Und ewig brennt dieses Feuer

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Ins Bett mit dem Boss? Niemals! Auch wenn Jaya es sich tausendmal gewünscht hat … Aber dann geschieht es doch. In der exklusiven Hotelanlage, die Theo Makricosta auf Bali betreibt, brennt die Leidenschaft zwischen ihnen lichterloh. Und obwohl Jaya das Unternehmen des griechischen Millionärs am nächsten Tag verlässt, ist diese Begegnung in jeder Hinsicht unvergesslich … Jedenfalls für Jaya. Denn Theo reagiert auf keinen ihrer Anrufe! Erst über ein Jahr später meldet er sich - mit einer absolut unverschämten Bitte. Und Jaya ist hin und hergerissen zwischen Gefühl und Verstand.


  • Erscheinungstag 21.07.2015
  • Bandnummer 2189
  • ISBN / Artikelnummer 9783733701871
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Theo Makricosta musste blinzeln, weil ihm der Schweiß in die Augen lief. Sein Blick wanderte zwischen der Tankanzeige des Hubschraubers und der näher kommenden Küste hin und her. Gewöhnlich hatte er immer doppelt so viel Treibstoff an Bord, wie er für eine Strecke benötigte. Und eine Strecke von A nach B war schließlich genauso lang wie eine Strecke von B nach A.

Nur dass dieses Mal B für Schiff stand, und ein Schiff bewegt sich.

Nachdem er von der Makricosta Enchantment gestartet war, hatte er aus einem Instinkt heraus beschlossen, nach Marseille zu fliegen, statt nach Barcelona zurückzukehren. Eigentlich war so etwas völlig untypisch für ihn, aber irgendwie hatte ihn plötzlich die Panik gepackt.

Und jetzt war es zu spät umzukehren.

Theo war schweißgebadet.

Nicht, weil er um sein Leben fürchtete. Ihn würde sowieso niemand vermissen, falls er abstürzte, seine Fracht aber schon.

Trotz des dröhnenden Motors und der Kopfhörer konnte er die Babys hinter sich aus Leibeskräften brüllen hören.

Er wischte sich die feuchte Hand an der Hose trocken und zog sein Handy aus der Tasche. Falls ihm eine sichere Landung gelang, warteten eine Menge weiterer Probleme auf ihn. Und die einzige Person, die ihm helfen konnte, lebte nun mal in Marseille.

Wenn sie ihm half.

Er suchte auf dem Handy die Mail, die er schon längst hätte löschen sollen.

Hier ist meine neue Nummer, falls das der Grund sein sollte, warum du nie anrufst. Jaya.

Er verdrängte sein schlechtes Gewissen und hoffte, dass sie immer noch so weichherzig war, wie er sie in Erinnerung hatte.

1. KAPITEL

Achtzehn Monate zuvor …

Jaya Powers hatte schon am Vormittag gehört, wie der Hubschrauber gelandet war. Aber es wurde fünf Uhr, und Theo Makricosta hatte sie immer noch nicht zu sich gerufen. Eigentlich machte sie jetzt schon Überstunden. Und eigentlich war sie auch gar nicht mehr seine Angestellte. In zwölf Stunden würde sie abreisen.

Aber für Mr Makricosta existierten keine normalen Arbeitszeiten. Er war so viel auf Reisen, dass er manchmal nicht schlafen konnte und stattdessen arbeitete. Dann rief er sie an, egal, wie spät es war, und verlangte höflich nach Akten und Unterlagen und erinnerte Jaya daran, ihren Einsatz als Überstunden abzurechnen. Danach bedankte er sich jedes Mal für ihre Mühe. Für ihn zu arbeiten war wirklich sehr angenehm. Er würde ihr mehr als fehlen.

Jaya sah in den Spiegel und fragte sich, warum sie immer noch die Makricosta-Resort – Uniform trug. Seufzend schüttelte sie den Kopf. Ihre Haare waren zu einem schweren Knoten frisiert, das Make-up erneuert. Sie war bereit für seinen Anruf.

Wusste er eigentlich, dass sie die Firma verließ? Er hatte sich ihr gegenüber immer sehr distanziert verhalten. Es hätte sie überrascht, sollte er sie als Frau überhaupt wahrnehmen.

Bei dem Gedanken seufzte sie leise. Hätte sie nicht hin und wieder bemerkt, dass er eine alleinreisende Urlauberin zum Essen einlud, sie danach in ihr Zimmer begleitete und ihre Ausgaben auf seine Rechnung setzte, sie hätte vermutet, dass Frauen für ihn keine Rolle spielten.

Doch wenn sich die Gelegenheit ergab, griff er zu, und das weckte seltsame Gefühle in Jaya … Bestürzung und eine Art Eifersucht.

Dabei wollte sie doch gar nicht mit ihm schlafen. Oder doch?

Bei dem Gedanken spürte sie eine gewisse Unruhe. Es war keine Angst, auch kein Gefühl des Ekels. Jedenfalls waren es nicht die typischen Empfindungen, mit denen sie sonst an Sex dachte.

Es war aber auch nicht die himmelhoch jauchzende Glückseligkeit. Wieso bekümmerte es sie also, wenn sie keine Gelegenheit mehr haben würde, ihm auf Wiedersehen zu sagen?

Eigentlich war es völlig verrückt, sich jemandem verbunden zu fühlen, der sich ihr gegenüber immer gleichgültig zeigte! Aber er nahm nun einmal einen wichtigen Platz in ihrem Berufsleben ein. Und was noch entscheidender war: Er hielt sie für kompetent und respektierte sie. Deswegen fühlte sie sich an ihrem Arbeitsplatz wieder sicher. Er gab ihr das Gefühl, sie könnte vielleicht wieder eine richtige Frau werden.

Sollte sie ihm das sagen? Nein. Sie würde nach Frankreich fahren, ohne ihn noch einmal zu sehen.

Doch anstatt ihr rot-weißes Halstuch abzulegen, wandte sie sich zur Tür. Ich bin verrückt, sagte sie sich, während sie zum Aufzug ging. Was, wenn er nicht allein war?

Eigentlich gehörte der ganze vierzigste Stock des Hotels der Familie Makricosta. Der jüngste Bruder, Dimitri, tauchte hier nur selten auf. Er war nicht so pflichtbewusst wie Theo. Adara, die Schwester der beiden und die Galionsfigur des Unternehmens, kam hierher, um dem New Yorker Winter zu entfliehen.

Theo … Mr Makricosta korrigierte sich Jaya, doch in ihren Gedanken nannte sie ihn immer Theo … war sehr genau. Mindestens einmal im Vierteljahr kontrollierte er die Bücher von jedem Hotel des Unternehmens. Jaya schätzte seine Zuverlässigkeit.

Sie wischte sich die feuchten Hände am Rock ab und klopfte.

Das undeutliche Gemurmel, das aus dem Zimmer zu hören war, konnte „Herein!“ bedeuten. Jaya war sich nicht sicher, aber wenn sie schon einmal hier war …

„Ich sagte doch: ‚Nicht jetzt‘“, kam es vom Sofa, auf dem Theo lag. Er hatte die Hemdärmel aufgerollt und einen Arm über die Augen gelegt. In der anderen Hand hielt er einen Drink. Seine Kleider waren zerknittert, sein Kinn unrasiert. Papiere und Akten lagen in wildem Durcheinander auf dem Tisch und dem Boden, der PC war vom Tisch gekippt.

Jaya starrte auf das Chaos. Vielleicht war es besser, sofort wieder zu verschwinden. Wütende Männer konnten gefährlich sein. Das wusste sie aus Erfahrung.

Aber Theo strahlte etwas Verzweifeltes aus. Ohne zu wissen, warum, weckte er sofort ihr Mitgefühl.

„Ist etwas passiert?“, fragte sie und versuchte, ihren Schreck zu verbergen.

„Jaya?“ Er schoss hoch. „Hatte ich Sie gerufen?“ Er griff nach seinem Handy und wischte mit dem Daumen über das Display. „Ich habe versucht, es nicht zu tun.“

Wie konnte man versuchen, jemanden nicht anzurufen? Aber englische Sätze klangen manchmal seltsam.

„Es macht mir nichts aus, für Sie nach Unterlagen zu suchen“, murmelte sie.

Er presste die Lippen aufeinander und schien durch Jaya hindurchzusehen. Dann fuhr er sich mit beiden Händen durch die Haare und wandte sich ihr zu. In seinem Blick lag eine herzzerreißende Trostlosigkeit. „Sie erwischen mich in einem schlechten Augenblick.“

Plötzlich hatte sie einen trockenen Mund. Normalerweise reagierte sie nicht so auf Männer, schon gar nicht auf diese verwegenen, gut aussehenden Typen. Und genau so einer war Theo.

Dabei sah er selbst jetzt noch umwerfend aus. Sein energisches Kinn passte gut zu dem ernsten Mund, die hohen Jochbeine ließen die Wangen schmal wirken. Und die geschwungenen Brauen betonten die intelligenten Augen, die größer zu werden schienen, als Jaya in sie blickte. Plötzlich stand die Welt um sie herum still …

„Das machen wir morgen.“ Die ruhig gesprochenen Worte hatten einen leisen, heiseren Unterton, der ihr unwillkürlich einen Schauer über den Rücken jagte.

Sie verstand ihre Reaktion nicht. Und sie wusste auch nicht, warum sie ihm in die Augen sehen musste, obwohl ihr dabei heiß und kalt wurde.

„Ich darf Ihre hohe Arbeitsmoral nicht ausnutzen. Das könnte unsere Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung gefährden.“

Erschrocken senkte sie die Lider und errötete, weil ihr klar wurde, dass ihm ihr hingebungsvoller Blick aufgefallen sein musste.

Was war nur los mit ihr? All die Jahre war ihr bei Annäherungsversuchen vor Schreck das Herz stehen geblieben. Und sie hatte sofort an Flucht gedacht. Jetzt schoss ihr durch den Kopf: Wie sich diese Bartstoppeln wohl auf meinen Lippen anfühlen – Gedanken, die ihr doch noch nie gekommen waren!

Sie hatte das Gefühl, in Flammen zu stehen, aber nicht nur, weil sie sich schämte. Da war noch etwas anderes. Eine Neugierde, wie Jaya sie vor langer Zeit einmal empfunden hatte, als sie sich in der Schule mit einem netten Jungen unterhielt.

Das Klügste wäre, ich sage nichts und verabschiede mich auf Nimmerwiedersehen, überlegte sie.

Aber sie konnte sich nicht losreißen und fühlte sich wie jemand, der nicht wusste, ob er den Sprung ins kalte Wasser wagen sollte oder nicht.

Etwas zittrig stellte sie den PC zurück auf den Tisch. „Diese Beziehung gibt es jetzt leider nicht mehr. Heute ist mein letzter Tag.“

„Wieso hat mir das keiner gesagt? Falls Sie zur Konkurrenz gehen wollen, wir erhöhen Ihnen auf jeden Fall Ihr Gehalt“, erwiderte er überrascht.

„Das ist es nicht.“ Sie sank in einen Sessel und verschränkte die Hände. Sie wirkte gelassener, als sie sich fühlte. Keine Uniform mehr, keine Karriere bei der Makricosta – Hotelkette. Kein Theo. „Sie – ich meine, die Firma – haben mir durch Fortbildungskurse so sehr geholfen. Da würde ich doch nie zur Konkurrenz gehen. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich vom Zimmermädchen zur Hotelmanagerin aufsteigen würde.“ Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie Angst gehabt hatte, Schwierigkeiten zu bekommen, weil sie ihre Putztätigkeit unterbrach, um einen kleinen Jungen ins Büro zu begleiten. Er hatte sich verlaufen. Und wie sie dann dort blieb und Dolmetscherin spielte, bis man die Eltern fand. Zufällig war Theo vorbeigekommen. Ihre Sprachkenntnisse hatten ihn beeindruckt.

„Mein Selbstvertrauen war am Boden, als ich hier anfing“, gestand sie lächelnd. „Hätten Sie mich nicht gefragt, ob ich mich nicht als Empfangsdame bewerben möchte – allein wäre ich nie auf die Idee gekommen. Ich bin Ihnen wirklich dankbar.“

So. Jetzt hatte sie gesagt, was sie sagen wollte.

„Meine Schwester würde mir die Leviten lesen, wenn ich zum Sexisten würde“, wehrte er ab und blickte zum Telefon. Seine Niedergeschlagenheit kehrte zurück und hing wie eine dunkle Wolke zwischen ihnen. Welche Neuigkeit auch immer ihn derart aufgeregt hatte, es war Adara Makricosta gewesen, die sie ihm überbrachte. Das spürte Jaya.

„Wohin werden Sie gehen?“, fragte er abrupt.

Sie löste den Blick von seinen starken Händen, mit denen er seine Knie massierte. Am liebsten hätte sie diese Hände genommen und Theo versichert, dass alles gut würde.

„Frankreich“, erwiderte sie. Sie mochte nicht über ihre Situation sprechen. Schon gar nicht, weil es aussah, als wollte er mit der Frage nur von seinen eigenen Schwierigkeiten ablenken. „Marseille. Eine Familienangelegenheit. Es tut mir leid.“ Warum sie sich jetzt auch noch entschuldigte, wusste sie selbst nicht. Aber es tat ihr wirklich leid. Dass sie ihren Job aufgeben musste, dass sie Theo Unannehmlichkeiten bereitete, dass ihre Cousine im Sterben lag.

Sie senkte den Kopf.

„Sie heiraten doch wohl nicht? Etwa eine von diesen arrangierten Hochzeiten?“ Er klang so entsetzt, dass sie lächeln musste.

„Nein.“ Sie hob den Kopf, und da war er wieder, dieser gewisse Moment. Wie oft hatte sie in den vergangenen vier Jahren aufgeblickt und Theo dabei ertappt, wie er sie betrachtete. Aber immer war sein Blick wieder ruhig zu seinen Akten gewandert, und Jaya hatte gedacht, sie hätte sich alles nur eingebildet.

Unsere Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung …

Hatte ihn das davon abgehalten, sich schon früher für sie zu interessieren?

Aber wenn es so war, was bedeutete das für sie? Sie war allein mit ihm in dieser Suite. Und er wusste, dass sie jetzt nicht mehr tabu war.

Ihre tief sitzende Vorsicht ließ sie den Abstand zur Tür abschätzen. Dann warf sie Theo einen forschenden Blick zu.

Der interessierte Ausdruck in seinen Augen verschwand, und er wurde wieder zu ihrem Boss. „Das ist ein Schlag für die Firma. Sollen wir Ihnen die Stelle freihalten?“

Dass er von einer Sekunde zur anderen sein Verhalten änderte, ließ sie noch nervöser werden. Es war beunruhigend, wie leicht Theo ihre Gedanken erriet.

„Meine Cousine ist sehr krank und wird nicht mehr lange leben. Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu ihrer kleinen Tochter. Sie wird mich brauchen.“

„Das ist hart. Ich will Ihnen nicht zu nahetreten, aber wäre Geld eine Hilfe?“

„Danke, der Mann meiner Cousine ist wohlhabend. Die beiden waren sehr gut zu mir, als ich aus Indien kam. Sie haben mir geholfen, bis ich auf eigenen Füßen stehen konnte. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich ihnen jetzt nicht beistehen würde.“

„Ich verstehe.“

Tat er das wirklich? Seine Familie kam ihr irgendwie seltsam vor. Sie war ihnen selten begegnet und wenn, dann hatte keines der Familienmitglieder Wärme oder so etwas wie Zusammengehörigkeitsgefühl gezeigt.

Doch wie kam sie dazu, sich ein Urteil zu erlauben? Sie wurde doch von Teilen ihrer eigenen Familie abgelehnt.

Den Blick auf die verstreuten Papiere am Boden gerichtet, schien auch Theo düsteren Gedanken nachzuhängen. Er griff nach seinem Glas.

„Möchten Sie reden über … über das, was Sie quält?“, fragte Jaya.

„Ich würde mich lieber bewusstlos saufen.“ Er nippte an seinem Glas. „Aber das hier ist nur Sodawasser.“ Er stellte das Glas beiseite, stand auf und zeigte ihr so, dass Schluss war mit den Vertraulichkeiten.

Sie versuchte, es nicht als Kränkung aufzufassen. So offen wie jetzt hatte sie ihn sowieso noch nie erlebt.

„Es tut mir leid, dass wir nicht mehr zusammenarbeiten, Jaya. Bitte melden Sie sich, falls Sie wieder für Makricosta tätig sein möchten. Immerhin haben wir drei Hotels in Frankreich.“

„Ich weiß. Gerne.“ Sie schluckte. Dann stand sie auf und reichte ihm die Hand zum Abschied.

Er hielt sie in seiner warmen Hand und streichelte sie mit seinem Daumen.

Jayas Haut prickelte.

Ihre Finger zitterten, als er ihre Hand umdrehte. Fast glaubte sie, er würde sie an die Lippen führen und küssen, doch da sah er auf. Sein Blick sprach von Sex.

Diese sonst so distanziert blickenden Augen glühten jetzt vor Bewunderung. Und sie entdeckte noch etwas anderes, etwas Aggressives, Hungriges. Sein Blick wanderte zu ihrem Mund. Jaya war, als würde ihr Körper plötzlich in Flammen stehen und ihr Herz begann zu rasen.

Das Gefühl wurde noch stärker, als Theo näher trat und den Kopf senkte. Er war tatsächlich im Begriff, sie zu küssen!

Erwartungsvoll hielt sie still, doch schließlich richtete Theo sich unvermittelt auf und ließ ihre Hand los. Er atmete tief durch. „Ich bitte um Entschuldigung.“

„Nein, ich …“ Hoffentlich verdeckte ihre dunkle Hautfarbe, dass sie gerade feuerrot wurde! „Sie haben mich nur überrascht.“ Sollte sie es wirklich wagen? Sie musste es. Es war ihre einzige Chance. „Ich … ich möchte, dass Sie mich küssen.“

2. KAPITEL

„Jaya …“ Er sah sie an. „Sie müssen doch wissen, wie hübsch Sie sind. Natürlich sind Sie mir aufgefallen. Und ich habe auch bemerkt, dass Sie nicht an Partys interessiert sind wie andere in Ihrem Alter. Sie sind nicht der Typ für einen One-Night-Stand.“

„Ich sprach von einem Kuss, nicht davon, dass ich mit Ihnen schlafen möchte!“

Ihre Entrüstung amüsierte ihn. „Stimmt. Da können Sie sehen, was für ein Womanizer ich bin. Es kam mir gar nicht in den Sinn, Sie könnten keine Liebesnacht damit meinen.“

Allem Anschein nach brauchte er jemanden, der ihn tröstete. Jaya fühlte sich hin- und hergerissen. Er sollte wissen, dass sie für ihn da war, aber zu viel wollte sie auch nicht wagen. Es war zum Verrücktwerden!

„Ich bin fünfundzwanzig. Und Sie? Dreißig?“

„Sie sehen jünger aus.“ Wieder zuckte es um seine Mundwinkel, und er musterte Jaya auf eine Art, die unterschiedlichste Gefühle in ihr weckte.

Sie sollte verschwinden, das war einfach sicherer. Doch ihr anderes Ich, das Mädchen, das an Gleichberechtigung und die eigene Stärke glaubte, dieses Mädchen wollte, dass Theo sie als jemanden sah, den man nicht fortschicken sollte.

Makricosta war eine zweite Chance für mich. Ich wollte sie nicht aufs Spiel setzen. Es wird Sie nicht wundern, dass ich meinen Eltern Geld schicke.“

„Das überrascht mich gar nicht. Dass Sie so loyal sind, hat mich immer berührt. Und so reizend. Sogar noch jungfräulich.“ Das klang nach einer Frage.

Sie senkte den Blick auf ihre verschränkten Hände. „Das bin ich nicht mehr“, gestand sie leise.

„Und das hat man Ihnen angekreidet? Diese Doppelmoral. Man sollte es mir vorwerfen. Ich schlafe mit Frauen und rede danach nie wieder mit ihnen. Wirklich, das tue ich, Jaya“, gestand er voll Selbstekel.

Sie hörte die Warnung und wusste sie zu schätzen. Ja, man hatte sie verurteilt, aber für ein Verbrechen, das ein Mann an ihr begangen hatte.

„Irgend so ein Mistkerl hat Ihnen das Herz gebrochen. Sie müssen wissen, ich kann wunderbar trösten.“

„Nehmen Sie sich deswegen der Touristinnen an?“ Sie konnte sich den leisen Spott nicht verkneifen. „Sie leisten also Erste Hilfe?“

„Das hat keine Bedeutung für mich.“ Er rieb sich das Gesicht. „Aber ich lüge nicht. Sie wissen, was sie bekommen.“

„Eine Nacht.“

„Eine Nacht“, stimmte er ihr zu. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und wippte auf den Fersen auf und ab. „Aber offensichtlich wollen Sie sich auf einen Kuss beschränken. Ich bin damit einverstanden, fall das Angebot noch steht.“

Sein Blick verriet ein so unverhülltes Verlangen, dass Jaya rot wurde. „Ich bin im Küssen nicht sehr geübt“, meinte sie und lächelte verlegen.

„Keine Frau der Welt ist so geübt im Küssen, dass sie mich halten könnte. Versuchen Sie es also gar nicht.“ Noch eine Warnung.

Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nur so: Wenn ich gehe, ohne Sie geküsst zu haben, werde ich mich immer fragen, wie es wohl gewesen wäre.“

Er starrte auf ihren Mund, und ein heißes Kribbeln schien Jayas Lippen anschwellen zu lassen, sodass sie unwillkürlich mit der Zungenspitze darüberfuhr.

Theo stieß heftig den Atem aus. Er trat näher. Groß und breit nahm er ihr die Sicht, erdrückte sie fast. Wie gelähmt und voll Erwartung ließ sie es zu, dass er zart ihre Wange streichelte und sich dann zu ihr hinunterbeugte.

Es hatte noch nicht viele Küsse in ihrem Leben gegeben, und als Theo jetzt seinen warmen Mund auf ihren presste, langsam und ohne Hast, wusste sie, dass sie sich den Rest ihres Lebens an diesen Kuss erinnern würde.

Jaya entspannte sich, überließ sich seiner selbstbewussten Inbesitznahme, gab sich hin, obwohl sie immer noch eine leise Angst erfüllte. Nach und nach öffnete sie die Lippen und genoss das köstliche Gefühl, das sie durchströmte. Theos Zunge spielte mit ihren Lippen, drang fast in ihren Mund ein, dann wieder nicht, dann …

Sie seufzte wollüstig auf. Das war die Art von Kuss, von der sie bisher nur gelesen hatte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, wollte Theo noch enger an sich spüren, mehr Nähe mit ihm erleben.

Stöhnend zog er sie fester an sich. Er liebkoste ihre Lippen mit seinen, grub die Finger in ihr Haar, sodass sich der Knoten ein wenig löste. Es war gut, oh so gut. Jaya genoss das Gefühl, geküsst zu werden. Das Gefühl, eng an diese harte Brust gedrückt zu werden und …

Er war auch noch an anderer Stelle hart!

Verstört, weil sie ebenso heftig auf ihn reagierte, wollte sie sich losreißen. In was für eine brenzlige Situation hatte sie sich da gebracht!

Er trat einen Schritt zurück und fuhr sich durch die Haare. „Zum Teufel“, stieß er leise hervor, „ich habe geahnt, dass es gut sein würde, aber ich wusste nicht, wie gut. Sind Sie sicher, dass Sie nicht über Nacht bleiben wollen?“

„Ich …“ Sag nein. Geh! Was aber, wenn er der Mann war, der ihre Sexualität wieder zum Leben erwecken würde, die sie vor lauter Angst verdrängt hatte? „Ich habe keine Affären. Und ich weiß nicht, ob ich gerade jetzt eine anfangen will, aber … es hat mir wirklich Spaß gemacht, Sie zu küssen.“

„Versuchen Sie gerade, mich diplomatisch abzuservieren?“

„Aber nein! Ich bin wirklich verwirrt, weil ich nicht weiß, was ich will.“ Es klang fast wie ein Schluchzen.

Theo verzog den Mund zu einem kleinen Lächeln. „Sie sind wirklich nicht der Typ für einen One-Night-Stand. Aber Ihr Leben ist aus den Fugen geraten. Sex würde Sie vielleicht ein wenig ablenken. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.“

Dass sie einen Blick hinter die unnahbare Maske dieses Mannes erhaschte, faszinierte sie. „Ist das der Grund, warum ich bleiben soll?“

„Das ist doch klar, oder?“

„Gibt es ein Problem mit Makricosta?“

„Nein“, beeilte er sich zu erwidern. Dann seufzte er und kratzte sich den Kopf. „Mein Problem ist eine Familienangelegenheit. Ich war lange Zeit wütend auf jemanden. Heute habe ich erfahren, dass es keinen Grund dazu gab. Und jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll.“

Sie konnte nicht glauben, dass er sich ihr gegenüber so sehr öffnete. Wahrscheinlich würde er es später bereuen. Doch im Augenblick weckte es in ihr den Wunsch, ihn zu trösten.

„Sie sagten doch, ich sollte nicht versuchen, Sie zu halten“, erinnerte sie ihn leise. „Ich weiß wirklich nicht, ob ich das bin, was Sie für eine Nacht erwarten.“ Dabei wollte sie es sein, doch die Angst vor dieser intimen Nähe raubte ihr fast den Atem. „Ich denke immer noch, ich sollte besser gehen.“

Sie konnten den Blick nicht voneinander lösen.

„Geben Sie mir ruhig einen Korb. Es macht mir nicht das Geringste aus“, meinte er lässig. Aber Jaya ahnte seine verborgene Anspannung.

„Wirklich?“ Sie verschränkte die Arme.

„Es ist das Privileg einer Dame, ihre Meinung zu ändern“, erwiderte er achselzuckend.

„Ich kann nicht glauben, dass ich dieses Gespräch mit Ihnen führe“, sagte sie kopfschüttelnd.

„Für mich ist das Ganze auch ziemlich unwirklich.“

Sie musste lachen. Doch als sie seinen leidenschaftlichen Blick bemerkte, wurde sie ernst.

„Ich kann mich einfach nicht entscheiden, Theo.“

Sein Blick wurde weicher. „Das müssen Sie auch nicht.“ Er nahm sie bei der Hand und führte sie zum Sofa. „Wir fangen mit einem Kuss an. Mal sehen, wie es läuft.“

Er ließ sich aufs Sofa fallen und zog Jaya neben sich. „Würden Sie für mich Ihr Haar öffnen?“

Nach einem winzigen Zögern tat sie es und fühlte sich dabei so verletzlich, als würde sie sich vor ihm ausziehen. Er strich das Haar hinter ihrem Ohr hervor.

„Es ist so seidenweich“, murmelte er bewundernd.

Dass er sich damit begnügte, ihr übers Haar zu streichen, ließ sie fast befürchten, er hätte es sich anders überlegt. Gerade als sie anfing, unruhig zu werden, glitt seine Hand zur Krawatte ihrer Uniform.

„Können wir das da wegnehmen?“ Er zog daran.

„Wollen Sie mich damit fesseln?“ Es sollte scherzhaft klingen, doch innerlich zitterte Jaya.

„Möchten Sie, dass ich es tue?“ Seinem Blick nach schien er sie plötzlich in einem ganz neuen Licht sehen.

„Nein.“ Es klang entschieden, fast prüde.

Seine Mundwinkel zuckten. „Gut“, meinte er lakonisch, „denn ich möchte Ihre Hände an meinem spüren.“

Die Krawatte fiel zu Boden. Er rückte näher und küsste Jaya mit einer beruhigenden Zärtlichkeit. Aber sie wollte mehr. Sie wollte nicht, dass die Hand, die sie streichelte, kurz unter ihrer Brust innehielt. Fass mich doch an! flehte sie innerlich. Ihre Brüste sehnten sich nach seiner Berührung. Sie wollte sich an ihn schmiegen. Als sie ihm vor einiger Zeit Akten gebracht hatte, war er gerade aus seinem Pool gestiegen. Obwohl er sich sofort ein Hemd überstreifte, hatte Jaya einen Blick auf seinen Waschbrettbauch werfen können. Theo war einfach fantastisch. Sie wollte ihn wieder nackt sehen.

Nervös versuchte sie, sein Hemd aufzuknöpfen, aber es gelang ihr nicht.

Theo lehnte sich zurück und riss sich wortlos das Hemd auf, zerrte es aus der Hose, bis es ihm nur noch lose über den Schultern hing.

Autor

Dani Collins
<p>Dani Collins verliebte sich in der High School nicht nur in ihren späteren Ehemann Doug, sondern auch in ihren ersten Liebesroman! Sie erinnert sich heute immer noch an den atemberaubend schönen Kuss der Helden. Damals wurde ihr klar, dass sie selbst diese Art von Büchern schreiben möchte. Mit 21 verfasste...
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