In deinen Armen werd ich schwach

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Der Reporterin Romy stockt der Atem, als sie den feurigen Argentinier Kruz Acosta erblickt. Seine faszinierende Ausstrahlung lässt sich unmöglich ignorieren! Heimlich schießt Romy ein paar Schnappschüsse - und wird prompt erwischt. Während Kruz sie festhält, um ihr die Kamera abzunehmen, überwältigen Romy unerwartete Gefühle. Warum nur muss sie jetzt, und dann auch noch in den Armen eines prominenten Playboys, solch quälende Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit verspüren? Kurz wird Romy schwach und gibt sich Kruz für einen Moment des Glücks hin. Mit gefährlichen Folgen ...


  • Erscheinungstag 18.03.2014
  • Bandnummer 2119
  • ISBN / Artikelnummer 9783733700430
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Inmitten der glamourösen Hochzeitsgesellschaft machten zwei Personen den Eindruck, als hätten sie mit den Feierlichkeiten nichts zu tun. Die eine war Romy Winner, eine bekannte Fotojournalistin. Distanziertheit war praktisch ein Teil ihres Berufs. Kruz Acosta, der Bruder des Bräutigams, hatte für seine Gleichgültigkeit allerdings keine Entschuldigung. Mit seinem finsteren Gesichtsausdruck passte er hervorragend in die unwirtliche Gegend um diese argentinische hacienda, wie Romily – die sich lieber schlicht Romy nennen ließ – fand.

Sie stahl sich weiter in den Schatten des Festzelts, um noch mehr heimliche Schnappschüsse von Kruz zu bekommen. Obwohl sie während ihrer Arbeitszeit eigentlich immun gegen jegliche Gefühle war, gelang es ihr dieses Mal nicht, den inneren Aufruhr zu unterdrücken. Und das nicht nur, weil jede Fotoagentur der Welt ein Vermögen für diese Aufnahmen auf den Tisch legen würde. Immerhin galt Kruz Acosta als der zurückgezogene Eigenbrötler unter den berühmt-berüchtigten Acosta-Brüdern. Er weckte aber auch regelrecht animalische Empfindungen in ihr … von der Sorte, wie sie nur unterhalb der Gürtellinie vorkamen!

Vielleicht war es seine latent gefährliche Ausstrahlung, die sie reizte, oder seine Ähnlichkeit mit einem archaischen Krieger. Wie auch immer, Romy genoss jedenfalls diesen Reiz, den er auf sie ausübte.

Alle vier Brüder waren große, stolze und einflussreiche Männer, doch Kruz fand sie mit Abstand am interessantesten. Er war Veteran einer Spezialeinheit und hatte eine Ausbildung in Europa und Amerika genossen. Heute sagte man ihm nach, er würde für zwei Regierungen arbeiten, aber niemand wusste Genaues über ihn – bis auf seine beeindruckenden Erfolge auf dem Polofeld.

Allmählich lernte Romy ihn durch die Linse ihrer Kamera etwas besser kennen, während sie die Hochzeitsfeier seines ältesten Bruders Nacho und der zauberhaften, blinden Grace fotografierte. Bisher wusste sie von ihm lediglich, dass er kaum eine Gelegenheit für amouröse Abenteuer ausließ. Eilig duckte sie sich, als er seinen Blick über die Gästeschar schweifen ließ. Zweifellos hielt er Ausschau nach ungebetenen Besuchern, und in seinen Augen fiel sie ganz sicher in diese Kategorie.

Höchste Zeit, sich Kruz Acosta wieder aus dem Kopf zu schlagen und sich auf die Arbeit zu konzentrieren! überlegte Romy. Also machte sie sich daran, ein paar Motive zu finden, die dem Verleger des ROCK! – Magazins – Ronald – hundertprozentig gefallen würden.

Wenn sie alles im Kasten hatte, würde sie sich unauffällig aus dem Staub machen …

Eher früher als später, dachte sie, als Kruz missmutig in ihre Richtung blickte. Dieser Job wäre ein Vergnügen gewesen, wenn man ihr einen offiziellen Presseausweis ausgestellt hätte. Aber ROCK! wurde von vielen Leuten als Skandalblatt eingestuft, deshalb hatte auch niemand aus der Redaktion eine Einladung für die Society-Hochzeit des Jahres erhalten. Romy war quasi als Geheimagentin der Braut unterwegs und hatte die Erlaubnis, einige der privaten Aufnahmen für andere Zwecke zu nutzen.

Grace hatte über Holly Acosta von Romys fotografischem Talent erfahren. Holly war Romys Arbeitskollegin, und die drei Frauen hatten sich in den vergangenen Monaten mehrmals heimlich getroffen, weil Grace ihren Ehemann mit einem exklusiven Hochzeits-Fotobuch überraschen wollte. Mittlerweile waren sie Freundinnen geworden. Romy bewunderte die Fröhlichkeit und Stärke der blinden Frau und hatte sie regelrecht ins Herz geschlossen. Allerdings bezweifelte sie, dass Kruz ihr ebenso wohlgesonnen war wie seine Schwägerin …

Er darf mich eben nicht erwischen, überlegte Romy. Aber ihre Kamera liebte ihn! Er besaß diese ganz spezielle Energie, die man quer durch jeden Raum über jede Distanz empfangen konnte. Eine beunruhigende Ausstrahlung, die sich unmöglich ignorieren ließ.

Je mehr Bilder sie von ihm schoss, desto überzeugter war sie davon, dass sich ihm nichts und niemand in den Weg stellen konnte. Es war leicht, sich Kruz als rebellischen Jugendlichen vorzustellen, dem später in seiner Spezialeinheit etliche Tapferkeitsmedaillen verliehen worden waren. Mit seinem maßgeschneiderten Anzug wirkte er wie eine lebendige Waffe, die man edel getarnt hatte. Mittlerweile leitete er eine erfolgreiche Sicherheitsfirma, und genau deshalb hatte er auch die Oberaufsicht über den Ablauf dieser Hochzeitsfeier.

Ein Schauer jagte durch ihren Körper, als Kruz’ Blick über sie hinwegglitt. Er musste sie gesehen haben. Die Frage war nur, würde er deswegen etwas unternehmen? Schließlich war sie nicht um die halbe Welt gereist, um dann mit leeren Händen zurück nach London zu fliegen.

Außerdem kam es gar nicht infrage, dass sie die Braut im Stich ließ. Grace wünschte sich ein Geschenk für die Ewigkeit, damit ihre Familie eine besondere Erinnerung an diesen Tag hatte, und Romy nahm dieses Anliegen sehr ernst. Daran würde auch ein umwerfendes, männliches Objekt wie Kruz Acosta nichts ändern!

Romy sog scharf den Atem ein, als Kruz sie nun direkt fragend anschaute. Ganz langsam ließ sie die Kamera sinken und sah sich unauffällig nach einem besseren Versteck um. Vergebens. In dem hellen Festzelt gab es keine dunklen Ecken. Der Dresscode für die Hochzeit lautete Helllichter Glanz. Denn Licht war das Einzige, was Grace noch optisch erkennen konnte, nachdem ein Virus ihre Sehfähigkeit zerstört hatte. Und so hatte man für ausreichend Helligkeit gesorgt.

Mit gesenktem Kopf mischte Romy sich unter die Gäste und behielt dabei die Familie Acosta im Auge. Nacho, der älteste Bruder, hatte nur Augen für seine Braut, während zwischen Diego und seiner süßen Hochzeitsplanerin Maxie regelrecht die Funken sprühten. Sie konnten offensichtlich gar nicht abwarten, endlich miteinander allein zu sein, genau wie Ruiz Acosta und seine Holly – Romys Arbeitskollegin und Freundin. Das einzige Mädchen im Geschwisterbund, Lucia, flirtete mit Luke Forster, dem berühmten amerikanischen Polospieler.

Kruz war noch unverheiratet. Darüber wunderte Romy sich zwar, aber auf der anderen Seite ging es sie überhaupt nichts an. Ihre Kamera liebte ihn, aber das bedeutete nicht, dass er Romy selbst auch gefallen musste. Sie würde einfach den Moment nutzen, weil er gerade mehrere Leute begrüßen musste, und noch ein paar exklusive Fotos schießen.

Diese Narben … und dieser grimmige Gesichtsausdruck. Eigentlich müsste sie Kruz Acosta abstoßend finden, aber stattdessen war sie fasziniert von ihm. Und aus sicherer Distanz empfand sie sogar ein gewisses sexuelles Verlangen nach ihm!

Plötzlich tat er etwas Erstaunliches, und Romy öffnete sprachlos den Mund. Er drehte sich zur Seite, um der Braut etwas zuzuflüstern, und für einen Sekundenbruchteil wurde sein Gesicht weich und liebevoll. Dieser Schnappschuss war ein Vermögen wert, das wusste Romy sofort. Ihr Talent, derartig seltene Momente zu erkennen und einzufangen, hatte ihr in ihrem Beruf einen einzigartigen Ruf eingebracht.

Im nächsten Augenblick richtete sich Kruz’ Aufmerksamkeit allerdings wieder direkt auf sie, und Romy wusste, dass sie jetzt so schnell wie möglich gehen sollte. Panisch verstaute sie die Kamera in ihrer Handtasche und zwängte sich durch die üppigen Blumenarrangements, die von der Hochzeitsplanerin extra zahlreich aufgestellt worden waren, damit Grace sich zumindest an den unterschiedlichen Düften erfreuen konnte. Zudem waren überall an den Tischen, den Blumenschalen und auch auf dem Buffet unauffällige Informationen in Blindenschrift angebracht. Romy nahm sich vor, diese Idee für ihr Album zu übernehmen, das Grace bei ihr in Auftrag gegeben hatte.

„Hallo, Romy!“

Erschrocken fuhr sie herum, aber hinter ihr stand bloß ein halbprominentes Fernsehsternchen, das sich gern fotografieren lassen wollte. Dafür musste Romy sich Zeit nehmen, da der Herausgeber vom ROCK! – Magazin sie genau für diese Art von Journalismus bezahlte. Sie selbst allerdings wollte viel lieber gewöhnliche Menschen in ungewöhnlichen Situationen bildlich festhalten, darin lag ihre wahre Leidenschaft.

Als sie sich endlich von der Schauspielerin verabschieden konnte, spürte sie, dass sie beobachtet wurde. Ganz bewusst vermied sie es, sich umzudrehen. Nach einer Weile gelang es ihr, sich eine versteckte Ecke zu suchen, von der aus sie Kruz nach Herzenslust beobachten konnte, ohne dass er sie dabei entdeckte.

Das Spiel seiner Muskeln unter dem eng geschnittenen Hemd brachte sie auf sündige Gedanken. Grace hatte erwähnt, Kruz würde bald in London ein Büro eröffnen – gleich um die Ecke der ROCK! – Redaktion. Als wäre das etwas Gutes! Nachdem Romy sich einen Eindruck von ihm verschaffen konnte, war sie davon überzeugt, dass er ihr nur Ärger brachte, falls sie sich näher kennenlernen sollten.

Nichtsdestotrotz war er ein attraktiver Mann. Richtig heiß!

Romy stellte sich auf die Zehenspitzen. Wohin war er verschwunden? Gerade eben hatte er doch noch bei den Gästen am Eingang gestanden … Jetzt durfte sie keine Zeit verlieren. Sie musste zum Pressebus gehen und die Fotos online in die Redaktion schicken, bevor sich ihr Kruz in den Weg stellte. Gehetzt nahm sie einen der hinteren Ausgänge des Festzelts.

Aber wieso machte sie sich eigentlich Sorgen, dass man ihr zu nahe treten könnte? Immerhin hatte sie als kleines, unscheinbares Mädchen angefangen, Kickboxen zu trainieren, um sich durchsetzen zu können. Wer sich also ihrer Kamera bemächtigen wollte, würde ganz sicher eine Überraschung erleben!

Er erkannte das Mädchen, das sich hinten aus dem Zelt schleichen wollte, sofort. Und er würde sie auf keinen Fall einfach so gehen lassen. Da Kruz alle Presseausweise persönlich unterschrieben und herausgegeben hatte, wusste er, dass Romy Winner keinen besaß.

Ihr wurde eine gewisse Rücksichtslosigkeit bei der Ausübung ihres Berufs nachgesagt, aber dasselbe behauptete man auch von ihm. Romys Arbeit fand zwar allgemein große Anerkennung, doch das gab ihr noch lange kein Recht, hier hereinzuspazieren und unerlaubt Fotos zu schießen.

Sie enttäuschte ihn, wenn er ehrlich war. Ihrem Ruf nach zu urteilen, sich für ihre Shootings geniale Verstecke und Positionen auszusuchen, hätte er ihr mehr Finesse zugetraut. Vielleicht kopfüber im Zeltdach zu hängen oder sich als Kellnerin zu verkleiden. Stattdessen drückte sie sich zwischen Blumenkübeln herum, und ihre Aufmachung hätte nicht auffälliger sein können: den schmalen Körper in enge schwarze Klamotten gesteckt, die Augen rundherum mit schwarzem Kajalstift geschminkt, und die lackschwarzen Haare mit Gel hochgestylt und an den Spitzen knallrot gefärbt. Unauffälliger ging kaum.

Vielleicht war sie aber auch gerissen und verfolgte mit diesem Aufzug eine bestimmte Strategie. Man konnte zum Beispiel auf diese Weise den Überraschungseffekt ausnutzen und Menschen ohne ihre höfliche Maske erwischen.

Für die Dreistigkeit, sich auf die Hochzeit seines Bruders zu schleichen, würde sie allerdings bezahlen müssen. Er wusste bloß noch nicht, auf welche Art und Weise. Darüber würde er später entscheiden, wenn er sie zur Rede gestellt hatte.

Romy eilte durch die Dunkelheit. Das Gefühl, verfolgt und regelrecht gejagt zu werden, wurde immer stärker. Allerdings bezweifelte sie, dass Kruz der Verfolger sein könnte. Der hatte bestimmt Besseres zu tun.

Während sie auf den Besucherparkplatz zusteuerte, dachte sie über die Familie Acosta nach. Da die Geschwister von ihrem ältesten Bruder Nacho großgezogen worden waren, nachdem ihre Eltern bei einem schrecklichen Unglück ums Leben gekommen waren, fehlte Kruz als Jüngstem wohl am meisten der weibliche Einfluss einer fürsorglichen Mutter. Vielleicht hatte ihn das hart und unerbittlich werden lassen.

Und das war auch der Grund für seine vermeintlich gefährliche Ausstrahlung. Ihm fehlte es schlicht an Sanftheit. Das machte ihn unnahbar und sexy … und jetzt sollte sie endlich aufhören, sich über diesen Mann den Kopf zu zerbrechen!

Im Dunkeln orientierte sie sich an den Scheinwerfern des Pressebusses, dessen Standlicht ihr den Weg weisen sollte. Sie musste unbedingt die Kopie ihrer Aufnahmen abschicken. Mit dem Geld, das Romy verdiente, bezahlte sie das exklusive Pflegeheim für ihre Mutter. Hier lebte die geschundene Frau, nachdem Romys Vater sie halbtot geprügelt hatte.

Während ihrer Arbeit als Fotojournalistin hatte Romy schnell herausgefunden, dass schöne Bilder gutes Geld einbrachten – Sensationsbilder hingegen waren ein echtes Vermögen wert! Und die Entscheidung, auf die Jagd nach den begehrtesten Schnappschüssen der Welt zu gehen, war in dem Moment gefallen, als man ihr mitteilte, dass ihre Mutter für den Rest ihres Lebens ein Pflegefall bleiben würde. An dem Tag schwor sich Romy, für ihre Mum zu sorgen, so gut es ihr möglich war.

Ein Windstoß, der aus Richtung der Anden hinabwehte, ließ sie frösteln. Hatte sie sich jemals deplazierter gefühlt als hier und heute? Für gewöhnlich lebte sie in London – mitten im Lärm und Getümmel. Aber hier im Schatten der riesigen, endlosen Bergkette wurde nachts alles schwarz und still. Totenstill. Ängstlich schlang sie die Arme um sich.

Das geisterhaft erleuchtete Festzelt lag inzwischen in einiger Entfernung hinter ihr, und vor ihr erstreckte sich die weite Prärie. Romy beschleunigte ihre Schritte. An der nächsten Ecke rückte wieder der Pressebus in ihr Blickfeld, und sie fing an zu laufen. War das ein Zweig, der hinter ihr knackte? Mit pochendem Herzen suchte sie in ihrer Tasche nach dem Schlüssel und ließ den Bus mit seinen schwach beleuchteten Satellitenschüsseln auf dem Dach nicht mehr aus den Augen … als sie plötzlich am Handgelenk gepackt wurde.

Mit der anderen Hand entwendete der Mann ihr die Kamera. Instinktiv drehte sie sich um die eigene Achse und wollte ihrem Angreifer einen kräftigen Tritt verpassen, doch er wehrte ihr Bein mit eisernem Griff ab.

„Gut, aber nicht gut genug“, brummte Kruz Acosta.

Sie hatten den Bus inzwischen erreicht, und Romy drängte sich rückwärts gegen das Fahrzeug. Kruz stand dicht vor ihr, und ohne den Abstand durch ihre Kameralinse war seine Ausstrahlung stärker als je zuvor.

Romy konnte die goldenen Flecken in seinen tiefdunklen Augen erkennen und auch den ironischen Zug um seinen schönen Mund.

„Nein“, sagte er kühl, als sie einen schnellen Blick auf ihre Kamera in seinen Händen warf.

Trotzdem versuchte sie, danach zu greifen, und nach einem kurzen Gerangel landeten sie beide auf dem staubigen Boden. Sofort sprang Romy wieder auf die Füße und ballte die Hände zu Fäusten, während Kruz sich in aller Ruhe aufrichtete und nur fragend eine Augenbraue hob.

Es war unmöglich für Romy, sich seiner faszinierenden Wirkung zu entziehen. Er wirkte souverän, voller Power und wahnsinnig attraktiv. Sie rieb sich den Arm. Allerdings hatte Kruz ihr nicht wehgetan, sondern er hatte sie mit seiner Berührung regelrecht gebranntmarkt!

Erschrocken schrie sie auf, als er sie erneut packte. Er war wesentlich größer als sie, und sein Körper schien nur aus Muskeln zu bestehen. Ihre Gegenwehr blieb ohne Erfolg.

„Ist das alles, was Sie drauf haben?“, erkundigte er sich belustigt.

Romy taumelte, als Kruz sie ohne Vorwarnung losließ. Sie fühlte sich erniedrigt und war unendlich wütend. Am meisten, weil Kruz sie in diesem Moment ausgiebig musterte und augenscheinlich keinen Gefallen an ihr fand. Warum sollte er auch?

„Wie kommt ein Paparazzo auf diese Hochzeit?“, wollte er wissen.

„Ich bin kein Paparazzo, ich gehöre zur Chefredaktion vom ROCK! – Magazin.“

„Mein Fehler“, entgegnete er spöttisch. „Sie sind also eine fest angestellte und ernst zu nehmende Fotoreporterin mit Einfluss, die Jagd auf Prominente macht. Und mit einem eigenen großzügigen Büro, nehme ich an?“

„Ich verfüge tatsächlich über ein sehr nettes Großraumbüro“, log sie. Es gefiel ihr nicht, wie mühelos er ihr Selbstbewusstsein zerstörte. Normalerweise hatte sie die Oberhand in nahezu jeder Situation. In ihrer Branche hatte sie sich den ehrlichen Respekt ihrer Kollegen verdient, und sie war es nicht gewohnt, von Männern herablassend behandelt zu werden.

„Also, neben dem Job als talentierte Fotografin und Mitglied der Chefredaktion beim ROCK! – Magazin ist die berühmt-berüchtigte Romy Winner auch noch eine leidenschaftliche Kickboxerin?“

Sie wurde dunkelrot im Gesicht. Peinlicherweise hatte er ihren Tritt ja mühelos abgewehrt.

„Ich nehme an, Kickboxen ist eine notwendige Fähigkeit, wenn man sich bei Veranstaltungen unerlaubten Zutritt verschaffen muss?“, fuhr er fort.

„Es ist ein Hobby von mir und kommt mir auch gelegen, wenn sich Männer wie Sie in meiner Nähe aufhalten.“

„Männer wie ich?“ Gelassen begegnete er ihrem wütenden Blick. „Vielleicht sollten Sie und ich uns wirklich mal zusammen auf die Matte wagen, was?“

„Nur über meine Leiche!“, schoss sie zurück.

Seinem abfälligen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wartete er offenbar darauf, dass sie blinzelte oder ihm irgendwie auswich. Aber Romy tat nichts dergleichen, sondern starrte wie gebannt auf seine Lippen. Er hatte einen wunderbaren Mund, nicht zu schmal und dennoch fest mit einem außerordentlich schönen Schwung. Gut vorstellbar, dass er damit fantastisch küssen konnte.

Was für eine absurde Idee! Sie würde niemals erfahren, wie es sich anfühlte, mit ihm … Kruz gehörte zu den Menschen, die man durch ein Kameraobjektiv bewunderte. So wie ein Wildlife-Fotograf einen Tiger beobachten würde, ohne dabei auf die Idee zu kommen, das Tier mit bloßen Händen zu berühren.

„Kickboxen ist eine patente Methode, um unerwünschte Avancen abzuwehren“, erklärte sie spitz.

„Bilden Sie sich mal nicht zu viel ein, Romy!“

Seine Augen waren eiskalt, und sie schauderte. Ganz offensichtlich bestand keinerlei Chance, ihre Kamera zurückzubekommen. Er war zu kräftig, um ihn überwältigen zu können, und er war schnell.

Was für eine Art Liebhaber er wohl sein mochte?

Das würde sie niemals erfahren. Aber jetzt galt es ohnehin nur, ihre Fotos zu sichern.

Mit einem Satz stürzte sie an ihm vorbei und griff nach dem Riemen ihrer Kameratasche, doch Kruz packte von hinten den Kragen ihrer Lederjacke und zog Romy zurück. Dabei zerrte er die Jacke von ihren Schultern und brachte damit das enge weiße Oberteil zum Vorschein, das Romy darunter trug. Ohne BH, weil der praktisch überflüssig war.

Kruz starrte auf ihre Brüste, und sie wäre am liebsten im Boden versunken. Wahrscheinlich bevorzugte er eine üppige Oberweite wie die meisten Männer! Wenn ihre Brustwarzen sich wenigstens nicht so deutlich durch den dünnen Stoff ihrer engen Bluse abzeichnen würden! Es war frustrierend und schrecklich peinlich.

„Wollen Sie noch einmal auf mich losgehen?“, wollte er wissen.

„Bestimmt könnte ich Ihrem Ego einen empfindlichen Schlag verpassen …“, konterte sie selbstbewusst, „… aber ich möchte eigentlich bloß mein Eigentum zurück.“

„Was befindet sich auf dieser Speicherkarte, das ich lieber nicht zu sehen bekommen sollte?“, fragte er und hob die Kamera hoch. „Sie können sie sich morgen abholen, nachdem ich Gelegenheit hatte, die Aufnahmen zu prüfen.“

„Das ist meine Arbeit, und ich brauche das Material“, protestierte sie.

„Eine nicht autorisierte Arbeit“, korrigierte er.

Mit diesem Kerl konnte man nicht diskutieren. Da half nur Aktionismus.

Ein letztes Mal startete Romy den Versuch, die Kamera an sich zu reißen, und fand sich nur wenige Sekundenbruchteile später auf dem Boden wieder – direkt unter Kruz, der schwer auf ihr lag.

„Was mache ich jetzt mit dir?“, murmelte er, und sein warmer Atem streifte ihr Gesicht.

Sein Körper hielt sie gefangen, auch als Kruz sie unter sich etwas zur Seite schob, damit sie auf weichem Gras anstelle von Sand lag. Es duftete nach Natur und nach Aftershave. Und nun merkte sie auch, wie erregt Kruz war.

Sie sollte einen Fluchtversuch unternehmen. Sich zumindest deutlich zur Wehr setzen. Sie sollte sich auf das besinnen, was man ihr beim Training beigebracht hatte, und nach Kruz’ wundem Punkt suchen. Einer Schwachstelle, an der man ansetzen konnte, um sich aus dieser misslichen Lage zu befreien.

Aber wieder tat sie nicht das, was man von ihr erwarten könnte. Atemlos wartete sie ab, aber auch Kruz rührte sich nicht. Dann stemmte sie doch ihre Hände gegen seine breite Brust, und im gleichen Augenblick senkte er den Kopf und presste seinen Mund auf ihren.

Zuerst war sie viel zu überrascht, um reagieren zu können. Dann überwältigte sie das aufregende Gefühl, von einem schönen Mann begehrt zu werden. Er kontrollierte sie, hielt sie fest und nahm sich von ihr, was er wollte. Es war himmlisch … atemberaubend. Seit Stunden schon geisterten Fantasien in ihrem Kopf herum, wie sie und Kruz einander näherkamen, aber sie hatte diese Gedanken als unrealistisch abgetan. Und jetzt das!

Protestierend stöhnte sie auf, als Kruz sich von ihr löste, doch er streifte bloß sein Jackett ab.

Für einen Mann seiner Größe bewegte er sich gewandt und schnell. Er hatte etwas ganz natürlich Athletisches an sich, und Romy konnte sich gut vorstellen, wie sich das auf seine Fähigkeiten als Liebhaber auswirkte. Sie schmolz dahin bei der Vorstellung, nach allen Regeln der Kunst von ihm verführt zu werden!

Romy war buchstäblich mit Scheuklappen aufgewachsen, um den Hass und die Gewalt ihrer Familie auszublenden, daher fehlte ihr völlig der Sinn für Romantik und Zärtlichkeiten. So oft es ging, zog sie es vor, das Leben durch das Objektiv ihrer Kamera zu betrachten – aus sicherer Entfernung. Und wenn sich mal die Gelegenheit ergab, etwas zwischenmenschliche Entspannung zu erfahren, genoss sie den Augenblick und warf danach keinen Blick mehr zurück.

Normalerweise fand Romy ihr Leben, das sie bewusst durch das Kameraobjektiv filterte, ziemlich langweilig. Da war ein Zusammentreffen wie dieses eine höchst willkommene Abwechslung. Die pure Gier nach Leben und Liebe packte sie in dem Moment, als sie und Kruz sich stumm in die Augen sahen. Liebe? Nein, wahrscheinlich verwechselte sie das mit Lust.

Hier ging es um das Stillen von einem leidenschaftlichen Hunger. Entschlossen packte sie sein Hemd und riss so heftig daran, dass die Knöpfe in alle Richtungen flogen. Darunter kam Kruz tief gebräunte Haut zum Vorschein, und Romy wurde ganz heiß. Er war ein Traummann, vorausgesetzt, man störte sich nicht an seinen Narben und Tätowierungen. Romy fand sie extrem reizvoll!

Sie bebte, als er mit geschickten Fingern ihre Hose öffnete und sie herunterschob. Sein Gürtel flog als Nächstes zur Seite, und kurz darauf präsentierte Kruz sich ihr in seiner ganzen prachtvollen Männlichkeit. Mit geübten Griffen zog er ein Kondom über, was Romy Gelegenheit gab, noch einmal durchzuatmen. Es ging alles viel zu schnell, das war absolut neu für sie. Andererseits fühlte es sich mit Kruz völlig natürlich und richtig an.

Ihr Körper war bereit für das, was nun geschehen würde. Sie spürte, wie fest ihre kleinen Brüste waren, und konnte es kaum abwarten, seine warmen Hände darauf zu spüren. Zwischen ihren Schenkeln sammelte sich feuchte Hitze, als Kruz langsam ihren Slip herunterzog und dann begann, sie intim zu liebkosen.

In kürzester Zeit rief er eine Sehnsucht in ihr wach, die ihr bis dahin fremd gewesen war. Dieser Mann wusste genau, was er tat. Seine harte Männlichkeit presste sich an ihren Schoß, und wenn sie ihm in die Augen blickte, hatte sie den Eindruck, sie würden glühen.

Ungeduldig spreizte sie die Schenkel und lauschte den Liebkosungen, die Kruz ihr in seiner Muttersprache ins Ohr raunte, während er endlich zu ihr kam.

2. KAPITEL

Romy unterdrückte einen Aufschrei, als Kruz tief in sie stieß und sich dann langsam begann, in ihr zu bewegen. Er war größer und massiver, als sie gedacht hätte. Aber der Schreck und der Schmerz dauerten nur kurz und wurden bald von Lust überlagert. Kruz gab ihr Zeit, sich zu entspannen, bevor er einen Rhythmus fand, um ihnen beiden größtmögliche Befriedigung zu verschaffen.

Oh, ja, das war gut! Mehr als gut!

Stockend stieß sie den Atem aus. Der Zauber dieses Liebesspiels nahm sie vollkommen gefangen, und sie hatte das Gefühl, zu wenig Sauerstoff zu bekommen. Ihr schwirrte der Kopf, und ihre Instinkte übernahmen die Führung. Mit aller Kraft krallte sie sich an Kruz fest, während dieser sein Tempo beschleunigte und immer härter zustieß, bis sie vor Lust laut aufschrie.

„Bist du okay?“, fragte er und stemmte sich mit den Unterarmen ab.

Es dauerte eine Weile, ehe sie ihm antworten konnte. Und selbst dann machten ihre Worte kaum einen Sinn.

„Also geht es dir zumindest besser?“ Er schien amüsiert zu sein.

„Noch nicht sehr viel besser.“ Das sollte ihm zeigen, wie sehr sie sich nach mehr sehnte.

Schweigend sah Kruz auf sie hinunter. Nach ein paar Minuten fing er an, sich wieder zu bewegen. Oh, sie liebte diesen Augenblick hier im Gras mit diesem aufregenden Lover! Jetzt nahm sie auch die nächtlichen Geräusche der Prärie wahr, die ihr vorher nicht aufgefallen waren: das Zirpen der Grillen und der entfernte Ruf einer Eule.

Schon bald hatte Kruz sie mit geschickten Bewegungen wieder an die Grenze gebracht, hinter der jede Kontrolle verloren war. Dabei wollte sie gar nicht, dass es irgendwann vorbei war. Dieser Augenblick sollte ewig dauern …

„Gut so?“, raunte er ihr zu.

„Sehr gut“, kam stoßweise ihre Antwort, bevor sie sich auf die Lippen biss und den Kopf in den Nacken legte und ihre Lust noch einmal herausschrie.

Als sie Kruz endlich erschöpft losließ, wurde ihr klar, dass sie ihn mit ihren Fingernägeln womöglich verletzt hatte. Wahrscheinlich hatte er es überhaupt nicht bemerkt, weil er selbst in Ekstase gewesen war.

Autor

Susan Stephens
<p>Das erste Buch der britischen Schriftstellerin Susan Stephens erschien im Jahr 2002. Insgesamt wurden bisher 30 Bücher veröffentlicht, viele gehören zu einer Serie wie beispielsweise “Latin Lovers” oder “Foreign Affairs”. Als Kind las Susan Stephens gern die Märchen der Gebrüder Grimm. Ihr Studium beendete die Autorin mit einem MA in...
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