Verbotene Fantasien

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Der Sicherheitsexperte Tracker setzt alles daran, die schöne Sophie zu beschützen. Keine Sekunde lässt er sie aus den Augen. Eine harte Aufgabe - denn Sophie hat sich vorgenommen, ihn zu verführen. Und mit ihm in wilden Nächten ihre geheimen Fantasien wahr werden zu lassen...


  • Erscheinungstag 02.08.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733779207
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

PROLOG

„Du bist in Sicherheit, Prinzessin.“

Sophies Angst verflüchtigte sich in dem Moment, als sie seine Stimme hörte. Er würde sie befreien.

Der Knebel im Mund hinderte sie daran, seinen Namen auszusprechen. Auch konnte sie ihn nicht sehen, denn ihre Augen waren verbunden. Doch sie erkannte seine Stimme, und seine Berührung war ihr vertraut. Kaum merklich streifte er mit den Fingerspitzen ihren Hals. Ihre Haut begann zu prickeln, und ihr Blut kochte.

Seit sie vor drei Tagen gekidnappt worden war, wusste sie, dass Tracker McBride kommen würde. Allerdings hatte sie damit gerechnet, dass er wütend sein würde, weil sie ihn ausgetrickst und durch das ganze Land gejagt hatte. Aber seine Hände waren sanft und seine Stimme beruhigend.

„Hab keine Angst.“

Er würde sie berühren – um sich zu überzeugen, dass sie unverletzt war. Die Vorfreude ließ sie erbeben. Und bei dem Gedanken, dass er gleich mit seinen langen, schmalen Fingern über ihre Schultern und ihre Arme gleiten würde, wurde ihr heiß.

Sie reagierte immer so auf ihn – elementare Bedürfnisse wurden wach. Das Verlangen wurde stärker, sie begann sich zu bewegen, hob den Körper an und sehnte sich danach, ihm näher zu kommen.

Als er die Hände um ihre Taille legte, brannte das Feuer in ihr bereits lichterloh. Ihre Muskeln zogen sich zusammen, und sie drückte die Hüfte vor. Mehr. Doch er glitt mit den Händen weiter, setzte die langsame Reise über ihre Hüften fort und ihre Beine hinab. Er quälte sie.

„Gleich bist du befreit“, sagte er, als er die Augenbinde und den Knebel entfernte. „Lass die Augen noch zu.“

Kaum hatte er die Fesseln von ihren Handgelenken gelöst, schlang sie die Arme um ihn und presste sich an ihn. In Sicherheit. Jetzt würde er das lodernde Feuer löschen, das er in ihr entfacht hatte. Er musste es tun. Er strich mit einer Hand über ihre Haare, dann spürte sie seine Finger unter ihrem Kinn. Er hob es an.

„Bitte …“ Sie war nicht einmal sicher, dass es ihre eigene Stimme war, die dieses Wort gesagt hatte. Aber sein Mund streifte ihren, und mit der Zunge befeuchtete er ihre Lippen.

„Jetzt.“ Sie schmiegte sich an ihn. Es reichte nicht. Sie wollte ihn genau an der Stelle spüren, wo die Sehnsucht am heißesten brannte. Sie wühlte mit der Hand in seinen Haaren und drückte sich an ihn. Jetzt … bitte.

Als sie glaubte, vor Sehnsucht zu sterben, wurde sein Kuss fester und fordernder, und er glitt mit der Hand zwischen ihre Schenkel.

Ja. Fast. Das Verlangen brachte sie beinahe um den Verstand. Sie presste sich an ihn. Die Spannung wuchs, wurde fast unerträglich. Als er mit den Fingern schließlich in sie eindrang, geriet sie sofort in Ekstase, und ihre Erregung entlud sich in einem gewaltigen Höhepunkt.

Es war der Klang ihres eigenen Aufschreis, der Sophie aus ihrem Traum holte. Einen Moment lang lag sie bebend da und erholte sich von dem Höhepunkt. Sie klammerte sich an der Bettdecke fest, ihre Haut war schweißnass, und sie atmete keuchend. Als sie die Augen öffnete, sah sie Chess, ihren Kater, der auf sie herabblickte.

„Mir geht es gut“, murmelte sie und ließ mit einer Hand die Bettdecke los, um ihren großen, plumpen Schutzengel zu streicheln.

Der Kater schnurrte ungläubig.

Sophie seufzte. Ihr Bruder Lucas hatte ihr Chess geschenkt, als sie das Elternhaus verlassen und die Wohnung über ihrem Antiquitätengeschäft One of a Kind in Georgetown bezogen hatte.

„Okay. Okay.“ Sophie setzte sich auf und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Mir geht es nicht gut.“ Wie konnte es ihr gut gehen, wenn sie seit über einem Jahr den besten Sex – den einzigen Sex überhaupt – nur in ihren Träumen erlebte?

Und diese Träume löste ausgerechnet der Mann aus, der sie im wirklichen Leben verärgert hatte wie kein anderer. Tracker McBride, oder der „Schatten“, wie sie ihn nannte. Vor zwei Jahren hatte ihr Bruder ihn als Sicherheitschef engagiert, doch offensichtlich lautete sein Auftrag: „Verwöhnte, missratene Schwester daran hindern, Wainwright Enterprises zu schaden.“

Die fatale Tatsache, dass sie genau das fast zweimal getan hätte – indem sie sich mit Mitgiftjägern einließ, die nur hinter dem Geld der Wainwrights her waren –, ärgerte sie. Und dass ausgerechnet ein Fremder ihre Schwäche und Dummheit erkannt hatte, machte die Sache noch schlimmer.

Jedes Mal, wenn sie abends ausging, um sich mit Freunden zu treffen, war Tracker irgendwo in der Nähe. Sie konnte seine Anwesenheit buchstäblich spüren, und die Empfindung war oft so intensiv, als würde er sie wirklich berühren. Aber er kam nie nah genug an sie heran, dass sie ihn auch nur sehen konnte.

Außer in ihren Träumen.

„Verdammt.“ Sie sprang aus dem Bett, nahm den Kater auf den Arm und ging in die Küche. „Ich muss mich von ihm befreien.“

Chess schnaubte.

„Hör auf damit.“ Sie setzte den Kater auf den Küchentresen. „Es ist die Wahrheit. Seit einem Jahr träume ich von diesem Phantomliebhaber, der sich im wirklichen Leben nicht einmal in meine Nähe wagt. Und solange ich von ihm träume, will ich keinen anderen haben.“

Sie seufzte. „Es ist tragisch.“ Sie nahm Milch aus dem Kühlschrank, goss sie in eine Schale und stellte sie vor den Kater. Für sich selbst wählte sie kalte Pizza.

„Eines steht jedenfalls fest: John Landry will ich auf keinen Fall.“ So, jetzt hatte sie es laut ausgesprochen.

Sophie schaute auf ihre kalte Pizza und stellte fest, dass ihr der Appetit vergangen war. Seit zwei Wochen traf sie sich mit John Landry, der alles hatte, was man sich bei einem Mann nur wünschen konnte. Er sah gut aus, war liebenswert, aufmerksam und so reich, dass Lucas sich keine Gedanken machen musste, dass er es nur auf das Geld der Wainwrights abgesehen haben könnte. Er teilte sogar ihre Leidenschaft für den Handel mit Antiquitäten.

Das Problem war, dass diese zwei Wochen mit ihm sie nicht von ihrer Sehnsucht nach Tracker befreit hatten. Im Gegenteil. Ihre Dates mit John hatten ihr Verlangen nach dem „Schatten“ noch verstärkt.

Sie stellte die Pizza zurück in den Kühlschrank. Unberührt.

„Ich muss mich von John trennen.“

Chess’ Schweigen war ein Zeichen für seine Zustimmung.

Es war nicht fair, sich weiter mit ihm zu treffen. Selbst jetzt fiel es ihr schwer, sich sein Bild vor Augen zu rufen. In dem Moment, als sie glaubte, seine blonden Haare und sein hageres, aristokratisches Gesicht vor sich zu sehen, verwandelten sich die Gesichtszüge in die markanteren von Tracker McBride, und aus den blonden Haaren wurden dunkle.

„Verfluchter Kerl!“ Sie musste ihn endlich vergessen.

Als Chess den letzten Tropfen der Milch aufgeschleckt hatte, hob Sophie ihn vom Tresen und trug ihn zur Couch. „Fernsehzeit.“ Mit etwas Glück zeigte irgendein Programm einen alten Klassiker, der sie ablenkte und ihr einen traumlosen Schlaf bescherte.

Nach zwei Minuten stieß sie auf einen ihrer Lieblingsfilme. Über den Dächern von Nizza. Sie lehnte sich gegen die Kissen und sah, wie Grace Kelly in einem Sportwagen die Hügel von Monte Carlo hinauffuhr, Cary Grant an ihrer Seite. Die Frau hatte ein Ziel. Sie wollte Cary, und sie würde ihn bekommen.

Sophie konnte sich mit Grace identifizieren. Sie hatte sich immer als starke, entschlossene Frau betrachtet, die gewillt war, Risiken einzugehen – bevor sie durch eigenen Leichtsinn gekidnappt worden war. Glücklicherweise hatte Tracker McBride sie gerettet.

Cary Grant war wirklich ein toller Mann. Als der Film gedreht wurde, stand er in der Blüte seines Lebens, und die Rolle als gut aussehender, gefährlicher Juwelendieb war ihm auf den Leib geschrieben. Er erinnerte Sophie ein wenig an Tracker. Beide strahlten etwas Gefährliches und Geheimnisvolles aus.

Alles, was sie über ihren „Schatten“ wusste, war, dass er zusammen mit ihrem Bruder Lucas während der Militärzeit Einsätze geflogen war, Einsätze, über die Lucas niemals sprach. Cary Grant hatte auch etwas Geheimnisvolles an sich. Und es gab noch etwas, was sie an Tracker erinnerte – der Juwelendieb in dem Film wollte nichts mit der reichen, verwöhnten Amerikanerin zu tun haben, die Grace spielte.

Natürlich hatte Grace sich dadurch nicht beirren lassen. Sie verführte nicht nur Grant im Film, nein, gleichzeitig hatte sie sich im wirklichen Leben einen Prinzen geangelt. Sophie könnte wetten, dass dieser Frau weder das eine noch das andere schwer gefallen war.

Kühl, klug und entschlossen. Sophie bewunderte Grace Kelly. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete sie, wie Grace einen Picknickkorb öffnete und über etwas lachte, was Cary sagte.

Sophie würde Tracker morgen bei der Party sehen. Anlässlich des ersten Hochzeitstages hatte Lucas für seine Frau MacKenzie, von allen nur „Mac“ genannt, eine Wiederholung der Hochzeitsfeier in allen Einzelheiten geplant – und Tracker würde es nicht wagen, fernzubleiben. Er war Trauzeuge gewesen.

Sophies Gedanken rasten. Sie könnte John Landry einladen, mit ihr die Party zu besuchen – und warum nicht auch noch Carter Mitchell? Er war Geschäftsführer der Kunstgalerie nebenan, und er würde ihr sicherlich gern einen Gefallen tun. Wenn sie mit zwei Männern kam, würde Tracker vielleicht … Nein.

„Nein, ich spiele nicht mit dem Gedanken, Tracker McBride zu verführen.“

Chess knurrte. Ganz klar, dass er ihr nicht glaubte.

„Sei ruhig.“ Aber der Kater hatte wie üblich Recht. Sie spielte tatsächlich mit dem Gedanken, genau das zu tun. Warum sollte nur Grace Spaß haben? Und warum sollte Sophie Tracker weiterhin nur in ihren Träumen besitzen?

Ein gutes Mädchen zu sein und sich mit dem Mann zu treffen, den ihr Bruder akzeptieren würde, hatte nicht funktioniert. Vielleicht gab es nur einen Weg, der Falle zu entkommen, in der sie sich im Moment befand. Sie musste den Mann verführen, der sie dort festhielt …

1. KAPITEL

„Lucas, willst du diese Frau zu deiner dir rechtmäßig angetrauten Frau nehmen?“

Sophie kämpfte gegen die Tränen an, als ihr Bruder Ja sagte. Lucas war in ihren Augen nie ein romantischer Mann gewesen, doch die Ehe hatte ihn verändert.

„MacKenzie, willst du Lucas zu deinem dir rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen?“

Sophie blinzelte wieder, als ihre beste Freundin den Schwur wiederholte. Als Trauzeugin stand Sophie hinter der Braut, Seite an Seite mit dem Trauzeugen, Tracker McBride.

„Kraft meines Amtes …“

Sophie schniefte, als ihr eine Träne über die Wange lief. Ihr Plan, Tracker eifersüchtig zu machen, war fehlgeschlagen. Er hatte ihre beiden Begleiter gar nicht wahrgenommen, weil er erst aufgetaucht war, als es Zeit war, sie zu der Laube im Rosengarten zu führen. Der leichte, unpersönliche Druck seiner Hand auf ihrem schmalen Rücken hatte den Wunsch in ihr geweckt, dass er jeden Teil ihres Körpers berühren möge. Allein bei dem Gedanken daran war ihr abwechselnd kalt und heiß geworden.

Sophie kämpfte gegen eine zweite Träne an. Verdammt! Grace Kelly hatte vor Cary Grant auch nicht geweint. Sie hatte immer nur gelächelt, war in Champagnerlaune gewesen und absolut entschlossen, zu bekommen, was sie haben wollte.

„Ich erkläre Sie hiermit zu Mann und Frau.“

Als Lucas und Mac sich küssten, konnte Sophie die zweite Träne nicht zurückhalten. Die beiden teilten das, was sie sich sehnlichst wünschte – die Nähe zu einem Menschen, den sie liebte und von dem sie geliebt wurde.

Verstohlen hob sie die Hand, um sich die Träne von der Wange zu wischen. Trackers Arm streifte ihren, als er ihr ein Taschentuch in die Hand drückte.

„Alles okay, Prinzessin?“

Okay? Wie konnte alles okay sein, wenn sie in seiner Gegenwart dahinschmolz, während er sie wie eine kleine Schwester behandelte? Sie tupfte sich die Augen trocken und nickte.

War es denn nicht immer dasselbe in ihrem Leben? Die Männer, die sie verführten, waren stets nur an ihrem Geld interessiert, und der einzige Mann, von dem sie verführt werden wollte, begnügte sich ausschließlich damit, sie wie ein älterer Bruder ständig zu bewachen und zu beschützen.

Doch daran würde sie etwas ändern. Wenn Plan A – Tracker eifersüchtig zu machen – nicht funktionierte, dann musste sie sich etwas anderes einfallen lassen. Und zwar schnell.

Während ihr Bruder und ihre beste Freundin sich den Beifall klatschenden Gästen zuwandten, sah sie zu Tracker. Ihre Blicke trafen sich, und der Blitz schlug ein. Ganz in Schwarz gekleidet, strahlte er etwas Gefährliches und Geheimnisvolles aus. Und Erotik – pure, unwiderstehliche Erotik.

In dreifacher Hinsicht konnte ihr dieser Mann gefährlich werden. Erstens hatte er einen fantastischen Körper, muskulös und athletisch. Zweitens hatte er einen tollen Mund. Sie würde gut daran tun, ihn nicht so lange anzusehen. Und dann die Augen und der durchdringende Blick – als würde er alle ihre Geheimnisse kennen.

Der Mann weckte in ihr den Wunsch, etwas zu unternehmen, was er nicht erwartete.

Das war die Lösung. Sie holte tief Luft. Sie musste ihn mit etwas überraschen, womit er überhaupt nicht rechnete, etwas Raffiniertem. Ihr Einfallsreichtum war gefragt, aber an Ideen hatte es ihr bisher noch nie gemangelt.

„He, ihr zwei“, sagte Lucas. „Wir gehen jetzt zur Tanzfläche. Genau wie an unserer Hochzeit. Bleibt dicht bei uns.“

Ja, dachte Sophie, als sie mit Tracker ihrem Bruder und Mac zur Tanzfläche folgte. Ein Tanz war ein guter Beginn. Und dazu vielleicht ein unschuldiges kleines Spiel …

Ein Tanz. Mehr war es nicht. Nur eine höfliche, gesellige Geste – eines der vielen Rituale, die Lucas für seine Frau wiederholen wollte. Das jedenfalls redete Tracker sich ein, als er Sophie auf die Tanzfläche führte. Ein Jahr war vergangen, seit er die Prinzessin – so nannte er sie in Gedanken – das letzte Mal in den Armen gehalten hatte. Ein Jahr, seit er entschieden hatte, dass es besser für ihn war, auf Distanz zu ihr zu gehen. Sein Körper jedoch sprach eine andere Sprache. Er reagierte sofort bei der Aussicht, diese Frau in den Armen zu halten. Die Reaktion kam so automatisch, als hätte er längst mit ihr geschlafen.

Und das hatte er auch, zumindest in den Fantasien, die er seit einem Jahr nachts auslebte. Einige erotische Bilder erschienen in seinen Gedanken, als die Musik begann. Dann lag ihre Hand in seiner, Handfläche an Handfläche. Die andere legte sie an seine Schulter. Ansonsten berührten sie sich nicht, doch er stellte sich vor, wie ihre schlanken Finger über seine Haut strichen. Der Gedanke entfachte ein Feuer in ihm.

Mehr als diese Fantasien wird es für dich nicht geben, rief Tracker sich zur Vernunft. Es verging kaum ein Tag, an dem er sich nicht vor Augen führte, warum es besser war, die Finger von ihr zu lassen. Zunächst einmal war sie die Schwester seines Chefs – eines Chefs, der zufällig auch sein bester Freund war. Fast ein Bruder. Eine Affäre mit Sophie Wainwright kam überhaupt nicht infrage. Und eine feste Bindung war sowieso unmöglich. Sie kamen aus verschiedenen Welten. Nur in Märchen kriegten sich die Prinzessin und der edle, aber arme Ritter.

Aber jetzt war sie ihm nah, und jedes Mal, wenn ihre Körper sich beim Tanz berührten, wurde sein Verlangen nach ihr stärker.

Lucas hatte ihn gebeten, sie im Auge zu behalten, nachdem sie vor einem Jahr gekidnappt worden war. Natürlich hätte Tracker diese Aufgabe einem seiner Männer übertragen können. Doch er hatte es nicht getan.

Und das gab ihm zu denken. Zu den wenigen Dingen in seinem Leben, auf die er stolz war, gehörte seine Fähigkeit, seine Gefühle zu kontrollieren. Sein Vater war ein gewalttätiger Mann gewesen, und Tracker wusste, dass er die Neigung dazu geerbt hatte. Er durfte niemanden zu nah an sich heranlassen, vor allem nicht Sophie, die seine Selbstbeherrschung bedrohte wie keine andere Frau zuvor.

Trotzdem zog er sie enger an sich, obwohl die Berührung ihrer Körper die reinste Qual für ihn war. Jedes Mal, wenn sie das Gewicht verlagerte, spürte er die Bewegung, und das Verlangen nach ihr wurde heftiger.

Er begehrte Sophie. Ihr so nah zu sein und dennoch nicht mehr zu bekommen war die reinste Tortur.

„Es ist einfach nicht fair“, sagte Sophie.

Ihre Bemerkung spiegelte so genau seine eigenen Überlegungen wider, dass Tracker sich einen Moment lang fragte, ob sie seine Gedanken lesen konnte.

„Was ist nicht fair?“ fragte er und schaute auf sie hinab. Sie hatte ein wunderschönes Gesicht – oval geschnitten, helle Haut, bernsteinfarbene Augen, sinnliche Lippen. Doch die blasse, fast transparente Haut hatte auch kleine Makel, die er in seinen Träumen nicht gesehen hatte: Sommersprossen auf der Nase, eine winzige Narbe am Kinn …

Sein Blick fiel auf ihren Mund. Die Lippen waren leicht geöffnet, feucht … und bewegten sich. Er riss sich zusammen, als er merkte, dass sie mit ihm sprach.

„… stimmst du mir zu?“

Ein kleiner, kahlköpfiger Mann drehte schwungvoll seine Partnerin, stieß dabei gegen Tracker und Sophie und stolperte fast. Erst jetzt merkte Tracker, dass sich noch andere Paare zu ihnen auf die Tanzfläche gesellt hatten. Auch war die Musik schneller geworden. Wie lange fantasierte er schon mit Sophie im Arm?

„Ja oder nein?“ fragte sie.

„Worin soll ich dir zustimmen?“

„Dass es einfach nicht fair ist. Du weißt alles über mich, und ich weiß so gut wie gar nichts von dir.“

„Du weißt alles, was du wissen musst.“

„Ich weiß nicht einmal, ob du wirklich Tracker heißt. Auch weiß ich nicht, woher du kommst. Was hältst du von einem kleinen Spiel?“

„Was für ein Spiel?“

„Sei doch nicht gleich so misstrauisch. Ich meine einfach ein kleines Frage-und-Antwort-Spiel. Zwanzig Fragen. Du darfst die erste Frage stellen, dann komme ich dran.“

Tracker musterte sie, während er sie an den Rand der Tanzfläche steuerte. Sie hatte etwas vor. Dieses unverkennbare schelmische Funkeln in ihren Augen sprach Bände. „Was passiert, wenn ich eine Frage nicht beantworten möchte?“

„Das kostet was. Sagen wir … irgendetwas Einfaches …“ Sie überlegte einen Moment, dann tippte sie mit dem Finger gegen seine Brust. „Ich weiß. Die Strafe für eine nicht beantwortete Frage ist ein Kuss. Einverstanden? Hast du Lust?“

Nein. Sag Nein. Aber sein Körper schrie Ja. Bei dem Gedanken, sie zu küssen, und wenn es nur flüchtig war, wurde ihm heiß. Seine Hände lagen bereits an ihrer Taille. Ihre Lippen waren nur wenige Zentimeter von seinen entfernt, und …

Nein. Er musste der Sache ein Ende bereiten, sie einfach loslassen und gehen. Während er versuchte, seinem Körper diesen Befehl zu geben, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, und ihr Mund war seinem noch näher. „Ich mache es dir leicht.“

Als er ihren warmen Atem auf seiner Haut spürte, war es um ihn geschehen.

„Du darfst anfangen. Frag mich irgendwas“, lud sie ihn ein.

Genauso überzeugend musste die Schlange im Paradies gewesen sein. Er spürte das Blut aus seinem Kopf in einen anderen Körperteil schießen.

„Ich weiß etwas. Du bist mir durch ganz Georgetown gefolgt – jedes Mal, wenn ich mit John Landry ausgegangen bin. Ich wette, es gibt etwas, was du über ihn wissen möchtest. Etwas, was nicht einmal du herausgefunden hast. Möchtest du wissen, wie wir zueinander stehen, damit du Lucas darüber berichten kannst? Fragst du dich nicht, ob ich in ihn verliebt bin?“

„Bist du in ihn verliebt?“ Die Frage kam über seine Lippen, bevor er es verhindern konnte. Sie nagte an ihm, seit Sophie das erste Mal mit John Landry ausgegangen war. Er hatte den Mann überprüft. Er kam aus einer wohlhabenden Familie, die ihren Reichtum von Generation zu Generation weitervererbte. Der Familienstammbau war erstklassig. Mütterlicherseits war er sogar mit einem Earl verwandt. Sophie hatte John auf einer ihrer Einkaufstouren kennen gelernt. Er teilte ihre Liebe zu Antiquitäten. Kurz gesagt war er perfekt. So viel hatte Tracker Lucas schon berichtet.

Sophie verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Die Frage beantworte ich nicht.“

„Wie bitte?“

„Ich möchte diese Frage lieber nicht beantworten, sondern Strafe zahlen.“

Das Funkeln in ihren Augen war eine Mischung aus Vergnügen und Unbekümmertheit – und noch etwas, was seinen Körper sehr heftig reagieren ließ.

„Du hast gar nicht vor, irgendeine meiner Fragen zu beantworten, stimmt’s?“

Sie grinste. „Das ist schon die zweite Frage, und du hast noch nicht einmal die Strafe für die erste kassiert. Oder …“ Herausfordernd blickte sie ihn an. „Oder bist du zu feige dazu?“

„Du spielst mit dem Feuer“, murmelte er, schlang die Arme um sie und zog sie so nah an sich, dass sich ihre Körper von den Schenkeln bis zur Brust berührten. Er hätte schwören können, dass sie sich an ihn schmiegte und sich ihr Pulsschlag beschleunigte, während sich ihre unglaublich bernsteinfarbenen Augen verdunkelten.

Ihre Reaktion auf ihn erregte ihn total. Ihr Mund war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt, ihre Lippen geöffnet und feucht. Ihr Atem vermischte sich mit seinem. Nur ein einziges Mal, vielleicht würde das seinen schrecklichen Hunger stillen …

Später wusste er nicht mehr, wer den entscheidenden Schritt unternommen hatte, doch plötzlich streifte ihr Mund seinen. Er hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sein Kopf war plötzlich leer, und seine Haut brannte unter ihren Händen. Sie knabberte zärtlich an seiner Unterlippe und spielte schließlich mit seiner Zunge. In seinen Träumen hatte er sich oft vorgestellt, wie sie schmeckte. Aber es war anders – viel süßer, als er gedacht hatte. Der Geschmack erinnerte ihn an erfrischende Limonade an einem heißen Sommertag. Er würde niemals genug bekommen, um seinen Durst zu stillen. Verzweifelt intensivierte er den Kuss. Es gab noch andere Geschmacksrichtungen, und er wollte alle entdecken.

Er wollte sie auch berühren. In einer schnellen Bewegung glitt er mit den Händen von ihrer Taille zu ihren Brüsten. So lange hatte er darauf gewartet, sie dort zu spüren. Sie war noch viel weicher, als er sich vorgestellt hatte. Sein Verstand setzte aus. Und statt einen klaren Kopf zu bewahren, war er erfüllt von einem einzigen Gedanken: wie es wäre, mit dieser Frau zu schlafen.

Verzweifelte Sehnsucht. Trackers fester Griff und sein leidenschaftlicher Kuss sagten mehr als tausend Worte. Sophie schmolz dahin.

In ihren Träumen war er ein sanfter, zärtlicher Liebhaber gewesen – und war nie so weit gegangen. Das Verlangen loderte so heiß wie ein außer Kontrolle geratenes Buschfeuer. Ihr Herz pochte laut. Und ihr Verstand – offensichtlich hatte die Erregung zu einem Kurzschluss geführt.

Fragen über Fragen wirbelten zusammenhanglos durch ihren Kopf. Warum hatte sie ein Jahr lang gewartet, bis sie ihn verführte? Warum hatte sie beschlossen, es auf der Tanzfläche vor den anderen Gästen zu tun? Warum, warum gingen sie nicht ganz schnell irgendwohin?

Sie reckte sich noch ein wenig und schlang ihre Arme fester um seinen Nacken, während sie ihre Hüften gegen seinen Schoß drückte. Sie hörte sein leises Stöhnen und spürte seine hapress drücken, als er seine Hände um ihre Handgelenke legte. Er löste ihre Arme von seinem Nacken, erst den einen, dann den anderen, und nachdem er sich befreit hatte, schob er sie sanft von sich.

Zuerst merkte sie nur die kühle Luft auf ihrer Haut, dann verspürte sie ein Gefühl der Leere. Sie holte tief Luft. Ihre Lungen brannten. Und es half kein bisschen, dass Tracker sie ansah, als wünschte er nichts sehnlicher, als sie zu verschlingen. „Warum hörst du auf?“

„Verdammt, Prinzessin. Sieh dich doch um. Wir sind nicht allein.“

In ihrer Leidenschaft hatte sie total vergessen, dass sie am Rand der Tanzfläche standen, nur wenige Schritte von den tanzenden Paaren entfernt.

Jemand räusperte sich. „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich abklatsche?“

2. KAPITEL

Es dauerte einen Moment, bis Tracker den Mann erkannte, der die Worte gesprochen hatte: John Landry, der perfekte Partner für Sophie Wainwright.

Ja, ich habe etwas dagegen, dachte er, sagte jedoch nichts. Über Landrys Schulter hinweg konnte er die tanzenden Paare sehen, und die Wirklichkeit traf ihn mit aller Macht. Ein Kuss von Sophie, und es war um seine Selbstbeherrschung geschehen gewesen. Er hätte sie fast hier auf der Tanzfläche genommen. Was hatte er sich dabei gedacht?

„Sophie? Bist du okay?“ fragte Landry.

Tracker blickte zu ihr. Sie wirkte mitgenommen. Am liebsten hätte er sie an sich gerissen und einfach festgehalten. Er hätte es vielleicht sogar getan, wenn Landry nicht ihren Arm genommen hätte.

„Sophie.“ Mac drängte sich an zwei Paaren vorbei und gesellte sich zu ihnen. Sie lächelte Landry flüchtig zu und sagte: „Tut mir Leid, dass ich störe, aber ich brauche meine Trauzeugin. Ein kleines Problem mit dem Kleid. Es dauert nicht lange.“ Sie warf beiden, John und Tracker, einen entschuldigenden Blick zu, bevor sie Sophies Hand nahm und sie von der Tanzfläche zog.

Lucas grinste von einem Ohr zum anderen, als er sich zu den beiden Männern gesellte. „Mac braucht Hilfe. Sophie ist gleich zurück, Landry. Dann gehört sie ganz Ihnen.“

Nur über meine Leiche, schoss es Tracker durch den Kopf.

„Kein Problem“, sagte John Landry. „Ich besorge mir inzwischen einen Drink.“

Tracker sah dem Mann nach, bis er die Tanzfläche verlassen hatte.

„Du scheinst etwas gegen ihn zu haben“, sagte Lucas. „Mac und ich freuen uns, dass Sophie wieder einen Freund hat, wenn du jedoch über Landry etwas erfahren hast, was ich wissen sollte …“

Tracker musterte seinen Freund. Offensichtlich war Lucas nicht Zeuge des Kusses geworden. „Nein, ich habe Landrys Hintergrund sorgfältig gecheckt. Nichts deutet darauf hin, dass er hinter Sophies Geld her ist.“

Eifersucht hat einen bitteren Geschmack, stellte Tracker fest. Landry war der perfekte Partner für Sophie; er selbst war es nicht. Mit dieser Tatsache zu leben war vor dem Kuss einfacher gewesen. „Mac sieht super aus. Was hat sie für ein Problem?“

Lucas beugte sich näher zu seinem Freund. „Sie muss sich umziehen, denn es ist ein Knopf von ihrem Kleid abgesprungen. Das Baby wächst.“

Tracker betrachtete seinen Freund. Der Stolz in seiner Stimme und die Freude in seinen Augen waren unverkennbar. Mit einem Anflug von Neid sagte er: „Du hast den Jackpot geknackt, nicht wahr?“

„Ja.“ Lucas legte den Arm um die Schulter seines Freundes. „Komm, wir ziehen uns kurz in mein Arbeitszimmer zurück und trinken einen darauf. Außerdem habe ich noch eine Überraschung – einen alten Freund, den wir beide lange nicht gesehen haben.“

„Ich sehe aus, als hätte ich einen Schlafanzug an, aber so fühle ich mich viel besser.“ Mac legte die Hände auf ihren runder werdenden Bauch und betrachtete sich im Spiegel. Sie hatte ihr schickes Abendkleid gegen einen weißen, locker fallenden Hosenanzug aus Seide getauscht.

„Du siehst wunderschön aus“, sagte Sophie. „Und das findet Lucas auch. Er ist total vernarrt in dich.“

„Und ich in ihn.“ Mac lächelte unter Tränen.

Sophie verspürte einen Anflug von Neid.

Autor

Cara Summers
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