Wie Sommerregen in der Wüste

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Ein Garten, mitten in der Wüste? Das klingt für die Landschaftsarchitektin Celia Davidson nach einem verlockenden Auftrag - obwohl er ausgerechnet von Salim Al Mansur kommt. Denn vor drei Jahren hatte sie mit dem attraktiven Scheich eine kurze, heiße Affäre. Bis er ihr das Herz brach. Doch seine Leidenschaft für sie scheint immer noch zu brennen. Auf keinen Fall darf Celia jedoch seinen feurigen Blicken, den sinnlichen Berührungen erneut erliegen und dem Ruf ihres Herzens folgen! Denn dann würde der Wüstenprinz ihr größtes Geheimnis erfahren: Er hat eine kleine Tochter …


  • Erscheinungstag 14.08.2010
  • Bandnummer 1628
  • ISBN / Artikelnummer 9783862950072
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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IMPRESSUM

BACCARA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

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Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

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Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

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Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,

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Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg

Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

 

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2010 by Jennifer Lewis

Originaltitel: „The Desert Prince“

erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

in der Reihe: DESIRE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: BACCARA

Band 1628 (19/1) 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Übersetzung: Kai Lautner

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format im 09 /2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN-13: 978-3-86295-007-2

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

BACCARA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Aus Liebe zur Umwelt: Für CORA-Romanhefte wird ausschließlich 100% umweltfreundliches Papier mit einem hohen Anteil Altpapier verwendet.

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Jennifer Lewis

Wie Sommerregen in der Wüste

1. KAPITEL

Wusste er es?

Celia Davidson atmete tief durch und versuchte sich zu konzentrieren, damit ihr die Hände nicht zitterten. Draußen vor den Fenstern des luxuriösen Vorzimmers, vor dem exklusivsten Hotel am Ort, glitzerte das Arabische Meer. Sanfte Wellen liefen auf dem weißen Strand aus. Celia nahm an, dass man den Sand ebenso wie die Palmen hier hergebracht hatte, bevor an dem künstlichen Küstenstreifen elegante Hotelvillen errichtet worden waren. Mit genügend Geld war vieles möglich, und Salim Al Mansur gehörte eine ganze Kette dieser Edel-Resorts, die weltweit einen ausgezeichneten Ruf genossen.

Gerade hatte sie sich vorgenommen, keinen Gedanken mehr an die Vergangenheit zu verschwenden, da schwang die Tür auf. Als sie sich einer adretten Vorzimmerdame gegenübersah, wurde Celia prompt flau im Magen.

„Mr. Al Mansur ist jetzt bereit, Sie zu empfangen“, sagte die Assistentin und lächelte freundlich.

Hastig strich Celia sich den Blazer glatt, der nach dem langen Flug Knitterfalten hatte, und schob sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr. Dass sie so nervös war, ärgerte Celia. Schließlich hatte Salim Al Mansur sie nicht aus New York nach Oman reisen lassen, um ihre Affäre wiederzubeleben. Oder?

Sie hatte nicht vor, ihm noch einmal die Gelegenheit zu geben, ihr das Herz zu brechen. Ganz abgesehen davon, dass es jetzt um mehr ging als nur um sie beide.

Celias Puls stieg, als sie das Rascheln von Papier im Chefbüro hörte. Sie straffte die Schultern und trat ein. Sie sah weiß gekalkte Wände, ein hohes Deckengewölbe, Rundbogenfenster, die einen herrlichen Blick aufs Meer boten, davor stand ein antiker Schreibtisch mit polierter Oberfläche. Dahinter die breite Lehne eines ledernen Schreibtischsessels und der Hinterkopf des Mannes, der sich abgewandt hatte.

Gleich darauf schwang der Sessel herum, und Celia begegnete dem forschenden Blick des Mannes. Er trug das dichte schwarze Haar zurückgekämmt, was seine aristokratischen Gesichtszüge betonte, die Lippen presste er arrogant aufeinander.

Leider fand Celia ihn immer noch so attraktiv wie bei ihrer letzten Begegnung vor fast vier Jahren.

„Celia.“ Er stand auf und kam auf sie zu.

Plötzlich hatte sie das Gefühl zu schwanken. Ihr Herz raste, das Blut schoss ihr in die Wangen.

„Hallo“, erwiderte sie und reichte ihm die Hand. Sofort wünschte Celia, sie hätte es nicht getan. Denn sobald sie einander berührten, erschauerte sie warm. So war es immer gewesen, nichts hatte sich geändert.

Aber das machte die Tatsache nicht wett, dass Salim Al Mansur sie zweimal eiskalt abserviert hatte.

War sie deshalb hierhergekommen? Weil sie endlich die Gelegenheit bekam, zu sehen, wie er lebte? Weil sie mit eigenen Augen und allen Sinnen erfahren wollte, was er ihr nie hatte zeigen wollen? Seine Heimat, seinen Besitz, sein Volk?

Sein Blick verriet nicht, was er bei diesem höflichen Händedruck empfand, der ihm doch ebenso seltsam vorkommen musste wie ihr. Immerhin waren sie einander einst ganz nah gewesen, oder nicht?

Abrupt entzog ihm Celia ihre Hand. Ihre Haut kribbelte.

Salim sah so unverschämt gut aus, dass es sie sowohl anzog als auch einschüchterte. Und sie erinnerte sich leider nur zu gut daran, wie sich sein Körper auf ihrem anfühlte, dessen Muskeln der maßgeschneiderte Anzug nicht verbarg.

„Danke, dass du gekommen bist.“ Er lächelte und lud sie mit einer Handbewegung dazu ein, Platz zu nehmen. „Dir ist bereits mitgeteilt worden, dass es um die Sanierung eines ehemaligen Ölfeldes geht. Soweit ich informiert wurde, bist du Spezialistin für umweltverträgliche Landschaftsplanung.“

Sie begriff, dass er offenbar kein Interesse daran hatte, über ihr letztes Zusammentreffen und die gemeinsame Nacht zu reden. Also konzentrierte Celia sich aufs Geschäftliche. „Ich habe an mehreren Projekten in Wüstengegenden gearbeitet. Unter anderem ist unter meiner Leitung ein Ölfeld in West-Texas in die ursprüngliche Prärielandschaft zurückverwandelt worden. Das heißt, ich bin mit den Anforderungen vertraut und …“

„Ja, ich habe mir deine Website angeschaut“, unterbrach er sie, wandte sich um und ging ein paar Schritte.

Sie gestand sich ein, dass seine breiten Schultern und die schmale Hüfte, die der Anzug bestens zur Geltung brachte, sie immer noch beeindruckten. Auf der Veranstaltung vor vier Jahren, zu der sie zufällig beide gegangen waren, hatte er ihren Vortrag versäumt. Wahrscheinlich hatte er Wichtigeres zu tun gehabt.

Schweigend sah sie sich im Zimmer um. Es gab keine Bilder an den Wänden, keinerlei Ziergegenstände standen auf den Regalen. Nur ein arabischer Dolch in einer vergoldeten Scheide schmückte eine Wand.

Unwillkürlich stellte Celia sich vor, wie Salim damit Konkurrenten aus dem Weg räumte. Wie rücksichtslos er sein konnte, hatte sie am eigenen Leib erfahren, als er sie stehen gelassen hatte, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Zweimal war ihr das passiert. Und ihr war klar, dass sie selbst daran schuld gewesen war. Zumindest bei ihrer letzten Begegnung. Da hatte sie ihre Collegeliebe für längst überwunden gehalten, und trotzdem war Celia bei der erstbesten Gelegenheit wieder in Salims Bett gelandet. Ohne nachzudenken, war sie in ihr Unglück gerannt. Wie dumm und naiv!

„Der Ort liegt draußen in der Wüste.“ Seine tiefe Stimme riss sie aus den Gedanken.

Er ging zum Fenster und blieb stehen, eine hohe Silhouette vor dem Urlaubspanorama, das sich den Blicken darbot. „Das Gebiet gehörte den Vorfahren meiner Mutter. In den siebziger Jahren ist dort Öl entdeckt und dann auch gefördert worden. Irgendwann ist die Quelle versiegt, und man ließ das Land in dem Zustand zurück.“

„Ist das Gebiet kontaminiert?“, fragte Celia im vollen Bewusstsein, dass diese Frage Landbesitzern am unangenehmsten war.

„Kann sein.“ Salim sah sie kühl an, als er sich zu ihr umwandte.

Im Gegensatz dazu war Celia ein einziges Nervenbündel, geschüttelt von ihren widerstreitenden Gefühlen.

Ich muss es ihm ja nicht sagen, dachte sie wieder und wieder.

Ihre Freunde hielten sie für verrückt, weil sie sich überhaupt in Salims Nähe wagte. Wäre Celia deren Ratschlägen gefolgt, dann hätte sie einen Schlussstrich unter das Ganze gezogen und vor allem ihr Geheimnis für sich behalten.

Salims Blick ruhte auf ihr. „Ich möchte, dass du dir den Ort ansiehst.“

„Gern.“ Sie holte ihren Blackberry aus der Tasche und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie bald allein mit Salim draußen im Niemandsland sein würde. „Ich freue mich darauf. Wann sollen wir fahren? Normalerweise bin ich eine Frühaufsteherin und …“

„Sofort.“

Es war keine Frage, sondern eine Anordnung. Offensichtlich war Salim Al Mansur gewohnt, Befehle zu erteilen. Und genauso klar war, dass er mit keinem Widerspruch rechnete.

„Es ist doch schon Nachmittag“, wandte Celia ein. „Wird es in der Wüste nicht furchtbar heiß sein?“ Sie hätte gern wenigstens schnell ihren Koffer ausgepackt und sich umgezogen. Nach der Landung war sie sofort in das Hotel gekommen und hatte noch nicht einmal ihr Gepäck aufs Zimmer gebracht. Zusätzlich spürte Celia allmählich den Jetlag.

„In der Wüste ist es tagsüber immer heiß“, bemerkte Salim, und zum ersten Mal, seit sie ihm gegenüberstand, sah sie in seinen Augen ein amüsiertes Funkeln. „Das liegt in ihrer Natur.“

Sie schluckte. „Stimmt.“

„Wir sollten den Tatsachen ins Auge sehen“, meinte er trocken.

Celia wurde blass. Spielte er etwa auf etwas anderes damit an? Hatte Salim sie herbestellt, weil er auf irgendeine Weise die Wahrheit erfahren hatte?

Mit langen Schritten ging Salim zu seinem Wagen. Am liebsten wäre er immer weiter und weiter gelaufen, weg von den Erinnerungen, die ihn heimsuchten. Celia Davidson war noch schöner geworden, und auch die Strapazen des langen Flugs hatten den Glanz ihrer Augen nicht getrübt. Diese Augen, deren intensives Blau ihn an das Bahr al-Arab erinnerten, jenes Meer, das zu seiner Heimat gehörte.

Er gab dem Chauffeur frei und hielt die Beifahrertür auf. Während Celia einstieg, fiel ihm trotz ihres locker sitzenden beigefarbenen Hosenanzugs auf, dass sie immer noch so schlank und wohlgeformt war wie früher.

Manche Erinnerungen blieben bis in alle Ewigkeit. Es war wie ein Fluch.

„Schnall dich an.“

Salim startete den Motor und fuhr vom Hotelparkplatz auf die Straße. Schnell veränderte sich die Umgebung – die luxuriöse Welt des Hotels hatte wenig mit der aufstrebenden Urbanität von Salala gemeinsam.

Celia gehörte nach Salims Auffassung zur Welt „da draußen“, und er nahm sich vor, das niemals zu vergessen.

Wie seltsam, dass sie sich das blonde Haar immer noch zu einem Pferdeschwanz band, so wie sie es zu Collegezeiten getan hatte. Um ihr Erscheinungsbild machte Celia sich wie damals wenig Gedanken. Früher hatte er diese Eigenschaft an ihr bewundert, weil sie trotz ihrer Nachlässigkeit in modischen Dingen weitaus mehr Ausstrahlung hatte als jede geschminkte Frau in Designerkleidung. Daran hatte sich nichts geändert.

„Ist es weit?“, fragte sie nun und sah unverwandt geradeaus.

„Das kommt darauf an. In Oman sind fast alle Distanzen groß. Warst du schon einmal in unserem Land?“

„Nein, noch nie.“

„Du wärst aber gern hergekommen. Zumindest hast du das immer gesagt.“

Er fing ihren erstaunten Blick auf. Anscheinend hatte sie nicht erwartet, dass er über die Vergangenheit sprach.

„Und ich habe es auch so gemeint“, erwiderte sie hart.

Prompt erinnerte er sich daran, dass sie damals von einer Zukunft mit ihm geträumt hatte, während er diesen Traum niemals zu teilen vermocht hatte.

„Aber das ist lange her“, fügte sie hinzu.

„Ich war mir nicht sicher, ob du Interesse an diesem Job hier haben würdest“, erklärte Salim. „Eigentlich dachte ich, du würdest ablehnen.“

„Wegen unserer Geschichte vor vier Jahren?“

Als er sie nach all der Zeit so unerwartet wiedergesehen hatte, war er schwach geworden. Es hatte ihn sehr beeindruckt, dass Celia auch inmitten einer hochkarätigen Konferenz immer noch dieselbe ungezwungene Art hatte wie auf dem College.

Sie waren beide so jung und unschuldig gewesen. So verrückt.

Als er ihr am Morgen danach mitgeteilt hatte, dass es keinen Neuanfang für ihre Beziehung geben würde, hatte Celia geschwiegen. Er hatte nicht gewusst, was sie dachte, hatte aber angenommen, dass sie Verständnis für seine Situation aufbrachte. Ein Mann in seiner Position konnte sich keine Beziehung leisten, aus der niemals eine Ehe würde.

Er sah zu Celia und musterte ihr elegantes Profil. „Ich habe damit gerechnet, dass du den Job ablehnst, weil der Schwierigkeitsgrad so hoch ist. Wahrscheinlich würden die meisten Landschaftsarchitekten mir einen Vogel zeigen.“

Bei der Konferenz vor vier Jahren war es um Hotel-Design gegangen. Daher wusste Salim, dass Celia jetzt Landschaftsarchitektin war. Trotzdem war er überrascht gewesen, als seine Assistentin ihm Celias Präsentationsmappe auf den Tisch gelegt hatte.

Er hatte den Zufall als Zeichen dafür genommen, endlich und ein für alle Mal mit der Vergangenheit aufzuräumen.

„Herausforderungen schrecken mich nicht“, entgegnete sie. „Außerdem ist der Ort neu für mich.“

„Du bist sicher viel unterwegs.“

„Ja. Mein Büro ist in Manhattan, und ich wohne in Connecticut, also in der Nähe, aber ich bin immer den halben Monat anderswo.“

Salim wurde neugierig. „Und dein Freund hat nichts dagegen einzuwenden?“

„Ich habe keinen Freund“, antwortete sie kurz angebunden und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Das tut mir leid.“ Erleichtert atmete er auf.

„Warum? Ich führe ein sehr erfülltes Leben.“ Sie fragte sich, weshalb sie ihm leidtun sollte. Vor vier Jahren hatte sie ihm mitgeteilt, dass sie nicht geheiratet hatte. Vielleicht fühlte Salim sich schuldig, weil er wusste, dass sie ihn nicht vergessen konnte? Da bildete er sich dann doch wohl etwas zu viel ein, fand Celia.

Salim hatte sie jedenfalls niemals vergessen und gab ihr die Schuld daran, dass seine Ehe nicht funktioniert hatte. Und das, obwohl Celia während dieser Zeit dreitausend Meilen weit entfernt gewesen war. Nach der leidenschaftlichen Nacht vor vier Jahren war ihm bewusst geworden, dass es ihm nie gelingen würde, eine gute Ehe zu führen, solange er sich nach einer anderen Frau sehnte.

Darum hatte er beschlossen, Celia Davidson ein für alle Mal aus seinem Herzen und aus seinem Gedächtnis zu vertreiben. Es würde schwierig werden, aber es gab keinen anderen Weg. Die Zukunft der Al-Mansur-Dynastie hing davon ab.

Bald ließen sie die weißen, würfelförmigen Häuser von Salala hinter sich und fuhren durch Palmenplantagen. Verblüfft schaute Celia auf die grüne Pracht, die sich kilometerweit entfaltete. Woher kam bloß all das Wasser für die Bäume?

Als hätte Salim ihre Gedanken erraten, sagte er plötzlich: „In Salala fällt mehr Regen als anderswo in Oman.“

„Wie praktisch für deine Hotelanlagen. Wie viele besitzt du mittlerweile?“, fragte sie betont sachlich.

„Zuletzt waren es zwölf.“

Sie fuhren um eine Kurve. Celia fiel auf, wie sicher und ruhig er den schweren Wagen steuerte.

„Du hast eine Menge Palmen gekauft“, meinte sie bewundernd und dachte dabei, dass er so etwas wahrscheinlich aus der Portokasse zahlte.

Sein Mundwinkel zuckte. Celia war nicht sicher, ob es ein amüsiertes oder ein verächtliches Lächeln war. „Ich kaufe noch ein paar mehr, wenn das Schicksal es mir erlaubt.“

Als sie an den letzten Plantagen vorbeigefahren waren, eröffnete sich die beeindruckende Landschaft vor ihnen. Hier sah es genau so aus, wie Celia es sich vorgestellt hatte: öde, steinige Leere. Manche Gebiete waren halt so, aber es gab immer wieder Landbesitzer, die sich damit nicht abfinden wollten. Dann wurden Bewässerungsanlagen gebaut, um aus einem Ort eine grüne Oase zu machen, der dafür nicht geschaffen war.

Plötzlich musste sie blinzeln, weil sie etwas sah, das absolut nicht hierher zu passen schien. Diese Berge da hinten – die waren nicht kahl, sondern grün.

„Das sind die Nebelberge“, informierte Salim sie.

„Wahnsinn!“ Mehr brachte Celia in diesem Moment nicht hervor.

Über die Berge zog sich ein Wolkenband, und die Landschaft wirkte so üppig und fruchtbar wie Vermont. Es musste ein Paradies sein.

Celia schluckte und überlegte, dass es besser gewesen wäre, sich vor ihrer Reise über Oman zu informieren. Aber sie war so nervös und angespannt gewesen, dass sie es einfach nicht fertiggebracht hatte. Wenn Salim früher über seine Heimat gesprochen hatte, war er immer sehr euphorisch gewesen. Ein Land voller Überraschungen, hatte er gesagt. Und Celia war sicher gewesen, dass er sie eines Tages dorthin mitnehmen und ihr seine Heimat zeigen würde.

Wie seltsam, jetzt, nach so langer Zeit, und nach allem, was geschehen war, neben ihm im Auto zu sitzen! In Salims Gegenwart fühlte sie sich überhaupt nicht unwohl oder befremdet.

Ach, aber weshalb auch? Schließlich waren sie zu Collegezeiten zwei Jahre lang zusammen gewesen. Aus Jugendlichen waren Erwachsene geworden, die gemeinsam die Sexualität entdeckt hatten.

Celia errötete, als sie daran dachte, wie wunderbar es war, mit Salim zu schlafen. Sie waren so glücklich gewesen – sie war ganz selbstverständlich davon ausgegangen war, dass sie heiraten und für immer zusammenbleiben würden.

Doch dann war das bittere Ende gekommen.

Schweigend fuhren sie die üppig begrünten Berge hinauf, überquerten den Pass, und dann ging es wieder hinunter in die steinige Wüste, die sich bis zum flirrenden Horizont erstreckte. Celia ertappte sich dabei, wie sie auf ein kleines Wunder hoffte: eine Oase mit Palmen oder einen dicht bewachsenen Hügel. Oder auf ein ganz anderes Wunder. Denn war sie nicht deswegen hierhergekommen?

Abrupt bog Salim von der Hauptstraße auf einen ungeteerten Weg, der scheinbar ins Nirgendwo führte. Nach ein paar Minuten parkte er den Wagen jedoch neben einem Blechschuppen, dessen Dach eingestürzt war, und stieg aus.

Verwirrt sah Celia zu ihm auf, als er ihr die Beifahrertür öffnete und beim Aussteigen behilflich war. Sie sah sich um und fragte ungläubig: „Ist es hier?“

„Es ist einst sehr schön gewesen“, erwiderte Salim.

Schwer zu glauben, fand Celia. Ein paar Meter entfernt lag ein ausgebrannter Jeep auf der Seite. Celia sah mehrere hohe Eisenobjekte, die sie nicht richtig zuordnen konnte.

„Das sind Fördertürme“, erklärte Salim. „Sie sind alle stillgelegt. Es gibt auch eine alte Pipeline zur Küste. Das kann alles weg, hier gibt es schließlich kein Öl mehr.“

Autor

Jennifer Lewis
Jennifer Lewis gehört zu den Menschen, die schon in frühester Kindheit Geschichten erfunden haben. Sie ist eine Tagträumerin und musste als Kind einigen Spott über sich ergehen lassen. Doch sie ist immer noch überzeugt davon, dass es eine konstruktive Tätigkeit ist, in die Luft zu starren und sich Wolkenschlösser auszumalen....
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