Verbrenn dir nicht die Finger

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Amandas Traum ist in Erfüllung gegangen: Als Sportreporterin erlebt sie die Rays hautnah - vor allem den Superstar Brad Rogers. Aber plötzlich kursieren im Baseballteam üble Gerüchte. Aus ihrer heißen Affäre wird für Amanda ein gefährliches Spiel mit dem Feuer …


  • Erscheinungstag 01.06.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733752361
  • Seitenanzahl 128
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Ein Traum war für Amanda Wright wahr geworden.

Neue Schuhe. Teures Outfit. Ein Presseausweis, der ihr Zugang zum Umkleideraum eines professionellen Baseballteams verschaffte – zu einem Raum, in dem sicher jede Menge attraktive Männerkörper in allen Stadien der Be- und Entkleidung zu sehen waren.

Es war die perfekte, wahr gewordene Wunschvorstellung vieler Frauen.

Oder hätte es sein sollen.

Bisher aber hatte Amanda eher das Gefühl, sich in die sprichwörtliche Höhle des Löwen zu begeben – und wünschte plötzlich, sie könnte einfach mit den Fingern schnippen und sich nach Texas zurückversetzen.

Nach Dallas, wo sie für eine Tageszeitung über sportliche Ereignisse an der Highschool berichtet hatte. Dort hatte sie einen sicheren Job gehabt, ihre Eltern und ihre Schwester waren in der Nähe, und sie hatte ein gemütliches kleines Apartment mit Ausblick auf den White Rock Lake.

Sie musste verrückt gewesen sein, dieses bequeme Leben aufzugeben. Und wofür? Für eine Sportkolumne mit ihrem Namen darunter?

Für eine Traumkolumne, berichtigte sie sich, und für ihr eigenes Feature im Sportteil der Zeitung. Und sie würde über Profisport berichten. Also eine Gelegenheit, von der sie schon seit Jahren träumte.

Natürlich würde der Job auch mit extremem Druck verbunden sein. Kevin Jones, ihr neuer Chef, gab ihr nur eine kurze Zeitspanne, in der sie die Leser für sich und ihre Kolumne gewinnen konnte. Wenn sie das nicht in der vorgegebenen Zeit schaffte, war sie raus.

Das Klingeln ihres Handys bot ihr einen willkommenen Vorwand, stehen zu bleiben. Als sie die Nummer ihrer Schwester auf dem Display sah, strich Amanda sich ihr langes kastanienbraunes Haar hinters Ohr und nahm den Anruf an.

„Wieso meldest du dich?“, fragte Kelli. „Müsstest du jetzt nicht in einem Raum voller umwerfender Männerkörper sein und etwas anderes im Kopf haben, als ans Telefon zu gehen?“

„Woher willst du wissen, dass ich nicht dort bin?“

„Als wenn du rangegangen wärst, wenn es so wäre.“ Kelli schwieg einen Moment. „Oder quälst du dich schon wieder mit Selbstzweifeln herum? Warum tust du dir das immer an?“

„Das tue ich doch gar nicht“, log Amanda, aber Kelli hatte recht. Vor großen Ereignissen war sie immer so nervös, dass sie manchmal sogar krank wurde. Vor ihren Schwimmwettkämpfen beispielsweise hatte sie regelmäßig Magenkrämpfe vor lauter Anspannung bekommen. Es war ein Wunder, dass sie trotzdem jedes Mal so gut gewesen war.

„Nee“, sagte Kelli. „Du stehst nur auf der falschen Seite der Tür und versuchst dir den Traum auszureden.“

„Na ja, das mag ja sein, aber …“

„Erspar mir die Ausreden. Du wolltest schon seit Jahren deine eigene Kolumne. Das war doch das Einzige, was dich interessierte, seit du das Profischwimmen aufgegeben hast.“

Sie hatte das Profischwimmen nicht aufgegeben, sondern ihre Karriere als Schwimmerin einer Knieverletzung wegen an den Nagel hängen müssen. Dieser Abschnitt ihres Lebens war Geschichte, und alles, was zählte, waren das Hier und Jetzt und die neuen Gipfel, die sie zu erklimmen hatte – oder genauer gesagt, die Umkleideräume, die sie zu erobern hatte.

„Ich habe über Wettkämpfe an einer Highschool berichtet“, erinnerte Amanda ihre Schwester. „Aber hier geht es um Profisportler.“

„Na und? Durch Dad kennst du genug Profisportler.“

Dass ihr Vater, der Profis der amerikanischen Footballliga medizinisch betreute, sie als Teenager oft zu den Spielern mitgenommen hatte, zählte für Amanda nicht. „Das ist Jahre her!“

„Na, dann komm eben nach Hause“, meinte Kelli. „Du scheinst ja wirklich ein Problem zu haben. Deinen alten Job kriegst du bestimmt zurück.“

Kellis spöttische Bemerkung ließ Amanda auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Sie hatte sich schließlich jahrelang bemüht, dem Trott zu entfliehen, der sich seit ihrer Zeit auf der Highschool kaum geändert hatte. Ihr Exmann, der die Gunst ihres Vaters hatte gewinnen wollen, weil er sich durch ihn Geld und Einfluss erhoffte, hatte sich geweigert, Dallas zu verlassen. Ihrem Ex waren diese Dinge wichtiger gewesen als ihr. Nachdem sie hinter seine Affären gekommen war, hatte sie sich scheiden lassen. Anfangs hatte sie sich alles ganz einfach vorgestellt, doch anschließend hatte sie gezögert, aus Dallas wegzugehen. Der Gedanke, mutterseelenallein in der Fremde dazustehen, hatte sie geängstigt.

Nun, wo sie endlich den Mut gefunden hatte wegzuziehen und sogar ihren Traumjob ergattert hatte, durfte sie es nicht vermasseln.

Amanda straffte die Schultern. „Ich weiß nicht, ob ich dich verfluchen oder mich bei dir bedanken soll“, sagte sie zu Kelli.

„Gern geschehen. Und nun schnapp sie dir, Mädchen. Mit deinem Charme und deinem superscharfen neuen Image müsste dir das im Nu gelingen. Welches neue Outfit trägst du heute?“

Amanda lächelte, als sie sich daran erinnerte, wie sie vor einem Monat mit ihrer Schwester einkaufen gewesen war. Es war der Tag, an dem sie beschlossen hatte, sich ein neues, attraktiveres Aussehen zuzulegen und mit einer neuen Einstellung an das Leben heranzugehen.

„Den schwarzen Rock von Jones New York“, erwiderte sie stolz. Sie liebte ihren neuen Look. Warum sie jahrelang in langen Röcken und flachen Sandalen herumgelaufen war, verstand sie heute selbst nicht mehr.

Oder vielleicht doch. Sie war so in ihren Schwimmwettkämpfen aufgegangen, dass ihr alles andere egal gewesen war. Als ihre Knieverletzung diesen Traum platzen ließ, war die Karriere ihres Exmanns in den Mittelpunkt gerückt, was ihr nach einiger Zeit das Gefühl geben hatte, als wäre ihr die eigene Identität genommen worden.

Ihr neues Aussehen hatte mehr als nur ihr Äußeres verändert. Es gab ihr neues Selbstbewusstsein und half ihr, sich darauf zu konzentrieren, sich selbst und ihre Träume wiederzufinden. Und sie sich zu erfüllen.

„Gut. Dieser Rock ist einer meiner Favoriten“, lobte Kelli. „Trägst du dazu die Bandolino-Sandalen mit den Riemchen?“

„Ja, obwohl ich das bereits bedaure, weil mir die Füße höllisch wehtun.“

„Dann lass es dir nicht anmerken, Schwesterherz. Sie sehen sexy aus, und das ist das Einzige, was zählt. Und nun möchte ich, dass du da hineingehst. Ich wünsche dir viel Glück“, verabschiedete sich Kelli und legte auf.

Amanda lächelte, als sie ihr Handy wieder einsteckte. Kelli hatte recht. Sie würde sich in den Kampf stürzen und dabei, wenn sie Glück hatte, auch noch ein paar nette Männer kennenlernen.

Mit dieser Absicht ging sie weiter und achtete nicht mehr auf ihre schmerzenden Füße. Nicht einmal ihre Nerven spielten ihr jetzt noch einen Streich. Sie hatte ein neues Image und einen tollen neuen Job. Von nun an konnte es nur noch bergauf gehen.

Vielleicht war es gar nicht mal so schlecht, dass sie zu spät kam. Wenn die Spieler nicht mehr mit ihr rechneten, würden sie überrascht sein, und sie hatte bessere Aussichten, an eine gute Story zu kommen.

Aber nicht sie waren die Überraschten, als sie die Umkleidekabine betrat, sondern Amanda selbst.

Von einer Sekunde zur anderen von halb nackten, gut gebauten Männern umgeben, blickte sie sich mit großen Augen um. Wohin sie schaute, sah sie Muskeln und knackige Pos unter auseinanderklaffenden Handtüchern. Für eine Frau, die schon lange keinen Sex mehr gehabt hatte, war es ein geradezu schockierender Anblick.

Sie hätte darauf gefasst sein müssen. Aber die jahrelange Arbeit mit den Kids auf der Highschool hatte sie offenbar vergessen lassen, wie faszinierend erwachsene Männer sein konnten.

Und diese erwachsenen Männer – diese halb nackten, gut gebauten, erwachsenen Männer – starrten sie alle an.

Amandas gerade erst neu erwachtes Selbstvertrauen drohte sie erneut im Stich zu lassen.

„Hi“, sagte sie und winkte nervös, während sie sich vornahm, ihren Blick nicht tiefer als bis auf Taillenhöhe dieser nur sehr dürftig bekleideten Männer gleiten zu lassen. „Ich bin die neue Reporterin der ‚Tribune‘.“ Sie zeigte auf den Presseausweis an ihrem Revers.

Einige der Männer lächelten sie an und nickten ihr freundlich zu. Andere wandten sich ab, einige starrten sie weiterhin an. Amanda ließ den Blick über sehr beeindruckende Oberkörper schweifen.

Schluss damit, ermahnte sie sich streng und schaute wieder hoch. Ihre Reaktion bewies ihr nur, dass sie ihrem nicht vorhandenen Sexualleben auf die Sprünge helfen musste. Ansonsten wäre die Ablenkung zu groß, wenn sie sich in Gesellschaft dieser Männer aufhielte. Das könnte ihren beruflichen Erfolg gefährden.

„Gutes Spiel, Jungs“, meinte sie mit einem Lächeln. „Wer möchte das Thema meiner ersten Story sein?“

„Soll das ein Witz sein?“, fragte jemand hinter ihr. Ein zirka dreißigjähriger Mann in Sportjacke und Jeans trat neben Amanda und musterte sie unfreundlich. „Hat Kevin jetzt den Verstand verloren?“

„Kevin?“ Da Amanda erst am Tag zuvor in die Stadt gekommen war, kannte sie bisher nur einen Kevin in der Redaktion. „Meinen Sie meinen Chef?“

Der Mann schien einen Presseausweis um den Hals zu tragen, verschränkte aber die Arme vor der Brust, sodass Amanda keinen weiteren Blick darauf werfen konnte.

„Mich wundert bloß, dass er nicht gleich eine vollbusige Blondine hergeschickt hat.“

Wer war dieser Idiot? Amanda hatte keine Ahnung, aber alles, was bei dieser Begegnung geschah, war tonangebend für die Zukunft, und sie durfte sich nicht gleich an ihrem ersten Arbeitstag zum Affen machen lassen.

„Und wer sind Sie?“, fragte sie mit einem gelangweilten Blick auf den Mann.

„Jack Krass“, erwiderte er in einem Ton, als müsste sie den Namen kennen.

Und das tat sie, genauso wie der Rest der Stadt, da Jack Krass’ Konterfei auf unzähligen Plakaten abgebildet war, auf denen er für seine Kolumne bei einem Konkurrenzblatt warb. Amanda wusste, dass er ihr Vorgänger bei der „Tribune“ gewesen war. Obwohl sein Selbstvertrauen durchaus gerechtfertigt sein mochte, gab es in ihren Augen keinen Grund für ihn, so herablassend zu ihr zu sein.

„Ihr Name kommt mir irgendwie bekannt vor“, erwiderte sie und tat, als überlegte sie. „Ah ja!“ Sie stach den Finger in die Luft. „Ich weiß, woher ich Sie kenne. Einige meiner Kollegen in der Redaktion erwähnten heute Morgen Ihren Namen, aber nicht mit diesem scharfen Doppellaut am Ende. Es hatte etwas mit Ärger zu tun – ja, ich glaube, sie nannten sie Jack Krach. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass sie Sie nicht mögen. Warum ist das so, Jack?“

Jemand lachte schallend los, und Amandas Blick fiel auf das gut aussehende Gesicht von Brad Rogers, der aus ihrer Heimatstadt in Texas stammte. Dieser blonde, blauäugige Pitcher hatte einen ungeheuer schnellen Wurfarm und den Ruf, ein richtiger Bad Boy zu sein. Da er auch der Lieblingsspieler ihres Vaters war, hatte Amanda ihn schon oft im Fernsehen gesehen. In den Augen der meisten Frauen war er eine Art wandelnder Sexgott. Sie musste nicht einmal genau hinschauen, um festzustellen, dass er in natura und in voller Lebensgröße sogar noch heißer als im Fernsehen war.

An einen Spind gelehnt, stand er da und fixierte sie. Als er ihr zuzwinkerte, knisterte es augenblicklich zwischen ihnen. Wenn sie sich einen Mann aussuchen könnte, um ihr Sexualleben zu bereichern, wäre es Brad. Leider war er ihres Jobs wegen tabu für sie.

„Jack Esel würde auch gut zu ihm passen“, meinte Brad gedehnt. „Aber wir lassen ihn trotzdem hier bei uns herumlungern.“

„Manchmal bist du selbst ein Esel, Cowboy“, sagte Jack. „Und ihr lasst mich hier herumlungern, weil ihr eine verdammt gute Presse von mir kriegt.“

„Eigentlich ist es mehr wegen des Freibiers, das wir von dir kriegen.“

Jack ignorierte Brads Bemerkung und wandte sich an Amanda. „Haben Sie auch nur den Schimmer einer Ahnung von Baseball?“

Amanda fand, dass Jack es weit genug getrieben hatte. „Sie meinen, ich müsste etwas von Baseball verstehen, um diesen Job zu machen?“, entgegnete sie spöttisch. „Das hat mir keiner gesagt. Aber vielleicht können Sie mir das ja mal erklären.“

Das Gelächter der Spieler und ihre zahlreichen Angebote, sie in der Kunst des Baseballs zu unterweisen, ließ ihr Selbstvertrauen wieder wachsen. Nur Jack sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen.

„Mit gutem Aussehen erreichst du höchstens, flachgelegt zu werden, Schätzchen, aber es bringt dir keine Story ein.“

Amanda lachte, obwohl seine Worte sie verletzten und ihre Zweifel, ob sie diesen Job vielleicht nur ihres Aussehens wegen bekommen hatte, noch verstärkten.

Sie warf einen Blick auf Jacks recht umfangreichen Bauch und legte etwas mehr Schärfe in ihren Ton. „Richtig. Ich darf auf keinen Fall gut aussehen. Das würde mich zu einer sehr, sehr schlechten Reporterin machen. Ich sollte mehr Bier trinken und mir einen Körper wie Ihren zulegen. Dann werde ich sicher viel mehr von den Spielern erfahren, was ich in meinen Artikeln bringen kann.“ Amanda nahm Notizblock und Stift aus der Tasche. „Was muss ich Ihrer Meinung nach denn sonst noch wissen?“

Alle lachten, und Jack bekam einen roten Kopf. „Sehr witzig. Wir werden sehen, wer lacht, wenn Ihre Leserschaft gleich null ist.“

Amanda inspizierte ihre Fingernägel und winkte Jack dann zu. „Bye-bye. Gehen Sie nur. Ihr Ego wird doch jetzt sicher ein paar Streicheleinheiten brauchen“, sagte sie und wandte sich zu Brad um. „Das waren gute Würfe heute.“

Er grinste. „Danke, Ma’am.“

„Sie hatten zwei Zu-Null-Spiele nacheinander, aber es heißt, Ihr ehemaliger Mannschaftskamerad Mike Ackers könnte Sie nächste Woche ziemlich ins Schwitzen bringen. Er stellte sogar einen Homerun in Aussicht, wie ich hörte. Was sagen Sie dazu?“

Brad warf Jack einen amüsierten Blick zu und winkte Amanda zu seinem Spind. „Nun, Darling, dann komm doch mal zu meinem kleinen Heim fern von zu Hause, und wir unterhalten uns darüber.“

Sie musste Jack nicht erst ansehen, um zu wissen, wie erbost er war. Amanda spürte seinen Blick wie einen Pfeil im Rücken. Trotzdem fühlte sie sich nach diesem kleinen verbalen Schlagabtausch richtig gut.

Dieses Hochgefühl verließ sie auch nicht, als sie Brad in seinem Handtuch näher kam. Obwohl sie nach außen hin ruhig wirkte, begann ihr Herz wie wild zu pochen, als sein angenehmer Duft sie einhüllte und sein aufmerksamer Blick ihr die Haut erwärmte.

Amanda war schon vielen Profisportlern begegnet, doch keiner hatte je einen solchen Effekt auf sie gehabt.

„Tja, also diese Zu-Null-Spiele …“ Amanda verlor den Faden, als Brad sein Handtuch zurechtzog, und musste sich zwingen, ihm wieder ins Gesicht zu schauen. „Vielleicht sollten Sie sich erst etwas anziehen.“

Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. „Ich verlasse mich darauf, dass Sie die Augen schließen, falls das Handtuch sich selbstständig macht.“

Das brachte sie zum Lachen. Sie würde selbstverständlich nicht die Augen schließen, falls er sein Handtuch verlieren sollte! Er konnte von Glück sagen, dass sie es ihm nicht gleich wegriss.

„Was ist daran so lustig?“, fragte er mit erhobenen Augenbrauen.

Amanda schüttelte den Kopf. „Sie sind ein schlimmer Junge, und das wissen Sie. Sie sollten ein bisschen nachsichtiger mit dem neuen Mädel sein.“

„Und wo bliebe dann der Spaß?“

„Hey, Reporterlady!“

Es war Tony Rossi, ein gut aussehender Italiener, der im Ruf stand, ein echter Casanova zu sein.

„Sie heißt Amanda“, sagte Brad.

Tony ignorierte ihn. „Warum interviewen Sie ihn zuerst?“

Amanda lächelte, weil Tony ihr mit seiner direkten Art sofort sympathisch war. „Sie sind offenbar nicht nur auf dem Spielfeld wettbewerbsbewusst“, scherzte sie. „Sie sind der Nächste, das verspreche ich. Aber eine Frage können Sie mir jetzt schon beantworten. Ist es richtig, dass dieser neue Pitcher Rodriguez schon Ihre Strategie durchschaut hat?“

Tony verzog das Gesicht und murmelte etwas ziemlich Hässliches. „Das ist Schwachsinn“, sagte er dann und stieß eine Faust in die Luft, wie er es auf dem Spielfeld tat, wenn er mal wieder den Schiedsrichter anschrie.

Einer der Trainer rief Tony ins Hinterzimmer, aber Tony ignorierte seine Anordnung. „Sag es ihr, Brad. Sag ihr, dass das Blödsinn ist.“ Sein Blick suchte wieder Amandas. „Diesem Arschloch reiße ich doch die Nähte aus dem Ball. Drucken Sie das als Zitat von mir.“

Als Tony ging, sagte Brad leise zu Amanda: „Sie müssen mir einen Gefallen tun.“

Sie starrte ihn an und fragte sich, wieso sie so stark auf ihn reagierte. Vielleicht war es sein Mund, dieser volle, sinnliche Mund, den sie sich nur zu gut auf ihrer Haut vorstellen konnte …

Amanda blinzelte und schüttelte den Kopf, um ihn von diesen absurden Gedanken zu befreien. „Ich soll Ihnen einen Gefallen tun?“, fragte sie ein bisschen heiser.

„Ja. Aber bevor wir weitermachen …“

Brad beugte sich zu ihr, und sie war wie elektrisiert, als er eine Hand auf ihren Arm legte. Ihr Körper reagierte mit einem wonnevollen Prickeln.

Sie konnte Brads warmen Atem an ihrem Nacken spüren, als er ihr ins Ohr flüsterte: „Versprechen Sie mir, Tony zu zitieren. Er ist sehr sensibel.“

Er hätte sie genauso gut bitten können, sich auszuziehen, denn seine Worte, seine Finger auf ihrer nackten Haut und die Wärme seines Körpers so dicht an ihrem ließen eine schon fast fieberhafte Hitze in ihr aufsteigen.

„Tony ist sensibel?“ Das konnte sie kaum glauben. „Mr. Macho?“

„Die harten Brocken sind es immer“, erwiderte Brad. „Wussten Sie das nicht?“

Amanda lachte. Schon wieder. Es war unglaublich, wie leicht er sie zum Lachen bringen und sie ihren Job vergessen lassen konnte. Verdammt. Sie ärgerte sich ein bisschen über sich selbst. Von Brad konnte man träumen, wenn man nachts wach lag, aber das war auch schon alles. Die Konkurrenz – oder genauer gesagt, dieser Jack Krass, zweifelte bereits an ihrem Können und argwöhnte, dass sie nur eingestellt worden war, um den Spielern Details aus dem Privatleben zu entlocken, die sich gut in der Zeitung machen würden.

Amanda zückte ihr Notizbuch und zeigte Brad, was sie geschrieben hatte. „‚Diesem Arschloch reiße ich die Nähte aus dem Ball‘“, las sie vor. „Ich werde es höchstens ein wenig umformulieren.“

Sie lächelten sich an, und wieder knisterte es zwischen ihnen. Amanda riss sich zusammen und nahm sich vor, sich auf ihren Job zu konzentrieren.

Als sie die Kette sah, die Brad trug, kam ihr die Idee zu einer Story. „Ist das ein Glücksbringer?“ Sie wusste, wie abergläubisch viele Baseballspieler waren.

„Ein Glücksbringer?“

„Dieser Anhänger, ist das ein Longhorn? Wie das Maskottchen der University of Texas?“

Brad berührte den Anhänger. „Ja. Meine Mom hat ihn mir am Tag meines ersten Spiels auf dem College gegeben. Leider durfte ich zur Feier des Tages die Bank wärmen, bis mir fast der Hintern rauchte, bevor ich endlich Gelegenheit bekam, mich zu bewähren.“

Dass jemand, der ein solches Playboy-Image wie Brad hatte, über seine Mutter sprach, überraschte Amanda und weckte ihre Neugier. Sie wollte mehr über ihn erfahren – von einem rein journalistischen Standpunkt aus natürlich. Fans verschlangen private Infos über Spieler.

„Sie haben seither mehr getan, als sich nur zu bewähren.“ Es war eine simple Feststellung und nicht als Kompliment gemeint. In seiner zwölfjährigen Profikarriere war Brad eine echte Legende geworden. „Haben Sie den Anhänger all die Jahre getragen?“, fuhr sie fort, in Gedanken schon wieder bei ihrer Story.

„Jeden Tag.“

„Also ist er ein Glücksbringer? So wie Michael Jordans Collegeshorts, die er immer unter seinen Spielshorts trug?“

Brad schüttelte den Kopf, lehnte sich gegen den Spind und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Absolut nicht“, sagte er. „Stellen Sie mich also nicht als abergläubisch hin. Wenn Sie jemanden brauchen, der abergläubisch ist, reden Sie mit unserem Centerfielder.“

„Sie meinen Riley Walker?“

„Respekt“, sagte Brad. „Ich mag Mädels, die ihre Hausaufgaben machen.“

Sie warf ihm einen strengen Blick zu, damit er nicht wieder auf die Idee kam, mit ihr zu flirten. „Erzählen Sie mir etwas von Riley.“

Er strich mit der Hand über sein unrasiertes Kinn. „Er reibt vor jedem Spiel seinen Handschuh mit einem speziellen Öl ein. Einmal konnte er es nicht finden und ließ die gesamte Mannschaft ihre Spinde leeren, auf der Suche nach dem verdammten Zeug. Es war der reinste Wahnsinn.“

„Was für ein Öl? Sie meinen so etwas wie Lederfett?“

Brad schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Es riecht nach Pfefferminz. Eine Zigeunerin, mit der er während seiner Collegezeit zusammen war, erzählte ihm irgendwelchen Blödsinn. Er müsse sich einen Schutzschild gegen schlechtes Karma zulegen. Er glaubt allen Ernstes, dass er ohne dieses Zeug nicht spielen kann.“

Amanda konnte sich gut vorstellen, wie erhitzt die Gemüter gewesen sein mussten, als das Öl verschwunden war. „Haben Sie keine Angst, ich könnte diese Geschichte veröffentlichen?“

„Tun Sie es.“ Brad grinste. „Der Kerl schuldet mir noch zweihundert Kröten.“

„Verstehe“, sagte Amanda. „Aber er hat das Geld doch sicher?“

„Natürlich hat er es. Er will bloß nicht zahlen.“

„Aha.“ Amanda beließ es bei dieser Antwort und bat Brad um eine Einschätzung des nächsten Spiels der Rays. „Können Sie ein drittes Zu-Null-Spiel hintereinander pitchen? Das wäre Ihr erstes Mal.“

„Das wird der Spieltag zeigen, aber ich fühle mich gut. Mein Arm ist wieder in Ordnung, und das Team ist stark.“ Brad senkte die Stimme. „Nehmen Sie nach dem Spiel einen Drink mit mir, dann kriegen Sie einen Exklusivbericht.“

Ein Drink mit ihm. Ein Exklusivbericht. Ein heißer Kuss … Gute Idee, dachte Amanda.

Keine gute Idee hingegen war es, ihren Ruf aufs Spiel zu setzen. Das wusste sie. Nicht einmal Brad Rogers war es wert, ihre vielversprechende Berufslaufbahn zu gefährden. Außerdem missfiel ihr auch seine Bemerkung über seinen angeblich wieder gesunden Arm. Sie hatte beobachtet, wie er auf dem Spielfeld seine Finger gekrümmt hatte und wie er unauffällig seine Schultern kreisen ließ. Er hatte eine Schwäche, die er vor den anderen verbarg. Warum?

Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Das ist ein sehr verlockendes Angebot, aber trotzdem lautet die Antwort nein.“ Mit aufrichtigem Bedauern setzte sie hinzu: „Ich kann nicht, und das wissen Sie.“

Brad zog die Augenbrauen hoch. „Schade. Es wäre nett gewesen.“

„Ja, aber es gibt Dinge, die man besser lässt.“ Sie überlegte, was sie noch sagen sollte, obwohl sie ahnte, dass es besser wäre, jetzt zu gehen. Die Tatsache, dass er seine Verletzung geheim hielt, beunruhigte sie. Auch sie hatte vor Jahren so getan, als wäre ihr Knie in Ordnung, nur um an den Schwimmwettkämpfen teilzunehmen, mit denen man sich für die Olympiade qualifizieren musste. Dieses Verhalten hatte letztlich dazu geführt, dass sie das Leistungsschwimmen später aufgeben musste.

„Sie müssen den Arm kühlen“, sagte sie mit gedämpfter Stimme.

Brads überraschter Blick verriet ihr, dass sie richtiglag. Sie wollte gehen, doch er fasste nach ihrem Oberarm und hielt sie zurück. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden“, erwiderte er.

„Mein Vater ist Mannschaftsarzt beim American Football, und meine Schwester …“

„Mein Arm ist in Ordnung“, beharrte er.

„Okay. Kühlen Sie ihn trotzdem, Brad. So bald wie möglich.“ Als sie erkannte, was er jetzt vermutlich dachte, fügte sie rasch hinzu: „Mir geht es nicht um eine Story. Ich schreibe nichts darüber. Sie haben mein Wort darauf.“

Er musterte sie prüfend, bevor er sie losließ und ihr zunickte.

Als Amanda ging, spürte sie seinen Blick im Rücken und musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um sich nicht noch einmal umzudrehen. Er sollte in ihrer Kolumne auftauchen, weil er auf dem Feld so heiß war. Und er sollte in ihren Tagträumen auftauchen, weil er sie so heißgemacht hatte.

2. KAPITEL

Als Brad gerade gehen wollte, rief Coach Locke ihn zu sich in sein Büro. Da er kurz vor der Vertragsverlängerung stand und sein Agent ihm geraten hatte, cool zu bleiben, war er mehr als nur ein bisschen angespannt und fragte sich, was sein Trainer von ihm wollte.

„Können Sie mir das erklären?“ Coach Locke warf eine Zeitung auf den Tisch.

Brad erschrak. Die Ohioer Presse hatte ein Foto gebracht, auf dem zu sehen war, wie er und der neue Ersatzpitcher Casey Becker auf dem Flughafen in einer erhitzten Debatte waren. Schlechte Presse war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Sein Agent hatte ihm oft genug gepredigt, sich bedeckt zu halten.

„Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, dass das nicht die Presse ist, die Sie jetzt brauchen können.“

„Ich weiß, Coach, ich weiß.“ Dank einer idiotischen Kneipenprügelei vor einem Jahr war er ins Rampenlicht und schließlich sogar vor Gericht gelandet.

Autor

Lisa Renee Jones
Da sie ihren Traum ein Autor zu werden realisieren wollte, gründete Lisa Renee Jones eine Personalagentur, die über 16 Millionen im Jahr umsetzte. Sie wurde als Autorin berühmt, da sie viele Artikel im anerkannten Entrepeneur Magazin veröffentlichte. 2003 verkaufte sie ihr Unternehmen, um sich in Vollzeit dem Schreiben widmen zu...
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