Verführung unterm Mistelzweig

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Ein verrückter Fall: Rechtsanwältin Alana soll Santa Claus verteidigen. Festgenommen wurde er von dem sexy Cop Noah Briscoe, mit dem Alana mal ein heißes Date hatte. Jetzt führt an Noah kein Weg vorbei - und plötzlich ist da sein atemberaubender Kuss unterm Mistelzweig …


  • Erscheinungstag 07.11.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733759742
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Sergeant Noah Briscoe, Leiter einer Ermittlungsgruppe der Polizei in Pine Crest, Virginia, starrte auf die schwelenden Trümmer des ehemaligen herrschaftlichen Wohnhauses von Colin T. Price, dem vermutlich beliebtesten Gouverneur aller Zeiten. Price Mansion war das meistbesuchte historische Wahrzeichen in der Stadt gewesen. Eine Million Touristen hatten es jährlich besichtigt.

Der beißende Gestank konfrontierte Noah mit düsteren Erinnerungen, die er ungeduldig zur Seite schob. Nein, daran wollte er nicht denken. Aber wie konnte er die Vergangenheit ausblenden, wenn der Schutt, verschmorte Metallpfeiler und die glimmende Asche ihm ein anderes abgebranntes Haus, eine andere verletzte Frau und ein anderes ruiniertes Weihnachtsfest ins Gedächtnis riefen?

Noah hatte gerade in einem rund um die Uhr geöffneten Fitnessstudio seine Frustration mit Sport abgebaut, als er den Anruf der Einsatzzentrale erhalten hatte. In letzter Zeit schlief er schlecht, was viel mit dem Stress in der Weihnachtszeit zu tun hatte. Im November und Dezember nahmen die Verbrechen – Raubüberfälle, Ladendiebstähle, häusliche Gewalt – signifikant zu. Die Feiertage hatten etwas an sich, das die Menschen aggressiv machte und anstachelte. Wenn es nach ihm ginge, gehörte das verdammte Weihnachtsfest verboten.

Aber es gab noch einen Grund, weshalb er Probleme mit dem Einschlafen hatte. Seit fast einem Jahr hatte er keinen Sex mehr gehabt. Er musste dringend wieder einmal mit einer Frau ins Bett gehen. So viel Sport wie möglich zu machen, war auf Dauer keine Lösung.

Wann immer Noah an Sex dachte, hatte er Alana O’Hara vor Augen. Die temperamentvolle, rothaarige Rechtsanwältin hatte er im vergangenen Sommer fast dazu überredet, bevor die Vernunft die Oberhand gewonnen hatte. Sie hatten wochenlang miteinander geflirtet, sich einmal in ihrem Büro heiß und leidenschaftlich geküsst und waren genau zu einem Date verabredet gewesen.

Nachdem sie am Ende des Abends auf dem Rücksitz seines SUV heftig rumgemacht hatten, hatte Alana gekniffen. Sie hatte ihm gesagt, dass sie beide einfach nicht zusammenpassten. Selbst wenn die sexuelle Anziehung zwischen ihnen nicht zu leugnen wäre. Und sie hatte recht. Sie waren wie Feuer und Wasser. Aber, verdammt, diese Frau war einfach etwas Besonderes. Sie hatte eine tolle Figur, einen scharfen Verstand und keine Angst, ihre Meinung zu vertreten.

Noah unterdrückte ein Lächeln. An Alana zu denken, hatte den erwünschten Effekt. Die verstörenden Weihnachtserinnerungen spukten ihm nicht mehr im Kopf herum. Jetzt muss ich mich wieder auf meine Aufgabe hier konzentrieren.

Der Brandermittler Bic Beckham stocherte in der Asche herum. Mitarbeiter der Spurensicherung machten Fotos. Feuerwehrmänner liefen geschäftig hin und her. Seine Leute waren damit beschäftigt, den Tatort mit gelbem Flatterband abzusperren, tragbare Scheinwerfer aufzustellen und die Schaulustigen hinter den Polizeibarrieren auf Abstand zu halten.

Sanitäter trugen die noch nicht identifizierte, bewusstlose Frau auf einer Trage zum Krankenwagen am Straßenrand. Sie hatte Price Mansion nicht mehr rechtzeitig verlassen können und eine Rauchvergiftung erlitten. Wer war sie, und was hatte sie nach den offiziellen Öffnungszeiten noch in dem Haus zu suchen gehabt? Wenn Noah hier fertig wäre, würde er sich auf den Weg ins Krankenhaus machen, um sich nach ihrem Gesundheitszustand zu erkundigen. Wenn die Frau starb, hatte die Polizei es mit einem Mordfall zu tun, und Mordkommission würde die weiteren Ermittlungen übernehmen.

„Briscoe.“ Bic winkte ihn zu sich. „Kommen Sie her.“

Auf dem Weg zu ihm lief Noah vorsichtig um die Wasserlachen und heißen Trümmerteile herum. Beckham stand neben einem Haufen ramponierter Ziegelsteine, aus denen sich vor dem Brand einer der vier Schornsteine zusammengesetzt hatte. „Was haben Sie entdeckt?“

„Sehen Sie sich das an.“ Er zeigte auf ein dünnes schwarzes dreieckiges Zeichen, das sich in die Pflastersteine rund um den eingestürzten Kamin eingebrannt hatte.

Dieses sehr schmale verkohlte Muster in V-Form war ein Hinweis darauf, dass das Feuer heißer als normalerweise gebrannt hatte. Zum Beispiel weil das Feuer absichtlich gelegt wurde und ein Brandbeschleuniger benutzt worden war. Noah rieb sich das unrasierte Kinn.

„Wenn die Glut abgekühlt ist und wir anfangen können, die Asche zu durchsuchen, weiß ich mehr“, sagte Bic. „Aber angesichts dieses Brandzeichens und den Beobachtungen der Feuerwehrleute über die Entwicklung des Feuers scheint es sich hier um Brandstiftung zu handeln.“

Er fuhr sich durch die Haare. Wer könnte die größte Touristenattraktion der Stadt abfackeln wollen und warum? Während Bic sich wieder seiner Arbeit zuwandte, rief Noah seine Männer zu sich und informierte sie über den Verdacht. Die meisten Brandstifter verspürten den Drang, das Feuer zu beobachten, das sie gelegt hatten. Oft wurden sie währenddessen entdeckt und gefasst. „Kommt Ihnen bei den Schaulustigen irgendjemand verdächtig vor?“

„Außer dem Weihnachtsmann, meinen Sie?“, fragte Jimmy Thornton, der erst seit kurzem bei der Polizei und noch nicht ganz trocken hinter den Ohren war.

Der Weihnachtsmann? Noah sah in die Richtung, in die Jimmy zeigte. Tatsächlich stand mitten in der Menschenansammlung ein als Santa Claus verkleideter Mann. Noah sah dem Mann in die blauen Augen. Dessen Alter konnte er nicht schätzen. Der Weihnachtsmann wich seinem Blick nicht aus. Noah lief es unerklärlicherweise kalt über den Rücken. War seine Reaktion nur auf seine Aversion gegen alles zurückzuführen, was mit Weihnachten zusammenhing? Oder wollte ihm sein Bauchgefühl etwas sagen? „Gehen Sie zu ihm und finden Sie heraus, wer er ist“, wies er Jimmy an.

„Sie halten den Weihnachtsmann doch nicht wirklich für den Brandstifter?“

Er rief den jungen Polizisten wegen dessen Naivität mit einem strengen Blick zur Ordnung. „Nur weil er ein Santa-Claus-Kostüm anhat, ist doch nicht ausgeschlossen, dass er das Gesetz bricht.“

Jimmy wurde rot.

Der Grünschnabel hat bestimmt noch vor ein paar Jahren am Heiligabend seinen Strumpf am Kamin aufgehängt und darauf gewartet, dass Santa in der Nacht durch den Kamin ins Haus kommt und ihm den Strumpf mit Gaben füllt. Zur Hölle, wahrscheinlich tat Jimmy das noch immer. „Thornton, so etwas wie den Weihnachtsmann gibt es in Wirklichkeit nicht. Und jetzt Abmarsch.“ Er deutete mit dem Kopf auf den pausbäckigen Mann ganz in Rot.

„Ich bin schon unterwegs, Sergeant.“ Er lief eilig weg.

„Scrooge“, neckte Beckham ihn in Anspielung auf den grantigen Geizhals und totalen Weihnachtsverächter aus Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte.

Noah drehte sich zu Bic um, der ihn angrinste. „Nicht Sie auch noch.“

„Oh, mir ist völlig bewusst, dass es Brandstifter in allen möglichen Ausführungen, Altersklassen und Outfits gibt. Aber jetzt mal im Ernst – warum sollte der Mann ausgerechnet in einem Santa-Claus-Kostüm Brandstiftung begehen? Darin hat er zu wenig Bewegungsfreiheit und zieht viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Ganz zu schweigen davon, dass er sich den roten Mantel mit dem Ruß ruiniert.“

„Dann kann er einfach behaupten, das rührte daher, dass er einen Kamin hinuntergerutscht ist. Die perfekte Ausrede.“

Bic lachte und nahm seine Arbeit wieder auf. Noah ging um das Haus herum zu dessen Vorderseite, die weitgehend intakt geblieben war. Im Foyer hatten die zuerst eingetroffenen Rettungskräfte die geheimnisvolle, bewusstlose Frau gefunden. Sie hatte keinerlei Papiere am Körper getragen, anhand derer man sie hätte identifizieren können. Aber vielleicht hatte sie eine Handtasche dabeigehabt. Er öffnete die Haustür. Alles war von dem Löschwasser durchweicht. Doch in diesem Teil des Hauses befand sich viel weniger Schutt.

Er betrat das Foyer, holte eine Taschenlampe aus der Jackentasche und sah sich im Lichtstrahl den Fußboden genauer an. Durch die Hitze hatte sich das alte Mahagoniholz verformt. Was für eine Schande. Kopfschüttelnd begutachtete er den verkohlten Perserteppich, der vom Foyer in den Salon führte. Als er noch ein Kind gewesen war, hatte ihn seine Mutter zu einem Weihnachtsausflug hierher mitgenommen. Sie hatte sowohl die Weihnachtsfeiertage als auch die Geschichte dieses Hauses geliebt.

Verdammt, jetzt stiegen diese alten Erinnerungen erneut in ihm auf. Seitdem waren zwanzig Jahre vergangen. Aber Weihnachten war ein Fluch. Und jetzt, da das Feuer Price Mansion zerstört hatte, war es unausweichlich, dass er an das damalige Feuer dachte. Noah fuhr sich über das Gesicht. Was war nur los? Mit der Vergangenheit hatte er eigentlich seit langem seinen Frieden gemacht.

Schluss damit. Er entschied, sich mit einem der nicht jugendfreien Tagträume abzulenken, in denen Alana O’Hara die Hauptrolle spielte. Seine Wahl fiel auf den, in dem sie schwarze Lederstiefel trug, die ihr bis zum Oberschenkel reichten, und dazu einen winzigen roten Bikini. Bei dieser Vorstellung lächelte er. Ihre Beziehung mochte nie wirklich begonnen haben. Aber Alana war ihm eine große Hilfe, wenn er auf andere Gedanken kommen musste. Allein diese endlos langen Beine und die rote Mähne …

Moment mal. Da glitzerte etwas im Lichtstrahl der Taschenlampe. Noah konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe und entdeckte eine goldene Gürtelschnalle an einem etwa zehn Zentimeter dicken schwarzen Gürtel, der lang genug für einen Taillenumfang von 110 Zentimetern war. Er holte ein Paar Plastikhandschuhe aus seiner Jackentasche und entfernte vorsichtig ein verkohltes Stück Tapete vom Beweisstück. Der Gürtel war genau so ein Modell, wie es ein Weihnachtsmann tragen könnte. Was hatte er im Foyer des Price Mansion zu suchen?

Nur fünfzehn Prozent der Fälle, in denen es um Brandstiftung ging, wurden jemals gelöst – auch wenn die Fernsehnachrichten die Leute das Gegenteil glauben machten. Könnte er aus dem Stand zu den wenigen Glücklichen gehören, denen es doch gelang? Er zog die Handschuhe aus, ging nach draußen und rief einen der Mitarbeiter der Spurensicherung, damit das Beweisstück zunächst fotografiert und dann in einer Plastiktüte sichergestellt würde. Mit den Augen suchte er die Menschenansammlung ab, konnte aber weder Jimmy Thornton noch den Weihnachtsmann ausmachen.

Einer seiner Männer kam zu ihm. „Sergeant, wir haben eine Zeugin.“

„Wen?“

Der Officer blickte auf seinen Tablet-PC. „Ihr Name ist Agnes Gaines. Wohnt nebenan.“

„Wo ist sie?“

Er zeigte auf eine ältere Frau, die hinter der nächsten Barriere stand.

„Bringen Sie die Frau zu mir“, ordnete Noah an.

Die Nachbarin war sehr dünn, hatte kurze weiße Haare und braune Augen. Sie trug eine viel zu große Brille, Hausschuhe und einen Männermantel über dem Pyjama. „Was haben Sie gesehen, Mrs Gaines?“

„Ms Gaines“, verbesserte sie ihn. „Ich habe nie geheiratet.“

„Haben Sie etwas beobachtet?“

Sie nickte. „Ich konnte nicht schlafen und bin aufgestanden, um mir ein Glas heiße Milch zu machen.“

„Wann genau war das?“

„Hm, etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht“, antwortete Agnes Gaines.

Noah warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Jetzt war es zwei Uhr nachts. „Was haben Sie gesehen?“

„Durch das Küchenfenster habe ich gesehen, dass Vollmond ist. Ich liebe den Vollmond. Also bin ich auf die Veranda hinter dem Haus gegangen, um ihn besser betrachten zu können.“

Er wollte ihr sagen, dass sie sich kurzfassen und zum Punkt kommen sollte. Doch er zwang sich zur Geduld. Zuhören zu können, gehörte zum Handwerkszeug eines erfolgreichen Ermittlers. „Ja, Ma’am.“

„Der Mond stand direkt über Price Mansion. Es war so ein elegantes, altes Haus. Eine Schande ist das.“ Agnes Gaines schüttelte den Kopf.

Noah räusperte sich.

„Ich schweife ab, nicht wahr? Also, der Mond schien hell, und ich habe gesehen, wie die Haustür aufging. Da es im Haus stockdunkel war und es um fünf Uhr nachmittags für die Öffentlichkeit geschlossen wird, bin ich aufmerksam geworden. Ich dachte, dass vielleicht Jugendliche am Werk sind, die sich einen Scherz erlauben. Und als die Tür offen war, wer ist dann herausspaziert? Was vermuten Sie?“

„Keine Ahnung, Ma’am.“

„Ich mache es spannend, nicht wahr? Verzeihen Sie, Officer, das ist eine schlechte Angewohnheit von mir. Ich war zweiundvierzig Jahre lang Schauspiellehrerin auf der Highschool.“

Noah trat von einem Fuß auf den anderen und sah sie an. „Ja, Miss Gaines.“

„Raten Sie?“

„Der Weihnachtsmann.“

„Woher wissen Sie das?“, fragte sie enttäuscht.

„Zufallstreffer.“ Noah wandte sich an den Officer, der die Frau zu ihm gebracht hatte. „Begleiten Sie Miss Gaines nach Hause.“

„Ja, Sir.“

Autor

Lori Wilde
<p>Lori Wilde hat mehr als neununddreißig erfolgreiche Bücher geschrieben, von denen etliche auf der Bestsellerliste der New York Times landeten. Sie arbeitete 20 Jahre als Krankenschwester, doch ihre große Liebe ist die Schriftstellerei. Lori Wilde liebt das Abenteuer. Unter anderem läuft sie Marathon, nimmt Flugstunden, tritt mit einer professionellen Jazzband...
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