Eine gefährlich heiße Affäre

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Ein Schauer überläuft die schöne Logan, als sie unvermittelt Rowan Argyros gegenübersteht. Vor drei Jahren hatte sie mit ihm eine heiße Affäre, die er demütigend beendete, als er erfuhr, dass sie zu der skandalumwitterten Familie Copeland gehört. Aber offenbar hat der sexy Security-Experte immer ein Auge auf sie gehabt. Jetzt will er sie retten, denn ihr Leben ist in Gefahr! Doch wenn Logan nach Irland fliegt, um unterzutauchen, dann nicht mit Rowan allein. Sondern mit ihrer gemeinsamen Tochter - von der ihr Ex-Lover noch nichts weiß …


  • Erscheinungstag 10.04.2018
  • Bandnummer 2330
  • ISBN / Artikelnummer 9783733710064
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Logan, draußen ist ein Menschenauflauf. Hast du gehört, Logan?“

Verärgert über die Unterbrechung sah Logan Copeland von ihrem Skript auf, riss sich das Headset vom Kopf und starrte ihren sonst so souveränen Assistenten Joe Lopez ungeduldig an. Für sie war er ein Genie und ein Segen zugleich, doch in diesem Moment war er weder das eine noch das andere. „Joe …“

„Wir haben ein Problem.“

„Noch ein Problem?“, fragte sie ungläubig. Es blieben ihnen nicht einmal mehr vierundzwanzig Stunden bis zur großen Spendengala. Die größte Gala in Logans bisheriger Karriere. Und nichts klappte bei der Generalprobe für die Modenschau, die während der Gala stattfinden sollte. Wenn Logan nicht endlich in Ruhe weiterarbeiten könnte, würde noch alles schiefgehen.

„Dafür haben wir jetzt wirklich keine Zeit. Beziehungsweise habe ich keine Zeit dafür. Aber wenn du die Show morgen alleine durchziehen willst, nur zu …!“

„Nein, das will ich nicht“, unterbrach er sie mit grimmigem Gesichtsausdruck. „Aber das hier ist ein etwas größeres Problem, und ich schaffe es nicht ohne dich.“

„Warum nicht? Und warum ist auf einmal alles ein großes Problem?“, fauchte sie. Jede Unterbrechung würde mehr Zeit mit der Crew erfordern, was wiederum mehr Geld kostete. Und das bedeutete weniger Geld zum Spenden.

„Draußen wimmelt es vor Paparazzi …“, begann er.

Logans Gesichtsausdruck hellte sich auf. „Aber Joe, das ist doch wunderbar! Das PR-Team hatte also Erfolg. Man hat mir gesagt, ich hätte die besten Leute der Stadt engagiert. Warum soll das nun ein Problem sein?“

„Logan, sie sind nicht wegen der Gala hier. Sie sind wegen dir hier!“

Sofort krampfte sich alles in ihr zusammen. Instinktiv drückte sie das Clipboard gegen die Brust. „Bestimmt wegen der Pressekonferenz?“, stieß sie unsicher hervor.

„Nein.“ Angespannt steckte Joe die Hände in die Taschen seiner Jeans. Er war ein intelligenter junger Mann, der gerade das College abgeschlossen hatte und unentbehrlich für sie geworden war, seit er vor zwei Jahren begonnen hatte, für sie zu arbeiten. Er war zu einem Zeitpunkt in ihrem Leben aufgetaucht, als alles um sie herum zusammenbrach. Wegen des Skandals um ihren Vater, Daniel Copeland. Nachdem bekannt geworden war, dass ihr Vater einer der größten Schwindler und Betrüger aller Zeiten war, hatten sich sehr viele Menschen von Logan abgewandt. Denn ihr Vater hatte nicht nur die Reichen um ihr Geld gebracht, sondern auch die armen Menschen der Arbeiterklasse. All seine Kunden waren so gut wie bankrott.

Joe war in einer rauen Gegend in Los Angeles aufgewachsen, wo Gewalt durch Gangs an der Tagesordnung stand. Der Copeland-Skandal hatte ihn nicht erschüttern können. Er suchte dringend einen Job. Und Logan brauchte einen Assistenten. Es hatte von Anfang an perfekt gepasst.

„Sie wollen dich sehen“, wiederholte er. „Es hat mit deinem Vater zu tun.“

Logan wurde still. Ihre Blicke trafen sich.

In seinen dunkelbraunen Augen lag ein Ausdruck von Sorge, aber auch Mitgefühl. Seine Stimme wurde ganz leise. „Logan, es ist etwas passiert.“

Logan war, als legte sich ein eiserner Ring um ihre Brust, sie konnte kaum noch atmen.

„Hast du die Nachrichten auf deinem Handy nicht gelesen?“, sprach er weiter. „Ich bin sicher, man hat versucht, dich zu kontaktieren. Schau auf dein Handy!“

Doch Logan blieb wie angewurzelt stehen. Ihr war eiskalt. „Wurde er befreit?“, flüsterte sie. „Haben die Kidnapper …?“

„Schau auf dein Handy“, wiederholte eine raue männliche Stimme, die definitiv nicht zu Joe gehörte.

Erschrocken fuhr Logan herum. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie Rowan Argyros erkannte. Der Blick aus seinen leuchtend grünen Augen war kalt und vernichtend.

Logans Gedanken rasten, während sie angestrengt versuchte, sich ihre Panik nicht anmerken zu lassen. Wenn Rowan Argyros hier war – der Mann, wegen dem sie den größten Fehler ihres Lebens begangen hatte –, konnte das nur eines bedeuten. Er war nicht freiwillig hier aufgetaucht. Schließlich hatte er vor drei Jahren mit aller Härte klargestellt, was er von ihr hielt.

Doch sie wollte gar nicht an diese Nacht denken. Oder an den Tag danach. Oder die Wochen und Monate danach … Geschweige denn, darüber reden.

Rowan würde jedes einzelne Wort gegen sie verwenden. Und das Letzte, was ein ehemaliger Kommandant des Militärs brauchte, war mehr Munition.

In diesem Moment jedoch wirkte er kein bisschen autoritär. Ebenso wenig wie in der Nacht, in der sie ihn bei der Junggesellenversteigerung zur Unterstützung von Kindern in Kriegsgebieten kennengelernt hatte. Er hatte sich als Junggeselle angeboten, sie war für die Organisation der Veranstaltung zuständig gewesen. Die Frauen hatten geboten was das Zeug hielt. Es war schnell klar, dass Rowan Argyros eine hohe Summe erzielen würde. Und sie war nicht gerade reich, doch als er zu ihr herübersah, spürte sie, wie sich eine Hitze in ihr ausbreitete und ihr Herz wild zu schlagen begann. Ihr Gesicht glühte. Er ließ sie nicht aus den Augen, während die Gebote immer weiter stiegen.

Schließlich war sie es, die ihn ersteigerte. Beziehungsweise eine Nacht mit ihm.

Und diese eine Nacht kostete sie Tausende von Dollar.

In dem Moment, als der Auktionator triumphierend rief „Verkauft an Logan Lane!“, traf die Erkenntnis sie wie ein Schlag. Sie konnte gar nicht glauben, was sie da gerade getan hatte. Für eine Nacht mit einem fremden Mann hatte sie ihre Kreditkarte bis ans Limit belastet.

Logan wusste nicht einmal, was es mit seinem Unternehmen auf sich hatte. War es eine Versicherungsgesellschaft für Jachten? War er ein Schiffsbauer? Ein Cargo-Exporteur?

Sein unauffälliges spöttisches Lächeln sagte ihr, dass er genau Bescheid wusste. Er wusste, warum sie ihn ersteigert hatte.

Sie hatte ihn ersteigert, weil er groß und breitschultrig war und dazu noch ein wunderschönes markantes Gesicht hatte.

Logan hatte ihm nicht widerstehen können. Und da war sie nicht die Einzige gewesen. Die Auktion hatte sich in kürzester Zeit zu einem erbitterten Wettbewerb unter den Frauen entwickelt. Was kein Wunder war bei seiner tief gebräunten Haut, dem langen von der Sonne aufgehelltem Haar und diesen leuchtend hellen Augen, die von langen dunklen Wimpern umrahmt waren. Seine magnetische Anziehungskraft machte es so gut wie unmöglich, den Blick von ihm abzuwenden. Auch sie hatte den Blick nicht mehr von ihm abwenden können und festgestellt, dass sie ihn wollte. So wie alle anderen anwesenden Frauen.

Alle sahen sie ihn an und waren fasziniert von ihm. Und viele gaben Gebote für ihn ab, doch war sie diejenige, die am längsten für ihn bot. Und am höchsten. Als der nervenaufreibende Kampf endlich vorbei war, ging sie als Siegerin daraus hervor.

Und nun sah er sie vom anderen Ende des Raums durchdringend an. Seine geheimnisvollen hellen Augen fixierten sie, und er deutete ein Lächeln an, als wollte er ihr zu ihrem Sieg gratulieren. Doch als sie genauer hinsah, erkannte sie den Spott in seinen Augen.

Er war es, der sie dazu verführt hatte mitzubieten, und sie hatte es getan. Was zeigte, wie schwach sie war. Wie leicht manipulierbar.

Am nächsten Morgen würde er sie verachten. Für ihre Schwäche. Und wegen ihres Namens.

Doch so weit waren sie noch nicht. Denn zuerst würde er sie immer wieder nehmen und dazu bringen, seinen Namen zu schreien, während sie einmal, zweimal und dann nach einem kurzen Schlaf zwei weitere Male kam, ehe er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.

Der Sex war unglaublich heiß und intensiv gewesen. Und zutiefst befriedigend. Mit jedem anderen Mann hätte es sich irgendwie schmutzig angefühlt. Aber nicht mit ihm. Ganz im Gegenteil, noch nie hatte sich etwas, das sie mit einem anderen Menschen geteilt hatte, richtiger angefühlt.

Erst Tage später hatte sie sich beschmutzt gefühlt. Und beschämt. Nachdem er herausgefunden hatte, dass sie nicht Logan Lane war, sondern Logan Lane Copeland.

Es war schlimm genug, von allen Menschen in Amerika gehasst zu werden, aber vom allerersten Liebhaber als Schlampe bezeichnet zu werden? Und das ausgerechnet von einem Mann, der einer der besten Freunde des Ehemannes der Zwillingsschwester war?

Warum musste es ausgerechnet Rowan Argyros, dieser leidenschaftliche Mann irisch-griechischer Herkunft sein? Es war kein Zufall, dass er es beim Militär weit gebracht hatte, denn er war bekannt für seine Skrupellosigkeit. Er hatte Nerven wie aus Stahl und schreckte vor keinem Risiko zurück. Wenn er sich etwas in den Kopf setzte, dann bekam er es. Widerstand war zwecklos.

All das hatte sie am eigenen Leib erfahren.

Langsam stieß sie die Luft aus und verdrängte die aufwühlenden Erinnerungen aus ihren Gedanken. Sie hasste die Vergangenheit. Erst im letzten Jahr hatte sie sich so weit gesammelt, dass sie überhaupt wieder eine Zukunft für sich sehen konnte. Eine erfolgreiche Zukunft. Wenn sie sich selbst verzeihen konnte … und ihm.

Aber nicht Rowan – Rowan würde sie niemals verzeihen. Es war ihr Vater, dem sie verzeihen musste. Und das versuchte sie so gut sie konnte.

„Mein Vater“, begann sie nun, und ihr Blick glitt zu Rowan, der noch immer genauso groß und einschüchternd und zugleich fast sündhaft gut aussehend wirkte. Sein Haar trug er inzwischen raspelkurz. Was ihn noch maskuliner und härter erscheinen ließ als zuvor. „Ist er …?“

Rowan zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, doch sein Gesichtsausdruck blieb angespannt. „Ja.“

Logan musste alle Willenskraft aufbringen, um nicht zu zittern. „Wie ist es passiert?“

Wieder zögerte er, und sie wusste, dass er jedes Detail kannte. Er war Anti-Piraterie-Spezialist im Bereich Seefahrt und hatte seine Hauptniederlassung in der Nähe von Neapel sowie Büros in Athen und London und einen großen Landsitz in Irland. Davon hatte er ihr nichts erzählt, aber ihre Schwester Morgan und ihr Ehemann Drakon Xanthis hatten ihr kurz nach ihrer Hochzeit darüber berichtet.

„Ist das wichtig?“, fragte er nun leise.

„Natürlich ist es wichtig“, erwiderte sie scharf und hasste ihn nur noch mehr. Sie hasste ihn dafür, dass er ihr die Jungfräulichkeit genommen hatte und sich hinterher darüber lustig gemacht hatte, dass sie seinen Körper und seine Berührungen genossen hatte. Und sie hasste ihn, dass er sie mit den Folgen dieser Nacht allein gelassen hatte …

Sein Schweigen ließ sie das Schlimmste befürchten. Ihr Herz hämmerte hart gegen die Brust, ihr Magen revoltierte. Sie wünschte, sie würde diese Nachrichten von Morgan oder Jemma hören oder von ihrem älteren Bruder Bronson. Sie hätten es ihr mitfühlender gesagt. „Haben sie … haben sie …?“

Und dann konnte sie nicht länger auf seine Antwort warten. Auf seine Bestätigung, dass ihr Vater entführt und als Geisel vor der Küste von Afrika festgehalten wurde, dass er womöglich umgebracht worden war. Es war alles zu entsetzlich, ihre Knie drohten, unter ihr nachzugeben, in ihrem Kopf schien sich alles zu drehen. Ihr wurde erst heiß, dann kalt.

Sie versuchte, sich nach Joe umzusehen, dem besten Assistenten, den man sich nur wünschen konnte, doch alles, was sie sah, war Rowan. Und er starrte sie unbeeindruckt aus diesen blassen braun-grünen Augen an.

„Wehe …“, murmelte er rau. Seine Stimme schien von ganz weit weg zu kommen, als stünde er am anderen Ende eines Tunnels.

Plötzlich was alles verschwommen. Sie sah ihn nicht besonders gut. Irritiert zwinkerte sie und war für einen Augenblick fast amüsiert, dass er offenbar immer noch glaubte, ihr sagen zu können, was sie tun sollte …

„Das tust du jetzt nicht“, fuhr er sie auf einmal an.

Doch sie tat es. Um sie herum wurde alles schwarz.

Fluchend sprang Rowan vor, um Logan aufzufangen, ehe sie auf den harten Boden des Ballsaales fiel. Doch er war viel zu weit weg und schaffte es nicht mehr, ihren Sturz zu dämpfen. Als sie aufkam, stieß ihr Kopf gegen die Kante der Bühne.

Rowan schimpfte auf sich selbst, während er sie auf seine Arme hob, dass er nicht schnell genug bei ihr gewesen war, dann auf den nutzlosen Joe, der dabeigestanden und sie ebenfalls nicht aufgefangen hatte.

Ihr schlanker Körper erschien ihm überraschend leicht. Vorsichtig drehte er sie so, dass ihr Kopf an seinem Oberkörper lehnte. Dann blickte er ihr prüfend ins Gesicht und bemerkte das kleine Blutrinnsal, das aus dem Schnitt an ihrer Schläfe rann. Sie würde eine ordentliche Beule und später wahrscheinlich heftige Kopfschmerzen bekommen.

Trotzdem war sie noch immer wunderschön mit ihren hohen Wangenknochen, den vollen Lippen und dieser perfekt geschwungenen Nase einer griechischen Göttin.

Aber das Aussehen war nie ihr Problem gewesen. Wäre sie bloß irgendein hübsches Mädchen, könnte er sich ihre gemeinsame Nacht verzeihen. Doch sie war Logan Copeland. Eine aus der skandalösen Copeland-Familie, für die Moral ein Fremdwort war.

Es war schlimm genug, auf einer Wohltätigkeitsgala versteigert zu werden, aber dafür auch noch mit ergaunertem Geld bezahlt zu werden?

„Nehmen Sie ihre Sachen mit“, forderte er Joe auf, der Logan nicht aus den Augen ließ. Es würde ihn nicht überraschen, wenn er ihr junger Liebhaber war.

Der Gedanke gefiel ihm ganz und gar nicht. Aber eigentlich gefiel ihm überhaupt nichts an seinem Besuch hier.

Er hätte auch einen seiner Männer schicken können. Doch es war besser, wenn er sie nicht an sie heranließ. Er musste seine Leute vor ihr schützen – schließlich war sie unwiderstehlich. Aber jetzt, wo er sie in seinen Armen hielt, wurde ihm bewusst, dass es im Grunde etwas ganz anderes war. Etwas viel Persönlicheres. Ein männlicher Urinstinkt.

Rowan wollte keinen anderen Mann in ihrer Nähe wissen, denn selbst drei Jahre später gehörte ihr Körper noch immer ihm.

Logan schaffte es kaum, die Augen aufzuschlagen. Ihr Kopf schmerzte wie verrückt. Es kam ihr so vor, als trüge sie jemand. Sie bewegten sich. Sie stiegen irgendwo hinauf. Um sich herum hörte sie ein gleichmäßiges Dröhnen und ein leises Atmen. Ihr war warm. Die Arme, die sie hielten, waren warm. Es strengte sie wahnsinnig an, sich zu konzentrieren. Die Augen zu öffnen und sich zu erinnern, was passiert war.

Endlich gelang es ihr, und sie blickte in das Gesicht eines Mannes mit einem sehr markanten Kinn und kurzen dunklen Bartstoppeln. Der Zug um seinen Mund wirkte hart, und als er zu ihr heruntersah, ließ der Blick aus seinen unergründlichen grünbraunen Augen sie erschauern.

Rowan.

Auf einmal fiel ihr alles wieder ein. Joe war zu ihr gekommen, weil es ein Problem gab. Irgendetwas mit ihrem Vater. Und dann war plötzlich Rowan aufgetaucht.

Sofort versteifte sie sich. „Lass mich runter.“

Er ignorierte sie und stieg die Stufen weiter hinauf.

Panikgefühle überkamen sie. „Was ist passiert? Warum trägst du mich?“

Energisch versuchte sie, sich aus seinen Armen zu winden.

Doch er griff sie nur noch fester. „Weil du ohnmächtig geworden bist und weil du blutest.“

„Das glaube ich nicht!“

„Oh doch. Du hast dir den Kopf an der Bühnenkante angeschlagen. Es könnte sein, dass du eine Gehirnerschütterung hast.“

„Es geht mir jetzt aber besser“, protestierte sie und versuchte erneut, sich zu befreien. „Du kannst mich jetzt absetzen. Sofort!“

„Ich glaube kaum, dass du es die Treppe hochschaffst in deinem Zustand. Und wir müssen hier so schnell wie möglich raus. Also hör auf, so zu zappeln, denn ich werde dich nicht runterlassen“, entgegnete er entschieden und stieß die Tür zum Dach auf. „Und wenn es dir nicht gefällt, getragen zu werden, dann sei nächstes Mal nicht so tollpatschig, und falle dort, wo du weich landest.“

„Wo ist Joe? Ich brauche Joe!“

„Das glaube ich dir gern“, gab Rowan spöttisch zurück, als sie in die strahlend helle Sonne Kaliforniens traten. „Keine Sorge, er kommt gleich nach und bringt dir deine Sachen.“

„Meine Sachen? Warum das?“

„Ich erkläre dir alles, wenn wir in der Luft sind“, gab er knapp zurück. Sein kühler Blick glitt über ihr Gesicht, ihren Hals und hinab zum Ansatz ihres Dekolletés. „So leicht, wie du glaubst, bist du gar nicht.“

Ehe sie reagieren konnte, waren sie auch schon am Helikopter angelangt. Der Pilot sprang heraus, um ihnen die Tür zu öffnen, und Rowan ließ Logan auf einen der Passagiersitze sinken, wo sie sich sofort umwandte, um nach Joe zu sehen.

„Logan“, rief Joe ihr entgegen, während er über das Dach des Hochhauses zu ihnen lief.

Doch Rowan blockierte sofort die Tür, um zu vermeiden, dass Joe ihr zu nahe kam. „Geben Sie mir ihre Sachen, und treten Sie zurück“, forderte Rowan ihn auf.

Doch Logan beugte sich vor, um nach Joes Arm zu greifen. „Kümmerst du dich um die Sachen zuhause, Joe? Bitte?“

Joes dunkle Augen fixierten sie. „Wohin fliegt ihr? Wann bist du wieder da?“

„Sie wird dich anrufen“, sagte Rowan trocken. „Und jetzt geh bitte.“

„Das Event morgen …“, rief Logan ihm verzweifelt hinterher.

Joe wandte sich um und nickte. „Ich kriege das schon hin. Keine Sorge.“

Und dann stieg Rowan in den Helikopter, und sie hoben vom Boden ab. Unter sich sahen sie, wie Joe rückwärts lief, um dem heftigen Wind der Rotorenblätter zu entkommen.

„Ein netter Junge“, bemerkte Rowan lächelnd. „Ein wenig jung, aber sicher lernfähig.“

Aufgebracht funkelte Logan ihn an. „Er ist nicht mein Freund.“

„Dein Liebhaber oder was auch immer.“ Er zuckte die Schultern. „Es geht mich auch gar nichts an, was du mit dem Geld deines Vaters machst …“

„Ich besitze nicht einen Penny vom Geld meines Vaters!“

„Tut mir leid. Es war ja auch gar nicht sein Geld. Seine ergaunerten Millionen meinte ich.“

Logan presste die Lippen fest aufeinander und wandte den Blick ab. Ihre Augen brannten, und sie hatte einen üblen Geschmack im Mund. Wie sie Rowan hasste … Sie konnte es gar nicht in Worte fassen.

Und dann beugte er sich über sie, um ihren Sitzgurt zu prüfen und die Schultergurte über ihrer Brust festzuzurren.

Als seine Finger unter die Gurte und über die Wölbung ihrer Brüste glitten, sog sie scharf die Luft ein.

„Zu eng?“, erkundigte er sich und sah sie fragend an, während Logan errötete, als sie spürte, dass ihre Brustwarzen unter seinen Händen ganz hart wurden.

„Mit deinen Fingern darin ja“, stieß sie hervor. Ihr ganzer Körper schien auf einmal zu glühen. Der feine Stoff ihres cremefarbenen Kleids war so dünn, dass ihr keine seiner Berührungen entging.

Schweigend zog er seine Hände zurück und strich dabei über ihre aufgerichteten Nippel.

Plötzlich wurde sie von Erinnerungen überflutet – seine Lippen auf ihren Brüsten, wie er sie abwechselnd leckte und an ihren erregten Spitzen saugte, bis sie kam.

Ihre heftige Reaktion hatte seinen Appetit geweckt. Ein einziger Orgasmus reichte ihm nicht. Also widmete er sich mit aller Hingabe ihrem Körper und zeigte ihr all die verschiedenen Arten, wie sie zum Höhepunkt kommen konnte. Es war eine ebenso schockierende wie aufregende Erfahrung für sie gewesen. Und sie war überwältigt gewesen von dem Genuss, aber auch davon, seine Nähe zu spüren. Sie fühlte sich so gut mit ihm. So sicher. Alles was er tat, schien irgendwie richtig zu sein, denn sie vertraute ihm …

Doch solche Gedanken waren jetzt überhaupt nicht angemessen. Logan biss sich fest auf die Unterlippe, um sich zu stoppen. Es war nicht der richtige Moment. Nicht jetzt, wo ihr der Kopf dröhnte und der Helikopter fast senkrecht in die Höhe stieg und sich so schnell vom Dach des alten Park Plaza Hotels entfernte, dass sich ihr der Magen umdrehte.

Stöhnend legte sie die Hand an ihre Schläfe und spürte klebriges Blut an ihren Fingern. Angestrengt kämpfte sie gegen Übelkeitsgefühle an. „Ich weiß ja, dass geheime Rettungsaktionen dein Spezialgebiet sind, aber ist eine Flucht mit dem Hubschrauber nicht etwas übertrieben?“

Wortlos drückte Rowan ihr ein Taschentuch in die Hand, damit sie sich das Blut von den Fingern wischen konnte. Es überraschte sie kein bisschen, dass ihre Bemerkung ihn kalt ließ. Schon damals hatte er keinen Humor gehabt, warum sollte er jetzt anders sein?

„Aber was tut man nicht alles, um einen Hauch von Hollywood zu erleben?“, fügte sie hinzu, um ihn noch weiter zu reizen. Sie wusste, er hasste diese oberflächliche Welt des Showbusiness. Rowan Argyros sah zwar aus wie ein männliches Topmodel, aber er hatte, wie sie nach ihrer Begegnung erfahren hatte, bereits eine beeindruckende Karriere beim Militär hinter sich und sowohl der US Navy als auch der Royal Navy gedient, ehe er sein eigenes privates Unternehmen gegründet hatte. Ein Unternehmen, in das ihr Bruder erheblich investiert hatte, schließlich wollte er den besten Schutz für sein griechisches Frachtunternehmen Xanthis Shipping.

Noch viel verstörender war die Tatsache gewesen, dass Morgan und Drakon so gut mit Rowan befreundet waren. Nicht nur das, sie schwärmten regelmäßig in den höchsten Tönen von ihm. Es erschien ihr nicht fair, dass er Morgan dafür vergeben konnte, dass sie eine Copeland war, ihr jedoch nicht.

„Schau mal nach unten“, forderte Rowan sie nun auf und deutete auf die Straßen unter ihnen. „Dieser Mob da unten hat auf dich gewartet.“

Der Anblick der riesigen Menschentraube vor dem Eingang des Hotels entsetzte sie. Die Leute drängten sich auf den Treppenstufen, vor dem Eingangsportal und draußen auf dem Parkplatz. Es war tatsächlich ein Mob. Und sie hatten ihr höchstpersönlich aufgelauert.

„Warum sind sie nicht reingekommen?“, erkundigte sie sich.

„Ich habe die Eingangstür mit einer Kette gesichert. Hoffentlich findet dein Joe den Schlüssel, sonst wird er wohl erst einmal eine Weile da drin bleiben müssen.“

Logans Augen weiteten sich vor Schreck, dann kramte sie hastig in ihrer Tasche und zog ihr Handy heraus. „Wo hast du die Schlüssel hingelegt? Joe kann da nicht drin bleiben …“

„Richtig, du hattest ihm ja aufgetragen, bei dir zuhause nach dem Rechten zu sehen.“ Aufmerksam beobachtete er sie unter schweren Lidern. „Was für ein guter Junge.“

Logan ignorierte ihn und tippte eine schnelle Nachricht an Joe ein.

Doch ehe sie auf den Senden-Knopf drücken konnte, hatte Rowan ihr das Handy auch schon aus der Hand genommen.

Fast hätte sie ihn getreten. „Was ist bloß los mit dir? Warum bist du so hasserfüllt?“

„Ach Babe, es ist ein wenig spät, um Opfer zu spielen, meinst du nicht?“

Wütend wandte sie den Blick ab und sah aus dem Fenster, um ihn nicht anschauen zu müssen. Die Gefühle wirbelten wie wild in ihr durcheinander, sie nahm gar nicht wahr, was sie da draußen sah. „Wo bringst du mich hin?“

„An einen sicheren Ort. Weit weg von diesen Medienleuten.“

„Gut. Wenn es ein sicherer Ort ist, dann wirst du also nicht dort sein.“ Demonstrativ verschränkte sie die Arme vor der Brust und schluckte hart. „Und mein Vater? Ist er wirklich tot?“

„Ja.“

Prüfend sah sie ihn an. Rowan erwiderte ihren Blick, in seinen grünen Augen lag ein leicht spöttischer Ausdruck. „Falls es dir damit besser geht …“, fügte er hinzu und verzog die Lippen zu einem angedeuteten Lächeln, „… es war ein natürlicher Tod.“

Das Blut schoss ihr in die Wangen, und ihr Gesicht brannte. Er war noch viel schlimmer als in ihrer Erinnerung. Wie konnte das nur sein? „Natürlich geht es mir damit besser.“

„Weil du so eine verantwortungsbewusste Tochter bist.“

„Tu nicht so, als hättest du das geringste Mitleid mit ihm“, schnappte sie.

„Habe ich garantiert nicht. Er hat alles verdient, was ihm widerfahren ist, und noch viel mehr.“

Wie sie Rowan hasste. Fast so sehr, wie sie ihren Vater hassen sollte, der sie alle betrogen hatte – nicht nur die Copelands, sondern auch Hunderte seiner Kunden. Sie hatten ihm alle vertraut, und er hatte sie eiskalt ausgeraubt. Und dann war er einfach geflohen. Statt sich zu stellen und Verantwortung für seine Verbrechen zu übernehmen, hatte er die Segel gesetzt und war mit seiner Jacht davongesegelt. Monate später war er von Piraten vor der Küste von Afrika überfallen und als Geisel entführt worden. Über mehrere Monate hatten die Kidnapper mehr und mehr Geld gefordert. Nur Morgan war bereit gewesen, das Lösegeld zu zahlen, aber das war wieder eine andere Geschichte.

Sosehr sie jedoch mit den kriminellen Aktivitäten ihres Vaters haderte, sie wollte auf keinen Fall, dass er litt. Vielleicht hasste sie ihn doch nicht so sehr, wie sie dachte. „Er ist also weder ermordet noch gequält worden“, stieß sie schließlich hervor.

„Nicht am Ende, nein.“

„Also wurde er gequält.“

Ihre Blicke trafen sich. „Sagen wir es so – es war sicher kein Picknick für ihn.“

Für einen langen Moment hielt sie den Atem an und sah ihm mit wild pochendem Herz in die Augen. Sie sah viel mehr, als sie sehen wollte …

Und dann schloss sie die Augen, weil sie etwas anders sehen konnte.

Die Zukunft.

Ihr Vater war also tot und würde nie für seine Verbrechen angeklagt werden. Der Hass der Menschen auf ihn jedoch blieb. Sie wollten Blut sehen. Und da Daniel Copeland nicht mehr da war, würden sie sich an seine fünf Kinder wenden. Sie selbst würde mit all dem Hass schon irgendwie fertigwerden – schließlich hatte sie sich bereits daran gewöhnt –, aber ihre Tochter war gerade einmal zwei Jahre alt. Ein Baby, das sich gegen die Gewalt fremder Menschen überhaupt nicht wehren konnte.

„Ich muss nach Hause“, rief sie erstickt. „Jetzt sofort.“

Unauffällig hatte Rowan die wechselnden Emotionen beobachtet, die sich auf ihrem Gesicht abzeichneten. Sie hatte ein wunderschönes Gesicht. Er hatte noch nie eine Frau getroffen, die so schön war wie sie. Dieses lange dicke honigblonde Haar, die weit auseinanderliegenden blauen Augen, die perfekt geschwungenen Augenbrauen, die vollen rosigen Lippen über dem resolut wirkenden Kinn.

Und dann ihr Körper …

Er hatte sie angebetet, diese Kurven. Und sogar geglaubt, er hätte sie gefunden. Seine Traumfrau.

Umso wütender war er gewesen, als er herausgefunden hatte, wer sie war. Denn mit ihr hatte er etwas gefühlt, was er gar nicht für möglich gehalten hatte. So viel Zärtlichkeit und eine Art inniger Verbindung, die er so nicht kannte. Was zunächst bloß eine heiße Nacht hätte werden sollen, hatte sich zu einem höchst persönlichen und emotionalen Erlebnis entwickelt. Sie hatten nicht nur miteinander geschlafen – sie hatten sich geliebt.

Und dann hatte sich das Blatt schlagartig gewendet, als er den Stapel Post auf ihrem Küchentresen entdeckt hatte. Rechnungen. Zeitungsabonnements.

Logan Copeland.

Logan Copeland.

Logan Lane Copeland.

Autor

Jane Porter
Bereits in der Grundschule schrieb Jane ihr erstes Manuskript: Es war 98 Seiten lang und wurde von einem Jungen in ihrer Klasse zerrissen. Jane weinte, der Junge musste die zerrissenen Seiten zusammenkleben und kam mit einer Verwarnung davon, während Jane fürs Schreiben im Unterricht bestraft wurde und so lernte, dass...
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