Übergekocht!

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Liebe ist kein Beinbruch! Oder doch? Wades Gipsbein ist schuld daran, dass Laura bei ihm als Haushälterin jobbt. Beharrlich ignoriert er, wie heftig es zwischen ihnen knistert. Bis Laura sich mit einem anderen verabredet! Plötzlich brennt Wade vor Eifersucht ...


  • Erscheinungstag 22.04.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751522335
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Gleich von dem Moment an, wo sie zum ersten Mal sein Haus betrat, war Wade Ryder klar, dass die absolute Katastrophe eingetreten war. Seine beiden dämlichen Cousins ließen zu allem Überfluss auch noch ihre Augenbrauen tanzen und grinsten wie blöde, während sie dem blonden, blauäugigen Rasseweib, das vorübergehend Wades Köchin und Haushälterin auf der Ranch werden sollte, hinterherstolzierten.

Die Göttin in Designerjeans und engem rosafarbenem Pulli lächelte höflich. Als ihn ihr himmelblauer Blick traf, zog sich in ihm alles zusammen – wie mit einem Ruck am Sattelgurt –, und sämtliche Alarmglocken schrillten in seinem Schädel. Im Stillen fluchte er über die starke Anziehung, die er sofort verspürte. Sie war die vollkommene Verkörperung von Stil, Klasse und raffinierter Eleganz. Ein Vollweib mit verlockenden Kurven und wohlproportionierten Wölbungen. Kurz gesagt – gefährlich.

Aus schmerzlicher Erfahrung wusste Wade: Je attraktiver die Frau, desto schwieriger war es für einen Mann, sie zufriedenzustellen. Oh Mann, diese Frau war in Jeans verpacktes pures Gift. Sie würde Ärger machen, das war klar!

Ärger stieg in Wade auf, während er von den Launen des Schicksals gestraft an seinen Sessel gefesselt saß. Er sah zerknittert und runzlig aus, sie dagegen wirkte so ungemein frisch, gesund und todschick, dass er ihr am liebsten das Haar zerwühlt hätte, nur um sich besser zu fühlen. Das jedoch verstärkte nur noch seinen Frust, und deshalb richtete sich sein ganzer Groll gegen sie. Es war ein absoluter Teufelskreis, aus dem es keinen Ausweg gab.

Wade fühlte sich genauso schlecht, wie sein Anblick vermuten ließ. Sein linkes Bein steckte vom Knie abwärts in Gips. Schlinge und Armschiene drückten sein pochendes linkes Handgelenk gegen seine geprellten Rippen. Sein Haar war zerzaust, da er mit seiner gesunden Hand durch die schwarze Mähne gefahren war, die schon längst ein Friseur hätte zurechtstutzen sollen. Ein dunkel­violetter Schatten umkränzte sein linkes Auge. Er fühlte sich zerschlagen und wie von einem wilden Bullen zertrampelt – was er im buchstäblichen Sinn auch war. Außerdem kam es ihm vor, als könne nun jeder, insbesondere jedoch auch dieser weibliche Eindringling in sein männliches Refugium, in ihm lesen wie in einem offenen Buch: Als wären all seine Unsicherheiten, Schwächen und Verwundbarkeiten der ganzen Welt preisgegeben.

Wade ließ seinen Blick von der lächelnden Göttin zu seinen treulosen, ständig zu Schandtaten aufgelegten Cousins gleiten. „Überlass alles uns“, hatten sie gesagt. Er hatte einzig und allein in ihre brillante Idee eingewilligt, weil er vor lauter Schmerzen nicht mehr aus noch ein gewusst hatte. Was für ein Riesenfehler.

Dabei war seinen Cousins Vance und Quint Ryder nur allzu klar, dass er seit sechs Jahren den Frauen abgeschworen hatte – und zwar aus triftigem Grund. Doch die mitleidlosen Mistkerle hatten es offensichtlich lustig gefunden, ihm noch einen reinzuwürgen, wo er schon am Boden lag. Verrotten sollten sie! Die beiden hatten sich hinter der Göttin aufgebaut, dieser real gewordenen Männerfantasie, und machten weder den leisesten Versuch, sich ihr dämliches Grinsen zu verkneifen, noch auch nur ein wenig Mitgefühl für seinen jämmerlichen Zustand zu zeigen. Na, sobald er wieder auf den Beinen wäre, würde er es seinen Cousins heimzahlen, und zwar saftig!

Quint Ryder, der legendäre Frauenschwarm der Familie, warf noch einen letzten Blick auf den wohlgeformten Po der Göttin, bevor er vortrat, um die Vorstellungsrunde zu eröffnen. „Laura Seymour, das ist unser Cousin, Wade Ryder.“ Er wandte sich an Wade und grinste, was das Zeug hielt. „Vance und ich haben die perfekte Köchin und Haushälterin gefunden, die dich versorgt, solange du krank bist. Sie ist die Antwort auf all deine Gebete.“

Quints Grinsen war so breit wie der Oklahoma Panhandle, und Wade hätte seinem Cousin diesen Ausdruck am liebsten aus seinem Gesicht geprügelt. Diese Frau war keineswegs die Antwort auf all seine Gebete – sie war sein allerschlimmster Albtraum. Eine blitzschnelle Wunderheilung war alles, was er sich wünschte, und nicht eine verführerische Frau, die ihm auf der Pelle säße.

Als Wade nach einigem Zögern eingewilligt hatte, sich vorübergehend Hilfe ins Haus zu holen, hatte er eher an eine moderne Version von Alice, der Haushälterin aus der Fernsehserie Drei Mädchen und drei Jungen, gedacht. Stattdessen stand nun Miss Juni aus dem Playboy-Magazin vor ihm. Zum Teufel! Er steckte bis zum Hals in Schwierigkeiten.

Wade biss die Zähne zusammen, die ihm beim Ranchunfall fast aus dem Kiefer geschmettert worden wären. Der Unfall hatte ihn zu völliger Hilflosigkeit verdammt – ein Gefühl, das er hasste. Jetzt auch noch sie im Haus zu haben, verstärkte dieses Gefühl nur noch um ein Vielfaches. Wade war stolz auf seine Arbeit, seine Unabhängigkeit und sein Selbstbewusstsein. Doch dieses Selbstbild war angeknackt wie seine Knochen, und er musste sich auf einen Stock stützen, um überhaupt sein Gleichgewicht halten zu können.

Zum Teufel mit diesem schwarzen Angusbullen, der ihn einfach umgerannt und versucht hatte, Hackfleisch aus ihm zu machen. Dieses Vieh war fällig!

Die Venus mit ihrer makellosen Samthaut – nicht die kleinste Schramme schmälerte die Schönheit ihres bezaubernden Gesichts – trat auf ihn zu und reichte ihm die Hand. „Es tut mir leid, dass Ihnen dieser Unfall passiert ist. Schön, Sie kennenzulernen, Mr. Ryder.“

„Tatsächlich? Was soll daran schön sein?“ Wade starrte auf ihre perfekt manikürte Hand, als ob sie ihm einen drei Tage alten, toten Fisch andrehen wollte. Jeglichen Körperkontakt würde er strikt vermeiden, da er nicht beabsichtigte, sie dazubehalten. Er würde sie weder anfassen noch wiedersehen – niemals.

Ihre Hand verharrte einen Moment lang in der Luft, bevor der Frau klar wurde, dass es kein Händeschütteln geben würde. Wade bedachte sie mit seinem finstersten Blick und starrte sie so lange unverwandt an, bis ihr Lächeln starb und sie unsicher zurückwich. Sein Gewissen versuchte, ihn grün und blau zu schlagen, weil er sich dermaßen unhöflich benahm, doch was machte ein weiterer blauer Fleck auf seinem übel zugerichteten Körper schon aus, fragte er sich.

Vance Ryder, der Scherzbold der Familie, beeilte sich, das betretene Schweigen zu überspielen, aber Wade hatte keine Lust, seinem Cousin leichtes Spiel zu gewähren.

„Wie Sie sehen, Laura, ist unser Cousin nicht gerade in allerbester Verfassung. Seine starken Schmerzen machen ihn griesgrämig. Geben Sie einfach nichts auf Wade. Wenn es ihm besser geht, wird er sich schon wieder freundlicher zeigen“, sagte Nance.

„Nein, werde ich nicht“, widersprach Wade grimmig. „Freundlicher als jetzt wird sie mich ganz bestimmt nicht erleben.“ Zur Bekräftigung schoss er einen weiteren tödlich-finsteren Blick zu Miss Verbotene Versuchung hinüber. Ihr Lächeln verschwand, und sie musterte ihn argwöhnisch. Ein wenig schüchtern war sie. Gut! Er würde sie in null Komma nichts in die Flucht treiben. Sie war ihm gegenüber im Nachteil, denn sie befand sich von lauter Unbekannten umgeben in seinem Haus und versuchte ihr Bestes, höflich zu sein.

Vances gekünsteltes Lachen zerschnitt die Stille. „Wade macht nur Spaß.“ Er blickte Wade mit zusammengekniffenen Augen warnend an. „Nicht wahr, Cousin?“

„Genau“, erwiderte Wade mit grimmiger Miene. „So wie jetzt bin ich, wenn ich nur Spaß mache. Wenn ich wirklich schlecht gelaunt bin, sollten Sie lieber nicht in meiner Nähe sein. Also, warum ziehen Sie nicht lieber Leine, Lady, damit ich mal mit meinen Cousins ein privates Wörtchen reden kann.“

Laura reckte das Kinn, ihre Augen funkelten. Sie öffnete den Mund, doch dann schien sie sich eines Besseren zu besinnen, denn sie presste die Lippen zusammen und schwieg. Offensichtlich gekränkt, stürmte sie zur Tür hinaus.

Nun wurde Wade klar, warum Vance und Quint sich immer hinter Laura postiert hatten. Ihre Designerjeans schmiegte sich so perfekt an ihren Po, als wäre die Hose eigens für ihre Kurvenfigur maßgeschneidert worden. Der hypnotisierende Schwung ihrer Hüften hielt Wades Blick gefangen. Er musste seinen Blick gewaltsam fortreißen, um seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Cousins zu richten.

„Haben wir nicht für dich einen ganz großen Fang gemacht?“, murmelte Quint, während er Laura schmachtend hinterherblickte, bis sie verschwand. Er seufzte theatralisch. „Das ist mal ein echt gut aussehendes Exemplar Frau von absoluter Premiumqualität, Wade. Da wünschte ich doch glatt, der Bulle hätte mich umgerannt, damit Laura sich um mich kümmert.“

„Ich will, dass sie von hier verschwindet, aber plötzlich“, zischte Wade. „Du weißt, ich habe den Frauen abgeschworen, und ich will sie hier nicht so auf Tuchfühlung sitzen haben.“

„Ach, komm schon“, versuchte Vance ihn zu beschwichtigen. „Laura ist perfekt für den Job. Sie wird ihre neue Stelle als Mathe- und Computerlehrerin an der Highschool von Hoot’s Roost erst im Herbst antreten. Den Sommer über hat sie deshalb Zeit, den befristeten Job bei dir zu übernehmen. Sie kann dir sogar noch deine Zucht- und Buchhaltungsprogramme updaten. Außerdem hat sie noch keinen Platz gefunden, wo sie wohnen kann, also wird sie rund um die Uhr ein Auge auf dich haben können. Sie tut dir einen Gefallen, und du hilfst ihr, indem du ihr Kost und Logis stellst.“

„Wie bitte?“, rief Wade ungläubig. „Ihr erwartet von mir, dass ich die Frau hier auf meiner Ranch vierundzwanzig Stunden pro Tag und das auch noch sieben Tage die Woche dulde? Das könnt ihr euch abschminken!“

„Reg dich ab“, sagte Quint. „Du hast schon genug Blessuren, da brauchst du nicht auch noch deinen Blutdruck auf Risikowerte zu treiben.“

„Wie konnte ich nur so dumm sein, einen Schürzenjäger und eine unverbesserliche Ulknudel losziehen zu lassen, um eine Haushälterin für mich aufzutreiben. Die Idee hat mir von Anfang an nicht gefallen, und jetzt tut sie es noch weniger. Diese Frau bleibt nicht auf meiner Ranch. Ende der Diskussion!“

Quint gefror das Dauerlächeln, und er beugte sich drohend über Wade. „Sie bleibt hier!“, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Dein Unfall ist auf meiner Ranch passiert, und es war Vances tollwütiger Bulle, der dich umgewalzt hat, also fühlen wir uns auch verantwortlich dafür. Noch dazu hast du dich wie ein Schild vor uns gestellt, als der verdammte Bulle auf uns los ist, als wir ihn von seinen Kühen getrennt haben. Du hast dir damit Extrapunkte auf deinem Heldenkonto verdient und allein die ganze Wucht des Angriffs abgekriegt.“

„Deshalb“, ergänzte Vance, als er herantrat und sich neben Quint aufbaute, „bezahlen wir Lauras Gehalt, denn das ist nur recht und billig. Wir haben schließlich schon vor Jahren beschlossen, unsere Kräfte zu bündeln und uns die Arbeit zu teilen, damit wir für die Viehtriebsaison, das Brandmarken, die Impfungen, den Transport zum Großmarkt und die Getreideaussaat keine teuren Saisonkräfte anheuern müssen. Das war unsere Abmachung. Wenn einer von uns Hilfe braucht, stehen ihm die anderen beiden bei. Wir teilen uns unsere Traktoren, Maschinen, Pferche und Zuchttiere.“

Genau so war es, pflichtete ihm Wade im Stillen bei. Die Abmachung hatte wunderbar funktioniert und Zeit und Geld gespart – bis er in der Notaufnahme des örtlichen Hospitals gelandet war, und die Ärzte ihm eröffnet hatten, dass er für die nächsten sechs bis acht Wochen einen Zwangsurlaub würde nehmen müssen.

„Du kannst so lange protestieren, wie du willst“, ergänzte Quint, „doch Laura Seymour verlässt die Ranch nicht eher, als wir es erlauben. Du kannst sie nicht feuern, denn wir haben sie angeheuert. Du könntest sie natürlich auch in der Hilfscowboy-Baracke unterbringen, aber das ließe dich noch undankbarer und unhöflicher aussehen, als du es ohnehin schon bist!“

Falls Quint glaubte, damit Wades Gewissen auf die Sprünge zu helfen, hatte er sich getäuscht. Sein Gewissen hatte sich schon vor fünfzehn Minuten auf Nimmerwiedersehen verabschiedet. „Gut, bringt das Gepäck meiner neuen Haushälterin in Duffs Hütte. Sie kann in seiner Miniküche kochen und mir meine Mahlzeiten ins Haus bringen.“

Vance rollte entrüstet die Augen. „Komm schon, Wade. Duff hat nicht mal einen Geschirrspüler. Das Gerät, das er seinen Herd nennt, besitzt nur eine funktionierende Platte, und der Temperaturregler des Ofens ist kaputt.“

„Außerdem“, fügte Quint hinzu, „läuft Duffs Waschmaschine fast schon unter Antiquität. Verdammt, im Gegensatz zu dir ist die alles andere als leicht auf hundertachtzig zu bringen. Du kannst nicht von Laura verlangen, die Wäsche und Mahlzeiten von der Baracke hierherzuschleppen. Das geht wirklich zu weit.“

Wade seufzte laut. Okay. Mochte sein, dass er gerade ein wenig überreagierte. Aber trotzdem wollte er diese Frau nicht in seiner Nähe wissen. Verflucht, immer noch lag ein Hauch ihres Parfums in der Luft. Wagte er es, seine Augen zu schließen, so vermutete er, würde vor seinem inneren Auge Lauras verlockende Erscheinung auftauchen – und das hereinfallende Sonnenlicht würde ihr blondes Haar schimmern lassen wie gesponnenes Gold. Sie sah viel zu verwöhnt und schick aus, um sich in das Leben auf einer Ranch einzufügen. Außerdem schien sie viel zu zierlich, um schwere Wäscheberge herumzuschleppen und Möbel beim Staubwischen und Staubsaugen rücken zu können. Nein, sie sah aus wie der Typ Frau, der von einem Mann von Kopf bis Fuß verwöhnt werden wollte.

„So, jetzt sei nett zu Laura“, befahl Quint und erhob mahnend seinen Finger. „Vance und ich tun dir doch nur einen Gefallen, damit du Zeit hast, wieder auf die Beine zu kommen. Die Herden – deine genauso wie unsere – warten da draußen auf uns. Die Tiere müssen Brandzeichen kriegen und geimpft werden. Wir haben keine Zeit, bei dir zu putzen, dich zu füttern und dir die Wäsche zu machen. Ich muss dir ja wohl nicht erklären, dass gerade eine der stressigsten Zeiten des Jahres ist.“

Nein, das musste er nicht, dachte Wade mürrisch. Er würde hier herumsitzen und das Gefühl haben, seine Cousins im Stich zu lassen, während sie sich bei der Arbeit mit den Herden und bei der Heuernte, die die Futtermittel für den Winter sicherte, den Hintern aufrissen. Wade war es gewöhnt, hart zu arbeiten – Seite an Seite mit seinen Cousins. Die Untätigkeit würde ihn wahnsinnig machen. Und dann noch Laura Seymour dazuhaben – die er gedachte, so wenig wie möglich zu Gesicht zu bekommen –, würde ihn vollends in den Wahnsinn treiben.

„Unser Entschluss steht fest“, sagte Vance. Sein übliches freundliches Lächeln war einem ernsten Blick gewichen. „Laura bleibt hier, also gewöhn dich besser daran. Wir kümmern uns um dich, genau so, wie du es tun würdest, wenn einer von uns außer Gefecht gesetzt wäre. Familie ist nun mal Familie, gemeinsam gehen wir durch dick und dünn.“

„Genau, und daran gibt es nichts zu rütteln“, ergänzte Quint. „Es ist nur zu deinem eigenen Besten.“ Wie zu erwarten, hielt Quint die ernste Pose nicht lange durch, und sein berüchtigtes Herzensbrecherlächeln machte sich wieder auf seinem Gesicht breit. „Außerdem, mein Lieber, ist diese Highschool-Lehrerin echt heiß, und mal abgesehen von unseren Müttern hat seit sechs Jahren keine Frau mehr dein Haus betreten.“

„Stimmt genau, und so sollte es nach meinem Geschmack auch bleiben, bis ihr zwei Idioten beschlossen habt, euch auf meine Kosten zu amüsieren“, murmelte Wade grimmig. „Vergesst nicht, Rache wird kalt genossen, und nach der Nummer hier könnt ihr euch definitiv auf was gefasst machen.“

Seine Cousins zuckten nur unbeeindruckt die Achseln, und Quint meinte: „Nur zu. Aber vergiss nicht, beim Rodeo sind wir genauso hart im Nehmen wie du, also zieh dich warm an, denn um uns k. o. zu schlagen, brauchst du mindestens einen ganzen Tag.“

Wade war klar, dass es kein leichtes Unterfangen sein würde, seine Cousins zu Boden zu strecken. Bei ihren halsbrecherischen Rodeoauftritten hatte es bisher noch niemand gewagt, sich mit den Ryder-Cousins anzulegen, die immer wie Pech und Schwefel zusammenhielten. Für den zurzeit im Ausland weilenden Cousin Gage, der mit ihnen zu den Veranstaltungen gereist war, galt das Gleiche. Wenn sich einer von ihnen verletzte oder einen Knochen brach, legten sich die anderen drei dafür umso mehr ins Zeug. Sie hatten die Preisgelder stets in einen Topf geworfen, sich die Ausgaben geteilt und sich gegenseitig in schwierigen Zeiten ausgeholfen.

Gerade jetzt sollte Wade dankbar für die Loyalität und Unterstützung sein, doch die Aussicht, nach all den Jahren eine Frau im Haus zu haben, lag ihm wie ein Betonklotz im Magen.

Eine plötzliche Eingebung ließ Wade jedoch Hoffnung schöpfen. Wenngleich er die Göttin nicht einfach feuern konnte, so konnte er ihr doch das Leben so lange zur Hölle machen, bis sie freiwillig das Handtuch warf. Dies dürfte nicht allzu schwer werden, vermutete er siegesgewiss. Ein einziger böser Blick vorhin hatte ja bereits ausgereicht, um sie zurückweichen zu lassen.

Wie die meisten Frauen, würde sie die Koffer packen, sobald hier draußen Schwierigkeiten auftauchten – und er würde sicherstellen, dass es genug davon gab. Wenn die kleine Miss Lehrerin sich etwa einbildete, sie hätte sich mit diesem Job ins gemachte Nest gesetzt und könne sich dazu noch einen gut situierten Rancher angeln, hatte sie sich gründlich verrechnet. Die Erfahrung mit seiner Exfrau erinnerte ihn zur Genüge daran, dass Frauen die Scherereien nicht wert waren. Außerdem umschwärmten ihn genug Rodeo-Groupies, die keinen Zweifel daran ließen, dass Frauen nur an dem interessiert waren, was in seiner Brieftasche – und in seiner Jeans – steckte.

Keine Frage, Laura Seymour würde sofort das Weite suchen, sobald Wade anfinge, ihr das Leben schwer zu machen. Er gab ihr zwei Tage. Drei maximal. Dann würde sie die Koffer packen, nach Hoot’s Roost flüchten und ein Apartment mieten.

„Also schön“, lenkte Wade widerwillig ein. „Sie kann bleiben … für eine Weile.“

„Großartig!“, riefen Vance und Quint im Chor.

Quint drehte sich auf dem Absatz um und steuerte zur Tür. „Ich bringe Lauras Gepäck rein.“

„Und ich helfe dir dabei.“ Vance grinste Wade verschmitzt zu. „Wir schaffen ihre Sachen in das Schlafzimmer neben deinem, dann kannst du um Hilfe rufen … wenn du mitten in der Nacht welche brauchst.“

Mitten in der Nacht brauchen? Wade ballte seine gesunde Hand zur Faust, während seine Cousins brüllend vor Lachen nach draußen stürmten. „Mieses Verräterpack“, zischte er ihnen hinterher. Er befand sich mitten in einer großen Lebenskrise, und sie machten sich einen Heidenspaß daraus – auf seine Kosten. Sie konnten sich nicht vorstellen, wie er sich gefühlt hatte, als Bobbie Lynn ihn betrogen, zurückgestoßen, getäuscht hatte und mit ihrem neuen Lover abgehauen war. Das musste einem Mann doch die Frauen vergällen.

Für ihn war dieses Thema seit dieser Zeit ein für alle Mal erledigt. Sobald er merkte, dass er sich zu einer Frau hingezogen fühlte, zog er sich sofort zurück. Auch diesmal hatte er nur allzu gut das Knistern gespürt – gleich vom ersten Moment an, als Laura Seymour das Zimmer betreten und im Glanz des Sonnenstrahls dagestanden hatte, der ihr reizvolles Gesicht und jede wohlgeformte Rundung ihres Körpers offenbarte.

Sie war die Versuchung in Person, und Wade wollte, dass sie augenblicklich aus seinem Leben verschwände. Er hatte sein Herz mit sechs Lagen Stacheldraht umwickelt, nachdem Bobbie Lynn ihn verletzt und gedemütigt hatte. Nie wieder würde Wade das mitmachen. Er misstraute dem weiblichen Geschlecht und hatte jeglichen Respekt vor den Frauen verloren. Abgesehen von dem gelegentlichen Stillen sexueller Bedürfnisse, wollte er nichts mit ihnen zu schaffen haben. Und da er nun mal momentan nicht in der Lage war, seine grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen, wollte er keinesfalls das Dach mit Laura Seymour teilen, dieser atemberaubenden Göttin.

Er würde schon zurechtkommen – irgendwie. Auf keinen Fall wollte er, dass Laura seine Wäsche wusch, seine Unterwäsche betatschte und die Wollmäuse, die sich unter seinen Möbeln versteckten, aufscheuchte. Er wollte, dass sie aus seinem Haus verschwand – und zwar plötzlich.

Laura Seymour stützte die Arme auf das Gatter und versuchte, ihren Ärger über Wade Ryder zu bezähmen. Sie ließ ihren Blick über die Rinderherde schweifen, die auf den für Oklahoma typischen, sanft geschwungenen Hügeln graste. Diese Ranch war so ruhig und friedlich gelegen, dass sie für einen Augenblick ihre mehr als unerfreuliche erste Begegnung mit Wade Ryder vergaß. Abgesehen von diesem unhöflichen, eigenbrötlerischen Cowboy mit Gipsverband wäre dieser Aushilfsjob absolut perfekt.

Als sie daran dachte, zu welch finsterer Miene Wade sein attraktives Gesicht verzogen hatte, sobald sie über seine Schwelle getreten war, schimpfte sie leise. Sein Blick hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er sie am liebsten auf direktem Weg zur Hölle schicken würde.

Sie versuchte sich einzureden, dass sie Ryders Feindseligkeit und Ablehnung nicht persönlich nehmen durfte. Seine Schmerzen durch die Verletzungen und der Frust wegen der Arbeitsunfähigkeit waren vermutlich für seine schlechte Laune verantwortlich, tippte sie. Noch nie zuvor hatte sie jemals eine solch ablehnende Haltung in jemandem geweckt, zumindest soweit sie es mitbekommen hatte.

Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst, als er sie so rüde weggeschickt hatte. Nur hatte sie einen guten Eindruck machen wollen – auch wenn ihr das offenbar gründlich misslungen war. Von der ersten Minute an hatte er keinen Zweifel daran gelassen, dass er sie nicht leiden konnte. Paradoxerweise hatte er auf sie genau die gegenteilige Wirkung ausgeübt. Hinzu kam, dass die außerordentliche Ähnlichkeit der drei Männer, die eher wie Brüder und nicht wie Cousins aussahen, sie abgelenkt hatte.

Laut Quint Ryder gab es sogar noch einen weiteren Cousin namens Gage, der sich gerade geschäftlich im Ausland aufhielt und den anderen seine Ranch während seiner Abwesenheit verpachtet hatte. Laura fragte sich, ob Gage ebenso kernig attraktiv aussah wie seine Cousins. Höchstwahrscheinlich ja.

Noch nie zuvor war Laura mit so vielen attraktiven Männern auf engstem Raum zusammen gewesen – von ihren vier älteren Brüdern mal abgesehen. Im Gegensatz zu ihrer Brüderschar, die den Inbegriff weltläufiger Kultiviertheit und stilvoller Eleganz verkörperte, waren die Ryder-Cousins wahre Prachtexemplare des Typs groß gewachsener, dunkler und gefährlich gut aussehender Mann. Doch ausgerechnet der zerzaust, mürrisch und verletzlich aussehende Wade Ryder hatte ihr Interesse und ihre Neugier geweckt. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals zuvor so stark zu jemandem hingezogen gefühlt zu haben. Irgendetwas an ihm berührte sie bis in ihr Innerstes.

Nicht etwa, dass diese körperliche Anziehung von irgendeiner Bedeutung wäre, rief sie sich selbst zur Vernunft. Ob sie ihn nun attraktiv fand oder nicht, sie war hergekommen, um einen Ferienjob anzutreten, bei dem sie sich die Anzahlung auf ein bescheidenes kleines Farmhaus verdienen konnte. Sie hatte das zum Verkauf stehende Haus gleich bei ihrer Ankunft in Hoot Owl’s Roost – oder Hoot’s Roost, wie die Einheimischen die ländliche Gemeinde nannten, entdeckt. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen, und sie wollte das Geld zum Kauf zusammenkratzen – selbstständig und ohne die unliebsame Einmischung ihrer überfürsorglichen Brüder, die wahrscheinlich tausend Dinge an dem Haus auszusetzen hätten.

Der Umzug nach Oklahoma war ihr persönlicher Befreiungsschlag von ebendiesen wohlmeinenden, aber sie mit Bemutterungsaktionen erstickenden Brüdern. Laura wollte sich selbst und ihren Brüdern beweisen, dass sie ihr Leben im Griff hatte und auch ohne ständige Einmischung die richtigen Entscheidungen traf. Und es gab noch einen weiteren Punkt, warum dieser Sommerjob bei Wade für Laura so wichtig war. Sie würde ihren Brüdern beweisen, dass sie sich sehr wohl in der Nähe eines fremden Mannes bewegen konnte – eines Mannes, den ihre Brüder ausnahmsweise mal nicht überprüft und durchleuchtet hatten –, ohne sich gleich Hals über Kopf in ihn zu verlieben.

„Laura?“

Sie blickte über die Schulter und sah Quint und Vance den Hügel hinunter auf sie zuschlendern. Sie sahen so unverschämt gut aus, dass es verboten sein müsste. Ihr Lächeln war von jener Sorte, die jedes weibliche Wesen von acht bis achtzig auf der Stelle zum Schmelzen brachte. Das glänzende rabenschwarze Haar und diese muskulösen, in Jeans und Leder verpackten Körper boten die reinste Augenweide. Doch in Lauras Augen war Wade Ryder der größte, schlimmste und gefährlichste Herzensbrecher der gesamten Truppe. Und warum? Sie hatte einen Anflug von Verletzlichkeit und Verschlossenheit in ihm erkannt – Gefühle, die sie selbst gut nachempfinden konnte. Das ließ ihn so menschlich erscheinen, was ihr wie ein wohltuender Gegensatz zu ihren stets so überperfekten Brüdern erschien, neben denen selbst Mary Poppins wie eine Schlampe erschienen wäre.

„Sie haben den Job“, verkündete Quint. „Wir haben Ihr Gepäck in eins der Gästezimmer gestellt. Gegen Ende der Woche kommen wir mal vorbei, um nach Wade zu sehen und zu schauen, wie Sie mit ihm zurechtkommen.“

Laura lächelte dankbar. „Ich bin sicher, er wird sich freuen, wenn Sie ihm Gesellschaft leisten. Und während seiner Genesung werde ich dafür sorgen, dass sein Haushalt tipptopp weiterläuft.“

Vance grinste breit. „Ab und zu sollten Sie ihm eine Massage anbieten“, schlug er vor. „Ihm tun alle Glieder weh, seit mein Bulle über ihn drübergewalzt ist.“

„Außerdem könnte Wades Heim einen freundlichen Touch vertragen“, fügte Quint mit einem Lächeln hinzu. „Sie wissen schon, ein paar Wildblumensträuße, weit geöffnete Fenster, viel Licht, frische Luft und so weiter.“

„Und Sie sollten alles ein bisschen umdekorieren“, meinte Vance. „Seit Jahren hat sich in dem Haus nichts mehr verändert. Wenn die Möbel umgestellt werden, hebt das vielleicht seine Stimmung ein wenig.“

Laura runzelte die Stirn, als die Ryder-Cousins amüsierte Blicke tauschten. „Klar. Kein Problem. Wird gemacht.“

Autor

Carol Finch
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