Happy End mit einem Herzensbrecher?

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Mack ist zurück in Moonlight Ridge! Gegen jede Vernunft verspürt Hotelmanagerin Molly ein sinnliches Prickeln, als sie dem sexy Unternehmer seit fünfzehn Jahren zum ersten Mal gegenübersteht. Dabei hat er ihr das Herz gebrochen, als er sie damals ohne Abschied verließ. Doch Mollys Kopf will etwas anderes als ihr Körper. Während sie an Macks Seite im Hotel seines kranken Vaters arbeiten muss, fühlt sie sich insgeheim immer mehr zu ihm hingezogen. Als er sie mit einem hungrigen Kuss überrascht, kann sie nicht widerstehen …


  • Erscheinungstag 15.02.2022
  • Bandnummer 2225
  • ISBN / Artikelnummer 9783751508902
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Er war zurück.

Mack Holloway fuhr sich mit der Hand durch sein schwarzes Haar und rieb sich das stoppelige Kinn, während er seinen Mercedes in die Abzweigung zur alten Forststraße lenkte, etwa eine Meile von Moonlight Ridge entfernt, dem exklusiven Hotel, das seinem Adoptivvater Jameson Holloway gehörte. Dieses Mal kam er nicht nur für eine Übernachtung oder eine Stippvisite nach Hause; er würde ein paar Monate bleiben, und dieser Gedanke schnürte ihm die Kehle zu.

Mack stellte den Motor ab und stieg aus seinem teuren Sportwagen aus. Er schlug die Tür zu und zwang sich, über das Dach des Wagens auf den dichten Kiefernwald zu schauen. Er schluckte, als die Angst ihm die Kehle zuschnürte. Er wollte den kurzen Weg die Straße hinauf nicht gehen, er wollte den Ort, an dem sich sein Leben verändert hatte, nicht sehen. In dieser Nacht hatte er so vieles verloren … seine Familie, Molly … alles, was ihm wichtig gewesen war.

Er schob seine Hände in die Hosentaschen und zwang seine Füße dazu, sich zu bewegen. Er spürte die kalten Finger eines leichten Nebels auf seinem Gesicht. Er wollte sich die Unfallstelle nicht ansehen, aber wenn er eine Weile hier leben wollte, musste er sich der Vergangenheit stellen. Ein leichter Wind wehte durch sein Haar. Nach ein paar Minuten blieb er stehen, sah sich um und stellte fest, dass er genau an der Stelle stand, an der der Pick-up von der Straße abgekommen war. Er versuchte, das Engegefühl in seiner Kehle hinunterzuschlucken.

Aber anstatt diese Nacht von Anfang bis Ende noch einmal zu durchleben, wie er es erwartet hatte, erinnerte er sich nur an die Schreie und an das Aufheulen des Motors. Er hatte die Kontrolle über den Pick-up verloren. Er hatte versagt, als es darum ging, auf seine Brüder Grey und Travis aufzupassen. Er war der Älteste und für sie verantwortlich gewesen.

Diese eine Nacht vor fünfzehn Jahren hatte enorme Auswirkungen gehabt. Er hatte sich für unbesiegbar gehalten, das hatten sie alle, aber diese Nacht hatte ihn gelehrt, dass seine Taten schwerwiegende Folgen haben konnten. Seither handelte er selten spontan und traf keine schnellen Entscheidungen mehr. Ruhig, rational und kontrolliert zu bleiben, war für Mack lebensnotwendig. Es war zu seinem Leitmotiv und seinem Orientierungsrahmen geworden.

Er konnte die Vergangenheit und die dummen Entscheidungen, die er getroffen hatte, nicht rückgängig machen, aber er konnte die Gegenwart beeinflussen und seine Zukunft planen. Um das zu tun, musste er allerdings die Vergangenheit beiseiteschieben und sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren, auf das, was er kontrollieren konnte …

Er war vorübergehend nach Moonlight Ridge zurückgekehrt, weil Jameson – der Mann, der ihn kurz vor seinem achten Geburtstag aus dem Waisenhaus geholt hatte – nach einem Hirnschlag operiert worden war und eine Woche lang auf der Intensivstation im Krankenhaus von Asheville gelegen hatte. Jameson war zwar wieder zu Hause, doch die nächsten Monate würden für seine langfristige Gesundheit entscheidend sein. Für die Genesung seines Adoptivvaters war es wichtig, dessen Stresspegel niedrig zu halten.

Moonlight Ridge war allerdings die Ursache für den Großteil seines Stresses.

Auf dem Weg zurück zu seinem Auto warf Mack einen Blick nach rechts, denn er wusste, dass die Grenze zu Jamesons superluxuriösem Resort nur ein paar Meilen weiter nördlich lag. Das Anwesen war eine Institution in Asheville, North Carolina. Es war der Rückzugsort von Königen und Politikern, Hollywood-Prominenten und Milliardären.

Jameson war als Eigentümer und Betreiber des atemberaubenden Hotels jahrzehntelang das Gesicht von Moonlight Ridge gewesen. Er lebte, um zu arbeiten, und das luxuriöse Resort, in dem er Mack und dessen Brüder großgezogen hatte, war seine Welt. Die Gäste gaben ihm Energie. Er kannte jeden Gast persönlich.

Aber Jamesons individuelle Betreuung der Gäste war aktuell unmöglich, zumindest für die nächsten sechs Monate.

Nach vielen spannungsgeladenen Diskussionen mit seinen Brüdern und mit Jameson selbst waren sie schließlich zu einem Kompromiss gelangt: Jeder von Jamesons Söhnen würde vorübergehend nach Moonlight Ridge ziehen. Mack hatte sich freiwillig für die erste Schicht gemeldet, weil er der Älteste war – obwohl er wusste, wie schwer es sein würde, Molly wiederzusehen. Doch es war das Mindeste, was er tun konnte, um die Schäden, die er angerichtet hatte, wiedergutzumachen.

Mack war sich bewusst, dass eine vollständige Wiedergutmachung nicht möglich war, dennoch musste er sich darum bemühen. Doch er wünschte, Molly würde nicht als Managerin des Moonlight Ridge arbeiten und dort wohnen.

Er hatte Molly noch vor Grey und Travis, seinen Adoptivbrüdern, kennengelernt. Er war acht gewesen und sie, die Tochter von Jamesons Buchhalter, sieben. Ihre blonden Korkenzieherlocken, ihr olivfarbener Teint und ihre faszinierenden hellen, grünblauen Augen hatten ihn sofort verzaubert.

Mollys absolute Furchtlosigkeit gegenüber Jameson, einem großen, stämmigen, dunkelhäutigen Mann – so ganz anders als sein schmächtiger, hinterhältiger leiblicher Vater – hatte Mack geholfen, sich an seinen neuen Vater und dessen viele Regeln und Vorschriften zu gewöhnen. Mit Mollys Hilfe hatte er bald gemerkt, dass Jameson nur bellte, aber nicht biss. In den nächsten Monaten hatte Mack sich immer mehr entspannt und war nach und nach richtig aufgeblüht.

Er hatte Jameson und Molly gehabt und er hatte sich, endlich, geliebt und sicher gefühlt.

Sechs Monate später war Grey zu ihrer kleinen Familie gestoßen und zwei Monate darauf Travis. Sie sähen vielleicht nicht gleich aus, hatte Jameson ihnen gesagt, denn Jameson und Travis waren Afroamerikaner, Grey war weiß und Macks Vater war südkoreanischer Abstammung, aber dass sie seinen Namen annahmen, machte sie zu seinen Kindern. Sie waren nun Holloways, und sie waren eine Familie. Vielfalt sei Stärke, hatte Jameson ihnen gesagt; Unterschiede sollten gefeiert werden.

Jameson hatte immer Kinder gewollt, aber nie die richtige Frau dafür gefunden. Als er gehört hatte, wie schwierig es für ältere Kinder war, ein Zuhause zu finden, hatte er Mack aufgenommen, einen Jungen, der seine Mutter bei der Geburt verloren hatte und von seinem Vater im Alter von sieben Jahren verlassen worden war.

Mack wusste, was für ein Glück er gehabt hatte. Allzu schlecht konnte es auch für Jameson nicht gewesen sein, da er später noch zwei weitere Jungen in Macks Alter adoptierte.

Das erste Jahr, in dem alle drei Jungen versuchten, sich zurechtzufinden und ihren Platz in ihrer neuen Familie zu behaupten, war unglaublich hart gewesen. Sie alle waren misstrauisch und hatten Angst, verlassen und enttäuscht zu werden, und blieben daher am liebsten für sich. Aber Jameson hatte sie fest und sicher durch den Sturm gelenkt, indem er sie immer wieder daran erinnert hatte, dass sie alle nun eine Familie waren und sie sich besser an den Gedanken gewöhnen sollten.

Sie hörten auf ihn und wurden, obwohl sie nicht blutsverwandt waren, im wahrsten Sinne des Wortes Brüder. Fast ein Jahrzehnt lang hatte Mack einen Vater und zwei Brüder gehabt, die, wie er glaubte, alles für ihn tun würden.

Außerdem hatte er Molly gehabt, seinen Nordstern.

Eigentlich war es unvermeidlich gewesen, dass sie irgendwann mehr als Freunde wurden, da sie einander so nahe standen. Die letzten vier Monate an diesem Ort, die sie als Paar miteinander verbracht hatten, waren die besten in Macks Leben gewesen. Sie hatten gelacht, einander geliebt und ihre Sexualität erkundet, überzeugt davon, dass sie den Rest ihres Lebens miteinander verbringen würden.

Doch dann hatte der Unfall seine Familie auseinandergerissen und er hatte zugleich seine älteste Freundin und seine neue Geliebte verloren.

Nach dem Unfall hatte er geglaubt, dass er seine Familie und jede Art von Liebe – auch die von Molly – nicht verdiente. Er hatte Asheville und alles, was er liebte, hinter sich gelassen und alle Verbindungen gekappt. Das war seine Art, sich selbst zu bestrafen, und er war dabei erstaunlich erfolgreich gewesen.

Jahrelang war er nur noch ein wandelndes emotionales Wrack gewesen.

Mack musste sich widerwillig eingestehen, dass er irgendwann nach dem College auf sie hätte zugehen und sich zumindest hätte bemühen können, höflich zu sein. Aber weil er stur, dumm und verängstigt gewesen war, hatte er die Jahre ohne jeglichen Versuch einer Kontaktaufnahme verstreichen lassen. Inzwischen fühlte er sich von ihr genauso entfremdet wie von seinen Brüdern. Hätte er sich früher bemüht, Kontakt aufzunehmen, wäre ihr nun bevorstehendes Treffen nicht im Entferntesten so unangenehm, wie es jetzt zwangsläufig werden würde.

Moonlight Ridge war Mollys Zuhause, wahrscheinlich mehr, als es jemals seines gewesen war. Sie hatte als Kind auf dem Anwesen gelebt, als Teenager für Jameson gearbeitet und war immer der Liebling seines Vaters gewesen, die Tochter, die dieser nie gehabt hatte. Jetzt war sie die Managerin des Moonlight Ridge. Da er Jamesons Aufgaben im Hotel übernehmen würde, würde Mack eng mit seiner Ex-Freundin und Ex-Geliebten zusammenarbeiten. Der Frau, von der er einst gedacht hatte, dass sie irgendwann seine Ehefrau und die Mutter seiner Kinder werden würde.

Großartig.

Mack stieg wieder in sein Auto, aber statt loszufahren, starrte er vor sich hin und fühlte sich nervös, angespannt und so vollkommen anders als der coole, kontrollierte Geschäftsmann, der er normalerweise war. Alles, was er wollte, war, nach Nashville zurückzukehren.

Asheville, Moonlight Ridge, Jameson und Molly standen für Veränderungen, und er wollte keine Veränderungen. Er hatte sich sein Leben eingerichtet und mochte es genau so, wie es war.

Aber er war Jameson etwas schuldig. Er würde alles für den Mann tun, der ihm Liebe, Sicherheit und eine Familie geschenkt hatte, als er sie am meisten gebraucht hatte.

Doch seine Vergangenheit und seine Gegenwart waren im Begriff, aufeinanderzuprallen … und mehr denn je musste Mack die Kontrolle behalten.

Molly Haskell stand am Fenster ihres Büros, den Blick auf die Auffahrt gerichtet. Sie hatte eine kurze Nachricht von Mack erhalten, der ihr mitgeteilt hatte, dass er heute Morgen ankommen würde, und sie verfluchte sich für ihren beschleunigten Herzschlag und ihren trockenen Mund.

Mack hatte sie vor fünfzehn Jahren verlassen, also sollte sie inzwischen doch wohl über ihn hinweg sein. Molly runzelte bei dem Gedanken die Stirn. Sie war über ihn hinweg, natürlich war sie das. Sie weigerte sich, etwas anderes zu sein als über ihn hinweg.

Aber Macks Rückkehr nach Moonlight Ridge würde ihre Arbeit und ihren Plan, das Hotel wiederzubeleben, erschweren – sie durfte sich auf keinen Fall von ihm oder von ihren Gefühlen beeinflussen lassen.

Kurz vor seiner Erkrankung hatte Jameson versprochen, sich ihre Vorschläge anzuhören, um das Hotel zur ersten Adresse im Süden zu machen, aber bevor sie alles besprechen konnten, war er zusammengebrochen und bewusstlos ins Krankenhaus gebracht worden. Sein Hirnschlag hatte sie in Angst und Schrecken versetzt. Sie konnte sich nur noch darauf konzentrieren, ob er sich wieder erholen würde oder nicht. Jetzt, da er außer Gefahr war, konnte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Jamesons geliebtes Hotel richten.

Er war ihr Mentor, ihr zweiter Vater, der Mann, den sie verehrte, liebte und dem sie vertraute, und es gab nichts, was sie nicht für ihn getan hätte, einschließlich der Neubelebung seines Hotels.

Doch als Managerin von Moonlight Ridge hatte sie nicht die Befugnis, weitreichende Veränderungen vorzunehmen. Sie musste die Erlaubnis zur Umsetzung ihrer Pläne von einem der laut Forbes brillantesten jungen Geschäftsleute des Landes einholen: Jamesons ältestem Sohn Mack Holloway.

Da Mack ein Anführer und ein Visionär war, der gern seinen eigenen Weg ging, würde er garantiert vieles an ihren Plänen auszusetzen haben.

Molly stieß einen schweren Seufzer aus. Sie war bereits sauer auf ihn, obwohl er noch gar nicht da war.

Nein, das stimmte nicht. Sauer auf Mack zu sein, war praktisch ihre Grundeinstellung. Sie war also einfach nur noch wütender auf ihn als sonst.

„Ich werde nicht zulassen, dass er sich mir in den Weg stellt.“

„Führst du wieder Selbstgespräche, Mol?“

Molly drehte sich zu ihrer besten Freundin um, die gerade in ihr Büro trat. Autumn war die Hochzeitsplanerin von Moonlight Ridge.

Sie gesellte sich zu Molly ans Fenster, wobei sie ihr eine Hand auf die Schulter legte. „Geht es dir gut?“, fragte sie leise.

Natürlich ging es ihr gut. Na ja, vielleicht auch nicht.

„Nicht wirklich“, gab sie schließlich leise zu. „Es schmerzt mich, dass Jameson, obwohl ich mit Ausnahme der Collegezeit mein ganzes Leben lang hier gearbeitet habe, seine Söhne als Aufsicht über den Betrieb einsetzt.“

„Vielleicht ist Mack ja viel zu sehr mit seiner eigenen Arbeit beschäftigt, um sich einzumischen“, meinte Autumn.

Hoffnung flammte in Molly auf. „Vielleicht haben die Brüder Jameson nur gesagt, sie würden herkommen, damit er sich schont. Du weißt ja, wie unnachgiebig er sein kann.“

Molly hob den Kopf und starrte an die Decke, während sie versuchte, ihre widersprüchlichen Gefühle zu ordnen. Sie machte sich Sorgen um Jameson, war nervös, weil sie Mack nach fünfzehn Jahren wiedertreffen würde, ärgerte sich, dass sie keine freie Hand hatte, um Moonlight Ridge auf ihre Weise zu führen, und hatte Angst, dass Jamesons abwesender Sohn auftauchte und alles umwarf, was sie so sorgfältig aufgebaut hatte.

„Darf ich noch wütend sein, dass Mack mich abserviert hat?“, fragte Molly Autumn, denn das war sie.

Autumn runzelte die Stirn. „Molly, es ist schon so lange her. Ihr wart noch Kinder. Neunzig Prozent aller Teenager-Beziehungen enden irgendwann.“

Doch Mack war so viel mehr gewesen als eine Teenagerbeziehung. Bevor er ihr erster Liebhaber geworden war, war er ihr bester Freund gewesen. Ihre Zuflucht … der einzige Mensch außer Jameson, der hinter ihr stand.

Sein plötzliches Verschwinden ohne eine Erklärung hatte sie komplett umgehauen. Die Monate nach seinem Fortgehen waren die einsamsten ihres ganzen Lebens gewesen und hatten dazu beigetragen, dass sie schließlich die schlimmste Entscheidung ihrer siebzehn Jahre getroffen und einen Fehler begangen hatte, der sie noch heute verfolgte.

„Rede mit mir, Mol“, bat Autumn.

Was sollte sie denn sagen? Autumn wusste, dass Mollys Vater Jamesons Buchhalter gewesen war und dass er Jameson hintergangen hatte. Sie kannte Mollys Geschichte mit Mack, wusste, dass Molly und ihre Familie gezwungen gewesen waren, Moonlight Ridge zu verlassen, als sie dreizehn Jahre alt war, und dass dieser Ort alles für sie gewesen war.

Aber Autumn wusste nichts von ihrem Verbrechen.

„Die Zusammenarbeit zwischen Mack und mir wird unangenehm sein. Mack war schon öfter zu Besuch bei Jameson, aber obwohl ich hier lebe und arbeite, hat er mich nie aufgesucht, um sich dafür zu entschuldigen, dass er einfach so aus meinem Leben verschwunden ist und dass er nicht auf die Millionen Nachrichten und E-Mails geantwortet hat, die ich ihm geschickt habe, oder auf die verzweifelten Sprachnachrichten, die ich hinterlassen habe.“

Molly würde ihm nie verzeihen, dass er sie behandelt hatte, als wäre sie ein Wegwerfartikel; ein Objekt, das er benutzt und dann nicht mehr gebraucht hatte.

Das tat ihre Familie nämlich schon zur Genüge.

Das Gute am Erwachsenwerden war, dass sie mittlerweile selbstbewusst, selbstsicher, durchsetzungsfähig und ehrgeizig war. Sie straffte die Schultern. „Aber ich kann mit Mack Holloway umgehen.“

„Gut, und wie?“, fragte Autumn.

Er würde ein bestimmtes Verhalten erwarten. Er war bestimmt auf eine Schimpftirade vorbereitet. Als Kind und Teenager hatte sie jeden Gedanken sofort geäußert, ihr Herz auf der Zunge getragen, und Mack würde erwarten, dass sie immer noch so war wie früher.

Doch Molly weigerte sich, berechenbar zu sein. „Ich werde ihn so behandeln, als wäre er irgendein Angestellter, ein ganz normaler Chef“, erklärte sie ihrer Freundin. „Ich werde höflich sein, freundlich, aber zugleich distanziert und vor allem professionell.“

Autumn hob die Augenbrauen. „Glaubst du, das kannst du?“, fragte sie zweifelnd.

Sicher konnte sie das. Sie hoffte es zumindest. Molly versuchte, zuversichtlich auszusehen, und nickte. „Wird ein Kinderspiel.“

Autumn klopfte ihr auf die Schulter. „Na ja, das wirst du ja gleich herausfinden, Süße, denn da kommt ein Auto.“

Molly holte tief Luft, verließ ihr Büro und machte sich auf den Weg zur Personaltreppe. Sie schlüpfte durch eine diskrete Tür in die imposante Lobby, ging durch die Halle, trat nach draußen und beobachtete, wie der Sportwagen die lange, von Bäumen gesäumte Auffahrt hinauffuhr. Molly blickte finster auf den breitschultrigen Schatten hinter dem Lenkrad.

Mack war zurück.

Sie schluckte.

Sie hatte sich weiterentwickelt, ja das hatte sie. Sie hatte nicht die letzten fünfzehn Jahre damit verbracht, ihm nachzutrauern, verdammt noch mal! Es hatte andere Männer gegeben, zwar nicht viele, aber sie hatte Dates gehabt. Doch keiner hatte es geschafft, ihr Herz zu erobern. Um ehrlich zu sein, hatte sie es nicht zugelassen, dass ihr Herz erobert wurde, denn sie war vollkommen zufrieden damit, Single zu sein.

Außerdem wollte sie das Leid, das Männer mit sich brachten, lieber vermeiden.

Mack hielt an und stellte den Motor seines Wagens ab. Tief Luft holend, verschränkte Molly die Hände hinter dem Rücken. Sie hoffte, dass es ihr gelang, ihr übliches „Willkommen in Moonlight Ridge“-Gesicht aufzusetzen, doch sicher war sie nicht.

Immerhin war das der Mann, den sie am liebsten noch immer mit einer rostigen Mistgabel durchbohren wollte.

Beruhige dich, Molly. Das ist alles schon so lange her.

Mack stieg aus seinem Auto und Molly biss die Zähne zusammen, um zu verhindern, dass ihr Mund aufklappte. Mit achtzehn war Mack schlaksig gewesen, mit langen Gliedmaßen, widerspenstigen Haaren, und ein wenig unbeholfen.

Molly neigte den Kopf zur Seite und betrachtete den Mann, der vor so langer Zeit der Mittelpunkt ihrer Welt gewesen war. Der Junge, den sie gekannt hatte, war verschwunden. Er war jetzt ein Mann in jeder Hinsicht. Sein einst zerzaustes Haar war inzwischen professionell geschnitten und gestylt und so schwarz wie eine Nacht in den Wäldern Carolinas. Er hatte das Aussehen seines koreanischen Vaters geerbt, seine Augen – ein tiefes, dunkles Schwarzbraun – und die Form seines Gesichts hatten sich nicht verändert, aber die hellen, sexy Stoppeln auf seinem Kiefer und Kinn waren neu.

Aber es war sein Körper, der sich am meisten verändert hatte. Schon als Teenager war er eins achtzig groß, aber immer dünn gewesen. Er hatte zugelegt, und seine Schultern, seine Oberschenkel und seine Brust waren viel breiter. Sein Hemd ließ einen gewaltigen Bizeps und einen Bauch erahnen, der flach, hart und, davon war sie überzeugt, enorm muskulös war.

Mack trainierte, das war offensichtlich, und zwar hart und oft.

Lecker.

Molly spürte Hitze zwischen ihren Beinen und ein Kribbeln in ihren Brustwarzen. Lecker? Wirklich, Haskell? Er war ein gut aussehender Kerl und, verdammt, sie fühlte sich heute offenbar genauso zu Mack hingezogen wie damals als Teenager. Aber anders als das naive, vertrauensselige Mädchen, das sie einst gewesen war, wusste sie jetzt, dass zwischen Sex und Liebe ein großer Unterschied bestand, und dass diese beiden Dinge nicht unbedingt zusammengehörten. Sie war erwachsen geworden. Mittlerweile gehörte mehr dazu als ein heißer Körper und ein umwerfendes Gesicht, um sie zu beeindrucken. Als Mack sich umdrehte, um sie anzusehen, war sein Gesichtsausdruck undurchdringlich, und sie hoffte, dass ihrer es auch war. „Hallo Molly.“

Gott, sogar seine Stimme war tiefer und sexyer.

Molly neigte den Kopf zur Seite und rührte sich nicht von der Stelle, verärgert darüber, dass ihre Knie plötzlich die Konsistenz von Wackelpudding hatten. „Mack.“

Mack steckte die Hände in die Hosentaschen und ging um die Motorhaube herum, bis er am Fuß der Treppe stehen blieb und zu ihr aufsah. „Ich bin auf dem Weg zu Jameson. Gibt es etwas, das ich wissen sollte, bevor ich dorthin fahre?“

Molly verstand seine Frage, denn er wusste, dass sie und Jameson eng miteinander verbunden waren. Sie zuckte mit den Schultern. „Er ist jähzornig und anspruchsvoll. Heute Morgen hat er schon wieder eine Pflegerin gefeuert.“

Frustration flackerte in Macks Gesicht auf. „Wie viele sind es jetzt schon?“

„Pflegerinnen? Diese Woche eine. Letzte Woche zwei.“

Mack fuhr sich mit einer breiten Hand durch sein leicht gewelltes Haar. „Er braucht eine Pflegerin, Molly. Er kommt nicht allein zurecht.“

Molly hörte die Anschuldigung in seiner Stimme und versteifte sich. „Hey, ich versuche, das Hotel zu leiten und gleichzeitig ein Auge auf ihn zu haben, aber ich kann mich nicht vierteilen. Immerhin habe ich seine derzeitige Pflegerin überredet, hier zu bleiben, bis du angekommen bist. Er muss unbedingt lernen, Hilfe anzunehmen. Am besten suchst du jemanden, der nicht gleich aufgibt, wenn Jameson herumschreit.“

„Er meint es nicht so. Er ist nur frustriert.“

Molly sah ihn wütend an, verärgert darüber, dass er sie über den Mann belehren wollte, den sie ihr ganzes Leben lang kannte und verehrte und mit dem sie seit ihrem College-Abschluss zusammenarbeitete. Den Mann, den sie verraten hatte, ein paar Monate nachdem Mack Moonlight Ridge und Asheville verlassen hatte.

Denk jetzt nicht daran, Molly.

Genervt, weil sie Mack an sich herangelassen hatte, zwang sie sich zu einem Lächeln. „Hattest du eine angenehme Reise?“, fragte sie und ihr Tonfall klang selbst in ihren Ohren vollkommen falsch.

„Interessiert dich das wirklich?“

Nicht im Geringsten, dachte sie, lächelte aber weiter. Er verengte die Augen, legte den Kopf in den Nacken und sah an dem dreistöckigen Steingebäude hinauf, das mit dicken Efeuranken bewachsen war. Wie sie war er im Schatten dieses Gebäudes aufgewachsen. Er in Jamesons Haus, sie, bis sie dreizehn war, im Verwalterhaus hinter dem Obstgarten auf dem hinteren Teil des Grundstücks.

Das Bild des jungen Mack, vielleicht acht oder neun Jahre alt, der auf dieselbe Weise zur Villa hinaufschaute – verwirrt und beeindruckt, als würde er sich fragen, was er hier tat – blitzte plötzlich vor ihrem inneren Auge auf. Sie hatte diesen Ausdruck über die Jahre hinweg oft in seinem Gesicht gesehen, als hätte er immer noch nicht glauben können, dass er Moonlight Ridge tatsächlich sein Zuhause nennen durfte. „Ziehst du in Jamesons Haus?“, fragte sie ihn.

Mack sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Da er keine Pflegerin hat, muss ich das wohl – zumindest vorübergehend.“

Molly sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. Als sie Kinder gewesen waren, hatte Jameson sich nicht gescheut, ihnen zu sagen und zu zeigen, wie sehr er seine Söhne liebte. Er war hart, aber fair. Als eine von Jamesons dienstältesten Angestellten hatte sie miterlebt, wie sich die Fehde zwischen seinen Söhnen auf Jameson ausgewirkt hatte.

Die drei Holloway-Jungs hatten Asheville schon vor langer Zeit hinter sich gelassen. Doch Molly wollte genau wie Jameson nirgendwo anders leben als hier. Eines Tages, wenn Jameson erfahren würde, was sie getan hatte, würde sie allerdings gehen müssen.

„Ich kann ihn nicht pflegen“, sagte Mack und riss Molly damit aus ihren Gedanken, „aber wir haben wenigstens die Gelegenheit, uns auszutauschen, wenn wir etwas Zeit miteinander verbringen.“

Molly wies auf die Türen hinter sich. „Ich muss zurück an die Arbeit, und du willst bestimmt zu Jameson. Ich würde es begrüßen, wenn du die Suche nach einer anderen Pflegerin übernehmen könntest. Vielleicht findest du ja jemanden, der längerfristig bleibt.“

Sie hatte ihre Zweifel, dass ihm das gelingen würde.

2. KAPITEL

In ihrem Büro hörte Molly ein Klopfen an der Tür und hob müde den Kopf. Perfekt … noch jemand, den sie nicht sehen wollte …

Mit ihrer zierlichen Figur, den langen blonden Haaren und den blauen Augen sah Beth aus wie ein Engel, aber Molly wusste, dass die Freundin ihres Bruders manipulativ und selbstsüchtig war. Damit passte sie sehr gut in den Haskell-Clan.

„Was willst du?“, fragte Molly barsch. Vor sechs Monaten hatte Grant von ihr verlangt, Beth einen Job im Hotel zu besorgen, und sie hatte Jameson Beths Lebenslauf ausgehändigt und gehofft, dass nichts dabei herauskommen würde. Beths Lebenslauf war nicht sonderlich beeindruckend gewesen, aber sie hatte offenbar Erfahrung in der Buchhaltung, sodass Jameson sie tatsächlich einstellte.

Autor

Joss Wood
<p>Schon mit acht Jahren schrieb Joss Wood ihr erstes Buch und hat danach eigentlich nie mehr damit aufgehört. Der Leidenschaft, die sie verspürt, wenn sie ihre Geschichten schwarz auf weiß entstehen lässt, kommt nur ihre Liebe zum Lesen gleich. Und ihre Freude an Reisen, auf denen sie, mit dem Rucksack...
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