Wo du bist, da will ich auch sein

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Bei ihrer Rückkehr nach Australien, an den Ort ihrer Kindheit, trifft Toni ihre erste Liebe wieder, den wohlhabenden Brian Beresford. Endlich wagt sie es, ihm ihre Gefühle zu gestehen. Doch ihr innigster Wunsch, dass er ihre Liebe erwidert, scheint sich nicht zu erfüllen...


  • Erscheinungstag 08.02.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733787950
  • Seitenanzahl 128
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Mit siebzehn war sie niedlich gewesen, jetzt, mit zweiundzwanzig, sah sie hinreißend aus und war der Typ von Blondine, der Männer im Bann hielt.

Genau wie Zoe.

Nicht ganz, überlegte Brian, als er sich das Bild ihrer Mutter ins Gedächtnis rief. Toni war etliche Zentimeter größer und gertenschlank, während Zoe eine fast üppige Figur hatte. Aber Toni hatte den gleichen Sex-Appeal, die gleiche sinnliche Ausstrahlung, die Männer so faszinierte. Jetzt kam sie aus dem Lift, begleitet von zwei attraktiven Männern etwa seines Alters, die sie offensichtlich umwarben. Während die beiden redeten, lachte sie und fuhr sich dabei immer wieder mit der Hand durch ihre dichte Haarmähne.

Brian blickte sie fasziniert an.

Dass Toni eine solche Wirkung auf ihn haben würde, hatte er nicht erwartet. Es war wie ein Schock. Brian versuchte, sich wieder zu fangen und die ihm eigene Reserviertheit zurückzugewinnen. Schließlich war es Toni – Antoinette Streeton –, die er ein Leben lang kannte, auch wenn sie damals noch zu jung gewesen war, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.

Toni war die einzige Tochter des verstorbenen Eric Streeton und der berühmt-berüchtigten Zoe Streeton Van Dantzig LeClair. Den Streetons gehörte seit der Jahrhundertwende die „Nowra Station“. Die mehrere Hundert Meilen im Nordosten gelegene Farm war ihre Nachbarfarm, und Eric Streeton war ein Freund seines Vaters und seiner Onkel und sogar der Trauzeuge seiner Eltern gewesen.

Die ganze Familie war zutiefst betroffen gewesen, als Eric Streeton vor einigen Jahren an einer Blutvergiftung gestorben war. Er hatte eine offene Wunde so lange ignoriert, bis es zu spät gewesen war. Er und sein Sohn Kerry waren damals allein gewesen. Zoe hatte ihren Mann verlassen, als die Kinder im jugendlichen Alter gewesen waren. Später war sie noch einmal zurückgekommen und hatte Antoinette nach ihrem letzten Jahr auf der Internatsschule mit nach Paris genommen.

Fast fünf Jahre war Antoinette bei ihrer Mutter geblieben, und keine von beiden war zu Eric Streetons Beerdigung nach Hause gekommen. Sie hatten sich mit einem von Zoes Bewunderern auf einer Kreuzfahrt zwischen den griechischen Inseln befunden. Später war Van Dantzig Zoes zweiter Mann geworden, und nun wollte sie zum dritten Mal heiraten. Einen Franzosen. Eigentlich mochte Brian nicht darüber nachdenken. Die Art, wie Eric behandelt worden war, machte ihn noch genauso wütend und traurig wie damals.

Jetzt blieb Zoes Tochter kurz stehen. Sie trug ein schlichtes kurzes Kleid, das ihre schlanke Figur und die langen Beine wunderbar zur Geltung brachte. Die Jahre in Paris hatten ihr eine Eleganz verliehen, die andere schöne Frauen aus seinem Bekanntenkreis nicht hatten. Einer ihrer Begleiter zog ein kleines schwarzes Notizbuch hervor und schrieb etwas auf. Die Telefonnummer? Die Adresse? Du lieber Himmel! Genau wie Zoe! Dann verabschiedeten sie sich von Toni.

Als sie das Foyer betrat, zog sie die Blicke aller auf sich. Offensichtlich spürte sie, dass er sie beobachtete, denn plötzlich wandte sie den Kopf. Brian stand auf und legte die Abendzeitung zur Seite, bemüht, die seltsame Stimmung, die ihn ergriffen hatte, abzuschütteln.

Er ist noch attraktiver, als ich ihn in Erinnerung habe, dachte Toni, als sie den großen, schlanken Brian bemerkte. Er strahlte eine Sinnlichkeit aus, die für Frauen genauso gefährlich war wie der ironische Blick aus seinen ausdrucksvollen grauen Augen. Es war merkwürdig, Brian Beresford wieder gegenüberzustehen. Dem Mann, der mit eiserner Hand ein Rinderimperium regierte. Dem Mann, von dem sie als leicht zu beeindruckender romantischer Teenager geträumt hatte.

Zielstrebig und geschmeidig wie eine Raubkatze kam Brian Beresford auf sie zu. Er war Mitglied der grundbesitzenden Klasse, ein mächtiger und einflussreicher Rinderbaron, ein Mann, den man nicht ignorieren konnte, schon gar nicht Frauen.

„Brian!“ Toni atmete tief durch und streckte ihm die Hand entgegen. Er ergriff sie, neigte den Kopf und strich ihr mit den Lippen über die Wange. Die flüchtige Berührung ging Toni durch und durch.

„Antoinette, willkommen zu Hause. Wie geht es dir? Du hast dich überhaupt nicht verändert.“ Das war blanker Unsinn. Sie war aufgeblüht wie eine Rose und hatte eine wundervolle Haut. Ihr Duft hüllte ihn förmlich ein. Verdammt! Es ärgerte ihn, dass er so leicht zu beeindrucken war.

„Wie schön, dich wiederzusehen! Es ist Jahre her!“

„Fünf im nächsten März.“

„Wie geht es euch allen?“

„Allen geht es gut. Warum gehen wir nicht rein und nehmen einen Drink vorm Dinner?“ Zuvorkommend nahm Brian ihren Arm, wobei seine Finger ihre bloße Haut streiften.

Toni überlief es heiß, als wäre sie zum ersten Mal von einem Mann berührt worden. Die Heftigkeit ihrer Reaktion erschreckte sie.

Der Ober führte sie zu einem Tisch in einem Raum, dessen Paneele mit Spiegeln bedeckt waren. Das Licht der riesigen Kronleuchter, die von der Decke hingen, war mild.

„Was hättest du denn gern?“ Brian sah Toni erwartungsvoll an. Der Blick seiner hellen Augen war um so beunruhigender, als Brian sich nichts aus seiner Anziehungskraft machte. Sie gehörte zu ihm wie die Macht, das Ansehen und der große Reichtum, den seine Familie über viele Generationen angehäuft hatte.

„Ein Glas Champagner wäre schön.“ Toni wandte den Kopf und sah ihr Bild viele Male in den Spiegeln.

„Ja, warum nicht? Schließlich haben wir etwas zu feiern.“ Während Brian mit dem Ober sprach, betrachtete Toni ihn von der Seite. Er hatte markante Gesichtszüge und das Beresford’sche Grübchen im Kinn, aber nicht flach wie Joels – sein jüngerer und viel umgänglicher Bruder –, sondern tief eingeprägt. Das Rasieren musste ziemlich mühsam sein.

Unvermittelt drehte Brian sich um. „Nun, habe ich mich verändert?“

„Entschuldige. Habe ich dich angestarrt?“

„Nur ein bisschen.“

„Ich dachte, wie vertraut und doch fremd mir dein Gesicht ist – wenn du verstehst, was ich meine.“

„Nun, wir sind nie Altersgenossen gewesen. Du bist eher in Joels Alter.“

„Wie geht es ihm?“, fragte Toni.

„Er freut sich sehr, dass du nach Hause kommst.“

„Warum sagst du das in einem Ton, als hättest du gedacht, ich würde nicht kommen?“

„Die Mühe hast du dir damals nicht gemacht.“ Es klang schroffer, als er beabsichtigt hatte, aber Toni übte eine verheerende Wirkung auf ihn aus.

Tränen schimmerten plötzlich in ihren Augen. „Das wird man uns wohl nie verziehen“, sagte sie leise.

Diese Augen! dachte er. Blau bis violett. „Das alles ist vorbei, Toni. Vorbei und vergessen.“

Einen Moment lang herrschte Schweigen, bis sie es brach. „Das glaube ich nicht, Brian.“ Sie wollte offen sein, aber es gab Aspekte in Zoes Leben, die sie für sich behalten musste. „Du weißt nichts von den Schwierigkeiten. Zoe hat ihren Mädchennamen benutzt. Das hat die Dinge furchtbar kompliziert gemacht. Wir waren auf See, und als uns die Nachricht endlich erreichte, war es zu spät.“

Toni verstummte aus Angst, ihre Mutter noch tiefer hineinzureißen. Zoe hatte ein unheimliches Talent, falsche Entscheidungen zu treffen. Sie hatte gegen ihre eigenen Dämonen gekämpft und ihr die Nachricht vom Tod ihres Vaters tagelang vorenthalten.

„Wenigstens versuchst du, es zu erklären“, bemerkte Brian angespannt.

Schmerzlich berührt blickte Toni ihn an. „Die Erinnerung tut uns immer noch weh.“

„Verzeih, Toni, aber das kann ich kaum glauben. Zoe hat nicht die geringsten Schwierigkeiten gehabt, deinen Vater zu verlassen.“

„Erwartet man von mir, Buße zu tun?“

„Mir gegenüber bestimmt nicht.“ Es klang scharf. Toni ging ihm viel zu sehr unter die Haut.

„Ich will nicht deine andauernde Missbilligung ertragen müssen, Brian. Du wirst mein Schwager werden.“

„Mir war nicht bewusst, dass ich mich missbilligend verhalte. Du bist sehr schön, Antoinette.“

„Ich habe nicht von meinem Aussehen gesprochen“, erwiderte sie etwas traurig.

Brian schwieg und musterte sie nachdenklich.

Bewusst wechselte Toni das Thema. „Cate ist bestimmt sehr aufgeregt.“

„Ja, das ist sie“, bestätigte Brian. „Die Hochzeit hat große Auswirkungen auf uns alle. Seit der meines Großvaters ist es die erste auf Castle Hill. Wie du weißt, sind meine Eltern in Sydney getraut worden.“

„Und Dad war Trauzeuge. Es war wohl unvermeidlich, dass sich unsere Familien irgendwann verbinden würden. Cate und Kerry sind immer dicke Freunde gewesen, so ist es wohl nur natürlich, dass sie sich ineinander verliebt haben.“

„Du hast dich sicherlich auch schon verliebt, oder?“

„Ein- oder zweimal vielleicht. Es hat nicht funktioniert.“

„Lass dir Zeit“, riet Brian. „Die Ehe ist ein großes Risiko.“

„Soll das ein erneuter Seitenhieb sein?“

„Durchaus nicht. Wie geht es Zoe?“

„Zurzeit ist sie bei Freunden.“

„In Marokko. Richtig?“

Toni nickte. „Ja, in einer Villa nicht weit von Marrakesch. In einem wunderschönen Farmhaus im französischen Kolonialstil umgeben von Dattelpalmen, Zedern und Olivenbäumen.“

„Das hört sich phantastisch an. Sicher bist du dort gewesen.“

„Ja, vor einiger Zeit. Patrick hofft, dass meine Mutter ihn heiratet.“

„Nein!“ Brian tat schockiert. „Das dürfte selbst für Zoe nicht ganz einfach sein. Was sagt denn ihr Mann dazu?“

„Halt den Mund, Brian“, stieß Toni zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Er lächelte kühl. „Nein, ehrlich. Es gibt gewisse Regeln.“

„Mama hasst Regeln. Außerdem hat Claude sich darauf eingestellt, Zoe zu verlieren. Er ist sehr viel älter als sie.“

„Macht das denn einen Unterschied?“ Der Blick seiner hellen Augen war hart.

„Für Zoe schon. Wenn etwas nicht geht, geht es nicht.“

„Ja klar, man muss um jeden Preis glücklich sein. Vermutlich ist Patrick reich.“

Die spöttische Bemerkung tat weh. „Natürlich ist er das. Wir wissen beide, dass Zoe nicht ohne Geld sein kann.“

„Anscheinend hat sie sich gut um dich gekümmert.“ Brian betrachtete Tonis gepflegte Erscheinung und das teure gelbe Seidenkleid.

„Ich habe nicht von dem Geld meiner Mutter oder dem ihrer Ehemänner gelebt“, erklärte Toni ruhig.

„Entschuldige. Ich bin davon ausgegangen, dass du ihnen durch ganz Europa gefolgt bist. Übrigens hast du einen Akzent angenommen. Es klingt sehr charmant.“

„Wärst du überrascht, wenn ich dir erzählen würde, dass ich Französisch wie eine Französin gesprochen habe?“

„Keineswegs. Also, was hast du in Paris gemacht?“ In seinen Augen lag ein spöttischer Ausdruck.

Offenbar konnte Brian sie sich nicht als eine engagierte Englischlehrerin vorstellen, denn als solche hatte sie ziemlich erfolgreich gearbeitet. Nebenher war sie noch als Fotomodell tätig gewesen.

„Wenn es dich wirklich interessiert, werde ich es dir irgendwann einmal erzählen.“

„Warum nicht jetzt?“

„Ich glaube, du hast eine vorgefasste Meinung über mich.“

„Eigentlich hast du nichts zuwege gebracht, Toni.“ Das stimmte nicht. Sie übte eine starke Wirkung auf ihn aus. „Schließlich hat deine Mutter dich geholt, als du gerade siebzehn warst. Kerry hat dich schrecklich vermisst. Hast du das gewusst? Besonders nachdem dein Vater gestorben war.“

„Das hätte gar nicht passieren dürfen“, bemerkte Toni stockend.

„Nein, das hätte es nicht“, stimmte Brian ihr finster zu. „Dein Vater ist zu sorglos mit seiner Gesundheit umgegangen. Die Scheidung hat ihn schwer getroffen.“

Toni senkte den Kopf. „Ich habe ihn geliebt, Brian.“

„Und er hat dich geliebt.“ Nein, angebetet hatte er sie.

„Ich war am Boden zerstört, als ich von seinem Tod erfuhr.“ Sie war tatsächlich zusammengebrochen und hatte ihrer Mutter heftige Vorwürfe gemacht.

„Aber nach Hause kommen konntest du nicht?“ Obwohl Toni ein ergreifendes Bild abgab, hatte Brian nicht das geringste Mitleid mit ihr.

Toni riss sich zusammen. „Ich habe mir ernste Sorgen um Zoe gemacht. Außerdem war es eine Frage des Geldes.“ Zu der Zeit war sie fast ohne Mittel gewesen.

Brian zog die Augenbrauen hoch. „Wollte Zoe dir keins geben?“

„Ihr Notgroschen war um mehr als die Hälfte geschrumpft. Zoe war sehr beunruhigt. Sie hat eine verheerende Investition gemacht. Eine Person, von der sie viel gehalten hatte, hat ihr Vertrauen missbraucht. Zoe ist sehr impulsiv. Sie handelt, bevor sie denkt.“

„Das ist wohl wahr.“ Brian dachte daran, wie hart Eric Streeton für sein Geld gearbeitet hatte. „Vergiss es, Toni. Das alles ist jetzt Vergangenheit.“

„Leider ist die Vergangenheit nie wirklich vorbei. Sie folgt uns überall hin. Ich war sehr überrascht, als Cate mich als Brautjungfer haben wollte.“

„Als junge Mädchen seid ihr gut miteinander ausgekommen, und du bist die einzige Schwester ihres Verlobten“, erwiderte Brian ausweichend.

„Ich bin nicht sicher, dass es der einzige Grund ist, warum ich als Brautjungfer dabei sein soll.“

„Einige von uns befürchteten, du würdest an dem Tag vielleicht nicht auftauchen.“ Als Brian den schmerzlichen Ausdruck in Tonis Augen sah, bereute er die Bemerkung sofort.

Der Ober brachte die Flasche Dom Pérignon, begann sie zu entkorken, bedankte sich dann überschwänglich für das Trinkgeld und verschwand.

„Willkommen zu Hause.“ Brian hob sein Glas. „Ich muss mich bei dir entschuldigen, Toni. Ich bin zu streng zu dir.“

„Vielleicht zahle ich es dir eines Tages heim“, meinte sie und klang plötzlich wie eine ganz andere Person. „Jedenfalls bist du ein harter Mann.“

Sein Blick wurde kühl. „Denkst du wirklich so von mir?“

„Ja, ob es dir gefällt oder nicht.“ Sie nippte an ihrem Champagner.

„Hör zu, Toni.“ Brian öffnete einen Knopf seines Jacketts und lehnte sich zurück. „Viele Leute sind von mir abhängig. Ich muss mich um eine Reihe von Rinderfarmen kümmern. Das ist nicht gerade leicht. Das solltest du besser nicht vergessen.“

„Das werde ich auch nicht. Glaub mir. Und Joel ist dir keine Stütze?“

„Ich will meinen Bruder nicht herabsetzen, aber ich bezweifle, dass Joel meine Verantwortung übernehmen möchte.“

„Das kannst du besser beurteilen als ich. Seid ihr beide noch unverheiratet?“

Brian ließ sich Zeit, bevor er antwortete. „Wir sind noch nicht einmal verlobt. Joel hat noch reichlich Zeit, und ich heirate, wenn ich so weit bin.“

Toni sah ihn an. „Vielleicht hast du sogar schon jemanden im Sinn?“

„Nein, keineswegs.“

„Brauchst du keine Frauen?“ Toni wusste, dass es herausfordernd klang.

„Oh doch, Toni. Ich schlafe nicht immer allein.“

Nein, bestimmt nicht, dachte sie, bemüht, die Schauer zu ignorieren, die ihr den Rücken hinunterliefen. „Nennst du auch Namen?“

„Nein“, antwortete er ohne Umschweife.

So, das war’s dann.

„Trink aus, und wir nehmen zum Abendessen Platz. Ich war fast den ganzen Tag auf Sitzungen und fühle mich wie ein Porsche, dessen Motor immer noch läuft. Ich würde mich gern etwas entspannen.“

In dem großen Speiseraum hingen wunderschöne Bilder und Teppiche an den Wänden, auf den Tischen standen Kerzen und dekorative Vasen mit Blumen.

„Schön ist es hier“, meinte Toni anerkennend.

Brian sah sich um. „Soweit ich weiß, ist das Restaurant kürzlich renoviert worden. Wenn du einverstanden bist, Toni, würde ich morgen gern früh aufbrechen.“

„Keine Angst. Ich werde dir keine Umstände bereiten.“

Er betrachtete sie aufmerksam. „Ich möchte spätestens um halb neun am Flughafen sein. Vermutlich hast du viel Gepäck bei dir.“

Toni verzog das Gesicht. „Ich bin nicht Zoe, liebster Brian. Ich bin nur für einen Monat hier, danach fahre ich wieder nach Paris.“

„Das klingt, als würde in Paris jemand auf dich warten.“

Toni gab sich schwärmerisch. „Es gibt jemanden.“

„Es gibt immer jemanden.“ Brian schaute sie lange an, bevor er die Speisekarte nahm.

„Sein Name ist Akbar“, vertraute sie ihm an. „Wir haben eine verrückte Zeit miteinander verbracht.“

Brian presste kurz die Lippen zusammen, ehe er hervorstieß: „Ich glaube nicht, dass ich von deinen kleinen Spritztouren in Marokko hören will. Ich führe ein in vielerlei Hinsicht ziemlich konservatives Leben.“

Toni sah ihn überrascht an. „Du brauchst dich deswegen nicht zu schämen, Brian. Du bist ein toller Mann. Ehrlich.“

„Vielen Dank, Antoinette. Solange du nicht vergisst, dass ich mich nicht unter Jugendliche mische.“

„Ohne dir widersprechen zu wollen, kann ich sagen, dass ich da außen vor bin. Ich bin zweiundzwanzig.“

„Ein beträchtliches Alter.“ Seine Stimme klang spöttisch.

„Ich lasse mich nicht herablassend von dir behandeln, Brian.“

„Gut. Ich freue mich über deine Bemühungen.“

„Oh? Ich dachte, du wolltest, dass ich leide.“

„Verzeih, Toni. Das war nicht meine Absicht.“

„Natürlich verzeihe ich dir“, log sie, bemüht, die unterschwellige Spannung zu lösen. „Solange du eines nicht vergisst.“

Brian schenkte ihnen noch Champagner nach. „Lass dich bitte nicht davon abhalten, es mir zu erzählen.“

„Ich bin nicht dumm.“

Er schaute sie mit seinen silbergrauen Augen an. „Das macht dich doppelt gefährlich.“

„Dieses neue Flugzeug gefällt mir gut“, sagte Toni, als sie sich in der Luft befanden. „Was ist mit der Beech Baron geschehen?“

„Die habe ich an Winaroo Downs verkauft“, erwiderte Brian.

„Und dies ist die Super King Air?“

„Ja. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei zweihundertachtzig Knoten. Ein Jet wäre ziemlich nutzlos für mich gewesen, weil ich immer nach einer geeigneten Landebahn hätte Ausschau halten müssen. Mit dieser Maschine kann ich fast überall landen. Ich habe festgestellt, dass ich viel im Land herumfliege, andere Grundbesitze überprüfe, an Versammlungen teilnehme, was auch immer.“

„Die Maschine muss ziemlich teuer gewesen sein“, meinte Toni.

„Sie ist kein Luxusding. Auch nicht das Spielzeug eines reichen Mannes. Sie ist zweckdienlich. Zehn Passagiere haben bequem darin Platz. Dazu kommt noch dein Sitz neben mir. Die Plätze sind fast immer alle besetzt, vor allem wenn ich andere Rinderzüchter befördere, die sich gern in einem komfortablen Flugzeug mitnehmen lassen.“

„Das kann ich mir vorstellen.“ Toni blickte nach unten. „Vom Fliegen kann ich nie genug bekommen. Es ist herrlich.“

Brian sah sie an. „Du weißt, dass Kerry sich von der Cessna trennen musste?“

„Ja, natürlich.“ Toni biss sich auf die Lippe. „Egal, wie hart Dad und Kerry gearbeitet haben, sie haben immer wieder Rückschläge erlitten.“

„Und Zoe wollte ein großes Stück vom Kuchen abhaben.“ Die alte Bitterkeit war wieder da.

„Darüber weiß ich nichts, Brian.“

„Das musst du gewusst haben. Warum lügst du?“

„Über die Scheidungsvereinbarungen hat Dad mit keinem von uns geredet. Ich war dreizehn, als Zoe fortging. Hast du das vergessen? Kerry hatte gerade die Schule beendet. Dad hat versucht, uns zu beschützen.“

„Dann bitte ich um Entschuldigung. Er war nicht sehr erfreut darüber, dass du deiner Mutter gefolgt bist.“

„Er hat lange gezögert, mich ziehen zu lassen, und weil er mich liebte, hat er schließlich zugestimmt.“

„Hat Zoe den Mann nie geheiratet, mit dem sie wegging?“, fragte Brian nach längerem Schweigen. „Oder war er nicht reich genug?“

Toni blickte aus dem Fenster. „So ungefähr.“

„Wie lange warst du bei deiner Mutter, als Van Dantzig verschwand?“

„Es war alles ziemlich besorgniserregend, Brian.“

„Bestimmt.“ Mit einem Mal erwachten Beschützerinstinkte in ihm. „Für ein hübsches junges Mädchen muss es ein Albtraum gewesen sein.“

„Ich hatte nichts zu befürchten. Ich habe ein bisschen geweint, als Zoe und Rolf auseinandergegangen sind, aber Zoe hatte bereits Claude kennengelernt. Er wollte sie zu einer großen Dame machen, und das gefiel ihr.“

„Ach, du meine Güte.“ Brian schnalzte mit der Zunge. „Wie hast du mit all den Affären Schritt halten können?“

„Ich bin sehr viel reifer als meine Mutter“, erklärte Toni.

„Bist du deswegen bei ihr geblieben? Um sie zu beschützen?“, fragte er hellsichtig.

Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Und du hast die ganze Zeit gedacht, ich würde mich mit Jungs amüsieren, auf Partys gehen und Drogen nehmen.“

„Ich habe deine Freunde im Hotel gesehen.“

Toni blickte verwirrt drein. „Welche Freunde?“

„Die beiden, die dich begleitet hatten.“

„Ach, die! Es macht dir Spaß, mich als flatterhaft hinzustellen, stimmt’s?“

„Ich weiß sehr wohl, dass du das nicht bist.“

„Tatsächlich habe ich ihnen Informationen über das Barrier Reef gegeben. Die beiden waren Amerikaner und wollten dorthin.“

„Sie haben dich nicht eingeladen?“ Du lieber Himmel, er konnte es nicht lassen, Toni aufzuziehen.

„Okay, sie haben es versucht. Es ist kein großes Geheimnis, dass Männer überzeugt davon sind, Blondinen wüssten, wie man das Leben genießt.“

Ein Lächeln huschte über Brians Gesicht. „Das scheint mir sehr richtig zu sein.“

„Hast du nicht auch mal eine wilde Freundin gehabt?“, konterte sie.

„Nein, Toni. Ich stehe nicht auf wilde Frauen.“

„Ich kann mich aber noch an sie erinnern. Hettie? Lettie? Eine große, gut aussehende Brünette.“

Brian blickte Toni scharf an. „Ich glaube, du meinst Charlotte Reardon.“

„Ja, richtig, Lottie. Alle haben gesagt, sie sei sehr flott.“

„Worauf, zum Teufel, willst du hinaus, Toni?“

„Ich wollte nur mal sehen, ob ich dich auf die Schippe nehmen kann.“

„Du solltest damit besser warten, bis du mich etwas besser kennst.“

„Ich kenne dich schon mein ganzes Leben.“

„Aber nicht näher.“ Brian kniff die Augen zusammen. „Erzähl mir, warum du wirklich nach Hause gekommen bist.“

„Weil ich mit Kerry zusammen sein will, natürlich. Und weil ich eine der Brautjungfern bin. Ich sehe das als Ehre an.“

„Was wird Zoe ohne dich machen?“

„Zoe hat sich entschieden und will Patrick heiraten. Es gibt nichts, was ich dabei tun sollte.“

Brian betrachtete sie prüfend. „Du hast aber ein Problem damit.“

„Vielleicht. Zoe liebt Hochzeiten. All die Aufregungen, der Trubel, das wunderbare Gefühl von Magie. Über das, was später kommt, denkt sie nicht weiter nach.“

„Dann muss man es wohl als ein Wunder ansehen, dass sie so lange bei deinem Vater geblieben ist.“

„Zoe hat ihn geliebt“, versicherte Toni. „Und dann gab es noch uns beide.“

„Eine Tochter von dreizehn und einen Sohn von siebzehn Jahren. Ein schwieriges Alter, würde ich meinen.“

„Zoe war nicht geeignet, Ratschläge zu geben.“

Brian betrachtete Toni mitfühlend. „Hat sie je Reue gezeigt?“

Toni rieb sich mit dem Finger zwischen den Augenbrauen. „Man kann Zoe nicht mit normalen Maßstäben messen. Sie sieht eine gescheiterte Ehe nicht als Versagen an, sondern eher als eine Möglichkeit, einer unerquicklichen Situation zu entkommen. Ich sollte dich vielleicht warnen. Es kann sein, dass sie Patrick mitbringt, wenn sie kommt.“

„Solange sie nicht mit Akbar aufkreuzt“, meinte Brian belustigt.

„Na schön, was Akbar angeht, habe ich Spaß gemacht.“

„Du hast eine seltsame Art von Humor!“

„Hast du mir geglaubt?“

Brian zuckte die Schultern. „Es muss etwas damit zu tun haben, dass du Zoes Tochter bist. Eine Frau, die Männer zum Wahnsinn treibt.“

Mit einem Mal fiel Toni das Atmen schwer. „Das Talent fehlt mir.“

„Das kann ich nicht bestätigen“, meinte Brian langsam. „Ich frage mich sogar, wie wir dich davon abhalten können, Cate die Schau zu stehlen.“

Toni errötete gekränkt. „Das finde ich ausgesprochen bösartig.“

„Durchaus nicht. Ich war schon auf Hochzeiten, auf der die Brautjungfer die Braut ausgestochen hat.“

„Das wird nicht passieren.“

„Es ist aber ein Problem. Du weißt, dass Cate neben den vier Brautjungfern noch drei Blumenstreukinder hat.“

Toni lächelte. „Cate hat immer eine große Hochzeit gewollt. Eure Cousinen Sally und Tara kenne ich natürlich, aber ich glaube nicht, dass ich Adrienne kenne.“

„Adrienne Benton.“

„Der Name sagt mir nichts.“

Autor

Margaret Way
<p>Mit mehr als 110 Romanen, die weltweit über elf Millionen Mal verkauft wurden, ist Margaret Way eine der erfolgreichsten Liebesroman-Autorinnen überhaupt. Bevor sie 1970 ihren ersten Roman verfasste, verdiente sie ihren Unterhalt unter anderem als Konzertpianistin und Gesangslehrerin. Erst mit der Geburt ihres Sohnes kehrte Ruhe in ihr hektisches Leben...
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