Wenn die Sehnsucht siegt

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Romantische Liebe, die ein Leben lang hält? Seit einer bitteren Enttäuschung fällt es Adam schwer, daran zu glauben! Bis der begehrte Junggeselle die hübsche Cara kennenlernt. Vom ersten Augenblick herrscht zwischen ihnen eine magische Anziehungskraft. Obwohl Adam seine Sehnsucht nach der bezaubernden Stylistin unterdrückt, weiß er im Grunde seines Herzens: Er hat die Frau gefunden, die ihm den Glauben an die Liebe zurückgeben kann …


  • Erscheinungstag 26.06.2015
  • Bandnummer 0012
  • ISBN / Artikelnummer 9783733733247
  • Seitenanzahl 128
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Es war Liebe auf den ersten Blick.

„Ich habe noch nie so wunderschöne Schuhe gesehen“, sagte Cara, während sie in das Schaufenster des eleganten Schuhgeschäfts auf der Chapel Street blickte.

„Du musst sie kaufen“, stimmte Gracie zu, die sich die Nase an der Scheibe platt drückte.

„Sie sind absolut dekadent. Und alles andere als eine Notwendigkeit.“

„Dann sei dekadent, solange du noch jung genug bist, dass es charmant wirkt.“

„Aber das sind Kate-Madden-Schuhe!“, rief Cara aus, die hoffte, dass zumindest das genug Argument war, um sich von einer überstürzten Ausgabe abzuhalten.

Gracie packte Cara an den Oberarmen und drehte sie zu sich um, sodass ihre Freundin die Schuhe nur noch aus dem Augenwinkel heraus sehen konnte. „Du hast gar keine Wahl. Das ist die Chance deines Lebens! Hier geht es um goldene Kreditkarten, um Limousinen – ums Fernsehen!“ Gracie spreizte die Hände, so als wolle sie damit die Größe der Zukunft andeuten, die vor Cara lag. „Du willst Eindruck machen, und mit diesen Schuhen wird dir das sofort gelingen.“

Caras Blick wurde erneut wie magisch von der wunderschönen Kreation angezogen, die auf einem Kissen aus schwarzem Samt thronte. Die Schuhe waren elegant, rot, aus besticktem Satin und hatten Absätze, die man zur Not als tödliche Waffe einsetzen konnte. In einem Wort – sie waren einfach unwiderstehlich.

„Und bedenke“, fügte Gracie hinzu, „wenn du den Job nicht kriegen solltest, dann hast du zumindest ein umwerfendes Paar Schuhe zum Trost!“

Cara nickte. Die Sache war nur die, dass sie den Job bekommen musste. In ein paar Monaten wurde sie siebenundzwanzig, genau das Alter, in dem ihr Vater zum ersten Mal bankrott gegangen war, und wenn sie bis dahin das St.-Kilda-Apartment-Gebäude abbezahlt haben wollte, dann war dies – abgesehen von einem Lottogewinn – die einzige Möglichkeit dazu.

Und sie würde es schaffen. Daran bestand überhaupt kein Zweifel. Das Gebäude würde ihr gehören. Jeder einzelne Stein. Jeder Dachziegel. Jedes Staubkorn. Und dann wäre sie frei – frei, von dem ständigen Gefühl, dass einer dieser Steine auf ihrer Brust lag.

Gracie hatte recht. Wenn sie den hochbezahlten Job als Stylistin für Australiens spektakulärste Fernsehshow haben wollte, dann musste sie unvergleichlich sein oder sie würde sang- und klanglos untergehen.

„Du machst Witze!“, sagte Adam in einer Mischung aus Entsetzen und Gelächter.

„Nein“, antwortete Chris mit einem breiten Lächeln. „Ich werde im Fernsehen sein, und zwar als Hauptattraktion in meiner eigenen Partnersuche-Show.“

Adams Gelächter verstummte abrupt, sobald ihm klar wurde, dass dies kein Scherz war. Obwohl sein Freund und Geschäftspartner ein echtes Genie war, wenn es um Innovationen in der Telekommunikationstechnologie ging, schien man ihn in anderen Bereichen vor sich selbst schützen zu müssen.

„Der Vertrag wurde heute Morgen unterzeichnet und besiegelt“, fügte Chris hinzu.

Adam sprang von seinem Stuhl auf und wanderte ruhelos durch das Büro. „Ich wünschte, du hättest zuerst mit mir gesprochen, bevor du einen solchen Schritt unternimmst, Chris. Du hättest mich wirklich zuvor zu Rate ziehen sollen.“

„O nein. Das hätte ich nicht.“

Adam blieb wie angewurzelt stehen und starrte seinen Freund an. Aber Chris, der sich für gewöhnlich Adams Willen beugte, starrte einfach zurück.

Hier muss ich also mit Vorsicht vorgehen, dachte Adam und sagte: „Du bist derjenige, der mich zum Marketing- und Public-Relations-Fachmann des Unternehmens gemacht hat, und als solcher hast du mich zuerst zu konsultieren, wenn du etwas planst, was das Image von Revolution Wireless verändert.“

„Hier geht es nicht um die Firma“, entgegnete Chris. „Es geht ausschließlich um mich. Als Kopf der Marketingabteilung von Revolution Wireless geht es dich eigentlich nichts an. Aber ich wollte, dass du als mein Freund Bescheid weißt.“

„Schön. Als dein Freund sage ich dir dann, dass das die lächerlichste Sache ist, die ich je gehört habe. Eine TV-Partnersuche-Show? Also bitte! Wenn du nach einer Frau suchst, dann nehme ich dich mit nach draußen und finde eine für dich. Ich kenne genug Frauen, die mehr als glücklich wären, einen von Australiens begehrtesten Junggesellen zu begleiten.“

Als Chris nicht reagierte, packte Adam ihn am Arm und wollte ihn durch die Tür ziehen. „Es gibt praktisch Millionen von ihnen da draußen. Ich finde eine an jeder Straßenecke für dich!“

Chris schüttelte Adams Hand ab. „So eine will ich aber nicht. Ich will eine Frau, mit der ich auch die ruhigen Momente genießen kann“, erklärte er. „Ich will eine Ehefrau. Und ich will ganz sicher keine deiner abgelegten Freundinnen. Die Frauen, mit denen du ausgehst, sind das komplette Gegenteil von dem, was jeder halbwegs vernünftige Mann in einer Ehefrau suchen würde, außer deinem Vater natürlich. Wenn wir schon über Beziehungen reden, sollten wir deine mal unter die Lupe nehmen.“

Adam entschied sich, diese Stichelei zu ignorieren, und konzentrierte sich stattdessen auf die Dinge, die ihm wichtig waren. „Hier geht es um dich, mein Freund, und nicht um mich, und ich sage doch nur, dass du jede haben könntest, die du willst. Woher kommt das alles so plötzlich? Warum ausgerechnet jetzt?“

Chris zuckte die Achseln und entspannte sich ein wenig. „Es ist an der Zeit. Ich arbeite zu viel, um mit Frauen auszugehen. Die Jahre rauschen vorbei, und ich bekomme es gar nicht richtig mit. Ich werde dieses Jahr fünfunddreißig.“

„Ich bin bereits fünfunddreißig.“ Diese Bemerkung trug Adam hoch gezogene Augenbrauen ein.

„Chris, so wie du dich verhältst, könnte man meinen, das wäre alt. Wir sind immer noch junge Männer, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben.“

„Das ist ja genau das, was ich meine. Während ich noch ein junger Mann bin, möchte ich jemanden finden, mit dem ich so viel wie möglich dieser verbleibenden Zeit teilen kann.“

Adam merkte, dass ihm allmählich die Argumente ausgingen, und es störte ihn, Chris so sicher zu erleben. Es ging ihm auch gar nicht um die Auswirkungen auf das Image der Firma, vielmehr war er sich nur allzu bewusst, dass die große böse Welt einem ehrlichen, gutmütigen Kerl wie Chris übel mitspielen konnte.

„Also gut“, sagte Adam und konzentrierte sich ganz auf seinen Freund, „könntest du mir dann vielleicht erklären, warum du meinst, in eine Fernsehshow gehen zu müssen, um eine Frau zu finden?“

„Weil es die einzige Möglichkeit ist, Frauen kennenzulernen, die keine Ahnung haben, wer ich bin.“

Adam schüttelte den Kopf. „Sag das noch mal.“

„Die Produzenten haben sich unglaubliche Mühe gegeben, um dreißig Frauen aus ganz Australien auszusuchen. Dreißig attraktive, kompetente, interessante Frauen, die sich diversen Eignungstests unterziehen mussten. Dreißig Frauen, die keine Ahnung haben, wem Revolution Wireless gehört, und die daher auch keine Vorstellung davon haben, wie viel ich wert bin. Sie werden mich als einen ganz normalen australischen Mann kennenlernen und nicht als reichsten Junggesellen unter vierzig.“

Und das konnte Adam verstehen. Der Telekommunikationsgigant Revolution Wireless war eines von Australiens am schnellsten wachsenden Unternehmen. Als zwei der Besitzer gehörten Chris und er zu den begehrtesten Heiratskandidaten unter den Frauen ihrer gesellschaftlichen Kreise – und die wussten ganz genau, wie viel sie wert waren.

Chris’ Bemerkung von vorhin kam ihm wieder in den Sinn. Und wenn er sich mit Frauen traf, die diamantenbehängt waren und vor Berechnung nur so strotzten, genau wie die, die seinen Vater immer wieder bis aufs Hemd ausgezogen hatten? Auf diese Weise würde er jedenfalls nie Gefahr laufen, seine Gefühle zu überschätzen, und er würde nicht in dieselbe Falle tappen wie sein Vater. Und er würde auch nicht zulassen, dass sein gutmütiger, naiver Freund in diese Falle ging. Schon gar nicht mit einer hohlen Hinterwäldlerin, die von irgendeinem Fernsehmenschen ausgesucht worden war, der nur an die Quote dachte.

„Ich bin auf dem Weg zum Fernsehsender. Kommst du mit? Ich könnte ein wenig moralische Unterstützung gebrauchen, falls du bereit bist, mir die zu geben“, meinte Chris, der sich gerade sein Jackett anzog und zur Tür strebte.

„Oh, ich komme mit“, antwortete Adam rasch. „Aber nur, damit ich auf der Fahrt dorthin alles tun kann, um dir diese hirnrissige Idee auszureden.“

„Okay, aber du kommst nicht mit zum Treffen“, entgegnete Chris. „Du siehst viel zu gut aus. Sie würden mich augenblicklich vergessen und alles daransetzen, dich zu schnappen.“

„Keine Panik, mein Freund“, versetzte Adam. „Um nichts in der Welt würde ich mit dir tauschen wollen.“

Cara überprüfte zum dritten Mal während der Taxifahrt ihren Lipgloss in einem Taschenspiegel.

Sie hatte sich eher konservativ gekleidet, weil sie vermutete, dass auch das Styling des Kandidaten in diese Richtung gehen sollte. Sie trug ein schickes schwarzes Secondhandkleid und antiken Silberschmuck. Ihren lockigen Bob hatte sie zurückgekämmt und mit einer großen roten Hibiskusblüte festgesteckt. Ihr Make-up war so dezent, dass nichts die Aufmerksamkeit von den neuen roten Kate-Madden-Satinschuhen ablenkte, die so teuer gewesen waren, dass die monatlichen Hypothekenzahlungen dagegen wie Kinkerlitzchen wirkten.

Als sie an den Preis dachte, verstärkte sich erneut das Gefühl, einen tonnenschweren Stein auf der Brust liegen zu haben. Aber wenn sie diesen Job bekam, würde sie endlich frei und unabhängig sein.

Sie klappte den Taschenspiegel zu, presste noch einmal die Lippen aufeinander und bemerkte dann, dass der Taxifahrer sie über den Rückspiegel beobachtete. Sie schenkte ihm ein unsicheres Lächeln.

„Wichtiges Rendezvous?“, fragte er.

Cara schüttelte den Kopf. „Ein Bewerbungsgespräch.“

„Beim Fernsehsender? Für was für eine Stelle? Sind Sie eine Nachrichtensprecherin oder so etwas in der Art?“

„Nein, nichts dergleichen. Ich hoffe, dass ich einen Job bei einer dieser neuen Partnersuche-Shows bekomme. Ich kenne nicht einmal den genauen Titel der Sendung, weil alles streng geheim ist.“

Sie rutschte plötzlich in ihrem Sitz nach vorne, als er unvermittelt auf die Bremse trat.

„Wirklich?“, meinte der Fahrer. „Sind Sie eine dieser Frauen, die den ganzen Tag im Bikini im Whirlpool sitzen?“

„O Gott, nein!“, rief sie aus. „Ich bin eher ein Typ, der hinter den Kulissen arbeitet. Ich bewerbe mich darum, den männlichen Kandidaten stylen zu dürfen.“

„Ah“, meinte der Fahrer, während er seine Aufmerksamkeit wieder stärker auf die Straße lenkte. Bikinis und Whirlpools fand er offensichtlich interessanter.

Schon bald fuhr er vor einem großen alten Gebäude vor, in dem sich die Fernsehstudios befanden. Cara stieg aus und reichte ihm das Geld durchs Fenster. Dann rückte sie ihr Kleid zurecht, holte tief Luft und ging hinein.

Adam saß im obersten Stockwerk im Foyer des Senders und ließ seine Fingerknöchel knacken. Er hätte im Wagen warten können, aber er wollte in Chris’ Nähe bleiben. Da Chris aber zu einer vertraulichen Besprechung geführt worden war, kam er nicht näher an seinen Freund ran als bis ins Foyer.

Nachdem er nun schon seit einer Stunde die Fliesen auf dem Boden dieses Wartezimmers zählte, brannte er darauf, endlich gehen zu können. Wenn es auch nur die geringste Chance gab, dass Chris seine Meinung änderte, dann wollte Adam zur Stelle sein, um ihn in die reale Welt der Börsenkurse und innovativen Technologien zurückzuführen. Eine berechenbare Welt, die niemals vorgab, etwas anderes zu sein, als sie war.

Also wartete Adam darauf, dass Chris wieder erschien, und beobachtete jede Bewegung in seiner Nähe.

Cara begutachtete ihr Spiegelbild in den Türen des Aufzugs.

Sie hob eine Hand, um ihr Haar zu glätten. Sie freute sich, dass die neuen karamellfarbenen Strähnen ihrem kastanienbraunen Bob genau die Eleganz verliehen, die sie sich gewünscht hatte. Die große rote Blüte, die ihr Haar zurückhielt, saß fest und sicher, und dennoch drückte sie sie noch tiefer ins Haar. Es wäre typisch, wenn ihr das Ding halb herausfiel und in einem komischen Winkel vom Kopf abstand, ohne dass sie es bemerkte. Ihre Intelligenz, ihr Talent und die neuen Strähnen würden dann hinter ihrem häufig unbeholfen wirkenden Äußeren verschwinden.

Sie blickte auf ihre tollen neuen Schuhe hinab und suchte dabei nach moralischer Unterstützung. Sie musste sich sehr auf ihre Haltung konzentrieren, so hoch und schmal waren die Absätze.

Als der Lift mit einem kleinen Ruck auf der obersten Etage ankam, machte Caras Magen einen Satz. Im letzten Moment presste sie die Augen zusammen und schickte einen Wunsch an alle guten Feen, die gerade zuhörten: „Lasst mich diesen Job bekommen, und ich werde euch nie wieder um irgendetwas bitten.“

Als sich die Lifttüren öffneten, trat sie hinaus und ließ sich von ihren traumhaften roten Schuhen den Weg weisen.

Adam schaute auf, als er das Geräusch des Aufzugs hörte.

Eine Frau trat heraus und bewegte sich wie eine Ballerina – den Kopf hoch erhoben, die Schultern gestrafft, so als trüge sie ein Buch auf dem Kopf und wolle es nicht fallen lassen.

Die Frau machte genug Eindruck auf Adam, dass er aufhörte, seine Hände zu bearbeiten, und sie stattdessen locker auf das Sofa sinken ließ.

Sie stoppte vor der Tafel mit den Büronummern, dabei beugte sie sich etwas vor und gewährte Adam einen hübschen Blick auf ihr Dekolleté, einen äußerst hübschen Blick. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, am richtigen Ort zu sein, bewegte sie sich in seine Richtung.

Erst als sie näher kam, bemerkte Adam Anzeichen von Nervosität an ihr. Sie schluckte zu auffallend, ihr Blick flatterte, während sie jeden Gegenstand im Raum aufzunehmen schien, und ihre Knöchel erschienen kalkweiß gegen die schwarze Bewerbungsmappe, an die sie sich wie an ein Rettungsseil klammerte.

Schließlich begegnete sie seinem Blick.

Sie brachte ein halbes Lächeln zu Stande, das erotischer war als alles andere, was er bisher gesehen hatte.

„Entschuldigen Sie“, sagte sie mit verführerisch rauer Stimme, „aber ist dies der Ort, an dem man auf die Leute von …“ Sie hielt inne, und ihre Lippen verzogen sich zu einem wunderbaren Schmollmund, während sie nach den richtigen Worten suchte. „Ich kenne nicht einmal den Titel. Finde ich hier die Leute der neuen Partnersuche-Show?“ Sie runzelte ihre kecke Nase besorgt, während sie auf seine Antwort wartete.

„Sie sind richtig“, erwiderte er und richtete seinen Blick von dem Stirnrunzeln auf ihre funkelnden Augen. Sie waren grün und hatten eine hypnotisierende Wirkung. Wie Katzenaugen.

„Na, Gott sei Dank“, seufzte sie und hob eine Hand an die Brust, während sie erneut unruhig durch den Raum blickte. „Ich hatte vielleicht Schwierigkeiten rauszubekommen, wo ich hingehen muss. Es scheint alles so dermaßen geheim zu sein, dass auch die meisten Mitarbeiter im Gebäude nichts davon wissen. Aber nach meinem großen Auftritt, wird es nun wohl keinem mehr entgangen sein.“

Sie nahm auf der gegenüberliegenden Couch Platz, setzte sich sehr aufrecht und klammerte sich weiterhin an ihre Mappe.

„Sind Sie zu einem Bewerbungsgespräch hier?“, fragte er.

„Ja. Und ich kann kaum fassen, wie nervös ich bin. Ich habe noch nie so etwas in der Art gemacht.“

Adam wollte bereits fragen, was genau, als ihm bewusst wurde, dass diese Frau eine der Kandidatinnen für Chris sein konnte. Und sein erster spontaner Gedanke war, dass Chris ein verdammtes Glück hatte. Adam rutschte auf seinem Platz herum, weil er sich plötzlich in der strahlenden Gegenwart dieser Frau unwohl fühlte.

Er versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Also gut, er fand sie extrem attraktiv, aber was machte das schon? Sie hatte nur deshalb eine derart starke Wirkung auf ihn, weil sie eine potenzielle Bedrohung für Chris darstellte.

Es war ein Verteidigungsmechanismus. Das war alles.

Chris war viel zu nett, um zu wissen, was das Beste für ihn war, und es war Adams Aufgabe, auf ihn Acht zu geben. So viel war er ihm schuldig. Wenn nicht noch viel mehr.

Die Tür zu einem der Büros im Gang öffnete sich, und ein junger, trendiger Fernsehmensch in ungebügelter Kleidung und mit zu viel Gel im Haar streckte seinen Kopf heraus.

„Cara Marlowe?“

Die junge Frau stand auf.

„Das bin ich.“

„Prima“, meinte der Fernsehtyp mit einem freundlichen Lächeln. „Kommen Sie herein.“

Die Frau warf Adam ein letztes Lächeln zu, das wieder unglaublich sexy wirkte. „Wünschen Sie mir Glück!“

Glück bedeutete, dass diese anziehende und extrem attraktive Frau innerhalb von ein paar Tagen seinem Freund Chris begegnen konnte. Alles, was er herausbrachte, war: „Zeigen Sie es ihnen!“

Cara folgte dem jungen Mann, dessen Name Jeff war, durch ein wahres Labyrinth an Gängen und Korridoren in sein Büro.

„Nehmen Sie Platz“, forderte er sie auf.

Sie tat wie geheißen.

„Kaffee?“

„Nein, vielen Dank.“ Mit Koffein in ihren Venen würde sie vollkommen die Nerven verlieren.

„Ich bin nicht so genügsam wie Sie“, meinte Jeff und schwenkte seinen leeren Becher vor ihr her. „Ich bin in einer Minute wieder da.“

Cara setzte sich ein wenig aufrechter, während sie auf Jeff wartete. Sie starrte auf ihre roten Schuhe und seufzte. Jeff war die ganze Zeit vor ihr hergegangen, und sie war sich sicher, dass er nicht mal einen kurzen Blick auf ihre Füße geworfen hatte.

Anders als der Mann im Foyer. Dessen war sie sich sicher. Sie war sich sogar sicher, dass er innerlich jeden Zentimeter von ihr begutachtet und bewertet hatte, so intensiv war sein Blick gewesen. Sie hatte sich nur mit Mühe auf den Beinen gehalten. Neue Schuhe hin, neue Schuhe her. Ein Mann wie dieser würde bei jeder Frau schwache Knie verursachen, ohne dass er sich dafür auch nur anstrengen musste.

Er hatte dunkles, lockiges Haar, unglaublich blaue Augen, eine athletische Statur, und seine Hände sahen aus, als könnten sie Klavier spielen und mit einer Axt umgehen. Er war einfach ein Traummann. Sie fragte sich kurz, was er hier machte, und erinnerte sich daran, dass alle, die an der neuen Show beteiligt waren, im Foyer warten sollten.

Als sie erneut auf ihre roten Schuhe schaute, wurde ihr jedoch bewusst, dass sie wichtigere Dinge zu tun hatte, als sich Gedanken um Mr Attraktiv da draußen zu machen. Sie musste Jeff beeindrucken.

Sie schlug ein Bein über das andere, doch ihre Schuhe waren immer noch nicht zu sehen, sodass sie das andere Bein überkreuzte.

Sie hatte nicht einmal gehört, dass Jeff zurückgekommen war, und während sie das rechte Bein über das linke schwang, trat sie den armen Mann heftig in den Oberschenkel. Sein Becher flog über den Schreibtisch und verschüttete Kaffee auf alles, was ihm in den Weg kam. Jeffs Aufstöhnen verriet Cara, dass der Tritt nicht gerade sanft gewesen war. Sie sprang sofort auf.

„Jeff, es tut mir so leid! Kommen Sie, setzen Sie sich.“

Sie bugsierte Jeff in seinen Stuhl und griff dann nach dem Becher, den sie aufrichtete, als könne sie damit alles wieder gutmachen.

„Habe ich Ihnen sehr wehgetan?“, fragte sie und richtete all ihre Aufmerksamkeit auf den Mann, der ihre finanzielle Sicherheit in Händen hielt – Hände, die momentan zwischen seine Beine gepresst waren. „Wie kann ich Ihnen helfen?“

Er brauchte ein paar Sekunden, um zu Atem zu kommen, dann sagte er: „Wann können Sie anfangen?“

„Womit anfangen?“, entgegnete sie verunsichert.

„Mit dem Job, der Sendung, der Show.“

„Ich bin eingestellt?“, stammelte Cara, deren Stimme ihre Skepsis ausdrückte.

„Das sind Sie“, versprach Jeff, dessen Atmung sich allmählich normalisierte.

„Wollen Sie sich nicht erst meine Bewerbungsmappe ansehen?“

„Nicht nötig. Wir haben Beispiele Ihrer Arbeit gesehen, außerdem sind Sie von all Ihren Arbeitgebern sehr empfohlen worden, vor allem von Maya Rampling vom Fresh Magazine, die Sie offensichtlich – und ich zitiere – ‚für ein Geschenk des Himmels‘ hält. Das reicht uns.“

Cara drehte sich auf dem Absatz um, musste sich dann aber an der Schreibtischkante festhalten, als ihre hohen Schuhe unter ihr nachzugeben drohten.

„Also, können wir Sie haben?“

„Ich gehöre ganz Ihnen, Jeff. Sie können mich sofort haben.“

Der junge Mann blickte sie mit einem spöttischen Lächeln an. Cara presste abrupt die Lippen aufeinander und wartete auf die unvermeidliche Antwort auf ihre ungeschickte Formulierung, doch stattdessen starrte er noch einmal auf den Boden. Er schüttelte den Kopf.

„Das sind richtige Killerschuhe, die Sie da tragen, Miss Marlowe. Ich möchte mir lieber nicht vorstellen, was Sie mit mir angestellt hätten, wenn wir Ihnen den Job nicht gegeben hätten.“

2. KAPITEL

„Adam Tyler, richtig?“, fragte ihn eine dunkle, rauchige Stimme von hinten.

Adam drehte sich um und erkannte die hübsche Dame, die er vor einer halben Stunde kennengelernt hatte. Er blinzelte, was eine seiner Verzögerungstaktiken war. Es gab ihm einen Moment, in dem er sein Gegenüber oder das Problem einschätzen konnte, bevor er sprach. Doch während die Frau vorhin noch sehr nervös gewesen war, so strahlte sie jetzt übers ganze Gesicht. Dabei zeigten sich ein paar verführerische Grübchen. Das hatte ihm bei Frauen schon immer gefallen.

„Richtig“, sagte er. Durch jahrelanges Training lag in seiner Stimme nichts als Nonchalance.

„Tja, ich habe den Job bekommen.“ Sie deutete einen leichten Knicks an, bevor sie weiterredete. „Adam Tyler“, wiederholte sie, „Leiter der Marketing-Abteilung von Revolution Wireless?“

Er beobachtete sie aufmerksam, während sie offensichtlich die richtigen Schlussfolgerungen zog. Revolution Wireless. Multimillionär. Chris. Sie würde in null Komma nichts alles herausgefunden haben. So viel zu dem Versuch, unwissende Frauen auszuwählen.

Ihm fiel ein, dass niemand etwas über Chris’ Identität erfahren sollte. Das war der ganze Sinn der Sache – dass Chris einfach nur ein Mann war, der eine Frau kennenlernte. Jetzt schien das Vorhaben kurz vorm Scheitern zu stehen.

Autor

Ally Blake
Ally Blake ist eine hoffnungslose Romantikerin. Kein Wunder, waren die Frauen in ihrer Familie doch schon immer begeisterte Leserinnen von Liebesromanen. Sie erinnert sich an Taschen voller Bücher, die bei Familientreffen von ihrer Mutter, ihren Tanten, ihren Cousinen und sogar ihrer Großmutter weitergereicht wurden. Und daran, wie sie als junges...
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