Traumreise nach Paris

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Jacks Rache ist süß! Dass die hübsche Floristin Mattie absichtlich die Blumensendungen samt Karten vertauscht, die er vier Frauen schicken wollte, geht ihm entschieden zu weit. Okay, dann muss Mattie ihn eben auf seinem traumhaften Trip nach Paris begleiten …


  • Erscheinungstag 18.01.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733745035
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Aber dieser Mann ist ein unverbesserlicher Frauenheld, Mom!“, rief Mattie aufgebracht. Ihre dunklen blauen Augen blitzten, und ihr zartes Gesicht schien zu glühen. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Haar knistern und im nächsten Moment anfangen, Funken zu sprühen, so empört war sie.

„Urteilst du da nicht etwas vorschnell?“, erwiderte ihre Mutter. „Wir wissen doch beide, wie oft du dich schon in einem Menschen getäuscht hast.“ Dann wurde ihre Stimme sanft. „Oder reagierst du etwa so heftig, weil du diese Geschichte mit Richard noch nicht überwunden hast?“

Aber Mattie wollte jetzt nicht daran denken, wie sehr sie von Richard gedemütigt worden war. Drei Monate nachdem sie sich kennengelernt hatten, hatte er ihr plötzlich eines Tages gesagt, sie könnten sich nicht mehr sehen, weil er verlobt sei und in einigen Tagen heiraten würde.

„Obwohl er nach allem, was du mir über ihn erzählt hast, mit seinen Gefühlen tatsächlich etwas freigebig umzugehen scheint“, gab ihre Mutter zu.

„Etwas, Mom? Er hat vier Freundinnen gleichzeitig. Vier!“, wiederholte Mattie angewidert. „Und drei von ihnen sind offensichtlich sogar verheiratet.“

„Dann sollten sie es besser wissen und sich mehr ihren Ehemännern widmen“, bemerkte ihre Mutter kritisch. „Alleinstehende Männer denken oft, sie seien umso sicherer, je mehr Beziehungen sie haben.“

„Sicher wovor, Mom?“

„Vor dem Heiraten.“

„Welche Frau, die halbwegs bei Verstand ist, würde denn einen solchen Mann heiraten wollen? Er ist ein … ein unersättlicher Schürzenjäger.“

„Wenn es nach mir ginge, sollte man ihn an den Pranger stellen und öffentlich auspeitschen“, erklang plötzlich eine amüsierte, unverkennbar männliche Stimme von der offenen Tür her.

Mattie errötete verlegen und wagte nicht, sich umzudrehen. Aber wie hätte sie denn auch ahnen können, dass jemand ihnen zuhörte? Und dann auch noch ein Mann! Sie war ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie am Sonntag im Büro ihrer Mutter ungestört sein würden.

Ihre Mutter hingegen schien überhaupt nicht verlegen. Sie stand von ihrem Schreibtisch auf und schenkte dem Besucher ein charmantes Lächeln. „Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?“

„Mrs. Crawford? Ich bin Jack Beauchamp“, stellte der Mann sich vor. „Ich hatte gestern angerufen und mich erkundigt, ob Sie meinen Hund nächstes Wochenende beherbergen können. Sie meinten, ich solle vorbeikommen und mich erst mal bei Ihnen umsehen. Hier bin ich.“

Mattie wurde blass. Der unerwartete Besucher war also ein Kunde, der seinen Hund in der Hundepension ihrer Mutter unterbringen wollte.

„Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen“, fügte er hinzu. „Sie sagten, ich könne heute Nachmittag vorbeikommen, trotz des Sonntags.“

Mattie schluckte trocken. Sie hatte sich noch nie so unbehaglich gefühlt.

„Ja, sicher, Mr. Beauchamp“, erwiderte ihre Mutter freundlich. „Ich führe Sie gern herum und zeige Ihnen, wie gut die Tiere bei uns versorgt sind. Wenn ich mich richtig erinnere, haben Sie einen Bearded Collie?“

Typisch Mom, dachte Mattie. Hunde gingen ihr nie aus dem Kopf, doch ihre Besitzer interessierten sie nicht.

„Er heißt Harry“, bestätigte Jack Beauchamp. „Aber wenn Sie gerade beschäftigt sind, kann mir gerne auch Ihre Mitarbeiterin alles zeigen.“

Mitarbeiterin? Ja, so sehe ich wahrscheinlich aus, gestand sich Mattie ein. Sie trug ausgeblichene Jeans und ein altes T-Shirt, genau die richtige Kleidung, um in den Zwingern zu arbeiten – was sie an den Sonntagen häufig tat, wenn sie sich nicht um ihren Laden zu kümmern brauchte.

Sie atmete tief durch, bevor sie sich umdrehte – und den attraktivsten Mann vor sich stehen sah, der ihr jemals begegnet war. Er war Anfang dreißig, groß, schlank, und hatte kurzes dunkles Haar und Lachfältchen um die auffallend dunklen braunen Augen. Eine Farbe wie geschmolzene Schokolade, musste sie unwillkürlich denken. Sein Blick schien unergründlich – und war zugleich so sanft wie eine zarte Liebkosung.

Sein markantes Gesicht war ausdrucksvoll und sonnengebräunt. Die festen Lippen machten den Eindruck, als würde er viel lachen, und seine Nase sah aus, als wäre sie schon einmal gebrochen gewesen. Das Kinn allerdings wirkte, wie man so sagt, energisch. Er trug dunkelblaue Jeans und ein einfaches schwarzes T-Shirt. Alles in allem sah er beeindruckend aus, entspannt und lebenslustig.

„Selbstverständlich zeige ich Ihnen gern alles“, bestätigte Mattie schließlich. Ihre Stimme klang kühl. „Sie haben ganz richtig bemerkt, dass meine Mutter im Moment sehr beschäftigt ist.“

„Verstehe.“ Jack Beauchamps Augen funkelten belustigt.

Anscheinend amüsierte ihn ihr dezenter Hinweis, dass sie nicht einfach eine Mitarbeiterin war. Ob er sich für seinen Irrtum entschuldigen würde? Nein, und er machte nicht einmal eine höfliche Bemerkung in der Art, dass ihm die ausgeprägte Ähnlichkeit zwischen ihr und ihrer Mutter hätte auffallen müssen. Er stand nur da und sah aus, als fände er die ganze Situation komisch.

„Aber Mattie, ich …“

„Nein, mach du ruhig mit deiner Arbeit weiter“, unterbrach Mattie ihre Mutter, bevor sie ausreden konnte. „Ich bin sicher, Mr. Beauchamp und ich kommen gut allein zurecht.“

Ihre Mutter sah sie fragend und zugleich etwas besorgt an. Ja, ich bin in genau der richtigen Stimmung, einem so selbstherrlichen Mann wie Jack Beauchamp einen kleinen Dämpfer zu verpassen, gestand sich Mattie ein. Ihre Mutter schien das bemerkt zu haben und befürchtete nun wohl, Mattie könnte ihren Kunden vergraulen.

Mattie verstand ihre Sorge. Ihre Hundepension hatte im vergangenen Jahr schwierige Zeiten durchgemacht, weil sich immer mehr Leute privat als „Hundesitter“ anboten. Leute, die keine Vorstellung davon hatte, dass dieser Job harte Arbeit bedeutete und man rund um die Uhr für seine Schützlinge da sein musste.

Das „Waudorf-Astoria“ – der Name war eine Anspielung auf das berühmte Luxushotel Waldorf-Astoria in New York – sollte etwas ganz Besonderes sein und alle anderen Hundepensionen übertreffen. Dass ihrer Mutter das gelungen war, würde sie Jack Beauchamp jetzt demonstrieren. Ja, ich werde mein Bestes tun, um ihn für Mom als Kunden zu gewinnen, nahm sich Mattie vor.

„Wenn Sie mir folgen wollen, Mr. Beauchamp, dann zeige ich Ihnen, wie unsere vierbeinigen Gäste untergebracht sind“, forderte sie ihn auf und bemerkte, wie ungewohnt gestelzt sie klang. Wahrscheinlich lag es daran, dass ihr die Situation noch immer peinlich war.

„Sie brauchen nur zu pfeifen, Miss Crawford, und ich folge Ihnen überallhin.“

„Wie bitte?“, fragte sie fassungslos. Hatte er wirklich gesagt, was sie zu hören gemeint hatte? Er hatte so leise gesprochen, dass ihre Mutter nicht einmal etwas bemerkt zu haben schien.

„Ich sagte, dass das Wetter sehr angenehm ist, seit der Wind zu pfeifen aufgehört hat“, antwortete Jack Beauchamp, und wieder funkelten seine dunklen Augen belustigt.

Tatsächlich schien er sich vom ersten Moment an insgeheim über sie zu amüsieren. Und dass er nun behauptete, nur etwas über das Wetter gesagt zu haben, machte sie sprachlos.

„Nach Ihnen, Mr. Beauchamp“, sagte Mattie kühl, als er ihr die Tür aufhielt.

„Ladies first“, widersprach er und verbeugte sich gespielt förmlich.

„Danke, aber bei uns ist der Kunde König und hat den Vortritt.“

„Das mag ja sein, Miss Crawford, aber meine Erziehung gebietet mir, niemals vor der Dame durch eine Tür zu gehen.“

„Und meine gebietet mir … Ach, egal!“ Um das sinnlose Hin und Her zu beenden, machte sie einen Schritt auf die Tür zu und wollte hinausgehen. Im selben Moment entschloss sich Jack Beauchamp, das Gleiche zu tun. Und so kam es, wie es kommen musste: Sie stießen zusammen. Unwillkürlich registrierte sie seinen festen, muskulösen Körper, dann war sie an ihm vorbei und stand in der Frühlingssonne.

„Tut mir leid“, entschuldigte sich Mattie, nachdem er ihr ins Freie gefolgt war.

„Mir war es ein Vergnügen“, erwiderte er mit einem entwaffnenden Lächeln.

Ein Vergnügen? Hatte er die Situation etwa absichtlich provoziert? Das würde sie ihm durchaus zutrauen. Aber sie musste auch zugeben, dass die Berührung keineswegs unangenehm gewesen war. Überrascht stellte sie fest, dass ihre Haut noch immer seltsam prickelte …

„Zum Glück ist hier draußen Platz genug, dass wir uns nicht gegenseitig auf die Füße treten müssen“, hörte sie sich sagen und registrierte die Frostigkeit in ihrer Stimme.

„Ich werde besser aufpassen“, versprach er mit einem schalkhaften Lächeln und folgte ihr den von wuchernden Blumenbeeten gesäumten Weg entlang, der zu dem Nebengebäude führte, in dem die Hunde untergebracht waren. „Sie kommen mir irgendwie bekannt vor, Miss Crawford. Kann es sein, dass wir uns schon mal begegnet sind?“

Sie atmete tief durch. Wollte Jack Beauchamp mit ihr flirten, oder hatte er sie tatsächlich schon einmal gesehen? Wie auch immer, sie durfte sich nicht anmerken lassen, was sie von ihm hielt, sonst würde er seinen Hund bestimmt nicht im „Waudorf-Astoria“ unterbringen. Und schließlich brauchte ihre Mutter jeden Kunden, den sie bekommen konnte.

„Dass wir uns in denselben gesellschaftlichen Kreisen bewegen, möchte ich bezweifeln“, erwiderte Mattie ausweichend.

„Ich bewege mich nicht in den sogenannten Kreisen“, konterte er. „Außerdem bin ich mir sicher, Ihnen auch nicht auf einer Party oder bei einem anderen gesellschaftlichen Ereignis begegnet zu sein.“ Er betrachtete ihr zartes Gesicht, als würde er darin nach etwas suchen. „Sie kommen mit nur irgendwie vertraut vor“, fügte er hinzu und zuckte dann die Schultern.

„Das muss ein Irrtum sein.“ Sie setzte ein gespieltes Lächeln auf und senkte dann den Blick, um sich ihre wahren Empfindungen nicht anmerken zu lassen. Jack Beauchamp konnte die Bemerkung interpretieren, wie er wollte. Entweder, dass sie sich noch nie begegnet waren, oder dass sie sich nicht an ihn erinnerte, weil er sie nicht beeindruckt hatte. Letzteres stimmte natürlich ganz und gar nicht. Er war mehr als beeindruckend, er war umwerfend.

Und sie wusste, wer er war.

„Hier entlang“, sagte sie und schloss die Tür des Nebengebäudes auf. Sofort begannen die Hunde, aufgeregt zu bellen.

„Das Gebäude ist natürlich beheizt, und alle Räume sind mit pflegeleichtem Teppich ausgelegt“, erklärte Mattie, während sie den Gang zwischen den Zwingern entlangging. Ab und zu blieb sie stehen und streichelte einen der Hunde durch den Maschendraht. „Für Hunde, die nicht gern auf dem Boden liegen, haben wir sogar Sessel. Die Schlafkörbe und Decken werden natürlich für jeden neuen Gast gereinigt und desinfiziert. Es ist uns aber auch durchaus recht, wenn Sie Korb und Decke Ihres Lieblings mitbringen wollen.“

Da sie ihrer Mutter schon seit Jahren an den Wochenenden half, traf sie im Umgang mit Kunden mittlerweile mühelos den richtigen Ton. Die Unterbringung im „Waudorf-Astoria“ war nicht billig, und Jack Beauchamp sollte wissen, was er für sein Geld bekommen würde.

„Für diejenigen unserer Gäste, die nicht auf ihre gewohnten Seifenopern verzichten wollen, stellen wir auch Fernseher bereit“, scherzte sie. „Wie Sie sehen, Mr. Beauchamp, sind …“

Doch dann bemerkte sie, dass er ihr nicht gefolgt war, sondern immer noch vor dem Zwinger am Eingang stand und die Labradorhündin darin musterte. Die wedelte begeistert mit dem Schwanz und hatte die Schnauze durch den Maschendraht geschoben, um sich streicheln zu lassen.

Mattie ging zurück und kraulte die Hündin liebevoll. „Das ist Sophie“, erklärte sie Jack Beauchamp. „Sie ist wirklich ein ganz braves Tier.“

„Sie sieht prächtig aus.“ Sichtlich angetan von der schönen Hündin, zeigte er ein sympathisches Lächeln. „Und zutraulich ist sie auch.“

So wirkt er beinahe jungenhaft – und noch attraktiver, stellte Mattie fest. Sie spürte, wie ihr Herz schneller zu pochen begann.

„Das ist sie bei jedem“, erwiderte sie und empfand ihre Worte selbst als unhöflich und abweisend. Ich muss mich zusammennehmen, dachte sie. Verflixt, warum fand sie Jack Beauchamp bloß so attraktiv, obwohl sie Männern wie ihm sonst gar nichts abgewinnen konnte?

„Sophie hofft auf ein neues Zuhause“, sagte sie und versuchte, ihrer Stimme jetzt einen verbindlichen Klang zu geben. „Ihr Besitzer ist vor drei Monaten gestorben, und seine Angehörigen wollen sie nicht bei sich aufnehmen. Sie wollten Sophie einschläfern lassen, deshalb ist sie noch hier. Meine Mutter würde es niemals übers Herz bringen, ein gesundes Tier töten zu lassen.“ Sie lächelte. „Dabei hat sie inzwischen schon vier Hunde. Aber das Tierheim ist ja auch keine Lösung, denn dort droht den Hunden dasselbe Schicksal, wenn sich kein neuer Besitzer findet.“

„Wie traurig, dass die Leute sie nicht nehmen wollten.“ Jack Beauchamp schob die Hand durch den Maschendraht und kraulte Sophie hinter dem Ohr.

„Ja.“ Darin stimmte Mattie voll und ganz mit ihm überein. „Wenn Sie jetzt mitkommen wollen …“ Sie schlug wieder den sachlichen, geschäftsmäßigen Ton an. „Dann zeige ich Ihnen einen leeren Zwinger, damit Sie sehen können, wo Ihr Harry – so heißt er doch, stimmt’s? – unterkommt, wenn Sie sich entscheiden, ihn bei uns zu lassen.“

Mittlerweile hoffte sie, er würde es nicht tun, auch wenn ihre Mutter dringend auf Einnahmen angewiesen war. Sie hatte versprochen, ihr während des Osterwochenendes zu helfen, und das hieß, dass sie Jack Beauchamp dann unweigerlich wieder begegnen würde.

„Das ist tatsächlich eine luxuriöse Unterkunft“, sagte Jack Beauchamp, als er sich wenig später in den Sessel des leeren Zwingers fallen ließ.

„Hunde sind der beste Freund des Menschen, deshalb verdienen sie unserer Meinung nach das Beste vom Besten“, erklärte Mattie.

„Das sehe ich auch so“, stimmte er zu und stand auf. „Harry wird es hier gefallen. Es klingt vielleicht merkwürdig, aber ich habe ihn noch nie weggegeben, seit ich ihn als Welpen bekommen habe. Und er ist immerhin schon sechs Jahre alt.“

Ihr gefiel, was er sagte. Da sie mit Tieren aufgewachsen war, begegnete sie ihnen mit der gleichen Zuneigung wie ihre Mutter. Zweifelsohne liebte Jack Beauchamp seinen Hund sehr. Egal, wie er sonst sein mochte.

„Es wird Harry bei uns gut gehen“, versicherte sie ihm. „Ich zeige Ihnen jetzt die Außenzwinger. Jeder Hund hat einen eigenen.“ Sorgsam schloss sie ab, nachdem sie nach draußen gegangen waren. „Natürlich werden die Hunde täglich auch ausreichend ausgeführt“, fügte sie rasch hinzu, damit er nicht glaubte, die Tiere würden einfach nur eingesperrt und sich selbst überlassen.

Jack Beauchamp lächelte anerkennend. „Die Hundepension Ihrer Mutter ist luxuriöser als manches Hotel, das ich kenne.“

„Das hören wir oft“, bestätigte Mattie. Natürlich wusste sie, dass ihre Mutter viel Geld in den Bau der Zwinger investiert hatte, und auch der Unterhalt kostete einiges. Aber es lohnte sich durchaus, ein „Fünf-Sterne-Hotel“ für Hunde zu betreiben. Die Besitzer sahen sofort, dass ihre geliebten Vierbeiner hier in den besten Händen waren, wie sich jetzt wieder einmal zeigte.

„Erledigt Ihre Mutter alles allein, oder hat sie Hilfe?“, erkundigte er sich, als sie zum Büro zurückgingen.

„Sie muss nicht alles allein machen“, antwortete Mattie ausweichend. „Wie gefällt Ihnen übrigens die Umgebung hier, Mr. Beauchamp? Sie ist wunderschön, stimmt’s? So ländlich, obwohl es gar nicht weit nach London ist.“ Sie hoffte, er würde nicht merken, dass sie das Thema absichtlich wechselte. Aber es ging ihn nun wirklich nichts an, ob sie ihrer Mutter nur ab und zu oder regelmäßig half.

„Ja, etwas so Schönes habe ich lange nicht mehr gesehen“, bestätigte er mit leiser Stimme.

Sie sah ihn an und stellte fest, dass er weder die Landschaft noch die üppige Blumenpracht der Beete entlang des Weges betrachtete, sondern sie, Mattie. Er kann es anscheinend wirklich nicht lassen, mit mir zu flirten, dachte sie aufgebracht.

„Jetzt überlasse ich Sie meiner Mutter, damit Sie die Einzelheiten mit ihr besprechen können“, verkündete sie energisch und führte ihn ins Büro.

Matties Mutter sah von den Papieren auf, die vor ihr auf dem Schreibtisch ausgebreitet lagen. „Ich hoffe, es sagt Ihnen zu, Mr. Beauchamp“, sagte sie und lächelte ihn an.

„Durchaus“, bestätigte er und lächelte ebenfalls. „Und reden Sie mich doch bitte nicht so förmlich mit Mr. Beauchamp an. Nennen Sie mich einfach Jack.“

„Sehr gerne, Jack! Ich heiße Diana.“

Mom ist im Gegensatz zu mir völlig unbefangen, stellte Mattie erstaunt fest. Natürlich war ihre Mutter gut zehn Jahre älter als Jack Beauchamp, aber welche Frau – egal, in welchem Alter – hätte nicht bemerkt, wie umwerfend attraktiv er war? Allerdings wusste sie, dass ihre Mutter kein großes Interesse an Männern hatte. Sie war seit zwanzig Jahren verwitwet und behauptete immer, sie habe ihren Mann zu sehr geliebt, um jemals wieder Zuneigung für einen anderen empfinden zu können.

„Darf ich fragen, wie Sie vom ‚Waudorf-Astoria‘ erfahren haben, Jack?“, erkundigte sich ihre Mutter interessiert. „Hat jemand uns empfohlen? Oder haben Sie eine unserer Anzeigen in einer Zeitung entdeckt?“

„Nein, es war auf Grund eines seltsamen Zufalls: Ich fand eine Ihrer Visitenkarten in meiner Firma, habe allerdings keine Ahnung, wie sie dorthin gelangt sein könnte.“

Mattie tat so, als würde sie sich plötzlich brennend für die Fotos interessieren, die an der Wand neben dem Schreibtisch hingen. Sie hoffte, dass weder ihre Mutter noch Jack Beauchamp merkten, wie verlegen sie plötzlich war.

„Wie sich jetzt zeigt, war es nicht nur ein seltsamer Zufall, sondern offensichtlich ein Glücksfall“, fügte er lächelnd hinzu.

„Das freut mich für Sie, Jack“, erwiderte Matties Mutter. Und es freute sie, dass der eigenartige Zufall ihr einen unerwarteten Kunden beschert hatte.

„Wie ich Ihrer Tochter vorhin schon erzählte, habe ich bisher noch nie daran gedacht, Harry in einer Hundepension unterzubringen – nicht einmal in einer so luxuriösen wie Ihrer, Diana. Es war einfach noch nie nötig, aber am kommenden Wochenende fliege ich mit meiner Familie nach Paris. Es bleibt niemand hier, der sich wie sonst, wenn ich auf Reisen bin, um Harry kümmern könnte. Ich weiß, dass ich mich sozusagen erst im allerletzten Moment um seine Unterbringung bemühe, Diana. Aber ich habe den Gedanken an die Trennung so lange wie möglich verdrängt.“

Familie? wiederholte Mattie im Stillen. Welche Familie? War Jack Beauchamp etwa gar kein Junggeselle, wie sie angenommen hatte, sondern verheiratet?

„Es ist nie leicht, wenn man seinen Hund zum ersten Mal in andere Hände gibt“, versicherte Diana ihm einfühlsam. „Aber keine Sorge, Jack. Ich verspreche Ihnen, dass wir uns sehr gut um Harry kümmern. Falls …“

„Entschuldigt mich bitte“, unterbrach Mattie ihre Mutter unvermittelt. „Ich habe noch einiges zu erledigen.“ Sie spürte auf einmal, dass sie es nicht länger aushalten konnte, mit Jack Beauchamp in einem Raum zu sein.

Allerdings stand er noch immer genau vor der Tür und versperrte ihr den Weg. Eine rasche Flucht war somit unmöglich.

„Danke, dass Sie mich herumgeführt und mir alles gezeigt haben, Miss Crawford“, sagte er höflich. „Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.“

„Das Vergnügen war ganz meinerseits“, erwiderte Mattie ebenso höflich, wenn auch nicht ganz ehrlich. Dass er ihr nicht anbot, ihn beim Vornamen zu nennen, ärgerte sie, obwohl sie seinen Namen wohl kaum über die Lippen gebracht hätte.

Jack Beauchamp lächelte, und seine dunklen Augen funkelten wieder belustigt. Anscheinend merkte er, wie pikiert sie war, übergangen worden zu sein.

„Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Miss Crawford.“

Mattie hoffte das Gegenteil, obwohl kaum Chancen bestanden, dass sich ihre Hoffnung erfüllen würde.

„Vermutlich nächstes Wochenende, falls Sie Harry bei uns lassen“, erwiderte sie spitz. „Würden Sie mich jetzt bitte entschuldigen!“ Sie warf ihm einen auffordernden Blick zu, denn er hatte sich keinen Millimeter bewegt und stand ihr noch immer im Weg.

„Ja, natürlich.“ Mit einer zuvorkommenden Geste trat er einen Schritt beiseite.

Mattie flüchtete sich förmlich nach draußen und atmete tief durch. Drinnen hatte sie plötzlich das Gefühl gehabt zu ersticken.

Das also war Jack Beauchamp! Natürlich war er sehr attraktiv, das musste sie zugeben. Und man konnte ihn sogar charmant nennen, wenn man ignorierte, wie durchdringend er einen ständig ansah. Ihrer Mutter jedenfalls schien er zu gefallen, allerdings vertraute sie schnell anderen Menschen und mochte beinahe jeden. Wie hatte sie letztes Jahr von ihrer jungen Aushilfe geschwärmt, die sie dann bestohlen hatte. Nein, wenn Mom jemand mag, dann ist das nicht gerade eine verlässliche Empfehlung, dachte Mattie.

Als sie die Visitenkarten des „Waudorf-Astoria“ unauffällig in den Büros von „JB Industries“ verteilt hatte, hatte sie ja nicht ahnen können, dass Jack Beauchamp höchstpersönlich hier auftauchen würde.

Sobald er weg ist, werde ich Mom einiges erklären müssen, dachte Mattie und seufzte bedrückt. Denn der Mann, den sie vorhin empört als „unverbesserlichen Frauenheld“ und „Schürzenjäger“ beschimpft hatte, war kein anderer als ausgerechnet Jack Beauchamp.

2. KAPITEL

„Ein außerordentlich charmanter Mann“, meinte Matties Mutter, als Jack wenig später in seinem roten Sportwagen vom Grundstück fuhr und sie ihm nachwinkte.

Mattie schnitt ein Gesicht. Sie war ganz anderer Meinung, und plötzlich wurde ihr klar, dass sie ihrer Mutter wohl würde erklären müssen, warum sie von Jack Beauchamp nicht sehr viel hielt.

„So ungezwungen und freundlich, obwohl er offensichtlich reich ist“, schwärmte ihre Mutter weiter. „Er trägt die Nase nicht oben, hätte dein Großvater gesagt, Mattie. Jack hat Harry für das lange Wochenende zu Ostern angemeldet, womit wir beinahe ausgebucht sind. Ich muss zugeben … Aber was hast du denn?“

Mattie war hundeelend zu Mute, weil sie diesen „außerordentlich charmanten Mann“ erst eine Stunde zuvor ganz anders beschrieben hatte. Sie wich zwar keinen Deut von ihrer früheren Meinung ab, dennoch würde es peinlich werden, zu erklären, wer Jack Beauchamp wirklich war.

Sie atmete tief durch, um sich Mut zu machen. „Ich wusste nicht, dass man seinen Namen ‚Bietscham‘ ausspricht“, begann sie zögernd. „Andernfalls hätte ich …“ Ja, was? Egal, wie man den Namen aussprach, es änderte nichts daran, dass Jack Beauchamp nicht nur vier Freundinnen gleichzeitig hatte, sondern auch noch Frau und Kinder, wie sie jetzt wusste!

„Mattie?“ Argwöhnisch runzelte ihre Mutter die Stirn. „Was hast du angestellt?“

„Angestellt?“, wiederholte Mattie mit unnatürlich hoher Stimme und räusperte sich. „Wieso glaubst du, ich hätte etwas angestellt?“ Es war, wie sie nun merkte, nicht leicht, ihrer Mutter alles zu gestehen.

„Ich kenne dich doch“, erwiderte Diana beunruhigt. „Du gerätst ständig in die Patsche. Also, was hättest du gemacht, wenn du gewusst hättest, wie man den Namen Beauchamp ausspricht?“, hakte sie nach.

Alles wäre ganz anders gekommen, wenn sie im Terminkalender Jonathan Beauchamp von „JB Industries“ anstelle des Namens entdeckt hätte, den ihre Mutter einfach so notiert hatte, wie sie ihn am Telefon gehört hatte: Bietscham.

„Eigentlich ist es egal, aber … ach, Mom, du hast recht: Ich habe etwas wirklich Dummes angestellt“, gestand Mattie kleinlaut.

Falls Jack Beauchamp herausfand, was sie getan hatte, würde er seinen Hund bestimmt nicht einmal in die Nähe des „Waudorf-Astoria“ bringen.

„Möchtest du darüber reden, Mattie?“, fragte ihre Mutter mit sanfter Stimme. Sie war seit Jahren an die unüberlegten Handlungen ihrer Tochter gewöhnt, denen stets schnell Zerknirschung folgte.

Nein, eigentlich wollte Mattie ganz und gar nicht darüber reden, aber sie hatte keine andere Wahl. „Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig.“

„Soll ich uns Kaffee oder Kakao machen?“, erkundigte sich ihre Mutter.

Kaffee tranken sie bei kleineren Katastrophen, Kakao bei den wirklich schlimmen.

„Ich fürchte, diesmal brauchen wir ein Glas Whisky“, antwortete Mattie niedergeschlagen.

Ihre Mutter zog die Brauen hoch. So zerknirscht hatte sie Mattie noch nie erlebt, obwohl es im Verlauf der letzten Jahre zu genügend Beichten gekommen war, denn allzu oft nur handelte Mattie spontan aus dem Bauch heraus und dachte erst anschließend nach.

„Dann gehen wir besser ins Haus“, schlug ihre Mutter vor.

Mattie folgte ihr zögernd. Sie wusste, dass die kommenden Minuten alles andere als angenehm werden würden. Auch weil ihre Mutter vorhin richtig vermutet hatte, dass sie, Mattie, wohl vor allem wegen Richards Hinterhältigkeit mit solcher Heftigkeit reagiert hatte.

An ihrer Meinung über Jonathan Beauchamp änderte das natürlich nichts. Aber sie hätte sich sicher anders verhalten, wenn Richard sie nicht so verletzt hätte.

Statt Whisky einzuschenken, machte ihre Mutter Tee, und sie tranken ihn am Tisch in der behaglichen Küche. Die vier Hunde strichen ihnen liebevoll um die Beine.

„Und? Was hast du mir zu sagen, Matilda-May?“

Mattie, die schweigend in den Teebecher geblickt hatte, fuhr zusammen. „Bitte, nenn mich nicht bei diesem Namen, Mom. Es war wirklich nicht nett von euch, mich so zu taufen. Nur weil deine Mutter Matilda und Dads Mutter May hieß, musstet ihr doch nicht gleich …“

Autor

Carole Mortimer
<p>Zu den produktivsten und bekanntesten Autoren von Romanzen zählt die Britin Carole Mortimer. Im Alter von 18 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Liebesroman, inzwischen gibt es über 150 Romane von der Autorin. Der Stil der Autorin ist unverkennbar, er zeichnet sich durch brillante Charaktere sowie romantisch verwobene Geschichten aus. Weltweit...
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