Und wenn es Liebe ist?

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Mitch Deveraux‘ erotische Ausstrahlung lässt Lauren keineswegs kalt! Trotzdem will sie dem attraktiven Besitzer einer Schifffahrtslinie widerstehen. Schon beim ersten Date mit dem erfahrenen Verführer fällt es Lauren schwer, ihrem Vorsatz treu zu bleiben. Sollte ihr Vater genau den richtigen Mann für sie ausgesucht haben?


  • Erscheinungstag 09.05.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733756888
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Spiel bloß nicht den Unschuldigen, Mitch Deveraux!“ Lauren Heyward stürmte ungehalten in das Büro ihres Vaters. Payton Heyward war der Besitzer der Heyward Shipping Company, die seit vielen Jahren das größte Konkurrenzunternehmen der Deveraux’ war. „Ich weiß, was ihr vorhabt – du und mein Vater.“ Vorwurfsvoll richtete sie den Zeigefinger auf Mitch. „Aber daraus wird nichts.“

„Und was haben wir deiner Meinung nach vor?“, fragte Mitch gelassen zurück. Er hatte keine Ahnung, wovon sie redete, aber er hatte absolut nichts dagegen, sich mit ihr zu unterhalten.

Die zukünftige Erbin der Heyward Shipping Company war eine wahre Augenweide. In ihrem roten Kostüm und der weißen Seidenbluse sah sie umwerfend aus. Obwohl die sportlich eleganten Pumps nicht besonders hoch waren, kamen ihre prachtvollen Beine deutlich zur Geltung. Doch nicht nur die Beine waren spektakulär. Die weiblichen Rundungen, die sich unter dem maßgeschneiderten Kostüm abzeichneten, waren so sexy, dass Mitch heiß wurde.

Nur mit Mühe konnte er sich von dem Anblick losreißen. Fasziniert betrachtete er das aristokratisch geschnittene Gesicht, das von goldbraunem schulterlangem Haar eingerahmt war.

Mitch war normalerweise weiblichen Reizen gegenüber eher unempfänglich, doch als Lauren in ihrer Empörung noch einen Schritt näher an ihn herantrat, hielt er den Atem an.

„Ihr wollt mich verkuppeln!“, warf sie ihm vor.

„Wieso sollte ich so etwas tun?“, fragte Mitch. Laurens Parfüm und der betörende Duft ihrer Haut machten ihn benommen. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke, und die Luft zwischen ihnen schien elektrisch geladen.

Lauren Heyward hatte zugegebenermaßen die schönsten dunklen Augen und die sinnlichsten Lippen, die er jemals gesehen hatte. Außerdem war sie im Geschäftsleben genauso erfolgreich wie er. Dennoch war ihr Privatleben ziemlich chaotisch. Das wusste er von Laurens Vater. Immerhin hatte sie schon zwei geplatzte Verlobungen hinter sich. Wieso also hätte er sich in ihr Liebesleben einmischen sollen? In seinem Leben gab es seit längerem keine Frau mehr. Und das war gut so.

„Das wüsste ich auch gern“, entgegnete sie, irritiert von seinem intensiven Blick.

„Vielleicht kann ich euch weiterhelfen.“ Payton Heyward betrat das Büro, schloss die Tür hinter sich und nahm seinen Platz hinter dem riesigen Schreibtisch ein. Der schwarze Anzug und das lindgrüne Hemd mit farblich abgestimmter Krawatte verliehen ihm eine Würde, die durch das graue Haar und die altmodische Brille noch unterstrichen wurde. Der Blick seiner braunen Augen war direkt und voller Lebenskraft. „Setzt euch.“ Mit einer einladenden Geste deutete er auf zwei leere Stühle vor seinem Schreibtisch.

„Ich weiß, dass arrangierte Hochzeiten aus der Mode sind“, begann er, nachdem die beiden jungen Leute seiner Aufforderung gefolgt waren und Platz genommen hatten. „Aber was spricht gegen ein Comeback?“

Träum schön weiter, dachte Lauren wütend, während sie den gut aussehenden Mann an ihrer Seite geflissentlich ignorierte.

„Ganz besonders in Fällen wie eurem“, fuhr Payton fort. „Ihr stammt beide aus wohlhabenden Familien, seid schon um die dreißig und immer noch unverheiratet.“

„Ich bin erst achtundzwanzig.“ Lauren versuchte nach wie vor den verführerisch männlichen Duft von Sandelholz zu ignorieren, der ihre Sinne erregte. Jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken, wie unglaublich männlich und sexy Mitch Deveraux aussah. Oder sich von seiner Körpergröße beeindrucken zu lassen – immerhin war er über einen Meter neunzig. Er war auch nicht schlaksig und unbeholfen, wie das oftmals bei großen Männern der Fall war. Im Gegenteil, Mitch wirkte kraftvoll und selbstbewusst. Ob er als Liebhaber genauso beeindruckend war?

„Mitch ist dreißig“, entgegnete Payton, und der Klang seiner Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er es gewöhnt war, dass man ihn ausreden ließ. „Und du bist achtundzwanzig – also nah dran.“

„Aber ich habe schon eine gescheiterte Ehe hinter mir“, warf Mitch ein.

Mitchs überraschende Scheidung von Jeannette Wycliffe war in Charleston einige Zeit Gesprächsthema Nummer eins gewesen. Alle hatten sich gefragt, wie es dazu hatte kommen können.

„Aber jetzt sind Sie frei, genau wie Lauren. Und das allein zählt.“

Lauren sah ihren Vater empört an. Es war schon schlimm genug, dass er sie ständig drängte, endlich zu heiraten. Aber jetzt ging er entschieden zu weit. „Ich bin doch keine alte Jungfer“, protestierte sie.

„Noch nicht. Aber, wenn du nicht bald heiratest und eine Familie gründest, kannst du es leicht werden“, bemerkte Payton trocken.

„Das scheint mir etwas übertrieben“, schaltete Mitch sich ein, während er Lauren abschätzend betrachtete.

„Dad, jetzt gehst du wirklich zu weit.“ Lauren hatte Mitchs vermittelnde Worte geflissentlich überhört.

„Wieso denn? Mitch ist der ideale Mann für dich.“ Payton sah seine Tochter verständnislos an.

„Ich zweifle ja gar nicht daran, dass Mitch sehr nett ist.“

„Und er hat Ahnung vom Geschäft. Immerhin ist die Deveraux Shipping Company ein beachtliches Unternehmen.“

„Das bedeutet, dass Mitch sehr viel Gemeinsamkeiten mit dir hat, Dad“, erwiderte Lauren geduldig. „Ihr seid beide unschlagbar, wenn es darum geht, eine Reederei zu leiten. Aber mit mir hat er nichts gemeinsam. Ich bin Immobilienmaklerin.“

„Umso wichtiger ist es, dass du einen Mann heiratest, der in der Lage ist, unser Geschäft zu führen“, hielt Payton ihr entgegen.

„Bis dahin werden noch Jahre vergehen. Und ich bin sicher, dass einer deiner Vizepräsidenten sehr wohl in der Lage sein wird, in deine Fußstapfen zu treten.“

„Ich lege aber Wert darauf, dass Heyward Shipping in der Familie bleibt.“ Payton lehnte sich zurück. „Und da ich keinen Nachfolger habe …“

Lauren bemerkte das Interesse, das sich in Mitchs tiefblauen Augen widerspiegelte. Anscheinend konnte er es kaum erwarten, Paytons Vorschlag anzuhören. Aber Lauren hatte genug von dieser Farce. Sie sprang auf und lief ungeduldig im Büro ihres Vaters hin und her. „Mir ist völlig egal, für wie sinnvoll du eine Verbindung zwischen Mitch und mir hältst. Es interessiert mich auch nicht, welche finanziellen Vorteile daraus entstehen würden. Ich bin nicht käuflich, selbst wenn du nur daran denkst, dass ich mich mit ihm verabreden soll. Vergiss es!“

„Auch nicht für eine Woche, wenn du dafür diese historische Villa bekommst, die du dir als Kind schon immer gewünscht hast?“ Payton lächelte seine Tochter verschmitzt an. „Heute Morgen habe ich das Haus Nummer 10 in der Gathering Street gekauft – mit allem, was dazugehört. Wenn du meine Forderung erfüllst, Lauren, gehört die Villa dir.“

Es dauerte einen Moment, bis Lauren die Worte ihres Vaters begriff. Sie dachte an die zweistöckige rot geklinkerte viktorianische Villa mit den weißen Fensterrahmen und den grünen Fensterläden. Mit ihren vierundzwanzig Räumen und knapp 1.500 Quadratmetern Wohnfläche gehörte sie zu den größten Wohnhäusern im historischen Teil der Stadt. Leider hatte sich in den letzten Jahren niemand mehr um die Instandhaltung gekümmert.

Lauren hatte das sehr bedauert. Schon als junges Mädchen hatte sie davon geträumt, diesem Besitz eines Tages seinen alten Glanz zurückzugeben. Es gab nur zwei Dinge, die sie davon abgehalten hatten. Zum einen fehlte es ihr am nötigen Vermögen. Der Preis dieses Anwesens lag weit über ihren finanziellen Möglichkeiten, und zum anderen war es nicht einmal zum Verkauf angeboten.

Sie sah ihren Vater ungläubig an. „Das Haus gehört dir?“

„Ja. Und ich schenke es dir, wenn du bereit bist, eine Woche lang jeden Abend mit Mitch Deveraux zu verbringen. Falls du dich nach dieser Woche dazu entschließen kannst, ihn zu heiraten, komme ich auch noch für die Renovierung und die Einrichtung auf. Denk darüber nach, Lauren“, fuhr Payton eifrig fort.

So verlockend das Angebot auch klang, der Preis war eindeutig zu hoch. Lauren sah ihren Vater finster an. „Und was springt für Mitch dabei heraus?“

„Das würde mich allerdings auch interessieren.“ Mitch sah Heyward erwartungsvoll an. Mit den Bedingungen, die an den Handel geknüpft waren, hatte er offensichtlich kein Problem.

Payton bedachte Mitch mit einem typischen Von-Mann-zu-Mann-Blick, bevor er sich wieder Lauren zuwandte. „Wenn er sich bereit erklärt, eine Woche lang jeden Abend mit dir zu verbringen, bekommt er das, was er sich schon lange wünscht. Ich stimme der Fusion unserer beiden Unternehmen zu. Ihr beide habt bis sechs Uhr heute Abend Bedenkzeit. Wenn ihr euch bis dahin nicht entschlossen habt, ist der Deal geplatzt.“

Während Mitch ruhig dasaß, ohne eine Miene zu verziehen, kochte Lauren förmlich vor Wut. „Ich kann einfach nicht glauben, dass du mir das antust“, brauste sie auf.

„Ich habe mir schon gedacht, dass du wütend reagierst“, entgegnete Payton Heyward. Er stand auf, ging zu der Minibar und schenkte sich ein Glas Wasser ein.

Wie konnte er nur so gelassen bleiben, wo er sie doch so verletzt hatte? „Du denkst immer nur ans Geschäft. Alles andere interessiert dich nicht.“ Lauren zitterte vor Empörung.

„Das stimmt nicht.“ Payton drehte sich abrupt zu ihr um. Mit seiner Gelassenheit war es vorbei. Anscheinend hatte sie einen wunden Punkt getroffen.

„Nicht?“ Lauren war viel zu verbittert, als dass sie noch Rücksicht auf seine Gefühle genommen hätte. „Du hast deinem Geschäft immer mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen als Mom und mir, sogar als sie starb. Und was du jetzt von mir verlangst, ist wirklich der Gipfel der Geschmacklosigkeit.“

Ohne den verletzten Blick ihres Vaters und den erstaunten Blick von Mitch zu beachten, schnappte sie sich ihre Handtasche, drehte sich um und stürmte aus dem Zimmer.

„Sie ist nicht die Einzige, die über Ihr Angebot schockiert ist“, sagte Mitch, nachdem sie einige Zeit geschwiegen hatten.

„Ich will meine Tochter gut verheiraten.“

„Aber muss es unbedingt mit einem Deveraux sein?“, fragte Mitch unbehaglich. Er hatte das Gefühl, dass Payton Heyward nur die halbe Wahrheit sagte. „Als ich Ihnen vor sechs Monaten erstmalig den Vorschlag einer Fusion unserer beiden Unternehmen gemacht habe, waren Sie vehement dagegen.“ Tatsächlich hatte Payton behauptet, dass die Heywards und die Deveraux’ niemals zusammenkommen würden. Schließlich war der Konkurrenzkampf der beiden Häuser ein Stück Geschichte. Und jetzt dieser Sinneswandel?

„Nun, ich habe noch einmal in Ruhe über alles nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass Sie recht hatten. In der heutigen Zeit können wir es uns nicht mehr leisten, gegeneinander zu arbeiten. Wir müssen unsere Stellung auf dem Markt neu definieren und umdenken. Und wie könnten wir unsere beiden Unternehmen besser verbinden, als durch eine Heirat zwischen Ihnen und Lauren?“

„Die Sache hat nur einen Haken. Lauren spielt nicht mit. Sie haben ja gesehen, wie sie auf Ihren Vorschlag reagiert hat.“

Payton winkte ab. „Sie war nur im ersten Moment wütend, aber sie wird sich schon wieder beruhigen, wenn sie erst einmal in Ruhe über alles nachgedacht hat.“

Mitch war sich da nicht so sicher. Lauren hatte keinen Zweifel an ihren Gefühlen gelassen. „Ich bin nicht daran interessiert, eine Frau zu heiraten, die aus geschäftlichen Gründen zu dieser Ehe gezwungen wurde“, sagte Mitch entschlossen. Seine erste Ehe war schon anstrengend genug gewesen. Dabei hatte er damals tatsächlich aus Liebe geheiratet – zumindest hatte er es geglaubt. Noch eine verkorkste Beziehung war mehr, als er ertragen konnte, auch wenn es sich in diesem Fall um eine reine Vernunftehe handeln würde und Gefühle daher keine Rolle spielten.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass sie mitspielt, Mitch. Es liegt bei Ihnen, die Karten geschickt auszuspielen und sie zu überzeugen.“

„Und wieso sollte ich das tun?“

Payton lächelte geheimnisvoll. „Wegen der Extraprämie, die dabei für Sie herausspringt.“

„Ich höre.“ Mitch stand ungeduldig auf. Er liebte keine Geheimniskrämereien.

„Wenn Sie Lauren dazu bringen, Sie zu heiraten, bekommen Sie als Mitgift einundfünfzig Prozent der Anteile an der Heyward Shipping Company. Außerdem werden Sie Geschäftsführer. Über die restlichen neunundvierzig Prozent werde ich bis zu meinem Tode selbst verfügen, danach wird Lauren sie erben.“

„Ich wäre also sozusagen der Chef der Heyward Shipping Company.“ Mitch konnte es kaum fassen. Er würde in allen Entscheidungen freie Hand haben. Eine solche Stellung hätte sein Vater ihm in der eigenen Reederei niemals zugebilligt.

„Wenn eure Ehe allerdings in die Brüche geht, gehen die einundfünfzig Prozent entweder an mich zurück oder an Lauren.“

Mitch versuchte sich auf das näher liegende Problem zu konzentrieren. „Unglücklicherweise war Lauren ja nicht einmal dazu bereit, sich auf das erste Angebot einzulassen und sich eine Woche lang jeden Abend mit mir zu verabreden. Einer Heirat würde sie niemals zustimmen.“

Payton sah Mitch nachdenklich an. „Wer weiß. Auf jeden Fall muss diese Abmachung unser Geheimnis bleiben. Lauren hat keine Ahnung vom Geschäft. Sie weiß nicht, was es bedeutet, eine Reederei zu leiten, und sie würde niemals begreifen, dass ich all das nur ihretwegen tue. Sie soll bis an ihr Lebensende finanziell abgesichert sein. Sie müssten nach einer gescheiterten Ehe doch am besten wissen, dass Leidenschaft keine gute Basis für eine langfristige Beziehung ist.“

Mitch war längst zum selben Ergebnis gekommen. Er war tatsächlich auf der Suche nach einer Frau, die sein Leben vereinfachte – und nicht noch komplizierter machte, als es ohnehin schon war. Aber ob Lauren in dieser Hinsicht eine ideale Partnerin für ihn wäre? Sie ließ sich viel zu sehr von ihren Gefühlen leiten. Er hatte mehr an eine Frau gedacht, die häuslich war und ihm jeden Wunsch von den Augen ablas. Andererseits war die Mitgift, von der Payton Heyward gesprochen hatte, nicht zu verachten, ganz zu schweigen von der Aussicht auf eine Fusion …

„Sie sagten, ich muss mich bis sechs Uhr entschieden haben?“, fragte Mitch mit einem Blick auf seine Armbanduhr.

Payton nickte. „Ja. Ich erwarte, dass Sie von heute an eine Woche lang jeden Abend von sechs Uhr bis Mitternacht mit meiner Tochter verbringen. Was ihr macht, ist mir egal. Hauptsache, ihr seid zusammen.“

2. KAPITEL

„Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finde.“ Mitch trat durch die weit geöffnete Haustür der Villa in der Gathering Street Nummer 10.

Lauren stand in der majestätischen Eingangshalle und bewunderte den wertvollen Kronleuchter über ihrem Kopf. Sie hatte ihre rote Kostümjacke ausgezogen und über einen Treppenpfeiler des großzügig geschwungenen Geländers gehängt.

„Und ich habe mir schon gedacht, dass du mir folgen würdest.“ Lauren sah ihn herausfordernd an.

„Weil ich dich so unwiderstehlich finde?“, erwiderte er trocken.

„Nein, weil du das Angebot meines Vaters unwiderstehlich findest.“ Lauren wurde rot.

Ein Glück, dass sie nichts von der Extraprämie wusste, die ihr Vater ihm im Falle einer Heirat angeboten hatte, nachdem sie das Büro so aufgebracht verlassen hatte.

„Und was ist mir dir?“ Mitch schloss die schwere Eichentür hinter sich und trat näher. Erst jetzt bemerkte er, wie ihre weiße ärmellose Seidenbluse sich an ihren Körper schmiegte und ihre vollen Brüste betonte, während sie die schlanken Oberarme enthüllte und den Blick auf die runden Schultern freigab.

„Wie meinst du das?“ Lauren sah ihm herausfordernd in die Augen.

Mitch zuckte mit den Achseln. „Du bist doch auch an dem Deal interessiert, den dein Vater vorgeschlagen hat. Sonst wärst du nicht hier und würdest dir das Haus ansehen. Und? Ist es dir so viel wert, dass du dich darauf einlässt, mir eine ganze Woche lang jeden Abend zu opfern?“

Lauren schüttelte verächtlich den Kopf. „Wozu? Selbst wenn ich mich darauf einließe, hätte ich nicht die finanziellen Mittel, um das Haus instand zu setzen.“

„Du könntest dein jetziges Haus verkaufen und den Erlös in die Renovierung investieren.“ Da es warm im Haus war, zog er sein Jackett aus und hängte es neben Laurens Kostümjacke über das Treppengeländer. Er war entschlossen, alles daran zu setzen, sie von Payton Heywards Angebot zu überzeugen.

In Laurens dunkelbraunen Augen lag ein gefährliches Funkeln. „Das reicht bei weitem nicht.“

„Dann wartest du eben noch etwas.“ Mitch löste den Knoten seiner Krawatte. Es war verdammt warm hier drinnen. Und es roch muffig.

Lauren durchquerte die Eingangshalle und betrat das angrenzende Wohnzimmer durch eine halb geöffnete Tür. „Meine Geschäfte laufen gut, aber ich kann es mir nicht leisten, ein Zwei-Millionen-Dollar-Projekt zu unterhalten. Das wäre eine verrückte Idee.“ Vergeblich versuchte sie eine der Terrassentüren aufzuschieben.

„Du hast doch sicher eine Art Treuhandfonds.“ Mitch schob sie sanft zur Seite und öffnete die Tür problemlos. Es tat gut, die frische Frühlingsluft einzuatmen, die von draußen hereinströmte.

Lauren ging zur nächsten Terrassentür. Mit Mitchs Hilfe war auch diese schnell geöffnet. Der Duft von Frühlingsblumen lag in der Luft. „Mein gesamtes Vermögen steckt in der Reederei. Mir gehören neunundvierzig Prozent des Unternehmens, aber ich darf erst darüber verfügen, wenn ich fünfzig bin, oder wenn ich ins Geschäft einsteige.“

„Das ist hart.“ Mitch sah sie nachdenklich an. Er selbst und seine Geschwister hatten jeder einen solchen Fonds, von dem sie jährlich einen bestimmten Betrag abheben durften. Natürlich war auch sein Vater daran interessiert gewesen, das Familienunternehmen in die Hände seiner Kinder zu legen, doch außer Mitch hatten sie alle einen anderen Weg eingeschlagen. Sein jüngerer Bruder Gabe hatte Medizin studiert. Chase, der Älteste der Deveraux-Söhne, war Verleger einer Männerzeitschrift, und Amy, das Nesthäkchen, hatte sich als Dekorateurin selbstständig gemacht.

„Es ist wirklich hart“, stimmte Lauren zu. „Aber wenn mein Vater sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er es auch durch. Zumindest, wenn es ums Geschäft geht.“

„Ich verstehe. Und im Augenblick möchte er, dass du aktive Teilhaberin in seinem Unternehmen wirst.“

„Richtig. Ich interessiere mich aber nicht fürs Reedereigeschäft.“ Sie strich mit dem Finger über die Kaminverkleidung, die ein Kunstwerk aus Marmor und geschmiedetem Eisen war.

„Und was hat dein Interesse am Immobilienhandel geweckt?“

„Ich liebe Häuser.“ Lauren pustete den Staub vom Finger. „Und ich finde es aufregend, für jedes Haus den passenden Bewohner zu finden.“

Mitch lächelte. „Wobei ich fast den Eindruck habe, dass dir die Häuser wichtiger sind als die Leute.“

Lauren erwiderte sein Lächeln. „Du hast mich durchschaut.“

„Wieso bedeuten dir diese historischen Gebäude so viel?“

Lauren betrat das ehemals vornehme Esszimmer, das praktischerweise gleich neben einer riesigen Küche lag, deren Zustand allerdings sehr zu wünschen übrig ließ. Der Fußboden musste erneuert werden, und die eisernen Waschbecken begannen zu rosten. „Denk doch mal nach.“ Angewidert packte sie eine alte Abfalltüte und warf sie in eine verrostete Mülltonne, die direkt vor der Hintertür stand. „Charleston wurde 1670 gegründet. Es ist die älteste Stadt zwischen Virginia und Florida. In den historischen Stadtteilen sind die Häuser immerhin ein paar hundert Jahre alt. Sie haben Naturkatastrophen und Kriege überdauert. Sind sie es nicht wert, erhalten zu bleiben?“

„Das finde ich auch. Unsere historischen Bauten sind wundervoll und sehenswert.“ Mitch öffnete ein weiteres Fenster, um den Mief aus den alten Räumen zu vertreiben.

Lauren kniete sich hin, um den großen massiven Kamin zu bewundern.

Mitch reichte ihr wenig später die Hand, um ihr hochzuhelfen. „Dennoch überrascht mich dein Interesse. Immerhin bist du noch nicht einmal hier geboren.“

„Stimmt.“ Lauren zog sich an seiner Hand hoch und strich ihren engen roten Rock glatt. „Ich bin auf unserem Familiensitz in Summerville aufgewachsen. Mein Vater verbringt dort immer noch die meisten Wochenenden. Trotzdem tut es mir weh, ansehen zu müssen, in was für einem Zustand dieses Haus ist.“

Sie gingen hintereinander einen schmalen Gang entlang, der zu den Zimmern der ehemaligen Bediensteten führte. Sie öffneten eine Tür nach der anderen. „Sieh nur, überall sind Wasserschäden. Alle Fußböden müssen raus, und die Wasserleitungen müssen erneuert werden. Es würde mich nicht wundern, wenn auch die Stromleitungen defekt wären.“

„Und doch reizt es dich, das alles in die Hand zu nehmen.“ Sie waren wieder in der Eingangshalle gelandet und öffneten eine letzte Tür, die in einen riesigen Tanzsaal führte.

„Wenn ich mit der Renovierung fertig bin, kann ich das Haus für viele Millionen Dollar verkaufen.“

Mitch bezweifelte, dass Lauren es tatsächlich verkaufen würde, nachdem sie so viel investiert hätte. „Du könntest natürlich auch ein Museum daraus machen.“

„Oder eine Frühstückspension.“ Lauren hatte ein altes verstimmtes Klavier entdeckt und klimperte ein altes bekanntes Kinderlied.

„Könntest du dir das wirklich vorstellen?“ Mitch stellte sich neben sie und begleitete sie, indem er ihre Melodie mit den passenden Bässen untermalte.

„Nein, eigentlich nicht. Es würde mir wohl nicht sehr gefallen, den ganzen Tag herumzulaufen und Leute zu bedienen. Da finde ich die Idee mit dem Museum schon wesentlich reizvoller.“

„Aber hundertprozentig bist du auch davon nicht überzeugt, oder?“

Lauren strich über die mottenzerfressenen Vorhänge. „In einem so wunderschönen Haus sollte jemand leben“, sagte sie nachdenklich.

„Für eine Person erscheint es mir allerdings etwas zu groß“, gab er zu bedenken.

„Wer sagt denn, dass ich ein Leben lang allein bleiben will?“, fragte sie empört. „Ich habe nur etwas dagegen, verkauft zu werden.“

„Wenn du einmal heiratest, dann nur aus Liebe, ja?“

Lauren sah ihm in die Augen. „Das ist der einzige Grund, aus dem man heiratet. Aber anscheinend bist du da anderer Ansicht.“

Mitch dachte daran, wohin die Liebe ihn gebracht hatte. Verletzte Gefühle, Wut und Verzweiflung waren das Resultat. „Ich fürchte, ich muss deinem Vater recht geben. Wahrscheinlich bliebe uns viel Kummer erspart, wenn wir eine Beziehung oder sogar eine Ehe eingehen und dabei von Anfang an einen klaren Kopf behalten. Wenn es ums Geschäft geht, klappt es doch auch.“

Lauren verdrehte die Augen. „Du hast also tatsächlich die Absicht, dich eine Woche lang mit mir zu verabreden?“, fragte sie und warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Treppengeländer aus wertvollem Mahagoni.

„Sagen wir, mir liegt sehr viel an der Fusion unserer beiden Unternehmen. Wenn die Häuser Deveraux und Heyward zusammenarbeiteten, wären wir die mächtigste Reederei an der gesamten Ostküste. Und wenn ich das dadurch erreichen kann, dass ich eine Woche lang jeden Abend mit dir verbringe, dann wüsste ich nicht, was mich davon abhalten sollte.“

Lauren nahm schweigend ihre Kostümjacke vom Geländer und zog sie an.

„Was spricht dagegen, Lauren?“ Mitch ließ nicht locker. „So schlimm ist es nun auch wieder nicht.“

„Das sagst du.“ Lauren ging nervös in der Eingangshalle auf und ab. „Du hast ja keine Ahnung, wie es ist, achtundzwanzig Jahre von meinem Vater kontrolliert zu werden.“

Mitch zuckte mit den Achseln. Es war so warm im Haus, dass er die Hemdsärmel bis zu den Ellenbogen hochkrempelte. „Soweit ich es beurteilen kann, liebt dein Vater dich über alles.“

„Ich weiß“, gab Lauren verzweifelt zu. „Er will nur mein Bestes, aber er fragt mich nie, ob ich es auch für das Beste halte. Deshalb ist es für mich ja oft so schwer. Er nimmt mir jede Entscheidung ab, als ob ich nicht in der Lage wäre, eigene Entscheidungen zu treffen.“

„Wenn er das wirklich glaubt, tut er dir Unrecht. Das würde ich dir jederzeit schriftlich geben. Trotzdem wäre es ziemlich voreilig und kurzsichtig von dir, wenn du wegen dieser lächerlichen Meinungsverschiedenheit mit deinem Vater auf dieses Haus verzichten würdest. Ich dachte, es wäre dir wichtig.“

Autor

Cathy Gillen Thacker
<p>Cathy Gillen Thacker ist eine Vollzeit-Ehefrau, - Mutter und – Autorin, die mit dem Schreiben für ihr eigenes Amusement angefangen hat, als sie Mutterschaftszeit hatte. Zwanzig Jahre und mehr als 50 veröffentlichte Romane später ist sie bekannt für ihre humorvollen romantischen Themen und warme Familiengeschichten. Wenn sie schreibt, ist ihr...
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