Die Penthouse-Affäre

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Ein erotisches Knistern liegt in der Luft, als Robin in Cesare Gambrellis dunkle Augen blickt. Zwar weiß sie genau, dass der stolze Sizilianer mit ihrer Familie noch eine Rechnung offen hat, aber einen heißen Kuss lang vergisst sie alle Vorsicht - und muss dafür büßen. Denn plötzlich verlangt Cesare, dass sie ihn heiratet. Sonst wird er die Firma ihres Vaters zu zerstören! Verzweifelt will Robin ihn überreden, den Plan einer Ehe aus Rache aufzugeben. Sie sucht Cesare in seinem Penthouse auf - und erliegt zum zweiten Mal seinem gefährlichen Charme …


  • Erscheinungstag 28.12.2008
  • Bandnummer 1850
  • ISBN / Artikelnummer 9783862951338
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Weg.

Es war alles weg.

Das Geld war längst ausgegeben. Im letzten Jahr hatte er auch das Londoner Apartment verloren, ebenso wie die Villa in Frankreich und den roten Ferrari. Alles der Launenhaftigkeit des Rouletterades geopfert.

Es war eine Krankheit, sicher, das wusste er. Doch ganz gleich, wie sehr er sich auch bemühte …, er fand kein Heilmittel.

Letzte Nacht hatte er die eine Sache verloren, von der er sich geschworen hatte, dass er sie nie beim Glücksspiel einsetzen würde. Er hatte seine Familie hintergangen und im Stich gelassen, auf die verabscheuungswürdigste Art.

Er umklammerte das Lenkrad fester. Er fuhr einen Mietwagen, für ein eigenes Auto hatte er schon lange kein Budget mehr. Die Haarnadelkurven der Bergstraße, die ihn von Monte Carlo wegführte, nahm er fast instinktiv. Das Mittelmeer glitzerte einladend blau dort unten. Er kannte die Straße in- und auswendig, und er wusste schon jetzt, dass er – so sehr er sich auch anstrengen mochte, es nicht zu tun – heute Abend zurückkommen würde. Wenn das Fieber in ihm so heiß brannte, dass er es nicht mehr aushielt, dann kehrte er jedes Mal an den Spieltisch zurück.

Wie sollte er jemals wieder seinem Vater unter die Augen treten können? Seinem Vater – und Robin. Wie sollte er seinen Verrat rechtfertigen?

Er konnte es nicht. Nach all dem Kummer, den er ihnen schon bereitet hatte, konnte er es nicht.

Und das blaue Meer da unten sah so einladend aus …

Vielleicht sollte er einfach bei der nächsten Kurve das Lenkrad nicht einschlagen. Vielleicht war das die einzige Heilung von der Krankheit, die ihn nicht losließ, die ihn verzehrte mit ihrem glühenden Fieber, die ihn in ihren Klauen hielt und immer wieder zu Fortuna zurücklockte.

Doch Fortuna hatte ihn verlassen …

Vorbei.

Es war aus und vorbei.

Ihre Träume, ihre Hoffnungen …, sie waren nichts mehr wert, seit sie wusste, dass Pierre sie nie geliebt hatte. Er hatte nie die Absicht gehabt, ihretwegen seine Frau zu verlassen.

Vor einem Jahr hatte er ihr seine Liebe erklärt, und sie hatte ihm geglaubt. Ihr war gleich gewesen, dass er verheiratet war, sie wollte nichts anderes, als mit ihm zusammen sein, von ihm geliebt werden, ihn lieben.

Sie war so sicher gewesen, dass der Sohn, den sie ihm vor drei Monaten geboren hatte, ihm den endgültigen Anstoß geben würde, den er brauchte, um sich von seiner Frau zu trennen. Stattdessen hatte dieser Feigling seiner Frau alles gebeichtet und auf Knien um Vergebung gefleht, damit sie ihn nicht hinauswarf.

Ihr armer kleiner Sohn.

Ihr Marco.

Mit seiner Geburt hatte sie Schande über ihre Familie gebracht. Und das alles für nichts und wieder nichts. Pierre liebte sie nicht. Letzte Nacht, nachdem sie sich geliebt hatten und sie matt und zufrieden in seinen Armen lag, hatte sie ihn noch einmal gebeten, zu ihr und dem gemeinsamen Sohn zu kommen, und da hatte er ihr die Wahrheit eröffnet – dass er sie nicht liebte, dass sie nichts als eine weitere Eroberung war. Nur eine weitere Affäre auf einer langen Liste von Affären.

Tränen rannen ihr unablässig über die Wangen, als sie die Straße hinauf zurück nach Monte Carlo und dem Hotel fuhr, das ihrer Familie gehörte. Sie fuhr zurück zu ihrem Kind. Ihrem wunderbaren Kind. Ihrem vaterlosen Kind.

Marco würde es ohne sie besser haben!

Sie hatte kein Herz mehr, jetzt, da es in tausend Scherben zerbrochen war. Es würde nie mehr heilen.

Wenn es sie nicht mehr gab, dann würde sich Cesare, ihr Bruder, um Marco kümmern. Er würde Marco den Makel nehmen, der dem Jungen seit dem Tag seiner Geburt anhaftete. Cesare würde ihn wie einen eigenen Sohn lieben, und nichts und niemand würde Marco je verletzen können.

Konnte sie es? Konnte sie das Ganze hier und jetzt beenden?

Den unerträglichen Schmerz beenden, den Pierres Zurückweisung ihr zugefügt hatte.

Seine Lügen waren es, die sie bis an diesen Punkt der Verzweiflung getrieben hatten.

Sein Betrug an einer Liebe, die für sie so märchenhaft und perfekt gewesen war.

Sie sah auf das tief unten liegende azurblaue Mittelmeer, das so verlockend in der Sonne glitzerte. Ja, entschied sie, sie konnte es. Sie konnte den Wagen über die Klippen lenken und den Schmerz ein für alle Mal beenden …

Er konnte nicht ahnen, dass ihm ein Wagen entgegenkam. Ihm blieb gerade noch Zeit zu registrieren, dass keiner von beiden das Lenkrad einschlug, um die Kurve zu nehmen. Die beiden Autos stießen frontal zusammen, Metall krachte aufeinander. Sie rasten ins Nichts und schienen für einen Augenblick in der Luft zu stehen. Er sah in die Fahrerkabine des anderen Wagens, schaute in das schöne Gesicht einer jungen Frau, die ihn aus gehetzten dunklen Augen anblickte.

Dann begannen beide Autos zu fallen, bewegten sich abwärts im freien Fall auf die hypnotischen blauen Tiefen des Meeres zu …

1. KAPITEL

„Die Frau da bei Charles Ingram … Weißt du, wer sie ist?“, fragte Cesare unvermittelt.

„Entschuldigung?“ Peter Sheldon, Cesares Bekannter, runzelte verständnislos die Stirn.

Cesare verkniff sich eine ungeduldige Bemerkung. Zwar waren sie auf einem Wohltätigkeitsdinner, dennoch hatten sie über Geschäftliches geredet. Bis Cesares Aufmerksamkeit abgelenkt worden war – durch die umwerfend schöne Frau, die am anderen Ende des Saales an Charles Ingrams Seite stand.

An der Seite seines Erzfeindes!

Cesare lächelte und zeigte dabei eine Reihe perfekter weißer Zähne, die in seinem gebräunten Gesicht besonders auffielen. Mit den Augen allerdings lächelte er nicht. „Ich habe mich nur gefragt, wer die Schönheit ist, die ihn begleitet.“ Er hatte sich wieder im Griff, seine Stimme klang neutral, auch wenn er mit leicht zusammengekniffenen Augen zu dem ungleichen Paar hinsah.

Charles Ingram war inzwischen Ende fünfzig, aber noch immer ein attraktiver Mann mit dem silbergrauen Haar. Und die große Frau mit der würdevollen Haltung neben ihm fiel selbst in einem Saal voll schöner Frauen auf, die alle teure Designerkleider trugen, mit blitzenden Juwelen behängt waren und distinguiert gekleidete Männer in maßgeschneiderten Smokings an ihrer Seite hatten.

Ihr Haar hatte die Farbe von goldfarbenem Honig und fiel ihr in sanften Wellen bis über den Rücken hinunter. Selbst auf die Entfernung hin konnte Cesare sehen, dass ihre Augen von einem tiefen Blau und außergewöhnlicher Intensität waren. Jetzt lachte sie über etwas, das Charles zu ihr gesagt hatte, und die Augen leuchteten eindrucksvoll. Die Farbe ihrer Haut erinnerte an helle Magnolienblüten, ihre Lippen waren voll und fein geschwungen, ihr Hals lang und schlank. Das schlicht geschnittene weiße Kleid betonte die vollen Brüste und schmiegte sich schmeichelnd um ihre perfekte Figur.

Sie hatte ihre Hand – eine schmale Hand mit langen Fingern, mit deren Hilfe sie einen Mann sicherlich bis an den Rand des Wahnsinns bringen konnte – leicht auf den Arm ihres Begleiters gelegt, eine Geste der Vertrautheit, bei der Cesare unwillkürlich mit den Zähnen knirschte. Überhaupt umgab dieses Paar eine Aura von elitärer Intimität, trotz des großen Altersunterschieds.

„Eine Schönheit, nicht wahr?“, murmelte Peter Sheldon jetzt anerkennend und fügte bedauernd hinzu: „Schön, aber unerreichbar.“

„Ingram hat also die Exklusivrechte, meinst du?“ Ein Muskel zuckte in Cesares Wange. Traurig, dass eine solche Schönheit sich an Charles Ingram vergeudete.

„Nein, ganz und gar nicht“, erwiderte Peter trocken. „Die Dame, über die wir hier reden, ist Robin Ingram, Charles’ Tochter.“

Mehrere Sekunden lang starrte Cesare seinen Geschäftsfreund mit leerem Blick an.

Robin Ingram.

Charles Ingrams Tochter?

Also keineswegs die Geliebte, wie Cesare angenommen hatte. Eine Geliebte, die, worüber er sich schon amüsiert hatte, ihren Blick auf ihn geheftet hielt. Es hätte ihm hämisches Vergnügen bereitet, sie von ihrem alternden Liebhaber wegzulocken.

In den letzten drei Monaten hatte Cesare sämtliche Informationen über Charles Ingram gesammelt, die er bekommen konnte. Er wollte alles über seinen auserkorenen Feind wissen, bis hin zur Schuhgröße.

Natürlich war er bei seinen Erkundigungen auch auf Informationen zu Ingrams zweitem Kind gestoßen. Doch Cesare hatte angenommen – irrigerweise, wie sich jetzt herausstellte –, Robin sei Charles Ingrams jüngerer Sohn und somit von wenig Interesse.

„Ist Robin nicht ein Männername?“, fragte Cesare. Sein Englisch war fließend und akzentfrei – ebenso wie sein Französisch, sein Spanisch und sein Deutsch.

„Es ist einer von diesen Namen, die für beide Geschlechter benutzt werden können“, antwortete Peter leichthin.

Charles Ingrams zweites Kind Robin war also eine Frau, eine wunderschöne, unglaublich verlockende Frau.

Das warf ein ganz neues Licht auf den Racheplan, den Cesare sich für die Familie Ingram ausgedacht hatte …

„Daddy, kennst du den Mann? Nein, sieh jetzt nicht hin“, fügte Robin hastig hinzu. Ihr Vater hätte sich sonst bestimmt sofort umgedreht und wäre ihrem faszinierten Blick gefolgt. „Da drüben sitzt ein Mann mit dunklen Augen und fremdländischem Aussehen …“

„Ein attraktiver Mann mit dunklen Augen und fremdländischem Aussehen?“, fragte ihr Vater neckend. „Nun … ja“, gestand sie und verzog leicht die Lippen. „Aber aus diesem Grund ist er mir nicht aufgefallen.“

„Sondern?“, hakte ihr Vater milde nach.

„Er starrt mich jetzt schon seit mindestens zehn Minuten an.“

„Wärst du nicht meine Tochter, würde ich dich auch anstarren!“ Charles lachte, dann wurde er ernst. „Du bist heute Abend ausnehmend schön, Robin. Ich bin froh, dass du mich überredet hast, herzukommen. Du hattest recht. Wir können uns nicht ewig verstecken, nur weil jemand vielleicht Simon erwähnen könnte.“

Robin riss ihren Blick von dem fremden Mann, der sie über den lauten und überfüllten Raum hinweg ansah, und schaute ihren Vater an. Noch immer lagen die tiefen Linien der Trauer auf seiner Stirn und um seinen Mund.

Die letzten drei Monate waren nicht leicht gewesen, für keinen von ihnen. Simons tödlicher Autounfall hatte ihr Leben in einen Scherbenhaufen verwandelt. Es war ein Verlust, den sie noch lange nicht verkraftet hatten. Vielleicht würden sie nie darüber hinwegkommen. Doch Robin hatte ihren Vater überzeugt, heute Abend mit ihr zu dieser Wohltätigkeitsveranstaltung zu gehen. Es war an der Zeit, dass sie die Scherben aufsammelten und kitteten und mit dem Leben weitermachten. Simon hätte es nicht anders gewollt.

„Aber lassen wir das jetzt beiseite und kehren wir zurück zu deinem gut aussehenden Fremden.“ Charles bemühte sich bewusst um einen heiteren Ton. „Wer ist es denn?“ Er drehte den Kopf und ließ den Blick über die anwesenden Gäste schweifen, die fünftausend Pfund pro Person bezahlt hatten, um an dieser Veranstaltung teilzunehmen.

„Er ist nicht zu übersehen“, antwortete Robin zerknirscht, während sie sich wieder von einem Augenpaar gemustert fühlte, das so dunkel war, dass man es fast als schwarz bezeichnen konnte. „Groß, sehr groß“, fügte sie beschreibend hinzu, denn sie sah, dass er alle Männer im Raum um einige Zentimeter überragte. „Ich schätze ihn auf Ende dreißig. Dunkles Haar, etwas zu lang.“ Diese durchdringenden Augen setzten ihr zu, ein Schauer rann ihr über den Rücken. „Er steht mit Peter Sheldon zusammen … Was ist denn, Daddy?“ Sie drehte sich zu ihrem Vater um, weil sie bemerkt hatte, dass er sich unwillkürlich versteifte.

„Ich will, dass du dich von ihm fernhältst, Robin!“, ordnete ihr Vater brüsk an und stellte sich automatisch beschützend vor sie.

„Aber wer ist er denn?“ Der plötzliche Unmut ihres Vaters verwunderte sie.

„Er heißt Cesare Gambrelli“, stieß Charles knurrend aus.

Gambrelli … irgendwie kam ihr der Name bekannt vor, nur der Name, den Mann hatte sie nie zuvor gesehen, da war sie sicher. An ihn hätte sie sich erinnert!

„Italiener“, fuhr ihr Vater fort. „Megareich. Die Gambrelli-Hotelkette gehört ihm, unter anderem.“

Deshalb kam ihr der Name vertraut vor. Natürlich kannte sie die exklusiven Gambrelli-Hotels. Sie hatte auch schon in einigen von ihnen übernachtet. Und wer wusste nicht, dass diese luxuriösen Häuser in fast allen Hauptstädten der Welt zu finden waren oder hatte schon mal vom Gambrelli-Medienkonsortium gehört, von den Musik- und Filmstudios, von der Fluglinie?

Und diesem Mann, der sie so intensiv anstarrte, gehörte dies alles. Was allerdings nicht die offensichtliche Feindseligkeit ihres Vaters erklärte.

„Ich verstehe nicht, wieso …“, hob sie an, hielt aber sofort inne. „Dreh dich nicht um, Daddy, ich glaube, er kommt zu uns!“ Mit ihren fast ein Meter achtzig und den hohen Absätzen war es ihr ein Leichtes, über die Schulter ihres Vaters zu blicken.

„Charles“, grüßte Cesare den älteren Mann mit ausdrucksloser Stimme, als er zu Vater und Tochter trat. Auf einen höflichen Handschlag verzichtete er. Mit leicht zusammengekniffenen Augen betrachtete er Robin. „Und das ist sicherlich Ihre wunderschöne Tochter, nicht wahr?“, fragte er glatt.

„Das ist Robin, ja.“ Charles Ingram war anzusehen, dass ihn diese Begegnung aus der Fassung brachte. „Es überrascht mich, Sie auf einer Veranstaltung dieser Art zu sehen, Gambrelli.“

Cesare ließ den Blick lange über Robins makellose Züge wandern – die verheißungsvollen roten Lippen, die lockenden intensivblauen Augen und die sinnlichen Rundungen ihrer Brüste waren genauso verführerisch, wie er es sich vorgestellt hatte. Dann erst wandte er sich an den älteren Mann. „Sie halten mich nicht für einen mildtätigen Mann, Charles?“, fragte er herausfordernd.

Robin konnte sich denken, was ihr Vater von diesem Mann hielt, denn schon nach wenigen Augenblicken hatte sie das gleiche Gefühl – dieser Mann war gefährlich!

Ein großes, dunkles, lebensbedrohliches Raubtier!

Und der am besten aussehende Mann, dem sie je begegnet war. Die schwarzen Augen, die gerade Nase, der Mund fest und mit klaren Linien, das Kinn markant. Das seidige schwarze Haar war aus der Stirn gekämmt und hing hinten etwas über den makellos weißen Hemdkragen. Er hatte breite Schultern und schmale Hüften, seine schlanke Statur strahlte gezähmte Kraft aus. Aber er war zweifelsohne auch der am bedrohlichsten aussehende Mann, den Robin kannte!

Die Art, wie er sie angesehen hatte, wie er seinen Blick erst über ihr Gesicht und über ihre bloßen Schultern in dem trägerlosen Kleid hatte wandern lassen, um ihn dann auf Robins Dekolleté zu heften, verstärkte dieses Gefühl nur noch.

Um genau zu sein, sie spürte ihre Wangen noch immer brennen, und auch ihr Atem ging leicht unregelmäßig. Nicht etwa aus Verlegenheit, sondern weil dieser Blick ein sinnliches Bewusstsein in ihr geweckt hatte, das ihre Brüste spannen und seidige Wärme in ihrem Schoß aufkommen ließ!

„Nein, das nicht“, antwortete Charles jetzt abfällig auf Cesares Frage. „Aber dies ist ein Wohltätigkeitsdinner für britische Belange, und Wohltätigkeit beginnt doch eigentlich immer im eigenen Land, also in Ihrem Fall in Italien, oder?“

Der perfekte Mund wurde ein wenig härter. „Davon geht man gemeinhin aus, richtig“, bestätigte Cesare Gambrelli leise. „Doch was meine Nationalität angeht, so irren Sie sich, Charles. Ich bin Sizilianer, kein Italiener.“

Robin bemerkte, dass ihr Vater bei diesen Worten unauffällig schluckte. Auch hörte sie klar die Herausforderung in der samtenen Stimme des anderen Mannes.

Was ging hier vor? Denn ihr war klar, dass unterschwellig noch etwas anderes in dem Gespräch der beiden Männer schwelte. Da war eine Gereiztheit, ein Doppelsinn der Worte …, die beiden sprachen nicht über das Wohltätigkeitsdinner, sondern von etwas ganz anderem.

„Da habe ich mich wohl geirrt“, gab Charles gemurmelt zu.

Ein kostspieliger Irrtum, wenn man Cesare gefragt hätte. Sizilianische Männer waren nicht gerade bekannt für ihre Nachsicht. Cesare würde der Ingram-Familie niemals vergeben, dass sie ihm die Schwester genommen hatten. Und Marco die Mutter.

„Haben Sie den Abend bisher genossen, Miss Ingram?“ Ganz bewusst wandte Cesare Robin seine volle Aufmerksamkeit zu. Er hatte gesehen, wie ihre Brüste sich gegen den seidigen Stoff ihres Kleides drückten, hatte gesehen, wie sich die sanften Rundungen hoben und senkten. Und auch wenn sie die Anspannung zwischen ihm und ihrem Vater bemerkt zu haben schien, so war sie sich doch offensichtlich auch der erotischen Spannung zwischen ihnen beiden bewusst.

Umso besser.

Er hatte seinen Plan noch nicht völlig überdacht, doch war ihm klar, dass er seine Anstrengungen jetzt nicht mehr nur ausschließlich auf Charles Ingram richten würde. Sich an der schönen Robin Ingram zu rächen, würde viel mehr Spaß machen als an ihrem Vater.

„Ja, danke“, antwortete sie leise und senkte die langen dunklen Wimpern.

Bescheiden. Schüchtern. Fast schamhaft. Doch Cesare wusste, Robin Ingram war nichts davon. Peter Sheldon wusste viel über Robin Ingram und hatte sein Wissen bereitwillig preisgegeben.

Sie war siebenundzwanzig, also zehn Jahre jünger als Cesare, und drei Jahre mit einem Adeligen verheiratet gewesen. Aus der Ehe waren aber keine Kinder hervorgegangen. Nach der Scheidung vor einem Jahr hatte sie ihren Mädchennamen wieder angenommen und auch nicht die geringsten Anzeichen gezeigt, eine ähnliche Erfahrung mit Männern wiederholen zu wollen. Daher stammte auch Peters Kommentar „schön, aber unerreichbar“.

Eindeutig eine Herausforderung für jeden Mann, der etwas auf sich hielt, doch noch mehr für jemanden, der auf Rache aus war, so wie Cesare.

„Mein Freund Peter Sheldon sagte mir, dass Sie bei der Organisation dieses Abends mitgewirkt haben, Miss Ingram“, schlug Cesare einen leichten Konversationston an. „Man muss Ihnen zu dem gelungenen Abend gratulieren.“ Er deutete mit dem Kopf auf den vollen Saal.

„Danke“, sagte sie noch einmal. „Doch da das Dinner noch nicht einmal serviert wurde, ist Ihr Lob vielleicht ein wenig verfrüht.“ Sie lachte perlend.

Cesare betrachtete sie. Es hatte ihn irritiert, zu erfahren, dass sie bereits verheiratet gewesen war und eine Scheidung hinter sich hatte, obwohl … mit siebenundzwanzig war sie wohl kaum noch Jungfrau. Dennoch würde es ihn interessieren, wer von den beiden Eheleuten die Trennung angestrengt hatte und aus welchem Grund …

„Unglücklicherweise kann ich nicht zum Dinner bleiben“, ließ er sie höflich wissen und freute sich im Stillen über die Enttäuschung auf ihrem Gesicht, die sie zu verbergen suchte. „Ich habe anderswo noch … persönliche Verpflichtungen.“

„Ach so?“ Ihr Tonfall war unmerklich schärfer geworden.

„Ja, wirklich.“ Er musste sich das spöttische Lächeln verkneifen, als er den leichten Unmut hörte, weil sie den offensichtlichen – und falschen – Schluss über die Bedeutung von „persönlichen Verpflichtungen“ gezogen hatte. „Aber ich gehe davon aus, dass der restliche Abend für Sie ebenso erfolgreich verlaufen wird.“

„Das hoffe ich auch“, gab sie zurück. Sie war wütend auf sich selbst, weil ihre Fantasie mit ihr durchgegangen war, sobald Cesare Gambrelli von „persönlichen Verpflichtungen“ gesprochen hatte. Schließlich konnte es ihr doch egal sein, wenn er die restliche Nacht mit einer Frau im Bett verbrachte!

Seit ihrer Scheidung vor einem Jahr hatte sie nicht einmal eine Dinnerverabredung mit einem Mann gehabt, ganz zu schweigen davon, dass sie allein beim Anblick eines Mannes sexuelle Erregung verspürte! Doch noch immer fühlte sie das Prickeln auf ihrer Haut und die sinnliche Empfänglichkeit für alles, was mit Cesare Gambrelli zusammenhing.

Ein Mann, vor dem ihr Vater sie ausdrücklich gewarnt hatte.

„Ich glaube, es ist Zeit, sich zu den Tischen zu begeben und das Bankett zu eröffnen.“ Erleichtert sah sie den Strom aus dreihundert geladenen Gästen sich in Richtung Speisesaal in Bewegung setzen. „Es war nett, Sie kennenzulernen, Mr. Gambrelli“, sagte sie aus reiner Höflichkeit, nicht etwa, weil sie es ernst meinte.

Dieser Mann verunsicherte sie. Sein gutes Aussehen verunsicherte sie. Die Art, wie er sie ansah mit diesen dunklen Augen, verunsicherte sie. Und das Misstrauen ihres Vaters gegenüber Cesare Gambrelli, trotz des enormen Erfolgs, verunsicherte sie erst recht!

„War es das?“, konterte er trocken, und seine Lippen verzogen sich, während er Robin weiterhin durchdringend anschaute. „Nun, in diesem Falle werde ich alles daransetzen, dass wir uns wiedersehen, Robin. Schon bald.“

Robin schluckte, an ihrem Hals begann eine Ader sichtbar zu pochen. Eine Bewegung, die Cesare Gambrelli interessiert beobachtete, bis er die Lider halb senkte und Robin wieder in die Augen schaute.

„Sehr bald“, bekräftigte er leise, verabschiedete sich mit einem knappen Nicken von Charles und schlenderte mit langen Schritten davon.

„Ich will, dass du dich von diesem Mann fernhältst, Robin“, wiederholte ihr Vater noch einmal. Er schien blasser als sonst zu sein.

„Aber wieso …?“

„Vertrau mir in dieser Sache und tue einfach, was ich dir sage, bitte! Der Mann ist gefährlich, ich kann das gar nicht oft genug wiederholen.“

Genau das hatte Robin auch vor einigen Minuten gedacht. Und so, wie dieser Mann sie in Aufruhr versetzte, hatte sie auch vor, sich von ihm fernzuhalten. Ihr Körper summte noch immer vor Verlangen.

Allerdings hatte sie nach Cesare Gambrellis letztem Kommentar das ungute Gefühl, dass er genau das Gegenteil plante …

2. KAPITEL

„Es ist nett von Ihnen, mich zu empfangen, Miss Ingram“, grüßte Cesare Gambrelli, und Robin erhob sich graziös, als man ihn im Londoner Haus ihres Vaters in den Salon führte.

Hatte sie denn eine andere Wahl gehabt?

Der Mann war unerwartet vor der Schwelle aufgetaucht und hatte nach ihrem Vater gefragt. Als man ihm mitteilte, Charles Ingram sei nicht zu Hause, hatte Cesare Gambrelli darum gebeten, Robin Ingram sehen zu dürfen.

Zwar hatte ihr Vater sie vor Mr. Gambrelli gewarnt – wofür er Robin bisher keine Erklärung gegeben hatte, obwohl sie ihn mehrere Male gefragt hatte. Aber es hätte unhöflich, ja schroff gewirkt, ihn an der Tür abzuweisen, wenn ihm doch schon gesagt worden war, dass sie zu Hause sei.

Wo also, bitte schön, war da die Wahl?

Er wirkte genauso groß und arrogant wie vor sechs Tagen, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, auch wenn er heute einen dunkelblauen Geschäftsanzug mit hellblauem Hemd trug statt der formellen Abendgarderobe.

Nach seinem Kommentar, mit dem er sich auf dem Galadinner von ihr verabschiedet hatte, war Robin klar gewesen, dass sie sich wiedersehen würden, sie hatte nur nicht gewusst, wann und wo. Ganz bestimmt hatte sie nicht damit gerechnet, dass das nächste Treffen im Stadthaus ihres Vaters, in das sie nach der Trennung von ihrem Ehemann gezogen war, stattfinden würde.

„Setzen Sie sich doch, Mr. Gambrelli“, forderte sie ihn mit einer einladenden Geste zu den tiefen Sesseln auf. Vor seiner Ankunft hatte sie zusammengerollt auf dem Sofa gelegen und ein Buch gelesen.

„Danke.“

Robin hatte gehofft, dass sich seine überwältigende Präsenz im Raum und vor allem seine aufwühlende Wirkung auf sie verringern würden, wenn er erst einmal saß, doch sie hatte sich geirrt. Obwohl er sich setzte, vibrierte noch immer jedes Nervenende in ihrem Körper, sie fühlte das Brennen in ihren Wangen und das Prickeln in ihren Brüsten. Vielleicht lag es an dem Blick, mit dem er sie ansah, unter halb gesenkten Lidern hervor, so als würde er ihr jedes Kleidungsstück einzeln vom Leib ziehen.

Was auch immer der Grund sein mochte, sie fühlte sich von diesem Mann genauso erregt wie vor knapp einer Woche. Fast spürte sie diese Hände mit den langen kräftigen Fingern auf ihrer Haut, schmeckte die festen Lippen, die sich auf ihren Mund pressten …

Sie setzte sich wieder auf das Sofa und verschränkte die zitternden Finger im Schoß. „Was kann ich für Sie tun, Mr. Gambrelli?“

Oh, so einiges, dachte Cesare bei sich und verzog die Lippen zu einem kleinen Lächeln. Diese Frau, deren Schönheit heute nicht weniger auffallend war, hatte einen Körper, mit dem sie einem Mann garantiert ein solches Vergnügen schenken konnte, dass er glatt den Verstand verlor.

Nun, das würde Cesare jedenfalls nicht tun. Jegliche Beziehung, die er mit dieser Frau einging, würde genau nach seinen Vorstellungen verlaufen. Er würde die absolute Kontrolle behalten. Ein Muskel zuckte in seiner Wange, er presste die Lippen zusammen.

„Das Erste, was Sie für mich tun können, ist mich Cesare nennen“, forderte er sie auf und beobachtete, wie ihre Wangen sich dunkler färbten.

Das war nicht das schüchterne Erröten einer unberührten Maid. Im Alter von siebenundzwanzig und nach einer gescheiterten Ehe war sie das ganz gewiss nicht. Nein, dieser rote Hauch entstammte sexueller Erregung. Ihre Augen waren jetzt sehr dunkelblau. Ihre Brüste zeichneten sich unter der dünnen Seidenbluse ab, er konnte die Konturen ihres BHs sehen, und die aufgerichteten Spitzen, die sich gegen den Stoff drückten. Auch wenn sie brav und gesittet auf dem Sofa saß, die Hände manierlich gefaltet, die Knie sittsam zusammengepresst, so wusste er doch, dass es nicht Tugend war, die sie so sitzen ließ.

Robin Ingram, die unerreichbare Robin, konnte ihr Verlangen nach ihm nicht leugnen. Sie wollte ihn mit einem Nachdruck, der sich nicht verheimlichen ließ. Was die nächsten Minuten eigentlich vereinfachen sollte – für sie beide.

Schlimm. Das eine Wort blitzte unablässig in Robins Kopf auf. Sie rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her und war sich der Hitze, die sich in ihrem Körper ausbreitete, extrem bewusst. Und das allein vom Anblick dieses Mannes. Herrgott, sollte er sich jemals vor ihr ausziehen und ihr seinen Körper in all seiner dunklen Pracht präsentieren, würde sie wahrscheinlich einen Höhepunkt erreichen, ohne dass er sie überhaupt anrührte!

„Nun gut … Cesare.“ Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten. „Sie wollten zu meinem Vater?“

„Nein“, kam prompt die Antwort. „Es war von Anfang an meine Absicht, Sie zu sehen.“

Robin blinzelte und runzelte die Stirn. „Aber Sie haben doch nach meinem Vater gefragt.“

Autor

Carole Mortimer
<p>Zu den produktivsten und bekanntesten Autoren von Romanzen zählt die Britin Carole Mortimer. Im Alter von 18 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Liebesroman, inzwischen gibt es über 150 Romane von der Autorin. Der Stil der Autorin ist unverkennbar, er zeichnet sich durch brillante Charaktere sowie romantisch verwobene Geschichten aus. Weltweit...
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