Vorsicht, Frauenheld!

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Von dieser Scheinverlobung profitieren beide: Phillip will seine Ex-Freundin eifersüchtig machen, Kia baut sich damit einen Schutzwall gegen den unwiderstehlichen Charme von Brant Matthews. Auch wenn sie den australischen Millionär unglaublich anziehend findet - diesem Frauenhelden geht sie lieber aus dem Weg. Aber ausgerechnet er fährt sie nach der "Verlobungsparty" heim. Dort erwartet sie ein Schock - in ihr Haus wurde eingebrochen. Viel zu riskant, dass Kia jetzt alleine bleibt. Doch die Nacht mit Brant Matthews zu verbringen, ist auch nicht ungefährlich ...


  • Erscheinungstag 21.11.2007
  • Bandnummer 1487
  • ISBN / Artikelnummer 9783863490638
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Maxine Sullivan

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1. KAPITEL

Alle Männer drehten sich nach Kia Benton um, auch Brant Matthews. Nicht dass er nicht schon viele schöne Frauen in seinem Leben gesehen hätte. Aber keine hatte bisher einen solchen Eindruck auf ihn gemacht wie diese Frau, die gerade den Ballsaal des Hotel Shangri-La in Darwin betrat. Darwin, Australiens nördlichste Stadt, wurde im ganzen Lande um seine Schönheit beneidet, doch, sofern man einen Vergleich zwischen einer Frau und einer Stadt anstellen wollte, dieser Frau mit ihrer Anmut und ihrem Liebreiz konnte sie keinesfalls das Wasser reichen.

Für diesen Abend, an dem an Glanz und Glamour nicht gespart wurde, hatte Kia sich besonders sorgfältig zurechtgemacht. Sie sah hinreißend aus mit dem leuchtend hellen Haar, das sie in einem kleinen Nackenknoten zusammengefasst hatte, und dem sehr geschickten Make-up, das ihre blauen Augen noch größer erscheinen ließ, als sie eh schon waren.

Brant lächelte verstohlen. Ganz eindeutig die Augen einer Frau, die es gewohnt ist zu verführen, dachte er. Sein Blick glitt über die nackten Schultern und das silbern schimmernde Kleid, das den Busen eng umschloss, über die schmalen Hüften fiel und offenbar lange Beine verbarg.

Welcher Mann spürte da nicht sofort den Wunsch, diese Frau zu besitzen? Doch es war nicht nur Kias Aussehen, das Brants Interesse weckte. Sie hatte Klasse und strahlte etwas aus, was bei Frauen sehr selten zu finden war, nicht einmal bei seiner Exverlobten, Julia. Julia war sowieso nur an einem interessiert.

Brant presste kurz die Lippen zusammen. Richtig, er durfte nicht vergessen, dass Kia in dem Punkt nicht anders war. Beide Frauen wollten das Gleiche.

Geld.

Auf dem Rückflug von Europa hatte er ihr Foto in der Zeitung gesehen, im Gesellschaftsteil, den sein Platznachbar gerade las. Und die Art und Weise, wie sie sich an den Arm seines Partners Phillip gehängt hatte, hatte ihn gleich misstrauisch gemacht. Sie stellte dieses gewisse selbstzufriedene Lächeln zur Schau, als habe sie endlich das erreicht, was sie sich schon lange vorgenommen hatte. Wer war diese Kia Benton? Brant war bisher der Meinung gewesen, Phillip sei immer noch mit seiner Sekretärin zusammen.

Er hatte versucht, möglichst unauffällig den Text zu entziffern. „Ist einer von Australiens reichsten Junggesellen seiner persönlichen Assistentin ins Netz gegangen? Wie persönlich diese Beziehung ist, kann uns wohl nur Miss Kia Benton selbst verraten.“

Ja, diese Frau wusste sicher, wie sie sich jemanden angeln konnte. Aber sie ahnte nicht, dass Brant sie unfreiwillig bei einem Telefongespräch belauscht hatte, als er am nächsten Tag ins Büro kam.

„Natürlich versuche ich, einen reichen Mann zu finden“, sagte sie, gerade als er an Phillips offener Bürotür vorbeiging. Dabei lehnte sie an seinem Schreibtisch und sah aus, als gehöre ihr das Unternehmen. Dann lachte sie und fügte hinzu: „Aber man kann doch genauso gut einen reichen wie einen armen Mann lieben.“

Aha, genau deshalb hatte sie sich seinem Geschäftspartner so unentbehrlich gemacht. Nach zwei Monaten fraß Phillip ihr bereits aus der Hand. Es war sonnenklar, sie war auf einen reichen Mann aus, diese hübsche falsche Person.

„Sind sie nicht das perfekte Paar?“, schwärmte eine der Frauen und riss Brant aus seinen düsteren Gedanken. Aber die Wirklichkeit war nicht viel besser, denn er hasste Weihnachtspartys, ein notwendiges Übel, das es jedes Jahr aufs Neue zu überstehen galt.

„Ja, sie sehen fabelhaft zusammen aus“, sagte eine andere, und alle Augen wandten sich der Tür zu, wo Phillip und Kia nebeneinander unter dem Schild „Fröhliche Weihnachten“ standen.

Die Frau des Chefs der Rechtsabteilung legte ihrem Mann die Hand auf den Arm. „Also, ich weiß ja nicht, was für Zaubermittel ihr in euren Büros versprüht, aber sie ist wirklich wunderschön.“

„Ja, und außerdem noch so hochintelligent“, meinte Simon mit väterlichem Stolz.

Wunderschön und hochintelligent.

Nun, offensichtlich verstand sie es ausgezeichnet, diese Mittel einzusetzen. Brant ärgerte sich, dass auch er von ihr fasziniert war, aber er konnte nichts dagegen tun.

Verdammt, warum hatte er sie nicht vor Phillip kennengelernt? Aber vor zwei Monaten war er nach Paris gegangen, um dort die neue Niederlassung einzurichten. Phillip wollte nicht, weil er schwer in seine damalige Freundin Lynette verliebt war. Als Brant einen Monat später zurückkam, hatte Phillips alte Sekretärin gekündigt, und Kia war bereits seine persönliche Assistentin.

Aber nicht nur das. Auch außerhalb des Büros schienen Phillip und sie unzertrennlich zu sein.

Wie jetzt.

Wieder fluchte Brant leise. Hätte er sie zuerst gesehen, dann hätten sie bereits eine heiße Affäre. Das war ihm klar, spätestens seit dem Augenblick, als er ihr in die leuchtend hellblauen Augen geschaut hatte.

Warum?

Weil sie genau wusste, wie sie auf ihn wirkte. Dass er von ihr sehr angetan war und sie unbedingt besitzen wollte. Sie brauchte ihm nur einen kurzen Blick zuzuwerfen, und schon spürte er dieses heiße Verlangen. Auch jetzt reagierte sein Körper sehr eindeutig. Brant wollte sie an sich reißen, in ihr sein, sich langsam in ihr bewegen, sie stöhnen und seinen Namen seufzen hören, bis sie mit einem lauten Schrei kam …

„Sie hat auch einen neuen Wagen“, flüsterte jemand neben ihm und unterbrach ihn in seinen sexuellen Fantasien. „Einen Porsche. Tolles Auto.“

„Nicht schlecht“, sagte einer der Männer. „Hat Phil den gekauft?“

Simon warf Brant schnell einen schuldbewussten Blick zu, als wisse er, dass man dieses Thema möglichst nicht im Beisein des Chefs diskutieren sollte. „Ich weiß … nicht genau“, sagte der andere Mann zögernd.

„Andererseits wäre es ja verständlich“, meinte Simons Frau. „Denn sicher möchte er nicht, dass ihr ein so schlimmer Unfall passiert wie ihm.“

Brant tat so, als höre er nicht zu, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und trank einen Schluck Whiskey. Auf dem Heimweg nach einem Abend mit Kia hatte Phils Wagen eine Panne. Und als er ausstieg, um sich den Schaden zu besehen, erfasste ihn ein vorbeirasender Wagen am Bein. Das Knie war zerschmettert, das Fußgelenk gebrochen. Ob er nun sein Leben lang würde hinken müssen, war noch nicht abzusehen.

Und Kia … das gute Kind …, dachte Brant und lächelte ironisch, hatte die Situation genutzt und sich Phil unentbehrlich gemacht. Sie war ständig zwischen Krankenhaus und Büro hin- und hergependelt und hatte Phil geholfen, die Arbeit vom Krankenbett aus zu erledigen. Wahrscheinlich hatte sie ihn auf diese Art und Weise auch dazu gebracht, ihr den Porsche zu kaufen. Verdammt! Sein Geschäftspartner, der außerdem auch sein bester Freund war, verdiente ganz sicher eine andere Frau als Kia, die nur auf sein Bankkonto scharf war.

Sollte er Phil die Augen über die Frau öffnen, mit der er sich eingelassen hatte? Sicher war es ziemlich einfach, Kia ins Bett zu kriegen, wenn er es wirklich darauf anlegte. Aber das brachte er nun doch nicht fertig. Nicht wegen Kia, sondern um den Freund nicht zu verletzen. Er wusste nur zu genau, was für ein bitteres Gefühl es war, wenn jemand, dem man vertraute, einem die Frau wegnahm.

Außerdem musste er auch an ihr gemeinsames Unternehmen denken. Seit Phillip und er vor drei Jahren angefangen hatten, Firmen aufzukaufen, hatte der Freund zwar einige Entscheidungen getroffen, die Brant hatte korrigieren müssen. Doch jetzt lief das Unternehmen hervorragend, und das wollte er auf keinen Fall aufs Spiel setzen.

Dennoch, eine Frau, die darauf aus ist, den Freund auszunehmen, stellt durchaus eine Gefahr dar, dachte Brant, als er sah, wie das Paar auf ihn zukam. Kia schob den Rollstuhl, blieb aber immer wieder stehen und unterhielt sich mit den anderen Gästen. Das machte sie sehr gut. Sie wusste genau, wie sie Menschen für sich einnehmen konnte.

Dass eine so strahlende Schönheit ein so kaltes Herz besitzen konnte! Plötzlich ertrug Brant es nicht länger. Er stand auf und ging zum Ausgang. Die Frau, mit der er gekommen war, hatte sich seit ihrem Verschwinden auf die Toilette sowieso nicht mehr blicken lassen, also würde sie auch nicht so schnell nach ihm suchen.

Er musste unbedingt an die frische Luft, ein paar Mal tief durchatmen und sich von der kühlen Meeresluft umwehen lassen, um den üblen Geruch nach Betrug und Lüge loszuwerden. Vielleicht würde dann endlich auch dieses peinigende Verlangen nach einer Frau nachlassen, die im Grunde nur seine Verachtung verdiente.

Nachdem sie endlich an ihren Tisch zurückgekehrt waren, setzte Kia sich mit einem Glas Champagner in der Hand und versuchte, sich zu entspannen. Brant schien kurz verschwunden zu sein, aber er würde sicher zurückkommen. Auf irgendeine verrückte Art und Weise machte er sie nervös, auch wenn sie versuchte, in seiner Gegenwart distanziert zu bleiben.

Heute zum Beispiel hatte sie sofort dieses unheilvolle Kribbeln gespürt, kaum dass sie den Ballsaal betreten hatte. Sie spürte, dass er sie ansah, sie von oben bis unten musterte, sie mit seinen Blicken förmlich auszog. Aber nicht erst heute hatte sie genau gefühlt, dass er sie begehrte. Schon seit sie ihm das erste Mal begegnet war, wusste sie, dass er mit ihr schlafen wollte, wann und wo auch immer.

Sosehr sie sich dagegen wehrte, auch sie wollte ihn. Dass sie sich das bewusst gemacht hatte, verschlimmerte nur die Situation. Wenn sie ihn sah, begann ihr Herz schneller zu schlagen, und sie hatte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.

„Alles in Ordnung, Kia?“

Lächelnd wandte sie sich zu Phillip um, wobei ihr klar war, dass alle sie beobachteten. „Ja, alles bestens.“

Er blickte ihr auf das Dekolleté und lächelte kurz. „Schön, dass dir mein Geschenk gefällt.“

Automatisch griff sie nach dem Diamantencollier, das sie auf seinen Wunsch heute umgelegt hatte. Er hatte sogar gemeint, sie solle es behalten, aber sie hatte es abgelehnt. Allerdings hatte sie zugestimmt, es heute Abend zu tragen. „Es ist wunderschön.“

„Ein wunderschönes Geschenk für eine wunderschöne Frau.“

Das Kompliment machte sie verlegen. Warum musste er immer so dick auftragen? Auch wenn er den Eindruck erwecken wollte, sie seien ein verliebtes Paar, brauchte er doch nicht so melodramatisch zu werden wie in den Filmen aus den Dreißigerjahren. Sie fühlte sich unbehaglich dabei.

Plötzlich sträubten sich ihr die Nackenhaare. Hinten auf der Tanzfläche tanzte Brant mit einer Frau. Ihr stockte der Atem, so stark überkam sie das Verlangen. Er war es allerdings auch wert, dass man ihn anschaute. Er sah nicht nur gut aus, sondern unverschämt sexy in dem schwarzen maßgeschneiderten Anzug, der seinen schlanken Körper betonte, dazu das schwarze glänzende Haar, das ihm in den Nacken fiel. Außerdem umgab ihn eine Aura des Reichtums, was ihn alles in allem unwiderstehlich machte.

„Wer ist denn die Frau, mit der Brant tanzt?“, fragte jemand am Nebentisch und kam damit Kia zuvor.

„Das ist doch sicher die Frau, mit der er gekommen ist“, antwortete ein anderer.

Überrascht sah Kia genauer hin. Normalerweise gab sich Brant doch nur mit blonden Frauen ab, bildschönen Blondinen mit tollen Figuren, die außerdem noch Stil hatten, wenn man den Zeitungen Glauben schenken sollte. Auch die Frauen, die ihn häufig im Büro besuchten, waren blond und hübsch. Und laut Evelyn, Brants Assistentin, traf das auch auf die Frauen zu, die ihn ständig anriefen.

Diese Brünette war ganz eindeutig nicht sein Typ. Sie sah nicht besonders gut aus, wenn sie auch nicht eigentlich unattraktiv war. Aber sie wirkte verklemmt, ganz im Gegensatz zu seinen strahlenden Blondinen, die vor Selbstbewusstsein strotzten. Und das geblümte Kleid stand ihr im Grunde auch nicht. Brants Gegenwart schien sie einzuschüchtern.

Kein Wunder, dachte Kia. Sie kannte dieses Gefühl. Jetzt lächelte die Frau ihn scheu an, und als er ihr Lächeln erwiderte, stolperte sie vor lauter Aufregung. Das war nur zu verständlich, denn Brant Matthews hatte ein neues Opfer gefunden, Herzensbrecher, der er war. Vielleicht sollte er diesen „Zweitberuf“ noch auf seine Visitenkarte drucken lassen.

Jetzt erst fiel ihr auf, dass Phillip etwas gesagt hatte. Schnell wandte sie sich zu ihm um. „Entschuldige, was hast du gemeint?“

„Ich sagte, das ist meine neue Physiotherapeutin.“

Ah, das also war Serena. Mit ihr hatte Kia bereits telefoniert. Aber warum hatte ausgerechnet Brant sich mit ihr eingelassen? Die beiden passten überhaupt nicht zusammen.

Doch dann begriff sie.

„Aber, Phillip, das hättest du nicht tun sollen!“, flüsterte sie.

„Was?“

„Die beiden verkuppeln.“

„Warum denn nicht? Außerdem, so ernst ist es doch nicht. Ich dachte nur, dass es Serena guttun würde, mal mit so jemandem wie Brant auszugehen. Er hatte nichts dagegen.“

Das arme Mädchen. Warum waren Männer nur manchmal so fürchterlich unsensibel?

„Genau deshalb hättest du es nicht tun sollen.“

Er runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“

„Sie wird wissen, dass jeder sich fragt, was Brant denn an ihr findet. Und das verunsichert sie noch mehr.“

„Ich habe es doch nur gut gemeint.“

Kia legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. „Ich weiß. Ich habe nur den Eindruck …“ Wie sollte sie ihm verständlich machen, was in einer schüchternen jungen Frau vor sich ging? Ihr selbst fiel es schwer, sich in die eigene Vergangenheit zu versetzen und nachzuempfinden, wie sie damals unter ihren Unzulänglichkeiten gelitten hatte.

„Fröhliche Weihnachten, Kia.“

Ohne dass sie es gemerkt hatte, war Brant neben sie getreten und streifte kurz ihre Wange mit den Lippen. Diese Geste bedeutete nichts und gleichzeitig alles. Kias Puls raste, als sie Brants warme Hand auf ihrer nackten Schulter spürte und seinen männlichen Duft wahrnahm.

Dann richtete er sich wieder auf und zog einen Stuhl für seine Begleiterin heran. „Serena, das ist Kia, Phillips Assistentin.“

„Wir haben schon miteinander telefoniert.“ Kia nickte Serena lächelnd zu, die ihr gegenüber Platz nahm.

„Ja, ich erinnere mich.“ Serena erwiderte schüchtern das Lächeln.

Sie tat Kia leid, und sie überlegte, wie sie ihr die Situation erleichtern konnte. Dadurch wurde sie ein wenig von dem Schock über Brants zärtliche Begrüßung abgelenkt. „Serena ist ein sehr schöner Name.“

„Finden Sie?“ Die junge Frau blickte verlegen auf ihre Hände.

„Er passt sehr gut zu Ihnen“, warf Brant schnell ein, bevor Kia etwas sagen konnte.

Serena errötete, was ihr ausgesprochen gut stand. „Danke.“

Brant setzte sich und reichte ihr ein Glas Champagner. „Es gibt nicht viele Frauen, mit denen man sich einfach wohlfühlt, Serena.“

Dabei warf er Kia einen schnellen Blick zu. Wollte er damit sagen, dass er sich mit ihr unwohl fühlte? Was für eine Unverschämtheit. Sie konnte ja schließlich nichts dafür, dass er sie begehrte, aber nicht haben konnte.

„Es gibt durchaus auch Männer, mit denen man sich nicht wohlfühlt.“ Kia wollte auf keinen Fall, dass er das letzte Wort hatte.

Er lehnte sich langsam zurück und nahm einen Schluck, während er Kia amüsiert musterte. „Wollen Sie damit sagen, dass manche Männer Sie nervös machen, Kia?“

Es überlief sie siedend heiß. Wollte er damit etwa ausdrücken, dass seine Gegenwart sie nervös machte?

„Nur, wenn ich es zulassen würde. Ich habe nicht vor, mich jemals von einem Mann nervös machen zu lassen.“

„Tatsächlich?“ Er warf kurz einen Blick auf Phillip, dann wieder auf Kia. Dabei kniff er abschätzig, beinahe verächtlich die Augen zusammen, und Kia musste an ihre erste Begegnung denken. Sie hatte Phillip im Krankenhaus besucht, und Brant war gerade von seiner Europareise zurückgekehrt. Vom ersten Augenblick an hatte er sie als Feind betrachtet, und dieses Gefühl hatte sich im Laufe der Zeit noch verstärkt. Zwar verbarg er seine Empfindungen ziemlich gut, aber sie waren doch spürbar. Ob er sie für den Autounfall verantwortlich machte, weil Phillip sie an dem Abend nach Hause bringen wollte?

Das war sehr ungerecht, aber sie würde sich mit ihm darüber nicht auseinandersetzen. Denn dann ging er bestimmt ihrem Verhältnis zu Phillip auf den Grund und fand möglicherweise die Wahrheit heraus. Dass alles begonnen hatte, als Phillip sie bat, ihn zu einem Geschäftsessen mit Kunden zu begleiten, die auch Lynette, seine ehemalige Freundin, kannten. Danach waren sehr schnell die Fotoreporter der Skandalblätter aufgetaucht, und das Ganze war nicht mehr aufzuhalten. Und ehe sie sich’s versahen, galten Phillip und sie als Paar.

Brants Kiefermuskeln zuckten kurz, dann wandte er den Blick von Kia ab, als habe er genug von ihr, und richtete das Wort an seine Tischnachbarn.

Irgendwie ärgerte sie das. Ging er so mit den Frauen um, die ihn anfingen zu langweilen? Benutzte er sie lediglich, um seinen Spaß zu haben, und ließ sie dann fallen wie eine heiße Kartoffel, wenn er ihrer überdrüssig war? Ganz sicher lief das so bei ihm. Darüber sollte sie sich nicht wundern. Hatte sie vielleicht geglaubt, sie sei etwas Besonderes, weil auch sie von ihm körperlich so angezogen war?

Betont gelassen nahm sie einen Schluck Champagner, lehnte sich dann zurück und betrachtete die Paare auf der Tanzfläche. Phillip sprach über seine Pläne, Weihnachten in Queensland zu verbringen, um mit seiner Familie zusammen zu sein. Sie wollte nach Adelaide fliegen, um mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater Weihnachten zu feiern. Endlich würde sie ausspannen können, und sie freute sich sehr darauf. Vor allem musste sie dringend mal alles hinter sich lassen, vor allem das Büro – und ihre Chefs.

Plötzlich und vollkommen unerwartet beugte Phillip sich über den Tisch und fragte Brant: „Willst du nicht vielleicht an meiner Stelle mal mit Kia tanzen?“

„Was?“, entfuhr es Kia, bevor sie es verhindern konnte. Sie wollte nicht mit ihm tanzen, auf keinen Fall in seinen Armen liegen, ihn berühren.

Brant warf ihr einen schnellen Blick zu, als taxiere er kurz seine Beute. „Vielleicht möchte Kia nicht tanzen“, entgegnete er langsam, und sie wusste, er war begierig danach, sie in den Armen zu halten.

Sie lachte kurz und etwas gezwungen auf. „Sei nicht albern, Phillip, ich brauche nicht zu tanzen.“

„Aber ich habe doch gesehen, wie du im Rhythmus der Musik mit dem Fuß gewippt hast“, meinte er lächelnd.

So? Das hatte sie gar nicht gemerkt. Sie wollte wieder und diesmal sehr nachdrücklich ablehnen, als sie sah, dass die Blicke der Umsitzenden auf sie gerichtet waren. Wenn sie sich weiter wehrte, würden die anderen sich nur wundern, warum. Und dann bestand die Gefahr, dass ihre und Phillips Komödie sehr schnell aufflog.

„Okay, Phillip, wenn du es gern möchtest“, sagte sie mit eindeutiger Betonung, damit Brant nicht etwa glaubte, sie tue es für ihn.

Brant stand auf und reichte ihr die Hand. Sie versuchte zu lächeln, aber seine Nähe machte sie nervös. Als er sie auf die Tanzfläche führte, kribbelte ihr die Haut. Sofort nahm er sie in die Arme und wollte sie an sich ziehen, aber sie machte sich steif und stieß ihn leicht zurück. Auf keinen Fall durfte sie ihrem Verlangen nachgeben, sich an ihn zu schmiegen.

„Aber wir tanzen doch nur“, zog er sie auf. Dabei wusste er genau, welche Wirkung er auf sie hatte.

Auf Frauen ganz allgemein.

„Mr. Matthews …“

„Ich habe Ihnen doch schon mal gesagt, Sie können mich Brant nennen.“

„Aber Sie sind mein Chef, da ist mir eine gewisse Förmlichkeit lieber.“

„Warum denn?“

„Ich bin so erzogen worden. Man sollte den Älteren immer Respekt entgegenbringen.“

Er lachte leise und seine weißen Zähne blitzten. Damit ich dich besser fressen kann, dachte sie unwillkürlich.

Er legte ihr die Hand auf den Rücken. „Jetzt haben Sie es mir aber gegeben!“

„Zumindest habe ich mich bemüht.“ Für ihren Geschmack war sein Griff viel zu fest. Sie versuchte, ihn zu lockern.

„Ich weiß.“ Er neigte den Kopf und sah ihr in die Augen. „Ich frage mich nur, warum.“

Sie wandte den Blick ab. „Weil Sie mein Chef sind.“

Die Hand auf ihrem Rücken rutschte etwas tiefer, und Kia stockte der Atem. „Wenn ich Ihr Boss bin, dann sollten Sie auch tun, was ich will“, sagte er leise, und seine Stimme klang gefährlich.

Sie hatte sich wieder gefangen und blickte ihm direkt in die Augen. So leicht ließ sie sich nun doch nicht manipulieren. Sie war doch keine Marionette. „Ich war nie besonders gut darin, Befehle auszuführen.“

„Wie schade.“ Sein Blick wurde kälter. „Aber ich bin davon überzeugt, Sie erreichen immer das, was Sie sich vorgenommen haben.“

„Tut das nicht jeder?“, gab sie etwas scharf zurück. Was bezweckte er mit dieser Bemerkung?

„Jede Frau, meinen Sie wohl.“

Aha, also hatte der Schürzenjäger eine schlechte Meinung von Frauen generell. „Nein, ich meinte eigentlich jeder Mensch. Mann, Frau, Kind. Selbst Tiere …“

„Ich habe gehört, Sie haben ein neues Auto“, unterbrach er sie ziemlich rüde. „Einen Porsche.“

Tausend Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf. Was meinte er damit? Warum fing er damit an? Und dann in einem derart anklagenden Ton. Dabei war sie sich keiner Schuld bewusst. „Ja, ich habe einen neuen Wagen.“

Er lächelte leicht ironisch. „Offenbar zahlen wir Ihnen ein sehr gutes Gehalt.“

Zorn stieg in ihr auf. „Ich bin mein Geld durchaus wert!“

„Davon bin ich überzeugt.“ Er beugte sich zu ihr hinüber, sodass er mit den Lippen fast ihr Ohr berührte. „Besonders Phil wird mir da zustimmen.“

Sie wich ihm aus. „Was soll das nun wieder heißen?“

Sein Lächeln wurde sanfter, aber die Augen blickten kalt. „Lediglich, dass Sie sicher eine ganz besonders gewissenhafte … Assistentin sind. Phil hält sich bestimmt für einen Glückspilz, dass er Sie hat.“

„Das hört sich nach einem sehr zweifelhaften Kompliment an.“

„Tatsächlich?“ Er zog sie etwas dichter an sich heran, damit sie die Hitze seines Körpers spüren konnte.

Okay, wenn er heiß war, würde sie ihn Kälte spüren lassen. Er sollte glauben, dass ihr seine kleinen Spielchen vollkommen gleichgültig waren. Sie lächelte ihn kühl an. „Serena macht einen sehr netten Eindruck.“

Ihr Themenwechsel schien ihn zu amüsieren. „Ja, ich bin gern mit ihr zusammen.“

„Das kann ich mir vorstellen.“ Die arme Serena. Vor einem Frauenhelden wie Brant war keine sicher.

Er runzelte die Stirn. „Wie meinen Sie das?“

„Was glauben Sie denn?“

„Warum beantworten Sie meine Fragen immer mit einer Gegenfrage?“ Er wirkte verärgert.

„Wieso? Tu ich das?“

Er presste kurz die Lippen zusammen. „Sie haben wohl gedacht, dass ich Serena links liegen lassen würde, was?“

Der Gedanke war ihr tatsächlich kurz gekommen. Aber dann war ihr klar geworden, dass Männer wie er alle Frauen für sich gewinnen wollten, egal ob sie alt oder jung, hübsch oder nichtssagend waren. Im Grunde richtete sich ihr Ärger auch mehr gegen Phillip.

„Ich weiß, dass Phillip es nur gut gemeint hat, aber ich wünschte, er hätte Serena nicht in diese Situation gebracht. Glauben Sie mir, ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man immer das hässliche Entlein ist.“

Er riss die Augen auf. „Sie? Das glaube ich nicht.“

„Aber es stimmt. Ich sah immer vollkommen unbedeutend aus.“

„Jetzt machen Sie aber Witze!“

„Nein. Fragen Sie meinen Vater. Er hat mir immer wieder gesagt, wie unattraktiv ich sei.“ Bei der Erinnerung überkam sie erneut das Gefühl der Demütigung. Wie oft hatte sie in den Spiegel geschaut und sich gewünscht, hübsch zu sein. „Natürlich war er geradezu erleichtert, als ich mich dann doch zu so etwas wie einer passablen Frau entwickelte.“

Brant schüttelte verwundert den Kopf. „Und ich dachte immer, die Liebe eines Vaters sei vorbehaltlos.“

„Nicht die meines Vaters.“ Wieso erzählte sie ihm das eigentlich? „Er wollte sich nur mit schönen Frauen umgeben.“

„Frauen?“

„Meine Eltern sind geschieden. Glücklicherweise hat meine Mutter einen Mann gefunden, der sie wirklich liebt. Dad ist das dritte Mal verheiratet, diesmal mit einem Model, das halb so alt ist wie er.“

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