Rendezvous mit Risiko

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Ein Sabotageakt an ihrem Wagen, Einbruchsspuren in ihrer Wohnung - so leicht lässt sich die resolute Firmenchefin Virginia Johnson nicht aus der Fassung bringen. Doch eines Morgens findet sie sich plötzlich nackt in einer einsamen Hütte im Nirgendwo wieder - und ihr Kidnapper entpuppt sich ausgerechnet als ihr heimlicher Liebhaber Dillon Oaks, Sicherheitschef in ihrem Unternehmen. Virginia ist hin- und hergerissen: Waren Dillons heiße Liebesschwüre und seine aufregenden Küsse etwa nichts als Lügen? Und dann wird Virginia klar, dass Dillon einen abenteuerlichen Plan verfolgt …


  • Erscheinungstag 26.08.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783955769444
  • Seitenanzahl 128
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Die Hitze steigerte sich in ihm, bis er vor Lust zu explodieren glaubte. Das war es nicht, was er erwartet hatte; so war es nicht geplant gewesen. Ihre Brustspitzen versteiften sich, als er mit dem Daumen sanft darüberstrich, und Virginias leises Stöhnen reizte ihn so sehr, dass er die Beherrschung zu verlieren fürchtete.

Dann schob sie die Hände in sein Haar und sagte mit einem Anflug von Verzweiflung in der Stimme: „Bitte …“

Dillon berührte die zarte Haut ihrer Brust, hörte Virginias schweres Atmen und ihr Flehen, und vergaß, was er sich vorgenommen hatte. Vergaß seine wahren Motive und die Tatsache, dass diese Frau ihn eigentlich gar nicht reizte.

„Dillon …“

„Pst. Es ist schon gut.“ Denn gut war es, besser noch als gut sogar. Es war unglaublich.

Langsam öffnete er ihren Mantel und schob ihre Bluse hoch. Weich und schwer lagen ihre Brüste in seinen Händen, und mehr als alles andere wünschte er, Virginia wäre nackt. Im schwachen Licht des Mondes, das durch die Windschutzscheibe drang, wollte er ihre Brüste betrachten und das Begehren in ihren exotischen braunen Augen sehen, die sonst so hart und arrogant blickten und nun, da sie von Verlangen erfüllt war, eine nie gekannte Sanftheit zeigten.

Er küsste ihren weichen Hals und atmete ihren unverwechselbaren Duft ein. Bisher hatte er nie bemerkt, wie einzigartig dieser Duft war. Oder wie sexy diese Frau sein konnte. Nie hätte er gedacht, dass sie so leidenschaftlich reagieren würde. Sie atmete unwillkürlich schneller, und während er ihre Brustspitzen liebkoste, flüsterte er ihr sanfte Worte zu, um sie zu beruhigen. Sie erschauerte vor Lust und stöhnte leise, und beinahe hätte auch er gestöhnt. Es war nicht richtig, was er tat, aber es war viel zu schön, um damit aufzuhören.

Was als kaltblütige Verführung begonnen hatte, war in pure sexuelle Begierde umgeschlagen. Es war nicht mehr zu verbergen, dass er dieses kleine Tête-à-Tête genoss, dass Virginia sein Blut in Wallung brachte und ihn maßlos erregte. Und sie war viel zu klug, es nicht zu merken.

Es war eng im Wagen, aber das kümmerte sie nicht, und obwohl es eine kalte Nacht war, froren sie nicht, weil das Feuer ihrer Leidenschaft sie wärmte. Er wusste, dass die Party in der Villa noch in vollem Gange war. Alle Fenster waren hell erleuchtet, Lichter ließen den schneebedeckten Rasen glitzern, und die Musik drang bis zum Wagen. Was er tat – und wo er es tat – war sehr gefährlich, aber da er Virginia jetzt endlich ganz allein für sich hatte, musste er die Gelegenheit auch nutzen. Die Zeit drängte.

Sechsunddreißig Jahre lang war er ein unerbittlicher, hartnäckiger Schuft gewesen – Charakterzüge, die sein Vater ihn gelehrt und an denen er stets festgehalten hatte. Er hatte nie sein Ziel vergessen, war nie von seinem Kurs abgewichen. Und dennoch wollte es ihm heute Abend einfach nicht gelingen, sich auf seinen Plan zu konzentrieren.

Er konnte an nichts anderes mehr denken, als Virginia nackt auf dem schmalen Sitz zu haben, sich zwischen ihre weichen Schenkel zu legen und sie zu lieben, hart und fordernd, bis sie wieder dieses leise, heisere Stöhnen ausstieß und ihn anflehte, ihr zu geben, was sie brauchte.

„Warte, Dillon.“

Ihre Stimme war nicht mehr scharf und befehlsgewohnt wie sonst, sondern leise und ein wenig heiser vor Begierde, eben wie eine Frau klingt, die sich unbändig nach Erfüllung sehnt. Als Mann gefiel ihm der Gedanke, dass diese Frau, die sich normalerweise so ganz anders benahm, als man es von einer Frau erwartete, in seinen Armen so schwach wurde.

Wieder flüsterte sie seinen Namen, und als er nicht darauf reagierte, schlossen sich ihre Finger noch fester um seinen Nacken. Von ihrer Reaktion ermutigt, öffnete er ihren BH, schob ihn auseinander und presste seine Lippen auf die zarte Haut darunter. Ihre Brüste waren sehr empfindlich, und das gefiel ihm. Er fragte sich, wie es sein mochte, Virginia zu lieben und mit Händen, Mund und Zunge all ihre sensiblen Stellen zu erforschen.

Mit einer Hand strich er über ihren Bauch und hörte sie nach Luft schnappen. Er musste sie einfach berühren, überall. Seine Finger glitten tiefer, bis zu dem weichen Haar zwischen ihren Schenkeln.

Abrupt entzog sie sich ihm. „Nicht, Dillon!“

Er hörte ihr schweres Atmen und das Zittern ihrer Stimme, als sie sich zurücklehnte und die Augen schloss. „Es tut mir leid. Ich kann es nicht.“

Ihre Worte ernüchterten ihn. Sie konnte es nicht? Schließlich war er derjenige, der sich zu diesem Rendezvous gezwungen hatte! Nur aus einem Grund war er aus Delaport City, Ohio, hergekommen: um sie zu verführen und sie auszuhorchen. Widerstand war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. Tatsächlich stand sie in solch krassem Gegensatz zu seinen ursprünglichen Absichten, dass sich eine steile Falte zwischen seinen Brauen bildete.

„Virginia …“

„Nein“, sagte sie und schüttelte den Kopf. „Es ist nicht richtig, mich hier draußen mit dir zu verstecken, als schämte ich mich deiner. So schäbig dürfte ich dich nicht behandeln. Nur weil du ein Angestellter bist und ich die Macht besitze, dich zu entlassen, habe ich noch lange nicht das Recht, dich so respektlos zu behandeln.“ Während sie sprach, begann ihre Stimme wieder kräftiger zu klingen, und resolut zog sie ihre Seidenbluse zurecht und knöpfte sie zu.

Und da begriff Dillon. Sie glaubte also, sie behandelte ihn schlecht, weil sie sich heimlich sahen? Diese Heimlichtuerei war nötig, wenn sein Plan funktionieren sollte …

Zärtlich legte er eine Hand an ihre Wange. Lange Strähnen tizianroten Haars, das sich aus den Nadeln gelöst hatte, reichten ihr bis auf die runden Schultern. Dass ihr Haar so lang war, überraschte ihn. Sie trug es immer aufgesteckt, sodass man nicht erkennen konnte, wie lang es war. Mit diesen losen Strähnen sah sie fast verwundbar aus – obwohl niemand je auf die Idee gekommen wäre, solch menschliche Begriffe für Virginia Johnson zu verwenden. Unwillkürlich griff er nach einer dieser roten Strähnen und war erstaunt, wie weich das Haar sich anfühlte. Er fragte sich, wie sie aussehen mochte, wenn sie ihr Haar lang trug. Dieses tizianrot musste einen fantastischen Kontrast zu ihrer weißen Haut bilden.

Er wunderte sich selbst über seine abwegigen Gedanken. Offenbar war er schon zu lange ohne Frau gewesen. Aber andere Dinge waren wichtiger gewesen in letzter Zeit. Wie seinem Bruder den Hals zu retten, beispielsweise.

Er musste sich zusammennehmen und sich den Zweck dieses kleinen Stelldicheins ins Gedächtnis rufen. Um einen Ton bemüht, der so respektvoll war, wie sie es von einem Untergebenen erwartete, sagte er ruhig: „Schon gut, Virginia. Du kannst dich nicht mit mir sehen lassen, das ist uns beiden klar. Cliff wäre sicher nicht begeistert, und es könnte deinen guten Ruf für immer ruinieren.“

Trotzig schüttelte sie den Kopf. In den zwei Wochen, in denen er sie behutsam umworben hatte, hatte er herausgefunden, dass Virginia Johnson ungemein stur und arrogant sein konnte. „Was mein Bruder denkt, ist mir egal. Er ist ein Snob, und wir verstehen uns sowieso nicht gut. Ich bin nicht sein Eigentum, und er hat kein Recht, mir vorzuschreiben, wie ich leben soll.“

„Das ist aber nicht der Eindruck, den er anderen vermittelt.“ Dillon wusste, dass er sehr behutsam vorgehen musste, um sich nicht zu verraten. Er war es nicht gewöhnt, sich jemandem zu beugen. Er lebte nach seinen eigenen Regeln, einem Ehrenkodex, der von gesellschaftlichen Strukturen unabhängig war. Außer seinem Vater und seinem Bruder fühlte Dillon sich niemandem verpflichtet. „Ich glaube, dass dein Bruder nur besorgt um dich ist.“

„Ha! Er ist ein Tyrann, und ich bin die Einzige, die es wagt, sich ihm zu widersetzen, weil ich die Aktienmehrheit besitze. Cliff weiß, dass er die Firma ohne mich in wenigen Wochen ruinieren würde.“

Selbst in der Dunkelheit konnte er den Zorn in ihren Augen sehen. Sie war nicht wirklich hübsch – zumindest war sie ihm bisher noch nie so vorgekommen – und viel zu eigensinnig und zu sehr von sich überzeugt. Es machte ihr Spaß, ihre Mitarbeiter herumzukommandieren. Und sie war auch ein bisschen zu pummelig. Obwohl sie ihm eben, als er sie umarmt hatte, gar nicht mehr so pummelig erschienen war … Wieder runzelte er die Stirn. „Virginia, ich kann nicht zulassen, dass du …“

„Dass ich was?“, unterbrach sie ihn und zog eine Braue hoch. „Du hast mir nichts zu sagen, Dillon. Ich tue, was ich will.“ Verstimmt begann sie ihren Mantel zuzuknöpfen und wollte den Wagen verlassen.

Rasch ergriff er ihren Arm. Vom ersten Augenblick ihrer Begegnung an hatte er sich sehr beherrschen müssen, um ihr nicht seine wahre Natur zu zeigen. Das Bedürfnis, sie an ihren Platz zu verweisen – wo immer das auch sein mochte –, war oft geradezu überunwiderstehlich.

Ärgerlich betrachtete sie seine Hand auf ihrem Arm und schaute ihn dann an mit einem Blick, der eindeutig besagte: Was fällt dir ein?

Die kleine Hexe mochte ihn zwar begehren, aber das hieß noch lange nicht, dass sie sich etwas von ihm sagen lassen würde. Die meisten Männer, die für sie arbeiteten, hielten sich von ihr fern, weil sie ihnen Angst einjagte und sie nicht bereit waren, ihre Karriere zu riskieren. Und die anderen interessierten sich nicht für sie.

Dillon sorgte sich nicht um seine Karriere, denn seine Arbeit in Virginias Firma war nichts weiter als ein Vorwand, um an sie heranzukommen und die destruktiven Pläne ihres Bruders zu durchkreuzen. Aber selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hätte er sich keine Vorschriften von ihr machen lassen. Von keiner Frau. Es gab einfachere Möglichkeiten, Geld zu verdienen, als sich der Tyrannei einer herrschsüchtigen Frau zu unterwerfen.

„Hör zu, Virginia.“ Er lockerte seinen Griff um ihren Arm und strich zärtlich mit dem Daumen über ihre Hand. Es war ihm nach langer, geduldiger Vorbereitung nur dadurch gelungen, an sie heranzukommen, dass er sie dazu gebracht hatte, ihn zu begehren. Und eine alte Jungfer zu verführen war keine leichte Aufgabe. Sein Vorrat an taktischen Manövern war fast erschöpft, und das war für ihn etwas sehr Ungewöhnliches. Frauen setzten ihm meist sehr wenig Widerstand entgegen, aber Virginia war so verdammt distanziert und abweisend gewesen, dass sein Ego darunter schwer gelitten hatte. Die Ausführung seines Plans war jetzt mehr als notwendig – er hatte sich zu einer persönlichen Herausforderung für ihn entwickelt.

„Wenn du schon nicht an deinen eigenen Ruf denkst, Virginia, dann denk an Meinen. Wenn Cliff von uns erfährt, wird er mich feuern. Willst du das?“ Er musste ihre Beziehung unbedingt geheim halten, damit ihn später niemand verdächtigte.

Sie lächelte herablassend. „Keine Angst, Dillon, er kann dich gar nicht feuern. Ich halte die Aktienmehrheit in der Firma. Die Entscheidung, wem gekündigt wird, liegt ausschließlich bei mir.“

Er seufzte. „Tut mir leid, Virginia, aber so geht das nicht. Ich würde wie ein Narr dastehen, wenn ich mich von einer Frau beschützen ließe. Die Leute würden sagen, ich sei nur hinter deinem Geld her und …“

Sie winkte ab. „Unsinn. Alle wissen, dass ich nicht vorhabe, zu heiraten, und das wäre die einzige Möglichkeit für dich, an mein Geld heranzukommen. Wir hätten bloß eine Affäre miteinander, weiter nichts.“

„Was niemanden etwas angeht außer uns!“, versetzte er schroff.

Sie runzelte die Stirn.

„Entschuldige“, sagte er, sich zu einem etwas ruhigeren Tonfall zwingend. „Ich wollte dich nicht anschreien. Aber was zwischen uns ist, ist ganz privat. Und so sollte es auch bleiben.“

Sie schien noch immer skeptisch, und er verfluchte sie im Stillen, obwohl er nach außen hin sein Bestes tat, um hoffnungsvoll auf sie zu wirken. Dieses Biest. Wieso bildete sie sich bloß ein, alles und jeden kontrollieren zu können? Natürlich erging es ihm selbst nicht anders, aber bei ihm war es verständlich. Denn schließlich war er dazu erzogen worden, auf der Hut zu sein, stets die Kontrolle zu bewahren und die Geschicke seines Lebens selbst zu lenken. Der unkonventionelle Lebensstil seines Vaters hatte auf ihn abgefärbt, und von ihm hatte er gelernt, dass einzig und allein das Überleben zählte. Für Dillon war sein Recht auf Kontrolle nichts weiter als ein Mittel, jene, die ihm nahestanden, zu beschützen.

Virginia hingegen hatte eine behütete Existenz geführt. Sie besaß keine Entschuldigung für ihr Verhalten.

„Also gut. Wenn du so empfindlich bist, werde ich nicht über unsere Beziehung reden. Aber ich werde ganz sicher nicht im Auto mit dir schlafen. Das wäre ja lächerlich.“

„Natürlich nicht.“ Das war das Stichwort, auf das er seit zwei Wochen wartete. „Aber wir könnten uns einen Tag freinehmen und irgendwohin fahren, wo wir ungestört sind.“ Er schluckte und zwang sich dann, hinzuzufügen: „Du ahnst ja nicht, wie sehr ich dich begehre, Virginia.“

Jetzt, wo er sie nicht mehr küsste und berührte, sondern nur ihrer Stimme lauschte, die wieder den gewohnten schroffen Klang angenommen hatte, war seine Lust verflogen, und eiskalte Entschlossenheit erfüllte ihn stattdessen. Virginia war eine Schachfigur, die er benutzen würde, um seine Ziele zu erreichen, aber trotz allem hatte er nicht vor, sie zu verletzen. Er würde nur so weit gehen, wie es nötig war, um ihren Bruder aufzuhalten und seinen eigenen zu retten.

Ihrer Natur getreu, protestierte sie: „Ich kann mir jetzt nicht freinehmen. Ich habe zu viel zu tun. Komm einfach mit zu mir. Wir können getrennt aufbrechen, damit uns niemand sieht, falls dir dein guter Ruf so wichtig ist.“

Am liebsten hätte er sie für ihren herablassenden Ton geohrfeigt. Es war offensichtlich, dass sie nichts weiter als eins, zwei Stunden mit ihm wollte, sich aber keinen ganzen Abend lang mit ihm beschäftigen würde. So absurd es war, er fühlte sich gekränkt; genauso gut hätte sie ihm ein Schild mit „Gigolo“ umhängen können. Sein männlicher Stolz war tief getroffen.

Er brauchte Zeit, um ihr Vertrauen zu gewinnen und Beweise für den Betrug zu finden, der seinen Bruder zu zerstören drohte. Aber das konnte er nicht, wenn Virginias Bruder erfuhr, dass sie sich trafen. Und so erwiderte er ehrlich: „Nein. Es ist zu riskant. Jemand könnte mich bei dir sehen.“

Sie stieß einen dramatischen Seufzer aus und warf ihm einen gereizten Blick zu. „Bist du dir sicher, dass du es überhaupt willst? Ich meine, für einen Mann, der eben noch mit solcher Begeisterung bei der Sache war, denkst du dir jetzt eine Menge Hindernisse aus. Ich habe noch nie jemanden gekannt, der so unglaublich empfindlich ist.“

Mit schmalen Augen schaute er sie an, nicht sicher, wie er darauf antworten sollte, ohne sie noch mehr zu verärgern. Obwohl ihr Bruder offiziell die Firma leitete, war Virginia die eigentliche Chefin. Nur sie konnte ihm helfen, seinen Bruder aus seinen verdammten Schwierigkeiten zu befreien.

Wieder seufzte sie. „Entschuldige. Das war nicht nötig. Aber ehrlich gesagt ist das eine ziemlich ungewohnte Situation für mich.“

Das glaubte er ihr gern. Welcher Mann würde sich für einen solchen Drachen interessieren? Als er sie geküsst hatte und sie ganz weich und anschmiegsam gewesen war, hatte er vergessen, wie kalt und herrschsüchtig sie in Wirklichkeit war. Aber dass er überhaupt einen Blick hinter ihre Fassade getan hatte, war purer Zufall. Und wenn sein Bruder nicht gewesen wäre, hätte er es gar nicht erst versucht.

„Virginia, ich weiß, dass es schwierig ist, aber ich sehe keine andere Möglichkeit …“

„Vielleicht sollten wir es lieber vergessen. Ich bin nicht geschaffen für Affären, und die ganze Sache wird mir langsam peinlich.“

„Nein!“ Verdammt, er konnte jetzt nicht mehr zurück. Bis hierher zu gelangen, hatte bereits mehr Zeit erfordert als erwartet. „Ich wollte damit nur sagen, dass du es dir nicht mehr anders überlegen kannst. Dazu brauche ich dich zu sehr.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, küsste er sie noch einmal – und vergaß sofort, dass es nur Taktik war, als ihre Lippen sich unter seinen öffneten und sich ihre Zungen berührten.

Für einen Drachen war sie unglaublich leidenschaftlich, heiß und sexy. Unwillkürlich hob er wieder eine Hand und umschloss eine Brust. Virginia stöhnte, und als er seine Lippen von ihr löste, flüsterte sie: „Lass mich sehen, was ich machen kann. In ein paar Tagen sage ich dir Bescheid.“

Sie stieg aus, bevor er es verhindern konnte, aber vielleicht war es auch besser so. In der Einfahrt standen viele Wagen. Jeden Augenblick hätte jemand kommen können. Er war so vertieft gewesen in sein Spiel, dass er alle Vorsicht vergessen hatte.

Niemand wusste, wer er wirklich war, und so musste es auch bleiben, denn wenn er Virginias Vertrauen gewonnen und die Pläne ihres Bruders durchkreuzt hatte, würde er sofort verschwinden. Falls jemand ihn einer Affäre mit Virginia verdächtigte, würde sein Vorhaben mit Sicherheit misslingen. Und sein Bruder, Wade, würde die Folgen tragen müssen.

2. KAPITEL

Als Virginia durch die Hintertür das Haus betrat, lief sie direkt ihrem Bruder in die Arme.

Misstrauisch musterte Cliff sie. „Was hast du gemacht da draußen?“

Sie schob ihn beiseite und zog den Mantel aus. Bei Dillons Küssen war ihr heiß geworden. Sie hatte den Mantel nur zugeknöpft als eine Art Barriere gegen die verwirrenden Gefühle, die er in ihr auslöste. Sich so stark zu einem Mann hingezogen zu fühlen war für sie etwas ganz Neues. Sie erschauerte bei der Erinnerung daran. „Na, was wohl? Ich habe mich mit einem Liebhaber getroffen.“

„Haha. Sehr witzig.“ Cliff bedachte sie mit einem ärgerlichen Blick. „Als ob irgendein Mann dumm genug wäre, sich mit dir einzulassen!“

Virginia schüttelte nur stumm den Kopf. In einer Hinsicht hatte Cliff ganz recht. Es kam nur selten vor, dass Männer sich um sie bemühten – und wenn doch, so waren es bestimmt keine Männer, die nichts weiter als eine leidenschaftliche Affäre suchten. Denn sexy war sie nie gewesen mit ihrer schroffen Art und ihren üppigen Formen, die so gar nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprachen. Männer, die sie ihrer Firmenanteile wegen heiraten wollten, gab es zu Dutzenden, aber deren Absichten waren alles andere als ehrbar oder schmeichelhaft, was zum Teil der Grund für ihre ablehnende Haltung Männern gegenüber war. Sie hatte beschlossen, unverheiratet zu bleiben, weil sie keinen Mann fand, der ihr gefiel – entweder waren sie skrupellose Mitgiftjäger oder miese Feiglinge.

Sie hatte große Hoffnungen gesetzt in Dillon, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Er war völlig anders als die unfähigen Narren, die Cliff sonst einstellte. Er war groß, schlank und sehr athletisch, sah aber nicht so aus, als hätte er sich diese Muskeln in einem Fitnessstudio erworben, sondern eher bei harter körperlicher Arbeit irgendwo im Freien. Und er trug ein sehr starkes Selbstvertrauen zur Schau, als verfügte er über eine Wachsamkeit, die den meisten Männern fremd war.

Er besaß die Art von Stärke, angesichts derer die meisten Frauen sich klein und hilflos vorkamen. Doch Virginia fühlte sich davon nicht bedroht – es gab nichts, was ihr noch Angst machte. Sie war als pummeliges, unscheinbares Kind aufgewachsen und hatte schon frühzeitig gelernt, zu kämpfen für alles, was sie wollte, einschließlich der Zuneigung ihrer Eltern. Den Weg in die Firma und in das Vertrauen ihres Vaters hatte sie sich erzwungen. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern und den Machtkämpfen, die darauf gefolgt waren, gab es kaum noch etwas, was ihr Angst einjagen konnte – nicht einmal Dillons Annäherungsversuche.

Leider hatte er sich als ziemliche Enttäuschung erwiesen, genau wie all die anderen. Ein Wort von ihr, und er überschlug sich, um sie nicht zu verärgern. Warum konnte sie nicht einmal einen Mann finden, der sich nicht von ihr einschüchtern ließ?

Sie war enttäuscht über sein mangelndes Durchsetzungsvermögen, aber nicht genug, um die Affäre zu beenden. Mit ein bisschen Glück würde Dillon sie vielleicht noch überraschen, sobald er merkte, dass sie bei Weitem nicht so herrisch war, wie ihr Verhalten vermuten ließ.

„Hey, Virginia! Hörst du mir überhaupt zu?“ Cliff betrachtete sie prüfend. „Was beschäftigt dich, dass du so zerstreut bist?“

Virginia seufzte. „Ich bin nicht in der Stimmung für deinen Sarkasmus, Cliff. Solltest du dich nicht lieber um deine Gäste kümmern?“

„Das wollte ich gerade dir sagen. Wir haben wichtige Geschäftsfreunde zu Gast.“

„Ach ja? Wie deine persönliche Assistentin? Ich habe gesehen, wie Laura dir gehorsam nachgelaufen ist. Wahrscheinlich sucht sie dich bereits.“

Cliff versteifte sich. „Miss Neil geht dich nichts an.“

Im Grunde genommen interessierte es Virginia nicht, was Cliff mit seiner Freizeit oder seiner Sekretärin tat, obwohl sie den Verdacht hatte, dass er Laura nur befördert hatte, um sie in sein Bett zu kriegen. Aber obwohl sie es nicht guthieß, war es nicht ihre Sache, und so zuckte sie die Schultern. „Du hast recht. Was willst du von mir, Cliff?“

„Ich möchte wissen, was es so Wichtiges dort draußen gab, dass du deine Pflicht vernachlässigst.“

„Wie oft muss ich es dir noch sagen, Cliff? Mein Privatleben geht dich nichts an. Hör auf, mich zu bevormunden, oder du wirst die Folgen tragen müssen.“

Wie nicht anders zu erwarten war, kniff Cliff die Lippen zusammen und wandte sich ab und ging. Es war eine Schande, dass er zuerst geboren war. Und eine noch größere Schande, dass ihr Vater geglaubt hatte, die Firma brauche einen Mann als Leiter, obwohl es Cliff an Rückgrat mangelte, an Intelligenz und an Geschäftssinn. Nur weil sie mit Sportartikeln handelten, hatte ihr Vater ihn als Mann für den geeigneteren Geschäftsführer gehalten.

Dabei hatte Virginia die besseren Voraussetzungen für diese Aufgabe. Sie hatte das Geschäft von der Pike auf gelernt, aber ganz gleich, wie tüchtig sie auch war, sie war kein Mann, und das war das Wichtigste für ihren Vater. Wenigstens hatte er genügend Voraussicht besessen, ihr die Aktienmehrheit zu überlassen. Sie war nicht die Präsidentin, und sie mischte sich auch nicht oft in die Geschäftsabläufe ein, aber größere Entscheidungen konnten nicht ohne sie getroffen werden. Und dieser kleine Paragraf im Letzten Willen ihres Vaters hatte ihr Cliffs Hass eingetragen.

Auch ihre jüngere Schwester Kelsey besaß Anteile an der Firma, doch sie hasste es, im Kreuzfeuer zwischen Virginia und Cliff zu stehen, und übertrug ihre Stimme gewöhnlich einem der anderen Vorstandsmitglieder. In der Hauptsache widmete sie sich ihrem Studium und ihren Computern und gab sich Mühe, dem Familienunternehmen fernzubleiben.

Es gab Zeiten, wie heute Abend, da wünschte Virginia, sie hätte die gleichen Möglichkeiten wie ihre Schwester. Es wäre schön gewesen, einmal eine ganz normale Frau zu sein. Dann brauchte sie sich nicht den Kopf über Dillons Motive zu zerbrechen.

Er begehrte sie, das war klar. Seine Erregung konnte nicht gespielt gewesen sein. Aber es steckte noch mehr dahinter, dessen war sie sicher. Und wenn es nicht ihre Anteile an der Firma waren, was konnte es dann sein, was er wollte?

Sie hatte seine Bewerbungsunterlagen gelesen, als Cliff ihn als Chef des Sicherheitsdienstes eingestellt hatte, vor allem, weil Dillon so gar wie nicht der typische Angestellte von Johnson’s Sporting Goods gewirkt hatte. Er sah nicht so aus, als hätte er sich je mit Freizeitsport beschäftigt, und wann immer er eine Krawatte trug, schien er daran zu ersticken. Nein, mit diesen Augen, die so dunkel waren, dass sie fast schwarz wirkten, sah er eher wie ein Söldner aus. Oder wie ein Rebell. Und seine Akte verriet, dass er nie lange einen festen Job gehabt hatte. Er schien im ganzen Land gearbeitet zu haben, und manchmal sogar außerhalb des Landes. Er musste sich erst kürzlich irgendwo aufgehalten haben, wo es sehr heiß war, denn seine Haut war braun gebrannt und bildete einen scharfen Kontrast zu dem sandfarbenen Haar, das ihm bis auf den Kragen reichte.

Seine Qualifikationen und Zeugnisse waren exzellent, außerdem besaß er eine militärische Ausbildung, sodass Cliff ihn trotz seines etwas unkonventionellen Äußeren eingestellt hatte.

Dillon machte seine Sache gut. In den ersten Tagen hatte er die Einstellung zusätzlicher Wachleute vorgeschlagen, und Virginia hatte dafür gestimmt, weil sie der Firma auf lange Sicht viel Geld ersparen würden. Rücksichtslos in vielen Dingen, hatte Dillon schon zwei Nachtwächter gefeuert, weil er sie beim Pokerspielen erwischt hatte. Dillon duldete keine Pflichtverletzungen. Im Moment überprüfte er alle Angestellten der Firma, einschließlich der Büroangestellten und der Verkäufer in den Läden. Er nahm seine Aufgabe sehr ernst und erwartete das gleiche von allen anderen.

Die Intelligenz in seinen dunklen Augen war ebenso offensichtlich wie seine körperliche Kraft und mindestens genauso anziehend. Und trotz allem blieb er Virginia ein Rätsel.

Sie beschloss, ihm eine Nacht zu geben. Selbst wenn er sich später als Schwindler erweisen sollte, war es nicht wichtig. Sie würde sich nie an einen Schwächling binden, sodass kein Risiko bestand, verletzt zu werden. Sie wünschte sich einen Mann, der ihr in jeder Hinsicht ebenbürtig war.

Aber Dillon, mit seinem fantastischen Körper und seinen glutvollen Küssen, würde die schreckliche Leere in ihrem Leben für eine Weile füllen. Sie war schon viel zu lange einsam und brauchte ein bisschen Zuwendung von der Art, die nur ein Mann einer Frau geben kann.

Nein, für einen Mann wie ihn würde sie sich nie ernsthaft interessieren. Aber jede Frau hatte das Recht, gelegentlich zu träumen. Und Dillon Jones war ein fleischgewordener Traum. Genau der Richtige.

Kaum betrat Dillon seine Wohnung, sprang Wade auf.

„Was ist passiert? Wie ist es gelaufen?“, rief er aufgeregt.

Dillon zog seine Lederjacke aus und streifte seine Stiefel ab. „Was, zum Teufel, machst du hier, Wade? Willst du alles ruinieren?“

„Ich war vorsichtig“, protestierte Wade gekränkt. „Ich habe bis zur Ecke einen Bus genommen und bin den Rest des Weges zu Fuß gegangen. Außerdem ist es dunkel. Niemand kann mich gesehen haben. Und jetzt sag mir, wie es gelaufen ist!“

Autor

Lori Foster
Bisher hat die US-amerikanische Bestseller-Autorin Lori Foster über siebzig Liebesromane geschrieben. Unter dem Namen L.L.Foster schreibt sie Fantasy-Romane. Mit dem Schreiben begann Lori Foster erst im Alter von 30 Jahren, vorher dachte sie nie daran, eine Geschichte zu schreiben. Als sie mit einer Lungenentzündung das Bett hüten musste, brachte ihre...
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