Im Penthouse des Millionärs

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Millionär Michael North brennt lichterloh für die schöne Bree: Sie wirkt unschuldig und sexy zugleich. Aber sicher ist sie nur auf Geld aus! Er sollte einen Bogen um sie machen - stattdessen verführt er sie zu einer heißen Liebesnacht, um sie danach nie wiederzusehen. Doch sein perfider Plan geht nicht auf: Acht Wochen später muss er Bree nach einem schweren Schicksalsschlag zu sich nehmen. Und was nur einmal geschehen sollte, geschieht in Michaels Penthouse in Manhattan wieder und wieder: hemmungslose Leidenschaft mit der undurchschaubaren Schönheit …


  • Erscheinungstag 11.08.2015
  • Bandnummer 1885
  • ISBN / Artikelnummer 9783733721336
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Mitten in der Nacht schreckte Michael North aus dem Schlaf hoch.

Sofort vergewisserte er sich, ob mit der hübschen Frau, die sich vertrauensvoll an ihn schmiegte, alles in Ordnung war. Sie war warm und weich und sah mit ihren dunkelgoldenen Haaren, die auf seinem Kopfkissen ausgebreitet waren, betörend schön im Mondlicht aus. Er wollte diese Haare streicheln und diese Lippen erneut küssen. Die Versuchung war so stark, dass er die Hände zu Fäusten ballen musste.

Absurderweise war der Abend mit ihr schöner für ihn gewesen als alles, was er seit Langem gemeinsam mit einem anderen Menschen erlebt hatte.

Vielleicht war das der Grund, warum sich sein Magen jetzt schmerzhaft zusammenzog. Schuldgefühle. Schließlich hatte er sie aus reiner Berechnung verführt.

Vorsichtig setzte er sich auf, um sie nicht zu wecken, und strich sich eine Strähne seiner dichten schwarzen Haare aus den Augen. Alles, was er in dieser Nacht getan hatte – das verführerische Dinner in ihrem verschuldeten Bistro, der Sex in seinem Penthouse, das gemeinsame Lachen –, war eine Lüge gewesen.

Er hatte ihr eine Falle gestellt, um seinen naiven jüngeren Bruder zu schützen.

Aber irgendwann hatte er nicht mehr an Will gedacht. Sein Date mit Bree hatte mit Champagner aus funkelnden Gläsern im Chez Z, dem edlen französischen Bistro, das sie von ihrem berühmten Bruder Johnny Z geerbt hatte, begonnen. Sie kochte und aß mit Leidenschaft, und Michael hatte es genossen, zuzusehen, wie es ihr geschmeckt hatte.

Sie war errötet, als sie den Champagner getrunken hatte, und hatte geseufzt, als sie sich – und ihm – die Schokolade von den Fingerspitzen geleckt hatte. Ihre feuchte, warme Zungenspitze auf der Haut zu spüren war fast so schön gewesen wie der Sex mit ihr. Fast.

Er mochte ihr Lachen, das Glühen ihrer Wangen, wenn sie flirtete, und das intelligente Blitzen in ihren schönen Augen. Und ihm hatte gefallen, wie leidenschaftlich sie im Bett gewesen war. Wann hatte er jemals mit irgendjemandem so viel Spaß gehabt?

Zu seiner Überraschung war der Abend mit Bree angenehmer und unterhaltsamer gewesen, als er es je für möglich gehalten hätte.

Denn erstens war sie nicht sein Typ. Er stand auf kühle Eleganz, auf feingliedrige, schlanke Blondinen, um die er beneidet wurde und nach denen sich die anderen Männer umdrehten. Bree hatte sanfte Kurven, war natürlich und sinnlich. Sie liebte Farben, bunte Ohrringe und billige Schals und hatte wahrscheinlich nicht einmal einen Kamm in ihrer Handtasche.

Und zweitens war Bree Oliver – trotz ihrer scheinbaren Unschuld und ihres Charmes – geldgierig. Sie glaubte, in seinem naiven Bruder Will einen Dummen gefunden zu haben, der das Chez Z vor dem Bankrott retten würde.

Will zuliebe musste Michael ihr jetzt einen Strich durch die Rechnung machen. Egal, wie sehr er ihre Gesellschaft auch genossen hatte und wie toll sie im Bett war – sie hatte es nicht anders verdient.

Wenn er, Michael, fünf Jahre zuvor bei Anya Parris bloß auch so schlau gewesen wäre. Aber nein, als Anya ihm vorgemacht hatte, schwanger zu sein, hatte er sie – dumm, wie er war – geheiratet und war danach durch eine wahre Ehehölle gegangen. Untreue, Skandale und eine sehr öffentliche Scheidung inbegriffen.

Seither wusste er, dass Frauen sich nicht für ihn, sondern nur für sein Geld, sein Penthouse, seine Ranch, seinen Helikopter, seine Privatjets und seine Einladungen in die „richtigen“ Clubs und die besten Restaurants interessierten.

Im sanften Mondlicht der Sommernacht schimmerten die hohe Decke seines Lofts und das große Bett silbergrau. Brees Körper fühlte sich warm an, verführerisch warm. Ihr billiger Silberschmuck funkelte auf dem Nachttisch, und ihre bunten, dünnen Klamotten waren noch immer auf dem Boden verstreut, dort, wo Michael sie ihr ausgezogen hatte.

Ihr seidig-weicher, warmer Körper erregte ihn, und er hätte ewig so liegen bleiben und ihr scheues Lächeln betrachten können

Aber er musste dem Ganzen ein Ende bereiten, und zwar jetzt – auch wenn ihr süßer Erdbeerduft ihm gerade verführerisch in die Nase stieg und er kaum widerstehen konnte, seine Lippen noch ein letztes Mal in ihren dichten, seidigen Haaren zu vergraben und ihren Hals, ihren sinnlichen Mund und andere Stellen ihres erotischen Körpers zu küssen.

Beim ersten Mal hatte sie sich zart, ja geradezu zerbrechlich angefühlt. Als er sie sanft gegen die Wand gedrückt und in sie eingedrungen war, hatte sie aufgeschrien. Dann hatte sie ihn allerdings an sich gezogen und regelrecht gefleht, er möge nicht aufhören. Langsam hatte ihr zierlicher Körper sich auf ihn eingestellt. Der Sex mit ihr war so intensiv gewesen, dass jede Faser seines Körpers förmlich vor Lust geglüht hatte.

Sie war eine verdammt gute Schauspielerin. Hatte erst auf Jungfrau gemacht, ihn wie ein Vamp verführt und sich ihm schamlos hingegeben. Fast wäre er darauf hereingefallen. Fast hätte sie ihn dazu gebracht, zu glauben, dass nur er – nicht sein Geld – ihr wichtig war.

„Wer hätte das gedacht?“, hatte sie erstaunt geflüstert, als er in ihr gewesen war. „Es ist wundervoll. Ich bin froh, dass du es bist. Nie hätte ich vermutet, dass es auch nur annähernd so schön sein würde.“

Es war auch für ihn schön gewesen. Mehr als schön.

Etwas Besonderes.

Seine Welt war manchmal sehr kalt, und Bree schien so warmherzig zu sein. Für einen verbotenen Augenblick, als sie ihn mit einer geradezu verzehrenden Leidenschaft geküsst hatte, hatte er sich in der sengenden Hitze ihres hingebungsvollen Körpers verloren. Fast hätte er vergessen zu verhüten.

Jedes Mal, wenn er mit ihr geschlafen hatte, war der Sex – auch mit Kondom – noch besser geworden. Was auch immer es war, was da zwischen ihnen geschah – es hatte ihn richtig durcheinandergebracht. Verdammt, allein der Gedanke daran, was sie mit ihm angestellt hatte, erregte ihn über die Maßen. Und das, obwohl er doch gerade eiskalt seine nächsten Schritte plante.

Was war bloß passiert?

Ihre unschuldig-sinnliche Ausstrahlung hatte eine Leidenschaft in ihm entfacht, die er noch bei keiner anderen Frau empfunden hatte. Sie hatte ihn um den Verstand gebracht. Ihre beiden Körper hatten vor Lust gebebt und gemeinsam Erlösung gefunden. Die gemeinsame Ekstase war wie ein Sog gewesen und hatte ihn fast alles vergessen lassen, was er über Frauen wie sie wusste. Bree hatte ihm ein Gefühl von Geborgenheit gegeben. Etwas, von dem er nicht gewusst hatte, dass er es vermisste, bevor er es in ihren Armen erlebt hatte. Sein ganzes Leben lang hatte er sich nie geborgen gefühlt, nicht einmal bei Jacob North, der ihn adoptiert und in seine Familie aufgenommen hatte. Erst in dieser Nacht … bei ihr.

Sie war gefährlich. Er musste sie schnell loswerden.

Wenn er auch nur eine einzige weitere Nacht mit ihr verbrachte, würde er ihr vielleicht völlig verfallen. Möglicherweise würde er sogar sein eigenes Geld in ihr Bistro stecken.

Würde sie ihn Will vorziehen, wenn er genug investierte?

Verdammt, er hatte das Geld, und ein Teil von ihm schrie geradezu danach, dass sie ihn allen anderen vorzog.

Wie alt war sie eigentlich? Fünfundzwanzig? Zehn Jahre jünger als er? Vielleicht sogar noch jünger? Egal! Ihr Alter spielte keine Rolle. Er war von ihrer wilden Schönheit – diesen dichten, dunkelgoldenen Haaren, die ihr Gesicht umrahmten, und diesen nackten Schultern – regelrecht geblendet. Sie hatte eine edel geformte Stirn, eine lange, schmale Nase, hohe Wangenknochen, rosige Haut und volle, sinnliche Lippen.

Was die Wahl ihrer Kleidung betraf, hatte sie allerdings keinen guten Geschmack. Ihre weiten, übergroßen Klamotten hatten ihre schönen Kurven an diesem Abend nicht betont, sondern sie eher versteckt. Aber nackt – mit ihrer extrem schmalen Taille, den breiteren Hüften, den zarten Brüsten und diesen keck aufgerichteten Brustwarzen – war sie vollkommen.

Er hätte sie am liebsten in die Arme genommen, sie festgehalten, ihr übers Haar gestrichen und geflüstert, dass alles in Ordnung war. Aber nichts war in Ordnung. Denn er wusste, was sie vorhatte – und was er tun musste. Und trotzdem fühlte er sich ungeheuer stark zu ihr hingezogen.

Vorsichtig stand er auf.

„Michael“, flüsterte sie verschlafen. „Liebling, komm wieder ins Bett.“

„Ich bin nicht dein Liebling“, stieß er hervor und hasste sich dafür, dass er genau das sein wollte: ihr Liebling.

„Michael, habe ich … habe ich etwas falsch gemacht …?“, fragte sie unsicher, ehe ihre Stimme in der silbernen Dunkelheit gänzlich erstarb.

„Ich bin nicht dein Liebling“, wiederholte er unbarmherzig. „Diese Nacht … es war alles eine einzige Lüge.“

„Eine Lüge?“

„Ich habe dich verführt, um Will zu schützen. Vor dir. Als du dich bei dieser Benefizveranstaltung, bei der ich mit Will war, an mich rangemacht hast, habe ich dich sofort durchschaut. Ich habe gewusst, dass du ihn ausnutzen willst. Du hast es mir leicht gemacht, als du mich angebaggert hast.“

„Wovon redest du?“

„Davon, dass ich mit dir geschlafen habe, um etwas gegen dich in der Hand zu haben, damit du meinen Bruder in Ruhe lässt.“

„Will?“, fragte sie verwirrt. „Moment mal, du denkst, dass Will und ich … ein Paar sind? Dir … liegt gar nichts an mir?“

„Warum sollte mir was an dir liegen? Ich habe dich doch durchschaut.“

Da er selbst einmal arm gewesen war, wusste er genau, was es bedeutete, Leute auszunutzen, um zu bekommen, was man wollte. Gut, er hatte verdammt hart gearbeitet, um dorthin zu kommen, wo er jetzt war, doch er hatte auch ein paar Dinge getan, auf die er alles andere als stolz war.

„Du hattest es auf ihn abgesehen – und dann auf mich –, weil du unser Geld für dein verschuldetes Restaurant haben willst.“

„Nein“, flüsterte sie.

„Willst du etwa abstreiten, dass Will einer deiner Investoren ist?“

„Nein.“ Ihre schön geschwungenen Lippen zitterten, und ihr standen Tränen in den Augen. „Du … hast mir was vorgemacht? Du wolltest nicht wirklich mit mir schlafen?“

Er schüttelte den Kopf.

„Warum? Wie konntest du nur? Ich würde Will – oder sonst irgendjemanden – nie ausnutzen. Will ist ein Freund, und ja, er ist ein Investor. Aber ich habe es doch nicht auf sein Geld abgesehen!“

„Warum hast du dann so schamlos mit mir geflirtet? Du warst doch mit Will dort.“

„Möglich, dass ich ein bisschen geflirtet habe. Aber nur, weil ich dachte, du magst mich …“ Sie atmete tief durch. „Will ist nur ein Freund. Zuerst war er mit meinem Bruder befreundet und hat Geld ins Chez Z investiert. Auf diese Weise sind wir uns nähergekommen – rein platonisch.“

„Freunde? Mehr nicht?“

Ihre Familiengeschichte hatte auch nicht gerade dazu beigetragen, Michaels Meinung über Bree zu bessern. Sechs Monate zuvor war Johnny Z, ihr Promikoch-Bruder, zusammen mit der Frau eines berühmten Schönheitschirurgen – ebenfalls einer der Investoren des Bistros – tot im Bett aufgefunden worden. Alle Leute vermuteten, der Chirurg hätte Johnny erschossen, doch der hatte sich Rechtsanwälte genommen und redete nicht mit der Polizei. Seine Frau war verschwunden, und deshalb standen die Ermittlungen derzeit still. Trotzdem waren der Skandal und die Lücke, die Z als Koch im Chez Z hinterlassen hatte, für das Lokal katastrophal gewesen.

„Will hat mich zu dieser Veranstaltung mitgenommen, weil er mich mit ein paar möglichen Investoren bekannt machen wollte. Als er mir dich vorgestellt hat, dachte ich, du könntest einer davon sein.“

In ihrem Blick lag so viel aufrichtige Empörung, dass er ihr fast geglaubt hätte. Dann fiel ihm jedoch ein, wie naiv er damals bei Anya gewesen war. Er hatte ihr vertrauen wollen. In geschäftlichen Dingen mochte er vielleicht kompetent sein, aber für Frauen, mit denen er ins Bett wollte, war er offenbar leichte Beute.

„Zieh hier doch keine Show ab! Wenn du glaubst, ich wäre so dumm wie mein Bruder, hast du dich getäuscht. Ich möchte, dass du dich anziehst und gehst. Wenn du dich von Will fernhältst, erzähle ich ihm nicht, dass ich heute Nacht mit mir geschlafen habe.“

„Sag’s ihm doch! Vielleicht tu ich’s sogar selbst. Er soll wissen, wie skrupellos du versuchst, hinter seinem Rücken die Fäden zu ziehen. Vielleicht hasst er dich dann ja noch mehr.“

Mit dieser Reaktion hatte Michael nicht gerechnet. Er hatte erwartet, dass Bree erschrecken und mit ihm verhandeln würde. Und das, was sie gerade über Will gesagt hatte, tat weh.

„Er kann es sich nicht leisten, mich zu hassen“, bluffte Michael. „Ich stelle ihm seine monatlichen Schecks aus.“

„Also dreht sich bei dir immer alles nur um Geld und Macht? Und du glaubst, ich bin wie du …“

„Ich weiß es! Also, lass meinen Bruder in Ruhe, dann erzähle ich ihm nichts von uns. Diesmal hast du aufs falsche Pferd gesetzt. Such dir einen anderen Dummen. Einen, der nicht naiv, sondern eher so wie du und ich ist.“

„Erzähl es ihm ruhig. Ich bin nicht wie du, und du kannst mich auch nicht erpressen.“

„Du bist genau wie ich. Aber Geldgier ist nicht das Einzige, was wir gemeinsam haben“, antwortete er kalt. „Wenn Will nicht auf dich abfahren würde, würde ich dich als Geliebte nehmen. Ich würde dich und dein Bistro finanziell unterstützen, solange du mich sexuell interessierst.“

„Hörst du eigentlich jemals zu? Zum letzten Mal: Dein Bruder und ich sind nur Freunde. Es wäre ihm egal, dass du mit mir geschlafen hast. Er war nur ein Investor des Bistros. Es gibt da außerdem schon jemanden in seinem Leben.“

„Wirklich? Wen?“

Sie zögerte. „Das fragst du ihn am besten selbst.“

Wenn Will wirklich eine Freundin hatte, dann könnte Michael Bree für sich allein haben. Schließlich konnte er sie sich problemlos leisten, nicht wahr?

Michael überlegte. Wem schadete es schon, wenn sie seine Geliebte wurde, solange ihm klar war, woran er bei ihr war, und er sich ihr gegenüber großzügig zeigte? Immerhin war sie nicht ernsthaft an Will interessiert.

„Na gut, falls Will wirklich nichts von dir will, weil er jemand anderen hat, sehe ich keinen Grund, warum es mit uns nicht weitergehen sollte. Hier ist ein neuer Vorschlag für dich: Wenn du Will als Investor loswirst und meine Geliebte wirst, bist du alle finanziellen Sorgen um dein Bistro los. Allerdings nur, solange mir der Sex mit dir gefällt.“

„Wie bitte?“ Verständnislos starrte sie ihn an.

„Du hast schon richtig gehört. Werde meine Geliebte, und du bist deine Geldprobleme los.“

„Ich fasse es nicht. Erst schläfst du mit mir, um eine Beziehung zu zerstören, die ich deiner Meinung nach mit deinem Bruder habe, und jetzt willst du mich kaufen?“

„Ich bin sicher, das siehst du anders, sobald du in eine schöne Wohnung gezogen bist und wir uns auf eine großzügige Aufwandsentschädigung für dich geeinigt haben.“

„Moment mal!“

„Du willst doch das Bistro retten, oder? Und wir haben Spaß miteinander, warum also nicht?“

Sie richtete sich kerzengerade auf. „Du kannst Menschen nicht einfach kaufen!“

„Du wärst überrascht, was man für Geld alles haben kann.“

„Tja, ich bin nicht käuflich.“

„Das bezweifle ich. Ich habe dir nur noch nicht das richtige Angebot gemacht. Sag mir, was du willst, dann verhandeln wir.“

„Ich kann nicht glauben, dass ich dich auch nur eine Sekunde lang für einen anständigen Menschen gehalten habe.“ In ihrem Gesicht spiegelte sich blankes Entsetzen.

Es verblüffte Michael, dass sie sein Angebot ablehnte. Zu spät wurde ihm klar, dass er sie zu diesem Deal genauso hätte verführen sollen wie im Bett. „Ich rufe meinen Chauffeur“, sagte er kühl und ohne sich seine Enttäuschung anmerken zu lassen. „Er fährt dich, wohin du willst. Nach dieser Nacht will ich dich nie mehr zusammen mit meinem Bruder sehen. Hast du das verstanden?“

„Du hast mir gar nichts vorzuschreiben. Und deinem Bruder auch nicht. Er ist ein erwachsener Mann und einer meiner Hauptinvestoren, ob dir das nun gefällt oder nicht. Ich werde mich mit ihm treffen, sooft ich will! Er hat das Recht, sein Geld zu investieren, wie es ihm gefällt.“

„Da täuschst du dich.“

Michael ging aus dem Zimmer, weil der Anblick ihrer schimmernden, traurigen Augen, ihrer zitternden Lippen und nackten Brüste zu viel für ihn war. Verdammt, trotz ihrer Zurückweisung und trotz der Tatsache, dass sie Will ausnutzte, begehrte er sie immer noch.

Erst als er sie die Wendeltreppe nach unten laufen hörte – sie nahm nie einen Aufzug, wenn es sich vermeiden ließ, weil sie unter Klaustrophobie litt – und die Tür unten laut ins Schloss fiel, kehrte er in sein Schlafzimmer zurück.

Eine Weile starrte er im Dunkeln hinaus auf die Stadt, die im Mondlicht glitzerte.

Als ihn der Ausblick zu langweilen begann, ging er vom Fenster weg und schaltete überall das Licht ein. Noch nie hatte das riesige Schlafzimmer in seinem Penthouse so grell und kalt gewirkt.

Erst als er die Blutflecken auf seinem Laken sah, wurde ihm bewusst, dass er sich möglicherweise zumindest in einem Punkt geirrt hatte.

War sie etwa noch Jungfrau gewesen? Sein Herz, das sonst nie etwas erschüttern konnte, begann schneller zu klopfen. Eine Jungfrau wäre doch bestimmt nicht so wild und hemmungslos gewesen, oder? Andererseits …

Ihm fiel ein, wie sie kurz aufgeschrien hatte, als er das erste Mal in sie eingedrungen war. Was, wenn sie also wirklich noch unschuldig gewesen war? Wenn er bei ihrer Jungfräulichkeit falschgelegen hatte, hatte er sich dann auch in anderen Dingen getäuscht? Hatte sie ihn gern, wenigstens ein bisschen? Hatte er ihr wehgetan? Und welche Art von Beziehung hatte sie wirklich mit Will? Er musste noch einmal mit ihr reden, verdammt. Aber an diesem Abend konnte er ihr nicht mehr gegenübertreten.

Nach seinem knallharten Angebot und der Abfuhr, die sie ihm erteilt hatte, hatten sie sich beide ein paar Stunden Auszeit verdient. Es reichte, wenn er sie am folgenden Morgen wiedersah.

Doch am nächsten Morgen war Bree unauffindbar.

Sie ging nicht ans Handy, reagierte nicht auf seine SMS und war auch nicht in ihrer Wohnung. Im Chez Z erfuhr Michael schließlich von Bijou, ihrer französischen Mutter, dass Bree kurzfristig „verreist“ sei.

„Sie hat gesagt, es wäre ein Notfall, und dabei sehr unglücklich gewirkt“, erklärte Bijou. „Ich habe nicht weiter nachgefragt. Jetzt wünschte ich, ich hätte es getan. Sind Sie der Notfall? Steckt sie Ihretwegen in Schwierigkeiten?“

„Nein.“

„Ach, mit Männern hat sie einfach kein Glück. Das ist sogar noch untertrieben. Es ist schlimm mit ihr. Sie kommt ganz nach mir, wissen Sie. Ihr Vater hat sich redlich bemüht, mein Leben zu ruinieren. Falls Sie nicht vorhaben, sie gut zu behandeln, lassen Sie sie besser in Ruhe, ja?“

Auch Michaels Besuch bei Will war wenig erfolgreich. Sein Bruder weigerte sich nämlich, ihn in seine Wohnung zu lassen.

„Sie hat mir schon erzählt, was du ihr unterstellst“, sagte Will. „Ich habe keine Ahnung, wo sie ist, und würde es dir, ehrlich gesagt, auch nicht sagen, wenn ich es wüsste. Du bist einen Schritt zu weit gegangen.“

„Sie hat gesagt, du wärst mit einer anderen Frau zusammen. Stimmt das?“

Will, der normalerweise ein verträglicher Mensch war, verzog verärgert das Gesicht. „Vielleicht kannst du dir denken, warum ich im Augenblick lieber nicht mit dir über mein Privatleben reden möchte.“

Dann schlug er Michel die Tür vor der Nase zu.

Michael hatte ein schlechtes Gewissen und war verunsichert. Was verheimlichte ihm Will? Bree hatte ihm nicht nur eine Abfuhr erteilt, sondern auch seinen Bruder gegen ihn aufgebracht. Will hatte nicht einmal bestätigt, dass er mit jemand anderem zusammen war. Bedeutet das etwa, dass er sich doch für Bree interessierte? Und wenn Will tatsächlich mit einer anderen Frau zusammen war, was, zum Teufel, hatte er, Michael, dann dadurch erreicht, dass er Bree abgeschleppt hatte? Mal davon abgesehen, dass sie ihm jetzt nicht mehr aus dem Kopf ging.

Aller Wahrscheinlichkeit nach schätzte er ihren Charakter richtig ein. Gut, jetzt war sie weg, aber was nützte das schon, wenn Will sich jetzt noch stärker als ihr Beschützer fühlte? Statt Will gegen sie aufzubringen, hatte Michael lediglich erreicht, dass sein Bruder böse auf ihn war.

Trotz allem war er wie besessen von ihr. Egal, wie sehr er in den folgenden Wochen versuchte, sich in seiner Arbeit zu vergraben, egal, mit wie vielen Traumfrauen er ausging, um sich selbst zu beweisen, wie gleichgültig sie ihm war – er konnte sie nicht vergessen.

Sogar auf seiner zweimonatigen Geschäftsreise nach Shanghai ging ihm Bree nicht aus dem Kopf. Die Erinnerung an die gemeinsame Nacht machte ihn verrückt – besonders seit er wusste, dass sie am selben Tag, als er nach Shanghai geflogen war, in ihr Bistro zurückgekehrt war und sich mit Will zum Mittagessen getroffen hatte.

War sie absichtlich so lange untergetaucht, bis er weg gewesen war?

Was hatte sie vor? Und wie konnte er es verhindern und Will vor ihr retten?

2. KAPITEL

Acht Wochen später

Will darf nichts passiert sein. Das darf einfach nicht sein.

Mit vor Angst klopfendem Herzen und seinem vor Nässe triefenden Aktenkoffer stieß Michael die schwere Tür zur Notaufnahme auf. Da Pedro, sein Assistent, der ihn über den Unfall informiert hatte, noch nicht da war, stürmte Michael allein den überfüllten Flur entlang. Den gekachelten Boden, die hellgrünen Wände, die Betten, Patienten und Besucher nahm er nur verschwommen wahr.

Auf der Fahrt durch den starken Regen vom JFK Airport in die Stadt hatte er versucht, Bree zu erreichen. Als sich lediglich ihre Mailbox gemeldet hatte, hatte er beschlossen, auf dem Weg in sein Büro im Chez Z vorbeizuschauen. Er hatte gerade vor dem Bistro eingeparkt, als Pedro ihn angerufen und ihm mitgeteilt hatte, dass Will einen Unfall gehabt hätte.

„Wo ist Will North?“, fragte Michael die Krankenschwestern in der Notaufnahme. „Ich bin sein Bruder. Er hatte einen Unfall und ist mit dem Rettungswagen hergebracht worden.“

„North?“ Die Krankenschwestern schauten von ihren Unterlagen auf. Als ihm niemand antwortete, ahnte Michael, dass der Zustand seines Bruders ernst war.

Oh Gott. Es steht schlimm um ihn.

„Wo ist er?“ Michaels Stimme klang so heiser, dass er sie selbst kaum wiedererkannte. „Was ist passiert?“

Eine ältere Schwester mit gütigem Gesicht teilte ihm schließlich die nackten Fakten mit.

Ein Frontalzusammenstoß bei starkem Regen. Tony Ferrar, der offenbar der Freund seines Bruders war und am Steuer gesessen hatte, war am Unfallort verstorben. Die Fahrerin des Geländewagens, der mit ihnen kollidiert war – eine 24-Jährige, die möglicherweise betrunken gewesen war oder während der Fahrt gesimst hatte –, war über die Mittelleitplanke der Autobahn gedonnert und frontal in Wills Mercedes geknallt. Sie war ebenfalls am Unfallort verstorben. Will hatte seinen Gurt gelöst und sich vor seine Frau geworfen. Dabei hatte er sich Rücken- und Kopfverletzungen und mehrfache Knochenbrüche zugezogen. Er musste in Kürze operiert werden.

In Michaels Kopf drehte sich alles. „Seine Frau?“

War es das, was Will ihm an diesem Tag beim Mittagessen hatte erzählen wollen? Hatte er seine geheime Freundin geheiratet? Michael war wie betäubt. Einerseits war ihm bewusst, dass Will sehr schwer verletzt war. Andererseits weigerte er sich, zu akzeptieren, dass es wirklich so schlimm um seinen jüngeren Bruder stand.

Nicht Will. Michael hatte ihn noch am Abend zuvor aus Shanghai angerufen. Als er sich nach Bree erkundigt hatte, hatte Will sich geweigert, über sie zu reden.

„Ich habe große Neuigkeiten. Ich erzähle dir alles morgen beim Mittagessen“, war alles gewesen, was Michael aus ihm herausbekommen hatte.

„Kann ich meinen Bruder vor der Operation noch sehen?“, fragte Michael die Schwester.

„Natürlich. Aber reden Sie nicht zu viel, sonst ermüden Sie ihn.“

Erst als er Wills aschfahles Gesicht und seinen eingefallenen Körper sah, der reglos dalag wie der eines Toten, wurden ihm die Verletzungen seines Bruders im ganzen Ausmaß bewusst.

„Will, kannst du mich hören? Ich bin’s, Michael“, sagte er leise.

Schläuche zischten und gurgelten. Sein Bruder, dessen Gesicht mit blutdurchtränkten Verbänden umwickelt war, bewegte sich leicht. Sein Mund zitterte, und er schien Mühe zu haben, Michael anzusehen.

„Sag nichts“, bat Michael.

„Ich muss … Habe keine Zeit … Weißt du, es stimmt nicht, dass man sein Leben wie einen Film vor sich ablaufen sieht.“ Wills Stimme war so schwach, dass Michael sich ganz nah zu ihm hinunterbeugen musste, um ihn zu verstehen. „Es ist die Zukunft, die man nie haben wird, um die … es geht.“

„Streng dich nicht mit Reden an. Du bist jung. Du wirst wieder gesund. Ich verspreche es dir.“

„Nicht einmal du kannst das wieder in Ordnung bringen. Aber da gibt es etwas, was du für mich tun kannst …“

„Alles.“

„Kümmere dich um Bree.“

„Was?“

„Bree … sie ist … meine Frau“, sagte Will schwer atmend.

„Bree? Du hast Bree geheiratet?“

„Sie ist schwanger. Keine Zeit, es zu erklären. Wir wollten es dir nicht auf diese Weise sagen. Versprich mir einfach, dass du … dich um sie … und das Baby kümmerst.“

„Das Baby?“

„Sie bekommt ein Kind, und sie hat sich bei dem Unfall verletzt. Ich weiß nicht, wie schwer. Wir saßen auf der Rückbank. Tony ist gefahren. Tony ist tot … Habe versucht, sie … für dich … zu retten.“

„Für mich?“

„Du hast sie gern.“

Michael trat kalter Schweiß auf die Stirn. Er konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Nachdem Bree mit ihm geschlafen hatte, war sie offenbar sofort zu Will zurückgekehrt und hatte sich von ihm schwängern lassen, damit er sie heiratete. Die beiden hatten vorgehabt, es vor ihm geheim zu halten, bis er aus Shanghai zurück war.

Will war dermaßen in Bree vernarrt, dass er seinen eigenen Sicherheitsgurt gelöst hatte, um sich schützend vor sie zu werfen.

Autor

Ann Major

Ann Major wird nicht nur von ihren Leserinnen sehr geschätzt, sondern bekommt auch von anderen Romance-Autorinnen wie Nora Roberts und Sandra Brown tolle Kritiken.

Aber ihr Erfolg ist hart erarbeitet, denn sie sagt von sich selbst, dass sie keine Autorin ist, der alles zufliegt. Sie braucht die täglichen kleinen Rituale...

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