Vorsicht - reicher Rancher!

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Ein Mann wie der vermögende Patrick Stafford bringt nur Unglück, weiß Brooke. Für ihn ist alles ein Spiel! Also versucht die Tierärztin immer so kurz wie möglich auf seiner Ranch zu bleiben. Ganz anders sieht das leider ihr kleiner Sohn, der sich einen Daddy wünscht – Patrick …


  • Erscheinungstag 21.09.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751527996
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Patrick Stafford wartete schon eine ganze Weile auf den Tierarzt und atmete erleichtert auf, als endlich ein Fahrzeug in die lange Zufahrt einbog. Leider erkannte er weder den schlammverkrusteten Wagen noch die Frau, die ausstieg. Er verspürte einen kurzen Anflug von Enttäuschung, weil es nicht der Arzt war, und sein Pferd so lange auf eine Behandlung warten musste, aber da er ein Mann mit einem Blick für attraktive Frauen war, war sein Interesse dennoch sofort geweckt.

Die Besucherin war hochgewachsen und schlank. Sie trug eine Lammfelljacke über einem karierten Hemd, das in einer schmal geschnittenen Jeans steckte, dazu einen breiten brauen Gürtel um die schmale Taille und staubige Cowboystiefel an den Füßen. Was bedeutete, dass sie so angezogen war wie die meisten Frauen auf den Ranches in Haven, Nevada. Weshalb er nicht verstand, warum er sie so unwiderstehlich fand.

Trotzdem ließ er sie nicht aus den Augen. Das braune Haar war zu einem langen Zopf geflochten, und erst als sie näherkam, sah er, dass es in der Nachmittagssonne rötlich schimmerte. Wie Bronze und Kupfer, dachte er. Ihre Augen hatten die Farbe von dunkler Schokolade und waren von langen Wimpern umrahmt. Sie lächelte nicht, aber ihr Mund war dennoch verführerisch geformt. Als sein Blick eine Sekunde lang auf ihre Lippen fiel, wurde Patrick bewusst, wie lange er schon keine Frau mehr geküsst hatte – oder es auch nur gewollt hatte.

Er verscheuchte den unerwünschten Gedanken hastig und konzentrierte sich wieder auf die Besucherin. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“

„Eigentlich bin ich hier, um Ihnen zu helfen. Ich bin Dr. Langley.“ Jetzt lächelte sie und streckte ihm eine Hand entgegen.

Er schüttelte sie automatisch und registrierte dabei die langen, schmalen (und ringlosen!) Finger, die kurzen gepflegten Nägel und den festen Griff. „Patrick Stafford“, erwiderte er und runzelte dann verwirrt die Stirn. „Sie sind aber nicht Dr. Langley.“

„Na ja, ich habe mein Diplom gerade nicht dabei, aber ich kann Ihnen gern meinen Führerschein zeigen“, bot sie an und nahm den Rucksack von der Schulter, sodass er den Aufnäher mit dem V und dem Äskulapstab sehen konnte – das Symbol ihres Berufs.

Sie war tatsächlich Tierärztin, doch er war immer noch verwirrt. „Ich erinnere mich noch an Dr. Langley. Als ich klein war, ist er oft auf die Crooked Creek Ranch gekommen, und Sie sind ganz eindeutig nicht er.“

„Das dürfte dann mein Vater gewesen sein“, erklärte sie. „Dr. Bruce Langley. Ich bin Dr. Brooke Langley.“

Das ergab Sinn, denn Bruce war wesentlich älter gewesen, hatte grau meliertes Haar und eine stämmige Figur besessen, die vermittelte, dass er mit den Nutztieren umgehen konnte, die er als Patienten seiner ländlichen Praxis behandelte.

„Wo ist Ranger denn?“, fragte sie.

„Vielleicht war ich bei meinem Anruf nicht deutlich genug“, antwortete Patrick zögernd. „Denn Ranger ist ein zwölfhundert Pfund schwerer Hengst und im Moment ziemlich störrisch.“

„Keine Sorge, dies ist nicht mein erstes Rodeo“, versicherte sie ihm. „Es ist auch nicht das erste Mal, dass ich hier draußen bin, um mich um Gus Sterlings Tiere zu kümmern.“

„Es sind nicht mehr seine Tiere, sondern meine“, widersprach er ihr.

„Im Moment interessiert mich mehr, wie es Ranger geht, und nicht, wer die Rechnungen bezahlt. Aber wenn Sie lieber auf meinen Vater warten wollen, der gerade auf Whispering Pines einem Fohlen in Steißlage auf die Welt hilft, ist das allein Ihre Entscheidung.“

Wenn Gus ihr seine Pferde anvertraut hatte, konnte Patrick es auch. Also schob er das Stalltor auf und ließ ihr den Vortritt.

Ihre Absätze klackten leise auf dem Betonboden, als sie durch den Mittelgang zur Box des Hengstes ging, aber es war der subtile Schwung ihrer Hüften, der Patricks Aufmerksamkeit erregte. Obwohl es ihm für Ranger leidtat, dass er überhaupt einen Tierarzt hatte rufen müssen, bedauerte er es keineswegs, dass es Dr. Brooke Langley war, die hierhergekommen war.

Haven war nicht so klein, dass jeder jeden kannte, und wie er Brooke gesagt hatte, erinnerte er sich durchaus an ihren Vater, aber nicht an sie. Obwohl sie auf dieselbe Highschool gegangen sein musste, wie er, weil es in Haven nur eine einzige gab, konnte er sich nicht erinnern, sie dort gesehen zu haben. Ranger hingegen schien sie zu kennen, denn die Nase des Hengstes erschien jetzt über der Tür der Box, und er nickte sogar leicht, als wolle er sie begrüßen.

Brooke streichelte sanft seinen Nacken und Ranger wieherte leise.

Patrick starrte auf die Szene, und war zugleich fasziniert von der stummen Kommunikation der beiden, aber auch ein wenig besorgt um die Frau, die jetzt, ohne zu zögern, die Box betrat. Er schätzte sie auf mindestens ein Meter siebzig, aber neben dem Hengst sah sie unfassbar klein und zerbrechlich aus.

Jeder, der sich ein wenig mit Pferden auskannte, respektierte die Kraft dieser Tiere und wusste, welchen Schaden ihre muskulösen Beine und ihre Hufe selbst aus Versehen anrichten konnten, aber Brooke schien keinerlei Angst zu verspüren. Ranger wich seltsamerweise auch nicht vor ihr zurück. Irgendwie machte ihre Gelassenheit sie für Patrick sogar noch verführerischer.

„Wie geht es dir, Ranger?“

Sie klang ruhig und besänftigend, und ihre Hände bewegten sich sicher und ohne Hast. Alles, was sie tat und sagte, signalisierte dem Tier, dass sie die Situation voll und ganz im Griff hatte. Sie verstummte erst, als sie in die Hocke ging, um die Wunde genauer untersuchen zu können.

Nach einer Weile richtete sie sich auf und drehte sich zu Patrick um. „Der Schnitt geht sogar durch das Koronarband. Wie ist das passiert?“

„Ich weiß es nicht“, gab er ehrlich zu. „Ich habe die Pferde heute Morgen auf die Koppel gelassen, aber irgendwie hat Ranger sich daraus befreit und …“

„Irgendwie?“, unterbrach sie ihn mit hochgezogenen Brauen.

„Ich dachte, ich hätte das Tor verriegelt, aber als ich erneut nach den Pferden gesehen habe, hat es offen gestanden.“

„Ist Ranger der Einzige, der die Koppel verlassen hat?“

„Nein, aber er ist der Einzige, der sich dabei verletzt hat.“

„Ich brauche mehr Licht, um die Wunde genauer anschauen zu können“, erklärte sie jetzt und griff über die Tür hinweg nach Rangers Halfter und Strick.

Der Hengst ließ sich widerstandslos zu einer Stelle führen, wo Gummimatten und zusätzliche Beleuchtung eine genauere Untersuchung ermöglichten. Patrick beobachtete, wie die Ärztin ihren Rucksack öffnete und darin herumwühlte. „Er hat das rechte Bein geschont, als ich ihn gefunden habe.“

„Kein Wunder.“ Sie zog eine Injektionsspritze auf. „Diese hier ist gegen Tetanus“, erklärte sie. „Er wird aber auch Penicillin gegen eine mögliche Infektion brauchen. Anschließend wasche ich die Wunde aus und werde einen Salbenverband anlegen.“

„Kann ich auch irgendetwas tun?“, fragte er.

„Können Sie Kaffee kochen?“

Fast hätte er erleichtert geseufzt, denn das war wenigstens eine Aufgabe, mit der er fertigwurde. Er nickte hastig. „Ja, das kriege ich hin. Wie trinken Sie ihn denn?“

„Schwarz ist gut.“

„Kommt sofort“, versprach er.

Nachdem Patrick gegangen war, ließ sich Brooke bei Rangers Behandlung Zeit. Sie wusste, dass die Wunde schmerzte, doch der Hengst schien instinktiv zu verstehen, dass sie ihm nur helfen wollte. Obwohl er zunächst nervös reagiert hatte, ließ er ihre Bemühungen mittlerweile geradezu stoisch über sich ergehen.

Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass die meisten Tiere eine notwendige Behandlung ruhig ertrugen, wenn sie spürten, dass man ihre Schmerzen lindern wollte. Natürlich war sie auch schon einmal getreten und gebissen worden, und eine Ziege hatte ihr mit einem heftigen Kopfstoß sogar mal eine Gehirnerschütterung verpasst, aber im Allgemeinen war die Beziehung zwischen Arzt und Patient von gegenseitigem Respekt und Verständnis geprägt. Falls sie doch einmal Bedenken hatte, injizierte sie dem Tier einfach etwas zur Beruhigung, damit keiner von ihnen gefährdet wurde.

Doch Ranger gab ihr keinen Grund dazu. Schmerzen konnten sowohl Menschen als auch Tiere unberechenbar machen, aber sie spürte, dass der Hengst ein sanftmütiges Geschöpf war. Vermutlich war er noch immer verwirrt, dass er einen neuen Besitzer hatte, und das tat ihr leid.

„Ich kann nicht glauben, dass Gus dich einfach hier zurückgelassen hat“, sagte sie laut, um ihn zu trösten. „Aber wahrscheinlich gab es in einer Seniorensiedlung in Arizona keinen Platz für ein Pferd. Doch ein in Nevada geborenes und aufgewachsenes Pferd würde sich in Arizona ohnehin nicht wohlfühlen.“

Sie hatte zwar Gerüchte gehört, dass der alte Rancher sein Anwesen verkauft hatte, aber nicht daran geglaubt, bis sie in die Zufahrt eingebogen war und das neue Logo der Silver Star Ranch an der frisch gestrichenen Scheune entdeckt hatte. Nach einigen schweren Jahren hatte die Sterling Ranch am Rande des Bankrotts gestanden, deshalb konnte sie verstehen, dass Gus nach irgendeinem Ausweg gesucht hatte.

Aber sie nahm es ihm übel, dass er gerade an Patrick Stafford verkauft hatte, denn sie gab dem neuen Eigentümer die Schuld an der hässlichen Verletzung des Pferdes. Der Mann hatte offenbar keine Ahnung davon, wie man eine Ranch betrieb, und noch weniger davon, wie man sich anständig um die Tiere kümmerte, die einem anvertraut worden waren.

Wahrscheinlich wollte er die Ranch in eine Touristenattraktion verwandeln … in eine dieser Ferienranches.

Patrick Stafford war garantiert nur ein gelangweilter reicher Mann, der Cowboy spielen und seine Türen für andere gelangweilte reiche Männer öffnen wollte, damit sie zusammen Cowboy spielen konnten.

Dabei schien er aber nicht den typischen untrainierten, blassen Körper eines Mannes zu haben, der sein Leben bei künstlichem Licht am Schreibtisch verbrachte. Ganz im Gegenteil, er besaß breite Schultern und schmale Hüften und sah eigentlich nach dem Rancher aus, als der er sich ausgab.

Auch wenn das karierte Hemd mit dem winzigen Polopferd auf der Brusttasche und die auf alt gestylte Designerjeans nicht so ganz zum typischen Bild eines Cowboys passten, sah er mit seinem sonnengebleichten hellbraunen Haar, der gebräunten Haut, überraschend grünen Augen, gerader Nase, schmalen Lippen und markantem Kinn mit Dreitagebart gut genug aus, um das edle Outfit in den Schatten zu stellen. Außerdem strahlte er Zuversicht und Selbstsicherheit aus.

Vermutlich war Patrick Stafford diese lässige Art bereits in die Wiege gelegt worden, und er war bestimmt schon auf der Highschool so gewesen. Obwohl sie sich damals nicht gekannt hatten, hatte sie gewusst, wer er war, denn seine Mutter war eine Blake, und die Blakes waren die reichste Familie in Haven, Nevada. Blake Mining war außerdem der größte Arbeitgeber der Gegend – was für sie unweigerlich die Frage aufwarf, warum er das Familienunternehmen verlassen hatte, um etwas vollkommen Neues zu beginnen. Nicht, dass sie ihn das fragen würde. Schließlich hatten seine Beweggründe nichts mit ihrer Anwesenheit auf der Ranch zu tun.

Obwohl Brooke keine Frau war, die in der Nähe eines attraktiven Mannes weiche Knie bekam, hatte sie ein Kribbeln im Bauch verspürt, als sie Patrick angesehen hatte. Es war lange her, dass sie einen Mann so anziehend gefunden hatte – acht Jahre, um genau zu sein, und daher beunruhigte sie ihre Reaktion. Zum Glück war sie mittlerweile wesentlich älter und klüger und verstand daher, was auf dem Spiel stand, wenn sie sich auf jemanden einließ.

Sie schob die Gedanken hastig beiseite und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Als sie fertig war, stieß Ranger sanft mit der Nase gegen ihre Schulter, als wolle er sich bei ihr bedanken.

Sie streichelte seinen Kopf. „Gern geschehen. Aber vergiss nicht, so verlockend ein unverschlossenes Tor auch sein mag, es ist gefährlich, allein auf Tour zu gehen.“

Er schnaubte leise und sie lächelte.

„Reden Sie immer mit Ihren Patienten?“, fragte Patrick.

Brooke zuckte erschrocken zusammen. „Ja. Ich bin zwar kein Doctor Dolittle, aber ich glaube dennoch, die Tiere verstehen mich.“

„Ranger schien es jedenfalls zu tun“, erwiderte er und reichte ihr einen Becher. „Ihr Kaffee.“

„Oh, danke.“ Sie hob ihn an den Mund. Der Kaffee war stark und heiß, genauso wie sie ihn gern mochte.

„Ich habe über etwas nachgedacht, was Sie vorhin gesagt haben“, begann er.

„Ich habe viel gesagt – und noch mehr nicht.“

Sein Lächeln löste unweigerlich etwas in ihr aus.

Du bist älter und klüger, versuchte sie sich in Erinnerung zu rufen.

Außerdem hast du wesentlich mehr zu verlieren.

„Sie haben gesagt, dass Sie mehr an Ranger interessiert sind als an dem Mann, der die Rechnungen bezahlt“, fuhr er fort.

„Sie bekommen trotzdem eine Rechnung“, versprach sie ihm.

„Das hoffe ich doch“, erwiderte er. „Aber sind Sie wenigstens ein klein wenig interessiert?“

Stirnrunzelnd nippte sie an dem Kaffee. „Wie bitte?“

„Mehr an Ranger interessiert zu sein, deutet an, dass Sie auch an mir interessiert sind. Ist das so?“, fragte er.

„Ich bin nur daran interessiert, bezahlt zu werden. Die Rechnung schickt Ihnen dann Larissa, die Praxismanagerin.“

„Sie weichen mir aus.“

„Nein, ich warte eigentlich nur darauf, dass Sie endlich den Mund halten, damit ich Ihnen Anweisungen für Rangers Nachbehandlung geben kann.“

Er verstummte und senkte den Kopf.

„Der Verband muss täglich gewechselt werden, bis die Wunde ganz verheilt ist“, erklärte sie. „Haben Sie Ichthyolsalbe?“

„Ich bin mir nicht sicher.“

„Dann lasse ich Ihnen welche da und schreibe sie mit auf die Rechnung.“

„Was ist mit dem Verbandswechsel? Machen Sie das?“

Sie schüttelte den Kopf. „Das wird nicht nötig sein.“

„Lassen Sie es mich anders formulieren“, sagte er. „Können Sie bitte wiederkommen, um es zu machen?“

Diese Bitte überraschte sie. „Haben Sie eine Ahnung, was es kostet, wenn ich jedes Mal herkomme und den Verband wechsle?“

„Mir ist egal, was es kostet.“

Natürlich.

Sie zuckte mit den Schultern. „In Ordnung. Dann sehen wir uns morgen.“

„Vielen Dank.“ Er lächelte erleichtert. „Was ist mit heute Abend?“

„Heute Abend ist keine Behandlung mehr nötig“, versicherte sie ihm.

„Ich frage nicht nach Ranger. Ich wollte wissen, ob ich Sie heute Abend sehen kann“, erklärte er.

„Nein.“

„Nur auf einen Drink.“

Er lächelte erneut – dieses Mal so sinnlich, dass viele Frauen wohl nicht hätten widerstehen können. Zum Glück hatte die Erfahrung Brooke gegen solche offensichtlichen Tricks immun gemacht.

Hoffte sie zumindest.

„Oder auch zum Abendessen, wenn Sie das vorziehen“, fuhr er fort, als sie nicht sofort antwortete.

„Nein und nochmals nein.“ Konnte es wirklich sein, dass er noch kein Date hatte? Immerhin war heute nicht nur Freitag, sondern noch dazu Valentinstag.

Nicht, dass Brooke dieser spezielle Tag etwas bedeutete. Sie brauchte keine Schokolade oder Blumen, weil sie den Abend nämlich mit dem wichtigsten Mann in ihrem Leben verbringen würde.

„Dann vielleicht morgen?“, schlug Patrick vor.

Sie fühlte sich geschmeichelt … war verwirrt … aber eindeutig nicht interessiert.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, auch dann nicht.“

Er gab offenbar niemals auf. „Sind Sie mit jemandem zusammen?“

„Geht Sie das irgendetwas an?“

„Ich bin nur neugierig, mit wem ich konkurriere“, entgegnete er.

„Es gibt keine Konkurrenz. Ich bin momentan mit niemandem zusammen, aber auch an niemandem interessiert, schon gar nicht an irgendeinem Pseudocowboy, der vergisst, Koppeltore zu verriegeln.“

„Autsch.“

Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein so attraktiver und wohlhabender Mann wie Patrick Stafford das Wort Nein oft zu hören bekam.

Vielleicht war ihre Antwort etwas zu abweisend gewesen, und ganz sicher auch unprofessionell.

Aber es ärgerte sie nun mal, dass ein unschuldiges Tier den Preis für seinen Fehler bezahlen musste und anscheinend schien er immer noch nicht zu begreifen, welche Folge diese Verletzung für Ranger haben konnte. Sie wusste leider nur zu gut, dass viel beschäftigte Leute manchmal nicht auf wichtige Dinge achteten.

Ein unverriegeltes Tor.

Ein falsch eingestellter Steigbügel.

Ein abgelaufenes Kondom.

All das hatte Folgen.

„Es tut mir leid“, sagte sie jetzt. „Das war unfreundlich und unfair von mir.“

„Wenn es Ihnen wirklich leidtut, laden Sie mich doch zu einem Drink ein.“ Er zwinkerte ihr zu.

Sie war einerseits froh, dass er ihre Entschuldigung annahm, aber andererseits verärgert, dass er offenbar so begriffsstutzig war.

„Das werde ich nicht tun. Ich überlasse Ihnen dafür aber die Ichthyolsalbe zum Selbstkostenpreis“, sagte sie und zog den Reißverschluss ihres Rucksacks zu. „Das sind immerhin etwa dreißig Prozent weniger.“

„Ein echtes Schnäppchen. Ich könnte die Ersparnis dafür ja für ein Abendessen mit Ihnen im The Home Station verwenden.“

„Sie verstehen anscheinend nicht, was das Wort Nein bedeutet, oder?“

„Doch, das tue ich“, versicherte er ihr. „Ich dachte nur, da wir beide heute Abend noch etwas essen müssen, können wir es doch genauso gut auch zusammen tun.“

Sie schaute auf die Uhr. „Es ist tatsächlich schon spät. Vielleicht schaffe ich es ja gerade noch rechtzeitig nach Hause, um zur Abwechslung mal mit Brendan zusammen essen zu können.“

Er legte die Stirn in Falten. „Wer ist Brendan?“

„Mein siebenjähriger Sohn.“

2. KAPITEL

Patrick erstarrte zuerst, und wich dann innerlich zurück. Dass er es auch physisch tat, wurde ihm erst bewusst, als Brooke ihn darauf aufmerksam machte.

„Das nenne ich ja mal eine ganz ungewöhnliche Reaktion für Männer wie Sie“, sagte sie trocken.

„Welche Reaktion, und was meinen Sie mit Männer wie Sie?“

„Diesen Rückzug.“

Er runzelte die Stirn. „Wovon reden Sie?“

„Sie haben sofort einen Schritt zurück gemacht, so als wäre elterliche Verantwortung etwas Ansteckendes.“

„Das habe ich nicht“, widersprach er ihr, obwohl er registrierte, dass er jetzt etwas weiter von ihr entfernt stand als zuvor. „Falls doch, hatte es nichts zu bedeuten.“

„Ist schon gut“, antwortete sie. „Wenigstens wissen wir jetzt, wo jeder steht.“

„Was glauben Sie denn, wo ich stehe?“

„So weit wie möglich von allen eventuellen Komplikationen entfernt.“

Er wünschte sich, er könnte es bestreiten, oder wenigstens darauf hinweisen, dass sie rein gar nichts über ihn wusste. Ja, er setzte gern Charme und Komplimente dazu ein, um sein Interesse an einer Frau auszudrücken, trotzdem versuchte er dabei immer, ehrlich zu bleiben. Obwohl er in seinen zweiunddreißig Lebensjahren schon mit vielen verschiedenen Frauen ausgegangen war, hatten sie alle eines gemeinsam gehabt – sie waren ebenso wenig an einer längeren Beziehung interessiert gewesen wie er, und selbst wenn er einer Frau begegnen sollte, die ihn zum Umdenken bewegen könnte, musste die Ranch jetzt und in absehbarer Zukunft für ihn an erster Stelle stehen.

Er hatte also weder die Zeit noch – um ehrlich zu sein – die Lust, sich fest an eine Frau zu binden, und ganz sicher war er nicht daran interessiert, der Ersatzvater für das Kind eines anderen zu werden. Das wäre für ihn die größte denkbare Komplikation.

Brooke Langley war die aufregendste Frau, der er seit Monaten über den Weg gelaufen war, aber sie war offenbar nicht das, was er wollte. Selbst, wenn der Druck hinter seinem Reißverschluss ihm etwas ganz anderes signalisierte.

„Ich war nur überrascht“, antwortete er schließlich. „Jetzt bin ich allerdings neugierig. Kommt der Vater Ihres Sohns auch von hier?“

„Brendan hat keinen Vater!“

Er zog die Augenbrauen hoch.

„Der Mann, der seine DNA beigesteuert hat, ist nicht daran interessiert, ein Dad zu sein“, erklärte sie daraufhin. „Daran hat er keinen Zweifel gelassen, als ich ihm gesagt habe, dass ich schwanger bin.“

„Das tut mir leid“, erwiderte er.

„Das muss es nicht. Er hat seine Freiheit wiederbekommen und ich Brendan. Da meine Arbeit hier beendet ist, möchte ich jetzt wirklich schnell zu ihm fahren.“

„Aber morgen kommen Sie wieder, oder?“

„Ja, morgen werde ich Rangers Verband wechseln“, bestätigte sie.

Er nickte und freute sich bereits darauf, sie wiederzusehen.

So sehr Brooke ihren Beruf auch liebte, sie freute sich jeden Tag auf den Abend, weil sie dann ihren kleinen Sohn wiedersah, den sie noch mehr liebte als ihren Job. Seit sie ihn zum ersten Mal in den Armen gehalten hatte, drohte ihr Herz vor Liebe überzuquellen. Es war nicht einfach, eine alleinerziehende Mutter zu sein, aber sie hatte es niemals bereut, das Baby behalten zu haben. Sie hatte außerdem das Glück, dass ihre Eltern sie in jeder Hinsicht unterstützen, und den Luxus, in der Wohnung über deren Garage zu leben. Diese war zwar nicht sehr geräumig, aber groß genug für sie beide, mit zwei Schlafzimmern, einem Bad, einem Wohnzimmer und einer bescheidenen Küche mit einer Frühstückstheke.

Sie überlegte, welche Zutaten sie noch zu Hause hatte. Sie war sich ziemlich sicher, dass im Kühlschrank noch Hackfleisch war, und Tacos gingen nicht nur schnell, sondern gehörten noch dazu zu Brendans Lieblingsgerichten.

Einen Moment lang erinnerte sie sich fast wehmütig an Patricks Einladung zum Abendessen. Es wäre wirklich schön, sich mal in einem Restaurant bedienen zu lassen. Aber wenn sie das wollte, konnte sie mit Brendan ja auch im Digger’s essen. Einen Besuch dort konnte sie sich im Gegensatz zu The Home Station wenigstens leisten.

Sie bog jetzt in die Einfahrt ihrer Eltern ein und parkte vor der Garage, aber anstatt direkt in ihre Wohnung zu gehen, eilte sie ins Haus, wo ihr Sohn bestimmt schon auf sie wartete, da er wusste, dass er immer erst zu seiner Großmutter gehen sollte, wenn ihr Wagen nicht vor der Tür stand.

Brooke betrat das Haus ihrer Kindheit durch eine Seitentür und setzte sich auf die Bank, um ihre Stiefel auszuziehen. Dann hängte sie ihre Jacke auf, bevor sie die Küche betrat, in der ihre Mutter gerade am Herd stand und in einer Pfanne rührte. Obwohl Sandra Langley kürzlich ihren sechzigsten Geburtstag gefeiert hatte, sah sie noch immer fast so aus wie auf ihren Hochzeitsfotos. Sie trug das rotbraune Haar jetzt kürzer, aber ihre Augen funkelten noch immer so belustigt wie damals.

„Mmm.“ Brooke schnupperte, bevor sie ihre Mutter auf die Wange küsste. „Hier riecht aber etwas lecker.“

„Noch riecht es nach fast nichts. Es ist nur Hackfleisch.“

„Für mich riecht es gut“, beharrte Brooke.

„Du hast wohl mal wieder keine Mittagspause gemacht, was?“

„Die Praxis war zu voll.“

„Trotzdem musst du regelmäßig essen“, ermahnte Sandra sie. „Wie willst du dich anständig um die Tiere kümmern, wenn du dich selbst immer vernachlässigst?“

„Ich esse doch“, widersprach ihr Brooke. „Wenn du uns einlädst, esse ich, was immer du kochst.“

„Es gibt Tacos, und natürlich könnt ihr bleiben.“

Brooke lächelte. „Waren die Tacos Brendans Idee?“

„Er hat erzählt, dass er schon eee-wig keine mehr gegessen hat.“

„Genau deshalb wollte ich ihm heute auch welche machen.“

„Das brauchst du ja jetzt nicht mehr.“

„Du verwöhnst uns viel zu sehr“, sagte Brooke.

Ihre Mutter lächelte. „Eine Mutter darf ihre Kinder – und auch die Enkelkinder – offiziell verwöhnen, und da dein Vater noch nicht zu Hause ist, bedeutet das außerdem, dass ich nicht allein essen muss.“

„Ist Dad immer noch auf der Whispering Pines Ranch?“

Sandra schüttelte den Kopf. „Nein, er war schon auf dem Heimweg, als Frieda Zimmerman ihn angerufen und ihn gebeten hat, sich Cupcake anzusehen.“

Brooke schnaubte. „Sie war heute mit der Katze auch schon in der Praxis. Ich habe sie gründlich untersucht. Das Tier ist kerngesund, aber nun mal auch vierzehn Jahre alt.“

„Aber seit diesen vierzehn Jahren geht sie mit Cupcake zu deinem Dad.“

„Manchmal frage ich mich, ob ich ihm überhaupt eine Hilfe bin.“

„Natürlich bist du das“, versicherte Sandra ihr. „Dein Dad ist unglaublich stolz darauf, dass er mit dir zusammenarbeiten darf.“

„Leider sind die Halter seiner Patienten meistens nicht so begeistert, wenn ich an seiner Stelle auftauche.“

„Warum habe ich das Gefühl, das du damit nicht Frieda Zimmerman meinst?“

„Das erzähle ich dir, sobald ich alles über Brendans Valentinstagsparty in der Schule gehört habe. Wo steckt er denn?“

„Im Büro deines Vaters, und erledigt seine Hausaufgaben.“

„Er liebt es, in Grandpas großem Sessel zu sitzen.“

„Und sich damit zu drehen.“ Ihre Mutter lächelte. „Genau wie du, als du klein warst.“

Brooke umarmte sie und ging zu ihrem Sohn.

Auf dem Weg über den Flur dachte sie einmal mehr darüber nach, was für ein Glück sie hatte. Ohne die Unterstützung ihrer Eltern würde sie niemals zurechtkommen. Denn Sandra hatte ihr während ihrer Schwangerschaft nicht nur mit Rat und Tat zur Seite gestanden, sondern später sogar ihren Teilzeitjob als Tierarzthelferin aufgegeben, um auf ihren Enkel aufzupassen, damit Brooke das College abschließen konnte.

Auch jetzt konnte Brooke sich immer noch auf ihre Mutter verlassen. Sie hatte natürlich auch Freunde gehabt, aber Mutterschaft, Studium und Arbeit hatten ihr kaum Zeit dafür gelassen. Daher war Sandra jetzt ihre beste Freundin und Vertraute.

Sie blieb vor der Bürotür ihres Vaters stehen und schaute hinein. Brendan saß tatsächlich in dem großen Ledersessel und stieß sich am Schreibtisch ab, um den Sessel zu drehen.

Sie ging hinein und stützte die Hände in die Hüften.

Brendan bemerkte sie erst nach drei weiteren Drehungen, dann hielt er sich aber sofort am Schreibtisch fest und senkte den Blick. Das schlechte Gewissen ließ ihn sofort erröten – vielleicht lag es aber auch nur an der Aufregung.

„Was sagt Gramma denn dazu, dass du in Grandpas Sessel sitzt?“

„Dass ich mich nicht von ihm erwischen lassen soll“, antwortete er atemlos.

Autor

Brenda Harlen
<p>Brenda ist eine ehemalige Rechtsanwältin, die einst das Privileg hatte vor dem obersten Gerichtshof von Kanada vorzusprechen. Vor fünf Jahren gab sie ihre Anwaltskanzlei auf um sich um ihre Kinder zu kümmern und insgeheim ihren Traum von einem selbst geschriebenen Buch zu verwirklichen. Sie schrieb sich in einem Liebesroman Schreibkurs...
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