Vom Schreibtisch ins Himmelbett

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Bryna würde alles geben, um den Familienbetrieb zu retten. Alles? Der Geschäftsmann Caleb Payne will mehr als ihr Geld: Er will ihren Körper! Bryna ist schockiert. Und fasziniert - denn Caleb hat nicht nur unternehmerische, sondern auch überwältigende erotische Qualitäten ...


  • Erscheinungstag 26.10.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783751503990
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

„Großartiger Sex reicht mir nicht, Caleb. Nicht mehr.“

Verdammt. Da war es wieder …

Caleb Payne stand vor der Fensterfront seines Penthouse. Seine Aufmerksamkeit galt nicht dem Spiegelbild der schönen Frau, die diese Worte ausgesprochen hatte, sondern der Aussicht hinter dem Glas. Seattles Skyline funkelte vor dem tintenschwarzen Nachthimmel. Calebs Finger schlossen sich fester um den Tumbler, der zwei Fingerbreit des besten Whiskeys enthielt, den die zivilisierte Welt zu bieten hatte. Er trank die milde Flüssigkeit mit einem Schluck aus, wischte sich mit dem Handrücken langsam über den Mund und betrachtete endlich Cissys Bild in der Fensterscheibe.

Wie war es möglich, dass eine so attraktive Frau plötzlich so reizlos wurde? Trotz ihres tief ausgeschnittenen, hautengen, langen roten Kleids und der schulterlangen hellblonden Haare wollte er sie nicht ansehen. Zumindest wollte er ihr nicht ins Gesicht sehen. Stattdessen richtete er den Blick auf ihre vollen Brüste.

Sie verschränkte instinktiv die Arme vorm Oberkörper.

„Sex ist aber alles, was ich dir geben kann.“ Caleb drehte sich langsam um und versuchte, ihre Reaktion einzuschätzen. „Das habe ich dir von Anfang an gesagt.“

Er hatte diese Szene kommen sehen, als er Cissy mit der Limousine von ihrer Innenstadtwohnung abgeholt hatte, um mit ihr zu diesem Wohltätigkeitsball zu fahren.

Aber eigentlich hatte er das schon vom ersten Tag an kommen gesehen.

Es verschaffte ihm keinerlei Genugtuung, den Zeitpunkt richtig vorhergesagt zu haben, als er diese hübsche junge Lady der High Society vor sechs Monaten kennengelernt hatte. Schon nach wenigen Wochen hatte sie angefangen, über eine feste Beziehung zu reden. Was kein Problem war, da es seiner vorsichtigen Natur entsprach, zurzeit immer nur mit einer Frau Sex zu haben. Nach vier Monaten war der Vorschlag gekommen, zusammenzuziehen. Dieser Diskussion war er geschickt ausgewichen.

Und heute Abend, nach gut sechs Monaten, präsentierte sie ihm ihre Pläne für mehr.

„Ich habe dir nie etwas vorgemacht, Cissy“, sagte er. „Du wusstest von Anfang an, woran du bist.“

„Aber die Dinge ändern sich. Menschen ändern sich.“

Er schüttelte den Kopf. „Ich nicht. Niemals.“

Sie verzog vor Enttäuschung das Gesicht, was ihn völlig unbeeindruckt ließ.

Er fragte sich, ob sie ihn wie unzählige Frauen vor ihr einen herzlosen Bastard nennen würde.

Täte sie es, müsste er ihr recht geben. Er war bei seiner alleinerziehenden Mutter aufgewachsen und hatte seinen Vater nie kennengelernt, obwohl der stets in der Nähe gewesen war. Eine Therapeutin, mit der er eine Affäre gehabt hatte, war der Meinung gewesen, er sei „durch seine Erziehung emotional unterentwickelt“. In materieller Hinsicht hingegegen hatte er keinerlei Mangel gelitten.

Aber er war ein uneheliches Kind in einer sozialen Schicht gewesen, in der man über so etwas die Nase rümpfte. Und sein Umfeld hatte ihn das nie vergessen lassen.

Daher die Herzlosigkeit, die seine Partnerinnen ihm alle ab einem bestimmten Punkt der Beziehung vorwarfen.

Oh, jetzt wollte Cissy vielleicht wirklich mehr, aber in einer oder zwei Wochen würde sie froh sein, keinen Erfolg gehabt zu haben. Irgendwo gab es für sie einen Mann, mit dem sie ihren gesellschaftlichen Stand verbessern konnte, statt ihn zu verschlechtern.

Er ging zur Bar und goss einen weiteren Fingerbreit Whiskey ins Glas, während er darauf wartete, was als Nächstes kam.

„Liegt eine Heirat für uns im Bereich des Möglichen?“, fragte Cissy leise.

Einmal, nur ein einziges Mal wollte er sich irren. Er würde gern eine Frau kennenlernen, die nicht vorhersehbar war. Jemanden, der ihn überraschen würde. Eine Frau, mit der er den Augenblick genießen konnte und die nicht irgendetwas plante oder im Schilde führte.

Eine von denen, die nichts von ihm erwartete, was er ihr nicht geben konnte.

„Nein“, antwortete er.

Er hörte, wie sie sich umdrehte und stellte sich vor, wie sie ihren Mantel nahm. In ihre Handtasche schaute. Vielleicht ein Taschentuch herausholte, um sich die Nase zu putzen. Schließlich zur Tür ging.

„Nun, dann ist dies wohl der Abschied.“ Ihre Stimme klang sowohl vorwurfs- als auch hoffnungsvoll.

Er sah sie immer noch nicht an. „Leb wohl, Cissy.“

Schweigen. Einige Atemzüge später schloss sie die Tür hinter sich. Caleb kippte den Whiskey hinunter und tippte mit den Fingerspitzen gegen das edle Kristall. Schade. Er mochte Cissy. Es war nett gewesen, mit ihr zusammen zu sein. Und es war nett gewesen, mit ihr ins Bett zu gehen.

Er seufzte und ging in sein Arbeitszimmer. Dort erwartete ihn das Einzige, was nie mehr von ihm erbat, sich nie beklagte oder Forderungen stellte, und das für ihn nie seine Faszination verlor: Arbeit.

1. KAPITEL

Je mehr sich änderte, desto mehr blieb alles gleich.

Bryna Metaxas dachte über dieses alte Gesetz nach. Sie war verzweifelt wegen ihres Jobs, ihres in letzter Zeit stagnierenden Liebeslebens – oder dem völligen Fehlen desselben – und ganz allgemein von allem frustriert.

Sie saß in ihrem kleinen Büro im alten Sägewerk, in dem Metaxas Limited in Earnest, Washington, untergebracht war. Von der Aussicht auf die bewaldeten Hügel, die das Fenster hinter ihr bot, nahm sie nichts wahr. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, nicht an das dienstägliche Meeting zu denken, an dem sie heute Morgen teilgenommen hatte. Und bei dem sie wieder einmal nur eine Randfigur gewesen war. Inzwischen fragte sie sich, warum ihr älterer Cousin Troy sie dazuholte, wenn sie doch bloß Notizen machen oder sich mit unwichtigen Details beschäftigen durfte. Es war schon fast erstaunlich, dass er sie dem halben Dutzend Teilnehmern nicht Kaffee servieren ließ, während diese sich den Kopf darüber zerbrachen, wie es nach dem gescheiterten Deal mit dem griechischen Milliardär Manolis Philippidis weitergehen sollte.

Gescheiterter Deal – das war eine nette Umschreibung für das, was passiert war. Das Wort „Katastrophe“ wurde der Situation eher gerecht.

Bryna atmete tief durch. Wie lange arbeitete sie schon in der Firma? Seit fast zwei Jahren. Und obwohl sie alle sechs Monate positive Beurteilungen bekam und ihr Einkommen ständig stieg, machte sie nach wie vor die gleiche langweilige Arbeit.

Bei jeder anderen Firme hätte sie längst gekündigt. Aber hier handelte es sich um ein Familienunternehmen … und sie war Teil dieser Familie.

Außerdem hatte sie als Einwohnerin von Earnest ein persönliches Interesse daran, dass der Plan zum Wohl der Gemeinde Erfolg hatte. Immerhin hatte sie im Nebenfach erneuerbare Energien studiert und wusste schon deshalb mehr über diese boomende Technologie als jeder ihrer Cousins.

Bryna seufzte und strich sich die glatten schwarzen Haare aus dem Gesicht. Auf ihrem Schreibtisch lagen drei Versionen eines Business-Plans – Variationen des ursprünglichen Plans, den sie vor Monaten erstellt und der nie im Eingangsfach ihres Cousins gelandet war. Ein Plan, dem sie nach dem Philippidis-Debakel gute Chancen eingeräumt hatte. Aber nein. Im Gegenteil, Troy schien noch weniger daran interessiert zu sein, sich ihre Ideen anzuhören. Ganz gleich, gegen wie viele Wände er anrannte.

Letzten Endes war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie es auf eigene Faust versuchen musste.

Es war kurz nach elf, doch sie dass schon seit fünf Stunden an ihrem Schreibtisch im alten Sägewerk. Sie verspürte ein flaues Gefühl im Magen bei der Vorstellung, das allein durchzuziehen. Dass diese Nervosität auch mit dem sehr attraktiven Mann zu tun hatte, an den sie sich zuerst wenden wollte, wies sie von sich. Na ja, es war allerdings schon eine Weile her, seit sie die Aufmerksamkeit eines Mannes genossen hatte. Und dieser bestimmte, aufregende, ungebundene Mann schien auf dem betreffenden Gebiet nicht nur bewandert zu sein, er war auch noch bekannt dafür.

Wenn ihr Plan wie erhofft funktionierte, würde sie in diesem Geschäft eine große Nummer werden und bräuchte sich nicht mehr an den Rand drängen zu lassen.

Sollten ihre Cousins Troy und sein jüngerer Bruder Ari herausfinden, was sie vorhatte, würden sie sie wahrscheinlich auf der Stelle feuern – Familienbande hin oder her.

Sie hörte Troys Stimme im Flur vor ihrer Tür. Rasch legte Bryna eine andere Akte auf ihre Pläne und nahm einen Kugelschreiber in die Hand, um Interesse an der Buchführungsaufgabe zu heucheln, die sie gestern übertragen bekommen hatte.

„Hallo, Bry“, sagte Troy und lehnte sich an den Türrahmen, wie er es stets tat.

Alles, was es an Klatsch über ihre Cousins gab, stimmte. Sie waren mächtig und unverschämt attraktiv, eine echte Gefahr für jede alleinstehende Frau, die in ihre Nähe kam.

Ari war allerdings nicht mehr zu haben. Und Troy …

„Du siehst schlecht aus“, stellte sie fest.

Das stimmte. Draußen war Hochsommer, doch er wirkte bleich wie ein Gespenst und außerdem schrecklich müde.

Der Grund dafür war eng mit seiner Europa-Reise vor einem Monat verknüpft. Da waren die beiden Brüder nach Griechenland geflogen. Nicht in erster Linie wegen der Philippidis-Hochzeit, sondern um das Geschäft mit dem reichen Bräutigam unter Dach und Fach zu bringen. Der Abschluss wäre ein enormer Erfolg für die Firma gewesen und hätte überdies Earnest gerettet, den alten Ort rund ums Sägewerk. Ihr Zuhause verzeichnete momentan eine Arbeitslosenquote von fünfundzwanzig Prozent, die höchste in seiner hundertjährigen Geschichte.

Unnötig zu erwähnen, dass das Geschäft nicht zustande gekommen war. Was nicht an Troy gelegen hatte, sondern daran, dass sich Ari ausgerechnet in die Braut vergucken musste. Dadurch war nicht nur der Deal geplatzt, sondern der Skandal hatte auch die finanzielle Abwärtsspirale beschleunigt.

Das brach Bryna das Herz. Metaxas Limited war ein reines Familienunternehmen. Was würde Troy ohne die Firma machen, die sein Großvater und sein Vater aufgebaut hatten? ML war alles für ihn, und sein Blutdruck war direkt an die Umsätze gekoppelt.

Sowohl Troy als auch Ari waren für Bryna viel mehr als nur Cousins – sie waren ihre Brüder. Bis zu ihrem zwölften Lebensjahr war sie Einzelkind gewesen. Dann war die Cessna abgestürzt, die ihr Vater geflogen hatte. Er und Brynas Mutter waren dabei ums Leben gekommen. Sie waren auf dem Rückweg von einem Wochenendtrip nach San Francisco gewesen. Der Bruder ihres Vaters, der sich seit dem Tod seiner Frau als alleinerziehender Vater durchs Leben schlug, hatte Bryna bei sich aufgenommen.

Es war nicht leicht für sie gewesen, sich in einem reinen Männerhaushalt zu behaupten. Doch sie hatte es auch aufregend gefunden. Sie erinnerte sich daran, wie sie zum ersten Mal einen Jungen „zum Lernen“ mit nach Hause gebracht hatte. Da war sie fünfzehn gewesen. Troy und Ari hatten Dale Whitman zu einem Gespräch nach draußen gebeten, nachdem sie ihn und Bryna bei einem ersten Kuss über ihren Chemiebüchern erwischt hatten. Als Dale nach zehn Minuten immer noch nicht ins Esszimmer zurückgekehrt war, hatte sie sich auf die Suche nach ihm gemacht. Sie hatte ihn mit gefesselten Knöcheln an einem Ast der alten Eiche im Garten baumelnd entdeckt.

Ihre Cousins hatten ihm eine solche Angst eingejagt, dass er nicht nur nie wiederkam, sondern dass auch kein anderer Junge jemals bei den Metaxas auftauchte. Die Geschichte von Dale, den Troy und Ari kopfüber am Baum aufgehängt hatten, wurde legendär.

Brynas Cousin nahm ihre Bemerkung über sein Aussehen mit Humor. „Na, vielen Dank“, sagte er und rieb sich das frisch rasierte Kinn. „Genau das brauche ich heute Morgen.“

„Ich sage nur, wie es ist“, konterte sie.

„Tja, möglicherweise ist das einer der Gründe, warum du die Beförderung noch nicht bekommen hast, die du anstrebst.“

„Das ist unfair! Ich spreche mit dir von Cousine zu Cousin, nicht von Angestellter zu Arbeitgeber.“

„Und wo liegt da deiner Meinung nach der Unterschied?“

Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Ich wäre viel netter zu dir, wenn wir nicht miteinander verwandt wären.“

Es gelang ihr zu verbergen, wie sie wirklich über das Ausbleiben der Beförderung dachte. Sie wollte endlich gleichberechtigt dazugehören. War das etwa zu viel verlangt? Na schön, sie war erst vierundzwanzig. Aber sie hatte ihr Betriebswirtschaftsstudium mit Auszeichnung abgeschlossen. Und sie war der Aufgabe gewachsen.

Bryna hatte ihren Cousins sogar erklärt, sie brauche keine Gehaltserhöhung. Nicht mehr nur Juniorpartner zu sein – im Grunde eine bessere Sekretärin – würde ihr genügen.

Troy hatte abgelehnt. Wieder einmal. Mit der Begründung, es gäbe momentan einen Beförderungsstopp in der Firma.

Beinahe hatte sie damit gerechnet, dass er ihr nach diesen Worten die Haare zerzauste und ihr sagte, sie solle ein braves Mädchen sein und zum Spielen nach draußen gehen.

Sie musste ihn unbedingt davon überzeugen, dass sie nicht mehr die süße kleine Cousine war. Zumindest nicht nur, denn sie hatte nicht die Absicht, ihre Sonderstellung in der Familie aufzugeben.

Troy sagte: „Wenn das wahr wäre, würde ich dich sofort befördern.“

Sie verzog das Gesicht. „Der Bainwright-Zwischenfall wird mir ewig anhängen, was?“

„Der Bainwright-Vorfall? Oh, warte. Ja, jetzt erinnere ich mich daran.“ Er hob tadelnd den Zeigefinger. „Vielleicht sehe ja nur ich das so, aber ich finde, es zeugt nicht gerade von gutem Benehmen, einem Lieferanten während eines Meetings eine Karaffe voll Wasser in den Schoß zu schütten.“

„Mich anzugrapschen, während ich ihm Wasser einschenkte, aber auch nicht.“

„Er behauptete, es sei ein Versehen gewesen.“

„Ein Versehen wäre es dann gewesen, wenn er die Hand sofort nach der Berührung zurückgezogen hätte. Das hat er aber nun einmal nicht.“

Bei der Erinnerung an die Finger dieses schleimigen Kerls an ihrer Brust schüttelte sie sich.

Troy seufzte resigniert. „Wenn du einsiehst, dass du diese Situation diplomatischer hättest lösen können, unterhalten wir uns vielleicht noch mal über die Beförderung.“

Bryna lehnte sich zurück und war versucht, etwas zu erwidern wie: „Ah, du meinst, es wäre besser gewesen, ihm auch noch die andere Brust anzubieten.“

Stattdessen fiel ihr Blick auf die Akten auf ihrem Schreibtisch. Um genau zu sein, auf die Pläne, die sie niemand anderem zu unterbreiten gedachte, als dem Chefberater von Manolis Philippidis …

„Ach, du Schande, ist es wirklich schon so spät?“ Bryna erhob sich aus ihrem Bürosessel.

Troy stutzte. „Wie? Hast du einen Termin?“

„Ja“, bestätigte sie, zog ihren Blazer an und knöpfte ihn zu. „Allerdings.“

„Darf ich fragen, mit wem?“

Sie warf sich in Positur. „Mit dem Friseur in Seattle. Möchtest du mitkommen und mir zur Seite stehen?“

Er lachte in sich hinein. „Danke, aber ich verzichte.“

„Überleg es dir. Du könntest ein bisschen Selbstbräuner vertragen.“

Diskret schob sie die Pläne in ihren Aktenkoffer und ging an Troy vorbei.

„Sehr witzig.“

„Na dann, bis später.“

„Da wir heute Dienstag haben – warum bleibst du nicht dort und kommst am Sonntag zurück?“

Üblicherweise fuhr sie jeden Mittwochabend in ihre kleine Wohnung in Seattle und arbeitete zwei Tage lang von dort aus. Dann kam sie am Sonntagmorgen zum Brunch in das Haus der Metaxas’, ihrem eigentlichen Zuhause.

„Nein, ich komme heute Nachmittag zurück“, erklärte sie.

Als Bryna auf die alte Stahltreppe zuging, die sie zum Parkplatz vor der Sägemühle führte, war sie sich nicht sicher, was ihr mehr zu schaffen machte – ihre Nervosität oder dass Troy sie schon am Vormittag bedenkenlos gehen ließ.

Das zeigte, wie viel ihr Cousin von ihrer Arbeitsmoral hielt.

Sie lächelte. Wenn alles wie geplant lief, würde sich das schon sehr bald ändern …

2. KAPITEL

Dem Sieger gebührt die Beute …

Caleb wusste, wer Bryna Metaxas war. Sie war verwandt mit dem Mann, dem er das jüngste gescheiterte Geschäft zu verdanken hatte. Angesichts der Tatsache, dass jedoch weder seine Position noch sein persönliches Vermögen angetastet worden waren, konnte er sich durchaus als Sieger betrachten.

Wohingegen sie ganz eindeutig die Beute war. Denn er hatte keineswegs die Absicht, ihr in geschäftlicher Hinsicht näherzukommen …

Sie waren sich erst einmal begegnet, bei einem Meeting der Metaxas Limited. Während Manolis Philippidis mit eintöniger Stimme von einem Haken im Vertrag erzählte, bewunderte Caleb ganz in Ruhe Brynas bemerkenswerte Schönheit. Sie gehörte zu diesen gut aussehenden Frauen, die auf das Deck einer Philippidis-Jacht passten, mit einem knappen weißen Bikini bekleidet, der ihre Kurven richtig in Szene setzte. Dazu eine große Sonnenbrille auf der zierlichen Nase, und die langen dunklen Haare zurückgekämmt, während ein Kellner in Livree ihr einen Dirty Martini servierte. Er erinnerte sich daran, wie er damals gedacht hatte, dass sie leicht jede der griechischen Göttinnen aus dem Land ihrer Vorfahren auf dem Sexy-Meter schlagen konnte. Warum sie unbedingt die Geschäftspartnerin ihrer beiden Loser-Cousins sein wollte, war ihm ein Rätsel. Besonders da jede ihrer Ideen sofort von ihrem Cousin Troy verworfen wurde. Ihre leicht verärgerte, nachdenkliche Miene dabei machte sie noch anziehender.

Und jetzt, als sie ihn mit einem breiten Lächeln ansah, war sie sogar noch attraktiver.

Trotzdem hätte er sie lieber in dem knappen weißen Bikini gesehen, statt in dem strengen dunkelblauen Kostüm, das sie trug.

Er genoss unverblümt den Anblick der hübschen jungen Frau, die in sein Büro stürmte, nachdem er sie eine halbe Stunde lang hatte warten lassen. Sie wirkte noch sehr jung; vermutlich war er gut zehn Jahre älter. Doch wenn er eines aus seinen jüngsten Erfahrungen gelernt hatte, dann, dass Frauen in seinem Alter ihm früher oder später nur Ärger machten. In deren Designerhandtaschen waren vermutlich biologische Uhren und Bandmaße versteckt, stets griffbereit. Beides bestimmte ihr Handeln.

Bryna war jung und hörte das leise Ticken noch nicht. Und statt einer Handtasche führte sie einen Aktenkoffer mit sich.

Die Tatsache, dass sie zur Metaxas-Familie gehörte, verstärkte ihre Anziehungskraft auf eine gewisse verbotene Weise zusätzlich. Es war ihr Cousin Ari gewesen, der einen von Calebs ganz besonderen Deals platzen lassen hatte. Oh, nicht den Deal, der zusammen mit Philippidis Hochzeitsplänen geplatzt war, sondern den Vertrag, an dem Caleb gemeinsam mit einem Unternehmen aus Dubai zwei Jahre lang gearbeitet hatte. Daraus hatte einer der größten Mischkonzerne hervorgehen sollen.

Jener Vertrag, der Philippidis dazu brachte, den Metaxas und seiner treulosen Braut Rache zu schwören.

„Danke, dass Sie mich empfangen“, sagte Bryna und nahm ihren Aktenkoffer in die linke Hand, um die rechte ausstrecken zu können.

„Gern geschehen.“ Fühlte sich ihre Haut wirklich so weich an? Caleb hielt die zarten Finger einfach fest und rieb mit dem Daumen sacht über ihren Handrücken.

Er beobachtete, wie Brynas Pupillen in der dunkelgrünen Iris sich angesichts seiner Unverfrorenheit weiteten. Doch statt ihm ihre Hand zu entziehen, erwiderte sie seinen Blick und ließ das unvermittelte erotische Knistern zwischen ihnen zu.

Die daraus resultierende Hitze wanderte prompt abwärts in seine Lenden. Er gönnte sich den kurzen Moment, in dem er ihr in seiner Fantasie den knappen weißen Bikini auszog, sodass sie vollständig nackt war …

Bryna räusperte sich und zog langsam ihre Hand zurück. Die Fantasie verschwand.

„Ich habe drei Geschäftsentwürfe mitgebracht, die ich Ihnen gern präsentieren würde“, verkündete sie und setzte sich in einen der Besuchersessel mit den hohen Lehnen. Den Aktenkoffer stellte sie neben ihre übereinandergeschlagenen Knöchel. Ihre schmalen, anmutigen Fesseln weckten sein Interesse.

Sie nahm einige Unterlagen aus dem Aktenkoffer und hielt sie ihm hin.

Er machte keine Anstalten, sie von ihr entgegenzunehmen. Stattdessen ließ er seinen Blick genüsslich von ihren Waden aufwärts wandern, bis zum Rocksaum, der knapp oberhalb ihrer hübschen Knie endete.

Bryna legte die Geschäftspläne auf seinen Schreibtisch, neben dem er stand.

„Ich bin sicher, dass Sie nach Durchsicht dieser Unterlagen zu dem Schluss kommen, dass eine Partnerschaft mit Metaxas Limited im Interesse aller liegt.“

Das Einzige, was ihn momentan interessierte, war die Möglichkeit, ihre Knie ein wenig zu spreizen. Ob sie wohl einen schlichten weißen Slip trägt? fragte er sich. Oder einen schwarzen? Vielleicht rot? Oder würde sie ihn überraschen, indem sie nichts unter dem Rock trug?

Bei dieser Vorstellung stieg prompt seine Körpertemperatur an.

Er richtete seinen verräterischen Blick wieder auf ihr Gesicht. „Weiß Troy eigentlich, dass Sie hier sind?“

Er hatte ihre Cousins bei mehreren Gelegenheiten getroffen und dabei den Eindruck gewonnen, dass der ältere der beiden für die Geschäftsverhandlungen zuständig war. Außerdem war Troy Metaxas ein Kontrollfreak. Genau wie er selbst.

Es war faszinierend zu beobachten, wie Bryna seinem Blick auswich.

Er tippte darauf, dass niemand von ihrem Besuch in seinem Büro wusste.

Caleb kannte sich selbst gut genug, um die Anziehungskraft, die diese junge Frau im Besuchersessel auf ihn ausübte, richtig einschätzen zu können. Und ihrer Reaktion auf die Berührung nach zu urteilen, würde es nicht schwer sein, sie in eine heiße Affäre hineinzuziehen. Ein paar sorgsam gewählte Liebkosungen und geflüsterte Worte, und sie würde dahinschmelzen.

Die Gegensprechanlage summte.

Seine Sekretärin. Er hatte sie angewiesen, das Treffen nach fünf Minuten zu unterbrechen.

Das Problem war nur, dass er sich gar nicht sicher war, ob er seine Zeit mit Bryna beenden wollte.

„Entschuldigen Sie“, sagte er.

„Nur zu.“

Er nahm den Hörer ab und lauschte einen Moment lang. Dabei betrachtete er von neuem Brynas sanfte Kurven, bevor er wieder auflegte.

„Tut mir leid, aber es scheint sich um ein Gespräch aus Übersee zu handeln, das ich entgegennehmen muss.“ Zu seinem Erstaunen musste er das Bedauern nicht spielen.

Auf ihren vollen sinnlichen Lippen erschien ein Lächeln. Sie schienen zum Küssen geschaffen worden zu sein. „Selbstverständlich.“ Sie stand auf. „Ich bin dankbar, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben. Rufen Sie mein Büro an, sobald Sie die Gelegenheit hatten, einen Blick auf meine Angebote zu werfen. Dann können wir ein neues Treffen vereinbaren.“ Sie wandte sich zum Gehen, drehte sich jedoch mit erhobenem Zeigefinger noch einmal um. Ihre Lippen waren geteilt, als wollte sie etwas sagen. Sein Gesichtsausdruck, der mit Sicherheit sein Interesse an ihr verriet, ließ sie offenbar innehalten.

Ihre rosafarbene Zungenspitze lugte hervor, als sie sich provozierend die Lippen befeuchtete.

„Vielleicht sollte ich lieber Sie anrufen“, sagte sie leise.

Caleb durchquerte den Raum, um näher bei ihr zu sein. Der Duft ihres Parfüms betörte seine Sinne. Er riss sich vom Anblick ihres Mundes los, um ihr in die Augen zu sehen. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust, um auf Distanz zu bleiben und sie nicht anzufassen. „Warum haben Sie mich ausgesucht, Miss Metaxas?“

Es war deutlich, dass sie sich seiner Gegenwart auf die gleiche Weise bewusst war wie er sich ihrer. Und dass seine Nähe sie ein wenig aus dem Konzept brachte. Sein Blick fiel auf ihren anmutigen Hals, als sie schluckte. „Ich verstehe nicht ganz.“

„Warum haben Sie sich nicht direkt an Philippidis gewandt?“

Ihr Lächeln war eine Spur ironisch. „In Anbetracht der Umstände hielt ich meine Chancen für besser, mit Ihnen zu einer Einigung zu kommen.“ Sie musterte seine breiten Schultern und seine Größe. „Schließlich sind Sie unabhängiger Berater, nicht wahr? Sie arbeiten zwar für Philippidis, aber Sie sind nicht sein Angestellter.“ Sie zuckte mit den Schultern, aber es wirkte keineswegs so lässig, wie es sollte. „Philippidis können wir die Idee nicht mehr anbieten. Aber möglicherweise können Sie und ich daran arbeiten, sie an jemand anderen zu verkaufen.“

Ihre Selbstsicherheit, ihr weibliches Selbstbewusstsein gefielen ihm. Er bewunderte ihre Haltung. Offenbar hatte sie ihren Auftritt gründlich vorbereitet, wohl wissend, dass die Erfolgschancen sehr gering waren.

Er nahm die Aktenmappen, warf einen kurzen Blick auf die oberste und hielt sie ihr hin.

„Es schmeichelt mir zwar, Miss Metaxas, aber ich fürchte, ich bin nicht interessiert.“

Das war glatt gelogen. Das Problem bestand vielmehr darin, dass er viel zu sehr interessiert war … und zwar ganz persönlich an ihr.

Zögernd nahm sie die Unterlagen von ihm entgegen. Doch der Ausdruck in ihren Augen verriet, dass sie ihn durchschaute.

Caleb blickte sie skeptisch an.

„Sind Sie sicher, dass ich nichts tun kann, damit Sie Ihre Meinung noch ändern?“, fragte sie vieldeutig.

Er spielte dieses Mann-gegen-Frau-Spiel lange genug, um zu wissen, dass sie einen Killerinstinkt besaß. Manche Frauen hatten ein natürliches Gespür für menschliche Bedürfnisse und wie man diese zum eigenen Vorteil nutzte.

Sexy Miss Bryna Metaxas war es angeboren. Vielleicht verstand sie es noch nicht optimal einzusetzen, doch sie wusste genug, um äußerst verführerisch aufzutreten.

Lächelnd antwortete er: „Ja, da bin ich mir sicher.“

Autor

Tori Carrington
<p>Lori und Tony Karayianni haben unter dem Namen Tori Carrington mehr als 35 Liebesromane veröffentlicht, und schreiben seit über 21 Jahren gemeinsam. Diese Tatsache verrät schon einiges über die beiden! Auch wenn sie sich mittlerweile gar nicht mehr vorstellen können, jemals ohne einander gewesen zu sein, gab es auch ein...
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