Unverhoffter Ritt ins Glück

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Rancher Knox sucht dringend eine Verlobte – natürlich zum Schein, damit sein kuppelfreudiger Vater ihn in Ruhe lässt. Schließlich liebt er sein Junggesellenleben! Aber warum prickelt es dann so unwiderstehlich sinnlich, als er der hübschen Genevieve eine fingierte Ehe vorschlägt?


  • Erscheinungstag 23.01.2025
  • ISBN / Artikelnummer 9783751536363
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Du kommst zu spät.“

„Ich weiß“, teilte Hufschmiedin Genevieve Lawrence ihrem Smartphone mit.

Sie war auf dem Weg zu ihrem nächsten Kunden und beschleunigte ihren allradgetriebenen Chevy Colorado. Als ihre Lieblingsabkürzungsstrecke auftauchte, schaltete sie einen Gang hinunter, riss das Steuer hart nach rechts herum, sodass das Heck ausbrach, und trat das Gaspedal durch.

Sie raste über ein riesiges Schlagloch und lachte, als der Truck für den Bruchteil einer Sekunde abhob. Sie wusste, dass es riskant war, diesen unbefestigten Weg zu benutzen. Ende August hatte es in Montana sehr viel geregnet, und der Boden war von Schlammlöchern übersät. Aber sie fuhr Offroad-Rennen seit ihrer Teenagerzeit und kannte diese Strecke wie ihre Westentasche. Wenn sie nicht stecken blieb, konnte sie eine Viertelstunde einsparen.

„Was ist das Leben ohne ein kleines Risiko?“, rief sie und lenkte gegen, als die Hinterräder auf dem schlüpfrigen Untergrund ins Rutschen kamen.

„Jetzt kommst du viel zu spät“, teilte das Handy ihr mit.

„Keiner kann einen Alleswisser leiden, Google!“, fauchte sie, während sie durch eine riesige Pfütze schlitterte, die braunes Wasser auf die Windschutzscheibe spritzte und die Sicht raubte.

Genevieve stellte die Scheibenwischer auf höchste Stufe, sah das Ende des Feldwegs nahen und gab erneut Gas. Das war die gefährlichste und somit die aufregendste Stelle diese Abkürzung. Mit genügend Schwung konnte sie nach einem großen Hügel lange durch die Luft segeln, bevor sie scharf nach links abbiegen musste.

Ihr Magen hüpfte wie immer, wenn alle vier Räder von der Straße abhoben. „Juhu!“, rief sie entzückt.

Ein lautes Hupen brachte sie in die Realität zurück. Sie hatte die scharfe Abbiegung auf den Highway zwar erfolgreich gemeistert, aber die Entfernung des nachfolgenden Autos falsch eingeschätzt und es geschnitten – nur ein bisschen.

„Sorry!“ Lachend winkte sie mit einer Hand aus dem Fenster. Das war knapp. Aber ihre Devise lautete: Kein Schaden, kein Problem. Darum ging es für sie im Leben. No risk, no fun.

Noch immer pochte ihr Herz, prickelte ihr Körper im Adrenalinrausch, als sie die Crawford-Ranch namens Ambling A erreichte und vor dem riesigen Pferdestall parkte.

Maximilian Crawford, der Patriarch der Familie, hatte den einst schlichten Blechschuppen zu einem beachtlichen Vorzeigeobjekt ausgebaut. Alles daran roch nach Geld – von der handgeschmiedeten Windmühle auf der Kuppel bis zu dem gelenkschonenden roten Gummibelag in der langen breiten Boxengasse. Einige hochpreisige reinrassige Quarter Horses bewohnten dieses hervorragende Gebäude.

Mit diesen Pferden zu arbeiten, bedeutete für Genevieve eine große Ehre. Dass sie von Knox Crawford, einem von Maximilians sechs Söhnen, in das Team der Ambling A geholt worden war, hatte sie total überrascht. Denn ihrer Erfahrung nach hielten die meisten Rancher das Beschlagen von Pferden noch immer für eine reine Männerdomäne.

Sie stellte den Motor ab und entdeckte Knox, der auf dem Heuboden über dem Stall Heuballen aufstapelte. Prompt spürte sie diesen wundervollen Adrenalinstoß, den sie normalerweise nur beim Bungee-Jumping von einer Brücke, einem Offroad-Rennen oder dem Gewinn einer Wette gegen einen Cowboy erlebte.

Knox Crawford sah beeindruckend aus. Sein stattlicher Körper wirkte wie aus Granit gemeißelt. Sein Anblick in offenem Hemd und mit glitzernden Schweißperlen, die aufreizend von der muskulösen Brust zum Bund der hautengen verwaschenen Jeans rannen, veranlasste Genevieve beinahe, ihren Plan gründlich zu überdenken, Rust Creek Falls zugunsten von weltoffeneren Gefilden zu verlassen.

Aber auch nur beinahe.

Sobald Knox das Knirschen von Autoreifen auf der Kiesauffahrt hörte, schlug sein Herz ein wenig schneller. Er hatte auf Genevieve Lawrence gewartet und bereits mehrmals auf die Uhr geschaut. Er hievte den letzten Heuballen auf einen Stapel, trat an die große Öffnung des Heubodens und sah, dass der weiße Truck mit dem Abbild eines Pferdes auf der Seite mit Schlammspritzern übersät war.

Die zierliche Blondine stieg aus und winkte lächelnd zu ihm hinauf. „Tut mir leid, dass ich zu spät komme!“

Ihre liebliche Stimme rührte an etwas in den hintersten Winkeln seiner Seele. Seit er zufällig auf die Website Genevieve’s Healing Hooves gestoßen war, schien sich etwas in seinem Bewusstsein immer mehr auf diese Frau auszurichten – wie eine Wärmesuchrakete auf ihr Ziel. Überraschenderweise lag es nicht daran, dass lange weizenblonde Locken ihr ovales Gesicht auf attraktive Weise umrahmten, obwohl er eine Schwäche für Blondinen hatte. Es lag auch nicht an den großen kornblumenblauen Augen und den vollen Lippen, die sich oft zu einem Lächeln verzogen, wenn sie ihn ansah. Es ging um mehr als ihr Äußeres. Ihr Wesen faszinierte ihn, und sie brachte ihn zum Lachen. Das war für ihn eine wirkungsvolle Kombination.

„Kein Problem.“ Knox nahm sich den Stetson ab und wischte sich mit einem Ärmel den Schweiß von der Stirn. „Bist du im Schlamm stecken geblieben?“

Sie war zum Heck gegangen, um ihr Werkzeug herauszuholen. Während sie sich abgewetzte Lederchaps um die Beine schnallte, erklärte sie mit einem übermütigen Grinsen: „Ich hab ’ne Abkürzung genommen.“

„Das muss ja eine gewaltige Abkürzung gewesen sein.“

„Stimmt.“

Er zog sich die Handschuhe aus und knöpfte das Hemd zu, ohne den Blick von Genevieve zu lösen. Sie war der sexyste Wildfang, den er je erblickt hatte. Wann immer er sie sah, geriet seine Entschlossenheit zu einer selbst auferlegten Dating-Abstinenz gehörig ins Wanken.

„Wie viele sind es heute?“, fragte sie in nüchternem Ton.

Sie war die einzige Frau in seinem neuen Heimatort Rust Creek Falls, mit der er gern ein bisschen geflirtet hätte. Doch sie ging nie darauf ein. Sie verhielt sich ihm gegenüber zwar freundlich, aber rein professionell und sachlich.

„Vier.“

„Eigentlich könnten wir alle Pferde auf einmal behandeln. Das wäre einfacher für dich.“

„Nein. Dann würde ich dich bloß einmal im Monat zu sehen kriegen“, entgegnete er grinsend. „Ich komme runter.“

Sie verlangte grundsätzlich, dass der Pferdebesitzer oder ein Vertreter während der Hufpflege anwesend war, und seit ihrem ersten Besuch auf der Ranch im Juni war Knox derjenige welche.

Die gemeinsame Zeit mit ihr war für ihn etwas ganz Besonderes. Er konnte mit ihr reden wie nie zuvor mit einer anderen Frau. Beinahe so, als wäre sie einer seiner Brüder. Sie beschäftigte sich gern mit „Männerkram“, sorgte sich nicht sonderlich um ihre Fingernägel oder Haare und war auch ganz ohne Make-up ausnehmend attraktiv. Vielleicht lag es an ihrer selbstbewussten nüchternen Art, dass er zum ersten Mal das Gefühl hatte, eine echte Freundschaft zu einer Frau zu hegen. Dass sie hübsch anzusehen war, betrachtete er als Bonus.

Er legte seinem Apfelschimmel-Wallach Big Blue das Halfter an und führte ihn durch die breite Boxengasse zu den Anbindegurten, bei denen Genevieve ihr Werkzeug aufgebaut hatte.

„Wie gehts Blue heute?“ Sie strich dem Pferd mit einer Hand über Hals und Rücken, um seinen Zustand und seine Haltung zu prüfen.

„Keine Beschwerden.“

„Er hat ein gutes Gewicht.“

„Er ist fit, so viel steht fest.“

Sie kniete sich neben das linke Vorderbein, hob es hoch und ließ es auf ihren Oberschenkeln ruhen.

Bei ihrem ersten Besuch auf der Ranch hatte Knox sich über ihre unübliche Arbeitsweise – im Knien statt im Stehen – gewundert und erfahren, dass es so bequemer für das Pferd war. Für sie selbst war es zwar gefährlicher, aber sie vertraute den Tieren, die wiederum ihr vertrauten, und sie wusste sich in Sicherheit zu bringen, falls es nötig sein sollte.

An jenem Abend hatte er seinem Vater, der eine Frau in dieser Branche für fehl am Platze hielt, mitgeteilt, dass sie die beste Hufschmiedearbeit leistete, die er je gesehen hatte. Und an dieser Meinung hatte sich nichts geändert.

Nun trat Knox näher zu ihr und beobachtete fasziniert, wie sie ihren langen, dicken Zopf über eine Schulter warf. „Wie siehts aus?“

„Großartig.“ Sie blickte zu ihm hoch. „Die Wände sind fest und der Strahl gibt gut nach. In den letzten Wochen war es so feucht, dass ich es viel mit Strahlfäule zu tun habe, aber Blue zeigt keinerlei Anzeichen.“

„Also alles bestens.“

„Ja.“

Er lehnte sich an die Wand und sah Genevieve bei der Arbeit zu. Sie ging schnell und effizient zu Werke – ein weiterer Zug, den er an ihr schätzte. Im Gegensatz zu ihren männlichen Vorgängern rauchte sie nicht, spuckte keinen Tabak, machte keine langen Pausen mit abgedroschenen Storys über Jagd oder Rodeo. Sie behielt den Fokus stets auf dem Pferd, selbst während eines Gesprächs.

Sie band Big Blue los. „Er kann zurück in die Box.“

Knox schreckte aus seinen Gedanken auf. „Das ging aber schnell.“

Sie reichte ihm den Führstrick. „Bring mir bitte das nächste Opfer.“

Er führte den Wallach in die Box und holte eine Neuerwerbung seines Vaters – eine sandfarbene Zuchtstute mit Mähne und Schweif in Schwarz.

Genevieves Gesicht leuchtete auf. „Wer ist denn diese Schönheit?“

„Honey.“

Sie rieb das Fell zwischen den Augen und das eigentlich scheue Tier drückte ihr die Nüstern in die Hand. „Und du bist süß wie Honig, stimmts?“

Nach der üblichen Prüfung des Allgemeinzustandes entfernte Genevieve die Eisen. Unter dem Aspekt der Barhufpflege zählte sie zu den Besten im ganzen Land. Vehement trat sie dafür ein, die Hufe so zu belassen, wie sie von der Natur erschaffen worden waren – auch wenn das nicht bei jedem Pferd möglich war.

„Führ sie bitte ein Stück, damit ich mir ihren Gang ansehen kann.“

Schon nach einigen steifbeinigen Schritten gewöhnte sich die Stute an das neue Gefühl, ohne Eisen zu laufen, und bewegte sich graziös ohne jede Spur von Lahmheit.

Erfreut rief Genevieve: „Das reicht! Bring sie zurück. Sie kommt ausgezeichnet ohne Eisen aus.“ Im Handumdrehen feilte sie die Hufe zurecht und gab die Stute an Knox zurück.

Ihm wurde bewusst, dass die Hälfte ihrer Arbeit bereits erledigt war und er die gemeinsame Zeit größtenteils in Gedanken versunken verschwendet hatte. „Tut mir leid, dass ich heute nicht so gesprächig bin.“

Auf ihre lässige Art entgegnete sie: „Kein Problem. Mir ist auch oft nicht nach Reden zumute.“

Aber er wollte, ja musste mit jemandem reden. Alles in sich hineinzufressen, machte ihn ganz krank.

Schon von Kindheit an fühlte er sich erstickt von der Regentschaft seines Vaters, der mit der sprichwörtlichen eisernen Faust über die Familie herrschte. Maximilian war der Boss und sein Wort war Gesetz.

Knox war es gründlich leid, wie eine Marionette behandelt zu werden. Schon oft hatte er den Familienbetrieb hinter sich lassen und einen anderen Lebensweg einschlagen wollen, aber seine Brüder hielten ihn jedes Mal davon ab. Außerdem war Rust Creek Falls eine sehr hübsche Kleinstadt, und er bewohnte auf der Ranch eine eigene Blockhütte in den Wäldern, die ihm viel Freiraum bot.

Aber vor Kurzem hatte Maximilian die lokale Heiratsvermittlerin Vivienne Shuster beauftragt, Bräute für seine sechs Söhne zu finden. Knox fühlte sich dadurch gedemütigt und wollte mehr denn je dafür sorgen, dass sich niemand mehr in sein Leben einmischte.

Als er Genevieve das letzte Pferd brachte, sprach er das Thema an. „Ich nehme an, du hast von dem Deal über eine Million Dollar gehört, den mein Vater mit Vivienne Shuster gemacht hat.“

Jeder in Rust Creek Falls hatte von Maximilians Bestreben gehört, seine sechs begehrenswerten Söhne zu verheiraten. Es war das Stadtgespräch. Die meisten Einwohner drückten Vivienne die Daumen, damit sie ihre schlecht gehende Hochzeitsagentur vor dem Ruin retten konnte.

Weil Genevieve sich Knox mittlerweile freundschaftlich verbunden fühlte, spürte sie, dass dieses Thema ein wunder Punkt für ihn war. Darüber hinaus wusste sie nur zu gut, was es hieß, einen anmaßenden Vater zu haben, der über das Leben seiner erwachsenen Kinder bestimmen wollte. „Ja, ich habe davon gehört.“ Sie blickte ihm unverwandt in die dunkelbraunen Augen. „Und es tut mir leid.“

Er zog die dichten Brauen hoch. „Danke.“

„Ich kann gut nachempfinden, wie du dich fühlst. Mein Vater versucht seit Jahren, mich zu verheiraten. Er hält meinen Beruf für …“, sie malte Anführungszeichen mit den Fingern, „… undamenhaft. Außerdem meint er, dass sich mein Verfallsdatum zum Kinderkriegen ankündigt wie ein Weltuntergangsszenario. Als ob es das Einzige wäre, wozu ich gut bin!“ Sie runzelte die Stirn. „Ich bin mit jedem verdammten Montana-Cowboy im Umkreis von fünfzig Meilen ausgegangen.“

„Mit mir bist du nicht ausgegangen“, wandte Knox ein.

Die Worte, die aus seinem Mund wie das sehnsuchtsvolle Flüstern eines Geliebten klangen, ließen ihren Magen flattern. Auf höchst ärgerliche Weise, denn es stand nicht auf ihrer Agenda, sich in Rust Creek Falls auf jemanden einzulassen. „Tja, das liegt daran, dass du ein Texas-Cowboy bist. Das zählt nicht.“

Er trat einen Schritt auf sie zu, den Blick so eindringlich wie nie zuvor auf ihr Gesicht geheftet. Dieses neue Gesprächsthema schien etwas Mystisches zwischen ihnen zu eröffnen. Das könnte sich glatt als Büchse der Pandora erweisen, weshalb du lieber ganz schnell den Deckel schließen solltest.

Hintergründig murmelte er: „Tja, du weißt ja, was die Leute über Dinge aus Texas sagen.“

Seine leise Stimme sandte ihr einen Schauer über den Rücken. „Ja, ja. Alles ist größer in Texas“, spottete sie.

„Da ist aber eine schmutzige Fantasie am Werk.“ Knox lächelte sie an und zeigte dabei ebenmäßige weiße Zähne. „Ich wollte sagen, dass alles besser ist, aber wenn du größer sagst, will ich nicht widersprechen.“

Beide lachten.

Unwillkürlich ging sie einen Schritt auf ihn zu. „Wusstest du, dass ich sogar in ein Date mit deinem Bruder eingewilligt habe, bloß um mir meinen Vater vom Hals zu schaffen?“

Ein Anflug von Eifersucht huschte über sein Gesicht.

„Nicht, dass zwischen uns etwas passiert ist“, fuhr Genevieve fort, während sie sich wieder an die Arbeit machte. „Es war bloß eine einmalige Sache für mich. Ich wusste, dass Logan schon damals auf Sarah stand und habe ihn sogar ermutigt, sich bei ihr ins Zeug zu legen.“

„Er ist also nicht dein Typ?“

Sie blickte auf und stellte fest, dass Knox sie forschend musterte. Sie lachte unbeschwert. „Nein, und ich bin offensichtlich nicht seiner. Schließlich hat er seine Sarah geheiratet, und jeder in der Stadt weiß, wie sehr er Baby Sophia liebt.“

Gewissenhaft glättete sie die rauen Kanten des Hufs mit einer Feile. „Mein Vater sagt, dass ich zu wählerisch bin. Aber kann man auf der Suche nach seinem Seelenverwandten überhaupt zu wählerisch sein? Sofern ich nicht ganz genau den Richtigen finde, will ich gar nicht heiraten. Außerdem bin ich glücklich. Warum soll man etwas reparieren, was nicht kaputt ist? Ich will in Kalifornien Karriere machen und meinen Betrieb ausbauen. Dort werden echt aufregende Konzepte in der Pferdepflege wie ganzheitliche Praktiken entwickelt, und dabei will ich mitmischen. Deshalb wohne ich in dem Apartment über der Garage meiner Eltern. Um Geld für die Übersiedelung zu sparen.“

„Du willst also nicht in Rust Creek Falls bleiben?“

„Nein.“

„Das könnte ja geradezu perfekt sein.“

Seine kryptischen Worte lösten Alarmglocken bei ihr aus, aber sie fragte nicht nach. Ihrer Erfahrung nach blieben manche Dinge besser ungesagt.

Sie beendete ihre Arbeit und sagte: „Du kannst deinem Vater mitteilen, dass sich diese vier Pferde ausgezeichneter Gesundheit erfreuen. Ich kann sie mir in vier bis sechs Wochen wieder ansehen.“

Knox nickte geistesabwesend. Er führte das Pferd in die Box und kehrte mit langen Schritten zu Genevieve zurück. In seinen dunkelbraunen Augen lag ein schelmisches Funkeln, das ihre Aufmerksamkeit erregte und ihren Magen ein wenig flattern ließ.

Anstatt ihr wie sonst einen Scheck zu geben, fragte er: „Wie würde es dir gefallen, dir deinen Vater vom Hals zu schaffen und dir das Ticket in die große weite Welt zu verdienen?“

„Wie es mir gefallen würde?“ Lachend schüttelte sie den Kopf. „Machst du Witze? Ich würde es lieben!“

„Dann sitzen wir beide im selben Boot. Weil ich es lieben würde, mir Max vom Hals zu schaffen.“

Genevieve konnte seinen Missmut nachvollziehen. Ein anmaßender Elternteil, der sich in alles einmischte, belastete selbst die solideste Eltern-Kind-Beziehung. „Bisher sind alle meine diesbezüglichen Versuche gescheitert. Wenn ich wen finden könnte, der für eine Weile ohne Verpflichtungen meinen Freund gibt, würde mein Vater mich wenigstens eine Zeit lang in Ruhe lassen. Aber alle Typen in dieser Gegend wollen eine feste Bindung. Hier ist wohl was Komisches im Trinkwasser.“

„Ich habe eigentlich nicht an einen Freund gedacht“, wandte Knox ein.

Sie zog die Brauen zusammen. „Nein? Woran denn sonst?“

Er fixierte sie mit seinen dunklen tiefsinnigen Augen, und seine festen Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Ich denke da eher an einen Ehemann.“

2. KAPITEL

Die Vorstellung, sich in eine Ehe zu stürzen, erschien Genevieve total lächerlich. „Na dann prost Mahlzeit!“ Belustigt fegte sie die Hornspäne zusammen, die auf dem roten Gummibelag verstreut lagen. „Heiraten? Einen Einheimischen? Inwiefern würde mich das meinem Ziel näherbringen, nach Kalifornien zu kommen?“

Als ihr Arbeitsbereich gesäubert war, stand Knox noch immer unbewegt auf derselben Stelle.

„Nun?“ Sie nahm ihren Werkzeugkoffer in die Hand, um ihm zu signalisieren, dass sie sich auf den Weg machen wollte, so erfreulich seine Gesellschaft auch sein mochte.

Tatsächlich schien ihm zu dämmern, dass er sie aufhielt. Er nickte. „Gehen wir ins Büro, und ich stelle dir den Scheck aus.“

Genevieve folgte ihm das kurze Stück zu der Sattelkammer. Er öffnete die Tür und ließ sie zuerst eintreten. An der Rückwand befanden sich zwei Reihen mit Westernsätteln und Zaumzeug. Es roch nach Leder, Seife und dem Heu, das in einer Ecke aufgestapelt war.

Sie bestaunte einen klassischen schwarzen Sattel aus den Fünfzigerjahren mit kunstvollen Verzierungen im butterweichen Leder.

„Der gehört meinem Vater. Hat im Laufe der Jahrzehnte gute Dienste geleistet“, erklärte Knox, während er die Tür schloss.

Alarmiert drehte sie sich zu ihm um. Ein seltsamer Ausdruck lag auf seinen klassischen Gesichtszügen. Ihr gefiel gar nicht, dass er ihr den Ausgang versperrte, und noch weniger gefiel ihr, dass er den Schlüssel im Schloss umdrehte. Sie nahm eine defensive Haltung ein. „Vorsicht, Knox Crawford! Ich habe im College sechs Wochen Selbstverteidigung gelernt. Wenn du auch nur einen falschen Schritt machst, werde ich dir wehtun.“

Er hielt beschwichtigend die Hände hoch. „Ich schwöre dir, dass ich nur über Geschäfte reden will.“

„Dazu brauchen wir keine verschlossene Tür. Unsere Geschäfte beschränken sich darauf, dass ich die Pferde beschlage und du mir einen Scheck ausstellst.“

„Ich habe dir einen Vorschlag zu machen und möchte nicht, dass wir belauscht oder gestört werden.“

Genevieves Neugier war geweckt. Außerdem empfing sie keine gruseligen Stalker-Schwingungen von Knox. Er hatte sich ihr gegenüber immer gentlemanlike, freundlich und rücksichtsvoll verhalten und sich in all den Monaten ihrer Bekanntschaft nie an sie herangemacht. „Was ist das für ein Vorschlag?“

Er nahm sich den Hut ab und warf ihn auf den Schreibtisch, der in einer Ecke stand. Mit ernstem Blick sagte er schlicht und einfach: „Heirat.“

Ihr Herz begann zu pochen. Sie schlang die Arme fest um sich selbst. Das war nicht ihr erster Heiratsantrag, aber ganz gewiss der seltsamste.

Mit den Händen in den Taschen trat er einen kleinen Schritt auf sie zu. „Lass uns heiraten, Gen.“

Zum ersten Mal nannte er sie bei ihrem Spitznamen, und sie musste sich eingestehen, dass seine raue tiefe Stimme der Abkürzung einen netten Klang verlieh.

Schweigend starrten sie einander an.

Nach einigen Sekunden ließ sie die Arme sinken und lachte. „Sehr witzig, Knox. Ha, ha! Ja, lass uns heiraten. Total sinnvoll.“

Er verzog keine Miene. „Richtig. Das ergibt absolut Sinn.“

„Das ist kein Scherz?“ Sie wurde ernst. „Du willst wirklich, dass wir heiraten?“

„Ja.“

„Steckst du gerade in einer psychischen Krise? Dann kannst du dir helfen lassen.“

„Ich bin völlig gesund.“ Seine Augen funkelten verschwörerisch. „Hör mich einfach an.“

„Nein.“ Sie flitzte an ihm vorbei und öffnete die Tür. „Gib mir meinen Scheck, und dann verschwinde ich.“

„Was ist, wenn ich einen Weg kenne, auf dem wir beide genau das kriegen, was wir wollen?“, fragte er leise. „Du willst doch nach Kalifornien ziehen.“

Sie nickte.

„Wie viel kostet so eine Übersiedelung?“

„Eine Riesensumme“, gab sie düster zu.

„Zufällig kenne ich so einen Riesen“, witzelte Knox.

Jeder in der Stadt wusste, dass die Crawfords aus Texas sehr wohlhabend waren. Er konnte sich alles leisten, was sein Herz begehrte. In diesem Moment schien es Genevieve, als wollte er sich eine Braut kaufen. Aber ich bin nicht käuflich.

„Hör mich an, Gen. Wenn dir nicht gefällt, was ich zu sagen habe, reden wir nie wieder darüber. Kein Schaden, kein Problem.“

Dass er einen ihrer bevorzugten Sprüche zitierte, veranlasste sie, die Tür wieder zu schließen. „Du hast fünf Minuten.“

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