Unwiderstehlich sexy - die Acostas! - 4-teilige Miniserie

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EINGESCHNEIT MIT DEM ARGENTINISCHEN PLAYBOY von SUSAN STEPHENS
Fassungslos liest Jess den Vertrag. Hinter ihrem Rücken hat Dante Acosta die Farm ihres Vaters gekauft! Sie will diesen Betrüger nie wieder sehen! Doch sie sind eingeschneit – und der stolze Argentinier setzt alles daran, sich in einer klirrend kalten Nacht leidenschaftlich mit ihr zu versöhnen …

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  • Erscheinungstag 28.11.2024
  • ISBN / Artikelnummer 9783751536127
  • Seitenanzahl 503
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Susan Stephens

Eingeschneit mit dem argentinischen Playboy

1. KAPITEL

Der Schatten eines Hubschraubers verdunkelte kurz die Sonne des kalten Novembertages. Jess Slatehome hielt den Atem an. Der goldene Schriftzug blitzte auf dem schwarzen Helikopter auf: Acosta España.

Die Acostas waren zurück!

Vor zehn Jahren war Jess der spanischen Familie auf dem Landsitz ihrer Familie in Yorkshire zum ersten Mal begegnet – vier fabelhaft aussehenden Brüdern und ihrer eleganten Schwester.

Und einen von ihnen habe ich geküsst.

Einen Moment schloss Jess die Augen. Besser nicht daran denken! Sie musste das Heute im Auge behalten, die Idee, die ihr in ihrer Verzweiflung gekommen war. Das Aktienpaket abstoßen, die Familienfarm retten … so lautete ihr Mantra.

Falls die Acostas mitspielten, würde so die berühmte Ponyzucht ihres Vaters fortbestehen können.

Jess wollte seine prämierten Ponys in einer spektakulären Parade vorführen – in der Hoffnung, zumindest eins zu verkaufen, um die Forderungen der Bank abzuschmettern und ihren Vater vor dem drohenden Bankrott zu bewahren.

Jim Slatehome war ein angesehenes Gemeindemitglied, und viele aus dem Dorf hatten versucht, ihrem Vater finanziell beizuspringen. Mit ihren eigenen bescheidenen Ersparnissen, der kleinen Erbschaft ihrer Mutter und der unschätzbaren Unterstützung einer Armee von Freiwilligen ging Jess aufs Ganze. Dutzende Einladungen hatte sie verschickt, um die einflussreichsten Vertreter der Poloszene herbeizulocken und ihren Vater wieder ins Scheinwerferlicht der internationalen Pferdeszene zu rücken.

Vor dem Tod seiner Frau war Jim Slatehome ein international erfolgreicher Trainer von Weltklasseponys gewesen. Aber in seiner Trauer hatte er sich komplett zurückgezogen. Fünf Jahre lang. Es hatte Jess’ ganzer Überzeugungskraft bedurft, um ihm klarzumachen, dass er sich nicht länger von allem ausschließen durfte.

Der heutige Tag sollte beweisen, dass er wieder da war. Wenn auch nur ein Mitglied der Familie Acosta Ponys kaufte, war ihr Vater wieder ganz oben.

Vor zehn Jahren war sie vom Glanz der Acosta-Brüder geblendet worden, als diese sich hier nach geeigneten Pferden umgesehen hatten. Als sie damals im Stall unvermittelt Dante Acosta gegenübergestanden hatte, hatte sie sich als schwärmerischer Teenager spontan dazu hinreißen lassen, ihn zu küssen. Bis heute schämte Jess sich dafür. Trotzdem konnte sie den Kuss nicht vergessen.

Ihre Anspannung wuchs, als der Hubschrauber aufsetzte. Mit angehaltenem Atem wartete sie, wer ausstieg. Dante Acostas Sachverstand über Pferde war ebenso legendär wie seine Erfolge bei den Frauen. Ständig umringten ihn Scharen weiblicher Bewunderer. Würde er sich überhaupt noch an die verrückte Begegnung mit ihr erinnern?

„Jess …“

Ertappt wirbelte sie herum. „Ja?“

Vor ihr stand einer der freiwilligen Helfer aus dem Ort.

„Dein Vater braucht dich. Ich glaube, seine Nerven flattern – wegen seiner Begrüßungsrede.“

„Okay. Ich komme mit und gehe sie nochmals mit ihm durch.“

Gut, dass der Mann sie von Dante Acosta und ihrem jugendlichen Patzer ablenkte. Die Sache lag zehn Jahre zurück. Inzwischen war sie eine gefragte Diplom-Physiotherapeutin und würde bald mit Dante Acosta zu tun haben – wenn nicht heute, dann morgen. Wegen ihrer Erfolge bei der Behandlung von Sportverletzungen war sie engagiert worden, um Dantes Beinverletzung in Spanien zu behandeln. Was bedeutete, dass sie zu seiner berühmten estancia reisen musste. Wie er auf das Wiedersehen reagieren würde, falls er sich an sie erinnerte, blieb abzuwarten.

Im Moment blieb Jess keine Zeit, darüber nachzudenken. Erst musste sie den Tag durchstehen. Gut möglich, dass der Mann, der aus dem Hubschrauber stieg, kein Mitglied der schwerreichen Familie Acosta war, sondern bloß der Vorarbeiter eines ihrer zahlreichen Landgüter.

Missbilligend betrachtete Dante Acosta den Gehstock, der bei jedem Schritt tief im weichen Boden einsank und ihm das Gehen erschwerte. Vor ihm lag keine moderne estancia , sondern eine heruntergewirtschaftete Farm mitten im Nichts.

Immerhin züchtete Jim Slatehome die besten Poloponys der Welt. Nur deshalb war er hier. Dieser Gelegenheit, ein Weltklassepony zu ersteigern, konnte er nicht widerstehen. Dante hielt stets Ausschau nach sensationellen neuen Abstammungslinien, um seinen Bestand zu erweitern.

Außer der Leidenschaft fürs Polospiel begeisterte er sich für die Ponyzucht. Nur das war es, was ihn seit seinem Unfall überhaupt noch aus seiner Lethargie reißen konnte. Sein Team hatte ihn darauf hingewiesen, dass die Farm in Yorkshire finanziell am Ende und günstig zu erwerben sei. Seine Leute hielten ihn permanent auf dem Laufenden über Konkurrenzentwicklungen und günstige Neuerwerbsmöglichkeiten. Hier in Yorkshire interessierte ihn einzig die Chance, seine Ponybestände zu bereichern.

Dante verwünschte sich, weil sein Bein ihn zwang, stehen zu bleiben. Er blickte sich um, musterte die Versammlung von Farmern, Einheimischen und der Pferdeweltelite, die dicht gedrängt auf den Beginn der Auktion warteten. Allen war eins gemeinsam: ihre Liebe zum Pferdesport. Eine Dorfkapelle bemühte sich redlich, die Stimmung anzuheizen. Nur Dantes finstere Miene passte nicht hierher.

Jemand hatte sich Mühe gegeben, die Gäste bei Laune zu halten. Sein Blick glitt über das Festzelt, die Imbissstände und das ganze Drumherum. Mit so viel Aufwand hatte er nicht gerechnet. Für ihn, den Großen El Lobo – den Wolf , wie er in Polokreisen hieß –, war es wenig schmeichelhaft, vor aller Welt mit einer Krücke herumzustolpern.

In der Nähe wieherte temperamentvoll ein Junghengst. Mit voller Aufmerksamkeit betrachtete Dante die auf einem Feld herumlaufenden Ponys. Fabelhaft … diese muskulösen, temperamentvollen Jungtiere. Ihretwegen war er hier!

Wirklich?

Er wehrte die Bemühungen eines Ordners, ihm zu helfen, ab und erkundigte sich nach Jim Slatehome.

„Jim ist im Wohnhaus und geht sicher seine Rede durch.“

Dorthin wollte Dante. Er war nicht extra aus Spanien angereist, um ein Volksfest oder Einheimischentratsch über sich ergehen zu lassen. Rechtzeitig bei der Versteigerung des erstklassigen Ponybestands antreten und zuschlagen war sein Ziel. In einer Stunde hätte er den Deal in der Tasche und könnte zurückfliegen.

Bin ich wirklich nur wegen der Ponys hier?

Seit dem Unfall war sein Leben langweilig geworden. Er brauchte Ablenkung. Ein unbedarftes junges Ding vom Land würde ihn auf andere Gedanken bringen und davon abhalten, sich über seine Geschwister zu ärgern, die über seinen Kopf hinweg eine Physiotherapeutin nach Spanien bestellt hatten. Nachdem er sich selbst aus der Klinik entlassen hatte, hatten seine Geschwister ihm das Krankenhaus kurzerhand nach Hause geholt. Und gegen die Familie kam er nicht an. Die Acostas bildeten eine unerschütterliche Front, sie blieben hart und hielten zusammen.

Wie immer.

Ein ironisches Lächeln huschte über Dantes Gesicht, als er sich dem alten Farmhaus näherte. Überall blätterte Putz ab, auch das Dach war reparaturbedürftig. Vor zehn Jahren war er zuletzt hier gewesen. Ob die freche Göre noch da war, die sich ihm im Stall an den Hals geworfen hatte? Sicher war sie längst verlobt oder verheiratet. Vielleicht hätte er sein Team anweisen sollen, das in Erfahrung zu bringen. Es wäre schade, wenn Jim Slatehomes Temperamentbündel mit den funkensprühenden grünen Augen sich zu einer Langweilerin entwickelt hätte.

Eins war sicher: Jim Slatehome und er hatten noch eine Rechnung offen.

„Ich muss zum Festzelt zurück, um die Leute bei Laune zu halten, bis du deine Rede hältst“, erklärte Jess ihrem Vater, der sichtlich nervös wirkte.

Auf keinen Fall durfte er sich in der Küche hinter einem Becher Tee verschanzen, während draußen die Kaufinteressenten herumschwirrten. „Alle warten gespannt auf deine Rede“, versuchte sie, ihm Mut zu machen, und erhob sich vom Küchentisch. „Du schaffst es, Dad!“

Seit dem Tod seiner Frau war ihr Vater sichtlich gealtert und schien allen Lebensmut verloren zu haben. Nicht einmal rasiert hatte er sich für den heutigen Tag. Wie stets trug er seine alte Tweedjacke, die abgewetzte Cordhose und eine ausgebeulte Trainerkappe.

Das gehört zu seinem Charme, sagte Jess sich. Sie liebte ihren Dad über alles und war entschlossen, ihn wieder an die Spitze zu bringen. Ihr Vater war ebenso großartig wie der milliardenschwere Polonarr, der in dem Protzhubschrauber eingeflogen war.

Als sie sich über ihn beugte, um ihm einen Kuss zu geben, bemerkte sie, dass Tränen in seinen Augen standen.

„Die Ponys sind mein Leben, Jess“, sagte er traurig. „Es bricht mir das Herz, sie abzugeben.“

„Ach Dad, wenn du die Farm halten willst, wird dir nichts anderes übrigbleiben“, erwiderte sie liebevoll. „Komm, du schaffst es …“

Er warf ihr einen herzerweichenden Blick zu. „Wenn du meinst, Liebes … dann sollte ich mich wohl etwas frisch machen. Ich darf dich nicht im Stich lassen.“

Ihr Vater war im Handumdrehen wieder unten – ohne sich umgezogen zu haben, doch immerhin zuversichtlicher, wie Jess erleichtert feststellte.

„Du hast recht“, meinte er. „Ich gehe ins Festzelt. Du bleibst hier. Die Leute sollen nicht glauben, ich hätte moralischen Zuspruch nötig.“

„Das ist die richtige Einstellung, Dad“, pflichtete Jess ihm bei.

Sie räumte gerade das Teegeschirr zusammen, als die Küchentür aufschwang. Wie versteinert hielt sie inne, und ihr wurde heiß und kalt.

„Dante!“

„Jess …“

Seine dunkle Stimme mit dem spanischen Akzent ging ihr durch und durch. Die dunklen Augen sprachen von Härte und Durchsetzungsvermögen, seine Lippen bildeten eine einzige harte Linie. Nichts an Dante Acosta war weich oder nachgiebig.

Im Raum gab es nur noch ihn.

Dante war unrasiert, der Wind hatte sein dichtes, dunkles Haar zerzaust. Am rechten Ohr blitzte ein goldener Ohrring und verlieh ihm ein piratenhaftes Aussehen, das nicht zu seinem Reichtum passte. Dieser Mann war kein verweichlichter Milliardär, sondern ein Kämpfer voller Tatendrang und Leidenschaft. Aus der Yellow Press wusste Jess, dass sich über dem Herzen der Mitglieder seines Poloteams das Tattoo eines zähnefletschenden Wolfes verbarg. Lobos … Der bloße Name hatte eine erschreckende Wirkung auf jeden Gegner. Und im Nacken der Lobos, unter dem Haaransatz, prangte das Tattoo eines Totenschädels mit gekreuzten Poloschlägern. Die Lobos machten keine Gefangenen, sie siegten.

Dantes Gehstock schlug klappernd auf den Küchenfußboden und erweckte Jess aus ihrer Schockstarre. Der Mann müsste längst ohne Stock auskommen. Kein Wunder, dass seine Geschwister sie um Hilfe gebeten hatten. Da sie ihr außerdem seine medizinischen Unterlagen geschickt hatten, wusste sie, wie es um seine Beinverletzung stand.

„Dante …“ Unwillkürlich bückte Jess sich, als er seinen Stock aufheben wollte. „Schön … dich wiederzusehen.“

Er drückte ihre Hände, zog sie heran und betrachtete sie, als wäre sie ein Pony, das er begutachten wollte.

Möchtest du auch meine Zähne sehen? hätte sie ihn am liebsten herausgefordert, doch sie musste nett bleiben. Schließlich wollte sie etwas von ihm.

„Lass mich dich ansehen – Jess.“ Wieder diese elektrisierende Stimme.

Dante Acosta war eine Naturgewalt, der man sich nicht entziehen konnte. Und sie wusste, dass er seine Macht schamlos einsetzte.

Ihre Hände fühlten sich trügerisch zart in seinen an – doch das gehörte zu seiner Masche. Dieses Mal durfte sie sich von dem erfolgsgewohnten Milliardär nicht blenden lassen.

Ihr Dad. Um ihn musste sie sich sorgen. Wenn sie nicht wachsam war, würde er zum Opfer der kreisenden Geier werden. Alle waren scharf auf einen Deal. Warum sollte das bei Dante Acosta anders sein?

„Jess?“

„Entschuldigung. Willkommen auf der Bell-Farm. Möchtest du etwas trinken? Sicher hast du eine lange Reise hinter dir.“

Dante zuckte mit den Schultern. „Ein Katzensprung.“

„Aber einen Tee trinkst du doch?“ Sie fühlte sich gefährlich zu ihm hingezogen.

„Ich mag das Zeug nicht.“

„Dann vielleicht etwas anderes?“

„Was hast du da?“

„Was du willst“, erwiderte sie heiter. „Draußen an den Ständen wird fast alles angeboten.“

Nun lächelte er schwach. Eins zu null für sie. Diesmal würde sie mit ihm fertigwerden.

„Sicher möchtest du meinen Vater sprechen“, fuhr sie fort. „Kann ich dich zu ihm bringen?“

„Nicht nötig“, wehrte er ab. „Ich finde ihn schon.“

Als Dante sich abwandte, hatte Jess das Gefühl, abserviert worden zu sein. Gut, redete sie sich ein, hier geht es nicht um mich. Sie hatte die Versteigerung inszeniert, um Pferdeliebhaber wie Dante Acosta anzulocken, die im Geld schwammen. Falls Dante nicht anbiss, musste sie andere Zahlungskräftige auftun.

Nachdenklich bahnte Dante sich einen Weg zwischen den Schaulustigen hindurch zum Paradering – einer notdürftig eingezäunten Weide. Die Göre hatte sich zu einer schönen, ernsthaften Frau gemausert. Das war nicht mehr die unberechenbare, siebzehnjährige Rothaarige, die auf ihn zugestürmt war, sich auf Zehenspitzen gestellt und ihn geküsst hatte.

Nein, er hatte den Kuss nicht vergessen, obwohl er sich damals zurückgehalten hatte. Und das würde er auch heute tun. Mit einer ernsthaften Frau fing er nichts an, das könnte einengend werden. Warum Diät halten, wenn man das volle Menü haben konnte?

Er stützte sich auf den verhassten Gehstock und begrüßte einige Polospieler. Jess hatte für eine interessante Mischung an ernsthaften Kaufinteressenten und illustren Gästen gesorgt – Einheimische, Adlige und Stars und Sternchen, aber auch Zuschauer aus der weiteren Umgebung. Und natürlich fehlte auch der übliche Schwarm von Bodyguards in schwarzen Anzügen mit verdächtigen Ausbuchtungen unterm Jackett im Gefolge eines bekannten Scheichs nicht. Dante hielt nichts von Sicherheitsleuten. Wenn es sein musste, verteidigte er sich selbst.

Seine Gedanken kehrten zu Jess zurück. Wäre sie damals nicht erst siebzehn gewesen – wer weiß, wie die Dinge sich entwickelt hätten?

Das Festzelt, in dem die Auktion stattfinden sollte, war bereits überfüllt, als Dante dort ankam. Er erkannte mehrere Pferdezüchter, Trainer und Polospieler, die sich wie er an Jim Slatehome schadlos halten wollten. Heute würde sich niemand zurückhalten. Die Anwärter würden sich verbissen überbieten, um der Konkurrenz die besten Tiere wegzuschnappen.

Kein Problem für ihn.

Ein Acosta konnte es sich mühelos leisten, das Doppelte oder Dreifache einzusetzen. Jim hatte ihm vor Jahren gute Zuchtbestände verkauft, und was er bisher hier gesehen hatte, ließ darauf schließen, dass der Mann sich zu lange hinter seiner Trauer verschanzt hatte.

Komisch, auf einmal verspürte er das Bedürfnis, dem alten Jim zu helfen. Ein Acosta konnte die Konkurrenz mühelos abschmettern. Ihm kam eine Idee. Wie würde Jess wohl reagieren, wenn er die ganze Farm kaufte? Sicher nicht gerade begeistert.

Dante beobachtete, dass sie wie ein Schutzengel an der Seite ihres Vaters auftrat. Er wusste, dass sie den Abschluss als Physiotherapeutin für Sportverletzungen an einer angesehenen Londoner Fachklinik als Jahrgangsbeste hingelegt hatte. Da sie beruflich sehr erfolgreich war, würde sie bald einen beachtlichen Patientenstamm, vor allem aus der Poloszene, hinter sich scharen.

Die Vorstellung, ihre weichen Hände an seinen Schenkeln zu spüren, elektrisierte Dante.

Stopp! Er war geschäftlich hier. Inzwischen hatte er die rothaarige Göre wiedergesehen und seine Neugier befriedigt. Das genügte.

Doch als Jim Slatehome das Podium erklomm und seine Rede begann, sah Dante nur Jess.

2. KAPITEL

Die Rede ihres Vaters ließ sich gut an. Er schien gelöst und entspannt. Vielleicht hatte das kurze Gespräch mit Dante Acosta ihren Dad an einstige Größe erinnert und seine Lebensgeister geweckt. Jedenfalls hoffte Jess das.

„Geduld, Jess“, bat Jim seine Tochter. „Ich spreche gleich noch einmal mit Dante. Misch du dich unter die Gäste, und halte sie bei Laune, während ich mit ihm verhandle. Es geht um wichtige Dinge, Jess“, setzte er bedeutsam hinzu.

„Ich bleibe lieber hier, Dad.“ Argwöhnisch blickte sie zu Dante, der auf ihren Vater wartete. Was hatten die beiden vereinbart?

„Es ist immer noch meine Farm, Jess“, sagte ihr Vater.

Damit musste sie sich zufriedengeben. Alles sollte ihr recht sein, solange ihr Vater nur Auftrieb bekam. „Versprich mir, nichts Unüberlegtes zu tun, solange wir nicht alles durchgesprochen haben, Dad.“

„Etwas Unüberlegtes, wie deinen Plan, als Wahrsagerin aufzutreten?“

„Gut, dass du mich daran erinnerst.“ Jess blickte auf die Uhr. Ihr blieb noch Zeit für Smalltalk mit einigen Gästen, ehe sie in dem kleinen, bunten Zelt unter dem geheimnisvollen Namen Skylar Schicksal spielen wollte.

„Geh schon“, drängte ihr Vater.

Mit klopfendem Herzen und nach einem argwöhnischen Blick zu dem dunkelhaarigen Hünen im Hintergrund gab Jess ihrem Vater einen Kuss und ging.

Das Wetter war kälter geworden, als Jess das beheizte Festzelt verließ. Der Himmel war wolkenlos blau, für die Jahreszeit war es in Yorkshire verhältnismäßig warm. Dennoch trug Jess unter Daunenweste und Steppmantel einen dicken Pullover. Selbst im Sommer konnte es im Moor empfindlich kalt werden – und im November allemal.

Sie sollte froh sein, dass alles gut zu laufen schien, konnte aber eine dunkle Vorahnung nicht abschütteln.

Dante wiederzusehen, hatte sie mehr aufgewühlt als erwartet. Die Begegnung vor zehn Jahren stand ihr lebhaft vor Augen – als Dante ihren Kuss kurz erwidert und sie damit für andere Männer verdorben hatte. Auch mit fast siebenundzwanzig konnte sie nichts an Dozenten, Handybesessenen, Sportverrückten und Society-Typen finden. Mit dem Draufgängerwolf konnte es keiner aufnehmen.

Er war noch attraktiver geworden. Unerreichbarer. Die Kluft zwischen ihnen war kilometerbreit.

Jess rief sich zur Ordnung. Statt sich mit Dante Acosta zu beschäftigen, sollte sie Kaufinteressenten motivieren. Selbstbewusst bewegte sie sich von einer Gästegruppe zur anderen, bis es Zeit wurde, sich umzuziehen.

Der Boden war hartgefroren, und ein eisiger milchiger Nebel zog auf. Unwillkürlich blieb Jess stehen, um sich stumm mit ihrer Mutter zu unterhalten. Fünf Jahre war ihre Mum nun tot, doch in Jess würde sie ewig weiterleben.

Jim wird allen Lebenswillen verlieren und sich treiben lassen. Ihre Mum hatte sie angefleht, sich um den geliebten Mann zu kümmern, und Jess hatte es versprochen.

Dieses Versprechen war ihr heilig.

Nach dem Tod der Mutter hatte sie nie geweint.

Kalter Wind peitschte Jess ins Gesicht und trieb sie weiter. Ihr Vater hatte genug Tränen für sie beide vergossen. Sie selbst hatte ihre Trauer fest in sich verschlossen. Die Tränen ihres Vaters hatten nicht geholfen – und holten ihre Mum nicht zurück. Sie musste ihren Vater retten. Bisher hatte sie die Bankübernahme verhindern können – aber wie lange noch? Mit dem Verkauf von ein, zwei Ponys wäre ihr Problem nicht gelöst. Notfalls mussten sie außerdem einen Teil des Landes veräußern.

Ihre Stimmung hob sich, als sie die Interessentenscharen um ihren Vater bemerkte. Menschen, die in der Pferdewelt etwas galten, hingen förmlich an seinen Lippen. Er wirkte so glücklich wie schon lange nicht mehr.

Doch wo war Dante?

Jess blieb keine Zeit, darüber nachzudenken.

Als Jess als Skylar verkleidet im auffälligen Wallgewand und mit Glöckchen durchsetzten Fransenschal nach unten kam, fand sie Dante und ihren Vater einträchtig am Küchentisch vor. Als sie erschien, verstummten die beiden.

Ihr Wahrsagerinnenaufzug schien Dante zu verblüffen, der noch nicht allzu viele Lumpengestalten mit Hexentuch und Halsglöckchen erlebt haben dürfte. Tatsächlich hatte Jess die Fetzen bei einer Lumpensammlung ergattert. In Jeans und Arbeitsstiefeln wirkte Dante neben ihr wie ein Landedelmann. Immerhin lächelte ihr Vater zufrieden. Nur das zählte.

„Jetzt bin ich froh, gekommen zu sein“, brummelte Dante, der sich wieder gefangen hatte.

„Wir sind auch froh, dich hierzuhaben … nicht wahr, Dad?“ Jess strahlte sonnig.

Dante stand auf. „Komm, Jess. Ich begleite dich. Mal sehen, wie du dich als Hellseherin machst. Vielleicht werde ich sogar dein erster Kunde. Kannst du die Zukunft aus Teeblättern lesen?“

„Jess hält es mit Kristallkugeln.“ Ihr Vater lachte vergnügt. „Warum versuchst du dein Glück nicht bei ihr?“

Dante warf ihr einen herausfordernden Blick zu. „Das mache ich vielleicht.“

Was ihr nur recht sein konnte. Dante Acosta war eine Naturgewalt, der sie sich stellen musste – so oder so.

Verkrampft lief Jess voraus. Es ärgerte sie, dass sie sich immer noch so stark zu Dante hingezogen fühlte.

Der Himmel hatte sich bewölkt, doch obwohl das Wetter umschlug, hatte sich vor Skylars Zelt eine lange Menschenschlange eingefunden. Es ging nichts über ein bisschen Hokuspokus, um einem Tag zum Erfolg zu verhelfen. Jim traute seiner Tochter die Wahrsagerei zu, seit ihre Mutter auf dem zauberbehafteten Zweitnamen Skylar bestanden hatte, der überirdische Kräfte verhieß und ihrer Tochter das Rückgrat stärken sollte.

Es musste gewirkt haben, denn Jess hatte den besten Jahresabschluss an der Uni hingelegt.

Ehe sie sich duckte, um im Dunkeln des bunten Zeltes abzutauchen, warf sie einen Blick zurück.

Niemand folgte ihr. Dante interessierte sich so wenig für sie wie damals. Höchste Zeit, ihn zu vergessen und zur Tagesordnung überzugehen.

Zum ersten Mal in seinem Leben fiel es Dante schwer, sich zu konzentrieren. Während er mit Jim Slatehome einen Deal ausgehandelt hatte, waren seine Gedanken zu Jess geschweift. Und sie ging ihm auch nicht aus dem Kopf, als er sich jetzt einen Weg zwischen der Menge hindurch bahnte, um zu dem kleinen, bunten Zelt zu gehen.

Er war ein Zyniker, der nicht an Hellseherei glaubte, doch das hielt ihn nicht davon ab, Jess zu sehen. Vor zehn Jahren, mit zweiundzwanzig, hatte er keinen Gedanken ans Heiraten verschwendet. Frauen mussten Glamour und Status aufweisen, wenn er sich mit ihnen beschäftigte, mehr nicht. Jess mit ihren klaren ungeschminkten Zügen, dem zurückgekämmten Haar und der dreckigen Jeans, die alles andere als gut duftete, war kilometerweit von dem entfernt, was ihn anmachen konnte.

Bis sie ihn geküsst hatte.

Das hatte ihn überrascht, seine Sinne geweckt und ihm bewusst gemacht, dass ihm etwas entgangen sein musste.

Die Schlange vor dem Zelt der Wahrsagerin ließ ihn innehalten. Er war kein Mann, der sich hinten anstellte.

Warten war nicht seine Stärke.

Vor dem provisorisch aufgemöbelten kleinen Zelt blieb Dante stehen. Auf der Spitze wehte ein Wimpel, der kühn verkündete: „Skylar Slatehome – Verkünderin der Geheimnisse der Sterne“.

Belustigt lächelte er. Dem würde er auf den Grund gehen – und erst mal die Warteschlange ausschalten.

Er ging zu einem Stand, kaufte ein Wasser, klemmte es sich unter den Arm und erklärte einer Frau, die ihn daran hindern wollte, sich vorzudrängen, mit Blick auf seine Krücke: „Das ist schon in Ordnung.“

Burschikos rammte er den Gehstock in den Boden und erklärte den Wartenden: „Wasser für die Wahrsagerin.“ Worauf die Meute sich wie das Rote Meer teilte und dem Humpelnden mit dem Wasser Platz machte. Zum ersten Mal erwies sich seine Verletzung als nützlich.

Am Zelteingang stellte er die Krücke an der Plane ab, hob die Plane und betrat geduckt das Zelt.

„Entschuldigung“, bat Jess ihre Kundin und bedachte Dante mit einem vorwurfsvollen Blick „Ich rufe dich rein, wenn ich frei bin.“

„Ach bitte!“ Die Frau stand lächelnd auf, um Dante Platz zu machen.

„Was soll das?“, fuhr Jess ihn an.

Er hätte wissen müssen, wie verführerisch sie aussah, wenn sie wütend war. Und diese Lippen … Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und einfach geküsst. Aber er war geschäftlich hier.

„Ich wollte deine Hände mit Silber füllen und deinen Lippen Wasser spenden“, eröffnete er ihr theatralisch.

„Du möchtest dir von mir die Zukunft vorhersagen lassen?“

Dante stellte das Wasser ab, kramte in der Tasche, förderte einige Münzen zutage – und zuckte schmerzlich zusammen.

„Setz dich“, forderte Jess ihn auf. „Wo ist dein Gehstock?“

„Danke, dass du mich daran erinnerst.“

Ihr Blick verriet ihm, dass sie wusste, was es ihn gekostet hatte, heute vor aller Welt mit der Krücke aufzutauchen.

Sekundenlang maßen sie einander, dann nahm sie seine Hand.

Eins zu null für sie, das musste Dante ihr lassen. Sie schlug sich fabelhaft. Schließlich wollte sie die Farm retten.

„Willst du wirklich deine Zukunft wissen?“, fragte sie beherrscht.

„Sonst wäre ich nicht hier.“ Obwohl er lieber mit ihr irgendwo allein gewesen wäre. „Überrascht dich das?“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Große Acosta sich von mir die Zukunft vorhersagen lässt.“

„Aber ja doch.“ Er blickte ihr in die Augen und stellte zufrieden fest, dass sie verlegen wurde.

„Du hast dich vorgedrängt“, hielt sie ihm vor.

„Und wenn schon …“ Er zuckte die Achseln. Mit dem Lametta, das sie sich um den Kopf drapiert hatte, sah sie süß aus. Im Lampenlicht, das sie mit einem roten Chiffontuch abgeblendet hatte, schimmerte ihr Haar wie verzaubert, und ihre Augen leuchteten in einem unergründlichen Grün.

„Hör auf, mich so anzusehen!“, forderte sie irritiert und griff nach einer alten Keksdose mit aufgeschlitztem Deckel. „Hier kannst du dein Silber reinwerfen.“

Als er weitere Münzen auf den Tisch legte, hielt Jess ihm die Dose hin. „Ein Zwanziger würde es tun.“

Er tat überrascht. „Zwanzig?“

„Kannst du es dir nicht leisten?“ Zum ersten Mal lächelte sie wie damals – frech und ungebändigt … als wäre er eine Herausforderung und nicht die letzte Hoffnung ihres Vaters auf die Rettung der Farm.

Diese Jess war ihm lieber.

„Jeder Penny, den ich einnehme, geht an wohltätige Einrichtungen“, belehrte sie ihn. „Die Farm sieht nichts davon.“

„Dann bekommst du alles, was ich bei mir habe.“ Unbeholfen stand Dante auf und zog ein Bündel Geldscheine aus der Tasche, die er in die Sammelbüchse stopfte. „Damit deine Wahrsagerei sich lohnt.“

Hellsehen war das Wenigste, was Jess gerade beschäftigte.

„Dein Bein“, hielt sie ihm vor. „Höchste Zeit, dass du es endlich behandeln lässt. Wenn du dich weiterhin gegen sachgemäße Behandlung sperrst, könntest du für immer hinken.“

„Steht das in deiner Kristallkugel?“ Missmutig setzte er sich wieder.

„Dafür brauche ich keine Kristallkugel. Als Physiotherapeutin weiß ich das und rate dir dringend, die Verletzung ernst zu nehmen“, setzte sie hinzu, ehe er aufmucken konnte.

„Na gut – danke für den guten Rat, Skylar“, murrte er. „Aber dafür bezahle ich dich nicht. Was liest du aus der Kristallkugel … wenn überhaupt etwas?“

„Dass du ein sehr schwieriger Mensch bist.“

Sie sahen sich an, fochten einen stummen Kampf aus. Wieder knisterte es zwischen ihnen wie vor zehn Jahren.

„Du musst still sein, sonst kann ich mich nicht konzentrieren“, rief Jess ihn zur Ordnung.

„Das ist das Beste, was ich von dir gehört habe.“ Seufzend lehnte er sich zurück.

Jess schien sich zu sammeln, sie beugte sich über die Kristallkugel und legte gefühlvoll die Hände darum. Fasziniert verfolgte Dante, wie sinnlich ihre schlanken Finger das runde Glas streichelten. Verrückt! So hatte er noch nie reagiert.

Dann blickte Jess auf und machte alles noch schlimmer. Wütend blitzte sie ihn mit ihren grünen Augen an und verkündete: „Es geht nicht. Die Sitzung ist beendet!“

„Wie bitte? Sollte mir etwas entgangen sein?“

„Draußen warten Leute. Danke für die Geldspende, aber …“

„Und jetzt verschwinde?“ Enttäuscht schüttelte Dante den Kopf. „Behandelt man so einen Kunden?“

„Wenn du gesehen hättest, was ich sehe, würdest du betteln, verschwinden zu können.“

„Das viele schöne Geld. Ich bekomme keine zweite Chance?“

„Die würdest du gar nicht wollen“, hielt Jess ihm vor.

„Alles nur Hokuspokus!“

„Meinst du?“ Sie blickte ihn scharf an. „Oder hast du Angst, dich der Zukunft zu stellen?“

„Angst?“ Er lachte spöttisch. „Sind wir wieder bei meinem Bein?“

„Du musst etwas unternehmen, sonst könnte es zu spät sein.“

„Hast du erwartet, mir damit eine fette Spende abzuluchsen?“

„Wäre das so schlimm? Manche Menschen muss man zu ihrem Glück zwingen. Ich meine es nur gut mit dir.“

„Das kann ich mir vorstellen“, pflichtete Dante ihr grimmig bei. „Aber du musst dich nicht um mein Bein kümmern.“

„Wenn du meinst.“

„Lass deine anderen Kunden nicht warten, Skylar.“

„Hoffen wir, dass sie mehr Anstand als du besitzen.“

Sie lächelte auf eine Weise, die es ihm unmöglich machte, ihm ihre offenen Worte übel zu nehmen.

3. KAPITEL

Während ihres Gesprächs hatte Jim Slatehome durchblicken lassen, dass seine Tochter ungebunden war. Er war stolz auf Jess und erzählte gern und voller Liebe von ihr.

Als Jess jetzt die Küche betrat, hellte Jims Miene sich auf. „Komm, setz dich zu uns“, forderte er sie auf und zog einen Stuhl heran.

„Ich komme gleich. Erst muss ich duschen und mich umziehen“, wehrte sie ab.

Ohne Dante eines Blickes zu würdigen, raffte sie ihre bunten Röcke hoch und verschwand nach oben.

Kurz darauf kehrte sie zurück, in abgewetzten Jeans, T-Shirt und ausgetretenen Hausschuhen – und wunderschön. Sie versuchte nicht einmal, ihn zu beeindrucken, was Dante nicht gewöhnt war.

„Kommt ihr mit den Verhandlungen voran?“, erkundigte sie sich betont lässig.

„Bestens“, versicherte ihr Vater.

„Kaufst du die Pferde, Dante?“

„Gut Ding braucht Weile“, unterband Jim ihren Versuch, die Verhandlungen voranzutreiben. „Deal oder nicht, Dante ist unser Gast und möchte sich noch nicht festlegen. Nach seiner Abreise bleibt noch manches zu klären.“

Dante spürte, dass Jess sich zurückhielt, um den Deal nicht zu gefährden.

„War Skylar dann doch noch erfolgreich?“, erkundigte er sich, um das Schweigen zu brechen.

„Sag du es mir. Habe ich dich überzeugt?“

Er hielt ihrem Blick stand. „Ich meinte – finanziell. Da du dich für die Wohltätigkeit starkgemacht hast, hoffe ich, dass du viel Geld eingesackt hast.“

„Deine großherzige Spende hat viel dazu beigetragen“, gab Jess zu. „So viel haben wir noch nie zusammenbekommen.“

„Du solltest jedes Jahr wiederkommen“, schlug ihr Vater vor.

Jess atmete tief durch und nickte. „Ja – warum nicht?“

Dante lächelte gewinnend. „Mache ich.“

„Wunderbar!“ Jim schlug begeistert auf den Tisch. „Der Tag war ein voller Erfolg – dank dir, Jess.“

„Und dank deiner großartigen Ponys und der Unterstützung aus dem Dorf“, erinnerte sie ihn.

„Ab und zu solltest du einfach danke sagen“, riet er ihr gutmütig.

Jess wurde hellhörig. „Was geht hier vor?“

„Was wohl?“ Ihr Vater lächelte unschuldig. „Wir haben einen fantastischen Deal abgeschlossen.“

Wie zur Bestätigung waren von draußen die Rotoren der Hubschrauber zu hören.

„Die anderen brechen auf“, stellte Jess mit einem Blick aus dem Fenster fest und sah Dante an. „Dein Werk.“

„Hör auf zu sticheln, Jess. Dante hat alle Pferde gekauft.“

„Alle?“, wiederholte sie ungläubig. „Was geht hier vor?“

Ihr Vater nickte in Richtung Dante. „Du solltest ihm danken. Die Farm ist gerettet. Der Deal ist perfekt.“

Wenn Blicke töten könnten, hätten die Acostas jetzt ein Familienmitglied weniger.

Steif erhob Jess sich und schüttelte Dante die Hand.

„Du kannst mich loslassen“, meinte sie, als er zu lange ihre Hand hielt.

„In einem hatte Skylar recht.“ Er lächelte gewinnend.

„So?“ Ihre grünen Augen funkelten argwöhnisch.

„Ich sollte mich der Zukunft stellen. Der Deal mit deinem Vater läutet ein neues Kapitel in meinem Leben ein.“

„Gibt es dir einen Kick, Pferde zu kaufen?“

„Nicht irgendwelche Pferde – Slatehome-Ponys.“

Sicherheitshalber sagte Jess nichts. Etwas war hier faul.

„Wie bist du auf den Namen Skylar gekommen?“, wechselte Dante das Thema.

Jess setzte sich wieder. „Meine Mum bestand auf dem Zweitnamen, weil ich so verschlossen war. Skylar sollte mir hellseherische Fähigkeiten und Hexenkräfte verleihen. Wir lachten darüber, doch meine Schüchternheit verlor sich, und ich entdeckte mein draufgängerisches zweites Ich. Meine Mutter hatte die Gabe, anderen Selbstvertrauen zu schenken, sie in ihren Hoffnungen und Träumen zu bestärken.“ Leise setzte sie hinzu: „Wie ich bin, verdanke ich ihr.“

„Sie fehlt dir sehr.“

„Ja.“

Für ein paar Sekunden hatte Jess ihm Einblick in ihre Seele gewährt. Auch sie war verletzlich, hatte den Verlust ihrer Mutter nie ganz verkraftet. Hatte er sich nicht ähnlich verhalten und sich nach dem Unfall in einem Kokon verkrochen?

„Meine Vorfahren mütterlicherseits waren gitanos “, enthüllte sie ihm. „Reisende, denen man heute noch hellseherische Fähigkeiten zuschreibt.“

„Jess ist klug und einfallsreich … doch ihre Zauberkräfte beschränken sich darauf, den besten Tee von ganz Yorkshire zu brauen“, mischte ihr Vater sich schmunzelnd ein.

„Für mich Kaffee, bitte“, erinnerte Dante sie.

Gedankenverloren hatte Jess Tee in die drei bereitgestellten Becher geschenkt. Sie griff sich an die Stirn. „Entschuldigung. Wie konnte ich das vergessen?“

Schweigend kochte sie Kaffee für Dante, schickte ihren Vater nach draußen, damit er sich von den restlichen Gästen verabschieden konnte, und verließ die Küche. Sie stand im Flur, als sie Dante telefonieren hörte. „Geschafft“, erklärte er am Telefon zufrieden. „Alles in trockenen Tüchern. Ruf die Anwälte an, und lass den Vertrag aufsetzen.“

Die Übertragungsurkunden für die verkauften Ponys lagen bereit, das wusste Jess. Genau wie die Abstammungspapiere für die wertvollen Zuchttiere und DNA-Proben, die ihre Herkunft belegten. Der Kaufvertrag war Routinesache und würde vom Anwalt ihres Vaters ausgefertigt. Was gab es da noch aufzusetzen ?

Jess blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Denn sie hörte, wie Dante aufstand, ohne Gehstock durch die Küche ging und über ein Stuhlbein stolperte. Ein lauter Fluch erklang.

Besorgt eilte Jess ihm zu Hilfe.

„Meinen Stock!“, forderte er gereizt.

Klar, dass ein Mann wie Dante Acosta ungnädig wurde, wenn er das Gesicht verlor. Falls er sich weiter so stur gegen die Behandlung wehrte, würde sein Zustand sich kaum bessern.

Ruhig reichte sie ihm den Stock.

Sekundenlang verband sie ein blankes Stück Holz … mit dem Dante sie zu ihrem Entsetzen zu sich heranzog. Sie hätte auf Abstand gehen sollen – und konnte es nicht. Unwiderstehlich zog er sie näher, bis ihre Gesichter sich fast berührten. Jess schloss die Augen und wartete … Hatte sie sich nicht danach gesehnt?

„Es macht dir Spaß, mit dem Feuer zu spielen, nicht wahr, Skylar?“, fragte er leise.

Wie einen glühenden Feuerhaken ließ Jess den Stock fallen. „Ich möchte dir helfen“, antwortete sie.

„Mir oder dir?“

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

„Ich denke schon“, erwiderte er „Wenn du mit meinem Feuer spielst, wirst du dich verbrennen.“

Sie lächelte kühl. „Ich interessiere mich rein beruflich für dich.“

Würdevoll durchquerte Jess die Küche, nahm ihre Steppjacke vom Haken, schlüpfte in ihre Stiefel und machte sich auf die Suche nach ihrem Vater.

Für Dante stand fest: Ohne Jess würde er nicht zurückfliegen.

Sie ging ihm nicht aus dem Kopf, quälte ihn fast körperlich.

Er entdeckte sie auf dem Reitplatz, wo sie hingebungsvoll ein Pferd trainierte. Stute und Reiterin bewegten sich wie aus einem Guss … herrlicher konnte man sich kaum bewegen. Jess war eine begnadete Reiterin.

Sollte er nicht triumphieren? Alles hier gehörte ihm.

Jess ahnte nicht, wie weit der Deal mit ihrem Vater ging. Jim Slatehome hatte von Dante verlangt, mit keinem Wort zu erwähnen, dass er ihm die komplette Farm veräußert hatte. „Unsere Jess kann ziemlich schwierig werden“, hatte er Dante anvertraut. „Sie hat schwere Zeiten hinter sich. Ich möchte sie nicht aufregen. Ich weiß, wann es Zeit ist, sie einzuweihen. Bis dahin bitte kein Wort …“

Zufrieden verfolgte Dante, wie Jess ihr Pony am Zaun zügelte.

„Moon ist unser bestes Pferd“, erklärte sie ihm.

„Du hast sie wunderbar im Griff.“

Nun lächelte sie. „Ein Lob von höchster Stelle.“

„Das ehrlich gemeint ist.“

So friedlich hatten sie sich noch nie unterhalten. Das würde er nützen, um sie zu überreden. Er hatte laufend Bedarf an Spitzenreitern.

„Zeig, was du kannst“, forderte er sie auf.

„Das habe ich doch gerade.“

„Bitte“, versuchte er es charmant.

„Na gut, für dich …“ Diesmal lachte sie sogar.

Dante lehnte sich an einen Zaunpfosten, während Jess die Stute durch die Schrittfolge führte. Moon konnte schwierig sein, führte ihr Können jedoch gern vor und kickte temperamentvoll mit den Hinterläufen. Jess hielt sich fabelhaft.

„Gut gemacht“, lobte Dante.

„Temperament fordert mich heraus“, erklärte sie ihm und zügelte das Pony.

„Mich auch.“

Darauf wusste sie nichts zu sagen.

„Du sitzt elegant im Sattel.“ Ihr Po war knackig, genau nach seinem Geschmack. „Spielst du …“

„Polo?“

„Was sonst?“

„Früher schon“, gab sie zu. „Doch nach einem langen Arbeitstag bin ich meistens zu müde und lese lieber, spiele Klavier oder belohne mich mit einer langen Dusche.“

„Jeder braucht Bewegung in frischer Luft. Du auch.“

Entsetzt sah sie zu, wie Dante das Gattertor öffnete und zu ihr in die Koppel kam. „Was hast du vor?“

„Ich möchte mir Moon aus der Nähe ansehen.“

„Vorsicht – sie beißt“, warnte Jess ihn.

„Du oder das Pferd?“

„Dein Stock könnte ihr missfallen …“

„Dann steig ab, und übergib sie einem Stallmeister.“

„Stallmeister? Was glaubst du, wo du bist? Das hier ist eine Farm und kein Milliardärsspielplatz.“

Das schmeckte Dante gar nicht. „Ich bewirtschafte eine Ertragsranch und lebe und arbeite zu Hause.“

„Also? Kann ich Moon probereiten oder nicht?“

„Sie gehört dir doch schon.“

„Richtig.“

„Dann tu dir keinen Zwang an.“

Er begriff, wie schwer es ihr fiel, sich mit dem Verkauf ihrer Lieblingsstute abzufinden. Sie hing an ihren Ponys und litt unter der Aussicht, sich von ihnen verabschieden zu müssen.

„Sei vorsichtig“, wiederholte sie, als er sich mit den Armen kraftvoll in den Sattel zog. „Moon kann schwierig sein.“

„Du hängst sehr an ihr.“ Er beobachtete, wie zärtlich sie das Pony streichelte.

„Sehr.“

„He, querida , zeig mir, was du kannst“, flüsterte er dem Tier besänftigend auf Spanisch zu. Das Pony stellte die Ohren hoch und enttäuschte ihn nicht, obwohl jede Bewegung, jeder Ruck Dante Schmerzen bereitete.

„Ein Grund mehr, dich behandeln zu lassen“, bemerkte Jess, als er abstieg.

„Sie schafft es glatt ins Spitzenteam“, erklärte er, ohne auf die Bemerkung einzugehen.

„Du verdienst deinen Ruf“, musste Jess zugeben, als Dante ihr die Zügel übergab.

Er lächelte zufrieden. „Du hältst mich für einen guten Reiter?“

„Weltklasse.“

„Dein Vater ist wieder der Alte. Er züchtet und trainiert die besten Ponys der Welt und scheint einiges von seinem Können an dich weitergegeben zu haben.“

„Nur einiges?“

„Na gut …“ Dante machte eine versöhnliche Handbewegung.

„Möchtest du weitere Ponys reiten?“

„Das überlasse ich meinen Stallmeistern. Ich verlasse mich auf mein Gespür und meine Erfahrung.“ Im Moment traute Dante seinem Bein nicht mehr zu.

„Und wie willst du die Ponys nach Spanien bringen?“

„In einem speziell umgebauten Jet.“

„Du verlierst wahrlich keine Zeit“, bemerkte Jess trocken.

Für Dante war der Augenblick gekommen, die Dinge beim Schopf zu packen. „Du solltest mitkommen, Jess, um die Pferde einzugewöhnen.“

„Können deine Stallburschen das nicht übernehmen?“

„Besser, du tust es. Dich kennen die Ponys. Meine Leute sind Fremde für sie.“

Dagegen konnte sie nichts einwenden. „Hier … wartet viel Arbeit auf mich?“

Immerhin kein glattes Nein. „Vieles lässt sich aufschieben.“ Alles lief bestens. „Kommst du mit?“

„Ich denke schon“, gab Jess nach.

Könnte es nicht ganz reizvoll werden, Dante Acosta nach Spanien zu begleiten?

4. KAPITEL

Noch nie hatte Jess ihren Vater so gelöst erlebt. Er sah zehn Jahre jünger aus. Sie hatte sich gerade zu ihm gesetzt, als Dante die Küche betrat.

„Toll, dass du das Ponyreiten der Kinder beaufsichtigt hast, Dante.“ Ihr Vater strahlte.

Erstaunt blickte Jess auf. So viel Engagement hätte sie ihm nicht zugetraut. „Da dürftest du ziemlich beschäftigt gewesen sein.“

„Es hat mir Spaß gemacht. Ich habe jeden Moment genossen.“

„Wirklich nett von dir“, lobte sie ihn.

„Na dann … Abflug morgen?“

„Morgen?“ So schnell hatte sie die Farm nicht verlassen wollen.

„Ich vergeude keine Zeit.“

Jess überlief eine Gänsehaut. Auf was hatte sie sich da eingelassen?

„In meinem Jet ist es bequem, und die Ponys erhalten die beste Pflege der Welt“, fuhr Dante fort. Entscheidungen prompt in die Tat umzusetzen, war seine zweite Natur. „Ein Tierarzt und Stallkräfte fliegen mit, sodass die Tiere bestens versorgt sind. Du sollst sie nur beobachten und die Betreuer auf Eigenheiten deiner Lieblinge aufmerksam machen.“

„Bis Weihnachten muss ich unbedingt wieder zu Hause sein.“ Kaum zu glauben, wie dieser Mann ihr Leben in halsbrecherischem Tempo an sich gerissen hatte.

Doch was sprach eigentlich gegen die Reise? Ihr Dad und die Farm kamen ohne sie zurecht. Jetzt musste sie Dante nur noch darüber aufklären, dass sie seine Therapie übernehmen würde. Garantiert würde er versuchen, sich dagegen zu sträuben. Aber er hatte die unerlässliche Behandlung schon viel zu lange aufgeschoben …

Mit dieser Reise ließ Jess sich auf ein fragwürdiges Abenteuer ein. Das Einzige, was sie beeinflussen konnte, war das Wohl der Pferde.

„Ich bin mir nicht sicher, wie die Ponys den Flug verkraften. Nach der Landung wissen wir mehr. Wenn deine Flugzeugboxen so gut sind, wie du behauptest …“

„Sie könnten nicht besser sein“, versicherte er ihr.

„Dann sehe ich keine Probleme.“

„Willkommen an Bord“, begrüßte er sie.

Dante war stolz auf seinen Jet.

Er besaß noch zwei kleinere Maschinen und mehrere Hubschrauber – einen in ständiger Bereitschaft auf seiner Jacht –, doch die mächtige Boeing, die er persönlich in Auftrag gegeben hatte, war sein Vorzeigeobjekt.

Damit konnte er nach Lust und Laune zu jedem Ort der Welt aufbrechen – mit oder ohne seine Pferde. Es gab Stallboxen für die Tiere sowie eine komplett ausgerüstete Tierklinik für Notfälle. Das Obergeschoss glich einem Luxussalon mit geräumiger Lounge, der vergessen ließ, dass man sich in der Luft aufhielt. Ein berühmter Innenarchitekt hatte zwei Schlafzimmer mit Luxusbädern ausgestattet, dazu ein voll eingerichtetes Büro und eine Küche, in der ein Sternekoch und seine Mannschaft Spezialitäten für den anspruchsvollsten Gaumen zauberten.

„Wow!“, staunte Jess, als sie sich an Bord umblickte. „Ein fliegender Palast! Und das alles brauchst du?“, erkundigte sie sich, als Dante sie herumführte.

„Ich bin ein vielbeschäftigter Mann“, gab er zu bedenken.

„All das erscheint mir Nummern zu groß für einen Junggesellen“, bemerkte sie trocken.

„Armer reicher Junggeselle?“ Er lächelte aufreizend.

„Ach, lassen wir das“, winkte Jess ab.

Immerhin schien sie sich zu entspannen.

„Fühl dich wie zu Hause“, forderte er sie auf. Livrierte Flugbegleiter standen mit Champagnertabletts und Kanapees bereit.

„Ich würde mir gern die Unterbringung der Pferde ansehen“, bat Jess.

„Okay, ist mir ein Vergnügen“, erklärte Dante.

„Wirklich unglaublich“, staunte Jess, als Dante sie im Unterdeck durch die hochmodernen Stallboxen führte. „Das beeindruckt mich noch mehr als der Luxus auf dem Oberdeck“, gestand sie ihm. „Du hast wirklich an alles gedacht.“

„Pferde sind mein Leben.“ Dante atmete tief den vertrauten, mit Ledergeruch vermischten Duft der Tiere ein.

„Kann ich während des Starts hier unten bei den Pferden bleiben?“, stellte Jess ihm die Frage, die ihr auf der Seele brannte. „Der Motorenlärm könnte Moon erschrecken.“

„Das geht leider nicht. Beim Takeoff müssen alle angeschnallt sein. Die Stallwärter haben eigene Klappsitze wie die Flugbegleiter auf Verkehrsflügen.“

„Na gut … ich schnalle mich bei den Wärtern auf einem der Klappsitze an. Moon soll wissen, dass ich bei ihr bin. Aber warum gehst du nicht nach oben und entspannst dich? Nach den Aufregungen des Tages braucht dein Bein Ruhe.“

„Ich bin kein Invalide“, protestierte Dante schroff.

„Noch nicht … aber was nicht ist, kann noch werden“, warnte Jess ihn mit einem Blick auf seinen Gehstock.

„Soll das heißen, ich könnte nicht mehr ohne auskommen?“

„Im Moment bleibt dir ohnehin nichts anderes übrig. Und wenn du dich weiterhin stur gegen jede Behandlung sperrst, wohl auch in Zukunft nicht.“

„Ich bleibe auch hier unten“, erklärte er mürrisch. „Für die Ponys bin ich gewaltige finanzielle Investitionen eingegangen.“

„Sag das nicht, Dante – die Tiere liegen dir doch ebenso am Herzen wie mir.“

„Mir liegen alle Tiere am Herzen“, versicherte er ihr. „Du spürst doch, wie nervös Moon gerade ist – also bleibe ich beim Takeoff auch bei ihr.“

„Für dich gibt es also keine Vorschriften?“, forderte Jess ihn heraus.

„In meinem Jet kann ich tun und lassen, was ich will.“

„Und einfach Sicherheitsbestimmungen ignorieren?“

„Pass auf, dass ich dich nicht nach oben schicke!“

„Wir könnten beide bei Moon bleiben“, schlug Jess vor.

„Ich habe keine Lust, mich mit einer scharfzüngigen Frau auseinanderzusetzen, die mein Bein und die Krücke ins Visier genommen hat.“

„Ach weißt du, Dante, du hältst viel aus“, belehrte sie ihn heiter. „Das wirst du in Kürze merken, wenn du schmerzhafte Behandlungen über dich ergehen lassen musst.“

„Sagst du …“

Jess überging die Anspielung und betrat Moons Box.

Dante folgte ihr.

Tatsächlich wurde das Tier unruhig, als die Jetmotoren aufheulten.

Seite an Seite versuchten sie einträchtig, die verängstigte Stute zu beschwichtigen. Die gemeinsame Fürsorge schien dem Tier zu helfen. Bald wurde es ruhiger und ließ sich sogar streicheln.

„Alles in Ordnung, Jess?“, wandte Dante sich seiner Begleiterin zu.

„Natürlich“, versicherte sie ihm.

Das beeindruckte ihn. Er selbst war auf dem Weg nach Hause, während Jess mit dem Flug einen Schritt ins Ungewisse auf sich nahm.

„Du hast lange genug gestanden“, brachte sie die Rede wieder auf sein Bein.

„In meiner Maschine führe ich das Kommando.“

„Verstanden“, lenkte Jess ein.

„Aber?“

Sollte sie die Bombe platzen lassen?

„Raus mit der Sprache, Jess!“, verlangte Dante.

„Du bist mein Patient“, klärte sie ihn auf.

„Wie bitte?“

„Es wird Zeit, dir zu eröffnen, dass deine Geschwister mich beauftragt haben, dein Bein zu behandeln. Sie lieben dich und sorgen sich ernstlich um dich.“

„Seit wann weißt du davon?“, fragte Dante gefährlich leise.

„Ich hatte noch keine Zeit, es dir zu sagen“, erwiderte sie vorsichtig. „Gestern war so viel los …“

...

Autor

Susan Stephens
<p>Das erste Buch der britischen Schriftstellerin Susan Stephens erschien im Jahr 2002. Insgesamt wurden bisher 30 Bücher veröffentlicht, viele gehören zu einer Serie wie beispielsweise “Latin Lovers” oder “Foreign Affairs”. Als Kind las Susan Stephens gern die Märchen der Gebrüder Grimm. Ihr Studium beendete die Autorin mit einem MA in...
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