Wenn die letzte Hülle fällt ...

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Langsam lässt sie den BH von ihren Schultern gleiten, schaut ihm in die Augen – und Mike ist verloren! In seinem Büro erlebt der Bürgermeister den Sex seines Lebens. Ausgerechnet mit Autumm, seiner Praktikantin! Wenn das seine Gegner erfahren, ist seine Karriere dahin …


  • Erscheinungstag 30.12.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751512718
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Eigentlich ging es nur um ein Praktikum in einer popeligen Kleinstadt, aber Autumn Beshkin hatte sich nichtsdestotrotz in Schale geworfen. Eines lernte man schnell als Stripteasetänzerin: Der optische Eindruck zählt.

Sie trug ein Designerkostüm und teure Pumps, doch offensichtlich pflegte man im Rathaus von Copper Corners einen ziemlich lässigen Kleidungsstil. Jedenfalls trug Evelyn, die etwa fünfzigjährige Sekretärin, die Autumn begrüßt und ihr den Klappstuhl vor dem Büro des Bürgermeisters angeboten hatte, Trainingsanzug, Joggingschuhe und Baseballkappe.

Das Telefon klingelte, und Evelyn ließ ihr knallgrünes Strickzeug sinken. Die dicke, gefleckte Katze, die im Posteingangskorb herumlungerte, maunzte verärgert.

„Büro des Bürgermeisters“, meldete sich Evelyn, klemmte sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter und ließ die Nadeln weiterklappern. „Hallo, Heidi. Ja, deine Freundin ist hier.“ Evelyn lächelte in Autumns Richtung.

Autumn hob die Hand und winkte. Ihre Freundin Heidi hatte sie dazu überredet, diesen Job anzunehmen, da ihr Bruder „dringend, wirklich dringend“ Hilfe brauchte, nachdem sich seine Buchhalterin früher als erwartet in den Mutterschaftsurlaub verabschiedet hatte.

Autumn musste ein Praktikum absolvieren, und hier in Copper Corners könnte sie mit ihrer Freundin Jasmine Ravelli zusammenwohnen. Jasmine war ebenfalls Stripperin und hatte während der Sommerpause in der kleinen Stadt einen Job als Kostümschneiderin gefunden. Sie würde die Kostüme für die Aufführung zum Gründungsfest der Stadt entwerfen und nähen.

„Natürlich kannst du mit ihm sprechen“, sagte Evelyn. „Einen Moment.“ Sie drückte mehrere Knöpfe. „Mike, deine Schwester ist auf Leitung eins.“

Durch die dünne Trennwand konnte Autumn hören, wie der Bürgermeister Heidi begrüßte. Nach einer Pause hörte man ihn ärgerlich sagen: „Wie konntest du ihr das versprechen, Heidi? Ich brauche einen Profi, keine Collegemaus!“

Entsetzt hielt Autumn die Luft an. Sie war überzeugt gewesen, er würde sich bei Heidi bedanken, weil die ihm in seiner prekären Lage so schnell eine Aushilfe verschafft hatte.

„Ist mir egal, wie reif sie ist“, fuhr Mike fort. „Ich brauche jemanden, der den Unterschied zwischen ‚G + V‘ und ‚H & M‘ kennt. Ich habe keine Zeit, ihr die Grundlagen zu erklären. Verdammt, ich weiß ja selber nicht …“

Wie bitte? Der Bürgermeister war nicht nur undankbar, sondern auch noch unverschämt. Autumns Wangen brannten. Das gab ihr ein Gefühl von Schwäche, und das hasste sie. Im zarten Alter von vierunddreißig Jahren noch einmal die Schulbank zu drücken, hatte ihr Selbstwertgefühl ohnehin nicht gerade gesteigert.

Sie kämpfte mit sich. Einerseits wollte sie den Job Job sein lassen und dieser popeligen Kleinstadt den Rücken kehren, andererseits war dieses Praktikum Voraussetzung, damit sie ihre Ausbildung ohne Verzögerung fortsetzen konnte. Sollte sie diesen Praktikumsplatz nicht bekommen, geriete ihr ganzer Zeitplan durcheinander. Und das konnte sie sich nicht leisten.

„Ich weiß, dass sie den Job unbedingt braucht“, sagte der Bürgermeister nun. „Sie braucht ein Praktikum, schon klar. Okay, ich rede mit ihr, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie das gehen soll. Was? Hallo? – Verdammt!“

Offenbar hatte Heidi aufgelegt. Der Mann glaubte also, sie, Autumn, sei verzweifelt? Wie unfair konnte das Schicksal eigentlich sein? Er war derjenige der am Verzweifeln war.

Mit ihren Noten hätte sie leicht einen Platz als Praktikantin bei einer renommierten Buchhaltungsfirma in Phoenix bekommen können wie viele andere aus ihrer Klasse. Aber sie hatte sich überlegt, dass sie bei einem Job in einer Kleinstadt mehr lernen könnte. In einer großen Firma müsste sie sich mit vielen anderen Praktikanten messen und wahrscheinlich die Hälfte der Zeit mit fachfremder Büroarbeit verbringen.

„Er kommt bestimmt gleich zu Ihnen“, sagte Evelyn und lächelte ihr beruhigend zu.

Autumn nahm an, die Sekretärin hatte aus ihrem Gesichtsausdruck geschlossen, dass sie ungeduldig wurde. „Kein Problem.“ Sie lächelte schwach. Alle Stellen, die in Phoenix für Praktikanten ausgeschrieben gewesen waren, waren inzwischen besetzt, daher brauchte sie diesen Job nun unbedingt.

Immer schön ruhig bleiben! Sie würde das schaffen. Am College hatte sie sich bis jetzt hervorragend gehalten. Sie musste nur an ihre vielen guten Noten denken.

Nervös schob sie eine Strähne zurück, die sich aus ihrem straff geflochtenen Zopf gelöst hatte, und schlug die Beine übereinander. Ihr Strumpfhalter zwickte ihr in den Oberschenkel. Eine der Katzen in dem Haus, das sie und Jasmine hüteten, hatte ihre Strumpfhose als Spielzeug zweckentfremdet. Deshalb trug sie jetzt Strümpfe, die eigentlich zu einem ihrer Outfits als Stripteasetänzerin gehörten.

Sie hatte sich in Strümpfen gleich so viel besser gefühlt, dass sie auch die dazugehörenden Dessous angezogen hatte – einen G-String aus Leder und einen BH, der die Brustspitzen freiließ. Unter einem total konservativen Kostüm so heiße Dessous zu tragen, gab ihr wenigstens ein gewisses Gefühl von Sicherheit.

Autumn setzte ihr professionelles Lächeln auf – freundlich, selbstsicher und entspannt – und unterdrückte ihre heimlichen Ängste. Nur zu, Autumn, wer wagt, gewinnt.

Die dicke Katze sprang von Evelyns Schreibtisch, schlich auf Autumn zu und beäugte sie interessiert.

Wag es nicht! Autumn hielt ihre Bewerbungsmappe schützend vor ihre Beine. Die Katze bedachte sie mit einem herablassenden Blick – um dann auf ihren Schoß zu springen.

„Oh, wie süß!“, rief Evelyn. „Mein Quincy, das ist schon einer.“

Die Katze blickte Autumn unverwandt an.

Autumn tätschelte ihr vorsichtig den Kopf. Da sie nicht unhöflich sein wollte, veränderte sie ihre Position auf dem Stuhl, um es für das fette Tier etwas unbequemer zu machen.

Es funktionierte. Quincy warf ihr einen ungehaltenen Blick zu, sprang auf den Boden und von dort aus auf den benachbarten Stuhl, auf dem sie inzwischen ihre Mappe abgelegt hatte. Großartig.

Als ihre Blicke sich erneut trafen, schien es ihr, als wolle das Tier ihr Mut machen. Autumn musste lächeln. Wie weit war es mit ihr gekommen, dass sie sich von einem übergewichtigen Haustiger Mut machen lassen musste, der wahrscheinlich den lieben langen Tag nur faulenzte oder fraß?

Als der Bürgermeister endlich aus seinem Büro kam und auf sie zutrat, stand sie auf. Sie war fest entschlossen, ihm zu zeigen, wie smart sie war.

„Autumn Beshkin?“ Er lächelte.

Sie streckte die Hand aus, doch bevor er sie schütteln konnte, wurden sie beide von einem Geräusch abgelenkt. Quincy hatte Autumns Mappe vom Stuhl geworfen.

„Hoppla“, sagte Autumn und bückte sich, um sie aufzuheben.

Der Bürgermeister bückte sich ebenfalls, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, trugen sie eine Art Zweikampf um ihre Mappe aus. Autumn ging als Siegerin daraus hervor. Der Bürgermeister wirkte etwas verwirrt, als sie sich beide aufrichteten. Mit einem Ringkampf hatte er wohl auch nicht gerechnet.

„Tut mir leid“, sagte er. „Quincy kann manchmal sehr nervig sein.“ Er streckte Autumn erneut eine Hand entgegen. „Mike Fields.“

Autumn erwiderte seinen Händedruck. „Autumn Beshkin.“

Er sah sie an, und Autumn schluckte. Er sah sie wirklich an. Nicht so, wie Männer sie normalerweise anstarrten, sondern eher wie ein Therapeut oder ein Hypnotiseur oder ein Priester, der auf eine Beichte wartete. Was hatte das zu bedeuten?

„Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte sie. Mike Fields sah gut aus, ebenmäßige Züge, kräftiges Kinn, fester Mund, braune Augen, die freundlich blickten. Sein braunes Haar war kurz geschnitten und leicht gewellt. Alles in allem war er eher unauffällig, doch seine Ausstrahlung war die eines Mannes, der es gewohnt war, zu bekommen, was er wollte, ohne darum kämpfen zu müssen.

„Sie sind anders, als ich Sie mir vorgestellt habe“, platzte Mike heraus.

Ganz sicher hatte er nicht mit einer Stripteasetänzerin gerechnet. Aber Autumn hatte Heidi das Versprechen abgenommen, dieses Geheimnis zu bewahren. Männer verfielen in der Regel in einen tranceartigen Zustand und hörten auf zu denken, sobald sie herausfanden, womit Autumn sich ihren Lebensunterhalt verdiente. Das war das Letzte, was sie wollte, wenn sie die erste Arbeitsstelle antrat, bei der sie ihren Verstand und nicht ihren Körper einsetzen musste.

„G + V bedeutet übrigens Gewinn- und Verlustrechnung“, bemerkte sie trocken. „Und für eine Collegestudentin bin ich ziemlich reif und erfahren, genau wie Heidi gesagt hat.“

Mike hob die Brauen. „Sie haben gehört …?“

„Die Wände sind dünn“, erwiderte sie.

„Tut mir leid. Es ist nur so, dass meine Schwester gerne übertreibt, und …“

„Diesmal nicht. Nicht, was meine Fähigkeiten betrifft. Sie werden sehen.“ Autumn hielt ihm ihre Bewerbungsmappe vors Gesicht, entschlossen, selbstsicherer aufzutreten, als sie sich tatsächlich fühlte.

„Warum gehen wir nicht in mein Büro“, schlug Mike vor und nahm ihr die Mappe aus der Hand.

Autumn fragte sich, ob er nur verblüfft war oder entrüstet. Sie straffte die Schultern und ging vor ihm her. Sie war bereit, die Herausforderung anzunehmen, genau wie auf der Bühne. Eigentlich war sie sogar überqualifiziert für diesen Job, aber sie wollte ihn haben, und sie würde ihn auch bekommen. Dass Quincy draußen blieb, fand sie schade. Ein wenig moralische Unterstützung hätte sie trotz allem brauchen können.

Mike blieb einen Augenblick in der Tür stehen, nachdem Autumn an ihm vorbeigerauscht war. Hatte er das wirklich gesagt? Sie sind anders, als ich Sie mir vorgestellt habe? Zum Glück schien sie zu glauben, dass er damit ihre Berufserfahrung meinte, nicht die Tatsache, dass sie umwerfend attraktiv war – ein Detail, das zu erwähnen Heidi versäumt hatte.

Das Aussehen war bei diesem Job völlig unwichtig, trotzdem, er hätte gerne vorher Bescheid gewusst. Als sie beide gleichzeitig versucht hatten, die Mappe vom Boden aufzuheben, hatte er zu allem Überfluss auch noch einen Blick auf den heißesten BH aller Zeiten erhaschen können. Schwarzes Leder! Und, der Himmel stehe ihm bei, hatte er tatsächlich ihre Brustknospen gesehen?

Sie war zu beschäftigt damit gewesen, ihre Qualifikationen herauszustellen, um zu bemerken, wie er sie anstarrte. Du lieber Himmel, auf keinen Fall durfte er die Fassung verlieren.

„Autumn weiß, was sie tut“, hatte Heidi gesagt. Oh ja, das tat sie. Man musste nur zuschauen, wie sie in sein Büro spazierte. Jeder Schritt, jede Neigung ihres Körpers, der Schwung ihrer Hüften, alles schien genau choreografiert zu sein. Sie schien sogar sehr genau zu wissen, was sie tat, mit diesem göttlichen Körper.

Aber er brauchte eine qualifizierte Buchhalterin, keine Collegestudentin, die ihn heißmachte, deshalb musste er sie irgendwie loswerden, ohne ihre Gefühle zu verletzen.

Mike befürchtete jedoch, dass das ziemlich schwierig werden würde, da ihre Forschheit ihm eher aufgesetzt erschien. Sie hatte ihm ihre Mappe wie eine Waffe vor die Nase gehalten, von der sie wusste, dass sie sie nicht abfeuern würde.

Autumn Beshkin setzte sich in den Besuchersessel und schlug ihre sexy Beine übereinander. Jeder Zoll eine Frau, fantastische Kurven, lange Beine, rostrotes Haar und ein Gesicht, das in ein Modemagazin gepasst hätte. Ihre großen grünen Augen musterten ihn von Kopf bis Fuß.

Sie gab ihm das Gefühl, zu lange allein gewesen zu sein. Dabei war er regelmäßig mit Frauen ausgegangen, dank der Partnervermittlungsagentur, bei der er sich vor sechs Monaten eingeschrieben hatte.

Diese Frau hatte eine seltsame Ausstrahlung. Sie kam ihm vor, als hätte sie ein interessantes Geheimnis zu verbergen. Dieser Büstenhalter zum Beispiel. Ob ihr Slip dazu passte?

Zum Glück befand sich sein Schreibtisch zwischen ihr und ihm. „Heidi sagte mir, dass dieses Praktikum für Sie besonders wichtig sei.“

Autumn beugte sich vor. „Mir sagte sie, Sie seien in einer verzweifelten Lage.“

„In gewisser Weise bin ich das auch. Lydia musste so plötzlich gehen, dass keine ordentliche Übergabe möglich war. Die Software, die sie verwendet, ist allerdings so kompliziert, dass ich jemanden mit Erfahrung brauche.“

„Ich komme damit klar. Wenn Sie sich einmal meine Unterlagen anschauen möchten …“

Sie beugte sich über den Tisch, um die Mappe zu öffnen. Mike musste einen Moment die Augen schließen. Schwarzes Leder, weiße Haut … Ihr Duft stieg ihm in die Nase, eine betörende Mischung, blumig und würzig zugleich.

Ein Klopfen holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Autumn trommelte mit dem Zeigefinger auf die Plastikhülle, in der ihr Lebenslauf steckte. Ein kleiner Kristall funkelte auf dem lackierten Fingernagel. Wie würden diese Nägel sich wohl auf seinem Rücken anfühlen?

„Wie Sie sehen, habe ich schon für DD Enterprises die Buchführung gemacht, und hier sind die Kurse, die ich bis jetzt absolviert habe.“ Sie blätterte um. „Hier ist ein Klassenprojekt, hier die Referenzen meines Arbeitgebers und zweier Professoren.“ Sie blätterte weiter. „Und hier schließlich mein Studienbuch.“

„Sehr beeindruckend …“

„Danke.“

„… für eine Studentin.“ Mike klappte die Mappe zu. Autumn Beshkin fixierte ihn mit ihren ausdrucksvollen grünen Augen.

„Ich bin schnell und engagiert, und ich kann improvisieren“, sagte sie.

„Davon bin ich überzeugt, aber ich habe weder die Zeit noch das nötige Wissen, um Sie einzuarbeiten. Das Budget muss aufgestellt werden, wir befinden uns mitten in einem wirtschaftlichen Entwicklungsprojekt, und außerdem bin ich für die Ausrichtung des Fests zum hundertfünfzigjährigen Jubiläum der Stadt zuständig.“

„Und das bedeutet, dass Sie jemanden brauchen, jetzt sofort. Und ich bin hier.“

„Hören Sie, Miss Beshkin …“

„Autumn.“

„Autumn.“ Ihre Haarfarbe passte zu ihrem Namen. Es erinnerte ihn an rotgoldene Blätter im September. „Dieser Job kann nicht richtig für Sie sein. Sie brauchen jemanden, der Sie einweist, der Sie unterstützt, jemanden, der Zeit für Sie hat.“

„Sie lehnen also mein Angebot ab?“

Sie klang eher wütend als verletzt. Bevor er sich eine ausführlichere Begründung überlegen konnte, wurden sie von einem Aufschrei Evelyns unterbrochen.

„Zum Teufel mit dir, Quincy!“

Mike lief hinaus, Autumn folgte ihm auf den Fersen. Seine Sekretärin wischte unbeholfen mit ihrem Strickzeug auf dem Laptop herum.

„Diese verflixte Katze hat gerade mein Glas umgeworfen!“

Autumn packte den Laptop und hielt ihn schräg, damit der Eistee aus der Tastatur herauslief. Die externe Tastatur, die Evelyn zum Arbeiten benutzte, schien nicht betroffen zu sein. Der Monitor funktionierte auch noch.

„Sind die Daten gesichert?“, fragte Mike. Evelyn hatte ihr eigenes, undurchschaubares System.

„Mehr oder weniger.“

„Haben Sie einen starken Staubsauger, mit dem wir den Laptop trocknen könnten?“, fragte Autumn. „Oder einen Haartrockner?“

„In der Toilette“, rief Evelyn und rannte los.

„Bitte halten Sie das.“ Autumn drückte Mike den Laptop in die Hand und eilte zurück in sein Büro. Als sie wiederkam, hatte sie ihre Handtasche dabei, aus der sie ein kleines Gerät fischte. „Auf diesen Speicher passt ein Gigabyte.“ Sie schob den Stick in einen der Ports an der Rückseite des Laptops. „Hoffentlich kann ich die Daten retten, bevor die Hauptplatine ihren Geist aufgibt.“

Mike stellte den Laptop auf einer trockenen Stelle auf Evelyns Schreibtisch ab, und Autumn hackte auf die Tastatur ein und sicherte die Dateien. Ihre ruhige, effiziente Art beeindruckte ihn.

„So ist sichergestellt, dass sie Zugriff auf ihre Dateien hat, bis ein Techniker sich um den Laptop gekümmert hat“, erklärte sie, während sie weiterarbeitete. „Aber wer weiß, wie lange das dauert und wie teuer das wird. Ich nehme an, Sie müssen jemanden aus Tucson kommen lassen.“

„Das stimmt. Gute Idee. Und schnelle Reaktion.“

„Das ist mir auch mal passiert“, erklärte Autumn. „Laptops sind schrecklich praktisch, aber auch riskant.“

„Ich habe versucht, Evelyn zu einem normalen Computer zu überreden, aber sie legt Wert darauf, immer mobil zu sein, wie sie es nennt.“

„Und ich wette, Sie sind mehr oder weniger auf Evelyns gute Laune angewiesen.“

„Genau.“ Autumn hatte offenbar schon recht gut erfasst, wie es in seinem Büro zuging. Ihre Blicke trafen sich, und jetzt fühlte Mike sich auf eine Art zu ihr hingezogen, die nichts mit ihrer Attraktivität zu tun hatte. Während er ihr beim Sichern der Dateien zusah, vergaß er fast ihre aufregenden Dessous.

Autumn wischte mit der Fingerspitze etwas von der Flüssigkeit von der Tastatur des Laptops und kostete sie. „Hm, kein Zucker. Das ist gut. Es wäre fatal, wenn die Flüssigkeit klebrig wäre.“

„Ja“, erwiderte Mike und dachte an ihre Zunge. „Fatal.“

Evelyn kam zurück und reichte ihm den Föhn.

„Ich muss mein Strickzeug ausspülen.“

Schon war sie wieder verschwunden. Evelyn konnte wunderbar mit Menschen umgehen, und das schien ihr wichtiger zu sein als ihre Arbeit. Allerdings war sie immer auf dem Laufenden, denn sie nahm den Laptop und die Arbeit abends mit nach Hause.

Autumn bückte sich, um den Stecker des Föhns in die Steckdose zu stecken. Dabei rutschte ihr Rock hoch. Mike sah schnell weg, aber nicht schnell genug. Er hatte es genau gesehen, sie trug Strümpfe und Strumpfhalter.

Herr im Himmel. Schwarze Strümpfe mit Nähten, Strumpfhalter und ein ausgeschnittner Leder-BH. Autumn Beshkin war unter ihrem Kostüm angezogen, wie ein männermordender Vamp.

Autumn richtete sich auf, und Mike zuckte zusammen, wie ein Junge, der beim Playboylesen erwischt worden war.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie.

„Klar.“ Er räusperte sich.

„Bestimmt?“

Ein wissendes Lächeln spielte um ihre Lippen. Hatte sie etwas bemerkt? „Ich … ja natürlich.“

„Na schön.“ Autumn beobachtete Mike, während sie mit dem Haartrockner über dem Laptop hin und her wedelte. „Natürlich muss das Gerät fachmännisch gereinigt und getrocknet werden.“

Sie sprach langsam, nachdenklich, als würde sie an etwas ganz anderes denken. Mike stellte sich vor, wie sie sich fachmännisch um ihn kümmerte … mit ihrer Zunge.

Reiß dich zusammen, Mann.

„Natürlich“, sagte er. „Danke für Ihre Hilfe.“

„Was immer zu tun ist, Mr Fields“, sagte Autumn leise. „Ich bin bereit.“

Mike Fields war kein Mann schneller Entschlüsse und auch keiner, der sich so leicht von einer Entscheidung abbringen ließ, aber Autumn Beshkin, mit ihren Lederdessous, ihrer Tatkraft und ihrem vielsagenden Lächeln änderte das. „Okay“, sagte er seufzend. „Wann können Sie anfangen?“

Es war früher Abend, als Autumn die Aula der Highschool betrat, um zu sehen, wie es Jasmine ergangen war. Gerade fand die erste Probe für die Show statt, die anlässlich des Gründungsfestes aufgeführt werden sollte. Der Verdienst, den Jasmine als Kostümschneiderin bekam, ermöglichte es ihr, das Ferienlager für ihre Tochter Sabrina zu bezahlen. Sie war darauf angewiesen, denn die frech erotische Revue, mit der Autumn und Jasmine sich ihr Geld verdienten, wurde während der Sommermonate ausgesetzt.

Der eigentliche Grund für Jasmines Anwesenheit in Copper Corners war jedoch ihr neuer Freund Mark Fields – der Bruder von Heidi und Mike.

Jasmine stand vor der Bühne. Als sie Autumn entdeckte, ging sie ihr entgegen. „Und?“, fragte sie. „Hast du den Job?“

Autumn nickte, und Jasmine warf jubelnd die Arme hoch und umarmte ihre Freundin so fest, dass Autumn sich aus Versehen auf die Zunge biss. „Das ist wundervoll!“, sagte Jasmine. „Hey, bist du nicht froh darüber?“

„Doch, sehr froh“, sagte Autumn, deren Aussprache wegen der schmerzenden Zunge etwas undeutlich war. Allerdings war ihr nicht sehr wohl bei dem Gedanken daran, wie sie den Job bekommen hatte. Sie hatte den Bürgermeister ertappt, als er sie begehrlich anstarrte und hatte diese Tatsache ausgenutzt.

Als Frau die Waffen einer Frau zu nutzen, hatte immer ihrer Philosophie entsprochen, aber jetzt hatte sie das Gefühl, sich selbst zu verraten, wenn sie ihre körperlichen Reize einsetzte, um etwas zu bekommen. Schließlich wollte sie ihr Leben ändern und vorwärtskommen, indem sie ihren Verstand einsetzte, nicht ihren Körper.

Darüber nachzudenken verursachte ihr Kopfschmerzen, oder vielleicht lag es auch an dem Zopf, den sie zu straff geflochten hatte. Sie hatte sich etwas Bequemeres angezogen, aber vergessen, den Zopf zu lösen.

Oder war es ihre Reaktion auf das Verlangen in Mikes Blick, die ihr Kopfschmerzen verursachte? Sein Interesse hatte sie nicht kaltgelassen.

Lächerlich. Der Mann war ihr Chef. Absolut tabu, selbst wenn sie Zeit für so etwas wie Sex hätte. Was nicht der Fall war, seit sie wieder die Schulbank drückte.

„Und was hast du denn sonst so getrieben?“, erkundigte sich Jasmine.

„Nicht viel, meine Koffer ausgepackt, die Tiere gefüttert.“ Sie wohnten mietfrei dafür, dass sie sich um das Haus kümmerten, die Pflanzen gossen, die beiden Katzen betreuten und sich um das Süßwasseraquarium und das Terrarium mit Schildkröten und Eidechsen kümmerten.

„Ich habe dem Chuckwalla ein paar Mehlwürmer gegeben.“

„Igitt.“ Jasmine rümpfte die Nase.

„Jeder muss ab und zu mal was essen. Allerdings kann ich die Huffmans nicht verstehen. Wozu sich so intensiv mit Lebewesen abgeben, die überhaupt keine Gefühle haben?“ Die Anweisungen der Huffmans zur Versorgung der Echsen füllten zwei gedruckte Seiten.

„Ich bin sicher, die Tiere erwidern ihre Zuneigung“, sagte Jasmine.

„Mit Gehirnen, die nicht einmal erbsengroß sind? Wie viel Zuneigung kann das sein?“

Jasmine hob die Schultern. „Die Katzen sind jedenfalls verschmust.“

„Immer dann, wenn es nach Futter riecht, klar“, meinte Autumn trocken. Allerdings respektierte sie das unabhängige Wesen dieser Tiere. Wenn man sich ausschließlich um sich selbst kümmerte, konnte man nicht enttäuscht werden. „Und du?“, fragte sie Jasmine. „Hast du Sabrina gut im Ferienlager untergebracht?“

„Ja. Sie hat gleich eine Freundin gefunden.“

„Das ist gut.“ Autumn machte sich Sorgen um Sabrina. Sie war elf und hübsch und aufgeweckt, aber sie hatte alle typischen Pubertätsprobleme. Ein gewisses Gefühl von Einsamkeit verband sie und das Mädchen. Sie hörte der Kleinen zu, gab ihr Ratschläge, wenn ihr welche einfielen, und war stolz darauf, dass Sabrina ihrer „Tante Autumn“ alles erzählte. Das gab ihr das Gefühl, zur Familie zu gehören.

„Das Ferienlager wird ihr guttun“, stellte Autumn fest. „Frische Luft, Bewegung, neue Freunde.“ Sie war froh, dass Jasmine einmal einen vernünftigen Einfall gehabt hatte. Ihre Freundin neigte dazu, das Mädchen zu sehr zu verwöhnen. Wenigstes ging Jasmine sparsamer mit ihrem Geld um, seit sie, Autumn, ihr beigebracht hatte, wie man ein Budget verwaltet. Jetzt hatte sie sogar ein Sparkonto, auf dem sie für Sabrinas Collegebesuch ansparte.

Jasmine vertraute in finanziellen Angelegenheiten ganz auf Autumns Rat, ebenso wie bei der Arbeit und wenn es um Sabrina ging. Aber sie hörte demonstrativ weg, wenn Autumn ihr Ratschläge in Bezug auf Männer geben wollte.

Jasmines neueste Eroberung fand Autumn besonders problematisch. Mark Fields hatte sich sofort unsterblich in Jasmine verliebt, nachdem er sie tanzen gesehen hatte. Das war vor einigen Monaten gewesen. Die beiden hatten ein paar Mal miteinander telefoniert und sich zweimal kurz getroffen, und schon hatte Jasmine ihn zum Mann ihres Lebens auserkoren.

Autumn machte sich deswegen schreckliche Sorgen um Jasmine. Sie verliebte sich viel zu schnell, und jedes Mal, wenn eine Beziehung zerbrach, war sie völlig am Ende. Ihre Freundin war eine unverbesserliche Romantikerin.

Den Monat, den sie gemeinsam in Copper Corners verbringen würden, wollte Autumn nutzen, um Jasmine die Augen zu öffnen – bevor die Situation eskalierte. Sie machte sich Sorgen um Sabrina, der es nicht guttun würde, wenn wieder einmal eine Vaterfigur in ihrem Leben auftauchte, um sofort wieder zu verschwinden, sobald die Beziehung sich abkühlte. Was sehr wahrscheinlich war.

„Hast du Zeit für ein Abendessen?“, fragte Autumn.

„Abendessen? Äh, nun ja, ich …“ Jasmine wurde rot. „Ich warte eigentlich auf Mark. Er spielt den Stadtgründer Josiah Bremmer. Das ist die Hauptrolle. Er muss also auf jeden Fall heute kommen.“

„Oh. Natürlich.“

„Es macht dir doch nichts aus, oder?“

„Ich hol mir einfach schnell was vom Imbiss. Ich wollte ja sowieso früh nach Hause. Vielleicht lerne ich noch ein bisschen“, erwiderte Autumn. Jetzt, da sie Mike veranlasst hatte, ihr den Job zu geben, wurde ihr etwas mulmig. Die Arbeit war nicht so leicht wie das Sortieren der Quittungen im Stripclub. In Copper Corners würde sie für die Finanzen der ganzen Stadt verantwortlich sein. Und dann war da noch die Software, in die sie sich einarbeiten musste.

Es durfte nichts schiefgehen. Sie brauchte unbedingt eine gute Beurteilung für ihren Collegeabschluss und für ihre zukünftigen Bewerbungen. Und für ihren Stolz.

„Wie läuft es denn so?“, erkundigte sie sich bei Jasmine und wies mit dem Kopf in Richtung Bühne.

„Sie warten auf Mark, damit sie anfangen können.“ Jasmine seufzte wie ein Teenager.

„Sieht gut aus, das Bühnenbild.“ Autumn liebte das Theater – das Licht, den Geruch nach Holz und Stoff, Farbe und Make-up, die ganze Atmosphäre. Ihre Liebe zum Theater hatte sie entdeckt, als sie auf der Highschool eine Rolle in einem Musical bekommen hatte. Aber das war eine alte Geschichte ohne glücklichen Ausgang.

Sie liebte auch ihre Rolle in der Revue, in der sie gemeinsam mit ihren Freundinnen Jasmine und Nevada tanzte. Jasmine entwarf die Kostüme, Nevada war für die Choreografie zuständig. Seit sie die Show im vergangenen Jahr auf die Bühne gebracht hatten, bekamen sie nur positive Kritiken. Autumn liebte die Aufregung, das Lampenfieber und die begeisterten Gesichter der Zuschauer. Sie fühlte sich so lebendig, wenn sie auf der Bühne stand.

Diese Show machte ihr viel mehr Spaß als die Auftritte als Stripteasetänzerin, denn hier tanzten sie im Team, und die Tänze waren interessanter und erzählten eine Geschichte.

„Das ist unsere Regisseurin Sheila“, erklärte Jasmine und deutete auf eine blonde Frau, die mit dramatischer Gestik auf die Schauspieler auf der Bühne einredete. „Sie möchte dich kennenlernen.“

„Du hast es ihr doch nicht gesagt, oder?“

„Dass du Stripperin bist? Nein. Habe ich doch versprochen.“

„Gut. Und Mark sagst du es auch nicht, hörst du?“

„Keine Sorge“, sagte Jasmine. „Allerdings verstehe ich nicht, was so schlimm daran wäre. Sheila jedenfalls findet es toll, dass ich Stripperin bin. Stell dir vor, sie hat bei einem Vortanzen mitgemacht, um als Showgirl nach Las Vegas zu gehen.“

„Du bist einfach zu vertrauensselig, Jasmine. Stripteasetänzerinnen machen anderen Frauen Angst und verwandeln Männer in sabbernde, hirnlose Wesen.“

„Wie auch immer. Wie ist der Bürgermeister eigentlich so als Chef?“

Autor

Dawn Atkins
Obwohl es immer Dawn Atkins’ größter Traum war, Autorin zu werden, war sie nicht sicher, ob sie wirklich den Funken Genialität besaß, den es dazu braucht. So wurde sie zunächst Grundschullehrerin und fing dann allmählich an, für Zeitungen und Zeitschriften Artikel zu verfassen. Schließlich gab sie ihre Arbeit an der...
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