Überstunden mit dem sexy Boss

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Ihre Karriere, ihre Zukunft, das Vermögen ihrer Familie – alles hängt von ihm ab! Als Immobilieninvestor Montgomery Grant Ja zu ihren Entwürfen sagt, glaubt Innenarchitektin Lexi Randall, dass sie gerettet ist! Doch sie täuscht sich. Denn die Überstunden mit dem sexy Tycoon bringen sie vor Lust fast um den Verstand. Immer näher kommt sie diesem Mann mit dem frechen Lächeln. Dabei lügt Lexi ihn jeden Tag von Neuem an. Denn wenn Montgomery ihr dunkles Geheimnis erführe, würde das alles zerstören …


  • Erscheinungstag 24.05.2022
  • Bandnummer 2239
  • ISBN / Artikelnummer 9783751509046
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Lexington Randall saß hinter dem Steuer ihres geleasten roten Mercedes GLC Coupé und beobachtete das morgendliche Kommen und Gehen der Arbeiter auf der anderen Straßenseite im Essex House. Bei dem Gebäude handelte es sich um ein heruntergekommenes, leer stehendes Mietshaus, das bereits seit ein paar Jahren vor sich hin rottete. Jeder Architekt und Bauunternehmer, der etwas auf sich hielt, hatte ein Angebot eingereicht und wollte unbedingt an dem Projekt mitarbeiten, das dieses vergessene Viertel von Washington D. C. vollkommen verändern würde. Laut Ausschreibung sollte der Schandfleck in einen hochpreisigen, zehngeschossigen Wohnkomplex mit allen Annehmlichkeiten verwandelt werden. Die Pläne hatten in D. C. bereits für Aufsehen gesorgt.

Nachdem Lexington ihre Versace-Sonnenbrille aufgesetzt hatte, stieg sie aus dem Auto. Es war ein kühler Aprilmorgen, denn die Sonne kämpfte sich nur mühsam durch die dichte Wolkendecke. Lexington zog den breiten Kragen ihrer weißen Wolljacke enger um den Hals und lehnte sich gegen die Motorhaube ihres Wagens, um in aller Ruhe jedes Detail der Konstruktion zu betrachten. Ihr Puls beschleunigte sich, als sie an die ungeahnten Möglichkeiten dachte, die dieses Projekt bot. Hm, aus diesem Haus könnte ich wirklich etwas machen. Langsam fuhr sie sich mit der Zunge über die Unterlippe.

Seit sie Randall Architect and Design LLC von ihrem Vater übernommen hatte, war sie fest entschlossen, sich auch auf dieser Seite des Atlantiks einen Namen als ausgezeichnete Architektin zu machen und den guten Ruf des Familienunternehmens wiederherzustellen. Das Architekturbüro war das einzige in der Stadt in afro-amerikanischem Besitz und unter weiblicher Leitung. Zumindest seit Neustem.

Als sie eine Woche zuvor nach einem dreijährigen Aufenthalt in Europa in die Staaten zurückgekehrt war, hatte sie zu ihrem Entsetzen feststellen müssen, wie schlecht es um die Firma stand. Niemand wusste davon, doch man hatte bereits begonnen, die notwendigen Papiere für einen Konkursantrag auszufüllen. Ihr Bruder Maxwell hatte die Leitung des Büros nie übernehmen wollen und verbrachte seine Zeit lieber in Begleitung von schönen Frauen. Und nun stand die Firma kurz vor dem Ruin. Ihr Vater hatte ihr diesen Tatbestand vorenthalten, bis das Ganze nicht mehr zu verheimlichen war. Dieser Deal mit MG Holdings würde Randall Architect and Design LLC die dringend benötigte Finanzspritze verschaffen, bis Lexington entschieden hatte, was zu tun war. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Sie würde alles tun, um diesen Deal an Land zu ziehen. Wirklich alles.

„Es wird viel Arbeit kosten, daraus etwas zu machen“, ertönte plötzlich eine raue, sexy Stimme hinter ihr.

Lexington drehte sich um, und als sie eine elektrisierende Hitze zwischen den Schenkeln spürte, stockte ihr der Atem. Oh, wow. Sie musste schlucken.

Der Mann verzog die vollen Lippen zu einem spöttischen Lächeln und kniff die Augen zusammen. Dann kam er um den Wagen herum und lehnte sich neben ihr gegen die noch warme Motorhaube. Er war größer, als sie zunächst angenommen hatte, und roch außerdem verdammt gut. Ein Windstoß fuhr in seine offene marineblaue Anzugsjacke und enthüllte ein blütenweißes, tailliertes Hemd, das sich gegen seine dunkelbraune Haut abhob und seine breite Brust und die offensichtlich steinharten Bauchmuskeln betonte.

Er nickte zu dem Gebäude hinüber, bevor er seinen Kaffeebecher an den Mund hob. „Das Haus wird in dieser Gegend der Startschuss für eine großartige Veränderung sein.“

„Das glaube ich auch.“ Sie wandte ihm das Gesicht zu und verlor sich vollkommen in seinem Blick. Da war es wieder, dieses angedeutete Grinsen.

„Soso, das glauben Sie auch?“

Erneut schluckte sie. „Ja, allerdings.“ Sie zog die Augenbrauen in die Höhe, um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen. „Ich sehe den Grundriss und die Maßnahmen für die Umgestaltung genau vor mir.“ Mit der Hand beschrieb sie einen weiten Bogen.

Er schmunzelte. „Und das können Sie alles von hier aus sehen?“

Sie nahm die Sonnenbrille ab. „Ich bin sehr gut in dem, was ich tue.“

„Ach, tatsächlich?“ Er neigte den Kopf zur Seite.

„Ja, tatsächlich.“

„Und worin genau sind Sie so gut?“ Er schlug die Beine übereinander, nahm einen weiteren Schluck Kaffee und machte sich nicht einmal die Mühe, zu verbergen, dass er sie eingehend betrachtete.

Unter seinem forschenden Blick schoss ihr das Blut in die Wangen. Sie öffnete den Kragen ihres Mantels. „Ich bin Architektin.“

Erstaunt runzelte er die Stirn. „Architektin?“

Lexington reckte das Kinn. Sie war an diesen skeptischen Blick gewöhnt. Die Architektur war immer noch eine Männerdomäne. Daher musste Lexington stets besser, engagierter und, falls nötig, auch rücksichtsloser sein als jeder Mann, um die Anerkennung zu bekommen, die sie verdiente. Am liebsten hätte sie diesem Kerl gesagt, wo er sich seinen selbstgefälligen, sexy Blick hinstecken konnte. Doch sie hatte die Stimme ihrer Mutter im Ohr, die sie immer zu Toleranz ermahnt hatte. Im Leben begegnet man sich immer zweimal. Also behandele jeden Menschen so, als sei er wichtig.

Er schürzte die Lippen. „Haben Sie schon ein Angebot abgegeben?“

„Genau deshalb bin ich hier. Ich hatte gehofft, Mr. Grant zu treffen und es ihm persönlich überreichen zu können.“

„Nun, Ms. …“

„Randall. Lexington Randall.“

„Nun, Ms. Lexington Randall, heute ist Ihr Glückstag – oder auch nicht.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Montgomery Grant.“

Völlig perplex schüttelte sie ihm die Hand. Das also war der geheimnisvolle Kopf hinter MG Holdings, das Wunderkind der Baubranche, der Mann, der mühelos Ruinen in Paläste verwandelte, dabei ein Vermögen anhäufte und das Rampenlicht mied. Er war einer der begehrtesten Junggesellen – oder zumindest kursierte dieses Gerücht. Als seine Finger ihre Hand umschlossen, schoss ein elektrisierendes Kribbeln ihren Arm hinauf.

Lexington presste die Lippen zusammen, um ein Keuchen zu unterdrücken. Die unscharfen Bilder in den Zeitungen wurden ihm nicht gerecht. „Ich habe fest vor, ihn zu meinem Glückstag zu machen, Mr. Grant.“ Sie entzog ihm die Hand und öffnete die Autotür, um die Mappe mit ihrem Angebot herauszuholen. Dann streckte sie ihm die Unterlagen entgegen. „Ich weiß, das ist etwas unkonventionell und entspricht nicht der üblichen Vorgehensweise, doch ich werde die Deadline heute Mittag verpassen, wenn ich das Angebot nicht persönlich überreiche.“

Montgomery nahm ihr die Mappe ab. „Ziemlich mutig, Ms. Randall. Aber so läuft das normalerweise nicht.“

Lexington holte tief Luft. „Vielleicht können Sie diesmal eine Ausnahme machen und sich mein Angebot wenigstens ansehen. Vergleichen Sie das, was ich zu bieten habe, mit den anderen Bewerbern. Ich bitte Sie nur um die Chance, mich in Erwägung zu ziehen.“ Sie machte eine kleine Pause. „Ich bin ziemlich sicher, dass ich alle anderen ausstechen werde.“

Montgomery lachte in sich hinein. „Ich bewundere Ihr Selbstbewusstsein.“ Dann seufzte er tief. „Warum sind Sie denn so spät dran mit Ihrem Angebot? Wenn jemand eine so knappe Zeitplanung hat, macht mich das sofort nervös.“

Wie viel sollte sie ihm erzählen? Sie durfte nicht zu verzweifelt wirken. „Ich bin erst letzte Woche aus Paris zurückgekehrt, wo ich an einem Restaurationsprojekt gearbeitet habe.“

„Verstehe. Haben Sie vielleicht etwas Zeit?“

Fragend zog sie die Augenbrauen in die Höhe.

„Nur für eine Stunde, vielleicht auch etwas länger. Ich zeige Ihnen das Gebäude, und wenn mir Ihre Ideen gefallen, ziehe ich Ihr Angebot mit in Betracht.“

Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel „Kein Problem. Eine Stunde reicht, damit ich Sie davon überzeugen kann, dass ich die Richtige für den Auftrag bin.“

Montgomery lachte schallend. „Sie gefallen mir, Ms. Randall. Dann wollen wir mal sehen, ob Ihre Vision mit Ihren selbstbewussten Behauptungen mithalten kann.“

Erleichtert atmete sie auf, drückte auf die Fernbedienung und schloss den Wagen ab. Als sie gemeinsam mit Montgomery Grant die Straße überquerte, kam es ihr seltsam vertraut vor, neben ihm herzugehen.

Energischen Schrittes steuerte er auf die Eingangstür zu, die mithilfe einer Schubkarre voller alter Holzbohlen und Betonbrocken aufgehalten wurde.

Ein Mann, der Lexington an einen wandelnden Baumstamm erinnerte, kam auf sie zu.

„Morgen, Hank“, begrüßte Montgomery den stämmigen, über ein Meter achtzig großen Bauarbeiter, der einen verstaubten Overall und einen Schutzhelm trug.

„Morgen, Mr. Grant.“ Der Mann klemmte sich ein Clipboard unter den Arm. „Viel los heute. Die Genehmigung ist da. Die Crew räumt gerade Stockwerk für Stockwerk den Schutt weg. Doch einige Bodenplanken sind in einem ziemlich schlechten Zustand, also kommen wir nur langsam voran.“

Montgomery nickte und klopfte Hank dann auf die breite Schulter. „Oh, Ms. Randall, das ist Hank Forbes, mein Vorarbeiter. Hank, Lexington Randall.“

„Ma’am.“

Lexington schenkte ihm ein zurückhaltendes Lächeln.

„Hören Sie, ich brauche zwei Schutzhelme. Ich will Ms. Randall kurz das Gebäude von innen zeigen.“

„Klar, kein Problem.“ Forbes drehte sich um. „Winston!“, rief er. „Winston! Bring mir mal zwei Helme“, rief er. „Soll Sie jemand begleiten, Mr. Grant?“

Montgomery verkniff sich ein Grinsen. „Schon okay, ich bin sicher, das kriege ich allein hin. Aber danke. Bei der Gelegenheit schaue ich gleich mal, wie weit wir sind.“

Winston tauchte mit zwei Helmen auf.

Montgomery reichte Lexington einen davon. Dann musterte er sie noch einmal ganz langsam von Kopf bis Fuß. „Der Fahrstuhl ist außer Betrieb. Kommen Sie damit bis in den zehnten Stock?“ Er deutete auf ihre High Heels.

Zwar mochte er auf ihre Schuhe mit den berühmten roten Sohlen schauen, doch sie spürte förmlich, wie er dabei den Blick über ihre langen Beine wandern ließ. Sie erschauerte und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Ich komme zurecht, danke.“ Insgeheim hoffte sie, dass sie sich durch den Aufstieg in den zehnten Stock wieder auf ihre Arbeit konzentrieren konnte, statt sich auszumalen, wie wohl die Lippen von Montgomery Grant schmecken mochten.

Er setzte den Helm auf. „Wir fangen oben an und arbeiten uns dann nach unten vor.“

Angesichts seines Kommentars wurde sie knallrot.

„Alles in Ordnung?“

„Ja, natürlich. Ich habe nur ein bisschen Staub eingeatmet.“

„Guter Punkt. Ich hole uns ein paar Masken.“ Er ging zu einer Gruppe Arbeiter hinüber und kam mit zwei blauen Masken zurück. Eine davon gab er Lexington.

„Danke.“

„Bereit?“

Ohne ihre Antwort abzuwarten, steuerte er auf das Treppenhaus im Westflügel zu.

Als Lexington sich frech vor dem Gebäude postiert hatte, war sie überzeugt gewesen, bereit zu sein. Die Begegnung mit Montgomery Grant hatte sie zwar nicht vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht, doch sie fühlte sich verdammt wacklig auf den Beinen. Jetzt konzentrier dich wieder auf die Arbeit, statt davon zu träumen, wie du dich mit ihm zwischen den Laken wälzt. „Ja, gehen Sie ruhig vor.“

Montgomery rückte seinen Helm auf dem Kopf zurecht. Doch trotz seiner Rüstung aus Anzug, Krawatte und Schutzhelm konnte er spüren, wie ihm die Hitze, die Lexington ausstrahlte, direkt unter die Haut ging. Ihr Duft hatte seinen gesunden Menschenverstand so weit außer Gefecht gesetzt, dass er einer potenziellen Angestellten eine persönliche Führung durch das Gebäude gab. Damit verstieß er gegen jegliches Fair Play, was normalerweise nicht seine Art war. Er war stolz darauf, dass er immer fair und transparent agierte. Diese kleine Exkursion war vollkommen falsch. Leider gab er in diesem Moment keinen Pfifferling darauf. Er wollte diese mutige und sexy Frau, die ihn vollkommen faszinierte, unbedingt kennenlernen.

Als sie im zehnten Stock ankamen, sahen sie, dass ein Team ein Fließband aufgebaut hatte, auf dem Schutt in riesige Metallbehälter transportiert wurde.

„Passen Sie auf, wo Sie hintreten“, warnte Montgomery.

Lexington zog sich die Maske vom Mund. „Ich würde im Erdgeschoss alle Wände entfernen lassen.“ Sie hatte einen Block aus ihrer Tasche gezogen und machte sich hastig Notizen. Dann blickte sie zur Decke hinauf und lief im Zickzackkurs über den zerschrammten Holzboden, wobei sie leise vor sich hin murmelte und immer wieder nickte. „Das Layout innen kreisförmig umgestalten.“

„Kreisförmig?“, fragte er stirnrunzelnd.

Sie lachte und hob die Hand. „Nicht in den eigentlichen Räumen. Doch die Treppenabsätze auf dem Level würden das Erdgeschoss kreisförmig umgeben. Ich mache eine Zeichnung und zeige Ihnen, was ich meine.“

Er warf ihr einen herausfordernden Blick zu, doch ihre Augen funkelten und ihre Lippen … „Gehen wir weiter“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er führte sie einen schmalen Korridor entlang und öffnete am Ende eine ehemalige Wohnungstür.

Der Gestank nach Müll, Abwasser und Schimmel schien in den Ecken und unter den Fußböden zu lauern, um sich an jedem festzusetzen, der sich hineinwagte.

„Wir hätten Overalls anziehen sollen“, meinte Montgomery, dessen Stimme hinter der Maske ganz dumpf klang. „Nachdem der Besitzer das Gebäude aufgegeben hatte, wurde es als billige Absteige genutzt.“ Er durchquerte den Raum und öffnete eine weitere Tür.

Der Gestank raubte ihnen den Atem. Der Raum war voller alter Matratzen, dreckiger Laken und Eimern mit undefinierbarem Inhalt.

Montgomery blickte sich zu Lexington um, doch sie wirkte vollkommen unbeeindruckt. Sie ging herum und machte sich Notizen, so, als besichtigte sie den Pariser Eiffelturm. Interessant.

„In der Ausschreibung steht, dass in der Hälfte des Gebäudes Wohnungen entstehen sollen und in der anderen ein Hotel mit einem Restaurant, einem Fitnessstudio und einem Wellness-Bereich. Korrekt?“

„Ja, das stimmt.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen, damit er nicht der Versuchung erlag, ihr kastanienbraunes Haar zu berühren und zu testen, ob es sich genauso weich anfühlte, wie es aussah.

„Ambitioniert“, murmelte sie. „Aber machbar.“ Langsam ließ sie den Blick durch den Raum wandern. Dann inspizierte sie das angrenzende Badezimmer.

Sämtliche Armaturen waren verschwunden, und nur die Rohre, die aus den Wänden ragten, verrieten den ursprünglichen Zweck des Raums.

„Darf ich ein paar Maße nehmen?“

Er blinzelte überrascht. „Maße? Ähm … Ja, warum nicht?!“

„Toll.“ Sie kramte ein Maßband aus ihrer Tasche, ging in einer Ecke des Raums in die Hocke und legte das eine Ende des Bandes auf den Boden. Dann zog sie die Maske herunter. „Würden Sie das netterweise festhalten?“

Er trat zu ihr, und sie blickte zu ihm auf. Die honigfarbene Haut ihres Gesichts schien zu leuchten, und der Gloss auf ihren Lippen schimmerte verführerisch, während sie ihn aus tiefbraunen Augen herausfordernd musterte. Unwillkürlich sah er vor seinem geistigen Auge, wie sie mit dem gleichen hungrigen Blick erwartungsvoll zu ihm hochsah, während er sich auf sie legte.

„Wären Sie so nett?“

Er blinzelte und räusperte sich. „Tragen Sie immer ein Maßband in Ihrer Handtasche mit sich herum?“, fragte er grimmig und stellte die Fußspitze auf das Ende des Maßbandes.

Langsam stand Lexington auf, und plötzlich waren sie sich so nah, dass er ihre langen Wimpern zählen konnte. Ihr berauschender Duft vernebelte ihm die Sinne und ließ alles andere im Raum in den Hintergrund treten. Prompt bekam er eine Erektion. Verdammt, ich will sie berühren. Nur ein einziges Mal.

Kleine Falten erschienen in ihren Augenwinkeln, als sie zu lächeln begann und dabei eine Reihe perfekter weißer Zähne entblößte. „Ich war bei den Pfadfinderinnen, Mr. Grant. Ich bin immer vorbereitet.“

Er hätte ihr das herausfordernde Lächeln mit nur einem Kuss von den Lippen wischen können, um ihr zu zeigen, wer hier das Sagen hatte.

Je länger er ihr dabei zusah, wie sie die Räume abschritt, und ihren Vorschlägen zuhörte, desto mehr faszinierte sie ihn. Sie schien eindeutig zu wissen, was sie tat. Außerdem gefielen ihm ihre Ideen, die perfekt zu seiner eigenen Vision passten. Sie waren so aufeinander abgestimmt, als hätten sie schon immer zusammengearbeitet. Und das war beängstigend.

Mehr als eine Stunde später kehrten Montgomery und Lexington ins Erdgeschoss zurück. Dort waren die Arbeiten im vollen Gange, und die Crew transportierte den Schutt in Fässern und Containern ab.

Montgomery legte die Helme auf einen Tisch und warf ihre Masken in den Müll. Dann traten sie nach draußen und taten gleichzeitig einen tiefen Atemzug. Sie sahen sich an und fingen an zu lachen.

„Ja, es war wirklich schlimm da drin“, räumte sie belustigt ein.

„Sie haben das aber äußerst professionell durchgestanden“, lobte er sie.

„Danke schön“, erwiderte sie ein wenig verlegen. „Mir ist übrigens klar, dass Sie gegen ihre eigenen Regeln verstoßen haben. Das weiß ich wirklich zu schätzen.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen.

Er blickte auf ihre langen, schlanken Finger hinunter und hätte sie am liebsten an die Lippen gehoben. Stattdessen ergriff er nur ihre Hand. Das musste fürs Erste genügen.

„Kein Problem, solange Sie es niemandem verraten. Ich möchte nicht meinen Ruf als harter Hund ruinieren.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand diese Meinung von Ihnen hat, Mr. Grant“, widersprach sie mit samtweicher Stimme.

Er schob das Kinn vor und räusperte sich. „Ich werde mir Ihr Angebot anschauen“, sagte er und hielt ihre Mappe in die Höhe, die er wie einen Talisman bei sich behalten hatte. „Und ich melde mich bei Ihnen. Oder jemand aus meinem Büro.“

Sie nickte. „Ich danke Ihnen. Ich werde ein paar Zeichnungen machen, die ich Ihnen gern zeigen kann.“

„Lassen Sie uns erst alle Angebote sichten. Sie sind bereits im Vorteil, weil ich Ihnen das Gebäude gezeigt habe. Es wäre den anderen gegenüber nicht fair, wenn wir das auch noch in die Waagschale werfen. Das verstehen Sie doch sicherlich.“

„Natürlich.“

„Ich danke Ihnen, dass Sie persönlich vorbeigekommen sind, Ms. Randall.“

„Mr. Grant.“ Sie nickte ihm kurz zu, drehte sich um und ging zu ihrem Auto.

Montgomery stand einfach nur da und sah ihr nach, wie sie auf ihren sexy High Heels die Straße überquerte. Dabei flatterte ihr der Mantel um die Beine, und ihre Haare wehten im Wind. Als sie sich hinter das Steuer setzte, erhaschte er einen letzten Blick auf ihre langen Beine. Prompt malte er sich aus, wie sie sie um seine Taille schlang … Er sah ihr noch so lange hinterher, bis das heiße rote Auto mit der noch heißeren Fahrerin verschwunden war.

„Hey, Boss.“

Montgomery drehte sich um. „Guten Morgen, Gabe“, begrüßte er seinen Projektmanager lächelnd.

„Was das gerade Lexington Randall?“, fragte Gabriel Martin.

Überrascht schaute Montgomery ihn an. „Ja, warum?“

„Ach, dann war sie es tatsächlich. Ich habe sie schon seit …“ Er überlegte kurz. „… mehr als drei Jahren nicht mehr gesehen.“

Montgomery runzelte die Stirn. „Wirklich? Woher kennen Sie sie?“

Gabe rückte seinen Bauhelm zurecht. „Ähm, wir waren vor einer Weile zusammen. Wir haben beide am MIT studiert“, fügte er beinah wehmütig hinzu. „Ich wollte ein paar Dinge mit Ihnen besprechen“, wechselte er dann das Thema. „Hätten Sie Zeit?“

„In einer halben Stunde habe ich ein Meeting. Aber warum kommen Sie nicht so gegen drei bei mir im Büro vorbei?“

„Perfekt. Ich sehe Sie dann.“ Damit drehte sich Gabe um und ging zurück in das Gebäude.

Montgomery stand einen Moment lang da und dachte über Gabriels Enthüllung nach. Dann ging er zu seinem Lexus hinüber, den er an der Ecke geparkt hatte. Er konnte nicht erwarten, dass Lexington keine Vergangenheit hatte. Doch musste es ausgerechnet jemand sein, den er kannte? Dann fragte Montgomery sich, wie ernst die Sache zwischen den beiden wohl gewesen war.

Lexington fuhr auf der Pennsylvania Avenue entlang, nahm jedoch die berühmten Gebäude und vertrauten Straßenzüge ihrer Heimatstadt nur ganz verschwommen wahr. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Montgomery Grant zurück. Unruhig rutschte sie auf dem ledernen Fahrersitz hin und her. Er war … heiß. Ein anderes Wort fiel ihr nicht zu ihm ein. Es war schon viel länger her, als ihr lieb war, dass ein Mann es geschafft hatte, sie mit nur einem Blick oder Wort oder mit einer leichten Berührung zu erregen. Montgomery war es gelungen – und noch mehr.

Hinter ihr ertönte wütendes Gehupe. Sie schüttelte den Kopf und schaute zuerst in den Rückspiegel, dann auf die Ampel. Verdammt, wie lange habe ich schon hier gestanden? Entschuldigend hob sie die Hand und fuhr dann zügig über die Kreuzung.

Sie sollte sich lieber darauf konzentrieren, das Projekt an Land zu ziehen, nicht auf die Vorstellung, mit Montgomery ins Bett zu steigen. Hat er eine Freundin? Ist er noch zu haben? Hör auf! Aber ganz schnell!

Schließlich hielt sie vor ihrem Elternhaus, das schon bessere Zeiten gesehen hatte. Einen Augenblick lang blieb sie im Wagen sitzen und starrte auf das Haus.

Eigentlich hatte sie sich eine eigene Wohnung suchen wollen, doch ihr Vater bestand darauf, dass sie wieder bei ihm einzog. Er war es leid, allein in dem großen Haus mit den vier Schlafzimmern zu leben. Seit Lexingtons Mutter Grace zehn Jahre zuvor gestorben war, hatte sich ihr Vater nicht ein einziges Mal verabredet, obwohl seine Kinder ihn immer wieder dazu drängten. War die vordere Treppe schon immer so durchgetreten?

Lexington nahm ihre Handtasche vom Beifahrersitz und stieg aus. Der fünfzehn Jahre alte Wrangler Jeep ihres Vaters stand in der Auffahrt. Sie holte tief Luft und marschierte ins Haus.

Dort schlüpfte sie aus ihrem Mantel und hängte ihn auf einen der Haken neben der Eingangstür. Ihre Absätze klapperten über die Holzbohlen, die stellenweise knarrten.

„Dad!“

„Hier drinnen.“

Sie folgte seiner Stimme in den hinteren Teil des Hauses. Die Tür zu seinem Arbeitszimmer stand halb offen.

„Hallo“, begrüßte sie ihn und betrat den Raum. „Was treibst du so?“

Lexington Randall senior drehte sich langsam in seinem Bürostuhl zu seiner Tochter um und strahlte sie an. Er ging auf die fünfundsiebzig zu, sah jedoch keinen Tag älter aus als fünfzig. Es war ihm zwar nicht gelungen, das Geschäft auf Kurs zu halten, doch nach dem Krebstod seiner Frau hatte er keine Kosten und Mühen für den Erhalt seiner Gesundheit gescheut. Lexi war davon überzeugt, dass diese Obsession ihres Vaters und das Desinteresse ihres Bruders zum Untergang von Randall Architect and Design beigetragen hatten.

Sie ging zu ihrem Vater hinüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann schaute sie neugierig auf die Entwürfe auf seinem Zeichentisch.

„Ach, ich arbeite an ein paar Entwürfen für einen Bio-Garten hinter dem Haus.“

„Hm.“

Er blickte auf. „Das klingt nicht gut.“

Lexington nahm gegenüber ihrem Vater Platz.

„Daddy, als du mich angerufen und mir erzählt hast, was los ist, bin ich sofort zurückgekommen. Ich will gern dabei helfen, dass nicht all das zerstört wird, was du ein Leben lang aufgebaut hast. Nicht nur deine Firma, sondern auch deinen guten Ruf. Ich habe dafür eine Karriere zurückgelassen, die langsam an Fahrt aufnahm.“

„Und das weiß ich wirklich zu schätzen“, erwiderte er und tätschelte ihre Hand.

„Dad. Du bist auch ein Teil davon. Ich muss wissen, dass du langfristig mit von der Partie bist. Ich bin heute ein großes Risiko eingegangen. Doch ich kann das nur schaffen, wenn du dich auch voll und ganz einbringst. Außerdem muss ich Einblick in die Bücher bekommen und verstehen, was schiefgelaufen ist.“

Autor

Donna Hill
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