Verführt in einer heißen Sommernacht

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Die schönsten Frauen der Welt liegen dem stolzen Tycoon Massimo Sforza zu Füßen, trotzdem zählen für den attraktiven Lebemann nur Profit und Macht. Kein Wunder, dass er seine Pläne für den Bau eines Luxusresorts nicht einfach hinwirft, nur weil eine trotzige Studentin mit einem alten Mietvertrag sich weigert, aus seinem Palazzo auszuziehen. Gegen sein Geld scheint sie zwar immun, aber irgendwie wird er diese Flora schon rumkriegen … doch dann steht er der widerspenstigen Schönen gegenüber und sein ungezügeltes Begehren bringt seine Pläne plötzlich gefährlich ins Wanken …


  • Erscheinungstag 16.08.2016
  • Bandnummer 2245
  • ISBN / Artikelnummer 9783733706937
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Es war dunkel im Schlafzimmer seiner Penthousesuite, als Massimo Sforza schweigend auf die beleuchteten Zeiger seiner Uhr starrte. Bald war es so weit. Er hielt die Luft an und wartete, bis ein leiser Piepston erklang. Langsam atmete er aus. Mitternacht.

Teilnahmslos warf er einen Blick auf die nackte Frau, die in dem großen Bett halb auf ihm und halb auf einer anderen Nackten lag. Zwei schöne, lüsterne Frauen. Er versuchte, sich an ihre Namen zu erinnern, obwohl es ihm egal war. Denn er würde sie nicht wiedersehen. Frauen neigten dazu, Sex mit Bindung zu verwechseln, doch er liebte die Abwechslung und hatte keinerlei Interesse daran, sich zu verpflichten.

Jetzt bewegte sich die Brünette im Schlaf, und ihre Arme landeten auf seiner Brust. Irritiert befreite er sich von ihr und stand auf.

Gelassen stieg er über Schuhe und Seidenstrümpfe, die auf dem hellgrauen Teppich verstreut lagen. Vor dem großen Panoramafenster, das die gesamte Länge seines Apartments einnahm, entdeckte er eine halb leere Flasche Champagner und hob sie auf.

„Alles Gute zum Geburtstag, Massimo“, murmelte er und hob die Flasche an die Lippen. Angewidert verzog er das Gesicht. Der Champagner war sauer – so wie er selbst. Denn er hasste Geburtstage, vor allem seinen eigenen. All das falsche Getue und diese Gefühlsduselei.

Eine Unterschrift unter einem Vertrag, das war für ihn ein Grund zum Feiern. Er lächelte grimmig. So hatte er kürzlich erst den Kaufvertrag über den großen Komplex in dem noblen Stadtteil Parioli von Rom unterschrieben. Zusätzlich gehörten ihm fünf andere Objekte, zwei davon in der begehrtesten Straße des Viertels, der Via dei Monti. Seine Augen leuchteten auf. Er hätte alle Häuser in dieser Straße kaufen können – und würde es vielleicht auch noch tun. Dabei hatte das Letzte nicht einmal zum Verkauf gestanden.

Deshalb hatte er es haben wollen.

Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen. Die Besitzer hatten sich geweigert zu verkaufen und sein Interesse damit nur angefeuert. Letztendlich trug er immer den Sieg davon. Was ihn daran erinnerte, dass er die Schwierigkeiten bei dem sardischen Projekt endlich aus dem Weg räumen musste. Sein Lächeln verblasste. Und es sollte bald geschehen. Geduld mochte eine Tugend sein, aber er hatte bereits zu lange gewartet.

Hinter ihm stöhnte eine der Frauen leise auf, und er verspürte einen Schauer der Lust. Im Moment war er mehr an Laster als an Tugend interessiert.

Er warf einen Blick zum dunklen Himmel. Das Meeting für dieses Projekt war für diesen Morgen angesetzt. Er hatte nicht vorgehabt, daran teilzunehmen. Aber gäbe es ein besseres Geburtstageschenk als aus erster Hand zu hören, dass das letzte noch verbleibende Hindernis aus dem Weg geräumt worden war? Und dass man endlich mit der Arbeit an seinem neuesten und außergewöhnlichsten Resort anfangen könnte?

Seine Augen wurden schmal, als die Blonde den Kopf hob und einen Schmollmund machte. Kühl lächelte er zurück. Vielleicht gab es noch die eine Sache …

Als er sah, wie die Brünette sich lüstern rekelte, ging er zurück zum Bett.

Genau einundfünfzig Minuten später betrat er die Sforza-Zentrale in Rom. Er trug einen graublauen Anzug mit dunkelblauem Hemd und war frisch rasiert.

„Mr. Sforza!“ Überrascht sah Carmelina auf, die hinter der Rezeption stand.

„Carmelina.“ Er lächelte gelassen.

„Ich … ich habe Sie heute nicht erwartet, Sir“, stammelte sie. „Da muss ich mich wohl vertan haben. Ich dachte, dass Sie heute …“

„Geburtstag haben?“ Massimo lachte. „So ist es. Sie haben sich nicht vertan, und ich habe auch nicht vor, lange zu bleiben. Ich wollte nur kurz in der Chefetage vorbeischauen, ehe ich zum Lunch ins Pergola gehe. Keine Sorge. Ich bin schon ein großer Junge und kann bis morgen auf mein Geschenk vom Personal warten.“

Er sah, wie Carmelina rot anlief. Sie war süß und offensichtlich sehr verliebt in ihn. Aber er trennte immer Arbeit und Vergnügen.

Kurz blieb er vor der Tür zum Sitzungssaal stehen, ehe er sie öffnete. Als er entschlossen den Raum betrat, wurden sofort Stühle zurückgeschoben, und alle standen auf.

„Mr. Sforza!“ Der Chefbuchhalter Salvatore Abruzzi trat vor, ein nervöses Lächeln auf dem Gesicht. „Wir haben Sie gar nicht …“

„Ich weiß.“ Ungehalten wedelte Massimo mit der Hand. „Sie haben mich nicht erwartet.“

Abruzzi lächelte verhalten. „Wir dachten, Sie wären anderweitig beschäftigt. Aber leisten Sie uns doch Gesellschaft, bitte – und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mr. Sforza.“

Alle anderen am Tisch gratulierten ebenfalls.

Massimo setzte sich auf seinen Platz und sah den Vorstand an. „Danke. Aber wenn Sie mir wirklich einen Grund zum Feiern geben wollen, sagen Sie mir, wann wir endlich mit den Arbeiten in Sardinien anfangen können.“

Angespanntes Schweigen.

Endlich räusperte sich der Chef der Rechtsabteilung, Giorgio Caselli und begegnete Massimos Blick. „Tut mir leid, Mr. Sforza, aber im Moment können wir Ihnen dazu leider noch nichts sagen.“

Wieder folgte Stille. „Verstehe“, sagte Massimo und sah den Anwalt an. „Besser gesagt, ich verstehe nicht.“ Langsam schweifte sein kalter Blick durch den Raum. „Vielleicht könnte mir das jemand von Ihnen erklären?“ Stirnrunzelnd lehnte er sich auf seinem Sessel zurück und streckte die langen Beine aus. „Ich war in dem Glauben, dass alle Parteien, die Einspruch erhoben haben …“ Seine Augen wurden schmal. „Dass sie aus dem Weg geräumt worden sind.“

Wieder war es still, dann hob Caselli die Hand. „Das dachten wir auch, Mr. Sforza. Aber leider lehnt die Mieterin des Palazzo della Fazia immer noch jedes annehmbare Angebot ab. Und wie Sie wissen, hat sie das Recht, in dem Besitz zu bleiben, laut Bassanis Letztem Willen.“

Caselli hielt inne und klopfte laut auf die Dokumentenmappe, die vor ihm lag.

„Miss Golding hat sehr deutlich gemacht, was sie will. Sie weigert sich, den Palazzo zu verlassen. Und ehrlich gesagt, glaube ich nicht, Sir, dass sie ihre Meinung so bald ändern wird.“ Er seufzte. „Ich weiß, Sie wollen das nicht hören, aber ich glaube, wir sollten vielleicht über einen Kompromiss nachdenken.“

Alle sahen mit angehaltenem Atem zu, wie Massimo auf den Stapel weißer Briefumschläge starrte. Jeder trug das Logo des Sforza-Imperiums. Und alle waren ungeöffnet.

Schließlich hob er den Kopf. „Ganz sicher nicht.“

Jetzt räusperte sich der Buchhalter. „Ich denke, dass Giorgio in diesem Fall recht hat, Sir. Vielleicht sollten wir über eine Art Schlichtung nachdenken …“

Massimo schüttelte den Kopf. „Nein!“ Er beugte sich vor und nahm mit ausdrucksloser Miene einen der Umschläge. „Ich lasse mich weder auf Kompromisse noch eine Schlichtung ein. Niemals.“

Alle starrten ihn an, Angst, aber auch Ehrfurcht im Blick.

„Aber wir haben jede andere Option ausgeschöpft, Mr. Sforza.“ Das kam von Silvana Lisi, die für den Erwerb von Grundstücken verantwortlich war. „Sie verweigert jedes Gespräch, auch ein persönliches.“ Sie wechselte einen hilflosen Blick mit den anderen. „Sie ist nicht sehr kooperativ und offensichtlich auch unberechenbar. Ich glaube, beim letzten Mal hat sie Vittorio gedroht, ihn zu erschießen, als er sie im Palazzo besuchen wollte.“

Massimo musterte sie mit festem Blick. „Eine kleine alte Lady kann wohl kaum so unberechenbar sein.“ Geringschätzig schüttelte er den Kopf. „Mir ist es allerdings egal, wie alt sie ist oder ob sie aussieht wie seine nonna. Vittorio wird dafür bezahlt, Land und Eigentum zu akquirieren. Wenn er sich um die Alten kümmern will, sollte er sich nach einem neuen Job umsehen.“

Abruzzi wurde blass und schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Mr. Sforza. Sie sind wohl falsch informiert worden. Miss Golding ist keine kleine alte Lady.“

Massimo lehnte sich zurück. „Ich dachte, sie wäre eine ältere Engländerin.“

Verlegenes Schweigen hing im Raum, ehe Caselli sich vorsichtig zu Wort meldete. „Als wir das Anwesen gekauft haben, lebte dort tatsächlich eine ältere Dame. Aber sie war eine Freundin von Bassani, nicht die Mieterin. Sie hat den Besitz vor mehr als einem Jahr verlassen.“

„Also ist sie nicht von Bedeutung.“ Massimos Miene verdunkelte sich. „Im Gegensatz zu der unberechenbaren Miss Golding, die offensichtlich im Alleingang dieses Projekt vereitelt und anscheinend mein gesamtes Personal in die Tasche gesteckt hat. Vielleicht sollte sie für mich arbeiten.“

Caselli warf ihm ein angespanntes Lächeln zu. „Ich kann mich nur noch einmal entschuldigen …“ Seine Stimme verlor sich, als er den ungehaltenen Blick seines Chefs bemerkte, der sich nun vorbeugte und die Briefumschläge vom Tisch wischte.

Mir gehört dieser Palazzo, Giorgio. Genauso wie das gesamte Anwesen und das dazugehörige Land. Seit fast einem halben Jahr haben wir schon die Genehmigung für den ersten Abschnitt des Projekts. Aber passiert ist bis jetzt nichts. Deshalb erwarte ich mehr als eine Entschuldigung, Giorgio. Ich will eine Erklärung.“

Hastig blätterte der Anwalt durch die Papiere, die vor ihm lagen. „Abgesehen von Miss Golding läuft alles nach Plan. Wir haben noch ein oder zwei Treffen mit dem Umweltamt. Reine Formalität, wirklich. In zwei Monaten dann ein Meeting mit dem Regionalrat. Danach ist alles erledigt.“ Er räusperte sich. „Ich weiß, dass wir die Erlaubnis für den Umbau und die Erweiterung haben, aber wir könnten die Pläne einfach ändern und einen ganz neuen Palazzo auf einem anderen Teil des Grundstücks bauen. Die Genehmigung würden wir problemlos bekommen, außerdem könnten wir so Miss Golding umgehen …“

In Massimos blauen Augen lag so viel Kälte, dass es plötzlich eisig schien in dem Raum. „Sie wollen also, dass ich meine Pläne ändere? Bei einem Projekt, an dem wir mehr als zwei Jahre gearbeitet haben? Nur weil diese Mieterin so schwierig ist? Ganz sicher nicht.“ Er schüttelte den Kopf und sah die anderen wütend an. „Wer ist diese geheimnisvolle Miss Golding eigentlich? Kann mir das zumindest jemand sagen?“

Seufzend griff Caselli nach einem Stapel Unterlagen und zog einen schmalen Ordner heraus. „Sie heißt Flora Golding, ist Engländerin und siebenundzwanzig Jahre alt. Sie ist oft umgezogen, also gibt es nichts Näheres über sie, nur dass sie bis zu Bassanis Tod bei ihm gelebt hat. Anscheinend war sie seine Muse.“ Der Anwalt starrte seinen Boss an und lächelte knapp. „Eine seiner Musen. Das steht alles hier im Ordner.“ Caselli leckte sich über die Lippen. „Ach ja, es gibt auch Fotos. Sie stammen von der Eröffnung des Bassani-Flügels in der Galleria Doria Pamphili. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt.“

Massimo war nicht anzumerken, ob er überhaupt etwas mitbekommen hatte. Vielmehr war sein Blick auf die Fotos in seiner Hand gerichtet. Vor allem auf Flora Golding. Sie hing am Arm des Künstlers, Umberto Bassani, und sah wesentlich jünger aus als siebenundzwanzig.

Außerdem schien sie nackt zu sein.

Plötzlich war ihm schwindlig, und er spürte, dass seine Wangen warm wurden. Erst jetzt bemerkte er, dass sie ein Kleid aus Seide trug, das nur eine Nuance heller war als ihre Haut. Tief atmete er durch und spürte, wie Lust in ihm aufstieg, als er ihre sanften Rundungen betrachtete.

Sie war definitiv keine kleine alte Lady!

Nachdenklich betrachtete Massimo ihr Gesicht. Sie war eine bezwingende, ungewöhnliche Schönheit mit diesem abschätzigen Katzenblick und den asymmetrisch geschnittenen kurzen braunen Haaren.

Ein Muskel zuckte in seinem Kiefer, während er das Foto genau ansah. Schön und habgierig. Warum sonst überließ eine Frau wie sie ihren Körper einem Mann, der mehr als doppelt so alt war wie sie? Plötzlich hatte er ein bitteres Gefühl im Mund. Sie mochte glaubwürdig erscheinen, wie sie am Arm ihres Liebhabers hing und ihn mit ach so überzeugendem Blick anbetete, aber er wusste aus eigener Erfahrung, dass der Schein trügen konnte. Mehr als das. Frauen wie sie konnten sehr destruktiv sein.

Als er in diese unglaublich gelbbraunen Augen sah, spürte er einen Anflug von Wut. Zweifellos lag ein unbeugsamer Wille hinter dieser weichen Fassade. Und ein klaffendes Loch, wo ihr Herz sein sollte. Aber welcher Mann machte sich schon Gedanken darum, was unter dieser seidenweichen Haut verborgen lag? Und auch wenn Umberto Bassani vielleicht einer der größten Künstler seiner Generation gewesen war, war er doch ein Mann gewesen. Ein kranker, alter, liebestoller Dummkopf.

Seine Miene verhärtete sich. Dieses Mädchen hatte Nerven, sich freiwillig mit einem Sterbenden zusammenzutun. Sie hatte ihn offenbar sogar dazu überredet, sie bei sich wohnen zu lassen. Plötzlich war ihm übel. Aber warum überraschte ihn ihr Verhalten? Schließlich wusste er nur zu gut, wie tief eine Frau sinken konnte, wenn sie sich einen Vorteil erhoffte.

Oder eine Fußnote in einem Testament.

Heftig schlug er den Ordner zu. Bassani hatte keine Kinder gehabt. Und welchen schlechten Einfluss Miss Golding auch immer auf den alten Mann gehabt haben mochte, würde die Sache jetzt ihren Lauf nehmen. Langsam strich er mit dem Finger über die getrimmten Bartstoppeln auf seiner Wange. Bald wäre es vorbei mit ihrem Protest im Palazzo. Und ihrer früheren Macht beraubt, wäre sie dann heimat- und mittellos.

Er sah auf und betrachtete die Gesichter der Männer und Frauen am Tisch. Schließlich meinte er in fast mildem Ton: „Vielleicht haben Sie recht. Möglicherweise brauchen wir einen neuen Ansatz bei Miss Golding.“

Offensichtlich überrascht, nickte Lisi nervös. „Wir könnten einen Vermittler einsetzen.“ Hilfesuchend sah sie zu den anderen. Der Anwalt nickte. „Ich denke, es wäre eine gute Lösung, wenn wir uns in dieser Angelegenheit zurückhalten. Es gibt verschiedene Firmen hier in Rom, die auf derartige Verhandlungen spezialisiert sind. Oder wir können auch außerhalb suchen, in London vielleicht …“

„Nicht nötig“, entgegnete Massimo ruhig. „Wir haben jemanden in unserem Unternehmen, der mehr als fähig ist, Miss Golding davon zu überzeugen, dass unser Weg der einzig richtige ist.“

Giorgio runzelte die Stirn. „Ach ja? Und wen?“

Gelassen sah Massimo ihn an. „Mich.“

Alle schwiegen schockiert, dann beugte Giorgio sich verwirrt vor. „Als Ihr Anwalt muss ich Ihnen von einem solchen Schritt abraten. Wir sollten Silvanas Vorschlag folgen und einen Vermittler suchen. Es wird sicher nicht lange dauern, einen zu finden, aber es wäre besser zu warten …“ Er stockte, als sein Boss langsam den Kopf schüttelte.

„Ich habe lange genug gewartet. Und Sie wissen genau, wie sehr ich das Warten hasse.“

„Aber Sir.“ Giorgio war sichtlich entsetzt. „Sie sollten sich auf keinen Fall persönlich einschalten. Es geht ums Geschäft …“

„Ja. Mein Geschäft.“

„Ich verstehe, was Sie meinen, Sir, aber ich glaube nicht, dass es ratsam wäre, wenn Sie sich mit Miss Golding treffen …“ Der Anwalt hielt inne, offensichtlich schockiert darüber, was passieren könnte, wenn sein Boss sich mit dieser unberechenbaren, kampflustigen Frau treffen würde. „Es könnte Gott weiß was geschehen.“

Ja, das könnte sein, dachte Massimo. Zuerst würde sie voller Leidenschaft sein, dann zärtlich, während sie ihn entschieden an sich zog …

Er verdrängte das Bild der nackten Flora Golding und lächelte. „Keine Sorge, Giorgio. Ich werde meine kugelsichere Weste anziehen.“

Sein Anwalt verzog das Gesicht und sank in seinen Sessel zurück. „Na gut, dann treffen Sie sich mit ihr. Aber nur, wenn ich dabei bin und dafür sorgen kann, dass Sie nichts sagen oder tun, was Sie – und noch wichtiger ich – hinterher bereuen müssten.“ Frustriert schüttelte er den Kopf. „Ich hätte gedacht, dass Sie gerade heute etwas Besseres zu tun haben.“

Massimo stieß seinen Sessel zurück und stand auf. „So ist es. Im La Pergola wartet mittags ein Überraschungsessen auf mich.“ Seine Augen leuchteten. „Verlegen Sie es auf den Abend. Das sollte Miss Golding genug Zeit geben zu unterschreiben. Und jetzt wartet auf Sie und mich ein Hubschrauber.“

Zwei Stunden später klappte Massimo seinen Laptop zu. Es war unterhaltsam gewesen, die Akte von Flora Golding zu lesen, wobei sie für ihn kaum eine Herausforderung darstellte. Nach seiner Erfahrung musste man mit hübschen, habgierigen jungen Frauen nur richtig umzugehen wissen, um ihnen das Handwerk zu legen.

Er lehnte sich in dem gepolsterten Sitz zurück und starrte aus dem Fenster seines Helikopters auf das Tyrrhenische Meer. Nahe der Küste leuchtete das Wasser hell und klar wie ein Edelstein, während in der Ferne die Wellen gegen die berühmten Granitfelsen Sardiniens schlugen.

Er drehte sich um, als der Pilot sich vorbeugte. „Wunderschöne Aussicht, nicht wahr, Sir?“, schrie er über das Surren der Rotoren hinweg.

Massimo zuckte die Schultern. „Kann sein.“ Er warf einen Blick auf seine Uhr, dann drehte er sich zu seinem Anwalt um, der die Augen fest zugekniffen hatte und schwitzte.

„Machen Sie die Augen auf, Giorgio. Sie verpassen die Aussicht“, spottete er und schüttelte dann den Kopf. „Ich weiß nicht, warum Sie darauf bestanden haben mitzukommen. Sie hassen doch das Fliegen. Atmen Sie einfach tief durch, und ehe Sie sich versehen, sind wir wieder auf festem Boden.“ Er wandte sich wieder an den Piloten. „Wie lange dauert es noch, bis wir landen?“

„Zehn Minuten, Sir.“

Massimo runzelte die Stirn. „Das ging aber schnell.“

Der Pilot grinste. „Wir sind gut vorangekommen – allerdings ist dieser Hubschrauber auch der beste, den es gibt.“

Massimo nickte. Für ihn war der Helikopter nur ein Transportmittel, und er war weder an dem Modell noch daran interessiert, wie teuer er gewesen war. Im Grunde ging es ihm mit all seinen „Spielzeugen“ so. Die Autos, Jets und Luxusyachten ließen ihn kalt. Richtig erwärmen konnte er sich nur dann, wenn er ein scheinbar unerreichbares Projekt verfolgte. Es gefiel ihm sehr, sich mit einem Gegner zu messen. Und je mehr er – oder sie – versuchten, ihn auszumanövrieren, desto rücksichtsloser verfolgte er sein Ziel.

Genau das würde Miss Flora Golding auch bald erfahren.

Jetzt deutete der Pilot zum Fenster. „Da vorne ist der Palazzo della Fazia, Sir. Wenn Sie nichts dagegen haben, lande ich dort drüben.“ Er deutete auf ein großes, flaches Stück Land am Ende der Auffahrt.

Massimo nickte, doch sein Blick war auf das honiggelbe Gebäude vor ihm gerichtet. Sanft setzte der Helikopter auf, und die Rotoren drehten sich langsamer. Massimo stieg aus, den Blick immer noch auf den Palazzo gerichtet. Er besaß viele große, beeindruckende Anwesen, doch jetzt hielt er den Atem an, als er den golden schimmernden Stuck betrachtete. Ihn faszinierte nicht so sehr die Größe, sondern das Gefühl der Ruhe und Unvergänglichkeit, das die Villa ausstrahlte.

„Gott sei Dank ist es vorbei.“

Massimo drehte sich zu seinem Anwalt um, der mit einem Taschentuch über sein blasses, verschwitztes Gesicht rieb.

„Wie fühlen Sie sich?“, fragte er trocken.

Giorgio grinste schwach. „Gut.“

Massimo runzelte die Stirn. „Wirklich? Sie sehen nämlich schrecklich aus. Warum warten Sie nicht einfach hier? Ich glaube kaum, dass wir die Sache zum Abschluss bringen, wenn Sie hundeelend in den Blumenbeeten liegen.“

Giorgio öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch ein Blick in das Gesicht seines Bosses hielt ihn zurück, und er klappte den Mund wieder zu.

Massimo lächelte. „Schauen Sie nicht so besorgt. Es wird nicht lange dauern.“

Die Auffahrt muss unbedingt erneuert werden, dachte er kritisch, als er ein kraterähnliches Loch umrundete. Von Nahem betrachtet, hatte der Palazzo schon bessere Tage gesehen. Teile des Stucks waren abgebröckelt, und kleine Pflanzen hingen im Verputz wie lose Fäden bei einem Pullover. Trotzdem hatte der verblasste Glanz etwas Magisches.

Sein Blick verfinsterte sich, weil ihn dieser plötzliche und völlig untypische Anflug von Sentimentalität verwirrte. Steine und Verputz hatten nichts Magisches, besonders dann nicht, wenn sie bald nur noch ein Haufen Schutt waren. Und genau das würde geschehen, sobald Miss Flora Golding ihm ihre Pachtrechte überschrieben hatte.

Er ging die Stufen zu der großen Eingangstür hinauf und zog fest an dem Glockenstrang. Ungeduldig tippte er mit den Fingern gegen die Mauer, dann zog er noch einmal. Schließlich hämmerte er verärgert gegen das abgeblätterte Holz.

Zur Hölle mit ihr! Wie konnte sie es wagen, ihn hier warten zu lassen? Er legte den Kopf in den Nacken und sah zu den Fenstern im ersten Stock hoch. Vielleicht würde er ihr Gesicht dort entdecken und sehen, wie sie ihn mit böse funkelnden Augen musterte. Doch er sah kein Gesicht. Stattdessen bemerkte er, dass alle Fensterläden geschlossen waren. Er straffte sich. Die Botschaft hätte nicht deutlicher sein können. Offensichtlich war Miss Golding für Besucher nicht zu sprechen.

Zornig drehte er sich auf dem Absatz um, ging die Stufen hinunter und marschierte über den unebenen Weg, der neben dem alten Anwesen verlief. Jedes verschlossene Fenster, an dem er vorbeiging, schien ihn zu verhöhnen und feuerte seine Wut weiter an. Als er das Ende des Wegs erreichte, fand er ein Tor. Der Riegel war abgebrochen und mit einem Stück Stoff umwickelt, das verdächtig nach einem Frauenstrumpf aussah und die Tür zuhalten sollte. Verwirrt zerriss er den Stoff.

Er stieg über einen Haufen Mauersteine und verrostete Eisengitter, dann betrat er durch den Rundbogen aus verwitterten Steinen den ummauerten Garten. Im Gegensatz zur Vorderfront waren hier hinten alle Läden und Fenster geöffnet. Als er sich umdrehte, bemerkte er auf einem Marmortisch ein halbvolles Glas Wasser und einen Apfel. Sie war also doch da. Aber wo steckte sie?

Er blinzelte in die Sonne und versteifte sich, als er die Antwort bekam. Irgendwo im Garten sang eine junge Frau.

Grimmig blickte er zu der weitläufigen Terrasse, doch niemand war da, außer ein paar Salamandern, die in der Sonne dösten. Einen Moment blieb er wie erstarrt stehen, während sein Herzschlag den Gesang übertönte. Dann zwang er sich, langsamer zu atmen, doch es war zu spät. Sie hatte aufgehört zu singen.

Verdammt! Langsam drehte er sich um die eigene Achse. Wo zum Teufel war sie? Und dann hörte er es wieder, die gleiche bezaubernde Stimme. Entschlossen duckte er sich unter einem Rundbogen mit Kletterrosen hindurch – und blieb dann stehen. Wieder nur eine verlassene Terrasse. Enttäuscht sah er durch die Blätter zu einem großen Zierteich, an dessen Rand mehrere Nymphen aus Marmor standen.

Was war nur los mit ihm, dass er wie ein verwegener Seemann hinter einer Sirene herjagte, die ihn verhext hatte?

Plötzlich blieb ihm die Luft weg, und sein Herz setzte einen Schlag aus, als er sah, wie eine der Nymphen die Hand ausstreckte, um einen hellrosa Oleanderbusch zu berühren.

Mit trockenem Mund sah er sie an. Im Sonnenlicht leuchtete ihr nasser Körper wie der einer Göttin, die gerade ihr morgendliches Bad genommen hatte. Eine berauschende, strahlende Schönheit, neben der die schönen, kostbaren Marmornymphen verblassten.

Voller Verlangen starrte er auf ihre kleinen Brüste, die leicht gerundeten Hüften, dann ging sein Blick über ihren Rücken zu dem festen Po. Gebannt sah er zu, wie sie die Arme hob, sich genüsslich streckte und anfing zu summen. Dann stockte ihm der Atem, als er merkte, dass sie nicht ganz nackt war, sondern einen winzigen Tanga trug.

Ein verdammtes Stück Stoff, das seinen Blick magisch anzog. Gierig beobachtete er, wie sie ihren Fuß in den Teich tauchte und wieder mit dieser süßen Stimme anfing zu singen.

Massimo lächelte. Er kannte den Song und pfiff die Melodie mit.

Das Mädchen erstarrte, ihr Kopf ruckte hoch. Dann trat sie einen Schritt vor und runzelte die Stirn. „Wer ist da?“

Massimo verließ sein Versteck und hielt die Hände ausgestreckt vor sich. „Tut mir leid, ich konnte nicht widerstehen. Hoffentlich habe ich Sie nicht erschreckt.“

Wütend starrte sie ihn an, offenbar nicht im Geringsten verschreckt. Und sie machte auch keine Anstalten, ihre Blöße zu bedecken. Aber warum sollte sie auch, schön wie sie war? Abwehrend sah sie ihn an, während er fast schmerzhaft erregt war.

„Dann sollten Sie nicht in den Büschen herumkriechen. Dies ist Privatbesitz, und Sie haben sich unrechtmäßig Zutritt verschafft. Am besten gehen Sie jetzt, bevor ich die Polizei rufe.“

Dass sie fließend Italienisch ohne jeden englischen Akzent sprach, überraschte ihn.

„Die Polizei! Das ist vielleicht ein bisschen verfrüht.“ Er sprach perfekt Englisch und lächelte grimmig, als er sah, dass ihre Augen sich überrascht weiteten. „Wollen Sie nicht erst einmal wissen, wer ich bin?“

„Ich kenne Sie, Mr. Sforza.“ Ihre Stimme klang klar und ruhig. Sie hob das Kinn. „Und ich weiß, was Sie wollen. Aber Sie werden es nicht bekommen. Dies ist mein Zuhause, und ich werde nicht zulassen, dass Sie ein scheußliches Hotel für laute, schwitzende Touristen daraus machen. Also sollten Sie jetzt besser gehen.“

„Und wenn nicht?“ Beiläufig schweifte sein Blick über ihren fast nackten Körper. „Dies ist mein Anwesen, und Sie sind meine Mieterin. Und als Hausbesitzer steht mir das Recht zu, mir anzusehen, was mir gehört. Obwohl ich zugeben muss, dass Sie mir schon ziemlich viel von dem zeigen, was es zu sehen gibt.“

Wütend funkelte Flora ihn an. Das war also der bekannte Massimo Sforza. Der Mann, dessen arrogante Unterschrift sie seit Wochen verfolgte. Genauso hatte sie sich ihn vorgestellt: Raffiniert, clever, charmant, aber rücksichtslos. Doch als sie jetzt in seine leuchtenden blauen Augen sah, wurde ihr klar, dass sie ihn unterschätzt hatte. Offenbar glaubte er tatsächlich, sie mit seiner Anwesenheit blenden zu können, sodass sie ihre Einwände gegen das dämliche Hotel völlig vergaß. Wenn dem so war, hatte er sich geschnitten. Sie hatte genug von Männern, die glaubten, dass sie in ihre Pläne passte. Und besonders von Männern, die so selbstgefällig waren wie Massimo Sforza.

Ihr Herz schlug schneller. Er war wirklich ein zutiefst abscheulicher Kerl. Aber warum flatterte dann ihr Puls? Hitze färbte ihre Wangen, und sie schüttelte abwehrend den Kopf, doch dass ihr Körper auf ihn reagierte, konnte sie nicht leugnen. Und genauso wenig konnte sie leugnen, dass er der attraktivste Mann war, den sie je kennengelernt hatte.

Und der gefährlichste.

Autor

Louise Fuller
<p>Louise Fuller war als Kind ein echter Wildfang. Rosa konnte sie nicht ausstehen, und sie kletterte lieber auf Bäume als Prinzessin zu spielen. Heutzutage besitzen die Heldinnen ihrer Romane nicht nur ein hübsches Gesicht, sondern auch einen starken Willen und Persönlichkeit. Bevor sie anfing, Liebesromane zu schreiben, studierte Louise Literatur...
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