Freundschaft mit sexy Extras

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Spontan vereinbart Bradley mit seiner besten Freundin Elizabeth: Wenn beide mit dreißig immer noch Single sind, werden sie Freunde mit sexy Extras. Ein erregender Plan mit ungeahnten Folgen für alle Beteiligten …


  • Erscheinungstag 23.11.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783751505185
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Elizabeth Anders streifte die High Heels von den Füßen. Das flackernde Kerzenlicht in ihrem Büro spiegelte sich im Lack des Art déco-Schreibtisches wieder. Plötzlich überlief sie ein Schauer. War noch jemand im Zimmer? Sie konnte zumindest niemanden sehen. Doch sie fühlte sich nicht bedroht, sondern war elektrisiert. Sie kannte die im Schatten verborgene Person.

Es war Bradley Hunt. Ihr bester Freund und der Mann, auf den sie insgeheim scharf war. Sie hielt ihn sich jedoch vom Leib, weil sie sich nicht durch Sex den Kopf verdrehen lassen wollte. Dazu waren die Ziele zu wichtig, die sie verfolgte. Zudem war er ein Playboy. Er arbeitete hart und gönnte sich viel Vergnügen. Er war nicht der Typ Mann, an dem sie jemals interessiert sein könnte. Aber …

Er gab sich gern unbekümmert und lässig. Der leichte Dreitagebart und die braunen Haare, die ihm bis zum Kragen reichten, verstärkten diesen Eindruck. Aber wenn es ums Geschäft ging, war er genauso energisch und engagiert wie sie. Der Hauptunterschied bestand darin, dass sie für eine exklusive Luxushotelkette arbeitete und er sein eigener Chef war.

Als er ins Licht trat, ließ Elizabeth den Blick über seine muskulöse Brust und den Waschbrettbauch wandern. Ihr stockte der Atem. Wie ein Blitz durchzuckte die Erregung ihren Körper. Auch wenn sie sich noch so oft sagte, dass sie nur Freunde waren – sie sehnte sich verzweifelt nach mehr. Bereits seit der ersten Begegnung wollte sie ihn. An diesem warmen, sonnigen Tag hatte er mit nacktem Oberkörper vor dem Studentenwohnheim gestanden und ihr angeboten, beim Einzug zu helfen.

Jetzt, als Bradley sie in die Arme nahm und an sich zog, stiegen all die Empfindungen und Gefühle von damals wieder in ihr auf. Er küsste sie heiß und sinnlich, um ihren Widerstand zu brechen. Sie wusste es besser, als vor Lust dahinzuschmelzen. Aber einmal wollte sie all das vergessen und die Leidenschaft ausleben, die er in ihr weckte.

Langsam strich er mit den Lippen über ihren Hals. Erregt versuchte sie, näher an ihn heranzurücken. Aber er ließ es nicht zu. Sie konnte nur die Hitze seines Körpers, seinen Atem und seine Lippen auf der Haut spüren. Warum berührte er sie nicht? Elizabeth sah ihm in die haselnussbraunen Augen, die jetzt fast schwarz wirkten.

„Bist du sicher?“, fragte er heiser.

Darüber zu reden, ob es klug war, was sie taten, war das Letzte, was sie wollte. Sie nahm seine Hand und legte sie auf eine ihrer Brüste.

Bradley seufzte tief, als er sanft zupackte. „Heb den Stoff der Bluse hoch.“

Zuerst streichelte er sinnlich ihre Brüste. Dann zeichnete er immer kleiner werdende Kreise um ihre Brustwarzen und zupfte an ihnen. Ihr wurde so heiß, dass sie die Schenkel öffnete, als er über ihren Bauch und den Venushügel strich.

Buzz! Buzz! Buzz!

Elizabeth schreckte aus dem Schlaf hoch, als das Handy vibrierte, das auf ihrem Nachttisch lag. Sie seufzte. Offenbar hatte sie im Traum heißen Sex mit Bradley Hunt gehabt. Das ergab Sinn. Vor fünf Jahren hatten sie sich ein einziges Mal geküsst. Dieser leidenschaftliche Kuss hatte sie total angetörnt. Dennoch hatte sie es nie zu mehr kommen lassen.

Sie warf einen Blick auf das Display. Bradley hatte ihr ein Selfie geschickt, auf dem er ihr entgegenlächelte. Dieser Mann hatte ein riesengroßes Ego. Stöhnend griff sie nach dem Handy. Zuerst hatte sie gedacht, dass sie seinen Anruf durch ihren heißen Traum heraufbeschworen hätte. Aber dann hatte die Realität Einzug gehalten. Er rief nur zurück, weil sie ihm eine Nachricht hinterlassen hatte. „Weißt du, wie spät es ist?“

„Entschuldige. Ich bin in London. Ich kann mich nie daran erinnern, wie groß der Unterschied zwischen mitteleuropäischer und nordamerikanischer Rocky-Mountain-Zeit ist.“

„Sieben Stunden, Trantüte“, meinte Elizabeth. „Du bist ein millionenschwerer Geschäftsmann, reist herum, um auf der ganzen Welt weitere Läden für Sportbekleidung und Sportartikel zu eröffnen, und weißt nicht einmal, wie spät es ist?“

„Ich weiß, wie spät es ist. Es geht nur um die Zeitzonen. Auf jeden Fall wollte ich der Erste sein, der dir zu deiner Beförderung gratuliert. Denn deine Freunde rufen bestimmt nicht zu nachtschlafender Zeit an, sondern warten bis morgen.“

„Aber nicht mein bester Freund, der Hallodri.“ Sie unterdrückte einen Seufzer. Halb hatte sie gehofft, dass er anriefe, weil sie vor fünf Jahren vereinbart hatten, unter bestimmten Bedingungen Freunde mit gewissen Extras zu werden. Doch offensichtlich erinnerte er sich nicht daran.

„Ich mag es, der Erste zu sein.“

Wie wahr. Bradley hatte schon von Anfang an mit ihr in Konkurrenz treten wollen und sie herausgefordert, wer von ihnen beiden die besseren Zensuren bekäme – und sie war darauf eingegangen. In ihm hatte sie einen Kumpel gefunden, mit dem sie sich messen konnte und der wie sie unbedingt gewinnen wollte. Wenn die Dinge anders lägen …

Er riss sie aus ihren Gedanken. „Bist du wieder eingeschlafen?“

„Nein, natürlich nicht.“

„Was ist dann, Lizzie?“

„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mich nicht Lizzie nennen sollst?“ Sie schindete Zeit. Wie sollte sie etwas zur Sprache bringen, über das sie vor so langer Zeit geredet hatten? Im Gegensatz zu ihr hatte Bradley ihre damalige Vereinbarung höchstwahrscheinlich vergessen.

„Unzählige Male. Aber mir gefällt es. Lizzie passt zu dir.“

„Mein Chef wäre anderer Meinung.“

Lars Usten, ehemaliger Olympiateilnehmer und Besitzer der Hotelkette Lars Usten Lodge and Spa nannte sie stets nur Elizabeth.

„Er kennt dich nicht wirklich.“

„Aber du glaubst, mich wirklich zu kennen?“ Sie bezweifelte, dass Bradley jemand anders als sich selbst jemals viel Aufmerksamkeit schenkte. Er flirtete gern, war witzig und viel zu sehr von sich eingenommen – das hatte sie jedenfalls immer geglaubt.

„Ja, ich kenne dich wirklich.“

„Großspurig und arrogant wie immer. Okay, du Teufelskerl. Beweise es.“

„Ich weiß, dass du jetzt Geschäftsführerin bist und damit dein berufliches Ziel erreicht hast. Ich weiß, dass du an Silvester dreißig Jahre alt wirst und wir folgende Abmachung haben: Wenn wir beide im Alter von dreißig Jahren noch Singles sind …“ Er ließ die Worte in der Luft hängen.

Elizabeth lag immer noch erregt von dem Traum in ihrem Bett und schüttelte den Kopf darüber, dass Bradley ihr zuvorgekommen war. Sie wollte sauer auf ihn sein, musste jedoch lachen. Zum ersten Mal war sie froh darüber, ihm unterlegen zu sein. Wie immer stellte er sich jeder Herausforderung – was ihr gefiel. „Ich war nicht sicher, ob du dich daran erinnerst“, gestand sie.

„Wie könnte ich das vergessen? Ich stehe seit Jahren auf dich. Aber du bist immer auf Abstand gegangen.“

„Bei all den Frauen, die um dich herumgeschwirrt sind, war schwer auszumachen, dass du mich willst“, scherzte sie.

Er lachte. „Der Punkt geht an dich. Willst du es also immer noch auf einen Versuch ankommen lassen?“

Im Alter von zwanzig Jahren hätte Elizabeth nie eine solche Dummheit begangen. Dazu war sie zu zurückhaltend und zu sehr auf ihre Karriere konzentriert gewesen. Doch jetzt hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie hatte alles, was sie immer gewollt hatte – außer einem Lover. Und der Playboy und Witzbold Bradley … Nun, er törnte sie an wie kein anderer Mann und könnte offensichtlich ihr gehören.

Sie wollte, dass er vorübergehend ein Teil ihres Lebens würde, um das sexuelle Verlangen zu befriedigen, das sie nachts wachhielt. Abgesehen davon, dass er sehr überzeugend und männlich war, hatte sie immer ein Kribbeln im Bauch gespürt, wenn er sie angerufen hatte oder ins Zimmer gekommen war. „Willst du es?“, spielte Elizabeth den Ball zurück.

„Ich habe es angesprochen. Muss ich wirklich derjenige sein, der zuerst Ja sagt?“

„Ja.“ Sie musste in dieser Angelegenheit sehr vorsichtig sein, weil sie nicht wollte, dass ihre Freundschaft darunter litt. Ihre Freundschaft hielt schon so lange und war so eng wie nur wenig andere Beziehungen in ihrem Leben. Vielleicht war er doch nicht so egozentrisch, wie sie immer hatte glauben wollen.

Ihre Freundinnen zogen sie im Gegensatz zu ihm immer damit auf, dass sie beruflich zu engagiert wäre. Vielleicht weil sie tatsächlich immer von ihrer Arbeit abgelenkt war. Zudem hatten fast all ihre Freundinnen inzwischen geheiratet und eine Familie gegründet. Deswegen war sie mehr in den Hintergrund getreten. Dieses geordnete Leben mit Ehemann und Kindern war irgendwie nicht ihre Sache.

„In Ordnung. Ich will mich mit dir verabreden und herausfinden, ob aus unserer Freundschaft mehr werden kann.“ Bradley machte eine Pause. „Und falls nicht, will ich die Frage, die mir nicht aus dem Kopf geht, endlich ad acta legen können.“

„Welche Frage geht dir nicht aus dem Kopf?“ Elizabeth versuchte, sich cool zu geben. Diese mögliche Affäre war wie eine geschäftliche Vereinbarung. Doch tief in ihrem Herzen wusste sie, dass es mehr war.

„War dieser Kuss nur ein Glückstreffer, oder stimmt wirklich die Chemie zwischen uns?“

„Oh, ich glaube, dieser Kuss war wirklich heiß. Heißer kann ein Kuss nicht sein.“

Bradley Hunt lehnte sich auf seinem Sitz in der Abflughalle des Flughafens London Heathrow weiter zurück. Er stellte sich vor, dass Elizabeth die blonden Haare über die Schultern fielen und die blaugrünen Augen ein wenig verschlafen wären. Vermutlich trug sie einen Pyjama, der ihren Körper vom Hals bis zu den Füßen verhüllte.

Sie war so zugeknöpft. Doch das war nur der äußere Schein. Sie brauchte einen Liebhaber, der sie daran erinnerte, dass sie jung war. In ihren schönen Augen hatte er gelegentlich eine Leidenschaft aufblitzen sehen, die er zum Leben erwecken wollte. Aber sie hatte ihn immer zurückgewiesen.

Zum ersten Mal waren sie sich vor dem Studentenwohnheim der University of Texas begegnet. Mit der Pferdeschwanzfrisur und der großen Hornbrille hatte sie so verdammt niedlich ausgesehen, dass er einen Annäherungsversuch gestartet hatte. Aber sie hatte ihm einen Korb gegeben – was für ihn eine Herausforderung gewesen war.

Seitdem spielten sie dieses Spielchen. Elizabeth hatte es jedoch einfach ignoriert. Bis sie vor fünf Jahren in leicht beschwipsten Zustand diese süße Abmachung getroffen hatten. An diesem unvergesslichen Abend auf der Hochzeitsfeier ihrer jüngeren Schwester hatte es so ausgesehen, als ob er endlich eine Chance bekäme, der Anziehungskraft zwischen ihnen auf den Grund zu gehen.

Aber sie hatte sich damals nach einer gerade erst überstandenen, schmerzhaften Trennung von ihrem damaligen Freund einsam, verlassen und bedürftig gefühlt. An diesem Abend hatte Bradley einen Blick hinter ihre Fassade werfen dürfen. In diesem Moment hatte sich etwas in ihm geändert. Am Ende hatte er sie nicht verführt. Er wäre sich wie ein Schuft vorgekommen, wenn er ihre Situation ausgenutzt hätte.

Er wollte mit der kämpferischen und selbstsicheren Elizabeth ins Bett gehen. Jetzt war sie die jüngste Geschäftsführerin der Lars Usten Corporation und in Bestform. Er war sehr stolz auf sie und hatte sie nie mehr gewollt. Aber er musste sie bezüglich seiner Gefühle und dem, was er wirklich wollte, im Unklaren lassen. „Wieso glaubst du, dass die Chemie zwischen uns wirklich stimmt?“

„Weil du dich anderenfalls nicht immer noch in meiner Nähe herumtreiben würdest.“

Gegen seinen Willen musste Bradley lachen. „Wie wahr. Und du würdest nicht mitten in der Nacht mit mir telefonieren, wenn du mich nicht wolltest.“

„Ich leugne es ja nicht. Ich habe mehr als einmal an diesen Kuss auf Marinas Hochzeitsfeier gedacht.“

„Und ich muss jedes Mal, wenn ich Schokoladenkuchen esse, daran denken, wie er damals auf deinen Lippen geschmeckt hat“, gab er zu.

„Ich auch“, sagte Elizabeth weich. „Also: Tust du – tun wir – das wirklich?“

„Was?“ Bradley konnte nicht widerstehen, sie zu necken.

Sie räusperte sich. „Du weißt schon … Versuchen wir es, Freunde mit gewissen Extras zu sein?“

„Ja, ich will es“, sagte er ernst. „Du hast dein Karriereziel erreicht, und mein Geschäft läuft wie geschmiert. Nichts kann uns mehr aufhalten.“ Er hatte sein Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut und durch harte Arbeit einen Kunden nach dem anderen gewonnen.

Elizabeth holte tief Luft. „Es geht nur um Sex, richtig? Du weißt, dass ich immer noch nicht an einer dauerhaften Beziehung interessiert bin.“

„Ja.“ Fürs Erste. Er wäre nicht zufrieden, bevor sie ihm nicht mit Leib und Seele gehörte. Aber im Moment genügte ihm eine Affäre unter Freunden. Er hörte das Rascheln der Laken, als sie sich auf die andere Seite drehte. Ihm wurde heiß. Er stellte sich vor, dass sie nur einen durchsichtigen, schwarzen Slip trüge. Wenn er jetzt bei ihr wäre, würde er mit einer Hand ihre Handgelenke hinter ihrem Rücken festhalten und ihr immer näher kommen. Aber er würde sie nicht berühren, bis sie um mehr bat, ihn anflehte …

„Bradley?“

Er raufte sich die Haare. Er musste mit ihr schlafen – je eher, desto besser. Damit er aufhören konnte, von ihr zu träumen.

„Ich schlage ein gemeinsames Abendessen vor, wenn du dich von deinem Jetlag erholt hast“, sagte Elizabeth. „In zwei Tagen? Ist das für dich in Ordnung?“

„Ja.“

„Dann können wir über die Einzelheiten unserer Abmachung reden.“

„Lizzie, triffst du wirklich Abmachungen mit den Männern, mit denen du ins Bett gehst? Ich bin kein Wirtschaftsunternehmen, mit dem du zu fusionieren versuchst.“

„Das ist mir bewusst. Wirklich. Aber ich weiß nicht, wie ich diese Sache angehen soll, ohne es als Absprache unter Geschäftspartnern zu betrachten. Ich will nicht …“

„So verletzt werden wie damals, als Ken dich verlassen hat“, beendete Bradley den Satz. Als sie nichts sagte, fragte er sich, ob er zu weit gegangen war. Aber sie waren kein frischgebackenes Paar, sondern kannten die Vergangenheit und die bestgehüteten Geheimnisse des anderen.

Auf gewisse Weise mochte das die Dinge einfacher machen. Dennoch war Elizabeth ihm noch immer ein Rätsel, und er brannte darauf zu erfahren, wie sie im Bett zueinander passten. Wenn bei ihnen nur halbwegs so die Post abginge wie bei diesem Kuss damals und in seinen heißen Sexfantasien, hätten sie eine tolle Zeit zusammen.

„Genau“, meinte sie schließlich. „Was Frauen angeht, warst du nicht gerade zurückhaltend. Du hast einige Herzen gebrochen.“

„Nicht so viele, wie du andeutest. Ich verabrede mich mit Frauen, die wissen, worauf es hinausläuft.“ Er achtete tatsächlich darauf, sich nicht mit Frauen einzulassen, die auf der Suche nach einem Mann fürs Leben waren. Für ihn gab es nur eine Frau, mit der er versuchen wollte, eine wirkliche Beziehung zu führen – und diese Frau war Elizabeth.

„Siehst du? Das zeigt nur, dass ich recht habe. Wer weiß schon, worauf es für dich hinausläuft? Ich will keine Beute deines Jagdfiebers werden, Bradley.“

„Das hört sich schrecklich an. Was auch immer irgendeine Frau dir erzählt haben mag – ich habe nie Beute gemacht. Die Ladies lassen gewöhnlich die Finger von mir, wenn ihnen klar wird, dass sie mich nicht ändern können.“

„Wie kommst du darauf, dass ich dich nicht zu ändern versuche?“

„Du kennst mich bereits, Lizzie, und ich kenne dich. Wir beide gewinnen gern. Ich mache mir nicht vor, dass ein Mann dir jemals wichtiger als dein Job sein könnte. Und du weißt, dass ich die Freiheit haben muss, mein Ding zu machen – was die Arbeit und das Vergnügen angeht.“

„Aber bist du mir treu? Jemanden zu betrügen heißt … nun, jemanden zu betrügen. Ich bin nicht interessiert daran, zu deinem wechselnden Harem zu gehören.“

Da war dieser Anflug von Verletzlichkeit. Die Hinterlassenschaft dieses Bastards. Ken hatte geglaubt, dass Elizabeth wirklich die hartgesottene Frau wäre, die sie im Berufsleben verkörperte und verstehen könnte, dass er Abwechslung im Bett brauchte. Bradley hatte dafür gesorgt, dass Ken bereute, sie betrogen zu haben. „Natürlich mag ich Frauen. Aber du weißt, dass ich einer Frau treu bin, wenn ich mich einmal festgelegt habe.“

„Ja. Du hast sogar mit Samantha Schluss gemacht, nur um mich auf Marinas Hochzeitsfeier küssen zu können.“

Das hatte er vergessen. Die Sache mit Samantha war nichts Ernstes gewesen. Daher war ihm die Trennung nicht schwer gefallen. Außerdem hatte er Elizabeth in diesem Moment so sehr begehrt … „Okay, jetzt kommen wir ein bisschen vom Thema ab. Also: Essen wir übermorgen zusammen zu Abend? Soll ich dich zu Hause oder im Hotel abholen?“

„Im Hotel. Ich muss in Bereitschaft sein.“

Erneut hörte er, dass sich Elizabeth im Bett umdrehte, und stellte sie sich nackt vor. Er unterdrückte ein Stöhnen. „Natürlich.“

„Und, Bradley?“

„Ja?“, fragte er leichthin. Er durfte nicht zu begierig klingen, sonst würde sie den Rückzug antreten. Sie war ihm gegenüber immer auf der Hut gewesen.

„Ich will unsere Freundschaft nicht in Gefahr bringen. Du bist der Einzige, der mich nach Mitternacht anruft. Der Einzige, der sich mit mir misst und es nicht hasst, wenn ich gewinne. Du gibt’s mir das Gefühl, dass ich in Ordnung bin – so wie ich bin. Wenn wir miteinander schlafen, könnte sich das ändern.“

„Wir müssen einfach unser Bestes geben, damit sich das nicht ändert. Ich will dich immer nach Mitternacht aufwecken.“

„Wirklich?“, fragte Elizabeth weich.

„Ja. Das ist die Zeit, in der die Grenze zwischen Realität und Fantasie verschwimmt. Dann sind Anziehungskraft und Verlangen am stärksten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das ändert, nur weil wir das Bett miteinander teilen. Du?“

„Vermutlich nicht, Bradley.“

„Hab ein bisschen Vertrauen. Wir sind beide intelligent und wissen, was wir wollen. Wir tun einander nicht weh. Wir bereiten uns gegenseitig Vergnügen, und unsere Freundschaft wird dadurch noch enger.“

„Du scheinst sehr zuversichtlich zu sein.“

„Bin ich. Vertrau mir.“ Er hatte so lange auf sie gewartet und wusste, dass sie gern die Regeln aufstellte und dazu neigte, Barrieren zwischen ihnen zu errichten. Aber er war ein Mann, der ein Nein nicht gelten ließ. Diesmal hielt nichts und niemand ihn auf – nicht einmal Elizabeth.

Sie seufzte. „Nun, dann sehe ich dich vermutlich bald, Bradley.“

„Definitiv, Lizzie.“

Elizabeth bog mit ihrem SUV auf den Angestelltenparkplatz des Hotels in Park City ein, auf dem eine frische Schneedecke lag. Sie parkte, stieg aus und sah sich verstohlen um, bevor sie ihr Handy herausholte. Sie wollte das Schild fotografieren, das ihren Parkplatz markierte: „Elizabeth Anders – Geschäftsführung“. Am liebsten hätte sie einen Freudentanz aufgeführt.

Das Lars Usten Lodge und Spa Resort war die Idee ihres Chefs, eines zweimaligen Goldmedaillengewinners im Riesenslalom. Die Pisten auf Wasatch Range, einem Gebirgszug der Rocky Mountains, benutzte das US-amerikanische Olympiaskiteam, um zu trainieren. Obwohl diese Pisten immer noch für Snowboardfahrer gesperrt waren, kamen das ganze Jahr über viele Gäste ins Hotel und die dazugehörigen Berghütten.

„Möchtest du, dass ich ein Foto mache, auf dem du neben dem Schild stehst?“

Elizabeth warf einen Blick auf Lindsey Collins, die sie anlächelte. Die Olympiateilnehmerin im Ski alpin arbeitete derzeit als Skilehrerin für das Hotel. Ein schlimmer Sturz bei der Winterolympiade in Sotschi hatte ihre Profikarriere abrupt beendet. „Du hast mich gesehen“, meinte sie verlegen.

„Ja, aber ich fand es süß. Du hast so verdammt hart für die Beförderung gearbeitet, und ich bin stolz auf dich. Also soll ich ein Foto von dir und dem Schild machen?“

„Ja.“ Sie ging zum Schild und sah in die Kamera.

„Schon erledigt“, meinte Lindsey nach einem Moment. „Frühstücken wir zusammen? Ich lade dich zur Feier deiner Beförderung ein.“

„Sehr gern.“ Im Lauf der letzten Monate hatte sich Elizabeth mit Lindsey angefreundet. „Aber zuerst muss ich nachsehen, ob im Hotel alles in Ordnung ist. In einer halben Stunde?“

„Perfekt. Bis dann.“

Als sie das Hotel betrat, wurde sie vom Empfangsportier begrüßt, der bei einem der führenden Hotels in Europa ausgebildet worden war. Lars engagierte nur die besten Leute. Auf dem Weg zum Büro gratulierten ihr alle Mitarbeiter, und sie nahm sich Zeit für jeden einzelnen. Von Lars hatte sie gelernt, dass kleine Gesten den Unterschied zwischen einer guten und großartigen Führungskraft ausmachten.

In ihrem neuen, exklusiv eingerichteten Büro im zweiten Stock hatte Elizabeth einen Blick auf Wasatch Range. Sie ging zum Schreibtisch und schüttelte den Kopf, als sie sich an den aufreizenden Traum mit Bradley in der Hauptrolle erinnerte. Mit den Augen suchte sie das Zimmer ab, weil sie halb damit rechnete, dass er in einer Ecke auf sie wartete. Aber das war Wunschdenken.

Realität war dagegen, dass sie jetzt die Geschäftsführerin des Hotels war. Ihr Vater wäre so stolz auf sie. Er hatte sich immer gewünscht, dass seine beiden Töchter erfolgreich und glücklich würden. Ihr Vater war selbst im mittleren Management tätig und geschäftlich oft unterwegs gewesen, als sie und ihre Schwester aufgewachsen waren.

Sie setzte sich an den Schreibtisch und fuhr ihren Laptop hoch. Nur zehn Minuten später kam ihr Chef ins Büro. Sie stand auf, um den Vorstandsvorsitzenden zu begrüßen. Er war fünfundsechzig Jahre alt, ließ es aber trotz seines Alters nicht wirklich langsamer angehen. Jeden Tag begann er mit irgendwelchen Freiluftaktivitäten. Wahrscheinlich war er deshalb so gesund.

„Guten Morgen, Elizabeth. Bist du bereit für den Morgenbericht?“

„Morgen, Lars.“ Sie gab ihm zur Begrüßung die Hand, bevor sie sich wieder setzte. Auf dem Bildschirm ihres Laptops sah sie, dass der Morgenbericht gerade in ihrer Mailbox eingetroffen war. Schnell überflog sie die E-Mail ihres langjährigen Mitarbeiters und diskutierte den Inhalt mit ihrem Chef.

„Sehr gut“, sagte er schließlich. „Offensichtlich hast du alles unter Kontrolle. Ich denke, dass unsere täglichen Meetings nicht mehr nötig sind. Ein Meeting in der Woche reicht.“

„In Ordnung. Ich weise Paula an, in unseren Kalendern die entsprechenden Änderungen vorzunehmen“, sagte Elizabeth äußerlich ruhig. Aber innerlich jubelte sie. Nach fünf Jahren hatte sie wohl endlich sein Vertrauen gewonnen.

Lars nickte und ging zum raumhohen Panoramafenster. Sie zögerte einen Moment lang, bevor sie ihm folgte. „Ich möchte dich warnen“, sagte er. „Dieser Job hat auch seine Schattenseiten. Du hast hart gearbeitet, um diese Position zu bekommen. Aber jetzt wirst du noch härter arbeiten und deswegen eine Menge opfern müssen.“

„Das ist mir bewusst.“

„Lass es mich zu jeder Zeit wissen, wenn du diese Opfer nicht länger bringen willst.“

„Das passiert nicht“, versicherte Elizabeth ihm.

„Vielleicht siehst du das irgendwann anders“, gab Lars zu bedenken. „Für mich hat das Hotel immer an erster Stelle gestanden.“

„Für mich steht es auch an erster Stelle. Dieser Job ist das Wichtigste in meinem Leben.“

„Das habe ich bemerkt. Aber du läufst Gefahr, genauso zu enden wie ich.“

„Großartig“, meinte Elizabeth. „Ich will erfolgreich sein.“

„Aber du könntest auch allein bleiben. So ein Leben ist nicht für jeden gemacht. Denk einfach daran.“

Als sie nickte, verabschiedete Lars sich und ging. Sie dachte an ihre Verabredung mit Bradley. War es klug, mit ihrem besten Freund eine Affäre zu beginnen? Alles haben zu wollen schien eine große Herausforderung zu sein. Aber ich bin ihr mehr als gewachsen, dachte sie zuversichtlich.

Autor

Katherine Garbera
<p>USA-Today-Bestsellerautorin Katherine Garbera hat schon mehr als neunzig Romane geschrieben. Von Büchern bekommt sie einfach nicht genug: ihre zweitliebste Tätigkeit nach dem Schreiben ist das Lesen. Katherine lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und ihrem verwöhnten Dackel in England.</p>
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