Die Atmosphäre war äußerst angespannt, und Elena hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, weil Chase ihr so dicht gegenüberstand. Er lehnte sich gegen den Schreibtisch, verschränkte die Arme vor der Brust und durchbohrte sie mit eisigen Blicken.

„Ich gehe davon aus, dass du hier bist, um mich zu bitten, die Firma deines Vaters nicht aufzukaufen“, sagte er mit einem Anflug von Herablassung. „Tut mir leid, Schätzchen, aber ich habe Ramsey Corporation nicht zu einem millionenschweren Unternehmen gemacht, indem ich mich von langen Wimpern und netten Beinen beeinflussen ließ.“ Er ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten – über die Brüste, die Taille und die Hüften bis zum Rocksaum knapp über ihren Knien. Dann hielt er inne und musterte ihre Beine. „Ganz egal, wie wohlgeformt sie auch sein mögen“, fügte er hinzu, bevor er ihr wieder ins Gesicht schaute.

Jetzt war es an ihr, die Augenbrauen hochzuziehen. Elena ließ ihre Handtasche auf einen der Stühle fallen. „Ich bin nicht hier, weil ich dich um irgendetwas bitten will, sondern um mit dir über eine geschäftliche Angelegenheit zu sprechen, die wichtig für meine Familie ist. Und ob du meine Wimpern oder Beine attraktiv findest, ist völlig belanglos. Wir sind beide erwachsen. Wir sollten in der Lage sein, uns hinzusetzen und in Ruhe miteinander zu reden, ohne dass du mich angaffst wie ein entlassener Strafgefangener nach zwanzig Jahren Einzelhaft bei seinem ersten Besuch in einer Stripteasebar.“

Chases Mundwinkel zuckten, und er musste all seine Willenskraft aufbieten, um ein breites Grinsen zu unterdrücken. Es war fast zwanzig Jahre her, dass er Elena Sanchez das letzte Mal gesehen oder mit ihr gesprochen hatte. Es war ihm auch völlig egal gewesen, ob er sie jemals wiedersehen würde. Sie war mit einer dieser schmerzhaften Erinnerungen aus seiner Jugend verbunden, die ihm ab und zu immer noch zu schaffen machten. Allerdings nur, wenn er es zuließ, sich an die Vergangenheit zu erinnern, was zum Glück nicht oft der Fall war.

Er hatte seit Jahren nicht mehr an Elena gedacht. Überraschenderweise nicht einmal, als er begonnen hatte, sich mit dem Aufkauf der Firma für Restaurantbedarf zu befassen, die ihrem Vater gehörte. Für ihn war es nur um eine weitere geschäftliche Investition wie viele andere gegangen, die sich für ihn auszahlen würde. Eine von vielen cleveren und einträglichen Investitionen, die ihn, den ehemals armen Sohn eines Ranchers, mit fünfunddreißig Jahren zum Millionär und Geschäftsführer seines eigenen Großunternehmens gemacht hatten.

Lässig strich er sich über die Krawatte und trat wieder hinter seinen Schreibtisch. „Unbedingt“, sagte er nun übertrieben betont und deutete auf einen der Stühle, neben denen Elena starr wie eine Statue stand. „Setz dich, und wir reden übers Geschäft wie zwei Erwachsene.“

Einen Moment verharrte Elena, fast so, als hielte sie sein Angebot für eine Falle. Doch dann setzte sie sich, presste die Knie zusammen und hielt den Rücken sehr gerade. Sie faltete ihre Hände im Schoß und wirkte auf Chase schließlich von Kopf bis Fuß wie die Debütantin, zu der sie erzogen worden war.

Das Bild, das sie abgab, gefiel ihm nicht. Es erinnerte ihn zu sehr an das Mädchen, das sie mit vierzehn gewesen war. Dieses Mädchen hatte auf seinen Gefühlen herumgetrampelt und ihm großen Kummer bereitet. Er schob die Erinnerung an alte Verletzungen und die damit verbundenen Demütigungen beiseite und versuchte, Elena wie jedem anderen Geschäftspartner zu begegnen.

„In Ordnung. Ich höre. Worüber willst du mit mir reden?“

„Du versuchst, die Firma meines Vaters – meiner Familie –, Sanchez Restaurant Supply, aufzukaufen“, erklärte Elena ruhig und bestimmt.

„Ich versuche es nicht, ich bin im Begriff, es zu tun“, verbesserte Chase sie und erwartete Protest, musste ihr jedoch zugutehalten, dass sie sich nicht über seinen Kommentar aufregte oder deshalb in die Defensive geriet.

„Ich bin hier, um dich darum zu bitten, deine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Oder zumindest meinem Vater ein bisschen mehr Zeit zu geben, die finanziellen Mittel zu beschaffen, die nötig sind, um unser Familienunternehmen zu retten.“

„Denkt dein Vater denn, dass er das kann?“ Chase war immer an Informationen interessiert, die ihm halfen, die Oberhand zu behalten oder ein Geschäft zu einem guten Abschluss zu bringen. „Dass er die nötigen finanziellen Mittel beschaffen kann, meine ich.“

„Ja.“

Elena wandte für den Bruchteil einer Sekunde den Blick ab, und Chase wurde klar, dass sie viel weniger zuversichtlich war, als sie vorgab.

„Er denkt, dass er die Firma wieder aus den roten Zahlen herausbringen und zum Erfolg führen kann, wenn ihm genügend Zeit dazu bleibt. Und ich bin hier, um dich zu bitten, ihm diese Zeit zu geben, weil ich mir Sorgen mache, was aus ihm wird, wenn er SRS verliert.“

Ihre grünen Augen waren von dichten Wimpern umrahmt, die ebenso schwarz waren wie ihr langes glattes Haar. Sie sah ihn an und bat ihn stumm um Verständnis und Mitgefühl.

Ihm wurde heiß, aber er verdrängte die Empfindung. Er hatte sich schon einmal von ihren sanften Augen und anziehenden Gesichtszügen einfangen lassen und sich damit nur Probleme und Kummer eingehandelt. Noch einmal würde er sich nicht von ihr einlullen lassen.

„Die Firma ist sein Leben“, fuhr Elena fort. „Er hat sie mühselig aufgebaut und praktisch mit nichts angefangen. Sanchez Restaurant Supply ist sein einziger Halt. Nachdem meine Mutter gestorben ist, ließ mein Vater die Dinge schleifen. Das weiß er. Aber jetzt versucht er, alles wieder in Ordnung und die Firma auf den Stand zu bringen, auf dem sie früher einmal war und wo sie hingehört.“

Das ist eine hübsche Geschichte, dachte Chase. Zweifellos wollte sie ihn damit zu Tränen rühren. Das Dumme war nur, dass er nicht zu Tränen zu rühren war. „Was hat das mit mir zu tun?“, fragte er unverblümt.

Elena funkelte ihn wütend an, doch dann schien sie sich daran zu erinnern, dass er ihre Zukunft – oder zumindest die Zukunft ihres Vaters – beeinflussen konnte. „Du willst Sanchez Restaurant Supply kaufen und es dann wieder Stück für Stück an den Meistbietenden weiterverkaufen. Mir ist klar, dass du damit einen ordentlichen Profit machen kannst. Aber ich bitte dich, an das Blut, den Schweiß und an die Tränen zu denken, die der Aufbau von SRS meinen Vater gekostet hat. Denke daran, was es auch emotional für einen Mann und seine Familie bedeuten würde, dieses Unternehmen zu verlieren.“

„Emotionen haben im Geschäftsleben keinen Platz. SRS aufzukaufen, ist eine gute finanzielle Entscheidung, und du hast recht – ich werde dabei einen ordentlichen Gewinn erzielen. Ich kann mir keine Gedanken darüber machen, welche Gefühle das bei dem vorherigen Besitzer auslöst, oder aus welchen Gründen er sein Unternehmen aufs Spiel gesetzt hat.“ Chase erwartete eine heftige Erwiderung, stattdessen senkte Elena den Kopf und schien sich zu sammeln. Dann startete sie einen letzten, verzweifelten Versuch.

„Ich dachte mir, dass du das sagen würdest. Ich verstehe sogar deine Position. Aber würden ein paar Wochen mehr dir wirklich wehtun? Da draußen gibt es noch andere Unternehmen, die dir genauso viel Profit einbringen. Kannst du meinem Vater nicht noch ein paar Wochen Zeit geben, vielleicht einen Monat, damit er noch etwas tun kann, um das Unternehmen zu retten? Wenn er es nicht schafft, hast du lediglich ein wenig Zeit verloren.“ Sie hielt eine Sekunde inne, sah ihm in die Augen und hob die Augenbrauen. „Es sei denn, es gibt einen persönlichen Grund dafür, dass du mir oder meiner Familie nicht helfen willst.“

Sie will mich also wissen lassen, dass sie diesen Abend vor zwanzig Jahren genauso wenig vergessen hat wie ich, dachte Chase. Allerdings bezweifelte er, dass ihre Reaktion darauf seiner auch nur annähernd ähnelte. Er fühlte Scham und Verlegenheit in sich aufsteigen, weigerte sich aber, sich von Erinnerungen, noch dazu aus seiner Jugendzeit, beherrschen zu lassen.

Elena Sanchez hatte sich kein bisschen verändert, seitdem er sie das letzte Mal gesehen hatte. Sie war zu einer atemberaubend schönen Frau herangewachsen, aber schließlich war sie damals auch ein sehr hübsches Mädchen gewesen. Was ihren Charakter betraf, war sie noch immer dieselbe. Immer noch erwartete sie, dass sie mit weiblicher List und Tücke und unterstützt durch das Vermögen und den guten Ruf ihrer Familie alles bekam, was sie sich wünschte.

Sanchez Restaurant Supply, kurz SRS genannt, steckte anscheinend so tief in Schwierigkeiten, dass sie sich gezwungen sah, ihrem Vater zu helfen –, anstatt wie gewöhnlich darauf zu setzen, dass ihr Daddy ihre Probleme löste. Offensichtlich erwartete sie, dass er sich von dem bisschen Bein und Dekolleté, das sie zeigte, ausreichend faszinieren ließ, um ihr zu geben, was sie wollte. Zu dumm für sie, dass er kein Mann war, den man an der Nase herumführen konnte – oder an einem anderen Teil seines Körpers.

„Selbst wenn ich deiner Familie auf privater Ebene verbunden wäre, würde dies meine geschäftliche Entscheidung nicht beeinflussen. Das sagte ich dir doch bereits“, erwiderte er kühl.

Elena erhob sich und nahm ihre Handtasche. „Nun, dann verschwende ich vermutlich nur meine und deine Zeit. Danke für das Gespräch. Du kannst jetzt zurück an die Arbeit gehen.“

Chase betrachtete ihre gestrafften Schultern und den sinnlichen Schwung ihrer Hüften, als sie zur Tür ging, und fühlte den schier unkontrollierbaren Drang, sie zurückzurufen. Warum sollte er sie ein paar Minuten länger bei sich haben wollen, fragte er sich, wo es bis heute sein größter Wunsch gewesen war, sie würde ihm nie mehr unter die Augen treten?

Er war völlig durcheinander und kämpfte mit seinen widerstreitenden Gefühlen, während er sich gleichzeitig am liebsten einen Tritt versetzt hätte, weil er sie immer noch attraktiv fand. Er kam sich vor wie ein Mensch mit gespaltener Persönlichkeit. Ein Teil von ihm wollte ihr helfen, ein anderer Teil wollte sie bestrafen.

„Warte!“, rief er, als sie bereits mit ihren schmalen Fingern, deren Nägel perfekt manikürt waren, den Türknauf umfasste.

Langsam und mit offensichtlichem Widerwillen drehte Elena sich zu ihm um.

„Ich habe dir einen Vorschlag zu machen.“ Chase trat hinter seinem Schreibtisch hervor, ging jedoch nicht weiter auf sie zu, um nicht einschüchternd zu wirken. „Zufällig brauche ich eine weibliche Begleitung für geschäftliche Anlässe.“ Er strich sein Jackett glatt. Das entsprach zumindest halb der Wahrheit. Auch wenn er in dem Sinne keine Begleiterin brauchte, wäre es sicherlich angenehm, eine zur Verfügung zu haben. Er war sich allerdings absolut nicht im Klaren, weshalb er sich geradezu gezwungen fühlte, dieses Angebot ausgerechnet Elena zu machen. Doch das hielt ihn nicht davon ab, ihr seinen Vorschlag zu unterbreiten. „Falls du zustimmst, mir für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung zu stehen, wann immer ich dich brauche, werde ich deinem Vater für denselben Zeitraum eine Art Galgenfrist einräumen. In dieser Zeit kann er versuchen, Geld aufzutreiben, um euer Familienunternehmen zu retten. Einen Tag, eine Woche, einen Monat – das hängt ganz von dir ab.“

Ihre Lippen zuckten, doch bevor sie etwas entgegen konnte, hob Chase abwehrend eine Hand. „Bevor du eine Entscheidung triffst, solltest du wissen, dass Sex in diesem Arrangement inbegriffen ist. Ich erwarte, dass du mein Bett mit mir teilst, falls mir danach sein sollte.“

Elena riss die Augen auf und musste sich beherrschen, ihm keine Ohrfeige zu versetzen. Wofür hielt er sie? „Es gibt genügend Frauen, die du für so etwas anheuern kannst“, fuhr sie ihn an. „Ich bin keine Prostituierte.“

„Das habe ich auch nie behauptet. Ich habe dir ganz einfach mitgeteilt, was ich benötige – und was du tun kannst, um deinem Vater dabei zu helfen, seine Firma zu behalten.“

„Also fragst du mich, ob ich deine Geliebte werde und mich auf Abruf bereit halte. Wie eine Puppe, die du nach Belieben aus der Schachtel nehmen kannst, die hübsch aussieht und die auf Knopfdruck deine körperlichen Bedürfnisse befriedigt. Und wenn du mit ihr fertig bist, legst du sie wieder zurück in die Schachtel.“

Chase zuckte die Achseln und schob die Hände in die Hosentaschen. „So hätte ich das nicht unbedingt ausgedrückt, aber ja, so ist es. Ich brauche eine Geliebte, und du musst für deinen Vater Zeit schinden, damit er die notwendigen finanziellen Mittel auftreiben kann. Das ist der Handel, den ich dir vorschlage. Geh darauf ein oder lass es bleiben.“

„Du Bastard!“, entgegnete Elena mit einem atemlosen Lachen, das alles andere als amüsiert klang.

„Durchaus möglich“, sagte er. „Aber du bist zu mir gekommen. Und du solltest dich glücklich schätzen, dass ich dir überhaupt ein Angebot mache. Ich hätte dir die Bitte auch einfach abschlagen und dich sofort nach Hause schicken können.“

Elena wünschte, sie könnte ihm widersprechen, aber sie wusste, dass Chase recht hatte. Ihn aufzusuchen, war riskant gewesen, und die Tatsache, dass er ihr überhaupt eine Art Handel vorschlug, war schon ein Segen. Die Frage war: Hatte sie eine Wahl? Wenn sie das Angebot ablehnte, würde sie zusehen müssen, wie ihr Vater sein geliebtes Unternehmen und damit seinen Lebensmut verlor.

Aber Chase Ramseys Geliebte zu werden und mit einem Mann zu schlafen, der praktisch ein Fremder für sie war, das konnte sie sich kaum vorstellen. Außerdem war sie sich ziemlich sicher, dass er sie hasste. Dieser Hass musste die treibende Kraft hinter seinem Vorschlag sein, denn sicher würde er normalerweise einer Frau, die in sein Büro kam, um über eine geschäftliche Angelegenheit zu sprechen, bestimmt keinen derartigen Handel anbieten.

Sie holte tief Luft. „Bekomme ich etwas Bedenkzeit, oder brauchst du sofort eine Antwort?“, fragte sie mit fester Stimme.

Anstatt ihr zu antworten, kehrte Chase zu seinem Schreibtisch zurück, nahm ein Blatt Papier und einen Stift und schrieb schnell etwas auf. Dann ging er zu Elena zurück und reichte ihr den Zettel.

Sie warf einen Blick auf seine Notizen. Unter den Namen des Flughafens hatte er sämtliche Angaben zu einem Flug nach Las Vegas notiert.

„Ich werde dir bis Donnerstag Zeit lassen. Wenn du zum Flughafen kommst, gehe ich davon aus, dass du der Abmachung zu meinen Bedingungen zustimmst. Als Gegenleistung wird dein Vater die Chance bekommen, seine Firma zu retten. Wenn nicht …“, Chase hob eine Augenbraue, „… werde ich meine Pläne vorantreiben, SRS aufzukaufen.“

Elena nahm die unüberhörbare Drohung in seinen Worten deutlich wahr und verließ sein Büro mit einem noch flaueren Gefühl im Magen, als sie es vor etwa zwanzig Minuten betreten hatte.

2. KAPITEL

Als Elena an diesem Abend nach Hause kam, war sie sowohl körperlich als auch emotional erschöpft. Nach ihrer schicksalhaften Begegnung mit Chase Ramsey war sie in ihr Büro zurückgekehrt und hatte vergeblich versucht, sich auf die Termine und die Unterlagen zu konzentrieren, mit denen sie in ihrem Job als Sozialarbeiterin zu tun hatte. Zum Glück hatte sie keine Hausbesuche machen müssen und konnte ihre Notizen später noch einmal durchsehen, wenn sie wieder mehr sie selbst wäre und sich weniger überwältigt fühlte.

Den ganzen Tag lang waren ihr immer wieder vier Worte durch den Kopf gegangen, die Chase ihr mit seiner dunklen, verführerischen Stimme zuzuflüstern schien: Ich brauche eine Geliebte … Ich brauche eine Geliebte … Ich brauche eine Geliebte …

Was ihr dabei am meisten zu schaffen machte, was sie total verwirrte und auf gefährliches Terrain führte, war, dass jedes Mal ihre Fantasie mit ihr durchging, wenn ihr diese Worte im Kopf herumschwirrten.

Sie hatte eine ziemlich detaillierte Vorstellung davon, wie er ohne diesen teuren Anzug aussah. Sie konnte sich seine gebräunte Haut und seinen muskulösen, sehnigen Körper nur zu gut vorstellen. Sie malte sich aus, wie sie nackt auf einem Satinlaken lag und sich nach seinen Berührungen sehnte, während er sich über sie beugte.

Chase war ein attraktiver Mann – ein gut aussehender Mann, dessen Anblick einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ –, und sie war eine Frau. Niemand konnte sie dafür tadeln, dass sie ein paar Fantasien entwickelte, in denen er die Hauptrolle spielte. Insbesondere, da er sie erst vor wenigen Stunden eingeladen hatte, sein Bett mit ihm zu teilen. Was sie erschreckte, war, dass sie nicht mehr empört über sein Angebot war wie am Anfang, sondern dass sie es mittlerweile ernsthaft in Erwägung zog.

Nachdem Elena ihre Aktentasche an der Garderobe im Flur abgestellt hatte, zog sie die Schuhe aus und seufzte erleichtert. Bei der Arbeit trug sie normalerweise keine Schuhe mit derart hohen Absätzen. Aber die roten Riemchensandalen passten am besten zu dem roten Kostüm, und sie hatte jeden Funken Selbstvertrauen gebraucht, als sie sich auf den Weg zu Chase Ramsey gemacht hatte.

Auf Strümpfen überquerte sie vorsichtig den gewachsten Parkettboden des weitläufigen Foyers und blieb einen Moment vor dem Tisch neben der geschwungenen Treppe stehen, um die Post durchzusehen.

Sie wohnte schon seit dreiunddreißig Jahren, also ihr ganzes Leben lang, in diesem Haus in Gabriel’s Crossing. Aber in letzter Zeit fühlte sie sich darin zunehmend unbehaglich und fehl am Platze. Vielleicht, weil es ein sehr herrschaftliches Haus war, das sie an die Geschichte „Vom Winde verweht“ erinnerte. Gigantische Säulen stützten den Vorbau an der Vorderseite, und vom Foyer führte eine breite, elegant geschwungene Treppe hinauf in den ersten Stock. Von den großen Balkonen auf der Rückseite des Hauses konnte man bis zum Horizont die schöne texanische Landschaft überblicken.

Ihr Vater hatte das Haus gebaut, als Sanchez Restaurant Supply anfing, einen anständigen Profit abzuwerfen. Elena hatte lange den Verdacht gehabt, dass das protzige Design zum Teil das Heim widerspiegelte, in dem ihre Eltern immer zu wohnen geträumt hatten. Zum Teil hatten sie damit aber wohl beweisen wollen, dass die erste Generation von mexikanischen Amerikanern sehr gut für sich und ihre Familie sorgen konnte.

Bis vor einigen Jahren hatte sie es sehr genossen, hier zu wohnen. Als Teenager war ihr Elternhaus für sie ein weiteres Statussymbol gewesen, um ihre Freunde zu beeindrucken, die sehr häufig bei ihr übernachtet oder mit ihr Partys am Pool gefeiert hatten.

Jetzt jedoch, da die Liebe und das Lachen ihrer Mutter das Haus nicht mehr erfüllten, wirkte es leer und viel zu groß. Elena wusste, dass es Zeit war, über einen Auszug nachzudenken. Das hätte sie schon vor Jahren tun sollen. Aber erst war ihre Mutter sehr krank gewesen, und nach deren Tod hatte ihr Vater sie gebraucht. Ihre Schwester Alandra wohnte aus diesen Gründen ebenfalls immer noch hier.

Elena nahm die an sie adressierten Briefe und Zeitschriften aus der Post und ging damit die Treppe hinauf. Schnell in ihr Zimmer zu kommen, sich auszuziehen und in ein heißes Schaumbad zu sinken, war alles, was sie im Moment wollte. Sie würde ein paar Kerzen anzünden, leise klassische Musik anstellen und vielleicht sogar ein Glas Wein trinken, während sie das Bad genoss und ihr Bestes tat, um Chases problematischen Vorschlag zu vergessen.

Auf halbem Weg zu ihrem Zimmer wusste sie jedoch, dass es eine Weile dauern könnte, bis sie zur Ruhe kam. Die von ihrer Schwester bevorzugte Musik – ohrenbetäubend lauter Rock – schallte durch die geschlossene Tür von Alandras Zimmer. Elena konnte hören, dass ihre Schwester begeistert in den lauten Gesang einstimmte.

Als sie im Begriff war, sich in ihr Zimmer ein paar Türen weiter hinten zu schleichen, ging die Tür zu Alandras Zimmer auf, und ihre Schwester kam heraus. Sie war nur mit blassrosa Unterwäsche und schwarzen Seidenstrümpfen bekleidet, die an einem sexy Strapsgürtel befestigt waren.

Beide Frauen zuckten überrascht zusammen. Dann machte Alandra ein erleichtertes Gesicht. „Oh, Elena“, rief sie und übertönte so die laute Musik, „ich bin so froh, dass du da bist. Ich wollte gerade nach unten gehen und Connie fragen, welches Kleid ich anziehen soll. Aber deine Meinung ist mir wichtiger.“ Sie winkte Elena zu sich ins Zimmer und schaltete dann die Stereoanlage aus. Sie wusste, wie sehr Elena laute Musik störte.

„In einer Stunde gehe ich zu einem Abendessen“, erklärte Alandra. „Wir versuchen Spendengelder für ein Frauenhaus aufzutreiben. Zum Glück leite ich die Spendenaktion nicht, aber dennoch will ich gut aussehen.“ Sie ging zum Schrank und holte zwei Kleider hervor, während Elena sich auf das große Himmelbett setzte. „Welches von den beiden gefällt dir besser?“ Alandra hielt erst das eine und dann das andere Kleid vor ihren Körper und drehte sich hin und her.

Alandra Sanchez war bildschön. Ihre olivfarbene Haut war makellos und glatt. Sie hatte eine tolle Figur mit einer sehr schmalen Taille und dazu hinreißende dunkelbraune Mandelaugen.

Dass alle behaupteten, sie und Alandra sähen sich sehr ähnlich, war Elenas einziger Trost dafür, dass sie die weniger attraktive Schwester war. Zudem wusste sie, dass sie auch nicht gerade ein hässliches Entlein war.

Hilfreich war auch, dass Alandra nicht nur äußerlich schön war. Sie hatte einen guten Charakter und war sehr hilfsbereit. Es gab nichts, was sie nicht für andere tun würde, und je mehr die Leute brauchten, desto mehr war sie zu geben bereit. Ganz egal, ob es um ihren persönlichen Einsatz oder um finanzielle Mittel ging. Sie besuchte mehrere Dinner in der Woche, bei denen Spendengelder akquiriert wurden. Sie gehörte jeder Wohltätigkeitsorganisation in Texas an, sowie einigen, die in den gesamten USA oder international tätig waren. Das Spektrum reichte von misshandelten Frauen und Kindern und unterprivilegierten Jugendlichen über lebensrettende medizinische Forschung und die Erhaltung bedrohter Tierarten bis hin zur Rettung von Katzen und Hunden in Tierheimen.

Ihr größtes Talent war es, andere davon zu überzeugen, Geld und Zeit in die vielen Hilfsprojekte zu investieren, bei denen sie mitwirkte. Allein ihre Präsenz schien die Menschen automatisch zu veranlassen, sich für das Wohlergehen anderer zu engagieren. Elena lächelte stolz. Ihre kleine Schwester konnte mit ihrem Charme jedes Herz zum Schmelzen bringen.

„Dieses?“, fragte Alandra und unterbrach so die Überlegungen ihrer Schwester. Sie hielt ein schwarzes Schlauchkleid zur Begutachtung hoch. Dann führte sie Elena ein blassrosa Kleid mit schwarzen Applikationen vor, das an den modischen Stil von Jackie Onassis erinnerte.

In dem schwarzen Schlauchkleid würde Alandra sensationell aussehen. Die Männer würden ihr zu Füßen liegen. In dem rosafarbenen Kleid wäre ihr immer noch eine Menge männlicher Aufmerksamkeit sicher, aber den Herren bliebe zumindest die Chance, den Tischreden zu folgen und Interesse für den guten Zweck zu entwickeln. „Das rosafarbene“, sagte Elena. „Definitiv.“

Alandra hängte das schwarze Kleid mit einem Nicken zurück in den Schrank. „Das dachte ich auch, aber ich brauchte eine zweite Meinung. Ich werde das schwarze Kleid für die Wohltätigkeitsveranstaltung nächste Woche aufheben, bei der wir Spendengelder für Tierheime lockermachen wollen.“ Sie grinste, denn sie wusste sehr gut, welche Wirkung sie in dem anderen Kleid hatte.

Mit einem Seufzer erhob Elena sich, um in ihr Zimmer zu gehen.

„Elena, warte.“

Alandra zog sich das Kleid über den Kopf. Sie zupfte es zurecht, kam dann zu Elena, drehte ihr den Rücken zu und hob ihre langen schwarzen Haare hoch. „Mach mir bitte den Reißverschluss zu. Dann werden wir darüber reden, was dich bedrückt.“

„Nichts“, erwiderte Elena schnell und zog den Reißverschluss zu. „Ich bin nur müde.“

Alandra schüttelte den Kopf. „Die Masche mag ja bei Dad funktionieren, aber nicht bei mir. Ich bin deine Schwester und kann in dir lesen wie in einem offenen Buch.“ Alandra wirbelte herum und zog Elena zurück zum Bett. Schnell schlüpfte sie in ihre hochhackigen schwarzen Pumps und setzte sich neben sie. „In Ordnung, schieß los.“ Sie klang viel zu munter für Elena, die mittlerweile leichtes Kopfweh hatte. „Hast du es getan?“ Alandra senkte die Stimme. „Hast du mit Chase Ramsey gesprochen?“

Als Elena sich entschlossen hatte, zum Geschäftsführer und Besitzer von Ramsey Corporation zu gehen, um die Firma ihres Vaters zu retten, hatte sie ihre Schwester eingeweiht. Seit ihrer Kindheit waren sie die besten Freundinnen und Vertrauten. Elena wusste nicht nur, dass Alandra jedes Geheimnis für sich behalten, sondern ihr auch offen mitteilen würde, ob ihre Pläne vernünftig oder verrückt waren. Und da Alandra es ebenfalls für eine gute Idee gehalten hatte, Chase Ramsey aufzusuchen, hatte keine der beiden Schwestern ihrem Vater ein Wort davon gesagt.

Victor Ramsey war ein stolzer Mann, dem es nicht gefallen würde, wenn irgendjemand – am allerwenigsten seine Töchter – sich in seine Geschäfte einmischte oder seine Firma zu retten versuchte. Deshalb hatten sie entschieden, es ihm nur zu sagen, wenn die Sache zu ihren Gunsten verlaufen sollte. Anderenfalls würde er nie erfahren, was sie getan hatte.

Elena nickte und erinnerte sich an jeden Augenblick ihrer Begegnung mit Chase.

„Und wie ist es gelaufen? Wird er uns helfen?“, fragte Alandra sofort.

„Das hängt davon ab.“

„Wovon?“

Elena sah ihre Schwester eindringlich an. „Ob ich mit ihm schlafe“, murmelte sie völlig emotionslos.

Alandras empörter Aufschrei war tröstlich, aber Elena brachte sie aus Angst, dass jemand ihr Gespräch mithören könnte, umgehend zum Schweigen. Sie glaubte nicht, dass ihr Vater schon zu Hause war, aber Connie, ihre langjährige Haushälterin, hielt sich öfter im Korridor auf, um Staub zu wischen oder anderen Haushaltspflichten nachzukommen.

Nachdem sich Alandra wieder beruhigt hatte, erzählte Elena ihr jedes Detail ihres Treffens mit Chase Ramsey. „Und dann sagte er, dass er Dad Zeit geben würde, wenn ich zustimme, währenddessen seine Geliebte zu sein. Er will, dass ich am Donnerstag zum Flughafen komme, um mit ihm eine Geschäftsreise nach Las Vegas anzutreten, wenn ich mit dem Arrangement einverstanden bin.“ Sie holte das Papier aus der Tasche, das Chase ihr gegeben hatte, und reichte es ihrer Schwester.

Alandra studierte Chases Notizen und gab Elena den Zettel zurück. „Was wirst du tun?“

„Ich weiß es nicht.“ Elena atmete tief durch.

„Willst du, dass ich es für dich mache?“

Elena brach in Gelächter aus, nahm aber dann den entschlossenen Ausdruck in den Augen ihrer Schwester wahr. „Meinst du das im Ernst? Das würdest du für mich tun?“

„Für dich. Für Dad. Für das Familienunternehmen.“ Alandra zuckte die Achseln. „So hart wird es schon nicht werden. Du sagtest doch, dass er niedlich ist, richtig?“

Das hatte sie nicht gesagt. Und „niedlich“ war nicht annähernd das Wort, mit dem sie Chase Ramseys markantes Gesicht, seine unergründlichen blauen Augen und seinen durchtrainierten Körper beschreiben würde.

„Es ist ja nicht so, dass in meinem Schlafzimmer zurzeit viel los ist“, fuhr Alandra fort, als Elena ihr nicht antwortete. „Und wenn dieser Mann nur Sex will, ist es ihm wahrscheinlich egal, mit welcher Schwester er sich vergnügt.“

Elena lachte amüsiert und nahm ihre Schwester fest in die Arme. „Oh, Alandra, ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch. Und ich bin mehr als bereit, das für dich zu übernehmen, wenn du willst.“

Das glaubte Elena ihr. Das einzige Problem war, dass sie Eifersucht empfand, wenn sie sich ihre Schwester mit Chase im Bett vorstellte – was sie sich nicht erklären konnte. Wie war es möglich, dass sie eifersüchtig auf ihre Schwester war, die sich bereit erklärte, mit einem Fremden zu schlafen, um ihr das zu ersparen und das Familienunternehmen zu retten? Wie konnte sie bei einem Mann, der ihr ein solch respektloses Angebot gemacht hatte, derart besitzergreifende Gefühle entwickeln?

Sein unmoralisches Angebot war in erster Linie als eine Art Rache dafür zu sehen, was sie ihm als Teenager angetan hatte, vermutete sie. „Nein.“ Elena atmete tief durch. „Ich war diejenige, die diese Idee hatte und zu ihm gegangen ist. Und ich bin diejenige, die ihn von früher her kennt.“

„In Ordnung“, erklärte Alandra. „Also, was empfindest du im Hinblick auf Ramseys Angebot?“

Eine seltsame Hitze stieg in Elena auf. Könnte sie sich tatsächlich zu Chase hingezogen fühlen? Stärker als eine Frau normalerweise zu einem x-beliebigen gut aussehenden Mann? Könnte diese Anziehung tiefer gehen? Konnte sie wirklich in Erwägung ziehen, seinen Vorschlag zu akzeptieren und seine Geliebte zu werden? Nervosität erfasste sie.

Elena hatte noch nie eine Beziehung gehabt, die ausschließlich auf Sex basierte. Natürlich war sie mit Männern ausgegangen und hatte auch mit einigen geschlafen. Aber diese Beziehungen hatten sich immer langsam entwickelt und beruhten auf Freundschaft, gegenseitiger Anziehung oder gemeinsamen Hobbys.

Chase hatte kein Interesse daran, sie näher kennenzulernen. Zudem bezweifelte Elena, dass sie außer dem Interesse an der Firma ihres Vaters irgendetwas miteinander verband. Er wollte sie nur aus zwei Gründen bei sich haben – sie sollte bei geschäftlichen Anlässen den Part der Vorzeigefrau spielen, und sie sollte ihn im Bett befriedigen. Und diese Vorstellung wurde von Minute zu Minute reizvoller für sie. Verdammt, dachte sie ärgerlich.

Sie drückte Alandras Hand und war den Tränen nahe, als sie ihre Schwester ansah. „Ist es schlimm, dass ich daran denke mitzuspielen? Und das nicht ausschließlich nur, um Dad zu helfen?“

Alandra lachte leise und strich Elena eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Natürlich nicht. Es ist legitim, einen Mann heiß zu finden und eine Weile seinen Spaß mit ihm haben zu wollen. Ich würde mir eher Sorgen machen, wenn du Chase Ramsey widerlich fändest, aber dennoch bereit wärst, dich für SRS zu opfern. Ich denke, die entscheidende Frage ist, wie es dir hinterher damit gehen wird. Kannst du es als eines der vielen Abenteuer in deinem Leben abhaken, ohne Gefühle für ihn zu entwickeln? Oder wirst du dich schuldig fühlen oder dich schämen, wenn alles vorbei ist?“

Ihre Schwester hatte recht. Elena seufzte und nahm sich vor, an diesem Abend keine Entscheidung mehr zu treffen. Ihr blieben noch ein paar Tage Zeit, bis Chase nach Las Vegas flog, also konnte sie sich die Sache gründlich überlegen.

Chase wünschte, es würde ihn nicht groß interessieren, ob Elena auftauchte oder nicht. Tatsächlich war er jedoch eine Stunde früher zum Flughafen gefahren, als er normalerweise müsste. Er hatte sich einen Platz gesucht, von dem aus er den besten Überblick über die Eingangshalle hatte, sodass er unauffällig nach ihr Ausschau halten konnte. Er hatte seinen Laptop aufgeklappt und versuchte zu arbeiten. Dabei hatte er allerdings dafür gesorgt, dass er über den Bildschirm hinweg eine gute Sicht hatte. Und alles nur für den Fall, dass sie auftauchte.

Einerseits hoffte er, dass sie nicht auf sein Angebot einging, das völlig spontan und rücksichtslos gewesen war. Er wusste immer noch nicht genau, wieso er ihr das vorgeschlagen hatte. Vielleicht, weil sich ihm die Chance bot, ihr einen Dämpfer zu versetzen. Vielleicht auch, weil er an diesem Tag in seinem Büro den Eindruck hatte, sie sei nicht mehr die anmaßende Prinzessin, die sie damals auf der Highschool herausgekehrt hatte. Mit einem Vater, der wohlhabend genug gewesen war, um jeden Quadratmeter Land aufzukaufen, den seine, Chases, hart arbeitende und bescheiden lebende Familie besessen hatte.

Oder vielleicht, weil er sie ganz einfach stark begehrte, obwohl sein Instinkt ihm sagte, es sei besser, die Finger von ihr zu lassen, Distanz zu halten und sich nicht wieder von ihren smaragdgrünen Augen verhexen zu lassen. Er hatte sich in den vergangenen Tagen ständig darüber geärgert, dass er sich derart von seiner Libido hatte beeinflussen lassen. Er war doch kein von Hormonen getriebener Jugendlicher mehr und durchaus in der Lage, sich in jeder Hinsicht zu beherrschen.

Leider schien ihm diese Fähigkeit total abhanden gekommen zu sein, nachdem er einen Blick auf Elena mit ihrem langen schwarzen Haar, der olivfarbenen Haut und den vollen, sinnlichen Lippen geworfen hatte. Dass er die Rundungen ihrer Brüste und Hüften trotz der Strenge des roten Kostüms hatte erahnen können, hatte definitiv auch zu seinem Entschluss beigetragen.

Allein die Erinnerung an ihre schlanke Figur und ihr nach Moschus durftendes Parfüm versetzte Chase in Erregung. Er rutschte unruhig auf dem unbequemen Stuhl hin und her und versuchte, sich wieder auf die Tabellenkalkulation auf dem Monitor vor ihm zu konzentrieren.

Einen Moment später erregte etwas Grünes seine Aufmerksamkeit, und er sah hoch. Elena stand vor ihm, und sein Herz setzte einen Schlag lang aus. Langsam klappte er den Laptop zu und stellte ihn weg. Dann nahm er sich Zeit, ihre Erscheinung zu begutachten.

Sie trug eine dunkelgrüne Hose und eine Bluse, die wie eine Tunika geschnitten war und farblich zu ihren Augen passte. Am Ausschnitt war sie mit Pailletten und Perlen besetzt. Das Haar fiel offen über ihre Schultern, und sie hatte es mit kleinen Kämmen aus dem Gesicht gesteckt. Ihre Ohrringe aus Silber und Gold glitzerten im Licht. Schuhe mit hohen Absätzen, die sie noch einige Zentimeter größer machten und ihre gute Figur in Szene setzten, rundeten das Bild ab. Sie hatte eine Reisetasche und ein leicht ausgebeultes, großes Bordcase dabei.

Chase gab sich Mühe, seine Überraschung nicht allzu deutlich zu zeigen. Er lächelte Elena an und klopfte auf die Sitzfläche des Stuhls neben sich. „Du bist gekommen. Ich muss sagen, dass ich überrascht bin.“

„Du hast mir keine Wahl gelassen. Ansonsten hätte ich zusehen müssen, wie mein Vater sein Unternehmen verliert, ohne auch nur den Versuch unternommen zu haben, es vor dem sicheren Untergang zu retten.“

Obwohl ihre Antwort dramatisch und aufrichtig klang, weigerte Chase sich, auch nur einen Anflug von Schuldgefühlen bei sich aufkommen zu lassen. Sie war eine erwachsene Frau und in der Lage, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Es stimmte, dass er sie mit seinem ungewöhnlichen Handel in die Enge getrieben hatte. Aber es war auch eine Tatsache, dass er jemand anderen als Elena umgehend mit einem unwiderruflichen Nein aus dem Büro geschickt hätte. Er verhandelte nicht außerhalb des Sitzungszimmers, und selbst dort kam das nicht oft vor. Denn er machte stets seine Hausaufgaben und wusste, wie er mit einem Minimum an Aufwand genau das bekam, was er wollte.

„Nun, betrachte dein Opfer als lohnenden Einsatz.“ Chase holte sein Handy aus der Aktentasche und wählte die Nummer seines Büros. „Nancy“, sagte er, als seine Assistentin sich meldete, „tu mir einen Gefallen und stopp alle Vorgänge, die die Übernahme von Sanchez Restaurant Supply betreffen. Ich möchte noch einmal über das Geschäft nachdenken, bevor wir weitere Schritte einleiten. Danke.“ Nachdem seine Assistentin die Anweisung bestätigt hatte, beendete er das Gespräch.

„Der Lohn für dein Engagement.“ Er drehte sich Elena zu, um ihr ins Gesicht zu sehen, und legte den Arm auf die Rückenlehne ihres Stuhls. „Was immer dein Vater glaubt tun zu können, um den Niedergang seiner Firma aufzuhalten – jetzt hat er die Zeit dazu.“ Er nahm zwei Flugtickets erster Klasse nach Las Vegas aus der Innentasche seines Jacketts und reichte ihr eines davon.

Elena nahm es und stellte fest, dass es auf ihren Namen ausgestellt war. „Da du mir ein Ticket gekauft hast, musst du dir sehr sicher gewesen sein, dass ich auftauchen werde.“

Chase zuckte die Achseln. „Es war ein kalkuliertes Risiko. Auf jeden Fall wäre es schwierig geworden, wenn du aufgetaucht wärst und ich kein Ticket für dich gehabt hätte, nicht wahr? Aber ich habe dafür gesorgt, dass das Ticket übertragbar ist, sodass ich es später für eine andere Reise hätte nutzen können, falls du nicht gekommen wärst.“

Zum ersten Mal, seit Elena angekommen war, zeigte sich der Anflug eines Lächelns auf ihrem Gesicht. Sie sah ihn an, und ihre grünen Augen funkelten leicht amüsiert. „Du bist ein sehr anmaßender Mann.“ Ihre Stimme klang hochmütig, hatte aber einen warmen Unterton, wie schon bei ihrem ersten Treffen. „Bist du dir deiner jemals nicht sicher?“

Nur, wenn du im Raum bist, dachte er mürrisch. Elena Sanchez war der einzige Mensch, der dafür sorgen konnte, dass er sich unbeholfen und schlaksig wie ein sechzehnjähriger Teenager vorkam. Doch in dieser Woche in Las Vegas würde er sich das endgültig abgewöhnen. Laut antwortete er: „Nein. Es ist lange her, seit wir auf der Junior Highschool waren.“ Er wusste, dass er mit seiner Bemerkung ins Schwarze getroffen hatte, als sie die Lippen zusammenpresste und den Blick senkte.

„Ja“, meinte sie. „Das ist es.“

Einen Moment lang herrschte unbehagliches Schweigen. Dann atmete Chase tief aus und entschied, dass er die Frau, die er kurz nach der Ankunft in Las Vegas zu verführen hoffte, wahrscheinlich besser nicht weiter piesacken sollte. Er machte sich nicht vor, dass ihm ihre Einwilligung, mit ihm zu schlafen, schon wirklich sicher war. Sie war zwar gekommen, was hieß, dass sie die Absicht hatte, das Bett mit ihm zu teilen, aber wenn sie ihre Meinung in letzter Minute ändern oder kalte Füße bekommen sollte, würde er sie nicht zwingen. Er hatte noch nie eine Frau dazu gezwungen, mit ihm Sex zu haben, und er würde bei Elena Sanchez nicht damit anfangen.

Natürlich wusste sie das nicht. Für sie war der Flug nach Las Vegas der erste Schritt dazu, seine Geliebte zu werden. Er hatte vor, sie möglichst lange in dem Glauben zu lassen. Insgeheim hoffte er, dass alles so funktionierte, wie er es sich in seiner Fantasie ausgemalt hatte, als sie in sein Büro gekommen war.

„Entspann dich, Elena.“ Chase berührte ihren Arm und strich leicht darüber. „Wir haben die ganze Woche Zeit, um uns besser kennenzulernen. Und ich verspreche dir, nicht über dich herzufallen, bevor wir im Hotel eingecheckt haben.“

3. KAPITEL

Der kurze Flug nach Nevada in der ersten Klasse war sehr komfortabel und verlief ereignislos. Chase hielt Wort, berührte Elena die ganze Zeit über kaum, und sie plauderten nur über belanglose Themen.

Das änderte jedoch nichts daran, dass Elena immer nervöser wurde und dass ihre Beklemmung zunahm, je näher sie dem Hotel kamen. Chase hatte gesagt, er würde nicht über sie „herfallen“, bevor sie im Hotel angekommen waren. Was heißt das genau, fragte sie sich. Meinte er damit, nicht bevor sie ihr Hotelzimmer betreten hatten? Sie wusste, dass irgendwelche Befürchtungen irrational waren. In der Zeit, die sie bisher mit Chase verbracht hatte, hatte er nichts getan, was auch nur annähernd impulsiv gewesen wäre. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er auf die Idee kam, ihr irgendwo vor Publikum leidenschaftliche Avancen zu machen. Dazu war er viel zu kontrolliert.

Doch diese Gewissheit konnte nicht verhindern, dass ihre Fantasie in erotischer Hinsicht mit ihr durchging. Ihr Körper schien unter Strom zu stehen, und sie fieberte dem Moment, in dem Chase sie berührte, sie küsste und von ihr verlangte, ihren Teil des Handels im Bett einzulösen, geradezu entgegen. Sie verfluchte sich dafür, dass sie sich körperlich so stark zu ihm hingezogen fühlte. Dafür, dass sie ihn wollte, obwohl sie ihn verachten sollte, weil er sie gezwungen hatte, sich auf eine so unannehmbare Forderung einzulassen.

Eine Limousine holte sie vom Flughafen ab und brachte sie direkt zum Hotel. Das „Wynn“ war eines der Luxushotels direkt am „Strip“, der weltberühmten Hauptstraße der Spielerstadt, und wartete mit Marmorböden, Kronleuchtern, goldfarbenen Akzenten und poliertem dunklem Holz auf. Obwohl sich nebenan ein Kasino befand, war offensichtlich, dass dies eine Nobelherberge für die ganz Reichen war und keine Absteige für Leute, die sich möglichst preisgünstig nur für ein Wochenende amüsieren wollten.

Ein Hotelpage in brauner Uniform mit goldfarbenen Tressen begleitete Chase und Elena zu ihrer Suite, schloss ihnen die Tür auf und brachte ihr Gepäck hinein.

Die luxuriöse Suite verfügte über einen großen Wohnraum, eine Miniküche und ein Bad. Hinter einer breiten Doppeltür befanden sich das Schlafzimmer und ein weiteres Bad. Elena war in einer vermögenden Familie aufgewachsen und war bereits Gast in mehreren Luxushotels gewesen, aber sogar sie war überwältigt von der Opulenz dieser Ausstattung. In der Mitte des Schlafzimmers stand ein großes Doppelbett, die Nachttische waren kunstvoll geschnitzt, und eine Spiegelwand verbarg den begehbaren Kleiderschrank. Das Bad verfügte über eine Duschkabine und einen Whirlpool, in den ihrer Einschätzung nach gut drei bis vier Personen hineinpassten.

Elena stand in der Tür zum Bad und bewunderte die Ausstattung, als Chase hinter sie trat. „Wir haben noch über eine Stunde Zeit, bevor wir zum Abendessen nach unten gehen müssen. Möchtest du ein Nickerchen halten oder auspacken? Oder möchtest du etwas anderes machen?“

Obwohl er sie nicht berührte, schien seine Stimme sie mit Wärme einzuhüllen, und seine versteckte Andeutung ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie rang nach Atem und musste einige Male blinzeln, um das plötzliche Schwindelgefühl abzuschütteln, das sie erfasst hatte. Sie war noch nicht dafür bereit, mit ihm zu schlafen. Sie wusste, dass der Moment kommen würde, wo sie es nicht länger hinauszögern konnte, aber jetzt ließ er ihr noch die Wahl, und sie griff nach diesem Strohhalm wie eine Ertrinkende nach dem Rettungsring.

„Ich denke, wir sollten auspacken“, sagte sie ein bisschen zu laut und zu munter, drehte sich auf dem Absatz um und ging schnell an ihm vorbei, bevor er protestieren oder – noch schlimmer – versuchen konnte, sie aufzuhalten. Ohne auf eine Erwiderung zu warten, eilte sie zu ihrem Gepäck. Sie hievte das Bordcase vorsichtshalber auf das Bett, obwohl es daneben eine Gepäckablage gab. Sobald das Bett mit Kleidungsstücken überhäuft war, konnte es nicht für etwas anderes benutzt werden.

Chase schloss sich ihr an, und sie packten schweigend aus.

Als sie fertig waren, schlug er vor, sich für das Abendessen zurechtzumachen, und war so höflich, sie zum Umziehen allein zu lassen. Elena beeilte sich mit ihrer Frisur und dem Make-up, dann zog sie eines der halben Dutzend Cocktailkleider an, die sie mitgebracht hatte. Sie wusste, dass auch Chase Zeit im Schlafzimmer brauchen würde, um sich fertig zu machen.

Als sie den Wohnraum betrat, stand er vor der Fensterfront und starrte hinaus auf die bunten Lichter und das rege Treiben, für das Las Vegas bekannt war. Obwohl der dicke Teppich das Geräusch ihrer Schritte verschluckte, schien er ihre Gegenwart zu spüren und drehte sich zu ihr um. Seine Augen nahmen einen weichen Ausdruck an, als er sie sah, Er verzog den Mund zu einem sanften Lächeln, während er sie in Augenschein nahm.

Elena hatte ihr Haar zu einem Knoten hochgesteckt und gab so den Blick auf ihren Hals und ihre Schultern frei. Das trägerlose königsblaue Spitzenkleid umschmeichelte ihre Figur und ließ viel nackte Haut und Bein sehen. Sie trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und spielte mit dem Saphiranhänger an ihrer Halskette, während Chase sie von oben bis unten musterte.

Schließlich kam er langsam auf sie zu und sah ihr fest in die Augen. „Nett“, sagte er leise, als er so dicht an ihr vorbeiging, dass er sie fast berührte. „Ich werde nicht lange brauchen“, fügte er hinzu. Dann verschwand er im Schlafzimmer und schloss die Verbindungstür hinter sich.

Zu Elenas Erleichterung verlief das Abendessen vergnüglicher und entspannter, als sie es erwartet hatte. Chase hatte sie seinen Geschäftspartnern ohne weitere Erklärung nur mit Namen vorgestellt und darauf verzichtet, sie als seine Freundin zu präsentieren, wie sie befürchtet hatte. Sie hatte sich ein wenig am Smalltalk mit den anderen Frauen am Tisch beteiligt und die meiste Zeit geschwiegen.

Einmal bat er sie sogar, mit ihm zu tanzen und zog sie eng an sich, während das Orchester ein langsames, romantisches Lied spielte. Die zwei, drei Gläser Wein, die sie getrunken hatte, und die angenehme Atmosphäre zeigten Wirkung. Sie lehnte sich an seine breite Brust und nahm überdeutlich die Hitze seiner Hand wahr, die er ihr auf den Rücken gelegt hatte.

Elena vergaß nicht, wieso sie hier war – um Chases Geliebte zu werden, weil sie ihrem Vater helfen wollte. Aber da das unvermeidlich war, seit sie ihre Entscheidung getroffen hatte, begann sie sich zu entspannen und den Moment zu genießen, anstatt ständig darüber nachzudenken, was als Nächstes passieren würde.

Nachdem sie sich von Chases Geschäftspartnern verabschiedet hatten, schlenderten sie langsam durch die Lobby zum Lift. Elena hatte sich bei Chase untergehakt, und ihre Hüften berührten sich ab und zu.

„Du warst toll heute Abend“, sagte Chase, als sie die Kabine des Lifts betraten. „Finkelstein und Rogers mochten dich, und ich denke, ihre Ehefrauen waren froh, dass du mit am Tisch gesessen hast. Dass ich ungebunden bin, veranlasst sie normalerweise dazu, während des gesamten Essens alle ihnen bekannten alleinstehenden Frauen durchzugehen, die mir ihrer Meinung nach gefallen könnten.“

Elena lächelte und schwieg.

„Dich mitzunehmen, war definitiv eine meiner besseren Ideen.“ Als der Lift auf ihrer Etage hielt, führte er Elena zur Suite und ließ ihr den Vortritt.

Sie hatten eine Lampe brennen lassen, sodass der Raum in warmes Licht getaucht war.

„Möchtest du einen Drink?“

Elena drehte sich zu Chase um, der in die kleine Küche gegangen war, und schüttelte den Kopf. „Ich habe zum Abendessen schon zu viel Wein getrunken. Wenn ich noch mehr trinke, werde ich wahrscheinlich bewusstlos und schlafe eine ganze Woche lang.“

„Das können wir nicht zulassen.“

Seine Stimme klang tief und heiser. Er kam näher, strich mit den Fingerspitzen über ihren nackten Arm, und sie bekam eine Gänsehaut. Als er ihr in die Augen sah, schluckte Elena, um nicht zu erschauern. Chase griff nach ihrem Handgelenk und nahm ihr die mit Diamanten besetzte goldene Uhr und das Armband ab, das sie am anderen Handgelenk trug. Anschließend streifte er ihr die Ringe von den Fingern. Er legte die Uhr und den Schmuck auf die Küchentheke. Als Nächstes waren die Ohrringe und dann die Halskette an der Reihe. „Habe ich dir gesagt, wie schön du heute Abend aussiehst?“

Die einzige Antwort, die sie herausbrachte, war eine Art ersticktes Krächzen, was sie sehr in Verlegenheit brachte.

Chase lächelte, seine blauen Augen schienen sich zu verdunkeln und teuflisch zu glitzern. Langsam zog er eine Haarnadel nach der anderen aus dem Knoten, zu dem sie ihr Haar hochgesteckt hatte. Als er damit fertig war, strich er mit den Fingern hindurch, bis es ihr wieder bis zur Taille fiel.

Im nächsten Moment spürte sie, wie er den Reißverschluss ihres Kleides herunterzog, dann fiel das Kleid auch schon auf den Boden. Sie wehrte sich nicht dagegen und fing das Kleid nicht auf, sondern stand einfach nur da in BH, Slip, Strapsgürtel, Seidenstrümpfen und High Heels.

Chase trat einen Schritt zurück, damit er sein Werk betrachten konnte. „Reizend.“

„Es war die Idee meiner Schwester.“ Elena platzte damit heraus, ohne nachzudenken, und wurde für ihr sinnloses Gemurmel mit einem schiefen Lächeln belohnt.

„Was?“

„Der Strapsgürtel und die Seidenstrümpfe. Sie meinte, das wäre aufregender als eine Strumpfhose und dass du den Unterschied zu schätzen wüsstest.“

Chase grinste noch breiter, und er starrte auf den Spitzenrand der Strümpfe und die Strapse. „Deine Schwester hat recht. Erinnere mich daran, ihr eine Karte mit einem Dankeschön zu schicken, wenn wir wieder zurück sind. Und vielleicht eine Schachtel Pralinen oder einen Blumenstrauß.“

Elena nickte nur, weil sie kaum zuhörte, da eine Hitzewelle ihren Körper durchrieselte.

Chase legte eine Hand auf ihre Hüfte und strich mit der anderen über ihren Arm. Dann zog er sie an sich. „Sag es mir, Elena“, wisperte er ihr ins Ohr, was sie erschauern ließ, „willst du heute Abend mit mir ins Bett gehen?“

Bezaubert von seiner Stimme, schloss sie die Augen. Das Blut pulsierte heiß durch ihre Adern. Chase hatte eine fatale Wirkung auf sie, aber war das ein Wunder? Er sah einfach zu gut aus, war zu charmant und hatte ganz offensichtlich zu viel Macht über sie. Die Macht, ihr die Knie weich werden zu lassen, und ihre Sinne zu betören. Die Macht, sie nicht nur dazu zu bewegen, mit einem Mann schlafen zu wollen, den sie kaum kannte, sondern ihn auch noch fast darum zu bitten, sie endlich zu nehmen.

Chase musste doch wissen, dass sie Wachs in seinen Händen war. Dennoch bat er sie um Erlaubnis, sie lieben zu dürfen, und wartete auf ihre Antwort. Sosehr sie sich auch mit der Entscheidung gequält hatte, ihn zu begleiten – die Entscheidung, mit ihm ins Bett zu gehen, fiel ihr leicht. Sie wollte ihn, und egal, aus welchen Gründen er sie wollte, es gab nur eine Antwort, die sie ihm geben konnte. Als sie die Augen öffnete und bemerkte, dass er sie angespannt betrachtete, musste sie blinzeln. „Ja“, sagte sie schließlich.

Sie spürte, wie sich seine Anspannung legte, dann hob er sie auch schon auf seine Arme und trug sie mit großen Schritten ins Schlafzimmer. Dort legte er sie sanft aufs Bett und begann, sich auszuziehen. Elena stützte sich auf den Ellbogen ab und beobachtete, wie er sich Stück für Stück seiner Kleider entledigte, bis er schließlich nackt vor ihr stand. So prachtvoll, dass ihr der Mund trocken wurde.

Chase setzte sich auf den Bettrand, öffnete eine Schublade des Nachttisches, nahm eine Schachtel mit Kondomen heraus und legte sie in Reichweite auf eines der Kissen. Dann wandte er wieder ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu. Er strich über den Ansatz ihrer Brüste, den der schwarze BH freigab, und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Dann beugte er sich über sie und knabberte zärtlich an ihrer Unterlippe. Elena bog sich ihm entgegen, begierig nach mehr.

Chase zog sie fest an sich und küsste sie leidenschaftlich, bis sie nach Atem rang. Dann umfasste er ihre Taille und zog sie in die Mitte des Bettes. Er setzte sich auf, nahm einen ihrer Füße und stellte ihn auf seine nackte Brust. Mit beiden Händen strich er über ihren Oberschenkel und öffnete schließlich einen der Strapse, der zurückschnellte und auf die empfindliche Haut ihres Bauches traf. Überrascht schnappte Elena nach Luft.

Chase lachte leise und rieb zärtlich mit dem Daumen über die Stelle. „Entschuldige. Ich bin nicht an Strapse gewöhnt. Das nächste Mal werde ich vorsichtiger sein.“ Er hielt Wort und löste den nächsten Straps achtsam vom Strumpf. Langsam begann er den Seidenstrumpf herunterzurollen. Elena erschauerte und stöhnte auf. Offensichtlich wusste Chase genau, was er mit ihr machte. Das Leuchten in seinen Augen und sein Lächeln zeigten ihr das deutlich.

„Geduld“, murmelte er, streifte ihr erst den Pumps, dann den zusammengerollten Strumpf vom Fuß und küsste ihren entblößten Knöchel.

Elena konnte ein leises Aufseufzen nicht unterdrücken, was ihn nur noch mehr zu amüsieren schien.

Er wechselte zum anderen Fuß, wiederholte dort den Vorgang, und sie fühlte ein Erregendes Ziehen zwischen ihren Schenkeln. Nachdem er ihr auch den anderen Strumpf und den Schuh ausgezogen hatte, streifte er ihr mit einer Bewegung den Slip und den Strapsgürtel ab und warf beides auf den Boden. Als Nächstes öffnete er den Verschluss ihres trägerlosen BHs und warf ihn zu ihren anderen Dessous.

„Jetzt ist alles so, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Chase lehnte sich zurück, um Elena in aller Ruhe zu betrachten.

Sie kämpfte gegen den Drang an, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken oder nach der Decke zu greifen. Schließlich war Chase Ramsey nicht der erste Mann, der sie nackt sah. Er war lediglich der Erste seit einer relativ langen Zeit – sowie derjenige, der am besten aussah und am versiertesten war. Sie konnte sich an keinen anderen Mann erinnern, der sie mit nur einem Blick dermaßen erregt hatte, dass sie vor Lust erschauert war.

Falls er sich damit dafür revanchierte, was sie ihm auf der Highschool angetan hatte, konnte er seine Folter gern fortsetzen. Am liebsten hätte sie ihn angefleht: Nimm mich. Lass mich für meine Überheblichkeit bezahlen. Seine Form der Rache wäre für sie die pure Ekstase.

Chase schmiegte sich an sie und küsste sie leidenschaftlich und fordernd. Elena fühlte seine nackte Haut an ihren empfindsamen Brustspitzen, und sie spürte, wie hart er geworden war. Ungeduldig bohrte sie die Fingernägel in seine Schultern, versuchte, ihm näher zu kommen und ihn dazu zu veranlassen, in sie einzudringen, indem sie die Hüften anhob.

Chase war jedoch noch nicht fertig mit seiner qualvollen Lektion. Er beendete den Kuss, ließ seine Lippen über ihr Kinn, den Hals, ihr Schlüsselbein und die Wölbung ihrer rechten Brust gleiten. Dann strich er mit der Zunge über ihre Brustspitze, und Elena stöhnte lustvoll auf und hob sich ihm entgegen. Er fuhr fort, ihre Brustspitzen zu küssen und an ihnen zu saugen und brachte sie damit fast um den Verstand.

Elena strich ihm durch das Haar und versuchte ihn hochzuziehen, während sie sich ihm gleichzeitig entgegenbog, um seinen magischen Liebkosungen näher zu kommen. Sie sehnte sich nach ihm und hatte das Gefühl, auf der Stelle zu vergehen. Sie nahm sich vor, auch an ihm ein bisschen süße Rache zu üben, falls sie diese herrliche Qual überleben sollte.

Schließlich hob Chase den Kopf, und ein lässiges, selbstzufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Sein glutvoller Blick sprach jedoch eine andere Sprache. „Ich will noch mehr“, sagte er mit vor Verlangen rauer Stimme und sah ihr tief in die Augen. „Ich will dich vom Kopf bis zu den Zehenspitzen küssen. Jeden Zentimeter deines Körpers will ich schmecken.“ Er rutschte etwas höher, bis er auf Augenhöhe mit ihr war, und strich ihr die Haare aus der Stirn. Dann griff er nach der Schachtel mit den Kondomen und bemühte sich, sie mit einer Hand zu öffnen. „Ich will es, aber ich kann es nicht. So sehr habe ich mich dann doch nicht unter Kontrolle.“

Als Chase endlich eins der Kondome in Händen hielt, riss er mit den Zähnen die Folie auf und streifte sich den Schutz über. Er kniete sich zwischen Elenas Beine, die sie locker um seine Hüften schlang. „Später, in Ordnung? Später werde ich dich von Kopf bis Fuß mit den Lippen liebkosen“, murmelte er zwischen heißen und atemberaubenden Küssen.

Mit einer kraftvollen Bewegung drang er in sie ein. Dann biss er die Zähne zusammen und verharrte reglos. Seine Halsmuskeln waren so angespannt, dass sie sich unter seiner gebräunten Haut deutlich abzeichneten.

Elena wusste, dass er ihr Zeit lassen wollte, sich ihm anzupassen, doch sie brauchte keine Zeit. Sie brauchte nur ihn. Von dem Moment an, als er in sie eingedrungen war, fühlte sich alles so gut, so richtig an. Jetzt wollte sie nur noch, dass er sich bewegte und ihr endlich Erfüllung schenkte. Es war so erregend mit ihm, dass sie mühelos kommen würde, und sie wusste, es würde wundervoll sein.

Sie umklammerte ihn mit Armen und Beinen und zog ihn noch fester an sich. „Bitte, Chase“, wisperte sie, bevor er den Mund auf ihre Lippen presste.

Chase stöhnte auf, und dieses Stöhnen ging ihr durch und durch. Er umfasste ihre Taille und hob Elena etwas an, während er sich zurückzog. Sie wollte protestieren, aber noch bevor sie einen Ton herausgebracht hatte, glitt Chase wieder kraftvoll in sie hinein. Unfähig, sich länger zurückzuhalten, bewegte er sich schneller und schneller.

Elenas Lust wuchs mit jeder Sekunde. Sie rang nach Atem, und versuchte ihn noch tiefer in sich hineinzuziehen, um ihn noch stärker zu spüren. Er erhöhte sein Tempo und umfasste ihren Po. Doch Elena wollte es noch härter, schneller, stärker … Mehr, mehr, mehr.

Kaum war ihr dieser Gedanke durch den Kopf gegangen, flüsterte sie die Worte Chase ins Ohr.

Er tat, was sie wollte, bis sie laut aufstöhnte und sich unter ihm wand. Ihr ganzer Körper spannte sich an, und sie stieß einen kehligen Schrei aus, als sie wild erschauernd den Höhepunkt erreichte. Und kaum begann sie sich etwas zu beruhigen, da versetzte Chase sie wieder in Ekstase, und wieder war es wie ein Flug ins Paradies. Und diesmal erreichte Chase mit ihr gemeinsam den Gipfel der Lust.

Einige Minuten lagen sie einfach da und rangen heftig nach Atem. Elena konnte sich nicht bewegen, so schwach fühlte sie sich. Sie schien keinen eigenen Willen mehr zu haben. Noch nie hatte sie einen Höhepunkt erlebt, der auch nur annähernd an die letzten beiden heranreichte. Ganz zu schweigen von dem Ausmaß an Sinnlichkeit, Erotik und Intensität, das sie erfahren hatte. Wenn sie angenommen hätte, dass Sex mit Chase Ramsey auch nur halb so befriedigend sein würde wie vorhin, wäre sie schon vor langer Zeit in Versuchung geraten, bei ihm vorbeizuschauen – oder ihn auf der Highschool zu verführen.

Fast musste sie ihm dankbar dafür sein, dass er sie dazu erpresst hatte, seine Geliebte zu werden. Denn bis jetzt waren damit unglaubliche und außergewöhnliche Erlebnisse verbunden gewesen.

Mit einem widerwilligen Seufzer löste Chase sich von Elena und legte sich neben sie. Sie erschauerte, als ein Lufthauch über ihren nackten Körper strich. Chase bettete ihren Kopf auf ein Kissen und deckte sie gut zu. Dann legte er den Arm um sie und zog sie an sich. „Schlaf jetzt“, wisperte er ihr zu und küsste sie auf die Schläfe.

Als Nachspiel war das ein bisschen wenig, aber Elena war viel zu müde und zu befriedigt, um dem eine Bedeutung beizumessen. Sie schmiegte sich an ihn, schloss die Augen und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.

4. KAPITEL

Am nächsten Morgen wurde Elena vom leisen Klirren von Geschirr und dem himmlischen Duft von Rührei und Kaffee geweckt. Sie drehte sich auf den Rücken, atmete tief ein und reckte sich genüsslich. Schließlich zwang sie sich, die Augen zu öffnen.

Im Zimmer war es noch immer dunkel, und das Bett war so weich, warm und bequem, dass sie es am liebsten nie mehr verlassen hätte. Aber die Aussicht auf ein köstliches Frühstück und die Geräusche, die ihr zeigten, dass sich nebenan jemand aufhielt, ließen sie die Decke zurückschlagen.

Sie brauchte einen Moment, bis ihr bewusst wurde, dass sie splitterfasernackt auf dem cremefarbenen Satinlaken saß. Dann erinnerte sie sich daran, was am vergangenen Abend geschehen war, und ein heißer Schauer durchströmte ihren Körper. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie verlegen war oder ob es ihr leidtat, dass Chase nicht mehr neben ihr im Bett lag, weil sie sonst noch einmal all das tun könnten, was sie am Abend getan hatten – und mehr.

Elena ging über den dicken Teppich zur Kommode, nahm einen Morgenmantel und ein Nachthemd heraus und zog beides an. Bevor sie hinüber in den Wohnbereich ging, unternahm sie einen Abstecher ins Bad, putzte sich die Zähne und wusch sich das Gesicht.

Chase trug einen anthrazitfarbenen Anzug, ein weißes Hemd und eine hellgraue Krawatte. Sein Haar war frisch gekämmt. Er saß am großen Mahagonitisch vor den weit geöffneten Fenstern, trank Kaffee und las die Morgenzeitung.

Etwas verlegen strich Elena sich durch das vom Schlaf zerzauste Haar, räusperte sich und ging auf ihn zu. Als er sie bemerkte, hob er den Kopf und lächelte sie kurz an.

„Morgen. Hast du gut geschlafen?“

Mit einem Nicken setzte sie sich ihm gegenüber und griff nach der Kanne, um sich eine Tasse Kaffee einzuschenken.

„Ich wusste nicht, was du zum Frühstück magst. Also habe ich von allem ein bisschen kommen lassen.“ Er beugte sich zum Servierwagen, der neben dem Tisch stand, und nahm die silbernen Deckel von mehreren Platten.

Elena entdeckte Pfannkuchen, Rühreier, knusprigen Frühstückspeck und Wurst sowie eine Auswahl an frischen Früchten der Saison. Alles sah köstlich aus, sodass sie keine Zeit verschwendete und sich den Teller füllte. Dann gab sie Zucker und Sahne in ihren Kaffee und ein wenig Sirup über die Pfannkuchen und begann mit großem Appetit zu essen.

Einen Moment später warf sie Chase einen verwunderten Blick zu. „Isst du nichts?“

„Nein. Ich brauche morgens nur Kaffee.“

Elena kam sich wie ein Vielfraß vor, weil sie es sich schmecken ließ, während er nur an seinem schwarzen Kaffee nippte. Nicht, dass mich das aufhalten könnte, dachte sie, während sie sich ein Stück Honigmelone in den Mund schob. Nachdem sie es verzehrt hatte, deutete sie mit der Gabel auf Chase und lenkte ihn erneut vom Wirtschaftsteil des Las Vegas Review-Journal ab. „Es ist nicht gesund, das Frühstück ausfallen zu lassen, weißt du.“ Elena kostete vom Schinken. „Das ist die wichtigste Mahlzeit des Tages.“

Chase zog nachsichtig einen Mundwinkel hoch, und wandte seine Aufmerksamkeit wieder wortlos der Zeitung zu.

Eine Weile aß sie still weiter und genoss den Blick durch die großen Fenster auf das in Sonne getauchte Las Vegas. Schließlich legte sie ihre Gabel hin, nahm einen zweiten Teller und füllte ihn mit kleinen Portionen der Speisen, von denen sie auch gegessen hatte. „Hier.“ Sie schob die Zeitung energisch beiseite und stellte Chase den Teller hin. „Du machst mich verrückt. Du musst etwas essen.“

Er starrte sie einen Moment lang mit gerunzelter Stirn an. „Ich brauche so früh am Morgen nichts.“ Er schlug seine Zeitung wieder auf.

Mit einem Seufzer erhob Elena sich und nahm ihm die Zeitung aus den Händen. Bevor er danach greifen konnte, saß sie schon wieder auf ihrem Stuhl. Dann lehnte sie sich so weit zurück, dass er aufstehen und um den Tisch herumgehen müsste, um sich die Zeitung zurückzuholen. „Wie wäre es, wenn ich für dich die Zeitung lese, während du isst?“ Sie strahlte ihn an.

„Elena“, murmelte Chase mit warnendem Unterton. „Ich habe dich nicht mitgenommen, damit du mich bemutterst oder mir sagst, was ich zu tun habe. Ich bin fünfunddreißig Jahre alt, habe meine Angewohnheiten und eine Routine, an die ich mich gern halte. Jetzt gib mir die Zeitung zurück.“

Sie neigte den Kopf zur Seite. „Bitte sei nachsichtig mit mir. Du hast einen harten Tag vor dir, und wir haben gestern Abend ziemlich viel Energie verbraucht. Du musst bei Kräften bleiben, oder du wirst heute Abend im Bett nicht zu gebrauchen sein.“ Sie bemerkte, dass ihr die Hitze in die Wangen stieg, weil sie so kühn war. Aber sie zwang sich dazu, sich unter seinem intensiven Blick nichts von ihrem inneren Tumult anmerken zu lassen.

Chase musterte sie einige Sekunden lang, dann brach er in lautes Lachen aus und griff nach der Gabel. „Gut. Du liest mir vor. Ich werde essen. Und keine Sorge“, fügte er mit einem bedeutungsvollen Blick hinzu. „Ich werde jede Menge Energie für das haben, was dir für heute Abend vorschwebt.“

Elena hielt sich die Zeitung vor das Gesicht, um zu verbergen, dass rot sie wurde. Sie schluckte heftig und begann zu lesen. Die Informationen langweilten sie, aber sie las Artikel für Artikel. Sogar die Comics schaute sie sich für ihn an. Anschließend faltete sie die Zeitung zusammen und legte sie beiseite. Erfreut stellte sie fest, dass Chase den Teller leer gegessen und sich sogar ein kleines Glas Orangensaft eingeschenkt hatte.

„Ich habe meine Meinung geändert“, sagte er. „Von jetzt an werde ich jeden Tag ein riesiges Frühstück zu mir nehmen und es dir überlassen, die Morgenzeitung zu lesen. Ich werde sie mir von dir vorlesen lassen mit deiner erstaunlich aufreizenden Stimme.“

Aufreizend? So hatte sie ihre Stimme noch nie eingeschätzt. Ein wenig tief und rauchig manchmal, aber nicht aufreizend.

„Du hast einen Hauch des mexikanischen Akzents deines Vaters neben dem texanischen Näseln in der Stimme, weißt du das?“

In Anbetracht der Tatsache, dass Chase mindestens so sehr texanisch näselt wie ich, kann er sich eine Anspielung darauf eigentlich nicht leisten, dachte sie, dennoch wurde ihr bei seinem Kompliment – und sie nahm es als Kompliment – warm ums Herz.

„Vielleicht kannst du mir heute Abend im Bett etwas vorlesen, was sexy und ein bisschen unanständig ist“, fuhr er fort.

Elena wurde heiß, weil er durch diesen Vorschlag unerwartet ihr Begehren weckte. „Hast du etwas zum Vorlesen, das sexy und unanständig ist?“, fragte sie und war selbst überrascht, wie sinnlich ihre Stimme plötzliche klang. Ihr wurde bewusst, dass dieser sinnliche Unterton wie eine unausgesprochene Einladung wirkte. Und der Blick in seine Augen sagte ihr, dass er das auch so empfand.

„Nicht hier“, antwortete Chase mit angespannter, rauer Stimme. „Aber ich werde bis heute Abend etwas finden, und wenn ich sämtliche Buch- und Zeitschriftenverlage an der Westküste aufkaufen muss.“ Er sah ihr tief in die Augen, und Elenas Sehnsucht nach ihm wuchs. Wie er nach so kurzer Zeit eine solch starke Wirkung auf sie haben konnte, war ihr ein Rätsel. Aber es war nicht zu leugnen, dass diese Wirkung bestand.

„Leider“, fuhr Chase fort und warf einen Blick auf die Uhr, „muss ich jetzt los. Sonst werde zu spät zu meinem ersten Termin kommen.“ Er stand auf und nahm seine Brieftasche heraus. „Ich werde den ganzen Tag über sehr beschäftigt sein. Daher fürchte ich, du wirst etwas finden müssen, womit du dir die Zeit vertreiben kannst. Hier, nimm das.“ Er reichte ihr eine goldene Kreditkarte und ein dickes Bündel Geldscheine. „Geh einkaufen, gönne dir ein Mittagessen, mach dir einen schönen Tag. Ich werde dich um vier Uhr hier abholen. Heute Abend steht ein weiteres Geschäftsessen auf dem Programm, und ich möchte, dass du dann dafür zurechtgemacht bist, in Ordnung?“

Elena nahm das Geld und die Kreditkarte, auch wenn es ihr nicht behagte. Geld ausgehändigt zu bekommen, um sich die Zeit vertreiben zu können, ließ sie sich billig vorkommen – viel zu sehr wie eine bezahlte Begleiterin. Aber vermutlich gehörte das zum Job, wenn man zustimmte, die Geliebte eines reichen Mannes zu werden.

Chase trank den letzten Schluck Kaffee aus und ging zur Tür. „Bis später dann“, rief er ihr noch über die Schulter zu, war aber schon mit den Gedanken weit weg, als er die Suite verließ.

Die Tür fiel hinter Chase ins Schloss, und Elena war allein in der geräumigen Suite. Sie warf einen Blick auf das Bündel Geldscheine in ihrer einen und die Kreditkarte in ihrer anderen Hand. Nun, das hat sich von einem Moment auf den anderen von interessant zu enttäuschend entwickelt, dachte sie. Aber dann rief sie sich in Erinnerung, dass dies schließlich keine Ferien waren. Für Chase war es eine Arbeitswoche und für sie die Einhaltung einer geschäftlichen Abmachung. Also würde sie wie eine gute Geliebte etwas finden, womit sie sich den Tag über beschäftigen konnte, und rechtzeitig zurück sein, um sich für ihren Auftritt beim nächsten Geschäftsessen schön zu machen.

Wo, zum Teufel, steckt sie? Chase stand vor dem Spiegel im Schlafzimmer und rückte wohl zum fünften oder sechsten Mal seine Krawatte zurecht. Er war frisch geduscht, umgezogen und fertig für das Abendessen mit seinen Geschäftspartnern. Ihm fehlte nur noch die Frau, die ihn begleiten sollte.

Erneut sah er auf die Uhr und fluchte leise. Es war erst eine Minute vergangen, seitdem er das letzte Mal einen Blick darauf geworfen hatte. Es ging auf fünf Uhr zu, und Elena war jetzt schon fast eine Stunde überfällig. Wahrscheinlich war sie dank seiner Kreditkarte eifrig damit beschäftigt, Dutzende von Kleidern, Schuhen und teuren Schmuck zu kaufen. Was konnte er auch sonst von einer verwöhnten, egoistischen Debütantin wie Elena Sanchez erwarten?

Das Problem war, dass sie sich nicht verwöhnt oder egoistisch verhalten hatte, seitdem sie zum Flughafen gekommen war. Er hatte nichts an ihr bemerkt, was ihn an das oberflächliche Mädchen von früher erinnert hätte – trotz der Bevormundung beim Frühstück. Tatsächlich hatte er ihr forsches Auftreten und taktisches Manöver zunächst amüsant, und dann, als sie zugestimmt hatte, ihm mit ihrer sinnlichen, aufregenden Stimme im Bett etwas vorzulesen, sehr erotisch gefunden.

Nun musste er wohl einsehen, dass die letzten anderthalb Tage nur ein Glücksfall gewesen waren. Er hatte ihr seine goldene Kreditkarte und zudem eine Menge Bargeld gegeben, und sie hatte offensichtlich einen Weg gefunden, es zu verpulvern. Sie war vermutlich immer noch damit beschäftigt, die Läden leer zu kaufen, was ihn nicht im Geringsten überraschte.

Er hatte ihr so großen finanziellen Spielraum gewährt, weil er sich genau das hatte beweisen wollen, was er eigentlich wusste. Elena Sanchez hatte sich nicht geändert. Sie war immer noch verwöhnt, egoistisch und schöner, als gut für sie war. Ihre Wünsche und Bedürfnisse waren ihr wichtiger als die Gefühle und das Wohlergehen anderer Menschen. Auf diese Weise deutlich an diese Tatsache erinnert zu werden, war ihm die paar tausend Dollar wert, die Elena wahrscheinlich verschwendet hatte.

Aber wenn sie nicht bald erschien, und er sich deshalb bei dem sehr wichtigen Geschäftsessen verspätete, würde er nicht nur dafür sorgen, dass sie die Rechnungen selber bezahlte, sondern er würde sie auch ins nächste Flugzeug zurück nach Gabriel’s Crossing setzen und am nächsten Morgen die Firma ihres Vaters endgültig übernehmen. Er fluchte erneut und sah zum x-ten Mal auf die Uhr.

In dem Moment hörte er die Eingangstür der Suite aufgehen. „Endlich“, murmelte er aufgebracht. „Wo, zum Teufel, warst du?“ Er drehte sich auf dem Absatz um und marschierte in den Wohnbereich.

Er erwartete, Elena über das ganze Gesicht strahlend und bepackt mit Einkaufstüten und Päckchen zu sehen und vermutete, dass sie ihm alles zeigen wollte, was sie gekauft hatte. Vielleicht würde sie ihm sogar ihre neuen, sexy Dessous vorführen wollen. Und diesem Vorschlag könnte er sogar zustimmen – später, wenn sie vom Abendessen zurück waren, und er bessere Laune hatte.

„Es tut mir leid“, entschuldigte Elena sich bei ihm. Sie wirkte zerzaust und mitgenommen. Ihre einfache ärmellose Baumwollbluse und der Jeansrock waren zerknittert. Das Haar, das sie zum Pferdeschwanz frisiert hatte, begann sich aus der Frisur zu lösen. Von der brennenden Sonne in Las Vegas hatten ihr Gesicht und ihre Schultern einen rötlichen Schimmer bekommen.

Soweit Chase sehen konnte, hatte sie nicht eine einzige Einkaufstasche bei sich. Verwirrt blieb er stehen. Sie wirkte nicht besonders glücklich oder aufgedreht wie die meisten Frauen, nachdem sie wie verrückt eingekauft hatten, ohne dafür die Rechnungen bezahlen zu müssen.

„Du kommst spät“, wies er sie zurecht. Er fühlte sich unbehaglich, weil sie es geschafft hatte, ihn so durcheinanderzubringen.

„Ich sagte doch, dass es mir leidtut.“ Elena ließ sich von seinem anklagenden Ton und seiner Verärgerung nicht im Mindesten einschüchtern. „Aber ich werde nicht lange brauchen, um mich schön zu machen. Versprochen.“ Sie nahm bereits die Spange aus dem Haar und ging zum Schlafzimmer, wobei sie begann, die Bluse aufzuknöpfen. „In zwanzig Minuten bin ich fertig.“ Sie ließ die Verbindungstür offen, und er konnte sie hin und hergehen und Schubladen und Schranktüren öffnen hören. Dann verschwand sie im Bad, machte die Tür hinter sich zu und stellte die Dusche an.

Auch wenn sie etwas anderes behauptet hatte, ging er davon aus, dass sie mindestens eine Stunde zum Umziehen, für das Make-up und die Frisur brauchen würde. Er kannte keine Frau, die das schneller bewerkstelligen konnte. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass sie dann immer noch gerade rechtzeitig unten im Hotelrestaurant sein konnten. Es würde sehr knapp werden, aber sie könnten es schaffen.

Chase spazierte ins Schlafzimmer, wo er seine Manschettenknöpfe auf der Kommode hatte liegen lassen. Er versuchte, sich nicht Elenas nackten, feuchten und eingeseiften Körper in der großzügig bemessenen Duschkabine vorzustellen. Darin war genug Platz für zwei Personen in einer Vielzahl einfallsreicher Positionen. Er räusperte sich und legte die goldenen, mit Diamanten besetzten Manschettenknöpfe an. Nur weil er verärgert wegen ihrer Verspätung war, bedeutete das nicht, dass er nicht mehr mit ihr schlafen wollte. Wenn sie nicht schon unter Zeitdruck stünden, würde er sich wieder ausziehen und ihr unter der Dusche Gesellschaft leisten, um die ein oder andere Position auszuprobieren.

Weil er befürchtete, der Versuchung doch noch nachzugeben, drehte er sich um, um das Zimmer zu verlassen. Dabei fielen ihm seine Kreditkarte und das Bündel Geldscheine ins Auge, die er Elena morgens ausgehändigt hatte. Sie hatte beides nebeneinander oben auf den Wäscheschrank gelegt. Er nahm die Geldscheine und zählte sie. Es fehlten nur knapp dreißig von den mehreren hundert Dollar, die er ihr gegeben hatte. Nun, dann hatte sie wahrscheinlich nur die Trinkgelder oder Kleinigkeiten mit dem Bargeld und alles andere mit seiner Kreditkarte bezahlt, vermutete er.

Als im Bad das Wasser abgestellt wurde, legte Chase schnell die Geldscheine zurück, denn er wollte Elena nicht wissen lassen, dass er sie nachgezählt hatte. Und da er ihr für den nächsten Tag ohnehin wieder dieselbe Summe und seine Kreditkarte geben würde, konnte er auch beides einfach dort für sie liegen lassen. Aber er war neugierig geworden. Eilig warf er einen Blick auf die Telefonnummer auf der Rückseite der Kreditkarte, prägte sie sich ein und verließ das Schlafzimmer.

Er ging zum Telefon am anderen Ende des Wohnbereichs und ließ sich mit der Kreditkartengesellschaft verbinden. Nachdem die Mitarbeiterin dort seine Identität überprüft hatte, kümmerte sie sich um sein Anliegen. Als er die Antwort erhalten hatte, bedankte er sich und legte mit einem Stirnrunzeln auf. Kein Cent war seinem Konto an diesem Tag in Rechnung gestellt worden. Sein Kontostand war noch derselbe wie vorher, und die letzte Summe, die abgebucht worden war, hatte er selbst ausgegeben.

Jetzt war Chase noch verwirrter. Elena war den ganzen Tag unterwegs gewesen und hatte vermutlich einen Einkaufsbummel gemacht. Dennoch hatte sie nur knapp dreißig Dollar ausgegeben. Er kannte keine Frau, die für knapp dreißig Dollar den ganzen Tag lang einkaufen gehen konnte. Wenn sie also keinen Einkaufsbummel gemacht hatte, wo war sie dann gewesen, und was hatte sie getan?

Bevor er die verschiedenen Möglichkeiten in Gedanken auflisten konnte, ging die Schlafzimmertür auf, und Elena kam heraus. Sie sah aus wie der Fleisch gewordene Traum eines jeden Mannes. Ihr Haar war kunstvoll hochgesteckt. Das lange schwarze Kleid, dessen hoher Seitenschlitz viel von ihren hübschen Beinen zeigte, glitzerte silbrig im Licht der Lampe. Das von einem Träger im Nacken gehaltene Oberteil des Kleides gab den Blick auf zierliche nackte Schultern und einen makellosen Rücken frei. Elena trug nur ein Minimum an Schmuck: zwei Ringe, silberne Ohrringe und eine silberne Halskette mit einem kleinen Amulett, passend zu ihrem Armband. Dazu hatte sie Schuhe mit schwindelerregend hohen Absätzen angezogen, deren Anblick seinen Pulsschlag beschleunigte.

„Zwanzig Minuten, wie versprochen“, sagte sie und drehte sich einmal vor ihm im Kreis.

Der fließende Stoff zeichnete ihre Kurven so verführerisch nach, als wäre sie nackt, und plötzlich wollte Chase lieber mit ihr in der Suite bleiben als ausgehen, damit niemand außer ihm sie so sehen konnte.

„Wie findest du es?“, fragte Elena.

Ihm fielen viele Bezeichnungen ein, die aber alle für empfindsame Ohren oder eine Unterhaltung vor dem Abendessen nicht geeignet waren. Nach dem Abendessen jedoch …

„Du siehst gut aus“, brachte er heraus. Obwohl er wusste, dass sein Gestammel nicht viel Sinn machte, war er zufrieden, überhaupt den Mund aufzubekommen. Sein Gehirn schien plötzlich unter Blutarmut zu leiden.

Er räusperte sich und sah auf die Uhr, um einen Moment Zeit zu gewinnen und sich zu erholen. Elena hatte recht. Sie hatte kaum mehr als zwanzig Minuten gebraucht, um sich fertig zu machen. Dafür hatte er vermutlich schon vier Minuten damit verschwendet, sprachlos und völlig überwältigt herumzustehen, was insgesamt fünfundzwanzig Minuten machte. „Okay. Nun, dann …“ Chase strich über seine Krawatte, ging auf Elena zu und hielt ihr seinen Arm hin. „Können wir gehen?“

Sie nickte und kam ihm auf halbem Weg entgegen.

Er bemerkte den Spitzenschal mit den langen Fransen in ihrer Hand und nahm ihn, um ihn ihr über die Schultern zu legen. „Das Kleid steht dir“, sagte er etwas verspätet.

„Danke.“

Chase öffnete ihr die Tür und ließ sie vorgehen, bot ihr dann wieder seinen Arm an und führte sie zum Lift, dessen glänzende goldene Türen ihr Spiegelbild zurückwarfen. Er konnte nicht anders, als anzuerkennen, dass Elena einfach fantastisch aussah. Groß, umwerfend schön, einfach hinreißend.

Natürlich hatte er gewusst, dass sie schön war, als er ihr dieses Arrangement vorgeschlagen hatte – ein Mann müsste blind sein, um das nicht zu erkennen. Und selbst dann hätte jeder Mann, der etwas von Frauen verstand, allein durch ihre Stimme und die Art, wie sie sich verhielt, eine ziemlich gute Vorstellung von ihrem Charme bekommen.

Er hatte auch gewusst, dass Elena einen guten Eindruck auf seine Geschäftspartner machen würde. Sie war lustig, hatte eine starke Ausstrahlung und wusste, wann sie etwas zum Gespräch beitragen oder besser schweigen sollte, während über Geschäfte diskutiert wurde. Und dass sie eine Augenweide war, war schlichtweg nicht zu bestreiten.

Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass er sich so sehr zu ihr hingezogen fühlen würde. Er war an schöne Frauen gewöhnt. Schließlich war er ein reicher Mann, der es aus eigener Kraft zum Multimillionär geschafft hatte. Das war etwas, was viele Frauen unwiderstehlich fanden.

Mit einigen dieser Frauen hatte er seinen Spaß gehabt. Man könnte auch sagen, er hatte sie benutzt. Etwa, indem er sie um eine Verabredung gebeten hatte, wenn er zu irgendeinem Anlass eine Begleitung gebraucht hatte, und dann mit ihnen ins Bett gegangen war – wozu sie immer gern bereit gewesen waren. Seiner Meinung nach benutzten er und diese Frauen sich gegenseitig. Sie wollten mit ihm zusammen sein und mit ihm gesehen werden, weil er Geld, Macht und Prestige hatte. Die meisten von ihnen, ob sie es nun laut aussprachen oder nicht, hatten die Hoffnung, ihn schließlich vor den Traualtar zu bekommen und sich damit einen reichen Ehemann zu sichern.

Elena gehörte jedoch zu einer völlig anderen Kategorie. Sie schien überhaupt nicht von seinem Geld beeindruckt zu sein. Natürlich war ihre Familie ebenfalls vermögend, aber das waren die Familien von vielen Frauen, mit denen er sich verabredete, ebenfalls gewesen. Doch das hielt diese Frauen nicht davon ab, ihm teure Geschenke abzuschmeicheln oder sie anzunehmen. Die Erlaubnis, mit seiner goldenen Kreditkarte einen Tag lang einkaufen gehen zu können, hätte den meisten von ihnen Freudenschreie entlockt.

Zudem brauchte Elena nicht ewig im Bad oder machte ein großes Theater um ihre Erscheinung – und wenn sie einmal fertig war, war sie fertig. Sie strahlte Selbstvertrauen aus und schien sich in den Kleidern, die sie trug, wohlzufühlen. Es war diese Selbstsicherheit, die Chase fast noch erotischer fand als ihren schlanken Körper und ihre Leidenschaftlichkeit.

Dazu fand er sie schlichtweg faszinierend. Sie tat nie das, was er erwartete, und reagierte nie so auf die Dinge, wie er es sich vorgestellt hatte. Und sie hatte mit seiner Kreditkarte nicht einen verdammten Einkauf getätigt, was ihn verrückt machte, wie er zugeben musste. Er wollte wissen, wo sie den ganzen Tag gewesen war und was sie getan hatte. Er musste es wissen. „So“, murmelte er, als die Türen des Lifts aufgingen, und sie die Kabine betraten. „Was hast du heute so unternommen?“

5. KAPITEL

Elena hielt sich eine Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu verbergen, während sie im Lift wieder nach oben zu ihrer Suite fuhren. Plötzlich spürte sie, dass es ein langer Tag gewesen war. Die zwei Manhattans, an denen sie während des Abendessens genippt hatte, hatten sie auch nicht gerade munterer gemacht.

„Müde?“ Chase strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte.

Sie lächelte ihn kurz an. Es war erstaunlich, wie wohl sie sich nach nur so kurzer Zeit in seiner Gesellschaft fühlte, und es beunruhigte sie. Sie hatte erwartet, ihre Beziehung würde kühl und geschäftsmäßig sein. Intim zwar, aber nüchtern und zweckbetont. Stattdessen gingen sie locker und freundlich miteinander um. Sie mochte das. Was ihr jedoch am meisten zu schaffen machte, war, dass es ihr vielleicht ein bisschen zu sehr gefiel. „Etwas“, antwortete sie.

Chase strich über ihren Hals und ließ seine Hand dann zu ihrem Nacken gleiten, wo er sanft die verspannten Muskeln massierte. „Du musst einen anstrengenden Tag gehabt haben.“

Es war nicht das erste Mal, dass er herauszufinden versuchte, was sie unternommen hatte. Aber bislang hatte sie es vermieden, ihm darauf eine klare Antwort zu geben. Nicht, dass es ein Geheimnis wäre, aber ihr war einfach nicht danach, es ihm zu erzählen. Chase hatte ihr einen Batzen Geld und eine Kreditkarte in die Hand gedrückt, und ihr gesagt, sie solle sich beschäftigen, während er arbeitete. Nun, das hatte sie getan – ohne mehr als knapp dreißig Dollar von seinem Geld ausgegeben zu haben. Da sie ihn nur für eine kurze Fahrt mit dem Taxi und einen Salat zum Mittagessen hatte aufkommen lassen, ging es nur sie etwas an, womit sie sich beschäftigt hatte.

Als offensichtlich wurde, dass sie ihm nicht antworten würde, fuhr Chase fort: „Wenn wir zurück in die Suite kommen, werde ich dir helfen, dein Kleid auszuziehen, und dann legen wir uns ins Bett.“

„Nur um zu schlafen?“, neckte Elena ihn.

„Nur um zu schlafen“, versicherte Chase ihr. Dann grinste er, und seine Augen funkelten verheißungsvoll. „Es sei denn, du bist noch an etwas anderem interessiert.“

Hitze stieg in ihr auf. Das war auch etwas, das sie überraschte. Es kam ihr nicht wie eine Pflicht vor, mit zu schlafen. Sie war gern mit ihm zusammen und freute sich schon darauf, die Nacht in seinen Armen zu verbringen. Allein der Gedanke daran ließ ihr Herz höher schlagen.

„Was schwebt dir da vor?“, fragte Elena, als die Türen des Lifts sich öffneten, und sie auf den Gang traten. Plötzlich wich ihre Müdigkeit einer erwartungsvollen Erregung.

„Oh, ich weiß nicht.“ Chase nahm ihren Arm, während sie langsam auf die Suite zugingen. „Wir hatten beim Abendessen keinen Nachttisch. Also sollten wir uns vom Zimmerservice vielleicht etwas Süßes kommen lassen.“ Er öffnete mit der Zimmerkarte das Schloss. „Erdbeeren und Champagner?“, schlug er vor und hielt Elena die Tür auf. „Ich könnte den Saft der Früchte von deinem Kinn schlecken und den Champagner aus deinem Bauchnabel trinken. Oder Eis mit heißer Schokoladensoße. Ich habe gehört, dass heiße Schokoladensauce noch besser schmeckt, wenn man sie von der nackten Haut einer schönen Frau kostet.“

Wenn Elena nicht schon vorher in Stimmung gewesen wäre, hätten die Fantasien, die er durch seinen Vorschlag geweckt hatte, sie ganz sicher in Erregung versetzt. Sie erschauerte, als sie sich vorstellte, wie er mit der Zunge über ihre Haut strich. Ebenso prickelnd war der Gedanke, dass sein Mund nach Schokolade und Eiscreme schmecken würde, wenn er sie danach leidenschaftlich küsste.

„Also, was ziehst du vor?“, fragte Chase, während Elena das Zimmer durchquerte. „Willst du noch ein Dessert genießen oder sofort ins Bett gehen?“

Sie drehte sich zu ihm um und sah, dass er mit vor der Brust verschränkten Armen nur einige Schritte entfernt neben der geschlossenen Tür lehnte. Er wirkte entspannt und dennoch dynamisch und kraftvoll. Ein Blick auf ihn genügte ihr, um zu wissen, dass sie in dieser Nacht auf keinen Fall so bald zum Schlafen kommen würden. Aber das hieß ja nicht, dass sie sich nicht zuerst einen kleinen Spaß mit ihm erlauben konnte.

„Ich würde gern sofort ins Bett gehen.“ Elena täuschte ein Gähnen vor. Sie begann die Haarnadeln aus ihrer Frisur zu lösen und beobachtete, wie der selbstzufriedene Ausdruck auf Chases Gesicht verschwand. Seine Reaktion amüsierte sie, doch sie wollte ihn nicht zu lange zum Narren halten.

Sie schüttelte den Kopf, ließ ihr Haar über den Rücken fallen und fügte hinzu: „Mit den Erdbeeren, dem Champagner und einem Eisbecher mit heißer Schokoladensoße. Den Eisbecher mit Nüssen darauf, bitte.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte auf das Schlafzimmer zu, sein breites Lächeln entging ihr jedoch nicht.

Elena wäre nicht überrascht gewesen, wenn Chase sich wie ein Raubtier auf sie gestürzt hätte. Es war eine herrliche Vorstellung, sich gegenseitig die Kleider vom Leib zu reißen und sich wild und leidenschaftlich auf dem Boden zu lieben. Sie meinte, seine Hände und seine Lippen überall auf ihrem Körper zu spüren, und war sicher, sie würden beide schnell einen heftigen Höhepunkt haben. Vermutlich würden sie sich dabei die Haut an dem rauen Teppich aufschürfen, doch das wäre ihr egal.

Einen Moment lang überlegte sie, was sie tun konnte, damit diese Fantasie Realität wurde, doch es fiel ihr nichts ein. Sie war nicht daran gewöhnt, Männer zu verführen. Noch weniger wusste sie, wie man einen Mann dazu veranlasste, sich wild auf einen zu stürzen.

Also begnügte sie sich damit, den Verschluss ihres Kleides im Nacken zu öffnen. Das Oberteil des Kleides, rutschte herunter, und sie bedeckte mit einem Arm notdürftig ihre nackten Brüste. „Du wirst alles ins Schlafzimmer bringen, wenn es da ist, Chase, oder?“, fragte sie so verführerisch, wie sie konnte. Ohne auf seine Antwort zu warten, verließ sie den Wohnraum und machte die Tür hinter sich zu. Ihr Herz raste. Sie hatte so etwas noch nie vorher getan – einen Mann geneckt und versucht, ihn auf Touren zu bringen und ins Bett zu locken.

Jetzt würde sie ihr unausgesprochenes Versprechen einlösen müssen. Sie eilte durch das Zimmer und zog sich dabei aus. Auf dem Weg ins Bad entledigte sie sich der Strapse und der Seidenstrümpfe und ließ sie zusammen mit ihrem schwarzen Slip auf dem Boden liegen.

Im Bad putzte Elena sich schnell die Zähne, wusch sich das Gesicht und kämmte ihr Haar. Sie tupfte sich etwas Parfüm hinter jedes Ohr und auf die Handgelenke, lief zurück zum Bett und sprang mit einem Satz auf die hellen Laken aus Satin. Eilig stopfte sie sich zwei Kissen in den Rücken und versuchte, eine sexy und verführerische Pose einzunehmen. Sie rief sich Aufnahmen von Marilyn Monroe, Jane Russell und Anna Nicole Smith ins Gedächtnis, um sich von ihnen inspirieren zu lassen, und zog die Decke erst bis über die Taille, dann bis über die Brüste. Schließlich warf sie die Decke wieder zur Seite. Sie beugte die Knie nach links, dann nach rechts, reckte einen Arm nach oben und streckte sich dann versuchsweise auf dem Bett aus.

Als sie hörte, dass der Türknauf sich bewegte, zuckte sie panisch zusammen und erstarrte in der erstbesten Position, die sie auf die Schnelle einnehmen konnte. Sie schloss halb die Augen und hoffte, dass Chase nicht bemerkte, wie nervös sie war. Er sollte denken, dass sie es sich auf dem Bett bequem gemacht hatte und nur darauf wartete, von ihm verwöhnt zu werden.

Die Tür ging auf, und Chase schob den Servierwagen herein, auf dem eine Schale mit Erdbeeren, eine Magnumflasche Champagner auf Eis, zwei Sektgläser und ein sehr großer Eisbecher standen.

Normalerweise fing Elenas Magen beim Anblick so köstlich aussehender Speisen regelmäßig an zu knurren, aber im Moment war sie viel zu aufgeregt und zu neugierig darauf, was Chase mit ihr anstellen würde, um auch nur den leisesten Anflug von Hunger zu spüren.

Chase verschlang sie förmlich mit Blicken. Seine blauen Augen schienen sich zu verdunkeln.

Offensichtlich gefällt ihm was er sieht, dachte Elena und erschauerte wohlig. Sie setzte sich aufrecht hin, wobei sie darauf achtete, einen schläfrigen und lässigen Eindruck zu erwecken. „Hm“, murmelte sie, „das sieht gut aus.“

„Ja.“ Chase sah sie bedeutungsvoll an. „Das tut es.“

Einen Moment sah es so aus, als hätte Chase die Köstlichkeiten auf dem Servierwagen ganz vergessen, doch dann nahm er die Champagnerflasche und ließ den Korken knallen. Er goss Champagner in die beiden Gläser und reichte Elena eines davon, gefolgt von der Schale mit den Erdbeeren. „Gut?“, fragte er und nahm sich auch eine Erdbeere.

„Köstlich.“

Chase nahm einen großen Schluck Champagner, stellte sein Glas und die Schale mit den Erdbeeren ab und begann sich auszuziehen. Als er nackt war, zog er den Servierwagen mit den Desserts heran und kam zu Elena ins Bett. „Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen.“

Er schob sie sanft zurück auf die Kissen, und sie machte es sich bequem, während Chase damit begann, ihren Bauchnabel mit Schlagsahne zu verzieren.

Elena zuckte zusammen und schrie leise auf. Ihr erster Impuls war, die kalte Sahne wieder von ihrer nackten Haut zu wischen, doch Chases glühender Blick erinnerte sie an das Spiel, das sie spielten. Also atmete sie tief ein, entspannte sich und ließ sich tiefer in die Kissen sinken. Sie war bereit, ihn mit dem klebrigen Dessert tun zu lassen, was er wollte.

Chase lächelte in Anbetracht ihrer Kapitulation, und als er ihre Brustspitzen, die Oberschenkel und ihren Bauch mit der Eiscreme dekorierte und Schokoladensoße darauf verteilte, musste Elena ihre ganze Beherrschung aufbieten, um sich nicht zu winden. Anschließend nahm er die Maraschinokirsche und platzierte sie auf dem Sahnetupfer auf ihrem Bauchnabel.

„So.“ Chase stellte den Becher mit dem restlichen Eis wieder auf den Servierwagen und setzte sich zurück, um sein Werk zu begutachten. „Perfekt.“

Elena stieß ein kehliges Lachen aus. Etwas Vanilleeis begann zu schmelzen und lief zwischen ihre Oberschenkel. „Es ist kalt.“

„Hm.“ Chase rückte näher. „Mal sehen, was ich tun kann, um für mehr Hitze zu sorgen.“

Seine tiefe Stimme und der entschlossene Ausdruck in seinen Augen jagten ihr einen Schauer über den Rücken, und sie bekam eine Gänsehaut.

Chase beugte sich über sie, leckte einen Tropfen Schokoladensoße von ihrem Bauch und strich mit der Zunge bis zu ihren Brüsten hinauf.

Elena wand sich unter seinen Liebkosungen, bog sich ihm entgegen und hob automatisch die Arme, um ihn zu umarmen.

„Ah, ah“, warnte Chase sie. „Du darfst mich nicht berühren. Noch nicht.“ Er umfasste ihre Handgelenke und legte ihre Arme über ihren Kopf. „Lass dich fallen und genieß es.“

Das ist leichter gesagt als getan, dachte Elena, denn Chase leckte nun langsam und genüsslich die Sahne von einer ihrer Brustspitzen. Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut aufzustöhnen, als er sich der anderen Brust widmete und diesmal in einem Zug die Sahne aufschleckte. Sie krallte die Hände in die Kissen unter ihrem Kopf, denn sie war so erregt, dass sie es kaum mehr aushielt.

„Chase, bitte …“

„Bald“, flüsterte er, drückte kleine Küsse auf ihren Bauch und leckte die Schokoladensoße von ihrer Haut, während er sich weiter nach unten schob. „Sehr bald.“ Er schleckte die Sahne von ihrem Bauchnabel, ließ die Kirsche aber als Verzierung zurück Dann glitt er tiefer, schob ihre Oberschenkel auseinander und begann, von der Eiscreme dazwischen zu kosten.

Dabei beließ er es jedoch nicht, sondern hob Elenas Beine hoch, legte sie auf seine Schultern und fing an, sie ausgiebig mit Mund und Zunge zu verwöhnen. Nun konnte Elena ein lustvolles Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Sie schob ihre Hände in sein Haar und krallte sich fest – um ihn wegzuziehen oder um ihn festzuhalten, das wusste sie selbst nicht. Als er seine Liebkosungen auf ihre empfindsamste Stelle konzentrierte, wurde sie von einer Woge der Lust erfasst und verlor sich in einem berauschenden Höhepunkt. Ihr Körper zuckte ekstatisch, und sie rang nach Atem.

Mit einem zufriedenen Lächeln hob Chase schließlich den Kopf. Er beugte sich über sie, nahm den Stiel der Maraschinokirsche, die noch immer auf ihrem Bauchnabel lag, zwischen die Zähne, schob sich auf Elena und führte die Kirsche an ihren Mund.

„Nein.“ Elena schnappte heftig nach Luft und schloss die Augen. „Ich kann nicht mehr.“

„Sicher kannst du.“ Er hielt immer noch den Stiel der Kirsche zwischen den Zähnen. „Mach den Mund auf.“

Mit einem halb erschöpften und halb erwartungsvollen Seufzer öffnete Elena den Mund, sodass er die Kirsche hineinfallen lassen konnte.

„Mach ihn zu.“

Sie tat es, und er zog am Stiel und löste so den Stein aus der Kirsche.

„Kauen“, ordnete Chase an.

Maraschinokirschen gehörten zu ihren Lieblingssüßigkeiten, und Elena stöhnte genussvoll, als der Geschmack sich in ihrem Mund entfaltete.

„Jetzt mach den Mund wieder auf“, sagte Chase mit weicher, heiserer Stimme.

Sie befolgte seine Anweisung, und er küsste sie tief und leidenschaftlich. Zu ihrer Überraschung kehrten ihre Kräfte langsam wieder zurück. Sie legte die Arme um seine Schultern.

Chase lehnte sich etwas zurück und strahlte sie an. „Das war der beste Eisbecher mit Schokoladensoße, den ich jemals gekostet habe. Ich will nie wieder ein Eis nur mit einem Löffel essen.“

Elena lachte leise. Sie wusste nicht, ob sie noch eine erotische Kostprobe wie diese überleben würde. Aber sie war absolut sicher, dass Eisbecher mit Schokoladensoße künftig eine ganz neue Bedeutung für sie haben würden. Sie würde nie mehr einen Eisbecher sehen können, ohne sich an diesen Abend und all die Dinge zu erinnern, die Chase Ramsey mit Sahne, Eiscreme, Schokoladensoße und seiner Zunge tun konnte.

„Aber wir sind noch längst nicht fertig.“ Er strich zärtlich über ihr Kinn und knabberte verspielt an ihrem Ohrläppchen. Während er sie weiter liebkoste, angelte er in der Schublade des Nachttisches nach einem Kondom und streifte es sich über. Dann schob er ihre Beine auseinander und drang mit einer geschmeidigen Bewegung ein.

Elena seufzte zufrieden. Noch vor wenigen Augenblicken hatte sie gedacht, vorerst keine Lust mehr empfinden zu können, aber sie hatte seine Überzeugungskunst unterschätzt.

Diesmal nahm Chase keine Rücksicht, indem er sie neckte und hinhielt. Stattdessen liebte er sie mit schnellen, harten Bewegungen und umfasste ihren Po, um sie noch näher an sich zu ziehen. Beide rangen heftig nach Atem bei diesem wilden Tanz.

Elena schlang die Beine fest um seine Taille. „Chase“, seufzte sie.

„Elena.“ Chase steigerte seinen Rhythmus noch, und Elena gab jeden Versuch auf, sich zurückzuhalten. Sie drängte sich ihm entgegen, feuerte ihn an und schrie ihre Lust heraus. Mit einer letzten, heftigen Bewegung ließ Chase sich aufstöhnend auf sie sinken. Elena musste über die völlige Entspannung lächeln, die seinen Körper erschlaffen ließ. Sie konnte fühlen, wie das Herz in seiner Brust heftig klopfte – genau wie ihres.

Sie hätte ihn gern noch länger in den Armen gehalten, doch Chase löste sich schon bald von ihr, legte sich auf den Rücken und streckte die Arme und Beine weit aus, wobei er weiterhin schwer atmete. „Du wirst noch mein Tod sein, Elena“, meinte er mit einem tiefen Seufzer und sah sie an. „Aber ich werde als glücklicher Mann sterben.“

Bevor sie etwas erwidern konnte, stand er auf, ging ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Elena wurde sich plötzlich ihrer Nacktheit bewusst. Sie erhob sich und eilte zur Kommode, um ein Nachthemd herauszuholen. Nachdem sie es angezogen hatte, betrachtete sie sich im Spiegel. Ihre Wangen waren rosig angehaucht, ihre Haut schien zu strahlen, und ihre Lippen wirkten leicht geschwollen. Das war kein Wunder, denn schließlich war sie so leidenschaftlich und heiß geküsst worden wie noch nie zuvor. Sie strich sich gerade durch ihr zerzaustes Haar, als die Badezimmertür aufging und Chase herauskam. Er war immer noch nackt. Sein Anblick genügte, um ihren Puls zu beschleunigen. Plötzlich fühlte sich das seidige Nachthemd rau auf ihrer Haut an.

„Meinetwegen hättest du dir nichts anziehen müssen“, erklärte er.

Elena lächelte ein bisschen nervös. „Ich bin es nicht gewohnt, nackt herumzuliegen.“

„Zu dumm.“ Er ging zu ihr und blieb direkt vor ihr stehen. Dann legte er einen Finger unter ihr Kinn und hob es leicht an, sodass sie ihm in die Augen sehen musste. „Ich wäre auf der Stelle dazu bereit, dafür zu zahlen, um dich so zu sehen, wenn ich müsste. Außerdem sind wir mit unserem Dessert noch nicht ganz fertig. Wir haben immer noch Champagner und Erdbeeren, um uns damit zu vergnügen.“

Elena lachte leise, und als sie das heiße Verlangen in seinen Blicken sah, erschauerte sie. Sie schob die Daumen unter die dünnen Träger des Nachthemds und zog sie langsam von ihren Schultern. „Es ist nur ein winziges Stück Seide. Wenn du willst, kannst du es mir im Handumdrehen ausziehen.“

Chase hob die Brauen. „Wirklich?“ Er schob die Träger weiter herunter und enthüllte Elenas Brust. Dann ließ er sie los und das Nachthemd glitt zu Boden. „Jetzt sieh dir das an.“ Er tat erstaunt. „Du bist schon wieder nackt. So gefällst du mir am besten.“

Elena schrie überrascht auf, als er sie hochhob und sich über die Schulter warf. „Chase, was tust du da?“

„Ich werde zum Neandertaler“, antwortete er, trug sie zum Bett und ließ sie auf die große Matratze fallen. Dann schnappte er sich den Champagner, kam zu ihr und sich auf sie setzte, sodass Elena zwischen seinen Schenkel gefangen war.

„Diesmal will ich herausfinden, wie Champagner schmeckt, wenn ich ihn aus deinem Bauchnabel schlürfe“, erklärte er mit vielsagendem Blick.

„In Ordnung.“ Bereit, für diesen Mann noch einmal Teil des Desserts zu sein, streckte sie sich aus. „Solange ich dasselbe bei dir tun kann.“

6. KAPITEL

Am nächsten Morgen stand Chase sehr früh auf und verließ leise das Schlafzimmer, da Elena noch schlief. Er schloss die Tür hinter sich, damit er sie nicht störte, dann nahm er sein Handy und verlegte alle Termine, die er an diesem Tag hatte. Das war nicht einfach in Anbetracht der Tatsache, dass es so früh am Morgen war und die meisten Büros seiner Geschäftspartner noch nicht besetzt waren. Viele der Treffen waren schon Wochen im Voraus vereinbart worden, und neue Termine mussten gefunden werden, aber als Elena aus dem Schlafzimmer kam, hatte er es geschafft. Er hatte einen freien Tag vor sich und konnte seinen Plan in die Tat umsetzen.

Elena trug ein sexy grünes Nachthemd mit passendem Negligé, das ihre smaragdgrünen Augen betonte. Obwohl er darauf brannte, sie mit seinem Plan zu überraschen, versuchte er sein Bestes, um sich wie üblich zu verhalten. Er trank Kaffee und las die Zeitung. Als sie ihn drängte, etwas zu frühstücken, murrte er, aß aber die Hälfte des Omeletts, das sie ihm auf den Teller legte. Eine Stunde später stand er auf und erklärte, er habe wieder bis zum Abendessen zu tun, und forderte sie auf, in die Stadt zu gehen und auf seine Kosten ihren Spaß zu haben. Zusammen mit der goldenen Kreditkarte überreichte er ihr das Bündel Geldscheine, das sie am Abend zuvor auf den Wäscheschrank gelegt hatte.

Chase verließ das Apartment und fuhr zwar mit dem Lift in die Lobby, aber anstatt das Hotel zu verlassen, versteckte er sich hinter einer Reihe Spielautomaten. Dort hatte er den Eingang im Blick, ohne selbst gesehen zu werden. Er musste länger warten, als er gedacht hatte. Es dauerte über eine Stunde, bis Elena endlich in die Lobby kam und auf den Ausgang zustrebte.

Sie trug eine lässige gelbe Leinenhose, ein farblich passendes, eng anliegendes Top mit weiten Ärmeln und braune Schuhe. Und sie hatte eine große Einkaufstasche bei sich.

Chase folgte ihr, hielt aber genügend Abstand, um nicht von ihr entdeckt zu werden. Vor dem Hotel hielt Elena kurz inne, um ihre Sonnenbrille aufzusetzen, dann marschierte sie im strahlenden Sonnenschein los. Er hatte den Eindruck, dass sie endlos lange unterwegs waren, und kam in seinem teuren Designeranzug ziemlich ins Schwitzen.

Da er auf einer Ranch in Texas aufgewachsen war, war er an Hitze und schweißtreibende Arbeit gewöhnt. Obwohl er es vorzog, in der Stadt zu leben, genoss er es immer noch, seinen Eltern oder seinem Bruder auf deren Ranch zu helfen. Dann striegelte er Pferde, erntete Heu oder reparierte Zäune und hatte Spaß daran, den Tag unter freiem Himmel zu verbringen. Aber normalerweise tat er all dies nicht in einem italienischen Anzug, der mehr gekostet hatte als der Lieblingssattel seines Bruders.

Er befürchtete, dass er aufgeben und sich ein Taxi zurück ins Hotel nehmen musste, wenn Elena nicht bald dort ankommen sollte, wo sie hinwollte. Doch dann betrat sie eines der Geschäfte, und er atmete auf. Also kauft sie schließlich doch noch ein, dachte er und warf von außen einen Blick durch das Schaufenster ins Ladeninnere. Verwirrt stellte er fest, dass es keine schicke Boutique war, sondern ein Geschäft in dem es Kinderspielzeug und Süßigkeiten gab. Elena sah sich die Auslagen an und zeigte der Verkäuferin dann die Dinge, für die sie sich entschieden hatte.

Was zum Teufel macht sie denn da, überlegte Chase. Er beobachtete, wie die Verkäuferin den großen Stapel Spielzeug neben die Kasse legte und dann nach Elenas Anweisung Bonbons und andere Süßigkeiten in mehrere Tüten füllte. Anschließend gab sie alle Beträge in die Kasse ein, und Elena reichte ihr zum Bezahlen eine Kreditkarte. Es war nicht seine goldene Kreditkarte, also musste es ihre eigene sein. Sie packte alles in ihre große Einkaufstasche und winkte der Verkäuferin beim Verlassen des Geschäfts noch einmal zu.

Eilig versteckte Chase sich im Eingangsbereich des Ladens daneben. Jetzt rief Elena ein Taxi herbei, und einen Moment befürchtete er, er würde ihre Spur verlieren. Als er dann selbst ein Taxi erwischt hatte, kam er sich vor wie in einem schlechten Krimi. „Folgen Sie dem Wagen!“, befahl er und gab dem Fahrer einen Hundertdollarschein, um sich einen dummen Kommentar zu ersparen.

Nach einigen Minuten Fahrt hielt Elenas Taxi vor einem grauen Backsteingebäude. Chase beobachtete aus sicherer Entfernung, wie Elena ausstieg und neben dem geschlossenen Tor unter dem Zaun hindurchschlüpfte. Er bat den Taxifahrer auf ihn zu warten, und folgte ihr, um zu sehen, was sie vorhatte.

Als er näher kam sah er, dass sie nicht in das Gebäude gegangen war, sondern auf einer Bank vor einem roten Picknicktisch aus Plastik am Rand des Spielplatzes eines Schulhofes saß. Er beobachtete, wie Kinder aller Altersstufen sich um sie versammelten. Elena lächelte und lachte und unterhielt sich sehr gestenreich mit den Kindern. Sie schien für jedes Kind ein nettes Wort zu haben. Ab und zu strich sie einem der Jungen und Mädchen über die Wange, griff nach einem Arm oder strich einem Kind über den Kopf. Sie wirkte glücklich, ausgelassen und gelöst. Schließlich packte sie ihre Einkäufe aus.

Chase brauchte einen Moment, bis er realisierte, dass die Kinder sehr leise waren, und dass Elenas Gesten nicht ihrer übersprudelnden Laune zuzuschreiben war. Sie unterhielt sich in der Gebärdensprache, die Kinder waren taub. Dennoch ging sie ganz selbstverständlich mit ihnen um. Er sah sich um und entdeckte an der Gebäudefront ein Schild. Es handelte sich um eine Schule für taubstumme Kinder.

Chase schnappte nach Luft. Er wollte das nicht sehen. Er wollte nicht einmal etwas davon wissen. Abrupt drehte er sich zu dem Taxi um, das auf ihn wartete, dann blickte er zurück auf den Schulhof. Die Kinder liebten Elena, liebten die Geschenke, die sie ihnen mitgebracht hatte, und die Aufmerksamkeit, die sie ihnen widmete, das war nicht zu übersehen.

Schlagartig wurde ihm klar, warum ihm das nicht gefiel: Es war der offensichtliche Beweis dafür, dass Elena nicht mehr das oberflächliche, egoistische Mädchen war, das er vor fast zwanzig Jahren gekannt hatte.

Aufgewühlt stürmte Chase zurück zum Taxi und wies den Fahrer an, ihn zum Hotel zu bringen. Während der Fahrt kämpfte er mit seinen widersprüchlichen Empfindungen. Er wollte Elena nicht als süße, rücksichtsvolle Frau sehen, die die Gebärdensprache beherrschte. Es passte ihm nicht, dass sie die Zeit in Las Vegas lieber damit verbrachte, behinderten Kindern eine Freude zu bereiten, als auf seine Kosten einen Einkaufsbummel zu machen.

Hatte er jemals eine Frau getroffen, die sich so verhalten hatte? Seine Mutter und seine Schwägerin vielleicht, aber die zählten nicht. Wie sollte er sich ihr gegenüber verhalten, wenn sie am Abend ins Hotel kam? Er würde ihr nie wieder gegenübertreten können oder sie berühren können, ohne diese Szene auf dem Schulhof vor sich zu sehen.

Weil Chase am Tag vorher wegen ihrer Verspätung so aufgebracht gewesen war, kehrte Elena diesmal früher zurück. Außerdem hatte sie geschwitzt und sehnte sich nach einer langen Dusche. Zu ihrer Überraschung war die Suite leer, als sie ankam. Sie hatte erwartet, Chase an seinem Laptop oder beim Umziehen vorzufinden. Aber er war nicht da und hatte ihr auch keine Nachricht hinterlassen, wo er war und wann er zurückkommen würde. Deshalb nahm sie an, dass eins seiner Meetings länger gedauert hatte als geplant.

Sie ging unter die Dusche und kam erfrischt ins Schlafzimmer zurück. Sie hatte ein Handtuch um ihre nassen Haare geschlungen, ein weiteres um sich gewickelt und über ihrer Brust festgesteckt und summte selbstvergessen vor sich hin. Sie bemerkte Chase erst, als sie aufsah. Er stand neben dem akkurat gemachten Bett, und sie zuckte zusammen.

„Meine Güte, hast du mich erschreckt“, sagte sie mit einem kleinen Lachen.

Sein Anblick ließ ihr einen Schauer über den Rücken rieseln. Er sah unglaublich gut aus in seinem dunkelblauen Anzug. Sie liebte seine blauen Augen, die sie so intensiv ansehen konnten, und seinen Mund, den er nur selten zu einem Lächeln verzog.

„Du hättest an die Badezimmertür klopfen oder rufen sollen, als du zurückgekommen bist. Dann hätte ich gewusst, dass du da bist.“ Sie ging zur Kommode und zog eine Schublade auf, um Unterwäsche auszusuchen. „Ich werde nicht lange brauchen, um mich fertig zu machen.“

„Bemüh dich nicht“, meinte er kalt.

Elena hatte gerade überlegt, für welchen Slip sie sich entscheiden sollte. Sie hielt konsterniert inne. „Wie bitte?“ Seine abweisende Haltung und sein barscher Ton irritierten sie, doch sie sagte sich, dass sie sein seltsames Verhalten nicht überbewerten durfte. Chase Ramsey war kein besonders warmherziger Mensch. Vielleicht hatte er einen schlechten Tag gehabt und ließ seinen Unmut jetzt an ihr aus. „Es steht doch ein weiteres Abendessen für heute auf dem Programm, richtig? Willst du nicht, dass ich deine Geschäftspartner beeindrucke?“ Sie lächelte und machte eine verführerische Bewegung mit den Hüften.

Chase blieb distanziert und abweisend. „Ich habe ein Geschäftsessen“, erwiderte er schließlich in so kaltem Ton, dass ihr fröstelte. „Deine Anwesenheit ist nicht erforderlich.“ Als er aus dem Schlafzimmer ging, ließ er so viel Abstand zwischen ihnen wie nur möglich. „In ein paar Stunden werde ich zurück sein.“

Elena war sprachlos und rührte sich nicht vom Fleck. Sie hörte, wie er die Tür der Suite hinter sich zuknallte, und wusste, dass sie allein war. Warum, in aller Welt, hatte Chase plötzlich entschieden, dass er sie nicht als Begleiterin brauchte? Schließlich war das seiner Aussage nach der Grund für dieses Arrangement gewesen.

Was war mit ihm los? Natürlich konnte er hart und abweisend sein. Manchmal war er auch distanziert und sogar ein wenig grausam – zumindest ihr gegenüber. Sie wusste zwar nicht, wie er sich in Gegenwart seiner Familie und seiner Freunde verhielt, aber ihr war klar, weshalb er sie so behandelte und dass sie das wohl auch verdiente.

Seit sie in Las Vegas zusammen diese Luxussuite bewohnten, hatte sein Verhalten sich allerdings verändert. Sie hatte den Eindruck gehabt, er lehnte sie nicht mehr so strikt ab und genoss ihre Gesellschaft sogar.

Bei ihr war es ähnlich. Auch ihre Gefühle für ihn hatten sich verändert. Zwar würde sie nicht so weit gehen zu sagen, dass sie in ihn verliebt war, denn sie war nicht sicher, ob es möglich war, sich in einen Mann zu verlieben, der sich an einem rächen wollte, aber sie war froh darüber gewesen, dass er sie dazu erpresst hatte, seine Geliebte zu werden. Sie bezweifelte, dass sie sonst je die Chance gehabt hätten, zusammenzukommen. Und nachdem sie nun so viel Zeit mit Chase verbracht hatte, musste sie sich eingestehen, dass sie sich durchaus vorstellen konnte, eine Beziehung mit ihm zu haben.

Offensichtlich hatte er andere Vorstellungen. So, wie er sie gerade behandelt hatte, wäre sie nicht überrascht, wenn es nicht nur um das Abendessen ginge. Vielleicht wollte er sie überhaupt nicht mehr um sich haben. Elena schluckte und legte ihren Slip wieder in die Schublade. Dann ging sie ins Bad und schlüpfte in einen der weichen Frotteebademäntel, die das Hotel zur Verfügung stellte.

Bisher hatte sie sich immer für die sexy Nachthemden und Morgenmäntel entschieden, die sie mitgebracht hatte. Alles, was sie eingepackt hatte, war sexy, weil sie angenommen hatte, Chase würde erotische Sachen bevorzugen. Nun, zur Hölle mit ihm! Von jetzt an würde sie das anziehen, was sie wollte und was bequem war, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob es ihm gefiel. Vermutlich würde er sie ohnehin nicht mehr anfassen. Sie nahm sich vor, ihm einen Tritt dorthin zu versetzen, wo es besonders wehtat, falls er es noch einmal versuchen sollte.

Sie ging ins Wohnzimmer, entdeckte auf der Menükarte des Zimmerservices verschiedene kleine Gerichte, die ihren Appetit weckten, und bestellte sie alle. Ha! Sie hatte seine goldene Kreditkarte nicht benutzt, aber sie würde ganz sicher dafür sorgen, dass die Zimmerrechnung in die Höhe schnellte. Den Rest des Abends machte sie es sich auf dem Sofa bequem und zappte sich durch die Fernsehprogramme. Nichts fand ihr Interesse, und sie konnte das brennende Gefühl der Leere in ihrem Magen nicht beseitigen – ganz egal, wie viel sie aß.

Gegen neun Uhr hörte Elena, wie Chase draußen mit seiner Karte die Tür der Suite öffnete. Nur sehr widerwillig bereitete sie sich darauf vor, ihm zu begegnen. Einen Moment lang erwog sie, ins Bad zu flüchten und sich darin einzuschließen, aber das wäre feige, und sie wollte kein Feigling sein. Sie wollte einfach in nächster Zeit nichts mehr mit ihm zu tun haben.

Es kostete sie große Willenskraft, sich nicht umzudrehen und ihn böse anzusehen, als er das Zimmer betrat. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den TV-Bildschirm und tat so, als wäre sie völlig in den Krimi vertieft, der dort gezeigt wurde. Je näher Chase dem Sofa kam, desto stärker schien ihre Haut zu kribbeln, doch sie weigerte sich immer noch, ihn zur Kenntnis zu nehmen.

„Elena“, sagte er nach einem Moment. Seine Stimme klang angespannt, aber Elena reagierte nicht. „Elena“, wiederholte er diesmal weicher. „Willst du mich nicht wenigstens ansehen?“

Sie biss die Zähne zusammen, um zu verhindern, dass ihr eine verletzende Bemerkung herausrutschte, und stellte stattdessen mittels Fernbedienung den Fernsehton lauter.

„Verdammt, Elena!“

Chase beugte sich zu ihr herunter und geriet nun zum ersten Mal in ihr Blickfeld. Er nahm ihr die Fernbedienung weg und warf sie auf den Sessel neben dem Sofa, wo sie aus ihrer Reichweite war.

Elena konnte ihre Wut kaum noch im Zaum halten. Sie stand auf und marschierte auf das Schlafzimmer zu. Sie wollte nur noch weg. Kurz bevor sie die Tür erreicht hatte, hatte Chase sie eingeholt und hielt sie am Arm fest. Sie setzte an, um ihm gehörig die Meinung zu sagen, doch er wirbelte sie herum, schob sie mit dem Rücken an die nächste Wand und presste seine Lippen auf ihren Mund.

Mit einem empörten Seufzer versuchte sie, ihn wegzuschieben, und wand sich, um ihm zu entkommen, doch Chase verstärkte seinen Griff und drückte sie mit seinem Körper gegen die Wand. Nach und nach küsste er sie weniger hart und fordernd, und versuchte, sie dazu zu verführen, seinen Kuss zu erwidern. Erneut seufzte Elena, aber diesmal, weil sie kapitulierte. Sie umfasste seine Schultern, zog ihn näher an sich und schlang ein Bein um einen seiner Schenkel. Er umfasste ihre Taille, schmiegte sich an sie und liebkoste ihr Kinn, den Hals und ihre Ohren.

„Es tut mir leid“, keuchte er. „Ich habe mich vorhin wie ein Schuft benommen. Ich hatte schlechte Laune und habe sie an dir ausgelassen. Das hätte ich nicht tun dürfen. Entschuldige.“

Elena war so benommen vor Erregung, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen und sich kaum noch daran erinnern konnte, was er vor ein paar Stunden zu ihr gesagt hatte, oder wie wütend sie deswegen auf ihn gewesen war.

„Verzeihst du mir?“

Chase löste den Gürtel ihres Bademantels. Elena war nackt darunter, und die Luft kühlte ihre erhitzte Haut. Er streichelte sie und sog an ihren empfindsamen Brustspitzen, und sie seufzte auf und strich ihm durch das Haar.

Wie konnte sie sich ihm verweigern, wenn es ihm gelang, ihr Blut mit einem einzigen Kuss in geschmolzene Lava zu verwandeln und sie völlig verrückt zu machen?

„Ja“, sagte sie atemlos. „Ja, ja.“

Chase widmete sich erneut ihren Brüsten, und Elena ließ den Kopf gegen die Wand sinken und genoss seine Berührungen. Schnell öffnete er seine Hose und hob Elena hoch. Sie legte ihre Beine um seine Taille, und er drang ein.

Elena biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut vor Vergnügen aufzuschreien. Sie verschränkte die Füße hinter seinem Rücken, bog sich ihm entgegen und gab sich den lustvollen Empfindungen hin, die Chase in ihr auslöste.

Was für ein Mann! Er kam ihr einfach unglaublich vor. Er hatte so viel Kraft und Selbstvertrauen. Kein Mann hatte jemals eine derartige Wirkung auf sie gehabt. Und sie bezweifelte, dass irgendjemand jemals wieder eine solche Wirkung auf sie haben würde.

Sie hörte ihn schwer und heftig atmen, spürte ihn in sich und gab ihre Zurückhaltung auf, als die Anspannung fast unerträglich wurde. Sie erlebte einen ekstatischen Höhepunkt, der Chase mitriss. Sie klammerten sich aneinander, rangen nach Luft und sanken dann langsam an der Wand hinunter auf den Boden.

Nach einer Weile lachte Chase leise. Er setzte sich etwas bequemer hin, legte den Arm um Elenas Schultern und zog sie an sich. „Jetzt verstehe ich, wieso Sex als Mittel zur Versöhnung einen so sensationellen Ruf genießt. Vielleicht können wir später wieder einen Streit anfangen und das wiederholen.“

Erschöpft lachte Elena auf. Sie war überzeugt, dass sie nie wieder genug Energie haben würde, um sich zu streiten oder so wild übereinander herzufallen. Sie glaubte nicht mal, dass sie es schaffen würde, an diesem Abend noch auf ihren eigenen Beinen ins Schlafzimmer zu kommen.

7. KAPITEL

Chase stand in der Ecke eines riesigen Ballsaals und schob unsicher die Hände in die Hosentaschen. Die Erwachsenen liefen in dem Gewühl hin und her, lachten, tranken und kosteten von den Häppchen und Käsewürfeln, die gereicht wurden. Das große, teure Haus war von oben bis unten weihnachtlich mit Stechpalmenzweigen, Glöckchen, Engeln, Weihnachtskugeln und Mistelzweigen dekoriert.

Er hasste all das. Wenn seine Mom und sein Dad ihn nicht gedrängt hätten, zu dieser blöden Party in diesem blöden alten Haus zu gehen, könnte er jetzt zu Hause vor dem Fernseher sitzen oder sich mit seinem Bruder in der Scheune nützlich machen.

Aber durch Gespräche seiner Eltern, die er mitgehört hatte, hatte er erfahren, dass es mit der Familie in letzter Zeit finanziell aufwärts ging. Victor Sanchez hatte seinen Vater für die Arbeit mit den Pferden engagiert und bezahlte ihn gut dafür. Laut seiner Mutter wäre es also unhöflich gewesen, die Einladung zu der großen Weihnachtsparty im Haus der Familie Sanchez nicht anzunehmen.

Aber er konnte immer noch nicht einsehen, warum er und Mitch hatten mitkommen müssen. Wenn seine Eltern sich hier einschmeicheln und einen guten Eindruck machen wollten, war das okay, aber für ihn war es nichts als Zeitverschwendung. Die wenigen Teenager, die sonst noch da waren, sahen wie hochnäsige Snobs aus und benahmen sich auch so. Einige von ihnen kannte er aus der Schule. Anders als er und sein Bruder, gehörten sie zur angesagten Clique.

Nicht, dass Chase sich beschwerte. Er mochte sein Leben auf der Ranch, wo er seinem Vater bei jeder sich bietenden Gelegenheit bei der Arbeit half. Wenn es nach ihm ginge, würde er die Schule schmeißen und den Tag lieber damit verbringen, mit den Tieren zu arbeiten und seinen Lieblingshengst Skywalker zu reiten. Dabei musste er auch keinen lächerlichen Anzug tragen – mit einem Schlips, der ihn fast strangulierte. Er versuchte den Knoten zu lockern, um besser atmen zu können.

Es gab nur eine Person hier, die ihn interessierte. Und das war Mr. Sanchez’ Tochter, Elena. Sie war ein oder zwei Jahre jünger als er, und er sah sie ab und zu in der Schule. Aber sie bewegten sich definitiv nicht in denselben Kreisen. Denn im Gegensatz zu den Ramseys waren die Sanchez’ reich. Elena Sanchez war schön und beliebt.

Er war zwar auch nicht gerade hässlich, aber die Mädchen wollten nicht mit Jungen zusammen sein, die ausgeblichene Jeans, staubige Stiefel und zerknautschte Cowboyhüte trugen. Das hieß natürlich nicht, dass Jungen, die ausgeblichene Jeans und Stetsons trugen, es nicht genossen, hübsche Mädchen in ihren teuren Kleidern anzusehen. Und er hatte Elena oft beobachtet – auch wenn er das niemals freiwillig zugeben würde.

Er atmete tief durch. In der Schule hatte er nie den Mut aufgebracht, zu ihr zu gehen, doch auf einer Weihnachtsparty konnte er es vielleicht wagen. Jeder hier war in Feierstimmung und daher offener und ansprechbarer als sonst. Also, vielleicht …

Er sah sich um und machte ein paar zögerliche Schritte in ihre Richtung. Seine Eltern unterhielten sich am anderen Ende des Raums mit einem anderen Paar. Sein Bruder tanzte zur Musik eines kleinen Orchesters mit einem älteren, attraktiven Mädchen auf der Tanzfläche in der Mitte des Ballsaals.

Und drüben, wo es den Punsch gab, stand Elena mit einigen ihrer Freundinnen, die ihm ebenfalls bekannt vorkamen. Er glaubte, dass ihre Vornamen Tisha, Leslie, Stephanie und Candy waren. Ihre Nachnamen kannte er nicht. Sie gehörten zur Clique, die im Country Club verkehrte.

Er ging um die Menschentraube herum, mit eher schleppenden Schritten statt voller Selbstvertrauen. Sein Bruder war derjenige, der sich mit Mädchen leichter tat. Chase mochte Mädchen natürlich auch sehr gern, und meistens beruhte das auf Gegenseitigkeit, aber diese Mädchen gehörten dann eher zum Typ Wildfang und waren für ihn mehr Kumpel als Freundinnen.

Elena war definitiv kein Wildfang, aber sie war das erste Mädchen, das er zum Tanzen auffordern würde – wenn er es denn jemals schaffte, tatsächlich zu ihr zu gehen. Er war jetzt am Buffet angekommen und nur noch einen Meter von ihr entfernt. Ein Mann stieß ihn im Vorbeigehen an, ohne sich bei ihm zu entschuldigen. Das ist typisch, dachte Chase. Wenn du nicht zu ihnen gehörst und keinen Namen trägst, der nach Reichtum und Macht klingt, dann nehmen sie dich nicht einmal wahr.

Er schüttelte den Gedanken ab, nahm die Hände aus den Hosentaschen und machte noch ein paar Schritte.

Autor

Barbara McCauley
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