Verliebt wie nie zuvor

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Ein romantisches Picknick im Hyde Park, vielleicht sogar ein Besuch im Buckingham Palace? Die Reporterin Tyler kann ihr Glück kaum fassen, als sie das Angebot erhält, den umschwärmten Hollywood-Star Zak Prince eine Woche lang in London zu begleiten. Eine Exklusivstory über ihn ist die große Chance! Doch je mehr Zeit Tyler mit Zak verbringt, desto stärker fühlt sie sich zu ihm hingezogen, verliebt sich wie nie zuvor. Auf keinen Fall will sie ihren Traummann jetzt noch in der Zeitung bloßstellen. Sie möchte nur seine Nähe genießen. Liebesglück pur! Bis eine Intrige alles wieder zu zerstören droht …


  • Erscheinungstag 10.05.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733777968
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Sie sind ja gar kein Mann“, sagte Zak Prince verblüfft und rieb sich das Kinn.

„Warum sollte ich?“ Die fremde Frau, die vor der Tür seiner Hotelsuite stand, sah ihn unerschrocken aus braunen Augen an. „Wer hat Ihnen denn diesen Floh ins Ohr gesetzt?“

Zaks Blick verfinsterte sich. „Mein Bruder, vermutlich.“

„Ihr Bruder hat mich mit einem Mann verwechselt?“ Sie schüttelte den Kopf und lächelte.

Nein, natürlich passierte seinem weltgewandten und superschlauen großen Bruder so etwas nicht. Nik hatte sich wieder einmal einen seiner Späße erlaubt, als er verschwieg, dass der angekündigte Mensch von der Zeitung eine Reporterin war. Zak hatte also mit einem Mann gerechnet. Doch nun entpuppte sich Tyler Wood als bildhübsche junge Frau, und abgemacht war, dass sie ihn sieben Tage lang begleiten würde, um eine Exklusivstory über ihn zu veröffentlichen.

Zak wusste nicht, über wen er sich mehr ärgern sollte. Über Nik oder diese Reporterin. „Mein Bruder hat mich schlecht informiert. Auch dass Sie aus den Staaten sind, hat er nicht erwähnt“, sagte er missmutig. Er hatte sich auf einen Engländer eingestellt. Wahrscheinlich würde es ihm nicht so leichtfallen, eine Landsmännin davon abzuhalten, in seinem Leben herumzuschnüffeln.

Tyler Wood zuckte mit den Schultern. „Ihr Bruder ist also nicht nur der Presse gegenüber wortkarg. Interessant.“

Was hatte Nik ihm da nur wieder eingebrockt? Zak fühlte sich unwohl in seiner Haut.

Diese Reporterin hatte eine verdammt weibliche Ausstrahlung. Trotz der grünen Kampfhose, die sie trug, und dem dazu passenden schwarzen T-Shirt. Trotz der modisch kurz geschnittenen dunklen Haare. Wer sie für einen Mann hielt, musste gänzlich blind und empfindungslos sein. Die Farbe ihrer Augen erinnerte Zak an geschmolzene Schokolade. Wegen der bezaubernden Stupsnase wirkte Tyler Wood zwar ein wenig frech, aber ihre aufgeworfenen Lippen empfand er als einladend. Und selbst ihre für seinen Geschmack allzu legere Kleidung verbarg nicht, dass sie eine schmale Taille, kurvenreiche Hüften und üppige Brüste hatte.

„Wie kommt eine Amerikanerin dazu, für ein englisches Blatt zu arbeiten?“, fragte Zak. In den USA gab es doch wahrlich genug Zeitungen und Zeitschriften, für die sie hätte schreiben können. Warum hatte sie sich die Mühe gemacht, den Atlantik zu überqueren, um in England Beschäftigung zu suchen?

Tyler Wood sah ihn lange an, bevor sie mit einer Gegenfrage antwortete. „Das Gleiche könnte ich Sie fragen: Warum drehen Sie in England Filme?“

Er starrte sie an und wusste immer noch nicht, was er mit dieser Frau anfangen sollte.

„Darf ich eintreten?“, fragte sie.

Natürlich konnte er sie nicht den ganzen Morgen im Hotelflur stehen lassen, aber der Gedanke, sieben Tage an diese hübsche Amerikanerin gekettet zu sein, wurde ihm immer unheimlicher.

Sein Bruder hatte das arrangiert. Und Zak war nur zähneknirschend bereit gewesen, ihm diesen Gefallen zu tun. Tyler Wood war nämlich die Reporterin gewesen, die das Geheimnis von Niks frisch angetrauter Ehefrau Jinx beinahe gelüftet hätte. Um Jinx vor der Öffentlichkeit zu schützen, hatte sein Bruder ausgehandelt, dass Tyler Wood ihre Recherchen einstellte und als Gegenleistung die Möglichkeit erhielt, eine Woche lang mit dem international bekannten Schauspieler Zak Prince Gespräche zu führen.

Um einen männlichen Reporter zufriedenzustellen, hätte Zak sich mit ihm ins Londoner Nachtleben gestürzt. Dabei wäre genug Stoff abgefallen, um Zaks Image zu bestätigen. So etwas machte zwar keinen Spaß, gehörte jedoch zum Geschäft. Aber was sollte er für die Reporterin Tyler Wood anstellen?

Er atmete tief ein. „Na gut, dann kommen Sie herein“, sagte er nicht gerade freundlich und stieß die Tür auf, um sie hereinzulassen.

Als sie an ihm vorbeiging, streifte ihn ein eben wahrnehmbarer Blumenduft, und er stellte fest, dass sie ihm kaum bis unter das Kinn reichte. Dann drehte sie sich wieder zu ihm um und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. Ihre schwarzen Wimpern wirkten fast unnatürlich lang, waren aber zweifelsohne echt.

Zak ärgerte sich. Bisher war sein Verhältnis zur Presse unkompliziert gewesen. Immer hatte er die Zügel in der Hand behalten und seine Bedingungen diktieren können. Auch wenn er es mit Reporterinnen zu tun gehabt hatte. Aber wie sollte er mit dieser Journalistin eine Woche verbringen und die Finger von ihr lassen? Das war eine Zumutung.

Sie neigte den Kopf zur Seite und schaute Zak nachdenklich an. „Ich muss zugeben, dass ich Sie mir umgänglicher und freundlicher vorgestellt habe“, sagte sie schließlich.

Natürlich, sie erwartete die Fassade, die er den Medien zu präsentieren pflegte. Sie Tyler Wood gegenüber aufrechtzuerhalten erschien ihm unendlich schwer. Schon gar über einen längeren Zeitraum hinweg.

„Sie müssen entschuldigen. Es ist erst neun Uhr, und ich war nicht vor vier im Bett. Aber für Sie werde ich mich ab sofort zusammenreißen. Wie lässig und nett hätten Sie mich denn gern?“

Sie lachte auf. „Entschuldigen Sie, Mr Prince. Ich wollte mich nicht über Unhöflichkeit beklagen.“

Ihre Bemerkung machte ihn skeptisch. Denn natürlich hatte er sie nicht zuvorkommend behandelt. Und auch sein Aufzug musste sie vor den Kopf stoßen. Die gestrige Party war ziemlich wild gewesen, wahrscheinlich hatte er auch zu viel Champagner getrunken. Jedenfalls war er erst wach geworden, als es an seiner Tür geklopft hatte. Da blieb ihm nichts anderes übrig, als wieder in seine schwarze Hose zu schlüpfen und das weiße Seidenhemd von gestern Nacht überzuwerfen, um unrasiert und mit zerzaustem Haar zur Tür zu stolpern. Zak war, weiß Gott, kein Lackaffe, aber er wusste sehr wohl zwischen Lässigkeit und Vernachlässigung zu unterscheiden. Welchen Eindruck er jetzt machte, war ihm durchaus klar.

„Doch, ich war unhöflich. Ich will mich nicht herausreden, aber vielleicht macht sich das Alter schon bemerkbar. Früher konnte ich die ganze Nacht durchfeiern und trotzdem um sechs Uhr morgens frisch und munter am Drehort erscheinen. Das dürfen Sie aber bitte nicht veröffentlichen“, fügte er rasch hinzu, als sie in ihre Hosentasche griff, um ein kleines Notizbuch und einen Stift herauszuziehen.

„Schade“, sagte sie enttäuscht, und ihre braunen Augen wurden noch dunkler. Dann steckte sie die Schreibsachen zurück in die Tasche und sah ihn nachdenklich an. „Wie alt sind Sie denn?“

„Sechsunddreißig. Und Sie?“, platzte er heraus.

„Sechsundzwanzig“, antwortete sie, ohne zu zögern.

Er nickte, das hatte er sich schon gedacht. „Dann dürfte es Ihnen ja noch leichtfallen, nach einer durchfeierten Nacht zur Arbeit zu gehen.“

Wieder lachte sie auf. „Nein. Das habe ich noch nie geschafft.“

„Wie tröstlich für mich.“

„Mr Prince …“

„Bitte nennen Sie mich Zak“, unterbrach er sie. „Mit Mr Prince ist eher mein älterer Bruder gemeint. Ich fühle mich da nicht angesprochen.“

Zu Nik passte der Name wirklich gut. So selbstbewusst, entschlossen und überlegen, wie sein Bruder nun einmal war. Nur eine einzige Schwäche hatte der Mann, und das war Jinx, mit der er jetzt glücklich verheiratet war.

„Ich frage mich, Mr … Zak“, korrigierte sie sich, weil er ihr einen strengen Blick zuwarf, „also ich frage mich, ob Sie sich vielleicht zu diesem Interview durch Ihren Bruder und mich gezwungen fühlen?“

„Ob ich mich gezwungen fühle?“, wiederholte er ungläubig. „Meine liebe Miss Wood …“

„Tyler, bitte“, verbesserte sie augenzwinkernd.

„Also, Tyler.“ Er nickte ungeduldig. „Ich fühle mich nicht nur gezwungen. Ich bin tatsächlich zu diesem Interview gezwungen worden. Und zwar von meinem Bruder, der bei Ihnen im Wort stand. Trotzdem danke, dass Sie sich nach meinen Gefühlen erkundigen. Was wollen Sie überhaupt aus dem Interview machen? Und für welche Publikation arbeiten Sie diesmal eigentlich, wenn ich fragen darf?“

Sie sah ihn ausdruckslos an, und er gewann Oberwasser. „Die Zeitung, in der Ihr letzter Bericht über Nik und Jinx erschienen ist, dürfte sich ja wohl kaum für einen anspruchsvollen und gut recherchierten Artikel über mich interessieren.“

Irrte er sich, oder wich sie jetzt tatsächlich seinem Blick aus? Es würde ihn nicht wundern, wenn sie sich dafür schämte, für diese Boulevardzeitung zu arbeiten, die diese Geschichte über Jinx und Nik als Aufmacher benutzt hatte. Skandalblatt war noch eine freundliche Bezeichnung für dieses geschmacklose Presseerzeugnis.

Doch Tyler schenkte ihm schon wieder ihr unwiderstehliches Lächeln. „Sie haben recht, Mr … Zak. Aber The Daily Informer hat eine Sonntagsausgabe mit einer Hochglanzbeilage.“

„Und darin soll dann das Interview erscheinen?“

Sie wandte den Kopf und schaute aus dem Fenster über die Skyline von London. „Eine beeindruckende Aussicht haben Sie von hier aus“, sagte sie.

„Ja, sehr“, stimmte Zak zu. „Tyler, ich habe den Eindruck, dass Sie …“ Er verstummte, weil es wieder an der Tür klopfte.

„Das wird mein Kollege sein. Er ist Fotograf“, erklärte sie die Störung, als er mürrisch zur Tür sah.

„Nein“, sagte Zak.

„Ich denke, doch“, widersprach sie mit Blick auf die große Uhr an ihrem zarten Handgelenk. „Ich habe Perry gebeten, um Viertel nach neun nachzukommen.“

„Ich wollte nicht Ihre Vermutung bezweifeln“, erklärte Zak. „Ich wollte Sie lediglich darauf hinweisen, dass die Vereinbarung, die Sie mit meinem Bruder getroffen haben, keine weitere Person einschließt. Ich habe wenig Lust, eine Woche lang mit einem Fotografen im Schlepptau herumzuziehen. Ich mag nicht, wenn man mir ständig eine Kamera vor die Nase hält und mir in die Augen blitzt.“

„Aber ich brauche doch Fotos zu meinem Artikel“, protestierte sie.

„Die werden Sie bekommen. Am Ende der Woche. Dann, wenn es mir passt.“

Tyler schnappte nach Luft und machte Anstalten, Einspruch zu erheben, aber sein entschlossener Blick schien sie davon zu überzeugen, dass das reine Zeitverschwendung war. „Einverstanden. Ich sage nur schnell Perry Bescheid, und dann können wir gleich fortfahren …“

„Ich werde mich wieder ins Bett legen, Tyler“, fiel ihr Zak ins Wort. „Nur wenn Sie mich dorthin begleiten, können wir gleich fortfahren …“ Er schaute sie herausfordernd an.

Die erzwungene Situation machte ihm keinen Spaß, und noch viel weniger behagte ihm die Vorstellung, eine Woche lang von dieser Frau wie ein Schatten verfolgt zu werden. Nur aus Liebe zu seinem älteren Bruder und aus Hochachtung vor dessen Frau wollte er Tyler Wood jetzt nicht den Laufpass geben und ihr sagen, dass sie sich dieses Interview aus dem Kopf schlagen sollte.

Die Reporterin sah ihn zweifelnd an. „Sagen Sie, Zak, macht es Ihnen eigentlich Spaß, mit mir zu spielen?“, fragte sie schließlich.

„Unter anderen Umständen gewiss“, spottete er und freute sich, weil sie rot wurde. „Aber heute? Und in diesem Moment? Mit einem vor der Tür lauernden Fotografen?“ Er schüttelte den Kopf. „Das Einzige, was mir jetzt Spaß machen könnte, wäre noch ein wenig Schlaf. Und deshalb möchte ich mich lieber wieder allein ins Bett legen.“

„Natürlich“, sagte sie leichthin und ging mit entschlossenem Schritt zurück zur Tür. „Wir sehen uns später. Am Nachmittag vielleicht? Ohne den Fotografen, selbstverständlich.“

„Ja, am Nachmittag vielleicht“, stimmte Zak zu. „Aber denken Sie daran, mich anzurufen, bevor Sie kommen. Das erspart Ihnen vielleicht Peinlichkeiten“, fügte er hinzu. „Es könnte nämlich durchaus sein, dass ich nicht allein bin.“

Die Hand schon auf der Türklinke, drehte Tyler sich noch einmal nach ihm um. „So leicht bin ich nicht in Verlegenheit zu bringen, Zak. Trotzdem war es eine angenehme Überraschung für mich, Sie heute Morgen allein anzutreffen.“

„Nicht schlecht gekontert!“, bemerkte Zak anerkennend.

Sie hielt inne, bevor sie die Klinke hinunterdrückte. „Nur noch eine Frage, ja? Als Sie im vergangenen Jahr mit John Devaro drehten …“

„Nicht noch ein Devaro-Fan!“, stöhnte er auf, bevor er antwortete: „Ja, er sieht so gut aus wie auf der Leinwand. Ja, er ist wirklich ein lustiger Vogel. Ja, er …“

„Eigentlich wollte ich nur wissen, ob Sie sich zurückgesetzt fühlten, weil Devaros Name auf allen Plakaten über Ihrem stand“, unterbrach ihn Tyler trocken.

Das war zweifelsohne ein Angriff, und Zak hatte nicht damit gerechnet. „Wir haben darüber gesprochen und uns darauf geeinigt, unsere Namen alphabetisch anzuordnen.“

„Danke.“ Sie nickte ihm zu. „Bis später!“ Und mit einem Lächeln auf den Lippen verließ sie seine Suite.

Konnte es sein, dass er Tyler Wood unterschätzt hatte? Diese junge Amerikanerin, die in einem fremden Land ihr Glück suchte, dazu in einem Beruf mit starker Konkurrenz, verfügte vielleicht über mehr als verführerische schokoladenbraune Augen und ein hinreißendes Lächeln.

Und wenn es so war? Soweit er es beurteilen konnte, gab es zwei Möglichkeiten, mit ihr umzugehen. Denn einerseits machte sie ihn wütend, ohne es zu beabsichtigen, und er könnte leicht damit weitermachen, sich wie ein Ekelpaket zu benehmen. Andererseits fühlte er sich zu ihr hingezogen und könnte versuchen, sie so weit zu bringen, dass sie mit ihm ins Bett ging. Das musste ihm doch, verdammt noch mal, gelingen. Und dann? Würde er sich später dafür verfluchen.

Die Auswahl war nicht gerade groß.

2. KAPITEL

„Arroganter Blödmann“, fluchte Perry, als sie gemeinsam durch die weiträumige Hotelhalle auf die Drehtüren zugingen, durch die man die Straße erreichte. Tyler konnte seinen Ärger verstehen. Sie hatten nun schon seit sechs Monaten hin und wieder zusammengearbeitet, aber so etwas war ihnen bisher noch nie passiert – dass ein Interviewpartner sich die Anwesenheit eines Fotografen verbat. Was die Frage aufwarf, wie ernst Zak Prince das Ganze überhaupt nahm.

„Mach dir nichts draus“, tröstete sie ihren Kollegen, als sie hinaus in den wärmenden Sonnenschein traten. „Du wirst schon noch zum Zug kommen, Perry.“

„Ja, klar“, sagte er in selbstgefälligem Ton. „Ich komme immer zum Zug. Aber ich hätte diese Woche gern mit euch beiden verbracht, statt mich im Hintergrund zu halten.“

Wieder spürte Tyler, dass Perry sich mehr von ihrer kollegialen Beziehung versprach. Ihr war das gar nicht recht.

Nicht, dass sie etwas gegen ihn hatte. Er war ein gut aussehender Mann mit dunklen Haaren und warmen blauen Augen, aber sie empfand höchstens freundschaftliche Gefühle für ihn wie zu einem Bruder.

Aber das war nicht der einzige Grund, weshalb die Beziehung zu ihm nicht intensiver werden durfte: Sie wollte ihm nichts von sich erzählen. Keiner sollte erfahren, wer sie war. Für alle Menschen, mit denen sie in England Umgang pflegte, war sie Tyler Wood, eine angehende Reporterin. Und das musste so bleiben.

„An deiner Stelle würde ich mich in der kommenden Woche vorsehen“, sagte Perry. „Zak Prince soll ein Draufgänger sein. Es heißt, dass er jede Frau zu verführen versucht, mit der er nur fünf Minuten allein ist.“

Tyler schnitt ein Gesicht. „Mag sein. Aber wenn er immer so schlechte Laune hat wie heute Morgen, gelingt ihm wohl selten eine Eroberung.“

Natürlich wusste sie, dass das nicht stimmte. Zak galt als der zugänglichste und als der Charmeur unter den Prince-Brüdern. Nik, der Älteste, stand im Ruf der Unnahbarkeit, zumindest bis zu seiner Hochzeit. Der Jüngste, Rik, war in sich gekehrt und kapselte sich von der Öffentlichkeit ab.

Aber an einem Montagmorgen um neun Uhr, nach einem vollen Wochenendprogramm, hatte Zak Prince seinen berühmten Charme offenbar zur Gänze versprüht.

Auch diesen Zeitpunkt für ihr erstes Treffen hatte sein Bruder Nik noch festgelegt, bevor er sich in die Flitterwochen verabschiedet hatte. Vielleicht nicht ohne Hintergedanken, kam Tyler nun der Verdacht. Das spräche zwar nicht für Freundlichkeit Zak und ihr gegenüber, aber für Freundlichkeit war Nik Prince nun wahrlich nicht berühmt. Gewiss steckte Absicht dahinter, dachte sie bestürzt. Ihre Woche mit Zak Prince begann nicht gerade vielversprechend.

Die Sprache darauf bringen konnte sie erst am Abend in der Hotel-Lounge. Denn als sie Zak, wie verabredet, am Nachmittag angerufen hatte, schlief er noch.

„Ich weiß, womit ich Ihren Bruder verärgert habe und warum er diesen frühen Morgentermin für uns festlegte. Damit ich auf Granit beiße, weil Sie montags um diese Zeit garantiert übellaunig sind. Aber können Sie mir verraten, was Sie ihm angetan haben?“

„Scharfsinnig kombiniert, Tyler.“ Zak lachte. Überhaupt wirkte er jetzt am Abend viel entspannter, saß lässig in einem Sessel und trug dabei bequeme Jeans und ein T-Shirt. „Bei Nik muss man sich immer auf etwas gefasst machen.“ Er zuckte die Schultern. „In diesem Fall war es wohl nur ein Scherz.“

„Ha, ha“, machte Tyler, „sehr lustig.“

„Wirklich. Mein Bruder hat einen eigenartigen Humor.“ Er schaute sie vergnügt an.

Und nun verstand Tyler auch, warum Zak beim Publikum so beliebt war und bereits drei Oscars erhalten hatte. Sein Lächeln war umwerfend, geradezu faszinierend. Und auch sonst gefiel ihr, was sie sah. Sein weizenblondes Haar, seine himmelblauen Augen, seine klaren männlichen Gesichtszüge.

Sie musste sich am Zügel reißen. Sie war nicht hier, um sich bezaubern zu lassen, sondern um eine bisher noch nicht beschriebene Seite an Zak Prince zu entdecken.

In diesem Mann steckte mehr als ein Charmeur, als der er bisher immer porträtiert worden war. Da war sie sich ganz sicher. Gewiss, es gab Gerüchte über Affären mit verheirateten Frauen und sogar bösartige Vermutungen, dass die Prince-Brüder ihren Erfolg geheimnisvollen Verbindungen zur Unterwelt verdankten, was natürlich Unsinn war. Über alle bekannten und berühmten Leute kursierten Gerüchte. Tyler wollte die Wahrheit herausfinden.

„Jedenfalls“, sie straffte sich energisch, „möchte ich mich für alle Missverständnisse von heute Morgen entschuldigen und schlage vor, wir machen weiter.“

„Machen weiter, womit genau?“, fragte Zak spöttisch.

Sie runzelte die Stirn. Natürlich, das hatte sie ihm noch nicht gesagt. „Heute Abend hätte ich gern ein paar Hintergrundinformationen von Ihnen. Wo sie geboren wurden, in was für einer Familie sie aufwuchsen, woran sie gerade arbeiten und so.“

Er beugte sich vor. „Tyler, ich möchte Ihnen wirklich nicht vorschreiben, wie Sie Ihre Arbeit zu machen haben. Aber …“

„Aber trotzdem werden Sie es tun“, warf sie ein und stellte fest, dass kaum eine Frau in der Hotelhalle nicht mehr oder weniger auffällig zu Zak Prince herüberstarrte, was er völlig gleichgültig hinnahm, falls er es überhaupt bemerkte.

Er zuckte die Schultern. „All das hatten Ihre Kollegen bereits recherchiert, bevor Sie zum Interview zu mir kamen. Es ersparte viel Zeit.“ Er machte eine Pause und lächelte die Kellnerin an, die gerade die beiden bestellten Gläser Mineralwasser brachte.

Ja, klar. Und auch sie wusste natürlich, dass die drei Prince-Brüder und ihre jüngere Schwester die Kinder des legendären Filmschauspielers Damien Prince waren. Der hatte dreißig Jahre das Publikum in Atem gehalten und war vor zwanzig Jahren viel zu jung verstorben.

Zak hatte als das schwarze Schaf der Familie gegolten, zumindest während seiner Teenagerzeit. Er hatte vorzeitig die Schule verlassen, um Schauspielunterricht zu nehmen und in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. In der Rolle des charmanten Gauners war ihm bald der Durchbruch gelungen, und längst genoss er internationalen Ruhm.

Seine Brüder waren ebenso erfolgreich. Nik, auch Kopf der Filmgesellschaft PrinceMovies, war ein ausgezeichneter Regisseur und Rik ein hervorragender Drehbuchautor. All das wusste sie bereits, aber sie hatte gehofft, leichter mit Zak ins Gespräch zu kommen, wenn sie ihn danach fragte.

Tyler nickte. „Sie haben recht.“ Seinen Einwurf wollte sie eher als Feststellung denn als Rüge nehmen. „Diese Sachen kann ich im Archiv oder im Internet heraussuchen.“ Sie lehnte sich zurück. „Und was haben Sie für die kommende Woche geplant?“

„Geplant? Ich?“ Er nippte an seinem Mineralwasser.

Sie wusste, wie Zak sich normalerweise in Interviews verhielt. Sie hatte sich mehrere Aufzeichnungen von bekannten Talkshows angeschaut. Dort hatte er sich nicht so gesperrt. Dort hatte er bereitwillig und locker auf Fragen geantwortet und mit seinem Charme nicht gegeizt.

Also wieder ein Reinfall mit ihm. Nach dem morgendlichen auch ein abendlicher.

Hatte er etwa Verdacht geschöpft? Spürte er, dass diese Interviewsituation für sie nicht so unkompliziert war, wie sie ihn glauben lassen wollte?

„Sie sind ja nicht zu Hause in den Staaten, sondern in England. Warum eigentlich?“, hakte sie nach und rang sich ein Lächeln ab, damit er nicht merkte, wie schwer er ihr die Arbeit machte.

„Mein älterer Bruder hat vor Kurzem geheiratet. Deshalb bin ich hier.“

Ihr schoss vor lauter Verlegenheit das Blut in die Wangen. „Natürlich“, sagte sie so beiläufig wie möglich. „Aber ich wollte wissen, warum Sie noch immer hier sind.“

„Wirklich?“ Er sah sie ungläubig an.

„Ja. Ich bezweifele nämlich, dass Sie wegen unseres Interviews eine Woche länger in London bleiben.“

„Womit Sie richtigliegen“, sagte er. „Am Sonnabend ist nämlich die Premiere von ‚Revolverheld‘. Man erwartet meine Anwesenheit.“

Oje! Wieder ins Fettnäpfchen getreten, stöhnte Tyler insgeheim. Klar, Zaks letzter Film hatte am kommenden Wochenende in England Premiere. Wie hatte sie das nur vergessen können?

Weil sie sich davor fürchtete, ihm die wichtigen Fragen zu stellen? Wahrscheinlich. Jedenfalls durfte ihr so ein Fehler nicht noch einmal passieren. Sie musste etwas wirklich Neues über Zak in Erfahrung bringen. Etwas, über das noch nie geschrieben worden war. Was ein neues Licht auf diesen Schauspieler warf. Sie war zutiefst davon überzeugt, dass sie etwas herausfinden konnte, das eine Exklusivstory wert war, die sie so dringend brauchte.

„Tut mir leid, Zak“, entschuldigte sie sich. „Ich …“

„Tyler“, er rutschte auf seinem Sessel nach vorn und sah sie mit fast mitleidigem Gesichtsausdruck an. „Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen? Um meine wirklich knappe Zeit nicht zu verschwenden, wäre es sinnvoll, wenn wir uns jetzt trennten und uns wiedersehen, nachdem Sie Ihre vorbereitende Recherche gemacht haben, ja?“

Diesen Tadel hatte sie verdient, wie sie zugeben musste. Aber der sonst so charmante Zak Prince hätte ihn wahrlich nicht unbedingt so klar und deutlich auszusprechen brauchen. Ihr gegenüber zeigte er sich absolut nicht liebenswürdig.

Was dafür sprach, dass noch nicht alles über ihn geschrieben worden war. Dieser Mensch versteckte etwas, das bisher noch niemand entdeckt hatte. Aber sie würde es herausfinden.

Sie setzte sich aufrecht hin. „Nicht nötig, Mr Prince“, sagte sie in scharfem Ton. „Natürlich weiß ich sehr wohl von der Premiere. Aber ich nehme an, dass noch andere Geschäfte Sie in London aufhalten. Und über die würde ich gern etwas erfahren.“ Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt sie seinem spöttischen Blick stand.

Die Frau hatte Mumm, das musste Zak zugeben. Aber verärgert war sie auch, wenn er das Funkeln in ihren schokoladenbraunen Augen richtig deutete.

Es würde ihn zumindest nicht wundern. Er machte es ihr auch jetzt am Abend nicht gerade leicht. Warum auch? Es war nicht seine Aufgabe, Reportern die Arbeit zu erleichtern, auch wenn er dazu meist bereit war. Bei Tyler Wood war er aber nicht bereit dazu. Und das kam ihm merkwürdig vor.

Wahrscheinlich war sie gar nicht anders als andere Journalisten. Und doch hatte sie etwas an sich, das ihn auf die Palme brachte. Mit ihr konnte er sich einfach auf kein routiniertes Frage-Antwort-Spiel einlassen. Sie machte ihn widerspenstig, und alles, was er sagte, sprach von kaum verhüllter Feindseligkeit.

„Morgen bin ich zum Mittagessen mit einem Regisseur verabredet. In den Tagen darauf …“ Er unterbrach sich, weil ihre Augen erwartungsvoll aufblitzten. „Nein, bei diesem Treffen dürfen Sie nicht dabei sein“, sagte er streng.

Das Licht in ihren Augen erlosch, und wieder zeigte sich darin Ärger. „Ihr Bruder hat mir zugesagt, dass ich eine Woche lang vollständigen Einblick in Ihr Leben habe.“

Als er hämisch eine Augenbraue hob, verbesserte sie sich. „Diese Art von Einblick war nicht gemeint, Mr Prince“, erklärte sie hastig.

„Selbstverständlich. Darüber verhandele ich nämlich selbst. Und auch die Wahl meiner Verhandlungspartnerin überlasse ich nicht meinem Bruder“, stichelte er. „Was Sie im Einzelnen mit meinem Bruder ausgemacht haben, weiß ich nicht. Jedenfalls gehe ich zu dem Treffen morgen alleine.“

Sie schnappte nach Luft, schwieg aber und schaute ihn enttäuscht an.

„Erzählen Sie mir doch bitte mehr über das Magazin, in dem Ihre Geschichte über mich erscheinen wird“, forderte er sie auf.

„Es ist eine gewöhnliche Wochenendbeilage“, sagte sie kurz angebunden.

Täuschte er sich, oder hatten ihre Wimpern ein bisschen geflattert?

„Hm, eine gewöhnliche Beilage also“, wiederholte er mit gespielt argloser Stimme und hatte dabei wieder das Gefühl, dass Tyler Wood ihm auswich.

Dann hob sie trotzig das Kinn. „Ich denke, ich sollte diejenige sein, die hier die Fragen stellt, Zak. Bitte halten Sie sich an das Spiel.“

„Ich möchte nur ein wenig mehr wissen über die Frau, mit der ich in den nächsten Tagen herumziehen werde. Schließlich“, er senkte die Stimme, „wird Sie jedermann für die neue Frau in meinem Leben halten.“

„Meinen Sie, für die Frau Ihres Lebens …?“ Sie biss sich auf die Lippe, als sie merkte, was ihr da herausgerutscht war. „Das war Unsinn, was ich sagte. Es hat mich nur …“

„Interessiert?“, hakte er ein.

„Nein, natürlich nicht. Das wäre absurd. Ich habe doch nur …“

„Die erste ehrliche Frage gestellt?“, vollendete Zak ihren Satz.

Sie riss die Augen auf. „Wie bitte?“

Autor

Carole Mortimer
<p>Zu den produktivsten und bekanntesten Autoren von Romanzen zählt die Britin Carole Mortimer. Im Alter von 18 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Liebesroman, inzwischen gibt es über 150 Romane von der Autorin. Der Stil der Autorin ist unverkennbar, er zeichnet sich durch brillante Charaktere sowie romantisch verwobene Geschichten aus. Weltweit...
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