Eine Nacht voller Sünde

– oder –

Im Abonnement bestellen
 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen des Chatsfield in London.

Nach einer geplatzten Hochzeit, an der Libby Lancaster als Gast hatte teilnehmen wollen, strandet sie allein und ohne Zimmer im legendären Chatsfield. Entschlossen, das Beste aus der Situation zu machen, schlüpft sie in das Designerkleid und die High Heels ihrer umschwärmten Cousine. Nur ein einziges Mal will sie nicht die Brave, sondern ein böses Mädchen sein, das eine sündige Nacht mit dem sexy Prinzen Lucaj verbringt. Doch was wird passieren, wenn es Mitternacht schlägt und ihr Märchen endet?


  • Erscheinungstag 21.06.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733769314
  • Seitenanzahl 50
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Lucaj bemerkte die junge Frau in der Bar sofort. Sie saß allein da, mit dem Rücken zur Tür. Also wartete sie entweder auf Freunde, ihren Ehemann oder einen Geliebten. Ihre angespannte Haltung ließ vermuten, dass sie keine Frau war, die regelmäßig allein edle Bars besuchte.

Langsam betrat er den Raum, um sich die Frau näher anzusehen. Sie waren sich schon einmal begegnet, obwohl er bezweifelte, dass sie sich an ihn erinnerte. Er war gerade im Hotel angekommen, und sie hatte an der Rezeption gestanden und versucht zu verstehen, warum das luxuriöse Chatsfield, das bekannt war für seine Effizienz und Diskretion, ihre Zimmerreservierung nicht berücksichtigt hatte.

Dass sie ihm aufgefallen war, hatte verschiedene Gründe. Eigentlich war sie nicht sein Typ, aber sie hatte eine natürliche Attraktivität mit den zerzausten Haaren und dem offenen, ungeschminkten Gesicht. Was ihn jedoch wirklich beeindruckt hatte, war ihr Verhalten. Obwohl sie nach einer langen Reise erfahren hatte, dass kein Zimmer für sie reserviert worden war, hatte sie Beherrschung gezeigt und ein hohes Maß an Diplomatie. Und jetzt hatte sie ihren Kaufhaus-Look abgelegt und gegen ein Outfit vertauscht, das nach Geld schrie. Lucaj war fasziniert. In weniger als einer Stunde hatte sie sich in einen wunderschönen Schmetterling verwandelt. Wer würde da nicht neugierig werden?

Privilegien. Reichtum. Status. Und dazu noch Selbstbewusstsein. Das ist es, was die Hotelgäste vom Chatsfield von anderen abhebt, dachte Libby. Als sie einen Blick von sich in dem vergoldeten Spiegel erhaschte, der über der edwardianischen Bar hing, hätte sie beinahe aufgelacht. Sie passte hervorragend in dieses Ambiente – aber nur, weil sie ein Kleid ihrer Cousine trug. Erstaunlich, was eine äußerliche Veränderung bewirkte. Und es amüsierte sie, dass einige Meter geschickt zugeschnittener Seide und ein Paar High Heels aus einer Maus einen Vamp machten.

Doch sie unterdrückte ihr Lachen, denn es war in dieser zurückhaltend opulenten Hotelbar sicher nicht gern gesehen, wenn man hemmungslos loslachte. Außerdem hatte sie für einen Tag schon für genug Aufregung im Chatsfield gesorgt.

Wegen ihres Zimmers hatte es einige Verwirrung gegeben. Genauer gesagt hatte man für Libby entgegen ihrer Buchung kein Zimmer reserviert, weil die Hochzeit, zu der sie gekommen war, abgesagt worden war. Etwa zur gleichen Zeit, als Libby den letzten Platz im Flugzeug nach London bekommen hatte – eingequetscht zwischen zwei sehr großen Männern hinten im Flieger in der Economy Class –, war das Brautpaar verschwunden. Dann gab es noch eine Verwechslung wegen Libbys Koffer, der mit Lucinda und den anderen, die sich die absurde Bezeichnung Harem zugelegt hatten, vorausgefahren war. Die weiblichen Partygäste dieser äußerst prominenten Hochzeit fanden es witzig, sich so zu nennen, weil der verschwundene Bräutigam ein Scheich war.

Lucinda war eine enge Freundin der Braut Tahara, die sich zum Entsetzen aller ebenfalls aus dem Staub gemacht hatte. Also würden sie sich nicht wie vorher abgemacht zu einer Party in London treffen, bevor sie in das fabelhafte Wüstenkönigreich Zeena Sara von Scheich Sayed weiterreisten. Darum waren die Mädels inzwischen weitergezogen, vom Chatsfield, wo die Hochzeit hatte stattfinden sollen, nach Monte Carlo. Laut Lucindas letzter SMS – in der übrigens auch stand, dass sie sofort ihre neuen Designeroutfits brauchte – wollten die Freundinnen der Braut dort ihren Kummer über die geplatzte Hochzeit in rosafarbenem Champagner ertränken.

Die Angestellten an der Rezeption hatten Libby mit offenem Mund angestarrt, als sie den jungen Frauen erklärte, wer sie war.

„Und wir dachten, wir wären den Harem los“, flüsterte ein hübsch gekleidetes Mädchen hinter der Rezeption ihrer Kollegin wenig diskret zu. „Was sollen wir denn jetzt mit der hier machen?“

Leise unterhielten sich die beiden Frauen weiter. Offensichtlich war noch eine der Notunterkünfte im Hotel frei. Verstohlene Blicke in Richtung Libby ließen vermuten, dass die Angestellten hofften, den ungebetenen Gast mit diesem Vorschlag schnell loszuwerden. Doch Libby dachte gar nicht daran. Schließlich musste sie irgendwo schlafen, und die Notunterkunft war in Ordnung für sie. Zumindest kostete das Zimmer nicht viel. Inzwischen war Libby klar, dass die Angestellten im Chatsfield glaubten, dass der Harem ein Teil der Bonbontüte an Vergnügungen war, die der Scheich sich gönnte – und dass Libby das kleinste Bonbon war, das man zurückgelassen hatte.

Nichts könnte weiter entfernt von der Wahrheit liegen. Hart arbeitend, ein bisschen altmodisch und gezwungen, ihr Geld zusammenzuhalten und zu sparen, so könnte man Libby am besten beschreiben. Sie arbeitete für ihre Cousine Lucinda, die Libby gebeten hatte, als PA ihr Leben zu organisieren. Im Gegenzug dafür, dass Libby ihre Cousine rund um die Welt begleitete, was einer endlosen Folge gesellschaftlicher Ereignisse und Partys gleichkam, bezog Libby ein kleines Gehalt. Allerdings vergaß Lucinda regelmäßig, sie zu bezahlen. Doch da Libby als Kind Waise geworden und bei Lucindas Eltern aufgewachsen war, wollte sie ihre Cousine nicht um Geld bitten. Das kleine Erbe ihrer Eltern war in ihr Studium der Betriebswirtschaft geflossen. Und da sie keine weitere finanzielle Unterstützung bekam, war Libby froh über diese Arbeit und hatte gern die Rolle des Mädchens für alles für ihre Cousine übernommen.

Nachdem sie in dem winzigen Bad ihres Hotelzimmers geduscht hatte, rief Libby ihre Cousine an, um nach ihrem Koffer zu fragen. „Da er in Monte Carlo ist, habe ich mir überlegt …“

Weiter kam sie nicht. Lucinda mochte schusselig sein, aber sie hatte ein Herz so groß wie Texas. „Aber natürlich – nimm dir von meinen Sachen, was dir gefällt. Wie wäre es mit dem marineblauen schmalen Seidenkleid? Du wirst umwerfend darin aussehen, Lib. Außerdem haben wir fast die gleiche Schuhgröße.“

„Und es macht dir wirklich nichts aus?“

„Du kannst wohl kaum draußen in Bademantel und Hotelpantoffeln herumlaufen. Und versprich mir eins, Libby Lancaster. Du wirst den Abend nicht auf deinem Zimmer verbringen. Ich habe so ein schlechtes Gewissen, weil ich dich gebeten habe, mir noch andere Kleider herauszusuchen. Und dann hast du auch noch deinen Flug verpasst. Aber es ist alles in Ordnung gegangen, oder? Hast du dir einen Platz in der First Class genommen, wie ich es dir gesagt habe?“

„Du weißt doch, dass ich dein Geld nicht für so etwas aus dem Fenster werfen würde.“

„Dann zieh das Kleid an. Ich befehle es!“, beharrte Lucinda. „Und behalte es, genau wie die Schuhe. Die Absätze sind übrigens ein Wahnsinn.“

„Wenn du meinst.“

„Trägt die Queen blaue Schlüpfer?“

„Luce, ich habe keine Ahnung …“

„Amüsier dich! Du verdienst eine Belohnung für die ganze Arbeit bei mir. Und verkriech dich heute Abend nicht in deinem Zimmer. Kapiert?“

„Aye, aye, Käpt‘n.“

So war Libby zu ihrem Auftritt gekommen. Nach dem Telefonat hatte sie ehrfürchtig Lucindas Koffer mit dem Monogramm geöffnet. Libby wusste genau, was er enthielt, da sie den Koffer selbst gepackt hatte.

Allerdings gab es ein Problem. Ihre eigene Unterwäsche hing im Bad zum Trocknen. Und Lucindas winziger Tanga würde sie in zwei Stücke schneiden. Außerdem hätten ihre Brüste garantiert keinen Platz in den lächerlich kleinen Streifen aus Seide und Bändern, die im Lucinda-Land als BHs galten.

Keine Unterwäsche tragen?

Entweder das oder auf dem Zimmer bleiben. Aber was hatte sie Lucinda versprochen?

Das Kleid, das Lucinda vorgeschlagen hatte, rutschte wie ein Versprechen auf Glamour und einen aufregenden Abend aus dem Seidenpapier. Libby hatte kaum gewagt, es anzuziehen – vor lauter Angst, dass sich ein Absatz durch den Saum bohren oder sie etwas Klebriges darauf verschütten würde.

Doch da es keine Alternative gab …

Ich werde einfach vorsichtig sein, sagte Libby sich, als sie atemlos vor Aufregung vorsichtig in die raschelnde Seide stieg.

Es fühlte sich wunderbar an. Sie wirkte größer, zog den Bauch ein und straffte die Schultern, so wie Lucinda es ihr immer befohlen hatte. Unmöglich, ein Kleid wie dieses zu tragen und sich in einer Ecke zu verstecken, dachte Libby, als sie über die nachtblaue Seide strich. Also würde sie eine Rolle spielen und Selbstbewusstsein zeigen. Das Kleid ließ ihr keine andere Wahl. Die langen, glänzend schwarzen Haare hatte sie zu einem lockeren Knoten hochgesteckt, außerdem hatte sie Lipgloss aufgetragen und einen Hauch Parfüm. Anschließend sah sie sich in dem großen Spiegel im Bad an, in der Hoffnung auf eine Veränderung zum Besseren.

Und tatsächlich.

Sie hatte sich von einer Maus in ein … nun ja … vielleicht Meerschweinchen verwandelt. Aus nichts wird nichts, wie ihre geliebte alte Großmama immer zu sagen pflegte.

Nach einer Viertelstunde beschloss Libby, dass sie lange genug gezögert hatte, und steckte sich eine der kostenlosen Zeitschriften des Hotels in die Tasche. Hinter ihr könnte sie sich verstecken, falls die neue Version der Libby Lancaster bei den anderen Hotelgästen durchfiel. Sie tastete nach dem vierblättrigen Kleeblatt, das sie immer an einer dünnen Kette um den Hals trug, und atmete tief durch. Im Stillen versprach sie ihrer Mutter, die ihr das Kleeblatt geschenkt hatte, und auch Lucinda, deren Kleidung sie trug, dass sie beide nicht enttäuschen würde.

In der Lobby wurde sie magisch von der schummrig erleuchteten Bar angezogen. Und – welche Überraschung – noch mehr von einer unauffälligen Ecke, ihr übliches Ausweichmanöver, wenn Lucinda und ihre Freundinnen wieder einmal über die Stränge schlugen. Doch heute Abend passierte etwas Verrücktes. Vielleicht liegt es an den neuen Schuhen? überlegte Libby und streckte einen Fuß aus, um den Schuh anzusehen. Sicher bewegte sie sich vollkommen anders darin. Die Schuhe gaben ihr Selbstvertrauen. Lucinda hatte recht. Die Absätze waren phänomenal, und sie verdienten es, richtig zur Geltung gebracht zu werden. Statt also in die Ecke zu gehen, stolzierte sie direkt zur Bar und setzte sich auf den einzigen noch freien Barhocker.

Alles in Ordnung, sagte sie sich zum wiederholten Mal, während ihr Herz vor Angst schneller schlug. Bestimmt würde sie sich bald beruhigen. Kein Mensch hier kannte sie, also war sie ein völlig unbeschriebenes Blatt mit einer fantastischen Garderobe. Warum also sollte sie nicht so tun, als wäre Selbstbewusstsein ihr zweiter Vorname? Für einen Abend konnte sie Lucinda sein.

„Möchten Sie einen Drink, Madam?“

„Äh … hm …“ So viel zum Selbstbewusstsein. Sie war schon bei der ersten Hürde gescheitert. Ihre Wangen brannten, während der Barmann sie geduldig ansah. Schnell warf sie einen Blick auf die Batterie von Flaschen in dem Regal an der Wand und wartete auf eine Eingebung. Von der Hälfte der Drinks hatte sie noch nie etwas gehört, und der Rest sah für sie aus wie Lebensmittelfarbe und nicht wie etwas, das man gern trinken würde.

„Limonade, bitte. Mit einem Spritzer Limette.“

Superstart. Lucinda hätte um Champagner gebeten – und nicht nur um ein Glas. Wie sich herausstellte, nützte auch das positive Denken nichts, denn sie errötete trotzdem vor Verlegenheit. Doch sie konnte es nicht riskieren, in diesem Kleid zu schwitzen.

„Ihr Drink, Madam …“

„Danke.“ Der Drink wurde in einem wunderschönen Glas serviert. Libby stürzte den Inhalt auf einmal herunter. Sie brauchte etwas, um ihre Hände zu beschäftigen und um sich davon abzuhalten, sie ständig vor Verlegenheit ineinander zu verhaken.

„Sie sehen aufgewühlt aus“, bemerkte eine tiefe Stimme mit leichtem Akzent. „Darf ich Sie zu einem weiteren Drink einladen?“

Autor

Susan Stephens
<p>Das erste Buch der britischen Schriftstellerin Susan Stephens erschien im Jahr 2002. Insgesamt wurden bisher 30 Bücher veröffentlicht, viele gehören zu einer Serie wie beispielsweise “Latin Lovers” oder “Foreign Affairs”. Als Kind las Susan Stephens gern die Märchen der Gebrüder Grimm. Ihr Studium beendete die Autorin mit einem MA in...
Mehr erfahren

Entdecken Sie weitere Bände der Serie

Die Chatsfield-Dynastie: Staffel 2