Nur eine heimliche Affäre?

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Lucys heiße Affäre mit Guido Cacciatore ist streng geheim. Dass sie als Bürgerliche für den gut aussehenden Prinzen immer nur die heimliche Geliebte sein wird, hat sie akzeptiert. Bis sie schwanger wird. Wird er sich jetzt zu ihr bekennen?


  • Erscheinungstag 15.11.2015
  • Bandnummer 2
  • ISBN / Artikelnummer 9783733743772
  • Seitenanzahl 149
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Guido blickte auf seine Armbanduhr und verzog missbilligend den sinnlichen Mund. Sie kam zu spät!

Aber seine Verärgerung wich der Vorfreude auf die berauschenden Wonnen, die ihn erwarteten. Lucy konnte nichts für die Verspätung ihres Flugzeugs. Tatsächlich wusste sie nicht einmal, dass er sie abholen wollte.

Da sie zu der seltenen Sorte von Frauen gehörte, die ihn ständig überraschten, fragte sich Guido, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie ihn zwischen den Wartenden entdeckte.

Er sah zur Ankunftsanzeige. Die Maschine war gelandet, und bald würden die Flugbegleiter und Stewardessen in die Halle kommen …

Ihm war bewusst, dass er beobachtet wurde. Und seine Augen wurden groß, als er eine Frau bemerkte, die dreinblickte, als würde sie sich gern auf ihn stürzen und ihn verschlingen. Wie langweilig, wenn jemand so leicht zu durchschauen ist, dachte er und wandte sich ab. In diesem Moment tauchte eine Frau mit herrlichem tizianrotem Haar am Gate auf. Das meiste davon verbarg ein schicker kleiner Hut, den sie lässig aufgesetzt hatte. Doch die auffallende Farbe genügte, um sie aus der Menge hervorstechen zu lassen, ebenso wie die Anmut, mit der Lucy sich bewegte. Sie hatte eine elegante marineblaue Uniform an, und Guido wusste, dass sie keine Strumpfhose, sondern Strümpfe trug. Ging sie wegen der Strümpfe anders als andere Frauen? Weil sie die kühle Luft auf den Oberschenkeln spürte und ihr das ihre Sinnlichkeit bewusst machte? Oder war es einfach etwas, was Lucy von Natur aus an sich hatte?

Nein. Ihr Aussehen stand in einem äußerst ärgerlichen und erregenden Gegensatz zu ihrem Verhalten. Das tizianrote Haar leuchtete wie Feuer, aber ihre Miene blieb kühl. Sie schien die Männer überhaupt nicht wahrzunehmen, die stehen blieben, um sie vorbeizulassen, und dann weiter dastanden und mit hungrigen Blicken dem sexy Schwung ihrer Hüften folgten.

Sein Körper spannte sich an vor Verlangen, und dennoch rührte sich Guido nicht von der Stelle. Noch konnte Lucy ihn nicht sehen, und er wollte beobachten, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte, wenn sie ihn erkannte …

Vor sich eine drängelnde Menschenmenge, die Luft aus der Klimaanlage kalt wie Eiswasser auf der Haut. Lucy ging durch den stark besuchten Flughafenterminal. Diese Großstadt weckte alle möglichen Assoziationen in ihr, gute und geradezu gefährlich gute. Hallo, New York!

„Kommst du direkt mit ins Hotel?“, fragte Kitty.

Lucy drehte sich um. Ihre Kollegin schminkte sich die Lippen, ohne einen Spiegel zu benutzen, und Lucy wies mit einer Handbewegung darauf hin, dass sie die Farbe verschmiert hatte. „Ja. Warum sollte ich nicht mitkommen?“

„Ich war nicht sicher …“ Kitty lächelte frech, während sie das auf Abwege geratene pinkfarbene Lipgloss mit dem kleinen Finger wegwischte. „… ob du dich mit deinem Prinzen triffst oder nicht.“

Die Betonung des Worts war gang und gäbe. Lucy hatte sich inzwischen an die Neckereien gewöhnt, obwohl sie zuerst nicht so recht gewusst hatte, wie sie damit umgehen sollte. Schließlich war es eine besondere Situation, nicht nur für die anderen von der Kabinencrew, sondern auch für sie selbst. Eine Durchschnittsfrau hatte normalerweise keine Beziehung zu einem Prinzen. Und dennoch war sie …

Fast wäre Lucy wie angewurzelt stehen geblieben. Einen Moment lang hatte sie geglaubt, Guido zu sehen. Das war nicht möglich. Oder doch?

„Ist er das nicht?“, fragte Kitty neugierig, die Lucys Blick folgte.

Zum Glück waren sie so weit von ihm entfernt, dass Guido nicht erkennen konnte, wie blass sie geworden war. Zumindest glaubte sie, bleich auszusehen, denn irgendwie zeigte sich ja sicherlich das Schwindelgefühl, an dem sie litt. Geh weiter, geh einfach weiter! befahl sie sich.

„Er ist es!“, hauchte Kitty. „Oh, du meine Güte, er ist es! Er holt dich ab! Ist das nicht wahnsinnig romantisch?“

Lucy zog die Augenbrauen hoch. „Wenn andere Kolleginnen von ihrem Freund abgeholt werden, bist du nicht so überrascht“, sagte sie trocken.

„Die sind auch nicht mit einem Prinzen zusammen.“

„Er ist einfach ein Mann“, widersprach Lucy, aber sie wusste, dass es nicht überzeugend klang.

Weil es nicht stimmte.

Sie ließ den Blick über ihn gleiten, während sie auf ihn zuging. Prinz oder nicht, einem Mann wie ihm begegneten die meisten Frauen ihr ganzes Leben lang nicht.

Irgendetwas an seiner Haltung erregte Aufmerksamkeit, etwas an seinem arroganten, sicheren Auftreten, verbunden mit einer lässigen Souveränität. Besaß er diese Eigenschaften, durch die er allen anderen haushoch überlegen zu sein schien, aufgrund seiner adligen Herkunft und Erziehung? Oder war diese Ausstrahlung angeboren?

Er stand neben einem Pfeiler, halb im Schatten, um sich vor neugierigen Blicken zu schützen. Guido hatte das Leben als Prinz zurückgewiesen, aber weil es ein Vermächtnis war, konnte er es niemals ganz abschütteln. Der Titel faszinierte die Leute, doch meistens eher Guido selbst, und wer könnte es ihnen verdenken?

Immer wieder hatte Lucy beobachtet, wie Männer und Frauen um ihn scharwenzelten und förmlich an seinen Lippen hingen, besonders die Frauen. Gierig nahmen sie sein eindrucksvolles gutes Aussehen in sich auf, den sexy Akzent und die natürliche Sinnlichkeit.

Guido war einmalig, und Lucy wusste immer noch nicht ganz sicher, was er an ihr fand. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass sie in einer Seifenblase lebte, die eines Tages zerplatzen und sie mit den nackten Tatsachen zurücklassen würde: einem Leben ohne Guido.

Mach nicht mehr daraus, als es ist, ermahnte sie sich energisch. Eine oberflächliche Affäre, nicht mehr und nicht weniger. Und wenn das Abenteuer etwas Märchenhaftes hatte, weil er ein Prinz war, dann sollte sie diesen Aspekt ihrer Beziehung einfach genießen und nicht hochschaukeln.

Lächelnd winkte sie Kitty zum Abschied und ging dorthin, wo Guido wartete. Ihr Herz klopfte wie verrückt. Trotzdem blickte Lucy ihn so ruhig an wie irgendeinen Passagier in der ersten Klasse, der um ein Glas Champagner bat.

„Hallo, Guido. Ich hatte nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen.“

Wenn er nicht so frustriert wäre, hätte er sie vielleicht bewundert. Konnte nichts außer Sex diese Frau aus der Reserve herauslocken? Denn nur dann ließ Lucy sich völlig gehen. Während Guido das kühle, gelassene Lächeln in sich aufnahm, das im Widerspruch zu ihren mädchenhaften Sommersprossen stand, fand er es schwer vorstellbar, dass sie im Bett seinen Namen flüsterte oder seufzte vor Lust.

Sein Herz schlug schneller, und er wusste, dass seine Instinkte mit seinem Verstand rangen. War es nicht ihre Eiseskälte gewesen, die Lucy von anderen Frauen unterschieden und Guido dazu gebracht hatte, sie unbedingt erobern zu wollen? Hatte er sich eingebildet, er könne sie auftauen lassen und – wie all die anderen – beherrschen?

„Wahrscheinlich hätte ich mir die Mühe erspart, wenn ich geahnt hätte, wie enthusiastisch du mich begrüßt“, erwiderte er ironisch und trügerisch sanft.

Das Funkeln der dunklen Augen bestätigte, was Lucy gleich zu Anfang erkannt hatte. Guido war es gewohnt, dass ihm überschwängliche Zuneigung gezeigt wurde, und das würde ihn nur langweilen und nerven. Also hatte Lucy sich zurückgehalten. Sie hatte von klein auf gelernt, das zu tun, was die Leute wollten. Manche würden es möglicherweise Gefallsucht nennen, Lucy bezeichnete es einfach als den Wunsch, mit allen gut auszukommen.

„Und? Was soll ich tun?“, fragte sie. „Dir um den Hals fallen und vor Freude schreien?“

„Das kannst du dir für später aufheben. Im Bett“, sagte Guido spöttisch und wurde mit einer zarten Röte belohnt, die ihr ins Gesicht stieg.

Lucy hob herausfordernd das Kinn. „Vielleicht bin ich müde und brauche meinen Schlaf.“

„Vielleicht auch nicht.“ Guido hob die Hand und streichelte Lucy mit den Fingerspitzen die Wange, dann zeichnete er langsam ihre Lippen nach. Er wollte Lucy küssen, aber natürlich tat er es nicht. Die Schlagzeilen konnte er sich schon vorstellen. Ein erotischer Kuss in der Öffentlichkeit bedeutete im Zeitungsjargon nur eins: Hochzeitsglocken.

Wenn er cool blieb, dann war Lucy noch cooler. Doch er ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn das irritierte. „Gib mir deinen Koffer“, forderte er sie ruhig auf. „Ich habe das Auto vor dem Terminal geparkt.“

Sie hatte ihre Rolle gespielt. Die notwendige Rolle. Keine Umarmung. Nicht einmal ein Erschauern, als er sie berührt hatte. Jetzt reichte es ihr, und Lucy wollte ihn. Sehr. Sie überließ ihm ihren kleinen Koffer und gestattete sich den Luxus zu lächeln. „Wie nett. Fährst du selbst?“

Nett? Plötzlich hatte Guido den Wunsch, Lucys kühle Gefasstheit zu erschüttern. „Nein“, erwiderte er leise, während sie durch die Halle gingen, ohne die neugierigen Blicke zu bemerken, die sie auf sich zogen. „Ich bin mit Chauffeur da. Wenn ich dich küsse, wird er es wegen der getönten Trennscheibe nicht sehen können. Schalldicht ist das Glas auch, sodass er es nicht hören wird, wenn du schneller atmest, weil ich die Hand unter deinen Rock schiebe.“

„O Guido, nicht“, bat Lucy.

Er wurde erregt und wusste, dass er Schluss machen musste. Aber noch nicht. „Mein Chauffeur wird auch nichts bemerken, wenn ich dir den Slip hinunterzerre und dich auf meinen Schoß ziehe …“

„Guido …“

„Und dich auf und ab bewege, ganz in dir bin, bis du stöhnst …“, flüsterte er ihr ins Ohr.

„Guido!“ Schon atmete sie schwer, ihr Puls raste, und sie war ein bisschen benommen.

Er sah sie taumeln und packte sie am Arm, gerade als eine schwarze Limousine neben ihnen hielt. Der Chauffeur stieg aus und riss die hintere Tür auf. Guido stieß einige knappe Anweisungen auf Französisch hervor, bevor er Lucy auf den Rücksitz drängte und neben sie glitt. Sobald der Fahrer die Tür zugeschlagen hatte und sie beide in einer eigenen luxuriösen, schwach erleuchteten Welt eingeschlossen waren, griff Guido nach ihren Schultern und drückte sie gegen die Lehne, sodass Lucy der Hut vom Kopf fiel.

Ihr Verlangen war so stark, dass sie es nicht einmal bemerkte. Und jetzt begann Guido sie zu küssen, sie alles vergessen zu lassen. Bis nur noch wichtig war, wie er schmeckte, roch und sich anfühlte. Lucy schob ihm voller Wonne die Finger in das dichte schwarze Haar und bewegte sich unruhig an ihm. Im nächsten Moment hielt sie inne, denn sie spürte seine Hand auf ihrem Knie und erinnerte sich an seine Worte.

Er wollte doch nicht etwa …?

Jetzt ließ er die Hand höher gleiten, und Lucys Reaktion strafte die Worte Lügen, die sie sich zu sagen zwang. „Nein, wir können nicht“, protestierte sie. „Wir dürfen nicht. Nicht hier.“

„Warum nicht? Der Gedanke daran hat dich erregt.“ Guido berührte sanft die nackte Haut oberhalb des Seidenstrumpfs.

„Es mag … Oh, du lieber Himmel …“ Lucy schloss die Augen, als er die Fingerspitzen verlockend nahe an die Stelle heranbrachte, wo sie vor Hitze fast verging. „Es mag mich erregt haben, aber das heißt noch lange nicht, dass es richtig ist.“

„Soll ich aufhören, cara mia?“

Hilflos schüttelte sie den Kopf.

Willfährig. Ihm verfallen. Guido liebte es, wenn sie so war. Wenn sich ihre Kälte plötzlich in heißes, drängendes Verlangen verwandelte. „Ich kann dich nicht verstehen, Lucy.“

„Nein“, flüsterte sie. „Hör nicht auf. Bitte mach weiter.“

Triumphierend schob er ihren Slip beiseite und berührte sie. Es war fast schon wieder vorbei, bevor er richtig angefangen hatte. Leise stöhnend vor Lust, küsste sie ihn leidenschaftlich auf den Mund, und Guido spürte, wie sich ihr Körper anspannte.

Noch immer bebend, zog sich Lucy zurück. „Wozu hast du das getan?“, fragte sie schwer atmend.

Guido lächelte, während er ihr den Rock hinunterzog. „Weil du dir gewünscht hast, dass ich es tue.“

„Wir hätten warten sollen.“

„Du wolltest nicht warten.“

Nein, er hatte recht. Es war lange her, und er fehlte ihr so sehr. Hat er mich auch vermisst? fragte sich Lucy. Zumindest ein kleines bisschen? Forschend sah sie ihn an, doch sein Blick war wie meistens unergründlich. Am liebsten hätte sie ihn wieder geküsst, nur kam ihr ein Kuss fast zu intim vor. – Wie verrückt nach dem, was gerade passiert war.

„Was ist mit dir?“, fragte sie heiser und umfasste ihn überraschend.

Guido schloss flüchtig die Augen, dann packte er ihre Hand und zog sie weg. „Ich kann warten, Lucy. Das ist der Unterschied zwischen uns.“

Er war immer so beherrscht. Und indem er ihr Selbstdisziplin demonstrierte, machte er sie darauf aufmerksam, dass es ihr daran fehlte! Lucy wusste, dass sie gegen seine stahlharte Entschlossenheit keine Chance hatte. Er mochte ja die Insignien seines Titels mit einem Schulterzucken abgetan haben. Doch er ignorierte niemals die Verantwortung, die damit einherging. Zweifellos hatte sein Verstand gerast und die Forderungen seines Körpers überholt. Wahrscheinlich hatte Guido in Sekundenschnelle jeden denkbar schlimmsten Fall durchgespielt: Ein Stau, eine Verkehrskontrolle, ein Unfall, und der Fahrer, ein Polizist oder ein Fotograf könnte einen der Prinzen von Mardivino zusammen mit einer Stewardess entdecken, die sich eifrig über seinen Schoß beugte.

Vor Scham errötend, rückte Lucy von Guido ab. Als sie sich vorstellte, wie ein Außenstehender die Sache betrachten würde, kam sie sich plötzlich billig vor. Frau steigt am Flughafen mit Mann ins Auto und lässt sich auf dem Rücksitz von ihm befriedigen. Einem Mann zudem, der ihr niemals versprochen hatte, sich an sie zu binden. Und der es niemals tun würde. Setzte sie ihren Preis zu niedrig an? Und wenn ja, wie lange wollte sie noch so weitermachen?

„Lucy?“, fragte er sanft.

Fast hätte sie sich weismachen können, dass seine Stimme zärtlich klang, aber Zärtlichkeit war Guido fremd.

Er sah, wie sich ihre Miene umwölkte. Plötzlich verschwand sein hartnäckiger Widerstand. „Verzeih mir“, flüsterte er und begann ihr das Haar zu streicheln.

Lucy schloss die Augen. Was verzeihen? Dass er sie in unanständig kurzer Zeit zum Höhepunkt gebracht hatte? Oder ihr klargemacht hatte, dass beim Sex er der Puppenspieler und sie die Marionette war? Sie öffnete die Augen wieder. „Du gibst mir das Gefühl, hilflos zu sein“, gestand sie.

„Manchmal sollte eine Frau hilflos sein.“

„Und ein Mann nicht?“, fragte sie herausfordernd.

„Natürlich nicht. Wir sind das stärkere Geschlecht, wusstest du das nicht? Darauf programmiert, Kriege zu führen und zu jagen, nicht darauf, uns wie zahme kleine Kätzchen herumzuwälzen.“

„Wie ich es gerade getan habe, meinst du?“

Er küsste sie flüchtig auf den Mund. „Du warst fantastisch. Ich sehe dich gern so.“

„Oh, du bist einfach ein Machtfreak“, erwiderte sie mürrisch.

„Und das hast du gern“, sagte er lächelnd.

„Nicht immer.“ Manchmal würde sie alles darum geben, ihn nur einmal einen Moment lang verletzlich zu erleben. Aber eher würden wohl Diamanten statt Hagelkörner vom Himmel regnen. „Manchmal wünschte ich, du würdest dich ein bisschen mehr entspannen.“

„Ich werde mich später entspannen“, versprach Guido seidenweich und zog Lucy in seine Arme.

„Nicht nur im Bett, meine ich. Dir mag der Gedanke fremd sein, doch man darf sich auch bei anderen Gelegenheiten ungezwungen benehmen.“

„Sch! Jetzt reicht es.“

Lucy nahm seinen Tadel zur Kenntnis und sagte nichts mehr. Nörgelte sie an ihm herum? Sie blickte aus dem Fenster und sah, dass sie durch die Park Avenue fuhren. Als der Chauffeur vor einem schönen alten Gebäude hielt, wandte sie sich wieder Guido zu und stellte fest, dass er sie beobachtete. „Warum halten wir hier?“

„Weil wir da sind.“

„Das Haus sieht nicht aus wie ein Hotel.“

„Weil es keins ist.“ Guido lächelte, als würde nichts auf dem Spiel stehen. „Ich dachte, du möchtest vielleicht meine Wohnung sehen.“

2. KAPITEL

Lucy konnte Guidos Blick nicht deuten. Irgendwie gelang es ihr, keine Miene zu verziehen, obwohl sie konfus war. Guido nahm sie mit in seine Wohnung! In eine seiner Wohnungen, genauer gesagt. Endlich. Und warum?

„Deine Wohnung?“, fragte sie langsam.

Nicht gerade die verzückte Aufregung, die er ja wohl hatte erwarten können. Was nur bewies, dass man im Leben nichts erwarten sollte. „Möchtest du sie dir nicht ansehen?“

„Doch, natürlich.“ Lucy lächelte ihn an.

Bisher hatten sie immer in Hotels übernachtet. Ein Zimmer im Stadtzentrum gehörte zu den Vergünstigungen in ihrem Job. Und als unglaublich erfolgreicher Immobilienhändler mietete Guido Luxussuiten auf der ganzen Welt, sodass er nicht für jede Geschäftsreise neu reservieren musste. In New York und Paris besaß er sogar Wohnungen, aber Lucy hatte noch keine davon gesehen.

Die Wohnung ihres Freundes betreten zu dürfen sollte ihr nicht vorkommen wie ein Riesenerfolg. Dennoch fühlte es sich so an. Passierte das, weil sie mit einem Mann wie Guido zusammen war? Fing sie an, abnormes Verhalten zu normalisieren?

Er hob ihren Hut vom Boden der Limousine auf. „Soll ich ihn dir aufsetzen?“

Lucy wurde rot. „Nein. Ich hasse diesen Hut!“, sagte sie heftiger als beabsichtigt, als sie sich daran erinnerte, wie sie ihn verloren hatte und was danach vorgefallen war. Und weil trotz ihrer Vorbehalte schon wieder das Verlangen in ihr erwachte.

„Bei dir sieht er très chic aus“, flüsterte Guido. Und dann, da er sich dringend nach Lucy sehnte, nahm er ihre Hand und küsste sie. „Komm, lass uns hineingehen. Der Fahrer wird deine Sachen bringen.“

„Bist du dir wirklich sicher?“, fragte Lucy, während sie mit dem Lift hoch zum Penthouse fuhren.

Tatsächlich hegte Guido einige Bedenken, bis er sich gesagt hatte, dass er Gefahr lief, ein berühmter Einsiedler zu werden. Außerdem wusste er instinktiv, dass Lucy nicht über sein New Yorker Heim tratschen würde.

„Ich möchte, dass endlich mal jemand probiert, was ich koche.“

Diesmal konnte Lucy ihre Überraschung nicht verbergen, weil es ihr einfach nicht gelang, sich ihn in der Küche vorzustellen. „Du meinst, du kochst?“

Seine dunklen Augen funkelten humorvoll. „Nein, eigentlich nicht. Du?“

Lucy nickte ernst. „O ja. Ich koche unheimlich gern. Überhaupt bediene ich Männer unheimlich gern. Deshalb hoffe ich wirklich, du lässt mich nur für dich da sein und hinter dir herlaufen, sobald wir in deiner Wohnung sind.“

Es dauerte drei Sekunden, bis Guido ihren sarkastischen Tonfall registrierte. „Du bist eine ganz Schlimme, Lucy Maguire.“ Er zog sie an sich und liebkoste mit den Lippen ihre Wange.

Wie eine starke Droge erfüllte sein männlicher Duft ihre Sinne. Und ihr gefiel sein neckender Kommentar. Denn Lucy hatte an seiner Stimme Verwirrung erkannt. Guido wurde nicht schlau aus ihr, was sie tatkräftig gefördert hatte. Nur war es für Lucy viel mehr als nur ein Spiel. Er verschloss sich vor ihr, also warum sollte sie ihm eine einseitige emotionale Show bieten? Zurzeit hatte sie etwas Rätselhaftes an sich, und das fand er faszinierend. Was würde passieren, wenn sie ihn den Schleier des Geheimnisses lüften ließ?

Lucy drehte den Kopf, sodass ihr Mund aufreizend sanft seinen berührte. Seine Augen wurden dunkler.

„Ich will dich“, brachte er mühsam heraus.

„Das hoffe ich doch.“

„Ich begehre dich so sehr, ich könnte es glatt …“

„Hier tun?“, kam sie ihm zuvor und umfasste ihn unverfroren. Diesmal zog er ihre Hand nicht weg. Diesmal stöhnte er auf. Lucy streichelte ihn sanft und, genau wie er es am Flughafen getan hatte, flüsterte ihm provozierende Worte ins Ohr. „Soll ich dir den Reißverschluss aufmachen, Guido? Und dich dann langsam in den Mund nehmen, bis du dich nicht länger zurückhalten kannst und …“

In diesem Moment stoppte der Fahrstuhl. Guido schubste Lucy ungeduldig aus der Kabine, schloss seine Wohnung auf und dankte dem Himmel, dass er seinen Angestellten in weiser Voraussicht den Rest des Tages freigegeben hatte.

Eine Gelegenheit, ihre Neugier zu befriedigen und auf irgendwelche fürstlichen Einrichtungsgegenstände zu achten, bekam Lucy nicht. Denn sobald Guido die Tür hinter sich zugeknallt hatte, packte er Lucy an der Hand und zerrte sie mit sich. Zwar schreckte er davor zurück, tatsächlich die Schlafzimmertür aufzutreten. Aber er schlug dermaßen energisch mit der Faust dagegen, dass er ebenso gut hätte treten können. Mit dem Fuß stieß er die Tür wieder zu. Erst dann ließ er Lucy los. Sie standen sich gegenüber wie zwei Boxer, die für den Kampf in Stellung gingen.

Ihr Herz klopfte so schnell, dass sie sich ganz schwach fühlte. Sie war blind für die Schönheit der New Yorker Skyline vor dem großen Fenster, blind für alles um sie herum – außer der Schönheit seines Gesichts. Gierig nahm sie in sich auf, wie sein sinnliches Verlangen die markanten Züge noch schärfer hervorhob. Und das Wissen, dass sie ihn so erregt hatte, machte sie verwegen.

Guido hatte eine Leidenschaft und eine Experimentierfreudigkeit in ihr geweckt, wie es keiner ihrer – lachhaft wenigen – anderen Liebhaber vermocht hatte.

Oder lag es einfach daran, dass er darin so perfekt, erfahren war und Lucy das Gefühl hatte, ständig Grenzen überschreiten zu müssen, um ihm gewachsen zu sein?

Ihre aufreizende Pose stand im Widerspruch zu der förmlichen, fast sittsamen blauen Uniform, als Lucy die Hände in die Hüften stemmte und heiser fragte: „Möchten Sie, dass ich für Sie strippe, Sir?“

Konnte er noch warten? Guido stöhnte. Er hielt es kaum noch aus. Wann war er jemals so erregt gewesen? Aber für ihn, dessen Begehren im Lauf der Jahre nachgelassen hatte, weil er immer genau das bekommen hatte, was er wollte, war diese neue, starke Begierde etwas, das er auskosten wollte. Er nickte, ging zu dem gewaltigen Doppelbett und lehnte sich gegen die Kopfkissen. „Ja, zieh dich aus“, befahl er kurz angebunden.

Mit Daumen und Zeigefinger rieb Lucy am Revers ihrer Jacke, so sinnlich, als würde sie Haut liebkosen. Fast erleichtert begann sie mit diesem Spiel, denn es lenkte sie von der Realität ab – und die war gefährlich. Lucy hatte nämlich den Verdacht, dass sie im Begriff stand, sich zu verlieben.

Während sie die Verführerin spielte, konnte sie sich zumindest davon abhalten, zu ihm zu rennen, sein gut aussehendes Gesicht mit innigen Küssen zu bedecken und Guido immer wieder zu sagen, dass er ihr Herz singen ließ und ihre Sinne mit pulsierendem Leben erfüllte.

Aber das wollte er nicht von ihr. Ein Mann musste ihr nicht erklären, dass er mit einer oberflächlichen Affäre zufrieden war. Das hatte sich Lucy selbst ausrechnen können. Und weil sie im Spiel bleiben wollte, befolgte sie die Regeln, die er aufgestellt hatte. War sie deswegen schwach? Oder einfach entgegenkommend?

Guido bemerkte ihr Zögern und unterdrückte stöhnend den Drang, Lucy zu sich ins Bett zu holen. „Zieh dich aus!“

Seine Stimme klang schneidend scharf, doch sein Blick brannte vor Verlangen. Dagegen musste Lucy sich verschließen, musste sich daran hindern, weich zu werden. Sie schob sich die Jacke von den Schultern und hängte sie ordentlich über eine Stuhllehne.

„O Lucy“, murmelte er.

Sie sah ihn nun ruhig an. „Bin ich zu langsam für dich, Guido?“

Ihm war völlig klar, dass sie ihn herausforderte. Wenn er Ja sagte, würde sie sich noch mehr Zeit lassen. Er schüttelte den Kopf, weil er sich nicht zu sprechen traute.

Jetzt begann sie, sich die Bluse aufzuknöpfen, die sie schließlich sorgfältig über die Jacke legte. Dann machte Lucy den Reißverschluss an ihrem Rock auf, ließ ihn zu Boden fallen und trat heraus. Sie hörte Guido scharf einatmen, als er sie in BH, Slip, Strümpfen, Strapsen und den blauen Pumps vor sich stehen sah.

Nachdem sie den BH geöffnet und weggeschleudert hatte, berührte sie ihre Brüste und blickte Guido dabei in die Augen.

„Komm her“, flüsterte er.

Autor

Sharon Kendrick
<p>Fast ihr ganzes Leben lang hat sich Sharon Kendrick Geschichten ausgedacht. Ihr erstes Buch, das von eineiigen Zwillingen handelte, die böse Mächte in ihrem Internat bekämpften, schrieb sie mit elf Jahren! Allerdings wurde der Roman nie veröffentlicht, und das Manuskript existiert leider nicht mehr. Sharon träumte davon, Journalistin zu werden,...
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