Heiße Affäre im kalten Schnee

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Penelope ist temperamentvoll, ungezügelt, hemmungslos: Will hätte sich keine bessere Urlaubsbekanntschaft vorstellen können! Ein heißer Flirt im kalten Schnee - was dann kommt, ist egal! Wenn sein Herz nur nicht plötzlich fordern würde, dass Penelope für immer bleibt ...


  • Erscheinungstag 23.11.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783751505192
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Penny Devlin hatte beschlossen, sich in diesem Jahr ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk zu machen: Eine weitere E-Mail nicht zu lesen, die von ihrem ehemaligen Chef stammte, der zugleich ihr Liebhaber gewesen war. Dieser Bastard hatte ihre Träume vom Ritter in schimmernder Wehr zerstört und sie den Job gekostet, den sie geliebt hatte.

Sie hatte die schwierige, aber richtige Entscheidung getroffen, ihren Job als Veranstaltungskauffrau bei Papillion Clothes zu kündigen. Für einen Mann wie ihn arbeitete sie nicht länger. Als Belohnung gönnte sie sich fünfzehn Tage Urlaub in einer der Berghütten, die zum luxuriösen Resort „Lars Usten Lodge“ in Park City, Utah, gehörten.

Erneut klingelte ihr Handy. Sie stöhnte, als eine weitere SMS auf dem Display erschien, die Butch ihr geschickt hatte. Beziehungsweise der „dummdreiste Dreckskerl“ – unter diesem Namen hatte sie gespeichert.

Die Nachricht lautete:

Hör auf, dich so kindisch zu benehmen. Ich muss mit dir reden.

Penny antwortete:

Meine sämtlichen Akten sind in meinem ehemaligen Büro. Du brauchst mich nicht.

Es geht nicht um die Arbeit.

Die Arbeit war alles, was wir hatten.

Jetzt hör endlich auf, dich aufzuführen, als wenn ich etwas falsch gemacht hätte. Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert.

Penny nahm seine Aufforderung zur Kenntnis und antwortete ungerührt:

Auch heutzutage ist ein Dreckskerl immer noch ein Dreckskerl.

Du beschimpfst mich? Du musst immer noch etwas für mich übrig haben.

Butch machte sie maßlos wütend. Sie hatte überhaupt nichts mehr für ihn übrig. Vielmehr wurde ihr allmählich klar, dass sie ihn nie wirklich geliebt hatte. Das machte ihr am meisten zu schaffen. Als das Handy erneut klingelte, riss sie die Tür ihrer bezaubernden, abgeschiedenen Berghütte auf, hielt eine Sekunde lang inne und warf das Handy dann in hohem Bogen weg.

„He!“

Sie sah, dass ein Mann ihr Handy mit einer Hand abwehrte, bevor es im Schnee auf dem Boden landete. Fast hätte es ihn mitten im Gesicht getroffen. Und was das für ein Gesicht war. Er hatte azurblaue Augen und ein markantes Kinn mit Dreitagebart – genau so, wie sie es mochte. Seine sinnlichen Lippen waren zu einem süffisanten Lächeln verzogen. Er trug eine Wolljacke und verblichene Jeans, die seine muskulösen Oberschenkel betonte.

Als Penny den Blick wieder langsam nach oben wandern ließ, vergaß sie, warum sie noch einen Moment zuvor vor Wut geschäumt hatte. „Entschuldigung! Es tut mir so leid! Ich konnte mein Handy einfach keine Sekunde länger ertragen.“ Die Erklärung klang nicht sehr überzeugend. Aber ihr fiel nichts anderes ein. Denn sie hatte nur noch einen Gedanken: Aber hallo! Was für ein total heißer Typ!

Er lachte leise. Sein Lachen war ansteckend und gefiel ihr. Sie dachte nicht dran, wieder nach drinnen zu gehen. Obwohl es kalt war, und sie nur eine Strickjacke trug. Denn dieser Mann war die perfekte Ablenkung. In einer Hand hielt er einen Lederkoffer und in der anderen die Hotelbroschüre. Offenbar war er ein Gast.

Penny warf einen Blick auf seine linke Hand. Aber der Lederhandschuh verdeckte seine Finger. Außerdem trugen einige verheiratete Männer ihre Eheringe nicht immer.

„Ich war schon mehr als einmal kurz davor, mein Handy aus dem Fenster zu werfen“, sagte er lächelnd. „Was ist denn das Problem?“

„Problem?“

„Vermutlich funktioniert die Technik nicht so, wie sie soll.“

Dieser Mann war wirklich zum Anbeißen. Wenn sie ihre Trümpfe richtig ausspielte, könnte sie die Situation vielleicht retten und mit ihm flirten. Seitdem sie die schreckliche Wahrheit von Butch erfahren hatte, war ihr das Flirten vergangen. Doch jetzt wollte sie wieder damit anfangen. „Äh …“, stammelte Penny und sagte das Erste, was ihr einfiel: „Ich habe kein WLAN bekommen.“

Er bückte sich, um das Handy aufzuheben. Die mit Schmucksteinen verzierte, rosafarbene iPhone-Hülle sah in seinen großen Männerhänden irgendwie komisch aus. Doch dann schaute er Penny wieder mit diesen azurblauen Augen an – und sie konnte nichts anderes tun, als den Blick zu erwidern.

„Soll ich es mal probieren?“

„Gern.“ Er war ein unglaublich attraktiver Mann. Einige Strähnen seiner kräftigen, braunen Haare fielen ihm in die Stirn. Sie wollte seine Haare berühren und herausfinden, ob sie sich genauso weich anfühlten, wie sie aussahen.

Er schaute auf das Display und dann wieder sie an. „Es scheint zu funktionieren. Sie haben eine SMS vom … dummdreisten Dreckskerl bekommen. Anscheinend will er Ihnen unbedingt etwas erklären.“

Penny stöhnte auf. Sie und Butch waren sechs Monate zusammen gewesen. Die ganze Zeit über hatte er zu erwähnen vergessen, dass er verheiratet und seine Ehefrau schwanger war. Dennoch erwartete er noch immer, dass sie bei ihm bliebe. Doch sie wollte seine Rechtfertigungsversuche definitiv nicht mehr hören.

Zudem hatte Butch es jetzt auch noch geschafft, sich zwischen sie und den ersten gut aussehenden Mann zu drängen, der ihr seit Monaten begegnet war. „Ich weiß. Der Text kommt mir wie eine Endlosschleife vor.“

„Offenbar haben Sie die Nase voll“, meinte er trocken.

„Stimmt. Aber Vorsicht. Ich scheine Idioten magisch anzuziehen.“ Penny, die ihre Lammfellstiefel trug, verließ die Hütte und ging zu ihm.

Lächelnd reichte er ihr das Handy. „Ich bin Will Spalding.“ Er streckte ihr die Hand hin.

Sie steckte das Handy in die Tasche der Strickjacke und schüttelte ihm dann die Hand. „Penny Devlin.“ Sein Händedruck war fest, aber zugleich auch irgendwie sanft. Sie schätzte ihn auf Anfang Dreißig. Er war vermutlich nicht viel älter als sie. Einen Moment lang starrte sie auf ihre Hand, die er noch immer in seiner hielt. Die Berührung elektrisiert sie. Schnell zog sie die Hand zurück.

„Sie sind eine sehr interessante Frau“, murmelte er.

„Nicht wirklich.“ Sie wusste nicht recht, wie sie seine Bemerkung auffassen sollte. „Wenn man mich erst einmal näher kennenlernt, bin ich sehr langweilig.“

„Da habe ich größte Zweifel.“ Will hob eine Augenbraue, als ihr Handy erneut klingelte.

„Ich entschuldige mich dafür, dass ich Ihnen das Handy fast an den Kopf geworfen hätte. Ich hatte auf die Schneewehe gezielt.“

„Warum schalten Sie nicht einfach die Mailbox ein?“

„Das wäre logisch gewesen.“ Penny hoffte, dass er sie nicht für verrückt hielt. Doch bestimmt hatte sie keinen guten ersten Eindruck auf ihn gemacht. „Aber ich warte gespannt auf einen wichtigen geschäftlichen Anruf.“

Sie hatte sich als leitende Veranstaltungskauffrau bei einer großen Einzelhandelskette in New York beworben, die Designermode anbot. Die Geschäftsleitung wollte sich in dieser Woche für einen der Bewerber entscheiden. Wenn sie den Job bekäme, verantwortete sie bei den verschiedenen Fashion Weeks in den internationalen Metropolen die Partys des Unternehmens.

„Also, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich kann auch nie wirklich abschalten.“ Will lächelte sie an. „Das macht Sie nur noch interessanter.“

Und sein Lächeln macht ihn nur noch sexyer, dachte Penny. „Und geheimnisvoll? Ich wollte immer geheimnisvoll sein.“ Ihr gefiel das Bild, das er sich von ihr machte. Sie könnte diese Frau sein. Im Moment könnte sie jede Frau sein, die sie sein wollte. Sie hatte sich von allem befreit: Von einem Mann, der sie belogen hatte, und von einem Job, der sie sehr in Anspruch genommen hatte.

Will näher kennenzulernen, könnte sehr aufregend werden. Sie könnte ihren Urlaub getreu dem gerahmten Motto genießen, das sie in der kleinen Küche der Berghütte gut sichtbar aufgestellt hatte.

Bereue nichts und mach dir eine schöne Zeit. Liebe, Ruhe und viel Schokolade.

Will Spalding schien der perfekte Mann dafür zu sein; falls er Single und an ihr interessiert war. Nun, Interesse zeigte er, und die Chance, dass er alleinstehend war, stand fünfzig zu fünfzig. Aber was wäre, wenn er eine doch nur weitere Niete wäre? Nun, ohne jeden Zweifel wäre er dabei sehr sexy. Dennoch … Allerdings vermittelte er nicht den Eindruck eines Versagers. Vielmehr wirkte er wie jemand, der nach seinen eigenen Vorstellungen lebte.

„Ich überlasse Sie der Schneewehe und freue mich auf ein Wiedersehen.“ Er ging weiter.

Penny starrte ihn an, als er vor der Tür der Berghütte neben ihr stehen blieb und den Schlüssel ins Schloss steckte. Er warf ihr einen Blick zu. Winkend verschwand sie schnell in ihrer Berghütte. Sie fühlte sich unglaublich zu ihm hingezogen und kam sich fast wieder ein bisschen wie die Penny von früher vor: Wild, frei und abenteuerlustig.

Will war auf sich selbst gestellt, seitdem er vierzehn Jahre alt war. Doch da er ein komfortables Treuhandvermögen geerbt hatte, fehlte es ihm an nichts. Sofern es sich um etwas handelte, das man kaufen konnte.

Den Großteil des Jahres allein zu verbringen, war ihm gerade recht. Doch wenn er Weihnachten allein verbrachte, fühlte er sich einsam und verlassen. Die Festtage riefen zu viele Erinnerungen wach. Um sich ablenken, hatte er eine einfache Strategie entwickelt: Er ging zweiwöchige Affären ein. Dieser Zeitraum war die optimale Dauer.

Will hatte diese Lektion während seiner kurzen Ehe in jungen Jahren auf die harte Tour gelernt. Zwei Wochen reichten, um Spaß zu haben – aber nicht, um eine Bindung zu jemandem aufzubauen. Nach einer Woche wollte er mehr. Nach zwei Wochen war der Reiz des Neuen verflogen. Danach gab es keinerlei weitere Verpflichtungen und keine verletzten Gefühle. Er und die Lady seiner Wahl konnten sich einfach zwei Wochen lang unbeschwert nach Lust und Laune vergnügen.

Er dachte an Miss Penny Devlin von nebenan. Oberflächlich betrachtet, schien sie seine bevorzugte Art der Ablenkung darzustellen. Sie war niedlich, lustig und charmant. Denn er stellte immer sicher, dass die Frauen, die er für seine lockeren Affären aussuchte, genau dasselbe wollten wie er: Spaß auf Zeit.

Penny war definitiv interessant. Vielleicht hielt sie nach jemandem Ausschau, der sie von ihren Problemen ablenkte. Zudem hatte ihn die kurze, unschuldige Berührung ihrer Hände unter Strom gesetzt. Es war eine Weile her, seitdem Will sich auf den ersten Blick so stark zu einer Frau hingezogen gefühlt hatte.

Weil sie seine Erwartungen an eine Affäre bei Weitem zu übertreffen schien und tiefere Gefühle in ihm wecken könnte, stellte sie jedoch eine Gefahr für ihn dar. Trotzdem war er nicht sicher, ob er bereit war, sie als potenzielle Ablenkung abzuschreiben. Ah, zur Hölle, wem wollte er etwas vormachen? Er wollte sie – und er würde sich diesen Wunsch nicht versagen. Bestand nur noch die Chance, dass sie ihn abblitzen ließ.

Nachdem Will seine Sachen ausgepackt und seine E-Mails gecheckte hatte, war die Sonne bereits untergegangen. Wenn er in seiner Berghütte zu Abend aß, wäre er allein mit seinen Gedanken. Also beschloss er, zum Hotel zu gehen. Es war ein klarer, kalter Winterabend. In der Entfernung sah er die glitzernden Lichter der Stadt unten im Tal.

Als er an Pennys Berghütte vorbeikam, warf er einen Blick auf die Tür, an die jemand einen Weihnachtskranz gehängt hatte. Der Türrahmen war mit einer Lichterkette dekoriert. Die Berghütte wirkte anheimelnd und festlich. Vielleicht war Penny ja genau die Person, die er in diesem Jahr an Weihnachten brauchte.

Der Weg zum Hotel war mit elektrischen Lampen im Stil von Gaslaternen beleuchtet. Er ging am mit Feuerstellen und gepolsterten Stühlen ausgestatteten Aufenthaltsbereich vorbei, wo Familien Marshmallows rösteten und Pärchen unter dicken Decken miteinander kuschelten. Schnell stieg er die Stufen zum Hotel hinauf, um all diesem innigen Beisammensein zu entkommen.

Als er die Lobby betrat, erklang „Last Christmas“. Es war das Lieblingslied seiner Mutter gewesen. Seltsam, dass er sich noch an Einzelheiten wie diese, aber nicht an ihr Gesicht erinnern konnte, ohne ein Foto zu Hilfe zu nehmen. Einen Moment lauschte er dem Lied. Dann schüttelte er die wehmütigen Erinnerungen ab.

Will ging in die Hotelbar und bestellte sich ein Mineralwasser. Obwohl er eigentlich einen doppelten Whiskey trinken wollte. Als trockener Alkoholiker musste er ständig gegen die Versuchung ankämpfen. Selbstbeherrschung war noch nie seine Stärke gewesen – besonders wenn er sich so fühlte wie jetzt.

Diesen selbstzerstörerischen Zustand, in dem ihm alles egal war, hatte er keinem der vielen Therapeuten erklären können, die sich während seiner Jugend um ihn gekümmert hatten. Aber als er das letzte Mal in dieser Verfassung gewesen war, hatte es ihn viel Zeit und Geld gekostet, um wieder Ordnung in das von ihm angerichtete Chaos zu bringen. Die Narben, die er davon zurückbehalten hatte, waren immer noch nicht völlig verheilt.

„Gin und Tonic?“, fragte Penny, als sie sich auf einen Barhocker neben ihn setzte.

Zu einem sehr kurzen Minirock trug sie jetzt elegante Lederstiefel. Sie sah schick und modisch aus – zudem verdammt gut. Ihre blonden, glatten Haare, die sie offen trug, erinnerten ihn an strahlenden Sonnenschein. Sie hatte Kurven und Rundungen an den richtigen Stellen und Lipgloss aufgelegt, wodurch ihr sinnlicher Mund einfach zum Küssen war.

Zum Küssen? Wirklich? Entwickelte er sich zu einem dieser armen Trottel, die … Will wusste, dass er nicht auf ihre Beine starren sollte. Er zwang sich, ihr wieder ins Gesicht zu schauen. Sie sah ihn mit ihren dunkelblauen, fast ein wenig exotisch wirkenden Augen freundlich an. „Leider nur Wasser“, sagte er und bestellte beim Barkeeper einen Gin Tonic für Penny. „Haben Sie das Problem mit Ihrem Handy gelöst?“

„Ja. Ich habe herausgefunden, wie ich seine Anrufe fürs Erste abblocken kann.“ Sie kaute auf ihrer Unterlippe. „Also … Sind Sie verheiratet oder verlobt?“

„Nein. Sie?“

„Hätte ich in diesem Fall jemandem den Namen ‚dummdreister Dreckskerl‘ gegeben?“

Will lachte, weil sie es vermutlich von ihm erwartete. Außerdem redeten Leute mehr, wenn sie sich wohl fühlten. Zudem wirkte er angeblich ein wenig einschüchternd, wenn er nicht lächelte. „Wohl kaum.“

Er wollte diese Frau besser kennenlernen. Auch wenn ihm sein Bauchgefühl sagte, dass es ein Fehler wäre. Er wollte in Erfahrung bringen, ob sich ihre Haare so seidig und ihre Haut so weich anfühlten, wie er es vermutete. Er wollte herausfinden, ob man im Bett genauso viel Spaß mit ihr haben konnte wie außerhalb. „Sind Sie wirklich in abenteuerlustiger Stimmung?“

Penny zwinkerte ihm zu, „Was haben Sie im Sinn?“

„Etwas, das gewagt und gefährlich ist – ein Abendessen mit einem völlig Fremden.“

Sie neigte den Kopf zur Seite. „Das ist wirklich riskant.“

„Warum sagen Sie das?“

„Nun, Sie können ja nicht wissen, was ich vielleicht tue oder sage, wenn wir zusammen zu Abend essen.“

„Sie sind definitiv eine sehr interessante Frau“, meinte Will.

„Ich habe beschlossen, es zu sein. Und ich esse mit Ihnen zu Abend.“

„Gut. Und wie abenteuerlustig sind Sie? Ziehen Sie ein Abendessen in meiner Berghütte oder das Hotelrestaurant vor?“

„Ich bin nicht dumm. Wir sind uns gerade erst begegnet. Also entscheide ich mich für das Hotel“, antwortete Penny.

Will lächelte. „Absolut verständlich. Würden Sie sich bei einem Picknick in der Nähe einer der Feuerstellen draußen wohlfühlen?“

„Ja.“ Sie griff nach ihrem Handy.

„Was tun Sie?“

„Ich schicke meiner Freundin eine SMS, um ein wenig mehr über Sie zu erfahren. Sie ist die Geschäftsführerin des Hotels.“

Will legte eine Hand auf ihre, um sie davon abzuhalten. „Ich erzähle Ihnen alles Wissenswerte im Schnelldurchlauf während des Essens. Sie sagten doch, dass Sie bereit für ein Abenteuer sind.“

Penny nickte. „Vermutlich gehen Sie ein genauso großes Risiko ein wie ich.“ Sie hielt ihr Handy hoch. „Schließlich wissen Sie, dass ich bewaffnet und gefährlich bin.“

Er lachte leise. „Ja, das sind Sie.“ Er konnte nicht leugnen, dass sie ihn faszinierte. Je besser er sie kennenlernte, desto mehr Zeit wollte er mit ihr verbringen. Ihr Lächeln und ihr Körper … Zur Hölle. Er wollte sie. Schließlich stand Weihnachten vor der Tür. Also warum sollte er nicht das Bestmögliche daraus machen?

Will bat Penny, in einer halben Stunde im Patio hinter dem Hotel zu sein. Dann verließ er die Bar, um Vorbereitungen für das Abendessen zu treffen. Sie saß an der Theke und dachte nach. Wenn sie eine Veranstaltung für Gruppen von fünf bis tausend Leuten plante, war sie in ihrem Element. Aber wenn sie allein mit einem total heißen Mann war, erstarrte sie.

„Na, du machst vielleicht ein ernstes Gesicht.“ Elizabeth Anders, Geschäftsführerin der Lars Usten Lodge, setzte sich auf den Barhocker neben ihre beste Freundin und bestellte sich einen Drink.

„Hast du den Abend frei?“, fragte sie. Elizabeth war viel entspannter, seitdem sie mit Bradley – einem ehemaligen Collegekameraden von ihnen – verlobt war. Die beiden waren schon seit einer Ewigkeit beste Freunde und hatten in diesem Herbst endlich der starken gegenseitigen Anziehungskraft nachgegeben. Jetzt waren sie bis über beide Ohren ineinander verliebt und wollten ihr Leben zusammen verbringen.

„Ja. Bradley und ich machen eine Schneeschuhwanderung im Mondlicht. Er holt mich gleich hier ab.“

„Wie nett. Ich freue mich so für dich.“ Das tat Penny wirklich. Aber sie war auch neidisch. Sie wollte auch eine solche Romanze erleben. Normalerweise war sie viel zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, um an so etwas zu denken. Aber durch die Begegnung mit Will schienen all diese Träumereien auf einmal im Bereich des Möglichen zu sein.

„Die Idee ist mir gekommen, als ich das Foto gesehen habe, das du auf Pinterest gepostet hast.“, meinte Elizabeth. „Ich meine, das Paar, das im Schnee spazieren geht.“

„Es ist nicht fair, dass du meine romantischen Fantasien klaust.“

„Ich dachte, eine von uns sollte sie sich zunutze machen. Außerdem bist du in Sachen Romantik viel einfallsreicher. Bradley findet die Idee toll.“ Sie umarmte Penny lächelnd.

„Ich habe heute Nachmittag einen Mann getroffen.“

„Ja? Das ist großartig! Wo? Warum ist er nicht hier?“

„Ich habe mein Handy aus der Berghütte geworfen. Es hat ihn fast am Kopf getroffen.“

Elizabeth grinste. „Nett. Vermutlich ist er deshalb nicht hier.“

„Das könnte man annehmen. Aber er findet mich interessant. In einer halben Stunde essen wir zusammen zu Abend. Ein Picknick im Patio.“

„Wer ist es?“

„Er heißt Will Spalding und wohnt in der Hütte nebenan“, antwortete Penny. „Weißt du irgendetwas über ihn?“

Elizabeth überlegte einen Moment lang. „Letztes Jahr hat er über Weihnachten Urlaub in der Lars Usten Lodge in der Karibik gemacht. Die Berghütte hat er bis Silvester gebucht, und am einundzwanzigsten Dezember will er einen Weihnachtsbaum gebracht bekommen. Wenn du willst, kann ich mehr über ihn in Erfahrung bringen.“

„Nicht nötig. Er meinte, dass er mir das Wesentliche während des Abendessens erzählt.“

„Ja, sicher.“ Sie sah Penny ungläubig an. „Wahrscheinlich sagt er dir, was du seiner Meinung nach hören willst.“

„Ich habe schon so viel Mist gehört. Inzwischen gehe ich irgendwelchen Lügen bestimmt nicht mehr auf den Leim. Er ist die perfekte Ablenkung – sofern er sich beim Abendessen nicht völlig daneben benimmt.“

„Warum hast du dann vorhin so ernst ausgesehen?“

„Ich mag ihn. Er ist witzig und charmant. Ich glaube, dass ich eine Menge Spaß mit ihm haben könnte. Aber angesichts der Enttäuschung mit Butch habe ich Angst, mich zu entspannen und es zu genießen.“

„Das kann ich nachvollziehen. Aber bestimmt lässt du ihn dir nicht durch die Finger gehen, wenn du ihn dir zu Weihnachten schenken willst.“

„Mein total heißer Weihnachtsmann?“

„Muss ich eifersüchtig sein?“, fragte Bradley, der zu ihnen kam.

„Nein“, sagte Elizabeth. „Du bist mein heißer Typ.“

„Und du bist meine heiße Braut.“ Er küsste seine Verlobte.

„Das ist mein Stichwort, um zu gehen“, sagte Penny. Sie freute sich für die beiden. Aber deren Liebesglück machte sie wehmütig. „Viel Spaß bei der Schneeschuhwanderung.“

„Haben wir bestimmt.“ Bradley zwinkerte ihr zu. „Und was hast du vor?“

„Ein Abendessen mit einem groß gewachsenen, dunkelhaarigen Fremden.“ Sie winkte ihren Freunden noch einmal zu, bevor sie die Bar verließ. Sie wollte glauben, dass es nur um ein Abendessen ging und um nichts weiter. Will war genau der richtige Mann, um Spaß zu haben, bevor sie wichtige Entscheidungen in Bezug auf ihre Zukunft träfe.

Will bestellte beim Hotelportier das Abendessen und reservierte einen Platz an einer Feuerschale in sicherer Entfernung zu den Familien, die Marshmallows rösteten und Weihnachtslieder sangen.

Weihnachten lag ihm schwer auf der Seele. Vielleicht weil es die einzige Zeit im Jahr war, in der er nicht verdrängen konnte, dass seine Eltern tot waren und er allein war. Gewöhnlich fing er Ende November an, deswegen in Selbstmitleid zu baden. In einem Jahr war er von Anfang bis Ende Dezember betrunken gewesen. Daraufhin hatte er endlich dem Alkohol abgeschworen.

„Ist das alles, Mr Spalding?“

„Ich würde nach dem Abendessen gern noch etwas unternehmen. Haben Sie irgendwelche Vorschläge?“

„Ich kann Ihnen einen Pferdeschlitten reservieren. Die Tour führt hinaus zu den Skiliften. Die verschneite Landschaft ist malerisch, und der Ausflug sollte an einem klaren Abend wie heute sehr schön sein.“

„Das ist perfekt“, murmelte Will. „Sind die Läden in der Lobby noch geöffnet?“

„Ja, bis neun Uhr.“

„Danke.“ Er ging zu der exklusiven Boutique und suchte passend zu Pennys Augenfarbe einen dunkelblauen Wollschal aus. Er ließ ihn einpacken und das Geschenk mit der Anweisung zum Hotelportier bringen, es später in den Pferdeschlitten zu legen.

Will wusste aus langjähriger Erfahrung, dass Frauen solche romantische Gesten zu schätzen wussten – und mit einer glücklicheren Frau verbrächte er einen schöneren Abend. Geld war nie ein Hindernis für ihn gewesen. Der Schal war nur ein kleines Geschenk. Aber er hatte ebenfalls schon früh gelernt, dass es die kleinen Dinge waren, die im Leben am meisten zählten.

Als er zur Bar zurückkehrte, sah er, wie Penny ihren Freunden noch einmal zuwinkte. Vielleicht machte er sich etwas vor, wenn er glaubte, dass sie einer zweiwöchigen Liebelei zustimmte. Anscheinend hatte sie erheblich weniger Probleme mit Beziehungen als er.

Aber Will hoffte sehr, dass sie ihn brauchte. Damit er sich darauf konzentrieren konnte, Weihnachten für sie zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Dann könnte er vergessen, wie leer er sich innerlich fühlte. Als sie auf ihm zukam, bewunderte er ihren sinnlichen Hüftschwung. Ihr erotischer Gang und die anmutigen Bewegungen waren atemberaubend.

Penny lächelte ihn an, als sie bemerkte, dass er sie betrachtete. Zum ersten Mal, seitdem er an Weihnachten dachte, wurde ihm leichter ums Herz. Er nahm sich vor, diesen Abend in der Gesellschaft einer so attraktiven, unkomplizierten Frau aus vollen Zügen zu genießen und alles andere einfach zu vergessen.

„Fertig?“, fragte sie, als sie vor ihm stehen blieb.

„Ja. Sind Sie warm genug angezogen?“

„Ich denke schon. Falls nicht, können Sie mich ja warmhalten.“ Penny zwinkerte ihm zu.

Autor

Katherine Garbera
<p>USA-Today-Bestsellerautorin Katherine Garbera hat schon mehr als neunzig Romane geschrieben. Von Büchern bekommt sie einfach nicht genug: ihre zweitliebste Tätigkeit nach dem Schreiben ist das Lesen. Katherine lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und ihrem verwöhnten Dackel in England.</p>
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