Verzehrende Sehnsucht

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Lichterloh brennt Lady Rebeccas Herz, seit Sir Blaidd Morgan nach Throckton Castle gekommen ist! Dabei ist sie überzeugt, dass der Ritter des Königs ihre betörend schöne Schwester Laelia erobern möchte. Rebecca ahnt nicht, dass der gut aussehende Blaidd insgeheim nur Augen für sie hat - bis er sie eines Nachts voller Verlangen in die Arme reißt. Doch auf seine Liebeserklärung wartet Rebecca vergeblich. Denn ein geheimer Auftrag des Königs zwingt ihn, auch nach dieser erregenden nächtlichen Begegnung sein Herz zu bezähmen und zu schweigen…


  • Erscheinungstag 06.07.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733760434
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

IMPRESSUM

HISTORICAL erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

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© 2003 by Margaret Wilkins
Originaltitel: „In The King’s Service“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL
Band 206 - 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG Hamburg
Übersetzung: Günes Kale

Abbildungen: Hot Damn Stock

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733760434

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

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1. Kapitel

 

Sir Blaidd Morgan brachte sein Pferd zum Stehen und wischte sich mit dem Rücken der behandschuhten Hand über die Nase. Zwar war er ein Ritter des Königreichs, Intimus von Henry III., ein Sieger von Turnieren und dem Vernehmen nach fähig, Frauen mit bloßen Worten zu betören, doch gegen das Wetter konnte er auch nichts ausrichten. Von der durchnässten Kapuze seines wollenen Umhangs triefte das Wasser. Seine Stiefel starrten vor Dreckspritzern. Aus dem Wald zu seiner Linken entsprang der durchdringende Geruch feuchter Blätter; zu seiner Rechten suchten einige Kühe auf einer Weide Schutz unter einer Eiche. Die Tiere sahen so elend aus, wie er sich fühlte. Durch den strömenden Regen hindurch konnte er zumindest ein Dorf ausmachen. Dahinter war eine Burganlage zu sehen.

"Das muss Throckton Castle sein, Gott sei Dank", sagte er zu seinem Knappen, der genauso durchnässt war wie er. "Ich hatte schon befürchtet, dass wir an der letzten Kreuzung die falsche Abzweigung gewählt haben und die Nacht hier im Wald verbringen müssen."

Sein Knappe zog sich die Kapuze seines Umhangs tiefer über das Haupt. "Ich dachte, ihr Waliser seid an Regen gewöhnt?"

"Das stimmt auch, Trev. Ich bin schlechtes Wetter gewohnt. Nicht zuletzt durch die Unterrichtsmethoden deines Vaters. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass mir das gefällt."

Blaidds Vater und Sir Urien Fitzroy waren seit langer Zeit gute Freunde. Sir Urien hatte Blaidd in allen Kriegskünsten und im Kampf geschult und ihn bei Wind und Wetter bis aufs Äußerste gedrillt.

Der sechzehn Jahre alte Trevelyan Fitzroy nickte beim Anblick der in einiger Entfernung gelegenen Festung. "Ich wusste gar nicht, dass Lord Throckton ein besonders bedeutender und einflussreicher Mann ist. Aber der Größe seiner Burg nach zu urteilen, muss er wichtiger sein, als ich dachte."

"Es ist wirklich beeindruckend", räumte Blaidd ein.

Bei genauerer Betrachtung – soweit man es von diesem Aussichtspunkt durch den Regen hindurch erkennen konnte – schien es sich bei der Burg um einen massiven und weiträumigen Bau zu handeln. Blaidd kannte nicht viele Befestigungsanlagen, die dieser gleichkamen. Er fragte sich, ob King Henry überrascht wäre, wenn er ihm von dem Ausmaß von Lord Throcktons Befestigungen erzählte, oder ob er es schon wusste. Das würde jedenfalls den Argwohn des Königs erklären.

"Nicht jeder bedeutende Mann ist häufig Gast bei Hofe", meinte Blaidd und setzte seinen schwarzen Wallach Aderyn Du mit einem leichten Hackenschlag in Bewegung. "Unsere Väter sind auch selten da. Wie dem auch sei, wahrscheinlich können wir uns auf eine angenehme Ruhestätte für die Nacht freuen. Gott sei Dank."

"Glaubst du, dass Lady Laelia so schön ist, wie man hört?" fragte Trev.

Blaidd grinste seinen Begleiter brüderlich an. "Wahrscheinlich nicht, aber es schadet nichts, sie einmal genauer in Augenschein zu nehmen."

"Was? Jetzt sind wir den ganzen langen Weg hierher geritten – und du willst sie dir nur einmal anschauen?" fragte Trev fassungslos.

Blaidd dachte nicht im Traum daran, seinem Knappen den wahren Grund dafür zu nennen, warum Henry ihn hergeschickt hatte. Also grinste er breit. "Was sonst sollte ein galanter Ritter tun, als sich die Lady anzusehen? Die Kunde von Lady Laelias Schönheit hat mein Interesse geweckt. Daher habe ich beschlossen, dass es die Reise wert ist, herauszufinden, ob es wirklich stimmt. Meine Mutter ist am Rande der Verzweiflung wegen meines Junggesellentums. Sie befürchtet langsam, dass ich niemals eine Frau finden und immer ein unstetes Leben führen werde."

"Wenn Lady Laelia so schön ist, wie alle behaupten, wirst du sie dann heiraten?"

Blaidd brach in dröhnendes Gelächter aus. Sein tiefer Bass erhob sich laut über den Klang des Regens und das platschende Geräusch der Pferdehufe in den Schlammpfützen. "Schönheit ist nicht das Einzige, woran ein Mann denken sollte, wenn es um eine Ehe geht."

"Wahrscheinlich nicht", erwiderte Trev zögerlich.

"Mit Sicherheit nicht."

"Also? Du hast schon einmal darüber nachgedacht."

Aderyn Du machte vorsichtig einen Bogen um die große Pfütze auf dem mit Furchen durchzogenen Weg. "Natürlich", erwiderte Blaidd. "Aber ich habe bisher die richtige Frau nicht gefunden."

"Bist du auch deshalb mit so vielen Frauen zusammen gewesen?"

Blaidd warf dem Jüngling einen scheelen Blick zu. "Mit so vielen war ich gar nicht zusammen. Ich will nicht abstreiten, dass ich die Gesellschaft von Frauen sehr schätze. Aber ich bin auch nicht der überragende Liebhaber, wie es in den Gerüchten über mich immer wieder behauptet wird."

"Aber Gervais sagt …"

"Dein Bruder hat genauso wenig Kenntnis davon, wie ich meine Nächte verbringe, wie du."

Trev quittierte den Dämpfer mit Schweigen. Ohne ein Wort zu wechseln, ritten die beiden Männer über eine Steinbrücke, die ins Dorf führte. Blaidd war froh, dass er nicht reden musste. Ihm behagte es nicht, mit irgendjemandem über seine Beziehungen zu Frauen zu sprechen – und schon gar nicht mit einem sechzehnjährigen unerfahrenen Jungen.

Regen und Schmelzwasser hatten den Fluss an diesem Frühlingstag hoch anschwellen lassen. Das Wasser stieß schäumend und sprühend gegen die Pfeiler. Die Brücke war wohl proportioniert und eine Freude für das Auge. Eine derart feine Konstruktion hatte Blaidd so hoch im Norden und westlich von London nicht zu sehen erwartet.

Glücklicherweise begann der Regen nachzulassen. Jetzt konnte Blaidd den Zustand des Dorfes besser wahrnehmen. Es bestand aus mehreren Cottages; die Strohdachhäuser waren aus Rutenflechtwerk gebaut und mit Lehm verputzt. Läden und Stallungen umsäumten den Dorfanger. Viele der Stallungen hatten ein oberes Wohngeschoss.

Er hatte einige Dörfer in schlechterem Zustand gesehen, aber auch viele in besserem. Die Dorfkirche war unansehnlich, was ihn annehmen ließ, dass nur ein geringer Anteil von Lord Throcktons Einkommen aus dem Zehnten seiner Lehnsmänner wohltätigen Zwecken zufloss.

Der Dorfanger lag verlassen da. Doch Blaidd spürte trotzdem, dass sie beobachtet wurden. Zweifellos überlegten die Dorfbewohner, wer die beiden Männer wohl sein mochten und warum sie gekommen waren.

Blaidds Haltung, die Jahren der Übung entsprang, das Breitschwert an seiner Hüfte und die Ausstattung seines Rosses verrieten den erprobten Kämpfer. Die Begleitung eines Knappen und das Wappen auf seinem Schild machten deutlich, dass er ein Ritter war. Wer er genau war, würde aber für die Einwohner schwer herauszufinden sein.

Der Regen hatte endlich aufgehört. Die beiden näherten sich einem größeren Gebäude, das ein Gasthaus zu sein schien. Blaidd überlegte gerade, ob er eine Übernachtung in diesem Haus einer Nacht auf offener Straße vorziehen sollte, als eine liederlich wirkende, dunkelhaarige Frau an einem der Fenster im zweiten Stock auftauchte. Sie lehnte sich so weit heraus, dass ihre vollen Brüste zu sehen waren, die von ihrem Hemd kaum bedeckt wurden und jeden Moment entblößt zu werden drohten.

Sie grinste Blaidd unverschämt an. Dann stieß sie einen gellenden Pfiff aus. Im nächsten Augenblick erschienen an den anderen Fenstern einige weitere, ebenfalls liederlich wirkende Frauen und schauten hinaus.

"Ist das nicht ein feines, verwegenes Mannsbild?" fragte die Schwarzhaarige mit lauter Stimme. "Ich wette, dass er auch im Bett verwegen ist."

Die Frauen kicherten. Eine andere rief: "Sie haben schöne Waffen, mein Herr, da bin ich mir sicher. Ich würde sie mir gern von nahem angucken."

"Mir gefällt der hübsche Junge!" schrie eine andere und schaute Trev aufreizend an.

Blaidd warf einen Blick über die Schulter. Trevs Gesicht war dunkelrot. Er hielt die Augen starr nach vorne gerichtet. Blaidd unterdrückte ein amüsiertes Grinsen. Gleichzeitig hatte er Mitgefühl mit dem Jungen, der so offensichtlich zutiefst verlegen war.

"Entschuldigt, meine Damen", erwiderte Blaidd so höflich, als würde er mit der Königin von England sprechen. "Aber mein Knappe und ich können Eure charmanten und großzügigen Angebote leider nicht annehmen."

"Oh, hört ihn nur!" brüllte die Schwarzhaarige. "Ist das nicht die liebreizendste Stimme, die ihr je vernommen habt? Und er ist auch noch ein Waliser. Ich habe viel Gutes von ihnen gehört. Kommt nur her zu mir, mein Herr, und flüstert mir etwas Schmutziges ins Ohr. Das ist das Mindeste, was Ihr tun könnt, wenn Ihr schon nicht bleibt."

Blaidd legte sich die Hand aufs Herz und verneigte sich tief. "Ich kann leider nicht bleiben. Ich habe auf der Burg zu tun und darf darum nicht länger verweilen."

Er trieb Aderyn Du an. Doch bevor sie außer Sicht waren, trat eine junge Frau in die Tür, die wahrscheinlich kaum älter war als Trev. Sie hatte blondes, lockiges zerwühltes Haar, das relativ saubere Kleid lag eng an. Ihre Figur war gut geformt, und ihre Augen strahlten leuchtend grün. Sie hatte das Gesicht eines Engels, aber die Art, wie sie gegen den Türrahmen lehnte, und das verführerische Lächeln, das sie Blaidd zuwarf, verrieten ihm, dass sie das Spiel der Geschlechter durch und durch beherrschte. Er ritt weiter und seufzte. Der Verlust ihrer Unschuld tat ihm Leid, auch wenn er wusste, dass Armut vielen Frauen oft keine Wahl ließ.

Plötzlich bemerkte er, dass Trev ihm nicht mehr folgte, und er wandte sich um. Sein Knappe saß, ohne sich zu regen, auf seinem Pferd und starrte die junge Frau wie verzaubert an.

Blaidd fluchte. "Fitzroy!" rief er streng.

Blaidds laute, energische Stimme riss den jungen Mann aus seinen Träumen. Hastig gab Trev seinem Pferd die Sporen. Bald ritt er wieder an der Seite von Blaidd, und sie hielten auf das Torhaus der Burg zu.

"Sie ist eine Hure wie die anderen auch", stellte Blaidd fest.

"Das weiß ich. Ich bin kein Kind mehr", murmelte Trev, ohne ihn anzusehen. "Außerdem habe ich Ohren. Ich habe gehört, was sie gesagt haben."

"Dann weißt du auch bestimmt, dass du dieses Mädchen vergessen musst."

Trev errötete. "Ich habe Geld."

"Es geht nicht darum, ob du es dir leisten kannst oder nicht. Das ist kein passender Ort für dich. Abgesehen von den Flöhen und Wanzen würden viele dieser Frauen dich mit Vergnügen bestehlen. Und es ist traurig, aber wahr, dass die meisten von ihnen wahrscheinlich ansteckende Krankheiten haben. Ein kluger Mann hält sich deshalb von Huren fern."

"Du klingst schon genauso wie mein Vater."

"Danke für das Kompliment", erwiderte Blaidd leichthin. "Solange du in meinen Diensten stehst, bin ich verantwortlich für dich. Wenn dein Vater herausfände, dass ich dich in ein Freudenhaus gehen ließe, würde ihn vermutlich der Schlag treffen – aber er würde es noch fertig bringen, mir das Genick zu brechen, bevor er das Zeitliche segnet. Das werde ich auf keinen Fall riskieren."

"Bist du jemals in einem Freudenhaus gewesen?"

Blaidd war froh, dass er diese Frage ehrlich beantworten konnte. "Das habe ich nie gewollt und auch niemals nötig gehabt."

Glücklicherweise erreichten sie das Torhaus von Throckton Castle, so dass die Unterhaltung endete. Er hatte hier etwas Wichtiges zu erledigen – etwas, das in Wirklichkeit nichts mit Lady Laelia und ihren Reizen zu tun hatte –, und außerdem wollte er in solchen Angelegenheiten nicht den Tutor für Trevelyan spielen.

Blaidd betrachtete das erhobene Fallgatter, ein riesiges hölzernes Gitter mit spitzen Enden. Wachposten patrouillierten auf dem Mauergang darüber. Am anderen Ende des Torhauses befand sich ein zweites geschlossenes Tor, das in den Außenhof führte. Es war aus dickem Eichenholz gefertigt und mit Messing verziert.

Blaidd nahm die Kapuze ab, ritt unter dem Fallgitter hindurch in das Torhaus und passierte das Mörderloch. Eine unheimliche Erfindung! Wenn Feinde in die Falle zwischen Fallgitter und zweitem Tor gerieten, konnten die Verteidiger kochend heißes Öl hinuntergießen oder Steine durch das Loch werfen. Blaidd fröstelte. Nicht wegen der Kälte oder weil er durchnässt war vom Regen. Nein! Er hatte ein einziges Mal durch Zufall miterlebt, dass ein Kind versehentlich mit heißem Schafstalg verbrüht worden war. Nach diesem Erlebnis reichte allein der Gedanke aus, dass etwas von oben auf ihn geschüttet werden konnte, um Albträume zu verursachen.

Als er am Innentor angekommen war, brachte er sein Pferd zum Stehen und stieg ab. Trev folgte seinem Beispiel, und Blaidd übergab ihm Adery Dus Zügel.

Bevor Blaidd einen Gruß rufen konnte, öffnete sich in der rechten Hälfte der Tür ein Fenster. Die Wachposten auf der Mauer hatten die Torwärter unten zweifellos davon unterrichtet, dass sie Besuch bekommen würden.

In der Fensteröffnung tauchte ein schmales Gesicht auf, in das eine grobe braune Kapuze hing. Die strahlend blauen Augen dieses Torwächters sahen Blaidd so anklagend an, als wollten sie ihn von vornherein des Betrugs bezichtigen. "Wer seid Ihr, und was wollt Ihr?" fragte die Gestalt mit leicht heiserer Stimme.

"Das ist eine Frau!" Trev dachte zwar, dass er flüsterte, doch er war so laut, dass man ihn auch am Tor hören konnte.

Nachdem seine Überraschung verflogen war, tat Blaidd, was er immer machte, wenn er auf eine Frau traf: Er lächelte. "Ich wusste nicht, dass Lord Throckton Amazonen beschäftigt."

Sie machte einen Gesichtsausdruck, als würde sie ihn verachten. Die blauen Augen musterten ihn eingehend von Kopf bis Fuß, glitten über seine Kapuze, den wollenen Umhang und das Lederwams, den Schwertgurt und die Reithosen bis hin zu den Sohlen seiner schwarzen Stiefel. Dann schien sich der Gesichtsausdruck in Anerkennung zu wandeln – beim Anblick von Aderyn Du.

Blaidd versteifte sich unwillkürlich. Aderyn Du war unbestreitbar ein feines Tier, aber er war es überhaupt nicht gewohnt, dass der Anblick seines Pferdes mehr Gunst hervorrief als sein eigener.

Dann wandte sich die Frau wieder an Blaidd. "Ich habe Euch gefragt, wer Ihr seid und was Ihr wollt", wiederholte sie mit fester Stimme.

"Das hier ist Sir Blaidd Morgan", erklärte Trev atemlos. Er schien es nicht fassen zu können, dass sie seinen Herrn nicht kannte. Er meinte, dass alle Welt von seinem kühnen Ritter schon gehört haben musste.

Blaidd wusste, dass nicht jeder mit seinem Namen etwas anfangen konnte. Es war durchaus möglich, dass sein Ruhm bisher noch nicht so hoch in den Norden gedrungen war.

"Wie mein Knappe schon gesagt hat, ich bin Sir Blaidd Morgan", erwiderte er ruhig. "Ich bin gekommen, um Lord Throckton einen freundlichen Besuch abzustatten, wenn Ihr uns durch dieses Tor lasst."

Die Frau rümpfte die Nase. "Ihr seid gekommen, weil Ihr um Lady Laelia freien wollt, wie so viele Männer vor Euch. Nun, dann viel Glück."

"Ich hoffe sehr, dass ich Glück habe, wenn Lady Laelia es wert ist, umworben zu werden."

"Soso, Ihr scheint nicht unter falscher Bescheidenheit zu leiden, Ritter", antwortete die Frau. "Es wird interessant sein zu beobachten, wie es einem Waliser ergeht. Ihr seid doch Waliser, oder etwa nicht?"

Trev war empört. "Lässt du sie so mit dir reden? Müssen wir hier wie Bettler vor der Tür stehen und darum bitten, eingelassen zu werden?"

Blaidd lächelte unverdrossen weiter und wandte den Blick nicht vom Gesicht der Frau ab. "Da sie das Tor hütet, lasse ich sie so mit mir sprechen, wie sie will. Und wenn sie es so will, werde ich warten", meinte er zu Trev.

Die Frau lachte mit dunkler Stimme spöttisch auf. "Manieren habt Ihr wenigstens, Waliser", sagte sie. "Tretet ein und seid willkommen."

Sie schlug das Fenster zu. Blaidd und Trev hörten, wie ein schwerer Riegel zurückgeschoben wurde.

"Das wurde auch höchste Zeit", stieß Trev ungehalten aus. "Bei Gott, Blaidd, das war der rüdeste …"

"Einerlei, Trev. Wir sind ohne ausdrückliche Einladung hier, also können wir uns auch nicht beschweren, wenn unser Empfang weniger als warm ist."

"Ich hoffe, Lord Throckton ist höflicher als seine Torwächterin."

"Dessen bin ich mir sicher. Es ist die Pflicht eines jeden Edelmanns, einem anderen Edelmann gegenüber gastfreundlich zu sein."

Sein Knappe schwieg. Blaidd konnte geradezu körperlich spüren, wie verärgert Trev war.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben – er war ebenfalls ein wenig über die unverschämte Art der Frau verärgert. Aber er verfügte über viel Erfahrung mit despektierlichem Verhalten. Sein Vater war nicht von edler Geburt. Und er hatte erst einige Turniere und die Freundschaft des Königs gewinnen müssen, bevor er wirklich bei Hofe akzeptiert worden war.

Auch wenn dieser Empfang ungewohnt für ihn war, ließ Blaidd sich trotzdem nicht so schnell kränken. Was die Frau anbetraf, war er neugierig, ihr Gesicht vollkommen zu sehen. Wenn es nur halb so faszinierend war wie diese leuchtend blauen Augen, dann würde sein Aufenthalt sich hier interessanter gestalten als angenommen.

Obwohl Blaidd den eigentlichen Grund seines Besuchs nicht aus den Augen verlieren durfte.

Langsam öffneten sich die Tore. Blaidd betrat mit Trev einen großen, grasbewachsenen Außenhof. Dahinter befand sich die Mauer, die die Burg umgab und an deren Ecken Türme standen.

Mehrere bewaffnete Wärter – alles Männer – hatten sich neben dem Torhaus postiert. Die Frau mit den blauen Augen trug einen langen braunen Umhang und wartete am Tor. Vermutlich hatte sie selbst den Riegel zurückgeschoben. Ihr Gesicht war schmal, ihre Haut blass, die blauen Augen wirkten beinahe zu groß für das Gesicht. Doch sie hatte feine Züge, und als Blaidd ihre Lippen betrachtete, musste er sofort ans Küssen denken.

"Ich hoffe, Sie vergeben mir, Sir", sagte sie zynisch und verneigte sich tief. "Wir haben hier so selten Besuch von des Königs Speichelleckern, dass ich misstrauisch war."

Speichellecker? Jetzt war Blaidd nicht mehr bereit, ihre Frechheiten zu entschuldigen; strahlend blaue Augen hin oder her. Und wenn es ums Küssen ging, dann würde er lieber Alderyn Du küssen als diese ungehobelte Frau.

"Sir Blaidd ist kein Speichellecker!" rief Trev entrüstet. "Er ist ein Freund von König Henry."

"Trev, bitte, lass mich mit diesen Untergebenen reden", meinte Blaidd und schlenderte langsam auf die Frau zu, bis er dicht vor ihr stand.

Sie versteifte sich, als Blaidd sie von oben bis unten musterte.

"Wie ist dein Name, Weib?" fragte er täuschend ruhig, bevor er sie mit einem Lächeln bedachte, das Gegner im bewaffneten Kampf zu fürchten gelernt hatten.

Sie hob widerspenstig und trotzig das Kinn. "Becca."

"Sag mir, Becca, sprichst du immer auf diese Art mit Höherstehenden?"

"Gewöhnlich spreche ich mit niemandem, der glaubt, er stehe höher als ich."

Sie war ohne jeden Zweifel das unverschämteste Weib, das ihm je begegnet war. "Wenn dies das Willkommen ist, das Edelleute auf Throckton Castle erwarten dürfen, ist es kein Wunder, dass dein Herr am Königshof keinen guten Ruf genießt."

Der unverschämte Blick der Frau flackerte – aber nur für einen winzigen Moment. "Wenn das so ist, bestätigt mir das nur, was ich vom englischen Hof halte."

"Was weißt du vom englischen Hof?"

Ihre Augen wurden groß. Er sah, dass sie unschuldiges Erstaunen vortäuschte. "Ich habe nie behauptet, dass ich etwas über den englischen Hof weiß, Sir. Ich sagte, dass es nur bestätigt, was ich davon halte."

Sie verbeugte sich wieder, diesmal mit unerwarteter Anmut. "Es tut mir Leid, wenn ich Euch gekränkt habe, Sir Blaidd."

Er legte den Kopf schief und betrachtete sie prüfend. Ihre veränderte Haltung schien ihn in keiner Weise zu beeindrucken. "Wirklich?"

"Wenn das, was ich gesagt habe, Lord Throckton Ärger machen sollte, dann ja."

Dann lächelte sie mit so einem liebreizenden Gesichtsausdruck, dass Blaidd war, als würde im Winter eine Rose erblühen. "Aber wenn Ihr meint, dass ich ein unverschämtes Weib bin, das bestraft werden sollte, dann tut es mir kein bisschen Leid."

Ihr Lächeln hatte eine umwerfende Wirkung auf Blaidd: Sein Ärger schmolz dahin. "Vielleicht werde ich Gnade vor Recht ergehen lassen und Lord Throckton nichts von seiner unverschämten Torhüterin erzählen."

"Auch wenn Ihr es tätet – vielleicht würde es ihn gar nicht überraschen?" Ihr Lächeln erstarb, aber sie klang in keiner Weise besorgt.

Dann zog sie den Umhang enger um ihre zarte Erscheinung. "Habt Ihr keine Eile, die liebreizende Lady Laelia kennen zu lernen?" Sie schenkte ihm ein weiteres Lächeln. "Ich glaube, Ihr könntet tatsächlich ihre Gunst erringen. Wer weiß?"

"Nun, da ich offenbar deine Anerkennung errungen habe, betrachte ich mich nahezu als verlobt."

Sie wurde ernst. "Ihr mögt bisher nicht viel Konkurrenz im Leben gehabt haben, Sir Blaidd Morgan aus Wales, aber in dieser Angelegenheit werdet Ihr sie haben. Ich wünsche Euch Glück, wenn Ihr glaubt, dass Lady Laelia und ihre Mitgift Euch glücklich machen werden."

Er stellte ihr die nächste Frage, ohne einen Moment lang nachzudenken: "Werde ich dich auch drinnen sehen?"

"Ich hoffe nicht", antwortete sie auf eine Weise, die keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass sie das auch so meinte.

Die Wärter unterdrückten ein Lachen.

Sir Blaidd Morgan genoss es, wenn Menschen mit ihm lachten, vor allen Dingen Frauen. Doch er hasste es, ausgelacht zu werden. Und es waren Jahre vergangen, seitdem jemand das zuletzt gewagt hatte.

Er drehte sich wortlos um, marschierte auf Aldery Du zu und schwang sich in den Sattel. "Lass uns gehen, Trev", knurrte er wütend.

Sein Knappe gehorchte auf der Stelle. "Glaubst du, dass sie wirklich eine Torwächterin ist?" fragte er, als sie in den Hof einritten.

"Wer auch immer sie ist", antwortete Blaidd grimmig, "ich glaube, sie ist nicht ganz richtig im Kopf, und ich hoffe, dass ich sie nie wieder sehe."

 

Als Sir Blaidd Morgan sich entfernte, schweifte Beccas Blick erst zu den Wachleuten und dann zu dem großen grauhaarigen Mann in Rüstung, der sie anführte. "Der arme Mann. Ich glaube nicht, dass er so einen Empfang erwartet hat."

Die Männer brachen in Gelächter aus.

"Genug", befahl der Oberbefehlshaber, obwohl er selbst Schwierigkeiten hatte, sich das Lachen zu verkneifen. "Zurück an die Arbeit."

Die Männer gingen wieder auf ihre Posten. Dobbin gesellte sich zu Becca, die sich nun in dem Raum am Tor befand, in dem die Männer sich aufhielten, wenn sie nicht patrouillierten oder schliefen. Die schlichten Steinwände waren so kahl wie der abgenutzte, zerkratzte Tisch. Zwei Stühle stellten die einzigen Sitzplätze dar. Auf dem Regal befanden sich Dinge zum Reinigen von Metall und Leder, eine Arbeit, die oft hier ausgeführt wurde. Der Duft der Reinigungsmittel erfüllte den Raum, der von einem Feuer erwärmt wurde.

Becca und Dobbin hängten ihre nassen Umhänge an die Haken neben der Tür und setzten sich auf die Stühle nahe dem kleinen Ofen.

Dobbin streckte die Beine aus und seufzte. "Ich bin langsam zu alt, um lange draußen im Regen zu stehen", murmelte er. Seine Aussprache verriet, dass er seine Kindheit in den Tälern von Yorkshire verbracht hatte.

"Du hättest doch drinnen bleiben können?"

"Zu riskant."

"Sie hätten uns wohl kaum angegriffen."

Dobbin musterte sie. "Aber ich weiß nicht, was du sonst noch gesagt hättest, wenn ich nicht da gewesen wäre."

Sie lächelte. Er hatte schon ganz Recht. Sie wäre vielleicht noch unverschämter zu dem Ritter gewesen. Einem der vielen, die hergekommen waren, um zu sehen, ob die Schönheit von Laelia Throckton ihrem Ruf auch wirklich Ehre machte. Und um sie zu werben, wenn es denn so war.

"Großer Kerl für einen Waliser", meinte Dobbin. "Sitzt gut auf dem Pferd. Ein Mann mit solchen Schultern und Beinen ist wahrscheinlich ein guter Kämpfer."

"Ich schätze, dass er auf Turnieren meist gewinnt", erwiderte Becca und breitete ihre feuchten Röcke aus, damit sie schneller trockneten. Ihr Schlüsselring, der am Gürtel befestigt war, klimperte bei jeder Bewegung.

"Er sieht auch gut aus, selbst mit diesen langen Haaren. Ich habe noch nie einen Edelmann gesehen, der seine Haare bis zu den Schultern trägt. Wie ein Wilder."

"Vielleicht tragen alle Waliser das Haar so."

"Das kann ich nicht bestätigen", entgegnete Dobbin, "und ich habe einige von ihnen auf Turnieren getroffen."

Becca versetzte ihm einen Schlag auf die Schulter. "Ich werde ihn fragen, soll ich?"

Dobbin fiel beinahe vom Stuhl. "Besser nicht. Er schien vorhin zornig genug zu sein – als wenn er dich erwürgen wollte. Ich dachte schon, er würde es versuchen, als er sich so vor dir aufbaute."

Becca fiel wieder ein, dass ihr Herzschlag fast aus dem Takt geraten war, als der attraktive Ritter mit diesem unglaublichen Körper auf sie zugegangen war. Mit einem Gesichtsausdruck, als ob … als ob …

Nun, sie hatte noch nie erlebt, dass ein Mann mit dieser Miene auf sie zugegangen war. "Nun gut, dann eben nicht. Dann werde ich ihn eben nicht fragen." Sie grinste Dobbin an. "Seinem Lächeln nach zu urteilen, würde es mich nicht überraschen, wenn er glaubt, dass er Laelia im Sturm erobern wird."

"Ich hoffe nur, dass unser Lord nicht ärgerlich wird, wenn er hört, was du zu einem Ritter von King Henrys Hof gesagt hast."

"Vermutlich wird er sich ärgern." Becca senkte das Kinn und ahmte den Herrscher von Throckton Castle nach. "Beachtet sie gar nicht, Sir Blaidd. Sie ist flatterhaft und närrisch – eben eine Frau, das ist alles."

Dobbin schüttelte den Kopf. "Passt lieber auf, Mylady, oder Ihr werdet es noch mit Eurem Vater zu weit treiben – und was wird dann aus Ihnen?"

2. Kapitel

 

Blaidd wartete in der großen Halle auf Lord Throckton, während Trev das Gepäck in das Gemach brachte, das sie teilen würden. Er stand mit dem Rücken zur wuchtigen Feuerstelle. Die Wärme war so wohltuend, dass er sich am liebsten geräkelt hätte.

Seine Stimmung hob sich weiter, als er die Kammer in Augenschein nahm. Sie war größer und besser ausgestattet als erwartet. Alles wies auf den enormen persönlichen Wohlstand des Eigentümers der Burg hin. Beim Betreten des gepflasterten Hofes hatte er sich genau umgesehen. In dem großen Gebäude befand sich die Halle, daneben lag, den Fenstern nach zu urteilen, die Kapelle. Die Räumlichkeiten im oberen Stock der im Fachwerkstil erbauten Ställe dienten sicher als Baracken für die Krieger und als Unterkünfte für die Stallknechte. Blaidd vermutete, dass das zweistöckige Gebäude neben der Halle die Privatgemächer für die Familie und Wohnräume für weitere Bedienstete beherbergte. Die anderen Gebäude waren leicht zuzuordnen: Die Küche befand sich direkt neben der Halle, der große Schornstein war mit Luftschlitzen versehen, damit der Regen das Feuer unten nicht löschte. Auch die Schmiede grenzte an die Halle. Das Lagerhaus war ein riesiges kreisförmiges Gebäude, das vermutlich auch als Waffenkammer und als letzter Rückzugsort diente, falls die Mauern je fallen sollten.

Das Burgverlies war Jahrzehnte alt, die Innenmauern ebenfalls. Blaidd schätzte, dass die Halle, die Kapelle, der äußere Mauerring und das gewaltige Torhaus erst innerhalb der letzten fünf Jahre erbaut worden waren. Die Obergeschosse wiesen einen ebenso neuartigen Baustil auf.

Was die Inneneinrichtung der Halle anbelangte – sie konnte es mit der des Königs durchaus aufnehmen. Blaidd hatte bisher keine vergleichbare Halle bei anderen Edelleuten gesehen. An den Wänden hingen schwere, fein gewirkte Teppiche, auf denen Schlachtund Jagdszenen abgebildet waren. Die grünen, purpurnen und goldenen Fäden leuchteten im Feuerschein. Die polierten Bänke und Tische waren nicht angeschlagen, sie wiesen keine Kratzer oder Löcher auf. Saubere Binsen bedeckten den Boden; der leichte Duft von Rosmarin und Flohkraut stieg Blaidd in die Nase.

Riesige Eichenbalken stützten die Decke, und die Banner von Rittern, die Lord Throckton den Treue-Eid geleistet hatten, bewegten sich sachte in dem leichten Luftzug. Es war eine stattliche Ansammlung – wesentlich mehr, als Blaidd vermutet hatte, wenn er den nicht übermäßig hochrangigen Stand von Lord Throckton bedachte. Sollte sich der Argwohn des Königs in Hinsicht auf eine mögliche Illoyalität als begründet erweisen, würde er die Namen der Ritter im Kopf behalten müssen.

Einer der Jagdhunde, die nahe am Feuer vor sich hin dösten, zuckte zusammen und erregte so seine Aufmerksamkeit. Sie hatten knurrend und sich sträubend vor ihm gestanden, als er eingetreten war, bis einer der männlichen Bediensteten ihnen befohlen hatte, ruhig zu bleiben.

Dieses Weib am Tor! Sie hatte praktisch auch nach ihm geschnappt und ihn geradezu angeknurrt. Wie sie wohl aussah, wenn sie schlief? Wenn die strahlend blauen Augen geschlossen waren und ihre Brust sich in sanftem Rhythmus hob und senkte? Er rief sich die Andeutung ihrer Umrisse unter dem feuchten Umhang in Erinnerung, den sie eng um sich geschlungen hatte. Sie war wirklich wohlgeformt!

Ihm wurde stetig wärmer. Nicht wegen des Feuers, sondern weil er sich die temperamentvolle Becca in seinem Bett vorstellte. Sie würde nicht regungslos daliegen. Da war er sich sicher. Wenn diese Frau beschloss, sich einem Mann hinzugeben, dann würde sie es voller Lust und Leidenschaft tun. Mit einer Frau wie ihr könnte er auf schönste Art und Weise im Bette spielen. Er könnte sie reizen und herausfordern, und sie würde es ihm wahrscheinlich gleichtun.

Er spürte seine Erregung bei diesen Gedanken und musste sich geradezu dazu zwingen, sich wieder in Erinnerung zu rufen, warum er hier war. Er hatte wichtige Geschäfte zu erledigen, die nichts mit Frauen zu tun hatten – auch wenn er vorgab, an Lady Laelia interessiert zu sein. Und er sollte genauso wenig mit einer Bediensteten liebäugeln wie Trev mit einer Hure, auch wenn diese Dienstmagd noch so verlockend und herausfordernd sein mochte.

"Willkommen auf Throckton Castle, Sir Blaidd!" rief eine tiefe Stimme.

Blaidd drehte sich um. Ein kräftiger Mann mit dichtem grauem Haar und breiten Schultern kam die bogenförmige Treppe am anderen Ende der Halle hinunter. Äußerst gut gekleidet, trug er eine lange indigoblaue Tunika mit einem vergoldeten Ledergürtel. Seinem Auftreten und seinem Selbstvertrauen nach zu urteilen, handelte es sich um den Herrn der Festung.

Als Lord Throckton den Kamin erreichte, blieb er stehen und lächelte freundlich, wobei er schöne Zähne enthüllte.

Blaidd hatte jedoch zu viele Jahre unter heuchlerischen Höflingen verbracht, so dass er schnell bemerkte, dass das freundliche Lächeln nicht die haselnussfarbenen Augen des Mannes erreichte. Sie blickten genauso argwöhnisch und misstrauisch wie die Augen des Mädchens am Tor.

Die Nackenhaare stellten sich bei Blaidd auf, als er überlegte, wie er am besten vorgehen sollte, aber er ließ sich nichts anmerken. Der Mann hatte guten Grund, sich abwartend zu verhalten, wenn ein Ritter ohne jede vorherige Anmeldung einfach bei ihm auftauchte. Vielleicht war Blaidd selbst so misstrauisch, weil er den Grund für seinen Besuch verhehlen und eine List anwenden musste und ihm das grundsätzlich nicht behagte? Er würde mit der Zeit herausfinden, ob es an ihm oder dem Burgherrn lag.

"Seid gegrüßt, Lord Throckton", sagte er und verneigte sich.

"Schlechtes Wetter zum Reisen", erwiderte der Edelmann.

"Ja. Deshalb bin ich auch besonders dankbar für Eure Gastfreundschaft."

"Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite." Lord Throcktons Lächeln verstärkte sich zwar, aber seine Augen blickten weiter argwöhnisch und durchtrieben. "Trotzdem! Ich wage zu bezweifeln, dass es reiner Zufall war, der Euch so weit von der Hauptstraße weggeführt hat."

"Da habt Ihr Recht", antwortete Blaidd mit dem freundlichsten Lächeln, das er aufzubringen vermochte. "Aber der Anlass meines Besuchs bei Euch ist einer, über den ich lieber gern unter vier Augen mit Euch reden würde, wenn das möglich ist."

"Natürlich! Wir können alles in meinem Arbeitszimmer besprechen."

Lord Throckton führte Blaidd zu der Treppe, die er gerade hinuntergekommen war, und vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, ob Blaidd ihm folgte.

Als sie das obere Stockwerk erreicht hatten, öffnete Throckton eine Tür zu einem lichtdurchfluteten Turmzimmer, das dem Lord als Arbeitsund Besprechungszimmer diente. Er bedeutete Blaidd mit einer Geste, vor ihm einzutreten. Blaidd trat ein und befand sich alsdann in einem äußerst behaglichen Raum, der ebenfalls bezeugte, dass Lord Throckton ein reicher Mann war, der die Annehmlichkeiten des Lebens schätzte. An den Wänden hingen farbenfrohe Teppiche; die Stühle waren aus heller Eiche gefertigt und mit Seidenkissen in lichten Edelsteinfarben bedeckt. Auf dem Tisch verstreut lagen viele Pergamentrollen neben einem Tintenbehälter, einigen Federn und einem silbernen Kerzenhalter. In einer grün-blauen, offen stehenden Truhe stapelten sich weitere Pergamentrollen, wahrscheinlich Lehensberichte und andere geschäftliche Papiere. In einer Kupferpfanne glühten Kohlen; der größte Teil des Steinbodens wurde von einem Teppich bedeckt. Vor den hohen, schmalen Fenstern hingen aus Leinen gefertigte Vorhänge, die den kühlen Frühlingswind abhielten.

Blaidd fühlte sich wie in einem warmen, behaglichen orientalischen Kokon. Dieser Raum unterschied sich gewaltig von denen anderer Edelleute, deren Arbeitsräume meist eher schlicht und kühl ausgestattet waren.

Vor Behagen aufseufzend, sank Lord Throckton auf das purpurfarbene Seidenkissen, das auf dem kunstfertig geschnitzten Stuhl hinter seinem Tisch lag; der Stuhl selbst war mit Wein und Trauben, Blättern und Ranken verziert. Er bedeutete Blaidd, sich auf den nur wenig schlichteren Stuhl ihm gegenüber zu setzen.

"Seid Ihr zufällig mit Sir Hu Morgan verwandt?" fragte Lord Throckton, nachdem er Platz genommen hatte.

Blaidd verbarg seine Überraschung nicht. "Ich bin sein Sohn. Kennt Ihr meinen Vater?"

Um Lord Throcktons Augen zeigten sich jetzt kleine Fältchen, als er wieder lächelte. "Nein. Ihr wisst sicher, dass ich ein eher seltener Gast bei Hofe bin. Westminster und London sind zu laut und geschäftig für meinen Geschmack. Aber ich habe nichtsdestotrotz einiges von ihm gehört. Er hat viele bedeutende Freunde."

"Mein Vater macht ebenfalls selten Besuch bei Hofe", antwortete Blaidd. Er wollte nicht weiter auf die Freunde seines Vaters eingehen, von denen einige in der Tat sehr einflussreich waren. "Er teilt Eure Abneigung, was Städte anbelangt, und zieht es vor, zu Hause zu bleiben."

"Mit Eurer Mutter, die dem Vernehmen nach eine sehr schöne Frau ist", fügte Lord Throckton lächelnd hinzu. "Was für ein weiser und glücklicher Mann."

Blaidd neigte den Kopf und widersprach nicht.

"Ich erinnere mich noch gut an die Eheschließung. Damals waren viele Leute darüber entsetzt und schockiert, dass Lady Liliana einen Mann heiratete, der einst ein Schafhirte gewesen war."

Lord Throckton sagte das zwar weder bösartig noch respektlos, trotzdem spannten sich Blaidds Kiefermuskeln. Er erwiderte nichts, bis er die Wut niedergerungen hatte, die solche Bemerkungen über die Ehe seiner Eltern immer bei ihm hervorriefen. "Mein Vater war ein Ritter, als sie ihn heiratete."

"Und ein sehr gut aussehender Mann dazu, genauso wie sein Sohn. Ich vermute, dass Ihr gekommen seid, weil Ihr um meine schöne Tochter werben wollt?"

"Die Kunde von Lady Laelias Schönheit ist bis zum Königshof gedrungen. Ich bin unverheiratet und hoffe, dass die Abstammung meines Vaters in Euren Augen nicht gegen mich spricht, sondern Ihr mir zumindest das Privileg einräumt, Eurer Tochter zu begegnen und sie kennen zu lernen."

"Das werde ich mit Vergnügen tun. Ich habe großen Respekt vor Männern, die sich über ihren Stand erhoben haben", entgegnete Lord Throckton. Und diesmal klang er völlig aufrichtig. "Und meine Tochter auch."

"Dürfte ich dann um Eure Erlaubnis bitten, um sie zu werben, wenn sie damit einverstanden ist, Mylord?"

Lord Throckton spielte mit dem dicken Goldring an seiner linken Hand und warf einen abschätzigen Blick auf Blaidds Kleidung. Die Stimmung zwischen ihnen beiden veränderte sich fast unmerklich. "Ihr habt nicht nach ihrer Mitgift gefragt, Sir Blaidd."

"Nach allem, was ich bislang über Eure Tochter gehört habe, ist die Hand von Lady Laelia der eigentliche Gewinn."

Lord Throckton schien angenehm berührt zu sein. "Dem stimme ich natürlich zu, aber ich glaube nicht, dass es Euch beunruhigen dürfte zu wissen, dass ihre Mitgift nicht unbedeutend sein wird. Es wird zwar nicht die größte sein, von der Ihr je gehört habt, aber es haben viele Männer um Laelia geworben, seitdem sie das zwölfte Lebensjahr vollendet hat, und nicht einer dieser Männer hat sich über ihre Mitgift beklagt."

Blaidd schenkte seinem Gastgeber ein Lächeln. "Trotz meines Aufzugs, Mylord, bin ich kein armer Mann, der nur den Reichtum sucht, wenn es um eine Braut geht. Ich bin nur so gekleidet, weil es klug ist, Wegelagerer nicht herauszufordern, wenn man auf der Straße reist."

"Ich sollte Euch warnen, Sir Blaidd. Es ist nicht allein Lady Laelias Herz, das Ihr erobern müsst. Ihr müsst auch mich überzeugen. Ob Ihr ein edler Ritter oder gewöhnlicher Mann seid, hübsch oder nicht, ein Freund des Königs oder nicht – mich müsst Ihr beeindrucken, nicht sie. Ich habe bisher jeden Mann zurückgewiesen, der um ihre Hand gebeten hat. Wollt Ihr es noch immer versuchen?"

Blaidd nickte. "Wenn Ihr bereit seid, mir die Gelegenheit dazu zu geben, Mylord."

"Das bin ich. Ihr könnt so lange bleiben, wie Ihr wollt." Lord Throckton umfasste die Lehnen seines Stuhls und erhob sich mühsam. "Also haben wir ein Einvernehmen erzielt, Sir Blaidd. Das Abendessen sollte jetzt fertig sein. Ich sterbe beinahe schon vor Hunger. Lasst uns gehen."

Blaidd stand ebenfalls auf und folgte dem Mann hinunter in die Halle, die jetzt voller Tische und Bänke, Bediensteter und Krieger war. Trev wartete nahe einem der Tische, und nachdem er Blaidd zugenickt hatte, fuhr der Knabe fort, das Treiben in der beeindruckenden und imposanten Halle zu beobachten.

Die Jagdhunde, jetzt allesamt wach und hungrig, streiften mit hoch erhobener Nase durch die Tischreihen. Einige der Männer ähnelten ihnen stark. Blaidd konnte ihnen das nicht vorwerfen. Die Düfte, die vom Küchenflur hineinzogen, waren einfach zu himmlisch. Blaidds Magen begann zu knurren. Sein letztes Mahl war ein halber Brotlaib am Morgen gewesen, begleitet von einem Trunk frischen Wassers aus einem Fluss.

"Hier ist meine liebreizende Laelia, sie wartet schon", sagte Lord Throckton und deutete in Richtung eines Podestes.

Blaidds Augen folgten der Geste des Mannes. Ihm stockte der Atem. Er hatte schon viele schöne Frauen gesehen, und mehr als eine hatte sich darum bemüht, ihm vorgestellt zu werden, aber er war noch niemals einer Frau begegnet, die auch nur annähernd so schön gewesen war wie diese hier. In dem hellblauen Samtgewand wirkte Lady Laelia wie eine engelhafte Erscheinung, mit ihren perfekten Zügen, dem anmutigen Schwanenhals und den glänzenden blonden Haaren, die ihr in weichen Wellen über die zarten Schultern fielen. Dazu wirkte sie äußerst bescheiden. Sie hielt den Kopf anmutig leicht gesenkt und schaute zu Boden.

"Ist sie nicht eine Schönheit?"

"In der Tat, Mylord. Mir versagen die Worte."

Lord Throckton lächelte stolz und schritt durch die Menschenmenge wie ein Pferd durch hohes Gras.

Blaidd blickte wieder zu dem Podest – und bekam einen zweiten, weitaus größeren Schreck, der ihn unwillkürlich den Schritt verlangsamen ließ.

Was zum Teufel machte dieses Weib da oben am Tisch? War sie etwa keine Magd? Wenn sie dort saß, konnte sie keine sein. Und wenn sie keine war, wer zum Teufel mochte sie dann sein? Und was hatte sie unter diesen Umständen am Tor zu suchen gehabt?

Vielleicht war sie ja eine Freundin von Lady Laelia, die am Tor nur ihren Spaß mit ihm getrieben hatte.

Doch warum saß sie schon, während Lord Throckton noch stand?

Die Frau mit den blauen Augen schaute ihm direkt ins Gesicht. Selbst aus einiger Entfernung konnte er sehen, dass sie sich über sein Überraschen amüsierte. Sie fuhr fort, ihn mit spöttischer Heiterkeit zu mustern. In Blaidds Adern kochte das Blut. Er schwor sich in diesem Augenblick, wer auch immer sie sein mochte und was auch immer sie zu tun gedachte, diese Frau würde den Tag bereuen, an dem sie Sir Blaidd Morgan zum Narren gehalten hatte.

Lord Throckton erreichte das Podest vor ihm, ergriff die Hand der blonden Schönheit und ließ sie ein wenig vortreten. "Dies ist meine Tochter, Lady Laelia. Laelia, dies ist Sir Blaidd Morgan, ein Ritter vom Hofe des Königs."

Die Lady hob weder den Kopf noch den Blick – eine segensreiche Abwechslung, nachdem er gerade wie ein dressierter Bär angestarrt worden war, der nur zur Belustigung einer gewissen Dame hier war.

Er verbeugte sich tief und nahm die rechte Hand Lady Laelias, die sich leblos und kalt anfühlte. Er führte sie dennoch an die Lippen und küsste sie. "Mylady, die vielen Berichte über Eure Schönheit, die an meine Ohren gedrungen sind, werden Euch nicht im Geringsten gerecht", sagte er und richtete sich wieder auf.

Es war ein einfaches, einfallsloses Kompliment. Normalerweise fiel ihm Besseres ein, besonders wenn es darum ging, schönen Frauen zu schmeicheln. Wenn ihm das jetzt nicht gelang, musste das an der Gegenwart dieses unverschämten Weibes liegen, das seine Sinne zu benebeln schien.

"Ich heiße Euch in unserer Halle willkommen", begrüßte Lady Laelia ihn und betrachtete ihn mit ihren grasgrünen Augen. Ihre Stimme war so hoch wie die eines kleinen Mädchens. Oder wie die einer Frau, die versuchte, jünger zu wirken, als sie war?

Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals gehört zu haben, wie alt Lady Laelia war.

Die braunhaarige junge Frau räusperte sich laut und vernehmlich. War sie vielleicht eine verrückte Verwandte? Das würde ihren Platz erklären und auch ihr merkwürdiges Benehmen.

Lord Throckton zog die dichten, grauen Brauen zusammen und starrte sie finster an. "Sir Blaidd, dies ist Rebecca. Meine andere Tochter."

Seine andere Tochter?

Niemand hatte in seiner Gegenwart je erwähnt, dass Lord Throckton eine weitere Tochter hatte. Vielleicht, weil sie nicht so schön wie ihre Schwester war und darüber hinaus mehr als unverschämt.

Der Mangel an Schönheit vermochte ihr ungehobeltes Benehmen erklären. Vielleicht hatte schierer Neid sie in ein zänkisches Weib verwandelt.

"Was, kein Kompliment für mich, Sir Blaidd?" fragte Lady Rebecca, als sie den Kopf neigte und ihm ein verspieltes Lächeln zuwarf. "Es stimmt, ich bin mit Laelia nicht zu vergleichen. Aber seid Ihr Höflinge nicht geübt im Schmeicheln und Komplimentemachen? Ihr werdet mich doch sicher nicht enttäuschen."

Blaidd zeigte sich der Herausforderung gewachsen. Er legte die Hand aufs Herz und sprach mit der rauen sinnlichen Stimme, die er normalerweise für heimliche Rendezvous reserviert hatte. "Es liegt mir fern, eine Lady zu enttäuschen, gleichgültig, worum es geht."

Er lief auf sie zu, nahm ihre Hand und führte sie an die Lippen. Er küsste sanft ihre Knöchel, dann hob er den Blick und sah sie an.

"Ihr, Mylady, seid die ungewöhnlichste Frau, der ich je begegnet bin."

Ihre Wangen röteten sich, und sie entzog ihm ihre Hand. "Das ist wohl kaum ein Kompliment, Sir Ritter. Ich bin nicht beeindruckt."

Er hob die Mundwinkel zu der Art nachlässigem Lächeln, das er einer Frau schenkte, nachdem er sie geliebt hatte. "Ich versichere Euch, Mylady, ein Mann schätzt es durchaus, von einer Frau überrascht zu werden. Und eine wahrhaft überraschende Frau ist eine überaus seltene und ungewöhnliche Kreatur."

Für einen Moment weiteten sich ihre Augen vor Schreck. Er wäre am liebsten vor Freude in Triumphgeheul ausgebrochen.

Aus ihren Augen schoss das verächtliche Feuer, an das er sich langsam gewöhnte. "Kreatur?" fragte sie. "Sind Frauen für Euch … Kreaturen?"

Er wurde jetzt ganz zu dem erfolgreichen Ritter, der viele Turniere gewonnen hatte. "Frauen, die sich über Fremde und Gäste lustig machen, sind Kreaturen für mich. Ja, das stimmt."

"Becca, ich glaube, wir haben für den Moment genug von dir vernommen", erklärte Lord Throckton. Er ging hinter ihr vorbei und setzte sich auf einen thronähnlichen Stuhl. "Dieser Mann ist unser Gast. Und deshalb sollte er auch dementsprechend behandelt werden."

Sie wandte sich von Blaidd ab und ihrem Vater zu. "Ich behandele ihn nicht anders als die anderen Männer, die herkommen, um Laelia in Augenschein zu nehmen."

Die Art und Weise, wie Lady Laelia die Lippen verzog, schien die Aussage ihrer Schwester zu bestätigen.

"Verdammt, Becca, das ist ja gerade das Problem! Wann wirst du endlich lernen, dich zu benehmen? Warum kannst du nicht so wie deine Schwester sein?"

"Weil ich nicht meine Schwester bin!"

"Du weißt genau, wie ich das meine." Throckton deutete auf einen Stuhl zu seiner Rechten. "Setzt Euch, Sir Blaidd, setzt Euch. Achtet nicht auf Rebecca. Wo ist dieser verdammte Priester? Lasst uns beten."

Blaidd fragte sich, ob diese Art Wortgefecht häufig vorkam. Wahrscheinlich schon. Sonst hätten sie sich vor ihm, einem Fremden, nicht so gehen lassen. Er setzte sich auf den ihm zugewiesenen Platz für Ehrengäste – zwischen Lord Throckton und Lady Laelia. Lady Rebecca saß zur Linken ihres Vaters und schien nach dem Gebet seltsamerweise sehr zufrieden zu sein, dass sie schweigen durfte.

Vielleicht redete sie aber auch nur nicht, weil die Konversation hauptsächlich darin bestand, Lord Throckton zuzuhören, der ausführlich über die große Anzahl von Bewerbern sprach, die bisher um Lady Laelias Hand angehalten hatten. Blaidd nutzte die Pausen in den Ausführungen des Lords, um Lady Laelia ein paar Fragen zu stellen, die diese so kurz wie möglich beantwortete. Sein Charme schien sie nicht zu beeindrucken. Das war er nicht gewohnt. Am Königshof galt er als Liebling der Frauen, in den sich schon so manche verliebt hatte.

Wenn ihm jemand erzählen würde, dieser Ort sei verhext und alles, was er täte, würde die gegenteilige Wirkung von dem, was er beabsichtigte, hervorrufen, hätte er das auf der Stelle geglaubt. Am liebsten hätte er diese unliebsame Burg mit ihren befremdlichen Bewohnern sofort verlassen. Aber auf der anderen Seite war es vielleicht auch ganz gut, dass er das nicht konnte. Er musste sich sowieso einige Zeit in Throckton Castle aufhalten, um bestimmte Dinge herauszufinden. Und wenn das Umwerben der Lady sich mühsam und zeitaufwendig gestaltete, lieferte das ihm einen guten Vorwand, lange genug zu bleiben, ohne Verdacht zu erregen.

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