Verführt über den Wolken

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Undercover-Einsatz für Fiona: Mit allen Mitteln soll sie Milliardär Luke Barrett dazu bringen, wieder in die Firma seiner Familie einzutreten. Kein Problem für einen Profi wie sie! Als Erstes arrangiert sie eine Zufallsbegegnung. Doch womit sie nicht gerechnet hat, ist Lukes unwiderstehliche erotische Anziehungskraft. Als er sie in seinem Privatjet über den Wolken verführt, ist das der Beginn einer berauschenden Affäre - und ein Tanz auf dem Vulkan. Denn der Tag wird kommen, an dem Luke ihre wahre Identität aufdeckt. Und dann?


  • Erscheinungstag 10.11.2020
  • Bandnummer 2159
  • ISBN / Artikelnummer 9783733726447
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Du hast wohl den Verstand verloren.“ Luke Barrett starrte seinen Großvater an. „Du hast mich hergebeten, damit wir reden können. Das hier ist kein Reden, Pop. Das ist Schwachsinn.“

Jamison Barrett stand hinter seinem Schreibtisch auf. Luke bewunderte einmal mehr, wie aufrecht und militärisch gerade der alte Herr trotz seiner achtzig Jahre noch stand. Er war fit und kräftig, ein Mann, mit dem man rechnen musste – so wie er schon sein Leben lang gewesen war. Sein graues Haar war akkurat geschnitten, und er trug einen maßgeschneiderten Nadelstreifenanzug samt roter Krawatte. Der Blick, den er seinem Enkel zuwarf, war kampfeslustig.

„Was fällt dir ein, einem alten Mann zu sagen, er wäre verrückt“, meinte er. „Auf so etwas reagieren wir äußerst sensibel.“

Luke schüttelte den Kopf. Sein Großvater war schon immer stur gewesen, aber vor ein paar Monaten hatte der alte Mann eine Bombe platzen lassen, und wie es schien, hatte er seine Meinung zu dem Thema nicht geändert.

„Ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen soll“, widersprach Luke frustriert. „Wenn der Chef eines Unternehmens plötzlich eine Kehrtwende macht und den profitabelsten Zweig der Firma kappen will, geht das schon als Schwachsinn durch.“

Jamison kam um den Schreibtisch herum. „Ich habe nicht die Absicht, mich ganz aus dem Technikbereich zurückzuziehen. Ich will die Sparte nur ein wenig zurückfahren …“

„Ja“, unterbrach Luke ihn. „Zugunsten von Schaukelpferden, Fahrrädern und Skateboards.“

„Wir sind immer noch eine Spielzeugfirma“, erinnerte Jamison ihn. „Und zwar schon seit über hundert Jahren.“

„Und wir haben expandiert und sind zu Barrett Toys and Tech geworden.“

„Wir sind in die falsche Richtung gewachsen“, fuhr sein Großvater ihn an.

„Dem stimme ich nicht zu.“ Luke holte tief Luft und versuchte, seinen Ärger im Zaum zu halten. Er hatte Pops Urteilsvermögen immer vertraut. Aber in dieser Sache würde er gegen ihn ankämpfen, denn, verdammt, er wusste, dass der Weg in die Zukunft nicht über die Vergangenheit führte.

„Ich habe Studien, die meinen Standpunkt belegen.“

„Und ich habe Gewinn- und Verlustrechnungen, die beweisen, dass du falschliegst.“

„Ja, wir verdienen viel Geld, aber ist das alles, was wir wollen?“

Luke sah ihn entgeistert an. „Da das wohl Sinn und Zweck einer Firma ist, würde ich sagen: ja.“

Jamison schüttelte enttäuscht den Kopf. „Du hattest mal mehr Weitsicht.“

„Und du hast früher mehr auf mich gehört.“ Irritiert sah Luke sich im Büro seines Großvaters um.

Es war vertraut, gemütlich und passte perfekt zu dem alten Herrn. Hinter dem riesigen antiken Schreibtisch gab es eine Reihe von Regalen mit ledergebundenen Büchern und gerahmte Fotos von den beliebtesten Spielzeugen, die sie im Laufe der Jahre vertrieben hatten. Es war ein luxuriöses Büro, das viktorianisch und überhaupt nicht modern anmutete.

Genau wie Jamison.

„Ich will mich nicht mehr mit dir darüber streiten, Pop“, sagte Luke und bemühte sich, die Ungeduld aus seiner Stimme fernzuhalten.

Er verdankte diesem stolzen Mann alles. Jamison und seine Frau Loretta hatten Luke und seinen Cousin Cole großgezogen, nachdem die Eltern beider Jungs bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen waren. Luke war zehn und Cole zwölf gewesen, als sie unglücklich und verzweifelt bei ihren Großeltern eingezogen waren. Aber Jamison und Loretta hatten ihre eigene Trauer über den Tod ihrer beiden Söhne und Schwiegertöchter zurückgesteckt, um ihren Enkeln Liebe und Schutz zu bieten.

Luke und Cole waren mit Barrett-Spielzeug aufgewachsen und wussten immer, dass sie irgendwann die Firma übernehmen würden. Es gab sie seit mehr als hundert Jahren, und sie war bisher immer auf der Höhe der Zeit gewesen. Als Luke auf dem College war und seinen Großvater überzeugte, dass Computer-Spielzeug der große Renner werden würde, hatte Jamison nicht gezögert.

Er hatte die besten Tech-Designer engagiert, und die Firma war noch größer, noch erfolgreicher geworden. Jetzt belegten sie eine Spitzenposition auf dem Weltmarkt. In den letzten Jahren hatte Luke sich um die Digital-Sparte gekümmert, während Cole die traditionelleren Produktlinien betreute.

Okay, Cole war nicht glücklich darüber, dass Luke offensichtlich der Erbe war, zumal er zwei Jahre älter als Luke war, aber die Cousins hatten das geklärt. Mehr oder weniger.

Jetzt wusste allerdings keiner so recht, was Sache war. Und das nur, weil sich Jamison irgendwelchen Hirngespinsten hingab.

„Es geht nicht um einen Streit, Luke“, erwiderte Jamison ebenso verärgert. „Ich rede davon, was ich sehe, wenn ich dieses Büro verlasse. Verdammt, Luke, wenn du nicht, wie der Rest der Menschheit nur auf dein verdammtes Telefon starren würdest, könntest du es auch sehen.“

Luke verdrehte die Augen. „Nicht wieder die alte Leier.“

„Doch. Hier geht es um Kinder, Luke. Die sind genauso an ihre Handys, Bildschirme und Tablets gefesselt wie du.“ Jamison warf die Hände in die Luft. „Früher sind Kinder draußen herumgelaufen, haben mit ihren Freunden gespielt und dummes Zeug gemacht, sind auf Bäume geklettert oder waren schwimmen.“ Er funkelte Luke böse an. „Erinnere dich doch, wie du mit Cole ständig unterwegs warst. Wenn man euch gezwungen hat, mal im Haus zu bleiben und zu lesen, war das Folter!“

„Mag sein, aber die Zeiten ändern sich.“

Jamison schnaubte. „Nicht immer zum Besseren. Die Kinder heute haben nur noch Online-Freunde, sie tragen Headsets, damit sie miteinander reden können, ohne sich zu treffen. Statt nach draußen zu gehen, bauen sie ‚virtuelle‘ Baumhäuser. Und ihre Abenteuer erleben sie nach sorgfältig geschriebenen Vorgaben in Gameboxen. Wahrscheinlich können die meisten Kinder nicht einmal mehr Rad fahren.“

Luke schüttelte den Kopf. „Fahrräder bringen ihnen nicht bei, wie sie durch eine bald komplett digitalisierte Welt navigieren.“

„Sicher. Eine digitale Welt. Und wer soll dann eure Autos reparieren oder die Klimaanlage? Wer kümmert sich darum, wenn die Toilette nicht funktioniert? Wollt ihr auch digital pinkeln? Und es wird ziemlich heiß in euren Häusern werden, wenn ihr nur noch virtuelle Klimaanlagen benutzt.“

„Das ist doch lächerlich“, murmelte Luke, während er sich fragte, wo sein visionärer Großvater geblieben war. Passierte das mit allen alten Leuten? Verloren sie sich alle irgendwann in der Vergangenheit?

„Pop, du beklagst dich so, wie jede ältere Generation sich über die jüngere beklagt. Aber du warst doch nie ein Mensch, der zurückgeschaut hat. Du warst immer viel mehr an der Zukunft als an der Vergangenheit interessiert. Das passt gar nicht zu dir.“

„Die Zeiten ändern sich.“ Jamison konterte mit Lukes eigenen Worten. „Und ich rede von der Zukunft“, widersprach der ältere Mann. „Es gibt zahllose Studien, die belegen, wie schädlich es ist, wenn die Kinder nur noch auf die Bildschirme starren. Deshalb habe ich dich hergebeten. Ich wollte sie dir zeigen. Du sollst sie lesen und deinen verdammten Verstand einen Moment lang öffnen, um vielleicht zu begreifen, dass ich vielleicht recht habe.“

Jamison drehte sich zum Schreibtisch um und begann in seinen Papieren zu wühlen. Vor sich hin murmelnd suchte er alle Stapel erst einmal, dann ein zweites Mal durch.

„Die waren doch hier“, brummte er. „Donna hat sie heute Morgen erst ausgedruckt.“ Er sah zu Luke. „Ich finde sie gerade nicht. Weiß der Teufel, wo sie abgeblieben sind.“

Luke hob die Schultern. „Ist doch egal.“

„Nein, ist es eben nicht. Verdammt, Luke, ich will nicht dabei mitmachen, wenn eine ganze Generation von Kindern verdorben wird.“

„Verdorben?“ Erstaunt sah Luke ihn an. „Wir unterstützen Kinder, helfen ihnen lesen zu lernen …“

„Das könnten ihre Eltern tun, indem sie ihnen abends vorlesen.“

„Kleinkinder lernen mit unseren Spielen die Farben und wie man Rätsel löst.“

„Das können sie auch mit einer Schachtel Buntstifte.“

„Oh Gott, du bist so stur.“

„Erst verliere ich den Verstand, und jetzt bin ich alt und stur, richtig?“ Jamisons Augen blitzten auf. „Nun, ich denke, ich bin gewitzter als du, wenn du nicht begreifst, was ich dir zu erklären versuche.“

Luke fuhr sich durch die Haare. Vielleicht war er gar nicht ins Büro seines Großvaters gekommen. Vielleicht lag er im Bett und hatte einen Albtraum. Oder er war irgendwie in der Hölle gelandet.

Sein Großvater war immer mit der Zeit gegangen. Und jetzt wirkte er so, als würde er Luke nicht mehr zutrauen, die Firma zu führen. Als hätte er Luke bisher nur mit Nachsicht behandelt, um ihm jetzt den Boden unter den Füßen zu wegzuziehen.

Er atmete noch einmal tief durch und erinnerte sich daran, dass er den alten Mann, der ihn gerade schier verrückt machte, wirklich liebte. „Weißt du was? Wir werden in dieser Sache niemals einer Meinung sein, Pop. Wir müssen aufhören, uns deswegen die Köpfe einzuschlagen. Es ist wohl besser, wenn wieder jeder von uns das macht, was er kann.“

So wie in den letzten Monaten. Als Jamison Luke das erste Mal darüber informiert hatte, dass er die Tech-Sparte zurückfahren wollte, hatte Luke dagegenargumentiert, bis sein Kopf explodierte. Pop war keinen Argumenten zugänglich. Es war nicht das erste Mal, dass sie unterschiedlicher Meinung waren, aber dieses Mal schien es irgendwie … endgültiger zu sein. Am Ende der Diskussionen hatte Luke klar Stellung bezogen und die Firma verlassen, um seine eigene zu gründen. Auf diese Weise konnte er seinem Großvater zumindest beweisen, dass er Vertrauen in seine eigenen Pläne hatte. Beweisen, dass digitale Spielzeuge tatsächlich die Zukunft waren.

„Das war’s? Damit trennen sich unsere Wege? Das ist dein letztes Wort?“

Luke hatte das Gefühl, als würde die Kluft zwischen ihm und seinem Großvater mit jeder Sekunde größer. Doch er war entschlossen, seine eigene Firma Go Zone aufzubauen. „Ja, Pop. Aus der Vergangenheit lässt sich keine Zukunft aufbauen.“

„Ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft“, konterte Jamison.

„Und wieder dreht sich das Karussell“, murmelte Luke. „Jedes Mal, wenn wir darüber reden, sagen wir dasselbe, und keiner schafft es, den anderen zu überzeugen. Wir werden in der Hinsicht nie einer Meinung sein, Pop. Daher ist es besser, wenn ich meine eigenen Wege gehe.“

„Deine Großmutter hat gestern Abend geweint. Wegen alldem.“

Sofort bekam Luke ein schlechtes Gewissen, doch dann überlegte er. Loretta Barrett war eine robuste, widerstandsfähige Frau. Und sein Großvater ein gerissener Hund, der jedes Mittel nutzte, um einen Streit zu gewinnen. „Nein, hat sie nicht.“

Jamison verzog das Gesicht. „Nein, hat sie nicht“, gab er zu. „Sie hat geschimpft. Aber sie hätte auch weinen können.“

Luke schüttelte den Kopf. „Du bist unmöglich.“

„Ich tue, was ich tun muss. Du gehörst hierher, Luke.“

Ehrlich gesagt hatte Luke auch gedacht, Barrett Toys wäre seine Firma. Aber das hatte sich mit Pops neuer Einstellung geändert,. Für Luke fühlte es sich wie Verrat an, als hätte Jamison kein Vertrauen mehr in ihn. Sein Großvater hatte ihn immer gefördert, an ihn geglaubt. Ihm vertraut. Lukes neue Firma war klein, aber er beschäftigte ein paar sehr gute Designer, die voller Ideen steckten. Luke hoffte, dass er die Produktion seiner neuen Produkte bis Ende des Jahres auf den Weg bringen konnte.

Das alles war aus Frust über seinen Großvater entstanden, aber jetzt wollte Luke unbedingt erfolgreich sein. Jamison mochte dem Fortschritt den Rücken kehren, Luke begegnete ihm mit offenen Armen.

„Dies hier ist die Barrett Spielzeugfirma“, erinnerte Jamison ihn. „Von Anfang an stand immer ein Barrett an der Spitze des Unternehmens. Familie ist wichtig.“

Das machte es ja alles umso schwieriger.

„Wir sind immer noch eine Familie, Pop. Und vergiss nicht, du hast noch Cole, der die Leitung übernehmen kann, falls du dich wirklich irgendwann mal zurückziehen solltest.“

„Cole ist nicht du“, erklärte Jamison rundheraus. „Ich liebe den Jungen, aber er ist kein so guter Geschäftsmann wie du.“

„Er wird es schaffen“, meinte Luke, ohne wirklich daran zu glauben. Es hatte schon seinen Grund, warum Jamison Luke ausgewählt hatte, die Firma zu leiten. Cole mochte sich nicht mit dem Tagesgeschäft abplagen. Er trug gern Verantwortung, liebte das Geld. Aber statt zu arbeiten, delegierte er lieber.

„Du warst schon immer stur“, meinte Jamison.

„Von wem ich das wohl habe.“

„Punkt für dich. Na schön. Du machst dein Ding, und ich mache meins.“

Luke hasste diese Missstimmung zwischen ihnen. Jamison war sein Fels in der Brandung. Er hatte ihm das Fischen beigebracht, das Ballspielen und wie man eine Krawatte band. Er hatte Luke auch alles beigebracht, was man wissen musste, um eine große Firma zu führen. Er war immer da gewesen. Und jetzt hatte Luke das Gefühl, ihn im Stich zu lassen. Aber leider fiel ihm kein Weg ein, wie sie den Streit beenden und beide ihr Gesicht wahren konnten.

„Liebe Grüße an Gran.“

Er verließ das Büro, ehe sein Großvater antworten konnte.

Jamisons Sekretärin Donna blickte von ihrem Computer auf. Sie arbeitete bereits seit dreißig Jahren für Jamison. „Mach’s gut, Luke.“

„Ja“, antwortete er und blickte noch einmal zur Bürotür seines Großvaters. Es gefiel ihm nicht, den alten Herrn so zurückzulassen, aber was sollte er machen?

„Ist Cole da?“, fragte er schließlich.

„Ja.“ Donna nickte zu den anderen Büros im Flur.

„Danke.“ Luke machte sich auf den Weg zu seinem Cousin. Klopfte kurz an, ehe er die Tür öffnete und den Kopf hereinstreckte. „Wie geht’s?“

„Hallo.“ Cole blickte lächelnd auf. Selbst im Anzug wirkte er wie ein typischer kalifornischer Surfer. Gebräunt, fit, das blonde Haar von der Sonne gebleicht und mit strahlenden blauen Augen – Cole war der Charmeur der Firma. Er ging mit potenziellen Kunden zum Lunch und traf sich mit Zulieferern, weil er jeden mit seinen schmeichelnden Gesprächen dahin brachte, wohin er ihn haben wollte. „Wolltest du dich mit Pop treffen?“

„Komme gerade von ihm.“ Luke lehnte sich in den Türrahmen und bemerkte, wie sehr sich Coles Büro doch von dem seines Großvaters unterschied. Es war natürlich kleiner, aber vor allem war es moderner. Auch hier fanden sich einige der Spielzeuge aus dem Unternehmen, aber vor allem hingen an den Wänden professionell aufgenommene Fotos von Coles Frau Susan und ihrem kleinen Sohn Oliver. Man sah die Familie beim Skilaufen in der Schweiz, beim Besuch der Pyramiden oder an Bord der Familien-Jacht. Cole war schon immer mehr am Vergnügen interessiert gewesen als an der Arbeit, die es brauchte, um das Vergnügen zu finanzieren.

Luke verdrängte den Gedanken. „Ich wollte dich nur warnen. Er ist immer noch nicht besonders begeistert darüber, dass ich die Firma verlasse.“

Cole lehnte sich zurück. „Keine Überraschung. Du warst schließlich sein Goldjunge, der einmal die Firma leiten sollte …“

Verbitterung klang in Coles Worten durch, doch daran war Luke gewöhnt. „Das hat sich geändert.“

„Nur weil du gegangen bist.“ Sein Cousin schüttelte den Kopf. „Pop ist noch immer entschlossen, dich in den Schoß der Familie zurückzubringen.“

Luke richtete sich auf. „Das wird nicht passieren. Ich habe jetzt meine eigene Firma.“

„Allerdings ist es nicht Barrett, oder?“

Wohl wahr. Ein Start-up-Unternehmen machte Spaß. War herausfordernd. Aber es war nicht mit der Leitung einer Firma wie Barrett zu vergleichen. Luke hatte eine Menge Arbeit und Herzblut in das Familienunternehmen investiert. Aber da er inzwischen das Gefühl hatte, dass sein Großvater ihm nicht mehr traute, wie sollte er da Barrett voller Selbstvertrauen leiten? „Das wird schon“, meinte er entschlossen. „Irgendwann.“

„Sicher doch. Wie auch immer.“ Cole stand auf. „Ich habe eine Verabredung zum Lunch.“

„Okay. Es ist nur …“ Er dachte daran, wie sein Großvater nach diesen Papieren gesucht und verwirrt ausgesehen hatte, als er sie nicht fand. „Halt mich auf dem Laufenden, was Pop angeht, ja?“

„Warum?“

Luke zuckte mit den Schultern. „Er wird alt.“

„Das lass ihn lieber nicht hören.“

„Nein, wohl nicht.“ Luke nickte und redete sich ein, dass er getan hatte, was er konnte. Er hatte versucht, noch einmal mit seinem Großvater zu reden, vergeblich. Also würde er sich jetzt um seine Angelegenheiten kümmern. „Okay, ich muss zum Flughafen. Grüß Susan und Oliver von mir.“

„Mach ich.“

Luke ging, ohne sich noch einmal umzublicken.

Jamison stand an seiner offenen Bürotür und sah seinem Enkel frustriert nach.

„Hat nicht funktioniert, was?“, fragte Donna.

„Komm mir nicht mit ‚Das habe ich doch gleich gesagt‘, Donna.“

„Ich habe gar nichts gesagt.“

„Du hast es gedacht.“

„Wenn du so gut Gedanken lesen kannst“, konterte sie, „hättest du wissen müssen, dass es ein Fehler war zu behaupten, Loretta hätte geweint.“

„Okay, okay“, brummte er. „Stimmt wohl. Zufrieden?“

„Nicht unzufrieden. Es ist immer schön, wenn man recht hat.“

Kopfschüttelnd blickte Jamison noch einmal zu Luke, der auf dem Weg zum Fahrstuhl einige Male stehen blieb, um mit Leuten zu reden. Er ging, und Jamison hatte keine Ahnung, wie er ihn zurückholen sollte. Jetzt war wohl der Zeitpunkt gekommen, schwerere Geschütze aufzufahren.

„Die Frau, von der du mir erzählt hast. Glaubst du immer noch, dass sie helfen kann?“

Donna hörte auf zu tippen und sah ihn an. „Offenbar ist sie ziemlich gut, also vielleicht ja.“

Jamison nickte. Er wollte seinen Enkel wieder in der Firma haben, verdammt. Wie zum Teufel sollte er sich jemals zur Ruhe setzen, wenn Luke nicht da war, um die Leitung zu übernehmen? Cole war gut in seinem Job, aber er hatte nicht die Fähigkeiten, die nötig waren, um Barrett wachsen zu lassen. Jamison brauchte Luke.

„Nun, ich habe es auf die sanfte Tour versucht“, murmelte er. „Jetzt müssen wir wohl ein bisschen Druck machen.“

„Wenn Luke das herausfindet, könnte es auch nach hinten losgehen.“

Er wischte ihre Warnung mit einer Handbewegung beiseite. „Dann müssen wir eben sicherstellen, dass er es nicht herausfindet, oder? Ruf sie an, Donna. Ich warte in meinem Büro.“

„Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache“, sagte sie, als sie zu wählen begann.

Jamison ging zurück zu seinem Schreibtisch, fragte jedoch noch: „Wo sind diese Statistiken, die du mir heute Morgen ausgedruckt hast?“

Verwirrt sah sie ihn an. „Die habe ich auf deinen Schreibtisch gelegt.“

„Du hast sie nicht weggenommen?“

„Warum sollte ich?“

„Okay, okay.“ Er nickte und versuchte sich zu erinnern, was er mit den verfluchten Papieren gemacht hatte. Dann fiel ihm noch etwas ein. „Ruf die Frau an. Aber, Donna, es besteht kein Grund, dass Loretta davon erfährt.“

Sie verdrehte die Augen.

„Das habe ich gesehen.“

„Solltest du auch.“

„Ich bin dein Chef, weißt du?“

„Lass es dir nicht zu Kopf steigen“, riet Donna ihm.

Am nächsten Nachmittag trat Fiona Jordan in das Restaurant im Gables, einem Fünf-Sterne-Hotel in San Francisco. Das Beste an ihrer eigenen Firma? Sie wusste nie, was am nächsten Tag passierte. Gestern hatte sie von ihrem Appartement in Long Beach aus gearbeitet, und heute war sie in einem tollen Hotel in San Francisco.

Lächelnd holte sie Luft und sah sich in dem gut besuchten, äußerst luxuriösen Restaurant um. Eine bodentiefe Fensterfront bot einen spektakulären Blick auf die Bay, wo die nachmittägliche Sonne das Wasser glitzern ließ.

Doch im Augenblick war ihre Aufmerksamkeit nicht auf die Aussicht gerichtet. Sie blickte sich im Raum um. Sie war schließlich hier, um eine bestimmte Person zu finden.

Als sie ihn entdeckte, schlug ihr Herz plötzlich schneller, und ein heißer, potenziell gefährlicher Schauer lief ihr über den Rücken.

Luke Barrett. Er hatte hellbraunes Haar mit sonnenhellen Strähnen, das gerade lang genug war, um sich auf dem Kragen seiner dunkelblauen Anzugjacke zu kräuseln. Sein Blick war starr auf sein Smartphone gerichtet, und offenbar nahm er die Menschen um sich herum gar nicht wahr.

Fiona konnte das nicht verstehen. Sie mochte Menschen. Redete gern mit ihnen, hörte gern ihre Geschichten – jeder hatte eine Geschichte zu erzählen – und fand gern heraus, was sie an ihnen mochte. Aber sie war bereits gewarnt worden, dass Luke so seiner Arbeit verschrieben war, dass er andere Menschen kaum registrierte.

Okay, dachte sie, dann muss ich einfach unvergesslich sein.

Luke saß allein an einem Tisch am Fenster, schenkte der Aussicht aber keine Beachtung. Fiona dagegen genoss den Blick auf ihn ein wenig zu sehr. Selbst sein Profil war aufregender als das Foto, das man ihr gegeben hatte.

Wieder verspürte sie dieses angenehme Prickeln, und einen Moment lang genoss sie es. Es war lange her, seit ein Mann diese Reaktion in ihr geweckt hatte. Himmel, sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann sie das letzte Mal Interesse an einem Mann verspürt hatte.

Wieder wanderte ihr Blick zu seinen ein wenig zu langen Haaren. Vielleicht entpuppte Luke Barrett sich als interessanter als erwartet. Allerdings musste sie jetzt erst einmal dafür sorgen, dass seine Aufmerksamkeit sich für einen Moment von seinem Telefon löste.

Fiona beobachtete, wie eine hübsche Frau an Luke vorbeiging und ihm ein Lächeln schenkte, nach dem sich andere Männer vermutlich verzehrt hätten – er bemerkte es nicht.

„Hm.“ Ein Treffen mit ihm würde sich nicht einfach gestalten. Da waren härtere Maßnahmen erforderlich. Entschlossen wandte Fiona sich zur Bar und bestellte ein Glas Chardonnay. Nachdem sie dem Barkeeper ein großzügiges Trinkgeld und ein Lächeln geschenkt hatte, nahm sie ihr Ziel ins Visier.

Sie holte tief Luft, warf sich ihr langes dunkelbraunes Haar über die Schulter und steuerte auf seinen Tisch zu. Der Saum ihres kurzen schwarzen Rocks schwang um ihre Schenkel, und ihre absurd hohen Absätze klackerten munter auf dem glänzenden Boden. Ihre dunkelgrüne langärmelige Bluse hatte einen tiefen Ausschnitt, und große goldene Creolen baumelten an ihren Ohren.

Sie sah gut aus, auch wenn sie das zu sich selbst sagte. Und es war eine Schande, dieses Outfit zu ruinieren, aber schwere Zeiten …

Ein Kellner ging an ihr vorbei; ganz gezielt geriet Fiona in Stolpern, taumelte ein paar Schritte vorwärts und warf sich und das Glas Wein mit einem kleinen Schrei auf Luke Barretts Schoß.

2. KAPITEL

Instinktiv griff Luke nach der Frau, die ihm aus dem Nichts in den Schoß gefallen war. Sie lächelte ihn an, und prompt verspürte er einen Anflug von Erregung in seiner Herzgegend. Als sie sich auf seinem Schoß wand, spürte er diese Erregung sehr viel weiter unten.

„Was zum Teufel?“ Er blickte in schokoladenbraune Augen und sah, dass sie lachte.

„Oh, entschuldigen Sie, ich bitte vielmals um Entschuldigung!“ Sie zappelte erneut, und sofort packte er sie, um sie stillzuhalten. „Ich vermute, ich bin über irgendwas gestolpert. Gott sei Dank waren Sie hier, sonst wäre ich womöglich auf etwas sehr viel Härteres gefallen.“

Als wäre er nicht hart genug. Und feucht. Der Wein, den sie in der Hand gehabt hatte, durchtränkte nämlich gerade sein Hemd und seine Hose. Noch während er das dachte, drehte die Frau sich ein wenig herum und griff nach einer Serviette, um ihre durchtränkte Bluse abzutupfen, bevor sie sich seinem Hemd zuwandte. Wenn sie auch noch anfing, seine Hose zu trocknen, war er ein toter Mann.

„Worüber sind Sie denn gestolpert?“ Er blickte auf den Boden und konnte nichts entdecken.

„Keine Ahnung“, gab sie zu. „Manchmal stolpere ich über die Luft.“

„Gut zu wissen.“

Sie legte den Kopf zur Seite, und ihr langes dunkelbraunes Haar glitt ihr über die Schultern. „Lassen Sie mich wieder aufstehen?“

Das war nicht unbedingt sein erster Gedanke. „Stolpern Sie noch einmal?“

„Nun, ich bin mir nicht sicher“, gab sie grinsend zu. „Alles ist möglich.“

„Dann ist es vielleicht sicherer, wenn Sie bleiben, wo Sie sind“, überlegte Luke, der von diesem Funkeln in ihren Augen gefangen gehalten wurde.

Noch einmal unternahm sie den sinnlosen Versuch, sein Hemd abzutupfen. Sie hätte mit einem Schwamm einen Ozean aufsaugen können.

„Ach“, sagte er und nahm ihr die Serviette ab. „Vergessen Sie’s.“

„Oh, aber es tut mir wirklich leid.“

„Ja, ja.“

„Obwohl … ich habe ja auch reichlich Wein auf meine Bluse bekommen.“

„Und darüber soll ich mich freuen?“

Sie zuckte mit den Schultern, und das dunkelgrüne, schulterfreie Oberteil rutschte noch ein wenig tiefer.

Sofort wanderte sein Blick zu ihren vollen Brüsten, und er überlegte, ob er wohl einen tieferen Einblick bekäme, wenn sie noch einmal mit den Schultern zuckte. Als er den Blick wieder hob, sah er, dass sie ihn wissend anlächelte.

Autor

Maureen Child
<p>Da Maureen Child Zeit ihres Lebens in Südkalifornien gelebt hat, fällt es ihr schwer zu glauben, dass es tatsächlich Herbst und Winter gibt. Seit dem Erscheinen ihres ersten Buches hat sie 40 weitere Liebesromane veröffentlicht und findet das Schreiben jeder neuen Romance genauso aufregend wie beim ersten Mal. Ihre liebste...
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