Wachgeküsst von einem sexy Lord

1. KAPITEL

Emma Brown stieg die Treppe hinauf und sah sich in dem schwach beleuchteten, extravagant dekorierten Ballsaal um. Von ihrer besten Freundin Hannah war nichts zu sehen.

Zum hundertsten Mal wollte Emma ihre Maske zurechtrücken und ihr kobaltblaues Kleid glätten, aber sie zwang sich, mit dem Herumzappeln aufzuhören.

In dem Meer von in elegante Roben gekleideten Frauen suchte sie nach der hochgewachsenen Gestalt ihrer Freundin. Wohin sie auch blickte, überall sah sie Masken in allen Farben, Stilen und Formen. Die Gäste waren so prunkvoll ausstaffiert, dass sie zu funkeln schienen, und nahezu alle hielten ein Champagnerglas in der Hand.

Von der drapierten Decke hingen Kristallkronleuchter und reflektierten das Licht. Als Emma durch eine Glaswand hinausschaute, bewunderte sie die unzähligen goldenen Lichterketten, deren Schein auf der Oberfläche eines Pools tanzte.

Es gab nur sehr wenige Orte auf der Welt, die sie so liebte wie Melbourne. Sie war so verzaubert von ihrer Umgebung, dass sie nicht darauf achtete, wohin sie ging, bis sie so hart gegen ein sehr solides Hindernis stieß, dass sie nach Luft schnappte. Ein starker Arm wurde ihr um die Taille gelegt und stützte sie.

„Oh! Ent…Entschuldigung“, stotterte sie.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte eine tiefe, klangvolle Stimme.

Sie war wie hypnotisiert, sowohl von dem englischen Akzent als auch von den durchdringenden himmelblauen Augen hinter der einfachen schwarzen Maske. Ihr war, als würde ihr Magen Purzelbäume schlagen.

Von der Hand auf ihrem Rücken schien Hitze in ihren ganzen Körper auszustrahlen, aber in diesem Moment war sie sich über gar nichts mehr sicher, abgesehen von der Tatsache, dass ihr Herz mit einer Million Stundenkilometer schlug.

„Äh … ja … tut mir leid.“ Sie lachte nervös und errötete, als sie einen Schritt zurückwich. „Noch einen schönen Abend“, murmelte sie und ging weiter.

Über die Schulter blickte sie noch einmal zu dem Fremden im Smoking zurück. Erfreut bemerkte sie, dass er ihr nachschaute.

Als sie sich wieder umwandte, sah sie ihre Schwestern, die sich inzwischen schon unter die Leute gemischt hatten. Sie winkten ihr, sich ihnen anzuschließen, aber Emma hatte endlich Hannah entdeckt.

Ihre beste Freundin und Mitbewohnerin war der einzige Grund, warum Emma überhaupt an diesem Wohltätigkeits-Maskenball teilnahm. Gestern war Emmas achtundzwanzigster Geburtstag gewesen, und Hannah hatte gedacht, sie könnten heute noch ein wenig weiterfeiern.

Und als Emma noch einen verstohlenen Blick zu dem gut aussehenden Fremden warf, war sie sehr froh, dass sie zugestimmt hatte.

„Hey! Du siehst toll aus!“, rief Hannah und umarmte ihre Freundin.

„Danke …“, murmelte Emma. Sie rückte ihre zierliche silberne Maske zurecht. „Du auch, du wirst heute Abend alle Blicke auf dich ziehen.“

„Ich hoffe, es bleibt nicht nur bei Blicken.“ Hannah lachte vielsagend und wickelte sich eine rote Haarlocke um den Finger.

„Du bist schrecklich.“

„Wahrscheinlich.“ Hannah reichte ihr ein großes Glas Champagner. „Ich denke, das wirst du brauchen, bevor du deine Schwestern triffst.“

„Hast du etwas Stärkeres?“

„In meiner anderen Tasche in der Garderobe“, raunte Hannah ihr zu. „Also, wer ist dieser Traumtyp, der dich die ganze Zeit anstarrt?“

„Ich bin mir ziemlich sicher, das ist Lord Alexander Hastings“, flüsterte Emma.

„Ziemlich sicher?“

„Er trägt eine Maske.“

„Warum gehst du nicht rüber, stellst dich vor und überzeugst dich? Im Ernst, er sieht aus, als wäre er an dir interessiert.“

„Das bezweifle ich sehr – vor allem, nachdem ich ihn fast umgerannt hätte.“

Hannah lachte. „Dummkopf. Apropos Dummkopf … Lauren nähert sich.“

„Na großartig.“

Emma und Hannah setzten ein höfliches Lächeln auf, als Emmas älteste Schwester auf sie zukam. Die meisten Leute waren sich einig, dass Lauren die schönste der drei Schwestern war. Groß, blond, mit goldgesprenkelten haselnussbraunen Augen. Lauren hatte Emma schon immer das Gefühl gegeben, unscheinbar zu sein.

„Hallo, Schwesterchen“, begrüßte Emma sie. „Wo ist Maddie?“

„Irgendwo hier in der Nähe. Ich sehe, du hast dir Mühe gegeben“, sagte Lauren herablassend und musterte Emma abfällig von Kopf bis Fuß.

Aber Emma hörte gar nicht zu. Sie sah den Mann an, der sie auf eine unerklärliche Weise anzog. Mit einer Hand in der Hosentasche stand er da und unterhielt sich mit einigen Gästen. Trotz des schwachen Lichts konnte Emma sein Lächeln sehen und wusste, dass er sie genauso beobachtete wie sie ihn. Oder vielleicht war das nur Wunschdenken.

Sie versuchte, das bissige Geplänkel zwischen ihrer besten Freundin und ihrer Schwester zu ignorieren. Sie war so damit beschäftigt, den Fremden zu beobachten, dass sie nicht bemerkte, wie Maddison zu ihnen trat.

„Emma!“, sagte Lauren ungeduldig.

Das lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die kleine Gruppe. „Entschuldige, was hast du gesagt?“

„Also wirklich! Ich habe dich gefragt, warum du heute Abend gekommen bist. Ich dachte, du bleibst zu Hause bei deinem Fellknäuel.“ Lauren bedachte Emma mit einem vorwurfsvollen Blick.

„Ich habe meine Meinung geändert. Ich habe eine Einladung bekommen – genau wie du, Lauren.“ Emma spürte, wie ihre Stimmung sank. Herzukommen war eindeutig ein Fehler gewesen.

„Ja, nun ja … vergiss nur nicht, dass ich hier die Firma repräsentiere.“

Emma stieß ein Lachen aus. „Keine Sorge, Lauren. Das weiß ich. Ich würde nicht im Traum daran denken, dir die Schau zu stehlen – vor allem nicht, wenn ich einfach nur in Ruhe meinen Freitagabend genießen kann.“

„Vielleicht sollten wir an einen ruhigeren Ort gehen“, schlug Maddison hastig vor und warf Emma einen entschuldigenden Blick zu.

„Das ist nicht nötig, Maddie. Wir unterhalten uns nur nett.“ Lauren strich ihr Haar zurück und hob ihr Champagnerglas an die Lippen.

Um sie herum unterhielten sich die Leute und amüsierten sich. Niemand schien sie zu beachten. Außer diesem Mann, und er runzelte die Stirn, als er sah, wie das strahlende Lächeln aus Emmas Gesicht verschwand.

„Ich denke, wir sollten uns unter die Leute mischen“, meinte Emma, um die Stimmung zu entschärfen. Alles, was sie brauchte, war ein bisschen Zeit allein mit Hannah, dann bekam sie bestimmt schnell wieder bessere Laune.

„Da kann ich nur zustimmen“, sagte Lauren.

Doch anstatt die beiden Freundinnen endlich allein zu lassen, nahm sie Emma am Arm und zerrte sie mit sich. Wahrscheinlich hatte sie bemerkt, dass Emma Alexander Hastings anstarrte, und wollte etwas dagegen unternehmen.

Während er an seinem Whisky nippte, sah Alex aus den Augenwinkeln, wie sich die beiden Frauen näherten. Leider war die faszinierende Brünette nicht allein. Warum interessierte sie ihn überhaupt so sehr? Das war absolut lächerlich. Sie kannten einander doch gar nicht.

Aber irgendetwas löste sie in ihm aus. Wann immer sie ihre blaugrauen Augen auf ihn richtete. Und jedes Mal, wenn er sie dabei erwischte, wie sie ihn anstarrte … jedes Mal, wenn er sah, wie sie nervös herumzappelte. Sie betörte ihn, und er wusste nicht einmal, aus welchem Grund. Warum sollte sie unter ihrer Maske hübscher sein als die anderen Frauen im Saal?

Als die beiden Frauen ihn endlich erreichten, sprach ihn zu seinem Ärger nicht die Brünette an.

„Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir uns Ihnen anschließen?“, fragte die attraktive Blondine auf eine viel zu kokette Art, von der ihm fast übel wurde.

Er hatte in der Vergangenheit mit zu vielen Frauen wie ihr zu tun gehabt. „Keineswegs.“ Er deutete auf den einzelnen freien Stuhl an seinem Tisch.

Sofort setzte sie sich, dabei öffnete sich betont verführerisch der Schlitz in ihrem Kleid. Er kämpfte gegen den Drang an, die Augen zu verdrehen. Stattdessen erhob er sich und bot der Brünetten seinen eigenen Platz an.

Doch bevor sie sich bei ihm bedanken konnte, streckte die Blondine eine Hand aus. „Lauren Brown“, stellte sie sich vor. „Und das ist meine Schwester Emma.“

„Freut mich, Sie beide kennenzulernen.“

„Mmm … ein englischer Akzent.“ Lauren berührte ihn am Arm. „Sind Sie neu in der Stadt?“, fuhr sie fort.

„Ziemlich“, erwiderte Alex mit einem gezwungenen Lächeln.

„Na, warum fordern Sie mich dann nicht zum Tanzen auf, damit wir uns besser kennenlernen können?“

Alex beobachtete fasziniert, wie Emma die Augen schloss und tief Luft holte. Als sie sie wieder öffnete, wirkte sie deutlich ruhiger.

„Das ist eine gute Idee“, antwortete Alex. „Emma, würden Sie mit mir tanzen?“ Er reichte ihr eine Hand und sah sie wartend an.

Offensichtlich überrumpelt ergriff sie seine Hand. „Das würde ich gerne.“

Emmas Herz klopfte erwartungsvoll, als er sie auf die Tanzfläche führte. Den ärgerlichen Gesichtsausdruck ihrer Schwester würde sie so schnell nicht vergessen. Was auch immer Emma sich jemals gewünscht hatte – Lauren hatte es stets zuerst bekommen.

Sie hörte kaum die Musik, als er sie in seine Arme zog. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass jemand sie Lauren vorgezogen hatte. Das war eindeutig eine Premiere.

Als er ihr seine warme Hand auf den Rücken legte, konnte sie ein Erschauern nicht unterdrücken. Sie bewegten sich mühelos miteinander, fast so, als wären sie aufeinander eingespielt. Eine so intensive Anziehungskraft hatte sie noch nie erlebt.

„Ich bin übrigens Alexander Hastings“, sagte er leise.

„Ich weiß. Ich denke, jeder in Melbourne weiß das. Sie haben für einiges Aufsehen gesorgt.“

„Habe ich das?“

Das hatte er. Die sozialen Medien waren voll mit Beiträgen über den umwerfend attraktiven Playboy-Milliardär. Auf fast jedem Bild war der zweiunddreißigjährige Sohn eines englischen Grafen in Begleitung einer anderen Frau zu sehen. Jede von ihnen groß, gut gebaut. Makellos. Nachdem sie ihn aus der Nähe gesehen hatte, wusste Emma auch, warum.

Sie wollte über seinen dunklen Bartschatten streichen, das markante Kinn küssen, mit den Fingern durch die dicken schwarzen Haare fahren, die er zurückgekämmt trug. Der Blick seiner himmelblauen Augen, umrahmt von langen dunklen Wimpern, ließ sie in Flammen aufgehen.

„Ich denke, das wissen Sie ganz genau.“ Sie lächelte.

„Ich mag die Aufmerksamkeit.“

Er grinste und ließ seine Hand tiefer gleiten, zog sie näher und hielt sie mit seinem Blick gefangen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so sehr gewünscht, geküsst zu werden.

Als Alex beobachtete, wie Emma sich auf die Lippen biss, wollte er sie am liebsten direkt hier, mitten im Ballsaal, besitzen. Normalerweise war er sehr stolz auf seine Selbstbeherrschung, aber Emma brachte sie ins Wanken.

„Ich denke, wir sollten uns einen Drink holen“, sagte er, um den Bann zu brechen.

Sogar in seinen eigenen Ohren klang seine Stimme heiser. Als ein Kellner vorbeikam, nahm er zwei Champagnergläser von einem Tablett und führte Emma hinaus auf die Poolterrasse.

Sie ging geradewegs auf das Geländer zu und blickte auf die in Licht getauchte Stadt vor einem tintenschwarzen Himmel.

„Ist das nicht wunderschön?“ In ihren Augen lag ein entrückter Blick.

„Unglaublich“, sagte er während er sie ansah, dann gab er ihr ein Glas mit der goldenen Flüssigkeit.

Eine kühle Brise ließ sie leicht zittern. Sofort stellte er sein eigenes Glas ab, zog seine Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern.

„Danke.“ Sie lächelte.

Dieses Lächeln tat etwas mit ihm. Wie konnte er sie so hypnotisierend finden, wenn er noch nicht einmal ihr ganzes Gesicht gesehen hatte?

Alex wollte sie auf der Stelle küssen. Es spielte keine Rolle, dass sie auf einer öffentlichen Veranstaltung waren. Es spielte keine Rolle, dass er sie erst seit einer knappen Stunde kannte. Er würde sowieso nicht länger als bis zum Morgen bei ihr bleiben.

„Ich liebe diese Stadt. Haben Sie schon viel von Melbourne gesehen?“, unterbrach Emmas Stimme seine Gedanken.

„Nicht annähernd genug.“

„Vielleicht zeige ich Ihnen mal die Stadt, Alexander.“

Ihr Versprechen löste etwas in ihm aus, auch wenn er nicht genau wusste, was. Er gesellte sich zu ihr ans Geländer. Noch nie hatte er sich so sehr gewünscht, eine Party mit jemandem zu verlassen. Das Funkeln in ihren Augen ließ ihn denken, dass es ihr vielleicht genauso ging.

„Möchten Sie etwas trinken?“, fragte er.

„Ich dachte, wir trinken gerade etwas.“ Sie hob ihr Glas und lachte – ein melodisches Glockenspiel.

„Ich dachte an einen ruhigeren Ort mit einer noch besseren Aussicht.“

Alexander schenkte ihr ein schiefes Lächeln, und Emma krampfte sich der Magen zusammen. Sie wollte ihn küssen.

Bei dem abwegigen Gedanken musste sie sich ein Lachen verkneifen. Normalerweise war sie vorsichtig. Sie war nie impulsiv. Aber Alexanders Nähe überwältigte sie.

Vielleicht war es Zeit für ein bisschen Spaß. „Wissen Sie was? Das Angebot nehme ich gerne an.“

Und da war es wieder, dieses Lächeln.

Sie gingen hinein, stellten ihre Gläser ab, und er führte sie mit seiner warmen Hand auf ihrem Rücken zum Ausgang. Emma spürte, wie Hitze sie durchströmte. Auf ihrem Weg nach draußen bemerkte sie den mörderischen Ausdruck auf Laurens Gesicht. Nur mit Mühe unterdrückte sie den Drang zu lachen.

Alex hielt ihr die Tür auf, und sie traten Hand in Hand hinaus in die Nachtluft. Sofort hielt eine schwarze Luxuslimousine vor ihnen.

Einer der Sponsoren des Abends war ein Limousinenservice, der alle Gäste zum Veranstaltungsort chauffierte und auf Wunsch wieder nach Hause brachte. Emma war dankbar dafür. So konnte Alex sich neben sie auf die Rückbank setzen, nachdem er ihr in den Wagen geholfen hatte.

Als er dem Fahrer seine Adresse genannt hatte, wollte Emma ihre Maske abnehmen. Aber er schüttelte den Kopf. „Lass sie auf.“

Das Versprechen, das sie in seinen Augen las, ließ sie ihre Hände senken. Auf dem Weg zu seinem Penthouse in Port Melbourne erhellten die Lichter der Stadt den Wagen. Das gab ihr die Gelegenheit, unauffällig seine Gesichtszüge zu studieren.

Am liebsten hätte sie ihre Lippen auf seine gepresst, aber sie waren immer noch in der Öffentlichkeit, und wenn sie etwas war, dann anständig.

Endlich hielt das Auto vor dem Gebäude, in dem sich sein Apartment befand. Gemeinsam gingen sie hinein. Als sich die Türen zum Fahrstuhl hinter ihnen schlossen, pochte Emmas Herz so schnell, als wollte es ihr aus der Brust springen. Alex legte ihr einen Arm um die Taille, zog sie an sich und ließ seine Lippen über ihren Hals gleiten. Ein Seufzen entfuhr ihr, und sie hörte sein leises Lachen.

Ein Klingeln unterbrach sie und ließ sie innerlich fluchen, weil der Aufzug so rasch hinaufgefahren war. Emma räusperte sich, dann folgte sie ihm mit so viel Gelassenheit, wie sie aufbringen konnte, in sein Apartment.

2. KAPITEL

Sie schnappte nach Luft. Er hatte nicht übertrieben. Die Aussicht war atemberaubend. Den Rest des Apartments nahm Emma gar nicht wahr. Ihre ganze Aufmerksamkeit wurde von den bodenhohen Fenstern gefesselt.

Sie streifte seine Jacke ab. Ohne hinzuschauen, warf sie sie auf ein riesiges Sofa und ging zu den Fenstern. Sie konnte die silbernen und goldenen Lichter der Fähren neben dem Pier sehen, der Blick reichte bis hinaus aufs Meer. Erst dann wurde ihr klar, wie großartig das Panorama wirklich war. Das gesamte zweistöckige Apartment war nur von Glas und Stahl umschlossen.

Die Decken waren hoch, und sie konnte sich nur vorstellen, wie viel Licht den Raum tagsüber erfüllte. Aber so makellos gepflegt und modern der Raum auch war, wirkte er immer noch warm und einladend, und aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass es kein perfekteres Zuhause für Alex geben konnte.

Als sie sich zu ihm umwandte, nahm er gerade seine schwarze Maske ab und legte sie auf den großen Sofatisch.

Einen Moment lang schaute sie ihn nur an. Keins der Fotos, die sie von ihm gesehen hatte, wurde ihm gerecht. Bevor ihr überhaupt bewusst wurde, wie sehr sie ihn begehrte, stand er schon vor ihr und ließ seine Hände zu ihrem Haar wandern.

Mit einem sanften Ruck zog er an den Bändern, und die silberne Maske löste sich.

„Das wollte ich schon den ganzen Abend lang tun“, sagte Alex.

Er legte die Maske neben seine. Als er sich wieder zu Emma umwandte, umspielte ein sinnliches Lächeln seinen Mund.

Es sollte verboten sein, so gut auszusehen, dachte sie. In diesem Moment wollte sie nichts anderes, als mit den Fingern die Konturen seiner Lippen nachzuzeichnen.

Alex beobachtete, wie Emmas Blick auf seinen Mund fiel, gefolgt von der sanften Berührung ihrer Finger. Es war der Himmel. Er ergriff ihre Hand und küsste die Fingerspitzen, bevor er eine mit den Lippen umschloss.

Emma seufzte genüsslich und schloss die Augen, diese wunderschönen blaugrauen Augen. Er wollte sie wiedersehen, wie er überrascht feststellte.

Spielerisch knabberte er an ihrem Finger, und ihre Lider flogen auf. Sie versuchte, die Hand zurückzuziehen. Aber er hielt ihren Finger zwischen seinen Zähnen fest. In ihren Augen sah er eine Mischung aus Belustigung und Erregung.

Er ließ eine Hand zu ihrer Taille gleiten und zog sie an sich. Mit der anderen strich er ihren Arm hinauf bis zu ihrem Nacken. Im nächsten Moment lagen ihre Hände auf seiner Brust. Zeichneten die harten Muskeln unter seinem Hemd nach.

Ihre Blicke trafen sich. Ein Augenblick verging wie eine Ewigkeit, dann beugte er sich vor, streifte mit seinen Lippen ihre und wollte sich wieder aufrichten. Aber das ließ sie nicht zu. Sie schmiegte sich an ihn, legte ihre Lippen auf seine, und er schlang die Arme um sie.

Ihr Kuss war tief und leidenschaftlich. Ihm war, als würden ihre Lippen ihn in Brand setzen. In den Ohren dröhnte sein Herzschlag, und die Luft zwischen ihnen knisterte fast vor Spannung.

Und dann bewegten sie sich.

Ohne den Kuss zu unterbrechen, drückte er sie gegen die Glaswand, presste seinen Körper an ihren. Sie küsste ihn, als ginge es um ihr Leben.

Er spürte, wie sie ihre Hände über seinen Körper wandern ließ, um ihm dann das Hemd aus der Hose zu zerren. Ungeduldig strich sie über seine warme Haut. Sein leises Stöhnen bei ihrer Berührung überraschte ihn selbst, und er verlangsamte den Kuss. Ohne sie loszulassen, trat er einen Schritt zurück.

Die Wildheit seiner Leidenschaft überraschte ihn. Alex hatte in seinem Leben viele Frauen erobert, aber Emma war die erste, die ihm vom ersten Augenblick an unter die Haut gegangen war. Er brauchte ein wenig Abstand.

„Ich hatte dir einen Drink versprochen“, sagte er langsam und hielt sie immer noch fest.

Es widerstrebte ihm, sich von ihr zu lösen. Die Art, wie das Licht ihre Augen zum Funkeln brachte, fesselte ihn. Er streckte eine Hand aus, zog ihr die silbernen Nadeln aus dem Haar, und brünette Haarsträhnen fielen ihr um die Schultern. Sie war atemberaubend.

Emma lächelte ihn an. „Ich habe nichts dagegen, den Teil zu überspringen.“

Heute Abend erkannte Emma sich selbst nicht wieder. Sie war normalerweise nicht so schamlos. Normalerweise war sie eine ruhige, schüchterne Werbetexterin. Aber diese neue Seite von ihr ließ sie sich prickelnd lebendig fühlen.

Alex lachte und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. Aber bevor sie den Kuss erwidern konnte, machte er einen Schritt zurück.

„Was kann ich dir bringen?“, fragte er, während er seine Fliege löste und auf das große Sofa warf.

„Überrasche mich.“ Sie setzte sich an den Küchentresen und beobachtete, wie er ihre Getränke zubereitete. „Du bist gut. Warst du schon mal Barkeeper?“

Er lachte schallend. „Leider nicht. Ich lerne einfach nur die Sachen, die mir Spaß machen.“

„Heißt das, du kannst auch kochen?“ Emma sah zu, wie er einen bernsteinfarbenen Drink in zwei mit Eis gefüllte Kristallgläser goss.

„Ja, aber nichts besonders Ausgefallenes.“ Er reichte ihr ein Glas, bevor er einen Schluck aus seinem nahm. „Aber ich hatte dir einen guten Ausblick versprochen.“

Er verschränkte seine Finger mit ihren und zog sie hoch, um mit ihr mit einem privaten Fahrstuhl zu der privaten Dachterrasse zu fahren. Hatte Emma schon der Ausblick von seinem Apartment fasziniert, war das nichts im Vergleich zu dem Blick von hier oben. Hinter ihr funkelte die Skyline von Melbourne, während sich vor ihr das Meer erstreckte.

„Wow“, hauchte sie. „Wenn ich so eine Aussicht hätte, wäre ich nur hier oben. Wieso bist du nicht die ganze Zeit hier draußen?“

„Weil ich Arbeit und Vergnügen trenne.“

Sie schaute zum Pool hinüber, der einen blauen Schein über die Terrasse warf.

„Bei dir dreht sich alles um Regeln, nicht wahr?“

„Sie sorgen dafür, dass das Leben einfach bleibt.“

Da konnte Emma nicht widersprechen. Sie nahm einen Schluck von ihrem Drink. Er schmeckte süß und minzig und absolut köstlich.

„Willst du ein Geheimnis wissen?“, fragte er.

Sie nickte.

„Ich bevorzuge Whisky, mit einem Cocktail versuche ich nur, schöne Frauen zu beeindrucken.“

Emma lachte. „Ich denke nicht, dass du dafür Cocktails brauchst. Dieser Akzent ist sexy genug.“

„Ist er das?“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

„Das weißt du ganz genau.“

Der Abend entwickelte sich viel besser, als sie erwartet hatte. Seit sie den Maskenball verlassen hatte, fühlte sie sich so viel wohler. Und obwohl sie hier stand, mit einem köstlichen Drink in der Hand, und immer noch auf dieses erstaunliche Panorama hinausschaute, nahm sie nur Alexanders Nähe wahr.

Als könnte er ihre Gedanken lesen, schlug er vor, hineinzugehen. Er lud sie ein, es sich auf dem großen Plüschsofa bequem zu machen. Dann leerte er sein Glas und stellte es mit einem Klirren auf den gläsernen Sofatisch, öffnete den obersten Knopf an seinem Hemd und gesellte sich zu Emma aufs Sofa.

Ihr Körper vibrierte vor Vorfreude.

Endlich ließ er eine Hand in ihr Haar gleiten und presste seine Lippen auf ihre, nur um sich zurückzuziehen und es noch einmal zu tun. Er verteilte leichte, spielerische Küsse auf ihre Lippen, ihr Kinn und ihren Hals, und wenn sie versuchte, ihn zurück zu ihren Lippen zu locken, war er schon da. Weiche Lippen auf ihren.

Mit seiner Zunge neckte er sie, bat um Erlaubnis, und ihre Lippen öffneten sich für ihn. Immer noch konnte Emma die minzige Süße des Cocktails an ihm schmecken. Seine berauschenden Küsse ließen eine ungekannte Hitze in ihrem Inneren aufsteigen.

Er war so sanft, aber dann neigte er den Kopf und sein Kuss wurde leidenschaftlicher, verzehrend. Und sie ließ sich fallen. Sie griff in seine Haare. Kratzte mit ihren Nägeln über seine Kopfhaut.

Alex stöhnte an ihren Lippen, presste sie an sich und drückte sie in die Sofakissen. Als sie seine harte Männlichkeit an ihren Hüften spürte, stöhnte sie seinen Namen. Seine Küsse wurden hungriger. Leidenschaftlich. Ihr Atem kam in kurzen Stößen, und sie waren immer noch vollständig bekleidet.

„Sag mir, was du willst, Emma“, raunte Alex, während er ihren Hals küsste.

„Dich. Alles von Dir. Mehr …“, entgegnete sie keuchend.

Er ließ eine Hand über ihre Schulter wandern, dann tiefer, bis er den Reißverschluss ihres Kleides fand und ihn quälend langsam hinunterzog. Ein wohliger Schauer durchrieselte sie, als er mit seiner warmen Hand über ihre nackte Haut strich.

Als er den Träger ihres Kleides nach unten zog, küsste er ihre Schulter, und sie wollte nur noch ihre einengende Kleidung loswerden. Mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie sich danach, Alex’ Lippen auf jedem Zentimeter ihrer Haut zu fühlen.

Als er ihr Verlangen spürte, streifte er ihr das Kleid ab und ließ den blauen Satin in einer schimmernden Wolke zu Boden fallen.

Emma sah zu, wie er die Schnallen ihrer silbernen hochhackigen Sandaletten öffnete. Erst die eine, dann die andere. Die High Heels schlugen klappernd auf dem Parkettboden auf. Und dann küsste er sie wieder. Übersäte ihre Beine mit unzähligen Küssen, streichelte mit den Lippen ihren Bauch, ihre Brüste, bevor er schließlich ihren BH öffnete. Sie musste lachen, als er ihn über seine Schulter warf, ohne sich darum zu kümmern, wo er landete.

Als er seine Lippen um eine Brustspitze schloss, schnappte Emma nach Luft. Ihr war, als würde er sie in den Wahnsinn treiben, bis sein Name alles war, was sie noch sagen konnte.

Geschickt spielte er mit dem Bund ihres Höschens, bevor er seine Finger daruntergleiten ließ. Als er ihre glatte Haut berührte, stöhnte er auf. Bevor sie überhaupt bemerkte, was passierte, lag ihr Höschen auf dem Boden, und Alex’ Mund war auf ihrem, fordernd und verzweifelt.

Niemand hatte Emma jemals so geküsst wie er. Als wäre sie alles, was für ihn existierte. Als wäre sie dafür geschaffen worden, ihn zu verwöhnen.

Alex streckte eine Hand aus, fischte einen Eiswürfel aus dem Glas, das auf dem Sofatisch stand, und legte ihn an ihre Lippen.

Ohne zu zögern, öffnete sie den Mund. Ihr Keuchen, als er den kalten Würfel zwischen ihre Lippen gleiten ließ, durchbrach die Stille. Sanft nahm er ihn zurück und zeichnete eine kalte, nasse Spur über ihre Haut, von ihren Lippen über ihre Brust und um ihre Brustspitzen herum.

Emma erschauerte und spürte, wie eine Gänsehaut ihren Körper überzog. Er bewegte den Würfel tiefer und tiefer. Aber sein warmer Mund war sofort auf ihrer Haut, und das gleichzeitige Gefühl von heiß und kalt ließ sie förmlich in Flammen aufgehen.

Alex’ Zärtlichkeiten erregten all ihre Sinne, und er wollte gerade den Würfel auf den Tisch fallen lassen, als sie seine Hand zu ihrem Mund zog und ihre Lippen um den jetzt viel kleineren Eiswürfel schloss.

Er sah sie an, dann war sein Mund auf ihrem. Ihre Zungen spielten miteinander, bis er den Würfel in seinen eigenen Mund sog. Hell lachte sie auf. Sie hatte Spaß gewollt, und sie hatte ihn bekommen – in Form von dem umwerfend attraktiven Alexander Hastings.

Sie küsste ihn mit Hingabe. Mit der Zunge suchte sie in seinem Mund nach dem versteckten Eiswürfel. Sie holte ihn sich zurück, aber nicht für lange. Alex zeigte ihr den Eiswürfel, den er zwischen den Zähnen hielt. Seine Augen funkelten, als er ihn zerbiss. Laut. Ihr damit sagte, dass er genug davon hatte, geneckt zu werden.

Er umfasste ihre Hüften mit beiden Händen.

„Alexander …“, hauchte sie, als er sich aufrichtete.

Sie beobachtete, wie er den Kopf senkte. Dann spürte sie seine kalten Lippen auf ihrer warmen Haut, und ihr Keuchen und Stöhnen erfüllte den Raum. Sie spürte, dass es ihm Vergnügen bereitete, sie zu verwöhnen.