Flitterwochen mit Hinternissen

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Eine hoch verschuldete Hotelerbin und ein attraktiver millionenschwerer Hotelbesitzer, der sein Image aufpolieren will - beste Voraussetzungen für eine äußerst zweckmäßige Vernunftehe. Aber schon Alex’ heißer Verlobungskuss erweckt in Emma ziemlich unvernünftige Gefühle. Und spätestens nach dem leidenschaftlichen Zwischenspiel am Strand beginnt Emma zu hoffen: Kann aus ihrer ""Geschäftsverbindung"" doch noch eine Liebesbeziehung werden? Ein Anruf unterbricht ihre Flitterwochen - und holt Emma jäh in die Wirklichkeit zurück: Hat Alex ihr seine Gefühle nur vorgespielt?


  • Erscheinungstag 17.09.2007
  • Bandnummer 1477
  • ISBN / Artikelnummer 9783863490546
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Barbara Dunlop

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1. KAPITEL

Eigentlich sollte ich nervös sein, dachte Emma McKinley, als sie aus dem Fahrstuhl trat. Dies war immerhin das Stockwerk, in dem sich die Verwaltungsräume der Garrison-Hotelkette befanden. Die letzten Tage waren jedoch so aufreibend gewesen, dass sie vollkommen erschöpft war und sich noch nicht einmal mehr aufregen konnte.

Alles hatte damit angefangen, dass ihr Vater vor wenigen Wochen überraschend gestorben war. Den nächsten Schlag hatte das Schicksal ihr versetzt, als sie die Bücher der kleinen, aber feinen Hotelkette, deren Inhaber ihre Familie war, durchgesehen und einen Berg Schulden entdeckt hatte. Aber das Gespräch, das sie am vergangenen Abend mit ihrer Schwester geführt hatte, war die Krönung.

Seit diesem Augenblick beherrschte sie nur noch ein Gedanke: Ich werde es Alex Garrison so schwer wie irgend möglich machen! Und auf keinen Fall würde sie dem seltsamen Angebot des Chefs der Garrison-Hotels zustimmen, das der ihrer Schwester zur Rettung des Familienunternehmens gemacht hatte.

Emma war noch nie auf diesem Stockwerk gewesen, denn es hatte bisher keinen Grund gegeben, mit ihrem schärfsten Konkurrenten zu sprechen. Sie klemmte sich ihre Tasche fester unter den Arm und ging mit schnellen Schritten den Korridor entlang. Dabei behielt sie die Doppeltür am Ende des Flurs, die direkt in Alex Garrisons Allerheiligstes führte, fest im Visier.

Von den neugierigen Blicken, die ihr aus den kleinen offenen Büros zugeworfen wurden, an denen sie vorbeiging, ließ sie sich nicht irritieren. Niemand machte Anstalten, sie aufzuhalten oder sie nach ihren Wünschen zu fragen. Das war ihr nur recht, denn sie würde sich auf keinen Fall von ihrer Absicht abbringen lassen. Auch wenn sie keinen Termin hatte, sie hatte das moralische Recht, mit dem Chef persönlich zu sprechen. Und zwar sofort.

Wie konnte er es wagen, sich an ihre Schwester Katie heranzumachen, nur wenige Wochen nach der Beerdigung ihres Vaters, und sie dann auch noch mit versteckten Drohungen und unverschämten Vorschlägen einzuschüchtern?

Emma holte tief Luft und stieß sie empört wieder aus. Vielleicht war sie doch nicht so frei von Emotionen, wie sie gedacht hatte.

„Entschuldigen Sie bitte, Ma’am“, kam es leise, aber bestimmt von links. Emma drehte sich um. Der Flur weitete sich hier zu einem edel ausgestatteten Empfangsbereich. Ohne zu antworten ging sie weiter.

Noch fünf Meter, vier …

„Ma’am!“ Die junge Frau war hinter ihrem Schreibtisch aufgestanden und blickte Emma streng an.

Noch drei Meter, zwei …

„Sie können nicht einfach …“

Emma stieß schwungvoll die Doppeltür auf.

Um einen runden Konferenztisch saßen vier Männer in dunklen Anzügen. Wie auf Kommando drehten sie sich gleichzeitig um und starrten Emma an. Die beiden älteren hoben indigniert die buschigen Augenbrauen. Der dritte Mann schien von ihrem Überfall eher amüsiert zu sein. Er war jung und blond, hatte strahlend blaue Augen und grinste, als sei er froh über die Unterbrechung.

Der vierte Mann stand hastig auf und stieß dabei seinen Ledersessel zurück. Er hatte dunkles Haar und dunkelgraue Augen. Seine Haltung sagte Emma sehr deutlich, dass er von ihrem Überfall alles andere als begeistert war.

„Entschuldigen Sie, Mr. Garrison.“ Die Sekretärin stand dicht hinter Emma und rang hilflos die Hände. „Ich habe versucht, sie zurückzuhalten, aber …“

„Danke, Simone.“ Alex Garrison hielt seinen Blick aus schiefergrauen Augen weiter auf Emma geheftet. „Ja, bitte?“, fragte er dann mit eisiger Höflichkeit. „Was kann ich für Sie tun?“

Emma umklammerte den Riemen ihrer Schultertasche fester. Auch sie ließ Alex Garrison nicht aus den Augen. Sie spürte, wie wieder Zorn in ihr aufstieg. „Haben Sie wirklich geglaubt, dass ich Ihnen das durchgehen lasse?“ Ihre Stimme klang ebenso kalt wie seine.

Der Sekretärin stockte vor Schreck der Atem.

„Wie Sie zweifellos sehen können“, sagte Alex, ohne auf Emmas Bemerkung einzugehen, „stecken wir mitten in einer Besprechung.“

„Das ist mir vollkommen egal, und wenn Sie …“

„Wenn ich Sie bitten dürfte, mit meiner Sekretärin einen Termin zu vereinbaren.“

„Ich denke nicht daran!“

„Dann kann ich Sie nur auffordern, den Raum zu verlassen.“

„Wissen Sie überhaupt, wer ich bin?“

„Nein.“

„Sie lügen.“

„Soll ich den Sicherheitsdienst rufen?“, warf Simone schnell ein.

Alex hob kurz die Augenbrauen und blickte Emma weiterhin an. Plötzlich wurde ihr klar, dass er wirklich nicht wusste, wen er vor sich hatte. Wie war das möglich? Sicher, Katie war diejenige, die von der Werbeagentur für die Prospektfotos ausgewählt worden war und die auf der Website die „McKinley Inns“ repräsentierte. Dennoch …

„Brauchen wir den Sicherheitsdienst?“, fragte Alex.

„Ich bin Emma McKinley.“

Sie sah, wie sich seine Nasenflügel kurz weiteten. Nach einer Weile, die Emma wie eine halbe Ewigkeit vorkam, griff er langsam nach seinem goldenen Füllfederhalter, schraubte ihn zu und schob ihn in die Brusttasche seines Maßanzugs. Die dunkelrote Seidenkrawatte schimmerte dezent, als er sich dann zu seiner vollen Größe aufrichtete.

„Bitte entschuldigen Sie mich, meine Herren“, sagte er. „Ich werde wohl fünf Minuten für Miss McKinley erübrigen müssen.“

Die drei Männer standen auf, aber Alex hob die Hand. „Das ist nicht nötig. Miss McKinley und ich werden nach nebenan in den Konferenzraum gehen.“

Er wies auf eine breite Eichentür und ließ Emma den Vortritt.

Sie durchquerte das imposante Büro, umfasste den goldenen Knauf und stieß die schwere Tür auf. In der Mitte des Konferenzraums stand ein langer polierter Tisch. Zwanzig Stühle mit dunkelrotem Lederpolster umstanden das offensichtlich kostbare Möbelstück. Von den großen Panoramafenstern aus hatte man einen atemberaubenden Blick über Manhattan, das in der Augustsonne zu glänzen schien.

Emma hörte, wie sich die Tür mit einem leisen Klick schloss, und wandte sich um.

„Unser Gespräch kann sehr kurz sein“, sagte Alex langsam. „Das hängt nur von Ihnen ab.“ Er machte einen Schritt auf Emma zu und blieb dann abwartend stehen.

Er war größer, als sie vermutet hatte, und wirkte beinahe bedrohlich mit den breiten Schultern und dem kräftigen Oberkörper. Im Sonnenlicht traten seine markanten Gesichtszüge noch mehr hervor, das kräftige Kinn, die zusammengepressten Lippen, die grauen Augen, die sie kalt musterten.

Sicher gibt es nur wenige Menschen, die es mit ihm aufnahmen und hinterher noch lachten, schoss ihr durch den Kopf. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass er das Kind reicher Eltern war, wäre sie ohne zu zögern davon ausgegangen, dass er sich in seiner Jugend in Straßengangs durchsetzen musste.

Trotz dieser Einschätzung war sie fest entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Er würde weder ihre kleine Schwester noch das Familienunternehmen in seine Gewalt bekommen, dafür würde sie sorgen. „Katie wird Sie auf keinen Fall heiraten“, platzte sie heraus.

„Nein? Ich vermute, das wird Katie entscheiden müssen.“

„Haben Sie denn gar keinen Anstand? Unser Vater ist doch gerade erst gestorben.“

„Das ändert nichts an Ihrer finanziellen Situation.“

„Damit werde ich schon fertig.“ Hoffentlich. Immerhin besaß die Familie noch ein Anwesen auf Martha’s Vineyard, einer sehr begehrten und teuren Wohngegend, auf das sie eine Hypothek aufnehmen konnten.

Alex legte den Kopf leicht schräg und lächelte mitleidig. „Ich kann dafür sorgen, dass Sie binnen vierundzwanzig Stunden Ihre Schulden begleichen müssen. Können Sie das Geld so schnell aufbringen?“

Emma schwieg. Er wusste sehr gut, dass sie mehr Zeit brauchte. Schon bis sie geklärt hatte, wo ihr Vater überall Schulden hatte, würden Wochen vergehen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, ihre Brust verenge sich, und sie holte angestrengt Luft. Es war nicht fair, dass ihr Vater so früh sterben musste. Er fehlte ihr sehr.

„Miss McKinley?“

Emma schrak zusammen. „Warum interessieren Sie sich eigentlich so brennend für unsere Hotels?“

Zu der Hotelkette der Garrisons gehörten Dutzende von Häusern, größer und luxuriöser als die der McKinleys, die nur eine ganz bestimmte Klientel bedienten. Garrison dagegen konnte es mit den größten internationalen Anbietern aufnehmen.

„Soll das ein Witz sein?“

„Sehe ich aus, als würde ich Witze machen?“

„Wir sind wie alle Unternehmen an Expansion interessiert. Und da bietet sich jetzt mit Ihren Hotels eine gute Gelegenheit.“

„Und dabei gehen Sie über Leichen, ja?“

Das, was man dem Mann nachsagte, stimmte offensichtlich. Obgleich die Presse in letzter Zeit sanfter mit ihm umging, ließ Emma sich nichts vormachen. Er war ein kaltherziger Geschäftsmann, der Firmen schluckte und dabei auf die schwierige Situation der Eigentümer keine Rücksicht nahm. Im Gegenteil, er nutzte sie zu seinem Vorteil aus.

Alex trat dichter an Emma heran und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Offenbar hat Katie Sie nicht richtig informiert. Ich bin derjenige, der Ihnen einen Gefallen tut.“

Das ging zu weit. Emma blickte ihn furchtlos an. „Indem Sie meine Schwester heiraten und sich unser Unternehmen aneignen?“

„Nein. Indem ich Ihr Unternehmen vor dem Bankrott bewahre. Sie sind zahlungsunfähig, Miss McKinley. Wenn ich ‚McKinley Inns‘ nicht übernehme, tut es ein anderer. So funktioniert das System nun mal.“

„Vielen Dank für die Aufklärung.“

Er verzog kurz die Mundwinkel. „Wie ich die Sache sehe, können Sie dabei nur gewinnen.“

„Und wie ich die Sache sehe, müssen wir dabei verlieren.“

„Aber nur, weil Sie unrealistische Flausen im Kopf haben und nicht praktisch denken können.“

„Zumindest habe ich noch eine Seele und Gefühle.“

„Soviel mir bekannt ist, braucht man in New York keine Seele, um Geschäfte zu machen.“

„Katie heiratet Sie jedenfalls nicht!“

„Hat Sie Ihnen denn erklärt, was alles davon abhängt?“

Ja, das hatte Katie getan. Alex Garrison wollte die McKinley-Kette übernehmen. Aber da er in den letzten Jahren sehr viel Geld ausgegeben hatte, um sein Image in der Öffentlichkeit aufzupolieren, wollte er jetzt nicht wieder alles zerstören, indem er für alle deutlich sichtbar ihre Notlage ausnutzte. Also gab es nur einen Weg, er musste eine der Schwestern heiraten, um an das Familienunternehmen zu gelangen. Eine große Hochzeit, ein glückliches Paar, das würde ganz nebenbei auch noch seinem Ruf guttun.

„Ja.“

„Dann wissen Sie, dass die Hälfte des Unternehmens in Ihrem Besitz bleiben würde.“ Alex schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. „Im Grunde bin ich verrückt, dass ich das mache.“

„Sie kaufen sich also quasi eine Frau?“

„Wenn Sie so wollen, ja.“

Emma verschlug es die Sprache.

„War’s das dann?“, fragte er.

Was sollte sie denn tun? Was konnte sie tun? Sollte sie irgendeine Drohung ausstoßen? Wütend davonstürmen? Ihm schwören, dass er das Familienunternehmen nie in die Hand bekäme, obgleich sie genau wusste, dass sie gar nichts dagegen tun konnte?

Alex entging ihr Zögern nicht. „Keiner wird dabei verlieren“, sagte er. „Das Ganze wird großes Aufsehen erregen, und das wird Garrison und McKinley nützen. Die Presse liebt solche Geschichten. Zwei Erben lieben sich und heiraten, zwei Vermögen fallen zusammen. Wir werden ein paar Interviews geben, am besten natürlich weiblichen Reportern, die kriegen bei so etwas gleich feuchte Augen.“

Emma sah ihn fassungslos an. „Wissen Sie eigentlich, was Sie da sagen?“

„Wieso?“

„Finden Sie nicht, dass sich das Ganze sehr berechnend und kaltherzig anhört?“

„Nein. Keinem wird wehgetan. Wie ich schon sagte, alle können dabei nur gewinnen.“

„Und was ist mit Katie? Und mit David?“

„David? Wer ist David?“

„David ist Katies Freund. Ein sehr netter und liebevoller junger Mann, den sie seit sechs Monaten kennt. Sie brechen ihm das Herz, mal ganz abgesehen von der Demütigung.“

Alex schwieg kurz, und Emma bemerkte so etwas wie Mitgefühl in seinem Blick. Doch dann straffte er sich wieder und sah sie kühl an. „Er wird darüber hinwegkommen. Er kann sie dann ja später heiraten, wenn sie wieder ein Vermögen hat.“

Emma starrte ihn an und brachte kein Wort heraus.

„Und was ist mit Ihnen?“, fragte Alex in diesem herrischen Ton, der sie rotsehen ließ.

„Ich bin sehr verärgert.“ Die Untertreibung des Jahrhunderts.

„Ihr Gemütszustand interessiert mich nicht. Sind Sie mit jemandem liiert?“

„Nein.“ Was ging ihn das an?

„Dann ist ja alles bestens.“

„Wieso?“

„Dann heirate ich Sie.“

„Was?“ Emma griff hinter sich und bekam glücklicherweise eine Stuhllehne zu fassen. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Alex Garrison stand da, als ob es die normalste Sache der Welt wäre, ihr einen solchen Vorschlag zu machen.

„Im Grunde ist es gleichgültig, welche Schwester ich heirate“, fuhr er seelenruhig fort. „Ich hatte nur erst an Katie gedacht, weil sie …“

„… die hübschere ist.“ Emma ließ die Lehne wieder los und richtete sich gerade auf. Aus irgendeinem Grund schmerzte es sie besonders, dass Alex so etwas sagte. Nicht, dass es sie erstaunte. Jeder sah, dass Katie hübscher war als sie. Aber Alex traf so gnadenlos ins Schwarze, dass es kein Entrinnen gab.

„Das habe ich nicht …“

„Ich heirate Sie nicht, und Katie heiratet Sie auch nicht.“

„Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als Sie in Ihr finanzielles Unglück laufen zu lassen. Damit haben Sie überhaupt nichts gewonnen.“

„Sie irren sich. Ich werde mich gleich dransetzen und versuchen, unsere finanzielle Situation in den Griff zu bekommen.“

Wieder lächelte er, diesmal belustigt. „Viel Vergnügen! In diesem Fall werde ich mein Angebot vierundzwanzig Stunden aufrechterhalten.“

Emma drehte sich um und ging hoch erhobenen Hauptes auf die zweite Tür in dem Raum zu. Ihre stolze Haltung war nur Bluff, das wusste sie, und das wusste auch er. Schon das würde sie ihm nie verzeihen.

„Bemühen Sie sich nicht“, sagte sie knapp. „Das wird nicht nötig sein.“

Alex folgte ihr. „Was meinen Sie, wollen wir uns nicht duzen, da wir doch so oder so bald verwandt sind? Ich bin Alex … Emma.“

Emma hörte, wie er mühsam das Lachen unterdrückte und wäre vor Wut fast geplatzt. Dennoch, als er ihren Namen aussprach, durchfuhr es sie heiß. Sie drehte sich jedoch nicht um.

Nachdem die Besprechung zu Ende war und die beiden Rockwell-Brüder gegangen waren, wandte Ryan Hayes sich an Alex: „Ich vermute, du hast alle Einzelheiten mit ihr besprochen?“

Alex schloss die Akte, die vor ihm lag, und strich nachdenklich über den glatten Einband. „Nicht ganz.“

„Nicht ganz? Was meinst du damit?“

Alex seufzte leise. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. Gunters Plan wirkte immer lächerlicher, je länger er darüber nachdachte. „Die Einzelheiten haben wir noch nicht festgelegt.“

„Aber du wirst heiraten?“

„Ja, ja, ich werde mich bemühen!“, gab Alex verärgert zurück.

Ryan hob warnend einen Zeigefinger. „Du weißt genau, dass aus dem Deal nichts wird, wenn du nicht eins der McKinley-Mädchen heiratest. Mann, Alex, ist dir nicht klar, dass die Presse uns vierteilen wird, wenn wir den Laden einfach so schlucken?“

Alex presste die Lippen zusammen. Er hatte die Sache von allen Seiten beleuchtet. Wenn es nach ihm ginge, würde er einfach das Konkursverfahren einleiten lassen und dann die verdammte Firma übernehmen. Sie waren doch nicht die Heilsarmee, hier ging es schließlich ums Geschäft.

Aber Ryan und Gunter hatten große Aktienanteile an der Garrison-Hotelkette, und er konnte ihre Meinung nicht einfach übergehen. Beide waren davon überzeugt, dass seine brutale Art, Geschäfte zu machen, letzten Endes dem Unternehmen schadete. Sie waren der Ansicht, dass dadurch nicht nur die Moral ihrer Angestellten untergraben wurde, sondern der schlechte Ruf minderte auch ihre Expansionsmöglichkeiten.

Also zwangen sie ihn, sich in der Öffentlichkeit lammfromm zu verhalten, und er hatte keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Es würde noch so weit kommen, dass er vor der Presse Babys küssen musste und alten Damen über die Straße half. Es war zum Verrücktwerden!

Alex knirschte mit den Zähnen. „Warum heiratest du sie denn nicht?“, stieß er leise hervor.

„Weil ich im Gegensatz zu dir kein Imageproblem habe“, gab Ryan sofort zurück. „Außerdem bin ich nicht der Chef und trete der Öffentlichkeit gegenüber nicht als derjenige auf, der die Geschäfte von Garrison führt. Seit die Firma in der Presse wieder besser dasteht, sind die Gewinne um fünfzehn Prozent gestiegen. Das sollte dir zu denken geben.“

„Das muss nichts mit meinem veränderten Image zu tun haben.“ Alex war noch nicht bereit zu akzeptieren, dass die Firma die Gewinnsteigerungen dem neuen Bild verdankte, das er seit einiger Zeit der Öffentlichkeit bot.

„Was sind denn nun die Einzelheiten?“, fragte Ryan.

„Was für Einzelheiten?“

„Was muss noch mit Katie besprochen werden?“

„Nichts. Es geht nicht mehr um Katie, sondern um Emma. Und sie hat sich noch nicht entschieden.“ Hatte er wirklich innerhalb von achtundvierzig Stunden zwei verschiedenen Frauen einen Heiratsantrag gemacht?

Ryan runzelte die Stirn. „Ich dachte, du wolltest die Hübsche heiraten?“

„Die Hübsche hat Nein gesagt. Deshalb habe ich Emma gefragt. Sie hat keinen festen Freund.“

„Das kann ich mir vorstellen!“

Alex warf Ryan einen bösen Blick zu. Sicher, Emma war auf den ersten Blick nicht so hübsch wie Katie, aber deshalb brauchte Ryan nicht ausfallend zu werden. „Was soll das denn heißen?“

„Na ja, sie macht einen energischen und sehr unweiblichen Eindruck. Beinahe ein bisschen bedrohlich.“

Alex stand auf. „Schlappschwanz.“ Emma war nicht unweiblich und wirkte auf ihn auch nicht bedrohlich. Sie war frustriert und in Panik. Was für ihn und seine Pläne eigentlich nur von Vorteil sein konnte.

Auch Ryan erhob sich. „Die eine Schwester oder die andere, mir egal. Das ist deine Sache. Entweder es klappt mit der Heirat, oder aus der Fusion wird nichts.“

Das kam nicht infrage. Schließlich besaßen die McKinleys ein Traumgrundstück direkt am Strand von Kayven Island. Das war ein Vermögen wert, sowie der geplante Ausbau der Kaianlagen publik wurde, der es in Zukunft auch Kreuzfahrtschiffen ermöglichte, dort anzulegen. Aus dem Deal musste einfach etwas werden.

„Was sollen wir bloß tun?“ Katie blickte Emma angstvoll an. Die beiden Schwestern saßen im Restaurant ihres Hotels in der Fifth Avenue. Die tief hängende Lampe spiegelte sich im Fenster, das auf den dunklen Park hinausging.

„Ich weiß es nicht“, sagte Emma ehrlich. „Morgen früh muss ich mich erst einmal mit der Bank in Verbindung setzen.“

„Was willst du ihnen denn sagen?“

„Wir werden die Hypotheken umschichten müssen, eventuell auch das Grundstück auf Martha’s Vineyard als Sicherheit nutzen.“

„Aber das kann nicht klappen, das weißt du doch genau.“

Emma schwieg, denn Katie hatte recht. Die Schulden, die ihr Vater hinterlassen hatte, waren viel zu hoch, da nützte das Grundstück auch nichts mehr. In den letzten Jahren war es für ihre Hotels nicht so gut gelaufen. Die Belegung war nicht ausreichend gewesen, die allgemeinen Kosten stiegen. Hinzu kam, dass ihr Vater große Hemmungen hatte, Leute zu entlassen. Außerdem hatten sie gründlich renovieren müssen in einigen ihrer Häuser in den Skigebieten. Da aber die letzten beiden Winter ausgesprochen schneearm gewesen waren, hatten sie die Kosten noch nicht wieder hereingeholt.

Ihnen stand das Wasser bis zum Hals, und Alex Garrison wusste das. Der Mann ging zwar über Leichen, aber er war nicht dumm.

„Ich werde ihn heiraten müssen“, sagte Katie tonlos und ließ den Kopf hängen.

„Und was ist dann mit David?“

„Ich muss es ihm irgendwie erklären.“

Emma nahm einen Schluck von ihrem Martini. „Und wie? ‚Tut mir leid, Liebster, aber ich muss jemand anderen wegen seines Geldes heiraten.‘ So etwa?“

„Nein, so sage ich das natürlich nicht. Ich werde schon einen Weg finden.“

„Es gibt keinen. Du kannst ihm nicht den Laufpass geben und es für ihn wie einen Glücksfall klingen lassen.“

„Was soll ich denn dann tun? Heirate du doch Garrison!“

Da die Kellnerin gerade den Salat brachte, antwortete Emma nicht sofort. „Immerhin habe ich keinen festen Freund“, sagte sie dann leise.

Katie hob den Kopf. Ihr Gesicht hellte sich auf. „Bedeutet das, du würdest es tun?“

„Nicht unbedingt.“ Emma starrte ins Leere. Es musste doch einen Ausweg geben. „Wir können das nicht …“ Sie presste kurz die Lippen zusammen. „Es ist unmöglich. Die Vorstellung, wir müssen tun, was dieser Kerl will, macht mich ganz krank.“

„Immerhin bliebe uns dann die Hälfte des Unternehmens.“

Stimmt. Emma nahm wieder einen Schluck. Wenn Alex dagegen das Konkursverfahren anstieß, konnten sie von Glück sagen, wenn ihnen ein einziges Hotel bliebe.

Wenn sie nur mehr Zeit hätten. Wenn sie nur jemanden wüssten, der für sie bürgte. Wenn ihr Vater nur noch am Leben wäre.

Zu dritt waren sie ein gutes Team gewesen. Sie hatten früher schon schwierige Zeiten durchgemacht, und mit ihres Vaters Hilfe hätten sie auch hier einen Weg aus dem Dilemma gefunden.

„Emma?“

Emma fuhr hoch, griff nach ihrer Gabel und stocherte im Salat auf ihrem Teller herum. „Ja?“

„Wir müssen zum Gericht gehen.“

„Um unseren Bankrott zu erklären?“ In Emmas Augen blitzte es zornig auf. Nein, nie und nimmer. Sie würden nicht aufgeben. Nicht, wenn es noch die Möglichkeit gab, wenigstens etwas zu retten.

Sie mussten auf Alex Garrisons Vorschlag eingehen. Denn wenn sie das nicht taten, würden sie sozusagen auf der Straße sitzen, und Garrison würde sofort anfangen, das Lebenswerk ihres Vaters zu demontieren.

Wenn sie dagegen sein Angebot akzeptierten, gab es immerhin eine Chance. Vielleicht würden ihre Hotels in den nächsten Jahren gut laufen, sodass sie Alex Garrison auszahlen konnten.

Außerdem hatte sie, Emma, keinen Freund, dem sie das Herz brechen würde, wenn sie Alex heiratete. Es sah auch nicht so aus, als stünden die Männer in naher Zukunft bei ihr Schlange. Sie sah eher durchschnittlich aus und hatte sich ganz auf den Beruf konzentriert. Und wenn man wie sie die Hälfte des Jahres sowieso auf Reisen war, gab es wenig Gelegenheit, eine enge Verbindung zu knüpfen.

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