Eine Braut für den Millionär

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Glamourgirl Maddie sorgt wie immer für Schlagzeilen! Aber davon hat ihr Vater jetzt genug. Er will nur noch eins: ihre Hochzeit mit Viktor Beck! Für Maddie keine echte Strafe – der erfolgreiche Geschäftsmann ist schon lange ihr Schwarm. Aber wird er auch ihre Liebesträume erfüllen?


  • Erscheinungstag 18.11.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751512374
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Fast wäre Madison der Becher mit heißem Kaffee aus der Hand gefallen. Mit ungläubigem Entsetzen las sie ihre Google Alerts Meldungen.

Sucht die durchgeknallte Madison Archer nach einem neuen Gebieter für fesselnde Spiele?

Krasse Sexvorlieben der Archer Erbin

Böser Junge aus San Francisco lässt Schlampe fallen

In den Artikeln wurden schlimme Behauptungen über den Lebensstil und die Beziehung zwischen ihr und Perry Timwater aufgestellt.

Maddie drehte sich der Magen um. Wie konnte Perry solche Lügen über sie verbreiten?

Ihr vermeintlicher Verlobter beschrieb sie als unterwürfige und mannstolle Masochistin. Mühsam unterdrückte sie einen Fluch, als sie diese Erklärung für ihre Unfähigkeit, treu zu bleiben, las; der Grund, warum Perry sich gezwungen gesehen hatte, die Sache zwischen ihnen zu beenden.

Sein unglaublicher Verrat machte sie fassungslos. Wie konnte er ihr das antun? Sie waren doch Freunde.

Im ersten Semester an der Universität hatten sie sich kennengelernt. Er hatte sie zum Lachen gebracht und von ihrem ersten großen Liebeskummer wegen Viktor Beck abgelenkt. Zum Dank hatte sie ihm bei seinen Prüfungen geholfen. Im Lauf der Zeit wurde er ihr ständiger Begleiter zu gesellschaftlichen Anlässen. Sie verschaffte ihm damit Zutritt in die Geschäftswelt ihres Vaters Jeremy Archer, in die er aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung niemals gelangt wäre.

Doch zu keinem Zeitpunkt war aus ihrer platonischen Freundschaft mehr geworden.

Es klopfte an der Eingangstür. „Maddie? Nicht erschrecken! Ich bin’s.“ Sekunden später flog die Tür auf, und ihre Freundin Romi Grayson stand in der Wohnung. Sie hielt eine Tüte aus ihrer Lieblingsbäckerei hoch. „Ich bringe das Allheilmittel für jedes Problem.“

„Ich glaube kaum, dass Schokocroissants hier helfen können.“ Maddie umklammerte die Lehne eines Stuhls.

Wütend schaute Romi sie an. „Perry hat wohl komplett den Verstand verloren.“

„Also hast du die Artikel schon gelesen.“

„Erst nachdem mich einige Journalisten aus dem Tiefschlaf gerissen haben und wissen wollten, wie ich zu den dunklen sexuellen Neigungen meiner besten Freundin stehe.“ Romi verzog das Gesicht. „Vorlieben, die du noch nicht einmal haben würdest, selbst wenn du keine Jungfrau mehr wärst.“

„Da hast du recht. Ich habe bisher keinem Mann so vertraut, dass ich mit ihm geschlafen hätte, von wechselnden Partnern ganz zu schweigen.“

So lächerlich diese Tatsache auch schien, immerhin war sie vierundzwanzig, in naher Zukunft würde sich nichts daran ändern.

„Wenn du mich fragst, hat das weniger mit Vertrauen zu tun als mit der Tatsache, dass du seit Teenager-Tagen an Viktor Beck hängst und immer noch nicht über ihn hinweggekommen bist.“

„Romi!“ Maddie war nicht in der Stimmung, ihre unerwiderten Gefühle zu Viktor, dem umwerfend aussehenden Goldjungen ihres Vaters, zu analysieren.

„Ich mein ja nur …“

„Ich kenne deine Meinung.“ Ihr wurde noch flauer im Magen. Zusammen mit dem Rest der Welt würde auch Viktor diese Meldungen lesen. Doch diesen Gedanken musste sie ausblenden, sonst würde sie wirklich durchdrehen. „Vater wird mich umbringen.“

Dieser neue Skandal würde selbst ihren Vater, einen der erfolgreichsten Großindustriellen San Franciscos, zwingen, seine eisige Haltung ihr gegenüber aufzugeben. Leider nicht so, wie Maddie es sich immer gewünscht hatte.

Kurz nach dem Tod ihrer Mutter hatte er sie in ein Internat geschickt. Maddie hatte versucht, durch spektakuläre Aktionen ihren Vater auf sich aufmerksam zu machen, und war so in die Presse geraten. Ihrer Mutter, Helene Archer, eine geborene Madison, war es mit ihren Eskapaden gelungen, die Aufmerksamkeit ihres Mannes zu erringen, aber Maddie musste sich eingestehen, dass diese Strategie gewaltig nach hinten losgegangen war.

Seit Helenes Tod vor neun Jahren hatte Jeremy sich angewöhnt, das Schlimmste von seiner einzigen Tochter zu denken, sofern er ihre Existenz nicht gerade komplett ignorierte.

„Wenn er nicht vorher an einem stressbedingten Herzinfarkt stirbt.“ Romi hielt ihr ein Schokocroissant unter die Nase, doch Maddie schüttelte den Kopf.

„Sag so etwas nicht.“

„Tut mir leid. Ich sage immer, was ich denke. Du kennst mich doch. Aber dein Vater ist ein ziemlich harter Brocken.“

Das konnte sie nicht abstreiten.

„Was hat Perry sich nur dabei gedacht?“

Frustriert starrte Maddie ihre Freundin an. „Er brauchte das Geld?“

Sie hätte nicht im Traum daran gedacht, dass er ihr solch eine Demütigung zufügen würde, auch wenn sie seine letzte Bitte um einen Kredit abgelehnt hatte.

„Was für ein Mistkerl!“, empörte sich Romi.

Normalerweise vermittelte Maddie zwischen ihren beiden engsten Freunden. Doch dieses Mal hatte Perry es zu weit getrieben. „Was soll ich nur tun?“

„Du könntest ihm mit einer Klage drohen und einen Widerruf verlangen.“

„Mein Wort gegen seins?“

„Ihr zwei habt euch doch noch nicht einmal geküsst!“

„Für die Kameras schon.“ Perry hatte sich immer einen Spaß daraus gemacht. Jahrelang hatte er ihren Begleiter gespielt und damit Anlass zu Spekulationen über ihre Beziehung gegeben.

„Ob er das schon vorher getan hat?“

Vertrauliche Einzelheiten über eure vermeintliche Beziehung weitergegeben?“

„Ja.“

„Du kennst meine Meinung.“

„Dass er ein Schmarotzer ist“, bestätigte Maddie seufzend.

„Das war er schon immer.“

„Er war ein guter Freund.“ Zumindest hatte sie sich das eingeredet.

Romi warf ihr einen ungläubigen Blick zu, der jeden Kommentar überflüssig machte.

Maddie ging nicht weiter darauf ein. „Vermutlich kann ich nicht beweisen, dass wir keine Beziehung hatten, aber ich kann ihn wegen Verleumdung verklagen.“

„Sein Wort gegen deins.“

„Aber er lügt.“

„Du könntest ihm die Anwälte deines Vaters auf den Hals hetzen.“

„Hm.“ Vorausgesetzt, ihr Vater wäre so besorgt um sie, dass er seine Rechtsberater bat, ihr zu helfen.

„Das wirst du nicht tun, weil Perry dein Freund war“, stellte Romi fest.

Maddie wollte etwas sagen, doch Romi hob abwehrend die Hand. „Untersteh dich, zu behaupten, dass er es immer noch ist.“

„Nein.“ Maddie unterdrückte ihre Wut. „Keine Sorge. Es ist doch ziemlich offensichtlich, dass er nicht mein Freund ist und es vermutlich auch niemals war.“

„Oh, Liebes.“ Romi kam um den Tisch herum und umarmte sie.

Maddie kämpfte gegen ihre Übelkeit an. „Ich habe geglaubt, dass er Charakter hat.“

„Stattdessen hat er sich als hohle Nuss erwiesen.“ Romis Tonfall verriet, dass sie aus eigener Erfahrung sprach. „Nur Fassade, kein Inhalt.“

Maddie entfuhr ein raues Lachen. „Wie wahr.“

Ihr Smartphone vibrierte.

„Daddys Sekretärin?“

„Ohne Zweifel.“ Maddie checkte ihre Nachrichten. Es wunderte sie nicht, dass sie bereits ein paar Dutzend hatte.

Sie ignorierte die zahlreichen Textbotschaften von Freunden, Bekannten und den Pressefuzzis und klickte auf die SMS der Sekretärin ihres Vaters.

Besprechung mit Mr Archer um 10:45 Uhr im Konferenzraum 2.

Mit Mr Archer. Nicht mit Mr A oder mit Ihrem Vater. Das wäre vermutlich zu persönlich gewesen.

„Er will mich heute Morgen sehen.“ Maddie biss sich auf die Lippe und überlegte, wie sie sich verhalten sollte.

„Gehst du hin?“

„Nein.“ Selbst wenn sie seiner Aufforderung nachkam, würde das an seiner Wut nichts ändern. Kurz und knapp antwortete sie, erst ab 12:30 Uhr verfügbar zu sein.

Eine Viertelstunde später, Romi war nach ein paar letzten aufbauenden Worten gegangen, klingelte ihr Smartphone erneut.

Ihr Vater rief sie an. Persönlich. Keine Textnachricht.

Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie sich gefreut. Aber jetzt?

„Hallo, Vater.“

„Viertel vor elf, Maddie. Und keine Minute später.“

„Es dürfte dir bekannt sein, dass ich vormittags Termine habe.“ Auch wenn er nicht wusste, was sie tat.

Maddie hatte versucht, ihm von ihrer Tätigkeit zu erzählen, aber er hatte sich darüber lustig gemacht. Anscheinend konnte er sich nicht vorstellen, dass seine kapriziöse Tochter etwas Sinnvolles tun würde. Schlimmer noch, er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, welche Zeitverschwendung es war, an einer öffentlichen Schule zu unterrichten, die nur von Kindern aus sozial schwachen Schichten besucht wurde.

Seitdem hatte Maddie ihre beiden Leben völlig voneinander getrennt. Die unscheinbare Maddie Grace, die Kinder liebte und den größten Teil ihrer Zeit an einer Schule unterrichtete, hatte nichts – noch nicht einmal die Haar- und Augenfarbe – mit Madison Archer, der berühmten Erbin, gemein.

„Sag sie ab.“ Kein Einlenken. Keine Erklärung. Nur Forderungen. Typisch.

„Es ist wichtig.“

„Nein. Das ist es nicht.“ Er sprach in einem so eisigen Ton mit ihr, dass sie fröstelte.

„Aber für mich.“ Sie wünschte, seine Herzlosigkeit würde sie kaltlassen. „Bitte.“

„Viertel vor elf, Madison.“

Dezent geschminkt und gekleidet, stieg Maddie, ganz die professionelle Madison Archer, im neunundzwanzigsten Stockwerk aus dem Fahrstuhl im Firmengebäude ihres Vaters in San Franciscos Finanzbezirk. Sie ließ sich ihre innerliche Anspannung nicht anmerken.

Ihr schwarzweißes, knielanges Kostüm von Valentino verlieh ihr ein seriöses Aussehen. Sie trug klassische Jimmy Choo-Pumps, dazu eine schlichte Lederhandtasche von Chanel, die Lieblingsuhr ihrer Mutter von Cartier und Diamantohrstecker. Kinnlange kupferrote Wellen umrahmten ihr schmales Gesicht mit den blauen Augen und den sinnlichen Lippen.

Maddie verkörperte das Gegenteil der Frau, die Perry in seinem Exklusivinterview mit der Presse beschrieben hatte.

Ohne anzuklopfen, betrat sie den Besprechungsraum und blieb nur kurz im Türrahmen stehen, damit die Anwesenden sich ein Bild von ihr machen konnten sowie um sich selbst einen kurzen Überblick über die Lage zu verschaffen. Sie hatte nicht vor, unbemerkt wie eine Maus hineinzuhuschen.

Am Konferenztisch saßen acht Personen. Wie erwartet, nahm ihr Vater den Platz am Kopfende ein. Seine persönliche Assistentin saß zu seiner Linken. Erleichtert und beunruhigt zugleich, erkannte sie einen seiner Anwälte und seinen Medienberater, die ihm gegenüber Platz genommen hatten. Mit Entsetzen fiel ihr Blick auf den Mann, der rechts von ihrem Vater saß.

Viktor Beck.

Romi hat recht, dachte Maddie. Seit Langem schwärmte sie für den attraktiven Mann, der bereits seit zehn Jahren für ihren Vater arbeitete. Sie hatte diese Gefühle aus ihrer Schulmädchenzeit nie verwunden und jeden anderen Mann an ihm gemessen.

Ihre Mutter hatte sie damals oft aufgezogen, weil sie errötete, sobald Viktor auf der Bildfläche erschien.

Inzwischen hatte Maddie gelernt, nicht mehr rot zu werden, aber sie fühlte sich noch immer zu dem gut aussehenden dunkelhaarigen Mann hingezogen. Dass er nun Zeuge ihrer Demütigung wurde, machte sie noch nervöser.

Gleichermaßen unverständlich, aber nicht minder erschütternd war die Anwesenheit von zwei weiteren hochrangigen Managern ihres Vaters. Der jüngere der beiden hatte eine dynamische Ausstrahlung und kam ihr vage bekannt vor, in ihrer Aufregung konnte sie ihn jedoch nicht einordnen.

Jeder von ihnen hatte einen Stapel Papiere vor sich liegen. Mit einem Blick erkannte Maddie, dass es sich um Ausdrucke der letzten Zeitungsartikel handelte, die über sie kursierten.

Vor Vik lag noch ein vertragsähnliches Dokument, und die anderen schienen ebenfalls eine Kopie davon zu haben.

Mit sarkastischem Blick schaute sie ihren Vater an. Eine Maske, die sie ihm gegenüber seit Jahren aufsetzte, um sich ihre Verletzlichkeit nicht anmerken zu lassen. „Vermutlich ist es dir nicht in den Sinn gekommen, diese Angelegenheit erst einmal mit mir unter vier Augen zu besprechen, bevor du sie zur Diskussion stellst.“

„Setz dich, Madison!“, entgegnete er, ohne auf ihren Vorwurf einzugehen.

Sie ignorierte seinen harschen Befehlston. „Kann ich davon ausgehen, dass du bereits ein Schreiben aufgesetzt hast, in dem du den Widerruf der aufgestellten Verleumdungen forderst?“

Als ihr Vater nicht antwortete, schaute sie seinen Medienberater Conrad fragend an.

„Sind Sie sicher, dass Ihr Ex-Liebhaber seine Behauptungen zurücknehmen wird?“, fragte er sachlich.

„Erstens war er nie mein Liebhaber. Zweitens können wir das Blatt wegen Verleumdung verklagen, auch ohne dass er seine Lügen zurücknimmt.“

Allerdings waren die Aussichten, die Klage zu gewinnen, gering, wenn Perry seine Lügen nicht widerrief.

„Ich verschwende weder meine Zeit noch die meiner Mitarbeiter an ein aussichtsloses Unterfangen“, mischte sich ihr Vater ein.

„Der Artikel wurde veröffentlicht, und das lässt sich nicht ungeschehen machen“, stimmte sie ihm zu. „Das muss jedoch nicht bedeuten, dass Perry mit seinen Lügen ungestraft davonkommt.“

Eiskalt schaute ihr Vater sie an. „Wenn du die Lügen deines Ex-Liebhabers anfechten willst, steht dir das frei, aber mich geht diese Sache nichts an.“

„Du hältst diese Verleumdungen für wahr?“, fragte sie ungläubig und konnte die schmerzliche Enttäuschung darüber nur mühsam verbergen.

„Was ich darüber denke, ist nicht von Bedeutung.“

„Für mich schon.“ Es gab nur zwei Menschen in diesem Raum, an deren Meinung ihr etwas lag. An der ihres Vaters und der Viktor Becks, auch wenn sie sich Letzteres nur ungern eingestand.

Sie warf ihm einen Blick zu, aber seine Miene blieb undurchdringlich. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er sie mit der Andeutung eines Lächelns oder einem Zwinkern ermutigt hatte, leider waren diese Tage vorbei.

Ihr Vater räusperte sich. „Diese Zeitungsstorys mögen der Auslöser für diese Besprechung sein, doch sie sind nicht der Grund.“

„Was meinst du damit?“

„Es geht um dein inakzeptables Verhalten in der Gesellschaft, Maddie. Ich schaue nicht weiter tatenlos zu, wie du mit anderen Erbinnen um den schlechtesten Ruf in der Welt wetteiferst.“

„Das tue ich nicht.“ Selbst wenn sie versucht hätte, die Aufmerksamkeit ihres Vaters über die Presse zu gewinnen, wäre sie nie so weit gegangen.

Romi und sie waren bekannt für ihre Teilnahme an politischen Kundgebungen. Dazu gehörte ein öffentliches Sit-in, mit dem sie gegen Finanzkürzungen an örtlichen Schulen protestiert hatten. Dass Maddie mit fünf anderen Bungee Jumping von der Golden Gate Brücke gemacht und dabei ein riesiges Banner enthüllt hatte, auf dem Go Green oder Go Home stand, gehörte nicht zur Sache. Über diese Aktion gab es Videos im Internet, die den gefährlichen Aspekt betonten und die umweltpolitischen Gründe unter den Tisch fallen ließen.

Aber seit mehr als sechs Monaten hatte sie es vermieden, in die Schlagzeilen zu geraten. Ihr nächtliches Paragliding-Abenteuer, bei dem sie sich eine Beckenverletzung zugezogen hatte, war das letzte Mal gewesen.

Ihr Vater hatte sie daraufhin ignoriert. Er hatte sich nicht nur geweigert, ihre Telefonate aus dem Krankenhaus anzunehmen, sondern ihr durch seine Assistentin ausrichten lassen, dass sie zu Hause nicht willkommen sei.

Sie hatte eine Krankenschwester engagieren müssen, als sie sich in den ersten Wochen nur eingeschränkt bewegen konnte. Romi hatte angeboten, zu ihr zu ziehen, aber Maddie hatte sich geweigert, die Hilfe anzunehmen.

„Verstehe ich das richtig, dass Sie mit Madison nicht über den Inhalt dieses Vertrags gesprochen haben?“, fragte Vik. Die Missbilligung in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Erwarten Sie ernsthaft, dass sie der Sache zustimmt?“

„Das wird sie.“ Jeremy Archer warf ihr einen bedrohlichen Blick zu. „Sonst werde ich jeglichen Kontakt zu ihr abbrechen.“

Seine Worte trafen sie bis ins Mark.

„Deswegen?“, fragte Maddie und zeigte auf die Zeitungsartikel. „Die entsprechen nicht der Wahrheit!“

„Du wirst meinen Namen und den der Firma nicht weiter durch den Schmutz ziehen, Madison.“

„Das habe ich noch nie gemacht.“

Obwohl in der Presse regelmäßig über sie berichtet wurde, waren Perrys Verleumdungen das weitaus Schlimmste, was je über sie in den Zeitungen gestanden hatte.

Ihr Vater begann, die Schlagzeilen laut vorzulesen. Nur mühsam unterdrückte Maddie ihre Tränen. Sie wünschte sich, genauso gefühllos zu sein wie er, der ihr mit den bösartigen Worten ihres Freundes zusetzte.

„Ich sagte dir bereits, dass er lügt.“

„Warum sollte er?“, fragte der Medienberater unbeteiligt.

„Für Geld. Aus Rache.“ Sie hatte seine letzte Bitte um einen Kredit abgewiesen. „Ich habe keine Ahnung, aber er hat gelogen.“

Wie oft musste sie das noch sagen?

„Es ist an der Zeit, konkrete Maßnahmen zu ergreifen.“ Ihr Vater ging nicht einmal auf ihre Äußerungen ein.

„Zumindest in diesem Punkt sind wir uns offenbar einig. Und mit der Forderung nach Richtigstellung. Das Interview kann ich allein geben“, erwiderte sie, obwohl sie den direkten Kontakt zur Presse hasste. Sie überlegte sogar, ihre Identität als Maddie Grace zu enthüllen, um das Negativimage, das ihren Vater so beunruhigte, zu entkräften.

Mit einer abfälligen Geste tat er das Angebot ab. „Ich habe unmissverständlich deutlich gemacht, dass der gegenwärtige Skandal nicht meine Hauptsorge ist.“

„Was denn dann?“, fragte sie verwirrt.

„Dein kapriziöser Lebensstil, der deinen inakzeptablen und schlechten Ruf zur Folge hat.“

„Soll ich für deine Firma arbeiten?“, fragte sie ungläubig und völlig leidenschaftslos.

Als dieses Thema beim letzten Mal auf den Tisch kam, hatte er ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er diesbezüglich keine Illusionen mehr hatte.

Sein barsches Lachen war Antwort genug. „Auf keinen Fall.“

„Soll ich mir woanders eine Arbeit suchen?“ Das war kein Problem für sie.

Am liebsten würde sie weiterhin als ehrenamtliche Lehrerin arbeiten, aber wenn es die Beziehung zu ihrem Vater verbesserte, würde sie sich einen bezahlten Job suchen, in der Hoffnung, dass dieser nicht mit dem Lehrplan kollidierte. Sie erntete weiteres Gelächter von ihrem Vater. „Glaubst du ernsthaft, dass du jetzt irgendwo einen Job finden würdest?“

Sie fühlte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg, obwohl sie vor langer Zeit gelernt hatte, ihre Gefühle zu verbergen und auch ihr Erröten vor Verlegenheit zu unterdrücken.

Schlagartig wurde ihr nun bewusst, wenn bekannt würde, dass Madison Archer und Maddie Grace eine Person waren, könnte die Schule sich gezwungen sehen, ihre freiwillige Unterstützung abzulehnen. Nur weil ein Mann, den sie für einen Freund gehalten hatte, sich als Lügner und opportunistischer Schmarotzer herausgestellt hatte.

„Er will, dass du heiratest“, klärte Vik sie auf. Nichts in seinen Worten oder seinem Verhalten deutete darauf hin, dass er scherzte.

Zum ersten Mal warf sie einen Blick in die Runde und betrachtete die Reaktionen der anderen Anwesenden. Der Medienberater und die Assistentin taten so, als beschäftigten sie sich mit ihren Tablet-PCs. Einer der Manager schaute sie abschätzig an. Der andere las die Unterlagen, und der ihr vage bekannte Mann warf ihrem Vater einen fragenden Blick zu.

Viks Gesichtsausdruck war undurchsichtig wie immer.

Sie schaute wieder zu ihrem Vater, in dessen Miene unbeugsame Entschlossenheit stand. „Ist das dein Ernst?“

„Ja.“

„Wen?“

„Einen der hier anwesenden vier Männer. Viktor kennst du ja bereits, und an Steven Whitley erinnerst du dich sicherlich.“ Ihr Vater nickte einem der Manager zu, der doppelt so alt war wie sie und mit ziemlicher Sicherheit bereits mindestens eine Scheidung hinter sich hatte.

Maddie ertappte sich dabei, dass sie beiden Männern aus lauter Höflichkeit zunickte. Eine bizarre Regung angesichts der Situation.

Er wies auf den Manager, der sie abschätzig angesehen hatte. „Bryan Jones.“

Inzwischen schaute er sie gütig, fast mitleidsvoll an.

„Ich dachte, Sie sind verlobt“, bemerkte sie mit heiserer Stimme. War sie nicht seiner Verlobten auf der letzten Weihnachtsparty begegnet?

„Stimmt das?“, fragte ihr Vater verärgert. „Miss Priest?“

Stirnrunzelnd schaute seine Assistentin von ihrem Tablet auf. „Ja, Sir?“

„Dass Jones verlobt ist.“

„Ist das so?“ Miss Priest klang nicht beunruhigt. „Er ist nicht verheiratet.“

„Aber bald werde ich das sein.“ Bryan erhob sich. „Ich nehme an, dass meine Anwesenheit nicht länger benötigt wird. Wenn Sie mich bitte entschuldigen, Sir?“

„Haben Sie den Vertrag gelesen?“, verlangte ihr Vater zu wissen.

„Ja.“

„Und trotzdem wollen Sie gehen?“

„Ja, Sir.“

In den Augen ihres Vaters blitzte Respekt auf, auch wenn er das Verhalten missbilligte. „Dann gehen Sie.“ Mit dem Kopf wies er auf den Mann, der Maddie irgendwie bekannt vorkam. „Maxwell Black, CEO von BIT.“

Maxwell lächelte sie an. Er besaß eine Anziehungskraft, die sie bisher nur bei Vik empfunden hatte. „Hallo, Madison, schön, Sie wiederzusehen.“

Fröstelnd legte sie die Arme schützend um sich. Dieser Mann strahlte eine ähnliche Macht aus wie Vik, aber er hatte auch etwas Unangenehmes an sich, das sie bei Vik nie festgestellt hatte. Allerdings war sie auch nie seine Konkurrentin in Geschäftsdingen gewesen.

„Sind wir uns bereits begegnet?“ Sie zwang sich, eine lässigere Haltung einzunehmen und die Arme wieder herunterhängen zu lassen.

„Auf dem Red Ball letzten Februar.“

Sie erinnerte sich, dass sie diese Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten herzkranker Kinder besucht hatte, aber an ihn erinnerte sie sich nicht wirklich.

„Ich hätte mich bestimmt an Sie erinnert.“

„Wie nett, dass Sie das sagen.“ Sein Lächeln enthüllte strahlend weiße Zähne. „Ich habe Sie gesehen, doch wir sind einander nicht vorgestellt worden.“

Ihr Vater räusperte sich auf seine unnachahmliche Weise, aber wenn er glaubte, dass sie sich freute, den Mann unter diesen Umständen kennenzulernen, kannte er sie nicht.

Doch war das nicht seit jeher ihr Problem mit ihm?

2. KAPITEL

Bisher ist alles nach meinem Plan verlaufen, dachte Viktor zufrieden, aber die Wut, die in Madisons blauen Augen aufblitzte, drohte alles zu zerstören.

Wenn Jeremy Archer auch nur annähernd die Sorge gezeigt hätte, die er tatsächlich für die prekäre Situation seiner Tochter empfand, hätte sie mit Sicherheit anders reagiert. Doch wenn sich Vater und Tochter verstehen würden, hätte er andere Pläne verfolgen müssen.

„Ich bin noch nie der Illusion erlegen, dass du mich angerufen hast, um mir zu helfen, um einmal meine Partei zu ergreifen, weil ich dir wichtig bin.“

Die wunderschöne Rothaarige brachte diese emotionalen Worte nahezu tonlos hervor. Viktor beneidete sie fast darum. Sie wäre eine teuflisch gute Pokerspielerin.

Autor

Lucy Monroe
Die preisgekrönte Bestsellerautorin Lucy Monroe lebt mit unzähligen Haustieren und Kindern (ihren eigenen, denen der Nachbarn und denen ihrer Schwester) an der wundervollen Pazifikküste Nordamerikas. Inspiration für ihre Geschichten bekommt sie von überall, da sie gerne Menschen beobachtet. Das führte sogar so weit, dass sie ihren späteren Ehemann bei ihrem...
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