Wenn deine Lippen mich verwöhnen

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Immer hat Jessica den attraktiven Anwalt Ryan abblitzen lassen - aber als er sie schließlich doch küsst, schmilzt ihr Widerstand. Gut, soll er ihren Körper besitzen. Ihr Herz jedoch wird er nicht erobern, denn Jessica verachtet alle Anwälte …


  • Erscheinungstag 02.11.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733728250
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Mr. Matthews, Jessica Newman möchte Sie sprechen.“

Ryan Matthew, erfolgreicher Anwalt in der Kanzlei Haywood und Irwin, blickte von seiner Arbeit an einem Scheidungsfall auf, als die muntere Stimme seiner Sekretärin aus der Sprechanlage ertönte.

„Mrs. Newman hat zwar keinen Termin, aber sie würde gerne wegen einer persönlichen Angelegenheit mit Ihnen sprechen, falls Sie ein paar Minuten übrig haben.“

Und ob er ein paar Minuten übrig hatte! Für Jessica Newman? Jederzeit, an jedem Ort. Warum sie ihn wohl sprechen wollte? Schließlich hatte sie bei ihrer letzten Begegnung deutlich zum Ausdruck gebracht, dass zwischen ihnen niemals etwas sein könnte. Er hatte zwar gespürt, dass da sehr wohl etwas zwischen ihnen war, aber sie hatte sich ganz und gar spröde gezeigt und dabei immer wieder Zuflucht zu Storys oder überaus kritischen Witzen über Anwälte genommen, was ihn jedoch mehr belustigt als geärgert hatte.

„Führen Sie sie doch bitte in mein Büro.“

Ryan war Jessica vor etwa einem Jahr begegnet, als er mit seinen Freunden Marc und Shane zum Skifahren in die Rocky Mountains gefahren war. Es hatte ein reiner Männerurlaub werden sollen, doch dann hatte sich herausgestellt, dass die übrigen Zimmer in der Blockhütte von drei jungen Frauen gemietet worden waren. So hatten sie Jessica, ihre Schwester Brooke und deren Freundin Stacey kennengelernt.

Brooke und Marc waren bald ein Paar geworden, und auch Stacey und Shane hatten zueinandergefunden. Dagegen war Ryan mit seinen zahllosen Annäherungsversuchen bei Jessica erfolglos geblieben.

Im Lauf der letzten zwölf Monate hatte er sie ein paar Mal gesehen, das letzte Mal bei Marc und Brookes bescheidener Hochzeitsfeier, wo er und Jessica die Trauzeugen gewesen waren.

Auch da hatte Jessica wieder all seine Versuche, mit ihr zu flirten, abgeblockt. Sie hatte sich wieder darauf verlegt, wenig schmeichelhafte Witze über Anwälte zu erzählen, um nicht zuzugeben, dass sie sich zu Ryan hingezogen fühlte. Schließlich hatte sie seine Einladung zum Abendessen rundweg abgelehnt. Nach dieser weiteren Abfuhr hätten die meisten Männer wohl längst aufgegeben.

Ryan war aber nicht wie die meisten Männer. Er war überzeugt, dass es Dinge gab, auf die zu warten sich lohnte. Und Jessica erschien ihm umso attraktiver, je mehr sie sich gegen seine Annäherungsversuche wehrte. Sie war geradezu aufreizend mit ihrem sinnlichen Mund und ihrer spitzen Zunge. Es machte ihn fast verrückt, dass es ihm nicht gelang, sie dazu zu bringen, einzugestehen, dass da sehr wohl etwas zwischen ihnen war.

Nachdenklich lächelte Ryan vor sich hin. Es war an der Zeit, dass er den Einsatz erhöhte und Jessica deutlicher zeigte, dass durchaus eine für beide Seiten befriedigende Affäre zwischen ihnen möglich wäre. Er war keineswegs auf der Suche nach einer festen Beziehung, die sich mit seinen beruflichen Zielen kaum vereinbaren ließe. Eines Tages wollte er Juniorpartner in dieser Firma sein.

Ein klein wenig von seiner Zeit einer Frau wie Jessica zu widmen, die er in jeder Hinsicht attraktiv fand, dagegen hätte er allerdings nichts einzuwenden.

Doch zunächst müsste sie zugeben, dass er die gleiche Wirkung auf sie hatte wie sie auf ihn.

Langsam schlenderte Jessica herein. Ihren Wintermantel hatte sie ausgezogen und über den Arm gelegt. Ryan trat um seinen Schreibtisch herum und ging lächelnd auf sie zu. Sie trug hautenge Leggings, modische Stiefel und einen weiten Pulli, der ihr bis auf die Oberschenkel reichte. Immer kleidete sie sich so, dass ihre schöne Figur und ihre vollen Brüste nicht wirklich zur Geltung gebracht wurden – ganz anders als die Frauen, die in seiner Branche arbeiteten. Aber es war gerade das, was ihn an Jessica so sehr faszinierte. Sie trug nur ganz wenig Make-up, um ihre Augen zu betonen, die so tiefblau und unergründlich waren wie der Ozean. Ihr Teint war makellos. Ihr kinnlanges honigblondes Haar schimmerte wie Seide, und Ryan hatte sich schon oft vorgestellt, es mit den Fingern zu durchkämmen.

Heute, das nahm er sich vor, würde er es tun. Er würde herausfinden, wie wundervoll ihr Haar sich anfühlte, wenn er sich eine der glänzenden Strähnen um den Finger wickelte – und noch einiges mehr würde er herausfinden.

„Darf ich Ihnen eine Erfrischung bringen?“, fragte Glenna.

„Ja, gern, einen Mokka bitte. Es ist so kalt draußen, und ich bin ganz durchgefroren.“

Sofort fielen Ryan tausend andere, wesentlich vergnüglichere Möglichkeiten ein, Jessica aufzuwärmen – heiße Küsse, zum Beispiel, oder seine Hand auf ihrer nackten Haut.

„Also einen Mokka. Glenna. Und für mich bitte einen Cappuccino.“

Seine Sekretärin nickte und verließ den Raum.

„Das ist aber eine nette Überraschung.“ Ryan nahm Jessica Mantel und Handtasche ab und hängte sie an den Messinghaken neben der Tür. „Darf ich hoffen, dass du deine Meinung geändert hast und nun doch mit mir ausgehen möchtest?“

Sie hob einen Mundwinkel zu einem ironischen Lächeln und warf ihm einen schelmischen Blick zu, den er mittlerweile schon gut kannte. Er wusste, was kommen würde.

„Mal sehen“, murmelte sie und tat so, als dächte sie ernsthaft über eine Antwort nach. „Ich bin zusammen mit einem Tiger, einer Klapperschlange und einem Anwalt in einem Raum eingesperrt. Ich habe eine Pistole, aber nur zwei Kugeln. Was soll ich tun?“

„Keine Ahnung“, erwiderte er wohlwollend.

„Den Anwalt erschießen – zwei Mal.“ Sie lächelte breit.

Er schmunzelte, fragte sich jedoch erneut, was sie zu einer solch feindseligen Haltung gegenüber Anwälten gebracht hatte. „Ich nehme an, das bedeutet Nein?“

„Scharfsinnig sind sie ja, die Rechtsanwälte“, entgegnete sie lässig.

„Sei vorsichtig, Jessie“, sagte er in dem Versuch, die Unterhaltung auf einer flirtfähigen Ebene zu halten. „Diese Advokatenwitze haben irgendwie eine erregende Wirkung auf mich.“

Sie blickte ihn über die Schulter an. „Vielleicht sollte ich etwas an der Darbietung arbeiten.“

Langsam ließ er den Blick über sie gleiten. „Aus meiner Sicht ist die Darbietung perfekt.“ Es verschaffte ihm ein klein wenig Befriedigung, dass in ihren Augen so etwas wie Verlangen aufblitzte. Was ihm gar nicht gefiel, war der Kampf, den sie offenbar mit sich selber ausfocht, um dieses Verlangen zu unterdrücken. „Ich glaube, woran wir arbeiten müssen, ist deine Einstellung zu Rechtsanwälten, und vor allem zu mir.“

„Es ist nichts Persönliches, Ryan. Dich kann ich schon leiden.“

Ryan schob die Hände in die Hosentaschen und ging langsam auf Jessica zu. „Dann sollten wir vielleicht unsere ganz persönliche Beziehung zueinander ausbauen.“

In dem Bestreben, ihm auszuweichen, stieß Jessica mit dem Rücken an seinen Aktenschrank. Als wäre er dafür verantwortlich, warf sie Ryan einen wütenden Blick zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du gibst wohl nie auf.“

„Was soll ich dazu sagen? Als Anwalt habe ich nun einmal Spaß daran, zu argumentieren und den Leuten zu beweisen, dass sie sich irren. Besonders dann, wenn ich genau weiß, dass ich recht habe.“

„Nun, diesen Fall werden Sie nicht gewinnen, Superman.“

Ganz lässig, wie unbeabsichtigt, stützte Ryan eine Hand auf den Aktenschrank, sodass es Jessica nicht möglich war, einfach an ihm vorbeizuschlüpfen. Wie gut sie duftete, nach Jasmin und nach Jessica – eine ungemein verführerische Mischung. Am liebsten hätte er das Gesicht an Jessicas Hals geschmiegt.

„Gib mir einen guten Grund, weshalb ich aufgeben sollte“, sagte er.

Sie schluckte, und der Puls an ihrer Kehle pochte. „Meine Regel Nummer eins lautet: Lass dich nicht mit Rechtsanwälten ein – besonders nicht mit Scheidungsanwälten. Es geht nun mal gegen meine Prinzipien.“

Das hatte er schon mehrmals von ihr zu hören bekommen. Doch er fragte sie auch jetzt nicht nach den Gründen, wissend, dass sie ihm nur ausweichend antworten würde.

„Du nimmst mir also meinen Beruf übel?“

„Ich fürchte, ja.“ Sie schob das Kinn vor. „Übrigens, ich weiß ja, wie sehr du es genießt, mich zu provozieren, aber ich bin eigentlich wegen etwas anderem hier.“

Ryan blickte Jessica tief in die Augen, die gleichermaßen Abwehr wie Verlangen ausdrückten. „Vielleicht bist du ja aus mehr als einem Grund hier“, flüsterte er und hob ganz langsam, um Jessica nicht zu erschrecken, die Hand. Er wollte über ihre Wange streichen, die Finger durch ihr seidiges Haar gleiten lassen, ihren zarten Nacken berühren.

Er war entschlossen, diesen Augenblick nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Jessicas Atem ging schneller, und sie hatte die Lippen ein Stück weit geöffnet. Ihr Blick war verschleiert, jetzt senkte sie die Lider. Bestimmt würde sie ihn jetzt nicht abwehren, wenn er seinem Bedürfnis, ihren süßen Mund zu küssen und ihren schlanken Körper an sich drücken, endlich nachgäbe.

Ein kurzes Klopfen an der Tür setzte seinem Vorhaben ein Ende. Jessica fuhr zurück. Ryans Hand verharrte in der Luft und ballte sich zur Faust.

Er fluchte lautlos. Noch fünf Sekunden, und er und Jessica hätten sich geküsst, so heiß und ausgiebig, wie sie es zugelassen hätte. Mit diesem Kuss hätte er ihre „Prinzipien“ über den Haufen geworfen. Auf diesen Moment wartete er schon ein Jahr lang. Doch nun war ihm seine so schrecklich effiziente Sekretärin dazwischengekommen.

Ryan ging zur Tür und nahm Glenna das Tablett mit den Kaffees ab. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Jessica rasch zur Mitte des Raums ging, als wäre sie dort sicherer. Nervös fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. Sie wirkte, als sei sie darüber schockiert, was sie eben fast zugelassen hatte.

Er musste innerlich lachen. Wenn sie nur die Hälfte von dem erahnen würde, was er sich wünschte, mit ihr zu tun …

Er bedeutete ihr, in einem der Sessel vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen, und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch.

Er nippte an seinem Cappuccino und lehnte sich zurück. „Also, ich bin ganz Ohr. Was führt dich mitten am Tag in mein Büro?“

„Ich wollte dich etwas fragen.“ Auf einmal wirkte Jessica unsicher. „Ich habe mir für Brooke und Marc etwas ausgedacht. Sie hatten nur so eine kleine Hochzeitsfeier und gar keinen Empfang.“

„Soweit ich mich erinnere, wollten sie keinen Empfang.“

„Stimmt. Meine Schwester wollte alles in ganz kleinem Rahmen halten, weil es ja ihre zweite Ehe ist. Aber ich würde so gern eine Überraschungsparty für die beiden steigen lassen, damit alle Verwandten und Freunde Gelegenheit bekommen, ihnen zu gratulieren. Und da wir die Trauzeugen waren, wäre es nur folgerichtig, wenn wir als Gastgeber dieser Party auftreten. Ich finde, am besten wäre es an Silvester.“

Silvester war schon in vier Wochen. Ryan entgegnete: „Hört sich gut an, aber sind zu Silvester nicht alle Ballsäle und Partyräume längst ausgebucht?“

„Tja, das ist genau der Punkt, bei dem ich deine Hilfe brauche.“ Jessica lächelte und schlug die schlanken Beine übereinander. „Brooke erwähnte einmal, dass dein Haus riesig ist, und ich dachte mir, wir könnten die Party vielleicht dort ausrichten. In meinem Apartment ist es völlig unmöglich, und du hast natürlich recht, die Festsäle, Restaurants und so weiter sind alle längst ausgebucht. Du bist wirklich meine letzte Hoffnung.“

Ihre letzte Hoffnung, dachte Ryan. Die Vorstellung gefiel ihm. Vielleicht könnte er Jessica nun auch dazu bringen, mit ihm auszugehen.

Die Villa von achthundert Quadratmetern, die er vor etwa einem Jahr gekauft hatte, erschien ihm manchmal geradezu monströs und vor allem abends sehr still und leer.

Gedankenverloren schob Jessica sich eine Strähne hinters Ohr. Sofort richtete Ryan seine ganze Aufmerksamkeit auf ihr Ohrläppchen, das ein besonders bezauberndes Exemplar war. Ob er ihr wohl einen kleinen Seufzer entlocken würde, sollte er jemals das Vergnügen haben, sie an dieser Stelle zu liebkosen?

„Bietet es genügend Platz für dreißig Leute?“

Ihre Frage riss ihn aus seinen Träumen. „Ich schätze, das dürfte kein Problem sein“, antwortete er trocken.

„Dann klappt es also!“, rief sie begeistert.

Offenbar bedeutete diese Party ihr wirklich sehr viel, und offenbar hing sie sehr an ihrer Schwester. Soweit er wusste, hatte sie keine weiteren Geschwister. Ihre Mutter lebte mit ihrem zweiten Mann in West Virginia. Als er Jessica einmal beiläufig nach ihrem Vater gefragt hatte, hatte sie in kühlem, unbeteiligtem Ton geantwortet, dass ihr Vater schon lange keine Rolle mehr spiele in ihrem Leben. Mehr hatte er nicht aus ihr herausbringen können, doch er nahm an, dass sie keine einfache Kindheit gehabt hatte.

Mit blitzenden Augen fuhr Jessica fort: „Damit Brooke und Marc den Braten nicht riechen, werden wir natürlich nicht schon vorher als die gemeinsamen Gastgeber auftreten, und nur du wirst die zwei einladen.“

Anscheinend hatte sie sämtliche Details bereits geplant, und er kam in ihren Plänen nicht weiter vor. Nun, er würde dafür sorgen, dass sich das änderte.

„Um die Gestaltung der Einladungen kümmere natürlich ich mich, ebenso um die Dekoration, den Partyservice, den Kuchen, und, wenn du eine Stereoanlage hast, bringe ich die CDs mit der richtigen Musik mit.“ Ihr strahlendes Lächeln war einfach entwaffnend. „Ich suche auch ein Geschenk für die beiden aus. Wenn du möchtest, können wir es ja gemeinsam kaufen. Aber sonst brauchst du wirklich gar nichts zu tun, außer vielleicht eine kleine Rede halten, zu Ehren des jungen Paares.“

Wie praktisch, dachte er amüsiert. Ja, sie wollte die ganze Sache tatsächlich allein in die Hand nehmen, um dabei so wenig wie möglich mit ihm zu tun zu haben. „Und die Unkosten mit dir teilen, nicht wahr?“

„Ich werde die Kosten so niedrig wie möglich halten, das verspreche ich dir. Und falls es dir trotzdem zu teuer wird, bezahle ich alles.“

Geld war kein Problem für ihn. Nicht im Geringsten. „Ich kann es mir leisten, ganz gleich, was du vorhast.“

Sie beugte sich vor und sah ihn erwartungsvoll an. „Dann ist also alles klar, die Party steigt in deinem Haus?“

Eine solche Gelegenheit würde sich ihm so rasch nicht wieder bieten. Endlich hatte er die Chance, ihre Abwehr gegen ihn zu durchdringen – und Jessica zu verführen. „Ich sage Ja, aber nur unter einer Bedingung.“

Sie wippte ungeduldig mit dem Fuß. „Na schön, Herr Anwalt, was sind Ihre Bedingungen?“

„Dass ich bei der Organisation mit einbezogen werde – und zwar bei jedem Schritt.“

Ungläubig sah sie ihn an. „Das meinst du doch nicht ernst?“

„Und ob.“

„Aber du hast doch gar nicht so viel Zeit“, erwiderte sie, offensichtlich völlig aus dem Konzept gebracht von seinem Vorschlag.

„Woher willst du wissen, wie viel Zeit ich habe?“

Energisch schüttelte sie den Kopf. „Ich mache meine Übersetzungen zu Hause und kann meine Zeit frei einteilen. Warum willst du dich da mit den Partyvorbereitungen belasten? Ich bin gern bereit, alles allein zu machen.“

Natürlich durfte er nicht riskieren, dass sie seine wahren Motive erfuhr. Deshalb erklärte er: „Nun, immerhin bezahle ich die Hälfte der Kosten, das gibt mir doch das Recht, zu jedem einzelnen Punkt meine Meinung zu sagen, oder?“

„Hm … ja“, erwiderte sie zögernd.

„Und ich stelle mein Haus zur Verfügung für über dreißig Leute. Da möchte ich schon gern wissen, was genau auf mich zukommt.“ Er blätterte rasch durch seinen Terminkalender. „An meinen Abenden und an meinen Wochenenden bin ich in der nächsten Zeit frei verfügbar.“

Es gab nichts, was Jessica darauf hätte entgegnen können. Frustriert lehnte sie sich zurück. „Warum greifen Haie niemals Rechtsanwälte an?“, murmelte sie.

„Ja warum?“, fragte Ryan zurück und nahm einen Block zur Hand.

„Aus Kollegialität.“

Ryan schmunzelte, während er eine kurze Wegbeschreibung zu seinem Haus skizzierte. „Ist das deine Art zu sagen, dass ich gewonnen habe?“

„Ja. Du hast gewonnen.“ Es hörte sich nicht sehr glücklich an.

Er schrieb seine Adresse und die Telefonnummer dazu und reichte Jessica das Blatt. „Wie wäre es, wenn wir gleich morgen anfangen? Morgen ist Samstag, und ich habe nichts anderes vor.“

Jessica nahm das Blatt, schaute jedoch nicht darauf. „Zu dumm, ich habe auch nichts vor.“

„Na, wunderbar. Komm doch einfach gegen elf Uhr zu mir und schau dir das Haus an. Dann können wir besprechen, was alles zu tun ist. Einverstanden?“

„Also gut.“ Sie faltete das Blatt zu einem ganz und gar regelmäßigen Rechteck zusammen. „Ich habe eine Liste von Marcs und Brookes engsten Freunden, und ich habe auf meinem Computer ein Programm für sehr schöne, originelle Partyeinladungen. Die drucke ich noch heute Abend aus, adressiere und frankiere sie und werfe sie morgen auf dem Weg zu dir in den Briefkasten.“

„Bring sie mit zu mir“, meinte er lässig, „dann machen wir das Adressieren und Frankieren gemeinsam.“

„Aber das kann ich doch ebenso allein machen.“

„Natürlich, aber ich will doch bei allem mitmachen, Jessie.“

Trotzig hob sie das Kinn. „Ich heiße Jessica.“

„Jessie gefällt mir besser.“

Autor

Janelle Denison
Zusammen mit ihrem Mann, einem Ingenieur, lebt Janelle im sonnigen Südkalifornien. Für seine Unterstützung ist sie ihm dankbar und noch dankbarer dafür, dass er nie ein Wort darüber verliert, wenn das Abendbrot verspätet – oder auch gar nicht – auf den Tisch kommt, weil sie über ihre Arbeit am Computer...
Mehr erfahren